Archiv der Kategorie: Thriller & Krimis

Mina, Denise – Hintermann, Der

Täglich drei harte Eier, Grapefruit und schwarzer Kaffee, und schon wird man pro Woche drei Kilo leichter. Klingt verlockend, diese Eierdiät, die Paddy Meehan, die Protagonistin in Denise Minas Buch „Der Hintermann“ seit einiger Zeit ausprobiert, um die überschüssigen Pfunde loszuwerden.

Bei der Diät ist Paddy leider so erfolgreich wie bei ihrer Arbeit als Mädchen für alles in der Zeitungsredaktion der „Scottish Daily News“ im Glasgow der achtziger Jahre. Eigentlich möchte sie Journalistin werden, aber ihre Beschäftigung besteht hauptsächlich darin, dem Chefredakteur Bier aus dem nahen Pub zu holen. Doch das junge Mädchen bekommt seine Chance, als der dreijährige Brian Wilcox brutal ermordet an einer Eisenbahnlinie gefunden wird. Als Verdächtige ermittelt man zwei Elfjährige. Einer von ihnen ist der Cousin von Paddys Verlobtem Sean, wie sie ihrer Kollegin Heather anvertraut. Heather, eine hübsche Studentin mit Ambitionen, nutzt diese Tatsache aus und bringt eine reißerische Story über die heruntergekommene Familie des Verdächtigen.

Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen für Paddy. Ihre streng katholische Familie einschließlich ihres Verlobten ist fest davon überzeugt, dass sie den Artikel geschrieben hat. Paddy, von allen Menschen, die sie liebt, alleine gelassen, beschließt zu beweisen, dass dieser brutale Mord nicht von zwei Elfjährigen begangen worden sein kann. Bei ihrer Recherche stößt sie auf einen Fall von Kindsmord, der bereits acht Jahre zurückliegt und ein ähnliches Muster wie der Brian-Cox-Fall aufweist. Damals hatte man den Stiefvater des toten Jungen verurteilt, obwohl er standhaft behauptet hatte, unschuldig zu sein. Paddy fühlt, dass hier etwas nicht stimmt. Sie begibt sich auf die Spurensuche und befragt die Mutter des vor acht Jahren ermordeten Kindes. Bald stellt sich heraus, dass ihr gewisse Personen bei beiden Fällen begegnen. und sie beginnt, Parallelen zu ziehen. Doch da wird Heather, deren Namen Paddy bei ihren „Ermittlungen“ benutzt, ermordet aufgefunden. Als Paddy erkennt, dass sie das eigentliche Opfer gewesen wäre, wird ihr klar, was für Dreck sie mit ihrer Suche aufgewühlt hat …

„Der Hintermann“ ist eines dieser Bücher, die erst nach einer Aufwärmphase richtig gut werden. Der Anfang jedenfalls lädt eher dazu ein, den Thriller wieder aus der Hand zu legen. Denise Mina hält sich mit Hintergrundinformationen munter zurück. Sie wirft den Leser direkt ins Geschehen, und das ist in einem Buch, das vor zwanzig Jahren in einem Land spielt, dessen Verhältnisse nicht jeder kennt, nicht unbedingt der Königsweg. Die strikten Regeln des Katholizismus und die Feindschaft mit den Protestanten ist gerade für jemanden, der nicht mit den Sitten Schottlands vertraut ist, anfangs schwer verständlich. Mina fügt kaum Erklärungen an, das meiste muss sich der Leser selbst zusammenreimen.

Es ist hilfreich, dass die Hauptperson Paddy Meehan den Katholizismus in Frage stellt. Dadurch werden immerhin einige Dinge klar, auch wenn das eher beiläufig geschieht. Anfangs fällt es schwer, Zugang zu dem pummeligen, stets etwas melancholischen Mädchen zu finden, doch mit der Zeit wächst Paddy dem Leser ans Herz. Frei nach dem Motto „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“ befreit sie sich mit dem Erscheinen des Zeitungsartikels von sämtlichen Fesseln, die sie vorher gehalten haben. Ihre Familie ignoriert sie als Reaktion auf den Artikel, ihr Verlobter möchte nichts mehr von ihr wissen. Paddy hat nichts zu verlieren und wirft sich deshalb mit vollem Elan ins Leben. Das verändert sie nachhaltig und rückt ihre Zukunftsvorstellungen zurecht. Das Mädchen entwickelt im Verlauf der Geschichte ein neues Selbstvertrauen, so dass sich der einst konturlose Teenager immer mehr zu einer selbstbewussten Persönlichkeit wandelt.

Ähnliches gilt für die Geschichte, die Mina erzählt. Sie beginnt holprig und irgendwie konventionell – ein Mord passiert, eine Außenseiterin kommt der wahren Lösung auf die Spur -, doch mit der Zeit kommt eine sehr angenehme Atmosphäre auf, die zu der grauen Stimmung im trüben Glasgow passt. Trotzdem hängt das Buch bis zur Mitte ein wenig durch. Es passiert zu wenig Spannendes und Paddys Ermittlungen machen kaum Fortschritte. Wirklich rasant wird es nie, aber gegen Ende folgen die Ereignisse immerhin so dicht aufeinander, dass es nicht langweilig wird.

Der Erzählstil passt zu der gedrückten Stimmung, die im Buch vorherrscht und auf weiten Strecken auch Paddy anhängt. Einfach, auf das Vokabular eines jungen Mädchens abgestimmt, erzählt Mina aus Paddys Perspektive. Aufgrund des Anspruchs ihres Schreibstils ist „Der Hintermann“ dennoch nicht wie ein Jugendbuch geschrieben. Auffällig ist die Art der Autorin, auch unwichtig erscheinenden Kleinigkeiten Raum zu geben, so dass die Geschichte an vielen Stellen sehr ausgefeilt wirkt, was ihr nur zugute kommt.

Der Schreibstil kann allerdings nicht über die anfänglichen Probleme hinwegtäuschen. „Der Hintermann“ von Denise Mina hat durchaus seine Momente, doch vor allem der schwerfällige Start und die fehlenden zündenden Ereignisse in der Mitte machen es manchmal schwierig, das Buch weiterzulesen.

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_Denise Mina auf |Buchwurm.info|:_
[„Refugium“ 928

Thiesler, Sabine – Kindersammler, Der

Der zehnjährige Felix macht mit seinen Eltern Anne und Harald Urlaub in der Toskana. Eines Abends kommt er nicht vom Spielen nach Hause. Die Suche der Polizei bleibt ohne jede Spur und seine verzweifelten Eltern kehren alleine nach Deutschland zurück. Während sich Harald auf eine Affäre einlässt und sich ein neues Kind wünscht, gibt Anne über all die Jahre hinweg die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit ihrem Sohn nicht auf.

Niemand ahnt, dass der Mörder zuvor bereits in Deutschland aktiv war. Wie in Italien verschwand dort regelmäßig alle drei Jahre ein kleiner Junge, doch da hier die missbrauchten Leichen gefunden wurden, zieht kein Ermittler eine Parallele. Erst zehn Jahre später, als wieder ein Junge in Deutschland ermordet wird, erkennt die Kommissarin Mareike die Zusammenhänge mit der Toskana. Seit zwanzig Jahren hofft sie auf eine heiße Spur, da der Fall ihr keine Ruhe lässt. Um ihren Verdacht zu prüfen, reist sie mit ihrer Lebensgefährtin und den adoptierten Kindern nach Italien.

Zur gleichen Zeit beschließt auch Anne, wieder in die Toscana zu fahren, um dort nach einer Antwort auf Felix‘ Verschwinden zu suchen. Gegen den Willen ihres Mannes kauft sie spontan ein malerisches, abgelegenes Anwesen, beginnt eine Romanze mit dem ausgewanderten Makler Kai und forscht weiter nach ihrem Sohn – und kommt dabei dem Täter, ohne es zu wissen, gefährlich nahe …

Thrillern über Kindermörder gelingt es besonders leicht, Aufmerksamkeit zu erregen, selten aber so intensiv wie in diesem Fall.

|Ausgefeilte Charaktere|

Ein großes Verdienst des Romans liegt in den gelungenen Charakteren. Neben dem Täter steht dabei vor allem Anne im Vordergrund, die auch nach zehn Jahren die Hoffnung nicht aufgegeben hat, eine Spur ihres verschwundenen Sohnes zu finden. Man bekommt Einblicke gewährt in das zerrüttete Leben einer Frau, die sich von ihrem Mann entfernt und ihn beim Seitensprung mit der besten Freundin erwischt und die sich schließlich selber auf die Suche nach ihrem Kind macht, auch wenn sie dafür in ein anderes Land fahren muss. Eine interessante Nebenfigur ist Allora, eine scheinbar alterlose Frau, die als Dorfmaskottchen gilt und außer ihrem erklärten Lieblingswort „Allora“, das ihr schließlich ihren Namen einbrachte, keinen Ton spricht. Die temperamentvolle Kindfrau schwebt zwischen Hysterie und Ergebenheit und ist, was lange Zeit niemand ahnt, eine wichtige Zeugin, was die verschwundenen Jungen in der Toskana angeht.

Im Gegensatz zu Anne werden die Familiengeschichten der anderen Opfer nur kurz angerissen, dennoch gelingt es der Autorin überzeugend, das Leid dieser Menschen greifbar zu machen. Vor allem der Beginn, der schildert, wie der kleine Benjamin in die Hände von Mörder Alfred fällt, ist so grausam realistisch gestaltet, dass selbst abgehärteten Thrillerlesern das Schlucken schwerfällt. Man bekommt schmerzhaft vor Augen geführt, wie man selbst aufgeklärte Kinder, die von ihren Eltern vor fremden Erwachsenen gewarnt wurden, dazu überreden kann, mit ihnen zu gehen. Gerade dadurch, dass das Martyrium des Jungen nicht bis zum Schluss ausgeführt wird, malt sich der Leser die grauenvollen Details automatisch selber aus.

|Spannung trotz bekanntem Täter|

Im Gegensatz zu den anderen Figuren ist der Leser von Beginn an darüber informiert, wer der Mörder der Kinder ist. Abwechselnd beschäftigt sich die Handlung mit seinem Leben und mit dem der anderen Seite, die aus den Familien der Opfer und den Ermittlern besteht. In Rückblicken erfährt man viele Details über Kindheit und Jugend des Mörders Alfred, welche fixen Ideen seinen Taten zugrunde liegen und erhält das Psychogramm eines Menschen, der glücklicherweise nicht nur aus Klischees besteht, was bei solchen Thrillern naheliegt. Trotzdem bleibt der Roman hochspannend, da man bis zum Schluss im Ungewissen bleibt, ob Anne oder die Ermittler den Mörder identifizieren, ob es noch weitere Opfer geben wird und was mit ihm selber geschieht.

Letztlich fragt man sich auch, welche Richtung Annes Leben nehmen wird, unabhängig von der Frage, ob sie das Verschwinden von Felix aufklärt. Denn obwohl sie sich ein Haus in der Toskana kauft und sich auf eine Affäre mit dem Makler Kai einlässt, hält sie den Kontakt zu ihrem Mann, der darauf baut, dass sie nach ein paar Monaten zurück nach Deutschland kehrt und sie schließlich auch besuchen kommt. Da selbst Anne lange Zeit nicht weiß, ob sie ihre Zukunft in Italien oder in Deutschland verbringen wird, ist der Leser erst recht ungewiss darüber, wie sich ihr Leben entwickelt. Der Roman bezieht seine Spannung nicht nur aus einer Mörderjagd, sondern auch aus der Konstellation eines Familiendramas heraus, das unter der Oberfläche sogar dominanter herrscht als der Thrillerfaktor.

|Einige Schwächen|

Dennoch ist der Roman nicht uneingeschränkt gelungen. Einmal kommt der Handlungsstrang um die Ermittlerin Mareike deutlich zu kurz. Mareike ist nicht nur Kommissarin, sondern gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Bettina und den beiden adoptierten Kindern eine interessante Figur, die später noch eine wichtige Rolle in der Handlung einnimmt. Während man bei ihrem ersten Auftauchen noch suggeriert bekommt, dass ihr Handlungsstrang nun regelmäßig zugeschalten wird, verschwindet Mareike lange Zeit in der Versenkung, weil sich alles Geschehen auf Anne und ihr Leben in der Toscana konzentriert. Vor allem in Anbetracht der Bedeutsamkeit, die Mareike und ihrer Familie am Ende zukommt, ist diese Gewichtung zu ungleichmäßig ausgefallen. Ein weiterer Punkt sind die etwas überstrapazierten Zufälle, die Anne den Weg zum Mörder weisen. Nicht nur die Augenzeugin Allora gehört dazu, sondern vor allem die zufällige Bekanntschaft, die Anne mit Alfred schließt. Dabei hätte man diesen Punkt umgehen können, indem man Hinweise auslegt, die Anne gezwungenermaßen in seine Nähe bringen, anstatt bloße Willkür anzuführen. Letzter wichtiger Punkt ist der Epilog, der sehr einfallslos und gezwungen wirkt. Im Schnellverlauf werden hier die Ereignisse von einigen Monaten durchgespult und der Schluss, der wohl überraschend sein soll, ist mehr aufgesetzt als alles andere. Das ist schade, da der gute Eindruck des Buches unter diesem zu sehr gewollten Finale leidet.

_Als Fazit_ bleibt ein bewegender Roman, der Thriller und Familiendrama gekonnt miteinander verbindet und nicht nur Lesern mit eigenen Kindern einen ob seiner Intensität schwer verdaulichen Lesestoff bietet. Das solide Psychogramm des Täters, die Spannung und die Charaktere überzeugen; allerdings schwächen ein paar konstruierte Zufälle und vor allem der Epilog den ansonsten sehr guten Gesamteindruck etwas ab. Dennoch insgesamt ein empfehlenswertes Buch, das noch einige Zeit nachwirkt.

_Die Autorin_ Sabine Thiesler studierte Germanistik und Theaterwisenschaften und arbeitete als Bühnenschauspielerin, ehe sie Schriftstellerin wurde. Neben „Der Kindersammler“ verfasste sie auch einige Theaterstücke und schrieb Drehbücher für Fernsehserien wie „Tatort“ und „Polizeiruf 110“. Im November erscheint ihr nächster Thriller „Hexenkind“.

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C. V. Rock – Der 4. Grad

rock-4-grad-cover-kleinEine sichergestellte Lösegeldsumme wird ausgerechnet innerhalb eines Polizeireviers durch Raub vermindert. Ein eisenharter FBI-Agent kommt schurkischen Cops auf die Spur und führt sie der gerechten Strafe zu … – Vergessener Leihbuch-Krimi-Trash grober Machart, der ohne Realitätsanspruch die polizeiliche Ermittlungsarbeit als brutalen Vernichtungs-Feldzug gegen ‚das Böse‘ schildert und dabei ungefiltert Volkes Stimme nach dem Mund redet.
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Stephen Hunter – Die Gejagten

Hunter Gejagte Cover 2000 kleinAus einem Hochsicherheitsknast brechen drei Schwerverbrecher aus, die nichts mehr zu verlieren haben und sich erbarmungslos ihren Fluchtweg durch spärlich besiedelte Landstriche bahnen. Die Polizei setzt sich auf ihre blutige Spur, und bald stellt sich die Frage, wer bei dieser Jagd mehr Schaden anrichtet … Kompromisslos harter und gewaltreicher, aber ungemein spannender Thriller mit erstaunlicher Figurenzeichnung und zynischem Blick auf „Gesetz“ und „Verbrechen“, die hier zunehmend in einer Grauzone verschmelzen.
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Rose, Joel – Kein Rabe so schwarz

Der amerikanische Autor Joel Rose hielt es mit seinem Roman „Kein Rabe so schwarz“ wie mit einem guten Wein: Er ließ ihn reifen. Knapp zwanzig Jahre recherchierte er dafür, 4000 Seiten schrieb er. Letztendlich kürzte er die Geschichte auf die vorliegenden 513 Seiten, auf denen er versucht, das New York Mitte des 19. Jahrhunderts aufleben zu lassen.

Wenn man seine Geschichte in einer so weit zurückliegenden Zeit ansiedelt, ist es notwendig zu recherchieren. Doch wofür brauchte der Autor zwanzig Jahre? Das klingt doch nach allzu viel Zeit für einen Roman. Die lange Reifezeit könnte damit zusammenhängen, dass Rose nicht nur einfach ein Bild des alten New Yorks zeichnen möchte, sondern mehrere historische Persönlichkeiten in seine Kriminalgeschichte eingebaut hat. Neben den kurzen Auftritten verschiedener Persönlichkeiten der Literaturszene von damals ist es hauptsächlich der Schriftsteller und Dichter Edgar Allan Poe, dem Rose sich widmet.

1841 wird die hübsche Zigarrenverkäuferin Mary Cecilia Rogers erdrosselt und misshandelt im Hudson River gefunden. Dieser real geschehene Mordfall soll später Anlass für die Poe-Erzählung „Das Geheimnis der Marie Rogêt“ sein. Joel Rose wiederum nimmt den eigentlichen Fall zur Hand, bereitet ihn literarisch auf und lässt Poe im Verlauf der Geschichte seine Erzählung veröffentlichen, die bei den Ermittlungen keine unwichtige Rolle spielt.

High Constable Hays, ein in die Jahre gekommener Mann, dessen Geist aber immer noch einwandfrei funktioniert, wird beauftragt, den Fall Mary Rogers zu lösen. Das Zigarrenmädchen bleibt allerdings nicht die einzige Tote. Wenig später findet man am Hudson River die Leiche des Druckers Samuel Adams und dann geschieht ein dritter Mord. Der junge Gangster und Bandenchef Tommy Coleman soll seine Frau, deren Liebhaber und seine vierjährige Tochter umgebracht haben.

Während die letzten beiden Fälle schnell aufgeklärt werden können, kommt Hays dem Mörder von Mary Rogers keinen Schritt näher. Immer wieder wird seine Aufmerksamkeit von anderen Polizeiarbeiten abgelenkt, doch Mary Rogers verfolgt ihn jahrelang. Erschwerend ist, dass die junge Dame, obwohl verlobt, anscheinend ein Verhältnis mit einem anderen Mann hatte. Doch wer war dieser andere Mann und ist er vielleicht der Mörder?

Zur gleichen Zeit taucht der zerrissene und verarmte, aber geniale Dichter und Schriftsteller Edgar Allan Poe in der Stadt auf. Immer wieder sorgt er für Ärger, weil er sich mit allen möglichen Leuten, vor allem aus dem Literaturgeschäft, anlegt, während ihm die Frauen zu Füßen liegen. Als er verkündet, eine dreiteilige Geschichte zu veröffentlichen, die den Mordfall um Mary Rogers aufklären soll, sorgt er für einen handfesten Skandal. Hays, der unbestechliche Polizist – den der Fall Rogers immer noch nicht losgelassen hat – und seine Tochter Olga versuchen, Poes Geschichte zu entschlüsseln. Steckt letztendlich in der Erzählung wirklich ein Hinweis auf den Mörder?

Eines ist nach dem Lesen dieses Buches gewiss: Die zwanzig Jahre Recherche haben sich gelohnt. Rose zeichnet ein sehr detailliertes, authentisch wirkendes Bild des 19. Jahrhunderts. Sogar die Art und Weise, wie und aus welcher Sicht er schreibt, versetzt er zwei Jahrhunderte zurück. Mit gehobenem Wortschatz erzählt er virtuos und an Poes Werke angelehnt. Besonders am Anfang ist der gestochene Schreibstil für den Durchschnittsleser deshalb gewöhnungsbedürftig. Die verschachtelten Sätze, die oft viele beschreibende Satzteile und Adjektive enthalten, sind anfangs etwas anstrengend.

Dadurch ist „Kein Rabe so schwarz“ kein Buch für jedermann. Ein historisches Interesse sollte vorhanden sein, eine Abneigung gegen Edgar Allan Poe ist sicherlich auch keine gute Voraussetzung für diesen Roman. Hinzu kommt, dass das Buch trotz des gut recherchierten Hintergrunds nicht auf ganzer Linie überzeugt. Vor allem die Handlung hat ihre Schwächen, was daran liegen mag, dass Rose sich an einem realen Fall orientiert. Dadurch wird das Buch sehr in die Länge gezogen. Die Aufklärung des Mordes an Mary Rogers findet zum Beispiel erst fünf Jahre später statt. Der Autor begeht zum Glück nicht den Fehler, den gesamten Zeitraum dazwischen haarklein darzustellen. Er macht Zeitsprünge, kann es aber nicht lassen, an einigen Stellen allzu sehr in die Breite zu gehen. Oft fehlt es an einem gemeinsamen Nenner, besonders am Anfang, und es gibt kaum eine echte Sogwirkung.

In der Mitte wendet sich kurz alles zum Guten. Die Geschichte kommt in Fahrt, um die Mordfälle herum baut sich Spannung auf. Für kurze Zeit besteht das Buch weniger aus Gedankenspielen Hays‘, sondern aus richtigen Ereignissen. Man glaubt, der Lösung des Falls nun nahe zu sein, und hofft auf einen rasanten Showdown. Leider enttäuscht Rose diese Hoffnung. Gegen Ende wird die Geschichte wieder flacher und die Aufklärung des Falls stellt sich als äußerst speziell dar. Die Handlungen des Mörders und sein Motiv lassen sich rückblickend nur schwer nachvollziehen, da es im Vorfeld kaum Ansatzpunkte dafür gab, dass er in den Fall verstrickt sein könnte.

Was der Handlung auf jeden Fall mehr Tiefe verliehen hätte, wären schärfer umrissene Charaktere. Rose stattet seine Personen zwar mit den richtigen Attributen aus und erwähnt auch, wodurch sie sich auszeichnen und wie sie wirken. Leider entfaltet sich diese Wirkung aber nur selten in der Geschichte. Selbst Hays, der eine zentrale Rolle im Buch spielt und als „Vorbild“ für Poes Meisterdetektiv Monsieur Dupin fungiert, bleibt blass. Der Leser weiß, was den High Constable ausmacht, findet aber innerhalb der Buchdeckel kaum Zugang zu ihm. Es fehlt an nachvollziehbaren Gefühlen, während es mehr als genug Gedanken nachzulesen gibt.

Auf der Romanfigur Edgar Allan Poe liegt in diesem Fall natürlich besonderes Augenmerk; immerhin gibt es ein reales Vorbild. Dieses ist zwar schon lange tot, aber sein Leben gibt genug Stoff her für mehr als einen Roman (siehe dazu zum Beispiel den ähnlich gelagerten Poe-Krimi [„Die Stunde des Raben“ 3552 von Matthew Pearl). Rose schafft es, den Schriftsteller Poe einigermaßen lebendig werden zu lassen, doch auch ihm fehlt es ein wenig an Farbe. Manchmal verlässt sich Rose zu sehr auf die Ereignisse aus der Biografie des realen Poe, anstatt den fiktiven Poe vielschichtig zu gestalten.

Letztendlich muss man „Kein Rabe so schwarz“ trotz dieser Fehler Respekt zollen. Das Buch ist unglaublich gut recherchiert und lässt das 19. Jahrhundert auf über 500 Seiten lebendig werden. Man merkt, dass der Autor sich lange mit Poe und der historischen Epoche auseinandergesetzt hat. Sogar seinen Schreibstil hat er an diese Zeit angepasst, doch dabei bleiben die Personen und die Handlung leider etwas auf der Strecke.

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Barclay, Linwood – Ohne ein Wort

Im Mai 1982 endet für die 14-jährige Cynthia die Kindheit. Als sie nach einem verbotenen Partybesuch ins Elternhaus schleicht, findet sie es verlassen. Nichts wurde gestohlen oder verwüstet, nur die Eltern und der ältere Bruder Todd sind spurlos und ohne Gepäck verschwunden. Die Polizei steht vor einem Rätsel, das nie gelöst werden kann. Die Akten werden geschlossen, Cynthia wächst bei Tess Berman, der Schwester ihrer Mutter auf.

25 Jahre später hat Cynthia das Trauma nicht überwunden, obwohl sie inzwischen selbst verheiratet und Mutter einer Tochter ist. Zum Jahrestag des Verschwindens möchte ein TV-Sender den alten Fall aufgreifen. Cynthia ist einverstanden, denn sie hofft auf Hinweise aus dem Zuschauerkreis. Als diese zunächst ausbleiben, engagiert sie den Privatdetektiv Denton Abagnale.

Zunehmend besorgt verfolgt Gatte Terrence Archer, ein Highschool-Lehrer, die Aktivitäten seiner Frau. Ohnehin psychisch labil und in entsprechender Behandlung, wirkt sie zunehmend nervöser. Angeblich verfolgt ein unbekannter Mann sie und Tochter Grace mit einem braunen Auto. Die Präsenz der Eltern will sie ’spüren‘. Doch Terrence unterstützt Cynthia, denn inzwischen hat ihm Tante Tess gestanden, dass ihr einst anonym große Geldsummen zugingen, die sie für Cynthias Studium verwenden sollte.

Woher kam das Geld? Terrence muss erleben, dass sich die mysteriösen Geschehnisse in der Gegenwart fortsetzen. Ein fremder Mann beschattet das Haus der Archers. Auf dem Küchentisch liegt plötzlich der alte Hut von Cynthias Vater. Die Polizei, die zunächst abwiegelt, wird sehr aktiv, als Terrence und Cynthia Tess Berman erstochen in deren Küche finden. Dann verschwindet Detektiv Abagnale.

Eine anonyme Nachricht verspricht die Lösung aller Rätsel auf dem Grund eines aufgelassenen Baggersees. Cynthia verspricht sich viel davon, doch Terrence erkennt, dass der Brief auf seiner eigenen alten Schreibmaschine getippt wurde. Hat seine Frau dies selbst getan? Das würde bedeuten, dass sie sehr wohl weiß, was 1982 geschah, und womöglich selbst dafür verantwortlich ist …

Kein in der Thriller-Geschichte neuer und doch ein starker Auftakt: Eine Familie verschwindet und lässt die Tochter allein zurück, die zu diesem Zeitpunkt sogar im Haus ist. Wie konnte dies geschehen, und was war der Grund? Um genau diese beiden Fragen geht es in den ersten beiden Dritteln von „Ohne ein Wort“. Das eindrucksvolle Prolog-Kapitel sorgt dafür, dass wir nach Antworten gieren und deshalb bei der Stange bleiben.

Das ist wichtig, denn zwischenzeitlich wird der rote Faden verflixt dünn bzw. gerät außer Sicht. Die wichtigen Elemente sind natürlich da: Nach 25-jähriger Rätselei mehren sich die Hinweise auf die Geschehnisse von einst, was selbstverständlich mit ungeahnten Gefahren verbunden ist. Menschen sterben, die Polizei ist misstrauisch, aber nicht besonders helle und verdächtigt prompt die Falschen usw. usf. Trotzdem hat der Verfasser seinen Stoff im Griff.

Der lockert sich, wenn ihn literarischer Ehrgeiz zu reiten beginnt. Weit holt Barcley immer wieder aus, schildert Ereignisse und charakterisiert Figuren, die für das eigentliche Geschehen nebensächlich oder gar unwichtig sind. Die Archers und ihr Leben sollen plastisch wirken, nur sind sie bei nüchterner Betrachtung ziemlich langweilige Gesellen, die sich entweder genau so verhalten, wie wir es uns dachten, oder unseren Langmut durch höchst unlogische Entscheidungen traktieren. (Verzweifelter Ehemann & Vater tut sich mit gutherzigem Mafioso zusammen – also bitte!)

Irgendwann muss die Katze aus dem Sack – für Mystery-Krimis stets ein kniffliger Moment. Die Auflösung ist dem Rätsel nie gewachsen – kann sie auch gar nicht, denn bleibt die Geschichte auf dem Boden der Tatsachen (und vermeidet den Einsatz von Außerirdischen oder Gespenstern), ist die Palette möglicher Erklärungen ziemlich schmal. Barclay weiß das selbstverständlich und versucht dies zu überspielen, indem er das letzte Drittel der Geschichte in ein Action-Drama verwandelt. In dieser Beziehung ist er hoffentlich noch lernfähig, denn was er uns an Deus-ex-Machina-Effekten präsentiert, ist des Schlechten eindeutig zu viel und reizt eher zum Grinsen als zum Mitfiebern.

Eine üble Sünde der Thriller-Gegenwart verdanken wir Jeffery Deaver, dem Erfinder des Doppel- & Dreifach-Twists: Die Geschichte ist eigentlich schon beendet, da springt wie ein Kastenteufel der wahre Unhold aus dem Off und konfrontiert uns mit dem Ätsch-Effekt: Alles war ganz anders! Ob dabei die Logik zum Teufel geht, ist offenkundig unwichtig. Auch in „Ohne ein Wort“ ist der Twist so an den Haaren herbeigezogen, dass es ärgert.

Kleine Ursachen können eine große Wirkung haben. Die Entscheidung, ob dieses Sprichwort greift, muss aktuell getroffen werden, was manchmal nicht leichtfällt. Cynthia hat mit 14 Jahren nicht nur ihre Familie verloren. Viel stärker macht ihr viele Jahre später zu schaffen, dass ihre letzten Worte zu den Eltern „Ich wollte, ihr wärt tot!“ waren. Sie fielen in einem Moment des Zorns, weil besagte Eltern ihr nach allzu exzessiven Partygängen weitere nächtliche Ausgänge gestrichen hatten. So etwas geschieht in diesem Alter fast zwangsläufig und wird deshalb auch von beiden Seiten wieder vergeben und vergessen.

Doch dieses Mal scheint es, als sei Cynthias Wunsch in Erfüllung gegangen. Diese Überzeugung wird prägender für ihr Wesen als das mysteriöse Verschwinden: Cynthia fühlt sich verantwortlich – und das ist der Schlüssel zu ihrem Denken und Handeln. Dass sie nichts mit dem Vorgefallenen zu tun hat und natürlich unschuldig ist, weiß die ‚rationale‘ Cynthia. Doch die Cynthia von 1982 ist quasi lebendig geblieben und zum imaginären Alter Ego geworden, das weiterhin Vorwürfe äußert.

Cynthia ist deshalb psychisch labil und besonders leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, als sich die Zeichen mehren, dass ihre Familie noch irgendwo existiert. Autor Barclay wärmt dazu leider nur Bekanntes auf: Der eigene Gatte, der ihr doch Stütze sein sollte, zweifelt an ihr, und dann steht Cynthia mit dem Töchterlein allein den Schurken gegenüber, denen sie nur Muttertiergebrüll entgegenschleudern kann, bis endlich Terrence und der verlorene Vater auf der Bildfläche erscheinen und im Bund mit dem Schicksal die Sache klären.

Was Barclay wollte, war die Konfrontation von Durchschnittsmenschen mit einer Krise, die sie zunächst überfordert, um sie dann zu innerer Stärke (und äußerlicher Gewalt) finden zu lassen. Vielleicht sind ihm die Archers allzu ’normal‘ geraten, denn sie nimmt man als Leser bloß in Kauf, während man auf die Lösung des Rätsels wartet.

Auch den Lumpen dieser Geschichte sollte man mit Nachsicht begegnen. Hier liefern sich Bosheit, Dämlichkeit und Lächerlichkeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das unentschieden ausgeht. Die Verschwörung, die Barclay konstruiert, kann zudem nur funktionieren, wenn ihre Opfer in entscheidenden Momenten Bretter vor den Köpfen haben, denn eigentlich müsste sie platzen wie Sommerfliegen auf einer Windschutzscheibe.

Nein, das Beste ist wohl, dieses Buch zu lesen, es spannend zu finden und schleunigst zu vergessen, denn Nachdenken lässt nicht nur den wackeligen Unterbau, sondern auch das Flickwerk erkennen, das den Plot zusammenhält. Wie schon gesagt, schade, aber solche Erfahrungen gehören zum harten Alltag des erfahrenen Krimi-Fans …

Linwood Barclay wurde (in einem sorgfältig geheim gehaltenen Jahr) in den USA geboren. Der Vater, ein Werbegrafiker, ging mit der Familie nach Kanada, als Linwood vier Jahre alt war. In diesem Land, genauer an der Trent University in Peterborough (Provinz Ontario), studierte er Englisch. Hier arbeitete er nach dem Abschluss als Journalist für den „Peterborough Examiner“. 1981 wechselte er zum „Toronto Star“, der auflagenstärksten Zeitung Kanadas und besetzte verschiedene Stellen, bis er 1993 eine Kolumne übernahm, die dreimal pro Woche erschien (und weiterhin erscheint) & in welcher er sich über die seltsamen Seiten des menschlichen Alltags äußert.

1996 veröffentlichte Barclay ein erstes Buch („Father Knows Zilch: A Guide for Dumbfounded Dads“), das auf seinen Kolumnen basierte. In den nächsten Jahren erschienen weitere harmlos-satirische Bücher, bis Barclay 2004 einen ersten (Mystery-)Roman („Bad Move“) um den überdrehten Über-Vater Zack Walker schrieb, dem weitere folgten. „No Time for Goodbye“ (dt. „Ohne ein Wort“) ist sein erstes ‚ernsthaftes‘ Buch.

Humor ist auch auf der Bühne Barclays Geschäft. Er wird gern und oft engagiert, um seine Alltagsgeschichten selbst zu erzählen. Er lebt mit seiner Familie in Burlington, Ontario. Womit er gerade wo auftritt oder worüber er schreibt, meldet Barclay auf seiner Website: http://www.linwoodbarcley.com.

http://www.ohne-ein-wort.de
http://www.ullstein-taschenbuch.de

Laymon, Richard – Nacht

Die junge Alice ist mit dem reichen Pärchen Serena und Charlie befreundet und bewohnt ein Zimmer über der Garage ihres großen Hauses. Als die beiden für eine Woche in Urlaub fahren, soll Alice in der Villa, die einsam am Waldrand liegt, regelmäßig nach dem Rechten sehen. Eines Nachts, als Alice gerade das Haus verlassen will, taucht vom Wald ein nackter Mann auf, der in den Pool springt und erst flieht, als Alice ihm droht, die Polizei zu rufen.

In Wirklichkeit telefoniert sie nur mit einem Mann, der sich versehentlich verwählt hat. Da Alice selber nicht ganz unbescholten ist, kommt nicht in Frage, die Polizei einzuweihen. Stattdessen bewaffnet sie sich mit einem Wandsäbel, um sich notfalls gegen den Eindringling wehren zu können, von dessen Gefährlichkeit sie überzeugt ist.

Tatsächlich begegnet sie kurz darauf vor der Haustür einem Fremden und streckt ihn kurzerhand nieder. Doch zu ihrem Entsetzen merkt Alice, dass es sich hierbei keinesfalls um den mysteriösen Poolbesucher handelt. Jetzt muss sie nicht nur die Leiche des Unbekannten beseitigen und alle Spuren verwischen, sondern läuft immer noch Gefahr, irgendwo von dem Fremden überfallen zu werden. Alice ahnt nicht, dass die schrecklichste Nacht ihres Lebens gerade erst begonnen hat …

Das |Heyne Hardcore|-Programm – das Thriller verspricht, die an Gewalt nicht sparen – und Richard Laymon, den man auch den King of Trash nennen könnte, passen zusammen wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, was er hier nach „Rache“, „Die Insel“ und „Das Spiel“ aufs Neue beweist.

|Durchtriebene Protagonistin|

Von Ich-Erzählern ist man meist gewohnt, dass sie eine Identifikation beim Leser auslösen, bei Alice dürfte das aber nur schwerlich der Fall sein. Schon gleich im Prolog erklärt sie, dass alle Namen im Buch geändert wurden, damit sie ohne Scheu berichten kann. Obwohl noch eine junge Frau, hat Alice schon einiges an Erfahrungen hinter sich, sowohl was Sex als auch was Gewalt und kriminelle Aktionen angeht, wie sie immer wieder andeutet. Daher reagiert sie relativ kühl angesichts der Bedrohung, verliert nicht die Nerven und lässt sich auf ein gewagtes Katz-und-Maus-Spiel mit dem Mörder ein.

In einem Laymon-Roman darf man beim Mörder kein ausgefeiltes Psychogramm oder überhaupt psychologische Tiefe erwarten. Es ist nicht wirklich wichtig, warum der Fremde mordet, sondern nur, ob er seine Opfer überwältigen kann und ob es ihn am Ende selber erwischt. Interessanter sind da schon die Figuren Judy und Murphy die später ins Spiel kommen. Judy, die Exfreundin des zufälligen Anrufers, ist ohne ihr Wissen für Alice eine unliebsame Zeugin. Die beiden jungen Frauen schließen Freundschaft, ohne dass Judy ahnt, dass Alice plant, sie zu beseitigen – wobei Alice sich plötzlich nicht mehr sicher ist, ob sie die Tat wirklich durchziehen kann. Murphy ist der Hausmeister der Wohnung des Toten, den Alice mit dem Eindringling verwechselte. Der nette Mann, der in seiner Freizeit als Krimiautor arbeitet, ist ihr mindestens ebenso sympathisch wie Judy, stellt aber ebenfalls einen Gefahrenfaktor für sie dar, weil er mehr über Alice weiß, als ihr lieb sein kann.

|Unvorhersehbare Handlung|

Auf gleich mehreren Ebenen wird für Spannung gesorgt. Einmal fragt sich der Leser, welche Figuren alle ihr Leben lassen müssen. Richard Laymon ist bekannt dafür, keine Gnade mit seinen Charakteren zu kennen, sodass ein glückliches Ende absolut nicht gewährleistet ist. Dass Alice überlebt, weiß man, da sie die Ich-Erzählerin ist, ansonsten aber kann jede der Figuren ohne Weiteres sterben. Auch der eher unsympathische Charakter von Alice sorgt für Spannung, da man nur nach und nach Bruchstücke aus ihrer bewegten Vergangenheit erfährt. Ebenfalls unsicher ist man ständig, ob sie selber zur Mörderin wird und sich unliebsamer Zeugen entledigt oder ob doch ihr Gewissen die Oberhand gewinnt. Dazu kommt die Frage ob sie für die versehentliche Tötung des Fremden, den sie für den Eindringling hielt, zur Verantwortung gezogen wird, oder ob es ihr gelingt, alle Spuren zu vertuschen.

|Sex, Gewalt und Trash im Übermaß|

Laymon ist kein Freund von dezenten Worten, und zartbesaitete Seelen sollten sich den Roman gar nicht erst vornehmen. Es werden grausame Morde verübt, Leichen zerstückelt, Frauen vergewaltigt und ein Kannibale mischt auch noch mit. Die Beschreibungen sind zwar nicht sehr ausführlich, kein detailreicher Splatter, reichen aber schon über das bei Thrillern übliche Maß hinaus. Das allein wäre noch nicht schlimm, nur leider übertreibt er es auch mit den unrealistischen Sequenzen, die an trashige B-Movies erinnern. Alice handelt, selbst in Anbetracht ihrer kriminellen Energie, zu abgebrüht. Zwar kommen ihr zwischendurch immer wieder ängstliche Gedanken, aber sie geht überwiegend gelassen und kaltblütig an die Aufgaben, etwa wenn es um das Beseitigen einer Leiche geht oder sie versucht, den irren Mörder zu täuschen und ihm Gefälligkeit vorspielt. Da fällt es dem Leser schon schwer, sich in sie hineinzuversetzen.

Der Gipfel ist erreicht, als sie Murphy für Geld Details aus ihrem brisanten Leben verraten will, die diesen für einen Roman inspirieren sollen – und als Sicherheit, damit er sie nicht an die Polizei verrät, ihn eine Vergewaltigung vortäuschen lässt. Unklar bleibt, wie sie diese „Vergewaltigung“ nachweisen will, falls Murphy Wochen oder Monate später zur Polizei gehen sollte, und unrealistisch ist auch, dass er so bereitwillig ein paar tausend Dollar für diese Informationen ausgeben sollte, obwohl er Alice kaum kennt und nicht gerade reich ist.

_Fazit:_

Ein typischer Laymon-Roman mit viel Sex und Gewalt für hartgesottene Thriller- und Horrorfans. Die unvorhersehbare Handlung sorgt für Spannung, besitzt allerdings auch einige unglaubwürdige Aspekte, insbesondere was das Verhalten der Charaktere betrifft. Vor allem die recht unsympathisch und abgebrühte Ich-Erzählerin lädt nicht zur Identifikation ein. Laymon-Fans kommen sicher auf ihre Kosten, für Einsteiger dagegen empfehlen sich eher andere Romane des Autors.

_Der Autor_ Richard Laymon wurde 1947 in Chicago geboren und ist einer der meistverkauften Horrorautoren der USA. Er studierte englische Literatur und arbeitete unter anderem als Lehrer und Bibliothekar, ehe er sich dem Schreiben widmete. Im Jahr 2001 verstarb er überraschend früh und hinterließ eine Reihe von Romanen, die vor allem wegen ihrer schnörkellosen Brutalität von sich Reden machten. Nur ein kleiner Teil davon ist bislang auf Deutsch erhältlich. Zu seinen weiteren Werken zählen u. a. „Rache“, „Parasit“, „Im Zeichen des Bösen“ und „Vampirjäger“.

Mehr über ihn gibt es auf seiner offiziellen [Homepage]http://www.ains.net.au/~gerlach/rlaymon2.htm nachzulesen.

http://www.heyne-hardcore.de

_Richard Laymon auf |Buchwurm.info|:_

[„Das Spiel“ 3491
[„Die Insel“ 2720
[„Rache“ 2507
[„Vampirjäger“ 1138

Lansdale, Joe R. – Wilder Winter

Hap Collins und Leonard Pine stehen auf der untersten Sprosse der Leiter, die im US-Staat Texas die gesellschaftliche Rangordnung symbolisiert. Pine ist nicht nur schwarz, sondern auch schwul, Collins gehört zum „White Trash“. Normalerweise müssten sie einander spinnefeind sein, doch sie sind seit Jahren dicke Freunde.

Ihr Leben in Armut fristen sie als schwer arbeitende und schlecht bezahlte Tagelöhner auf staubigen Feldern. Das Leben als soziale Außenseiter hat sie geprägt. Offensichtliche Kriminalität ist ihnen zwar fremd, doch in den Grauzonen des Gesetzes bewegen sie sich ungezwungen.

Deshalb horchen sie interessiert auf, als Trudy, Haps Ex-Frau, ihnen die Geschichte eines Bankräubers erzählt, der seine reiche Beute in der texanischen Wildnis verstecken konnte, bevor ihn die Polizei erwischte. Kürzlich ist er in der Gefängniszelle gestorben, die er mit Trudys aktuellem Lebensgefährten Howard teilte. Zuvor hatte er die dürftigen Erinnerungen an den Platz geteilt, wo er das Geld versteckt hat. Diesen Schatz wollen Trudy und Howard gemeinsam mit ihren Komplizen Chub und Paco nun heben.

Trudy weiß, dass Hap die Gegend, in der das Versteck liegen muss, sehr genau kennt. Mehr als eine ausgiebige Suche im sumpfigen Wald scheint unseren Schatzsuchern nicht bevorzustehen. Freilich verschweigt die durchtriebene Trudy mit Bedacht, dass sie und ihre Spießgesellen keineswegs daran denken zu teilen. Vom Regen geraten unsere beiden Pechvögel allerdings erst recht in die Traufe, als die unbedarften Möchtegern-Revolutionäre an einen echten Gangster geraten, für den Folter und Mord zum Tagesalltag gehören. Mitgefangen – mitgehangen: Die hässliche Wahrheit dieses alten Sprichworts müssen Hap und Leonard buchstäblich am eigenen Leib erfahren …

„Funny Crimes“ nennt sich die Reihe, die der |Shayol|-Verlag 2006 ins Leben rief. Das ist keine wirklich glückliche Namenswahl, denn spaßig im eigentlichen Sinn ist zumindest „Wilder Winter“ nicht. Gemeint ist stattdessen wohl eine gewisse Unorthodoxie in Handlung, Figurenzeichnung und Stil, die Romane wie diesen aus dem Einerlei des ‚klassischen‘ Krimis herausheben.

Diese Dreifaltigkeit lässt sich hier in der Tat rasch feststellen. Autor Lansdale verstößt genussvoll vorsätzlich gegen die üblichen Konventionen des Genres. Der große Coup, der hier versucht wird, ist ein unausgegorenes Projekt, das von denkbar untauglichen Zeitgenossen möglichst ungeschickt angegangen wird.

Helden oder wenigstens attraktive Schurken sucht man in dieser Geschichte vergeblich. Verzweifelte Außenseiter tun sich zusammen, um endlich ihren Zipfel der Wurst zu schnappen, den ihnen das Schicksal bisher vorenthalten hat. Die Turbulenzen innerhalb dieser Gruppe sind mindestens so spannend wie die Jagd nach dem verlorenen Geldschatz, weshalb Lansdale ihnen die erste Hälfte des Romans widmet. Der Verfasser weiß meist genau, was er macht; er stellt die Weichen für ein Geschehen, das zwangsläufig zum Scheitern des Unternehmens führen muss – wobei sehr deutlich wird, dass dieses Scheitern nicht ohne Überraschungen und Gewalt stattfinden wird. Nur manchmal gehen ihm die Pferde durch; so wirkt die Lebensbeichte des Ex-Terroristen Paco unnötig ausführlich und singt allzu laut das Klagelied vom Hippie, der seinen Weg verlor. (Die 1960er Jahre bzw. ihre Folgen und ihr Scheitern liegen dem Verfasser am Herzen, wie er in einem aufschlussreichen Interview erläutert, das diesem Roman angehängt ist.)

Hart ist das Leben dort, wo kein soziales Netz dich abfängt, solltest du ins Stolpern geraten. Hap Collins kann ein Lied davon singen. Er hatte vergessen, dass die Wörter „Idealist“ und „Idiot“ nicht nur ähnlich klingen, als er in den 1960er Jahren versuchte, die Welt zu retten. Während die meisten anderen Blumenkinder den Absprung rechtzeitig schafften, glaubte Hap tatsächlich an seine Ideale und geriet in die Mühlen des Establishments, das sich keineswegs bezwingen ließ. Als Hap das endlich begriffen hatte, war er ein Ex-Sträfling ohne Ausbildung, geschieden und pleite. Für ihn gab es keinen „Amerikanischen Traum“ mehr.

Leonard Pines hat nie ähnliche Anwandlungen gespürt; einem schwarzen und schwulen Mann bleibt in Texas keine Zeit dafür. Mögliche weiche Stellen sind seit seinem Vietnam-Einsatz endgültig verschwunden; Pines ist ein eisenharter Kerl, an den sich die Rednecks nicht einmal im Rudel zu vergreifen wagen. Deutlich intelligenter als Hap Collins, hat Pines die Rolle des ‚großen Bruders‘ übernommen, der seinen Freund und „Buddy“ stützt, wenn Ärger, Liebeskummer oder andere Nackenschläge des Lebens diesen wieder einmal taumeln lassen. Trotz seines abweisenden Äußeren hat Pines ein großes Herz. Wider besseres Wissen lässt er sich deshalb auch in das aktuelle Abenteuer verwickeln, obwohl er von Anfang ahnt, dass an der Sache etwas faul ist.

Trudy manipuliert die Männer meisterlich und ohne Skrupel; es ist ihre Methode, sich aus dem Dreck zu ziehen. Bisher hat es nicht geklappt, da sie sich stets an Schwächlinge und Versager gehängt hat. Dieses Mal geht Trudy aufs Ganze; sie spürt, dass ihre große Zeit als Verführerin sich dem Ende zuneigt, und will einen Neuanfang erzwingen. Dafür muss sie gleich mehreren, durchaus misstrauischen Männern Sand in die Augen streuen, aber das traut sie sich zu, bis sie sich letztlich verkalkuliert.

Der beste Plan kann scheitern, weil er die menschliche Natur nicht berücksichtigt. Leonard stichelt gegen Trudy, die wiederum mit Haps und Howards Eifersucht zu kämpfen hat. Chub ist ein weichhirniger Schwächling, der vielleicht ein wenig zu oft getreten wurde und sich nicht mehr krümmen will. Hinter Paco verbirgt sich ein als Staatsfeind gesuchter Terrorist, der womöglich der Gewalt nicht so sehr abgeschworen hat, wie er vorgibt.

Da auf dieser holprigen ‚Schatzsuche‘ ohnehin schiefgeht, was schiefgehen kann, kochen die Emotionen bald gefährlich hoch. Weder die Kälte des Winters, der Fluss oder der Sumpfwald können es an Brisanz mit den Konflikten aufnehmen, die zwischen den ‚Gefährten‘ auflodern. Man streitet meisterlich, während die kriminellen Instinkte eher unterentwickelt sind. Als mit „Soldier“ und seiner Partnerin „Angel“ zwei ‚richtige‘ Schwerkriminelle die Szene betreten, ist Schluss mit lustig.

Vor allem Soldier ist eine interessante Figur, die Quentin Tarentino erfunden (oder wiederentdeckt) haben könnte – ein Drogendealer, Mörder und Wahnsinniger, der sich jovial gibt und Vorträge über Lebensart oder menschliche Werte hält, um dir im nächsten Augenblick einen Stahlnagel durch die Hand jagen zu lassen. Soldier ist unberechenbar und scheint übermächtig zu sein. Als Hap und Leonard sich gegen ihn stellen, mutieren sie nicht plötzlich zu unüberwindlichen Kampfmaschinen. Der finale Kampf ist brutal, dreckig, und auch sein Ausgang ignoriert die bekannten Hollywood-Routinen. Autor Lansdale geht seinen eigenen Weg – unbeirrt bis zum letzten Satz. Als Leser schließt man ein Buch, das erfrischend ‚anders‘ ist als der künstlich bestsellererisierte Einheitsbrei, mit dem einen die Werbung und die Buchhandelsketten anschmieren möchten.

Joe Richard Harold Lansdale wurde 1951 in Gladewater im US-Staat Texas geboren. Als Romanautor trat er bereits 1972 in Erscheinung. Mitte der 1970er Jahre begann er sich verstärkt der Kurzgeschichte zu widmen. Auch hier stellte sich der Erfolg bald ein. Lansdale wurde ein Meister der kurzen, knappen Form.

Texas, sein Heimatstaat, war und ist die Quelle seiner Inspiration – ein weites Land mit einer farbigen Geschichte, erfüllt von Mythen und Legenden. Lansdale ist fasziniert davon und lässt die reale mit der imaginären Welt immer wieder in Kontakt treten. Deshalb kann es durchaus geschehen, dass dessen Bewohner Besuch vom Teufel und seinen Spießgesellen bekommen. Es könnten auch Außerirdische landen: Generell liebt es Lansdale, mit den Genres zu spielen.

Stilistisch beeindruckt Lansdale durch die absolute Beherrschung seines Handwerks. Mit nüchternen Worten vermag er zu zaubern, seine Leser träumen, sich fürchten oder traurig sein zu lassen. Unmittelbar kann einer Tragödie eine groteske Episode folgen, die der Verfasser mit knochentrockenem Humor und rabenschwarzem Witz zum Besten gibt: Dies nennt der Verfasser „Mojo-Storytelling“ – die Kunst, es auf die Spitze zu treiben.

Der Effekt ist unwiderstehlich, spaltet aber auch das Publikum: Lansdale-Geschichten liebt man oder hasst sie. Dazwischen scheint es nichts zu geben, was durchaus eine Form von Anerkennung ist. Ein Durchschnittsschreiber für Leser, die vor allem die Variation des Bekannten suchen und das Spektakuläre meiden, ist Lansdale sicherlich nicht. Dies wurde mit einer langen Reihe begehrter Literaturpreise honoriert. Allein der „Bram Stoker Horror Award“ wurde Lansdale fünfmal verliehen.

Nach zwei Lansdale-Kurzgeschichten entstanden Kurzfilme („Drive-In Date“, „The Job“). Kultstatus erreichte Don Coscarellis Verfilmung (2002) der Story [„Bubba Ho-Tep“:]http://www.powermetal.de/video/review-1152.html Ein alter Elvis Presley und ein farbiger John F. Kennedy jagen eine mordlustige Dämonenmumie. Lansdale schrieb außerdem Drehbücher für diverse Folgen der Serien „Batman: The Animated Series“ und „Superman: The Animated Series“.

Der private Joe R. Lansdale lebt mit seiner Frau Karen und den Kindern heute in Nacogdoches, gelegen selbstverständlich in Texas. Er schreibt fleißig weiter und ist auch als Herausgeber von Kurzgeschichtenanthologien sehr aktiv. Außerdem gehören Lansdale einige Kampfsportschulen, in denen diverse Künste der Selbstverteidigung gelehrt werden. In diesen ist Lansdale ein anerkannter Meister, der mehrere Titel hält.

http://www.shayol.de/

|Siehe ergänzend dazu auch die Rezension zu [„Sturmwarnung“. 2107 |

Mosby, Steve – 50/50-Killer, Der

Der junge Detective Mark Nelson, Spezialist für Vernehmungen, wird zu seinem Arbeitsbeginn dem bekannten Detective John Mercer zugeteilt, der zwei Jahre nach einem psychischen Zusammenbruch wieder in die Polizeiarbeit eingestiegen ist. Gleich am ersten Tag wird Mark mit einem spektakulären Mord konfrontiert. Ein Mann wurde in seiner Badewanne zu Tode gequält und verbrannt. Der Täter hinterließ eine Tonbandaufnahme, auf der er zwei weitere Morde ankündigt: Jodie, die mit dem Opfer früher eine Affäre hatte, und ihren festen Freund Scott.

Mercer und sein Team befürchten, dass der so genannte „50/50-Killer“ wieder zugeschlagen hat, den sie vor zwei Jahren nie fassen konnten und der Mercers Partner ermordete. Der Killer mit der Teufelsmaske entführte Pärchen und zwang einen von beiden, sich unter Folter entweder für das eigene oder das Leben des Partners zu entscheiden. Nur wer den Partner aufgibt, hat eine Überlebenschance.

Vergeblich versucht die Polizei, die nächsten Opfer, Jodie und Scott, ausfindig zu machen – bis in der Nacht der schwerverletzte und verstörte Scott aufgegriffen wird. Offenbar wird seine Freundin in einer Waldhütte gefangen gehalten, während er freigelassen wurde. Mercer ist davon überzeugt, dass Jodie wie die anderen Opfer erst im Morgengrauen sterben wird, und organisiert einen Suchtrupp. Währenddessen bemüht sich Mark, von dem traumatisierten Scott so viele Informationen wie möglich zu erhalten. Die Zeit drängt …

Es ist nicht alles so, wie es scheint, könnte das Motto des Thrillers lauten, der von Beginn an Spannung verspricht und mit einer guten Idee aufwarten kann, auch wenn sich einige altbekannte Zutaten in ihm wiederfinden.

|Sympathische Hauptcharaktere|

Zwei Figuren stehen im Mittelpunkt; einmal der alternde Detective John Mercer, der nach einer Pause wieder ins Polizeigeschehen einsteigt und sein altes Trauma überwinden muss. Daneben steht der junge Detective Mark Nelson, der sich gleich am ersten Tag mit seinen Vernehmungskenntnissen bewähren muss. Der Leser identifiziert sich vor allem mit Mark, der etwa die Hälfte des Buches über aus der Ich-Perspektive erzählt. Obwohl er eine sehr fundierte psychologische Ausbildung genossen hat und sich auf den Berufseinstieg freut, ist er verständlicherweise nervös. Vor Mercer empfindet er großen Respekt, ist aber auch etwas unsicher wegen dessen traumatischer Vergangenheit. Gegenüber dem Rest des Teams, das aus eingespielten Mitgliedern besteht, muss sich Mark ebenfalls erst noch als vertrauenswürdig erweisen.

Während man einen guten Einblick in Marks Gefühlswelt erhält, bleibt das Verhältnis zu John Mercer distanzierter. Der Tod seines früheren Kollegen Andy belastet ihn nach wie vor, seine Frau drängt ihn, sich zurückzunehmen, und sämtliche Mitarbeiter beobachten ihn auf Schritt und Tritt, um zu überprüfen, wie er den Belastungen gewachsen ist. Mercer erscheint als zerstreuter, aber willensstarker Detective, der seinen Spürsinn und seinen Biss auch durch die Zwangspause nicht verloren hat, und für den man hofft, dass er keinen erneuten Zusammenbruch erleidet.

|Spannung bis zum Schluss|

Von Beginn an entwickelt sich auf mehreren Ebenen eine Spannung, die bis zum Ende gehalten wird. In erster Linie geht es um die Frage, ob und wie der Mörder gefasst wird, welche Absichten hinter seinen Morden stecken und was ihn mit John Mercer verbindet, der nun schon zum zweiten Mal Jagd auf ihn macht. Auch ob seine aktuellen Opfer, Jodie und Scott, gerettet werden können, steht bis kurz vor Schluss in den Sternen. Unterstützt wird die Spannung durch den raschen Stil, der beinahe in Echtzeit die Ereignisse wiedergibt. Die Handlung spielt sich innerhalb zweier Tage ab, jedes Kapitel ist mit Uhrzeit und den verbleibenden Stunden bis zum Morgengrauen versehen, sodass man als Leser automatisch in den hektischen Sog, in dem die Ermittler stecken, mitgerissen wird.

Neben diesen thrillertechnischen Aspekten begleitet den Leser die Frage, welche Folgen dieser Fall auf John Mercer haben wird, der immer stärker am Rand eines neuen Zusammenbruchs zu stehen scheint. Etwa im letzten Viertel merkt der Leser auf drastische Weise, dass der Autor sich nicht davor scheut, grausame Täuschungen in die Handlung einzubauen und Leser wie Ermittler mit einer perfiden Wendung zu schocken. Definitiv ist dies keiner jener Thriller, bei denen man sich des glücklichen Ausgangs gewiss sein kann. Stattdessen erwartet den Leser hier ein Roman, der nicht davor zurückschreckt, die Handlung in böse Richtungen zu lenken und seinen Helden zu schaden.

|Ein paar Schwächen|

Trotz allem ist das Werk nicht frei von Makeln. Die Ausgangsidee, dass der Killer Pärchen fängt und gegeneinander ausspielt, ist sehr gelungen – auch wenn man ein ähnliches Konzept vom Kinofilm „Saw“ kennt -, wurde aber nicht ideal umgesetzt. Die meisten Morde sind alle in der Vergangenheit angesiedelt und liegen Jahre zurück. Man erfährt über sie nur, was Mark Nelson erzählt bekommt und in den Akten recherchiert, was zu Ungunsten der Intensität geht. Nur den aktuellen Mord um den Mann in der Badewanne und das Drama um das entführte Pärchen Jodie und Scott erlebt man mit, dabei hätte es dem Roman gut gestanden, den Killer in der Gegenwart noch ein, zwei weitere Morde begehen zu lassen, ehe man sich auf seine Fersen heftet.

Ein wenig dick aufgetragen wird bei Mark Nelsons Figur, der ebenfalls ein Trauma zu überwinden hat, nämlich den Schwimmtod seiner Verlobten vor wenigen Jahren. Damals konnte er sich aus der Strömung an Land retten, während seine Freundin ertrank. Die Parallele zu den überlebenden Opfern des 50/50-Killers, die darunter leiden, ihren Partner, wenn auch unter Folterqualen, aufgegeben zu haben, liegt auf der Hand und wirkt daher konstruiert. Beim Mörder dagegen wünscht man sich eine etwas ausgefeiltere Gestalt, etwas mehr Charisma. Gewöhnungsbedürftig, wenn auch nicht unbedingt negativ, sind die Perspektivenwechsel, denn abwechselnd wird in der Ich-Forum aus Marks Sicht der Dinge und aus der eines neutralen Erzählers geschrieben.

_Unterm Strich_ bleibt ein lesenswerter Serienmörder-Thriller mit überraschenden Wendungen und einer spannenden Handlung, die bis zum Schluss fesselt. Ein paar Schwächen verhindern, dass sich der Roman über soliden Durchschnitt hinausbewegt, dennoch empfiehlt er sich allen Freunden des Genres.

_Der Autor_ Steve Mosby wurde 1976 in Leeds/England geboren, ging dort zur Universität und schreibt bereits seit seiner Kindheit. Nach „The Third Person“ und „The Cutting Crew“ gelang ihm mit „Der 50/50-Killer“ der Durchbruch als Schriftsteller. Mehr über ihn auf seiner Homepage http://www.theleftroom.co.uk.

http://www.droemer.de

Starr, Jason – Twisted City

Für den Journalisten David Miller bricht eine Welt zusammen, als seine geliebte Schwester Barbara an Krebs stirbt. Er verliert seinen hochdotierten Job, muss sich bei einem kleineren Wirtschaftsmagazin verdingen und geht eine Beziehung mit der abgerissenen Bar-Tänzerin Rebecca ein, die ihm mehr Ärger als Freude bringt. Mit der jungen, flippigen Rebecca hat er zwar durchaus Spaß, doch seine Freunde ziehen sich zurück, Rebecca nimmt Drogen und verprasst sein Geld.

Nach einem Kneipenbesuch stellt David fest, dass er seine Brieftasche verloren hat. Bald darauf meldet sich telefonisch eine Frau, die sie gefunden hat. Es stellt sich jedoch heraus, dass Sue, die Finderin, ein abgehalfterter Heroin-Junkie ist, die David erpressen will. Zu allem Unglück kommt auch noch ihr gewalttätiger Freund Ricky dazu und greift David an. Im darauffolgenden Kampf wird Ricky von David tödlich verletzt.

Was jetzt beginnt, ist ein wahrer Albtraum für David. Sue weigert sich, Rickys Leiche allein zu entsorgen. Aus Angst, von ihr bei der Polizei verraten zu werden, beseitigt David den Toten. Aber damit nehmen die Probleme kein Ende …

|Vielschichtige Charaktere|

So richtig durchschauen kann man eigentlich niemanden in diesem Roman, und das ist schon einer der Punkte, die seine Faszination ausmachen. Im Mittelpunkt steht der durchschnittliche David, dessen Leben gerade den Bach runtergeht. Seine Finanzen sehen seit seinem Jobverlust bitter aus, seine ausgeflippte Freundin Rebecca geht mit seinen Kreditkarten einkaufen, er fühlt sich einsam und er leidet nach wie vor unter dem Tod seiner Schwester. Immer wieder präsentieren sich dem Leser kurze Rückblenden über Gespräche und Erlebnisse mit Barbara, die zeigen, wie innig die beiden Frühwaisen einander verbunden waren.

David glaubt, es kann schlimmer kaum kommen – doch dann geschieht genau das. Aus Notwehr tötet er einen Drogendealer, aber seine Chancen, seine Unschuld zu beweisen, stehen schlecht. Die heroinsüchtige Sue erpresst ihn und ein unbekannter Dritter hat seine Finger mit im Spiel. Bald hat David keine Ahnung mehr, wem er noch trauen darf. Rebecca weigert sich, seine Wohnung zu verlassen und reagiert hysterisch auf die Trennung; die drogensüchtige Sue, die eigentlich ganz anders heißt, wechselt ständig zwischen Hilfsbereitschaft und Erpressung hin und her und der Stress auf der Arbeit gibt David den Rest.

|Spannung bis zum Ende|

Die Spannung wird bis zum Schluss durchgehalten, denn in diesem Roman ist so ziemlich alles möglich. Jason Starr lässt seine Figuren leiden und jeden von ihnen kann jedes Schicksal treffen. Mehrere der Charaktere sterben und bringen damit neue Wendungen in die Handlung. Der Leser fragt sich, ob David für den Tod von Ricky verantwortlich gemacht wird, welche Ausmaße die Epressung von Sue einnehmen wird, welche Richtung die Beziehung zu Rebecca nimmt und letztlich auch, welche Rolle die besondere Bindung zwischen der verstorbenen Barbara und ihrem Bruder spielt.

Es gelingt Jason Starr gut, zunächst das etwas deprimierende, aber immer noch durchschnittliche Leben seines Protagonisten zu zeichnen, das sich allmählich in einen Horrortrip verwandelt, aus dem es für David scheinbar kein Entrinnen gibt. Auch wenn er dem Leser sicher nicht uneingeschränkt sympathisch ist, verfolgt man gebannt sein Schicksal, das demonstriert, wie das Leben eines Durchschnittsmenschen völlig aus der Bahn geraten kann, eingebettet in eine Mischung aus Thriller, Beziehungsdrama und bitterböser Satire.

|Abruptes Ende|

Die Schwäche des Romans liegt im zu knapp gehaltenen Schluss. Es wirkt, als habe der Autor das Buch überhastet beendet. Die Ereignisse überschlagen sich, die Pointe kommt auf raschen Füßen daher und manche Dinge fügen sich zu einfach. Das liest sich im Gegensatz zu den vorher aufgebauten Probemfeldern zu simpel und enttäuscht ein wenig. Besser wäre gewesen, sich hier etwas mehr Zeit zu nehmen und drei, vier zusätzliche Seiten auf die Schilderungen der Entwicklungen zu verwenden.

Ein weiterer, wenn auch nicht gravierender Punkt ist die Ähnlichkeit zu Starrs anderen Werken. Seine rabenschwarzen Thriller verlaufen nach einem Muster, das dem Leser bekannt vorkommt. Auch bei „Tob Job“ etwa geht es um einen Durchschnittstypen in den Dreißigern, der ein deprimierendes Leben führt, das mit einem Mal aus den Fugen gerät und ungeplante Todesfälle bereithält. Ähnliches gilt in etwas abgeschwächter Form für „Die letzte Wette“. Nicht, dass es schadet, alle seine Romane zu lesen, doch es ist mit gewissen Abnutzungserscheinungen zu rechnen.

_Fazit:_ Ein schwarzhumoriger, rasant geschriebener Thriller über Erpressung, der bis zum Ende fesselt. Die undurchschaubaren Charaktere sorgen für Spannung, ebenso die überraschenden Wendungen. Negativ sind nur der recht offene und sehr kurz gehaltene Schluss sowie die Parallelen zu anderen Romanen des Autors.

_Der Autor_ Jason Starr, Jahrgang 1968, wuchs in New York auf und schreibt seit seiner Collegezeit. Vor seiner Karriere als Schriftsteller arbeitete er unter anderem als Telefonverkäufer. Diese Erfahrungen brachte er in seinen Debütroman „Top Job“ mit ein. Alle seine Krimis zeichnen sich durch schwarzen Humor aus. Weitere Werke sind „Die letzte Wette“, „Ein wirklich netter Typ“ und „Hard Feelings“.

http://www.diogenes.de/
http://www.jasonstarr.com

Aster, Christian von – Im Schatten der Götter

_Trailer_

Ein durch und durch runder Thriller mit übernatürlichen Horrorelementen.

Eine unerklärliche Serie von Todesfällen auf den Straßen Berlins versetzt Kommissar Mathesdorf in helle Aufregung: Menschen ersticken ohne erkennbare Ursache. Seine Ermittlungen führen ihn tief in die sagenumwobene Vergangenheit des schwarzen Kontinents. Erst als ein mysteriöses Videoband und eine schöne Afrikanerin auftauchen, scheint sich der Nebel zu lichten. Doch nun beginnt der Alptraum erst recht, denn eine übernatürliche Macht bedroht die ganze Welt.

_Rezension_

Noch nie war ich so ambivalent beim Verfassen einer Rezension, gehen doch die Leistungen des Autors und des Verlages weit auseinander. Fangen wir mit dem einzigen Lichtblick an: der Autorenleistung. Christian von Aster erzählt in gewohnt „munterer“ Manier einen Mystik-Krimi, der die Brücke zwischen dem modernen Berlin und dem mystischen Afrika baut. Wie immer wird man sofort von dem umtriebigen Autor und Multitalent in die Handlung gezogen und von der ersten Seite an unterhalten; mit dem typischen „von asterischen“ Augenzwinkern-Zynismus, der lebendiger nicht sein könnte.

Das Buch handelt von einer mysteriösen Mordserie in Berlin, die den ermittelnden Hauptkommissar Jochen Mathesdorf und seine Kollegen vor Rätsel stellt. Auch Simon Grauerts ehemaliger Freund, Floyd Wittgenstein – in dessen Villa eingebrochen wurde und es ebenfalls Todesopfer gab, und dessen Reichtum auf dem ominösen Schiffsfund |Neruda| beruht, die er vor der Küste Afrikas geborgen hat -, gehört zu den Dreh-und Angelpunkten, um die sich die Todesfälle ranken. Mit der |Neruda| hat Wittgenstein auch eine goldene Schatulle mit Edelsteinen geborgen. In ihr ruht M’tu Yayee, der Schattenschläfer und Gott des Stammes Wasania. Wittgenstein, von Habgier ergriffen, bricht die Steine aus ihren Fassungen und verkauft sie. Darunter auch einen in Gold gefassten, der den Schattenschläfer bannt – oder sollte man sagen bannte? Grauert begegnet einer schönen Farbigen, die eine zentrale Rolle in dem Geschehen innezuhalten scheint und Grauert in ihren Bann zieht. Immer deutlicher kristallisiert sich heraus, dass die afrikanische Schattengottheit, der Schattenschläfer, als Mordinstrument agiert!

So weit, so gut. Doch kommen wir zum Verlag. Und da kann man wirklich nur sagen: es ist wirklich unglaublich was |Eloy Edictions| hier für satte zwölf €uro abliefert. Über das nichtssagende Cover, das dem Inhalt in keiner Weise den würdigen Rahmen verleiht, lässt sich ja noch streiten. Aber über die fehlerhaft gesetzten Seitenränder, Hammellücken, Hurenkinder (Anm. d. Ed.: Einzelzeilen eines Absatzes, die durch einen Seitenwechsel abgetrennt wurden) u. v. m. nicht. Das Lektorat jedoch setzt dem Ganzen die Krone auf. Es ist eine Meisterleistung der Fehlerhaftigkeit! So etwas habe ich wirklich noch nie erlebt!

Es gibt keine einwandfreien Bücher, das erwartet auch (so gut wie) keiner, aber hier wird ein Buch auf den Markt geworfen, in dem es vor Fehlern nur so wimmelt. Wer die neue Rechtschreibung nicht beherrscht, sollte sich weiterhin der alten bedienen oder sich einen Lektor verdingen, der sein Metier zumindest halbwegs versteht. Wenigstens rein orthographisch. Aber auch stilistisch wurde hier wohl gedruckt, was der Autor abgeliefert hat. Und das ist eine Schande, denn ein gutes Lektorat sollte die Leistung des Autors immer unterstützen und abrunden. Hier wurde über jeden Fehler hinweggelesen. Es sollte in Anlehnung an die Goldene Himbeere im Filmgeschäft ein Zerbrochener Federkiel in der Literatur vergeben werden – und der gehörte 2005 |Eloy Edictions|, als erschreckendes Beispiel dafür, welche Art von Titeln oftmals angeboten werden und den Markt für ernsthaft herausgebrachte Bücher verstopfen. Was aber viel schlimmer ist: So wird bei den Lesern der Ruf der Kleinverlagsszene ruiniert, die sich redlich müht, Autoren, die keine Heimat in der Großverlagslandschaft erhalten, eine gute und vor allem professionelle Möglichkeit der Veröffentlichung zu bieten.

Aufgrund der eklatanten Verlagsfehler und gemessen an dem saftigen Preis bekommt dieses „Werk“ keine Kaufempfehlung. Umso bedauerlicher, weil der Autor Besseres verdient hätte! So bleibt mein Tipp an ihn, vorsichtiger in der Wahl seiner künftigen Verlage zu sein.

http://www.vonaster.de/
http://www.eloyed.com/

Hiaasen, Carl – Reinfall, Der

Dass der Plan, ihre schon im zweiten Jahr vor sich hin dümpelnde Ehe durch eine romantische Kreuzfahrt neu zu entfachen, gescheitert ist, weiß Joey Perrone spätestens dann, als Gatte Chaz sie des Nacht über Bord der „Sun Duchess“ stürzt. Wider Erwarten überlebt sie den Aufprall und macht sich schwimmend voller Zorn und Überlebenswillen auf den langen Weg zur leider gar nicht nahen Küste von Florida.

Dort wäre sie höchstens als Rest einer Haifischmahlzeit angetrieben, hätte sie nicht der mitternächtlich angelnde Ex-Cop Mick Stranahan zufällig aus dem Wasser gefischt. Er haust auf einer kleinen Insel, wo sich Joey heimisch zu machen beginnt: Sie will sich an ihrem Ehemann rächen – und das keineswegs vor Gericht, sondern persönlich.

Warum hat Chaz Perrone sie umbringen wollen? Ein Motiv gibt es eigentlich nicht, denn an Joeys beachtliches Vermögen kommt er auch im Fall ihres Todes nicht heran. Weder Joey noch Stranahan, den die Langeweile dazu treibt, sich dem Rachefeldzug seines ‚Gastes‘ anzuschließen, ahnen zunächst von der Verbindung zwischen Chaz und dem kriminellen Großgrundbesitzer Samuel Johnson Hammersnut, genannt „Red“, der in den Everglade-Sümpfen riesige Plantagen von Arbeitern bearbeiten lässt, die er wie Sklaven hält. Red leitet giftgeschwängerte Abwässer in das naturgeschützte Gelände, und Chaz, der als Biologe für den Staat arbeitet, vertuscht dies, wofür er gut bezahlt wird.

Joey und Stranahan beschließen, Chaz durch Erpressung in Angst und Schrecken zu versetzen. Leider wendet sich ihr Opfer an seinen Boss, der daraufhin den Schläger Tool zu Chaz‘ Leibwächter ernennt. Chaz selbst wird vom misstrauischen Detective Karl Roolvag beschattet, der nicht glauben mag, dass Joey ohne ‚Nachhilfe‘ über Bord ging.

Ohne voneinander zu wissen, gehen die genannten Personen ihren Plänen nach. Natürlich kommt man einander bald ins Gehege, was eine Kette fataler, gewaltreicher und bizarrer Geschehnisse auslöst, die in einem Finale münden, das nur grotesk genannt werden kann …

Seit vielen Jahren führt Carl Hiaasen seinen Kampf gegen die skrupellosen Seilschaften, die möglichst den gesamten US-Staat Florida in eine betonierte Urlaubs- und Wohnanlage verwandeln wollen. 90 Prozent der ursprünglichen Urlandschaft wurden bereits zerstört und zersiedelt, und auch den Rest wollen sich kriminelle Geschäftsleute unter den Nagel reißen, wobei sie von gut geschmierten Politikern gern unterstützt werden.

Der Kampf ist ungleich, denn die wenigen Verteidiger der ökologisch kostbaren Sumpfgebiete werden als lästige Feinde des notwendigen Fortschritts dargestellt und stehen auch sonst auf weitgehend verlorenem Posten. Hiaasen hat sich dennoch nie davon abhalten lassen, in dem Versuch, das scheinbare Unvermeidliche zu verhindern, seinen ganz persönlichen Weg zu gehen. Sehr richtig geht er von der Prämisse aus, dass den meisten Menschen von Alligatoren bevölkerte Sümpfe recht gleichgültig sind und faktenreiche Aufklärungsaktionen sie bloß langweilen. Also verpackt er seine Botschaft in spannenden, sarkastisch-witzigen und gern gelesenen Thrillern, die das Problem also unterhaltsam angehen und trotzdem nie verniedlichen.

„Der Reinfall“ gehört zu den Hiaasen-Romanen, mit denen sich der Autor weiter aus dem Fenster lehnt als sonst. Die weiterhin fortgesetzte Vernichtung Floridas scheint ihn zu beflügeln, wenn er sich als Schurken keinen Drogendealer oder den im Krimi-Genre der Gegenwart so beliebten Serienkiller wählt, sondern einen Plantagenbesitzer, der in Obst und Gemüse macht. Bei näherer Betrachtung sind freilich auch in diesem Gewerbe mafiöse Machenschaften üblich, und „Red“ Hammersnut ist deshalb als Bösewicht überaus glaubhaft.

Joey Perrone will sich an ihrem mörderischen Gatten rächen, während Mick Stranahan sie unterstützt, als er erfährt, dass dieser ein Biologe in Staatsdiensten ist, der helfen soll, die gefährdeten Sümpfe zu bewahren. Stattdessen hat sich Chaz Perrone auf die Seite des ‚Feindes‘ geschlagen und treibt auf seine Weise den Ausverkauf der Natur mit voran. Das kann und will Stranahan nicht dulden.

Das Fundament ist gelegt, als Katalysator für das Folgende fügt Hiaasen noch den verrückten Tool hinzu, und dann nimmt die Geschichte ihren höchst irrwitzigen Gang. Was schon im Plan recht unausgegoren klang, entwickelt sich zum totalen Fiasko. Sowohl Stranahan und Joey als auch Hammersnut, Charles und Tool verlieren die Kontrolle über die Ereignisse. Was schiefgehen kann, geht auch schief, und Hiaasen beschreibt das mit dem ihm eigenen Einfallsreichtum.

Die Handlung wirkt in ihrer Abgedrehtheit umso besser, als der Verfasser über einen echten Sinn für Humor verfügt (der stabil genug ist, die Übersetzung zu überstehen). Das plumpe Kalauern, mit dem uns z. B. deutsche „Comedians“ belästigen, ist Hiaasens Sache nicht. Sein Witz ist einfallsreich und knochentrocken, und er unterstreicht das Geschehen, ohne ihm die Spannung zu rauben. Die Stimmung kann schnell ins Gewalttätige umschlagen, was daran erinnert, dass Umweltzerstörung kein Kavaliersdelikt ist.

Durch das turbulente Garn führt ein alter Bekannter: Mick Stranahan war schon in mehreren Hiaasen-Romanen die Hauptfigur. Er stellt das Alter Ego seines geistigen Vaters dar, das dieser dort kräftig zuschlagen lassen darf, wo er selbst sich zurückhalten muss. Stranahan ist der Stachel im Fleisch des korrupten Florida-Establishment, weshalb man ihn auch mit 39 Jahren nach dem politisch unkorrekten Feuergefecht mit einem kriminellen Richter zwangspensioniert hat. Damit hat er sich nur oberflächlich abgefunden. Finanziell leidlich abgesichert, hat er sich an den Rand der Gesellschaft zurückgezogen. Doch die Zivilisation folgt ihm so zügig, dass er nur ohnmächtig zuschauen kann, wie sich seine Zufluchtsstätten in überteuerte, uniformierte Wohnslums verwandeln.

Die Wut über den Ausverkauf treibt Stranahan regelmäßig in seltsame Abenteuer. Lässt er sich erst nur von Joey Perrone um den Finger wickeln – Stranahan kann trotz sechs gescheiterter Ehen nicht von den Frauen lassen -, steigt er voll in deren Racheplan ein, nachdem Chaz Perrones ‚Verrat‘ an der Natur offenbar wird.

Chaz schildert Hiaasen als Verkörperung des Versagens, dessen sich der Staat Florida schuldig macht. Ebenso intensiv wie ungeschickt bemüht man sich seit einigen Jahren, den kläglichen Rest der Everglade-Sümpfe zu bewahren. 8 Milliarden Dollar lässt man sich das kosten – Geld, das freilich in allerlei dunklen Kanälen versickert. Wieso das so ist, demonstrieren Zeitgenossen wie Chaz Perrone, ein miserabler Biologe, der sich seinen Doktortitel von einem Gangster kaufen ließ, dem er dafür gefälschte Gutachten liefert.

„Red“ Hammersnut darf dafür die Abwässer seiner Plantagen weiterhin ungeklärt in die Sümpfe abfließen lassen. Er ist der moderne Nachfahre jener Raubbarone, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert die USA als ihren Privatbesitz betrachteten, den sie ausbeuten und zerstören konnten, wie es ihnen beliebte. Heute sind die Gesetze scheinbar gegen sie, doch Hiaasen lässt uns durch Hammersnut vorführen, wie der Staat an der Nase herumgeführt wird. Die Zeche zahlt wie immer der brave, dumme Bürger, der sich an die Regeln hält, die für einen Hammersnut keine Gültigkeit besitzen.

Joey Perrone ist eine Frau, die endlich aufwacht. Bisher hat sie nach Mr. Right und einem Leben in traulichen Zweisamkeit getrachtet. Wie sehr sie gescheitert ist, musste sie erst der Sturz in den Ozean lehren. Nun will sie Vergeltung, ohne freilich zu ahnen, welche Aktivitäten sie damit in Gang setzt. Aber Joey ist lernfähig und in der Lage, sich den veränderten Verhältnissen anzupassen. Sie bekommt sogar ihren Kick an der Seite Stranahans, der eine anarchische Seite des Daseins verkörpert, die ihr bisher verschlossen geblieben ist.

Tool reiht sich in die Schlange der bizarren Killergestalten ein, die Hiaasen seit Jahren auf seine Romanhelden loslässt. Schon der Name macht deutlich, wo Tool in der Gesellschaft steht: ganz unten – ein Werkzeug, das sich einsetzen lässt, ohne sich um Gesetze oder Moral zu kümmern. Tool ist im Grunde eine Furcht erregende Gestalt, doch Hiaasen schildert ihn als fast sympathischen Schuft, der mit diversen, recht peinlichen Problemen zu kämpfen hat und gar nichts mit den glanzvollen Hollywood-Bösewichten gemeinsam hat. In dem Chaos, das ein Leben in Florida bedeutet, wirkt ausgerechnet Tool wie ein ruhender Pol. Er tut, was man ihm sagt, und kümmert sich um die großen Dinge dieser Welt einen Dreck. Das bewahrt ihn allerdings auch nicht vor einem Schicksal, das ihm im unpassenden Moment dicke Knüppel zwischen die Beine wirft, um ihm letztlich ein absurdes Happy-End zu gönnen.

Carl Hiaasen wurde 1953 in Florida geboren, ging hier zu Schule, studierte (bis 1974) Journalistik und ging anschließend zum „Miami Herald“. Bei dieser Zeitung ist er noch heute angestellt und schreibt Kolumnen und Berichte, in denen er jene Sünden anprangert, mit denen wir auch in seinen Romanen immer wieder konfrontiert werden. Zu schaffen macht Hiaasen besonders der unentwirrbare Filz aus Politik, Wirtschaft und Verbrechen, der Florida in Sachen Korruption und Umweltzerstörung einen traurigen Spitzenplatz in den USA garantiert.

Da Hiaasen die Erfahrung machen musste, dass seine wütenden Attacken im täglichen Mediengewitter mehr oder weniger untergingen, begann er ab 1981 Romane zu schreiben, die in spannender Thrillerform und scheinbar fiktiv die genannten Missstände auch jenem Publikum nahe zu bringen versuchen, das gemeinhin nur den Sportteil einer Zeitung zur Kenntnis nimmt.

Hiaasen schrieb seine ersten drei Romane mit dem Journalisten-Kollegen William D. Montalbano, bevor er sich mit „Tourist Season“ (dt. „Miami Terror“) 1986 quasi selbstständig machte. Schon früh begann er damit, die bittere Medizin, die er verabreichen wollte, zu versüßen, indem er dazu überging, immer groteskere Plots für seine ohnehin actionbetonten Geschichten zu entwerfen. Ironie und Sarkasmus, die jederzeit in blanken Zynismus umschlagen können, demaskieren die Welt, wie Hiaasen sie in Florida vorfindet, als Tollhaus.

Die Rechnung ging auf: Weil Hiaasen sein Talent, wirklich krude Geschichten mit knochentrockenem und dadurch um so wirksamerem Witz zu entwerfen, rasch zur Perfektion entwickelte, fand er sein Publikum, das ihm – aus gutem Grund – treu geblieben ist.

http://www.manhattan-verlag.de

_Carl Hiaasen auf |Buchwurm.info|:_
[„Dicke Fische“ 1895
[„Unter die Haut“ 2455

Kuhn, Krystyna – Engelshaar

Hannah Roosen hat es nicht einfach. Ihren alten Job beim bei Psychologischen Notdienst der Polizei musste sie aufgeben, nachdem sie den Selbstmord eines jungen Mädchens nicht verhindern konnte. Die Schuldgefühle quälen sie und sie hofft, dass es ihr mit ihrem neuen Job bei der gerade gegründeten Arbeitsgruppe des Frankfurter Vermisstendezernats V11 endlich wieder besser geht.

Doch wie das Schicksal es will, muss sie sich bei ihrem ersten Fall erneut mit einem jungen Mädchen beschäftigen, genauer gesagt mit zweien. Jelena Epp ist allerdings tot, ihre beste Freundin Marina Klaasen verschwunden. Die beiden stammen aus Kirgisien und sind gemeinsam mit einer strenggläubigen Glaubensgemeinschaft, der Bruderschaft Ebenezer, nach Deutschland gekommen. Während Marina sich deren konservativen Regeln beugt, findet Jelena Anschluss bei einer russischen Gang von Jugendlichen und beginnt ein Verhältnis mit Kolja, dem Kopf der Bande.

Die Arbeitsgruppe vom V11, die neben der Polizeipsychologin noch eine Computerexpertin, einen psychiatrischen Gutachter und die Kommissare Fischer und Liebler als Mitglieder zählt, steht vor einem Rätsel. Als Vorzeigeprojekt des Innenministers, das dessen Ruf vor der Landtagswahl aufpolieren soll, stehen sie schon kurz nach ihrer Gründung vor dem Nichts. Wo ist das Motiv zu suchen? In der religiösen Gemeinde, die Jelena wegen ihres Lebenswandels ausgestoßen hatte? In der Gang der russischen Jugendlichen, weil Kolja aufgrund von Jelenas Aussage in Haft sitzt?

Ein schwieriger Fall, den Hannah Roosen und ihre Kollegen da zu knacken haben. Krystyna Kuhn macht es ihnen nicht leicht, indem sie einen geschickt verschachtelten, aber zumeist übersichtlichen Krimi schreibt. Die Handlung ist originell, spannend und geschickt aufgebaut. Es wäre ein Einfaches gewesen, den Täter in einer der beiden verdächtigten Gruppen – die religiösen Gemeinde und die Jugendgang – anzusiedeln, doch Kuhn lässt sich nicht auf diese Ebene herab. Sie behandelt sowohl die Gläubigen als auch die jungen Russen mit Respekt und verzichtet auf gängige Vorurteile. Das führt dazu, dass die Suche nach dem Täter zwar komplex, aber sehr realistisch verläuft und durch ihre Tiefe besticht.

Der eigentliche Täter entpuppt sich als Randfigur, der nur wenig Bedeutung beigemessen wird. Dennoch ist das Motiv nachvollziehbar und überrascht, da es nicht in übliche Krimi-Muster passt. Es geht viel tiefer und Kuhn schafft es, die Beweggründe des Täters sehr plausibel und einfühlsam darzustellen. Sie lässt dem Menschlichen hinter dem Mord sehr viel Raum, so dass es als Leser schwerfällt, den Täter zu verurteilen.

Was den Roman, neben der Handlung, so lesenswert macht, ist die Hauptperson und Ich-Erzählerin Hannah Roosen. Hannah ist keine Heldin, sie ist eine ganz normale Frau und Mutter eines pubertierenden Fünfzehnjährigen. Während in anderen Büchern von Krystyna Kuhn entweder eine lebenslustige Singlefrau („Fische können schweigen“) oder eine eiskalte Karrierefrau („Wintermörder“) im Mittelpunkt standen, präsentiert die Autorin in „Engelshaar“ eine sehr alltägliche Frauenfigur.

Hannah ist ständig überarbeitet, hat zu wenig Zeit für ihren Sohn, in ihrer Ehe kriselt es und ihr neuer Job setzt ihr zu. Sie hat das Gefühl, nicht richtig ernst genommen zu werden, und arbeitet deshalb umso härter. Sie geht geradezu in dem Fall auf, und das kommt wiederum dem Leser zugute. Er ist hautnah am Geschehen und sieht alles durch Hannahs psychologisch geschultes Auge.

Da die Polizeipsychologin auf eine sehr menschliche Art in der Ich-Perspektive erzählt, konzentriert sich das Buch weniger auf die trockenen Ermittlungen als vielmehr auf die zwischenmenschlichen Töne des Geschehens. Gut sortiert und anschaulich dargestellt, überzeugen sie vor allem dank Hannahs sympatischem Erzählstil.

Anders als bei anderen Büchern der Autorin fehlt in „Engelshaar“ der teilweise sehr bissige Humor von Kuhn. Der Schreibstil ist Hannah angepasst, die zwar durchaus auch mal witzig sein kann, vordergründig aber eine vom Leben eingespannte Frau ist. Kuhn drückt sich gewählt aus, ohne überkandidelt zu klingen. Sie schafft mit ihrer treffsicheren Art für Sätze und Wörter ein dichtes Erzählnetz, das sehr mitreißend ist

Mit „Engelshaar“, dem dritten von mittlerweile vier Kriminalromanen, untermauert Krystyna Kuhn ihre Stellung als eine von Deutschlands aufstrebenden Krimiautorinnen. Sie schafft es, ihre anderen Bücher weder in Bezug auf die Handlung noch in Bezug auf Hauptperson zu kopieren. Hannah Roosen glänzt nicht durch Originalität, sondern durch Bodenständigkeit und unglaubliche Authentizität. Dadurch, dass sie in ihren Büchern ihren Schreibstil der jeweiligen Protagonistin anpasst, ist jeder Roman der Autorin ein ganz neues Erlebnis!

http://www.piper-verlag.de

_Krystyna Kuhn auf |Buchwurm.info|:_

[„Fische können schweigen“ 2882
[„Wintermörder“ 4037

Browne, Robert Gregory – Devil\’s Kiss – Dir bleiben 48 Stunden

Robert Gregory Browne ist nicht der erste Autor, der seine Kenntnisse aus seiner Zeit als Drehbuchschreiber in seine Bücher einfließen lässt. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass derartige Vorkenntnisse meist zu spannenden, gut aufgebauten Geschichten führen. Die Autoren wissen schließlich, wie man ein Publikum unterhält.

Robert Gregory Brownes Debüt „Devil’s Kiss – Dir bleiben 48 Stunden“ fängt vielversprechend wie ein Actionfilm an. Eine junge, schwangere Frau erschießt in einer Bank zwei Wachmänner und zwingt die Kunden, sich auf den Boden zu legen. Wenig später finden sich ihre Komplizen, unter ihnen ihr Ehemann Alex Gunderson, ein unterschätzter Terrorist, ein und sie brechen den Tresor auf. Obwohl die Polizei schnell vor Ort ist, schafft die Bande es zu fliehen. Sie hat dabei keine Skrupel, wie der Spezialermittler Jack Donovan feststellen muss. Er verfolgt die Bankräuber, was letztendlich zu einem schlimmen Unfall führt. Sara, Alex Gundersons Frau, wird bei diesem Unfall so schwer verletzt, dass sie ins Koma fällt, weitere Mitglieder der Bande sterben, Donovan überlebt verletzt.

Über eineinhalb Monate später ist der Fall Gunderson in den Hintergrund geraten. Einzig Donovan glaubt, dass der Mann sich nach wie vor in Chicago aufhält. Seine Vermutung wird bestätigt, als Gunderson Donovans Tochter Jessie entführt. Er vergräbt sie in der Erde und versorgt sie per Sauerstoffmaske mit genug Sauerstoff für 48 Stunden. Er stellt keine Bedingungen, er will nur, dass Donovan spürt, was er ihm mit Saras Unfall – den er dem Ermittler in die Schuhe schiebt – angetan hat. Die Lage spitzt sich zu, als es zu einem folgenschweren Unglück kommt …

Explosionen, freche Sprüche, ein fesches Gangsterpärchen – „Devil’s Kiss – Dir bleiben 48 Stunden“ beginnt frisch und energiegeladen. Die Kapitel sind kurz, frei von Ballast und die Perspektiven wechseln schnell. Trotzdem lässt Robert Gregory Browne seinen Charakteren dabei genug Platz, um sich zu entfalten. Er schafft es, mit wenigen, kargen Sätzen Persönlichkeiten zu beschreiben, was an und für sich schon eine große Leistung ist.

Wenn man nach einem Wort sucht, dass den Thriller kurz und bündig beschreiben würde, wäre es das Adjektiv „cool“. Browne setzt neben den anfänglichen Hollywoodeffekten auf lässige Cops, abgebrühte Gangster und derbe Dialoge. Die Sprache ist bildhaft und effektiv, die Handlung spannend, da rasant und voller Überraschungen.

Leider hält Browne nicht, was der Anfang verspricht. Die Suche nach Donovans Tochter hat aufgrund der Umstände sehr großes Spannungspotenzial, aber der Autor tappt in eine Falle, die er sich selbst stellt. Eingangs erwähnt er, dass das Nahtoderlebnis seines Onkels ihn sehr berührt hat und er es deshalb dem breiten Publikum nahebringen möchte. Doch die Art und Weise, wie er das tut, wiegt die guten Absichten nicht auf.

Jack Donovan rast verzweifelt durch Chicago. Auf einer Brücke kommt es zu einem folgenschweren Überholmanöver, bei dem Jack mitsamt seinem Auto in den eiskalten Chicago River fällt. Er ist kurz tot, kann aber wiederbelebt werden. Der Unfall kann ihn nicht von der Suche nach seiner Tochter abhalten. Im Gegenteil hat er noch mehr Antrieb erhalten, denn in den Minuten zwischen Leben und Tod ist ihm der verstorbene Alex Gunderson erschienen. Er hat ihm einen bedeutenden, aber verschlüsselten Hinweis gegeben und nun setzt Donovan alles daran, noch einmal in Kontakt mit Alex zu treten.

Bis diese übersinnliche Komponente ins Spiel kommt, ist wirklich alles in Ordnung mit der Geschichte. Sie ist spannend und logisch aufgebaut und man liest sie mit hohen Erwartungen. Doch nach einiger Zeit verliert man den Überblick. Für 48 Stunden tischt Browne dem Leser ganz schön viel auf inklusive einem schweren Autounfall mit Krankenhausaufenthalt. Die Handlung wird etwas verworren. Spätestens als Jack behauptet, seit seinem Nahtoderlebnis sei Gunderson in seinem Inneren, driftet der Thriller ins Unrealistische ab. Bei aller Liebe, aber hier schlägt Browne ein bisschen über die Stränge und schafft es nicht, dies ordentlich zu begründen.

Trotz eines sehr vielversprechenden Anfangs ist „Devil’s Kiss – Dir bleiben 48 Stunden“ letztendlich nur ein B-Movie. Auf der Haben-Seite stehen die gut ausgearbeiteten, originellen Charaktere und der knackige, coole Schreibstil. Und der Anfang der Handlung. Eigentlich steht alles auf der Haben-Seite bis auf die Wende, die der Thriller nimmt, als Jack von der Brücke in den Chicago River rast. Die Art und Weise, wie Robert Gregory Browne das Nahtoderlebnis in seine Geschichte einbaut, missfällt aufgrund ihrer unrealistischen Züge und des – man möchte sagen – übersinnlichen Schnickschnacks.

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Molist, Jorge – Hüter des Tempels

Verschiedene Glaubensrichtungen, unsere Vorstellungen von Gott und seinen Gesetzen werden seit Menschengedenken nicht unbedingt friedlich interpretiert. Leider ist es so, dass Religion immer schon ein Mittel war, um Macht über die Bevölkerung auszuüben, sei es des Geldes wegen oder um den politischen Einfluss in der Region zu auszubauen. Das Negative der Religionen geht immer mit ihren positiven Auswirkungen einher, und da Menschen immer nach Macht und Einfluss streben, sind die unzähligen modernen Kommunikationsmöglichkeiten geradezu der beste Kanal, um auch die entferntesten (Un-)Gläubigen zu beeinflussen.

Nichtchristliche Sekten und auch christliche Splittergruppen werden oft skeptisch beobachtet, nicht nur von uns selbst, sondern auch von Politikern und kontrollierten staatlichen Institutionen immer genauer unter die Lupe genommen. In den Grundgesetzen ist zwar eine freie Ausübung der Religion, des Glaubens verankert, aber auch solche Glaubensgemeinschaften unterstehen rechtlich den Gesetzen des Landes, und das nicht ohne Grund.

Im Namen des Glaubens wurden und werden Kriege geführt, Menschen gezielt beeinflusst, verfolgt und getötet; dass alles geschieht dann im Namen eines Gottes. Vor Jahrhunderten waren es die Kreuzzüge, später dann Religionskriege zwischen Protestanten und Katholiken und jetzt werden erneut Kriege und Konflikte zwischen Christen und Moslems geschürt. Gerade die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften und Gruppen bilden eine gefährliche Basis für leicht beeinflussbare Menschen, die sich schnell als Fisch zwischen den Maschen des Netzes wiederfinden können, das ein Menschenfischer ausgeworfen hat.

Der Thriller „Die Hüter des Tempels“ von Jorge Molist greift eine solche Konfrontation verschiedener Glaubensrichtungen auf und öffnet dadurch eine Parallele, die, obschon Fiktion, bald Wirklichkeit werden könnte.

_Die Geschichte_

In dem wichtigsten und mächtigsten Medienkonzern der USA laufen alle Kommunikationskanäle zentral zusammen und bilden ein nicht zu unterschätzendes Macthpotenzial aus, um Menschen zu informieren und zu beeinflussen – auf die eine oder andere Art und Weise. Auf diesen Medienkonzern wird ein Bombenanschlag verübt, bei dem eine der höchsten Führungspersonen des Unternehmens getötet wird. Dieser wurde schon als Nachfolger des alternden Konzernchefs gehandelt, war zudem sein bester Freund und hinterlässt nicht nur als Angestellter ein Vakuum in der Führungsetage.

Doch bald steht fest, dass der Anschlag gezielt und erst der Anfang einer großangelegten Unterwanderungsaktion einer Sekte gewesen ist, die sich die „Hüter des Tempels“ nennen. Dem FBI, das die Ermittlungen aufnimmt, ist diese Sekte scheinbar unbekannt, und zudem steht die Behörde auch unter den Druck des Konzernchefs, der Rache für seinen getöteten Freund erstrebt. Laut dem FBI möchte diese Sekte den Medienkonzern unterwandern und darüber ihre eigenen sehr religiösen und radikalen Ansichten verbreiten, um noch mehr Macht und Einfluss zu gewinnen. Doch es gibt noch eine weitere Interessengemeinschaft, eine andere sehr alte Glaubensgemeinschaft, die versucht, den Konzern zu beeinflussen und führende Positionen zu erlangen, um die „Hüter“ an ihren Plänen zu hindern – die Katharer.

Das alles interessiert den erfolgreichen Jaime Bernguer in seiner führender Position innerhalb der Rechnungsprüfung überhaupt nicht. Sein Leben erscheint ihm nach der Trennung von seiner Frau ohne wirklichen Sinn oder ein Ziel, das er erreichen könnte. Bei einem Mittagessen lernt er scheinbar zufällig die attraktive Konzernanwältin Karen Jansen kennen und verliebt sich in sie, allerdings ohne zu ahnen, dass die Gründe ihrer Zuneigung viel tiefer und weiter reichen als eine gegenseitige Sympathie, aus der eine Partnerschaft entstehen könnte.

Karen ist eine Katharerin. Am Anfang ihrer Beziehung scheint sie ihn nur benutzt zu haben und fügt sich nicht unbedingt in die Vorstellungen einer Liebe, wie sie Jaime empfindet. Jaime, ohnehin auf der Suche nach dem Sinn seines Lebens, lässt sich aus Liebe zu ihr beeinflussen und willigt ein, sich an einem Ritual der Katharer zu beteiligen, welches ihm ermöglicht, unter Hypnose den Schritt in ein früheres Leben zu gehen. Laut dem katharischen Glauben ist die Reinkarnation der Seele ein notwendiger Prozess, um sich immer weiter zu entwickeln, um später ein spiritueller, vollkommener Teil Gottes zu werden. Ihren Körper betrachten diese als Gefäß, das der Teufel geschaffen hat, um die Seele binden und daran zu hindern, Vollkommenheit zu erlangen.

Jaime hat in der Hypnose wirklich ein entsprechendes Erlebnis. Im 12. Jahrhundert war er Pedro I., der König von Aragon, und verliebt in die Katharerin Corba, in der die frühere Verkörperung von Karen erkennt. Immer schneller wird Jaime in die Machenschaften der sich bekämpfenden „Hüter des Tempels“ und der Katharer verwickelt, und bald stellt er fest, dass eine Aufgabe aus seinem früheren Leben auf ihn wartet, der er sich nicht mehr zu entziehen vermag.

Als eine Mitarbeiterin des Konzerns auf einer Geschäftsreise brutal gefoltert und ermordet wird, die ebenfalls eine Anhängerin der Katharer war, wird Jaimes Rolle immer gewichtiger. Er muss den Konzernchef davon überzeugen, dass die Firma in Gefahr ist, überlaufen zu werden, und sammelt zusammen mit Karen Beweise, um dafür zu sorgen, dass die Hüter des Tempels aus den Führungsetagen entfernt werden.

Die Situation spitzt sich für beide Lager zu und die Hüter, die ihre Pläne in Gefahr sehen, entschließen sich zu einem brutalen Schritt. Ein Angriff auf den Chef des Medienkonzerns mitsamt seinen Getreuen soll ausgeführt werden; die Morde, die Schuld soll den Katharern zugeschoben werden. Jaime muss sich schnell entscheiden und seinerseits seine auch aus seinem letzten Leben stammenden Getreuen um sich scharren, um zu beenden, was vor Jahrhunderten begann …

_Kritik_

Ich gebe zu, die Handlung klingt an den Haaren herbeigezogen und unglaubwürdig, aber der Roman hat durchaus seine angenehmen Passagen und bietet dem Leser einen ersten Einblick in das Gedankengut katharischen Glaubens.

Jorge Molist schreibt ein wenig unstrukturiert; besonders die Rückblenden von Jaime erschweren es, der Handlung zu folgen, und weisen erzählerische Längen auf, die man sich manches Mal hätte ersparen können. Für die Handlung selbst im Grunde erlässlich, möchte man doch die Zusammenhänge der hier auftauchenden Protagonisten verstehen und verliert dabei die übergeordnete Handlung aus den Augen; zum anderen tauchen hier Fragen auf, die auch am Ende des Romans nicht beantwortet werden können.

Jaimes Charakter wird dabei noch am besten vom Autor interpretiert und hinterfragt. Leider bleibt hier das Zusammenspiel mit den anderen Figuren ein wenig auf der Strecke. Durch viele Wirrungen und Überraschungen in den Handlungen und der Positionen der Charaktere liest sich der Roman durchaus recht spannend und unterhaltsam. Allerdings empfinde ich viele Handlungsweisen der Hauptpersonen einfach unglaubwürdig und naiv. Liebe macht bekanntlich blind, aber dass sie den Bezug zur Realität völlig vernebelt, möchte man dem Autor nicht zwingend abkaufen.

Die Grundzüge der Religion des katharischen Glaubens spiegelt Jorge Molist recht gut wider. Auch wenn es sich nur um ein Grundgerüst handeln mag, wird hier die Definition von Freiheit und Achtung gegenüber Mitmenschen allzu glaubhaft geschildert, fast schon werbewirksam. Die Botschaft der Katharer und die Unterschiede zum katholischen oder allgemein christlichen Glauben werden vom Autor zwar in der Handlung beschrieben, aber nicht in ihrem Innersten erklärt. Ebenso bleibt der Ursprung und Hintergrund des katharischen Glaubens schlichtweg unerwähnt. Sicherlich haben solche Erklärungen und Interpretationen in einem Thriller nicht viel zu suchen und deshalb kann man hier auch nur bedingt kritisieren, aber wenn schon ein derart wichtiges Kapitel der Religionsgeschichte aufgegriffen wird, erwartet man schon etwas mehr Substanz. Jorge Molist nimmt sich selbst viele historische Freiheiten heraus und legt viel mehr Wert auf eine spannende, aber seichte Unterhaltung im Thriller-Genre.

_Fazit_

„Die Hüter des Tempels“ von Jorge Molist ist im Grunde ein spannender Thriller, der besonders im letzten Teil fesselt. Alleine die Überraschungen im Handeln der Personen lassen den Leser zügig durch die Seiten blättern. Der Roman weiß zu unterhalten, ohne aber nennenswert das Nachdenken anzuregen. Im Genre Thriller ist „Die Hüter des Tempels“ bestens aufgehoben. Historisch überzeugt er dagegen überhaupt nicht, weder in den Rückblenden noch in den Botschaften des katharischen Glaubens.

Der Roman ist, fassen wir es unter dem Strich zusammen, empfehlenswert für Leser, die sich gerne mit Verschwörungstheorien unterlegt mit Actioneinlagen unterhalten lassen möchten. Ein guter Roman, der eine spannende Geschichte zu erzählen weiß, ohne dass er jedoch in der Erinnerung lange präsent bleibt.

_Der Autor_

Jorge Molist wurde 1951 in Barcelona geboren. Als Ingenieur verbrachte er viele Jahre in den USA und anderen europäischen Ländern. Seine Begeisterung und Kenntnisse für Geschichte brachten ihn zum Verfassen historischer Romane. Sein Debüt „Das zweite Testament“ wurde über 150.000-mal verkauft. Heute lebt Jorge Molist als Unternehmensleiter in Madrid.

|Originaltitel: El retorno cataro
Aus dem Spanischen von Antoinette Gittinger
Taschenbuch, 512 Seiten|
http://www.heyne.de
[Wikipedia: Katharer]http://de.wikipedia.org/wiki/Katharer

Robert B. Parker – Der stille Schüler

Privatdetektiv Spenser untersucht ein Schulmassaker, das auffällig eifrig ad acta gelegt werden soll. Einem neugierigen Schnüffler, der unangenehme Fragen stellt, kann deshalb leicht etwas zustoßen … – Der 33te (!) Spenser-Thriller lässt durch seinen Plot aufhorchen, der in dem für den Verfasser typischen knappen und dialoglastigen Stil kompetent entwickelt aber etwas zu routiniert umgesetzt wird: für Spenser-Fans und Freunde des „private eye“-Thrillers im Stil des späten 20. Jahrhunderts.
Robert B. Parker – Der stille Schüler weiterlesen

Michael Connelly – Der Mandant

Michael Haller ist der „Lincoln Lawyer“ – ein moralisch geschmeidiger Winkeladvokat, der seine Geschäfte am liebsten vom Rücksitz einer Limousine der gerade genannten Automobilmarke aus führt. Mobilität ist angesichts seiner Arbeitsmethoden keine schlechte Wahl, denn Haller pflegt seine Klienten finanziell so stark wie möglich zur Ader zur lassen und ist daher kein beliebter Zeitgenosse. Allerdings gehört er zu den besten seiner Zunft – ein mit allen Wassern gewaschener Strafverteidiger, der seinem Job bereits zwei Ehen geopfert hat.

Michael Connelly – Der Mandant weiterlesen

Bachmann, Richard / King, Stephen – Qual

Das Leben hat Clayghton Blaisdell jr, genannt Blaze, übel mitgespielt. Mit drei Jahren verliert er seine Mutter bei einem Unfall, sein Vater ist ein Trinker, der ihn oft verprügelt. Eines Tages wirft er seinen Sohn die Treppe hinunter. Blaze überlebt nur knapp und trägt einen Hirnschaden davon, der den begabten Jungen in ein leicht zurückgebliebenes Kind verwandelt. Er kommt in ein Waisenhaus, dessen strenge Erziehungsmethoden seine Lage aber nicht verbessern. Auch die kurze Zeit bei Pflegeeltern endet mit einer Katastrophe.

Blaze wächst zu einem einfältigen, aber dafür körperlich umso stärkeren Jugendlichen heran, der sich mit kleinen Delikten über Wasser hält. In diesem Milieu trifft er auf den gerissenen Gauner George, der ihn zu seinem Partner macht. Auch wenn Blaze hin und wieder unter Georges Attacken leiden und missgelungene Coups ausbaden muss, fühlt er sich bei ihm gut aufgehoben. Kurz vor der geplanten Entführung eines Babys reicher Eltern, das den beiden zwei Millionen bringen soll, stirbt George jedoch in einer Messerstecherei.

Blaze ist wieder auf sich allein gestellt – doch er fühlt Georges Gegenwart nach wie vor in seiner Nähe. Die Stimme seines Partners sitzt in seinem Kopf und sagt ihm, er soll den großen Coup alleine durchziehen. Blaze gelingt es tatsächlich, den kleinen Joe an sich zu bringen. Von nun an wird er nicht nur von der Polizei gejagt, sondern er spürt auch eine immer größer wachsende Zuneigung zu dem Baby …

Bereits aus dem Jahre 1973 stammt dieser frühe King-Roman, der unter seinem Pseudonym Richard Bachmann, das 1985 gelüftet wurde, erscheinen sollte. Das Manuskript geriet in Vergessenheit, bis es jetzt in überarbeiteter Form veröffentlicht wurde.

|Gelungener Protagonist|

Im Mittelpunkt steht Blaze, ein geistig leicht retardierter Mann mit hünenhafter Gestalt, unverkennbar eine Hommage an die Figur des Lennie aus Steinbecks „Von Mäusen und Menschen“, wie King auch im Nachwort bestätigt. Blazes Leben steht von Anfang an unter einem schlechten Stern, die Mutter stirbt, der Vater ist ein gewalttätiger Alkoholiker. Der schwere Treppensturz hinterlässt neben dem Hirnschaden eine auffallende Delle in der Stirn des Jungen, die ihn, zusätzlich zu seinem früh entwickelten Bärenkörper, von nun an wie ein Kainsmal durchs Leben begleitet. Einen kleinen Lichtblick bildet seine Freundschaft im Waisenhaus zum schmächtigen John, die jedoch durch dessen Tod jäh beendet wird. Fast zwangsläufig gleitet der unbeholfene Blaze in ein kriminelles Leben ab und fast ebenso zwangsläufig verspürt man Mitgefühl. Obwohl man ahnt, dass es kein glorreiches Happy-End geben wird, hofft man beständig darauf, dass sich Blazes Lage bessern wird. Zu keiner Zeit ist Blaze ein schlechter Mensch, doch ein ums andere Mal überschätzt er seine körperlichen Kräfte, was fatale Folgen mit sich bringt.

Besonders gelungen sind die Rückblenden, in denen Blazes Kindheit und Jugend beleuchtet wird. Blaze wehrt sich gegen die Drangsalien des Rektors, macht Bekanntschaft mit der ersten Liebe und erlebt einen aufregenden Tag mit seinem Freund John in Boston, der ihm ein paar Momente des Glücks beschert. Bei etlichen tragikkomischen Szenen fällt es schwer, sich zwischen Lachen und Weinen zu entscheiden, etwa wenn er treudoof auf gehässige Kommentare seines Partners George reagiert.

|Wenig Gewalt, kein Horror|

Der Name Stephen King steht in der Regel für Horror, oft mit übernatürlichen Elementen. Unter den Pseudonym Richard Bachmann veröffentlichte er realitätsnähere, dafür sehr harte Romane mit deprimierend-düsterer Stimmung. Mit anderen Bachmann-Werken hat „Qual“ den knappen Stil gemeinsam. Keine ausufernden Schilderungen einer typischen Kleinstadt, wie King es sonst gerne zelebriert, dafür eine direkte Sprache, die andeutet, dass er sich stilistisch an den Hardboiled-Krimis der vierziger Jahre orientierte. Todesfälle und brutale Szenen werden nur kurz erwähnt, ohne dass auf Details eingegangen würde, doch gerade dieser lakonische Stil, der Blazes hartes, schnörkelloses Leben widerspiegelt, ruft beim Leser Emotionen hervor. Für einen Hauch von Mystik sorgt die Stimme des toten George, die Blaze in seinem Kopf hört, die aber eher den Status eines imaginären Freundes besitzt als den eines Geistes. Im Gegensatz zu Werken wie „Todesmarsch“, „Menschenjagd“ oder „Der Fluch“ ist die Atmosphäre nicht bitterböse, sondern eher auf Melancholie aufgelegt. Es ist kein reiner Krimi, sondern mehr ein tragisches Melodram über einen Außenseiter, das eher bewegt als nervenaufreibend fesselt.

|Kleine Schwächen|

Die Schwäche des Romans liegt in seiner Vorhersehbarkeit. Die geradlinige Handlung, die nie lange an einem Punkt in Blazes Leben verweilt, entwickelt sich zum größten Teil genau so, wie der Leser es erwartet. An keiner Stelle taucht eine überraschende Wendung auf, worunter mit der Zeit auch die Spannung leidet. Blazes Gefühle für das Baby kommen nicht unerwartet, da man seinen Charakter bis dato ausreichend kennt. Somit bleibt nur die Frage offen, welches Schicksal er und sein „Schützling“ nehmen, die aber am Ende nur von den eigenen Vermutungen bestätigt bleibt. Ein Manko darüberhinaus ist das zu rasch eingeleitete und zu knapp abgehandelte Ende. Gerade weil der Leser schon recht früh ahnt, auf was für ein Finale der Roman hinauslaufen wird, ist der Schluss im Vergleich zum Rest etwas enttäuschend. Man wünscht sich noch einen kleinen zusätzlichen Nachhall, muss sich aber mit einem unspektakulären Ende begnügen.

Sehr unglücklich gewählt ist der Titel der deutschen Übersetzung, da man sich unter „Qual“ kaum etwas vorzustellen hat. Während das Original schlicht nach seiner Hauptfigur „Blaze“ benannt ist, besitzt das deutsche Pendant keinen Bezug zum Inhalt, wenn man davon absieht, dass Blazes Leben größtenteils eine „Qual“ ist. Als schöne Beigabe für King-Fans ist im Anschluss die Kurzgeschichte „Erinnerung“ enthalten, die den Ausgangspunkt für den neuen King-Roman, der Anfang 2008 erscheinen soll, bildete.

_Als Fazit_ bleibt ein bewegender Roman über einen Außenseiter in bester Steinbeck-Tradition. Die vordergründige Krimi-Handlung um eine Entführung rückt zugunsten der melodramatischen Elemente in den Hintergrund. Kleine Abzüge gibt es für die vorhersehbare Handlung und das zu knapp gehaltene Ende.

_Stephen King_, Jahrgang 1947, zählt zu den erfolgreichsten Autoren der Welt. 1973 veröffentlichte der ehemalige Lehrer mit „Carrie“ seinen ersten Roman, der sofort ein Bestseller wurde. Alle folgenden Bücher wurden ebenfalls Welterfolge, viele davon sind von namhaften Regisseuren verfilmt wurden. Zu den bekanntesten Werken zählen unter anderem: „Es“, „Christine“, „Shining“, „Misery“, „The Stand“ und die siebenteilige Saga vom „Dunklen Turm“. Weitere Bücher erschienen unter dem Pseudonym Richard Bachmann. Mehr über ihn auf seiner Homepage http://www.stephenking.com.

|Originaltitel: Blaze
Originalverlag: Scribner
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Bürger
Gebundenes Buch, 384 Seiten, 13,5 x 21,5 cm|
http://www.heyne.de

_Stephen King bei |Buchwurm.info|_ (Auswahl):

[„Brennen muss Salem – Illustrierte Fassung“ 3027
[„Brennen muss Salem“ 3831 (Hörbuch)
[„Briefe aus Jerusalem“ 3714 (Audio)
[„Friedhof der Kuscheltiere“ 3007 (Audio)
[„Puls“ 2383
[„Trucks“ 2327 (Audio)
[„Colorado Kid“ 2090
[„The Green Mile“ 1857 (Audio)
[„Das Leben und das Schreiben“ 1655
[„Atemtechnik“ 1618 (Audio)
[„Todesmarsch“ 908
[„Der Turm“ 822 (Der Dunkle Turm VII)
[„Der Sturm des Jahrhunderts“ 535
[„Tommyknockers – Das Monstrum “ 461
[„Achterbahn“ 460
[„Danse Macabre – Die Welt des Horrors“ 454
[„Christine“ 453
[„Der Buick“ 438
[„Atlantis“ 322
[„Das Mädchen“ 115
[„Im Kabinett des Todes“ 85
[„Duddits – Dreamcatcher“ 45

Kuhn, Krystyna – Wintermörder

Die im Spessart wohnende Autorin Krystyna Kuhn arbeitet fleißig daran, sich in der deutschen Literaturwelt einen Namen zu machen. Zwei Jugendbücher und vier Krimis gehen mittlerweile auf ihre Kappe. Einer davon ist „Wintermörder“, der die Gegenwart mit der dunklen Vergangenheit Deutschlands verbindet.

Myriam Singer ist Staatsanwältin. Ihr Beiname ist „Eiserne Lady“. Sie legt keinen Wert darauf, sich Freunde zu machen und hat kein Problem damit, beständig ihre geheime Telefonnummer zu ändern, weil man sie bedroht. Außerdem ist die junge Frau karriereversessen und mischt sich nur allzu gerne in die Ermittlungen der Kriminalpolizei ein, wenn es um „ihre Fälle“ geht.

An einem kalten Winterabend wird Henriette Winkler, die fünfundachtzigjährige Vorsitzende eines Frankfurter Bauunternehmens, brutal ermordet. Nachdem der Täter ihr sämtliche Knochen gebrochen hat, übergießt er sie mit Wasser und lässt sie in ihrem Garten erfrieren. Zeitgleich verschwindet Frederik, der Urenkel von Henriette Winkler. Die Kommissare Liebler und Fischer sowie Myriam sehen einen Zusammenhang. Sie können ihn nur nicht erklären. Es geht keine Lösegeldforderung ein, dafür wendet der Täter sich an Udo Jost, einen zwielichtigen Fernsehjournalisten. Er spielt ihm ein Foto zu, das Henriette Winklers Ehemann zur Zeit des Zweiten Weltkriegs mit einer Nazigröße zeigt. Myriam Singer und Henri Liebler, der neuerdings darauf besteht, sie zu duzen, stehen vor einer schwierigen Aufgabe. Wie hängt die Vergangenheit mit der Gegenwart zusammen und was hat Henriette Winkler zu verbergen gehabt?

Krimis, die einen Rückbezug zum Zweiten Weltkrieg herstellen, sind beileibe keine Seltenheit. „Wintermörder“ sticht in dieser Hinsicht auch nicht sonderlich hervor. Die Ereignisse sind nicht sonderlich originell, dafür aber wunderbar gradlinig und schnörkellos erzählt. Kuhn begeht nicht den Fehler, dem Privatleben ihrer Charaktere übertrieben viel Raum einzuräumen. Myriams einsames Singleleben kommt zwar ab und an zur Sprache, aber nie in ausschweifender Art und Weise. Der Fokus liegt eindeutig auf der Handlung. Das sorgt dafür, dass die Spannung sich gegen Schluss immer mehr steigert und in einem Showdown der leisen Töne endet.

Mit Myriam Singer ist Kuhn ein ungewöhnlicher Charakter gelungen. Myriam wirkt auf den ersten Blick nicht gerade sympathisch. Die karriereorientierte Staatsanwältin nimmt wenig Rücksicht und scheint vollkommen gefühlskalt zu sein. Ihre juristische Einstellung als Hardliner schlägt sich auch in ihrem Gefühlsleben nieder. Dennoch merkt der Leser an der einen oder anderen Stelle, dass sie doch nicht so glücklich ist, wie sie vorgibt.

Kuhn nutzt diese Tatsache für sich und zeichnet das vielschichtiges Bild einer modernen Karrierefrau. Myriam bestimmt das Buch mit ihrer Perspektive in der dritten Person. Der Journalist Jost und die Mutter von Frederik, eine ehemalige Freundin von Myriam, kommen zwar auch zu Wort, aber nur sporadisch. Dennoch sind diese Fremdperspektiven sehr dicht erzählt und überzeugen, da die Personen im Rahmen des Möglichen sehr genau ausgearbeitet sind.

Eine spannende Handlung und gut ausgearbeitete Personen machen aber noch lange kein gutes Buch aus. Es ist der Schreibstil, der letztendlich alles zusammenhält. Glücklicherweise hat Krystyna Kuhn schon in anderen Büchern bewiesen, dass sie gut schreiben kann. Ihr Stil ist sehr beweglich und orientiert sich stark an der Geradlinigkeit der Handlung. Sie benutzt nur wenige Metaphern, die sitzen dafür aber meistens. Ganz so kess wie bei [„Fische können schweigen“ 2882 klingt die Autorin dieses Mal nicht. Das passt aber zu der unterkühlten Art von Myriam Singer und schließt die eine oder andere bissige humorvolle Bemerkung nicht aus.

Insgesamt ist Krystyna Kuhn ein guter Kriminalroman gelungen. Die Handlung ist spannend, der Schreibstil prima und die Hauptfigur originell. Aufgrund der Wahl des Themas im Buch – der Zweite Weltkrieg und seine möglichen Auswirkungen auf die Jetztzeit – kann man „Wintermörder“ nicht als genrebrechende Innovation bezeichnen. Trotzdem hat die Autorin ihre Hausaufgaben gemacht und ein Buch geschrieben, dass immerhin handwerklich auf ganzer Linie überzeugt.

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Brennan, Allison – Leichte Beute

Leichen im Keller – die hat die berühmte Bestsellerautorin Rowan Smith genügend, auch wenn sie diese lieber in Vergessenheit wüsste. Doch nun scheint ihre mysteriöse Vergangenheit sie einzuholen, denn ein Mörder nimmt ihre Psychothriller zur Vorlage für seine eigenen grausigen Taten und lässt das entsprechende Buch, von dem er sich hat inspirieren lassen, am Tatort zurück.

Eigentlich hat Rowan alles, was man sich nur träumen kann: Sie hat vier Bestseller veröffentlicht, die fünfte Veröffentlichung steht kurz bevor und auch die Buchverfilmungen sind ein voller Erfolg. Außerdem ist Rowan unglaublich gut aussehend, durchtrainiert und steht in der Blüte ihres Lebens, doch dann geschieht der erste Mord und ihre erste Romanprotagonistin muss in der Realität auf grausame Art und Weise sterben. Sofort ist klar, dass nicht die Protagonisten das Ziel des Mörders sind, sondern die erfolgreiche Autorin selbst. Doch erst will der große Unbekannte seinen Spaß haben und Rowan noch lange quälen. Erst wenn sie gebrochen ist, sich fürchtet und kein eigenes Leben mehr führen kann, dann will er sie holen, foltern und schließlich ermorden.

Nicht nur Rowans Agentin hat Angst um Rowan, sondern auch ihr ehemaliger Chef beim FBI. Die beiden heuern einen Bodyguard für Rowan an, obwohl diese sich mit Händen und Füßen dagegen wehren möchte und der Meinung ist, dass sie als ehemalige FBI-Agentin allein für sich sorgen und auf sich aufpassen kann. Als Rowan ihren Bodyguard Michael Flynn allerdings kennen lernt, erkennt sie schnell, dass sie tatsächlich Schutz benötigt und nimmt die Hilfe widerwillig an. Michael verliebt sich auf den ersten Blick in Rowan, doch als sein Bruder John ins Spiel kommt, merkt Michael schnell, dass er nicht nur gegen einen gefährlichen unsichtbaren Mörder kämpft, sondern auch gegen seinen eigenen Bruder, der ebenfalls Gefühle für Rowan entwickelt hat. Das Spiel gegen die Uhr beginnt, doch nicht jeder wird diesen Kampf gewinnen …

Allison Brennans Geschichte ist nicht neu; sie ist nicht die erste, die von einer Krimiautorin schreibt, deren Fantasiemorde von einem Psychopathen in die Tat umgesetzt werden, doch gelingt ihr der Plot davon unabhängig ausgesprochen gut. Von Anfang an schlägt ihr Psychothriller den Leser in den Bann. Schon im Prolog lernen wir den Mörder kennen, wissen allerdings zunächst nicht, auf wen er es abgesehen hat und um wen es sich überhaupt handelt. Lange lässt Brennan uns darüber im Unklaren, in welcher Verbindung Rowan und der unbekannte Mörder zueinander stehen. Doch früh ist klar, dass Rowan Smith etwas zu verbergen hat. Bevor sie angefangen hat, Romane zu schreiben, hatte sie eine vielversprechende Karriere beim FBI. Ein Mordfall war es damals, der Rowan schlagartig dazu bewegt hat, ihren Job an den Nagel zu hängen und sich einer neuen Karriere zu widmen. Wieso hat der Fall Franklin Rowan so sehr erschüttert, dass sie nicht länger für das FBI arbeiten konnte? Nur ganz allmählich klärt Brennan diese brennende Frage auf.

Währenddessen mordet der Unbekannte weiter und stellt einen fiktiven Mord nach dem anderen nach. Doch schon beim zweiten Mord begnügt er sich nicht mehr damit, Rowans Geschichte zu imitieren, er schickt ihr einen Grabkranz und macht ihr somit klar, dass er es im Endeffekt nur auf sie abgesehen hat, dass sie seine Mordserie wird krönen müssen. Rowan ist erschüttert und fühlt sich schuldig, weil sie die Figuren erdacht hat und die Taten ihrer Fantasie entsprungen sind. Rowan ist sich sicher, dass die Lösung für die Mordserie in ihrer FBI-Vergangenheit zu finden ist, sie wühlt sich durch ihre alten Akten, kommt der Lösung allerdings kein Stückchen weiter. In diesem rasanten Katz-und-Maus-Spiel baut Allison Brennan immer weiter Spannung auf, bis man schließlich bis in die Nacht hinein weiterlesen muss, um endlich zu ergründen, was den Mörder antreibt und welchen Hass er Rowan gegenüber hegt.

Obwohl ihr Erzähltempo hoch ist, nimmt Brennan sich Zeit, ihre Protagonisten vorzustellen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Rowan Smith, die uns zunächst unergründlich scheint. Dass sie etwas verheimlicht, merken wir früh, auch dass sie in ihrer Vergangenheit großen Schmerz ertragen musste, lässt Brennan bald durchblicken, doch wer Rowan Smith wirklich ist, was sie zu verbergen hat, das erfahren wir spät. Auf den ersten Blick ist Rowan Smith die taffe Ex-FBI-Agentin, die mit der Waffe unter ihrem Kopfkissen schläft und jeden Tag mindestens zehn Kilometer am Strand entlangjoggt, sie kann also auf sich selbst aufpassen. Doch auf den zweiten Blick ist sie verletzlich, die Morde jagen ihr eine Heidenangst ein und reißen alte Wunden auf, die Rowan längt verheilt geglaubt hat. Sie wird immer schwächer, ängstlicher und verzweifelter, als der Mörder ihr immer näher kommt. Rowan Smith hat viele Facetten und wir lernen viele davon kennen, sodass sie nach und nach viel Profil gewinnt. Michael und John Flynn sind die beiden Männer, die ihr zur Seite stehen und die um Rowans Herz kämpfen. Beide Brüder haben sich verliebt, doch Rowan hat ihre Wahl längst getroffen. Der ebenso unergründliche John ist es, in dem sie einen Seelenverwandten wiederfindet. Er ist es, der schließlich ihr Herz erobert und mit dem sie eine gefährliche Affäre beginnt. Denn während die beiden sich ihrer Leidenschaft hingeben, schleicht sich der Mörder immer näher und droht den Wettlauf gegen die Zeit zu gewinnen.

Im Rahmen der packenden Thrillerhandlung gelingt Allison Brennan die Charakterzeichnung ausgesprochen gut, obwohl sie durchaus Schablonen verwendet. Natürlich ist die weibliche Hauptfigur schön, stark und erfolgreich und natürlich steht ihr ein ebenso starker Mann zur Seite, der sie beschützen will. Dennoch fügt sich diese Charakterisierung stimmig in den Plot ein.

Nicht ganz schlüssig gelingt allerdings die leidenschaftliche Affäre zwischen Rowan und John, die zu einer Zeit beginnt, als um die beiden herum bereits die Welt einzustürzen droht. Rowan rückt auf der Liste des Mörders immer weiter nach oben, dennoch sind die beiden Verliebten kaum aus dem Bett zu kriegen und schaffen es nur mit Not, nicht gleich am Strand nach dem Joggen übereinander herzufallen, sondern erst dann, wenn die Haustür hinter ihnen zugefallen ist. Irgendwie erscheint es mir nicht sonderlich glaubwürdig, dass zwei Menschen die Welt um sich herum so weit verdrängen können, wo geliebte Menschen bereits sterben mussten und in jeder Sekunde der Angriff des Unbekannten zu befürchten ist. Auch die ausgiebige und detaillierte Schilderung der zahlreichen Sexszenen bedient sich aller greifbaren Klischees. Etwas mehr Einfallsreichtum wäre Allison Brennan dann doch zu wünschen gewesen.

Natürlich darf am Ende nicht der packende Showdown fehlen, bei dem Mörder und Opfer sich schließlich gegenüberstehen und um ihr Leben kämpfen. So lernt Rowan am Ende ihren Widersacher kennen, obwohl sie zu dem Zeitpunkt längst wusste, wer sie erwarten würde. Das Buchende wirkt ein wenig abgedroschen und war irgendwo auch absehbar, aber das mag man Brennan vielleicht verzeihen, denn es war ein Buchende wie jedes andere. Hier ist kein Knaller, keine große Wendung mehr zu erwarten, sie schildert lediglich überwiegend stimmig ihre Geschichte zu Ende. Mich persönlich konnte das Ende zwar nicht vom Hocker reißen, doch angesichts des gelungenen Spannungsaufbaus und der kurzweiligen und packenden Erzählung möchte ich der Autorin den einen oder anderen kreativen Hänger verzeihen.

„Leichte Beute“ ist ein Thriller, der einen von der ersten Seite an packt und nicht mehr loslässt, bis man das Buch endlich durchgelesen hat und an die Seite legen kann. Allison Brennan schlägt ein unglaubliches Tempo an und schafft es dennoch, nebenbei ihre Protagonisten vorzustellen. Brennan schafft es immer wieder genau im richtigen Moment, neue Informationen einzustreuen, die den Leser der Lösung des Falles ein winziges Stückchen näher bringen und die Spannung noch weiter steigern. Die Geschichte ist mysteriös, faszinierend und wahnsinnig spannend. Und auch wenn „Leichte Beute“ vielleicht nicht der ganz große Wurf ist, so unterhält der Psychothriller ausgesprochen gut.

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