Archiv der Kategorie: Hörspiele / Hörbücher

Twain, Mark / Brac, Claudius – Tom Sawyer und Huckleberry Finn – Folge 1 (Europa-Originale 17)

_Besetzung_

Erzähler – Hans Paetsch
Huckleberry Finn – Wolf Schenke
Tom Sawyer – Florian Kühne
Muff Potter – Rudolf Fenner
Indianer-Joe – Horst Fleck
Doktor Robinson – Peter Folken
Tante Polly – Gerda Gmelin
Sheriff – Heinz Fabian
Richter Thatcher – Benno Gellenbeck
Pfarrer – Konrad Halver
Becky – Regine Lamster
Lehrer – Walter Petersen
Staatsanwalt – Heinz Fabian

Regie: Claudius Brac

_Story_

Eines Nachts geht der streng erzogene Tom Sawyer gemeinsam mit seinem herumstreunenden Freund Huckleberry Finn auf Wanderschaft, um eine Katze zu begraben. Allerdings wird der nächtliche Ausflug zum Friedhof zu einem fürchterlichen Ereignis, denn die beiden werden unfreiwillig zu Zeugen eines hinterlistigen Mordes. Indianer-Joe, ein berüchtigter Krimineller, der dem Staatsanwalt schon mehrfach entwischt ist, rächt sich mit dem Messer an Doktor Robinson, weil dieser ihn hinter Gittern gebracht hatte. Allerdings will Joe nicht selber für den Mord geradestehen und schiebt ihn stattdessen dem Trunkenbold Muff Potter in die Schuhe, der sich an diesem Abend gar nicht mehr daran erinnern kann, was er im Suff angestellt hat.

Die Sache geht alsbald vor Gericht, und dem bekannten Alkoholiker droht schon in Kürze der Galgen. Dann jedoch wird der junge Tom als letzter Zeuge ins Gericht gerufen und erzählt den Geschworenen die wahre Geschichte.

_Meine Meinung_

Mark Twains Klassiker „Tom Sawyer“ und „Huckleberry Finn“ gehören zu den tollsten Geschichten der Kinder- und Jugendbuchliteratur und sind sicherlich auch den meisten Bücherwürmern hinlänglich bekannt. Dabei gibt es verschiedene Interpretationen der Geschichten aus den „Mississippi Writings“, soll heißen, die Schwerpunkte sind unterschiedlich gelagert, konzentrieren sich allerdings zumeist ausschließlich auf die von der Mutter des wohlerzogenen Tom nur widerwillig geduldete Freundschaft der beiden ungleichen Jungen.

In der Hörspielfassung von |Europa|, die zuerst im Jahre 1967 veröffentlicht wurde, bleibt dieser Aspekt indes größtenteils außen vor. Stattdessen steht der zwielichtige Mordfall im Mittelpunkt des Geschehens und erschüttert die Heimatstadt der beiden Jungen, denen bei der Aufklärung der grausamen Tat eine entscheidende Rolle zukommt. Beide haben die schreckliche Wahrheit selber beobachten müssen und geraten dadurch in eine verzwickte Lage, in der auch nur sie entscheiden können, ob sie sich in die Sache näher einmischen. Doch es geht um Leben und Tod, und insofern bleibt ihnen auch kaum eine andere Wahl.

Zur gleichen Zeit erfährt Tom seine erste Liebe und schmiedet schon erste Pläne für eine Verlobung mit der gleichaltrigen Becky. Diese zeigt auch Interesse, fühlt sich jedoch später hintergangen, so dass Tom kaum mehr andere Möglichkeiten bleiben, als die Rolle des stillen Helden einzunehmen und ihr damit zu imponieren.

Die erste Folge dieses Zweiteilers beschäftigt sich recht ausführlich damit, die Rahmenbedingungen für die Geschichte abzustecken, die allerdings erst im zweiten Teil so richtig Fahrt aufnehmen soll. Die entscheidende Tat und alle ihre Konsequenzen werden recht ausführlich beleuchtet, wohingegen die zeitgleich ablaufende Liebesgeschichte zwischen Becky und Tom naturgemäß ein wenig kindlich wirkt, jedoch allzu gut den grundsätzlichen Charakter dieser Story beschreibt. Schließlich handelt es sich hier um eine typische Abenteuergeschichte, die vorrangig für das junge männliche Publikum geschrieben wurde und für diese Zielgruppe auch unentbehrlich ist. In Tom Sawyer und Huckleberry Finn findet man gleich zwei heldenhafte Identifikationsfiguren: der eine, weil er sich mutig gegen einen Mörder stellt, und der andere, weil er so unbeschwert und furchtlos durchs Leben zieht. Kurzum, die beiden sind von Autor Twain (eigentlich Samuel Langhorne Clemens, 1835 – 1910) maßgeschneiderte, sympathische und zeitlos relevante Helden, deren Geschichten man wie in diesem Hörspiel gerne lauscht. Während ich schon mit Spannung auf den zweiten Teil vorausblicke, kann ich den ersten schon einmal wärmstens empfehlen.

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Salvatore, R. A. / Merlau, Günter – Drizzt – Der Wächter im Dunkel (Die Saga vom Dunkelelf 3)

Folge 1: [„Der dritte Sohn“ 2978
Folge 2: [„Im Reich der Spinne“ 3055

_Story_

Drizzt ist endgültig aus Menzoberranzan geflohen und irrt nun verzweifelt durch die Labyrinthe der Unterwelt. Als Jäger wird er seinem Ruf als gefürchteter Krieger gleich mehrfach gerecht. Doch Drizzt ist dies nicht genug; er macht sich auf den Weg nach Blindgenstein, um dort den einst von ihm geretteten Belwar zu treffen. Der Gnom ist jedoch zunächst skeptisch, lässt sich dann aber auf den Vertreter der verhassten Dunkelelfen ein. Bei den Swirfnebli, Belwars Volk, sucht Drizzt Frieden und Ausgleich nach den fürchterlichen Erfahrungen mit seinem Heimathaus. Doch schon bald wird Drizzt wieder von seiner Vergangenheit eingeholt; Oberin Malice lässt noch immer nach ihm suchen, denn nur mit ihm kann das Haus Do’Urden wieder die Gunst der Spinnenkönigin Lloth zurückerlangen. Und dieses Mal ist Drizzts Volk ein ganzes Stück entschlossener, den abtrünnigen Kämpfer endgültig festzunageln.

_Meine Meinung_

Mit dem dritten und leider schon letzten Teil der „Saga vom Dunkelelf“ endet eine der besten Hörspiel-Serien dieser Tage. So viel kann man schon einmal zu Beginn als Fazit festhalten. Allerdings laufen die Beteiligten in „Der Wächter im Dunkel“ zur absoluten Hochform auf und liefern, unter anderem natürlich auch durch die inhaltliche Steigerung, ihre bisherige Bestleistung ab.

Die Spannung steigt in der Mitte des Hörspiels in Höchstregionen, denn als klar wird, dass die Suche nach dem abtrünnigen Drizzt nach wie vor mit größter Entschlossenheit fortgesetzt wird, ist einem klar, dass nun endgültig ein Rennen um Leben und Tod beginnt und Drizzt sich ein weiteres Mal seinen stammeseigenen Widersachern stellen muss. Hierzu bekommt er in diesem Fall jedoch Schützenhilfe vom Tiefengnom Belwar, der einst von den Dunkelelfen grausam zugerichtet, von Drizzt aber kurz vor dem Tod gerettet wurde. Belwar hat zwar schwere Verletzungen aus diesem Gefecht davongetragen, steht aber dennoch in der Schuld des jungen Do’Urden und gewährt ihm trotz des Widerstands seines Volkes Unterschlupf.

Drizzt beweist gleich mehrfach, dass sein friedliches Ansinnen ernst gemeint ist, und wird schnell zu einem mächtigen Verbündeten – bis ihm dann eines Tages gewahr wird, dass sein Leben auf ewig von ständiger Flucht gekennzeichnet sein wird, wenn er sich nicht erneut seinem Schicksal stellt und die Konfrontation mit seiner bösartigen Familie sucht. Und er hat gar nicht erst viel Zeit, sich nähere Gedanken darüber zu machen, wie dies geschehen wird, denn die Spinnenkönigin fürchtet ihn mittlerweile immer mehr, sodass sie einen schier unbesiegbaren Henker auf Drizzt angesetzt hat, der ihn auch mit sofortiger Wirkung beseitigen soll. Drizzt hatte bereits einige fürchterliche Visionen, doch dieser neue Gegner überschreitet all das, was er sich in seinen finstersten Gedanken ausgemacht hat. Tatsächlich scheint das Ende nahe und sein Tod besiegelt – oder etwa nicht?

Die Geschichte ist also erneut fabelhaft und birgt Spannungspotenzial für mehr als 70 Minuten, wobei es sich in diesem Fall sehr positiv auswirkt, dass man den umfassenden Inhalt in vergleichsweise kurzer Zeit abarbeiten muss. So geht es auch weiterhin Schlag auf Schlag und ohne Unterlass vorwärts, bis der Zuhörer dann zum Schluss endlich wieder Zeit zum Luftholen findet, denn für derartige ‚Banalitäten‘ bleibt beim Genuss des Finales dieser geschätzten Saga definitiv nicht viel Raum.

Begünstigt durch die bombastischen Sounds und Effekte avanciert die Darbietung dabei immer mehr zum groß angelegten Ohrenkino, in dessen Mittelpunkt der stete Wechsel zwischen berauschenden Klängen, glaubhaften Sprecherparts und flotter Action steht. Das Hörspiellabel |Lausch| zeigte ja bereits mit seiner anderen Serie [„Caine“, 2050 was bei der Kombination aus spannender Action-Handlung und Effekfeuerwerk möglich ist. Dies wird nun bis auf den äußersten Punkt der Spitze getrieben, lediglich mit dem Unterschied, dass die Science-Fiction-Elemente in „Caine“ von einem brutalen Fantasy-Spektakel sondergleichen ersetzt werden. Beim Fazit möchte ich mich deswegen auch kein drittes Mal wiederholen. Es sollte sich nämlich mittlerweile im Reich von |Dungeons & Dragons| herumgesprochen haben, dass diese Serie ein Pflichtanteil jeder Hörspiel-Sammlung ist.

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Perry-Rhodan-Team / Böhmert, Frank / Effenberger, S. A. / Sieper, Marc – Planet der Mythen (Perry Rhodan – Sternenozean 4)

Folge 1: [„Der Sternenbastard“ 3030
Folge 2: [„Die Mascantin“ 3031
Folge 3: [„Der Hyperschock“ 3035

_Story_

Die ersten durch die Weltraumbeben ausgelösten Veränderungen machen sich im Kosmos breit. Wie aus dem Nichts erscheint im Hayok-Sternenarchipel ein ganzer Sternenhaufen und gibt Perry Rhodan und seinen Gefährten Rätsel auf. Alsbald begibt sich Rhodan auf einen Erkundungsflug durch den Sternenozean und entdeckt dort gemeinsam mit Atlan und Kantiran einige merkwürdige Dinge. Schritt für Schritt steuern sie auf neue Mysterien zu, bis ihre Reise dann plötzlich ein schreckliches Ende nimmt.

_Meine Meinung_

In der vierten Episode der neuen „Perry Rhodan“-Hörspielserie schreitet der beliebte Weltraumheld zum ersten Mal leibhaftig zur Tat, bleibt aber in seinem Handeln bzw. in der Erzählung recht blass, weil es sich bei „Planet der Mythen“ weitestgehend um einen Monolog des kürzlich verstorbenen Erzählers Joachim Höppner handelt, nicht aber um ein lebendiges Hörspiel, geprägt von ständiger Interaktion. Zwar ist die Reise durch den Sternenozean immer noch sehr spannend dargestellt, allerdings verliert die Serie durch die etwas dröge Vortragsform eindeutig an Farbe, zumal selbst beim vermeintlichen Höhepunkt am Ende des hier präsentierten Teilabschnitts vom „Sternenozean“ keine Steigerung zu erwarten ist.

„Planet der Mythen“ wirkt vergleichsweise gemütlich, kann indes keine echten Akzente setzen. Während die Geschichte von einem Spannungsmoment in den nächsten übergeht, kann die Atmosphäre kaum folgen. So gibt es auf besagtem Planeten gleich mehrere außergewöhnliche Begegnungen, die geradezu nach einer effektiveren klanglichen Untermalung verlangen, aber leider nur über die Stimme des Erzählers bedächtig vorgetragen werden.

Schließlich entsteht so eine Diskrepanz, die mit wachsender Spieldauer immer weiter auseinanderklafft. Interessante, spannendes Haltung vs. eher mittelmäßige Hörspiel-Performance, so in etwa lässt sich die vierte Episode zusammenfassen, und das passt eigentlich so gar nicht in das Bild der bislang durchweg überzeugenden Hörspielserie.

Zumindest entwickelt sich der Inhalt konsequent fort; Rhodan und Co. dringen tiefer in die Mysterien des Sternenozeans ein und stoßen dabei auf verschiedene Hintergründe und unerwartete, seltsame Begebenheiten, bis ihre Reise dann plötzlich von einem verheerenden Ereignis beeinträchtigt wird. Potenzial ist also weiterhin vorhanden – wobei dies sowieso außer Frage stand – nur bei der auditiven Umsetzung hapert es dieses Mal ein Stück weit, im Speziellen bei der Kreation einer adäquaten Science-Fiction-Atmosphäre.

Nun, missen sollte man „Planet der Mythen“ im Rahmen von „Sternenozean“ deshalb nicht, aber man sollte dabei auch nicht übersehen, dass es sich bei der Nr. 4 um einen vergleichsweise enttäuschenden Silberling handelt.

http://www.perryrhodan.org
http://www.luebbe-audio.de
[Ausführlicher Überblick über diesen Zyklus der Heftromanserie]http://www.perrypedia.proc.org/Der__Sternenozean__%28Zyklus%29

Verne, Jules / Körting, Heikedine – 20.000 Meilen unter dem Meer (Europa-Originale 6)

_Besetzung_

Kapitän Nemo – Horst Frank
Professor Aronnax – Richard Lauffen
Conseil, sein Diener – Hans Hessling
Ned Land, Harpunier – Heinz Trixner
John – Hans Meinhardt
Kapitän der „Abraham Lincoln“ – Rolf Mamero
Admiral Lord Hood – Werner Cartano
Bootsmann der „Nautilus“ – Horst Stark
Und die Mannschaft der „Nautilus“

_Story_

Man schreibt das Jahr 1867: Ein seltsames Meeresungeheuer macht die Ozeane unsicher und hat bereits mehrere Schiffe dem Meeresboden gleich gemacht. Professor Aronnax will dem Treiben mit der Besatzung der |Abraham Lincoln| auf den Grund gehen und macht dabei eine ungewöhnliche Entdeckung. Sein Schiff kollidiert nämlich tatsächlich mit einem kuriosen Objekt, das jedoch für niemanden so recht sichtbar ist. Als Aronnax inmitten des Meeres hilflos umhertreibt, sieht er seinen Kollegen Conseil, wie er auf dem Wasser steht – zumindest glaubt der Professor dies. Dann jedoch merkt er, dass sein Diener auf dem Rücken eines Wales steht – doch auch das ist ein Irrglaube. Mit einem Mal öffnen sich im metallischen Unterbau Luken, durch die Aronnax und Conseil in ein seltsames, maschinisiertes Gehäuse gelangen.

Mit Erstaunen realisieren die beiden, dass sie sich in einem Unterwasserboot befinden. Doch auf die Freude über die ungeheure Entdeckung folgt auch schon bald die Ernüchterung, als Aronnax und sein Untergebener nämlich auf den mürrischen Kapitän Nemo treffen und von ihm erfahren, dass sie auf Lebenszeit in seinem Schiff, der |Nautilus|, gefangen sein werden und somit auch niemandem von dieser technischen Revolution erzählen können. Von Stunde zu Stunde wird ihnen der menschenfeindliche Kapitän unheimlicher, denn das U-Boot ist nicht das Einzige, was er unterm Meer zu verbergen hatte …

_Meine Meinung:_

Das ist doch mal wirklich ein Klassiker; die Kenntnis um die Geschichte von Kapitän Nemo und der Nautilus darf man auf jeden Fall als Teil einer umfassenden Bildung benennen, sei es nun in der immer wieder ausgestrahlten Spielfilm-Variante, in der legendären Buchform von Jules Verne oder eben im Hörspiel, von denen es zu diesem Thema ja auch schon mehrere gibt.

Den Anfang machte allerdings einst die Version von |Europa| unter der Regie von Hörspiel-Göttin Heikedine Körting, die hier eine ihrer besten Arbeiten bis zum heutigen Tage ablieferte. Die spannende Geschichte um den Verbleib der beiden ‚Gestrandeten‘ wird ebenso packend erzählt wie die Diskrepanz zwischen menschlichen Emotionen und wissenschaftlichem Fortschritt, die sicherlich eine tragende Bedeutung in „20.000 Meilen unter dem Meer“ hatte. In einer Paraderolle tritt dabei Horst Frank als misanthropischer Kapitän Nemo auf; er verkörpert den ständig schlecht gelaunten Miesepeter absolut authentisch, lässt indes aber auch die wenigen versteckten Gefühle zum Vorschein kommen, die Nemo seit seiner Abkehr von der Menschheit beibehalten hat.

Ebenfalls sehr gut in ihren Parts sind Richard Lauffen und Hans Hessling als Aronnax und Conseil, weil ihre Darstellung von Ängsten, Erstaunen und dem Wandel von Hoffnungslosigkeit zu Hoffnung und zurück ebenfalls von einer steten Authentizität geprägt ist. Genauso wie diese beiden stellt man sich den wohlhabenden Briten dieser Zeit vor: bedächtig, intelligent, geduldig und dennoch immer kritisch. Gute Arbeit an dieser Stelle, keine Frage.

Mit solch überragenden Leuten in den Hauptpositionen kann daher auch kaum noch etwas schiefgehen, und das tut es auch nicht. Untermalt von realitätsnahen Effekten (das Meeresrauschen zum Beispiel vermittelt wirklich das Gefühl, als wäre man gerade von Wogen umgeben), wird die Geschichte hier ziemlich flott, aber dennoch mit dem Fokus auf alle wichtigen Details wiedergegeben. Sowohl die erste Begegnung als auch der Aufenthalt und die drohenden Gefahren mit bzw. an Bord der |Nautilus| werden ausführlich betrachtet, und dennoch geht es permanent zügig voran, so dass die Aussage, ein Höhepunkt folge dem nächsten, in diesem neu aufgelegten Hörspiel mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit enthält.

Bezogen auf die Soundeffekte und die Bearbeitung des Tons hat „20.000 Meilen unter dem Meer“ sogar von allen Vertretern der „Europa-Originale“-Serie die Nase vorn, doch auch hinsichtlich der Interpretation des ohnehin schon genialen Inhalts hat sich Frau Körting keine Blöße gegeben und den Status des Klassikers nicht nur formal erhalten können. Hier kommt definitiv jeder auf seine Kosten!

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Pnina Moed Kass – Echtzeit

Story

Thomas Wanniger aus Berlin plant einen längeren Aufenthalt in Israel. Er hat eine Aufenthaltsgenehmigung für den Kibbuz Broschim bekommen, wo er als Gärtner unte der Aufsicht des Holocaust-Überlebenden Baroch Ben Tov arbeiten soll. Thomas‘ Reise läuft nach einigen Schwierigkeiten am Flughafen problemfrei. Er trifft pünktlich am Flughafen Tel Aviv auf die Ukrainerin Vera Brodsky, die wegen eines schweren Schicksalsschlags nach Israel übergesiedelt ist und im Gegensatz zum Wahrheit suchenden Wanninger im jüdischen Viertel Frieden finden möchte.

Pnina Moed Kass – Echtzeit weiterlesen

Salvatore, R. A. / Merlau, Günter – Drizzt – Im Reich der Spinne (Die Saga vom Dunkelelf 2)

Folge 1: [„Der dritte Sohn“ 2978

_Story_

In der Akademie von Melee-Magthere hat Drizzt eine gesamte Dekade lang eine harte, doch erfolgreiche Ausbildung zum Schwertkämpfer genossen. Nach und nach ist er dabei zum gefürchtetsten Kämpfer der gesamten Umgebung herangewachsen, was auch der Spinnenkönigin nicht entgangen ist. Widerwillig ordnet er sich ihrer Herrschaft unter und baut in jedem weiteren Gefecht seine Fertigkeiten weiter aus. Allerdings bringt ihm sein konsequenter Aufstieg auch ständig neue Feinde ein. Besonders Alton de Vir, dessen Volk von Drizzts Heimathaus gänzlich ausgelöscht wurde, sinnt auf Rache an den Do’Urdens, und dabei ist ihm der junge Dunkelelf ein willkommenes Ziel.

Währenddessen fühlt sich Drizzt in seiner Rolle immer unwohler; von Tag zu Tag offenbaren sich ihm weitere Grausamkeiten. Und als er dann auch noch bezeugen muss, wie das Haus Do’urden in seinem permanenten Machtbestreben vor keiner Kriegerei zurückschreckt, entscheidet er sich, seinem Volk den Rücken zu kehren. Allerdings kann er diesem Krieg auch im Exil nicht fernbleiben. Schon bald gibt es ein erneutes Aufeinandertreffen mit seinem ehemaligen Waffenmeister Zaknafein. Und der ist ihm diesmal alles andere als freundlich gesinnt. Zumindest hat es den Anschein, als wäre dem so …

_Meine Meinung_

Im zweiten Teil der gerade fertiggestellten Hörspielsaga um den Dunkelelfen Drizzt Do’Urden wird die Geschichte aus der Unterwelt rasant weiterentwickelt. In der Zwischenzeit, sprich seit dem Ende des letzten Hörspiels, sind viele Jahre vergangen, in denen Drizzt seinen Status enorm hat aufwerten können. Seine Fähigkeiten mit dem Schwert werden im Reich der Dunkelelfen von allen Stämmen gefürchtet, so dass der Weg zur Macht auch nur über seine Unterstützung oder gegen ihn führt. Drizzt selber ist seiner Einstellung den finsteren Machenschaften seines Hauses gegenüber indes weiterhin treu geblieben, lässt sich aber dennoch von den Abgeordneten des Hauses Do’Urden einlullen, um in Zukunft an ihrer Seite zu kämpfen. Seine Skepsis bleibt allerdings bestehen, jedoch bleibt er seinem Volk vorerst treu. Dann aber wird ihm bewusst, welche abartigen Wesenszüge seine Familie ausmachen; mit eigenen Augen wird er Zeuge einer grausamen Auseinandersetzung, der viele unbewaffnete und unschuldige Geschöpfe zum Opfer fallen. Angewidert probt er den Aufstand und sucht in der Abgeschiedenheit der Unterwelt seinen Frieden. Doch der soll ihm nicht lange gewährt werden; mittlerweile ist Drizzt zum Feindbild verschiedener Machthaber geworden und lebt ständig auf der Flucht. Gemeinsam mit dem Gnom Belwar Dissengulp und dem Panther Guenhwyvar trotzt er den Gefahren, die seinen Weg begleiten. Doch dann trifft er auf einen weiteren mächtigen Kämpfer in Person seines Ausbilders Zaknafein, dem Mann, der jeden einzelnen Zug seines alten Schützlings aus dem Effeff kennt. Und vor ihm kann der junge Drow nicht mehr fliehen.

Ähnlich wie die vorangegangene Debüt-Episode ist auch der zweite Teil der „Saga vom Dunkelelf“ gespickt mit vielen Kampfszenen und opulent inszenierter Action. Das Hörspiellabel Lausch bzw. Regisseur Günter Merlau schöpfen mal wieder aus dem Vollen und sparen in keiner einzigen Szene an Effekten und bombastischer musikalischer Untermalung. Mit einer herrlichen Dynamik ausgestattet, entwickelt sich „Im Reich der Spinne“ immer mehr zum soundtechnischen Referenzwerk in seinem Genre, begleitet von erneut prima agierenden Sprechern, deren Ambition und Motivation jederzeit greifbar erscheint. Besonders hervorzuheben ist hierbei Tobias Meister in der Hauptrolle als Drizzt sowie jede weibliche Sprecherin, die mit ihrer finsteren Stimme die bösartige Ausstrahlung des Stückes nach außen kehrt. Es gibt sogar teilweise Szenen, in denen der Inhalt kaum noch wichtig erscheint, weil die Performance der Akteure wahrlich berauschend wirkt und man beinahe schon von ihrer bloßen Stimme gefesselt wird. Das mag mitunter übertrieben klingen, ist es aber sicherlich nicht, wenn man sich einmal auf die fantastische Interaktion des stark besetzten Sprecherensembles eingelassen hat.

Und während man mit den Ohren an den Boxen klebt, setzt sich der Kampf in der Unterwelt unerbittlich fort, begleitet von weiteren hinterhältigen Intrigen, brutalen Auseinandersetzungen und Dialogen, deren wahren Inhaltes man sich niemals sicher sein kann.

Hatte ich nach dem ersten Hörspiel noch den Eindruck, als könnte die Audio-Adaption der beinahe gleichzeitig veröffentlichten Comic-Fassung aus dem Hause |Panini| nur schwer das Wasser reichen, hat mich die weitaus actionlastigere zweite Episode nun unerwartet umgestimmt. „Im Reich der Spinne“ fehlt es bezogen auf Inhalt und Darbietung an rein gar nichts. Stattdessen hat der sympathische Verlag hier eine Blaupause für ein perfektes Fantasy-Hörspiel abgeliefert, welches ich im Rahmen dieser Serie nicht nur weiterempfehlen kann, sondern auch muss. Selbst Dunkelelf-Schöpfer R. A. Salvatore, die Legende der „Dungeons & Dragons“, wird zugestehen müssen, dass es besser kaum noch geht.

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Folge 3: [„Der Wächter im Dunkel“ 3082

Berndorf, Jacques – letzte Agent, Der

_Relikte alter Stasi-Zeiten im vereinten Deutschland_

Aktuell ist ein älterer Roman von Jacques Berndorf alias Michael Preute als Hörbuch bei |Technisat Digital Division RADIOROPA| erschienen Zuvor erschien er als Taschenbuch im |KBV|. Doch ist die Erstauflage bereits knapp 15 Jahre alt, erschienen nach dem Mauersturz und dem Verfall der DDR.

_Das Thema_

Die Geschichte fängt bekannt idyllisch an, ganz im Stil der Berndorf’schen Eifelkrimis: Katze Krümel und der Journalist Siggi Baumeister leben in sommerlichen Tagen in den Tag hinein. Dann kommt Baumeisters fast vergessene Tante Anni aus Berlin an, eine ehemalige Kriminalkommissarin: Man habe gemeinsam einen Gutshof geerbt.

Neben der unerwarteten und neu entdeckten Verwandschaft beschäftigt Siggi Baumeister ein neuer Fall: Er findet eine Leiche im Wald, die durch eine Art Kunststoff vollkommen aufgequollen ist. Seine Tante Anni ahnt die Lösung, denn in der DDR wurde mit Projektilen experimentiert, die Menschen in dieser Weise töten.

Bald stößt Siggi Baumeister auf eine kleine Firma, die sich auch nach dem Mauerfall auf Verpackungs-Design spezialisiert hat. Letztlich sind es „Ex-Agenten“ aus der Zeit des kalten Krieges. Und das, obwohl die Vereinigung von Ost und West längst vollzogen ist.

Der Bundesnachrichtendienst kommt ins Spiel, Baumeister wird an seinen Recherchen nicht gehindert, aber vor dem Verschwinden von Informationen gewarnt. Kein Wunder aber, dass der Tote nicht die letzte Leiche mit „Plastik im Bauch“ bleibt. Es wird erneut eine Leiche aufgefunden, die ebenfalls diesen qualvollen Tod erlitt. Ein drittes potenzielles Opfer kann Baumeister zum Glück warnen, doch leider wurde dessen Frau ebenfalls ermordet. Baumeister, unterstützt von der leicht debilen Tante Anni, geht weiter auf Spurensuche …

_Berndorf_

Eigentlich heißt er Michael Preute, aber bekannt wurde er unter dem Pseudonym Jacques Berndorf. Bevor er sich seinen Romanen widmete, war Preute ein gefragter freier Journalist für Magazine wie „Stern“ oder „Spiegel“, aber ebenso international für „Paris Match“.

Über ein Dutzend Eifelkrimis gibt es bereits, aber den wenigsten wird bekannt sein, dass er 1977 auch eine Biografie über Elvis Presley schrieb und bereits andere Romane seit dem Beginn der siebziger Jahre veröffentlichte.

Sein neuestes Werk, im Oktober 2006 bei |GRAFIT| erschienen, ist der Roman „Eifel-Kreuz“.

_Spannung_

Angeblich gab es diese Art von tödlichen Projektilen, die Kunststoff aufquellen lassen, tatsächlich. Der Krimi trägt Berndorfs unvergleichliche und typische Handschrift: Eifel als Lokalkolorit, Baumeister als stur recherchierendem Antihelden mit Pfeife und Vorliebe für Katze, und letztlich einem trockenen Humor, der Krimis gut tut. Ebenso tut der Atmosphäre gut, dass eine „Tante Anni“ auftaucht – ganz untypisch für einen Krimi mit Mord und Totschlag. Berndorf ist literarisch individuell.

Dennoch kommen, wie in seinem späteren Werken in und aus der Eifel, noch nicht seine Freunde Rodenstock und „Emma“ ins Spiel. Baumeister also als Einzelkämpfer. Im Gegensatz zu späteren und äußerst erfolgreichen Eifelkrimis fehlt bei „Der letzte Agent“ ein wenig die Atmosphäre, die den Eifelkrimi doch so ausmacht. Der Lokalkolorit ist nicht so ausgeprägt, wie man es ansonsten beim Berndorf’schen Eifelkirimi gewohnt ist. Eine intelligente und spannende Geschichte zeichnet den Roman dennoch aus.

_Der Vorleser und seine Bedeutung_

Ohne Zweifel steht und fällt die Qualität eines Hörbuches mit dem Vorleser. Dieser heißt Georg Jungermann und ist Schauspieler. Über ihn wird im beigefügten Booklet nichts erwähnt. Recherchen im WWW verraten, dass er vorrangig am Theater arbeitet und das Vorlesen von Hörbüchern ein zweites Standbein von Jungermann ist.

Der Zuhörer ist bei anderen Vertonungen von Berndorf-Krimis durch bekannte Schauspieler wie Dietmar Bär und Günter Lamprecht sehr verwöhnt, die zudem szenisch vorlesen. Aber Jungermann gewinnt schnell das Zuhörer-Herz, denn er hat eine feine und präzise Modulation, die auch die Dialoge glänzend umsetzt. Die Stimme des Vorlesers ist weder langweilig noch langatmig. Er kann kritische Momente, Verärgerung oder auch Humor genial in Worte und Stimmbalancen umsetzen.

_Insgesamt_

Mit „Der letzte Agent“ von Jacques Berndorf ist ein brisanter Krimi geliefert worden. Dieser ist spannend und bis zum Schluss verworren, ohne verwirrend zu sein. Blendend ist die Umsetzung zum Hörbuch. Es wurde nichts gekürzt oder gar verändert. Letztlich ist der vorlesende Georg Jungermann eine gute Neuentdeckung für die Vertonung von Büchern.

Praktisch ist ferner, dass der Verlag den Audio-CDs zusätzlich die komplette Geschichte im mp3-Format als Zusatz-CD beifügt. Dieser Bonus wird den modernen CD-Playern gerecht und darf als innovativ bezeichnet werden.

_Klappentext_

|Der Journalist Siggi Baumeister hat alle Hände voll zu tun. Nicht nur mit der grässlich zugerichteten Leiche, die er im Eifelwald findet, gewissermaßen fast vor seiner Haustür. Auch eine resolute alte Dame aus Berlin tritt plötzlich auf den Plan und stellt sich als seine Tante Anni vor. Baumeister hat noch nie von ihr gehört. Und schließlich entpuppt sie sich als eine mit allen Wassern gewaschene Frau vom Fach, eine pensionierte Kripo-Kommissarin. Baumeister kann jede Hilfe gebrauchen, denn die Fährte, die er verfolgt, führt ihn direkt zu einem alten Stasi-Komplott, das man erschreckend wendig der neuen politischen Situation angepasst hat. Nur eines hat man beim Alten belassen: die Entschlossenheit, lästige Störenfriede gnadenlos zu liquidieren … |

|8 Audio-CDs
1 Bonus-CD im MP3-Format
Laufzeit ca. 8:35 Stunden|
http://www.hoerbuchnetz.de/

Apel, Johann August / Gruppe, Marc – Freischütz, Der (Gruselkabinett 15)

_Story_

Eine kurfürstliche Gegend um 1800: Der Amtsschreiber Wilhelm und seine Geliebte Käthchen planen insgeheim ihre baldige Vermählung, benötigen hierzu aber die Zustimmung vom Vater des jungen Mädchens. Allerdings hat dieser klare Vorstellungen, was den Bräutigam seiner Tochter anbelangt, und erwartet, dass sich Käthchen mit einem Förster vermählt. Weil Wilhelm diese Voraussetzungen nach Meinung des alten Herrn aber nicht erfüllt, kommt für ihn keine Hochzeit in Frage.

Dem Amtsschreiber gelingt es aber dennoch, Käthchens Vater Bertram durch Erzählungen von seiner zweijährigen Ausbildung zum Jäger zu überzeugen. Nun muss er nur noch die alte Familientradition aufrechterhalten und zu einem festgeschriebenen Termin das kurfürstliche Probeschießen überstehen. Doch je näher der Tag des entscheidenden Schusses rückt, desto unsicherer wird der offenkundig mäßige Schütze. Ständig geht er bei der Jagd leer aus und erhöht somit die Skepsis des Hausherren. Erst als er des Nachts auf den merkwürdigen Stelzfuß trifft und von ihm Kugeln erhält, mit denen eine absolute Treffsicherheit garantiert ist, ist er optimistisch, den Probeschuss zu bestehen. Jedoch geht sein Kontingent an so genannten Freikugeln sehr schnell zu Neige. Vor lauter Verzweiflung lässt sich Wilhelm auf eine okkulte Zeremonie ein, bei deren Gelingen ihm weitere Freikugeln zugesprochen werden sollen. Gewarnt durch Erfahrungsberichte, macht sich der Freischütz Wilhelm auf den Weg in den Wald, um dem Stelzfuß erneut zu begegnen. Doch dieses Mal soll das Aufeinandertreffen weitaus schlimmere Folgen haben als zuvor …

_Meine Meinung_

„Der Freischütz“ von Johann August Apel ist die mit Abstand untypischste Story aus dem „Gruselkabinett“ von |Titania|. Zumindest wird dieser Eindruck nach dem ersten Drittel der Erzählung geweckt. Bis dorthin entwickelt sich die Geschichte nämlich eher einem Märchen gleich als einer gruseligen, gar horrorlastigen Story. Die Dialoge sind zumeist gezeichnet von nichtssagenden Inhalten, und das ständige Gerede von der Liebe zwischen Käthchen und Wilhelm sowie die fortwährende Erwähnung des Probeschießens strapazieren das Nervenkostüm (für diese Serie) ungewöhnlich hart, so dass man bereits frühzeitig dazu geneigt ist, „Der Freischütz“, zumindest in diesem Rahmen, zu disqualifizieren. Doch da hat man die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

In der zweiten Hälfte offenbaren sich nämlich dann erst das wahre Ausmaß der Handlung und die Hintergründe für den Tod am Galgen, der der erzählenden Figur Wilhelm alias Marius Claren unmittelbar bevorsteht. Er als Protagonist erzählt die Geschehnisse aus seiner Sicht einen Tag vor seiner bevorstehenden Hinrichtung und betont dabei vorrangig das subjektive Empfinden der frustrierten, verzweifelten Hauptfigur. Es geht zunehmend mehr um seine Ängste und den sich mehrfach anbahnenden Wahn, der ihm jegliche Vernunft nimmt und ihn schließlich dahin führt, über ein satanisches Ritual seine befürchtete Bestimmung zu verändern.

Vom Zeitpunkt an, an dem man mehr über die Legende von Bertrams Urahnen Kuno, der ebenfalls angeklagt wurde, mit dem Teufel im Bunde zu sein, erfährt, steigt auch die Spannungskurve und die Relevanz des zunächst gar nicht gruseligen Inhalts. Konsequent wird der Zuhörer in die mysteriösen Geschehnisse in Wilhelms Umgebung einbezogen, bis er mit Erschrecken feststellen muss, zu welch fanatischen Aktionen der unbegabte Gewehrschütze aus reiner Liebe Käthchen gegenüber fähig ist. Als Freischütz kann der Lehrling des Försters schließlich kaum mehr vernünftige Entscheidungen treffen, ist zudem vom Grauen der finsteren Erscheinungen, die ihn bei seiner Zeremonie heimgesucht haben, verwirrt und wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich diesen einen Schuss abzufeuern, um dem Wahnsinn ein Ende zu bereiten. Und der Schuss soll kommen, und mit ihm Dinge, die Wilhelm sich nicht einmal in seinen finstersten Nachtmahren erträumt hätte.

Nach der anfänglichen Skepsis entwickelt sich die Geschichte um den vom Schicksal geplagten Amtsschreiber schließlich doch noch zu einem atemberaubenden Hörereignis mit einer erschreckenden Tragik. Dank der ambitioniert auftretenden Sprecher und den stets rasanter werdenden Entwicklungsschritten wird die Diskrepanz zwischen beschaulicher Märchenromantik und beklemmender Dramatik letztendlich überwunden, bis dann schließlich das bitterböse Ende jegliche Zweifel ausräumt, ob „Der Freischütz“ ein würdiger Vertreter dieser prestigereichen Reihe ist – denn das ist die Geschichte, vor allem wegen der spannungsgeladenen zweiten Hälfte definitiv. Schade nur, dass die Story so erschreckend belanglos beginnt. Es mag zwar sicher so sein, dass das Original inhaltlich kaum mehr hergibt als diese ersten flachen Dialoge, doch bislang ist es für Regisseur Marc Gruppe und sein Team noch nie ein Problem gewesen, selbst solche Schwierigkeiten auszuhebeln. Sei’s drum: „Der Freischütz“ ist trotz allem ein hörenswertes Gruselerlebnis, das seinen Platz im „Gruselkabinett“ meines Erachtens auch verdient hat.

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_Das |Gruselkabinett| auf |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)

Perry-Rhodan-Team / Böhmert, Frank / Effenberger, S. A. / Sieper, Marc – Hyperschock, Der (Perry Rhodan – Sternenozean 3) (Hörspiel)

Folge 1: [„Der Sternenbastard“ 3030
Folge 2: [„Die Mascantin“ 3031

_Story_

Während die Galaxis von Raumbeben unbekannten Ausmaßes erschüttert wird und kleinere Planeten diesen zum Opfer zu fallen drohen, befinden sich Kantiran und Mal Detair auf der Flucht. Allerdings werden die beiden wegen Kantirans Blauäugigkeit beim Versuch, über das Hauptquartier des Residenten Kontakt zu seinem Vater Perry Rhodan aufzunehmen, entdeckt und trotz des regen Treibens im Solsystem festgenommen.

Jedoch hat diese Festnahme für Kantiran auch positive Auswirkungen, denn er gerät erneut in unmittelbare Nähe des berüchtigten Weltraumhelden und erhofft sich, endlich für längere Zeit Kontakt mit ihm aufzunehmen. Beim zweiten Aufeinandertreffen von Vater und Sohn gerät Kantiran aber gehörig unter Druck, denn als Gefangener muss er Rhodan davon überzeugen, ihn anzuhören, ansonsten droht er, für immer verloren und dem Tode geweiht zu sein. Tatsächlich hört Perry im Beisein seiner Assistentin den Worten seines Jungen zu und erzählt ihm hierbei zum ersten Mal ausführlich über die Kindheit Kantirans und dem, was ihr vorangegangen war. Der ‚Sternenbastard‘ ist geschockt und erfreut zugleich, kann diese Gefühle indes nicht lange auskosten, denn schon bei der nächsten Expedition entdeckt er im Beisein seines Vaters eine außergewöhnliche Planetenkonstellation, die ihn als Sternenozean noch länger beschäftigen soll.

_Meine Meinung_

Ich schrieb bereits in der Rezension zur vorherigen Episode „Die Mascantin“, dass sich die Handlung nach einer kurzen Einleitung ziemlich rasant entwickelt und grobe Umrisse des Gesamtkonstrukts „Sternenozean“ erkennen lässt. Diese Aussage möchte ich nunmehr revidieren, weil in der dritten Folge gänzlich neue Gedankenzüge in die Handlung einfließen, die zum einen den Namen des Zyklus‘ näher erörtern, zusätzlich aber auch wesentlich detaillierter die Richtung der Serie zu bestimmen scheinen, die im Übrigen hier noch einmal einer gehörigen Kurskorrektur unterzogen wird.

Weiterhin werden neue wichtige Charaktere in die Geschichte mit einbezogen und verleihen der ohnehin schon ziemlich umfangreichen Story neue Farben, die von den Machern des Hörspiels auch umgehend zu einer bunten Untermalung verwendet werden. Des Weiteren vollzieht sich in „Der Hyperschock“ einer der sicherlich entscheidendsten Momente mit dem ersten richtigen Aufeinandertreffen der Protagonisten Kantiran und dem bis hierhin kaum in Szene gesetzten Titelhelden. Dieser wird auch dementsprechend majestätisch empfangen, begleitet von einem heroischen Musikstück des Berliner Filmorchesters, und bekommt so auf Anhieb die Stellung des Unantastbaren zugeschrieben. Volker Lechtenbrink scheint seine Sprecherrolle allerdings auch jede Menge Spaß zu bringen, denn seine Darbietung zeugt von Stolz, aber auch von Souveränität, die sich besonders im Dialog mit Kantiran herauskristallisiert.

Mit seinem Hinzukommen nehmen die Dinge erst so richtig ihren Lauf; die Vergangenheit ist gelöst, und nur die Zukunft wird noch in Augenschein gefasst, beginnend mit den tumultartigen Weltraumbeben, die das gesamte All erschüttern, bis hin zu den hierauf bezogenen Entdeckungen, die mit Sicherheit Thema der nächsten Hörspiele sein werden. Außerdem stehen einige aus der Vergangenheit resultierende Ereignisse in unmittelbarer Zukunft zur Diskussion, so wie beispielsweise das Attentat auf Ascari da Vivo, deren geheimnisvolle Aura sich in „Der Hyperschock“ ebenfalls langsam und bedächtig lichtet.

Mittels dieser neuen Aspekte wird das scheinbar unerschöpfliche Potenzial dieser legendären Heftroman-Serie auch gekonnt in die Audio-Fassung übertragen und macht den aktuellen Hörspiel-Zyklus mitunter zur spannendsten, garantiert aber zur am packendsten und am effektivsten inszenierten Variante der bisherigen „Perry Rhodan“-Vertonungen. Ich hoffe bereits zu diesem Zeitpunkt inständig, dass |Lübbe Audio| den geplanten Umfang von „Sternenozean“ auch tatsächlich produzieren und in den Handel bringen werden, vor allem auch, weil die Auswahl an Science-Fiction-Hörspielen derzeit doch ziemlich mangelhaft ist, in erster Linie aber natürlich wegen der genialen Umsetzung, die auch bei „Der Hyperschock“ voll ins Schwarze trifft.

http://www.perryrhodan.org
http://www.luebbe-audio.de
[Ausführlicher Überblick über diesen Zyklus der Heftromanserie]http://www.perrypedia.proc.org/Der__Sternenozean__%28Zyklus%29

Robert L. Stevenson – Die Schatzinsel (Europa-Originale 25)

Besetzung

Jim Hawkins – Susanne Hartau
John Silver – Hans Paetsch
Der alte Seebär – Wolfgang Rau
Der Doktor – Jürgen Wegner
Der Baron – Michael Stobbe
Der Kapitän – Jürgen Pooch
Der blinde Pirat – Rudolf Fenner
Ein Pirat – Hans Meinhardt
Ein anderer Pirat – Gottfried Lackmann
Leichtmatrose Tom – Sven H. Mahler
Ben Gunn und Seeleute – Wolfgang Rau

_Story_

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Nomi Baumgartl – Mumo

Mumo genießt die letzten Minuten im Meer. Hier fühlt sich der junge Elefantenbulle wohl, doch hier kann er nicht auf ewig bleiben. Seine Herde zieht wieder ins Landesinnere, und weil Mumo sich seiner Familie stark verbunden fühlt, tritt er mit ihnen die Rückreise ins Herz von Afrika an. Doch obwohl er hier glücklich und in Frieden lebt und auch nicht die Gefahr durch menschliche Elfenbeinjäger fürchten muss, trifft er eine wichtige Entscheidung. Beim Elefantenbaum hat er die Gewissheit bekommen, dass es ihm vorbehalten ist, seinen Traum zu leben, und Mumos Traum soll ihn zurück ans geliebte Meer führen. In einer schicksalhaften Nacht zieht Mumo, ohne sich großartig zu verabschieden, von dannen, läuft aber bereits nach wenigen Stunden in die Fänge der gefürchteten Menschen. Statt des friedlichen Lebens in Meeresnähe droht ihm nun die Gefangenschaft auf Lebenszeit. Mumo ist verzweifelt, denn innerhalb kürzester Zeit steht sein gesamtes Leben komplett auf der Kippe.

Nomi Baumgartl ist in erster Linie Fotografin und als solche auch international renommiert. Die aus München stammende Autorin verbringt ihr Leben überall in der großen, weiten Welt und hat es sich zum Lebenswerk gemacht, als Hommage an die Schöpfung die Verbindung von Mensch und Natur in Bildern zu zeigen. Nun aber ist „Mumo“ in der hier rezensierten Fassung ein Hörbuch, in dem es der Autorin nicht möglich ist, mit visuellen Bildern zu arbeiten. Stattdessen muss sie ihre Kreativität ausschließlich darauf ausrichten, ihre Worte derart wirken zu lassen, dass eben genau das, was sie ansonsten mit der Kamera einfängt, sich nun auf mentaler Ebene bei ihrem Publikum festsetzt. Schaut man sich Nomis beeindruckende Fotografien im Booklet an, wird einem klar, welch schwierige Aufgabe sie sich mit dieser Hörbuchgeschichte aufgeladen hat, zumal die Story um den kleinen Elefanten auch reichlich moralische Aspekte beinhaltet, welche die vielen Eindrücke noch verstärken.

Doch, und das muss man schon einmal vorweg sagen, ist es der Autorin wunderbar gelungen, auf gänzlich andere Weise emotionale Bilder zu erschaffen, die auch abseits der Handlung zu berühren vermögen.

Baumgartl beginnt die Erzählung, die übrigens vom überaus erfahrenen Synchronsprecher Thomas Fritsch (William Hurt, Jeremy Irons, Russel Crowe) dargeboten wird, mit einer herrlichen Momentaufnahme Mumos im Meer und beschreibt damit auch schon sehr umfassend die träumerischen Gedanken des Elefanten, die sich nach und nach zu seinem zukünftigen Lebensweg manifestieren sollen. Bereits hier entwickeln sich prägende Eindrücke, die in jedem Schritt von Mumos Reise haften bleiben und dazu auch immer noch von weiteren eindrucksvollen Momentaufnahmen ergänzt werden. Fritsch erzählt vom langsamen Fußmarsch der Dickhäuter beim Sonnenuntergang, analysiert Traditionen und Riten, die von den Elefanten sehr bewusst betrieben werden, spricht von geheimen Wünschen und Erwartungen und geht dann mit einem Mal über in eine sehr dramatische Wendung, in welcher der lang ersehnte Traum von der bitteren Realität abgelöst wird und sich das Schicksal des wehrlosen Elefanten ohne seine Einflussnahme für sein gesamtes weiteres Leben entscheidet.

Die Geschichte vom Leben des Elefanten, der beschloss, seine letzten Tage am Meer zu verbringen, mag auf den ersten Blick eine rein fiktive Erzählung aus dem Bereich der Jugendliteratur sein, ist aber hinsichtlich des traurigen Beigeschmacks und des moralischen Anspruchs definitiv mehr als das, nicht zuletzt, weil Baumgartl den Plot absolut realitätsnah vortragen lässt und unterschwellig sehr viel Kritik einbringt, die sich vordergründig auf das Verhalten der menschlichen Jäger bezieht. Die Autorin beschreibt in einem scheinbar harmlosen Bericht, wie der Mensch kompromisslos die Natur ausbeutet, die Tierwelt erheblich gefährdet und sich der wertvollsten Schätze beraubt, ohne sich dabei der langfristigen Konsequenzen des natürlichen Gleichgewichts bewusst zu sein. Elefanten, in diesem Fall der hilflose Bulle Mumo, der zunächst als Spielball der unbarmherzigen Tierfänger missbraucht wird, gehören zu den am meisten gefährdeten Opfern in diesem kaum mehr aufzuhaltenden Teufelskreis und bieten daher auch den perfekten Aufhänger für eine derart tragische Erzählung, nicht zuletzt, weil Baumgartl auch schon mehrfach Erfahrungen mit den riesigen Dickhäutern gemacht hat, die sie hier auch souverän ausspielt.

Was genau hinter diesen Lebewesen steckt, welche Gepflogenheiten ihr Leben bestimmen, wie sie sich generell in ihrer Umwelt verhalten und was ihre Natur ausmacht – nun, das werden Experten sicherlich wissen. Wie man all dies jedoch mit Emotionen füllt, ein Mehr an Leben einbringt, weitere Geheimnisse enthüllt, Sympathien ausbreitet |und| dann auch noch eine bewegende Geschichte erzählt, diese Kunst ist sicherlich nur wenigen vorbehalten, unter anderem eben der Autorin von „Mumo“, der ich ein großes Kompliment für die Story und die Darstellung der grauhäutigen Landriesen aussprechen muss. Um es einmal bildlich zu beschreiben, möchte ich zum Abschluss gern meine Lebensgefährtin zitieren, die im Bezug auf unser gemeinsames Kind folgende Äußerung hören ließ: „Wenn der Kleine irgendwann den Inhalt begreift und sich von Mumos Geschichte mitreißen lässt, haben wir als Eltern gute Arbeit geleistet.“ Ich denke, dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen.

Zum Rahmen des im Digibook erscheinenden Hörbuchs sei noch gesagt, dass neben den zwei CDs mit dem eigentlichen Plot als Zusatz noch eine DVD mit der Dokumentation „Der Elefantenmann“ enthalten ist, auf der es weitere beeindruckende Bilder aus dem afrikanischen Tierreich zu sehen gibt. Auch hierbei handelt es sich um eine ergreifende Dokumentation, die zum einen erschreckende Aspekte offenbart, andererseits aber auch die Schönheit dieser Tiere adäquat nach außen kehrt. Schlichtweg grandios, wie eben die Reise des Elefantenbullen Mumo, die ich jedem, egal welche Art und Form der Literatur er oder sie bevorzugt, nur wärmstens ans Herz legen kann.

2 CDs
Sprecher: Thomas Fritsch
http://www.sprechendebuecher.de

Meirose, Astrid / Pruß, Volker – Finstere Fluten (Schattenreich 2)

_Story_

Kurz nachdem Christian Wagner zum ersten Mal in die bizarre Welt des ‚Schattenreichs‘ abgetaucht ist, wird er schon wieder mit einem neuen mysteriösen Fall vertraut gemacht. Dieses Mal geht es um das plötzliche Verschwinden des Ägyptologen Walberg, dem verschiedenste Theorien zugrunde liegen. Von Entführung bis hin zu eigenmächtiger Flucht wegen des Überschreitens moralischer Grenzen bei seinen Forschungen reichen die Vermutungen, als Wagner gemeinsam mit Reporterin Tina Müller die Ermittlungen aufnimmt.

Bereits bei ihren Nachforschungen in Walbergs Labor stoßen sie auf abschreckende Fakten; der abgetrennte, fein sezierte Kopf von Chritians Jugendfreund Robbie, ebenfalls ein Mitglied der ‚Titanen‘, liegt dort konserviert aufgebahrt und versetzt die beiden erneut in Schrecken. Und die Merkwürdigkeiten reißen nicht ab: Christian selbst wird auf einem seltsamen Zettel erwähnt, den die Reporterin wohlwissend beseitigen möchte – und als sie dann Walbergs entlegene Residenz verlassen, geraten sie auch noch mitten in eine Flutwelle, die Wagner samt leichtem Gedächtnisverlust ins nächstgelegene Krankenhaus befördert. Als dann auch noch Alexa an seinem Krankenbett wacht, stapeln sich in Christians Kopf die Zweifel. Erneut knüpft er Zusammenhänge mit dem ‚Schattenreich‘ und muss sich bald die Frage stellen, was nun wirklich real ist bzw. was ihm nur als Phantasieprodukt vorgespiegelt wird.

_Meine Meinung_

Ebenso wie der ersten Teil der neu gestarteten „Schattenreich“-Serie von |Lübbe Audio| ist die Handlung von „Finstere Fluten“ von sehr vielen komplexen Gedankengängen und verwirrenden Szenarien durchsetzt, die den Hörgenuss nicht gerade erleichtern. Hinzu kommt, dass die im Prinzip ganz effektiven Musikeinsprengsel manchmal sehr unpassend eingesetzt werden, so dass vereinzelt Situationen kurzzeitig aus dem Zusammenhang gerissen werden, was sich leider in diesem Fall nicht gerade förderlich auf die Geschichte auswirkt. Allerdings muss man hier schon einige Verbesserungen zum diesbezüglich eher unausgereiften Vorgänger anerkennen, zumal durch die Musik keine Disharmonien in der Dynamik des Hörspiels mehr entstehen.

Allerdings ist die partiell übersteigerte Komplexität – sofern man sie nicht Verworrenheit nennen will – des Plots ein erneuter Kritikpunkt, den man dem „Schattenreich“-Team anlasten muss. Wiederholt wird die Story zu oft aus dem stringenten Verlauf herausgerissen, und durch die Vielzahl der geäußerten Vermutungen und die dem Zuhörer auferlegten Erwartungen kommt es zu einer weniger idyllischen Kombination aus fiktivem Gedankenspiel und transparenter Realität, die zur Folge hat, dass man dem Inhalt nicht mehr so ganz folgen kann – nicht zuletzt, weil das abrupte Ende den Hörer zusätzlich aus dem Konzept bringt.

Man wird zwar mit recht vielen Informationen versorgt, kann diese aber nicht entsprechend einordnen, was dadurch verstärkt wird, dass zum Schluss hin die Gelegenheit ausbleibt, Ordnung in die Handlung hineinzubringen. Die in der Inhaltsangabe beschriebene Handlung mag zwar nach außen hin leicht durchschaubar sein, wird aber zwischenzeitlich derart verzwickt, dass es trotz erhöhter Konzentration nicht einfach ist, all den unabhängigen Gedankenzügen zu folgen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die zahlenmäßige Menge der Mysterien dadurch erweitert, dass die Rätsel aus der vorangegangenen Episode nicht aufgelöst werden, somit allerdings darauf schließen lassen, dass es sich bei „Schattenreich“ um ein größer angelegtes Konstrukt handelt, welches erst in seiner Gesamtheit – es wird schließlich noch Fortsetzungen geben – transparent zu erfassen ist.

Aus diesem Grunde sollte man sich intensiv überlegen, ob für einen selber die Auseinandersetzung mit diesen bisweilen anstrengenden Hörspielen interessant erscheint. Hinsichtlich Stimmungen und klanglicher Untermalung gehört die „Schattenreich“-Reihe, und damit auch „Finstere Fluten“, zu den führenden Hörspiel-Produkten auf dem Markt. Was hingegen den Aufbau und die Struktur der Story betrifft, ist die Serie bis dato recht konfus gestaltet, besitzt aber dennoch ein ausreichendes Potenzial, um bei einer bereiteren Hörerschaft Anerkennung zu finden – und damit ist sicher nicht nur derjenige Bevölkerungsteil angesprochen, der eine Vorliebe für finstere Musik und düster-romantische Poesie hat.

http://www.schattenreich.net/

Perry-Rhodan-Team / Böhmert, Frank / Effenberger, S. A. / Sieper, Marc – Mascantin, Die (Perry Rhodan – Sternenozean 2)

Folge 1: [„Der Sternenbastard“ 3030

_Story_

Kantirans Geliebte Thereme ist tatsächlich tot. Hinterlistig wurde sie in der Abwesenheit ihres ergebenen Freundes ermordet und hinterlässt diesen voller Selbstzweifel und Traurigkeit. Der Kadett der Militärakademie Arkons wird durch diesen unerwarteten Vorfall völlig aus der Bahn geworfen, beschließt schließlich aber doch, seine Ausbildung zu Ende zu bringen. Kantiran begibt sich gleichzeitig aber dennoch an die Fahndung nach dem Mörder Theremes, macht dabei die Bekanntschaft eines rätselhaften Katers und dringt immer tiefer in eine Verwicklung von verschiedenen Unwahrheiten und Geheimniskrämereien vor. Über die einst ausgesandte Mascantin Ascari da Vivo bringt er Schritt für Schritt mehr Informationen über die Geschichte seiner direkten Vorfahren in Erfahrung und muss dabei erschrocken feststellen, dass seine Vergangenheit unmittelbar mit den jüngsten Ereignissen in Verbindung steht.

_Meine Meinung_

Nach der Pflicht nun die Kür: Während der erste Teil der neuen „Perry Rhodan“-Hörspielserie weitestgehend dazu verwendet wurde, die Rahmenbedingungen sowie die allgemeine Situation abzustecken, entwickelt sich der Plot in „Die Mascantin“ mit einem Mal rasend schnell fort und wird bereits von zahlreichen Überraschungen gezeichnet, welche sich bereits zu diesem Zeitpunkt erheblich auf den Umfang der Geschichte auswirken sollten. In der zweiten Episode werden nämlich mittels der Aufklärung verschiedener Geheimnisse die Grundsteine für mehrere Sub-Plots gesetzt, von denen Kantirans Vergangenheitsaufarbeitung natürlich den wichtigsten diesbezüglichen Aspekt ausmacht.

Andererseits heißt dies aber auch, dass das Regisseur-Team im Gegensatz zur vorangegangenen Folge nicht mehr lange fackelt und ohne Umschweife in die Details geht. Die Action um Kantiran herum nimmt deutlich zu, und der Kreis derer, die anscheinend eine ganze Menge zu verbergen haben, wächst auch von Minute zu Minute, wodurch das Potenzial der Geschichte natürlich ebenfalls in regelmäßigen Schüben anwächst.

Rein inhaltlich werden ebenfalls schon einige revolutionäre Schritte vollzogen, allen voran natürlich bei der Begegnung zwischen Ascari da Vivo und Kantiran, die für Letztgenannten ein geradezu verheerendes Ausmaß annimmt – doch hierzu möchte ich noch nicht zu viel verraten. Weiterhin ist der frühe Tod einer tragenden Figur natürlich auch eine krasse Entscheidung seitens des Autors, aber auch der scheinbar notwendige Fortschritt, um die Story anzuheizen, eine Vielzahl von Konflikten zu schüren sowie überhaupt den später beobachteten Schwung in die Sache hineinzubringen. Man kann hierbei getrost von der ersten, enorm wichtigen Schlüsselszene innerhalb der gesamten Saga sprechen, wenngleich es innerhalb der zweiten Episode nicht die letzte bleiben soll.

Eine gezielte Auseinandersetzung mit dem Verlauf der Geschichte ist indes nicht möglich, weil es kaum möglich ist, zu viel über den Inhalt zu sagen, ohne dabei entscheidende Details zu verraten. Doch das spricht ja im Grunde genommen auch nur für die gute Adaption seitens der Regisseure und ihrer hochkarätigen Sprecher-Riege sowie natürlich der Audioschmiede, die hier einmal mehr vom Berliner Filmorchester unterstützt wird.

Obwohl der eigentliche Titelheld auch in „Die Mascantin“ keine echte Rolle einnimmt (allerdings stets präsent ist), entwickelt sich die Story bereits frühzeitig zu einem spannenden Science-Fiction-Epos in typischer „Perry Rhodan“-Manier und sollte deswegen auch keinen Anhänger der Heftromane enttäuschen. Wenn nämlich bei einer Spielzeit von ca. 73 Minuten keine Längen auftreten, und das, obwohl die Geschichte rein quantitativ nicht dringend so viel hergibt, um diese Minuten stets imposant zu füllen, darf man ohne Umschweife von Top-Qualität sprechen. Und nachdem ich nun schon einen ziemlich guten Eindruck von diesem Serienstart gewonnen habe, läge mir alles andere auch definitiv fern.

http://www.perryrhodan.org
http://www.luebbe-audio.de
[Ausführlicher Überblick über diesen Zyklus der Heftromanserie]http://www.perrypedia.proc.org/Der__Sternenozean__%28Zyklus%29

Perry-Rhodan-Team / Böhmert, Frank / Effenberger, S. A. / Sieper, Marc – Sternenbastard, Der (Perry Rhodan – Sternenozean 1)

Fans der großen Weltraum-Saga „Perry Rhodan“ sind sich häufig nicht einig, ob die vertonten Adaptionen ihrer Lieblingsserie auch wirklich das Niveau der unendlich währenden Heftroman-Serie halten können. Dennoch kommen die Hörspiel-Labels immer wieder auf den legendären Romanhelden zurück, wobei die riesige Anhängerschaft derzeit mit den Hörbüchern zu den so genannten Silberbänden eigentlich noch bestens versorgt sein müsste. Nichtsdestotrotz hat man sich nun auch bei der renommierten Hörspiel-Firma |Lübbe Audio| dazu entschlossen, eine eigene „Perry Rhodan“-Reihe zu starten, die – ersten Angaben zufolge – mit insgesamt 40 geplanten Folgen die bislang üppigste ihrer Art werden soll. Nun, man darf gespannt sein, ob tatsächlich so viele Episoden auf den Markt kommen werden, doch nimmt man einfach mal den ersten Teil, „Der Sternenbastard“, als Maßstab, dann kann ich persönlich diese Entscheidung nur freudig begrüßen.

_Meine Meinung_

Kantiran wuchs nach dem Tod seines terranischen Vaters und seiner arkonidischen Mutter als Waise auf und verbrachte seine Kindheit bis zu seinem 14. Lebensjahr auf einem weniger bekannten Kolonialplaneten. Er wird wegen seiner weißen Haare und roten Augen als Aussetziger behandelt, obwohl in ihm ebenfalls das Blut der Arkoniden fließt.

Kantirans Leben soll sich aber schnell ändern, als er Besuch von der seltsamen Ascari da Vivo bekommt, die ihn für die Militärakademie Arkons verpflichten möchte. Der Mischling nimmt dieses Angebot dankend an, wird aber in der namhaften Akademie von Beginn an sehr rau angepackt. Dennoch erkämpft sich Kantiran nach und nach den Respekt der übrigen Schützlinge, die ihm gegenüber zunächst mit großer Arroganz und Hochnäsigkeit auftreten. Währenddessen lernt er auch die junge Thereme kennen und verliebt sich prompt in das Mädchen. Immer stärker fühlt er sich ihr verbunden, ahnt dabei aber noch nicht, welch grausames Schicksal diese Partnrschaft schon bald erwarten soll.

_Meine Meinung_

Nun, dass an diese Serie enorm hohe Erwartungen geknüpft sind, dürfte wohl jedem klar sein. „Perry Rhodan“ gilt hierzulande als eine der erfolgreichsten Science-Fiction-Serien und fußt auf einer unheimlich großen Fanschar, die vollkommen zu Recht hohe Ansprüche an den hier beschriebenen Zyklus „Sternenozean“ haben dürfen. Doch wie ich eingangs bereits andeutete, hat das Regieteam diese schwere Aufgabe mit Bravour gemeistert und ein sphärisch atemberaubendes und inhaltlich sehr spannnendes Hörspiel inszeniert, bei dem man bereits nach wenigen Minuten um die Tragweite der Dinge, die noch folgen werden, weiß. Aber dazu später mehr.

„Sternenozean“, der zugrunde liegende Zyklus, den erfahrene Leser sicher schon kennen werden (er wurde mit dem Heftroman Nr. 2200 eingeführt), erzählt die Geschichte des Mischlingsjungen Kantiran, dessen Leben bislang davon geprägt war, gegen die Schmähungen gegen seine ungeliebten terranischen Vorfahren anzukämpfen. Er lebt auf einem unbedeutsamen Planeten gemeinsam mit dem Volk seiner verstorbenen Mutter, wird von diesem aber wegen seines ‚unreinen‘ Blutes nicht in entsprechendem Maße akzeptiert. Aus diesem Grunde sieht er die Möglichkeit, einen Platz in der Militätakademie einzunehmen, auch als einzig realistische Chance, seinem unliebsamen Schicksal zu entfliehen und an einem fernen Ort ein besseres Leben zu führen. Andererseits jedoch hat Kantiran auch seine Zweifel; schließlich ist es normalerweise nur Kadetten adliger Abstammung vorbehalten, sich auf dieser Hochschule ausbilden zu lassen, und dies fördert in den ersten Tagen auch seine Skepsis. Völlig zu Recht, wie sich später herausstellen soll, denn auch auf neuem Terrain ist Kantiran ständigen Konfrontationen ausgesetzt und zieht sich schon in seinen ersten Stunden einige erhebliche Prellungen zu. Doch sein Ehrgeiz wird mit Respekt belohnt, und bevor sich der junge Kadett versieht, hat er zum ersten Mal in seinem Leben das Gefühl, wirklich geachtet zu werden.

Parallel pflegt Kantiran eine eigenartige Beziehung zur jungen Thereme, in die er sich direkt beim ersten Aufeinandertreffen Hals über Kopf verliebt hat. Allerdings kann er seine Liebe nicht so offen ausleben, wie er dies gerne tun würde, und muss vor allem der harten Ausbildung zu dieser Zeit einen hohen Tribut zollen. Als dann aber doch die Chance kommen soll, sich intensiver Thereme zu widmen, macht Kantiran eine Entdeckung, die seinen gerade geschöpften Lebensmut mit einem Mal wieder beiseite fegen soll …

Im ersten Teil der Hörspiel-Saga passiert noch nicht sonderlich viel, so dass man genügend Zeit hat, sich mit den wichtigsten Figuren vertraut zu machen bzw. sich einen detaillierten Überblick über das allgemeine Geschehen zu verschaffen. Im Großen und Ganzen handelt es sich dabei zwar nur um etwas breiter inszeniertes Anfangsgeplänkel ohne wirklich tief greifende Handlungsabschnitte, doch für den Start ist dies genau richtig, zumal der Zyklus ja bekanntermaßen recht umfangreich ist. Lediglich in der Mitte des Hörspiels wird die Umsetzung der Story nicht ganz so gefällig gelöst, so dass einige kurze Hänger hingenommen werden müssen, die aber bereits nach wenigen Minuten wieder abklingen.

Quasi als Entschädigung für diese geringfügige, unfreiwillige Verschnaufpause ist „Der Sternenbastard“ dann aber mit tollen Effekten und wunderbarer Begleitmusik ausgestattet. Eigens für diese Serie haben sich die Macher die Dienste des Berliner Filmorchesters unter der Leitung von Christian Hagitte gesichert, welches der jeweiligen Situation entsprechend für eine dezente oder eine gar bombastische Untermalung sorgt. Allerdings wirkt dies nie übertrieben, sondern ist völlig an die Geschichte angepasst worden und setzt gerade in den etwas betriebsameren Momenten wichtige Akzente.

Ob diese neu aus der Taufe gehobene Serie ebenfalls Akzente setzen wird, möchte ich nach diesem ersten Teil indes noch nicht beurteilen. Feststeht bis hierhin, dass „Sternenozean“ einen ziemlich guten Start hingelegt hat, sehr viele vielversprechende Versatzstücke beinhaltet und schon nach dem Ende von „Der Sternenbastard“ genügend Fragen offen hält, die für die Motivation, weiter am Ball zu bleiben, immens förderlich sind. Gute Voraussetzungen also für eine neue Erfolgsserie im Universum des beliebten Sternenabenteurers.

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[Exakter Überblick über diesen Zyklus der Heftromanserie]http://www.perrypedia.proc.org/Der__Sternenozean__%28Zyklus%29

Sergej Lukianenko – Wächter der Nacht

Sergej Lukianenkos Buchreihe um das Hin und Her der Mächte des Lichts und des Dunkels in den Straßen von Moskau hat auch außerhalb Russlands ihre Fangemeinde gefunden. Zwar dürfte der Erfolg in Deutschland etwas geringer ausfallen als in Lukianenkos Heimat, wo die Reihe in etwa so populär sein soll wie der „Herr der Ringe“ (mit dem das Werk unverständlicher Weise immer wieder verglichen wird), dennoch ist die Geschichte um die „Wächter der Nacht“ durchaus reizvolle Fantasykost.

Grund genug für das Hörbuchportal |Audible|, sich der Sache anzunehmen und mit einer selbstproduzierten Hörbuchreihe Lukianenkos Werk auch für die Freunde des vorgelesenen Wortes zu erschließen. Dass |Audible| ein gutes Händchen in der Hörbuchproduktion hat, zeigt die Qualität der zuletzt veröffentlichen Produktionen deutlich genug. So ist z. B. „Die Anstalt“ von John Katzenbach nicht zuletzt dank der überragenden Leistungen der beiden Sprecher Thomas Danneberg (Synchronstimme u. a. von Arnold Schwarzenegger, John Travolta und Nick Nolte) und Simon Jäger (Synchronstimme u. a. von Josh Hartnett und Heath Ledger) ein echter Hörgenuss.

Somit darf man zu Recht auch an die Produktion von „Wächter der Nacht“ hohe Erwartungen knüpfen. |Audible| hat sich die Veröffentlichung der gesamten bisherigen Bände der Reihe zum Ziel gesetzt. Von August 2006 bis April 2007 erscheint jeden Monat ein Teil der Reihe, der von |Audible|-Abonnenten runtergeladen werden kann. Wer nicht |Audible|-Kunde ist, hat übrigens schlechte Karten – wie die übrigen |Audible|-Produktionen auch, erscheint auch „Wächter der Nacht“ exklusiv bei |Audible|. Anderswo im Handel wird man vergeblich danach suchen.

Jedes Buch wird in seine drei Einzelbücher gesplittet, von denen jeden Monat eines veröffentlicht wird. Damit wird die Geschichte natürlich unschön auseinandergerissen, was gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Lukianenko sich gerne eines Cliffhangers bedient, um die Spannung zu steigern, schon mal Unmut und Ungeduld hervorrufen kann. Am Ende einer Geschichte vier Wochen auf die Fortsetzung warten zu müssen, während einem tausend Fragen im Kopf herumspuken, ist halt weniger schön und hat etwas von einem literarischen |Coitus interruptus|.

Die ersten drei Teile der Hörbuchreihe werden jeweils aus der Sicht von Anton, einem Mitarbeiter der Nachtwache, erzählt. Lukianenko zeigt dem Leser/Hörer die Welt, in der Anton lebt. Anton lebt in Moskau, sieht die Welt aber anders als der Normalsterbliche, denn Anton ist ein so genannter Anderer. Die Anderen gibt es schon seit ewigen Zeiten. Sie sind Magier, Vampire oder Gestaltwandler. Sie leben unerkannt unter den Menschen und können in eine Art Zwischenwelt, das Zwielicht, abtauchen. Ganz grob unterteilt man die Anderen in die Lichten und die Dunklen. Beide Gruppen überwachen sich gegenseitig, denn ihr Ziel besteht nicht darin, die Übermacht zu gewinnen, sondern den Status Quo zu wahren. Für dieses Ziel arbeiten Anton und die anderen Lichten der Nachtwache genauso wie seine dunklen Kollegen der Tagwache.

_Wächter 1: Das eigene Schicksal_

Anton hat bei der Nachtwache immer im Innendienst gearbeitet, bis er eines Tages in den Außendienst versetzt wird. Ohne es zu ahnen, gerät Anton gleich bei seinem ersten Einsatz zwischen die Fronten. Zum einen versucht er ,den zwölfjährigen Jegor aus den Klauen einer Vampirin zu befreien, zum anderen beobachtete er auf seiner nächtlichen Streife eine Frau, über deren Kopf ein schwarzer Wirbel schwebt. Ein schwarzer Wirbel zeigt einen Fluch an, aber wie groß und mächtig der Fluch ist, der auf der jungen Frau lastet, wird Anton und seinen Kollegen von der Nachtwache erst klar, als der Wirbel so große Ausmaße annimmt, dass er für ganz Moskau eine Bedrohung darstellt …

_Wächter 2: Der eigene Kreis_

Eine Reihe von Morden sorgt in den Reihen der Anderen für Aufregung. Als Täter kommt nur ein Anderer in Frage, vermutlich ein Lichter. Der Chef der Nachtwache betraut Anton mit den Ermittlungen, der schon bald feststellen muss, dass er selbst der Einzige ist, der kein Alibi hat. Das bleibt auch den Kollegen von der Tagwache nicht verborgen, und so ist Anton schon bald auf der Flucht durch die Straßen von Moskau und auf der Suche nach dem wahren Täter …

_Wächter 3: Im eigenen Saft_

Für die Nachtwache ist Urlaub angesagt. Zusammen mit seinen Kollegen fährt Anton hinaus zur Datscha von Kollegin Tigerjunges, die ruhig und beschaulich auf dem Land lebt. Hier findet Anton endlich Zeit, sich über sich selbst und seine Rolle in der Welt der Anderen Gedanken zu machen. Als sich jedoch unerwartete Geschehnisse andeuten, kehrt Anton nach Moskau zurück, wo sich schon bald die Ereignisse überschlagen, in denen ein Schicksalsbuch und ein Stück Kreide eine zentrale Rolle spielen …

Lukianenko baut „Wächter der Nacht“ als drei einzelne Geschichten auf. Sie bauen jeweils aufeinander auf, sind aber dennoch in gewissen Teilen in sich abgeschlossen. Darüber hinaus gibt es aber noch ein großes Ganzes, das Lukianenko dem Leser/Hörer erst im Laufe der Zeit Stück für Stück offenbart. Doch der Weg zur finalen Erkenntnis ist gespickt mit falschen Fährten, und so gehen die Vermutungen auch schon mal in die falsche Richtung. Lukianenko baut den Plot eben spannend und mit einigen Wendungen auf.

Dazu gehört auch, dass die Figuren sich nicht ganz plump in Gut und Böse einteilen lassen. Die Übergänge zwischen beiden Gruppen sind fließend. Die Lichten sind längst nicht die uneingeschränkt Guten, für die man sie anfangs halten mag, und so ist man als Leser/Hörer immer wieder gezwungen, seine Sympathien zu überprüfen und den Figuren gegenüber kritisch zu bleiben. Lukianenko betreibt eben keine zweidimensionale Schwarzweiß-Malerei, und so gesehen ist der Leser/Hörer mehr gefordert, sich seinen Teil zu denken.

Lukianenkos Welt der Anderen kommt atmosphärisch und düster daher, was zum Teil auch dadurch bedingt ist, dass ein Großteil der Handlung nachts spielt. Doch auch die Trostlosigkeit, die das Leben vieler Menschen in einer Stadt wie Moskau prägt, trägt zur Gesamtstimmung bei.

Zum Teil macht den Reiz der Geschichte sicherlich auch ihr naher Bezug zur Realität aus. Während viele Fantasygeschichten in komplett abgeschlossenen Welten spielen, die mit unserem Alltag kaum etwas verbindet, gibt es bei Lukianenko eine sehr große Schnittmenge zwischen Fantasy und realer Welt. Am ehesten lässt sich das vielleicht noch mit Werken von Autoren wie Neil Gaiman oder Christoph Marzi vergleichen, die auf ähnliche Art unsere Welt mit einer Phantasiewelt kreuzen.

Die Hörbuchproduktion ist im Großen und Ganzen durchaus gelungen. Die Lesung ist ungekürzt, was für sich genommen schon mal sehr positiv ist. Jeder Teil dauert etwa fünf bis sechs Stunden. Als Sprecher der Prologe der einzelnen Geschichten wurde Achim Höppner verpflichtet, der unter anderem schon als Synchronsprecher für Ian McKellen, Michael Caine und Clint Eastwood tätig war.

Die eigentliche Geschichte aus der Perspektive des Anton wird von Oliver Brod gesprochen. Brod klingt im ersten Moment etwas holprig und schleppend, wird aber doch recht schnell warm mit seiner Rolle und liefert dann eine überzeugende Vorstellung. Die Rollen der unterschiedlichen Figuren differenziert er recht ordentlich, wenngleich es Sprecher gibt, die gerade die Unterschiede zwischen den einzelnen Figuren besser herausarbeiten können. Dennoch passt Oliver Brods Stimme zur Figur des Anton sehr gut und ist deswegen nicht unbedingt eine schlechte Wahl.

Unterm Strich kann man die Hörbuchproduktion von |Audible| zu Sergej Lukianenkos „Wächter der Nacht“ als durchaus hörenswert bezeichnen. Die Geschichte an sich ist spannend und absolut empfehlenswert und auch die Hörbuchproduktion ist ein kurzweiliges Hörvergnügen. Etwas unschön mag die Aufteilung in drei monatlich erscheinende Einzelbücher sein, die den Hörer nach einem Cliffhanger dann schon mal vier Wochen in der Luft hängen lässt, aber das lässt sich ja umgehen, indem man sich die Einzelteile der Bücher erst dann runterlädt, wenn alle drei erschienen sind. Pech nur für denjenigen, der kein |Audible|-Abonnent ist, denn für den gibt es derzeit keine Möglichkeit, anderweitig in den Genuss des Hörbuches zu kommen. Aber so ist das nun einmal bei Exklusiv-Titeln. Wenn’s jeder hören könnte, wäre es schließlich nicht mehr exklusiv …

Spieldauer: 5 Stunden und 56 Minuten
Sprecher: Oliver Brod, Achim Höppner

Die „Wächter“-Reihe bei Audible: http://www.audible.de/adde/site/Serien-Mikrosite/index.jsp?BV__UseBVCookie=Yes

Dickens, Charles – David Copperfield (Europa-Originale 14)

_Besetzung_

David Copperfield – Stefan Schwade
Mrs. Copperfield – Reinhilt Schneider
Clara Pegotty – Karin Lieneweg
Mr. Pegotty – Andreas von der Meden
Emily – Manuela Dahm
Mr. Murdstone – Horst Breiter
Mrs. Murdstone – Heikedine Körting
Betsey Trotwood – Marga Maasberg
Mr. Dick – F. J. Steffens
Mr. Creakle – Peter Kirchberger
Mrs. Crakle – Marianne Kehlau
Mister Tungay – Klaus Klein
Mr. Micawber – Werner Cartano
Rosaly – Wanda Osten

_Story_

Der Halbwaisenjunge David Copperfield wächst wohlbehütet bei seiner Mutter und dem sympathischen Kindermädchen Clara Pegotty auf. Er ist ein glücklicher Junge, besonders in jenem Moment, als er im Urlaub mit Pegotty seine Jugendliebe Emily kennen lernt. Doch eben dieser Urlaub wird ihm später zum Verhängnis. Hinter seinem Rücken haben sich der kaltherzige Mr. Murdstone und seine Mutter das Jawort gegeben, ganz zum Unwillen Davids.

Fortan ändert sich sein Leben komplett: Aus dem liebevollen Umfeld wird ein erbitterter Kampf gegen seinen neuen Vater, den David durch seine Abschiebung ins Internat frühzeitig verliert. Ein halbes Jahr geht er durch diese harte Schule, bis ihm dann die Nachricht des Todes seiner Mutter ereilt. David ist tieftraurig über den Verlust, sieht darin aber auch die Chance, sich von seinem bösen Steifvater zu lösen. Allerdings endet seine Flucht vor dem angeheirateten Elternteil im totalen Elend, und mit einem Mal werden dem jungen Copperfield beinahe alle Hoffnungen entzogen, je wieder frei von Murdstone und dessen hinterhältiger Schwester zu sein.

_Meine Meinung_

Beim Namen „David Copperfield“ kommen einem natürlich erst einmal Gedanken an den weltberühmten Magier, der ja unlängst auch hierzulande wieder auf Tournee war. Allerdings arbeitet der Mann nur unter einem Pseudonym und verwendet für sein Künstlerleben den Namen einer tragischen Romanfigur aus dem Werk von Charles Dickens, der zu Lebzeiten auch die traurige Geschichte dieses hin und her geschubsten Waisenknaben erzählt. Dabei ist „David Copperfield“ im Vergleich zu den meisten anderen Werken des berühmten britischen Schriftstellers keine rein moralische Erzählung, sondern vielmehr der Bericht über einen Jungen, der sich trotz aller Gemeinheiten und Widrigkeiten nie hat unterkriegen lassen.

Copperfield hat es von Beginn an nicht gerade einfach. Er wächst ohne seinen Vater auf und hat als Bezugsperson nur die Haushaltshilfe Pegotty. Seine Mutter ist indes kaum für ihn da und lässt ihn erst recht im Stich, als sie gegen den Willen ihres Jungen mit dem strengen Mr. Murdstone anbandelt und ihn schließlich auch ehelicht. David ist entsetzt und erschrocken zugleich, denn ihm ist bewusst, dass die daraus resultierenden Entwicklungen ihn ausschließlich negativ berühren werden und er vom liebevollen Leben der Vergangenheit mit sofortiger Wirkung Abschied nehmen muss. Bereits wenige Tage nach der Hochzeit erklärt Murdstone ihm, was er von seinem neuen Sohn erwartet und lässt auch keine Zweifel daran kommen, dass er seinen drohenden Worten Taten folgen lässt. Die erste Auseinandersetzung endet für David in einer Ohnmacht, auf die schließlich die unfreiwillige Unterbringung im Internat folgt. Die Schicksalsschläge wollen auch im Folgenden nicht abreißen und bringen den jungen Mann ganz tief auf den Boden und in einen Zustand, von dem er sich kaum noch erholen kann.

Doch gerade jetzt, wo er weder Vertraute noch Fürsprecher an seiner Seite hat, ist er mehr denn je entschlossen, sich gegen alle Ungerechtigkeiten, die ihm in letzter Zeit widerfahren sind, zur Wehr zu setzen und auf eigenen Füßen doch noch glücklich zu werden. Doch seine Vergangenheit holt ihn ein weiteres Mal ein, und nur noch seine entfernte Familie, bestehend aus der barschen Betsey Trotwood, kann ihm in seiner Not noch beistehen.

Charles Dickens’ Drama wurde 1975 auch vom populären Hörspiel-Label |Europa| vertont, und zwar unter der Regie der erfahrenen Heikedine Körting, die nebenbei auch noch eine kleine Sprecherrolle innehatte. Damit war sie jedoch eine der wenigen bekannten Namen, die an dieser rund dreiviertelstündigen Produktion beteiligt waren, was „David Copperfield“ rein äußerlich schon mal zu etwas Besonderem macht. Auch inhaltlich ist die Geschichte in dieser Fassung sehr gut umgesetzt, kommt schnell auf den Punkt und wird deshalb auch nie wirklich langweilig, wenngleich es zwischendurch ein paar kurz andauernde Längen gibt, in denen die Handlung etwas träge voranschreitet. Doch Kritik wäre diesbezüglich nicht angebracht.

Viel kritischer hingegen muss man die einzelnen Sprecher betrachten, ganz besonders Stefan Schwade, dem hier die Titelrolle zukommt. Er spielt die Rolle des jungen, naiven Copperfield bis zu einem gewissen Punkt ganz ordentlich, schafft es aber nicht einmal im Ansatz, die verschiedenen melancholischen Emotionen des ständig erniedrigten Hauptcharakters den Anlässen entsprechend nach außen zu tragen. Sinnbildlich hierfür ist der Moment, als David vom Tod seiner Mutter erfährt; an dieser Stelle erwartet man zwar kein überzogenes Schluchzen, aber zumindest etwas mehr Sensibilität. Stattdessen wird das Geschehnis kurz kommentiert, mit aufgesetzter Traurigkeit diskutiert und danach schon wieder fast vergessen. Aber auch die Szenen, in denen David von seinem brutalen Ziehvater Schläge einstecken muss, sind recht unglaubwürdig dargestellt, zumal es schon mehr Bedarf als ein paar „Aua!“-Schreien, um die Tragweite dieses Ereignisses (immerhin wird der Junge dabei bewusstlos) entsprechend zu transferieren. Es sind zwar immer nur kleine Zeiteinheiten, die einen über die emotionalen Regungen des Hauptakteurs nachdenken lassen, doch in all jenen Augenblicken kommt man immer wieder zu dem Schluss, dass Schwade der Rolle als tragische Figur nicht wirklich gewachsen ist bzw. war.

Ansonsten gibt es aber kaum etwas an „David Copperfield“ auszusetzen. Mal davon abgesehen, dass die Erzählform mehr einem Bericht ähnelt und deswegen auch nicht ganz so spannend ist, entwickelt sich dieses legendäre Drama mit wohlgesetzten Schritten vorwärts und kann dank seiner rasch inszenierten Wendungen letztendlich auch über die Gesamtdistanz überzeugen. Für meinen Geschmack hätte das etwas abrupte Ende noch etwas ausgedehnt werden können, denn nach den vielseitig umschriebenen Jugendtagen, die Copperfield zu dem gemacht haben, was er in seinem Aufeinandertreffen mit Betsey Trotwood ist, geht es plötzlich richtig hurtig auf den Schluss zu, und bevor man sich versieht, hat einen die Geschichte schon überrumpelt und ist geendet.

Aber so sei es. „David Copperfield“ hat zwar bezüglich der Inszenierung einige dezente Schwächen, gefällt aber als unterhaltsames Hörspiel dennoch sehr gut. Für Anhänger der vorangegangenen Episoden der „Europa-Originale“, zu denen die neue Aufarbeitung dieses Hörspiels gehört, ist dies genau der richtige Stoff, nur eben mit der Einschränkung, dass die ‚Star‘-Sprecher durch die hier eingesetzten unbekannten Namen kaum ersetzt werden können.

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Raupach, E. B. S. / Gruppe, Marc – Blutbaronin, Die (Gruselkabinett 14)

_Story_

Burg Csetje um 1600: Der verwitwete Baron Ferenc Nádasdy trauert noch immer seiner ersten Frau Elisabeth nach, die bereits seit mehreren Jahren in der Gruft liegt. Obwohl er mittlerweile wieder neu verheiratet ist und mit seiner zweiten Gattin Katharina sogar Kinder hat, lebt er sehr unglücklich und fühlt sich einsam in seiner Haut.

Eines Nachts trifft er den Entschluss, Elisabeth am Grab zu besuchen, die Gruft zu öffnen und die Überreste seiner verstorbenen Ehefrau zu beschauen. Dabei stellt er fest, dass bei der Dame keine Spur der Verwesung zu entdecken ist. Dies macht ihn stutzig, und von nun an besucht er das Mausoleum der Toten regelmäßig und jeden Abend.

Ferenc‘ Treiben bleibt nicht unbemerkt, und als er den bizarren Wunsch äußert, wieder mit Elisabeth Bathory vermählt zu sein, nimmt ihn eine weise Frau beim Wort, nennt ihm die Bedingungen und erweckt die Verstorbene tatsächlich zu neuem Leben. Ferenc ist überglücklich und sofort bereit, der Auferstandenen jeden Wunsch zu erfüllen. Allerdings ist ihm nicht bewusst, dass Elisabeths zweites Leben von einem ständig zu befriedigenden Blutdurst genährt wird, und erst viel zu spät erkennt Ferenc die Folgen seiner schändlichen Tat.

_Meine Meinung_

Erneut haben sich |Titania Medien| für ihr „Gruselkabinett“ einen schaurigen Klassiker der Weltliteratur ausgesucht, der sich aufgrund seiner vampiristischen Hauptdarstellerin besonders in Düsterromantik-Kreisen immer noch einer sehr großen Beliebtheit erfreut. Die Blutbaronin Elisabeth Bathory diente unter anderem als Namensgeberin einer bekannten nordischen Musikformation, wurde aber auch schon von zalreichen Bands (unter anderem CRADLE OF FILTH) mit stimmungsvollen Songbeiträgen geehrt, in denen die herrschsüchtige Natur der blutrünstigen Baronin umfassend besungen wurde.

Davon abgesehen ist die Geschichte um den zur Depression neigenden Baron Ferenc und seine unglücklich geschiedene Ehe hierzulande nicht in größerem Maße bekannt. Zwar stammte der Autor des Stückes aus Deutschland, jedoch wurde dieser eher durch seine dramatischen Bühnenstücke zu Beginn des 19. Jahrhunderts bekannt. Der „Blutbaronin“ (Originaltitel: „Lasst die Todten ruhen“) hingegen wurde lediglich von einem erlesenen Publikum die Rolle des Klassikers zugeschrieben, dies jedoch wiederum völlig zu Recht, denn rein qualitativ unterscheidet sich das Werk wohl kaum von den übrigen Dramen, die Raupach zu Lebzeiten verfasst hat.

Rein inhaltlich ist „Die Blutbaronin“ ein typischer Vertreter (dies ist keineswegs im negativen Sinne zu verstehen) dieser Reihe. Es geht ein weiteres Mal um die Auferweckung von Toten – wie zuletzt noch in [„Frankenstein“ 2960 – und die unheilvollen Konsequenzen, die diesem Entschluss folgen sollen. Ferenc ist bisweilen derart besessen vom Gedanken, seine alte Gemahlin wieder zurückzubekommen, dass er hierfür jeden Preis in Kauf zu nehmen bereit ist, was er schließlich auch unbewusst tut. Lady Bathory setzt ihren vor Freude blinden Gatten von Anfang an unter Druck, bestimmt sein Tun und Handeln in jeder Sekunde, nimmt ihn und sein Umfeld völlig aus und lässt ihn zum Schluss noch bitterlicher vereinsamen, als er dies zuvor empfand. Elisabeth lässt keine Zweifel daran aufkommen, dass sie in der erneuten Position als Baronin die eigentliche Herrscherrolle einnimmt, und versetzt die Dienerschaft ihres Mannes in Angst und Schrecken. Nach und nach verschwinden diejenigen, die Zweifel an ihr äußern, und vor allem die Personen, die behaupten, es handle sich bei der Dame um ein und dieselbe Person wie Ferenc‘ erste Ehefrau, müssen auf blutige Weise, abseits von Ferenc‘ Einfluss, schmerzhaft in Erfahrung bringen, wie hoch der Preis für kritische Worte der Blutbaronin gegenüber ist.

Der Baron indes lässt sich selbst von den vielen Warnungen seiner Bediensteten und Freunde nicht umstimmen, zieht nicht einmal in Erwägung, die jüngsten Geschehnisse auf seinem noblen Sitz zu hinterfragen. Er nimmt es als gegeben hin, dass von Zeit zu Zeit Leute verschwinden, und kann sich kaum vorstellen, dass grausame Gewalttaten oder dergleichen hinter diesen Ereignissen stehen. Erst als es seiner eigenen Familie und speziell seinen Kindern an die Wäsche geht, blickt der gutherzige, jedoch geblendete Baron Nádasdy hinter die wahren Hintergründe, doch zu diesem Zeitpunkt ist das verheerende Schicksal nicht mehr abzuwenden bzw. sind seine Geliebten allesamt dahingerafft.

Die Story wird von den Machern des „Gruselkabinetts“ mal wieder sehr stimmungsvoll inszeniert. Erneut trifft man auf tolle, schaurige Musikbeiträge, viele wohldosierte Klangeffekte und natürlich exzellente Beiträge seitens der Sprecher. Marc Gruppe und sein erfahrenes Team bewähren sich in diesem Fall vor allem darin, dass sie die Tragik der Handlung authentisch transferieren, gleichzeitig aber auch für eine ansteigende Spannungskurve und mehrere Überraschungsmomente sorgen. Zwar hat man das traurige Ende ein wenig zu breitformatig gestaltet und die erschreckende Wirkung damit etwas zu stark ausgereizt, doch ansonsten ist das Hörspiel mal wieder fantastisch aufgebaut, im übertragenen Sinne farbenfroh inszeniert und in dem Maße bewegend, dass nebenbei auch noch das Interesse für weitere Werke des Autors geweckt wird.

Mit einem Satz: „Die Blutbaronin“ vereint einmal mehr sämtliche Stärken dieser Reihe und ist ein würdiger Vertreter der preisgekrönten Produktionen von |Titania Medien|.

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_Das |Gruselkabinett| auf |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)

Glineur, Jean-Louis – Todesangst in der Nordeifel

Die junge Mutter Marianne Belder wird in einem Wald nahe Dedenborn in der Nordeifel von einem Osteuropäer überfallen und vergewaltigt. Sie soll nicht das einzige Opfer bleiben. Kurze Zeit später wird eine Jugendliche vergewaltigt und ermordet.

Mariannes Ehemann Wolfgang arbeitet die Polizei zu langsam, ihre Ehe hat unter der Vergewaltigung gelitten und er beauftragt die Privatdetektive Alwin Schreer und Anne-Catherine Vartan mit Ermittlungen. Bei Schreer kann er sich des nötigen Engagements sicher sein, denn Marianne war seine Jugendliebe.

Die Vergewaltigungsserie reißt nicht ab und wird zum politischen Problem. Die Besucherzahlen des Nationalparks Eifel könnten leiden und die wirtschaftlich schwache Region schädigen. Für Schreer und Vartan ist es jedoch schon lange kein Auftrag mehr, sondern etwas Persönliches.

Wolfgang Bender wird bei dem Versuch, den Mörder zu stellen, von ihm getötet. Eine junge Türkin aus Schreers Bekanntenkreis wurde ebenfalls vergewaltigt und hat bisher aus Scham geschwiegen. Als wäre das nicht genug, wird eine Informantin Alwins, deren Aussage aufgrund eines Fehlers seinerseits in die Lokalpresse gelangte, von mehreren Personen entführt und brutal misshandelt. Auch auf Schreer und seine Partnerin wird ein Anschlag verübt – eine ganze Bande wehrt sich vehement gegen die Nachforschungen, die immer mehr in die Richtung einer Verwicklung deutscher Geschäftsleute zielen. Die Vergewaltigungen stellen nur die Spitze eines Eisbergs dar …

_Der Autor_

Der 42-jährige Deutsch-Belgier Jean-Louis Glineur wurde im belgischen Verviers geboren, wohnt in Dedenborn in der Eifel, ist gelernter Industriekaufmann und freier Mitarbeiter der Kölnischen Rundschau.

Der Lokalkolorit des Hörbuchs und seine Erfahrungen mit Presse und Polizeiarbeit sind somit aus erster Hand. Vorlieben des Autors wie Formel-1-Rennen und schnelle Autos zeichnen auch seinen Hauptcharakter Alwin Schreer aus, der dadurch besonders authentisch wirkt. „Todesangst in der Nordeifel“ ist sein Debütroman.

_Der Sprecher_

Julian Mehne ist Ensemblemitglied des Maxim-Gorki-Theaters in Berlin. Er wurde 1998 in Nordrhein-Westfalen als Nachwuchsdarsteller des Jahres ausgezeichnet und erhielt 2001 den Bad-Hersfeld-Preis. Als Hörbuchsprecher scheint jedoch auch bei ihm ein Debüt vorzuliegen.

Mehne stellt für das Hörbuch einen echten Glücksgriff dar, er hat eine angenehme und deutliche Stimme und kann zwischen verschiedenen Dialekten und Akzenten wechseln, ohne in übertriebene Betonungen zu verfallen.

_Ein einfühlsamer Privatermittler_

Alwin Schreer ist ein Detektiv, dessen Stärke in seinem Einfühlungsvermögen und seiner Menschlichkeit besteht. Er versteht es nicht nur, sowohl mit dem aufgebrachten Ehemann und der verstörten Marianne als auch mit seinem alten Freund Kommissar Welsch umzugehen, als toleranter Typ hat er auch keine Probleme im Umgang mit Homosexuellen, Prostituierten und Ausländern. Rücksichtslos sensationslüsternen Reportern gegenüber kann er jedoch auch eine härtere Gangart einschlagen, was sonst eher seiner schönen und schlagkräftigen Partnerin Anne-Catherine Vartan vorbehalten bleibt.

Bei aller Einfühlsamkeit mangelt es Schreer doch oft an Professionalität, er ist oft nachlässig und unvorsichtig, durch einen Fehler seinerseits wird die Zeugin Jana Kohlstock erst gefährdet. Er ist aber auch ein findiger Ermittler, durch seine Methoden und Intuition wird die Polizei erst auf übersehene Indizien und Zusammenhänge aufmerksam.

Der sympathische Detektiv ist der am besten ausgearbeitete Charakter des Hörbuchs; auffallend ist, wie wenig er äußerlich beschrieben wird, während andere Charaktere meist mit bildhaften Vergleichen charakterisiert werden. So wird Mariannes Ehemann Wolfgang als „Conan der Barbar“ vorgestellt, er verhält sich auch entsprechend impulsiv und ist versessen auf Rache und Vergeltung. Leider werden auch andere Charaktere wie der Journalist Pierre derart beschrieben, er sieht aus wie „George Clooney“, womit dann alles gesagt ist. So bleiben viele Charaktere leider blasse und unterentwickelte Abziehbilder ihrer Vorlagen.

Ein Hauch Romantik und Sexappeal liegen im Verhältnis Schreers zu Frauen, der immer noch für seine einstige Jugendliebe Marianne schwärmt und auch gerne mal bei seiner begehrenswerten Partnerin Anne landen würde, die leider erst spät zum Zuge kommt.

Besonders gelungen ist die Behandlung brisanter Themen wie der oft schuldzuweisenden Haltung der Gesellschaft gegenüber Vergewaltigungsopfern, Vorurteilen gegenüber Ausländern sowie der komplexen Beziehung zwischen den Medien und der Polizei. Wie die Region Eifel selbst leidet auch die Polizei unter Sparzwängen; Personalmangel und –einsparungen zwingen Kommissar Welsch widerwillig zum Pakt mit dem Teufel, das heißt einer Zusammenarbeit mit der Presse und Schreer. Dabei zeigt Glineur deutlich, wo man eine Grenzlinie zwischen verantwortungsvollem und für alle Seiten nützlichen Journalismus und rücksichtsloser und gefährlicher Berichterstattung in Revolverblättern ziehen muss.

Interessante Wendungen gewinnt der Roman durch die Behandlung eben dieser Themen; so baut Glineur bewusst auf Klischees und Vorurteile, um diese zu widerlegen oder falsche Spuren zu legen. Das einzige Klischee, das er ungeschoren davonkommen lässt, ist das des bei jeder Gelegenheit rauchenden Detektivs – Schreers gesammeltes soziales Umfeld greift interessanterweise ebenso zwanghaft und beständig zum Glimmstengel.

Die Handlung selbst schreitet rasant voran, es fliegen des Öfteren die Fäuste, und passend zu diesem Tempo sind Schreer und Vartan oft mit dem Auto unterwegs – mit überhöhter Geschwindigkeit selbstverständlich. Der Plot ist sehr gut und überzeugend ausgearbeitet, die angesprochenen Klischees und Aspekte fügen sich harmonisch in die Handlung ein und geben genügend Anreize zum Spekulieren und Kombinieren, hervorragend gelungen ist die Verbindung mit der geographischen und politischen Lage (Grenznähe) der Eifel, die Vor-Ort-Kenntnisse des Autors wirken sich hier sehr bereichernd aus.

_Fazit:_

Liebenswerter und einfühlsamer Humor zeichnet die kurzweilige, rasante Geschichte und ihren Hauptcharakter Alwin Schreer aus. Julian Mehne scheint wie geschaffen für diese Sprecherrolle, denn er beherrscht die leisen Töne und schafft das Kunststück, polnische Akzente und Eifeler Dialekt semi-authentisch und dennoch gut verständlich zu sprechen. Auf Geräusche oder Musikuntermalung wurde dabei verzichtet, was jedoch angesichts des hohen Erzähltempos und der spannenden Geschichte gar nicht stört. Es fällt jedoch eine gewisse Hetze auf; die 225 Minuten des Hörbuchs sind auf drei CDs verteilt, was bei den üblichen 74 Minuten einer CD sehr knapp wird. Hier wollte der Verlag sich die vierte CD offensichtlich sparen; so gibt es kaum eine Sekunde Pause zwischen den Kapiteln und auf den üblichen Abspann am Ende eines Hörbuchs hat man ebenfalls verzichtet, nicht einmal ein kurzes „Ende“ oder „Sie hörten …“ folgt.

Neben den etwas dürftig bildlich beschriebenen Nebencharakteren störte mich nur die vielen Actioneinlagen stets vorangehende unglaubliche Dummheit der jeweils verwickelten Personen. Diese wirkt aufgesetzt und unglaubwürdig, was jedoch glücklicherweise vom hohen Tempo und den vielen Wendungen der mit Themen dicht gepackten Geschichte kaschiert wird. Für 9,80 EUR erhält man einen hervorragenden Krimi, der mich auf einsamen Autobahnfahrten gut unterhalten hat. Die unkompliziert, temporeich und spannend erzählte Geschichte und die kaum übersehbare Liebe des Autors für Autos prädestinieren „Todesangst in der Nordeifel“ geradezu dafür.

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Burgh, Eberhard Alexander – Meuterei auf der Bounty (Europa-Originale 5)

_Besetzung_

Käpt’n Bligh – Richard Lauffen
Maat Fletscher Christian – Volker Brandt
Matrose Thomas Burkett – Gernot Endemann
Waffenmeister Charles Churchill – Rolf Mamero
Offizier Fryer – Helmo Kindermann
Schiffsjunge Robert – Alexander Glauber
Bootsmaat Morrisson – Heinz Trinxer
Sprecher – Lutz Mackensy

Regie: Heikedine Körting

_Story_

Die ‚Bounty‘, der Stolz der britischen Flotte, sticht erneut in See, um mit einigen naiven Eingeborenen Handel zu betreiben. Doch vor der Küste Tahitis kommt es zum Skandal. Die Matrosen, die mit der strengen Ausrichtung von Käpt’n Bligh nicht mehr einverstanden sind, lehnen sich gegen ihren Bootsführer auf und leisten gegen seine Vorschriften Widerstand. Eine Gruppe von Meuterern übernimmt fortan die Regie über die ‚Bounty‘ und entlässt den Kapitän sowie seine treuen Untergebenen ins Beiboot des riesigen Schiffes. Fletscher Christian, Anführer der Aufständigen, ernennt sich selbst zum Kapitän und ordnet als erste Amtshandlung nach dem Sturz des etatmäßigen Käpt’ns ‚Rum für alle‘ an. Allerdings weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass es seinem ehemaligen Vorgesetzten tatsächlich gelingen wird, mit seinem spärlichen Boot wieder heimischen Boden anzusteuern.

_Meine Meinung_

Über die „Meuterei auf der Bounty“ sind sich Historiker bis heute nicht ganz einig. Es bestehen jedenfalls verschiedene Ansichten darüber, was genau an jenem 28. April im Jahre 1789 an Bord des Schiffes geschah bzw. was letztendlich zum Entschluss zur Meuterei führte. Feststeht lediglich, dass es sich bei diesem Vorfall um ein reales Ereignis handelt, welches nicht nur wegen seiner Brisanz sondern auch aufgrund des unrühmlichen Endes der Aufständigen in die britische Seegeschichte eingegangen ist. Fletscher Christian, der stellvertretend für seine Leidensgenossen später eine Art Märtyrertod starb, sowie sein Widersacher, Kapitän Bligh, sind zentrale Punkte der Navy-Historie und lieferten durch ihren fulminanten Showdown auf hoher See die Basis für gleich mehrere literarische Bearbeitungen und natürlich für den berühmten Film mit einem jungen Marlon Brando in der Hauptrolle.

Auch das Hörspiellabel |Europa| hat sich Mitte der Siebziger, genauer gesagt 1977, dieses Themas angenommen und die Geschichte in einer kurzen Handlung reflektiert, reicht dabei aber leider nicht an den zu Recht gefeierten Kinostreifen heran. Und dafür gibt es schon einmal einen wesentlichen Grund: Die Audio-Variante ist schlichtweg zu kurz.

Ein so geschichtsträchtiges Abenteuer wie jenes von Maat Christian und Käpt’n Bligh adäquat aufzuarbeiten, ist nämlich gar kein leichtes Unterfangen, zumal es ja schon diverse andere Abhandlungen gegeben hat, die die Erwartungshaltung an ein derartiges Unternehmen in die Höhe getrieben haben, und daher sind 35 Minuten (nicht grundsätzlich, aber in diesem spezifischen Fall) nicht ausreichend, um die Tragweite des Dramas originalgetreu zu dokumentieren.

Dabei ist jedoch nicht zu leugnen, dass es sich beim fünften Teil der „Europa-Originale“ um ein spannendes Hörspiel handelt. Die Geschichte wird ziemlich flott und durch die verschiedene Meinungen der Schiffsbesatzung auch spannend erzählt und lässt diesbezüglich auch eine stetig ansteigende Kurve erkennen. Nur zum Ende hin wird es dann ein bisschen knapp, so dass das tragische Ende fast schon beiläufig angehängt wird. Möglicherweise hätte die Zeit ja dann ausgereicht, wenn man sich nicht so lange mit dem paradiesischen Leben bei den Eingeborenen beschäftigt hätte, doch dies sind alles Spekulationen ohne belegbaren Nährboden.

Aus diesem Grund muss man das Hörspiel nun auch für zwei Interessengruppen splitten. Diejenigen nämlich, die einfach nur kurzweilig unterhalten werden wollen und nicht so viel Wert auf die Schwerpunkte des historischen Events legen, werden die Erzählung unter der Regie von Heikedine Körting sicherlich lieben. Die übrigen, und das ist die Gruppe derjenigen, denen es auf die geschichtliche Originalität ankommt, werden bestimmt ein wenig enttäuscht sein über die stark gekürzte Hörspielfassung, aber ggf. dennoch ihren Spaß haben. Oder um es kurz zu sagen: Als Hörspiel taugt diese Produktion voll und ganz, aber mit vergleichbaren Inszenierungen des bekannten Stücks kann der fünfte Teil der ersten „Originale“-Staffel nicht ganz Schritt halten.

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Shelley, Mary / Gruppe, Marc – Frankenstein. Teil 2 von 2 (Gruselkabinett 13)

_Story_

Kurze Zeit, nachdem Victor Frankenstein einen entscheidenden Fortschritt in seinen Forschungen hat erzielen können, wird ihm das Resultat all dessen zum Verhängnis. Das schreckliche Geschöpf, das er erschaffen hat, wendet sich gegen ihn, als Victor ihm seine Abneigung deutlich macht. Gleichzeitig wird Frankenstein von einem herben Schicksalsschlag getroffen, als die Nachricht vom Tode seines jungen Bruders William eintrifft.

Dieser ist unter mysteriösen Umständen umgekommen, und weil Victors Vater umgehend nach Vergeltung verlangt, spricht sich das Kammermädchen Justine selber schuldig und wird öffentlich hingerichtet. Frankenstein kann nicht fassen, was sich in seiner Gegenwart abspielt und ist fest davon überzeugt, dass die hässliche Kreatur, die plötzlich aus seinen Augen verschwunden ist, für all das Grauen verantwortlich ist. Victor hat jedoch schon im Gefühl, wo er den mutmaßlichen Mörder seines Bruders auffindet, und tatsächlich kommt es auf dem Gipfel des Mont Blanc zu einem weiteren Aufeinandertreffen, bei dem Victor die Chance hat, seinen Fehler wieder zu korrigieren. Doch Herr Frankenstein geht nicht auf die Kompromisse seines Gegenübers ein und stürzt sich damit noch tiefer ins Elend.

_Meine Meinung_

Frankenstein, die Zweite. Nachdem die erste Episode dieses Zweiteilers schon eine sehr vielversprechende Basis für das Finale des legendären Meisterwerks von Mary W. Shelley geliefert hat, kommt es nun bereits zur Entscheidung, und die hat es, genauso wie man es erwarten durfte, auch wirklich in sich. Jetzt, wo die Pässe gespielt sind und das Drama seinen Lauf nehmen kann, dringt erst die tatsächliche Tragik der Handlung nach außen. War Victor Frankenstein im ersten Part noch recht überheblich, was seine wissenschaftlichen Forschungen anbelangte, wird ihm nun die Kehrseite der Medaille mit all ihren Konsequenzen offenbart. Das Monstrum hat sich an seinen Angehörigen vergriffen und damit ebenso Missbrauch betrieben wie Frankenstein einst, als er bei seiner Ursachenforschung die Unantastbarkeit des menschlichen Wesens missachtete und sich an diesem toten Patchwork-Wesen vergriff, das ihm anschließend zum Verhängnis werden sollte.

Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, dies alles aufzuarbeiten, so dass auch eben jene Tragik derart zur Geltung kommt, wie es die Originalvorlage eigentlich verlangt. Das Produktionsteam des Hörspiels hat sich dafür entschieden, nach einer rasant fortschreitenden Handlung plötzlich die Bremse anzuziehen und einen ziemlich langen Monolog von Seiten des fiesen Geschöpfes einzuschieben. Dies erweist sich allerdings als nicht ganz so günstig, weil die Spannung dadurch für eine kurze Zeit gänzlich herausgenommen wird und die mittlerweile dritte Geschichte in der eigentlichen Geschichte erzählt wird (nämlich der Rückblick des unmenschlichen Wesens auf all die Ereignisse, die sich in den vergangenen Wochen zugetragen haben). Erst später nimmt die Erzählung dann wieder Fahrt auf und steigert sich hinsichtlich der Dramaturgie bis zum Maximum, so dass man auch wieder auf die gewohnte Qualität trifft. Doch mittendrin, eigentlich am vorläufigen Höhepunkt, bricht die Geschichte ein wenig ein und zieht sich für einen kurzen Zeitraum unnötig in die Länge (nein, das ist kein Widerspruch!), ohne dass dabei entscheidende Dinge passierten.

Davon einmal abgesehen, wurde auch der zweite Teil des Hörspiels wirklich fabelhaft inszeniert. Die Atmosphäre ist einfach nur großartig und trotz der teilweise recht einseitigen Dialoge – die Sprecherparts sind teilweise tatsächlich sehr lang – sehr belebend, so dass sich die Tragödie ziemlich bemerkenswert entwickeln kann. Dabei kommt es zu einigen erschütternden Momenten, die im Hörer Sympathien für das ungewollt reanimierte Monster wecken, die dann aber wieder aufgehoben werden, wenn gezeigt wird, wie es reagiert, wenn man seine Bedürfnisse nicht befriedigt. Aber es gibt Szenen, in denen man sich in einem echten Zwiespalt befindet, in dem dann abgewogen werden muss, ob man nun Mitleid für die eine oder doch die andere Seite empfinden sollte. Zumindest manchmal geht dem Zuhörer das Ganze schon ziemlich nahe, weil die Charaktere sehr emotional auftreten und von ihren jeweiligen Sprechern auch mit einer Spitzenperformance bedacht werden. Doch diese Punkte sind ganz klar auch die Highlights eines nur kurzzeitig ins Stocken geratenden Hörspiels, das dem Anspruch der Vorlage von Mrs. Shelley in fast allen Belangen vollends gerecht wird.

Im Gegensatz zu den vorherigen Folgen aus dem „Gruselkabinett“ ist es dieses Mal aber auch so, dass nicht nur ausschließlich Lob ausgesprochen werden kann. „Frankenstein 2“ hat ein paar geringe Schwächen, die aber nach dem erneut sehr positiven Gesamteindruck dieser vertonten Geschichte wieder locker unter den Tisch gekehrt werden können. Käufer des ersten Teils müssen ja sowieso zuschlagen – wenngleich ich nicht ganz verstehe, warum das Ganze nicht als Doppel-CD veröffentlicht wurde – aber auch Fans der übergeordneten Serie sollten sich nicht von der leichten Kritik abschrecken lassen, denn selbst mit Einschränkung gehört auch der zweite Teil von „Frankenstein“ immer noch zu den führenden aktuellen Hörspielproduktionen auf dem deutschen Markt.

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_Das |Gruselkabinett| auf |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)