Alle Beiträge von Michael Matzer

Lebt in der Nähe von Stuttgart. Journalist und Buchautor.

Dan Simmons – Das Schlangenhaupt

Packender und bewegender Thriller

Dr. Darwin Minor ist als Spezialist für die Rekonstruktion von Unfallursachen im südlichen Kalifornien tätig. Als Gutachter wirkt er an der Aufdeckung von Versicherungsbetrügereien mit. Als er nach einem Einsatz nach Hause fährt, wird er von zwei russischen Killern verfolgt, die ihn bei 250 km/h auf einem Interstate Highway töten wollen. Das Ergebnis sind ein fliegender Mercedes und zwei tote Russen.

Nach diesem Zwischenfall wird eine Sonderkommission gebildet, in der Darwin mit der Chefermittlerin des Generalstaatsanwalts Sydney Olson gemeinsam ermittelt. Die beiden sind einem Versicherungsbetrug gigantischen Ausmaßes auf der Spur, der in höchste Kreise führt und bei dem Menschenleben bedeutungslos sind. (Verlagsinfo)
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John Brunner – Warnung an die Welt

Noch ’ne Alien-Invasion: Wer versteht die Warnsignale?

Sie war die einzige Bewohnerin des isolierten Planetoiden, weit draußen, außerhalb des Systems, der die Beobachtungsstation beherbergte, doch wenn sie in die eisige Unendlichkeit des Raumes hinausblickte, konnte sie eine blaue Sonne erkennen, und sie dachte an die Chidnim, die in ihrer Wärme lebten, und eine orangefarbene Sonne, in deren Schein die Tansiten ihre Spiele spielten, und eine weiße Sonne, direkt über sich, von der sie wusste, dass sie auf die Städte der Tarks herniederschien.

Dies alles war ihr seltsam vertraut – und doch so fremdartig wie der Körper, in dem sie sich befand. Sie betrachtete ihr Spiegelbild in einer polierten Metallscheibe, bewunderte ihre glänzende grüne Haut, die symmetrischen Muster der Schuppen in ihrem Gesicht, die elegante Geschmeidigkeit von Hals und Armen.

Doch alles würde anders sein, wenn sie erwachte, in ihrer Wirklichkeit erwachte – in einem schäbigen Apartment in London, in dem man sie gefangen hielt, nackt und unter Drogen gesetzt. An einem Ort, wo diese Erinnerungen, so klar und lebendig sie erscheinen, einfach unmöglich waren – fsslls sie nicht die unterdrückten Erinnerungen eines fremdartigen Geschöpfes darstellten, das sich verbergen mußte … (Verlagsinfo)
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Lehane, Dennis – Mystic River – Spur der Wölfe

Als Kinder waren sie Freunde – bis einer von ihnen von Unbekannten entführt wurde. Als er zurückkehrte, war er verändert. Nun, ein Vierteljahrhundert später, sind alle drei in einen schrecklichen Mordfall verwickelt: Nun erweist sich, wie sie zu Männern geworden sind, welche Werte sie haben – und ob einer von ihnen sterben wird.

Diesen Roman hat wieder mal Clint Eastwood – nach „Bloodwork“ – mit Starbesetzung in die Bildsprache des Films umgesetzt und zwei OSCARs dafür eingeheimst. „Mystic River“ heißt der Streifen. Dazu hat der |Ullstein|-Verlag eine neue Ausgabe von „Spur der Wölfe“ aufgelegt. Das Taschenbuch trägt im Gegensatz zur Hardcoverausgabe jedoch den gleichen Titel wie der Film: „Mystic River“. An diesem Fluss liegt Boston, Massachusetts.

|Der Autor|

Seit 1994 veröffentlicht der Bostoner Autor Dennis Lehane einen exzellenten Krimi nach dem anderen. „Streng vertraulich!“ war sein erster. Seine jüngsten sind „Spur der Wölfe“/“Mystic River“ und [„Shutter Island“. 1150 „Mystic River“ ist der erste Lehane-Roman, in dem sein Team von Privatdetektiven, Patrick Kenzie und Angela Gennaro, nicht auftritt. Alle deutschen Übersetzungen erscheinen bei |Ullstein|.

_Handlung_

Die Geschichte entwickelt sich zielgerichtet wie ein abgeschossener Pfeil, mit unerbittlicher Konsequenz bis zu ihrem logischen Ende.

Im Mittelpunkt stehen drei Jungen, doch der Ort, wo sie aufwachsen, ist die vierte Hauptfigur. Dieser Ort ist die Grenzlinie zwischen dem Bostoner Arbeiter- und Proletenviertel „The Flats“, das direkt an einem Kanal, dem Penitentiary Channel, liegt, und dem Viertel der „besseren Leute“, The Point, liegt. Die Grenzlinie wird von der Buckingham Avenue bezeichnet, kurz Bucky genannt. Diese Örtlichkeiten werden mit höchster Detailgenauigkeit gezeichnet; sie spielen eine wichtige Rolle, auf welcher Seite jemand steht.

Jimmy Marcus und Dave Boyle stammen aus The Flats, doch Sean Devines Elternhaus steht im Point – er soll später das College besuchen. Doch ihre Väter sind Freunde und Kollegen in der Schokoladenfabrik, und so kommt es, dass die ungleichen Kinder zusammen spielen und etwas unternehmen. Jimmy Marcus hat ein tollkühnes Naturell, ist ein notorischer Lügner und Dieb. Dave Boyle ist ein blasser Junge, eine Halbwaise, der bei seiner verbitterten Mutter unter ihrer Fuchtel leben muss. Er ist stets froh, wenn er sich an Sean und Jimmy hängen kann, und Jimmy duldet ihn gewissermaßen.

Es ist 1975, als etwas Entscheidendes passiert, das alle drei verändern wird. Sie spielen gerade mitten auf der Straße, als sich ein Auto nähert, aus dem ein Mann steigt, der wie ein Polizist auftritt. Er will sie alle drei mit auf die Wache nehmen, doch Kimmy und Sean weigern sich. Nur Dave steigt tränenüberströmt in den Wagen und verschwindet. Es ist kein Polizeiauto, und der Polizist und sein Fahrer keine Bullen. Dave redet nie darüber, was sie mit ihm gemacht haben, als er vier Tage später seinen Peinigern entkommen kann und wieder in seine Nachbarschaft zurückkehrt. Von nun an ist er wie gebrandmarkt.

Im Jahr 2000 wird die blutüberströmte Leiche von Jimmy Marcus‘ 19-jähriger Tochter Katie mit eingeschlagenem Schädel und durchschossener Schulter im Park gefunden. Sie wurde nicht vergewaltigt, lediglich ihr Auto weist Gewalteinwirkung auf. Jimmy Marcus, inzwischen Ladenbesitzer in The Flats, ist wenig später kurz vor dem Ausrasten, durchbricht sämtliche Polizeiabsperrungen und identifiziert sein Ein und Alles: Ihr Körper ist bereits schwarzviolett angelaufen.

Sean Devine leitet die Ermittlungen in diesem Mordfall, muss aber bei jedem Fehler seine Suspendierung befürchten. Man hat ihn auf dem Kieker. Schon bald findet er heraus, dass Katie, ein ausnehmend hübsches Mädchen, am Abend vor ihrem Tod mit zwei Freundinnen eine wilde Zechtour durchs Viertel unternommen hatte. Sie wollte nämlich am nächsten Morgen nicht zurück in Papis Laden zur Arbeit, sondern mit ihrem Freund nach Las Vegas durchbrennen, um zu heiraten.

Dieser Freund, Brendan Harris, erweist sich als unschuldig, das heißt, er hat ein Alibi. Und sein Bruder Ron ist von Geburt an stumm. Doch auch Jimmy Marcus stellt Ermittlungen an, und seine hammerharten Schwäger von der Seite seiner Gattin unterstützen ihn nach Kräften. Es gibt nämlich zweierlei Arten von Justiz in The Flats: die lokale und die offizielle der Bullen.

Wenige Tage später trifft er Dave Boyles Gattin Celeste. Sie erzählt ihm, wie Dave am Morgen nach Katies Verschwinden in ihre Wohnung gekommen sei, blutüberströmt und mit einer verletzten Hand. Ein schwerer Verdacht fällt auf Dave – Celeste muss verrückt gewesen sein, als sie ihn belastete. Oder von Jimmys männlichem Charme betört, wie er gerne denkt.

Jimmy war einst ein schwerer Junge gewesen, ein Einbrecher, Dieb und wahrscheinlich sogar ein Mörder (er tötete Brendan Harris‘ Vater). Er leitete eine Bande und saß mehrere Jahre ab. Nun leitet er immer noch insgeheim eine Bande, scheint aber eine reine Weste zu haben. Bis er Informationen erhält, die Dave weiter belasten. Doch ist Dave wirklich schuldig? Wer ist Dave wirklich, der schizophrene Dave, der zurückgezogene Dave, der so gern dem Alkohol zuspricht, um – was? – zu vergessen?

Es wird ein Wettlauf gegen die Zeit, wer zuerst die Wahrheit herausfindet und Justiz an Dave Boyle übt, sei sie nun gerecht oder nicht: Jimmy Marcus oder Sean Devine.

_Mein Eindruck_

Es ist ein geradezu ein klassisches Drama, das der Autor in seinem Roman sich entfalten lässt. Alte Feindschaften zwischen Ex-Freunden und Ressentiments zwischen unterschiedlichen Klassen brechen auf. Althergebrachte Auffassungen über die Ausübung von Gerechtigkeit prallen aufeinander: The Flats gegen The Point, mit der Buckingham Avenue als Demarkationslinie.

Diese soziale Geographie, die mit so vielen Werten einhergeht, ist wie gesagt äußerst genau und einfühlsam geschildert. Die Figuren scheinen daher manchmal nicht aus eigenem Antrieb zu agieren, so als hätten sie keinen freien Willen, sondern als würden der griechische Chor mitsamt Götterriege auftreten, um sie zu ihren jeweiligen verhängnisvollen Taten zu treiben. Das gilt ganz bestimmt für Dave Boyle und Jimmy Marcus. Dave trifft sogar das Fatum, die Schicksalsgöttin persönlich – natürlich in seinen schizophrenen Albträumen – und sie scheint es nicht gut mit ihm zu meinen.

Die Bedeutung des Milieus stellt allerdings auch ein gewisses Problem dar: Denn welcher Leser kann schon Sympathie oder gar Bewunderung für einen „Helden“ empfinden, der von den beschriebenen Mächten angetrieben wird, aber kaum eigenen Willen besitzt, der ihn aus der Masse heraushebt? Daher ist es die wichtigste Aufgabe des Autors, die spezifische Psychologie seiner Hauptfiguren herauszuarbeiten, ihre unverwechselbaren Erfahrungen zu schildern (etwa Jimmys finstere Vergangenheit) und sie so als Herren ihres Schicksals darzustellen. Das gelingt ihm hervorragend. Erst daraus kann der Höhepunkt des Dramas tragische Größe erreichen. Erst dann kann der Wettlauf mit der Zeit eine spannende Rolle spielen, denn dann ist die Welt kein Uhrwerk.

_Unterm Strich_

Ich habe das Buch in wenigen Tagen gelesen. Die Handlung schreitet rasch voran, und eine wichtige Enthüllung folgt der nächsten. Wer hat die arme Katie so bestialisch zugerichtet – war es ein Psychopath, ein Betrunkener oder waren es Mutwillen und Willkür?

„Mystic River“, so hat die amerikanische Kritik erkannt, ist Dennis Lehanes Annäherung an die Great American Novel à la Philip Roth oder John Updike; allerding wird hier eine ganz andere Art von Bürgern untersucht – keine Mittelständler aus Suburbia, sondern Arbeiterklassenangehörige, die eine verschworene Gemeinschaft bilden.

Zuweilen erinnern bestimmte Auseinandersetzungen, aber auch die exakte Milieustudie an das Sachbuch „Die Gangs von New York“ von Herbert Asbury, das von Martin Scorsese verfilmt wurde. Auf jeden Fall ist es ein besonderer Thriller mit bemerkenswerten Hauptfiguren – ich kann mich noch Wochen nach der Lektüre an Jimmy Marcus erinnern: an seine Trauer, seine Wut und seinen Rachedurst.

|Originaltitel: Mystic River, 2001
Übersetzung: Andrea Fischer|

John Brunner – Bürger der Galaxis

Spannend: Kampf gegen den Sklavenhandel im Universum

Auf der Erde herrschen Wohlstand und Müßiggang, denn Arbeit wird von Computern, Robotern und Androiden verrichtet. Die Menschen vergnügen sich also, genau wie Derry Horn, der Millionenerbe eines Roboterherstellers. Zwei brutale Morde, begangen an Lars Talibrand, einem „Bürger der Galaxis“, und an einem Androiden namens Latchbolt, verändern jedoch sein Leben. Er will die Taten nicht abschütteln und verdrängen wie seine Zeitgenossen, sondern sich damit befassen. Das bringt ihm die Hochachtung der Androiden ein, die ihn mit Informationen versorgen. Derry beschließt, die geheime Mission Talibrands fortzuführen: die Jagd auf Sklavenhändler im Weltall …
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John Brunner – Sonnenbrücke

Philosophisch: Die Teufel von Azrael

Die Erfindung des interstellaren Brücken-Systems hat die Chance eröffnet, die besiedelten Welten wieder zusammenzuführen und galaxisweiten Planetenverbund zu schaffen. Doch dagegen sperrt sich die Welt Azrael. Zwei Agenten, ein Mann und eine Frau, suchen die Dissidentenwelt auf, um die Gründe dafür zu erfahren – und sehen sich plötzlich mit der Frage nach dem Sinn der Zivilisation konfrontiert. (aus der nicht ganz zutreffenden Verlagsinfo)
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Ingrid Noll – Stich für Stich. Erzählungen (Lesung)

Der Noll-Faktor: spannend, kurios, amüsant, makaber

Das Hörbuch umfasst fünf „schlimme“ Geschichten, die entgegen der Erwartung, die man an Noll-Storys hat, nicht immer mit dem Ableben eines Beteiligten enden. Fünf Protagonisten – eine Domina, eine virtuose Stickerin, eine blonde Krankenschwester, die alle Klischees erfüllt, die Ehefrau eines passionierten Anglers, die verheiratete Ärztin mit der Hundedame. Fünf überraschende Wendungen – auch wenn man „seine“ Ingrid Noll schon kennt.

Die Autorin

Ingrid Noll wurde 1935 in Schanghai geboren, also kurz vor der japanischen Invasion, und studierte in Bonn Germanistik und Kunstgeschichte. Nachdem ihre drei erwachsenen Kinder das Haus verlassen hatten, begann sie, Kriminalgeschichten zu schreiben, die allesamt Bestseller wurden. „Die Häupter meiner Lieben“ wurde mit dem Glauser-Preis ausgezeichnet, und „Kalt ist der Abendhauch“ sowie „Die Apothekerin“ wurden verfilmt.

Weitere Noll-Hörbücher:
– Die Häupter meiner Lieben
– Die Apothekerin (verfilmt)
– Kalt ist der Abendhauch (verfilmt)
– Selige Witwen
– Die Sekretärin
– Der Hahn ist tot

Die Sprecherin

Ursula Illert, 1946 in der Nähe von Frankfurt/M. geboren und aufgewachsen, ist eine Schauspielerin mit Erfahrung bei Theater, Funk und Fernsehen. Als passionierte Sprecherin hat sie für |Steinbach Sprechende Bücher| bereits zahlreiche Hörbücher gelesen. Ihre Begeisterung gilt Lesungen mit musikalischer Begleitung vor Publikum.

Handlung der 5 Erzählungen

1) Ein milder Stern herniederlacht

Eine Domina setzt sich mit 37 zur Reihe und verkauft all ihre Accessoires und Möbel – für ihre „Sklaven“ eine echte Überraschung. Drei Wochen später ist sie mit Oliver verheiratet, der sich schon auf das gemeinsame Kind freut. Mit dem drögen, anstrengenden Leben als Hausmütterchen werde sie schon zurechtkommen. Denkt sie. Denn Oliver weiß natürlich nichts von ihrem anrüchigen Vorleben.

Just im schönsten Moment in ihrem neuen Leben, beim Abendessen zu Weihnachten, klingelt es an der Tür und eine Gestalt der Vergangenheit verlangt ihr Recht: Georg, der Bankier, ist einer ihrer früheren „Sklaven“ und hat wegen Urlaub noch nicht mitgekriegt, dass sie aus dem Gewerbe ausgestiegen ist. Er verlangt hartnäckig sein Recht auf eine fachgerechte Demütigung.

Da die Ex-Domina nicht mit der Wahrheit über Gregors Verhältnis zu ihr herausplatzen kann, dauert es eine ganze Weile, bis Oliver die Sache endlich kapiert. Dann jedoch handelt er konsequent: Georg wird angekettet und darf den Abwasch machen. Ein weiterer „Sklave“ muss mit Demütigung versorgt werden: Er darf das Auto blitzblank schrubben. Schon bald finden sich jede Menge Haushaltsarbeiten, die es zu erledigen gilt, und der Haushalt ist endlich auf Vordermann gebracht.

Es gibt nur ein winziges Problem: Wie erklärt man den Familien der Sklaven ihr allzu langes Fernbleiben vom trauten Weihnachtsabendfeiern? Geniale Idee: Man inszeniert einen Frontalzusammenstoß der Autos, so dass man auch noch die Versicherung abzocken kann. Bei diesem im Schnee inszenierten Manöver geht leider etwas mächtig schief …

2) Stich für Stich

Das Geschlecht der Person, die ihre Geschichte erzählt, bleibt bis zuletzt unklar, denn darin besteht ja der Clou. Die Person liebt es schon seit ihrem 17. Lebensjahr zu sticken. Damals lag sie lange Zeit mit Hepatitis im Bett und musste ruhen. Ihre Mutter brachte ihr das Sticken bei und fortan stickte sie, was der Faden hergab: Deckchen, Brieftaschen, eine komplette Gemäldegalerie klassischer Meister.

Bis zu jenem verhängnisvollen Tag, da die Person bei einem Schwächeanfall im Supermarkt umkippt und ihr der Arzt eine Kneipp-Kur in Bad Wörishofen verordnet. Gesagt, getan. Man findet einen Kurschatten, eine echte Freundin: Gunda Mortensen. Nach dem Abschied setzt ein Briefwechsel die Freundschaft fort.

Der freudige Tag naht, da Gunda unsere Hauptfigur in ihren eigenen vier Wänden besuchen wird, wo auf sie eine handfeste Überraschung wartet. Nein, die Stickereien habe keineswegs die werte Frau Mutter gefertigt, sondern seien alle selbstgemacht. Langes Schweigen. Danach kommt Gunda nie wieder … Schade, ein solches Talent links liegen zu lassen.

3) Die blaurote Luftmatratze

In der Privatklinik für psychosomatische Krankheiten hat sich eine Krankenschwester – nennen wir sie Isolde – in einen besonderen Patienten verliebt, den sie gerne Tristan nennt. Wie sie steht er auf altmodische Luftmatratzen, denn darauf liegt er gerne im schönen Park der Klinik. Sie nennt ihn aber auch den „Schlangenmenschen“, denn er sagt, er habe eine Phobie vor Schlangen. Sie fragt ihn, wie es dazu gekommen sei. Ach, das sei nur ein Vorwand, um in Ruhe gelassen zu werden, meint er.

Mit 24 sei er Privatdetektiv geworden und wurde von der deutschen Textilindustrie damit beauftragt, die Herkunft von besonders schönen Pullovern etc. festzustellen, die zu Dumpingpreisen angeboten wurden. Folglich blieben die deutschen Fabrikanten auf ihren Erzeugnissen sitzen.

Er flog nach Hongkong und entdeckte eine Spur, die ins Innere Asiens führte. Er versteckte sich auf einem LKW und fuhr dort zwei Wochen lang mit, denn obwohl ihn die Fahrer entdeckten, blieben sie freundlich. Und so gelangte er in eine tropische Region, in der eine versteckte Anlage von Männern in weißen Kitteln geleitet wurde. Lügen erwies sich als zwecklos, daher rückte er mit der Wahrheit heraus.

Statt ihn wegzuschicken, weil er spionierte, zeigten ihm die Männer voller Stolz ihre Anlage. Aber wo kamen die fabulösen Strickwaren her? Nirgendwo waren Strickmaschinen zu sehen. Da wies einer der Forscher ins Zentrum der weitläufigen Anlage, wo mehrere große Bäume standen. Und in den Bäumen befanden sich große Schlangen. Und jede Schlange strickte, was das Zeug hielt: Pullover, Westen, Schals, in allen Farben. Ja, er durfte sich sogar einen eigenen Pulloverentwurf wünschen.

Der Oberarzt glaubt natürlich kein Wort von diesem Garn. Professor Higgins wird von den gespannt lauschenden Patienten indigniert weggeschickt. Doch in der folgenden Nacht will Schwester Isolde die Wahrheit über den „Schlangenmenschen“ herausfinden und schleicht sich zu seiner Tür …

4) Fisherman’s Friend

Als sie 17, dumm und noch unschuldig war, lernte sie bei einer Fischerparty Eugen kennen, heiratete ihn mit 18 und wurde mit 19 Mutter von Jonas. Als Ladenbesitzer konnte ihr Eugen, der mittlerweile auf die 40 zuging, zwar ein Leben in Wohlstand bieten, doch sie erfuhr mit dem passionierten Angler weder Freude noch Liebe.

Da ist Uli schon ein ganz anderer Typ. Der Textilingenieur ist jung, gut aussehend und lustig. Sie verliebt sich sofort in ihn und hat eine Affäre. Sie überlegt, dass sie mit Eugens Erbschaft ziemlich angenehm mit Uli leben könnte. Ihren zielstrebigen Plan setzt sie in mehreren Phasen um, an deren Ziel sie und Uli Eugens Unfalltod beschließen. So weit, so gut. Doch der Plan sieht nicht vor, dass Uli und Eugen gute Kumpels werden und gemeinsam Angeln gehen!

Wütend und frustriert greift sie zur Selbsthilfe. Das unverdächtige Mordinstrument: selbstgemachte Frikadellen aus Fischpaste, in die sie ein paar Gräten platziert. Das funktioniert auch ganz hervorragend, allerdings mit einem ganz anderen Opfer als vorgesehen. Nach dem nächsten Angelwochenende berichtet die Zeitung von einem tot am See aufgefundenen Förster …

Monate vergehen, niemand wird festgenommen, doch die Affäre mit Uli endet. Da ruft die Witwe des Försters an und bittet um ein Treffen. Au weia, der Fluch der bösen Tat, denkt unsere Heldin und ist auf das Schlimmste gefasst. Zu ihrer Verwunderung bedankt sich jedoch Adelheid herzlich für die Tat. Sie erklärt, wie sie die Wahrheit herausgefunden habe und dass sie nun herrlich von der Erbschaft leben könne. Ob sie sich nicht erkenntlich zeigen könne?

Der Plan ist ganz einfach. Und tatsächlich hat Eugen diesmal keine Chance, der Falle zu entgehen.

5) Der gelbe Macho

Sie ist eine gefühl- und fantasievolle Ärztin, ihr Mann Oswald ein eher prosaischer Typ. Sie holt aus dem Tierheim einen Hund, der sehr anhänglich wird und sich als sehr klug erweist: Klara. Über ihre Spaziergänge lernt die Ärztin einen anderen Hundehalter kennen: Der junge Jens hat einen gelben Hund namens Macho. „Macho ist spanisch und bedeutet männliches Tier“, erklärt er. Macho und Klara werden unzertrennliche Freunde. Zwischen der Ärztin und Jens klappt es nicht gleich, denn erstens ist sie verheiratet, und zweitens hat er eine Freundin.

Aber sie merkt bald, dass sie Jens liebt, und die schlaue Klara merkt das auch. Sie beißt ihr Herrchen Oswald und gehorcht ihm nur noch widerwillig. Bei einer Abi-Party tanzt die Ärztin wild mit Jens und küsst ihn. Welch ein feinfühliger Mann: Er will nach dem Abi Psychologie studieren. Nachts darf Klara ins Bettchen von Frauchen, und Oswald muss im Arbeitszimmer schlafen.

Danach nimmt die Natur unaufhaltsam ihren Lauf. Klara wird läufig, und Macho muss weggesperrt werden. Doch während eines Schäferstündchens mit Jens vergeht die Zeit wie im Flug, und wer denkt da schon an die Hunde? Das Ergebnis der doppelten Liebesnacht ist schon nach wenigen Monaten zu besichtigen: Mischlinge.

Mein Eindruck

Im Grunde folgt nur eine einzige dieser fünf Erzählungen dem klassischen Muster, dass dem Schicksal „nachgeholfen“ und ein Mann geopfert wird – aber dies natürlich in unnachahmlicher Noll-Manier. Die anderen Geschichten fallen ziemlich aus diesem Rahmen und lassen sich wohl eher unter der Bezeichnung „ironisch erzählte Kuriosa“ zusammenfassen.

Unter diesen vier Geschichten hat mir jene mit den spinnenden und strickenden Schlangen auf den Bäumen am besten gefallen. Sie ist so wunderbar schrullig und doch unglaublich detailreich ausgeschmückt. Natürlich ist kein Wort davon wahr, würde jetzt Prof. Higgins wie in „My Fair Lady“ knurren. Aber hat das jemals passionierte Geschichtenerzähler und -lauscher gestört? Natürlich nicht. (Übrigens scheint dies eine der Storys zu sein, die seinerzeit für die „Süddeutsche Zeitung“ über „Die blaurote Matratze“ geschrieben wurden.)

Es ist ein wenig auffällig, welch eine bedeutende Rolle Erotik in diesen Storys spielt. Dass eine Ex-Domina ihre Ex-Sklaven wieder einspannt, ist ein netter Einfall. Doch dass auch der Ex-Domina-Mann der Sache auf pragmatische Weise einige positive Seiten abgewinnen kann, ist der typische Noll-Schlenker, der die Sache erst richtig interessant macht. Womit es natürlich nicht sein Bewenden haben kann.

Eine ganz andere Seite der Erotik zeigt sich in „Der gelbe Macho“. Hier kommt die Liebe sozusagen auf den Hund, um es mal flapsig zu sagen. Doch der Hund – gemeint ist die schlaue Klara – trägt viel dazu bei, der Liebe Gelegenheit zu machen, indem sie Herrchen Oswald auf Abstand hält. Der Hund ist doch der beste Freund des Menschen.

Die Sprecherin

Ursula Illert kann sich sehr gut in die Lage der weiblichen Protagonisten hineinversetzen. Mit Verve trägt sie ihre Geschichten vor, mit deutlicher Aussprache und der Betonung auf die richtigen Stellen. Allerdings ist die letzte Geschichte wegen der immerhin fünf Akteure so vertrackt, dass man sie vielleicht noch einmal anhören sollte.

Unterm Strich

Bis auf eine eher konventionelle – und daher umso willkommenere – Geschichte („Fisherman’s Friend“) wissen die fünf Beiträge in dieser Sammlung mehr durch ihre Schrulligkeit zu amüsieren als durch Spannung zu fesseln. Das macht aber nichts, denn der typische Noll-Faktor ist durchweg gegeben: eine ungewöhnliche, zuweilen makabre und augenzwinkernde Note ist stets eingeflochten. Ich kann nur hoffen, nicht zu viel verraten zu haben – und um Vergebung für meine Sünden zu bitten, falls ich es doch getan habe.

Die Sprecherin bringt die Erzählungen voll zur Geltung und beeinträchtigt die Botschaft der Autorin in keiner Weise. Das Hörbuch kann einem Zuhörer durchaus einen schönen Nachmittag bereiten.

120 Minuten auf 2 CDs
steinbach sprechende bücher

Brunner, John – Geheimagentin der Erde

Freiheitskampf in Carrig: Agentin im Liebeskonflikt

Einst war Carrig berühmt. Aus aller Welt kamen die Menschen in die prächtige Königsstadt, Nachfahren von Flüchtlingen, die einst den Planeten besiedelten. Doch dann kamen Fremde, störten den Frieden, verkauften moderne Waffen an die Bewohner und übernahmen die Macht. Ein junger Mann von Carrig und eine junge Frau von der Erde schmieden den Plan, die Eroberer zu übertölpeln. (Verlagsinfo)
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Joyce Carol Oates – Zombie

Im Kopf des Serienmörders

Quentin P., 31, ist in Behandlung eines Psychiaters, wird von einem Bewährungshelfer betreut und unterzieht sich einer Gruppentherapie. Doch weder seine Therapeuten noch seine Verwandten ahnen, wie kalt und gefühllos Quentin seine Verbrechen begeht. „Zombie“ ist das erschreckende Psychogramm eines krankhaften Serientäters.
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Gregory Benford – Im Meer der Nacht (Contact-Zyklus, Band 1)

Schnark & Wächter: Blick in ein seltsames Universum

Anno 1997 registrieren die Astronomen auf dem Kleinplaneten Ikarus, den sie seit 1949 kennen, einen rätselhaften Gasausbruch, der ihn auf Kollisionskurs zur Erde bringt. Astronauten sollen ihn mit H-Bomben sprengen, um die Gefahr abzuwenden. Doch sie machen die Entdeckung, dass es sich um ein getarntes, automatisch gesteuertes Raumschiff handelt. Im Augenblick der Sprengung setzt es einen Hilferuf ab – an wen? 15 Jahre später taucht ein Robotspäher im Sonnensystem auf …

Der Autor

Gregory Benford, Jahrgang 1941, ist nicht nur einer der besten Science-Fiction-Autoren, sondern auch renommierter Physikprofessor und einflussreicher Berater der US-Regierung in Sachen Raumfahrt und Energieversorgung. Diese Tätigkeit hat ihm sicherlich wertvolle Erkenntnisse vermittelt, die er in Romanen wie „Eater“ und [„Das Rennen zum Mars“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?idbook=1223 verarbeitet hat.

Benford forscht und lehrt noch heute an der Uni von Kalifornien in Irvine bei L.A. Sein wichtigster früher Roman war „Zeitschaft“. Darin stellte er erstmals überzeugend die wissenschaftliche Arbeit in der Physik dar (siehe meinen Bericht). Mit seinem sechsbändigen CONTACT-Zyklus, in dem eine Expedition die Tiefen des Alls erforscht, und dem in der nahen Zukunft angesiedelten Roman [„Cosm“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?idbook=1224 hat er der naturwissenschaftlich ausgerichteten Science Fiction einen höheren Stellenwert verschafft, als ihr in den 70er und frühen 80er Jahren zugestanden wurde.

Der CONTACT-Zyklus:

1) Im Meer der Nacht (1977, dt. 1980 und 2000)
2) Durchs Meer der Sonnen (1984, dt. 1987 und 2000)
3) Himmelsfluss (1987, dt. 1994 und 2001)
4) Lichtgezeiten (1989, dt. 1994 und 2001)
5) Im Herzen der Galaxis (1994, dt. 2000)
6) In leuchtender Unendlichkeit (1995, dt. 2000)

Hinweis

Die deutsche Erstausgabe enthält ein Interview mit dem Autor sowie zahlreiche Illustrationen.

Handlung

1949 wurde durch Walter Baade auf dem Mount-Palomar-Observatorium der Kleinplanet Ikarus entdeckt, der seine exzentrische Bahn zwischen Mars und Merkur zieht und sich der Erde bis auf 6,4 Millionen Kilometer nähern kann.

Im Jahr 1997 registrieren die Astronomen einen rätselhaften Gasausbruch auf dem Himmelskörper, der seine Bahn verändert und ihn auf Kollisionskurs mit der Erde bringt. Ein Astronautenteam wird hinausgeschickt, um ihn mit Wasserstoffbomben zu sprengen. Nigel und Len machen die sensationelle Entdeckung, dass es sich um ein getarntes, automatisches Raumschiff handelt. Nigel Walmsley soll eine Wasserstoffbombe zünden, um das potenziell bedrohliche Schiff zu vernichten.

Doch Nigel zögert, die offensichtlich intelligent gebauten Artefakte zu zerstören, von denen die Menschheit lernen könnte. Als er durchschaut, dass ihn der Mann von der NASA anlügt, weigert er sich offen – und löst auf der Erde einen Sturm der Empörung aus. Doch Nigel hat Recht. Wenn Ikarus völlig hohl ist, können seine Bruchstücke entweder in der Erdatmosphäre verglühen oder beim Aufschlag kaum Schaden anrichten. Erst nachdem er alles Interessante mitgenommen hat, haut er ab und zündet die Bombe.

Sprengung

Im Augenblick seiner Sprengung setzt das fremde Raumschiff einen Hilferuf ab, der gehört wird. Denn 15 Jahre später – Nigel arbeitet immer noch bei der NASA, aber jetzt in Pasadena am JPL – taucht ein Robotspäher im Sonnensystem auf. Der Engländer Nigel Walmsley, der mit Lewis Carrolls Nonsensgedichten aufgewachsen ist, nennt ihn den Schnark. Aus den Bewegungsmustern leitet er ab, dass der Späher erst sämtliche Planeten absucht und sich erst danach auf die Erde konzentriert. Schließlich kommen von dort jede Menge Radiowellen. Aber wie können Schnark und Erde kommunizieren?

Die NASA bildet ein sogenanntes Exekutivkomitee, das von einem Mann namens Evers geleitet wird und dem auch Nigels Boss Lubkin angehört. Nigel, der seit der Ikarus-Sache weltberühmt ist, darf immerhin beraten. Er ist durch die tödlich verlaufende Krankheit seiner Geliebten Alexandria schwer abgelenkt. Um die Kranke besser überwachen und ihr im Notfall sofort helfen zu können, trägt er ein Kontrollgerät, das per Funk mit Alexandrias eigenem Diagnosegerät verbunden ist.

Der Schnark lebt

Als er merkt, dass die Leute um Evers nicht vorhaben, mit dem Schnark Kontakt aufzunehmen, stellt er ihn selbst her. Es kommt zu einer Krise. Der Schnark sendet Daten, die über Nigels Kontrollgerät an Alexandrias Gerät weitergeleitet werden. Da aber Alexandria in diesem Augenblick – von dem Nigel noch nichts ahnt – bereits klinisch tot ist, übernimmt der Schnark den „unbewohnten“ Körper. Wie durch ein Wunder erwacht Alexandria wieder zum Leben. Ihre Religionsbrüder von den allgegenwärtigen „Neuen Jüngern“ sind entzückt und präsentieren sie als Prophetin. Nigel lehnt dies ab, kann aber nichts unternehmen. Aber es gibt ihm gegenüber Evers eine gute Entschuldigung für seine Insubordination.

Evers bittet ihn als den versiertesten Astronauten, den Schnark auf dem Mond persönlich zu treffen. Doch es ist eine von den Militärs um Evers fein ausgetüftelte Falle, um den Robotspäher zu vernichten. Dem Schnark fällt es leicht, die erste Atomrakete unschädlich zu machen und mit Nigel zu kommunizieren. Doch als eine zweite Atomrakete abgefeuert wird, muss auch das Schiff des Spähers verschwinden. Er entkommt in die Tiefen des Alls. Nigel kann Evers bloßstellen und sich selbst retten. Allerdings nicht vor einem kleinen Souvenir, das der Schnark zurückgelassen hat …

Etwas später

2018 entdeckt die Mondforscher Nikka im Marginis-Krater das Wrack eines Fremdraumschiffs. Sie überlebt um Haaresbreite, denn das automatisch gesteuerte Raumschiff verteidigt sich wirkungsvoll. Untersuchungen ergeben, dass es mindestens eine halbe Million Jahre alt sein muss. Nachdem sie die Verteidigungsanlagen umgangen haben, untersucht Nigel zusammen mit Nikka die Datenbanken dieses Schiffes. Der Einfluss der „Neuen Jünger“ im Forschungsteam und auf der Erde ist inzwischen massiv. Nigel wird daran gehindert, seine Funde zu veröffentlichen. Wieder handelt er auf eigene Faust und sendet sie mit Hilfe seiner Geliebten Nikka. Doch da macht sich die Computeranlage des Schiffes selbständig und nimmt Kontakt mit Nigels Gehirn auf. Er verändert sich …

Mein Eindruck

„Im Meer der Nacht“ ist das Vorspiel zur Kontaktaufnahme mit einem Universum, in dem ein beständiges Ringen zwischen organischem und anorganischem Leben bzw. den entsprechenden Lebensformen stattfindet. Und es sieht so aus, als behielten selbstreproduzierende Maschinenwesen, die Mechanos aus dem Sternbild Adler, die Oberhand. Aber das Raumschiff auf dem Mond gehört einer Wächterrasse an, die das organische Leben im Universum vor den Mechanos schützen will und zukunftsträchtigen Spezies zu höherer Intelligenz verhilft.

Gefahren

Das CONTACT-Universum ist kein leeres und erst recht kein freundliches Universum, das auf die Eroberung durch den Menschen wartet. Vielmehr sieht sich die Erdexpedition im zweiten Band schon bald in höchster Lebensgefahr. Die Abenteuer sind von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen stets spannend und geben dem Leser auch in philosophischer Hinsicht eine Reihe bemerkenswerter Einsichten.

Da Benford Physiker ist, habe ich erwartet, dass er wissenschaftliche Kenntnisse bei der Leserschaft voraussetzt, um physikalisches Wissen in seiner Erzählung anbringen zu können. Damit hatte ich überhaupt kein Problem, zumal uns viele der Konzepte, die er präsentiert, mittlerweile völlig geläufig sind: Datenbanken, Funkübertragung, die Mensch-Maschine-Schnittstelle und vieles mehr. Schließlich wurde der Roman in Etappen zwischen 1972, als Clarkes schöner Roman „Rendezvous mit Rama“ erschien, und 1977 geschrieben. (Dies erklärt auch die harten Brüche zwischen den Buchteilen.)

Liebesgeschichten

Ich erwartete, dass der Schwerpunkt der Handlung weniger auf Romanze und Abenteuer läge als vielmehr auf den technischen Abläufen und dem kognitiven Neuland, das sich dem Menschen durch den (vorerst vermasselten) Erstkontakt erschließt. Aber der Anfang des Romans ist eine wunderbare und traurige Liebesgeschichte zwischen Nigel, Alexandria und ihrer beider Geliebten Shirley. In diesem ersten Drittel verändert sich Nigel von einem neutralen Rädchen im Getriebe zu einem aufmüpfigen Burschen, der selbständig handelt. Und zwar ausdrücklich auch gegen die Befehle seiner sogenannten Vorgesetzten. Sie hintergehen ihn nämlich regelmäßig.

Auch im letzten Drittel des Romans erlebt Nigel eine wunderbare Liebe, denn Nikka ist ein sehr kluge und mutige Japanerin, die ihm gegen die religiös verbrämten Verwaltungsaffen hilft. Mit ihr gelangt er zu bahnbrechenden Erkenntnissen, die er aus den Daten des Raumschiffwracks bezieht. Demzufolge haben die Wächter vor mindestens einer halben Million Jahren versucht, Hominiden zu Intelligenz zu verhelfen. Die Wächter wurden von den Mechanos abgeschossen. Die letzten Hominiden sind in Oregon anzutreffen. Sie sind als Sasquatch oder Bigfoot bekannt (es gibt sogar einen Amateurfilm davon). Nigels Freund Mr. Ichino macht mit ihnen nähere Bekanntschaft.

Experimentell

Die letzten Seiten, die von den Szenen in Oregon erzählen, stellen den traditionellen Erzählstil einem völlig andersartigen gegenüber. In diesem experimentellen Stil sind die gewohnten Einheiten von Subjekt und Objekt aufgehoben. Dies entspricht nun Nigels Weltsicht und -empfinden. Das Lesen ist zwar mühselig, aber die Anstrengung lohnt sich, um herauszufinden, wie Nigel nun „tickt“. Ich fand dies eine unvertraute, aber keine unangenehme Erfahrung, im Gegenteil.

Unterm Strich

An manchen Stellen im ersten Drittel fragte ich mich, ob dies überhaupt ein Science-Fiction-Roman sei. Er ist nur im letzten Drittel mit Clarkes oben erwähntem Roman „Rendezvous mit Rama“ zu vergleichen. Am Anfang scheint Benford ein Gesellschaftsporträt im Sinn gehabt zu haben. Das erweist sich erst im späteren Verlauf als sinnvoll, denn nur so wird deutlich, welche wichtige Rolle die Neuen Jünger auf der Erde für Politik und Wissenschaft spielen. Heute würde man vielleicht Kreationisten oder Fundamentalisten zu ihnen sagen.

Die Konstruktion des Romans ist noch sehr uneben, mit harten Brüchen zwischen manchen Teilen. Der Leser muss eben die fehlenden Übergänge selbst leisten. Die späteren Buchteile sind wesentlich besser geschrieben als die ersten, die dafür mehr Spontaneität und Unmittelbarkeit an den Tag legen. Aber anders als in „Zeitschaft“ konzentriert sich der Autor selten auf den Wissenschaftsbetrieb, denn Nigel Walmsley ist ja in erster Linie Astronaut, also Ausführender. Erst im letzten Teil spielt er die Rolle des Wissenschaftlers, der eine Botschaft weiterzugeben hat. Die Botschaft, so erfahren wir allmählich, hat ihn bereits massiv, aber zum Guten hin verändert. Es ist klar, dass er auch in der Fortsetzung eine wichtige Rolle zu spielen haben wird.

Ich fand den Roman spannend, denn ich wurde mit immer neuen Rätseln konfrontiert, die mich neugierig machten. Ihre Lösung führt stets zu Konflikt und Konfrontation innerhalb der Handlung, aber zu einem Informationssprung für mich. Der größte solche Sprung erfolgt im Epilog, denn hier erst fallen die vielen verschiedenen Puzzlesteine an ihren Platz. Man sollte also unbedingt bis zum Schluss durchhalten. Es lohnt sich.

Taschenbuch: 382 Seiten
Originaltitel: In the Ocean of Night, 1972-77
Besprochene Auflage: Juni 2000
Aus dem US-Englischen übertragen von Gerd Hallenberger, das Interview von Denis Scheck
Illustriert von Giuseppe Festino

Koontz, Dean – Meer der Nacht

_Frank Sinatra und die Atombomben_

Eine übermenschliche Kraft zerrt am Grillkoch Odd Thomas, der die Toten sehen kann, und führt ihn an die Küste, in eine scheinbar beschauliche kleine Stadt. Bald nach der Ankunft quält ihn ein Albtraum: Das Meer erhebt sich in einer blutroten, apokalyptischen Flut, der Himmel brennt orange wie Feuer. Bei einem Abendspaziergang auf dem Pier überkommt ihn eine ähnliche Vision – und schon kurz darauf bricht das reale Grauen aus. Drei finstere Gestalten beginnen, ihn gnadenlos zu jagen. Doch nicht nur ihn: Sie haben unzählige Opfer im Visier … (abgewandelte Verlagsinfo)

_Der Autor_

Dean Koontz wurde 1945 in Pennsylvania geboren, musste in seiner Jugend hungern, schrieb Schundromane für einen Hungerlohn, lernte seine Frau Gerda kennen und konnte schließlich mit ihr nach Kalifornien ziehen, wo das Ehepaar seither stets mit einem Golden Retriever zusammenlebt. Es gibt kein einziges Koontz-Buch der letzten Jahre – etwa seit „Geschöpfe der Nacht“ -, in dem nicht mindestens ein Loblied auf diese Hunderasse angestimmt wird.

Die zahlreichen Thriller und Horror-Romane des schärfsten Konkurrenten von Stephen King wurden sämtlich zu Bestsellern und in über 30 Sprachen übersetzt. Weltweit hat Koontz laut Verlag über 300 Mio. Exemplare verkauft. Leider wurden bislang nur wenige von Koontz‘ Büchern verfilmt, so etwa „Watchers“. Die beste Verfilmung ist meiner Meinung nach „Intensity“, aber der Film strapaziert die Nerven derart, dass er höchst selten gezeigt wird.

Der |Odd|-Zyklus bislang:

1) Odd Thomas (Die Anbetung)
2) Forever Odd (Seelenlos)
3) Brother Odd (Schattennacht)
4) In Odd We Trust (Graphic novel)
5) Odd hours (Meer der Finsternis)

_Handlung_

Odd Thomas, der Garkoch mit den besten Omelettes der Welt, hat Pico Mundo und das Kloster auf dem Berg verlassen, um, gezogen von einer magnetischen Anziehungskraft, in Magic Beach sein Glück zu versuchen. Hier bekocht er einen alten Ex-Schauspieler namens Hutch Hutchison, der mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart lebt, und hat ein Auskommen. Odd wird verfolgt von einem Albtraum, in dem unter einem roten Himmel eine große rote Welle über das Küstenstädtchen Magic Beach hereinbricht. Aber auch eine geheimnisvolle Frau kommt in dem Traum vor.

Regelmäßig spaziert er mit einem zutraulichen Geisterhund namens Boo auf die Pier, setzt sich auf eine Bank und harrt der Dinge, die da kommen sollen, wie er aus Erfahrung weiß. Und eines Tages sitzt sie da, die Frau aus dem Traum. Sie heißt Annamaria und ist hochschwanger, außerdem trägt sie ein silbernes Glöckchen an einem Band um den Hals. Hat sie ihn erwartet? Beide schauen den drei Männern zu, die sich auf der Pier getroffen haben. Zwei Rotschöpfe mit von Meth geschädigten Zähnen in Daunenjacken begrüßen einen Muskelberg, der sicher zwei Meter groß ist und gelbe Augen hat. Das Trio beäugt Odd und Annamaria wie ein Rudel Wölfe seine Beute.

Vorsichtshalber schickt Odd die Frau weg und geht auf das Trio zu. Er drückt dem Muskelberg die Hand – und erlebt erstmals, dass dieser erstaunt die gleiche Schreckensvision wie Odd selbst erblickt. Klar, dass Odd jetzt ihre volle Aufmerksamkeit hat. Doch die drei Typen tun nichts – noch nicht. Odd versteckt sich im Balkenwerk, das die Pier stützt, bis die Typen mit einem Motorboot hier nach ihm suchen.

Er schlägt ihnen ein Schnippchen, klaut das Boot und geht an Land – und gerät genau in die Arme eines vierten Mannes. Nach einem Kampf geht der Kerl K. o. und Odd kann sich genau ansehen, was das für ein Typ ist: jemand von der Hafenmeisterei. Er lässt ihm sein Geld und nimmt nur die Ausweise mit. Zu Hause bemerkt Hutch nichts von Odds schwer lädiertem Zustand.

Annamarias Heim kann er leicht per Magnetismus aufspüren. Sie hat ihn schon erwartet. Aber die Zeit wird knapp, denn auf das Trio kommt – mit einem Wagen der Hafenmeisterei – um Annamaria zu besuchen. Sie verstecken sich, bis die Kerle wieder weg sind, die sicher nichts Gutes im Schilde führen. Aber was wollen sie eigentlich von der Frau, fragt sich Odd – denn sie selbst sagt immer nur: „Alles zu seiner Zeit.“ Zusammen gehen sie los, um eine Freundin zu besuchen, bei der Annamaria sich verstecken kann. Unterwegs verscheucht die geheimnisvolle Annamaria ein Rudel hungriger Coyoten: „Ihr gehört hier nicht her!“ Das magische Glöckchen aus Silber gibt sie Odd ebenso mitgegeben wie zahlreiche Rätsel und Ratschläge.

Odd zieht seinerseits los, um das Haus von Sam Whittle, dem Schläger von der Hafenmeisterei, zu durchsuchen. Aus Erfahrung weiß er, dass man über seinen potentiellen Gegner nie genug wissen kann. In der Tat stößt er auf ein paar aufschlussreiche Funde: eine erschossene Leiche in der Badewanne (Whittle himself), den sprachlos gewordenen Geist des unglücklichen Mordopfers sowie einen finsteren Dämon aus dem Badspiegel, der selbigen Geist zu sich holt. Und das ist noch längst nicht alles …

_Mein Eindruck_

Die Odd-Thomas-Romane sind eine Kombination aus übernatürlichem Horror, weltlicher Action und Odds ureigener Zutat: schräge Philosophie über die Welt und seine Mitmenschen. Alle diese Bauteile finden sich auch in der vierten Romankonstruktion wieder. Der Bauplan war vielleicht gut, doch mit der Ausführung haperte es diesmal. Das Ergebnis ist an vielen Stellen gähnende Langeweile.

Keine Bodachs künden das Unheil an, jene unheimliche schwarzen Geister, die als Zuschauer einer Katastrophe quasi als übernatürliche Touristen von Unglücksort zu Unglücksort vagabundieren. Das sollte Odd eigentlich in Alarmzustand versetzen. Denn er weiß ja, dass ihm der Traum eine Warnung geschickt hat: roter Himmel, rotes Meer, Riesenwelle – kein gutes Omen. Die Abwesenheit der Bodachs kann nur bedeuten, dass die Katastrophe bereits geschieht und Magic Beach dem Untergang geweiht ist.

Was für Odd, wie in allen Abenteuern zuvor, herauszufinden ist: Worin besteht das Unheil und wie kann er es verhindern? Denn die Macht, die ihn per psychischem Magnetismus hierher gezogen hat (die „Vorsehung“?), muss sich wohl etwas dabei gedacht haben. Die drei schrägen Typen, die Odd auf der Pier trifft, sind nur die Vorhut der Schurken, die Nummer vier ist der „Lampenmann“, der Odd eins mit der Taschenlampe über den Schädel zieht. Steckt die Hafenmeisterei dahinter? Der Fall ist so nebulös wie der dichte Dunst, der ganz Magic Beach wie in eine Art übernatürliche Watte packt.

|Das „Verhör“|

Ein großer Teil der Rätel findet seine Antwort, als die Cops ihn wegen eines verräterischen Reverends erwischen und auf die Polizeistation schaffen. Dort findet sich Odd bald in einer fensterlosen Zelle an einen Blechtisch gekettet – nicht gerade seine Auffassung von bürgerlicher Freiheit. Sheriff Shackett setzt sich ihm und starrt ihn erstmal eine Minute lang an. Odd starrt zurück. Und wie Odd erleichtert bemerkt, schaut der Geist von Frankie Sinatra ihrem Blickduell zu. Da kommt Odd eine fiese Idee.

Odd nennt sich im Verhör Harry Lime. Diesen Namen kennt der Sheriff offenbar nicht, aber jedem Krimi- und Filmfreund ist Harry Lime als der Agent in Graham Greenes Thriller „Der dritte Mann“ bestens bekannt. Und natürlich auch der im Nachkriegs-Wien herrschende Nebel, der die Undurchsichtigkeit aller Identitäten symbolisiert. Shackett nimmt Odds Hand und erlebt die gleiche Schreckensvision, die schon sein Handlanger, der Muskelberg Utgard auf der Pier erfahren hat. Dieser Harry Lime ist ein ungewöhnlicher Bursche, so viel ist mal klar, aber was will er in Shacketts schönem Städtchen – und zwar ausgerechnet jetzt?

Der Verlauf des Verhörs ist relativ außergewöhnlich, um es vorsichtig auszudrücken, denn Frank Sinatra betätigt sich mit Odds kräftiger Anstachelung als effektiver Poltergeist. Shackett und der hinzugekommene Riese Utgard werden in dem kleinen Vernehmungsraum mächtig vermöbelt, nachdem sich Odd, alias Harry Lime, bereits daraus verkrümelt hat. Aber Odd hat nun die meisten Antworten, die er suchte: Es geht um den Schmuggel von Atomwaffen in die USA und deren Zündung in amerikanischen Großstädten. Aber wozu? Ein Senator scheint dahinterzustecken …

|Der Showdown|

Nun muss sich Odd etwas einfallen lassen, um die Einfuhr illegaler thermonuklearer Sprengköpfe im Hafen von Magic Beach zu verhindern. Doch der Showdown findet auf hoher See statt, auf einem kleinen Schlepper. Odd bedauert es sehr, Waffen einsetzen zu müssen. Sein ungewöhnlichster Gegner ist indessen nicht der Muskelprotz Utgard, sondern eine zierliche Blondine mit dem klangvollen Namen Valonia Fontenelle. Sie trägt Fuchspelz und langes Haar, das wie gesponnenes Gold glänzt, ein Luxusgeschöpf voller Privilegien. Leider kennt sie weder Shakespeares „Hamlet“ noch „Harry Lime“, was ein Fehler ist.

„Du siehst nicht aus wie eine Frau, die ganze Großstädte in die Luft sprengen will“, findet Odd und trifft den Nagel auf den Kopf. Valonia ist das Töchterlein des Senators, der die Strippen zieht. Sie erwartet, dass er die Welt neu ordnen wird, denn die Welt ist so alt und müde geworden, dass sich etwas ändern muss. Allerdings hat sie auch etwas gegen ungebetene Zeugen, die bei der Übergabe thermonuklearer Sprengköpfe zuschauen …

Dieser ersten Action folgt ein zweiter Showdown, der noch wesentlich mehr Bluttaten mit sich bringt. Aber irgendwer muss ja auch Chief Shackett und seinen Verbündeten das Handwerk legen, oder?

|Philosophisches Beiwerk|

Nach Mystery und Action bleibt noch die Odd-Philosophie übrig, die es zu würdigen gilt. Der „Oddismus“ ist eine typisch amerikanische Mischung aus lebensnaher Erfahrung, schrägen Ansichten über das Leben, besonders das nach dem Ableben des Körpers, und schließlich über den Sinn und Zweck des menschlichen Lebens an sich. Odd gibt an keiner Stelle vor, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Er hat sie auch nicht mit der Muttermilch eingesogen, denn seine Mutter war eine verrückte Schreckschraube (sie tritt im zweiten Band auf).

Viel wichtiger für den „Oddismus“ ist Stormy Llewellyn, Odds interessante Freundin, die bereits im ersten Band ihr junges Leben lassen musste. Sie hat nicht nur ganz eigene Ansichten über ihre Aufgabe im Diesseits, sondern begreift sich auch als Wanderin auf dem Weg zum endgültigen Jenseits. Die Stationen auf diesem Weg zur Endstation erklären auch die Anwesenheit von Geistern in Odds Leben. Als Geister treten Hunde und Coyoten, aber auch Bodachs und andere Monster auf, nicht zu vergessen auch Elvis the King und Frank Sinatra.

|Sinatra und Shakespeare|

Odd weiß praktisch alles über Frankie Boy, der sich aus dem Italiener-Ghetto von Little Italy hinauf zum Olymp der Gesangsbühnen kämpfte und als Idol für Millionen endete. Nach ein wenig Vorgeplänkel kommt es zu dem extrem aufschlussreichen Verhör in Chief Shacketts Gefängniskeller. Odd drückt sämtliche Knöpfe in Sinatras Psyche, um ihn auf die Palme zu bringen. Das klappt ganz hervorragend. Aber abgesehen vom Unmittelbaren der Aktivierung eines Poltergeists geht es Odd auch um Sinatras Erlösung. Warum hängt Sinatra hier noch herum, statt sich auf den Weg ins Jenseits zu machen? Es scheint ihm ähnlich zu gehen wie Hutch, dem alten Schauspieler, der seiner längst vergangenen Glanzzeit nachhängt und sich täglich seine eigenen alten Filme reinzieht: Ist es Nostalgie oder Stolz?

Auch Shakespeare spielt eine zentrale Rolle. „Macbeths Hexen“ werden laufend zitiert, aber auch „Hamlet“ und diverse andere Stücke. Offenbar ist „etwas faul im Staate Dänemark“, nur dass diesmal die USA gemeint sind. Feinde aus dem Inneren wie der Senator machen sich daran, die legitimierte Ordnung umzustürzen und eine faschistische Diktatur zu errichten. Das riecht schon stark nach dem Königsmörder Macbeth, der sich zum verruchten Tyrannen aufschwingt. Valonia Fontenelle spielt Lady Macbeth, bis Odd auftaucht, um den Macduff zu geben, der beiden die nukleare Suppe versalzt.

|Annamaria|

Die rätselhafte Frau vom Strand, eine hochschwangere Verbündete, gibt nicht nur Odd eine Menge Rätsel auf. Sie hat eine eindeutige Verbindung zum Jenseits, denn das silberne Glöckchen bannt dessen Geister. Auch die Weisheiten und Kenntnisse, die sie wie selbstverständlich preisgibt, verraten einen Kontakt zu jemandem, der schon längst aus Odds Leben verschwunden ist: Stormy Llewellyn. Doch wie sagt Annamaria so schön? „Alles zu seiner Zeit.“ Im nächsten Band werden wir hoffentlich mehr über die neue Begleiterin des Helden erfahren – und über ihr Kind.

_Die Übersetzung_

99,9% des Textes sind fehlerfrei und daher sehr flüssig zu lesen, aber es haben mich doch ein paar Fehlerchen gestört. Die üblichen Flüchtigkeitsfehler will ich gar nicht aufzählen. Aber auf Seite 97 musste ich doch stutzen. Da heißt es: „Hätte mich jemand hinter (dem Fenster) beobachtet, so hätte ich eine Gestalt gewesen, die sich matt von der Schwärze der lichtlosen Zimmer abhob.“ Was will uns der Autor damit sagen? Zuerst dachte ich, es müsse korrekt „gesehen“ statt „gewesen“ heißen, aber das ergibt auch keinen logischen Sinn. Vielmehr sollte es wohl „wäre“ statt „hätte“ heißen – Odd höbe sich als Gestalt „matt von der Schwärze der lichtlosen Zimmer“ ab. Das ergibt einen Sinn.

Auf Seite 118 heißt es in der ersten Zeilen „wandten sich die Finger um den Türstock“. Aber die Finger wenden sich nicht, sondern sie winden sich. Und dann muss es „wanden“ heißen statt „wandten“.

Auf Seite 124 heißt es in der letzten Zeile: „Ja, aber mir müssen uns hier in der Nähe der Zäune halten.“ Okay, „mir“ kann man in Schwaben und sogar in Bayern sagen („mir san mir“), aber nicht im Hochdeutschen. Dort muss es „wir“ heißen. Auch die übrigen Fehler sind lauter solche Druck- und Flüchtigkeitsfehlerchen.

_Unterm Strich_

Bevor es zu den beiden actionreichen Showdowns kommen kann, verabreicht uns Odd Thomas eine gehörige Dosis seiner privaten Philosophie. Verschlüsselt in zahlreichen Szenen macht der Autor eine Bestandsaufnahme des amerikanischen Lebens in einem Küstenort, der ein wenig an die Truman-Show erinnert: ein Scheinleben, in dem nur noch Rollen gespielt werden, aber von echten Menschen.

Abgehalfterte Schauspieler (Hutch) und Geist gewordene Sänger (Sinatra) trauern einer Vergangenheit nach, von der sie in ihrem Stolz nicht lassen mögen. Kein Wunder also, dass das Senatorentöchterlein Valonia Fontenelle die Welt alt und müde findet. Folglich betreibt sie den Umsturz. Das beste Mittel dazu scheinen ihr ein paar Atomschläge zu sein.

Es dauert lange, bis sich dieses Szenario herausschält, ungefähr bis zur Hälfte des Buches. Hier bildet die Vernehmung durch Sheriff Shackett den Wendepunkt. Von hier ab ist klar, was Odd zu tun hat. Es gibt danach eine Menge Action, allerdings auch dunkle Andeutungen, dass sich im Untergrund von Magic Beach Unheilvolles tue. Aber das kennen wir bereits aus Koontz‘ Romanen „Geschöpfe der Nacht“ und „Im Bann der Dunkelheit“. Auch dort tritt mit Christopher Snow ein Außenseiterheld auf, der von einem Hund begleitet wird und die Welt vor der Katastrophe bewahrt.

An vielen Stellen findet sich die feine Ironie, die Odd kennzeichnet. Anspielungen auf Literatur, Philosophie und Film sorgen für assoziative Untertöne und ermöglichen dem Leser, sich seinen eigenen Reim auf das Geschehen zu machen. Alle diese Anspielungen sind jedoch an die ungebildeten Landsleute Odds völlig verloren. Stattdessen tragen sie Revolver in Damenhandtäschchen herum und schippern thermonukleare Sprengköpfe auf Hafenschleppern durch die Gegend.

Wer sich intensiver mit diesem und den anderen Odd-Romanen befasst, dürfte Koontz‘ eigene Sicht auf Amerika herausschälen können, doch in dieser Rezension ist nicht der geeignete Ort dafür. Dieses Amerika macht Angst – und genau das will Koontz ja. Diese Absicht zu erkennen, macht die Lage aber auch nicht besser.

|Für wen sich das Buch eignet|

Ich habe mich nur im zweiten Teil des Romans gut unterhalten gefühlt. Die erste Häfte plätschert so vor sich hin. Da hätte der Autor mehr draus machen können, fühlte ich und las nur weiter, weil ich die ganze „Odd Thomas“-Reihe lesenswert finde. Aber wer eine kriminalistische Ermittlung erwartet, ist hier an der völlig falschen Adresse. Dann schon lieber den neuen Mo Hayder oder Michael Connelly lesen.

|Taschenbuch: 382 Seiten
Originaltitel: Odd hours
Aus dem US-Englischen von Bernhard Kleinschmidt
ISBN-13: 978-3453266131|
[www.heyne.de]http://www.heyne.de
[oddthomas.deankoontz.com]http://oddthomas.deankoontz.com/

_Dean Koontz bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Anbetung“ 3066
[„Seelenlos“ 4825
[„Schattennacht“ 5476
[„Meer der Nacht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5942
[„Meer der Finsternis“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6119
[„Todeszeit“ 5423
[„Todesregen“ 3840
[„Irrsinn“ 4317
[„Frankenstein: Das Gesicht“ 3303
[„Kalt“ 1443
[„Der Wächter“ 1145
[„Der Geblendete“ 1629
[„Nacht der Zaubertiere“ 4145
[„Stimmen der Angst“ 1639
[„Phantom – »Unheil über der Stadt«“ 455
[„Nackte Angst / Phantom“ 728
[„Schattenfeuer“ 67
[„Eiszeit“ 1674
[„Geisterbahn“ 2125
[„Die zweite Haut“ 2648

Lehane, Dennis – Shutter Island (Lesung)

_Ermittlung in der Irrenanstalt: Fall mit doppeltem Boden_

Im Sommer 1954 wird US-Marshall Teddy Daniels nach Shutter Island zum Ashcliffe Hospital für geisteskranke Verbrecher gerufen. Es soll eine angeblich geflohene Mörderin aufspüren. Doch bald erweist sich die Insel als gefährlicher Albtraum. Wird er sie überhaupt je wieder verlassen? (Verlagsinfo)

Der Psychothriller wurde von Martin Scorsese mit Leonardo DiCaprio und Ben Kingsley in den Hauptrollen verfilmt.

_Der Autor_

Seit 1994 veröffentlicht der Bostoner Autor einen exzellenten Krimi nach dem anderen. „Streng vertraulich!“ war sein erster und wurde gleich mit dem Shamus Award ausgezeichnet. „Mystic River“ von 2003 wurde oscargekrönt von Clint Eastwood verfilmt. In seinen Romanen verarbeitet Lehane u. a. seine Erlebnisse mit geistig behinderten und sexuell missbrauchten Kindern. Alle deutschen Übersetzungen erscheinen bei Ullstein und werden von Andrea Fischer besorgt.

|Dennis Lehane bei Buchwurm.info:|

[Kein Kinderspiel 1433
[Regenzauber 1346
[Mystic River 1340
[Shutter Island 1150
[Streng vertraulich 1435
[In tiefer Trauer 1436

_Der Sprecher_

Oliver Rohrbeck, geboren 1965 in Berlin, ist Schauspieler und Synchronsprecher. Er ist bekannt für seine Sprechrolle als Justus Jonas in der Hörspielserie „Die drei Fragezeichen“. Als Sprecher synchronisierte er Hauptrollen in vielen Filmen und ist die deutsche Stimmbandvertretung von Ben Stiller.

Rohrbeck liest eine von Frank Gustavus gekürzte Fassung. Regie führte Tanja Fornaro, die Herstellungsleitung hatten Christian Neumann und Monja Ecker inne.

_Handlung_

Shutter Island liegt im Außenhafengebiet von Boston, Massachusetts. Die Insel hat eine bewegte Geschichte hinter sich, so etwa dass Piraten hier ihr Gold gehortet hätten, bis das Militär sie vertrieb und eine Festung samt Leuchtturm baute. Nachden Militärs kamen jedoch die Ärzte: Ashcliffe Hospital ist eine Klinik für geistesgestörte Schwerverbrecher, die in drei Blöcken untergebracht ist. Es ist eine Einrichtung der Bundesregierung, und deshalb sind auch Bundes-Marshals Edward Daniels und Chuck All hingeschickt worden.

Marshal Teddy Daniels ist hier in der Gegend aufgewachsen, sein Vater war ein Fischer, der 1938 auf See an Bord eines Walfängers unterging. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte Teddy gegen die Deutschen, von der Landung in der Normandie bis in die Ardennen, der letzten westlichen Offensive der Wehrmacht. Nach dem Krieg lernte er seine Frau Dolores kennen und verliebte sich total in sie. Vor zwei Jahren ist sie beim Brand ihres Mietshauses ums Leben gekommen, doch den Brand legte der Hausmeister, ein gewisser Andrew Ladis. Ladis soll sich hier auf Shutter Island befinden, aber das ist natürlich nicht der offizielle Grund für Teddys Dienstfahrt. Die Vorgesetzten könnten sonst meinen, Teddy wolle sich an Ladis rächen.

Nein, der offizielle Grund, mit der Fähre zur Insel rauszufahren, ist die Flucht einer gewissen Rachel Solando, Patientin des Hospitals und Mörderin ihrer drei Kinder. Dr. Macpherson, der stellvertretende Anstaltsleiter, begrüßt die Marshals und bittet sie, ihre Dienstwaffen abzugeben. Sie tun dies nur unter Protest, der zu Protokoll genommen wird. Der Anstaltsleiter Cawley, ein Psychiater, erklärt ihnen, dass keiner wisse, wie die Patientin entkommen konnte. Oberpfleger Ganton, ein Schwarzer, habe sie ordnungsgemäß als Letzter eingeschlossen. Dennoch ist sie verschwunden – an vier wachhabenden Pflegern vorbei, und noch dazu barfuß. Doch als die Marshals um die Akten der Mitarbeiter bitten, werden diese ebenso verweigert wie die der Patienten. Cawley behauptet, er benötige dafür die Erlaubnis des Kuratoriums, das die Anstalt finanziert.

Die Suche im Hinterland verläuft erfolglos, Teddy bemerkt jedoch die Höhlen in den Klippen und den ehemaligen Leuchtturm. Der werde nun zur Abwasseraufbereitung verwendet, sagt man ihm. Er glaubt es nicht. Er glaubt vieles nicht, was man ihm hier erzählt. So etwa, dass die Strömung im Meer zu stark sei, um darin bis zur nächsten Insel schwimmen zu können. Nur die Ratten, die überall auf den Felsen zu sehen sind, die sind unwiderlegbar. Ein schwerer Sturm ist im Anzug. Wie Teddy erfährt, ist einer der Ärzte, ein gewisser Sheehan, mit der Fähre, auf der er kam, abgereist, um Urlaub zu machen. Ausgerechnet der Mann, der Rachel therapierte, ist also unerreichbar – na prächtig.

Die Vernehmung der Pfleger und der Patienten, die bei der letzten Gruppensitzung Rachels dabei waren, ergibt sehr wenig. Aber eine der Patientinnen, eine vernünftig redende Blondine, schreibt in Teddys Notizbuch: „Lauf!“ Nach dem Abendessen und einem Pokerspiel um Zigaretten gehen Teddy und Chuck zu Bett. In der Nacht träumt Teddy ungewöhnlich lebhaft von seiner Frau Dolores, die ihn der Lieblosigkeit und des Alkoholismus anklagt. „Zähl die Betten! Rachel ist hier!“ Als er den Zettel, den er in Rachels Zelle fand, entschlüsselt, wird ihm einiges klar: Es ist ein einfacher Zahlen-und-Buchstaben-Code, der Rachel Solandos Namen ergibt. Aber was bedeutet die Zahl 67? Auch Chefarzt Cawley weiß es nicht. Zum ersten Mal kommt Teddy der Verdacht, Rachel habe ihn hergelockt. Aber wozu? Teddy plagen Kopfschmerzen und er verrät Chuck die Sache mit Ladis, wegen der er sich um diesen Auftrag bemüht hat.

Inzwischen hat der Sturm die Insel erreicht. Chuck und Teddy finden in einem Mausoleum des Friedhofs Schutz vor stürzenden Bäumen und heulendem Wind. Mit einer Fähre ist jetzt garantiert nicht zu rechnen, sie sitzen hier fest. Das Ashcliffe Hospital ist keine Behandlungsklinik, sondern ein Forschungszentrum, das vom Komitee gegen unamerikanische Umtriebe finanziert wird, weiß Chuck. Aber was wird hier eigentlich erforscht? Vielleicht gibt die Station C darüber Aufschluss, doch Station C, untergebracht in der alten Festung, ist selbst für U.S. Marshals tabu.

Jedenfalls so lange, bis ihnen der Hurrikan dort Tür und Tor öffnet …

_Mein Eindruck_

„Shutter Island“ ist ebenso Thriller wie Psychodrama, und als solches stellt er die ganze Vorstellung, die sich der Leser bzw. Hörer von der Handlung macht, auf raffinierte Weise auf den Kopf. Zunächst betrachtet Teddy die Anstalt mit den Augen eines unter Verfolgungswahn Leidenden: Alle sind seine Feinde, insbesondere die Ärzte. Nach dem besuch in Station C stellt er sich ein stalinistisches Lager von Gehirnwäschern vor, das von Ex-Nazis geleitet wird. Aber ist das wirklich so, müssen wir uns fragen.

Teddy, unser Gewährsmann, hat die gelben Pillen von Dr. Cawley geschluckt, obwohl ihn seine innere Stimme (ganz besonders Dolorores) eindringlich davor gewarnt hat. Doch die Schmerzen der Migräne waren zu stark, und er schluckte die Pillen. Die Schmerzen sind vier Stunden später zwar weg, aber ist das, was er nun erlebt, auch wirklich – oder entspringt es nur seiner Einbildung? Mich erinnert dieser Plot sehr an einen der radikaleren Romane von Philip K. Dick, etwa an „Ubik“.

Nachdem Chuck für ihn das Einlieferungsformular für Andrew Ladis in Station C gefunden hat, hat Teddy die Handhabe, das Hospital schließen zu lassen und damit die Karrieren einer Menge verdienter Ärzte zu beenden, allen voran die von Dr. Cawley. Teddy erscheint es darum völlig logisch, dass die Anstaltsleitung alle Heben in Bewegung setzt, um ihn, Teddy, daran zu hindern, die Insel mit diesem brisanten Beweisstück zu verlassen. Sogar ein Ablenkungsmanöver wie die Sprengung von Dr. Cawleys geliebtem Oldtimer kann die Wachen nicht genügend abhalten, um die Fähre, die nun endlich eingetroffen ist, unbewacht zu lassen.

Teddy hat in den Höhlen, die er in den Klippen entdeckte, eine Frau getroffen. Da sie ein Skalpell trägt, muss sie entweder Patientin oder Ärztin sein. Er ist überzeugt, die echte Rachel Solando vor sich zu haben. Sie sagt, sie habe gegen die Methoden der Anstaltsleiter protestiert, doch vergeblich, und man habe sie zur Patientin degradiert. Denn es sei absolut unmöglich für einen, der zum Wahnsinnigen erklärt worden sei, seine Unschuld zu beweisen. Es ist ein Catch-22: Alles, was er argumentiert, wird als Beweis für seinen Wahnsinn aufgefasst.

Folglich gibt es kein Entkommen, auch nicht für Teddy Daniels. Teddy braucht Dr. Cawley nur zu sagen, er habe einen Kollegen namens Chuck All und – zack! – reif für die Klappsmühle. Denn Teddy glaubt doch nicht etwa, dass dieser Kollege, mit dem er noch nie zusammengearbeitet hat, echt ist, oder? Ob Teddy das Nervengift, das man ihm in Kaffee und Zigaretten verabreicht habe, schon spüre?

In einem Klima der wachsenden Paranoia muss Teddy alle seine Annahmen überprüfen – und wir ebenfalls. Um nicht alles zu verraten, sei nur gesagt, dass die Codes, die Rachel angeblich hinterlassen hat, wichtige Hinweise sind, auf das, was wirklich vorgeht. Es wird noch einige Überraschungen geben. Ich kann mir Leonardo DiCaprio in der Rolle des Teddy Daniels sehr gut vorstellen: ein Mann, der zunächst absolut integer erscheint, und sich dann doch als das Gegenteil erweist.

_Der Sprecher_

Oliver Rohrbeck, die deutsche Stimme von Ben Stiller, hat bereits in den Lesungen von Garth Nix’ siebenteiliger Fantasyreihe „Die Schlüssel des Königreichs“ seine sprecherischen Qualitäten und seine Vielseitigkeit unter Beweis gestellt. Ich hielt seinen Stimmumfang bislang für begrenzt, aber das hat sich jetzt geändert. Es gelingt ihm in „Shutter Island“ mühelos, die zahlreichen weiblichen Stimmen darzustellen. Insbesondere Dolores, Teddys verstorbene Frau, spielt eine ganz zentrale Rolle – als Stimme seines Gewissens, als Figur in seinen Träumen und als Hauptfigur in seinem finalen Erleben. Sie wirkt an keiner Stelle lächerlich: So könnte eine weibliche Stimme, die verführen soll, wirklich klingen. Natürlich gibt es auch vernünftig klingende Frauen wie Bridget Kearns, oder alte Schachteln wie die Moonpie-Lady, die eher krächzt als trällert.

Die Stimmen der männlichen Figuren sind eindeutig zu unterscheiden und charakterisieren die jeweilige Figur. Dr. Naring, der Kuratoiumsvorsitzende mit dem deutschen Namen (ein verkappter Nazi etwa?), klingt so zwielichtig böse, dass man Teddys Abneigung mühelos nachvollziehen kann. Dr. Cawley – im Film gespielt von Ben Kingsley – ist ebenso zwielichtig, einerseits scharfsichtig als Psychiater, andererseits fähig zu jeglicher Hinterlist, denkt Teddy. Und dann der Direktor erst: ein Bursche mit babyblauen Augen, der über die Notwendigkeit der Gewalt im Plan Gottes daherphilosophiert. Da schaudert es den Hörer unweigerlich.

Die wichtigsten Männerfiguren sind Teddy und Chuck. Chuck ist stets der coole Kumpel, mit dem man Pferde stehlen könnte, aber allmählich erscheint er in einem anderen Licht. Teddy klingt anfangs ganz normal, aber seine Stimme verändert sich je nach Situation und Emotion. Ganz hervorragend wechselt der Sprecher im finalen Showdown Teddys stimmlichen Ausdruck, von Selbstsicherheit und überlegenem Zweifel hin zu Selbstzweifel und Selbsthinterfragung. Bis in einem langen Monolog, der in einer traumhaft gehobenen Stimmlage vorgetragen wird (man denke an Hamlet oder Leopold Bloom in „Ulysses“), das Grauen langsam in Teddys Stimme schleicht, und aus Grauen Wahnsinn wird. Klasse!

Ich konnte keinerlei Aussprachefehler erlauschen.

|Musik|

Da es weder Musik noch Geräusche auf der Aufnahme gibt, brauche ich darüber kein Wort zu verlieren.

_Unterm Strich_

Der Thriller bleibt auf vier Fünfteln der Strecke absolut spannend und wird zunehmend beklemmend. Doch das letzte Fünftel ist nicht mehr Thriller, sondern pures Psychodrama. Das erweist sich aber auch als notwendig, um die Welt, die wir hier durch Teddys Augen gesehen haben, komplett auf den Kopf zu stellen. Die Werte von Gut und Böse, von Heiler, Opfer, Verfolger, Strafe und Erlösung verkehren und relativieren sich. Das Finale ist erschütternd, indem es Einblick in echten Wahnsinn gewährt. Der Schluss jedoch ist wieder auf ironsiche Weise witzig, nach dem Motto: Wir sind zwar die Irren, aber es wäre doch gelacht, wenn wir nicht aus dieser Anstalt rauskämen.

Die Aussage des Buches ist deutlich, und doch spannend verpackt. Dass sich die Geschichte obendrein in einer Ära der Kommunistenhatz und Paranoia zugetragen haben soll, wirft ein Licht auf jene Zeit. Ganz nebenbei kommentiert der Autor eine Wende in der Psychiatrie, weg von der Gesprächstheorie, die dem Patienten eine Chance lässt, hin zum Einsatz von Psychopharmaka, die der Patient schlucken muss, will er nicht der Lobotomie entgehen, der „Hirnamputation“.

Das klingt ziemlich grimmig, und wenn man die Hintergrundgeschichte mit Dolores und Teddy erfährt, dann wird sie auch erschütternd. Das man sie nun verfilmt hat, spricht aber dafür, dass die Geschichte ernstzunehmen ist. Sie ist kein Effekt heischendes Hirngespinst, sondern ein Kommentar auf den Zusammenhang zwischen Verbrechen, Gewalt und Wahnsinn , nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen.

|Das Hörbuch|

Eigentlich hätte ich einen Sprecher mit einer tieferen, sonoren Stimmlage für einen so grimmigen Stoff erwartet, beispielsweise Wolfgang Pampel. Aber Oliver Rohrbeck macht seine Sache sehr gut, indem er sich als flexibler und feinfühliger Handhaber von Stimmlagen, Klangfärbungen und emotionalem Ausdruck erweist. Er kann die Figuren zwar nicht hundertprozentig zum Leben erwecken, aber er kann wenigstens hinter ihnen verschwinden, und das gelingt auch nicht jedem Sprecher. Um die Lesung zu einem Fünf-Sterne-Erlebnis zu machen, hat mir die entsprechende Musik gefehlt. Geräusche hätten hingegen nur gestört. Andy Matern hätte solche Musik wohl adäquat beisteuern können.

|6 CDs mit 470 Minuten Spielzeit
Aus dem US-Englischen übersetzt von Andrea Fischer
ISBN-13: 978-3-7857-4225-9|
[www.luebbe-audio.de]http://www.luebbe-audio.de/
[www.lauscherlounge.de]http://www.lauscherlounge.de/

Clive Barker – Das dritte Buch des Blutes (Lesung)

Der Leichentuchkiller: Wildwest in Soho

Leser mit schwachen Nerven seien gewarnt: Clive Barker ist nichts für zart besaitete Gemüter! In seinen phantastischen Geschichten beschwört er voller Wortgewalt das Grauen und geht über alles hinaus, was man sich in seinen schlimmsten Alpträumen vorgestellt hat. (Verlagsinfo) Für seine „Bücher des Blutes“ bekam Clive Barker 1985 den |World|- und den |British Fantasy Award|. Seine Schrecken sind (meist) in der realen Welt angesiedelt, im Hier und Jetzt, oft sogar mitten in der Großstadt.

Das Hörbuch enthält zwei ausgewählte Erzählungen und ist für Hörer ab 14 Jahren zu empfehlen.

Der Autor

Clive Barker, 1952 in Liverpool geboren, ist der Autor von bislang zwanzig Büchern, darunter die sechs „Bücher des Blutes“. Sein erstes Buch für Kinder trägt den Titel „The Thief of Always“ (Das Haus der verschwundenen Jahre). Er ist darüber hinaus ein bekannter bildender Künstler, Filmproduzent und -regisseur [(„Hellraiser 1“) 2433 sowie Computerspiel-Designer

Er lebt in Beverly Hills, Kalifornien, mit seinem Lebenspartner, dem Fotografen David Armstrong, und ihrer Tochter Nicole. Sie teilen sich das Haus mit vier Hunden, fünf Goldfischen, fünfzehn Ratten, unzähligen wilden Geckos und einem Papagei namens Malingo.

Seit 2002 veröffentlicht Barker einen Zyklus von wunderschön illustrierten Kinderbüchern mit dem Titel [„Abarat“. 1476 Alle Bücher spielen in der titelgebenden Fantasywelt, die – wie könnte es anders sein – auch einige teuflische Figuren vorweisen kann. Sie machen der 16-jährige Heldin Candy Quackenbush das Leben im Abarat schwer.

Der Sprecher und andere Mitwirkende

Matthias Koeberlin, geboren 1974, absolvierte die Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam. Für seine Verkörperung des Ben in „Ben & Maria – Liebe auf den zweiten Blick“ erhielt er den Günther-Strack-Fernsehpreis. Für seine Interpretation des Lübbe-Hörbuchs [„Das Jesus-Video“ 267 wurde er für den Deutschen Hörbuchpreis des WDR (2003) nominiert. In der ProSieben-Verfilmung des Bestsellers spielte er den Stephen Foxx.

Regie führte Kerstin Kaiser, die musikalischen Motive stammen von Andy Matern.

Andy Matern wurde 1974 in Tirschenreuth, Bayern geboren. Nach seiner klassischen Klavier-Ausbildung arbeitete er einige Jahre als DJ in Clubs. Seit 1996 ist er als freiberuflicher Keyboarder, Produzent, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits mehr als 120 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen.

Bereits Andy Materns erste Hörbuch-Rhythmen erreichten schnell Kultstatus bei den Fans und der Fachpresse. Durch seine musikalische Mitarbeit wurde „Der Cthulhu-Mythos“ zum besten Hörbuch des Jahres gewählt (Deutscher Phantastik Preis 2003). Andy Matern lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfos)

Das Hörbuch bietet lediglich eine Auswahl aus den Storys des Buches, das 1984 erstmals erschien.

Die Erzählungen

1) Sündenböcke

Auf einem Segeltörn stranden die vier jungen Besatzungsmitglieder auf einer winzigen Hebrideninsel vor Schottland. Raymond, Jonathan, Angela und Frankie, die Köchin. Ray, der irgendwie das Kommando übernommen zu haben scheint, flucht über Nebel, Funkstille und überhaupt alles, was ihm über den Weg läuft. Nach einer Weile des Herumärgerns machen sich die vier Twens auf den Weg, um die öde Insel zu erkunden, auf der ihre |Emmanuelle| gestrandet ist.

Sie machen ein paar beunruhigende Entdeckungen. Erst einmal: Es wohnt keine Menschenseele hier, und es stinkt erbärmlich. Unrat und massenhaft Fliegen wirken nicht gerade einladend. Auf der anderen Seite stoßen sie auf einen Pferch, in dem drei krank aussehende Schafe weiden. Seltsam: Hat man die Viecher hier ausgesetzt? Aber wofür? Jonathan, der besoffen ist, nennt Angela, die zu Ray gehört, ein „dummes Luder“, und Frankie nennt ihn dafür ein „fieses Schwein“. Jonathan wiederum flucht über die „bekackten Schafe“, von denen eines zusammengebrochen ist. Mit einem Stein schlägt er dem wehrlosen Tier den Schädel ein. Als er wieder aus seinem Blutrausch erwacht, kotzt er sich die Seele aus dem Leib.

Frankie, die angeekelt ist, wundert sich über den Gestank und die ständig rieselnden und klappernden Steinlawinen. Was kann sie bloß verursachen? Inzwischen hat Ray herausgefunden, dass diese Insel ein Grabhügel für die Gefallenen der Weltkriege ist. Sie wurden hier angeschwemmt. Einer der kullernden Stein trifft Jonathans Schädel und schlägt ihn ein.

Da taucht ein Einheimischer auf, ein Fischer, wie es scheint. Er jammert: „Was habt ihr angerichtet? Ihre Gaben …“ Er hat das getötete Schaf gesehen. Die Schafe waren Gaben der Anerkennung an die Toten.

Diesen Frevel sollen die Anwesenden, ob Besucher oder Einheimische, mit dem Leben bezahlen. Denn nun machen sich alle Steine der Insel auf verhängnisvolle Weise selbständig …

Mein Eindruck

Die Erzählung greift drei Themen auf und verknüpft sie auf komplexe Weise. Die vier Reisenden auf dem Boot mit dem bezeichnenden Namen „Emmanuelle“ sind nicht miteinander verheiratet und frönen der freien Liebe, wenn auch nicht untereinander, sondern in den Paaren Ray & Angela sowie Frankie & Jonathan. Ihre lustbetonte Weltanschauung wird konfrontiert mit den zwei Themen Tod und Religion. Der Grabhügel gehört den Toten, welche nach Anerkennung heischen wie auf einem Friedhof. Stattdessen verhöhnt der besoffene Jonathan die Toten, indem er die Gabe der Anerkennung, eines der Schafe, mutwillig erschlägt.

Obwohl von Kreuzen und Kirchen weit und breit nicht die Rede ist, hat Jonathan dennoch gegen ein religiöses Gebot verstoßen: Ehrung der Toten. Die Sühne des Frevel kann nur in seinem eigenen Tod bestehen, doch dabei bleibt es nicht: Alle müssen sterben, damit sie sich dem Totenheer anschließen, selbst die relativ unschuldige Frankie.

Von Anfang an spielt der Text auf Jesus an. Raymond, der Anführer, soll einen „Jesus-Komplex“ haben, und seine Freundin Angela versucht „die Speisung der Fünftausend“. Ray schließlich sieht im Tod aus, als wolle er übers Wasser wandeln, doch er ist nur eine Marionette jener Puppenspieler, die auf der Insel der Toten das Sagen haben. Diese Puppenspieler haben für Jesus genauso wenig übrig wie Ray. Sie sind Heiden und verlangen Anerkennung, Huldigung. Ihre Strafe für Frevel ist nicht nicht christliche Vergebung, sondern heidnische Vergeltung. Die Opfer werden selbst Mitglieder des Totenreichs.

2) Bekenntnisse eines (Pornografen-) Leichentuchs

Ronny Glass, 32, dementiert, dass er jemals ein Pornograph gewesen sei, ja, er mochte nicht mal Sex, denn er war schließlich mit Bernadette, einer braven Katholikin, verheiratet und hatte zwei ebenso brave Töchter mit ihr. Der Buchhalter hatte nur ein einziges Laster, das ihm zum Verhängnis wurde: Habgier.

Eines Tages bot ihm ein Unternehmer namens McGuire einen Buchhaltungsjob in Soho an, den Ronny gleich hätte ablehnen sollen. Aber wie gesagt: Habgier. Und McGuire ist großzügig, denn er braucht Ronny, um seinem zwielichtigen Unternehmen einen seriösen Anstrich zu verleihen. Worin dieses besteht, entdeckt Ronny nur durch Zufall. Er stolpert in die Lagerhalle, und da stehen sie: Paletten voller Pornomagazine. Ronny kann sich kaum sattsehen an den Schweinereien. „Sex pur! Grauenvoll!“ Diese Ablehnung amüsiert McGuire keineswegs und er droht, Ronnys guten Ruf zu zerstören, sollte er nicht kooperieren. Angstvoll haut Ronny zu, doch McGuire schlägt zurück.

Ronny muss Bernadette anlügen und kann nicht schlafen. Am Sonntag ist seine Ehe ruiniert, sein Ruf zerstört: Die Sonntagszeitungen pfeifen es von allen Dächern, dass er ein Pornograph sei. Seltsam, dass McGuire kein einziges Mal erwähnt wird. Ronny sinnt auf Mord und greift McGuire und dessen Männer tätlich an, doch er zieht schließlich den Kürzeren und landet in der Leichenhalle. Hier beginnt Ronnys zweites Leben.

Nachdem sich sein Geist in das Leichentuch übertragen hat, bevor der Körper entsorgt wird, kann sich Ronny wieder auf den Weg machen, um seine Rache zu vollenden. Doch wie stellt es ein Leichentuch an, einen schwer bewachten Gangsterboss um die Ecke zu bringen?

Mein Eindruck

Thematisch dreht sich die Story um die Verflechtung der Unterwelt mit der Polizei, auch wenn es sich „nur“ um so genannte Pornographen handelt (von denen es in Merry Old England einige gibt) sowie um die Verstrickung eines unbescholtenen Mannes mit diesen kriminellen Kreisen.

In erzählerischer Hinsicht entwickelt sich die anfängliche Blut & Mord-Story zu einer immens grotesken Gespenstergeschichte. Ein auf der Straße wandelndes weißes Leinentuch, das Mordgedanken hegt? Wie lächerlich? Doch der Autor hieße nicht Barker, wenn er dieses irrsinnige Konzept nicht mit tödlicher Präzision und Beharrlichkeit ins Ziel steuern würde. Auch am finalen Schauplatz des Showdowns hagelt es wieder groteske Momente, so etwa der, als McGuire entdeckt, dass es seine Frau mit seinem Leibwächter treibt. Da fliegen wieder die blauen Bohnen um die Wette!

Doch was wird aus Ronny, dem heroisch rächenden Buchhalter mit den ungeahnten Machoqualitäten? Er endet als Wischtuch in einer Kirche. Dort haben die Spermaflecken, die der Pfarrer beim Fotografieren einer Nutte verursacht, schließlich nichts zu suchen. Der Kreis der Sünde schließt sich.

Der Sprecher

Als ausgebildeter Schauspieler weiß Koeberlin seine Stimme wirkungsvoll einzusetzen und die Sätze deutlich und richtig betont zu lesen. Auch die Aussprache aller englischen Namen und Bezeichnungen geht reibungslos vonstatten. Aber die Flexibilität seiner Stimme scheint noch relativ begrenzt zu sein. Der weiblichen Stimmlage passt sich Koeberlin ein wenig an. Selten sinkt die Lautstärke zu einem Flüstern herab oder erhebt sich zu einem Fauchen. Keuchen, Zischen, sogar Würgen gehören zum breiten Repertoire der situationsbetonten Darstellung.

Die Betonung hat sich inzwischen der des |Lübbe|-Stammgastes David Nathan angenähert, und das tut Koeberlins Vortrag sichtlich gut. Er ist wesentlich eindringlicher als noch beim „ersten Buch des Blutes“, besonders in der grotesken „Leichentuch“-Erzählung. Seine stimmliche Darstellung im Zusammenspiel mit den Soundeffekten und der Hintergrundmusik bildet ein eindringliches Stück Kopfkino, das mir selbst nach Wochen immer noch in Erinnerung geblieben ist.

Die Musik

Die Musik von Matern ist dasjenige Stilelement, das den Zauber dieser Lesung ausmacht. Sie kommt selbstverständlich als Intro und Outro zum Einsatz, und regelmäßig ist an den spannenden und dramatischen, sprich; gruseligsten Stellen Hintergrundmusik zu hören. Diese nun aber zu charakterisieren, stellt sich als schwierige Aufgabe heraus. Ich konnte kein einzelnes Motiv heraushören, vielmehr handelt es sich um Klangfolgen mit klassischen Instrumenten (und wohl dem einen oder anderen Synthesizer), die eine Atmosphäre der Beunruhigung, Anspannung, kurzum: des Grauens erzeugen. Um diese Wirkung erzielen, hat Andy Matern jedenfalls ganze Arbeit geleistet.

Unterm Strich

Ich kann das Hörbuch mit Einschränkungen empfehlen. Eine Einschränkung betrifft das Fehlen von drei der fünf Erzählungen aus der literarischen Vorlage: „Rohkopf Rex“, „Der Zelluloidsohn“ und „Menschliche Überreste“. „Sündenböcke“, die erste Erzählung des Hörbuchs, verrät etwas von der Sprachgewalt und Stimmungsmalerei, zu der Barker in seinen besten Geschichten fähig ist. „Bekenntnisse eines (Pornographen-) Leichentuchs“ ist mehr auf groteske Effekte und handfeste Action aus, sozusagen die Wildwestversion einer Gespenstergeschichte.

Die seit dem „ersten Buch des Blutes“ beträchtlich verbesserte Vortragskunst des Sprechers eignet sich meines Erachtens gut für die dramatischeren gruseligen Stellen. Massiv wird Koeberlin unterstützt von Andy Materns ausgezeichnet passender Musik, die für die entsprechende Gänsehaut sorgt.

Books of Blood vol. 3, 1984
Aus dem Englischen übersetzt von Peter Kobbe
147 Minuten auf 2 CDs

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Buzz Aldrin / John Barnes – Begegnung mit Tiber

Mit Buzz Aldrin wagte sich wieder einmal ein Fachmann der bemannten Raumfahrt an einen SF-Roman – das kann ein Vor- oder ein Nachteil sein. Aldrin betrat nach Neil Armstrong als zweiter Mensch den Mond. Nach dieser Apollo-11-Mission promovierte er über Astronautik und gilt auch als Experte für Raumfahrtpolitik. Bereits auf den ersten Seiten merkt der Leser, dass hier jedes einzelne Detail, jeder Handgriff im Umgang mit einem Raumfahrzeug bekannt und belegbar ist. Man kann sich beruhigt zurücklehnen und genießen, wenn man ein Technikfan ist. Andere Leser dürfte eher anöden, wenn sich der Experte seitenlang über eine Unzahl von Raumfahrzeugen und Flugmanöver auslässt.

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Dean Koontz – Die Anbetung (Odd Thomas 1)


Die schwarze Kammer des Bösen

Odd Thomas, ein Koch in einer Frittenbude in Südkalifornien, hat eine einzigartige Fähigkeit: Er kann die Toten sehen. Nur sehr wenige Mitmenschen wissen davon, darunter seine Freundin Stormy, eine Eisverkäuferin, und Sheriff Porter. Ein merkwürdiger Fremder taucht in Pico Mundo auf, und wegen seines Aussehens nennt Odd ihn den Pilzmann.

Den Pilzmann umgeben hyänenartige Schattenwesen, die Odd als Vorboten und Zuschauer eines fürchterlichen Todes kennt. Odd muss nicht nur seinen übernatürlichen Spürsinn einsetzen, sondern auch sein Köpfchen, denn er hat Angst vor Waffen. Kann er die sich anbahnende Katastrophe verhindern?

_Der Autor_

Dean Koontz wurde 1945 in Pennsylvania geboren, musste in seiner Jugend hungern, schrieb Schundromane für einen Hungerlohn, lernte seine Frau Gerda kennen und konnte schließlich mit ihr nach Kalifornien ziehen, wo das Ehepaar seither stets mit einem Golden Retriever zusammenlebt. Es gibt kein einziges Koontz-Buch der letzten Jahre – etwa seit „Geschöpfe der Nacht“ -, in dem nicht mindestens ein Loblied auf diese Hunderasse angestimmt wird.

Die zahlreichen Thriller und Horror-Romane des schärfsten Konkurrenten von Stephen King wurden sämtlich zu Bestsellern und in über 30 Sprachen übersetzt. Weltweit hat Koontz laut Verlag über 325 Millionen Exemplare verkauft. Leider wurden bislang nur wenige von Koontz‘ Büchern verfilmt. Die beste Verfilmung ist meiner Meinung nach „Intensity“, aber der Film strapaziert die Nerven derart, dass er höchst selten gezeigt wird.

Der |Odd|-Zyklus bislang:

1) Odd Thomas (2004, deutsch 2006 als „Die Anbetung“)
2) Forever Odd (2005, deutsch 2008 als „Seelenlos“)
3) Brother Odd (2006)
4) Odd Hours (Mai 2008)
5) Odd Passenger: mehrere Web-Episoden (Webisoden) online (auf YouTube)
6) In Odd We Trust (Juli 2008, Graphic Novel)

|Dean Koontz auf Buchwurm.info:|

[„Seelenlos“ 4825
[„Irrsinn“ 4317
[„Todesregen“ 3840
[„Frankenstein: Das Gesicht“ 3303
[„Die Anbetung“ 3066
[„Kalt“ 1443
[„Der Wächter“ 1145
[„Der Geblendete“ 1629
[„Nacht der Zaubertiere“ 4145
[„Stimmen der Angst“ 1639
[„Phantom – »Unheil über der Stadt«“ 455
[„Nackte Angst / Phantom“ 728
[„Schattenfeuer“ 67
[„Eiszeit“ 1674
[„Geisterbahn“ 2125
[„Die zweite Haut“ 2648

_Handlung_

Odd Thomas lebt in Pico Mundo, einer 40.000-Seelen-Stadt irgendwo in Südkalifornien unweit einer Luftwaffenbasis, und arbeitet hier in einer besseren Frittenbude als Garkoch. Eines Tages musste er sehr zu seinem Leidwesen feststellen, dass er die Fähigkeit besitzt, die Toten zu sehen. Jedenfalls diejenigen, die sich noch an irdische Dinge klammern, so etwa Elvis Presley, der ständig flennt. Aber er sieht auch hyänenartige Schattenwesen, die nach einem englischen Ausdruck „Bodachs“ nennt. Sie erscheinen dort, wo der Tod bald seine Arbeit verrichten wird.

Er sieht sie wieder, als sie eines Morgens in das Grillrestaurant eindringen, in dem er arbeitet, und sich die Gäste ansehen. Besonders einen umschwärmen sie: einen Weißen mit einem käsigen, schwammigen Gesicht. Odd nennt ihn bei sich den „Pilzmann“. Er spürt, dass von ihm Unheil droht. Er sieht ihn wieder, als Odd seine Freundin Stormy Llewellyn besucht, die in der Einkaufspassage Eis verkauft. Daraufhin folgt er ihm, nachdem er Chief Porter Bescheid gegeben hat. Der Sheriff ist wie ein Vater für ihn.

Vor dem Haus des Pilzmannes wartet er, bis dieser das Haus wieder verlässt. Das Eindringen ist kinderleicht. Seltsamerweise scheint die Wohnung zwei gegensätzliche Persönlichkeiten widerzuspiegeln, die eine schlampig, die andere pedantisch. Letztere zeigt sich im Büro des Pilzmannes: ein penibel geführtes Archiv von Massen- und Serienmördern. An der Wand hängen Poster von Charles Manson und Mohammed Atta, dem Anführer der Al-Kaida-Attentäter vom 11. September.

Das Allerseltsamste ist jedoch ein Raum, in dem schwarzes Nichts jedes Licht verschluckt. Nur ganz hinten scheinen zwei rote Lichter böse zu brennen. Mutig begibt sich Odd hinein und stellt fest, dass es sich nicht nur um eine andere Dimension handelt, sondern auch um eine Zeitmaschine. Er kehrt ein paar Minuten vor dem Zeitpunkt zurück, zu dem er sie betreten hat und kann sein früheres Ich sehen, wie es die Kammer betritt. Äußerst merkwürdig. Indem er ein zweites Mal hineingeht, schließt er die Kammer. Sie wird zu einem ganz normalen Raum: dem Archiv des Bösen. Und Odds Kopie verschwindet ebenfalls. Stattdessen dringen aus der Kammer weitere Bodachs hervor …

Jetzt ist Odd klar, dass seiner Stadt und all den geliebten Menschen darin schlimmstes Unheil droht. Ein prophetischer Albtraum, den er Stormy und Porter erzählt, zeigt ihm ermordete Menschen, doch wo das ist, kann er nicht erkennen. Er weiß nur, wann es passiert: Im Tageskalender des Pilzmannes ist der 15. August angestrichen, und das ist bereits am nächsten Tag.

Odd ist sicher, dass ihm weniger als 24 Stunden bleiben, um Pico Mundos Menschen vor der bevorstehenden Katastrophe zu bewahren. Doch der Gegner, mit dem er es zu tun hat, hat erkannt, dass er erkannt worden ist, und bereitet einen Gegenschlag vor …

_Mein Eindruck_

„Odd“ bedeutet im Englischen „ungleich, schräg, sonderbar“. Doch das ist das Letzte, das Odd Thomas sein will. Denn es bedeutet, einsam zu sein und jede Hoffnung zu verlieren. Er ist auf seine Freunde angewiesen, und seine Freundin Stormy liebt er innig, auch wenn sie ihn ständig triezt. Aber wie sich im Laufe der Handlung herausstellt, ist Odd um einiges normaler und menschlicher als so mancher seiner Zeitgenossen.

Das gilt natürlich für die durchgeknallten Typen, die den Anschlag vorbereiten, sowieso. Aber auch Odds Besuche bei seinem Vater, einem sorglos lebenden Sexprotz mit jungen Gespielinnen, und seiner Mutter, die partout keine Verantwortung übernehmen will und ihn mit einem Revolver verjagt, machen deutlich, dass es Schlimmeres gibt als mit Odds Gabe versehen zu sein.

|Die Gabe|

Odd selbst kann sich nicht entscheiden, ob die Gabe, Totengeister und Bodachs – sie erinnern an die „Besucher“ in „The Gathering“ – sehen zu können, ein Segen oder ein Fluch ist. Doch mit dem Helden in der Christopher-Snow-Trilogie hat Odd gemein, dass er zwar außerhalb der Gesellschaft der Normalos steht, ihr aber zu Hilfe und Beistand verpflichtet ist. Denn nur dort findet er jene menschliche Wärme, die ihm Vater und Mutter verweigerten. Dass ihn dies zu einer Art Samariter oder klassischem |Marvel|-Comics-Supermenschen macht, ist klar, ihm aber nicht bewusst. Und wenn man Odds Weg ein paar Stunden lang gefolgt ist, dann will man garantiert nicht mehr mit ihm tauschen.

|No guns!|

Wird es einmal so spannend, dass der Leser an den Nägeln zu kauen beginnt, dann legt der Ich-Erzähler wieder einmal eine seiner Denkpausen ein – und macht als nächstes etwas ganz anderes als das, was man erwartet hat. Weil seine Mutter ihn regelmäßig mit einer Pistole bedrohte, hat Odd Angst vor Waffen aller Art und benutzt Schusswaffen nur im äußersten Notfall. Er muss sich häufig mit einer alternativen Strategie aus der Patsche helfen.

Das fand ich sehr sympathisch, denn es zeigt Waffenfetischisten (von denen es in Koontz‘ Heimat jede Menge gibt), dass man sich auch auf andere Weise verteidigen kann. Überhaupt ist Odd bzw. Koontz in der Lage, die Amerikaner auch von außen in ihren Eigenarten anzusehen, was bei einem amerikanischen Unterhaltungsschriftsteller ein seltenes Phänomen ist. Vielleicht hat ja seine deutsche Frau Gerda dazu beigetragen.

|Selbstironie|

Odd ist ein Ausbund an Selbstironie. So entschuldigt er sich einmal, dass er nicht der Ritter sei, den den schrecklichen Jabberwock erlegt. Das ist ein Hinweis auf das gleichnamige Nonsensgedicht „Jabberwocky“ von Lewis Carroll, dem Schöpfer von Alice im Wunderland (es steht im zweiten Band). Warum sollte sich ein junger Mann mit einem Ritter vergleichen, den sowieso niemand ernst nehmen kann? Das ist ja gerade der Witz.

|Elvis|

Auch die Begegnungen mit Elvis „The King“ sind einerseits ironisch, andererseits von echtem Mitgefühl geprägt. Odd hat wie der King seine Mutter verloren und kann nachfühlen, wie es Elvis geht. Wie jeder, der Elvis‘ Biografie gelesen hat, liebte dieser seine Mutter Gladys über alles, doch sie starb, bevor er noch den Gipfel seines Ruhm erklommen hatte, und er geriet – wie sie gesagt hätte – auf Abwege, indem er Drogen missbrauchte und von Medikamenten abhängig wurde. Daher starb er bereits mit 42 Jahren. Der Geist des toten Elvis kann nicht von der Erde lassen, weil er hofft, durch Odd noch einmal seine Mutter sehen zu können – oder weil er fürchtet, was seine Mutter zu ihm als Tadel sagen würde, würde er ihr in die jenseitige Welt folgen. Dem Lesepublikum des Autors dürfte diese Geschichte ganz besonders nahegehen.

|Der Auftrag|

Wie in vielen von Koontz‘ Romanen kommt auch hier ein Schriftsteller vor. Zu allem Überfluss ist der fettleibige Ozzie Boone auch noch ein Autor von Krimis (die im Englischen „Mystery“ heißen, aber nichts mit Mysterien zu tun haben). Mit Odd versteht sich Ozzie ausgezeichnet, und die Unterhaltung, die sie an Ozzies Tisch führen, ist eine der vergnüglichsten, schrägsten Lektüren, die ich in den letzten Jahren genießen durfte. Nur Ozzies Kater „Terrible Chester“ bereitet Odd wirklich Sorgen, weil er ihn unverwandt anstarrt und ihm hin und wieder auf die Schuhe pinkelt. Es ist Ozzie, der Odd den Auftrag gegeben hat, über seine ungewöhnlichen Erlebnisse vor der Katastrophe am 15. August zu ein Buch zu schreiben.

|Spannung der Diskrepanz|

Dieses Buch ist durchaus spannend zu lesen, und zwar nicht bloß wegen des Attentats auf Chief Porter oder der drohenden Katastrophe, sondern weil es der Autor/Erzähler versteht, eine Art psychologische Dauerspannung zu erzeugen, indem er durch den Kontrast „Normalleben“ und „Odd-Leben“ eine Diskrepanz aufzeigt, die einen ständigen Widerspruch erzeugt, der niemals aufzulösen ist.

Und selbst dann, als Odd, der Ich-Erzähler – und mit ihm der Leser – meint, jetzt sei alles überstanden und in Butter, kann dieser Widerspruch doch nicht aufgelöst werden, ohne dass Odd verrückt wird. Daher gibt es am Schluss noch einen überraschenden Schlenker, der den Leser unvorbereitet trifft und ihn deshalb umso treffsicherer schockieren wird.

|Die Übersetzung|

Bernhard Kleinschmidt hat sehr gut übersetzt, und zwar häufig genau so, wie man sich in Deutschland ausdrücken würde, also beispielsweise mit „Denkste!“ und dergleichen. Die meisten Fehler, die ich fand, sind banale Druckfehler, so etwa auf Seite 383 „Bewohnter“ statt „Bewohner“. Auf Seite 465 fragte ich mich aber, ob das Wort „Entzückung“ nicht besser durch das geläufigere „Entzücken“ ersetzt werden sollte. Gemeint ist ja das Gleiche, aber „Entzücken“ scheint mir korrekt zu sein.

_Unterm Strich_

Wie danach in [„Seelenlos“ 4825 geht es auch in „Die Anbetung“ um das, was eine teuflische Sekte in einer (mehr oder weniger) friedlichen Stadt anstellen kann. Diesmal sind die Satanisten am Werk, im Folgeband ist es eine Sektenführerin. Die Satanisten scheinen aber sehr viel destruktiveres Potenzial zu besitzen. Sie sind geradezu eine Kombination aus Charles Manson, Timothy McVeigh (der das Verwaltungsgebäude von Oklahoma City in die Luft jagte) und Mohammed Atta.

Die Spannung rührt vor allem von der Frage her, ob es Odd, diesem seltsamen Garkoch, gelingt, die Stadt binnen 24 Stunden vor der schlimmsten Katastrophe ihrer Geschichte zu bewahren. Aber auch die Kluft zwischen Odds Leben und dem seiner Mitmenschen erzeugt eine psychologische Spannung. Es ist eine weitere Dimension der Wahrnehmung, eine Weltsicht, die so manchem Angst einjagen würde.

Odds Freundin Stormy sieht die Welt anders: Das erste Leben ist das Ausbildungslager für das nächste, das dem „Dienst“ gewidmet ist. Doch der Lohn für den Dienst erfolgt erst im dritten Leben. Nicht nur Odd zweifelt daran, ob dieser Belohnungsaufschub inklusive Sublimierung die richtige Einstellung ist, aber hey: Stormy ist damit zufrieden. Und diese Religion ist wesentlich weniger schädlich als die Teufels-Anbetung, wie sie Pico Mundo hinwegzufegen droht. Merke: Die Welt ist das, was wir aus ihr machen – Himmel oder Hölle.

Dieses fast schon philosophische Konzept zieht sich durch alle Odd-Thomas-Romane und viele andere Werke Koontz‘. Es ist erstaunlich, auf welch vielfältige Weise es ihm gelingt, das Gute oder was man landläufig dafür ausgibt, auf die Probe zu stellen. [„Irrsinn“ 4317 ist beispielsweise solch ein Roman. Und wie immer ist das sehr spannend zu lesen.

|479 Seiten (Taschenbuchausgabe)
Aus dem US-Englischen von Bernhard Kleinschmidt
ISBN der Taschenbuchausgabe August 2007: [978-3-453-43244-4]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3453432444/powermetalde-21 |
http://www.heyne.de

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Stephen Baxter – Die letzte Flut

Langsame Apokalypse

Die nahe Zukunft: Der Meeresspiegel steigt rasant an. Städte werden überflutet, Millionen von Menschen sind auf der Flucht. Was ist die Ursache für diese verheerende Flut? Der Klimawandel? Oder ein anderes, bisher unbekanntes Phänomen? Als die Wissenschaftlerin Thandie Jones eine sensationelle Entdeckung macht, beginnt ein gnadenloser Wettlauf mit der Zeit. Denn die Flut bedroht das Überleben der ganzen menschlichen Zivilisation… (Verlagsinfo)

Hintergrund der Geschichte ist, dass sich im Tiefengestein der Erde große Wasserkavernen befinden. Diese Kavernen brechen auf und überfluten die Kontinente. In den ersten Jahren steigt der Meeresspiegel um wenige Zentimeter pro Jahr, dann um mehrere Meter pro Jahr, schließlich um hunderte Meter pro Jahr. Über einen Zeitraum von 50 Jahren beschreibt der Roman die Flucht der Menschen vor der nicht aufzuhaltenden Flut. Die einen fliehen in höhere Gebiete, die anderen versuchen ihr Glück auf Flößen und die dritten bauen Archen, um zu überleben. (Wikipedia.de)
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Jörg Maurer – Jörg Maurer trifft Mozart (Audio)

Leicht & verspielt: Mozart-Revue

Der Musikkabarettist und Autor Jörg Maurer zeigt uns eine Seite von Mozart, die wir ganz sicher noch nicht kannten! In seiner Hommage an das „Wunder von Salzburg“ streift er schwungvoll und gekonnt abschweifend, um originelle Interpretationen und parodistische Variationen nicht verlegen, durch Sonaten, Evergreens und Anekdoten. So erfährt man auch einiges über die lückenhafte Biografie des Herrn Mozart. (bearbeitete Verlagsinfo) Anlass für dieses Kabarettprogramm war der 250. Geburtstag des Komponisten im Jahr 2006. Die Aufnahme ist schon etwas älter, aber das merkt man der Tonqualität nicht an.
Jörg Maurer – Jörg Maurer trifft Mozart (Audio) weiterlesen

Jörg Maurer – Beethovens kleine Patzer

Musikkabarettistische Revue

Ludwig van Beethoven ist bei Pianisten berüchtigt, dabei hatte er durchaus Unterhaltung im Sinn. Jörg Maurer präsentiert als ehemaliger Konzertpianist ein hochmusikalisches und zutiefst heiteres Kabarettstück über den wahren Beethoven, live und virtuos am Pianoforte präsentiert. (bearbeitete Verlagsinfo) Anlass für dieses Kabarettprogramm war der 175. Todestag des Komponisten im Jahr 2002. Die Aufnahme ist schon etwas älter, aber das merkt man der Tonqualität nicht an.
Jörg Maurer – Beethovens kleine Patzer weiterlesen

Andrea Camilleri – Der Hund aus Terracotta (Lesung)

In einem Waffenversteck der sizilianischen Mafia findet Commissario Montalbano eine unheimliche Szene: ein eng umschlungenes Paar Leichen, bewacht von einem Hund aus Terrakotta.

Des Rätsels Lösung war bereits einmal im deutschen Fernsehen zu erfahren. Wer den Film verpasst hat, kann die Lösung in diesem Hörspiel herausfinden.

Der Autor

Andrea Camilleri – Der Hund aus Terracotta (Lesung) weiterlesen

Katherine Kurtz & Deborah Turner Harris – Die Loge der Luchse (Der Adept 2)

Vorzüglicher Fantasy-Thriller

Die Tempelritter waren, bevor sie verboten wurden, bis zu Beginn des 14. Jahrhunderts einer der wichtigsten Orden, der sich der Eroberung und Bewahrung des Heiligen Landes sowie seiner Heiligtümer verschrieben hatte. Sie waren Krieger und besaßen eine festgefügte Hierarchie. Nicht jeder konnte Mitglied werden, und als der französische König Philipp der Schöne abgewiesen wurde, ließ er die Templer gnadenlos verfolgen. Viele flohen ins katholische Schottland. In „Der Adept“ gibt sich auch Sir Adam Sinclair als Abkömmling von Templern, nämlich derer von Saint Clair, zu erkennen und gehört selbst dem Geheimbund an…

Als Kenner der magischen Lehre – als sogenannter „Adept“ – fühlt sich Sir Adam Sinclair dazu verpflichtet, zusammen mit seinen Freunden die Kräfte zu bekämpfen, die immer wieder die Menschheit attackieren. Diese Anhänger der Schwarzen Magie haben sich in der längst vernichtet geglaubten Loge der Luchse vereint und setzen alles daran, mit Hilfe der uralten Kenntnisse der Druiden das Böse freizusetzen. Und erst einmal befreit, kann selbst der Adept diesen Kräften kaum mehr Einhalt gebieten.

Katherine Kurtz & Deborah Turner Harris – Die Loge der Luchse (Der Adept 2) weiterlesen

John Birmingham – Der Effekt

Spannend: Die Amis sind weg – was machen wir jetzt?

Am 14. März 2003 verschwinden die Vereinigten Staaten von Amerika – aber wohin? Auch Teile der angrenzenden Länder werden von einer Energiewolke erfasst, die jedes Leben vernichtet. Wer oder was könnte diesen unglaublichen Effekt ausgelöst haben, fragen sich die überlebenden Amerikaner, die eigentlich gerade in den Irak einmarschieren wollten. Dieser wiederum erklärt zusammen mit dem Iran den USA den Krieg. Für die übrig gebliebenen Amis geht es nun ums nackte Überleben. Wer dachte, mit dem Verschwinden der Amis erfülle sich sein Wunschtraum, sollte einmal etwas über die möglichen Folgen lesen.
John Birmingham – Der Effekt weiterlesen