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Schwartz, Richard – Zweite Legion, Die (Das Geheimnis von Askir 2)

_Geteilte Freude, halbe Freude_

Ein mysteriöser Wanderer aus dem legendären Reich Askir trifft im Gasthof „Zum Hammerkopf“ ein. Er unterrichtet den Krieger Havald und die Halbelfe Leandra über die Zersplitterung des Reiches. Leandra, Havald und einige Gefährten machen sich auf zum magischen Portal, um die Bewohner Askirs davor zu warnen, dass der brutale Herrscher Thalak auch sie zu unterjochen droht. Das Portal soll die Gefährten unmittelbar nach Askir führen. Doch stattdessen landen sie im gefährlichen Wüstenreich Bessarein …

_Der Autor_

Richard Schwartz, geboren 1958 in Frankfurt/Main, hat seine Ausbildung als Flugzeugmechaniker und ein Studium der Elektrotechnik und Informatik absolviert. Er arbeitete als Tankwart, Postfahrer und Systemprogrammierer und restauriert Autos und Motorräder. Am liebsten widmet sich der passionierte Rollenspieler jedoch phantastischen Welten. Er schreibt gern in der Nacht, so auch seinen Debütroman „Das Erste Horn“. Dieser bildet den Auftakt zum Zyklus „Das Geheimnis von Askir“:

1) [Das Erste Horn 3196 (September 2006)
2) Die Zweite Legion (März 2007)
3) Das Auge der Wüste (September 2007)

_Handlung_

Der Krieger Havald und seine Geliebte, die Magierin Leandra, haben den gefährlichen Ausflug in das unterirdische Labyrinth unterm Gasthof „Hammerkopf“ lebend überstanden. Sie und ihre Gefährten, darunter eine Dunkelelfe, wurden von einem feindlichen Magier namens Balthasar in einem uralten Tempel attackiert. Nur der Zauber der Dunkelelfe Zokora rettete sie vor der völligen Vernichtung und führte den Tod Balthasars herbei. Im Verlaufe der Aktion gingen die Geister der Untoten, die unter dem „Hammerkopf“ begraben lagen, in die Wirtstochter Sieglinde und in Ser Havald über.

Aus Sieglinde ist unter der Obhut des Geistes von Kundschafterin Serafine eine Kriegerin geworden, die nun mit ihrem Geliebten, dem vorgeblichen Räuberhauptmann und vielleicht tatsächlichen Agenten des Reiches von Askir, eine Ausbildung zur Schwertkämpferin absolviert. Zokora hat sich Varosch, einen anderen Krieger, als Ersatz für den gefallenen Rigurd zum Liebhaber genommen. Und alle zusammen versuchen nun herauszufinden, wie sie dem Reich Askir beistehen können, das von den Heerscharen des grausamen Königs Thalak bedroht wird. Askir wurde vor Urzeiten von seinem Herrscher Askannon verlassen und wird nun von zerstrittenen Emiren regiert.

Ein geheimnisvoller Wanderer, der sich Kennard nennt, unterrichtet sie, dass der nächste und schnellste Zugang zu Askirs Herrschaftsbereich in der Donnerfeste existiert, die den nahen Donnerpass gegen die Barbaren verteidigen sollte. Die Feste sei mittlerweile dem Verfall preisgegeben, doch noch immer gingen Geister umher, denen unvorsichtige Plünderer und Wanderer zum Opfer fielen. Doch in der Feste befindet sich eines der magischen Dimensionstore, wie sie es auch unter dem „Hammerkopf“ benutzt haben, und mit Hilfe der magischen Torsteine, die ihnen teils Kennard gibt und die sie teils noch von der Ersten Kompanie haben, könnten sie nach Askir gelangen, um es zu warnen. Leandra will an einem bestimmten Tag vor dem Rat des Reiches sprechen.

|Die Feste der Geister|

Nachdem sie die Passage durch die unterirdischen Gänge und die Eiswüste lebend bewältigt haben, gelangen die Gefährten in den Pass, der von der Feste versperrt wird. Die Donnerfeste ist zwar von Eis überzogen und verlassen, aber keineswegs leer. Fallen und gefährliches Ungeziefer müssen sie überwinden, bevor sie einer weiteren Gefahr gegenüberstehen: ein Agent Thalaks greift sie an. Der Feind weiß offenbar, dass sie hier sind. Weil Havald inzwischen erblindet ist, müssen die anderen für ihn kämpfen. Sein Bannschwert Seelenreißer nützt ihm wenig. Doch die Verteidigung gelingt ebenso wie der Durchtritt durch das Tor nach Askir.

|Die Wüste|

Eines der sieben Emirate von Askir ist Bessarein, und es besteht hauptsächlich aus Sandwüste. Immerhin gibt es eine gepflasterte Straße vom Tor, das in einer Ruine verborgen liegt, bis zur Hauptstadt Gasalabad. Sie stoßen auf die Spur von Wüstenräubern und retten ein verstecktes Baby aus den Trümmern eines überfallenen Zeltlagers von Reisenden. Ein Zettel besagt, das Kind heiße Faraisa und entstamme dem Haus des Baumes, ist also adliger Herkunft. Sie brauchen dringend Milch für das Kleine und kehren in dem Gasthof von Fahrd ein.

Nach einem ausgiebigen Abendessen sinken alle Gefährten in einen tiefen Schlaf – wie unvorsichtig! Havald erwacht erst drei Tage später, und dann auch noch nackt und in Ketten. Immerhin hat er Gesellschaft: sein Mitgefangener nennt sich Armin di Basra, ein ehemaliger Gaukler. Und er quasselt Havald die Ohren voll, er sei mit seiner Karawane überfallen worden und hier in Fahrds Gasthof gelandet. Vielleicht werde er als Sklave verkauft, wer weiß. Von Havalds Geliebter Leandra findet sich keine Spur. Mit dem Wächter vor der Tür ist ebenfalls nicht gut Kirschen essen.

Nun ist guter Rat teuer. Havald ist seines Bannschwertes beraubt worden, mit dem er die Ketten kinderleicht hätte zersprengen können. Aber vielleicht tut es auch ein wenig Hitzemagie …

_Mein Eindruck_

Der Roman zerfällt in zwei Teile, die ziemlich genau auf die beiden Hälften verteilt sind. Die Zäsur fällt auf den Überfall in Fahrds Gasthof, der sich als klassische Touristenfalle entpuppt. In der ersten Hälfte fand ich zu meinem Missvergnügen wenig gute Einfälle und insgesamt nur die übliche Fantasyroutinehandlung. Genauso gut hätte der Autor ein schlechtes Fantasy-Game in Prosa transponieren können – es wäre auch nicht aufregender geworden. Immerhin zeichnet sich zunehmend die überragende Bedeutung der magiebegabten Dunkelelfe Zokora ab.

|Die andere Hälfte|

Die zweite Hälfte ist in einem anderen Tonfall und mit einem guten Schuss Humor erzählt. Zwar entspricht der Schauplatz Gasalabad in allen Details dem Bagdad zu Zeiten von Harun al-Raschid seligen Angedenkens, aber es gibt einen wichtigen Unterschied. Zum einen steht in der Mitte eine exterritorialen Festung des Alten Reiches von Askir, die auf Havald eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausübt (in einem Traum hat ihn Askannon zum Kommandanten der verschwundenen Zweiten Legion ernannt). Und die Stadt und die Festung liegen offenbar im Streit miteinander. Als früherer Soldatenführer erkennt Havald sofort die strategischen Möglichkeiten dieser Zitadelle.

Zum zweiten lässt sich hier Magie wirken. Havald selbst kann kleine magische Tricks ausüben und so das Leben einer Prinzessin retten – und sein eigenes. Er ist von seinen Gefährten getrennt worden. Während Zokora, Varosch und die mysteriöse Natalyia bald wieder zu ihm stoßen, muss er vernehmen, dass Leandra wahrscheinlich Sklavenhändlern in die Hände gefallen ist. Es gibt in Gasalabad noch eine zweite Stadtebene: die Unterwelt.

|Feind und Freund|

Die Nebenhandlung um die Rückgewinnung der gestohlenen Torsteine erschien mir zunächst überflüssig, doch nach einer Weile stellt sich heraus, dass hier unten bereits die Agenten Thalaks ihr Unwesen treiben. Er und Zokora haben Gelegenheit, ihre Loyalität zum Alten Reich unter Beweis zu stellen, indem sie diese Agenten bekämpfen und ein imperiales Zeichen hinterlassen.

Nun wissen die Machthaber Gasalabads, die zerstrittenen Häuser sowie der Emir, dass imperiale Agenten in der Stadt sind, und finden das gar nicht lustig. Folglich hebt eine heimliche Hetzjagd auf die Gefährten an. Wie man sieht, ist diese zweite Hälfte nicht mehr Abarbeitung alter Vorgaben, wie dies die erste Hälfte kennzeichnet, sondern die Einführung zahlreicher neuer Bedingungen für das Vorgehen unserer Helden. Endlich gewinnt Havald ein Bild von den aktuellen Machtverhältnissen in Askir. Seine Aufgabe besteht vor allem darin, sich gegen die zahlreicher werdenden Feinde zu behaupten. Dabei könnte er Leandra sehr gut gebrauchen, doch sie bleibt verschwunden. Sie zu finden, ist im nächsten Band zu erzählen.

|Humor|

Sehr gut gefiel mir die Entwicklung Zokoras von einem Alien zu einem halbwegs menschlichen Wesen. Es ist ungefähr so, als würde man Grace Jones bei einer Verwandlung zuschauen. Schließlich gelingt es Zokora sogar, einen Witz zu machen, über den die meisten lachen können. Auch wenn der Anlass reichlich makaber ist.

_Unterm Strich_

Es ist schon ein merkwürdiges Leseerlebnis. Da hat man die erste Hälfte des Buches mit Ach und Krach überstanden, da wird plötzlich eine völlig andere Tonart angeschlagen, nämlich genau jene, die man im Vorgängerband so schön und unterhaltsam fand. Daher ist auch mein Urteil ziemlich gespalten. Ähnelt die erste Hälfte der Nacherzählung eines durchschnittlichen Videospiels, so hat man es in der zweiten Hälfte mit recht ordentlicher Literatur zu tun. Der Autor hat sich sogar die Mühe gemacht, mal ein wenig Atmosphäre heraufzubeschwören, und das ist ihm ausnehmend gut gelungen. Es kann eben nicht immer nur Action geschildert werden, auch wenn die Leser (zu Recht) darauf bestehen.

http://www.piper-verlag.de/

[NEWS] Brandon Sanderson – Metall der Götter (Die Nebelgeborenen 7)

Waxillium Ladrian hat den Mantel des Gesetzeshüters niedergelegt und widmet sich nun dem Leben als Senator der Stadt Elantel. Statt auf der Straße finden seine Kämpfe nun auf dem Papier statt. Seine Freunde Wayne und Marasi sind währenddessen weiter auf der Suche nach einem Weg, den »Kreis« zu überführen. Diese zwielichtige Organisation hat viele Menschen entführt, deren Schicksal nie geklärt werden konnte. Als die beiden auf ein geheimes Waffenlager stoßen, das den Frieden zwischen Elantel und den äußeren Städten bedrohen könnte, muss Wax eingreifen und wieder das Schwert werden, zu dem ihn sein Gott, der Einträchtige, auserkoren hat. Weit größere Mächte sind hier am Werk, und wenn er nicht einschreitet, werden die Menschen von Scadrial dem Untergang geweiht sein. (Verlagsinfo)


Broschiert ‏ : ‎ 688 Seiten
Piper

Haydon, Elizabeth – Tochter der Erde (Rhapsody / Symphony of Ages)

„Tochter der Erde“ ist der zweite Band des |Symphony of Ages|-Zyklus von Elizabeth Haydon.

Rhapsody Saga

Band 1: Rhapsody: Child of Blood, Tor 1999, ISBN 0-312-86752-2
Tochter des Windes, Heyne 2003, Übersetzer Michael Windgassen, ISBN 3-453-86372-0
Band 2: Prophecy: Child of Earth, Tor 2000, ISBN 0-312-86751-4
Tochter der Erde, Heyne 2003, Übersetzerin Christine Struth, ISBN 3-453-87069-7
Band 3: Destiny: Child of Sky, Tor 2001, ISBN 0-312-86750-6
Tochter des Feuers, Heyne 2004, Übersetzer Michael Siefener, ISBN 3-453-87549-4
Band 4: Requiem for the Sun, Tor 2002, ISBN 0-312-87884-2
Tochter der Zeit, Heyne 2005, Übersetzer Michael Siefener, ISBN 3-453-87911-2
Band 5: Elegy for a Lost Star, Tor 2004, ISBN 0-312-87883-4
Tochter des Sturms, Heyne 2006, Übersetzer Michael Siefener, ISBN 3-453-52067-X
Band 6: The Assassin King, Tor 2007, ISBN 0-765-30565-8
Tochter der Sonne, Heyne 2008, Übersetzer Michael Siefener, ISBN 978-3-453-53256-4
Band 7: The Merchant Emperor, Tor 2014, ISBN 978-0-7653-0566-4
Band 8: The Hollow Queen, Tor 2015, ISBN 978-0-7653-0567-1
Band 9: The Weaver´s Lament, Tor 2016, ISBN 978-0-7653-2055-1

Lost Journals of Ven Polypheme

The Floating Island, Starscape 2006, ISBN 0-765-30867-3
The Thief Queen’s Daughter, Starscape 2007, ISBN 978-0-7653-0868-9
The Dragon’s Lair, Starscape 2008, ISBN 978-0-7653-0869-6
The Tree of Water, Starscape 2014, ISBN 978-0-7653-2059-9
(Quelle: Wikipedia.de)

Nachdem Rhapsody, Achmed und Grunthor im ersten Band an der Wurzel des Weltenbaumes entlang quer durch die Erde geflohen, am anderen Ende der Welt wieder herausgekommen sind und im ehemaligen Canrif ein neues Königreich der Bolg errichtet haben, geht es im zweiten Band hauptsächlich um die Bedrohung durch den F’dor.

Rhapsody macht sich zusammen mit dem geheimnisvollen Ashe auf den Weg, um der Drachin Elynsynos einen Teil ihres Hortes zurückzubringen. Die Begegnung verläuft über Erwarten gut, die Sängerin und die Drachin freunden sich an. Auf Anraten der Drachin reist Rhapsody danach nicht zurück nach Ylorc, wie Canrif unter den Bolg jetzt heißt, sondern nach Tyrian, wo die Lirin leben, von denen auch Rhapsody abstammt. Bei den Lirin lebt Oelendra, die berühmte Schwertkämpferin, die vor Rhapsody die Tagessternfanfare getragen hat, das Flammenschwert, das jetzt Rhapsody trägt. Auch Oelendra wird ihre Freundin, ebenso wie unterwegs Ashe ihr Freund wird.

Während Rhapsody auf Reisen ist und nebenbei bereits zum zweiten Mal die Pläne des F’dor durchkreuzt, machen Achmed und Grunthor tief unter den Felsen des Gebirges eine unerwartete Entdeckung.

Doch der F’dor, begierig, die neue Scharte auszuwetzen, bleibt nicht untätig. Schon bald braut sich mehr als ein Gewitter am Horizont zusammen…

Obwohl Rhapsody wieder viel unterwegs ist, machen die Reisen diesmal nur etwa die Hälfte des Buches aus. Ein ziemlich großer Teil davon beschäftigt sich mit dem Aufbau der Beziehung zwischen Rhapsody und Ashe. Zwangsläufig wird der Romantik in diesem Band ein weit größeres Feld eingeräumt als im ersten. Den zweiten, großen Teil nehmen Achmed und Grunthor und ihre Entdeckung in Anspruch, sodass der trockene Humor, der das Verhältnis der Drei untereinander auszeichnet, auch hier immer wieder zum Tragen kommen kann. Dieser Handlungsstrang ist zwangsläufig auch der, der den Hauptteil der Spannung trägt. Der Spannungsbogen hat seinen Verlauf mit dem ersten Band gemein. Er hängt nie durch, aber richtig straff gespannt wird er erst gegen Ende. Bei der Länge des Buches wäre alles andere auch unerträglich.

Neben den beiden Hauptsträngen werden diverse andere Handlungsfäden weiterentwickelt. So zeichnet sich ab, dass Tristan Steward, der Prinzregent von Roland, auf Dauer zum Problem werden wird. Bereits im ersten Band ist er in Rhapsodys Bann geraten, und trotz des Desasters, das er damit angerichtet hat, kann er nicht von ihr lassen. Das Desaster, das diese Tatsache heraufbeschwört, ist weit größer, als er sich vorstellen kann. Was Rhapsody gegen Ende des zweiten Bandes über Llauron erfährt, legt den Grundstein für weitere Verwicklungen. Und dazu kommt noch die Erkenntnis über die Kinder…
Auch der zweite Band endet folglich wieder nur mit einem Teilsieg der Drei. Entgegen der Aussage des Klappentextes ist es nämlich nicht der F’dor selbst, den sie unschädlich machen.

Die Autorin schreibt flüssig und gut lesbar, nur gelegentliche Tippfehler in der Nachbearbeitung wirken störend. Die Handlung entwickelt sich langsam und allmählich, spätere Geschehnisse werden zeitig angelegt und wirken sich erst allmählich aus, soweit das bei der epischen Länge, die Haydon vorlegt, möglich ist, was dem Verlauf Echtheit und Logik verleiht. Dabei versteht die Autorin es geschickt, ihre Informationen häppchenweise zu verteilen. Im ersten Band erfuhr man ein wenig von Llauron, ein wenig von Stephen Navarne, im zweiten sind die Informanten vor allem Elnysynos und Oelendra. Gleichzeitig sorgen weitere Prophezeiungen für neue Verwirrung. Die Lösung des Rätsels um Ashe hält den Frustrationspegel niedrig, gleichzeitig schafft es Haydon, trotz aller Andeutungen und Hinweise die Identität des F’dors bis zum Ende des zweiten Bandes immer noch geheim zu halten. So fühlt man sich beim Lesen des Buches wie jemand, der einem Mosaikleger bei der Arbeit zuschaut. Jedes Steinchen macht das Bild ein bisschen deutlicher, facettenreicher, vielfältiger, und doch ist es immer noch unfertig, weil das Wesentliche, die endgültige Lösung fehlt.

Nach gut 1500 Seiten hat Haydon immer noch unausgeschöpftes Potenzial. So ist Anwyn, die Seherin der Vergangenheit, bisher nur ein einziges Mal ganz kurz aufgetaucht, die Kathedrale zu Ehren des Elementes Erde wurde nur einmal namentlich erwähnt, und auch das Rätsel um Meridion, den Manipulator am Zeit-Editor ist nach wie vor ungelöst, ganz abgesehen davon, dass der F’dor noch nicht bezwungen ist. Bereits im ersten Band spielte neben Achmeds Fähigkeiten Rhapsodies Musik eine tragende Rolle als magisches Hilfsmittel. Diesmal rückt ihr Schwert etwas mehr in den Vordergrund, zusammen mit Grunthors Fähigkeiten im Zusammenhang mit Erde und Gestein. Außerdem gewinnt in der Person Ashes das Element Wasser zum ersten Mal an Bedeutung. Der dritte Band „Tochter des Feuers“, der im März erschienen ist, dürfte also durchaus noch einiges bieten.

Warum das englische Wort |child| in den Originaltiteln ausgerechnet mit „Tochter“ übersetzt wurde, wissen allein die Lektoren! Gerade in den ersten beiden Bänden ist damit eindeutig nicht Rhapsody gemeint! Auch frage ich mich, warum „Child of Blood“ mit „Tochter des Windes“ übersetzt wurde. Zwar besteht im Buch ein gewisser Zusammenhang zwischen Wind und Blut, trotzdem ist der Titel irreführend. Natürlich sind die Elemente für die Geschichte von großer Bedeutung, der Titel „Child of Blood“ bezieht sich jedoch auf die Prophezeiung im ersten Band. So trägt der dritte Band im Original den Titel „Child of Sky“, was zeigt, dass die Übersetzung hier genauso verwirrend falsch ist.
Immerhin scheint diese Freiheit in der Übersetzung sich nicht auch auf den eigentlichen Buchtext auszuweiten, denn da kamen im Zusammenhang mit diesen Namen keine Undeutlichkeiten vor. Trotzdem frage ich mich wieder mal, warum man sich nicht einfach an den Originaltitel gehalten hat. Die Autorin hat sich durchaus etwas dabei gedacht!

Ich fand das ganze Buch durchdacht und gelungen, und bin bereits gespannt auf den dritten Band. Der vierte Band ist bisher nur auf Englisch unter dem Titel „Requiem for the Sun“ erschienen. Der Titel weicht vom bisherigen Muster der Vorgängerbände ab, deshalb ist die Zugehörigkeit zum Zyklus nicht so offensichtlich, ob auch ein inhaltlicher Absatz vorhanden ist, wird sich zeigen. Der fünfte Band des Zyklus mit dem Titel „Elegy for a lost Star“ ist derzeit noch in Arbeit, soll aber im August dieses Jahres auf Englisch erscheinen.

Elizabeth Haydon lebt an der Ostküste der USA mit ihrem Mann und drei Kindern. Sie interessiert sich für Kräuterkunde und Geschichte, singt und spielt selbst Harfe. Bevor sie zu schreiben begann, arbeitete sie im Verlagswesen. Außer „Symphony of Ages“ schrieb sie auch „The Journals of Ven Polypheme“ für Kinder.

Homepage der Autorin: http://www.elizabethhaydon.com/

[NEWS] Stefanie Schuhen – Das rastlosen Geister des Salon Nocturne

Die magiebegabte Bäckerin Jackie ist durch einen mächtigen Zauber an ihr Haus in Paris gefesselt, nur mithilfe der streunenden Katzen kann sie es manchmal verlassen. In dem dazugehörigen Café Salon Nocturne verkauft sie magische Tränke und Tinkturen und hat sich mit ihrem Schicksal arrangiert. Doch dann experimentiert jemand mit gefährlichen Bindungsritualen – mit fatalen Folgen, und Jackie wird von ASRAM, der Agentur zur Kontrolle der Magie, als Expertin angefordert. Eigentlich widerstrebt ihr die Zusammenarbeit. Und mussten sie ausgerechnet Gabriel Rivera schicken? Jenen Mann, dessen Name Jackie schon so lange verfolgt und der nun alles daran zu setzen scheint, ihre geordnete Welt aus den Fugen zu reißen … (Verlagsinfo)


Taschenbuch ‏ : ‎ 448 Seiten
Piper

[NEWS] Lana Harper – Payback’s a Witch

Emmy Harlow liebt ihr Leben in Chicago. Als sie jedoch als Schiedsrichterin für einen traditionellen Wettkampf zwischen den ältesten Hexenfamilien in ihrer Heimatstadt Thistle Grove ausgewählt wird, muss sie der Familienpflicht nachkommen und in die magische Kleinstadt zurückkehren, die sie aus guten Gründen hinter sich gelassen hat. Diese Gründe bestehen größtenteils aus ihrer komplizierten Großfamilie – und ein klein wenig aus Gareth Blackmoor, dem gut aussehenden Erben einer mächtigen Hexenfamilie, der Emmy vor Jahren das Herz gebrochen hat. Als Emmy erfährt, dass Gareth in ihrer Abwesenheit auch ihre beste Freundin Linden und die undurchschaubare Talia belogen und sitzen gelassen hat, schmieden die drei jungen Frauen einen Plan, um sich an Gareth zu rächen – und den magischen Wettkampf zu gewinnen. (Verlagsinfo)


Broschiert ‏ : ‎ 416 Seiten
Piper

[NEWS] Heidi Troi – Liebe mit Bergblick

Die Brüder Matt, Mark und Alex verwirklichen sich einen Traum: ein gemütliches Feriendorf in den Südtiroler Alpen. Doch dabei brauchen sie dringend Unterstützung. Als Emma das Jobangebot als Kellnerin sieht, bewirbt sie sich kurzentschlossen – sie hat genug von Liebeskummer und will ihrem tristen Alltag in Köln entkommen. Aber statt von Sommer und Alpenglühen wird sie von einem Schneesturm und dem missmutigen Matt empfangen, der sie aus irgendeinem Grund zu hassen scheint. Die Arbeit in den Bergen ist hart, das Dorf abgelegen und das Wetter kann tückisch sein. Und wenn auch noch Gefühle hinzukommen, ist das Chaos perfekt …  (Verlagsinfo)


Taschenbuch ‏ : ‎ 245 Seiten
Piper

[NEWS] Linus Geschke – Die Verborgenen

Sven und Franziska Hoffmann haben alles, wovon sie einst träumten: eine wunderbare Tochter und ein traumhaftes Haus an der Küste. Alles könnte perfekt sein. Doch dann dringt jemand heimlich in ihr Haus ein. Der ungebetene Gast bedient sich an ihrem Essen, stöbert in ihren Schränken und steht neben ihren Betten, wenn sie schlafen. Als dann noch Gegenstände verschwinden und fremde Fußspuren im Keller auftauchen, bezichtigen sich die Eheleute gegenseitig. Je merkwürdiger die Vorgänge in ihrem Haus werden, desto mehr bröckelt die makellose Fassade der perfekten Familie. Und genau das ist es, was der Eindringling will … (Verlagsinfo)


Broschiert ‏ : ‎ 368 Seiten
Piper

Buchheim, Lothar-Günther – Boot, Das

Den Kinofilm Wolfgang Petersens oder gar den zugrunde liegenden, dreiteiligen Fernsehfilm aus dem Jahre 1982 kennt eigentlich fast jeder und kann man mit Fug und Recht als ein Meilenstein der deutschen Filmindustrie betrachten. Nebenher bemerkt, verhalf das einigen Darstellern und Petersen selbst zum internationalen Durchbruch. Doch erstaunlich wenige Menschen kennen die literarische Vorlage, geschweige denn den Autor und sein restliches Schaffen, von dem „Das Boot“ nur einen Ausschnitt darstellt. Grund genug, einmal in dieses Stück Kulturgut und Geschichte abzutauchen und in Augenschein zu nehmen, warum das Werk von 1973 eine solche Faszination verströmt.

_Der Autor_
Der heute einäugige Buchheim ist Jahrgang 1918, in Weimar geboren und galt schon als Vierzehnjähriger als künstlerisches Talent und Wunderkind. Seine Kindheit verbrachte er in Chemnitz, machte Abitur und studierte später Kunst in Dresden. Bereits in seiner Jugend waren seine Zeichnungen und Malerarbeiten in diversen Zeitungen und Kollektiv-Ausstellungen anzutreffen. Heute unterhält er eine der größten privaten Kunstsammlungen des deutschen Expressionismus in seinem Wahl-Heimatort Feldafing.

Kurz nach dem Krieg eröffnete er eine Kunstwerkstatt / Kunstgalerie – 1951 hob er sogar einen eigenen Kunstverlag aus der Taufe. Während des Krieges diente der schon immer maritim interessierte Buchheim als Marinekriegsberichter auf diversen Schiffen, von Minenräum- und Schnellbooten über Zerstörer bis eben hin zu den U-Booten, die ihm dann letztendlich auch den heutigen Ruhm und natürlich den Stoff für seine zahlreichen Bücher bescherten. Diese Art der Vergangenheitsbewältigung ist aber nicht sein gesamtes literarisches Schaffen, er verfasste auch schon einige Standardwerke über Kunst, speziell den Expressionismus.

Gerade aber sein beinahe autobiographischer und bekanntester Roman, in dem er seine Fahrten und Erlebnisse auf Schiffen im und nach dem Krieg verarbeitet, ist nicht unumstritten und stieß bei einigen seiner ehemaligen Kameraden auf teils weniger Gegenliebe – wie sagt er schon selbst im Vorwort?: „Dies ist ein Roman – aber kein Werk der Fiktion“. Einige Veteranen sehen das wohl etwas anders und brandmarken „Das Boot“ als zu übertrieben und zu unsachlich. Diese gingen sogar so weit und veröffentlichten eine Gegendarstellung mit dem Titel: „So war es damals nicht!“.

_Zur Story_
Saint Nazaire, Nordfrankreich – Herbst/Winter 1941:
Der Roman beginnt, wie auch der Film, mit der Anfahrt des Kriegsberichterstatters Leutnant Werner, dem „Alten“ (dem Kommandanten von U-96) und dem LI (Leitender Ingenieur) des Bootes auf St. Nazaire, wo Leutnant Werner als Gast des BdU auf dem U-Boot mitfahren soll. Sie werden bereits auf dem Weg über die Landstraße in die Stadt zur „Bar Royal“ von volltrunkenen Teilen der Mannschaft in ihrem Wagen belästigt. Klartext: Sie werden angepöbelt und angepinkelt – was der Kommandant jedoch nur lakonisch kommentiert.

Der „Alte“ wird dem Leser als stoischer, ruhiger Dreißigjähriger präsentiert, der aber durch das Erlebte aussieht, als wäre er schon weit über 40. Ganz besonders deutlich wird sein Charakter, als er später am Abend in der besagten Bar nicht – wie so viele andere – dem Suff verfällt, sondern als ruhender Pol das stattfindende und gegen Ende immer mehr ausufernde Gelage der zurückgekehrten „Seehelden“ über sich ergehen lässt. Man ist ausgelassen und überspielt den eigenen Schiss mit demonstrativ zur Schau gestelltem Optimismus und noch mehr Alkohol.

Das Leben der U-Besatzungen wird in diesen Tagen des Krieges immer schwerer: Die Briten stellen sich auf die U-Boote ein, haben neue Messmethoden, sie aufzuspüren und greifen mit Bombern beinahe unablässig die deutschen Marinestützpunkte an der französischen Küste an… Allein wer lebend von der Feindfahrt zurückkehrt, ist schon ein Held, wer auch noch Versenkungen aufzuweisen hat, kann sich des Ritterkreuzes schon beinahe sicher sein.

Doch eben die prestigeträchtigen Versenkungen durch die U-Waffe nehmen in dieser Phase des Krieges rapide ab, teils durch das von den Alliierten eingeführte Konvoi-System – mit Begleitzerstörern, die über Unterwasserortung (ASDIC) verfügen – teils durch unerfahrene, frisch von der Ausbildung kommende Kommandanten ohne Fronterfahrung. Zudem ist oft die Technik der stählernen Särge von Fehlfunktionen geschüttelt, Torpedos detonieren nicht und allerhand geht an Bord aus diversen Gründen „einfach so“ zu Bruch – ganz zu schweigen von den durch pausenlose Einsätze physisch und psychisch ausgebrannten Mannschaften.

Auf der einen Seite nervenaufreibende, oft wochenlangene Gammeldienste auf Patrouille ohne Feindkontakt oder eben das genaue Gegenteil: Nicht enden wollende Bombenteppiche, die bei Entdeckung durch einen Begleitzerstörer drohen. Kein Wunder, dass die Crews nervlich verständlicherweise vollkommen platt sind. Hinzu kommen natürlich die gnadenlose Enge und der hygienische Ausnahmezustand nach unzähligen Seetagen an Bord eines U-Boots.

Kurzum: Mensch und Material sind an der absoluten Belastungsgrenze, manchmal sogar bereits weit jenseits davon. Da aber die U-Waffe Hitlers und Dönitz’ liebstes Prestige-Objekt ist, kommen solche Marinekriegsberichter wie Leutnant Werner (das Alter-Ego Buchheims) als Propaganda-Lieferanten zum Einsatz, man will an der Heimatfront ein möglichst gutes Bild präsentieren. Der Leser begleitet den jungen Leutnant mit U-96 auf einer „typischen“ Feindfahrt in den Atlantik – quer durch das volle Programm des gnadenlosen U-Boot-Krieges…

_Kritik_
Pate für das Material des Romans stehen Buchheims reale Erlebnisse in der deutschen Kriegsmarine (auch auf U-96, richtiger müsste es aber heißen: UA), allerdings ist ihm aus berufenen Mündern schon oft der Vorwurf gemacht worden, er betreibe Geschichtsverfälschung. „Das Boot“ ist ein Stelldichein aus Buchheims gesammelten Erfahrungen im (See-)Krieg und nicht alle kleinen Geschichtchen und handelnden Personen rund um das legendäre U-Boot gehören wirklich hierher, sondern sind vom Autor in Romanform nur auf U-96 vereint worden. Sie sollen aber einen realen Background haben und nicht vollends aus der Luft gegriffen sein.

Die Figur des „Alten“ ist beispielsweise seine Hommage an (mit ihm lange Jahre nach dem Krieg noch befreundeten) Kapitänleutnant Heinrich Lehmann-Willenbrock, der das Boot, als Buchheim darauf Dienst tat, befehligte, doch auch dieser verwies zu Lebzeiten einige der geschilderten Vorfälle ins Reich der Phantasie und Übertreibung. Hervorzuheben ist beispielsweise der „Gibraltar-Unfall“ (eine dramatische Schlüsselstelle im Roman sowie im Film), dort sollen sich die Ereignisse weit weniger tragisch und nicht so spektakulär abgespielt haben, wie Buchheim sie ausführt – das lässt sich im Nachhinein sogar belegen; was nämlich Fakt ist: Das Meer ist an betreffender Stelle flach und nicht 300 Meter tief.

Hier in diesem speziellen Fall hat Buchheim offensichtlich und nachweislich viel zu dick aufgetragen – was jeder anhand eines guten Atlas mit Seekarten selbst nachprüfen kann. Nicht überall treten die Flunkereien im Dienste der Ausschmückung so deutlich zu Tage. Trotzdem tat er gut daran, das Buch nicht als biographisches Werk zu etikettieren, sondern als „Roman“, wenn er auch steif und fest behauptet, die Begebenheiten seien keine Fiktion – so hat man immer eine passende Entschuldigung parat, wenn mal etwas historisch oder geographisch nicht ganz akkurat beschrieben wird.

Man merkt Buchheim aber an, dass er sich mit der Seefahrt und den technischen Hintergründen exzellent auskennt; Leser, die keine Ahnung vom Bord-Jargon oder auch maritimen Begriffen haben, werden den Text eventuell als etwas holprig empfinden – er geht sehr ins seemännische Detail und bedient sich Ausdrücken, die nicht jeder Landratte geläufig sein dürften. Gottseidank befindet sich aber am Ende des Buches ein Glossar, sodass man dort im Zweifelsfall nachschlagen kann, was der eine oder andere Begriff bedeutet.

Ansonsten ist der Schreibstil sehr bildhaft-blumig, dann wieder – kontrastierend – überdeutlich vulgär und reich an Ironie, die streckenweise sogar als überzogen heiter zu bezeichnen ist. Die handelnden Charaktere sind ebenfalls sehr detailliert ausgeführt, weswegen mir auch klar ist, warum so einige seiner alten Kameraden aufheulten (die werden sich wohl wiedererkannt haben) – wer sieht sich schon gerne als ungewaschenen, stets zotenreißenden Haudegen und somit Antiheld beschrieben, von denen das Buch nur so strotzt? Also ich wäre auch nicht glücklich darüber, so unvorteilhaft wegzukommen.

In meinen Augen sind die dargestellten Personen dennoch realistisch und überaus glaubhaft in ihrem Verhalten in diesen Ausnahmesituationen, die hier beschrieben werden – ich hab keinen Zweifel, dass Buchheim der psychologischen Wahrheit des U-Krieges hier zumindest sehr nahe kommt, auch wenn die einen oder anderen Konversationen, Figuren und Vorfälle vielleicht erfunden – oder nicht auf eben diesem Boot geschehen – sein mögen. Nebenbei erfährt man auch eine Menge Wissenswertes über U-Boote, deren Technik an sich und im Speziellen natürlich über den legendären Typ VII-C, dem U-96 angehört – Buchheim beschreibt gerade während der ansonsten langatmigen ersten 200 Seiten, wo die Mannschaft ohne Feindkontakt Gammeldienst schiebt, sehr plastisch, wie ein U-Boot funktioniert.

In diesem Abschnitt werden auch die Figuren und ihre Funktionen an Bord etwas näher vorgestellt und immer wieder ergießt sich der Autor in prosaischer Beschreibung des Meeres und des Himmels – was anderes hat man ja eh nicht zu tun, wenn der Kahn sinnlos durch den Nordatlantik schippert. Zwischendrin werden die Reibereien, Sympathien und Antipathien deutlich, wenn fünfzig Mann einen Monat lang stupide ohne eigentliche Aufgabe auf engstem Raum zusammenhocken. Die desolate, sich stets weiter verschlimmernde hygienische Lage an Bord tut ihr Übriges und verbessert das Betriebsklima natürlich auch nicht die Bohne.

Die Mannschaften geben sich vorzugsweise Thema Nummer Eins in allen erdenklichen Varianten hin, während die Offiziere gegen die Seekriegsführung und die Politik des Reiches generell (meist verkappt) wettern. Lediglich der penetrante und ideologisch durchgestylte Eins-WO ist, was der „Alte“ gern verächtlich einen „Kinnmuskelspanner“ nennt. Die arme Socke wird an Bord gern geschnitten und hat ein hartes Los als Außenseiter auf dem engen Kahn. Wenn die erste Feindberührung stattfindet, ist das alles jedoch obsolet, jetzt muss man funktionieren – Politik wird zweitrangig – jetzt gilt nur noch das nackte Überleben in der stickigen und verwundbaren Stahlröhre.

Die Ich-Form, in der das Werk verfasst ist, unterstreicht die Ambitionen des Autors, sich seine Erlebnisse von der Seele zu schreiben und erleichtert uns Lesern den Einstieg in die Handlung, man empfindet die stickige Enge, die ständig drohende Gefahr, entdeckt und mit Wasserbomben belegt zu werden, förmlich nach und kann sich in die Rolle eines Crew-Mitglieds versetzen. Ja, man hofft, dass der Zosse den nächsten Angriff trotz aller eingehenden Ausfallmeldungen heil übersteht und möglichst ohne Tote sicher zum Hafen zurückkehren wird.

Allerdings besteht gerade hier die große Gefahr, sich mit den Hauptfiguren und ihrem eigentlich menschenverachtenden „Handwerk“ zu sehr zu identifizieren, zu solidarisieren und alle beschriebenen Geschehnisse unreflektiert für bare Münze und tatsächlich stattgefundene Realität zu nehmen – wie wir gesehen haben, sind jedoch beim Wahrheitsgehalt des Buches einige Abstriche zu machen. Zudem sollte man nie vergessen, dass auch auf der anderen Seite des Periskops Menschen auf den Schiffen ihr Leben riskieren und im Falle der Versenkung auch qualvoll verlieren.

Zwar widmet sich Buchheim auch dem menschlich-moralischem Aspekt des U-Krieges und pflegt neben ein wenig gutem, deutschem Rittertum auch überaus kritische Töne, doch insgesamt ist der Blickwinkel naturgegeben ziemlich einseitig – trotz des Versuchs den Gegner zu ent-anonymisieren. Also: Vorsicht und Nachdenken sind angebracht, wenn man sich mit der Mannschaft über einen gelungenen Torpedotreffer freut: Die lieb gewonnene Mannschaft „unseres“ Bootes ist erfolgreich. Stimmt. Aber zum Preis des Lebens der „anderen“. Überzogenen Pathos, Kriegsverherrlichung und Deutschtümelei kann man Buchheim nicht vorwerfen, dennoch neigt er verständlicherweise zu Parteilichkeit – logisch -, handelt es sich doch um ein Buch mit autobiographischen Zügen, aus der Sicht eines jungen Kriegsberichters erzählt.

Buchheim gibt sich erkennbar Mühe, die damalige menschenverachtende Politik und grotesk-unsinnige Kriegsführung – bei der er selbst ja auch ein Zahnrad im Getriebe war – zu illustrieren, zu hinterfragen und dem sonst so gesichtslosen Haufen von armen Schweinen, die dafür den Kopf hinhalten mussten, eine Identität zu verleihen. Auch wenn er nachweislich zur Überzeichnung neigt und nicht alle Personen tatsächlich auf U-96 Dienst taten, lässt sich schwer sagen, wer davon nun erfunden ist und wer nicht, die Charaktere sind allesamt in sich schlüssig. Gleiches gilt auch für die Handlung als solches: Es _könnte_ trotz der offensichtlichen Ausschmückungen wirklich so gewesen sein.

_Fazit_
Ein stimmungsvoller, in weiten Teilen glaubwürdiger und zuweilen prosaischer Roman über das Bordleben einer WK2-U-Boot-Mannschaft, den ich immer wieder gerne lese. Einige Punkte im Wahrheitsgehalt dürfen hier durchaus bezweifelt werden, doch da Buchheim sein Werk ausdrücklich als Roman und nicht als Tatsachenbericht ausgibt, ist das aber völlig legitim. Spannend (ab etwa Seite 200) und lesenswert (über die gesamte Länge) ist das Buch auf jeden Fall – Auch wenn manche militärischen und seemännischen Fachtermini zu verdauen sind, ist es doch dank der sonst locker-gefälligen Schreibweise relativ leichte und kurzweilige Kost, sieht man vom etwas zäheren ersten Drittel einmal ab. Hat man erstmal Zugang gefunden, legt man den Wälzer so schnell nicht mehr aus der Hand. Relativ geübte Leser ziehen das Buch schätzungsweise in etwa acht bis zehn Stunden reiner Lesezeit durch.

[NEWS] Gisa Pauly – Treibholz (Mamma Carlotta 17)

Vor fünf Jahren wurde Sandra Lührsen des Mordes an ihrer Schwiegermutter schuldig gesprochen. Nun stellt sich heraus, dass eine Falschaussage zu dem Urteil führte. Was für ein Skandal! Die vermeintliche Mörderin muss freigesprochen werden und kehrt nach Sylt zurück. Wie zu erwarten, überschlagen sich die Spekulationen der Sylter – Mamma Carlotta jedenfalls steht auf Sandras Seite, welch schreckliches Schicksal die Arme durchleiden musste! Doch wer ist der wahre Mörder ihrer Schwiegermutter? Genau das soll Kommissar Erik Wolf jetzt herausfinden; kein leichtes Unterfangen nach so langer Zeit. Er ahnt natürlich nicht, dass es tatsächlich jemanden auf der Insel gibt, der mehr weiß und gute Gründe hat, zu schweigen … (Verlagsinfo)


Taschenbuch ‏ : ‎ 416 Seiten
Piper

[NEWS] Jørn Precht – Die Heilerin vom Rhein. Hildegard von Bingen (Bedeutende Frauen 16)

Pfalz, 12. Jahrhundert: Im Garten des Klosters Disibodenberg gedeihen unter Fürsorge der Nonne Hildegard von Bermersheim allerlei Heilpflanzen. Sie forscht von Zahnhygiene bis Wundheilung, wer krank ist, klopft an ihre Pforte. Doch dem Abt sind Hildegards Experimente ein Dorn im Auge, er untersagt die weitere Herstellung von Heilmitteln aus Pflanzen. Hildegards Wissensdurst jedoch kann er nicht bremsen, genauso wenig wie ihre Vision, ein eigenes Kloster zu gründen. Unermüdlich schreibt Hildegard ihre Erkenntnisse über Glauben und Natur nieder und begehrt gegen die Konventionen ihrer Zeit auf. (Verlagsinfo)


Broschiert ‏ : ‎ 416 Seiten
Piper

[NEWS] Alexander von Schönburg – Was bleibt, was wird. Die Queen und unsere Zeit

Der Tod der Queen markiert das Ende einer Ära und zugleich eine Zeitenwende. Alexander von Schönburg, der Elizabeth II. oft begegnet ist, beleuchtet in seinem Buch ihr Vermächtnis. Er geht der Frage nach, was die Werte und Tugenden, für die Elizabeth II. stand, uns heute noch zu sagen haben. Anhand der Ereignisse und der zum Teil dramatischen Wendepunkte ihrer Regentschaft beschreibt er ihre charakterlichen Eigenschaften und zeigt, woran wir uns für kommende Herausforderungen ein Beispiel nehmen sollten und wo es für ihre Erben wichtig sein wird, ganz neu zu denken.
(Verlagsinfo)


Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 288 Seiten
Piper

Hanni Münzer – Honigtot

Worum gehts?

Die junge Felicity reist von Amerika nach Rom, um sich dort auf die Suche nach ihrer plötzlich verschwundenen Mutter zu machen. Was sie nicht erwartet, dass sie dort während ihrer Suche auf ein dunkles Familiengeheimnis stößt. In diesem Geheimnis spielen ihre Urgroßmutter Elisabeth und deren Tocher Deborah die Hauptrollen. Felicity führt es um Jahrzehnte zurück in eine schicksalhafte und dramatische Vergangenheit, die bis heute dunkle Schatten auf das Leben der Familie und somit auch auf das von Felicity wirft.
Hanni Münzer – Honigtot weiterlesen

[NEWS] Dai Sijie – Die lange Reise des Yong Sheng

Eine große Reise durch das China des letzten Jahrhunderts
Es ist das Jahr 1911. Zimmermann Yong, der die besten Taubenflöten im Bezirk Putian fertigt, wird ein Sohn geboren. Dem kleinen Yong steht ein außergewöhnliches Leben bevor. Mary, die Tochter des amerikanischen Pastors, in dessen Obhut er aufwächst, ermutigt ihn, der erste chinesische Pastor Putians zu werden. (Verlagsinfo)


Taschenbuch ‏ : ‎ 432 Seiten
Piper

Poul Anderson – Das zerbrochene Schwert. Eine Saga von der letzten Schlacht


Von Helden, Schwertern, Wechselbälgern

Der Menschensohn Skafloc ist gemäß einer alten Prophezeiung als Einziger in der Lage, das legendäre zerbrochene Schwert Tyrfing wieder zusammenzufügen. Und nur er kann die Waffe schwingen, die im Krieg der Elfen gegen die Trolle die Entscheidung bringen soll. Doch die mächtige Waffe ist zugleich sein Schicksal …

„Das zerbrochene Schwert“ ist das bedeutendste Werk des Großmeisters Poul Anderson. Die fesselnde Saga um Elfen, Trolle und alte Götter gilt als das heidnisch-düstere Gegenstück zu Tolkiens „Der Herr der Ringe“. (Verlagsinfo)

Der Autor
Poul Anderson – Das zerbrochene Schwert. Eine Saga von der letzten Schlacht weiterlesen

[NEWS] Liane Mars – Selbst ist die Fee

Es war einmal eine Märchenfee, die ihrem Schützling Cinderella zum großen Glück mit dem Prinzen verhelfen sollte, um ihre Feenabschlussprüfung zu bestehen. Dummerweise ist diese Cinderella eine ziemlich harte Nuss: Sie ist tollpatschig, weinerlich und komplett unwillig, sich um den Prinzen zu bemühen. Und der Prinz? Eigensinnig, sturköpfig – und zu allem Überfluss auch noch an der guten Fee interessiert statt an Cinderella. Ist die Rettung dieses Märchens für eine einzelne Fee noch zu stemmen? Zumal ihre eigenen Gefühle für den Prinzen ihr zunehmend im Wege stehen? (Verlagsinfo)


Broschiert ‏ : ‎ 336 Seiten
Piper

[NEWS] Nechama Birnbaum – Das Mädchen mit dem roten Zopf

Crasna, 1944: Rosie ist achtzehn Jahre alt, als sie von den Nationalsozialisten aus dem vertrauten Leben in ihrem Heimatdorf an der rumänisch-ungarischen Grenze gerissen wird. Von diesem Moment an beginnt ihre unvorstellbare Reise durch die Hölle, die sie in verschiedene Arbeits- und Konzentrationslager führt. In Auschwitz wird Rosie auch der letzte Rest Würde genommen, doch inmitten all der Hoffnungslosigkeit wird ihr eines klar: Die Nazis werden ihr nie ihre innere Stärke nehmen können. Und so bleibt sie trotz der unvorstellbaren Gräuel um sie herum entschlossen, nicht aufzugeben. (Verlagsinfo)


Broschiert ‏ : ‎ 416 Seiten
Piper

[NEWS] Stefanie Rogge – Seenebel (Iwersen und Hansen ermitteln 3)

Als der Milchbauer Heiko Mommensen ermordet aufgefunden wird, sind die Bewohner der Insel Föhr entsetzt. Kommissarin Kerrin Iwersen reist aus Flensburg an, um mit dem Inselpolizisten Hark Hansen zusammenzuarbeiten. Die Ermittlungen nehmen gerade Fahrt auf, da verschwindet eine junge Frau. Kurz darauf ist auch sie tot. Doch erst als Nele, die Tochter des ersten Opfers, ebenfalls verschwindet, überwindet sich seine Witwe Anne, die Polizei in ein lang gehütetes Geheimnis einzuweihen. Ist es bereits zu spät? Ist auch Nele tot, oder verfolgt der Täter mit ihrer Entführung ein ganz anderes Ziel? (Verlagsinfo)


Taschenbuch ‏ : ‎ 352 Seiten
Piper

Farmer, Philip José – Auf dem Zeitstrom (Der Flusswelt-Zyklus 2)

_Parolando, das Juwel von Demokratie und Technik_

Die Flusswelt ist ein riesiger, künstlich geschaffener Planet. Nach einem Zwischenstopp in der so genannten „Matrix“ gelangen die Verstorbenen hierher, als Wiedererweckte. Sie sind alle nackt und 25 Jahre alt, Nahrung bekommen sie gratis und frei Haus von Automaten. Doch dies ist kein friedliches Paradies, denn alle haben ihre Erinnerungen behalten. Schon bald herrscht allenthalben Krieg.

Sir Richard Burton, der berühmte Reisende und Entdecker des 19. Jahrhunderts, suchte im ersten Band „Die Flusswelt der Zeit“ die Quelle des 20 Millionen Kilometer langen Stroms, doch er fand den Dunklen Turm der Erbauer nicht. Nun will Samuel Langhorne Clemens alias Mark Twain ein ähnliches Unternehmen starten: mit einem Dampfschiff aus Metall. Mast- und Schotbruch, Sam!

_Der Autor_

Philip José Farmer wurde bereits 1918 in North Terre Haute, Indiana, als Nachkomme von deutschen, niederländischen und irischen Vorfahren geboren. 1946 verkaufte er eine Kriegserzählung an das Magazin „Adventure“, sein erster Roman „The Lovers“ (Die Liebenden) erschien 1952 in „Startling Stories“ und brachte zum ersten Mal das Thema Sexualität in die (eher prüden) Science-Fiction-Magazine seiner Zeit ein. Danach galt er als Tabubrecher. Viele seiner Werke zeichnen sich durch unterhaltende Themen und Erzählweise sowie durch Ideenreichtum aus. Das gilt auch für den fünfbändigen Flusswelt-Zyklus.

1) Die Flusswelt der Zeit (1953/1971)
2) Auf dem Zeitstrom (1971)
3) Das dunkle Muster (1977)
4) Das magische Labyrinth (1980)
5) Die Götter der Flusswelt (1983)

Der erste Flusswelt-Roman entstand bereits 1953 anlässlich eines Romanwettbewerbs, doch Farmer wurde um Preis und Honorar betrogen. Das im Jahr 1972 mit dem renommierten Hugo Gernsback Award ausgezeichnete Werk erschien schließlich erst 1971, nachdem der Autor mehrere Teile zu einem lesbaren Ganzen verschmolzen hatte: eine so genannte Fix-up-Novel, wie sie in der phantastischen Literatur keineswegs selten ist.

_Hintergrund: die Flusswelt_

Die Flusswelt ist ein riesiger, offenbar künstlich geschaffener Planet, der keine Jahreszeiten kennt, aber ein angenehmes Klima aufweist. Diese erdähnliche Welt wird von einem über 20 Millionen Kilometer langen Flusstal durchzogen, das zu beiden Seiten von unüberwindbar hohen, steilen Gebirgszügen eingegrenzt wird. Ab und zu fallen Meteore auf die Gebirge, sie bedeuten das einzige Metallvorkommen.

Auf beiden Ufern des Flusstals sind merkwürdige Kunstgebilde auszumachen, die pilzfömig in die Höhe ragen und Schutz vor dem Regen bieten, der pünktlich um drei Uhr morgens einsetzt. Diese „Gralsteine“ sind – neben den Flussfischen – die einzige Nahrungs- und Versorgungsquelle für die künftigen Bewohner: die Menschen der Erde.

Dieser Planet wird im Jahr 2008 zur Stätte der Wiedergeburt für fast die gesamte Menschheit: bis zu 37 Milliarden Bewohner. Unter den Wiedererweckten befinden sich alle restlichen Menschen und Hominiden aus den letzten zwei Millionen Jahren auf Erden. Es wird aber bemerkt, dass es keine Kinder unter fünf Jahren und keine Alten über sechzig Jahre gibt. Der Grund dafür ist unbekannt.

Die hierher gebeamten Menschen finden sich am Wiedererweckungstag nackt, haarlos, beschnitten und 25-jährig an den Ufern des großen Flusses wieder. Die Gralsteine spenden ihnen Nahrung und Kleider. Die Ausgangsposition ist also für alle gleich. Ideal für das Experiment, das die Erbauer dieser Welt hier durchführen. „Dieser zeitliche Schmelztiegel stellt das größte anthropologische und sozialwissenschaftliche Unternehmen dar, das je gestartet wurde“, erkennt einer der Wiedererweckten. Doch zu welchem Zweck?

Denn für die Bewohner erweist sich die Flusswelt keineswegs als das Paradies, sondern als eine Art Vorhölle. Die Wiedererweckten haben ihre Erinnerungen behalten, und darin wimmelt es nur so vor Rivalität und Brutalität. Machtkämpfe sind an der Tagesordnung. Und wenn die Versklavten und Geschundenen ihrem erbärmlichen Dasein durch Selbstmord ein Ende zu bereiten, erwachen sie tags darauf neu geboren an einer anderen Stelle des Flusses. Es gibt kein Entrinnen.

Und doch hat die Flusswelt ihre Reize, wenn man gewillt ist, die Herausforderung anzunehmen, zu den Quellen des Stroms vorzustoßen und das Geheimnis jener fremden Rasse zu lüften, die mächtig genug gewesen ist, ein Projekt dieser Größenordnung durchzuführen. Wenn man mit ihnen redet, könnte man sie ja vielleicht dazu überreden, die elenden Bedingungen des Daseins auf der Flusswelt etwas zu mildern. Sie sind einem kleinen Kreis von zwölf Auserwählten als die „Ethiker“ bekannt.

_Handlung_

Auch Samuel Langhorne Clemens, besser bekannt unter seinem Autorenpseudonym „Mark Twain“, geboren 1835, hat es in die Flusswelt verschlagen. Allerdings ist er wenig glücklich, denn er vermisst seine Kinder und seine Frau Livy. Um sich durchzuschlagen, hat er sich den Wikingern des 10. Jahrhunderts angeschlossen. Deren Häuptling, Erik Blutaxt, ist ein Mordsbrocken von einem Krieger und kennt keine Furcht. Sein Drachenschiff ist „Die Blutgestählte“, und er führt Raketenwerfer mit sich. Sam hat ihm versprochen, ihm Eisenerzvorkommen zeigen zu können, damit Erik weitere Äxte aus Metall schmieden kann. Metall ist rar. Sam hat gelogen.

|Joe Miller|

Doch es gibt an Bord einen Passagier, der noch größer und stärker ist als Erik: Das Wesen, das Sam auf den Namen „Joe Miller“ getauft hat, ist ein Mittelding aus Gorilla und Neanderthaler, doch verfügt Joe über einen überraschend ausgefeilten Wortschatz, den er von einem Ägypter namens Echnaton erworben hat. Beim Sprechen hindert ihn nur ein kleiner Fehler an korrekter Aussprache: er lispelt „fum Fteinerweichen“. Und fast zum Hohn für seine Bildung verfügt Joe über einen Riesenzinken, der die Ägypter dazu gebracht hat, ihn mit dem ibisgestaltigen Gott Thoth zu verwechseln …

|Sams Plan|

Sam trägt sich mit dem Plan, ein großes Dampfschiff zu bauen, möglichst ganz aus Metall, um damit zur Quelle des Flusses zu fahren. Doch bis es so weit ist, braucht er noch viele Helfer. Einer davon fällt bei einer Seeschlacht auf sein Schiff. Es ist Lothar, der Bruder des Fliegerasses Manfred von Richthofen, den man im 1. Weltkrieg auch den „Roten Baron“ nannte. Beide lauschen andächtig der Erzählung, in der Joe Miller von seiner ägyptischen Expedition zu der Quelle des Flusses berichtet (vielfach unterbrochen von Sams bissigen Kommentaren).

|Joes Expedition|

Auf einem sehr beschwerlichen Pfad gelangte Joe zur Quelle des Stroms wie weiland die Briten zu den Quellen des Nils. Es ist ein unter Wolken liegender riesiger See, umgeben von hohen Bergen. In der Mitte des Wolkenmeers sah Joe einen dunklen Turm emporragen, auf dem ein Fluggefährt niederging. Als Joe vor Überraschung einen Fehltritt machte, stürzte er in die Tiefe – ins Wasser. Viele Meilen stromabwärts schloss er sich Erik Blutaxt an.

|Die Ethiker|

Sam Clemens hat schon Sir Richard Burton getroffen, der ebenfalls zur Quelle des Flusses unterwegs war. Und der berichtete ihm von den so genannten Ethikern und ihren Agenten. Es gebe sogar Abtrünnige unter den Ethikern, so dass man also von Fraktionen unter den Erbauern des Planeten sprechen könne. Sam sieht eine reelle Chance, die Ethiker umstimmen zu können. Und vielleicht kann er tatsächlich seine Livy mit seinem neuen Schiff finden.

Eines Nachts eröffnet ihm ein geheimnisvoller Fremder, dessen Gesicht Sam nie zu Gesicht bekommt und den er für einen der Ethiker hält, dass er dafür sorgen wolle, dass Sam seinen Traum von einem Dampfschiff verwirklichen könne. Er habe einen Meteor so umgelenkt, dass er an einer bestimmten Stelle des Stromes herabfalle, wo schon Metallerze in der Erde lagern. Sam brauche bloß noch hinzufahren. Na, dankeschön aber auch!

|Parolando|

Zusammen mit seinen Gefährten erobert Sam einen Streifen Ufer von den bisherigen Bewohnern und errichtet mit Erik Blutaxt eine Regierung. In Esperanto, das als lingua franca dient, nennt Sam das Land „Parolando“. Allerdings wird ihm schnell klar, dass Erik nicht gewillt ist, eine friedliche Herrschaft einzurichten oder sie gar mit Sam zu teilen. In einem Staatsstreich gelingt es Sams Mannen, Erik zu töten und die Herrschaft zu übernehmen. In der nun folgenden Schlacht kommt ihm unverhofft der englische König John Lackland aus dem 13. Jahrhundert (der mit der „Magna Charta“) zu Hilfe. Natürlich muss er mit John die Herrschaft teilen.

Nach wenigen Jahren hat Sam mit Hilfe seiner drei Ingenieure ein ungeheures Fabrikgelände geschaffen, das beginnt, nicht nur Sams Dampfschiff zu bauen, sondern auch Waffen, Werkzeuge und Chemikalien. Das Land ringsum ist entwaldet und das Holz muss importiert werden. Die Nachbarstaaten merken, was hier vor sich geht und lassen sich ihre Holzlieferungen gut bezahlen, erst in Waren, dann aber auch in Waffen. Allmählich entwickelt sich das Umland von Parolando zu einer hochgerüsteten Zone, die viel Ähnlichkeit mit Mitteleuropa vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs hat. Ringsum, so finden Sams und Johns Spione heraus, finden Eroberungskriege statt, die dazu dienen, die jeweiligen potenziellen Feinde Parolandos mächtiger zu machen.

Die wichtigsten Feinde sind ein japanisches Imperium unter der Führung von Fürst Ieyasu, dem ersten der Shogune des 16. Jahrhunderts, und ein Land, das darauf aus ist, nur von Schwarzen regiert zu werden. Der Herrscher namens Hacking hasst alle Weißen und setzt seine Holzpreise ständig herauf, bis Sam und John schier der Kragen platzt. Während seine Majestät John Lackland darauf aus ist, Hacking zu überfallen, solange Ieyasu noch schwach ist, plädiert Sam dummerweise ständig für eine Beschwichtigungspolitik. Er hat insofern Erfolg, als sein wackliger Frieden tatsächlich lange genug hält, dass das Schiff halb fertig gestellt werden kann.

|Die Invasion|

Doch das prekäre Gleichgewicht kann nicht ewig halten. Als Fürst Hacking auf Sams Einladung hin Parolando besucht, entpuppt sich sein Geleitschutz als getarnte Invasionsstreitmacht. Diese Gelegenheit lässt sich auch Ieyasu nicht entgehen und greift am nächsten Tag an. Doch beide haben nicht mit einer List des verschlagenen John Lackland gerechnet …

_Mein Eindruck_

Nun könnte man meinen, das Buch strotze nur so von Action, in der sich Mord und Totschlag die Klinke in die Hand geben. Das ist mitnichten so, und alle Actionfanatiker seien hiermit ernsthaft gewarnt. Es gibt in diesem Roman lange Strecken, in denen lediglich philosophiert wird. Denn der Autor klopft darin mehrere grundlegende Bedingungen der menschlichen Existenz daraufhin ab, ob sie sich unter den experimentellen Bedingungen der Flusswelt etwa verändert haben.

|Rassismus|

Hacking beispielsweise ist ein schwarzer Rassist, der keine Weißen oder Araber auf seinem Land duldet. Dem steht John Lacklands weißer Rassismus gegenüber, und auch Sam Clemens ist kein unbeflecktes Blatt. Hat er nicht in seinem umstrittenen Roman „Huckleberry Finn“ ständig von einem „Nigger Jim“ geschrieben? Er verteidigt sich damit, dass am Mississippi, wo er aufwuchs, alle die Schwarzen immer nur „Nigger“ nannten und sich keiner was dabei dachte. Doch nach dem Bürgerkrieg ab 1865 müssten diese Bedingungen doch anders gewesen sein, oder? Es geht also um Rassismus und soziale Toleranz.

|Pazifismus|

Der zweite Themenkomplex betrifft Pazifismus und Aggression. Parolando ist die einzige Demokratie am Fluss, ahnt Sam. Während er seinen Pazifismus ständig verteidigen muss, verficht sein Mitkonsul John Lackland, der allgemein verachtete Ex-König, eine Politik der Stärke und Aggression. Er würde am liebsten Soul City, die Hauptstadt Hackings, dem Erdboden gleichmachen und Fürst Ieyasu angreifen, solange noch Zeit ist. Damit er zugleich Holz und Erze gesichert. Hätte Sam das zugelassen, wäre ihm eine Menge Ärger erspart geblieben.

Doch Sam ist keineswegs herzlos und hat seine Prinzipien, die sich auch in seinen Romanen wiederfinden: Toleranz, Achtung vor dem Anderen, Demokratie. Obendrein findet er die Argumente der Kirche der Zweiten Chance, die am Fluss entstanden ist, recht einleuchtend. Wie Jesus Christus predigen diese Missionare, zu denen auch ein Deutscher namens Hermann Göring gehört, Nächstenliebe und Toleranz, auf jeden Fall das Gegenteil von Krieg. Aber diese Jünger lehnen Sams Schiff als Grund für Streit und Intoleranz ab, und deshalb lehnt Sam auch diese Kirche ab. Sein humanistisch-pazifistisches Zaudern kann den kommenden Krieg nicht verhindern, nur hinauszögern.

|Determinismus|

Eine wichtige philosophische Frage entzündet sich am Prinzip des Determinismus. Sam glaubt, dass alles von vornherein dadurch festgelegt ist, wie ein Mensch aufgewachsen ist und wie er geprägt wurde. Er kann sich nicht ändern. Folglich hat er auch nicht einen sehr eingeschränkten freien Willen, etwas gegen seine vorgegebene Natur zu tun.

Joe Miller tritt für das Gegenteil ein: Menschen können sich ändern, und zwar aus eigenem Antrieb. Sam braucht eine kleine Ewigkeit, um dies zu akzeptieren. Und der Mensch, der ihm dies am besten demonstriert, ist ausgerechnet seine Frau Livy. Sie war einst auf der Erde schwach und kränklich. Doch nach mehreren Wiedererweckungen und seit sie an der Seite des feschen Chevaliers Cyrano de Bergerac lebt, ist sie zu einer furchtlosen Kämpferin geworden, die in der Schlacht neben ihrem Freund steht und ihm Waffen und Munition reicht, mitunter auch selbst zusticht. Was für eine Veränderung! Sam kann es kaum fassen.

Doch er selbst verändert sich kaum. Bis zum Schluss glaubt er an das Gute im Menschen, und so kommt es, dass er auf John Lacklands größten Verrat nicht vorbereitet ist. Er muss zusehen, wie der Ex-König mit Sam fertiggestelltem Schiff davondampft und schwört ihm ewige Rache, weil er ihm seinen Lebenstraum gestohlen hat. Selber schuld, kann man da nur sagen.

|Die Übersetzung|

Diese Ausgabe bietet zwar noch die alte Übersetzung von Ronald M. Hahn, jedoch eine „vollständig überarbeitete Neuausgabe“. Will heißen, dass hier sämtliche Druckfehler ausgemerzt wurden und auf eine modernisierte Ausdrucksweise Wert gelegt wurde.

_Unterm Strich_

Aufgrund der erwähnten philosophischen Debatten ist der Roman keineswegs so flott und mühelos zu lesen, wie es sich der Freund Actionabenteuern erhofft haben mag. Andererseits freut sich natürlich der Liebhaber intelligenter Science-Fiction mit Tiefgang genau darüber, dass die Helden eines SF-Romans in der Lage sind, rational zu denken und über ihr Tun und Lassen zu reflektieren.

Die Flusswelt ist eine brutale Welt, die nur das Gesetz der Faust zu kennen scheint. Sams Parolando ist darin eine große Ausnahme: eine pazifistisch eingestellte Demokratie. Man muss sich schon wundern, dass es Sam lange gelingt, den Frieden zu erhalten. Doch der Preis, den er dafür zahlt, besteht verhängnisvollerweise in Waffen. Die so gestärkten Gegner sehen ihre Chance wachsen, je länger Sam mit einem Angriff wartet.

Der Leser muss nachdenken und selbst entscheiden, wem er den Vorzug gibt: diesem zynischen Betrüger, Verräter und Vergewaltiger namens John Lackland oder dem braven, aufrechten, pazifistischen Samuel Langhorne Clemens? Hätte Parolando weiterbestehen können unter einem König John? Wohl kaum. Es wäre weder eine Demokratie geworden noch ein friedliebender Staat, der zu einem Schiffbau imstande wäre. Stattdessen hätte König John das Umland mit Krieg überzogen, bis er mit seinem Heer auf einen Stärkeren getroffen wäre. Dann schon lieber Sams Frieden mit einer Perspektive. Auch wenn seine Niederlage viele Opfer fordert.

Ich bewunderte bei der Lektüre immer wieder die Detailkenntnis, mit der der Autor über das Leben der einzelnen Figuren schreibt, sei es Sam Clemens, John Lackland, Wolfgang Amadeus Mozart, Hermann Göring oder Cyrano de Bergerac. (Diese Figuren tauchen in der späteren Romanen wieder auf.) Dazu muss eine breite Lektüre und Recherche gehört haben. Aber auch über Sozialpolitik, Philosophie, Wirtschaft und Sexualität muss der Autor ganze Bibliotheken verschlungen haben, nach dem Wissen zu urteilen, das er in den ersten beiden Romanen der Serie, die ich bislang gelesen habe, durchscheinen lässt. Der TV-Film „Riverworld“ lässt von diesen philosophischen Aspekten nicht das Geringste ahnen und sollte mit größter Vorsicht genossen werden.

Fazit: Volltreffer.

|Fortsetzungen|

Natürlich fordert das Ende eine Fortsetzung. Diese wird sogar angekündigt: Sie trägt den Titel „Das dunkle Muster“ (The Dark Design, 1977), muss aber zusammen mit dem vierten Band „Das magische Labyrinth“ gelesen werden. Band 3 und 4 sollten ursprünglich in einem Band erscheinen, um die Trilogie zu komplettieren, doch aufgrund dessen Umfangs von 400.000 Wörtern musste er aufgeteilt werden. Am Schluss des 4. Bandes glaubt Farmer, alle Antworten gegeben zu haben, doch er hält sich ein winziges Hintertürchen offen. Dadurch ist es ihm möglich, einen 5. Band folgen zu lassen: „Götter der Flusswelt“, in dem er die Antworten wieder in Frage stellt.

|Originaltitel: The Fabulous Riverboat, 1971
291 Seiten
Aus dem US-Englischen von Ronald M. Hahn
ISBN13: 978-3-492-26658-1|
http://www.piper-verlag.de
http://www.pjfarmer.com