Alle Beiträge von Michael Matzer

Lebt in der Nähe von Stuttgart. Journalist und Buchautor.

Margriet de Moor – Sturmflut

Parallele Leben, bewegende Chronik

Niederlande, Januar 1953. Ein kleines Tiefdruckgebiet setzt sich von Grönland in Richtung Westeuropa in Bewegung. Am gleichen Tag bittet Armanda ihre zwei Jahre ältere Schwester Lidy, am Wochenende einen Besuch bei Armandas Patenkind auf der Insel Zeeland für sie zu übernehmen – ein kleiner Streich, bei dem Lidy als ihre Schwester auftritt. Unterdessen will Armanda Lidys zweijährige Tochter Nadja hüten und mit Lidys Mann auf eine Party im Familienkreis gehen. Der Rollentausch würde doch kaum Aufmerksamkeit erregen, da die beiden Schwestern einander so ähnlich sähen.

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Canavan, Trudi – Meisterin, Die (Die Gilde der schwarzen Magier, Lesung #3)

_Grande finale: Showdown zwischen Magiern_

Seit zwei Jahren ist Sonea Novizin in der Gilde der Magier. Noch immer ist der Hohe Lord Akkarin ihr Mentor – und Sonea eine der wenigen, die weiß, dass Akkarin die verbotene schwarze Magie praktiziert. Als eine Mordserie die Stadt Imardin erschüttert, offenbart Akkarin ihr, dass feindliche Magier die Drahtzieher sind. Trotz aller Zweifel an ihrem Mentor beschließt Sonea, sich in seinen Dienst zu stellen. Selbst wenn es bedeutet, dass sie schwarze Magie lernen muss. Doch wenn man sie entdeckt, lautet die Strafe „Hinrichtung“ …

_Die Autorin_

Trudi Canavan wurde 1969 im australischen Melbourne geboren. Sie arbeitete als Grafikerin und Designerin für verschiedene Verlage und begann nebenher zu schreiben. 1999 gewann sie den |Aurealis Award| für die beste Fantasy-Kurzgeschichte. Ihr Debütroman, der erste Band der Trilogie „Die Gilde der Schwarzen Magier“, erschien 2001 in Australien. Die Trilogie wurde nicht nur in Australien ein spektakulärer Erfolg, sondern entwickelte sich zu einem internationalen Bestseller. Canavan hat eine weitere Fantasy-Trilogie geschrieben, die bereits komplett erschienen ist.

Trudi Canavan auf |Buchwurm.info|:

[„Priester“ 4275 (Das Zeitalter der Fünf 1)
[„Magier“ 4456 (Das Zeitalter der Fünf 2)
[„Götter“ 4621 (Das Zeitalter der Fünf 3)
[„Die Rebellin“ 3041 (Die Gilde der Schwarzen Magier 1)
[„Die Novizin“ 2989 (Die Gilde der Schwarzen Magier 2)
[„Die Meisterin“ 3065 (Die Gilde der Schwarzen Magier 3)

In Planung:

Prequel: „The Magicians‘ Apprentice“ (Originalausgabe voraussichtlich Ende 2008)

Sequel-Trilogie |The Traitor Spy|:

1) „The Ambassador’s Mission“ (Originalausgabe voraussichtlich Ende 2008)
2) „The Rogue“ (Originalausgabe voraussichtlich Ende 2009)
3) „The Traitor Queen“ (Originalausgabe voraussichtlich Ende 2010)

_Die Sprecherin_

Martina Rester, geboren 1972 in Köln, arbeitet als Sprecherin für Hörspiele, Rundfunk- und Fernsehfeatures im Auftrag von Sendern der ARD. Eine ihrer großen Leidenschaften sind Live-Lesungen, vor allem literarischer Texte und von Kinderbüchern. Sie lebt in der Nähe von Aachen.

Der Text wurde von Henriette Zeltner gekürzt, bei der Aufnahme im Tonstudio Köln führte Astrid Roth Regie. Die Aufnahmeleitung oblag Bernd Schönhofen.

_Vorgeschichte_

Die siebzehnjährige Sonea stammt zwar aus der ärmlichen Hüttenstadt von Imardin, doch durch ihre magischen Fähigkeiten hat sie es geschafft, in die Gilde der Magier als Novizin aufgenommen zu werden – ein Privileg, das sonst nur Adligen zuteil wird. Ihr Mentor ist der verwitwete Magier Rothen, dessen Sohn weit weg als Heiler tätig ist. Sonea wird quasi zu seiner Tochter. Doch die Ereignisse, die im ersten Band der Trilogie erzählt werden, lassen bezweifeln, dass das Glück Rothens und Soneas von Dauer sein wird. Und so kommt es auch.

Nur durch eine Wahrheitslesung, bei der ihre Gedanken und Erinnerungen durchsucht wurden, ist es Sonea gelungen, ihren Widersacher Lord Fergun zu besiegen, der ihren Freund Cery als Geisel gefangen gehalten hat. Bei dieser Wahrheitslesung ist jedoch der ausführende Lord Lorlen, der Administrator der Gilde, ebenso wie zuvor schon Lord Rothen in den Besitz von Soneas größtem Geheimnis gelangt. Sie hat den obersten Magier Akkarin, den Hohen Lord, heimlich beim Praktizieren von verbotener schwarzer Magie beobachtet. Eigentlich müsste er nach den Gesetzen der Gilde ausgestoßen werden, doch wer könnte einem so mächtigen Mann entgegentreten? Es gibt niemanden, der dazu in der Lage wäre.

Das düstere Geheimnis belastet Sonea, Rothen und Lorlen, und da Akkarin in der Lage ist, Gedanken zu lesen, wenn sie nicht besonders gut vor ihm verborgen werden, merkt er an seinem Freund Lorlen, dass etwas nicht stimmt. Lorlen verhält sich ihm gegenüber zurückhaltend und angespannt, seine Antworten sind ausweichend. Als er den Grund dafür in Lorlen liest, ergreift Akkarin sofort die Initiative. Er stellt Lorlen zur Rede und nimmt Rothen und Sonea als Geisel, um Lorlens Willfährigkeit und Schweigen zu gewährleisten. Das Gleiche macht er mit Rothen und Sonea. Denn die Alternative bestünde nur im Tod aller drei.

Sonea nimmt er aus Rothens Obhut heraus und macht sie zu seinem Schützling. Da Sonea schreckliche Angst vor dem mächtigen und unheimlichen Hohen Lord hat, weicht sie ihm so weit wie möglich aus. Und sie leidet nicht nur unter der Trennung vom lieben Lord Rothen, sondern unter einer neuen Plage, die mit dem Sommersemester begann. Der Novize Regin, Schützling von Lord Garrel, neidet Sonea ihr, wie er denkt, ungerechtfertigtes Privileg und hat die Aufgabe und Absicht, Sonea den Aufenthalt in der Gilde derart zu vergällen, dass sie von alleine geht – oder von ihren Lehrern gegangen wird.

Selbst der Wechsel in den nächsthöheren Jahrgang trägt nichts dazu bei, Regin abzuschütteln, vielmehr schafft er es, zu den jüngeren Novizen nun auch noch ältere auf seine Seite zu ziehen, so dass Sonea auf den Fluren der Gildegebäude kaum noch vor ihren Attacken sicher ist. Diese schließen den Gebrauch von Magie mit ein und treiben Sonea an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit – und darüber hinaus. Es gelingt ihr, in einem verschlossenen Schrank eine Liste und Skizze mit den Geheimgängen zu finden, so dass sie ihren Peinigern entfliehen kann. Doch warum lässt Lord Akkarin es überhaupt zu, dass man sie so piesackt? Welchen Plan verfolgt er? Und ist er für die mysteriöse Mordserie in der Hüttenstadt verantwortlich?

_Handlung_

Ein Jahr nach den Ereignissen in „Die Novizin“ ist Sonea annähernd zwanzig Jahre alt. Ihr Rivale Regin triezt sie zwar nicht mehr, weil sie aus der Hüttenstadt stammt, aber sie fürchtet sich immer noch vor ihrem Mentor Akkarin, dem Hohen Lord. Dass er schwarze Magie praktiziert, hat sie zunächst abgestoßen, aber schließlich muss er ja einen guten Grund dafür gehabt haben, oder? Und sein Diener Takan scheint von Akkarin keineswegs abgestoßen zu sein, sondern nennt ihn vielmehr „Meister“. Eines Abends erklärt es ihr Akkarin. Alles begann in Sachaka, dem Nachbarreich Kyralias.

|Akkarins Geschichte|

Auf der Suche nach den Ursprüngen dessen, was er in Vin und Lonmar als Hohe oder Alte Magie kennengelernt hatte, reiste Akkarin vor acht Jahr auch nach Sachaka, denn auch dort kennt man Magie. Der König selbst ist ein mächtiger Magier und könnte jeden Gildemagier leicht überwältigen – wenn er wüsste, dass den Gildemagiern jene schwarze Magie verboten ist, die er praktiziert.

Akkarin fiel einem ausgestoßenen Magier, einem Ichani, in die Hände, der sich Dakova nannte und einen Bruder namens Koriko hatte. Dakova machte ihn zu seinem Sklaven; er zapfte ihm magische Energie ab und quälte Akkarins Freundin, ebenfalls eine Sklavin. Dakova hatte wie jeder Ichani Dutzende von Sklaven, die ihm magische Energie lieferten. Doch mit einer List gelang es Akkarin, einen Verbünden zu gewinnen und Dakova zu überwältigen. Koriko schwor ihm ewige Rache, als Akkarin über die Stahlgürtelberge zurück nach Kyralia entkommen war. Dort trat er der Gilde bei und stieg zu ihrem obersten Magier auf.

|Soneas Loyalität|

Seine Kenntnisse über sachakanische Ichani und ihre Sklaven haben es Akkarin erlaubt, die immer wieder in Kyralias Hauptstadt Imardin entsendeten Schergen der Ichani zu erkennen, zu stellen und zu töten. Inzwischen, so erzählt er, seien es über ein halbes Dutzend. Was er Sonea verschweigt: Er spürt die Sachakaner mit Hilfe von Soneas früherem Freund, dem Dieb Cery, auf, der es in der Diebesgilde zu einem leitenden Posten gebracht hat. Was Akkarin aber nicht weiß: Cery hat mittlerweile Hilfe von einer Sachakanerin erhalten, die sich als neutrale Beobachterin ausgibt. Was Cery nicht weiß: Sie ist eine Magierin, wenn auch keine Ichani. Und sie bringt ihm bei, die Ichani-Schergen zu stellen.

Es ist wieder mal so weit. Akkarin weiß von Cery, dass ein Sachakaner gefangen wurde. Sonea hat sich von Akkarin überzeugen lassen, dass gegen diesen mächtigen Feind nur schwarze Magie hilft, und geht mit. Aber kann sie Akkarins Geschichte wirklich trauen? Zusammen besuchen sie den gefangenen Sachakaner, und Akkarin bringt Sonea bei, dessen Gedanken zu lesen: Der Hass auf die Gildemagier ist überwältigend. Sonea ist nun von Akkarins Aufrichtigkeit überzeugt und beteiligt sich an der Jagd auf den nächsten Eindringling. Dabei handelt es sich um eine weibliche Ichani von großer magischer Kraft …

|Verhängnis|

Sonea und Akkarin, die um Haaresbreite die Konfrontation überlebt haben, wollen in seine Residenz zurückkehren, doch dort erwartet sie ein Empfangskomitee: Magier der Gilde. Akkarin wird festgenommen, sein Freund Takan festgehalten. Doch was sollen sie von Sonea halten? Ist sie un- oder mitschuldig an dem schweren Verbrechen, schwarze Magie praktiziert zu haben, von dem sich zahlreiche Beweise finden? Sie weiß, dass auf dieses Verbrechen die Hinrichtung steht. Nun hängt ihr Leben an einem seidenen Faden. Sie ahnt noch nicht, welchen Plan Akkarin für diesen Fall ausführen will …

_Mein Eindruck_

Im weiteren Verlauf ihres Schicksals müssen Sonea und Akkarin, die ein Liebespaar werden, zeigen, wie groß ihre Treue zu Kyralia und zur Gilde ist. Lobenswert, dass es beiden vor allem um die Menschen geht und nicht um irgendwelchen abstrakten Begriffe oder gar um Gold. Sonea hält immer wieder die Treue zu Akkarin, den sie lieben lernt, und Akkarin will sich immer wieder für sie und Kyralia opfern, doch das lässt sie nicht zu. Nach und nach kapiert auch die verstockte Gilde, was sie an ihren beiden mächtigsten Magier verloren hat.

Denn die Invasion der sachakanischen Outlaw-Magier, der Ichani, ist natürlich nicht von kyralischen Magiern aufzuhalten. Sie erweisen sich als viel zu schwach für den Feind, wie auch Lord Rothen erfahren muss, Soneas Ersatzvater. Nun rächt sich, dass die Gilde schwarze Magie und alles Wissen über sie geächtet hat. Alle Gildemagier bis auf Akkarin wissen nicht, was ein Blutstein ist: Er überträgt die Gedanken seines Trägers an seinen Schöpfer. Sie ahnen nichts von Speichersteinen, die magische Kraft speichern, und erst recht nichts von Gedankenzauber, der das Opfer täuscht und/oder wehrlos macht. Die Blutsteine ersetzen die Gedankenrede, so wie die persönliche Telefonie zwischen nur zwei Teilnehmern die Telefonkonferenz mit vielen oder gar allen Teilnehmern ersetzt. Man sieht: Magier brauchen keine Technik.

Natürlich muss daher die Hauptstadt Imardin fallen und der König in den Untergrund fliehen. Dies ist der Punkt, an dem die Diebe ihren Wert zeigen können. Und zu Recht weist der jeweilige Erzähler – in der Regel Sonea, manchmal aber auch Cery – darauf hin, dass es ziemlich ironisch ist, wenn der König, der alljährlich zur Säuberung der Hüttenstadt von „Gesindel“ aufruft, nun bei den Dieben Unterschlupf sucht. Unterdessen dringen die Ichani in Imardin ein und legen die schönen Häuser der Adligen und Bürger in Trümmer, um die darin gespeicherte Magie abzuzapfen. Es ist ein sehr ironisches Bild.

Doch der Widerstand bricht nicht zusammen. Gegen das Verbot sind Akkarin und Sonea zurückgekehrt, um sich dem Untergrundkämpfern um Cery und dessen Geliebte Savara anzuschließen. Jeder getötete Ichani ist ein Triumph, doch das hilft den Verteidigern nicht, solange noch Kariko am Leben ist. Er allein könnte die Herrschaft über die gesamte Stadt übernehmen. Ein phänomenaler Showdown dürfte Actionfreunde und Fans von Sonea gleichermaßen zufriedenstellen. Wie so oft sind allerdings auch hier schwere Opfer zu beklagen. Aber das Leben geht weiter.

Der Handlungsstrang um das schwule Freundespaar Dannyl & Tayend wird am Rande weitergeführt. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann lieben sie sich noch heute, in Elyne oder anderswo. Dort, in Elyne, hatte Dannyl ein paar „wilde Magier“ auszuheben und der Gilde vorzuführen. Das ist ein relativ unnötiger Erzählstrang, aber er dient dazu, Dannyl etwas zu tun zu geben und ihn wieder nach Imardin zurückzubringen. Außerdem zeigt die Magiergilde die richterliche Strenge, zu der sie fähig ist, an dem Anführer der „wilden Magier“, einem elynischen Adligen. Die Gilde hat also in der Tat sehr hohe richterliche Macht. Diese Strenge darf der Leser dann auch gegenüber Akkarin und Sonea erwarten, die des Verbrechens der Ausübung schwarzer Magie angeklagt sind. Durch Reflexion und Assoziation erhöht die Autorin die Spannung im Verlauf verschiedener Handlungsstränge.

Sehr verschämt fand ich die Liebesszenen zwischen Akkarin und Sonea geschildert. Kaum ist der erste Kuss gelungen, wird schon wieder „ausgeblendet“. Man wundert sich dann am Schluss doch gehörig, dass Akkarin seiner Sonea ein Andenken in ihrem Bauch hinterlassen hat … All das betont den romantischen Charakter der ganzen Geschichte, die jede Menge Klischees zu erfüllen hat.

|Die Sprecherin|

Martina Resters Stimme ist ein sehr angenehmes, geradezu samtweiches Timbre zueigen, das sehr sympathisch ist. Damit kann sie Gefühle sehr gut ausdrücken, insbesondere jene der Heldin, Sonea. Man sollte erwarten, dass sie nicht in der Lage sei, ein einziges lautes oder strenges Wort zu formen, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Dass sich die Sprecherin nicht scheut, auch mal laut zu rufen, gehört zu ihrer gefühlsbetonten Vortragsweise.

Darüber hinaus variiert die Sprecherin ihr Sprechtempo, so etwa dann, wenn es um ein rasches und spannendes Geschehen wie eine Flucht geht. Langsames Sprechtempo signalisiert Überlegen und Nachdenken. Auf diese Weise lässt sich der Gegensatz Action vs. Denken leicht ausdrücken.

Es gibt nur einen Spezialeffekt, und zwar ist das der Hall. Er kommt des Öfteren zum Einsatz, weil sich die Magier untereinander, wenn sie vorsichtig und unbeobachtet sind, per Telepathie verständigen können. Auch Sonea ist in der Lage, telepathische Botschaften zu empfangen. Die besondere Eigenart solcher Botschaften wird für den Hörer sofort dadurch erkennbar, dass sie durch einen milden Hall verstärkt sind. Der Hall hebt sie aus der normalen Verständigungsebene heraus und überführt sie in eine geheimnisvolle Sphäre, wo nur Magie herrscht. Der Effekt passt also, und da er nicht übertrieben ist, kann man ihn auch öfters hören, ohne genervt zu werden.

|Die Übersetzung|

… ist sehr gut gelungen und am Stil, der ja schon im Original recht einfach gehalten ist, kann ich nichts aussetzen. Das Buch eignet sich meines Erachtens für 14- bis 16-Jährige recht gut. Für Zwölfjährige enthält es doch ein wenig zu viel Gewalt. Sex kommt jedoch überhaupt nicht vor, wohl aber romantische Liebe. Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab 12 Jahren.

Im Booklet, d. h. in den Einsteckseiten für die CDs sind statt Namen- und Personenlisten nun zwei Landkarten (Kyralia und die Stadt Imardin) sowie Angaben zur Autorin und zur Sprecherin zu finden. Diese Hilfestellungen ergänzen die vorhergehenden Informationen in den Hörbüchern zu „Die Rebellin“ und „Die Novizin“, welche dadurch als bekannt vorausgesetzt werden. Das ist durchaus plausibel, denn wer würde sich schon Teil 3 kaufen, ohne die Teile 1 und 2 zu kennen?

_Unterm Strich_

Der dritte Band der Gildenmagier-Trilogie bildet einen befriedigenden Abschluss der Handlung um die beiden Schwarzen Magier Akkarin und Sonea. Ein perfekter Showdown wird strategisch geschickt vorbereitet und mit Nebenschauplätzen gespickt, bis die finale Konfrontation nicht mehr aufzuhalten ist. Sonea hat nun den Weg von der Außenseiterin zur zentralen Figur im Spiel der Magier geschafft, so wie sie gleichzeitig vom Mädchen zur Frau gewachsen ist. Akkarin hingegen ist voll rehabilitiert, und wenn sich der König nur ein bisschen dankbar zeigt, dann lässt er künftig die Hüttenstadt in Ruhe.

Natürlich ist dies alles fast zu schön, um wahr zu sein, und das dürfte auch einer Gründe für den Riesenerfolg der Trilogie gewesen sein. Was nützt es, wenn alles so realistisch wäre wie in der Wirklichkeit des Lesers bzw. der Leserin? Das ist die Spielwiese des Kriminalromans und des Thrillers, aber nicht der Fantasy – mit wenigen Ausnahmen (z. B. der Kanadier Charles de Lint).

Das Hörbuch wird von einer kompetenten Sprecherin gestaltet, die stets als Herrin des Textes erscheint, denn mit Variation des Tempos, der Lautstärke und des Timbres kann sie zahlreiche Gefühle ausdrücken und Szenen charakterisieren. Mit dem Einsatz des Hall-Effekts ist es ihr zudem möglich, die telepathische von der gesprochenen Verständigung auf sinnfällige Weise zu unterscheiden. Das Hörbuch ist – ganz im Design des Buches – schön gestaltet.

Die Stimme der Sprecherin dürfte in erster Linie Frauen bzw. Mädchen ansprechen. Nur die klischeehafte Handlung schmälert den positiven Gesamteindruck. Der Preis ist mit 24,95 Euro höher als bei Teil 1 „Die Rebellin“, aber dennoch eignet sich das Hörbuch recht gut als Geburtstagsgeschenk.

|Originaltitel: The High Lord, 2004
Aus dem australischen Englisch von Michaela Link
450 Minuten auf 6 CDs|
http://www.random-house-audio.de

Wax, Wendy / Black, Holly – Geheimnisse der Spiderwicks, Die – Das Buch zum Film

_Mit Elfen und Kobolden zum Film im Wald_

Es waren einmal ein paar Kinder, die entdeckten rings um ihr neues Heim eine fantastische Welt – voller Elfen, Wichtelmännchen, Greifen – und finsterer Kobolde. Die Buchserie [„Die Spiderwick-Geheimnisse“ 4697 ist nun mit Nick Nolte und Mary Louise Parker verfilmt worden. Der Film kam am 13. März 2008 in unsere Kinos. Dies ist das offizielle Begleitbuch zu diesem Film.

_Die Autorin & der Film_

Zur Autorin Wendy Wax macht der Verlag keine Angaben. Aber dafür umso mehr zu den Mitwirkenden am Film. Die Drehbuchautoren heißen: Karey Kirkpatrick, John Sayles und David Berenbaum. Die bekanntesten DarstellerInnen sind:

Nick Nolte: als Mulgarath
David Strathairn: als Arthur Spiderwick
Mary-Louise Parker: als Helen Grace, Mutter von Jared, Simon und Mallory
Joan Plowright: als ihre Tante Lucinda Spiderwick
Martin Short: spricht Thimbletack, das Wichtelmännchen
Sarah Bolger: als Mallory Grace
Freddie Highmore: als Jared & Simon Grace

_Inhalte_

|1) Vorwort|

Holly Black, die Autorin, und Tony DiTerlizzi, der Illustrator, behaupten, sie hätten von Jared und Simon Grace den Auftrag erhalten, die unglaublichen Erlebnisse der Grace-Familie aufzuschreiben und der Nachwelt zu überliefern. Daraus wurden ersten fünf Spiderwick-Bücher. Karey Kirkpatrick und John Sayles machten aus diesen fünf Bänden ein zusammenhängendes und in sich abgeschlossenes Drehbuch für den Kinofilm. Man muss also weder Vorkenntnisse mitbringen noch ein offenes Ende wie in [„Der Goldene Kompass“]http://www.powermetal.de/video/review-1335.html befürchten – ein hübsch verpacktes Paket.

|2) Die Geschichte|

Die Zwillinge Simon und Jared ziehen mit ihrer älteren Schwester Mallory von New York City aufs Land, nachdem sich ihre Eltern haben scheiden lassen. Sie leben jetzt bei ihrer Mutter, die sich nun keine New Yorker Wohnung mehr leisten kann, aber zum Glück noch ein Domizil von ihrer Großtante Lucinda überlassen bekommt: Haus Spiderwick.

Es sieht wie eine Ansammlung übereinander gestapelter Hütten aus, findet Jared. Und ist mindestens hundert Jahre alt. Und die Wände müssen hohl sein, nach den Geräuschen zu urteilen, die er darin hört. Als Mallory wagemutig mit dem Besenstiel ein Loch in die Wand haut, wird dahinter etwas sehr Merkwürdiges sichtbar: eine winzige Wohnung mit ulkigem Inventar – und ganz bestimmt nicht für Menschenkinder gemacht. Aber für was dann?

Am nächsten Morgen weckt Jared und Simon ein schrilles Kreischen von ihrer Schwester. Jemand hat ihre Haare an den Rahmen ihres Bettes festgebunden. Nein, so etwas haben die beiden noch nie gesehen. Wer oder was kann so etwas nur tun, und warum? Weil Mallory die Wand eingeschlagen hat? Das ist ja wohl lächerlich!

Als Jared erkundet, wohin der Speisenaufzug führt, landet er in einem geheimnisvollen Zimmer, aus dem keine Tür hinausführt. An der Wand hängt ein Porträt seines ehrwürdigen Ahnen Arthur Spiderwick, und auf dem Sekretär liegt ein altes, vergilbtes Blatt Papier. Darauf steht ein Rätsel, und obwohl Jared eigentlich nicht der Bücherwurm der Familie ist, muss er sofort das Rätsel lösen.

Hoch oben im obersten Kämmerchen des Hauses landet er endlich vor einer großen Truhe. Er strengt seinen Grips an und findet darin ein Buch. Es ist das allerseltsamste Buch, das er jemals gesehen hat. Es handelt von Elfen …

|3) Der Drehort|

Die Außenaufnahmen fand in den Wäldern eines Naturschutzgebietes in der Nähe der ostkanadischen Stadt Montréal statt. Dort wurde das Spiderwick-Herrenhaus errichtet. Es regnete offenbar die meiste Zeit, aber die Fotos von den herbstlichen Wäldern sind wirklich schön. Effektreiche Szenen mit Verwandlungen, Fabelwesen usw. fanden stets im Studio statt. Dort regnete es nicht in die Kamera.

|4) Das Herrenhaus|

Das Spiderwick-Anwesen wurde komplett am Drehort errichtet. Es war nicht bloß Fassade wie in den Western, sondern auch innen komplett ausgestattet, so dass man den Eindruck hat, es sei wie eine Art Dornröschenschloss schon seit hundert Jahren nicht mehr bewohnt worden, aber alles sei noch wie damals.

|5) Der Regisseur Mark Waters|

Mark Waters ist bekannt für seine Arbeit mit jungen Schauspielern, so etwa mit Freddie Prinze jr. (1997 in „The House of Yes/Wer hat Angst vor Jackie-O.?“ und 2001 in „Hals über Kopf“) und mit den Darstellern von „Girls United – Vorsicht bissig!“ sowie „Ein voll verrückter Freitag“. Dementsprechend begeistert äußern sich die Jungdarsteller ihm gegenüber.

Sehr merkwürdig ist jedoch das Foto, das diese Doppelseite abschließt. Drei Männer in dunklem Anzug und Krawatte umlagern eine Kamera: der angebliche Kameramann, der Drehbuchautor (Kirkpatrick) und ein sitzender Bursche, der wohl den Regisseur spielt, aber gar nicht so aussieht. Was hat dieses Foto mit IBM-Manager-Klonen hier zu suchen?

|6) Die Schauspieler|

Freddie Highmore („Wenn Träume fliegen lernen“, „Charlie und die Schokoladenfabrik“, „Der Goldene Kompass“) ist der Hauptdarsteller, denn er spielt sowohl Simon als auch Jared Grace – eine knifflige Sache, die er aber offenbar bravourös meistert. Zwei Fotos belegen, dass es ihn doppelt gibt (oder einen guten Spiegel …)! Freddie sind ganze vier Fotoseiten gewidmet.

Sarah Bolger („In America“, „Stormbreaker“) spielt Jareds geplagte Schwester, die 15-jährige Fechterin Mallory Grace. Ein Foto zeigt sie mit einem Degen – na ja, für Fechtprofis nicht gerade die geeignete Waffe, aber wer weiß, wo sich dieses Trumm im Haus gefunden hat. Ein weiteres Foto zeigt sie als Mallory mit an den Bettrahmen geflochtenen Haaren – autsch!

Mary-Louise Parker alias Helen Grace und Joan Plowright alias Tante Lucinda Spiderwick ist je eine Seite gewidmet. Parker ist aus „Grüne Tomaten“ und „Grand Canyon“ bekannt, Plowright ist Hollywood-Urgestein. Die Bühnenschauspielerin wirkte in zahllosen Kinderspielfilmen mit, u. a. in „101 Dalmatiner“ und „Der neugierige Affe“.

David Strathairn, der Helens Großonkel Arthur Spiderwick spielt, ist einer meiner Lieblingsschauspieler. Er strahlte ruhige, verlässliche Sympathie aus. Seinen Schurken in „L.A. Confidential“ habe ich ihm nie abgenommen, aber dafür war er als Rundfunkdirektor in George Clooneys Film „Good Night and Good Luck“ erstklassig.

Andrew McCarthy als Richard Grace (der im Buch meines Wissens nie vorkommt) trat schon in „St. Elmo’s Fire“ und „Immer Ärger mit Bernie“ auf. Dass Nick Nolte in diesem Reigen nicht erwähnt wird, ist seltsam, denn schließlich tritt er ja laut Foto selbst auf – wenn er nicht gerade in Mulgarath, den Oberkobold, verwandelt ist. Auf Seite 36 und 37 verliert die Autorin ein paar Worte über diesen großartigen Charakterdarsteller und stellt ihnen neben die Sprecher Martin Short („Thimbletack“) und Seth Hogen („Hosqueal“).

|7) Das Produktionsteam|

Mark Canton ist einer der Produzenten, Elle Goldsmith-Vein die Schauspieleragentin, James Horner der Sounddesigner und Jim Bissel der künstlerische Gestalter (Art Director). Kommt Horner einem bekannt vor? Ja, das ist der Bursche, der den fabelhaften Soundtrack zu Camerons „Titanic“ und Gibsons „Braveheart“ komponierte. Sieht gar nicht so alt aus, obwohl er doch schon für die Kinofilme von „Star Trek II“ und „Star Trek III“ komponierte. Hm. Er wird dieses Jahr jedenfalls 55 und hat bislang neben zahllosen Nominierungen auch zwei |Oscars|, zwei |Golden Globes| und drei |Grammys| vorzuweisen.

|8) Die fantastischen Wesen|

In einen Fantasyfilm geht man natürlich vor allem wegen der Fabelwesen hinein. Diese kommen diesmal aus Phil Tippetts Visual Effect Sudios. Phil hat offenbar sein Handwerk in George Lucas‘ SFX-Firma „Industrial Light and Magic“ (ILM) gelernt. Nach „Star Wars Episode VI“ machte er sich 1983 selbständig und kreierte u. a. die Spezialeffekte für Spielbergs Dinos in „Jurassic Park“. Mittlerweile ist er auf dreidimensionale Figurenanimation mit dem Computer (CGI) spezialisiert, also genau das, was in „Spiderwick“ zu sehen ist.

Die Fabelwesen: Thimbletack, das Wichtelmännchen; die Kobolde inklusive Mulgarath; Hogsqueal, ebenfalls ein Wicht; ein Greif und diverse elfenhafte Waldgeister.

|9) Ausstattung und Requisite|

Der Art Director Jim Bissel und seine Ausstatter habe ganze Arbeit geleistet. Sie stöberten drei Monate lang auf Flohmärkten, auf Versteigerungen und bei |eBay|, um die Utensilien für Arthur Spiderwicks Räume und Thimbletacks Nest herbeizuzaubern. Wegen der unterschiedlichen Größe der Figuren musste man auch die Räume jeweils anders bauen. Und auch der Speisenaufzug, mit dem Jared ins Geheimzimmer gelangt, ist in mehreren Varianten vorhanden.

|10) Die Spezialeffekte|

Michael Lantieri war für die Spezialeffekte zuständig und arbeitete demzufolge mit dem Kameramann Pablo Helman und dem SFX-Mann Phil Tippett zusammen. Während Phil am Computer werkelte, war Lantieri mehr für Explosionen und dergleichen zuständig. Er arbeitete schon an „Fluch der Karibik 2“ und „Lemony Snicket“ mit. Für die Visuellen Effekte in „Vergessene Welt – Jurassic Park 2“ erhielt er einen |Oscar|.

|11) Achtung! Aufnahme!|

Die Dreharbeiten erforderten auch eine Menge Action, besonders während der finalen Verfolgungsjagd zwischen Jared und Mulgarath, dem Oberkobold. Um die Darsteller nicht zu gefährden, setzte der Regisseur Stuntleute ein. Stunt-Koordinator war David McKeowen. Diese Fotostrecke hat immerhin vier Seiten und erklärt viele Aspekte haarklein.

Die letzte Seite bringt keineswegs irgendwelche langweiligen Listen, sondern ein großformatiges Vierfarbfoto. Darauf übergibt der Geist (?) von Arthur Spiderwick seinem Großneffen Jared das [„Handbuch für die fantastische Welt um dich herum“. 3195 Bekanntlich ist mit diesem begehrten Buch nicht nur große Verantwortung, sondern jede Menge Ärger verbunden.

_Mein Eindruck_

Dieses Buch schaut aus wie ein dickes Album, das in weinrotes Leder geschlagen ist und in dem Seiten aus dickem cremefarbenem Papier eingeheftet sind. Auf dieses Papier, so will es die Illusion, wurden dann die Fotos geklebt, aber nicht etwa in Hochglanz-Hightech-Look, sondern mit antiquierten Rahmen, also gewellt oder gezackt usw.

Der ganze Look ist also an den der Spiderwick-Romane angeglichen. Das ergibt durchaus einen Sinn, denn die Romane geben ja vor, eine Art Tagebuch der drei Grace-Geschwister zu sein und somit ein authentisches Dokument. Diesen Eindruck soll auch das Buch zum Film vermitteln. Die Fotos sind übrigens fehlerlos wiedergegeben – kein Wunder bei diesem hochwertigen Papier. Und die Übersetzung hält sich an den Sprachgebrauch der Spiderwick-Romane, so dass keine Verwirrung entsteht. Dafür sorgt schon Anne Brauner, die gleiche Übersetzerin.

Allerdings hatte die Autorin Wendy Wax wohl etwas mit der Fülle des Materials zu kämpfen. Sie teilte die Abschnitte zweimal so auf, dass es schwer nachzuvollziehen ist. Ich habe den Film nicht gesehen, aber warum taucht Nick Nolte nur bei den Sprechern auf, wenn doch sein Foto belegt, dass er auch als er selbst auftritt? Und was haben die drei Herren mit Anzug und Krawatte beim Filmteam zu suchen? Könnte dies ein kleiner Insiderwitz der Herren sein, um die Produzenten zu veräppeln? Denn ganz offensichtlich ist es ein gestelltes Fotomotiv. Schade, dass keines der Fotos über eine Bildunterschrift verfügt (das hätte dem Albumcharakter widersprochen), denn hier wäre sie wirklich nützlich gewesen.

_Unterm Strich_

Das Buch zum Film spricht sowohl die Leser der Romane an, die nun den Film sehen wollen, als auch die Leute, die nur den Film gesehen haben, aber nicht die Bücher kennen. Beide Zielgruppen sind ungefähr ab acht Jahren alt. Dementsprechend einfach ist die Sprache der Begleittexte gehalten. Sie überfordert keinen der jungen Leser, zudem sprechen die Fotos für sich. Für den, der durch das Buch zum Film oder die Verfilmung Appetit bekommen hat, mehr über die fantastische Spiderwick-Welt zu erfahren, dem bietet der |cbj|-Verlag eine Fülle von Zusatzwerken an.

Natürlich ist im Grunde jedes „Buch zum Film“ Geldmacherei – sowohl des Filmstudios als auch des druckenden Verlags. Aber trifft dieser Vorwurf nicht auf jedes Werk zu, der ein Medienphänomen begleitet, sei es Jacksons „Herr der Ringe“ oder „Spiderwick“? Immerhin kostet das Buch mit knapp sieben Euronen nur wenig mehr als eine Lifestyle-Zeitschrift im Kiosk – und bleibt wesentlich länger aktuell, wenn man die DVD zum Film und die unausweichlichen Spiele bedenkt.

|Originaltitel: The Spiderwick Chronicles – Official Movie Companion, 2008
48 Seiten
Aus dem US-Englischen von Anne Brauner|
http://www.cbj-verlag.de
http://www.spiderwick.de
http://movies.uip.de/diegeheimnissederspiderwicks

John Wyndham / Heinz Dieter Köhler / Carl Dietrich Carls – Kolonie im Meer

Puristische Dokumentation der Apokalypse

Die außerirdischen Invasoren landen nicht im Hyde Park, sondern verbergen sich in den tiefsten Gräben unter dem Meer, denn sie können nur unter hohem Druck existieren. Doch der Mensch will die Erde nicht mit Wesen teilen, die seine Schiffe versenken und sich auch nicht von Atombomben vertreiben lassen. Die Wesen schlagen zurück. Doch die Attacken mit panzerartigen Kommandos stoßen auf zunehmend besser vorbereitete Verteidiger. Eine trügerische Waffenruhe tritt ein. Dann kommen die Meldungen vom Abschmelzen der Polkappen. Die Pegelstände steigen …

John Wyndham / Heinz Dieter Köhler / Carl Dietrich Carls – Kolonie im Meer weiterlesen

Black, Holly / DiTerlizzi, Tony / Versch, Oliver – Spiderwick-Geheimnisse, Die

_In die Welt der Fabelwesen mit Magie und Musik_

Diese Audio-CD-Box umfasst die ersten fünf Abenteuer der Grace-Kinder Jared, Simon und Mallory. Sie leben auf dem spukigen Spiderwick-Anwesen. Dort wimmelt es von Elfen, Trollen, Kobolden und magischen Geheimnissen nur so. ([Abenteuer Nr. 6 4658 ist separat erschienen.)

Als Bonus dieser CD-Box liegt der Hörbuchfilm als CD-ROM bei. Dieser erzählt, wie die Spiderwick-Geheimnisse zum Hörbuch werden.

Die Hörbücher sind für Kinder ab 8 Jahren geeignet.

|Hinweis:| Die Verfilmung kommt am 13. März in unsere Kinos. Dementsprechend prangt auf der Verpackung nicht die Originalillustration, sondern das Motiv des Filmplakats.

_Die Autoren_

Tony DiTerlizzi ist ein mehrfach ausgezeichneter amerikanischer Illustrator von Kinder- und Jugendbüchern sowie Rollenspielbänden. Zu seinen Werken gehören Arbeiten für Bücher von Tolkien, Anne McCaffrey, Peter S. Beagle sowie für das Kartenspiel „Magic the Gathering“ und „Dungeons & Dragons“. Er lebt mit seiner Frau Angela und seinem Mops Goblin (= Kobold!) in Amherst, Massachusetts, einem recht malerischen Städtchen in Neuengland. Lebte nicht auch die Dichterin Emily Dickinson dort? Mehr Infos: http://www.diterlizzi.com.

Holly Black wuchs laut Verlag in einem „alten viktorianischen Haus auf, wo ihre Mutter dafür sorgte, dass ihr die Geister- und Elfengeschichten nie ausgingen“. Ihr erster Jugendroman „Die Zehnte“ (2002) entwirft ein „schauriges Porträt der Elfenwelt“. Es wird von der American Library Association als „Best Book for Young Adults“ bezeichnet, eine gute Empfehlung für politisch korrekte Fantasy. Holly lebt mit ihrem Mann Theo und einem „beeindruckenden Zoo“ in New Jersey. Mehr Infos: http://www.blackholly.com.

Die hier enthaltenen Bände heißen:

1) Eine unglaubliche Entdeckung
2) Gefährliche Suche
3) Im Bann der Elfen
4) Der eiserne Baum
5) Die Rache der Kobolde

_Die Inszenierung_

Martin Baltscheit, der bisher alle Spiderwick-Bände gesprochen hat, ist als Autor, Zeichner, Schauspieler und Sprecher ein echtes Multitalent. Er schreibt Kinderbücher, Hörspiele und Theaterstücke. 2002 erhielt er den Kinderbuchpreis NRW. Mehr Infos unter http://www.baltscheit.de.

Produzent und Regisseur dieses Hörbuchs sind Oliver Versch und seine Firma Spotting Image in Köln. Für das ausgetüftelte Sounddesign zeichnet David Braun verantwortlich.

_Handlungsabrisse der fünf Bände_

_1) Eine unglaubliche Entdeckung_

Die Zwillinge Simon und Jared ziehen mit ihrer älteren Schwester Mallory von New York City aufs Land, nachdem sich ihre Eltern haben scheiden lassen. Sie leben jetzt bei ihrer Mutter, die sich nun keine New Yorker Wohnung mehr leisten kann, aber zum Glück noch ein Domizil von ihrer Großtante Lucinda überlassen bekommt: Haus Spiderwick.

Es sieht wie eine Ansammlung übereinander gestapelter Hütten aus, findet Jared. Und ist mindestens hundert Jahre alt. Und die Wände müssen hohl sein, nach den Geräuschen zu urteilen, die er darin hört. Als Mallory wagemutig mit dem Besenstiel ein Loch in die Wand haut, wird dahinter etwas sehr Merkwürdiges sichtbar: eine winzige Wohnung mit ulkigem Inventar – und ganz bestimmt nicht für Menschenkinder gemacht. Aber wofür dann?

Am nächsten Morgen weckt Jared und Simon ein schrilles Kreischen von ihrer Schwester. Jemand hat ihre Haare am Rahmen ihres Bettes festgebunden. Nein, so etwas haben die beiden noch nie gesehen. Wer oder was kann so etwas nur tun, und warum? Weil Mallory die Wand eingeschlagen hat? Das ist ja wohl lächerlich!

Als Jared erkundet, wohin der Speisenaufzug führt, landet er in einem geheimnisvollen Zimmer, aus dem keine Tür hinausführt. An der Wand hängt ein Porträt seines ehrwürdigen Ahnen Arthur Spiderwick, und auf dem Sekretär liegt ein altes, vergilbtes Blatt Papier. Darauf steht ein Rätsel, und obwohl Jared eigentlich nicht der Bücherwurm der Familie ist, muss er sofort das Rätsel lösen.

Hoch oben im obersten Kämmerchen des Hauses landet er endlich vor einer großen Truhe. Er strengt seinen Grips an und findet darin ein Buch. Es ist das allerseltsamste Buch, das er jemals gesehen hat. Es handelt von Elfen …

_2) Gefährliche Suche_

In der verborgenen Bibliothek findet Jared ein Rätsel und woanders das Buch selbst: [„Arthur Spiderwicks Handbuch für die fantastische Welt um dich herum“. 3195 Das Wichtelmännchen Thimbletack hat Jared gewarnt, das Buch loszuwerden, doch der wollte nicht hören. Nun muss er die Folgen tragen.

Auf der Suche nach seinem verschwundenen Kater Tibbs ist Simon, Jareds Bruder, an den Rand des Gartens geraten. Jared sieht gerade noch, wie Simon mit den Armen fuchtelt, als kämpfe er mit etwas Unsichtbarem. Dann ist sein Bruder verschwunden. Was tun?

Von Thimbletack besorgt sich Jared einen sehenden Stein, den er in ein altes Monokel einsetzt. Jetzt vermag er die „fantastische Welt um sich herum“ wahrzunehmen. Doch da Jared nicht sehr freundlich zu dem Wichtelmännchen war, ist Thimbletack sauer – so muss Jared mit Mallory alleine losziehen.

Leichter gesagt als getan, denn als erstes werden sie von eine Horde Kobolde angegriffen, die sie nur mit Mallorys Florett vertreiben können. Die Kobolde wollten das Handbuch. Als sie ihnen in den düsteren Wald folgen, stoßen sie auf einen gefährlichen Troll, das Versteck der Kobolde und einen zwielichtigen Helfer. Nun muss Jared zeigen, ob er seinen Bruder vor dem Gefressenwerden retten kann.

_3) Im Bann der Elfen_

Wer weiß am besten über die Geheimnisse hinter dem Buch Bescheid?, fragen sich die Kinder. Thimbletack setzt ihnen mit üblen Streichen zu. Ihnen fällt nur Grotante Lucinda ein. Sie besuchen sie im Altenheim, das eher einem Herrenhaus gleicht. Als sie mit der weißhaarigen Dame allein sind, erzählt sie ihnen, wie sie die Elfen kennen gelernt hat. Die kleinen Wesen besuchen sie immer noch.

Als Jared entdeckt, dass jemand sein kostbares Handbuch vertauscht hat, fällt ihm zunächst seine Schwester Mallory ein, aber das ist unfair. Dann enthüllt ein Zettel, dass Thimbletack zugeschlagen hat. Vielleicht befindet es sich nun in Onkel Arthurs riesiger Bibliothek? Dort finden sie zwar nicht das Buch, aber immerhin die Landkarte, die vorne im vorliegenden Band abgedruckt ist.

Durch einen Trick entgehen sie dem Versuch des Irrgrases, sie in die Irre zu führen, und landen im Wald. Auf einem Ast sitzt ein seltsames Wesen, das ihnen lediglich mit rätselhaften Sprüchen antwortet: ein schwarzes, affenartiges Wesen mit Pferdegesicht und Hasenohren (4 Stück!). Sie schlagen seine Warnungen in den Wind und geraten auf eine Lichtung mitten im Wald, die offenbar magisch bewacht wird. Sie sind gefangen.

Drei Waldelfen begrüßen sie, um das Handbuch zurückzuverlangen. Unterdessen macht Mallory die Bekanntschaft mit einem kleinen Einhorn. Jared zermartert sein Hirn, wie er die Elfen reinlegen kann, um wieder in die Freiheit zu gelangen, ohne den Elfen das Buch, das er ja nicht hat, geben zu müssen. Da kommt ihm die Erleuchtung.

_4) Der eiserne Baum_

Mallory, die 13-jährige Tochter der Rumpffamilie Grace, hat einen großen Tag: Sie feiert beim Schulturnier im Florettfechten einen Sieg und erringt eine Medaille. Ihre Brüder Jared und Simon beobachten das Geschehen und bemerken erstaunt, wie sich ein anderes Mädchen an Mallorys Sporttasche zu schaffen macht. Und gleich darauf auch noch ein Junge.

Jared war noch nie ein Grübler und ergreift die Initiative. Er will die beiden zur Rede stellen, doch das gelingt ihm nur mit dem Jungen. Draußen auf dem Gang scheint sich dieser zu verwandeln und Jared zückt vorsichtshalber sein Messer. Da ergreift sein Gegner die Flucht, und es klingt, als lache er. Leider sind die Zeugen, darunter Jareds betrübte Mutter, keineswegs erbaut von Jareds geschickter Handhabung einer illegalen Stichwaffe auf dem Schulgelände und erteilen ihm einen zehntägigen Verweis. Das Messer kann er natürlich vergessen.

Vergeblich suchen Jared und Simon nach ihrer Schwester auf dem Schulgelände. Mallory erscheint wie vom Erdboden verschluckt. Nur ihre Medaille finden sie, in einem Kreis von Steinen. Auf einem der Steine steht „HANDEL“.

Hm, in der Nähe befindet sich ein Steinbruch, fällt ihnen ein. Mit einer Taschenlampe ausgerüstet, explorieren sie das Gelände und landen vor einem Steintor mit der rätselhaften Inschrift: „RÜDE ALM TOPF NUR ELF KAI“. Die Inschrift besteht aus selbst leuchtenden Pilzen. Ulkig, und was bedeutet das?

Nachdem es Simon, dem Schlaukopf, gelungen ist, das Rätsel zu lösen, werden sie am Tor von drei Zwergen mit langen Bärten begrüßt – und sogleich gefangen genommen! Eingesperrt in einen Käfig auf Rädern, stehen sie bald dem Zwergenkönig, dem Korting, gegenüber. Es geht – wie könnte es anders sein – um einen HANDEL: Mallory gegen das „Handbuch für die fantastische Welt um dich herum“.

Damit hat Jared gerechnet und ein Buch mitgebracht, natürlich nicht das „Handbuch“. Womit er hingegen ganz und gar nicht gerechnet hat, ist, seine Schwester in einem gläsernen Sarg wiederzufinden. Sie ist gekleidet in ein weißes Gewand, hält ein Schwert und ist scheinbar – kann es sein? – tot! Schneewittchen lässt grüßen.

_5) Die Rache der Kobolde_

Als die drei Geschwister von ihrem Abenteuer mit den Zwergen zurückkehren, ist ihre Mutter verschwunden. Schon bald finden sie heraus, dass die Kobolde unter ihrem Anführer Mulgarath dahinterstecken. Mulgarath will das Zauberbuch von Arthur Spiderwick, um damit mehr Macht zu gewinnen.

Doch wie sollen sie es mit Mulgarath und seinen wehrhaften Untertanen aufnehmen? Sie brauchen Hilfe, und Jared weiß auch schon, von wem. Er bittet die Elfen, die Arthur in ihrem Reich jenseits unserer Zeit festhalten, dass er mit seinem Uronkel sprechen darf. Dafür muss er jedoch im Gegenzug den Elfen das verhängnisvolle Buch versprechen, das Mulgarath gestohlen hat. Arthur gibt ihm einen schlauen Tipp, wie den Kobolden beizukommen ist.

Doch wie kommen sie in die Festung Mulgaraths hinein? Jared lässt sich einen Trick einfallen und sich und Mallory von einem grünen Kobold namens Hogsqueal, den er schon kennen gelernt hat, „gefangen nehmen“. Während Hogsqueal seine „Gefangenen“ im Triumph in Mulgaraths Festung führt, schwebt hoch über ihren Köpfen Simon auf dem Greif Byron, um im Notfall einzuGREIFen.

Und das wird auch ziemlich bald nötig. Denn die Festung wird nicht nur von Kobolden bewacht, sondern auch von einem Drachen …

_Mein Eindruck_

So beginnen die Abenteuer mit den Elfen in Haus Spiderwick und seiner düsteren, wilden Umgebung. Diese Abenteuer erstrecken sich über mindestens sechs Bände – alle sechs sind bislang erschienen. In Buchform sind es nette und sehr ansehnliche Bilderbücher, die sich wohl ab acht Jahren eignen. Mallory ist jedenfalls schon 13 und kann immer noch etwas mit dem Elfenbuch anfangen. Ältere Leser finden die Bilder vielleicht hübsch, aber die Handlung ist für sie wohl nicht so der Hit. Kinderkram, oder?

Das sollten sie sich noch einmal überlegen. Die Welt, in der die drei Kinder sich nun bewegen, ist nach der Scheidung der Eltern psychologisch aus dem Gleichgewicht geraten. Und zudem geraten sie selbst aus der Moderne in eine entrückte Vergangenheit, in der sie mit Fabelwesen konfrontiert werden – eine Welt der Schatten und des Zwielichts, Raum für Fantasie. Kein Wunder, dass sie selbst ein wenig seltsam werden. Die Charakterisierung ist ungewöhnlich gut gelungen.

Jared beispielsweise ist keineswegs der brave Streber und Mamis Liebling, sondern ein jähzorniger Kerl, der sich gerne prügelt und auf andere wenig Rücksicht nimmt. Das wird ihm noch sehr Leid tun. Simon hingegen, sein eineiiger Zwillingsbruder, ist ganz vernarrt in Tiere, denen er all seine Liebe gibt. Er hütet zwei Mäuse, Jeffrey und Lemondrop. Als sie von den Elfen entführt werden, startet er eine enorme Suchexpedition.

Mallory, die Schwester der ungleichen Zwillinge, ist auch nicht gerade pflegeleicht. Schon ein wenig abgebrüht und desillusioniert, übt sie sich im Fechten mit dem Florett, was das Zeug hält. Wohl dem, der so eine wehrhafte große Schwester hat!

Ihre Mutter hat zwar keinen Namen (im Film heißt sie Helen), aber dafür größte Autorität. Sie führt das Regiment im Spiderwick-Haus. Allerdings hat sie mit ihren drei Rangen alle Hände voll zu tun. Und als sich die Elfen einmischen, geht es im Haus bald drunter und drüber.

|Elfenpack macht Schabernack|

Denn dies sind nicht die Elfen, von denen Tolkien erzählt, auch nicht irgendwelche kuscheligen Fabelwesen aus dem Zauberwald, wie etwa Peter Pans Tinkerbell. Manche der zahlreichen verschiedenen Elfengattungen sind nicht gerade gut auf die menschlichen Eindringlinge zu sprechen. Da gibt es Wichtelmännlein, Irrwichte, die krötenartigen Kobolde – und im Waldbach lauert sogar ein Troll.

Dies sind Gestalten aus der Dark Fantasy, wie sie beispielsweise C. J. Cherryh in „The dreaming tree“ geschildert hat. Doch anders als bei Cherryh fehlen hier die Hochelben völlig. Winzig sind die meisten Elfen, den Pixies und Brownies der englischen Volkssagen näher als Tolkiens Erfindungen. Noch weitere dunkle Gestalten sind das Nachtpferd Phooka und der Fürst der Kobolde, Mulgarath. Ein Phooka ist ein schwarzes Pferd, das der irischen Sage nach denjenigen in die Irre führt, der ihm blindlings folgt. Auch ein Einhorn und ein Greif treten auf.

|Band 3|

In Band 3 dreht sich alles um den Besitz von „Arthur Spiderwicks Handbuch für die fantastische Welt um dich herum“. Onkel Arthur war wohl an allem schuld! Was den Kindern aber neue Hoffnung gibt, ist die Information, die ihnen Großtante Lucinda verrät: dass Arthur eines Tages verschwunden sei. Und was, wenn er in das Land der Elfen gegangen ist, wo bekanntlich die Zeit ganz anders vergeht? Dann könnte er sogar noch am Leben sein und ihnen noch ein paar Tipps geben, wie sie das Handbuch wiederbekommen können. Oder wenigstens, wie sie klüger damit umgehen. Denn es scheint unter den Fabelwesen ein wahrer Zankapfel zu sein. Es verrät den Menschen zu viel über sie und verleiht ihnen Macht. Und dies stellt eine Gefahr dar – wie man am halb verhungerten Greif Byron (aus Band 2) und dem Einhorn ablesen kann.

Wie man sieht, erlernen die Spiderwick-Kinder Schritt für Schritt, dass die Macht, die das Handbuch verleiht, auch Verantwortung mit sich bringt – und jede Menge Ärger mit den Fabelwesen. Das erinnert an die einfache Lehre, die wir aus Spider-Mans Abenteuern ziehen: „Mit großer Macht geht große Verantwortung einher.“

|Band 4|

In Band 4 stehen die Zwerge im Vordergrund. Es ist eine recht interessante Kultur, auf die Jared und Simon treffen. Da Zwerge bekanntlich Meister im Verarbeiten von Metallen und Edelsteinen sind, glänzen und funkeln ihre unterirdischen Hallen nur so davon. Aber sie können noch mehr: Sie sind auch unübertroffen im Herstellen von künstlichen Organismen. Ihre Wachhunde bestehen komplett aus Metall und erscheinen beinahe lebendig. (Wie lebendig sie sind, erfahren die Geschwister auf ihrer Flucht.)

Höchst interessant ist die Überzeugung der Zwerge, den Tod durch ihren Erfindungsreichtum besiegt zu haben. Von Blumen über Vögeln bis hin zu einem ganzen (titelgebenden) Baum besteht alles aus Metall. In merkwürdigem Gegensatz zu dieser Überzeugung steht hingegen, dass die Gesichter aller Zwerge runzlig vor Alter sind. Nichtsdestotrotz glauben sie, dass sie Mallory, ihrem Schneewittchen, einen Gefallen getan haben: Sie sei nun nicht mehr sterblich wie ihre beiden bedauernswerten Brüder. Diese denken jedoch anders darüber. Doch wie können sie Mallory wiedererwecken?

|Band 5|

In einem vorläufigen Abschlussband wie diesem ist es nur natürlich, wenn etliche Themen zu Ende geführt werden. Dazu gehört zum einen der ständig im Hintergrund vorhandene Arthur Spiderwick, der mit seinem Buch so viel Unheil angerichtet hat. Sein Schicksal erfüllt sich in einer Art Zeitreise, kommt er doch aus dem zeitlosen Elfenreich – eine Reminiszenz an die vielen Balladen um Menschen, die Zeit im Feenreich zubringen und sich bei ihrer Rückkehr wundern, warum die Leute so alt geworden sind. Doch Arthurs Schicksal ist zugleich schöner und schlimmer. Mehr sei nicht verraten.

Dann ist da das Thema der Eltern. Dass die drei Kinder diesmal ihre Mutter retten müssen, wurde bereits erwähnt. Leider ist diese Mutter gar nicht so richtig als eigenständiger Mensch zu erkennen: Sie verfügt über keine Eigenschaften, die über das Muttersein hinausweisen. Und zweimal stellt sie die dümmste aller Fragen: „Was ist hier eigentlich los?“ Als ob einmal nicht reichen würde.

Verblüffung herrscht natürlich, als Daddy auftaucht! Jeder hat geglaubt, dass er sich in Kalifornien befinde, doch ihn hier an der Ostküste vorzufinden, noch dazu auf einem Autoschrottplatz in der Mitte von Nirgendwo, ist natürlich eine gewisse Überraschung. Statt sich zu wundern, freuen sich alle. Wirklich alle? Nein, der schlaue Jared traut der Sache nicht. Recht hat er. Denn Mulgarath ist ein ganz besonders fähiger Zauberer, der in die Herzen seiner Opfer schauen kann …

Der Greif Byron musste in den bisherigen Episoden ein relativ nutzloses Dasein führen. In dieser letzten Episode kann er endlich zeigen, wozu es ihn gibt und was er draufhat: Er kann ganz besonders gut Drachen bekämpfen. Jared, der normalerweise sehr jähzornig reagiert, ist im Laufe der Abenteuer und Prüfungen ein kleines bisschen erwachsen geworden. Und so ist er am Schluss bereit, das unheilvolle Zauberbuch den Elfen zur Verwahrung zu übergeben. Daraufhin erlebt er eine Überraschung: Jemand traut ihm Verantwortungsbewusstsein zu! Möge es den jungen Lesern des Buches ebenso gehen.

|Der Sprecher|

Der Sprecher Martin Baltscheit weiß seine Stimme sehr flexibel einzusetzen. Daher fällt es ihm leicht, die einzelnen Figuren auf unterscheidbare Weise zu charakterisieren und sie in spannenden Situationen emotional glaubhaft klingen zu lassen.

Die beiden Jungs klingen ganz normal, aber Simon ein wenig krächzender als Jared. Die Stimmlage aller Frauenfiguren ist natürlich höher als die der männlichen Figuren; so ist Mallory stets sofort zu erkennen, und ihre Mutter ist die Autorität in Person. Der Sprecher scheut sich nicht, mal laut zu rufen, wütend zu fauchen oder quäkend daherzuquasseln, wie Simon es tut.

Eine besondere Rolle in diesem Kreis spielt Thimbletack, das Wichtelmännchen bzw. der Irrwicht, der das Spiderwick-Anwesen bewohnt und den neuen Bewohnern das Leben zur Hölle macht (was Jared ausbaden muss). Thimbletack – eine Zusammensetzung aus den englischen Wörtern für „Fingerhut“ und „Reißzwecke“ – hat die höchste Stimme von allen, quiekt aber nicht direkt. Außerdem ist unverkennbar, dass seine Stimme künstlich verändert wurde. Er klingt wie ein Junge, der in einer Atmosphäre aus Helium spricht. (Wie das klingt, kann jeder nachprüfen, der vorsichtig die Luft aus einem mit Helium gefüllten Ballon einatmet und ein paar Wörter sagt. Es klingt wie Micky Maus.)

|Geräusche und Soundeffekte|

In manchen Szenen erklingen lediglich die typischen Situations- und Umgebungsgeräusche: das Sirren der Zikaden, das Zwitschern von Vögeln . Aber es gibt auch Geräusche, die direkt an Aktionen gebunden sind, oder Stimmengewirr und Gelächter sowie vieles mehr. Dadurch wirkt der Vortrag wesentlich lebendiger und schon fast wie ein Film. Besonders der Speiseaufzug in Band 1 ist so ein fantastisches Gerät: Er quietscht, scheppert und kracht, dass es eine Pracht ist.

|Die Musik|

Die Soundeffekte werden manchmal mit der Musik kombiniert. Diese ist in der Regel im Hintergrund bezaubernder Szenen zu hören, dann ist sie romantisch und zauberhaft. Aber es gibt auch spannende und dramatische Szenen, dann erklingt sie schnell und dynamisch oder sehr basslastig.

Wenn Soundeffekte hinzukommen, dann besonders in arhythmischer und dissonanter Musik, so etwa in dem Moment, als kleine fliegende Irrlichter erscheinen. Hauptsache, dass es nicht kitschig klingt. Der Produzent hat dem Hörbuch auch noch ein halb magisches, halb unheimliches Intro und Outro spendiert, das kurz vor jedem Kapitelanfang kurz anklingt.

Man sieht also, dass diese inszenierte Lesung für den achtjährigen Zuhörer eine Menge an Geräuschkulisse und Musik zu bieten hat. Das muss auch so sein, um die Aufmerksamkeit, die leicht von anderen Dingen abgelenkt werden kann, zu fesseln. Das gelingt auch dem Sprecher ausgezeichnet.

|Die Bonus-CD: der Hörbuchfilm (ca. 4:24 Minuten)|

Die Videodatei liegt in den Formaten Quicktime (.mov) und Windows Media Video (.wmv) vor. Die WMV-Datei ist knapp 16 MB groß, die MOV-Datei gut 120 MB. Beim Vergleich auf meinem sechs Jahre alten Notebook schnitt die WMV-Datei wesentlich besser ab als das Quicktime-Video, welches beim Bild immer wieder hängenblieb, während der Sound einwandfrei war. Hier lohnt es sich offenbar, eine leistungsfähige Grafikkarte zu besitzen.

Der etwa vier Minuten lange Videofilm zeigt den Sprecher Martin Baltscheit beim Vortrag spannender Szenen aus Band 6, „Das Lied der Nixe“. Daher gibt es also keine Überschneidung mit den anderen fünf Bänden. Wie man meiner [Rezension 4658 zum Hörbuch „Das Lied der Nixe“ entnehmen kann, werden mehrere Filter eingesetzt, im Hintergrund läuft filmreife Musik, und obendrein zeigt das Video zusätzlich Illustrationen aus dem Spiderwick-Handbuch und aus Band 6.

Ziemlich witzig fand ich den Effekt der „verwackelten Kamera“, der stets auftritt, sobald die donnernden Schritte des Riesen erwähnt werden. Das dürften Kinder ziemlich witzig finden. Das überdeckt die Tatsache, dass man zugleich eine Art Making-of geliefert bekommt: den Sprecher bei der Arbeit.

Insgesamt ist der Bonus also nicht umwerfend, aber eine nette Zugabe. Allerdings braucht man auf jeden Fall einen PC oder einen DVD-Player mit der Fähigkeit, WMV oder MOV abzuspielen.

_Unterm Strich_

Viele Themen und Handlungsstränge werden in den ersten fünf Büchern der Spiderwick-Serie durchgespielt und weiterentwickelt, sie finden in Band fünf ihren Abschluss. Und so sind auch die Hörbücher mit einer Menge Spannung und Action gefüllt.

Doch auch Familienangelegenheiten kommen nicht zu kurz und führen zu überraschenden Ergebnissen. Jared, der normalerweise sehr jähzornig reagiert, ist im Laufe der Abenteuer und Prüfungen ein kleines bisschen erwachsen geworden. Und so ist er am Schluss bereit, das unheilvolle Zauberbuch den Elfen zur Verwahrung zu übergeben. Daraufhin erlebt er eine Überraschung: Jemand traut ihm Verantwortungsbewusstsein zu! Möge es den jungen Hörern dieser Hörbücher ebenso gehen.

Das Hörbuch bietet als inszenierte Lesung fast die gleiche Soundkulisse wie ein Kinofilm oder Hörspiel – hier hat der Sounddesigner gute Arbeit geleistet. Die flexible und elektronisch mitunter verstärkte Stimme des Sprechers trägt wesentlich zum Vergnügen beim Zuhören bei. Die Bonus-CD vermittelt durch einen Filmclip einen Eindruck von der Arbeit des Sprechers, zeigt eine Menge Elfenbilder und wirkt durch das „verwackelte“ Bild selbst recht witzig. Natürlich stellt der Film auch einen Appetithappen dar, der das Interesse am Erwerb des sechsten Hörbuchs wecken soll.

Fazit: Volltreffer.

|The Spiderwick Chronicles 1-5
Aus dem US-Englischen übersetzt von Anne Brauner
380 Minuten auf 6 CDs|
http://www.spiderwick.de
http://movies.uip.de/diegeheimnissederspiderwicks
http://www.random-house-audio.de

Feldhoff, Robert / Borsch, Frank / Effenberger, S. A. / Hagitte, Chr. / Bertling, S. / Sieper, M. – mediale Schildwache, Die (Perry Rhodan – Sternenozean, Folge 18)

_Jackpot: Perry schleppt ein Mädel ab_

|Lübbe Audio| vertont die Abenteuer des Kadetten Kantiran und des Sternenadminstrators Perry Rhodan, die in der Unterserie „Sternenozean“ im Perry-Rhodan-Universum spielen. Bislang sind achtzehn Hörspiele veröffentlicht, doch will Lübbe offenbar vierzig Hörspiele produzieren. Dies ist die dritte Staffel.

Folge 18, Fortsetzung von Folge 16: Der Planet Baikhal Cain muss in aller Eile evakuiert werden: Der Großangriff der Kybb-Cranar steht unmittelbar bevor. Während sich die Bionischen Kreuzer der Motana dem unausweichlichen Kampf stellen, beginnt Perry Rhodan mit einer Suche im ewigen Eis: Dort verbirgt sich die geheimnisvolle Mediale Schildwache … (Verlagsinfo)

_Die Reihe_

„Perry Rhodan“ ist die größte SF-Heftchen- und Roman-Reihe der Welt. Eine Vielzahl von Autoren schreiben seit Jahrzehnten für die Reihe, und koordiniert wird dieser Aufwand vom |Pabel|-Verlag in Rastatt. Auch Andreas Eschbach fühlte sich geehrt, einen oder zwei Bände beitragen zu dürfen.

Es gab vor der aktuellen |Lübbe-Audio|-Reihe schon Vertonungen der PR-Silberbände, doch nicht in der stilvollen Inszenierung des |STIL|-Tonstudios. Die Vorlage für das vorliegende Abenteuerhörspiel lieferten die Romane „Der Bionische Kreuzer“ von Robert Feldhoff und „Zuflucht der Motana“ von Frank Borsch.

Die 1. Staffel:

1) [Der Sternenbastard 3030
2) [Die Mascantin 3031
3) [Der Hyperschock 3035
4) [Planet der Mythen 3058
5) [Havarie auf Hayok 3263
6) [Das Blut der Veronis 4468

Die 2. Staffel:

7) [Der Gesang der Motana 3627
8) [Sonderkommando Kantiran 3639
9) [Tau Carama 3656
10) [Überfahrt nach Curhafe 3664
11) [Entscheidung in Vhalaum 3682
12) [Die Femesängerin 3699

Die 3. Staffel:

13) [Der Flug der Epha-Motana 4589
14) [Terraner als Faustpfand 4592
15) [Die Sekte erwacht 4595
16) [Der Todbringer 4609
17) [Kampf um den Speicher 4633
18) Die mediale Schildwache

_Die Inszenierung_

Erzähler: Christian Schult (Richard Belzer in „Law & Order: New York“)
Perry Rhodan: Volker Lechtenbrink (Schauspieler, Sänger, Synchronsprecher: Kris Kristofferson, Burt Reynolds als ‚Logan‘)
Atlan: Volker Brandt (Stimme von Michael Douglas)
Zephyda: Claudia Urbschat-Mingues (Stimme von Angelina Jolie, Maria Bello)
Mediale Schildwache: Yara Blümel-Meyers
Echopage: Peter Schiff (Louis de Funès, Stimme von ‚HAL 9000‘)
Hekhet: Andreas Bisowski
Nerine: Katrein Frenzel
Epassar: André Sander

Volker Lechtenbrink wurde 1944 in Cranz/Ostpreußen geboren. Bereits als Achtjähriger sprach er im Kinderfunk und stand zwei Jahre später auch schon auf der Bühne. 1959 wurde er durch den Antikriegsfilm „Die Brücke“ (Regie: Bernhard Wicki) bundesweit bekannt. Er besuchte die Schauspielschule in Hamburg und ist heute in zahlreichen TV-Serien zu sehen. Darüber hinaus ist er am Theater tätig, geht auf Tourneen oder wirkt als Intendant. (Verlagsinfo)

Die Hörspieladaption stammt von S. A. Effenberger. Regie, Musik, Ton und Programmierung lagen in den Händen von Christian Hagitte und Simon Bertling vom Ton-Studio |STIL|. „Die Musik wurde exklusiv für die Perry-Rhodan-Hörspiele komponiert und vom Berliner Filmorchester unter der Leitung von Christian Hagitte live eingespielt. Die elektronischen Klänge und Effekte wurden speziell für die Hörspiele vom |STIL|-Team durch den Einsatz von Computertechnik generiert“, heißt es im Booklet. Executive Producer der Reihe ist Marc Sieper.

Am Schluss erklingt der Song „The World is Growing Loud“ von der Band |Covenant|. Der Originaltitel stammt von Eskil Simonsson und Joakim Montelius, zwei Schweden, die über info@covenant.se zu erreichen sind.

_Vorgeschichte_

Perry Rhodan und sein arkonidischer Freund Atlan sind auf einem Minenplaneten der bösartigen Kybb Cranar in deren Gefangenschaft geraten. Die igelförmigen Aliens verpassten ihnen metallene Halsringe, die mit einem Giftstachel bewehrt sind: die Krynn Varid. Bei Widerstand kann das Gift per Fernsteuerung injiziert werden. Nur aufgrund ihrer persönlichen Zellaktivatoren können die beiden Gefährten das Gift neutralisieren, doch jedes Mal kostet es sie mehr Kraft.

Sie schaffen es zu den einheimischen Motana, wo sich Atlan in die adlige Wegweiserin Zephyda verliebt. Sie führt sie zur Planetaren Majestät, die sie willkommen heißt. Doch als die Kybb Cranar auch die Residenz der Majestät angreifen, gelingt Rhodan, Atlan und Zephyda nur mit knapper Not die Flucht, als ein Nomade namens Rorkhete sie in seinem Schweber mitnimmt.

Das Quartett flieht, bis sie schließlich vor acht Wesen stoppen müssen, die vor ihnen über dem Boden schweben. Rorkhet bezeichnet sie als „Orakel“, und sie wollen helfen. Die Wesen teleportieren die vier auf eine andere Welt, wo sie erst einmal mitten im Ozean landen. Es dauert eine ganze Weile, die riesigen Wellen zu verlassen und zum Strand der Vulkaninsel Ore zu finden. Perry und Rorkhete sind zwar verletzt und erschöpft, können aber das unbekannte Land erkunden.

Unterdessen gelangen Atlan und seine Freundin Zephyda woanders an den Strand. Eine Gruppe Motanakrieger, angeführt von der Amazone Halkorate, nimmt sie in ihre Mitte und teilt Atlan mit, sie seien auf der Welt Ash-ir-tumo gelandet, auf der Insel Ore, und sie werde sie nun nach Oreshme bringen, wo ihre Lokale Majestät über sie richten werde. Atlan bittet um schnelle Behandlung der Wunden, die Zephyda erlitten hat. Die Heilerin Phylatoke nimmt sich Zephydas an und bringt sie in ihre Hütte, die auf einem 20 Meter hoch über die Ebene emporragenden Plateau liegt.

Nachdem Atlan auch Perry und Rorkhete gefunden hat, beschließen die Gefährten, mit einem Schiff über den Ozean zu dem Kontinent Curhafe segeln zu wollen. Vom dort gelegenen Raumhafen aus wollen sie zurück in den Weltraum, um die anstehenden Angelegenheiten zu regeln. Er überredet die Motana, mit ihm zusammen ein zehn Meter langes Boot zu bauen, das in einer geschützten Montagehalle entstehen soll.

Zehn Tage später ist Zephyda wieder auf den Beinen, wenn auch noch etwas wackelig. Da spürt sie in ihrem Geist, dass eine Riesenwelle auf die Insel zurollt, noch bevor sie sie sehen kann. Sie warnt die Motana, die sich sehr über diese Frau wundern. Denn um die anrollende Tau Carama spüren zu können, muss man eine Irtumo-Lauscherin sein, eine wie Intake, die Lokale Majestät. Der Alarm, den Zephyda ausgelöst hat, rettet eine Menge Leben. Dennoch donnert der Tsunami über das Land und droht sogar die Inselstadt Oreshme unter sich zu begraben …

Zephyda segelt mit den beiden Fremden und ein paar Freunden zu jenem Kontinent Curhafe, auf dem sich die Hauptfestung der Kybb Cranar erhebt. Die Kybb Cranar haben die Welt Ash Irthumo und das Volk der Motana unterjocht. Während sich Zephyda unter die verfemten Motana mischt und dort ihre Telekinesekräfte schult, versuchen Perry und Atlan, die Festung der Kybb Cranar von innen heraus zu knacken. Das haut nicht ganz hin und die Kybb-Cranar unterziehen Perry der Elektrofolter …

Nach dem Sieg der Motana über die Kybb Cranar ist es ihnen möglich, ein Raumschiff flottzumachen und mit vereinten Geisteskräften in den Weltraum zu bringen. Schließlich verfügen sie nun nicht nur über eine, sondern gleich zwei Epha Motana. Diese sind in der Lage, ein Schiff ohne Treibstoff anzutreiben und so die allgegenwärtige Hyperraum-Impedanz zu überwinden, die sonst das schnelle Springen von Stern zu Stern unmöglich machen würde. Doch zunächst einmal finden sie einen alten Bionischen Kreuzer der Motana, tief unter dem Meer …

_Handlung_

Perry Rhodan sucht in den arktischen Gefilden Baikhal Cains den Zugang zu der Station der Medialen Schildwache. Die Mediale Schildwache wird dringend benötigt, um weitere Motana zu Schutzherren zu weihen. Dann können die Motana das ihnen von den Kybb Cranar entrissene Sternenreich Yamondi zurückerobern. Immer wieder erscheint Perry das Traumbild einer schönen jungen Frau, die haucht, sie heiße Lyrissea. Doch wo ist der Ursprung dieser Visionen? Als er auf eine Felswand stößt, die sich als illusionäre Projektion erweist, stürzt er dahinter ins Bodenlose …

Unterdessen sind vom Planeten mit Hilfe der 61 Bionischen Kreuzer, die Zephyda, die Epha Motana, aktiviert hat, rund 70.000 gefangene Motana befreit und evakuiert worden. Die Bastion der Kybb Cranar wurde geschleift, nun soll auch ihr heiliger Berg gesprengt werden, Schauplatz zahlreicher Verbrechen an den Motana. Jede Stunde erwarten die Motana unter Zephyda und ihrem arkonidischen Berater Atlan den Gegenangriff der Kybb Cranar. Der Berg birst in einer gigantischen Explosion und fällt in sich zusammen, überschattet von einer Pilzwolke.

Die Erschütterungen lassen Perry Rhodan in seinem unterirdischen Verlies aus seiner Benommenheit erwachen. Zum Glück ist er unverletzt, allerdings hat er keinen Funkkontakt mehr. Er gelangt durch Kammern aus transparentem Material in die kugelförmige Kammer, wo die Mediale Schildwache bereits auf ihn wartet. Sie stellt ihm mit strenger Miene eine Reihe von bohrenden Fragen …

In der Kreisbahn über dem Planeten entdecken die Abtaster von Zephydas Bionischem Kreuzer die sich nähernde Raumflotte der Kybb Cranar. Es handelt sich um die bekannten würfelförmigen Fahrzeuge, doch dahinter befinden sich sechseckige Objekte: die Kybb Draken. Sofort stimmen die Epha Motana der Motana-Flotte den Angriffschoral an und die Todbringer machen sich bereit, ihre tödliche Energie auf die Kybb Cranar abzufeuern.

Die Erfolge sind größer als erwartet, doch dann krümmt sich Zephyda vor Schmerzen. Die Dinge laufen auf schreckliche Weise schief …

_Mein Eindruck_

Endlich erfolgt die krönende Raumschlacht! „Star Wars“-Freunde dürfen sich hier an Action und Dramatik erfreuen. Natürlich müssen sie sich die Bilder selbst vorstellen. Außerdem finden keine Energiestrahlengefechte statt, da die Todbringer auf beiden Seiten nur mit geistiger Energie feuern. Die Igelwesen verlieren 177 Schiffe.

Doch diesmal haben die Kybb Cranar irgendeine Geheimwaffe dabei, die den Motana auf Psi-Ebene schwere Verluste zufügt. Tja, dass sich das Schlachtenglück wendet, war wohl zu erwarten. Das kommt davon, wenn man nur auf Gewalt setzt. Die Natur dieser Geheimwaffe wird nicht näher erklärt – es hätte uns auch gewundert. Vielmehr stehen die Kybb Cranar auf einer Stufe mit den frühen Entwürfen für die Klingonen: primitiv, brutal, skrupellos, auf Vernichtung getrimmt. Klarer Fall, dass wir ihnen den Sieg nicht gönnen.

Während die Schlacht auf Messers Schneide steht, kommt daher Perry Rhodans Mission im Untergrund von Baikhal Cain eine möglicherweise entscheidende Bedeutung zu. Er findet die Mediale Schildwache, doch sie stellt ihm wichtige Fragen nach seiner Moral, seinem Standpunkt und seiner Loyalität. Allerdings dürfte Nicht-PR-Fans der Begriff „Kosmokraten“ nicht geläufig sein. Wieder mal tauchen also irgendwelche mysteriösen Superwesen auf, denn „kosmos“ bedeutet auf Altgriechisch so viel wie „Weltordnung/Universum“ und „kratein“ „herrschen“ (Aristokratie ist daher die „Herrschaft der Besten“ und Demokratie die „Herrschaft des Volkes“).

Perry hat Schwein: Er hat den Jackpot gewonnen und darf das Mädel abschleppen! Mit einem Bagger – schon wieder ein phallisches Symbol – bohrt er sich durch die Eisdecke und gelangt in Reichweite eines rettenden Motana-Kreuzers. Aber ist das Mädel ihm dafür dankbar? Nicht unbedingt. Sie nennt sich Lyressea – die Sprecherin haucht diesen Namen immer wieder auf sehr erotisch-mystische Weise – und fühlt sich befreit. Ihrem Befreier dankt sie trotzdem nicht. Aber die Motana-Chöre jubilieren.

_Unterm Strich_

Insgesamt bildet „Die Mediale Schildwache“ einen befriedigenden Abschluss des Motana-Erzählstrangs in der dritten Staffel. Die Hörspielserie „Perry Rhodan: Sternenozean“ wird offenkundig von Profis produziert, von mancher bekannten Hollywoodstimme gesprochen und liefert einen soliden Gegenwert für den Preis von rund acht Euronen.

Jugendliche beiderlei Geschlechts zwischen 14 und 17 Jahren dürften sich rasch mit den Helden identifizieren, und das ist eine der besten Voraussetzungen, ein treues Publikum aufzubauen. Auch Zephyda ist eine solche Identifikationsfigur, und ich hoffe, dass sie möglichst lange Teil des Serienpersonals bleibt.

Was die Qualität des Inhalts angeht, so darf man wohl kaum tiefschürfende und daher langweilige Monologe erwarten. Vielmehr sind kämpferische Action und romantische Exotik angesagt – das ist genau die Mischung, die auch „Star Wars“ so erfolgreich gemacht hat.

|74 Minuten auf 1 CD|
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[Ausführlicher Überblick über diesen Zyklus der Heftromanserie]http://www.perrypedia.proc.org/Der__Sternenozean__%28Zyklus%29

Paasilinna, Arto – Adams Pech, die Welt zu retten

_Der finnische Prometheus und seine Eva_

Der finnische Kleinunternehmer Aatami Rytmättylä hat den Weg aus der drohenden Energiekrise gefunden: einen schokoladentafelgroßen Akkumulator, der Strom im Überfluss liefern kann. Bald zeigt sich aber, dass die umweltfreundliche Energiequelle Aatamis nicht uneingeschränkt auf Gegenliebe stößt. Die Ölscheichs sehen darin eine Gefahr für ihren Reichtum und setzen einen Killer auf ihn an …

_Der Autor_

Der 1942 geborene Lappe Arto Paasilinna hat bisher über dreißig Bücher veröffentlicht, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde, u. a. in Frankreich und Italien. Einige davon wurden bereits verfilmt. Paasilinnas Spezialität ist die humorvolle Parodie, die bestimmte Charakterzüge der Finnen und umgebenden Völkerschaften ironisch thematisiert.

Auf Deutsch erschienen sind bisher:

* Vorstandssitzung im Paradies 2004 (Paratiisisaaren vangit, 1974)
* Das Jahr des Hasen 1999 (Jäniksen vuosi, 1975)
* Die Rache des glücklichen Mannes 2002 (Onnellinen mies, 1976)
* Im Jenseits ist die Hölle los 2004 (Herranen aika, 1980)
* Der heulende Müller 1999 (Ulvova mylläri, 1981)
* Im Wald der gehenkten Füchse 2000 (Hirtettyjen kettujen metsä, 1983)
* Der Sohn des Donnergottes 1999 (Ukkosenjumalan poika, 1984)
* Die Giftköchin 1998 (Suloinen myrkynkeittäjä, 1988)
* Der wunderbare Massenselbstmord 2002 (Hurmaava joukkoitsemurha, 1990)
* Der Sommer der lachenden Kühe 2001 (Elämä lyhyt, Rytkönen pitkä, 1991)
* Nördlich des Weltuntergangs 2003 (Maailman paras kylä, 1992)
* Adams Pech, die Welt zu retten 2008 (Aatami ja Eeva, 1993)
* Ein Bär im Betstuhl 2005 (Rovasti Huuskosen petomainen miespalvelija, 1995)
* Ein Elefant im Mückenland 2006 (Suomalainen kärsäkirja, 2005)

|Arto Paasilinna auf Buchwurm.info:|
[„Der wunderbare Massenselbstmord“ 3554
[„Nördlich des Weltuntergangs“ 1573
[„Im Jenseits ist die Hölle los“ 640
[„Vorstandssitzung im Paradies“ 637
[„Adams Pech, die Welt zu retten“ 4586

_Die Produktion_

Der Sprecher Jürgen von der Lippe begann seine Karriere beim Fernsehen Anfang der 1980er Jahre und erreichte den Durchbruch als Moderator bei „So isses“. Er ist Komiker, Musiker und gehört zu den beliebtesten Entertainern des deutschen Fernsehens. Er unterhält mit zahlreichen Shows wie „Geld oder Liebe“ und „Extreme Activity“. Er tourt mit eigenen Bühnenprogrammen, spielt in Filmen und sammelt Auszeichnungen. (Verlaugsinfo)

Die Bearbeitung des Textes erfolgte durch Gabriele Kreileder-Heitz, die Aufnahme nahm Jan Mallmann in den |d.c. Studios|, NRW-Berlin, vor, die Musik trug Michael Marianetti bei. Regie führte Kerstin Kaiser.

_Handlung_

Aatami Rytmättylä hat zwar kein Geld, doch er tüftelt weiterhin in seiner Werkstatt für Autobatterien in Tataarisuo. Schließlich soll er ja eigentlich die Alimente für seine Kinderschar zahlen, die er mit drei Frauen hat – alle sind weg. Heute hat ihn wieder mal das Mechanikerglück verlassen, denn die Werkstatt fliegt in die Luft. Der Wasserstoff muss sich wohl entzündet haben. Nur die Nerven behalten, sagt er sich und steckt sich eine Zigarette an. Aatami ist auf Batteriewartung spezialisiert, doch seit die Wirtschaft in Finnland darniederliegt (man schreibt die neunziger Jahre), reparieren die Autofahrer ihre Wagen lieber selbst.

Doch Aatami lässt sich nicht unterkriegen, denn er hat einen Traum. Er will als großer Erfinder in die Geschichte eingehen, genau wie Thomas Alva Edison. Er entwickelt einen neuartigen, leichten Akkumulator, der länger Strom liefert und alle möglichen Arten von Geräten antreiben soll – vom Kinderspielzeug bis zum Weltraumsatelliten. Grenzenlos verfügbare Energie – das wäre sein Traum. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, weiß Aatami, denn er hat im Erfinden schon jahrelange Erfahrung.

Der Gerichtsvollzieher Jutilainen ist inzwischen ein alter Bekannter bei ihm. Heute lässt er das Ordnungsamt die restlichen 500 Batterien aus Aatamis Werkstatt abholen und verspricht, erst in zwei Monaten wiederzukommen. Und der Erfinder zeigt dem Mann seiner Exfrau, was ein rechter Haken ist. Dann führt er seine Erfindung weiter, arbeitet wie besessen an einer neuen Idee, auf die ihn Jutilainen gebracht hat: organische Chemie. Das Endprodukt ist 95 Prozent leichter als herkömmliche Akkus und abbaubar.

Als er von einer Vorführung in einer Fabrik für Elektroautos zurückkehrt, brennt seine Werkstatt. Es ist nichts mehr zu retten. Im Gegenteil: Die Flammen setzen auch sein Auto in Brand. Die Feuerwehr weigert sich inzwischen wegen der häufigen Brände zu kommen. Nur die Klamotten und die Akkus, die er am Leib trägt, sind ihm geblieben. Die Bullen buchten ihn sofort ein: wenigstens ein Dach über dem Kopf. Einen anonyme Anzeige beschuldigt ihn des Versicherungsbetrugs. Am vierten Tag gelingt es der Helsinkier Rechtanwältin Eeva Kontupohja, ihn rauszuholen. Jutilainen gewährt ihm für eine Nacht Unterschlupf, doch als Aatami am anderen Morgen liest, dass der Gerichtsvollzieher Todesanzeigen seiner „Klienten“ sammelt und Todesfälle voraussagt – unter anderem auch für Aatami -, hält es der Erfinder nicht mehr aus.

Eeva interessiert dieser stämmige Mittvierziger mit dem robusten Nervenkostüm und dem Streben, die Welt zu verbessern. Als er ihr darlegt, wie seine Akkus die Welt verändern könnten, realisiert sie, wie genial er im Grunde ist. Die Autos könnten alle mit Strom fahren, und nur die Kraftwerke, in denen die langlebigen Akkus aufgeladen werden, müssten Öl verbrauchen, sonst niemand. Die Umweltverschmutzung würde drastisch zurückgehen, die Preise für Öl fallen. Man bräuchte keine anfälligen Kabel, Stromleitungen usw. mehr, und überall auf der Welt könnten Sonnenkollektoren Akkus speisen, was für die Entwicklungsländer billige Energie und sauberes Trinkwasser durch Wasseraufbereitung bedeuten würde. Was Eeva aber noch herausfindet: Diese Erfindung ist ein Milliardenmarkt – pro Jahr! Und sie will daran teilhaben …

Nachdem der Deal zwischen den beiden perfekt ist (sie bekommt zehn Prozent an seiner Firma, es sei denn, sie heiraten) und er bei ihr einzieht, schickt sie ihn auf einen Fachkongress über das Akkuwesen – in Neuseeland. Und kommt gleich mit. Leider hat Eeva ein kleines Alkoholproblem und versumpft in den Kneipen der Stadt, wo sie die Lieder der Gäste mitgrölt. Die Polizei bringt sie zurück. Da enthüllt sie ihm, dass er auf der Rednerliste steht! Er muss den Vortrag erst noch schreiben und übersetzen lassen. Beides klappt unter Hochdruck, und er kann die Rede halten. Sie schlägt ein wie eine Bombe.

Die Japaner sind Feuer und Flamme – auf ihre höfliche, zurückhaltende Art. Doch die Ölproduzenten und die Autobauer sind alarmiert. Wenn das alles stimmt, was dieser finnische Hinterwäldler – wo liegt dieses Finnland überhaupt? – da erzählt, dann könnten die Ölpreise bald ins Bodenlose fallen und niemand mehr ein Auto mit Verbrennungsmotor kaufen wollen. Wozu auch? Es gibt ja bald einen supergünstigen Elektroantrieb. Die OPEC und Automafia müssen etwas unternehmen. Aber was?

Nachdem alle anderen Optionen fehlgeschlagen sind, einigen sich die OPEC-Fürsten und ihre Autoverbündeten darauf, einen Killer auf Aatami anzusetzen, einen bewährten Sizilianer namens Luigi Rapaleore. Die Japaner sind inzwischen mit Aatami handelseinig geworden und stellen ihm zwei Leibwächter zur Seite. Der Wettlauf um die Milliarden der Zukunft beginnt.

_Mein Eindruck_

Obwohl diese Geschichte schon 1998 veröffentlicht wurde, kommt sie uns doch heute wie gerufen, nachdem der Ölpreis – wieder mal – auf einem Rekordhoch ist und der Klimawandel alle Industrien zum Umdenken zwingt. Aber die Kräfte der Ölproduzenten und Autohersteller sind wohl doch stärker, als sie in Paasilinnas Buch geschildert werden. Na ja, wenn sie wirklich stärker wären, dann könnte der Autor nicht den unaufhaltsamen Aufstieg seines Helden Aatami Rymätilää schildern und die Geschichte wäre schon bald zu Ende.

Aatami hat viel von einem Yankee an sich, und Robert A. Heinlein hätte sich sicherlich über einen solchen Selfmademan gefreut. Die privatwirtschaftliche Eigeninitiative ohne Einmischung der – ohnehin völlig verarmten und verbürokratisierten – Regierung ist Heinleins Ideologie, und wie es aussieht, pflichtet ihr auch Paasilinna bei. Dagegen ist nichts einzuwenden, angesichts der verknöcherten Strukturen und Abläufe in den Ministerien und Konzernzentralen. Die besten Erfindungen werden meist in den klein- und mittelständischen Betrieben gemacht. Das ist in Finnland sicher nicht anders.

Allerdings mutet der kometenhafte Aufstieg Aatamis wie ein modernes Märchen an. Vielleicht hat der Verlag deshalb das Buch zurückgehalten. Der Autor nimmt dieses Märchen, wie es sich gehört, selbst nicht ganz ernst. Er stellt Adam eine Eeva an die Seite, die diesem nicht nur ordentliches Kapital, sondern auch viel Selbstvertrauen und Beziehungen verschafft. Dabei ist sie allerdings keine Samariterin, sondern hat ein gehöriges Alkoholproblem, das sie mitunter komplett ausrasten lässt.

Die Welt ist, wie sie ist: Sie gönnt dem Guten keinen Sieg, sondern verschwört sich gegen ihn. Daher taucht alsbald der Killer in Finnland auf. Allerdings ist es vielleicht nicht so ein guter Einfall, einen Sizilianer an den Polarkreis zu schicken. Luigi, der Ärmste, verliert ein erfrorenes Bein und drei Zehen vom anderen. Allerdings sinnt er nun auf Rache und versucht sein Glück immer wieder. Ich verrate nicht, ob ihm dies schließlich gelingt.

Das Problem des Buches ist, wie so häufig bei Paasilinna, ein Mangel an dramatischer Handlung. Vielmehr scheinen sich die Ereignisse mehr oder weniger zufällig aneinanderzureihen, bis es schließlich nicht mehr weitergeht. Dahinter steht sicherlich eine Weltsicht des Autors, die der Entwicklung eines dramaturgisch geschickten Plots entgegensteht. Seine Handlungsabläufe entwickeln sich vielmehr organisch, manchmal mit langem Anlauf.

Doch heftige Konflikte sind Paasilinnas Sache nicht. Es scheint in Finnland einen Grundkonsens zu geben, dass man einander das Leben wesentlich einfacher machen könnte, wenn man nicht versuchen würde, sich gegenseitig den Schädel einzuschlagen. Da ist was dran, zweifellos. Und wenn es mal zu einer Notlage kommt, dreht Aatami nicht durch, sondern organisiert – ein Yankee, wie er im Buche steht.

Und so ist es wohl zu erklären, dass sich Aatami mehrfach stark für die Bedürftigen einsetzt, wovon es in Finnland nicht wenige zu geben scheint: die obdachlose Bettlerin, die dem Ex-Staatspräsidenten ein Staatsgeschenk klaut; die Arbeitslosen, die zu Weihnachten 500.000 Schneemänner bauen, um Aatami für seine Wohltätigkeit zu danken; die Züge, auf denen Suppe ausgegeben wird; und viele weitere. Nicht zu vergessen die Welt an sich, welcher der leichte organische Akku das Ende der Selbstvergiftung zu bescheren scheint. Zeit war’s ja auch.

|Der Sprecher|

Jürgen von der Lippe liest ruhig und langsam. Er betont jeden Satz richtig und spricht die Wörter deutlich aus. Das ist auch notwendig, denn das deutsche Gehör muss sich erst an die vielen ungewohnten finnischen Namen gewöhnen. Später kommen noch russische, englische und französische usw. Namen hinzu. Ich konnte keine Aussprachefehler feststellen, aber ich bin auch kein Experte für diese Sprachen (außer Englisch). Einmal ist ein dicker arabischer Akzent festzustellen.

Aatami weist ein ganz normale Stimmlage auf, allerdings tut dies Eeva auch, und wenigstens sie sollte eine höhere, weibliche Stimmlage aufweisen. Dem ist aber nur am Anfang so, später nicht mehr (oder es fiel mir nicht auf). Höhere Stimmen haben lediglich Laura, Aatamis Ex, und diverse Wichtigtuer, darunter auch der Gerichtsvollzieher Jutilainen.

Aatami ist gemütsmäßig der Normalo in Person, daher fällt es dem Sprecher leicht, ihn zu charakterisieren, wenn er in bestimmten Situationen auftritt. Er schmunzelt oder schnaubt schon mal, wenn es angebracht ist. Eeva ist da schon abwechslungsreicher. Besonders gut gefiel mir der Sprecher, wenn er Eeva heftig lallen und nuscheln lässt – das kann er ausgezeichnet.

In den Einsteckkarton sind die obligatorischen Angaben über die Mitarbeiter an dieser Produktion gedruckt, aber auch touristische Informationen über die Orte Helsinki, Töölö, Tuusuula und Seurisaara. Diese finden sich nicht in der Buchfassung, weil sie dort in den Text eingearbeitet sind.

_Unterm Strich_

Das Märchen von der Beglückung der Menschheit durch eine neue Erfindung ist so alt wie die Legende von Prometheus, der den Göttern das Geheimnis des Feuers stahl. Aatami ist ein weiterer Urvater und ganz im Sinne der biblischen Tradition stellt ihm sein Schöpfer eine Eeva zur Seite, die den armen Kerl, der ohne eigene Schuld aller materiellen Güter beraubt wurde, wieder auf die Beine hilft. Es ist eine Art Wiederauferstehung. Und in der Folge schafft es Aatami mit Hilfe seiner Eva, der Welt das Licht, pardon, den Akku zu bringen, der die Welt vor sich selbst rettet.

Doch der Widersacher schläft nicht, und die dunklen Mächte, welche die Ausbeutung und Vergiftung der Welt ins Werk gesetzt haben, können einen solchen Retter nicht dulden, würde er ihr Werk doch zunichte machen. Doch ob ihnen dies gelingt, soll hier nicht verraten werden. Die Pointe ist recht ironisch und, typisch für den Autor, zugleich versöhnlich.

Was der Geschichte fehlt, ist vielleicht die dramatische Wendung, der heftige Konflikt. Dies ist die Sache des Autors ganz und gar nicht. Die menschlichen Interaktionen entwickeln sich eher organisch, und entweder der Held schafft es, bis zum Schluss durchzuhalten, oder er schafft es eben nicht. Wir erfahren zwar einiges über die finnische Kultur und Gesellschaft, aber viel ist es nicht. Und mit der neuen Wirtschaft, für die ein Weltkonzern wie |Nokia| steht, hat der Autor absolut nichts am Hut.

|Das Hörbuch|

Das Hörbuch ist ebenso unspektakulär wie das Buch, aber Jürgen von der Lippe bemüht sich redlich, es dem Zuhörer möglichst schmackhaft zu machen. Allerdings kann auch er nicht verhindern, dass das letzte Drittel mangels Handlung einfach nur so dahinplätschert und den Hörer einlullt.

|Originaltitel: Aatami ja Eeva, 1993
Aus dem Finnischen übersetzt von Regine Pirschel
316 Minuten auf 4 CDs|
http://www.luebbe-audio.de/

Effinger, George Alec – Ende der Schwere, Das (Marîd-Trilogie 1)

_Spannender SF-Detektivroman_

Marîd Audran ist Privatdetektiv im Bordellbezirk einer nordafrikanischen Stadt des 21. Jahrhunderts. Durch Chips können die Liebesdienerinnen ihre Persönlichkeit verändern, je nachdem, wie’s dem Kunden beliebt. Das entsprechende Modul wird in die Schädelbuchse gesteckt, und schon werden Charakterzüge direkt ins Gehirn programmiert. Die Illusion ist perfekt.

Aber die Sache hat auch einen Haken. Jack the Ripper und andere „Künstler“ sind wieder auferstanden. Als eine gute Freundin Marîds ermordet wird, kommt er in seiner Ermittlung nur weiter, wenn er sich sein Hirn aufmotzen lässt. Das bringt ihn zwar weiter, hat aber ebenfalls einen Haken: Es fällt ihm immer schwerer, sich ein Bild von der eigenen Persönlichkeit zu machen, die ihm zunehmend entgleitet. Fremde Erinnerungen durchstreifen seinen Geist, ein Gefühl der Besessenheit beginnt ihn zu bedrücken …

_Der Autor_

Seit der 1947 geborene und 2002 gestorbene Amerikaner George Alec Effinger 1972 mit „What Entropy means to me“ seinen ersten Science-Fiction-Roman vorstellte, ist er immer wieder aufgrund seines ironischen Witzes, seines Sinns für die Absurdität des Universums, des Blicks für Details und wegen seiner Stilparodien mit Autoren wie Borges, John Barth und Thomas Pynchon verglichen worden. Das düstere „Die Wölfe der Erinnerung“ (1981) weist die genannten Qualitäten auf, kann seinen Autor aber noch nicht auf das Niveau jener erlauchten Autoren heben.

Effinger wurde lange unterschätzt – oder strengte sich nicht an -, und erst mit der Marîd-Audran-Trilogie bekam er den verdienten Ruhm. Hiermit schloss er sich der Cyberpunk-Bewegung an und schickte seinen Jedermann-Helden Marîd im Nahen Osten des 21. Jahrhunderts durch zahlreiche Abenteuer: ein Lowlife-James-Bond, der mit futuristischer Technik aufgerüstet ist.

Die Marîd-Trilogie:

1) Das Ende der Schwere (1987, dt. bei Heyne 11/1991)
2) Ein Feuer in der Sonne (1989, dt. bei Heyne 12/1991)
3) Der Kuß des Exils (1991, dt. bei Heyne 02/1994)

_Handlung_

Der etwa 30-jährige christliche Algerier Marîd Audran lebt als Privatdetektiv im Budayin, dem Rotlichtbezirk einer nordafrikanischen Stadt im 21. Jahrhundert. In den Strip-Klubs findet er seine Kumpel, seine diversen Freundinnen – und leider auch seine Feinde. Die Halbwertszeit eines Lebens ist hier stark reduziert. Seine derzeitige Freundin ist Yasmin, eine Obenohnetänzerin, aber auch mit Tamiko und Nikki hat er schon nähere Bekanntschaft geschlossen. Marîd ist ein wenig exotisch und wirkt arrogant, weil er sich standhaft weigert, ein Software-Add-on für die Persönlichkeitsmodifikation zu benutzen. Er hat nicht mal eine Schädelbuchse dafür und zieht stattdessen Tabletten vor. Yasmin kennt solche Skrupel nicht, und deshalb ist sie die populärste Tänzerin bei Frenchy’s.

|Die Mordserie|

Dass die Moddys und Daddys – die Persönlichkeitsmodule und Software-Add-ons – auch Gefahren bergen, zeigt sich, als ein neuer Kunde Marîds vor seinen Augen von einer James-Bond-Kopie umgenietet wird. Wie taktlos. Leider bleibt es nicht bei diesem Mordopfer. Auch Tamiko und eine ihrer Freundinnen, die sich als Killeramazonen auftakeln, erleiden einen vorzeitigen Exitus. Und ihre und Marîds Freundin Nikki verschwindet spurlos. Schleunigst begleicht Marîds Nikkis Schulden bei Hassan und Abdullah, doch auch dies bewahrt ihn nicht vor einem bösen Verdacht, als Abdullah ebenfalls die Kehle aufgeschlitzt wird.

Diesen Verdacht hegt jedoch nicht die Polizei unter Kommissar Okking, mit dem Marîd schon öfters zu tun hatte, sondern der Obermacker des Rotlichtviertels, Friedlander Bei. Marîd bekommt eine „Privataudienz“ mit der Option auf sofortige Exekution durch die zwei Gorillas dieses Paten. Doch er kann ein hieb- und stichfestes Alibi für Abdullahs Tod vorweisen und springt dem Tod noch einmal von der Schippe. Er erfährt, dass alle Ermordeten in Diensten Friedlander Beis standen, sei es als Kunden oder als Auftragskiller wie Tamiko. Offensichtlich will jemand die Geschäfte des Beis erheblich stören, und das kann dieser nicht zulassen.

|Ein neuer Chef|

Und an dieser Stelle kommt nun Marîd ins Spiel. Er sei der Einzige, so der Bei, der es schaffen könnte, schlauer als die Polizei und schneller als der Killer zu sein. Der Bei bittet Marîd daher, für ihn den Schuldigen zu finden. Und wenn er bittet, dann hat Marîd das als Befehl aufzufassen. Die Bezahlung ist fürstlich, doch die Sache hat einen Haken: Marîd muss sich aufrüsten lassen. Das schmeckt ihm überhaupt nicht, aber was bleibt ihm anderes übrig? Umsonst ist nur der Tod, und der kostet das Leben. Die eigenen Ärzte des Beis sollen die OP vornehmen. Na schön, willigt Marîd ein, froh, mit dem Leben davongekommen zu sein. Auch seine Freundin Yasmin überredet ihn, sich „verdrahten“ zu lassen.

|Verdrahtet|

Drei Wochen später – es ist Ramadan – erwacht Marîd mit einem Brummschädel und merkt, dass er im Bett eines recht angenehm aussehenden Krankenhausbettes liegt. Es unterscheidet sich von den Armenzimmern, die er nach einer Blinddarm-OP kennenlernte. Offenbar hat sein neuer Mäzen dafür gesorgt. Der Arzt, Herr Yeniknani, ist sehr besorgt um das Wohl und Wehe von Marîd und erklärt ihm die neuen Implantate. Marîd kann jetzt nicht nur Persönlichkeitsmodule und Software-Add-ons hochladen, um jemand anderes zu sein und zusätzliches Wissen zu erlangen. Nein, er kann noch viel mehr, weil Dr. Lîsani ihm winzige Drähte in tiefe Regionen seine Hirns eingeführt hat, damit Marîd Gefühle wie Hunger, Durst, Schlaf und sexuelle Erregung direkt kontrollieren kann. Allerdings kann er sich nicht selbst einen Orgasmus verschaffen, denn das wäre kontraproduktiv gewesen. Marîd ist beeindruckt.

Sobald er wieder entlassen worden ist, hört er, dass dieser James-Bond-Verschnitt verschwunden ist und dass seine eigene Freundin Nikki tot aufgefunden wurde – in einem Müllsack. Bei ihr findet er ein selbstgebasteltes Moddy, einen Ring und einen Skarabäus, möglicherweise Hinweise auf Herrn Leipolt, einen deutschen Kaufmann, mit dem Nikki zu tun hatte. Als er das Moddy von einer Moddy-Ladenbesitzerin testen lässt, verwandelt sich diese daraufhin in eine reißende Bestie. Marîd ist erschüttert. Aber dieses satanische Moddy kann nicht den oder die Mörder gesteuert haben, denn dafür sind die Morde zu sorgfältig durchgeführt worden. Als er Tamikos Freundin Selima, die dritte ihres Killertrios, hingeschlachtet vorfindet, warnt ihn eine mit Blut geschriebene Botschaft, dass er der nächste sei.

|Nero Wolfe|

Was jetzt? Er beruhigt erstmal Friedlander Bei und legt sich die Persona eines berühmten Detektivs zu: Nero Wolfe. Aber Wolfe blieb stets zu Hause und ließ die Fußarbeit von seinem Assistenten Archie White erledigen. Leider weigert sich Marîds Freund Saied, diesen Job zu übernehmen. Der Grund: Archie ist eine Milch trinkende Memme! Das mit dem Nero-Wolfe-Moddy wird also nichts.

Aber wenigstens hat durch dieses Experiment Marîd eine Idee, dass mit Kommissar Okking etwas nicht stimmen kann. Er begibt sich in dessen Büro, führt den neuen Einfluss an, den Friedlander Bei auf ihn und Okking ausübt, und bittet eindringlich um Aufklärung. Falls nicht, könnte sich Papa Friedlander gezwungen sehen, mit Onkel Okking Schlitten zu fahren, auf fatale Weise.

Als Okking ihm daraufhin endlich reinen Wein einschenkt, erkennt Marîd erstmals die politisch motivierten Hintergründe der mysteriösen Taten. Sie erklären aber nur die blutigen Auftritte eines der beiden Mörder, die die Gegend unsicher machen. Doch weder Okking noch Friedlander Bei glauben an die Existenz eines zweiten Killers. Deshalb freuen sie sich nach Marîds Ansicht auch zu früh, als er den Killer trifft und die Oberhand behält. Marîd soll Recht behalten …

_Mein Eindruck_

Auf den ersten Blick entspricht der Roman dem typischen Klischee für einen Cyberpunk-Roman: moderne Technik steht im krassen Gegensatz zu dem illegalen oder zwielichtigen Milieu, in dem es eingesetzt wird. In der Regel ist der Grund für solchen Technikeinsatz aber der, dass im Untergrund und auf dem schwarzen Markt die moderne Technik – hier Persönlichkeitsmodule – erst voll ausgereizt werden. Das ist bis heute so, wenn man sich zum Beispiel Gadgets, Hacker, Designer-Drogen und das Internet ansieht.

Was den Roman über das Niveau der meisten Cyberpunkromane, die zwischen 1983 und 1995 erschienen (also bis zum Start der „Shadowrun“-Serie, als die Klischees endgültig in Serie gingen), hinausgeht, ist die Hauptfigur. Marîd Audran ist kein jugendliches Greenhorn mehr und hat bereits einige Lebensphasen hinter sich. Er lebt außerhalb der bürgerlichen Lebensgrenzen auf einem Areal, das zwar auf dem Friedhof liegt, aber als Rotlichtbezierk und Vergnügungsviertel genutzt wird. Touristen und Seeleute toben sich hier aus, und, wie Audran erfährt, auch zunehmend Politflüchtlinge aus Europa.

Audran hat einen Horizont, den er ständig erweitert, und ein Händchen für Damen und Freunde. Beide sind ihm gleichermaßen treu, denn er weiß, dass er ohne sie nicht in diesem Milieu überleben kann. Er hat sich wie ein Chamäleon der Umgebung angepasst. Obwohl er, wie Friedlander Bei feststellt, Christ ist, befleißigt er sich doch bei jeder sich bietenden Gelegenheit der arabischen Höflichkeits-Floskeln, zitiert den Koran, ruft Allah an und weiß mit arabischen Geschäftsleuten umzugehen, selbst wenn es sich um die größten Halunken handelt. Kurzum: Er ist ein Überlebenskünstler, noch dazu einer mit einem Gewissen und einem (gut versteckten) Herz aus Gold. Sonst würde er nicht nach verschwundenen Freundinnen fahnden.

Das macht ihn aber noch nicht zu einem guten Detektiv. So brüstet er sich zwar mit seiner Fähigkeit, jeden geschlechtsumgewandelten Mann, der nun als Stripperin auftritt, erkennen zu können, doch als er selbst einer hübschen langbeinigen Blondine in der Villa eines Deutschen begegnet, nimmt er sie dummerweise für bare Münze und schläft mit der Hübschen. Am nächsten Morgen klärt ihn „ihre“ Abschiednotiz über seinen Irrtum auf: „Sie“ heißt Günther Erich von S. Marîd stöhnt, weil ihm übel wird. Schließlich war er bis jetzt strikt hetero. Und seine Menschenkenntnis hat offenbar schwer nachgelassen. Was, wenn dies auch bei Nikki der Fall wäre?

Die Austauschbarkeit von Körpern und Persönlichkeiten ist mittlerweile völlig geläufiges Standardmotiv in der Science-Fiction. Dazu muss man sich nur mal Richard Morgans fulminanten SF-Detektivroman [„Das Unsterblichkeitsprogramm“ 464 ansehen. Diese Motive waren aber anno 1987, also drei Jahre nach der Veröffentlichung von Gibsons epochalem „Neuromancer“ noch an der vordersten Front der SF-Ideen.

Das steht leider im krassen Gegensatz zu der politischen Landschaft des 21. Jahrhunderts, die der Autor entwirft. Das ist Revisionismus in Reinkultur. Das Sowjetreich ist zwar, wie schon vorauszusehen war und wie es 1989 eintrat, in Russland, Weißrussland, die Ukraine usw. zerfallen, doch diese entwickelten sich nicht zu oligarchischen Demokratien wie heute, sondern zu feudalistischen Monarchien. Das ist also ein Rückfall ins 19. Jahrhundert. Vielleicht lässt es sich damit erklären, dass ja das sozialistische Modell abgewirtschaftet und abgedankt hatte und das demokratische Modell noch nicht genügend Boden gut gemacht hat.

Viel schlimmer, aber ins Bild passend erscheint deshalb der Rückfall Deutschlands in ein neofaschistisches Viertes Reich. Die Nazis pfuschen in den russischen Fürstentümern an der Thronfolge herum, und das betrifft natürlich auch politische Flüchtlinge wie Bogatyrev, die im Budayin Zuflucht gesucht haben. Ich habe mich schnell an den erstens Indiana-Jones-Film erinnert gefühlt, der in den 1930-40er Jahren spielt. Das mag für einen amerikanischen Autor ganz lustig und abenteuerträchtig erscheinen, aber für einen deutschen Leser ist doch ein bitteres Gschmäckle dabei.

|Die Übersetzung|

Die Übersetzung wurde von Isabella Bruckmaier angefertigt, aber sie hatte möglicherweise Helfer. Denn manchmal ändert sich der an sich schon selbstironische Tonfall zu einem noch gröberen Straßenjargon, in dem es von Ausdrücken wie „Tussi“, „Titten“, „auf etwas stehen“ usw. nur so wimmelt. Man kommt sich vor wie im tiefsten Berlin-Wedding, einem Arbeiterviertel, oder in einem Studentenviertel. Also, mir hat das Lesen solchen rotzfrechen Jargons richtig Spaß gemacht. Aber leider hält die Übersetzerin die harte Tonart nicht ganz durch und wird wieder zahm.

Die Textform ist nicht gerade die beste. Es wimmelt von doppelten oder fehlenden Wörtern und Druckfehlern. Aufgrund ihrer hohen Zahl erscheint es mir nicht sinnvoll, sie alle einzeln aufzuzählen.

Ein Glossar, das die zahlreichen arabischen Ausdrücke und französischen Sätze erläutern würde, fehlt leider. So bleibt es dem Leser überlassen, sich bezüglich arabischer Speisen kundig zu machen. Sie werden nur hin und wieder erklärt.

_Unterm Strich_

In der zweiten Hälfte und erst recht nach Marîds Umwandlung wusste mich der Detektivroman wirklich zu fesseln. Da folgen einige gute Action- und Erotikszenen. Doch verscherzt sich Marîd alle Sympathien sowohl in seiner Nachbarschaft als auch mit dem Leser, als er das Teufels-Moddy einstöpselt und die Sau rauslässt. Wenigstens hat er einen Filmriss, so dass uns das Schlimmste erspart bleibt.

Diese Wendung des Autors, den sympathischen Hauptcharakter des Buches so herunterzumachen, ist aber in ihrer Absicht begrüßenswert. Schließlich soll kein Leser jetzt hingehen und es Marîd nachmachen, denn es wird uns ja vor Augen geführt, wohin das den „Helden“ geführt hat. Merke: Gewalt ist kein Weg, auch wenn es dabei gelingt, den zweiten Mörder zur Strecke zu bringen. Und Marîd ekelt sich dafür mit Recht vor sich selbst. Einer der großen Vorzüge des Romans ist die Nachvollziehbarkeit von Marîds Gedankengängen und Empfindungen. Dafür findet der Autor immer wieder überzeugende und dennoch humorvolle, ironische Bilder, die das Lesen zum Vergnügen machen.

Lowlife und Hightech – diese Mischung stellt auch gewisse Ansprüche an den Leser. Er muss seine moralischen Toleranzgrenzen austesten, wenn er sich mit Stripperinnen, Nutten, Drogendealern, Geschlechtsumgewandelten, Hirnverdrehern und übelsten Killern konfrontiert sieht. Doch meiner Ansicht nach bewegt sich der heutige Leser inzwischen auf dem gleichen Niveau wie die Mehrzahl von Egoshootern und Detektiv-Games, die es heute zu kaufen gibt. 20 Jahre nach Erscheinen von Effingers Roman ist sein zynisch-kritisch gemeinter Weltentwurf mittlerweile der Standard geworden.

Im Jahr 1987 war noch nicht abzusehen, welche Staatsformen sich die Nachfolgestaaten der dann 1989 zusammengebrochenen Sowjetunion geben würden. Daher erschien es dem Autor wohl legitim – zumal in einer Fiktion – anzunehmen, es gäbe eine Rückkehr zum Feudalismus und zu parlamentarischen Monarchien. Dass aber auch das Nazireich auferstehen würde, ist sowohl unwahrscheinlich als auch nicht hinnehmbar. Einen weiteren Punktabzug handelt sich das |Heyne|-Buch durch die vielen Druckfehler und das fehlende Glossar für die arabischen Ausdrücke ein.

|Originaltitel: When Gravity fails, 1987
367 Seiten
Aus dem US-Englischen von Isabella Bruckmaier|

Castor, Rainer / Effenberger, S. A. / Hagitte, Chr. / Bertling, S. / Sieper, M. – Kampf um den Speicher (Perry Rhodan – Sternenozean 17)

_Hohe Ballerquote: Raum-Kavallerie greift ein_

|Lübbe Audio| vertont die Abenteuer des Kadetten Kantiran und des Sternenadminstrators Perry Rhodan, die in der Unterserie „Sternenozean“ im Perry-Rhodan-Universum spielen. Bislang sind achtzehn Hörspiele veröffentlicht, doch will Lübbe offenbar vierzig Hörspiele produzieren. Dies ist die dritte Staffel.

Folge 17, Fortsetzung von Folge 14: Der unterirdische Speicher ist die Geheimdienstzentrale der Terraner auf dem Planeten Hayok. Als eine Übermacht von Kralasenen unter der Führung des Arkoniden Shallowain die Räumlichkeiten stürmt, entbrennt ein erbitterter Kampf. Die Lage der terranischen Agenten scheint aussichtslos … (Verlagsinfo)

_Die Reihe_

„Perry Rhodan“ ist die größte SF-Heftchen- und Roman-Reihe der Welt. Eine Vielzahl von Autoren schreiben seit Jahrzehnten für die Reihe, und koordiniert wird dieser Aufwand vom |Pabel|-Verlag in Rastatt. Auch Andreas Eschbach fühlte sich geehrt, einen oder zwei Bände beitragen zu dürfen.

Es gab vor der aktuellen |Lübbe-Audio|-Reihe schon Vertonungen der PR-Silberbände, doch nicht in der stilvollen Inszenierung des |STIL|-Tonstudios. Die Vorlage für das vorliegende Abenteuerhörspiel bildete der Roman „Terraner als Faustpfand“ von Rainer Castor.

Die 1. Staffel:

1) [Der Sternenbastard 3030
2) [Die Mascantin 3031
3) [Der Hyperschock 3035
4) [Planet der Mythen 3058
5) [Havarie auf Hayok 3263
6) [Das Blut der Veronis 4468

Die 2. Staffel:

7) [Der Gesang der Motana 3627
8) [Sonderkommando Kantiran 3639
9) [Tau Carama 3656
10) [Überfahrt nach Curhafe 3664
11) [Entscheidung in Vhalaum 3682
12) [Die Femesängerin 3699

Die 3. Staffel:

13) [Der Flug der Epha-Motana 4589
14) [Terraner als Faustpfand 4592
15) [Die Sekte erwacht 4595
16) [Der Todbringer 4609
17) Kampf um den Speicher
18) Die mediale Schildwache

_Die Inszenierung_

Erzähler: Christian Schult (Richard Belzer in „Law & Order: New York“)
Kantiran: Christian Stark (‚Robin‘ in „Batman & Robin“, ‚Batman‘ in „Batman of the Future“)
Dario da Eshmale: Kaspar Eichel (Stimme von Richard Dreyfuss in „Poseidon“ & „Silver City“)
Shallowain: Manfred Lehmann (Stimme von Bruce Willis, Gérard Depardieu, Kurt Russell …)
Icho Tolot: Tilo Schmitz (Ving Rhames, Michael Clarke Duncan)
Gucky: Stefan Krause (Billy „Pippin“ Boyd)
Mal Deltair: Jürgen Kluckert (Morgan Freeman, Chuck Norris)
Filana Karonadse: Ranja Bonalana (Julia Stiles, Renée Zwellweger)
Reginald Bull: Lutz Riedel (Timothy Dalton)
Sowie Friedrich Breuer, Miriam Heisert und Frank Bertold.

Die Hörspieladaption stammt von S. A. Effenberger. Regie, Musik, Ton und Programmierung lagen in den Händen von Christian Hagitte und Simon Bertling vom Ton-Studio |STIL|. „Die Musik wurde exklusiv für die Perry-Rhodan-Hörspiele komponiert und vom Berliner Filmorchester unter der Leitung von Christian Hagitte live eingespielt. Die elektronischen Klänge und Effekte wurden speziell für die Hörspiele vom |STIL|-Team durch den Einsatz von Computertechnik generiert“, heißt es im Booklet. Executive Producer der Reihe ist Marc Sieper.

Am Schluss erklingt der Song „The World is Growing Loud“ von der Band |Covenant|. Der Originaltitel stammt von Eskil Simonsson und Joakim Montelius, zwei Schweden, die über info@covenant.se zu erreichen sind.

_Vorgeschichte_

Der 14-jährige Junge Kantiran lebt als Sohn eines Terraners und einer Arkonidin als Untertan des Kristallimperiums auf einem friedlichen Agrarplaneten. Nach dem Verlust seiner Eltern, die auf einer Schürfexpedition verschollen, wächst er bei seinen Pflegeeltern Weigel und Arachya auf. Er lernt, dass er die Gabe besitzt, Tiere telepathisch zu lenken und mit ihnen zu kommunizieren.

Ein Sternenkreuzer landet. Der riesigen Kugel entsteigen ein Riese und eine Frau. Es sind die Flottenführerin Ascari da Vivo und ihr Leibwächter Shallowain. Die Admiralin nimmt Kant auf einen kurzen Flug mit, um ihm etwas zu geben: ein Erbstück von seinem Vater. Es sieht zwar aus wie eine terranische Uhr, ist aber ein intelligenter persönlicher Assistent. Er tauft ihn Tonto. Außerdem lädt sie ihn zur imperialen Kadettenschule ein, der Parageta.

Nach drei Jahren ist seine Ausbildung zum Flottenoffizier fast beendet. In vielen Kämpfen hat er sich zum besten Dagorista der Parageta emporgearbeitet. Seit einem Jahr liebt er eine schöne Schneiderin mit dem klangvollen Namen Thereme. Sie arbeitet im Haushalt des Geheimdienstchefs Kilor. Eine Woche vor der Prüfung beehrt ihn sogar der feindliche terranische Resident Perry Rhodan höchstpersönlich mit einem Besuch der Kadettenschule, denn Kantiran bewundert ihn sehr. Er ahnt nicht, dass Rhodan sein Vater ist!

Eines Tages findet Kantiran die Geliebte tot auf. Ein heimtückischer Anschlag mit dem Gift der Trivipern, vermutet Kantirans Freund, der Tierheiler Mal Detair. Da der Geheimdienst, in dessen Haus Thereme wohnte, die Ermittlungen übernimmt, macht Mal Detair seinem neuen Freund Kant keine Hoffnung, dass der Täter je gefunden wird. Also müssen sie ihn auf eigene Faust aufspüren. In der Tierarztpraxis Mals entdeckt er seine telepathische Gabe wieder, die er schon gegenüber den Tieren seiner Heimatwelt angewandt hat.

Die Mascantin Ascari da Vivo, die ihn von seiner abgeschiedenen Heimaltwelt im Hayok-Sektor geholt hat, ist ein wenig besorgt um die geistige Gesundheit ihres Schützlings, als er sich der Abschlussprüfung auf der Welt Iprasa unterzieht. Und tatsächlich muss dort etwas Furchtbares mit ihm geschehen sein, denn er erwacht erst drei Monate nach der Prüfung wieder aus dem Koma.

Bei Mal Detair findet er ein neues Schoßtier, mit dem er telepathisch kommunizieren kann. Kemi ist ein aggressiver Tarox-Marder und hört nur auf seinen Befehl. Er trägt das Tier, das Mal ihm schenkt, wie einen Pelz um den Hals. Und ein Besuch bei der Mascantin eröffnet ihm auch den Weg, wie er an Ascaris vertrauliche Daten über sich selbst herankommt. Und wer weiß, was er dabei auch über den Mord an Thereme entdecken könnte. Der Verdacht, den er schon vor seinem Koma gegen die Admiralin, die direkt dem Imperator unterstellt ist, hegte, muss überprüft werden.

Doch Kantiran findet mehr über seine Identität heraus, als ihm lieb ist: Er ist der Sohn der Mascantin und Perry Rhodans! Sofort bereitet er sich darauf vor, sich an der Mascantin für den Mord an Thereme zu rächen. Leider geht alles schief, und Kantiran und Mal Detair werden gefangen genommen …

In Episode 8 versucht das Sonderkommando der „Liga der terranischen Welten“, Kantiran aus Shallowains Gefangenschaft zu befreien. Doch in der Luftschlacht, die während eines Hypersturms stattfindet, verschlägt es den Gleiter, in dem sich Kantiran und Mal Detair befinden, in eine versteckte Dimension des Raum-Zeit-Kontinuums. Sind sie gerettet? Leider ist auch Shallowain der Weg hierher geglückt, und er versucht, die beiden Entflohenen wieder einzufangen. Doch das Terrain bietet Kantiran unerwartete Möglichkeiten.

Episode 14: Nach der Schlacht über der Stadt Valhaum liegt der Hacker Mikey Molinas im Koma, und Kantiran betrachtet seinen Lebensretter mit Kummer. Gucky, der Mausbiber, hat einen Einfall und setzt Molinas dessen Spezialbrille auf die Nase. Damit sendet ihm Molinas eine telepathische Botschaft. Kantiran verrät Gucky, dass er über eine Psi-Fähigkeit verfügt, die er Instinkt-Telepathie nennt: Er könne das instinktive Verhalten von Tieren steuern. Das hat Kantiran schon einmal gemacht, um sich an seiner fiesen Mutter, einer Arkonidin, für den Mord an seiner Freundin Thereme zu rächen (Episode 2). Als Kantiran ihm eine Demonstration anbietet, sagt Gucky nicht nein. Als Demonstrationsobjekt wählt Kantiran ein kleines Volk Ameisen …

Unterdessen braut sich Unheil über der Operationsbasis der Terranischen Liga auf Hayok zusammen. Shallowain der Hund, ein Arkonide in Diensten von Kantirans Mutter, hat Spezialagent 707, bürgerlich Korg Sonderbohn, gefangen genommen und ihm durch ein Wahrheitsserum den Standort des Datenspeichers der Terraner entlockt. Shallowain stellt dem Kommandanten des Speichers, Dario da Eshmale, ein Ultimatum für die Übergabe, das sofort abgelehnt wird. Agent 707 wird ohne Umschweife exekutiert.

Shallowain schickt seine Kralasenen aus, um tausend Terraner gefangen zu nehmen und zum Speicher zu transportieren. Vor den Kameras des Speichers lässt Shallowain das erste Dutzend Terraner willkürlich hinrichten. Um das Leben der restlichen Terraner zu schützen, willigt Eshmale ein, den Schutzschild über dem Speicher abzuschalten. Doch Shallowain bricht sein Wort, die Terraner daraufhin freizulassen …

_Handlung_

Im Speicher der Terraner arbeiten 3000 Personen, doch nur ein Bruchteil von ihnen ist für den Kampf ausgebildet und kann sich den Kampfrobotern und Elitesoldaten der Arkoniden entgegenstellen, die sich nun ihren Weg ins 350 Meter hohe Gebäude sowie in die acht unterirdischen Ebenen bahnen. Da stellt sich der riesige Haluter Icho-Tolot den Eindringlingen entgegen. An seiner Panzerung prallen Energiestrahlen und Projektile wirkungslos ab. Vielmehr ist es der Haluter, der Soldaten und Roboter wie Geschosse benutzt. Doch er steht auf verlorenem Posten und ist schon bald umzingelt.

Unterdessen werden Kantiran, Rhodans Sohn, und Gucky, der Mausbiber mit den Psi-Fähigkeiten, Zeugen des verräterischen Angriffs auf ihre Basis auf Hayok. Gucky versucht, sich in Icho-Tolots Nähe zu teleportieren, doch kehrt er sofort wieder kreischend und jammernd zurück. Die Arkoniden haben Anti-Mutanten-Abwehrgeräte aufgestellt, die ihm das Teleportieren verleiden.

Shallowain, dem Feldherrn der Arkonidentruppen, gelingt es, Icho-Tolot durch Fesselfelder zu neutralisieren. Der riesige Kämpfer zappelt hilflos in seinem Netz. Shallowain macht sich bereit für den Gnadenstoß. Da der Bremsklotz Icho-Tolot beseitigt ist, gelangen die Eindringlinge nun umso schneller in die Subebenen des Speichers. Filana, die Cyborg-Agentin, Mal Detair und Eshmale schlüpfen in ihre Kampfanzüge, um den Angreifer ein ehrenvolles Rückzugsgefecht zu liefern. Sie setzen dringende Notrufe über den Hyperraum ab.

Auf einmal traut Mal Detair seinen Augen nicht: Sensenmänner aus nichtstofflicher Substanz jagen auf die Kralasenen zu und mähen sie buchstäblich mit ihren Sensen nieder! Gleich darauf tauchen Piraten auf, die das Gleiche mit ihren Enternsäbeln und antiken Pistolen erledigen. Woher kommen diese Geistererscheinungen, rätselt nicht nur Mal, sondern auch Filana. Sie stellt erhöhte Daten- und Rechenaktivität in Mikey Molinas‘ früherem Aktivitätszentrum fest. Aber Mikey liegt doch komatös im Medozentrum, oder?

Kantiran bekniet seinen Freund und Kampfgenossen Gucky, trotz seiner Schmerzen nochmals zu versuchen, Icho-Tolot vor dem sicheren Tod durch Shallowains Strahler zu bewahren. Gucky teleportiert sich erneut in den Brennpunkt des Geschehens, wo Shallowain bereits seinen Sieg in der Tasche zu haben glaubt …

_Mein Eindruck_

Die Lage wird natürlich gerettet, aber erst dann, wenn die Not am größten ist – mit dem Eingreifen der Kavallerie. Shallowain, gesprochen von Manfred Lehmann, der deutschen Stimme von Bruce Willis und Kurt Russell, tritt ebenso hart und raubeinig auf wie sein Vorbild Agamemnon. Allerdings fehlt ihm ein listenreicher Odysseus an seiner Seite, um die nächsten Schachzüge des Gegners vorauszusehen, sonst hätte er sich nicht so weit vorgewagt, sondern sich mehr um seine Rückendeckung gekümmert. Das kommt diesmal ihn teuer zu stehen. Aber er ist ja bloß ein Söldner. Den wirklichen Verlust müssen seine Auftraggeber verkraften, beispielsweise die Arkonidin, die sich Kantirans Mutter schimpft.

Dramaturgisch wechselt die Handlung zwischen den Kriegsszenen, die sich vor dem Speicherstützpunkt abspielen, und der friedlichen Szene, in der Kantiran seine Psi-Kraft demonstriert. Das ist sicherlich gewollt. Erstens, um den Zuhörer geistig verschnaufen zu lassen – allzu viel Lärm veranlasst diesen nur dazu, geistig abzuschalten. Zweitens erscheint uns bald Kantirans Methode als die entwicklungsgeschichtlich weitaus begrüßenswertere im Vergleich zu der Shallowains. Der Söldner ist ein Auslaufmodell, Psi ist die Zukunft, Brutalität verliert gegen den Geist.

Recht seltsam wirkt das Auftreten von Sensenmännern und Piraten. Das sind eigentlich Fantasy-Elemente, und da Sensenmänner aus dem Reich des übernatürlichen Horrors kommen, wirken sie in einem SF-Setting ganz schön fehl am Platz. Also können sie nur ironisch gemeint sein, ebenso wie die Piraten, die nach dem Megaerfolg von „Fluch der Karibik“ wieder völlig arriviert sind und in jedes Kinderzimmer zu gehören scheinen.

_Die Inszenierung_

So fangen Sternenopern an: mit einer schmissigen Titelmelodie und raunenden Stimmen, die Schicksalhaftes verkünden. Ein Erzähler wie Christian Schult hat eine recht hohe Autorität und wir glauben ihm seine Geschichte nur allzu gern, wenn er von den Geschehnissen auf Hayok erzählt.

Die Sprecherriege ist diesmal recht gemischt. Den vielen menschlichen Männern stehen zwar nur eine Frau gegenüber, aber auch zwei Fremdwesen, nämlich Gucky und Icho Tolot. Was Icho an Basstiefen hervorbringt, macht Gucky mit seinen Höhen wieder wett. Tilo Schmitz, die Stimme von Ving Rhames, und Stefan Krause, die Stimmbandvertretung für Billy „Pippin“ Boyd, stehen sich hier in reizvollem Kontrast gegenüber.

|Geräusche und Musik|

Die Geräusche können in Sachen Professionalität absolut mit Kinoproduktionen mithalten. Eine große Bandbreite an Sounds charakterisiert die verschiedenen fremdartigen Wesen und Maschinen, welche die Helden auf ihren Streifzügen antreffen. Die größte akustische Leinwand bemalen jedoch die tausend elektronisch erzeugten Sounds, die der ganzen Handlung erst das kosmische Science-Fiction-Feeling verleihen. Ohne sie könnte es sich ebenso gut um Fantasy auf einem fernen Planeten handeln, wie sie z. B. Jack Vance fabriziert hätte. Insgesamt sind die Musik und die Geräuschkulisse eine ganze Menge Aufwand für eine simple Sternenoper, aber es lohnt sich: Das Hörspiel klingt höchst professionell produziert. Ich könnte Gegenbeispiele nennen, in denen die Musikbegleitung in die Hose ging, aber sie stammen alle nicht von |STIL|.

Am Schluss erklingt der Song „The World is Growing Loud“ von der Band |Covenant|. Der Abschlusssong klingt nach internationaler Wertarbeit. Über einem stetigen Bass-Beat erheben sich atmosphärische Harmonien und ein englischsprachiger Gesang. Der Text ist ziemlich belanglos und auch nirgends abgedruckt. Am Schluss wendet sich das Stück komplett einem Beat zu, der mit doppelter Geschwindigkeit daherkommt, sich aber leider zu nichts weiterentwickelt, sondern lediglich leiser wird.

|Das Booklet …|

… umfasst neben den oben genannten Credits auch eine Bildergalerie. Die ist dem neuen [Perry-Rhodan-PC-Game]http://www.perry-rhodan-game.com/ entnommen und umfasst sieben Bilder, darunter eine doppelseitige Abbildung.

_Unterm Strich_

Insgesamt bildet „Kampf um den Speicher“ eine befriedigende Fortsetzung zu „Terraner als Faustpfand“ innerhalb der Hörspielserie „Perry Rhodan: Sternenozean“. Diese Episode ist noch actionreicher als der Vorgänger und dürfte jeden Gamer zufriedenstellen, was die Ballerquote betrifft. Die Serie wird offenkundig von Profis produziert, von mancher bekannten Hollywoodstimme gesprochen und liefert einen soliden Gegenwert für den Preis von rund acht Euronen.

Jugendliche beiderlei Geschlechts zwischen 14 und 17 Jahren dürften sich rasch mit den Helden identifizieren, und das ist eine der besten Voraussetzungen, um ein treues Publikum aufzubauen. Auch Zephyda ist eine solche Identifikationsfigur, und ich hoffe, dass sie möglichst lange Teil des Serienpersonals bleibt.

Was die Qualität des Inhalts angeht, so darf man wohl kaum tiefschürfende und daher langweilige Monologe erwarten. Vielmehr sind kämpferische Action und romantische Exotik angesagt – das ist genau die Mischung, die auch „Star Wars“ so erfolgreich gemacht hat.

|68 Minuten auf 1 CD|
http://www.perryrhodan.org
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name
http://www.perry-rhodan-game.com
[„Ausführlicher Überblick über diesen Zyklus der Heftromanserie“]http://www.perrypedia.proc.org/Der__Sternenozean__%28Zyklus%29

Lumley, Brian / Festa, Frank / Lueg, Lars Peter / Matern, Andy – Necroscope 8 – Höllenbrut

_Entscheidungsschlacht: Magier, Maiden, Monster_

Totenhorcher Harry Keogh ist auf der Jagd nach einem der gefürchteten Wamphyri-Wesen, das seine Blutgier an Menschen stillen will. Um es zu vernichten, entschließt er sich, die fremde Welt dieser außerirdischen Vampire zu betreten. Dort endlich stößt er auf seinen verschwundenen Sohn Harry Junior, der sich der einheimischen Wamphyri-Lords erwehren muss.

Unterdessen spitzt sich die Lage im Perchorsk-Institut zu, denn das gefangene Wamphyri-Wesen hat einen Arbeiter infiziert und tritt nun seinen Beutezug in den Stollen der unterirdischen Anlage an. Und Beute gibt es hier reichlich …

_Der Autor_

Brian Lumley wurde 1937 in England geboren. 1981 beendete er mit 44 Jahren seine Militärkarriere. Seither arbeitet er als freier Schriftsteller. Seine ersten Veröffentlichungen standen ganz unter dem Einfluss von H. P. Lovecrafts |Cthulhu|-Mythos. 1986 schuf Brian Lumley mit seiner Vampir-Saga „Necroscope“ eine der erfolgreichsten Horror-Serien der Welt.

Alleine in den USA haben sich seine Bücher weit über zwei Millionen Mal verkauft. So wie Brian Lumley den Vampir darstellt, hat es noch kein Autor zuvor gewagt. Mittlerweile hat Brian Lumley mehr als 50 Bücher veröffentlicht und schreibt fleißig weiter. Er und seine Frau Barbara Ann leben in Devon im südwestlichen England. (Verlagsinfo)

Band 1: [Erwachen 779
Band 2: [Vampirblut 843
Band 3: [Kreaturen der Nacht 2371
Band 4: [Untot 2963
Band 5: [Totenwache 3000
Band 6: [Das Dämonentor 4368
Band 7: [Blutlust 4459
Band 8: Höllenbrut
Band 9: Wechselbalg

_Der Sprecher/Die Macher_

Lutz Riedel ist ein hochkarätiger Synchron-Regisseur und die deutsche Stimmbandvertretung von „James Bond“ Timothy Dalton. Er war auch „Jan Tenner“ in der gleichnamigen Hörspielserie. Ich schätze besonders seine Interpretation von H. P. Lovecrafts Schauergeschichten wie etwa [„Das Ding auf der Schwelle“. 589 Er zeigt hier seine herausragenden Sprecher-Qualitäten, die den Hörer mit schauriger Gänsehaut verzaubern.

Der Berliner Schauspieler hat u. a. Timothy Dalton (James Bond) und Richard Hatch (Kampfstern Galactica) synchronisiert. Auch Richard Gere, Samuel L. Jackson und Christopher Walken hat er schon gesprochen. Lutz Riedel ist mit seiner Kollegin Marianne Gross verheiratet.

Riedel liest einen von Frank Festa bearbeiteten und gekürzten Text. Für Regie, Produktion und Dramaturgie zeichnet Lars Peter Lueg verantwortlich, für Schnitt, Musik und Tontechnik Andy Matern.

_Der Regisseur Lars Peter Lueg_

Der Verlag in eigenen Worten: „Nach 10 erfolgreichen Jahren in der Musik- und Medienbranche als Musikproduzent, Künstlermanager, Leiter von Multimediaprojekten und Tontechniker in verschiedenen Tonstudios war es an der Zeit die vorhandenen Kontakte und Erfahrungen zu nutzen, um eine vollkommen neue und andersartige Firma zu gründen.

Ein kompetentes Netzwerk von ca. 20 spezialisierten Unternehmen lässt LPL sehr effektiv und unabhängig arbeiten. Durch eine Passion für Filme, (Hör)Bücher und (Hör)Spiele, die sich dem Thema Horror verschrieben haben, sind Lars Peter Lueg und seine Partner mit viel Herzblut dabei. LPL stellt ausschließlich Produkte her, hinter denen der Verlagsleiter auch zu 100 % steht.“

_Der Komponist_

Andy Matern wurde 1974 in Tirschenreuth, Bayern geboren. Nach seiner klassischen Klavier-Ausbildung arbeitete er einige Jahre als DJ in Clubs. Seit 1996 ist er als freiberuflicher Keyboarder, Produzent, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits mehr als 120 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen.

Bereits Andy Materns erste Hörbuch-Rhythmen erreichten schnell Kultstatus bei den Fans und der Fachpresse. Durch seine musikalische Mitarbeit wurde [„Der Cthulhu-Mythos“ 524 zum besten Hörbuch des Jahres gewählt (Deutscher Phantastik Preis 2003). Seine Arbeit zum Hörbuch „Illuminati“ erreichte 2007 zweifachen Platinstatus. Andy Matern lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfos)

_Vorgeschichte (Necroscope 6)_

Michael „Jazz“ Simmons ist ein britischer Spion, der es bis ganz tief ins Herzland der Sowjetunion geschafft hat. Mit Hilfe von ein paar ukrainischen Dissidenten, die sich als Pelztierjäger und Fischer im Ural durchschlagen, ist es ihm gelungen, bis auf den Pass zu gelangen, der in die radioaktiv strahlende Schlucht hinunterführt, in der das ominöse Perchorsk-Institut liegt. Es verbirgt sich seit rund fünf Jahren hier, hineingebaut in den Untergrund, und ein Staudamm versorgt es mit Elektrizität. Doch zu welchem Zweck? Kam von hier wirklich jenes Objekt, das die Amerikaner über der Hudson Bay abschossen?

Leider ist auch Simmons‘ Glückssträhne zu Ende. Den ersten Angreifer kann er zwar noch erwischen, doch der zweite ist zu schnell. Und die Annäherung des dritten bekommt er schon gar nicht mehr mit. Wochen später, tief unten im Perchorsk-Institut. Jazz erwähnt die Monster, die von hier kämen. Sicherheitschef Tschingis Kuf entgegnet: Nein, sie kommen von einer anderen Welt! Er führt ihn ins verbotene, abgeschottete und schwer bewachte Innerste des Perchorsk-Instituts. Hier unten muss eine Kernschmelze oder dergleichen stattgefunden haben. Der Fels ist nämlich zu Magma erstarrt. Hier entwickelte ein genialer Kernphysiker einen Energieschirm gegen aus den USA anfliegende Raketen. Doch der Test ging schief und erzeugte ein Dimensionstor in einer andere Welt. Das Tor liegt in der schwer bewachten Lichtkugel, die Kuf Simmons zeigt.

Woher man denn wisse, dass es sich um ein Tor handle? Ganz einfach, meint Kuf, etwas ist durchgekommen. Und zwar nicht ein- oder zweimal, sondern fünfmal in drei Jahren. Von vier „Begegnungen“ bekommt Simmons Filme gezeigt, doch einen „Besucher“ bekommt er live zu sehen. In einem Glaskäfig schlängelt und windet sich ein schwarzes Ding, das Formen von irdischen Wesen wie Wolf, Fledermaus usw. nachahmen kann. Und es ernährt sich ausschließlich von blutigen Fleischabfällen. Nach dem zu urteilen, was der Krieger, der fünfte Besucher, geschrien hat, steht es in Zusammenhang mit den „Wamphyri“. Ist es ein Vampir? Der Verdacht liegt nahe.

Was soll Tschingis Kuf nur mit seinem britischen Gast anfangen? Er verfällt auf eine hübsche Methode, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Mr. Simmons wird eine Reise ohne Rückfahrschein antreten. Jazz bleibt keinerlei Wahl, als ihm Kufs baumstarker Gorilla Karl Vjotsky einen Rucksack mit Camping-Ausrüstung auf den Rücken packt. Natürlich will er wissen, wohin die Reise gehen soll. Dreimal darf er raten …

_Necroscope 7_

1989 im russischen Uralgebirge. Der britische Spion Michael Simmons wurde durch ein Dimensionstor in die Welt gestoßen, aus der die Wamphyri stammen und immer neue Monster in unsere Welt schicken. Während in seiner Welt die Vampire versuchen, Fuß zu fassen, erforschen Simmons, seine telepathische Gefährtin Zak und sein Verfolger Karl die fremde Welt, aus der die Vampire stammen. Steile Felstürme mit mächtigen Festungsanlagen, eine Sonnen- und eine Sternseite, Krieger auf Flugwesen greifen an. Aus den Schatten versuchen die Fangarme der Wamphyri nach den Eindringlingen zu haschen. Ist hier ein Überleben unter diesen Bedingungen möglich? Da erhalten sie unerwartete Hilfe.

_Handlung von Necroscope 8_

Das Perchorsk-Institut unter dem Ural ist ein abgeschotteter Komplex, der vom KGB geschützt bzw. bewacht wird. Auch ESPler mit Psikräften halten hier Wache. Und was gibt es zu bewachen? Es ist der Durchgang zur Welt der Wamphyri, aus der immer wieder furchterregende Wesen in den Hochsicherheitsbereich des Instituts tief unterm Berg gelangen. Nur der Mitarbeiter Wassili Agurski weiß, dass eines der Wamphyri-Wesen nicht nur überlebt, sondern auch sein Ei in ihm abgelegt hat. Schnell hat es seinen Körper und seinen Geist übernommen. Nun sucht es nach Beute, um an frisches Blut zu gelangen und um seine Art fortzupflanzen.

Roborov und Rublev sind die Folterknechte des KGB-Majors Kuf, der Simmons geschnappt und in die Wamphyr-Welt geschickt hat. Dem Duo ist leider in seinem Eifer ein Missgeschick passiert: Ihr Opfer, Simmons‘ Helfer Kasimir Girescu, ist gestorben. Die Tochter Girescus, Tassi, wird von Kuf abgeholt und zu Agurskis Wamphyr-Schützling gebracht. Zunächst sieht Tassi in dem schummrigen Licht, das den Glaskasten beleuchtet, nur einen menschlichen Arm mit einer Hand daran. Davon wird Tassi bereits schlecht. Aber als sich das daran nagende schwarze Wesen aufrichtet und sich ihr zuwendet, fällt Tassi in Ohnmacht. Denn es trägt das Gesicht ihres Vaters …

Harry Keogh besucht seine tote Mutter in Edinburgh, als sie ihm den Geist von Kasimir Girescu vorstellt. Girescu habe Simmons, der im Auftrag des Londoner E-Dezernats in Perchorsk war, geholfen und sei dort getötet worden. Er bittet um Vergeltung für diesen ruchlosen Mord und um Hilfe für seine Tochter Tassi. Harry benachrichtigt Darcy Clark vom E-Dezernat und macht sich auf den Weg, indem er sich durch das Möbiuskontinuum bewegt. Schnell besorgt er sich einen Elektroschockapparat und begibt sich in die Kammer, wo das Wamphyrwesen in seinem Glaskasten noch immer frisst. Es begreift schnell, was er mit dem Gerät vorhat und beginnt zu toben …

Major Kuf wird von einem der ESPler geweckt: Jemand sei hier und er sei sehr stark. Unterdessen bringt Harry Keogh bereits Tassi aus ihrer Zelle weg, um sie in der Obhut von Darcy Clark zu lassen. Sofort kehrt er nach Perchorsk zurück, um mit dessen Forschungsleiter Viktor Luchov zu sprechen. Der wird gerade von Major Kuf aggressiv angebrüllt, er solle sich nicht in Angelegenheiten des KGB einmischen. Doch einem Mann wie Keogh hat Kuf nichts entgegenzusetzen und Keogh schnappt sich Luchov, um ihn aufzuklären, wie brenzlig die Lage ist. Ein vom Wamphyr Infizierter treibe sich in der Anlage herum und keiner wisse, wer es ist. Es müsse zerstört werden. Als Harry sie beide nach Australien teleportiert, ist Luchov beeindruckt und wird kooperativ. Harry erfährt, dass Luchov bereits heimlich einen Selbstzerstörungsmechanismus hat installieren lassen.

Doch bevor Luchov diesen aktiviert, begibt sich Harry in die Wamphyr-Welt, doch der Zugang zum Dimensionstor in Perchorsk ist versperrt. Zudem käme er hier nicht mehr zurück. Da kommt ihm sein alter Feind Fetor Ferenczy zu Hilfe. Der uralte Wamphyr aus dem Karpatengebirge wurde von Toten aus Rumänien gebeten, Harry zu helfen. Es gibt ein weiteres Dimensionstor in einer verborgenen Höhle in den Karpaten. Unter großer Mühe findet Harry das Tor und wird hindurchgezogen …

Der Ausgang dieses zweiten Tores befindet sich direkt unter dem des ersten Tores, also in einem Krater. Da dieser Ort schwer bewacht wird, geben die Höhlenbewohnerwachen sofort Alarm an ihre jeweiligen Herren. Diese eilen herbei, der Herr des Gartens alleine und ohne Waffen, der Wamphyr-Lord Saitis auf einem riesigen Flugwesen. Keogh erkennt seinen Sohn wieder, allerdings trägt dieser eine goldene Maske und ist 23 Jahre alt und nicht acht, wie er erwartet hatte. Als Lord Saitis sie zur Kapitulation auffordert, teleportieren sie sich beide einfach durchs Möbiuskontinuum in Harry juniors Domizil.

Doch Verschnaufen ist auch hier nicht möglich. Denn die Truppen der versammelten Wamphyri-Lords sind bereits im Anmarsch, zu Lande und in der Luft. Die Entscheidungsschlacht steht bevor. Michael Simmons und Zak sind ebenfalls hier. Da erhalten sie Hilfe von unerwarteter Seite, von der Wamphyr-Lady Karen …

_Mein Eindruck_

Die Trilogie, die mit Band 6 – „Das Dämonentor“ – beginnt, findet hier ihren Abschluss und Höhepunkt, und zwar gleich auf zwei Schauplätzen. Im Perchorsk-Institut bricht jede Ordnung komplett zusammen und die widerlichen Typen wie Major Kuf finden den ihnen zustehenden Tod. Auch das Institut selbst ist dem Untergang geweiht, bis es in einem Inferno vernichtet wird. Hier ist jede Menge Action angesagt, die für Liebhaber des Vampirgenres einige Highlights bereithält.

In der Wamphyr-Welt laufen die Dinge nicht so einfach. Allerdings gelingt es den beiden Harrys, Junior und Senior, schließlich mit einem genialen Trick, die Wamphyr-Armada wirksam zu bekämpfen. Dieser Trick ist allerdings nur Leuten zugänglich, die über Superman-Eigenschaften wie diese beiden Herrschaften verfügen. Der Schlüssel dazu ist wieder einmal das rätselhafte Möbius-Kontinuum, das ihnen die Teleportation in Gedankenschnelle erlaubt.

Die Action in dieser Welt basiert auf den zahlreichen Motiven, die der Kenner bereits aus der Sword-and-Sorcery-Variante des Fantasy-Genres kennt. Ein bekanntes Beispiel dafür ist Conan der Barbar. Er bekommt es ja hin und wieder mit Magiern, Maiden und Monstern zu tun, die seine ganze männliche Kraft und, ähem, Intelligenz fordern. In der Wamphyri-Welt entsprechen den Magier die Wamphyri-Lords, der schönen Maid die Lady Karen (sie trägt ein transparentes Nichts von einem Umhang) und der Monster gibt es weiß Gott genügend.

Den anderen Handlungsstrang hätte der Autor nach dem üblichen Muster der sich ausbreitenden Seuche gestalten können. Doch er beschränkt sich auf die Ermittlung Major Kufs, der die Opfer zu untersuchen hat. Viele Rätsel präsentieren sich ihm, doch wir wissen zum Glück wesentlich mehr als er. Ein Bonusfaktor ist die Anwesenheit von ESPlern, die Gedanken lesen können – auch die von Sterbenden. Was nicht ganz plausibel ist, ist jedoch ihr Versagen darin, auch die Gedanken eines vom Wamphyr Infizierten aufzufangen und zu orten. Dann hätten sie nämlich Wassili Agurski von etlichen Schandtaten abhalten können.

Was völlig fehlt, ist die psychische Innenwelt von Wassili Agurski. Es wäre ganz interessant gewesen, seine seelische Veränderung mitzubekommen, seine Versklavung durch den Wamphyr in ihm. Stattdessen präsentiert uns der Autor lediglich einen irren Zwerg à la Rumpelstilzchen, der offenbar immensen Spaß daran hat, die Soldaten zu massakrieren, in der Gewissheit, dass er selbst unsterblich ist, solange sein Wamphyr noch lebt.

|Der Sprecher|

Lutz Riedel liefert erneut eine beachtliche Leistung ab. Er ruft, wenn es angebracht ist, dramatische Aktion oder Anspannung darzustellen. Flüstern deutet Geheimniskrämerei an. Doch als er die Sprechweise des autoritären Lord Saitis umzusetzen hat, muss Riedel seine tiefste und kräftigste Stimmlage hervorkramen, um sowohl Majestät als auch Unerbittlichkeit und Grausamkeit auszudrücken. Und dies nicht nur einmal, sondern mehrere Male.

Wenn der Sprecher Tassi darstellt, so schraubt sich seine Stimme in unerwartete Höhen. Das muss aber sein, damit Tassis Angst und Entsetzen glaubhaft wirken. Leider ist Tassi ziemlich eindimensional gezeichnet: Sie ist das klassische unschuldige Opfer, die Maid in Not, doch Harry kommt ihr als rettender Ritter zu Hilfe.

Erstaunlicherweise gibt es auch männliche Figuren, deren Stimmen sich in weibliche Höhen schrauben. Dies trifft auf den flehenden Viktor Luchov zu, aber auch – wer hätte das gedacht? – auf unseren fiesen Major Tschingis Kuf. Denn Kuf will auf gar keinen Fall ein Opfer des Wamphyrs Wassili Agurski werden und erfleht in höchster Not, den Selbstzerstörungsmechanismus zu aktivieren. Sein ESPler Savinkov stammelt ebenfalls voll Angst – offensichtlich steht das Institut vor dem Ende.

Ganz wunderbar stellt der Sprecher den uralten Wamphyr Fetor Ferenczy dar, den wir ja schon in den ersten Bänden „genossen“ haben. Das alte Monster, das rund 500 Jahre alt ist und in Ploesti sein Ende fand, ist immer noch als Geist unterwegs, doch nur ein Totenhorcher, ein Nekroskop wie Keogh, kann ihn hören. Fetor kichert und krächzt, er lacht hämisch und höhnisch, aber wenigstens tut er seine Pflicht und hilft Keogh. Nur dadurch gelingt Keogh der Durchtritt in die Wamphyr-Welt.

|Die Musik|

Geräusche gibt es keine, aber dafür eine gut abgemessene Menge an Musik. Diese ist nicht in den Hintergrund verbannt, sondern dient (außer als Intro und Extro) der Abgrenzung der einzelnen Kapitel wie auch deren Unterabschnitte. Diese Abschnitte sind aufgrund der nichtlinearen Erzählstruktur oftmals mit Rückblenden durchsetzt. Die Musik Andy Materns tritt sehr selten im Hintergrund in Erscheinung, höchstens als Übergang zur Pause.

In meinen Notizen habe ich überall das Auftreten von Pausenmusik eingetragen, und dabei stellt sich ein deutliches Muster heraus. Sobald eine Szene ihren Höhepunkt erreicht hat, wird sie oftmals abgebrochen, damit sie sich in der Vorstellung des Lesers bzw. Hörers fortspinnen lässt. Sofort setzt Musik ein, die diesen Vorgang auf emotionaler Ebene steuert und stützt. Auf einer geistigen Ebene tritt hier allerdings eine kleine Verschnaufpause ein …

Man sollte auch bedenken, dass wir es diesmal mit einer stark gekürzten Fassung zu tun haben. Statt der vorherigen sechs CDs sind es diesmal nur noch vier. Abgebrochene Szenen sind zwar mitunter sehr wirkungsvoll, aber wer weiß, was dabei alles verschwiegen wird. Mir war es jedenfalls genug, um mich bei der Stange zu halten und gespannt auf die Fortsetzung zu warten.

_Unterm Strich_

Während mich die Grundstory in „Necroscope 6: Dämonentor“ stark an Lovecrafts [„Berge des Wahnsinns“ 3652 erinnerte und entsprechend kaltließ, so eröffnete das Dimensionstor nach dem Muster von „Stargate“ ein paar aufregende Möglichkeiten, einen ordentlichen Actionplot zu beginnen. Der Kampf mit dem Krieger aus der Anderwelt, eine Szene in „Dämonentor“, war schon mal ein guter Anfang. Die Action wird in Band 8 „Höllenbrut“ noch einmal ordentlich ausgebaut und führt zu zwei entscheidenden Auseinandersetzungen, die hier ihren Höhepunkt und Abschluss finden. Es bleiben nur sehr wenige lose Enden zurück. Und darüber soll nichts verraten werden.

Alles in allem gibt es neben recht bewegenden Szenen (Tassi, Keogh junior usw.) hier gute und häufige Action, die in zwei spannenden Finali gipfelt. Das bedeutet einen klaren Schnitt mit den ersten fünf Bänden, was auch durch die zeitliche Kluft von acht Jahren ausgedrückt wird. Dass die Sowjetunion immer noch existiert, legt die Vermutung nahe, dass sich die Ereignisse vor dem Jahr 1989 abspielen, in dem das Buch erstmals veröffentlicht wurde. Damals begann der Untergang des Sowjetregimes und die Entstehung der heutigen GUS-Staaten. „Interessante Zeiten“ also, real wie auch fiktiv.

Der Sprecher Lutz Riedel stellt wieder einmal seine Engagiertheit für die Horrorliteratur unter Beweis, ebenso wie die Flexibilität seines Sprechorgans und seiner Darstellungskraft. Am Schluss wendet er sich direkt an den Hörer, um die Fortsetzung „Wechselbalg“ anzukündigen.

Fazit: das erste Necroscope-Hörbuch, das ein Volltreffer ist.

|290 Minuten auf 4 CDs
Aus dem Englischen übersetzt von Michael Plogmann|
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de
http://www.festa-verlag.de
http://www.brianlumley.com
http://www.andymatern.de

Feldhoff, Robert / Borsch, Frank / Effenberger, S. A. / Hagitte, Chr. / Bertling, S. / Sieper, M. – Todbringer, Der (Perry Rhodan – Sternenozean 16)

_Die Angst des Kanoniers vor dem Abzug_

|Lübbe Audio| vertont die Abenteuer des Kadetten Kantiran und des Sternenadminstrators Perry Rhodan, die in der Unterserie „Sternenozean“ im Perry-Rhodan-Universum spielen. Bislang sind achtzehn Hörspiele veröffentlicht, doch will Lübbe offenbar vierzig Hörspiele produzieren. Dies ist die dritte Staffel.

Folge 16 bildet die Fortsetzung von Folge 13: Zu den größten Mythen der menschenähnlichen Motana gehören die geheimnisvollen Todbringer. Als Perry Rhodan an Bord eines Bionischen Kreuzers in riskanter Mission zum Planeten Baikhal Cain aufbricht, wird der Mythos auf einmal lebendig: Ein Todbringer ist an Bord … (Verlagsinfo)

_Die Reihe_

„Perry Rhodan“ ist die größte SF-Heftchen- und Roman-Reihe der Welt. Eine Vielzahl von Autoren schreiben seit Jahrzehnten für die Reihe, und koordiniert wird dieser Aufwand vom |Pabel|-Verlag in Rastatt. Auch Andreas Eschbach fühlte sich geehrt, einen oder zwei Bände beitragen zu dürfen.

Es gab vor der aktuellen |Lübbe-Audio|-Reihe schon Vertonungen der PR-Silberbände, doch nicht in der stilvollen Inszenierung des |STIL|-Tonstudios. Die Vorlage für das vorliegende Abenteuerhörspiel lieferten die Romane „Der Bionische Kreuzer“ von Robert Feldhoff und „Zuflucht der Motana“ von Frank Borsch.

Die 1. Staffel:

1) [Der Sternenbastard 3030
2) [Die Mascantin 3031
3) [Der Hyperschock 3035
4) [Planet der Mythen 3058
5) [Havarie auf Hayok 3263
6) [Das Blut der Veronis 4468

Die 2. Staffel:

7) [Der Gesang der Motana 3627
8) [Sonderkommando Kantiran 3639
9) [Tau Carama 3656
10) [Überfahrt nach Curhafe 3664
11) [Entscheidung in Vhalaum 3682
12) [Die Femesängerin 3699

Die 3. Staffel:

13) [Der Flug der Epha-Motana 4589
14) [Terraner als Faustpfand 4592
15) [Die Sekte erwacht 4595
16) Der Todbringer
17) Kampf um den Speicher
18) Die mediale Schildwache

_Die Inszenierung_

Erzähler: Christian Schult (Richard Belzer in „Law & Order: New York“)
Perry Rhodan: Volker Lechtenbrink (Schauspieler, Sänger, Synchronsprecher: Kris Kristofferson, Burt Reynolds als ‚Logan‘)
Atlan: Volker Brandt (Stimme von Michael Douglas)
Zephyda: Claudia Urbschat-Mingues (Stimme von Angelina Jolie, Maria Bello)
Rorkhete: Charles Rettinghaus (Stimme von Jean-Claude van Damme & Robert Downey jr.)
Echopage: Peter Schiff (Louis de Funès, Stimme von ‚HAL 9000‘)
Hekhet: Andreas Bisowski
Nerine: Katrein Frenzel
Selboo: Simon Jäger (Stimme von: Josh Hartnett, James Duvall, Balthazar Getty, River Phoenix)
Sowie Johannes Hubert und Raimund Widra.

Volker Lechtenbrink wurde 1944 in Cranz/Ostpreußen geboren. Bereits als Achtjähriger sprach er im Kinderfunk und stand zwei Jahre später auch schon auf der Bühne. 1959 wurde er durch den Antikriegsfilm „Die Brücke“ (Regie: Bernhard Wicki) bundesweit bekannt. Er besuchte die Schauspielschule in Hamburg und ist heute in zahlreichen TV-Serien zu sehen. Darüber hinaus ist er am Theater tätig, geht auf Tourneen oder wirkt als Intendant. (Verlagsinfo)

Die Hörspieladaption stammt von S. A. Effenberger. Regie, Musik, Ton und Programmierung lagen in den Händen von Christian Hagitte und Simon Bertling vom Ton-Studio |STIL|. „Die Musik wurde exklusiv für die Perry-Rhodan-Hörspiele komponiert und vom Berliner Filmorchester unter der Leitung von Christian Hagitte live eingespielt. Die elektronischen Klänge und Effekte wurden speziell für die Hörspiele vom |STIL|-Team durch den Einsatz von Computertechnik generiert“, heißt es im Booklet. Executive Producer der Reihe ist Marc Sieper.

Am Schluss erklingt der Song „The World is Growing Loud“ von der Band |Covenant|. Der Originaltitel stammt von Eskil Simonsson und Joakim Montelius, zwei Schweden, die über info@covenant.se zu erreichen sind.

_Vorgeschichte_

Perry Rhodan und sein arkonidischer Freund Atlan sind auf einem Minenplaneten der bösartigen Kybb Cranar in deren Gefangenschaft geraten. Die igelförmigen Aliens verpassten ihnen metallene Halsringe, die mit einem Giftstachel bewehrt sind: die Krynn Varid. Bei Widerstand kann das Gift per Fernsteuerung injiziert werden. Nur aufgrund ihrer persönlichen Zellaktivatoren können die beiden Gefährten das Gift neutralisieren, doch jedes Mal kostet es sie mehr Kraft.

Sie schaffen es zu den einheimischen Motana, wo sich Atlan in die adlige Wegweiserin Zephyda verliebt. Sie führt sie zur Planetaren Majestät, die sie willkommen heißt. Doch als die Kybb Cranar auch die Residenz der Majestät angreifen, gelingt Rhodan, Atlan und Zephyda nur mit knapper Not die Flucht, als ein Nomade namens Rorkhete sie in seinem Schweber mitnimmt.

Das Quartett flieht, bis sie schließlich vor acht Wesen stoppen müssen, die vor ihnen über dem Boden schweben. Rorkhet bezeichnet sie als „Orakel“, und sie wollen helfen. Die Wesen teleportieren die vier auf eine andere Welt, wo sie erst einmal mitten im Ozean landen. Es dauert eine ganze Weile, die riesigen Wellen zu verlassen und zum Strand der Vulkaninsel Ore zu finden. Perry und Rorkhete sind zwar verletzt und erschöpft, können aber das unbekannte Land erkunden.

Unterdessen gelangen Atlan und seine Freundin Zephyda woanders an den Strand. Eine Gruppe Motanakrieger, angeführt von der Amazone Halkorate, nimmt sie in ihre Mitte und teilt Atlan mit, sie seien auf der Welt Ash-ir-tumo gelandet, auf der Insel Ore, und sie werde sie nun nach Oreshme bringen, wo ihre Lokale Majestät über sie richten werde. Atlan bittet um schnelle Behandlung der Wunden, die Zephyda erlitten hat. Die Heilerin Phylatoke nimmt sich Zephydas an und bringt sie in ihre Hütte, die auf einem 20 Meter hoch über die Ebene emporragenden Plateau liegt.

Nachdem Atlan auch Perry und Rorkhete gefunden hat, beschließen die Gefährten, mit einem Schiff über den Ozean zu dem Kontinent Curhafe segeln zu wollen. Vom dort gelegenen Raumhafen aus wollen sie zurück in den Weltraum, um die anstehenden Angelegenheiten zu regeln. Er überredet die Motana, mit ihm zusammen ein zehn Meter langes Boot zu bauen, das in einer geschützten Montagehalle entstehen soll.

Zehn Tage später ist Zephyda wieder auf den Beinen, wenn auch noch etwas wackelig. Da spürt sie in ihrem Geist, dass eine Riesenwelle auf die Insel zurollt, noch bevor sie sie sehen kann. Sie warnt die Motana, die sich sehr über diese Frau wundern. Denn um die anrollende Tau Carama spüren zu können, muss man eine Irtumo-Lauscherin sein, eine wie Intake, die Lokale Majestät. Der Alarm, den Zephyda ausgelöst hat, rettet eine Menge Leben. Dennoch donnert der Tsunami über das Land und droht sogar die Inselstadt Oreshme unter sich zu begraben …

Zephyda segelt mit den beiden Fremden und ein paar Freunden zu jenem Kontinent Curhafe, auf dem sich die Hauptfestung der Kybb Cranar erhebt. Die Kybb Cranar haben die Welt Ash Irthumo und das Volk der Motana unterjocht. Während sich Zephyda unter die verfemten Motana mischt und dort ihre Telekinesekräfte schult, versuchen Perry und Atlan, die Festung der Kybb Cranar von innen heraus zu knacken. Das haut nicht ganz hin und die Kybb-Cranar unterziehen Perry der Elektrofolter …

Nach dem Sieg der Motana über die Kybb Cranar ist es ihnen möglich, ein Raumschiff flottzumachen und mit vereinten Geisteskräften in den Weltraum zu bringen. Schließlich verfügen sie nun nicht nur über eine, sondern gleich zwei Epha Motana. Diese sind in der Lage, ein Schiff ohne Treibstoff anzutreiben und so die allgegenwärtige Hyperraum-Impedanz zu überwinden, die sonst das schnelle Springen von Stern zu Stern unmöglich machen würde. Doch zunächst einmal finden sie einen alten Bionischen Kreuzer der Motana, tief unter dem Meer …

_Handlung_

Zephyda hat das alte Motana-Raumschiff auf den Namen „Schwert“ getauft. Der biotronische Bordrechner nennt sich Echopage und begrüßt unter den Anwesenden auf der Kommandobrücke zwei Epha Motana, 14 „Quellen“ und einen Todbringer. Die Epha Motana Zephyda ist entsetzt. Erstens weiß sie zwar, dass so ein Todbringer mit Gedankenkraft töten kann, aber nicht, wer unter ihren Unterstützern dieser Todbringer ist. Und der Rechner will es ihr nicht sagen. Der Todbringer werde im Einsatzfall als Kanonier arbeiten. Zephyda wendet ein, die „Schwert“ verfüge über keine Kanonen. Das ist dem Rechner einerlei.

Sie müssen das Risiko auf sich nehmen, denn die Zeit drängt. Ein Lichtsprung durch den Hyperraum bringt sie nach Baikhal Cain, um von dieser Basis den Motana-Raum zurückzuerobern: den Sternenozean Yamondi. Diesen haben die Kybb Cranar erobert und unterjocht, nun entdecken die Kybb Cranar die „Schwert“ auch deshalb, weil der Kreuzer schnell in die Atmosphäre des Planeten eintaucht und in die nördliche Einöde fliegt. Dort will Perry Rhodan den Roboter Loto Keraete aus dem ewigen Eis bergen, um wertvolle Informationen über die Welten von Yamondi zu erhalten. Zudem ist Keraete der Botschafter einer Superintelligenz und weiß vielleicht einiges über die größeren Zusammenhänge im Kosmos, beispielsweise über die Herkunft der Hyperraum-Impedanz.

Kaum sind die Motana an der Fundstelle gelandet, wo Keraete im Eis liegt, wird ihr Schiff von Abtastsignalen der Kybb Cranar getroffen. Man hat sie also entdeckt. Doch es dauert noch eine Weile, bis zwei Aufklärer auftauchen. Einen kann Rorkhete mit seinem Energiestrahler vom Himmel holen, der andere dreht ab. Die Bergungsarbeiten werden fortgesetzt. Der Todbringer – es ist Selboo – vertraut sich erst Atlan und dann Echopage an. Beide bestärken den Mann, der vor sich selbst Angst hat, darin, sich in sein Schicksal zu fügen. Selboo setzt sich in den Sessel des Kanoniers an Bord des Kreuzers, ohne Zephyda oder sonst jemandem Bescheid zu geben.

Eine Flotte von zwölf Angriffsgleitern der Kybb Cranar ist im Anflug. Sie erleben eine böse Überraschung …

_Mein Eindruck_

Eine der großen verwirrenden Bezeichnungen ist die Sache mit der „Hyperimpedanz“. Dieses von Superwesen künstlich erzeugte Phänomen verhindert den Einsatz oder die Anwendung bestimmter Technologien, mit denen sich Science-Fiction-Autoren bislang das Leben leicht gemacht haben. Sie erfanden bestimmte Überlichtantriebe oder gleich den Hyperraum, der Dimensionssprünge erlaubt, ohne dabei das Einsteinsche Theorem von der Unüberwindbarkeit der Barriere der Lichtgeschwindigkeit zu verletzen. (Man erinnere sich: Die Lichtgeschwindigkeit ist das kleine, nicht ganz unbedeutende c in der epochalen Formel E = mc².)

Diese Hyperimpedanz ist der Grund, warum überhaupt nur die Motana in der Lage sein sollen, Raumschiffe mit telekinetischer Geisteskraft zu steuern. Allerdings scheinen sie durchaus auch den „Hyperraum“ nutzen zu dürfen. Merkwürdig ist dann aber schon ein wenig, warum auch die Kybb Cranar zur Raumfahrt in der Lage sind. Doch es gibt eine Erklärung in Episode 13: Die Igelwesen haben Motana versklavt und dazu gezwungen, ihre Raumschiffe anzutreiben und zu steuern. Voilà!

Ebenso beliebt wie Wunderdinge wie Hyperraum und Hyperimpedanz sind auch Superwesen. Solche X-Faktoren, die überall und unerklärbar herumpfuschen dürfen, können es praktisch nur mit dem Einfallsreichtum des jeweiligen Autors aufnehmen – und sind nicht selten mit diesem identisch. Diesmal ist der im Eis verschollene Roboter Loto Keraete von einem dieser Superwesen abgesandt. Klar, dass seine Infos ebenfalls super sein und so schnell wie möglich geborgen werden müssen.

|Der Todbringer|

Recht lustig ist die psychologisch motivierte Handlungskette um den so genannten Todbringer. Dieser arme Motana hat Angst vor sich selbst, denn die Überlieferung seines Volkes verketzert die Todbringer als Monstren, die der Gewalt huldigen. Nun, angesichts des drohenden Angriffs der Feinde ist es genau diese Gewalt, die im Moment ganz nützlich wäre. Schließlich verfügt die „Schwert“ zwar über einen martialischen Namen, aber weder über Waffen noch über Personal, um diese zu bedienen – bis auf den Todbringer.

Nach ein wenig psychologischer Massage durch den Bordcomputer (!) und durch Atlan (Perry ist ja auf dem Boden) überwindet der Todbringer dann doch seinen inneren Schweinehund und setzt sich an ein Instrumentenbord, von dem aus er eine Waffenart bedienen soll, die er gar nicht sehen kann. Diesmal übernimmt die Waffe die Hauptarbeit für ihn, er liefert quasi bloß das, was auch jeder Computer tun könnte: zielen. Doch zusätzlich kann er noch das, was nur Motanas draufhaben: Telekinese.

Wir haben es also weder mit pazifistischen Botschaften zu tun noch mit Friedenskämpfern à la Winnetou und Old Shatterhand. Vielmehr sind im Freiheitskampf einige gewaltsame Mittel recht, die sonst hienieden schnell zum Weltuntergang führen würden. Offenbar ist gegen die eine oder andere Raumschlacht ab und zu nichts einzuwenden. Das kann dem Actionfreund nur recht sein. Die Action folgt allerdings erst in Episode 18, „Die Mediale Schildwache“.

|Die Umsetzung|

Im Rahmen einer guten Radiostunde erlebt der Hörer hier ein mal mehr, mal weniger actiongeladenes Drama, das es in puncto Produktionsqualität mit einer Star-Wars-Episode aufnehmen kann. Die SF-Handlung, kombiniert mit Fantasyelementen – immer wieder sind Psikräfte am Werk -, weiß für flotte Unterhaltung zu sorgen. Die Guten kämpfen gegen die eindeutig als böse und fremdartig gekennzeichneten Bösen, die igelförmigen Kybb Cranar. Ob sie den Sieg erringen, bleibt abzuwarten. Vorerst wirken Perry und Atlan wie Aragorn und Legolas und müssen die kostbare Zephyda in Sicherheit bringen. Sie spielt inzwischen eine wichtige Rolle. Leider kommt ihre Liebe zu Atlan überhaupt nicht zum Ausdruck.

Natürlich bieten die beiden Gutmenschen Atlan und Rhodan ihre Hilfe an – das ist bereits ein Standardspruch in diesen Hörspielen und so vorhersehbar wie Feuerwerk an Silvester. Aber es gibt noch einen zweiten Standardspruch Rhodans, und der besteht darin, Rorkhete, der sich zu einem verlässlichen Gefährten entwickelt, in allen seinen Vorschlägen kritiklos und ohne zu zögern zuzustimmen. Dadurch erscheint der Sternenadministrator eher wie ein rückgratloses Weichei statt als Herrscher mit eigenem Willen. Ich würde mir von ihm mehr Eigenständigkeit wünschen.

Nur ein Pedant würde daran herummäkeln, dass Perry und Atlan auf allen Welten, auf die sie geraten, keine Probleme mit dem Sauerstoffgehalt der Luft, den Mikroben oder gar der Schwerkraft der Welt haben. Daran ist zu merken, dass alle Planeten im Grunde nur alternative Versionen der Erde sind. Und wenn die Motana mitten im Wald in Baumhäusern leben, so erinnert uns dies entweder an Robin Hood oder an die gute alte Mittelerde. So gesehen, wirken die fremden Welten der Motana, sei es Baikhal Cain oder Ash Irtumo, fast schon wieder heimelig.

|Die Inszenierung|

So fangen Sternenopern an: mit einer schmissigen Titelmelodie und raunenden Stimmen, die Schicksalhaftes verkünden. Ein Erzähler wie Christian Schult hat eine recht hohe Autorität und wir glauben ihm seine Geschichte nur allzu gern, wenn er von der Flucht Perrys und Atlans erzählt. Atlan klingt wie Michael Douglas. Ihm und Volker Lechtenbrink als Perry Rhodan mit der Stimme von Kris Kristofferson nehme ich die Actionhelden ab.

Die Geräusche können in Sachen Professionalität absolut mit Kinoproduktionen mithalten. Eine große Bandbreite an Sounds charakterisiert die verschiedenen fremdartigen Wesen und Maschinen, welche die Helden auf seinen Streifzügen antreffen. Da sausen die Gleiter, da zischen die Strahler.

Die größte akustische Leinwand bemalen jedoch die tausend elektronisch erzeugten Sounds, die der ganzen Handlung erst das kosmische Science-Fiction-Feeling verleihen. Ohne sie könnte es sich ebenso gut um Fantasy auf einem fernen Planeten handeln, wie sie z. B. Jack Vance fabriziert hätte.

Insgesamt ist die Musik und die Geräuschkulisse eine ganze Menge Aufwand für eine simple Sternenoper, aber es lohnt sich: Das Hörspiel klingt höchst professionell produziert. Ich könnte Gegenbeispiele nennen, in denen die Musikbegleitung in die Hose ging, aber sie stammen alle nicht von |STIL|.

Am Schluss erklingt der Song „The World is Growing Loud“ von der Band |Covenant|. Der Abschlusssong klingt nach internationaler Wertarbeit. Über einem stetigen Bass-Beat erheben sich atmosphärische Harmonien und ein englischsprachiger Gesang. Der Text ist ziemlich belanglos und auch nirgends abgedruckt. Am Schluss wendet sich das Stück komplett einem Beat zu, der mit doppelter Geschwindigkeit daherkommt, sich aber leider zu nichts weiterentwickelt, sondern lediglich leiser wird.

|Das Booklet …|

… umfasst neben den oben genannten Credits auch eine Bildergalerie. Die ist dem neuen [Perry-Rhodan-PC-Game]http://www.perry-rhodan-game.com entnommen und umfasst sieben Bilder, darunter eine doppelseitige Abbildung.

_Unterm Strich_

Insgesamt bildet „Der Todbringer“ eine befriedigende Fortsetzung zu Episode 13 der Hörspielserie „Perry Rhodan: Sternenozean“. Es gibt zwar Action, doch diese ist lediglich auf den Schluss begrenzt. Immerhin bietet die Episode ein gewisse Spannung, wenn Perry vor den Kybb Cranar seinen Fund in Sicherheit bringen muss. Der Einsatz des Todbringers ist unvermeidlich, so unwahrscheinlich er auch bis dahin erscheinen muss. Die Serie wird offenkundig von Profis produziert, von mancher bekannten Hollywoodstimme gesprochen und liefert einen soliden Gegenwert für den Preis von rund acht Euronen.

Jugendliche beiderlei Geschlechts zwischen 14 und 17 Jahren dürften sich rasch mit den Helden identifizieren und das ist eine der besten Voraussetzungen, ein treues Publikum aufzubauen. Auch Zephyda ist eine solche Identifikationsfigur, und ich hoffe, dass sie möglichst lange Teil des Serienpersonals bleibt.

Was die Qualität des Inhalts angeht, so darf man wohl kaum tiefschürfende und daher langweilige Monologe erwarten. Vielmehr sind kämpferische Action und romantische Exotik angesagt – das ist genau die Mischung, die auch „Star Wars“ so erfolgreich gemacht hat. Fortsetzung folgt in Episode 18.

|66 Minuten auf 1 CD|
http://www.perryrhodan.org
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name
http://www.perry-rhodan-game.com
[Ausführlicher Überblick über diesen Zyklus der Heftromanserie]http://www.perrypedia.proc.org/Der__Sternenozean__%28Zyklus%29

Francis, H. G. / Nagula, Michael / Effenberger, S. A. / Hagitte, Chr. / Bertling, S. / Sieper, M. – Sekte erwacht, Die (Perry Rhodan – Sternenozean 15)

_Anschlag auf den Reaktor_

|Lübbe Audio| vertont die Abenteuer des Kadetten Kantiran und des Sternenadminstrators Perry Rhodan, die in der Unterserie „Sternenozean“ im Perry-Rhodan-Universum spielen. Bislang sind achtzehn Hörspiele veröffentlicht, doch will Lübbe offenbar vierzig Hörspiele produzieren. Dies ist die dritte Staffel.

Folge 15: Terrania City, die Hauptstadt der Erde: Ein Gleiter nähert sich in Höchstgeschwindigkeit einem Fusionsreaktor. Ein weiterer Terroranschlag in einer Reihe blutiger Attentate droht. Mondra Diamond sieht einen Schuldigen hinter all diesen Aktionen: die mysteriöse Sekte des Gottes Gon-Orbhon … (Verlagsinfo)

_Die Reihe_

„Perry Rhodan“ ist die größte SF-Heftchen- und Roman-Reihe der Welt. Eine Vielzahl von Autoren schreiben seit Jahrzehnten für die Reihe, und koordiniert wird dieser Aufwand vom |Pabel|-Verlag in Rastatt. Auch Andreas Eschbach fühlte sich geehrt, einen oder zwei Bände beitragen zu dürfen.

Es gab vor der aktuellen |Lübbe-Audio|-Reihe schon Vertonungen der PR-Silberbände, doch nicht in der stilvollen Inszenierung des |STIL|-Tonstudios. Die Romanvorlage für das vorliegende Abenteuerhörspiel beruht auf den Romanen „Menschheit im Aufbruch“ von Hubert Haensel, „Der Traum von Gon-Orbhon“, „Die Sekte erwacht“ von H.G. Francis und „Die Gotteskriegerin“ von Michael Nagula.

Die 1. Staffel:

1) [Der Sternenbastard 3030
2) [Die Mascantin 3031
3) [Der Hyperschock 3035
4) [Planet der Mythen 3058
5) [Havarie auf Hayok 3263
6) [Das Blut der Veronis 4468

Die 2. Staffel:

7) [Der Gesang der Motana 3627
8) [Sonderkommando Kantiran 3639
9) [Tau Carama 3656
10) [Überfahrt nach Curhafe 3664
11) [Entscheidung in Vhalaum 3682
12) [Die Femesängerin 3699

Die 3. Staffel:

13) [Der Flug der Epha-Motana 4589
14) [Terraner als Faustpfand 4592
15) Die Sekte erwacht
16) Der Todbringer
17) Kampf um den Speicher
18) Die mediale Schildwache

_Die Inszenierung_

Erzähler: Christian Schult
Breé Tsinga: Katja Riemann
Julian Tifflor: Friedhelm Ptok (Ian ‚Kanzler Palpatine‘ McDiarmid)
Gauer Tsinga: David Turba (Dan Byrd, Taylor Handley)
Noviel Residor: Friedrich Georg Beckhaus (Robert Duvall, Klaus Kinski)
Mondra Diamond: Heide Domanowski (‚Dr. Cleo Finch‘ in „Emergency Room“)
Carlosch Imberlock: Udo Schenk (Ray Liotta, Kevin Bacon, Ralph Fiennes)
Herwin Paroff: Jürgen Wolters
Homer G. Adams: Hasso Zorn (David Kelly)
Sowie Victor Pavel, Siegfried A. Effenberger, Florian Dieter, Nicolas Tech und maybebop.

Die Hörspieladaption stammt von S. A. Effenberger. Regie, Musik, Ton und Programmierung lagen in den Händen von Christian Hagitte und Simon Bertling vom Ton-Studio |STIL|. „Die Musik wurde exklusiv für die Perry-Rhodan-Hörspiele komponiert und vom Berliner Filmorchester unter der Leitung von Christian Hagitte live eingespielt. Die elektronischen Klänge und Effekte wurden speziell für die Hörspiele vom STIL-Team durch den Einsatz von Computertechnik generiert“, heißt es im Booklet. Executive Producer der Reihe ist Marc Sieper.

Am Schluss erklingt der Song „The World is Growing Loud“ von der Band |Covenant|. Der Originaltitel stammt von Eskil Simonsson und Joakim Montelius, zwei Schweden, die über info@covenant.se zu erreichen sind.

_Handlung_

Diese Folge der Serie ist völlig eigenständig und hat keine Verbindung zu anderen Folgen. Deshalb gibt es auch keine Vorgeschichte.

Die Luftabwehrzentrale Terrania Citys meldet den Anflug eines schnellen UFOs. Der Außenminister der Terranischen Liga ordnet auf diese Meldung hin das Abfangen des Flugobjekts an, denn sein Kurs lässt darauf schließen, dass es sich um einen Anschlag auf den Fusionsreaktor der Stadt handelt. Er gibt den Abfangjägern freie Hand. Noch zwei Minuten bis zum Aufschlag. Doch das UFO befindet sich bereits zu dicht vor der Kuppel des Kraftwerks, um es noch gefahrlos abschießen zu können. Noch eine Minute bis zum Aufschlag. Wer lenkt dieses UFO? Der Gleiter ist auf einen Staatssekretär registriert. Kurz vor dem Aufschlag dreht das UFO ab und verschwindet. Offenbar war dies ein Warnschuss, aber von wem?

Der Chef des terranischen Geheimdienstes, Noviel Residor, führt seine Agentin Mondra Diamond zu einer Gefangenen, die verhört wird. Diese Fanatikerin habe einen Sänger getötet, weil der irgendwelche Ansichten vertrat, die sie als abscheulich empfand. Die Gefangene leiert eine Art Mantra oder Credo, denn offenbar gehört sie einer religiösen Sekte an …

Agentin Mondra Diamond besucht zusammen mit Gauer Tsinga, dem Sohn ihrer alten Freundin Bree Tsinga, den Gottesdienst des Sektenführers Carlosch Imberlock in dessen Tempel. Der Mann ruft doch tatsächlich zum Heiligen Krieg gegen das terranische „Imperium“ auf und droht Terrania City mit dem Untergang. Und warum das alles? Weil die fortwährende Expansion des menschlichen Siedlungsraums angeblich nur ins Nichts geführt habe. Nun ruft er im Namen des Gottes Gon-Orbhon zur Umkehr auf, befürwortet aber keine Gewalt. Wie ist das mit der UFO-Attacke auf den Reaktor zu vereinbaren? Imberlock distanziert von diesem und anderen Anschlägen, die Bree Tsinga und andere begangen hätten. Dennoch versucht er, Mondra zu hypnotisieren und in den Dienst seines Gottes zu zwingen.

Unterdessen begegnet Gauer, der sich als Sektenanhänger ausgibt, endlich seiner Mutter. Die Xenopsychologin verteidigt sich und läuft schließlich davon. Mondra hält Gauer von einer Verfolgung ab. Doch Bree Tsinga hat neue Pläne. Sie will den terranischen Wirtschaftsminister Homer G. Adams in dessen Gästevilla beim Konferenzzentrum ermorden. Kann Mondra diesen teuflischen Plan vereiteln?

_Mein Eindruck_

Diese eigenständige Episode startet einen neuen Erzählstrang. Daher werden neue Figuren wie die Ermittlerin Mondra Diamond eingeführt – mit diesem hochkarätigen Namen gehört sie garantiert zu den Jungs und Mädels auf der guten Seite. (Zufällig läuft gerade bei |Lübbe Audio| auch eine Hörspielserie um den [Privatdetektiv Richard |Diamond|.) 4527 Diese Episode ist noch in anderer Hinsicht bemerkenswert, nämlich in der Thematisierung von fanatischem Sektierertum als Hauptmotiv.

Diese Sekte erscheint relativ merkwürdig, denn durch die verkürzte Darstellung im Hörspiel gerät die rationale Begründung für die Verehrung des Gottes Gon-Orbhon und die Umsetzung von dessen angeblichem Willen ziemlich dürftig: Weil die fortwährende Expansion des menschlichen Siedlungsraums angeblich nur ins Nichts geführt habe, müsse die Menschheit umkehren. Diese revisionistische Haltung steht im Gegensatz zu der inhärenten Doktrin des Perry-Rhodan-Universums, dass nämlich Expansion und Wachstum automatisch auch zu mehr Erkenntnis und somit zur Erfüllung der Bestimmung des Menschen führen. Das ist zwar völliger Käse, aber gewisse SF-Autoren lieben es immer noch, diese Doktrin zu verbreiten – ganz einfach deshalb, weil sie sich immer noch supergut verkaufen lässt.

Der Rest der Handlung ist ziemlich vorhersehbar. Die fanatische Attentäterin Bree Tsinga versucht alles, um ihr auserkorenes Opfer zur Strecke zu bringen. Zur Freude des Zuhörers fallen ihr dabei einige nette Tricks ein. Aber früher oder später taucht dann doch Mondra als Spielverderberin auf. Ob sie Bree das Handwerk legen kann, soll hier nicht verraten werden. Die Handlungsmotive sind wohl so alt wie die Sciencefiction selber, seit sie 1926 – manche behaupten, schon 1818 und zwar mit „Frankenstein“ – aus der Taufe gehoben wurde. Ich würde aber meinen, dass schon nach der Lektüre mancher Sherlock-Holmes-Story die Handlungsmuster sehr vertraut erscheinen dürften.

Im Rahmen einer guten Radiostunde erlebt der Hörer hier ein mal mehr, mal weniger actiongeladenes Drama, das es in puncto Produktionsqualität mit einer Star-Wars-Episode aufnehmen kann. Die SF-Handlung, kombiniert mit Fantasyelementen – immer wieder sind Psikräfte am Werk -, weiß für flotte Unterhaltung zu sorgen.

_Die Inszenierung_

So fangen Sternenopern an: mit einer schmissigen Titelmelodie und raunenden Stimmen, die Schicksalhaftes verkünden. Ein Erzähler wie Christian Schult hat eine recht hohe Autorität und wir glauben ihm seine Geschichte nur allzu gern, wenn er von den Vorgängen um die Sekte und den Abenteuern bei ihrer Bekämpfung erzählt.

Die Geräusche können in Sachen Professionalität absolut mit Kinoproduktionen mithalten. Eine große Bandbreite an Sounds charakterisiert die verschiedenen fremdartigen Wesen und Maschinen, welche die Helden auf ihren Streifzügen antreffen. Da sausen die Gleiter, da zischen die Strahler und „Nadler“. Die Action steht diesmal im Vordergrund, und das ist ein in der zweiten Staffel stark vermisstes Element, das den Unterhaltungswert der dritten Staffel erheblich steigert.

Die größte akustische Leinwand bemalen jedoch die tausend elektronisch erzeugten Sounds, die der ganzen Handlung erst das kosmische Science-Fiction-Feeling verleihen. Ohne sie könnte es sich ebenso gut um Fantasy auf einem fernen Planeten handeln, wie sie z. B. Jack Vance fabriziert hätte.

Insgesamt sind die Musik und die Geräuschkulisse eine ganze Menge Aufwand für eine simple Sternenoper, aber es lohnt sich: Das Hörspiel klingt höchst professionell produziert. Ich könnte Gegenbeispiele nennen, in denen die Musikbegleitung in die Hose ging, aber sie stammen alle nicht von |STIL|.

Am Schluss erklingt der Song „The World is Growing Loud“ von der Band |Covenant|. Der Abschlusssong klingt nach internationaler Wertarbeit. Über einem stetigen Bass-Beat erheben sich atmosphärische Harmonien und ein englischsprachiger Gesang. Der Text ist ziemlich belanglos und auch nirgends abgedruckt. Am Schluss wendet sich das Stück komplett einem Beat zu, der mit doppelter Geschwindigkeit daherkommt, sich aber leider zu nichts weiterentwickelt, sondern lediglich leiser wird.

|Das Booklet …|

… umfasst neben den oben genannten Credits auch eine Bildergalerie. Die ist dem neuen [Perry-Rhodan-PC-Game]http://www.perry-rhodan-game.com/ entnommen und umfasst sieben Bilder, darunter eine doppelseitige Abbildung.

_Unterm Strich_

Die Action steht diesmal im Vordergrund, und das ist ein in der zweiten Staffel stark vermisstes Element, das den Unterhaltungswert der dritten Staffel erheblich steigert. Insgesamt bildet „Die Sekte erwacht“ den interessanten Startpunkt eines weiteren Handlungsstrangs innerhalb der Hörspielserie „Perry Rhodan: Sternenozean“. Bislang gab es ja nur zwei durchgehende Handlungsstränge, nämlich den um Kantiran und den um Perry Rhodan, seinen Papi. Die Serie wird offenkundig von Profis produziert, von mancher bekannten Hollywoodstimme gesprochen und liefert einen soliden Gegenwert für den Preis von rund acht Euronen.

Jugendliche beiderlei Geschlechts zwischen 14 und 17 Jahren dürften sich rasch mit den Helden identifizieren, und das ist eine der besten Voraussetzungen, ein treues Publikum aufzubauen. Mondra Diamond ist eine neue Heldin und es ist zu hoffen, dass sie der Serie lange Zeit erhalten bleibt. Bislang sind ja erst 18 von 40 Folgen erschienen.

Was die Qualität des Inhalts angeht, so darf man wohl kaum tiefschürfende und daher langweilige Monologe erwarten. Vielmehr sind kämpferische Action und romantische Exotik angesagt – das ist genau die Mischung, die auch „Star Wars“ so erfolgreich gemacht hat.

|67 Minuten auf 1 CD|
http://www.perryrhodan.org
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name
http://www.perry-rhodan-game.com/
[Ausführlicher Überblick über diesen Zyklus der Heftromanserie]http://www.perrypedia.proc.org/Der__Sternenozean__%28Zyklus%29

Lukas, Leo / Castor, Rainer / Effenberger, S. A. / Hagitte, Chr. / Bertling, S. / Sieper, M. – Terraner als Faustpfand (Perry Rhodan – Sternenozean 14)

_Kammerspiel der Kontraste_

|Lübbe Audio| vertont die Abenteuer des Kadetten Kantiran und des Sternenadminstrators Perry Rhodan, die in der Unterserie „Sternenozean“ im Perry-Rhodan-Universum spielen. Bislang sind achtzehn Hörspiele veröffentlicht, doch will Lübbe offenbar vierzig Hörspiele produzieren. Dies ist die dritte Staffel.

Folge 14, Fortsetzung von Folge 11: Agent 707, ein Mitglied des terranischen Geheimdienstes, wurde von dem Arkoniden Shallowain entführt. Dieser stellt ein brutales Ultimatum, bei dem tausend hilflose Terraner als Faustpfand dienen. Perry Rhodans Sohn Kantiran und der Mausbiber Gucky müssen entgeistert zusehen, wie die Situation eskaliert … (Verlagsinfo)

_Die Reihe_

„Perry Rhodan“ ist die größte SF-Heftchen- und Roman-Reihe der Welt. Eine Vielzahl von Autoren schreibt seit Jahrzehnten für die Reihe, und koordiniert wird dieser Aufwand vom |Pabel|-Verlag in Rastatt. Auch Andreas Eschbach fühlte sich geehrt, einen oder zwei Bände beitragen zu dürfen.

Es gab vor der aktuellen |Lübbe Audio|-Reihe schon Vertonungen der PR-Silberbände, doch nicht in der stilvollen Inszenierung des |STIL|-Tonstudios. Die Romanvorlage für das vorliegende Abenteuerhörspiel stammt von Leo Lukas („Spezialagent 707“) und Rainer Castor („Terraner als Faustpfand“).

Die 1. Staffel:

1) [Der Sternenbastard 3030
2) [Die Mascantin 3031
3) [Der Hyperschock 3035
4) [Planet der Mythen 3058
5) [Havarie auf Hayok 3263
6) [Das Blut der Veronis 4468

Die 2. Staffel:

7) [Der Gesang der Motana 3627
8) [Sonderkommando Kantiran 3639
9) [Tau Carama 3656
10) [Überfahrt nach Curhafe 3664
11) [Entscheidung in Vhalaum 3682
12) [Die Femesängerin 3699

Die 3. Staffel:

13) [Der Flug der Epha-Motana 4589
14) Terraner als Faustpfand
15) Die Sekte erwacht
16) Der Todbringer
17) Kampf um den Speicher
18) Die mediale Schildwache

_Die Inszenierung_

Erzähler: Christian Schult
Kantiran: Christian Stark
Dario da Eshmale: Kaspar Eichel (Stimme von Richard Dreyfuss)
Shallowain: Manfred Lehmann (Stimme von Bruce Willis, Gérard Depardieu, Kurt Russell …)
Icho Tolot: Tilo Schmitz (Ving Rhames, Michael Clarke Duncan)
Gucky: Stefan Krause (Billy „Pippin“ Boyd)
Mal Deltair: Jürgen Kluckert (Morgan Freeman, Chuck Norris)
Filana Karonadse: Ranja Bonalana (Renée Zellweger, Julia Stiles)
Beodur da Progreron: Fritz Hammer
Korg Sonderbohn: Dietmar Wunder (Cuba Gooding jr., Don Cheadle, Daniel Craig)

Volker Lechtenbrink wurde 1944 in Cranz/Ostpreußen geboren. Bereits als Achtjähriger sprach er im Kinderfunk und stand zwei Jahre später auch schon auf der Bühne. 1959 wurde er durch den Antikriegsfilm „Die Brücke“ (Regie: Bernhard Wicki) bundesweit bekannt. Er besuchte die Schauspielschule in Hamburg und ist heute in zahlreichen TV-Serien zu sehen. Darüber hinaus ist er am Theater tätig, geht auf Tourneen oder wirkt als Intendant. (Verlagsinfo)

Die Hörspieladaption stammt von S. A. Effenberger. Regie, Musik, Ton und Programmierung lagen in den Händen von Christian Hagitte und Simon Bertling vom Ton-Studio |STIL|. „Die Musik wurde exklusiv für die Perry-Rhodan-Hörspiele komponiert und vom Berliner Filmorchester unter der Leitung von Christian Hagitte live eingespielt. Die elektronischen Klänge und Effekte wurden speziell für die Hörspiele vom |STIL|-Team durch den Einsatz von Computertechnik generiert“, heißt es im Booklet. Executive Producer der Reihe ist Marc Sieper.

Am Schluss erklingt der Song „The World is Growing Loud“ von der Band |Covenant|. Der Originaltitel stammt von Eskil Simonsson und Joakim Montelius, zwei Schweden, die über info@covenant.se zu erreichen sind.

_Vorgeschichte_

Der 14-jährige Junge Kantiran lebt als Sohn eines Terraners und einer Arkonidin als Untertan des Kristallimperiums auf einem friedlichen Agrarplaneten. Nach dem Verlust seiner Eltern, die auf einer Schürfexpedition verschollen, wächst er bei seinen Pflegeeltern Weigel und Arachya auf. Er lernt, dass er die Gabe besitzt, Tiere telepathisch zu lenken und mit ihnen zu kommunizieren.

Ein Sternenkreuzer landet. Der riesigen Kugel entsteigen ein Riese und eine Frau. Es sind die Flottenführerin Ascari da Vivo und ihr Leibwächter Shallowain. Die Admiralin nimmt Kant auf einen kurzen Flug mit, um ihm etwas zu geben: ein Erbstück von seinem Vater. Es sieht zwar aus wie eine terranische Uhr, ist aber ein intelligenter persönlicher Assistent. Er tauft ihn Tonto. Außerdem lädt sie ihn zur imperialen Kadettenschule ein, der Parageta.

Nach drei Jahren ist seine Ausbildung zum Flottenoffizier fast beendet. In vielen Kämpfen hat er sich zum besten Dagorista der Parageta emporgearbeitet. Seit einem Jahr liebt er eine schöne Schneiderin mit dem klangvollen Namen Thereme. Sie arbeitet im Haushalt des Geheimdienstchefs Kilor. Eine Woche vor der Prüfung beehrt ihn sogar der feindliche terranische Resident Perry Rhodan höchstpersönlich mit einem Besuch der Kadettenschule, denn Kantiran bewundert ihn sehr. Er ahnt nicht, dass Rhodan sein Vater ist!

Eines Tages findet Kantiran die Geliebte tot auf. Ein heimtückischer Anschlag mit dem Gift der Trivipern, vermutet Kantirans Freund, der Tierheiler Mal Detair. Da der Geheimdienst, in dessen Haus Thereme wohnte, die Ermittlungen übernimmt, macht Mal Detair seinem neuen Freund Kant keine Hoffnung, dass der Täter je gefunden wird. Also müssen sie ihn auf eigene Faust aufspüren. In der Tierarztpraxis Mals entdeckt er seine telepathische Gabe wieder, die er schon gegenüber den Tieren seiner Heimatwelt angewandt hat.

Die Mascantin Ascari da Vivo, die ihn von seiner abgeschiedenen Heimaltwelt im Hayok-Sektor geholt hat, ist ein wenig besorgt um die geistige Gesundheit ihres Schützlings, als er sich der Abschlussprüfung auf der Welt Iprasa unterzieht. Und tatsächlich muss dort etwas Furchtbares mit ihm geschehen sein, denn er erwacht erst drei Monate nach der Prüfung wieder aus dem Koma.

Bei Mal Detair findet er ein neues Schoßtier, mit dem er telepathisch kommunizieren kann. Kemi ist ein aggressiver Tarox-Marder und hört nur auf seinen Befehl. Er trägt das Tier, das Mal ihm schenkt, wie einen Pelz um den Hals. Und ein Besuch bei der Mascantin eröffnet ihm auch den Weg, wie er an Ascaris vertrauliche Daten über sich selbst herankommt. Und wer weiß, was er dabei auch über den Mord an Thereme entdecken könnte. Der Verdacht, den er schon vor seinem Koma gegen die Admiralin, die direkt dem Imperator unterstellt ist, hegte, muss überprüft werden.

Doch Kantiran findet mehr über seine Identität heraus, als ihm lieb ist: Er ist der Sohn der Mascantin und Perry Rhodans! Sofort bereitet er sich darauf vor, sich an der Mascantin für den Mord an Thereme zu rächen. Leider geht alles schief, und Kantiran und Mal Detair werden gefangen genommen …

In Episode 8 versucht das Sonderkommando der „Liga der terranischen Welten“, Kantiran aus Shallowains Gefangenschaft zu befreien. Doch in der Luftschlacht, die während eines Hypersturms stattfindet, verschlägt es den Gleiter, in dem sich Kantiran und Mal Detair befinden, in eine versteckte Dimension des Raum-Zeit-Kontinuums. Sind sie gerettet? Leider ist auch Shallowain der Weg hierher geglückt, und er versucht, die beiden Entflohenen wieder einzufangen. Doch das Terrain bietet Kantiran unerwartete Möglichkeiten …

_Handlung_

Nach der Schlacht über der Stadt Valhaum liegt der Hacker Mikey Molinas im Koma, und Kantiran betrachtet seinen Lebensretter mit Kummer. Gucky, der Mausbiber, hat einen Einfall und setzt Molinas dessen Spezialbrille auf die Nase. Damit sendet ihm Molinas eine telepathische Botschaft. Kantiran verrät Gucky, dass er über eine Psi-Fähigkeit verfügt, die er Instinkt-Telepathie nennt: Er könne das instinktive Verhalten von Tieren steuern. Das hat Kantiran schon einmal gemacht, um sich an seiner fiesen Mutter, einer Arkonidin, für den Mord an seiner Freundin Thereme zu rächen (Episode 2). Als Kantiran ihm eine Demonstration anbietet, sagt Gucky nicht nein. Als Demonstrationsobjekt wählt Kantiran ein kleines Volk Ameisen …

Unterdessen braut sich Unheil über der Operationsbasis der Terranischen Liga auf Hayok zusammen. Shallowain der Hund, ein Arkonide in Diensten von Kantirans Mutter, hat Spezialagent 707, bürgerlich Korg Sonderbohn, gefangen genommen und ihm durch ein Wahrheitsserum den Standort des Datenspeichers der Terraner entlockt. Shallowain stellt dem Kommandanten des Speichers, Dario da Eshmale, ein Ultimatum für die Übergabe, das sofort abgelehnt wird. Agent 707 wird ohne Umschweife exekutiert.

Shallowain schickt seine Kralasenen aus, um tausend Terraner gefangen zu nehmen und zum Speicher zu transportieren. Vor den Kameras des Speichers lässt Shallowain das erste Dutzend Terraner willkürlich hinrichten. Um das Leben der restlichen Terraner zu schützen, willigt Eshmale ein, den Schutzschild über dem Speicher abzuschalten. Doch Shallowain bricht sein Wort, die Terraner daraufhin freizulassen …

_Mein Eindruck_

Diese Episode zeichnet sich erstens durch einen Szenenwechsel aus, führt aber den bereits zu Beginn eingeführten Handlungsstrang um Shallowain, Kantiran und Mal Detair weiter (in der Fortsetzung „Kampf um den Speicher“ erscheint sogar Kantirans Mutter erneut). Zweitens findet ein Bruch innerhalb der dritten Staffel statt: Vom romantischen Thema der Motana-Befreiung und den diversen Telekinese-Demonstrationen geht es entwicklungsgeschichtlich zurück zu den bösen alten Auseinandersetzungen, wie wir sie schon aus dem Trojanischen Krieg kennen (vgl. David Gemmells wunderbare Trilogie). Nur, dass diesmal die Terraner die Rolle der belagerten Trojaner spielen müssen.

Shallowain, gesprochen von Manfred Lehmann, der deutschen Stimme von Bruce Willis und Kurt Russell, tritt ebenso hart und rauhbeinig auf wie sein Vorbild Agamemnon. Allerdings fehlt ihm ein listenreicher Odysseus an seiner Seite, um die nächsten Schachzüge des Gegners vorauszusehen, sonst hätte er sich nicht so weit vorgewagt, sondern sich mehr um seine Rückendeckung gekümmert. Das wird ihn bald teuer zu stehen kommen. Aber er ist ja bloß ein Söldner. Den wirklichen Verlust müssen seine Auftraggeber verkraften.

Dramaturgisch wechselt die Handlung zwischen den Kriegsszenen, die sich vor dem Speicherstützpunkt abspielen, und der friedlichen Szene, in der Kantiran seine Psi-Kraft demonstriert. Das ist sicherlich gewollt. Erstens, um den Zuhörer geistig verschnaufen zu lassen – allzu viel Lärm veranlasst diesen nur dazu, geistig abzuschalten. Zweitens erscheint uns bald Kantirans Methode als die entwicklungsgeschichtlich weitaus begrüßenswertere im Vergleich zu der Shallowains. Der Söldner ist ein Auslaufmodell, Psi ist die Zukunft, Brutalität verliert gegen den Geist.

_Die Inszenierung_

So fangen Sternenopern an: mit einer schmissigen Titelmelodie und raunenden Stimmen, die Schicksalhaftes verkünden. Ein Erzähler wie Christian Schult hat eine recht hohe Autorität und wir glauben ihm seine Geschichte nur allzu gern, wenn er von den Geschehnissen auf Hayok erzählt.

Die Sprecherriege ist diesmal recht gemischt. Den vielen menschlichen Männern stehen zwar nur eine Frau gegenüber, aber auch zwei Fremdwesen, nämlich Gucky und Icho Tolot. Was Icho an Basstiefen hervorbringt, macht Gucky mit seinen Höhen wieder wett. Tilo Schmitz, die Stimme von Ving Rhames, und Stefan Krause, die Stimmbandvertretung für Billy „Pippin“ Boyd, stehen sich hier in reizvollem Kontrast gegenüber.

|Geräusche und Musik|

Die Geräusche können in Sachen Professionalität absolut mit Kinoproduktionen mithalten. Eine große Bandbreite an Sounds charakterisiert die verschiedenen fremdartigen Wesen und Maschinen, die die Helden auf seinen Streifzügen antreffen. Da sausen die Gleiter, da zischen die Strahler. Wenn Kantiran und Gucky im Grünen ihre Ameisen studieren, wirkt die Geräuschkulissse entsprechend idyllisch. Allerdings sind die Ameisen ungewöhnlich laut. Besonders laut wird es erst zum Schluss, als Icho Tolot einen Befreiungsschlag wagt. Es hört sich an wie ein vertonter Comic mit den Fantastischen Vier (nicht die deutsche Band) oder dem unglaublichen Hulk.

Die größte akustische Leinwand bemalen jedoch die tausend elektronisch erzeugten Sounds, die der ganzen Handlung erst das kosmische Science-Fiction-Feeling verleihen. Ohne sie könnte es sich ebenso gut um Fantasy auf einem fernen Planeten handeln, wie sie z. B. Jack Vance fabriziert hätte.

Insgesamt sind die Musik und die Geräuschkulisse eine ganze Menge Aufwand für eine simple Sternenoper, aber es lohnt sich: Das Hörspiel klingt höchst professionell produziert. Ich könnte Gegenbeispiele nennen, in denen die Musikbegleitung in die Hose ging, aber sie stammen alle nicht von |STIL|.

Am Schluss erklingt der Song „The World is Growing Loud“ von der Band |Covenant|. Der Abschlusssong klingt nach internationaler Wertarbeit. Über einem stetigen Bass-Beat erheben sich atmosphärische Harmonien und ein englischsprachiger Gesang. Der Text ist ziemlich belanglos und auch nirgends abgedruckt. Am Schluss wendet sich das Stück komplett einem Beat zu, der mit doppelter Geschwindigkeit daherkommt, sich aber leider zu nichts weiterentwickelt, sondern lediglich leiser wird.

|Das Booklet …|

… umfasst neben den oben genannten Credits auch eine Bildergalerie. Die ist dem neuen Perry-Rhodan-PC-Game entnommen und umfasst sieben Bilder, darunter eine doppelseitige Abbildung.

_Unterm Strich_

Insgesamt bildet „Terraner als Faustpfand“ eine befriedigende Fortsetzung zu Episode 11 der Hörspielserie „Perry Rhodan: Sternenozean“. Sie wird offenkundig von Profis produziert, von mancher bekannten Hollywoodstimme gesprochen und liefert einen soliden Gegenwert für den Preis von rund acht Euronen. Diese Episode ist actionorientiert, weiß den Zuhörer mit reizvollen Kontrasten zwischen laut und leise, Gewalt und Psi, draußen und drinnen zu faszinieren. Das hat die Dramaturgie fein ausgetüftelt.

Jugendliche beiderlei Geschlechts zwischen 14 und 17 Jahren dürften sich rasch mit den Helden wie etwa Kantiran identifizieren und das ist eine der besten Voraussetzungen, ein treues Publikum aufzubauen. Auch Zephyda ist eine solche Identifikationsfigur, und ich hoffe, dass sie möglichst lange Teil des Serienpersonals bleibt.

Was die Qualität des Inhalts angeht, so darf man wohl kaum tiefschürfende und daher langweilige Monologe erwarten. Vielmehr sind kämpferische Action und romantische Exotik angesagt – das ist genau die Mischung, die auch „Star Wars“ so erfolgreich gemacht hat.

|67 Minuten auf 1 CD|
http://www.perryrhodan.org
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name
[Ausführlicher Überblick über diesen Zyklus der Heftromanserie]http://www.perrypedia.proc.org/Der__Sternenozean__%28Zyklus%29

Perry Rhodan – Der Flug der Epha-Motana (Sternenozean 13)

Sternenflug mit Geisteskraft

Lübbe Audio vertont die Abenteuer des Kadetten Kantiran und des Sternenadminstrators Perry Rhodan, die in der Unterserie „Sternenozean“ im Perry-Rhodan-Universum spielen. Bislang sind achtzehn Hörspiele veröffentlicht, doch will Lübbe offenbar vierzig Hörspiele produzieren. Dies ist die dritte Staffel.

Folge 13, Fortsetzung von Folge 12: Der Planet Ash Irtumo ist befreit. Vor der ehemals mächtigen bastion der Igelwesen blieb ein würfelförmiges Raumschiff zurück. Mithilfe ihrer geistigen Stärke versucht Zephyda, die Epha-Motana (Femesängerin), das Unglaubliche: Sie möchte das Raumschiff mit ihren Geisteskräften zum Fliegen bringen … (Verlagsinfo)

Perry Rhodan – Der Flug der Epha-Motana (Sternenozean 13) weiterlesen

Edwards, Blake / Rohrbeck, Oliver – Richard Diamond, Privatdetektiv: Fall 5 & 6

_Locked Room Mystery_

Die amerikanische Radio-Krimiserie der 1950er Jahre aus der Feder von Blake Edwards („Der rosarote Panther“) wird von der |Lauscherlounge| wieder zum Leben erweckt und mit bekannten Stimmen als Hörspiel vertont – den Stimmen von George Clooney, Ben Stiller und Reese Witherspoon.

Der smarte New Yorker Privatdetektiv Richard Diamond gerät in seinen abenteuerlichen Fällen an fiese Verbrecher, mysteriöse Mörder und verführerische Frauen. Aber er kehrt immer wieder zu seiner geliebten Helen zurück.

1. Staffel (Dezember 2007):
Fall 1: Die schwarze Puppe
Fall 2: Der braune Umschlag
Fall 3: Der Fall Ed Lloyd
Fall 4: Der Mordauftrag
Fall 5: Der Mord am Barbier
Fall 6: Der Gibson-Fall

2. Staffel (Juli 2008):
Fall 7: Die rote Rose
Fall 8: Der Karussell-Fall
Fall 9: Der graue Mann
Fall 10: Gute Nacht, Nocturen
Fall 11: Der Nachtclub-Fall
Fall 12: Mr. Walkers Problem

_Die Inszenierung_

Die Rollen und ihre Sprecher

Richard Diamond: Tobias Kluckert (dt. Stimme von Tyrese Gibson, Adam Baldwin in „Firefly“)
Helen Asher: Ranja Bonalana (dt. Stimme von Julia Stiles, Renée Zellweger, Reese Witherspoon)
Lt. Walt Levinson: Detlef Bierstedt (dt. Stimme von George Clooney, Bill Pullman, Robert ‚Freddy Krueger‘ Englund)
Sgt. Frazer: Oliver Rohrbeck (dt. Stimme von Ben Stiller, Michael Rapaport)
Sowie Ernst Meinke, Andreas Müller, Michael Iwanek, Ulrike Lau, Tanja Fornaro, Uli Krohm und Roland Hemmo. Im 6. Fall kommen hinzu: Cornelia Meinhardt, Tim Möseritz, Ann Vielhaben, Jürgen Kluckert, Rainer Fritzsche und Andrea Aust.

Regie führte Oliver Rohrbeck, die Musik komponierte Dirk Wilhelm, für Sounds/Mischung/Mastering war Tommi Schneefuß zuständig, die Geräusche trug Jörg Klinkenberg bei, die Aufnahme erfolgte im Hörspielstudio |Xberg|.

Mehr Info: http://www.lauscherlounge.de.

_Der Fall 5: Der Mord am Barbier_

Um einen ordentlichen Haarschnitt zu bekommen, geht Rick mal kurz rüber zum Ashley Hotel. Dort begibt er sich durch die Lobby in den Laden von Tony, dem Friseur, seinem Stammbarbier. Dessen Mitarbeiter Barney Kingston soll Rick bedienen. Doch als Barney jemanden in der Lobby sieht, läuft er davon, als ob er jemanden treffen wolle. Rick schaut ihm nach und folgt ihm voll Sorge. Barney steht in einer Telefonzelle, doch seltsamerweise wird er immer kleiner. Als Rick die Zelle öffnet, bricht Barney vollends zusammen, denn in seinem Rücken steckt ein Messer. Sein letztes, gehauchtes Wort lautet „Faschetti“ …

Als Rick die Telefonverbindung wiederherstellt, hört er die bekannte Stimme seines Exkollegen Walt Levinson. Der ist verwirrt, denn der Mann, der ihm einen Tipp versprochen hat, ist plötzlich verstummt. Rick informiert ihn, was passiert ist. Levinson trifft wenig später ein und fragt sich wie Rick: „Wer würde denn einen Friseur umbringen?“ Rick erwähnt Faschetti. Das sei ein Mörder gewesen, der vor drei Jahren des Landes verwiesen wurde, sagt Walt. Auf dem Revier gehen sie dessen Akte durch. Faschetti sollte eigentlich in Genua leben, zusammen mit Lilian Barnett, die mal Sängerin in dem Klub namens „The Happy Hour“ war.

Als Rick diesen Klub besucht, findet er dort wider Erwarten Lilian vor, die gerade einen Song zum Besten gibt. Als er Faschetti erwähnt, wird sie abweisend. Da ihr Wachhund ihn fernhält, begibt er sich zu ihrem Apartment. Mit dem Trick, er bringe ihr Blumen von einem Verehrer, verschafft er sich Einlass durch die Mieterin Miss Adelaine Jones. Diese muss allerdings auf ihn warten, denn er begibt sich stattdessen zu Lilians Wohnung. Dort übersieht er allerdings den Revolvermann, der ihn sogleich in Gewahrsam nimmt und in Lilians Wohnung bringt. Dort wartet schon – Überraschung! – ein gewisser Mr. Faschetti auf ihn.

Dieser gibt dem Revolvermann den Auftrag, Mr. Diamond diskret zu entsorgen …

|Mein Eindruck|

Eine ganze Weile wird dem Hörer nicht klar, worauf dieser Fall hinauswill. Das liegt daran, dass der Schurke im Stück, Bruno Faschetti, nicht deutlich genug charakterisiert wird. Am Schluss wissen wir lediglich, dass er das Land, das ihn ausgewiesen hat und in das er illegal zurückgekehrt ist, wieder klammheimlich verlassen will. Das Finale dreht sich nun darum, ihn daran zu hindern. Zu diesem Zweck verkleidet sich Rick als Steward auf einem Schiff. Wieder mal gibt es eine hübsche Schießerei …

Wie in allen Episoden kehrt auch diesmal Rick zu seiner Helen heim, doch statt der erhofften Belohnung erntet er nur Unglauben und muss als Preis für ihre Liebe ein Stück auf dem Klavier spielen. Der ironische Humor, mit dem die Beziehung zwischen Helen und Rick behandelt wird, sorgt für einen vergnüglichen Ausklang. Aber manchmal würde ich mir ein Plus an sinnvoller Handlung wünschen.

_Der Fall 6: Der Gibson-Fall_

PROLOG. Virginia und Harvey streiten sich, denn sie will aus der Stadt verschwinden, während Harvey noch ausharren will. Doch wenn man vom Teufel spricht … Da tritt er auch schon ein: Mr. Leland Gibson in Person. Und er ist nicht in friedfertiger Stimmung. Es kommt zu einem Kampf mit dem alten Mann …

Miss Esther Blodgett wendet sich verzweifelt an Rick Diamond. Eine Leiche sitze auf ihrem Hepplewhite. Zuerst versteht Rick dahingehend, dass der tote Mann Hepplewhite heiße, doch sie meint allen Ernstes, der Stuhl heiße so. Na, so was! Ein Stuhl mit einem Namen. Wie auch immer: Sie hat nicht die Polizei gerufen, weil sie um ihren guten Ruf als Lehrerin fürchte. Sie sei im Sommerlager gewesen, und nach Wochen heute erst zurückgekehrt, nur um eine Leiche auf ihrem Hepplewhite … Ja, ja, schon gut.

Bei der Durchsuchung der Leiche, die er mit Levinson vornimmt, findet sich ein Dokument, das auf den Namen Leland Gibson ausgestellt ist. Der Mann wurde schwer geschlagen und ist mit braunen Fusseln bedeckt. Ein Stoff, der sich nicht in Miss Blodgetts Wohnung findet. Also starb Gibson nicht hier. Was aber noch seltsamer ist: Wenn alle Fenster und Türen fest verschlossen waren, wie konnte er dann hierher gelangen?

Gibsons Tochter weiß noch nicht, dass ihr Vater tot ist, und Rick bringt es ist ihr relativ schonend bei. Dad sei vor drei Wochen aus der Wohnung ausgezogen, um im Adams Hotel mehr mit seiner neuen Geliebten zusammen sein zu können. Auch dort weiß man noch nichts vom Ableben des werten Gastes. Gibson habe mit der Kellnerin Virginia Palgrim angebandelt, bis diese vor zwei Wochen gekündigt habe. An der Adresse Virginias erfährt Rick von der Vermieterin, dass Virginia auch mit einem anderen, jüngeren Herrn Umgang gehabt habe. Von dieser Frau aber habe sie nichts mehr gesehen.

Das wiederum bringt Rick ins Grübeln. Könnte es sich um eine Erpressung in einer Dreiecksbeziehung gehandelt haben? Er muss zurück zum Ausgangspunkt: in Esther Plodgetts Apartment. Und wenn er daran denkt, wie die Lehrerin ihn anhimmelt, dann tut er dies nur zu gern.

|Mein Eindruck|

Zunächst bietet der verzwickte Fall eine läppische Verwechslung: Wer ist dieser Hepplewhite? Dann folgt ein klassisches Locked-Room-Mystery und eine Suchaktion quer durch die ganze Stadt. Durch hartnäckiges Fragen und eine brillante Kombination verfällt Rick schließlich auf die richtige Lösung – und der Zuhörer wundert sich. Auf elegante Weise schließt der Handlungsverlauf den Kreis, indem die im Prolog offengebliebene Frage beantwortet wird, wo und wie denn die beiden Erpresser die Leiche von Mr. Gibson in aller Eile entsorgt haben.

Dies ist eine der spannendsten und überzeugendsten Episoden. Der Abschluss verläuft wie gehabt. Helen erpresst ihren Freund dazu, ihr ein Klavierstück vorzuspielen und sogar zu singen. Dann kommt ein Anruf von Esther Blodgett und eine letzte Frage bleibt im Raum stehen: Wer, zum Kuckuck, ist Hepplewhite?

_Die Inszenierung_

Es ist schon unterhaltsam, wenn man in einem Serienhörspiel all jene Schauspieler sprechen hört, die man sonst mit bildschirmfüllenden Actionkrachern oder großartigen Romanzen in Verbindung bringt: Reese Witherspoon, Ben Stiller und George Clooney. Das hebt die Handlung, die ansonsten leicht etwas trivial hätte wirken können, doch gleich eine Stufe höher, verleiht ihr den Glanz von Hollywood.

Tobias Kluckert, 1972 geboren, ist Schauspieler und Synchronsprecher. Er lieh u. a. Joaquin Phoenix als Johnny Cash in dem Film „Walk the Line“ seine Stimme, ist aber auch die deutsche Synchronstimme von Colin Farrell in „The New World“, von 50 Cent in „Get rich or die tryin'“ und Brian Krause als Leo in „Charmed“.

Kluckert trägt mit seiner Darstellung der Hauptfigur das ganze Hörspiel und macht Diamond zu einem sympathischen Burschen, der tagsüber für Recht und Ordnung sorgt und – meistens, nicht immer – abends zu seiner Herzensdame zurückkehrt. Er will immer cool erscheinen, doch seine Aktionen sprechen eher dafür, dass er seinem Herzen gehorcht, so etwa, als er den Mord an seinem Lieblingsfriseur aufklärt.

Ranja Bonalana, die deutsche Stimme von Reese Witherspoon, spricht Helen Asher und somit zwar eine Nebenfigur, aber eine feste Konstante in der Besetzung. Die Wortgeplänkel, die sich Helen mit Diamond liefert, gehören zum Feinsten, das Blake Edwards je geschrieben hat. Leider sind sie allzu kurz, denn sie gehören nicht zum jeweiligen Fall. Ich habe nie herausbekommen, was Helen Asher tagsüber macht. Wahrscheinlich füttert sie die Katze.

|Geräusche|

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend. Wir hören also sowohl Straßenverkehr und Hintergrundstimmen als auch altmodisches Telefonklingeln und Nebelhörner usw. In den diversen Wohnungen sind Standuhren, miauende Katzen (bei Helen) und natürlich Türen zu hören.

Musik

Die Musik von Dirk Wilhelm fungiert meist als Pausenfüller, um so die Szenen voneinander zu trennen, aber auch um die Stimmung der nächsten Szene einzuleiten. Der Musikstil erinnert an nichts so sehr wie an die Filmmusik von [„L.A. Confidential“. 1187 Zu hören sind also gedämpfte Trompeten oder Posaunen, eine gedämpftes Klavier und sehr dezente Streicher. Von Jazz kann also keine Rede sein, vielleicht sollte man einfach nur von „Cool“ sprechen.

Die Ausnahme von dieser Regel sind Ricks selbst vorgetragene Stücke, die er am Klavier für seine Helen spielt.

_Unterm Strich_

Nach dem Erfolg von „L.A. Confidential“ und „Die schwarze Dahlie“ feiern Nostalgie-Krimis wieder Erfolge. Andere Hörbuchverlage haben dies mit diversen Serien – Lester Powells Damen-Krimis, Stahlnetz, Tatort, Derrick, Dr. Mabuse, Francis Durbridge u.v.a. – vorexerziert. Höchste Zeit also, dass auch |Lübbe Audio| so etwas Entsprechendes in sein Angebot aufnimmt.

Die letzte Episode hat mir am meisten Vergnügen bereitet, denn mit der vorausgehenden Episode „Der Mord am Barbier“ hatte ich ein wenig Mühe. Beim zweiten Hören klärten sich allerdings einige Ungereimtheiten auf. „Der Fall Gibson“ hingegen bietet ein klassisches Locked-Room-Mystery, wie man es bei den besten Krimiautoren findet, etwa bei Jeffery Deaver in [„Der faule Henker“. 602 Und die Auflösung ist vom Feinsten. Außerdem fand ich es köstlich, wie die Lehrerin Esther Blodgett ihren Helden Rick Diamond anhimmelt und wie dieser sich möglichst elegant aus der Affäre zu ziehen versucht, da er ja bereits vergeben ist.

Das Hörspiel ist von Rohrbecks |Lauscherlounge| sorgfältig produziert worden und ich habe an der Technik nichts auszusetzen. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der gewohnt abwechslungsreichen Handlung etwas Filmglamour. Da „L.A. Confidential“ einer meiner Lieblingsfilme ist, konnte ich mich im Ambiente von Rick Diamond sofort zurechtfinden und die Produzenten brauchten keinerlei Erklärungen zum kulturellen Hintergrund mehr zu liefern.

Mag sein, dass die Figuren in ihren männlichen und weiblichen Geschlechterrollen recht überholt sind, aber herrje, das sind die Karl-May-Geschichten schließlich auch und doch werden sie weiterhin von Millionen Lesern und Zuschauern verschlungen. Helen Asher ist keineswegs das häusliche Heimchen am Herd, sondern sie weiß ihren Rick durchaus zu nötigen, ihr zu Gefallen zu sein. Die Katze im Hintergrund ist nicht umsonst ihr Haustier, denn es heißt, Katzen seien unabhängig. Diese Rollenbilder sind also weit entfernt von der moralischen Korruption, die in den Noir-Filmen der dreißiger und vierziger Jahre gespiegelt wurde.

|70 Minuten auf 1 CD
Aus dem Englischen übersetzt von Andrea Wilhelm|

lauscher news


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Edwards, Blake / Rohrbeck, Oliver – Richard Diamond, Privatdetektiv: Fall 3 & 4

_Von Zinkern und Bauchrednern_

Die amerikanische Radio-Krimiserie der 1950er Jahre aus der Feder von Blake Edwards („Der rosarote Panther“) wird von der |Lauscherlounge| wieder zum Leben erweckt und mit bekannten Stimmen als Hörspiel vertont – den Stimmen von George Clooney, Ben Stiller und Reese Witherspoon.

Der smarte New Yorker Privatdetektiv Richard Diamond gerät in seinen abenteuerlichen Fällen an fiese Verbrecher, mysteriöse Mörder und verführerische Frauen. Aber er kehrt immer wieder zu seiner geliebten Helen zurück.

1. Staffel (Dezember 2007):
Fall 1: Die schwarze Puppe
Fall 2: Der braune Umschlag
Fall 3: Der Fall Ed Lloyd
Fall 4: Der Mordauftrag
Fall 5: Der Mord am Barbier
Fall 6: Der Gibson-Fall

2. Staffel (Juli 2008):
Fall 7: Die rote Rose
Fall 8: Der Karussell-Fall
Fall 9: Der graue Mann
Fall 10: Gute Nacht, Nocturen
Fall 11: Der Nachtclub-Fall
Fall 12: Mr. Walkers Problem

_Die Inszenierung_

|Die Rollen und ihre Sprecher|

Richard Diamond: Tobias Kluckert (dt. Stimme von Tyrese Gibson, Adam Baldwin in „Firefly“)
Helen Asher: Ranja Bonalana (dt. Stimme von Julia Stiles, Renée Zellweger, Reese Witherspoon)
Lt. Walt Levinson: Detlef Bierstedt (dt. Stimme von George Clooney, Bill Pullman, Robert ‚Freddy Krueger‘ Englund)
Sgt. Frazer: Oliver Rohrbeck (dt. Stimme von Ben Stiller, Michael Rapaport)
Sowie Bodo Wolf, Deborah Weigert, Ulrike Lau, Alexander Herzog, Roland Hemmo und Andreas Hosang. Im 4. Fall kommen Santiago Ziesmer, Gisela Fritsch, Ernst Meinke, Uli Krohm, Hans Werner Bussinger und Andrea Aust hinzu.

Regie führte Oliver Rohrbeck, die Musik komponierte Dirk Wilhelm, für Sounds/Mischung/Mastering war Tommi Schneefuß zuständig, die Geräusche trug Jörg Klinkenberg bei, die Aufnahme erfolgte im Hörspielstudio |Xberg|.

Mehr Info: http://www.lauscherlounge.de.

_Der Fall 3: Der Fall Ed Lloyd_

Rick klagt seiner Helen, dass er schon drei Tage ohne Auftrag sei, als eine junge hübsche Frau eintritt und ihn um Hilfe bittet. Sie heiße Gale Lloyd, und ihr Vater Ed sei nach zehn Jahren gerade aus dem Knast entlassen worden. Doch der alte Mann sei verschwunden. Rick erinnert aus seinen Polizeitagen an den bekannten Zocker. Auf dem Revier lässt er sich eine Liste mit Lloyds alten Kontakten geben. Belle Collins, ein ehemaliges Showgirl, erinnert sich mit großer Zuneigung an Ed, und im Nachtasyl stößt Rick auf Louis Gates, der endlich etwas Konkretes liefert. Louis hat Ed gesehen, und der hat ihm gesagt, er habe einen Job bei Frank Morris, in einem Klub namens „Bluebird“.

Von Lt. Walt Levinson erfährt Rick, dass Morris‘ Laden nur Tarnung für illegales Glücksspiel ist. Leider fliegt Ricks Spiel auf, als er sich bei Morris als ahnungsloser Spieler aus Little Rock ausgibt. Ein Gorilla namens Jack nimmt ihn auf der Gasse hinter dem Lokal auseinander. Doch auf Gales Bitte macht er weiter, stellt sich mit Louis vor den „Bluebird“ und erspäht schließlich Ed Lloyd. Dieser geht mit Jack in ein Apartmenthaus. In der Wohnung liegen die gezinkten Karten schon bereit, als Rick mit einem gezielten Schwinger Jack ausschaltet und ein Wörtchen mit Ed redet.

Doch Ed arbeitet für Morris nur deshalb, weil dieser gedroht hat, sonst Gale etwas anzutun. Also muss Rick erstmal ein Wörtchen mit Morris reden …

|Mein Eindruck|

Über Geld wird meist nicht geredet – so auch hier. Rick, der edle Ritter mit dem goldenen Herzen, tut Gale einfach einen Gefallen und führt ihren Papi wieder auf den rechten Weg zurück, auch wenn der, wie man weiß, stets ziemlich schmal und gewunden ist. (Es ist die vergoldete Straße des Bösen, die breit und gerade ist.) Ein amerikanischer Zuhörer hat sicherlich keine Probleme damit, dass Rick vor allem seine Fäuste sprechen lassen muss, um dem Guten zum Sieg zu verhelfen. Die Diskussion über Gewalt verläuft in Amerika in ganz anderen Bahnen als hierzulande.

Apropos häusliche Gewalt. Fällt es unter Gewaltanwendung, wenn eine Frau (Helen) einen Mann (Rick) nötigt, in ihrem holden Heim zu bleiben? Wenigstens muss er ihr diesmal nichts vorsingen …

_Der Fall 4: Der Mordauftrag_

Helens Anruf weckt Rick mal wieder auf, denn das Geschäft geht schlecht. Da tritt ein potenzieller Kunde ein. Er nennt sich Herbert Weatherby und wünscht, dass Rick jemand für ihn umbringt. Einen Kerl namens Danny Denver. Den habe er zwar selbst schon mehrmals selbst getötet, aber er komme immer wieder zurück. Rick ist überzeugt, dass Herbert eine Schraube locker hat. Da eröffnet ihm Herbert, dass Danny Denver seine Bauchrednerpuppe sei, aber eine hinterhältige und grausame. Er müsse sie endlich loswerden. Für 200 Piepen übernimmt Rick den Job. Draußen auf dem Gang hört er das hämische Lachen von Danny Denver …

Herberts feudales Domizil scheint eine Künstlerkolonie zu sein. Ein alter Künstler namens Nat begrüßt Rick, bevor Herberts Adoptivtochter Jean ihn einlässt. Sie ist die Assistentin von Marco, dem Gedankenleser. Auch Margaret, Herberts alte Frau, lebt in ihrem eigenen Zimmer. Das Erste, was sie von Rick will, ist ein Drink. Erst nach dem Abendessen erhält Rick Gelegenheit, zu Herberts Zimmer zu gehen. Schon vor der Tür hört er ihn mit Danny Denver streiten. Mit vereinten Kräften gelingt es ihnen, das Bauchrednermonster auf einem Scheiterhaufen im Garten in die ewigen Jagdgründe zu schicken.

Da es schon spät ist und New York weit, übernachtet Rick in diesem Haus. Doch schon um fünf Uhr morgens weckt ihn ein nervöser Herbert Weatherby aus seinen Träumen. Danny Denver sei in Margarets Zimmer! Wie das, fragt sich Rick noch müde, als er in Margarets Zimmer trottet. Da liegt sie – aber jetzt als Leiche – auf ihrem Bett. Und wer hat die Hände würgend um ihren Hals gelegt? Kein anderer als Danny Denver!

|Mein Eindruck|

Das klingt nach einem Fall für den Irrenarzt, und dazu kommt es auch fast. In der ersten Staffel ist dies der einzige Fall, der tiefenpsychologische Einsicht verlangt. Diese Einsicht muss nicht sonderlich tief sein, ist es doch offensichtlich, dass Bauchredner mitunter eine gespaltene Persönlichkeit aufweisen. Aber muss Herbert deswegen auch gleich der Mörder seiner Frau sein? Das wäre zwar ein naheliegender Schluss, aber damit begäbe sich Rick schwer auf den Holzweg.

Daher verfällt er auf eine andere, erfolgversprechendere Methode, um die wahren Verhältnisse im Haus von Herbert Weatherby ans Licht zu fördern. Er lässt alle Künstler ihre Nummer vortragen. Das Ergebnis zeigt schon bald den wahren Mörder. Doch weil Danny Denver immer noch triezt und lacht, fragt Rick schließlich kurzerhand: Wo ist der nächste Scheiterhaufen?“ Dies ist bislang die einzige Folge ohne Epilog, der bei Helen spielt.

_Die Inszenierung_

Es ist schon unterhaltsam, wenn man in einem Serienhörspiel all jene Schauspieler sprechen hört, die man sonst mit bildschirmfüllenden Actionkrachern oder großartigen Romanzen in Verbindung bringt: Reese Witherspoon, Ben Stiller und George Clooney. Das hebt die Handlung, die ansonsten leicht etwas trivial hätte wirken können, doch gleich eine Stufe höher, verleiht ihr den Glanz von Hollywood.

Tobias Kluckert, 1972 geboren, ist Schauspieler und Synchronsprecher. Er lieh u. a. Joaquin Phoenix als Johnny Cash in dem Film „Walk the Line“ seine Stimme, ist aber auch die deutsche Synchronstimme von Colin Farrell in „The New World“, von 50 Cent in „Get rich or die tryin'“ und Brian Krause als Leo in „Charmed“.

Kluckert trägt mit seiner Darstellung der Hauptfigur das ganze Hörspiel und macht Diamond zu einem sympathischen Burschen, der tagsüber für Recht und Ordnung sorgt und – meistens, nicht immer – abends zu seiner Herzensdame zurückkehrt. Er will immer cool erscheinen, doch seine Aktionen sprechen eher dafür, dass er seinem Herzen gehorcht, so etwa, als er den Mord an seinem Lieblingsfriseur aufklärt.

Ranja Bonalana, die deutsche Stimme von Reese Witherspoon, spricht Helen Asher und somit zwar eine Nebenfigur, aber eine feste Konstante in der Besetzung. Die Wortgeplänkel, die sich Helen mit Diamond liefert, gehören zum Feinsten, das Blake Edwards je geschrieben hat. Leider sind sie allzu kurz, denn sie gehören nicht zum jeweiligen Fall. Ich habe nie herausbekommen, was Helen Asher tagsüber macht. Wahrscheinlich füttert sie die Katze.

|Geräusche|

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend. Wir hören also sowohl Straßenverkehr und Hintergrundstimmen als auch altmodisches Telefonklingeln und Nebelhörner usw. In den diversen Wohnungen sind Standuhren, miauende Katzen (bei Helen) und natürlich Türen zu hören.

|Musik|

Die Musik von Dirk Wilhelm fungiert meist als Pausenfüller, um so die Szenen voneinander zu trennen, aber auch um die Stimmung der nächsten Szene einzuleiten. Der Musikstil erinnert an nichts so sehr wie an die Filmmusik von [„L.A. Confidential“. 1187 Zu hören sind also gedämpfte Trompeten oder Posaunen, eine gedämpftes Klavier und sehr dezente Streicher. Von Jazz kann also keine Rede sein, vielleicht sollte man einfach nur von „Cool“ sprechen.

Die Ausnahme von dieser Regel sind Ricks selbst vorgetragene Stücke, die er am Klavier für seine Helen spielt.

_Unterm Strich_

Nach dem Erfolg von „L.A. Confidential“ und [„Die schwarze Dahlie“ 3353 feiern Nostalgie-Krimis wieder Erfolge. Andere Hörverlage haben dies mit diversen Serien – Lester Powells Damen-Krimis, Stahlnetz, Tatort, Derrick, Dr. Mabuse, Francis Durbridge u. v. a. – vorexerziert. Höchste Zeit also, dass auch Lübbe Audio so etwas Entsprechendes in sein Angebot aufnimmt.

Im dritten Fall beweist sich Rick Diamond nach den Actionszenen von Fall 1 und 2 erstmals als der weiße Ritter, der er in Wahrheit ist. Er sucht den alten Zocker, um ihn und seine Tochter vor dem Sumpf des Verbrechens zu bewahren. Und im Fall Nr. 4 zeigt sich Diamond von seiner humorvollen Seite, als er den Fall des halb schizophrenen Bauchredners nicht gleich von sich weist, sondern ihm vielmehr mit Gespür nachgeht und zu einem Abschluss bringt, der beim Hörer einen Aha-Effekt auslöst. Natürlich bewegt sich auch dieser Fall am Rande der Plausibilität, aber darum geht es in den meisten Fällen, die Diamond übernimmt, sowieso nicht.

Das Hörspiel ist von Rohrbecks |Lauscherlounge| sorgfältig produziert worden und ich habe an der Technik nichts auszusetzen. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der abwechslungsreichen Handlung etwas Filmglamour. Da „L.A. Confidential“ einer meiner Lieblingsfilme ist, konnte ich mich im Ambiente von Rick Diamond sofort zurechtfinden und die Produzenten brauchten keinerlei Erklärungen zum kulturellen Hintergrund mehr liefern.

Mag sein, dass die Figuren in ihren männlichen und weiblichen Geschlechterrollen recht überholt sind, aber herrje, das sind die Karl-May-Geschichten schließlich auch, und doch werden sie weiterhin von Millionen Lesern und Zuschauern verschlungen. Helen Asher ist keineswegs das häusliche Heimchen am Herd, sondern sie weiß ihren Rick durchaus zu nötigen, ihr zu Gefallen zu sein. Die Katze im Hintergrund ist nicht umsonst ihr Haustier, denn es heißt, Katzen seien unabhängig. Diese Rollenbilder sind also weit entfernt von der moralischen Korruption, die in den Noir-Filmen der dreißiger und vierziger Jahre gespiegelt wurde.

|Aus dem Englischen übersetzt von Andrea Wilhelm
60 Minuten auf 1 CD|

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Lumley, Brian / Festa, Frank / Lueg, Lars Peter / Matern, Andy – Necroscope 7 – Blutlust

_Action in der Wamphyr-Welt_

1989 im russischen Uralgebirge. Der britische Spion wurde durch ein Dimensionstor in eine andere Welt gestoßen. Während in seiner Welt die Vampire versuchen, erneut auf der Erde Fuß zu fassen, erforschen Simmons, seine telepathische Gefährtin Zak und sein Verfolger Karl die fremde Welt, aus der die Vampire stammen. Steile Felstürme mit mächtigen Festungsanlagen, eine Sonnen- und eine Sternseite, Krieger auf Drachenschwingen greifen an. Aus den Schatten versuchen die Fangarme der Wamphyri nach den Eindringlingen zu haschen. Ist ein Überleben unter diesen Bedingungen möglich?

_Der Autor_

Brian Lumley wurde 1937 in England geboren. 1981 beendete er mit 44 Jahren seine Militärkarriere. Seither arbeitet er als freier Schriftsteller. Seine ersten Veröffentlichungen standen ganz unter dem Einfluss von H. P. Lovecrafts |Cthulhu|-Mythos. 1986 schuf Brian Lumley mit seiner Vampir-Saga „Necroscope“ eine der erfolgreichsten Horror-Serien der Welt.

Alleine in den USA haben sich seine Bücher weit über zwei Millionen Mal verkauft. So wie Brian Lumley den Vampir darstellt, hat es noch kein Autor zuvor gewagt. Mittlerweile hat Brian Lumley mehr als 50 Bücher veröffentlicht und schreibt fleißig weiter. Er und seine Frau Barbara Ann leben in Devon im südwestlichen England. (Verlagsinfo)

Band 1: [Erwachen 779
Band 2: [Vampirblut 843
Band 3: [Kreaturen der Nacht 2371
Band 4: [Untot 2963
Band 5: [Totenwache 3000
Band 6: [Das Dämonentor 4368
Band 7: Blutlust
Band 8: Höllenbrut

_Der Sprecher_

Lutz Riedel ist ein hochkarätiger Synchron-Regisseur und die deutsche Stimmbandvertretung von „James Bond“ Timothy Dalton. Er war auch „Jan Tenner“ in der gleichnamigen Hörspielserie. Ich schätze besonders seine Interpretation von H. P. Lovecrafts Schauergeschichten wie etwa [„Das Ding auf der Schwelle“. 589 Er zeigt hier seine herausragenden Sprecher-Qualitäten, die den Hörer mit schauriger Gänsehaut verzaubern.

Der Berliner Schauspieler hat u. a. Timothy Dalton (James Bond) und Richard Hatch (Kampfstern Galactica) synchronisiert. Auch Richard Gere, Samuel L. Jackson und Christopher Walken hat er schon gesprochen. Lutz Riedel ist mit seiner Kollegin Marianne Groß verheiratet.

Riedel liest einen von Frank Festa bearbeiteten und gekürzten Text. Für Regie, Produktion und Dramaturgie zeichnet Lars Peter Lueg verantwortlich, für Schnitt, Musik und Tontechnik Andy Matern.

_Der Regisseur Lars Peter Lueg_

Der Verlag in eigenen Worten: „Nach 10 erfolgreichen Jahren in der Musik- und Medienbranche als Musikproduzent, Künstlermanager, Leiter von Multimediaprojekten und Tontechniker in verschiedenen Tonstudios war es an der Zeit die vorhandenen Kontakte und Erfahrungen zu nutzen, um eine vollkommen neue und andersartige Firma zu gründen.

Ein kompetentes Netzwerk von ca. 20 spezialisierten Unternehmen lässt LPL sehr effektiv und unabhängig arbeiten. Durch eine Passion für Filme, (Hör)Bücher und (Hör)Spiele, die sich dem Thema Horror verschrieben haben, sind Lars Peter Lueg und seine Partner mit viel Herzblut dabei. LPL stellt ausschließlich Produkte her, hinter denen der Verlagsleiter auch zu 100 % steht.“

_Der Komponist_

Andy Matern wurde 1974 in Tirschenreuth, Bayern geboren. Nach seiner klassischen Klavier-Ausbildung arbeitete er einige Jahre als DJ in Clubs. Seit 1996 ist er als freiberuflicher Keyboarder, Produzent, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits mehr als 120 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen.

Bereits Andy Materns erste Hörbuch-Rhythmen erreichten schnell Kultstatus bei den Fans und der Fachpresse. Durch seine musikalische Mitarbeit wurde [„Der Cthulhu-Mythos“ 524 zum besten Hörbuch des Jahres gewählt (Deutscher Phantastik Preis 2003). Seine Arbeit zum Hörbuch „Illuminati“ erreichte 2007 zweifachen Platinstatus. Andy Matern lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfos)

_Vorgeschichte (Necroscope 6)_

Michael „Jazz“ Simmons ist ein britischer Spion, der es bis ganz tief ins Herzland der Sowjetunion geschafft hat. Mit Hilfe von ein paar ukrainischen Dissidenten, die sich als Pelztierjäger und Fischer im Ural durchschlagen, ist es ihm gelungen, bis auf den Pass zu gelangen, der in die radioaktiv strahlende Schlucht hinunterführt, in der das ominöse Perchorsk-Institut liegt. Es verbirgt sich seit rund fünf Jahren hier, hineingebaut in den Untergrund, und ein Staudamm versorgt es mit Elektrizität. Doch zu welchem Zweck? Kam von hier wirklich jenes Objekt, das die Amerikaner über der Hudson Bay abschossen?

Leider ist auch Simmons‘ Glückssträhne zu Ende. Den ersten Angreifer kann er zwar noch erwischen, doch der zweite ist zu schnell. Und die Annäherung des dritten bekommt er schon gar nicht mehr mit. Wochen später, tief unten im Perchorsk-Institut. Jazz erwähnt die Monster, die von hier kämen. Sicherheitschef Tschingis Kuf entgegnet: Nein, sie kommen von einer anderen Welt! Er führt ihn ins verbotene, abgeschottete und schwer bewachte Innerste des Perchorsk-Instituts. Hier unten muss eine Kernschmelze oder dergleichen stattgefunden haben. Der Fels ist nämlich zu Magma erstarrt. Hier entwickelte ein genialer Kernphysiker einen Energieschirm gegen aus den USA anfliegende Raketen. Doch der Test ging schief und erzeugte ein Dimensionstor in einer andere Welt. Das Tor liegt in der schwer bewachten Lichtkugel, die Kuf Simmons zeigt.

Woher man denn wisse, dass es sich um ein Tor handle? Ganz einfach, meint Kuf, etwas ist durchgekommen. Und zwar nicht ein- oder zweimal, sondern fünfmal in drei Jahren. Von vier „Begegnungen“ bekommt Simmons Filme gezeigt, doch einen „Besucher“ bekommt er live zu sehen. In einem Glaskäfig schlängelt und windet sich ein schwarzes Ding, das Formen von irdischen Wesen wie Wolf, Fledermaus usw. nachahmen kann. Und es ernährt sich ausschließlich von blutigen Fleischabfällen. Nach dem zu urteilen, was der Krieger, der fünfte Besucher, geschrien hat, steht es in Zusammenhang mit den „Wamphyri“. Ist es ein Vampir? Der Verdacht liegt nahe.

Was soll Tschingis Kuf nur mit seinem britischen Gast anfangen? Er verfällt auf eine hübsche Methode, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Mr. Simmons wird eine Reise ohne Rückfahrschein antreten. Jazz bleibt keinerlei Wahl, als ihm Kufs baumstarker Gorilla Karl Vjotsky einen Rucksack mit Camping-Ausrüstung auf den Rücken packt. Natürlich will er wissen, wohin die Reise gehen soll. Dreimal darf er raten …

_Handlung_

Jazz Simmons marschiert unter einer sengenden Sonne, die sich ungewöhnlich langsam bewegt, auf eine Bergkette zu. Er befindet sich immer innerhalb der Sphäre, als Karl Vjotsky ihn einholt, und zwar auf einem Motorrad. Doch als Karl und Jazz aufeinander feuern, bewegen sich ihre Waffen sehr ungewöhnlich, und damit hat Karl nicht gerechnet. Er wird vom Motorrad geworfen, das sich Jazz sofort schnappt und davonrast.

Nach wenigen Minuten gelangt er an den Rand der Sphäre und betritt die eigentlich Anderwelt. Leider hat Jazz nicht mit dem Höhenunterschied an der Schwelle gerechnet. Der Sturz verbeult das Vorderrad und weil das Bike kein Werkzeug an Bord hat, muss Jazz es aufgeben und zu Fuß weitergehen. Auch sein Walkie-Talkie ist nach einem Kommunikationsversuch nichts mehr wert, und er wirft es weg.

Karl hat ein wenig mehr Glück. Er kann das Bike mit seinem Werkzeug reparieren, und mit seinem Walkie-Talkie erhält er sogar Empfang mit einem weiteren Menschen, der aus seiner eigenen Welt kommt. Es ist Zekyntha Föner, genannt Zek, eine Telepathin des russischen E-Dezernats, die man hierher verbannt hat. Wie es ihr wohl geht, kann Karl nicht herausfinden, denn die Verbindung reißt ab. Karl fährt auf Jazz‘ Spur, bis er an einen Wall gelangt und südwärts muss. Die Landschaft ist karg und von felsigen, kahlen Bergen beherrscht. Da erspäht er etwas, das sich von den Felsen erhebt und auf ihn zufliegt. Er kennt dieses Vieh von den diversen Begegnungen am Dimensionstor. Es ist ein Riesendrache, und ein Reiter lenkt das Flugwesen genau auf Karl zu …

|Die Nomaden|

In der Nähe einer Bergfestung, die einen Pass über den zentralen Gebirgszug bewacht, stößt auch Jazz auf Zek Föner. Sie hat einen großen Wolf bei sich, der ihr aufs telepathische Wort gehorcht. Zek erklärt dem Neuankömmling ein paar Dinge über diese Welt, gesteht aber auch, dass sie gerade in der Tinte sitzt. Ihr Beschützer und der Nomade, mit denen sie lebt, ein gewisser Lardis, ist auf eine Expedition aufgebrochen, und nun will dessen zweiter Mann, ein gewisser Arlek, Zek an einen der Wamphyri-Fürsten verkaufen, die über das Land herrschen und mit ihren teuflischen Kräften jeden Unbewaffneten in einen zombiehaften Untergebenen verwandeln.

Kaum gesagt, sind die beiden auch schon von Arleks Leuten umzingelt und bedrohen sie mit Armbrüsten. Jazz muss seine Waffen abgeben und wird niedergeschlagen. Als er wieder erwacht, ist er gefesselt. Später trifft ein Unterhändler Arleks ein, mit einer Botschaft des Wamphyri-Lords Saitis. Saitis wisse bereits vom Eintreffen Michael Simmons‘ in dieser Welt. Aber woher? Diese Frage klärt sich gleich darauf, als Zeks Walkietalkie zum Leben erwacht. Es ist Karl Vjotsky. Er wurde von Lord Saitis‘ Krieger gefangen genommen. Gleich darauf ist Saitis selbst zu hören. Arlek verlangt im Austausch für die beiden „Magier“ – er meint Zek und Jazz -, künftig von Saitis in Ruhe gelassen zu werden. Saitis ist einverstanden, kann aber nicht für die zwanzig anderen Wamphyri-Lords sprechen. Und er will auch die Waffen des Eindringlings. Arlek ist einverstanden.

Es dauert nicht lange, und drei Gestalten tauchen in der Nacht auf, um sich Zek und Jazz zu nähern, die Arlek als Beute für Saitis zurückgelassen hat. Die drei sind Saitis selbst sowie zwei seiner furchterregenden Krieger. Jazz erinnert sich an ein Video, das ihm Kuf gezeigt hat. Ein solcher Krieger brach einmal durch das Dimensionstor, und die Wächter hatte erheblich Mühe, ihn zur Strecke zu bringen. Die drei nähern sich vorsichtig und kreisen ihre Beute ein.

Zeks Wolf gelingt es, Jazz‘ Fesseln durchzubeißen, so dass er gleich darauf Zek befreien kann. Jetzt muss er nur noch an seine Maschinenpistole gelangen. Und schon bald wird die Sonne aufgehen. Doch da ist auch schon einer der Krieger heran und bedroht Jazz mit seinem klingenstarrenden Kampfhandschuh. Vielleicht sollte Jazz doch lieber auf die Sonne warten …

_Mein Eindruck_

Bislang bewegte sich der neue Unterzyklus um Michael Simmons auf dem relativ festen Boden der sattsam bekannten Spionageromane und Agenten-Action. Mit dem Einführen der Sphäre und dem Dimensionstor betrat die Geschichte das Terrain der Science-Fiction, mit dem schwarzen Wamphyrwesen in Perchorsk das des Horrors. Nun kommt jedoch noch ein weiteres Genre hinzu: Fantasy.

Denn wofür sonst sollen wir die Wamphyr-Fürsten sonst halten als für Kollegen jedes Unterweltherrschers, der je die Seiten von Conan-Geschichten, des walisischen Mabinogion oder des „Herrn der Ringe“ zierte? Der Herr von Annwn, der walisischen Unterwelt, kann kaum grausamer sein als Lord Saitis, erzeugt er doch selbst mit einem schwarzen Kessel eine Armee von Zombiekriegern – man schlage in Lloyd Alexanders TARAN-Zyklus nach. Lord Saitis erschafft aus normalen Menschen durch Infektion mit seinem Wamphyr-Parasiten entsprechende Zombiekreaturen. All dies erklärt die Telepathin Zekyntha ihrem neuen Lover Jazz Simmons in allen Einzelheiten.

Saitis und seinesgleichen reiten nicht auf Motorrädern, sondern selbstredend auf Drachen. Sie bewegen sich von Festung zu Festung, als wären sie Nazgûl auf der Pirsch. Aber anders als die Neun sind sie untereinander zerstritten und neiden einander das Territorium und die Untergebenen. Zu diesen zählen hünenhafte Krieger, aber auch Höhlenbewohner und andere unterlegene Wesen.

Kein Wunder, dass sie auch an Magie glauben. So bezeichnen sie Telepathie und andere Künste wie etwa das Weissagen. Das Einzige, was sie vereint, ist der Hass auf einen Eindringling, den Zek als den „Herrn des westlichen Gartens“ bezeichnet. Wie es scheint, steht dieser mysteriöse Mann in Verbindung mit Berlin in der DDR (man schreibt das Jahr 1989). Das bedeutet wohl, dass es noch ein Dimensionstor auf dieser Welt geben muss …

|Action|

Nach dem anfänglichen Kampf gegen Karl Vjotsky sieht sich Michael Simmons etwa zur Halbzeit den oben genannten drei Wamphyri-Gestalten gegenüber. Diese Art von Action durchzieht erfreulicherweise die ganze Geschichte, wobei es wie zu erwarten am Schluss zu einer dramatischen Zuspitzung der Lage unserer beiden Helden Zek und Jazz kommt. Nur durch eine überraschende Wendung gelingt es ihn, mit heiler Haut davonzukommen. Wie es zu dieser Wendung kommt, macht den Leser bzw. Hörer gespannt auf die Fortsetzung (s. u.).

Die Action kann aber auch nur ein simpler Sparringkampf sein. Jazz hat offenbar im Verlauf seiner Agentenausbildung auch einige Trainingsstunden in Kampfsport investiert, doch leider wird uns nicht verraten, in welcher Disziplin. Da er Handkantenschläge einsetzt, tippe ich mal auf Karate, denn sie kommen in verteidungsorientierten Disziplinen wie Aikido und Jiu-Jitsu nicht vor.

|L’amour|

Weibliche Leser und Hörer kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Es wird sie freuen zu erfahren, dass Zekyntha nicht nur eine amouröse Beziehung zu Jazz anfängt, sondern auch des langen und breiten von ihrer Bekanntschaft mit der Wamphyri-Lady Karén erzählt. Dieser diente sie mit Hilfe ihrer Gedankenleserei, bei der sie herausfand, dass die männlichen Wamphyri-Lords ein Komplott gegen die Lady planen. Zum Dank ließ die Lady Zek wieder frei.

|Der Sprecher|

Lutz Riedel liefert wieder eine beachtliche Leistung ab. Er ruft, wenn es angebracht ist, dramatische Aktion oder Anspannung darzustellen. Flüstern deutet Geheimniskrämerei an. Doch als er die Sprechweise des autoritären Lord Saitis umzusetzen hat, muss Riedel seine tiefste und kräftigste Stimmlage hervorkramen, um sowohl Majestät als auch Unerbittlichkeit und Grausamkeit auszudrücken. Und dies nicht nur einmal, sondern mehrere Male. Das direkte Gegenteil dazu ist die Stimmlage Zeks, die ein klein wenig höher angesiedelt ist als die von Michael Simmons, der ganz „normal“ spricht.

Am Anfang der Handlung gilt es, einen Befehl so langsam auszusprechen, wie dies durch die Zeitdilatation im Dimensionstor verursacht wird. Da ruft Riedel ganz langsam – eine besondere Leistung, die eine gute Atemtechnik erfordert. Für einen geübten Sprecher wie Riedel allerdings ein Kinderspiel.

|Die Musik|

Geräusche gibt es keine, aber dafür eine gut abgemessene Menge an Musik. Diese ist nicht in den Hintergrund verbannt, sondern dient (außer als Intro und Extro) der Abgrenzung der einzelnen Kapitel wie auch deren Unterabschnitte. Diese Abschnitte sind aufgrund der nichtlinearen Erzählstruktur oftmals mit Rückblenden durchsetzt. Die Musik Andy Materns tritt sehr selten im Hintergrund in Erscheinung, höchstens als Übergang zur Pause.

In meinen Notizen habe ich überall das Auftreten von Pausenmusik eingetragen, und dabei stellt sich ein deutliches Muster heraus. Sobald eine Szene ihren Höhepunkt erreicht hat, wird sie oftmals abgebrochen, damit sie sich in der Vorstellung des Lesers bzw. Hörers fortspinnen lässt. Sofort setzt Musik ein, die diesen Vorgang auf emotionaler Ebene steuert und stützt. Auf einer geistigen Ebene tritt hier allerdings eine kleine Verschnaufpause ein …

Man sollte auch bedenken, dass wir es diesmal mit einer gekürzten Fassung zu tun haben. Statt der vorherigen sechs CDs sind es diesmal nur noch vier. Abgebrochene Szenen sind zwar mitunter sehr wirkungsvoll, aber wer weiß, was dabei alles verschwiegen wird.

_Unterm Strich_

Während mich die Grundstory in „Necroscope 6: Dämonentor“ stark an Lovecrafts „Berge des Wahnsinns“ erinnerte und entsprechend kalt ließ, so eröffnet das Dimensionstor nach dem Muster von „Stargate“ ein paar aufregende Möglichkeiten, einen ordentlichen Actionplot zu beginnen. Der Kampf mit dem Krieger aus der Anderwelt, eine Szene in „Dämonentor“, war schon mal ein guter Anfang. Die Action wird in Band 7 noch einmal ordentlich ausgebaut, ohne jedoch zu einem bestimmenden Element zu geraten. Ebenso wichtig ist es für Jazz, mehr über die Verhältnisse auf dieser Welt zu erfahren, auf der die Wamphyri eine dominierende Bedrohung darstellen.

Alles in allem gibt es hie und da gute Action, die in einem spannenden Finale gipfelt. Das bedeutet einen klaren Schnitt mit den vorangegangenen Bänden, was auch durch die zeitliche Kluft von acht Jahren ausgedrückt wird. Dass die Sowjetunion immer noch existiert, legt die Vermutung nahe, dass sich die Ereignisse vor dem Jahr 1989 abspielen, in dem das Buch erstmals veröffentlicht wurde. Damals begann der Untergang des Sowjetregimes und die Entstehung der heutigen GUS-Staaten. „Interessante Zeiten“ also, real wie auch fiktiv.

Der Sprecher Lutz Riedel stellt wieder einmal seine Engagiertheit für die Horrorliteratur unter Beweis, ebenso wie die Flexibilität seines Sprechorgans und seiner Darstellungskraft. Am Schluss wendet er sich direkt an den Hörer, um die Fortsetzung „Höllenbrut“ anzukündigen.

|300 Minuten auf 4 CDs
Aus dem Englischen übersetzt von Hans Gerwien|
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Simak, Clifford D. (Hg.) – Theodore Sturgeon: Der Bonsai-Mensch und andere Nebula-Preis-Stories Nr. 3

_Inquisition und der Besuch von Dr. Death_

Dieser |Moewig|-Auswahlband enthält mit dem |Nebula Award| ausgezeichnete und dafür nominierte Science-Fiction-Storys aus dem Jahr 1970, darunter Erzählungen von Theodore Sturgeon, Gene Wolfe, Fritz Leiber und Joanna Russ.

_Der Herausgeber_

Clifford D. Simak (1904-1988) ist einer der großen alten Meister des Science-Fiction-Genres. Obwohl er von 1929 bis 1976 als Journalist für Zeitungen arbeitete, konnte er ab 1938 mit einfallsreichen und gefühlvollen Erzählungen und Romanen einen festen Leserstamm gewinnen sowie mehrere wichtige Genre-Preise einheimsen. Und das selbst dann noch, als er schon 77 Jahre alt war.

Sein Schauplatz ist fast immer das ländliche Wisconsin, sein hauptsächlicher Protagonist ein alter weiser Mann, der sich durch Toleranz gegenüber anderen Lebewesen auszeichnet, und seien sie auch so verschieden wie Aliens. In „Way Station“ (1963) spielt ein alter Farmer Bahnhofsvorsteher für eine Durchgangsstation von Außerirdischen. Aber manchmal liegt auch Melancholie über seinen Erzählungen, so in dem Episodenroman „City“ (1952), dessen einzelne Storys darauf beruhen, dass sich Roboter und intelligente Hunde an die verschwundenen Menschen, ihre einstigen Herren, erinnern.

Lustig und verrückt sind seine Slapstick-Romane „The Goblin Reservation“ (1968) und „Out of their minds“ (1970). Simak kann man immer lesen, ganz gleich in welcher Generation, meint das „Heyne SF Lexikon“, und das ist absolut zutreffend, denn mit Computern oder Gentechnik hatte Simak wenig am Hut. 1976 erhielt Simak von seinen Kollegen, den „Science Fiction Writers of America“ (SFWA) den |Grand Master Nebula Award| für sein Lebenswerk. Es sollte noch zwölf weitere Jahre und einige Romane mehr dauern, bis er sich endgültig zur Ruhe legte.

_Die Erzählungen_

1) _Theodore Sturgeon: Der Bonsai-Mensch_ (Slow sculpture)

Eine junge Frau ohne Namen lernt einen kuriosen Mann ohne Namen kennen. Er ist Ingenieur und hat das Elektroskop erfunden, mit dem er auch den Gesundheitszustand von Lebewesen untersuchen kann. Dass er in seinem Haus der Kunst der Pflanzenveredelung durch Bonsai frönt, macht ihn ihr sehr sympathisch, doch die junge Frau hat Angst, dass er sie noch mehr über den Knoten in ihrer Brust, von dem sie ihm unbedacht erzählt hat, fragen wird. Es stellt sich heraus, dass er sie nicht danach fragen, sondern sie davon heilen will. Mit einer einfachen Injektion!

|Mein Eindruck|

Es geht um also um Bonsai und ein Krebsheilmittel, eine zunächst unwahrscheinlich klinge Kombination. Doch Sturgeons Geschichten sind selten konventionell und stets kommt darin seine Liebe zu Außenseitern zum Ausdruck. Der Ingenieur ist ein solcher Außenseiter, denn man hat seine Erfindungen erst gekauft und ihn dann in die Wüste geschickt. Wer würde ihm wohl jetzt glauben, dass er Krebs heilen kann? (Das genaue Verfahren wird im Text beschrieben, aber es hier wiederzugeben, würde zu weit führen.)

Aus diesem Grund misstraut er auch der jungen Frau. Wird sie ihn nicht ebenso verraten wie all die anderen dort draußen? Eine Krebsheilung kommt ja einem kleinen Wunder gleich, und dieses will die Welt stets haarklein erklärt haben, damit es keines mehr ist und die Menschen daran glauben können. So als ob es erst einer Autorität bedarf, die das Wunder absegnet. Wie kleingläubig doch die Menschen sind!

Sie hingegen will ihm nur danken. Sie hat den Glaubenssprung bereits getan, und auch wenn der Knoten erst in zwei Wochen verschwunden sein mag, so werde sie ihm doch bereits danken. Und sie hat ihm selbst ein Geschenk zu machen. Wie man einem Menschen zu vertrauen lernt, nämlich so, wie man einen Bonsaibaum dazu bringt, in die Richtung zu wachsen, die man sich wünscht: durch Toleranz und Fürsorge.

Wie viele von Sturgeons Storys weist auch diese mit dem NEBULA ausgezeichnete Erzählung keinerlei Action auf, bewegt aber deswegen umso im menschlichen Bereich. Wundervoll.

2) _Keith Laumer: In der Schlange_ (In the queue)

Hestler hat fast sein ganzes Leben in der Warteschlange verbracht, doch heute erreicht er sein Ziel: das Fenster! Er hat sein eigenes fahrbares Zelt aufgebaut, um die jahrelange Wartezeit überstehen zu können. Seine Verwandten warten schon darauf, dass er vorankommt und seine Formulare in zwölffacher Ausfertigung abgibt.

Zum Glück ist keiner von ihnen gestorben, so wie es dem armen Kerl zwei vor ihm ergeht. Er muss gehen, um jede Menge Genehmigungen und Bestätigungen einzuholen – und darf wahrscheinlich jahrelang warten, bis er wieder an der Reihe ist. Manche bringen sogar ihr ganzes Leben in der Schlange zu. Platzspringer werden nämlich gnadenlos rausgeworfen, abgeführt, bestraft. Dafür sorgen nicht nur die Reihenpolizisten, sondern die Schlangesteher selbst.

Endlich ist Hestler alle seine Formulare losgeworden, es gibt nicht eine einzige Beanstandung – ein Wunder! Er ist frei, erst 47 Jahre alt und könnte nun tun, was ihm beliebt. Doch was soll er nur mit all der vielen Zeit anfangen …?

|Mein Eindruck|

Der Leser kommt sich vor wie in einer jener absurden kleinen Storys von Philip K. Dick, wenn die Maschinen zu diskutieren anfangen und irgendwelche Rituale ausführen. Laumer hat lediglich das Phänomen des Schlangestehens genommen und es bis zur Absurdität vergrößert und verallgemeinert. Nun besteht das ganze Leben aus Schlangestehen, denn es gibt für alle Bürger nur ein einziges Amt, und dieses stellt nur ein einziges Fenster mit einem Mitarbeiter zur Verfügung.

Doch das Schlangestehen ist wie das Leben selbst voller Dramen. Dass das Schlangestehen an sich falsch sein könnte, auf diese Idee kommt jedoch niemand – dafür hat die Regierung schon gesorgt, indem sie entsprechende Gesetze erließ. Diese Regierung ist offenbar nicht jene, die in Zeiten der Großen Depression Suppenküchen bereitstellte, um die Armen zu speisen, sondern eine, die mehr den Ruch des Sozialismus verströmt.

Das ist natürlich für Amerikaner ein Unwort und wirft die Frage auf, auf welcher politischen Seite der Autor eigentlich steht. Durch die überspitzte Darstellung der Warteschlange gibt er das unamerikanische Phänomen der Kritik preis. Und wenn dieses Phänomen sozialistisch ist, so steht der Autor wohl rechts von der Mitte, vielleicht auf Seiten der Republikaner, die schon immer auf die Yankee-Tugend des Do-it-yourself gesetzt haben.

3) _Gene Wolfe: Dr. Deaths Insel und andere Geschichten_ (Dr. Death’s island and other stories)

Tackman Babcock ist vielleicht acht oder neun Jahre alt, als ihm sein großer Bruder Jason einen Schundroman kauft: „Dr. Deaths Insel“. Darin besitzt Dr. Death eine Insel in der Gegend von Indonesien und führt dort schreckliche Experimente durch. Diese dienen dazu, die Intelligenz von Tieren auf menschliches Niveau zu bringen und den Tieren das Sprechen beizubringen. Tiermenschen, das ist es, was der Gestrandete, Captain Philip Ransom, hier antrifft, und er ist davon nicht sonderlich erbaut. Als Dr. Death ihn gefangen nimmt und ihm an der schönen Gefangenen namens Talar von Lemuria demonstriert, was er mit ihm vorhat, bahnt sich eine Katastrophe an …

Tackies Mama bekommt Besuch von Dr. Black, einem Mediziner, und von Tackies beiden Tanten Julie und May. Tackie lernt Philip Ransom und Dr. Death kennen, doch das ist noch gar nichts gegen die Kostümparty am nächsten Abend. Talar von Lemuria, die an Ransoms Arm den kleinen Tackie entdeckt, ist nur mit einem Haufen Schmuck bekleidet, und Dr. Death lauert in der Ecke, um Tackie ein schreckliches Schicksal anzudrohen.

Als Tackie bei seiner Mutter Trost vor diesen Schrecken sucht, sieht er, wie Dr. Black etwas in Mutters Armbeuge spritzt. Er läuft zur Nachbarin und die ruft die Polizei zu Hilfe. Wollte Dr. Death seiner Mutter etwas antun, fragt sich Tackie bang. Wird er sie verlieren? Werden die Tiermenschen erscheinen? Wo ist Captain Ransom, wenn man ihn braucht?

|Mein Eindruck|

Diese wundervolle Story verpasste den |Nebula Award| nur um eine Stimme, die falsch abgegeben wurde. (Das war eine wahrlich denkwürdige Abstimmung, die in die Annalen einging!) Sie gehört zu einer Triologie aus Erzählungen, die alle mit den Substantiven Doktor, Tod und Insel spielen, so etwa „Der Tod des Dr. Island“ (dt. bei Heyne, Band 06/3674).

Die Story weist Gene Wolfe nicht nur als einfallsreichen und frechen Erzähler aus, sondern auch als gewieften Stilisten. Während Tackies Geschichte in der Du-Perspektive und im Präsens erzählt ist, bleibt die eingeschobene Schundromangeschichte dem gewohnten Präteritum aller Schundromane verhaftet. Auf diese Weise sind die zwei inhaltlichen Ebenen grammatisch sofort erkennbar.

Allerdings vermischen sie sich inhaltlich in der Partyszene, wie oben angedeutet, und zwar auf eine geradezu phantasmagorische Weise, als wandle Tackie zwischen Realitätsebenen hin und her. In seinem Erleben sind Schundroman und eigene Realität miteinander verwoben, weil er sie nicht unterscheidet. Dadurch kommt es zu einer Überlagerung der Realität durch die angelesene Fiktion, die zu einem Irrtum führt. Denn Dr. Black ist keineswegs ein Dr. Death, sondern will Tackies Mutter helfen. Aber der Irrtum deckt Mutters Krankheit auf, und Tackie muss ins Waisenhaus.

Dass der Schundroman eng an den mehrfach verfilmten H. G. Wells‘ Klassiker „Die Insel des Dr. Moreau“ angelehnt ist, dürfte jedem Kenner sofort auffallen. Durch seine Behandlung dieses Vorbilds erreicht Wolfe mehrere Ziele: a) Wells wurde für Schundromane missbraucht – eine Textkritik; b) Schundromane können die Phantasie kleiner Jungs ganz schön anheizen und dabei zu ungeahnten Ergebnisse bei der Interferenz mit der Realität führen – eine Wahrnehmungskritik. Sollten also Schundromane generell kleinen Jungs verboten werden – eine moralisch-ethische Frage, der sich der Autor durch seine Ironie entzieht und dem Leser die Entscheidung überlässt.

4) _Fritz Leiber: Verhängnis in Lankhmar_ (Ill met in Lankhmar, NEBULA)

Dies ist das erste Abenteuer, das das berühmte Abenteurerpaar [Fafhrd und der Graue Mausling 2340 gemeinsam besteht. Nachdem sie zwei Angehörigen der Diebesgilde von Lankhmar Juwelen abgenommen haben, verteilen sie die Beute an ihre jeweiligen Freundinnen Vlana und Ivriana. Doch durch ihre Tat haben sie sich den Zorn der Diebesgilde zugezogen, und deren Großmeister Kovras veranlasst seinen Zauberer Hristomilo, das Werk der Rache auszuführen.

Weil die beiden Damen ihre Freunde der Feigheit vor den Dieben geziehen haben, ziehen die beiden Gefährten los, um das Haus der Diebe auszukundschaften. Sie machen unangenehme Bekanntschaft mit Hristomilo und Kovras, können jedoch über die Dächer entkommen. Als sie Mauslings Heim wieder erreichen, erwartet sie ein schrecklicher Anblick: Ratten haben die beiden Herzensdamen angefressen. Die Rache der beiden Gefährten ist furchtbar und folgt auf dem Fuße …

|Mein Eindruck|

Wie man sieht, fallen die Abenteuer von Fafhrd und dem Grauen Mausling in das Genre der |Sword and Sorcery|, also Schwerter und Zauberei. Fritz Leiber begründete mit diesen rund sechs Büchern, die zahlreiche Erzählungen umfassen, einen separaten Zweig innerhalb der Fantasy, der einerseits im Verbrechermilieu angesiedelt ist, andererseits viel mit Magie zu tun hat. Später baute hierauf die Shared-World-Serie „Die Diebe von Freistatt“ auf, die einigen AutorInnen ein gutes Auskommen verschaffte (dt. bei |Bastei Lübbe|).

Die Abenteuer sind stets abwechslungs- und actionreich, doch die Helden werden selbst ebenfalls überlistet. Das farbenfrohe Milieu ist angelehnt an die Märchen aus Tausendundeiner Nacht, doch die Magie entstammt dem finsteren Mittelalter Europas. Hier lassen sich in der Tat sehr vielfältige Plots ansiedeln. Einen brachialen Conan wird man hier aber nicht antreffen, denn für einen solchen Muskelprotz ist neben Fafhrd und dem Graue Mausling, zwei gewitzten Streunern, kein Platz.

Die Übersetzung ist an manchen Stellen holprig und sogar irreführend (sie verwechselt Vlana mit Ivrian). Ich empfehle daher die Version in dem Sammelband „Schwerter im Nebel“ (|Heyne| 06/4287).

5) _R. A. Lafferty: Fortsetzung auf dem nächsten Stein_ (Continued on next rock)

Dies ist die Story von der wahrscheinlich verrücktesten Archäologenexpedition der Literaturgeschichte. Fünf Archäologen finden sich über dem Green River im Nordwesten der USA zu einer Grabung ein, doch das fünfte Mitglied, Magdalen, ist nur eine Hilfsarbeiterin. Ihre hellseherischen Fähigkeiten verblüffen die anderen immer wieder. Sie weiß, wo ein bestimmtes Stück Wild zu finden ist und dergleichen. Nicht genug damit, nun taucht auch noch ein alter Mann auf, der sich Anteros (= Gott der unerfüllten Liebe) Manypenny nennt und weiß, wo in der geheimnisvollen Felsnadel, an der sie graben, ein bestimmtes Artefakt eingeschlossen ist. Merke: Er kann in den Fels hineinsehen!

Nicht genug damit, beginnen die gefundenen Artefakte eine Geschichte zu erzählen, und da sie auf drei Objekten – aus verschiedenen Zeiten, wohlgemerkt – stehen, steht jeweils am Ende ein mysteriöses Zeichen. Es ist natürlich Magdalen, die es als „Fortsetzung folgt auf dem nächsten Stein“ interpretiert. Die Geschichte besteht aus den Angeboten eines reichen Mannes an eine Angebetete oder an einen Gott, der mit seinem Reichtum prahlt und wirbt.

Die Archäologen sind konsterniert, um es gelinde auszudrücken. Aber es scheint eine enge Verbindung zwischen Geist und Stein zu bestehen. Die Analogie wird weitergetrieben. Als die Felsnadel durch eine Explosion zerstört wird, verschwinden erst Anteros, dann Magdalen, schließlich auch die Erinnerung an die beiden. Als eine Statue aus der Felsnadel geborgen wird, die wie Anteros aussieht, wundern sich alle. Ob hierauf wohl die Geschichte der Indianer fortgesetzt wird?

|Mein Eindruck|

Der Amerikaner Raphael Aloysius Lafferty ist ja bekannt für seine ungewöhnlichen Ideen und Erzählweisen, und diese seine Story stellt selbst den SF-Leser vor Herausforderungen. 1914 in Iowa geboren, arbeitete er 35 Jahre lang als Elektriker. Erst mit 45 Jahren begann er zu schreiben und hatte auf Anhieb Erfolg. Mit seinen geistreichen Schnurrpfeifereien gewann er die Gunst der Leser und 1973 sogar den bedeutenden |Hugo Gernsback Award|.

In dieser Erzählung bekommen wir so ganz nebenbei die Archäologie der indianischen Völker Mittel- und Nordamerikas mitgeteilt, aber nicht etwa trocken und akademisch, sondern mit Leben und Bedeutung erfüllt. Obendrein handelt es sich um eine witzige Geistergeschichte, wie das Auftauchen von Anteros und Magdalen belegt. Magdalen lässt einen der Forscher, Robert, abblitzen, als er ihr Avancen macht. Dass es erotische Spannungen gibt, wird nur unterschwellig, durch die Blume, mitgeteilt, aber man kann diese Hinweise finden.

Die Story mag vielleicht keinen offensichtlichen Sinn ergeben, aber einen symbolischen. Setzt man Schichten des Geistes (inkl. Unterbewusstsein, Gedächtnis usw.) und geologische Schichtungen gleich, dann ergeben sich daraus zahlreiche Folgerungen. Diese spielt Lafferty wortwörtlich durch. Auf einer übertragenen Ebene wird hier also Bewusstseinesarchäologie betrieben.

6) _Harry Harrison: Am Wasserfall_ (By the falls)

Der Reporter Carter besucht den Mann Bodum, der seit vierzig Jahren am Wasserfall lebt. Der Wasserfall ist so groß und so breit, dass niemand ihn je überwunden hat. Und er donnert derart laut, dass Carter schon nach wenigen Minuten fast taub ist. Bodum jedenfalls hat sein Gehör schon fast gänzlich eingebüßt, und so muss Carter brüllen, um sich verständlich zu machen.

Das stabile Haus steht direkt an einer Klippe neben dem Fall, und durch das vibrierenden Panzerglas der Fensterscheibe kann Carter auf den Wasserfall schauen. Etwas Schwarzes kommt heruntergefallen, dann etwas, das wie ein ganzes Schiff mit Passagieren an der Reling aussieht, dann färbt sich der Wasserfall rot – blutrot. Bodum bekommt davon nichts mit und will auch nichts davon wissen, dass dort oben, jenseits des Falls, eine andere Welt sein könnte.

Alles, was er vom Fall weiß, ist, dass ein schwarzes Hund angespült wurde und ein Fetzen Papier, auf dem in Krakelschrift HILFE steht …

|Mein Eindruck|

Es ist eine Geschichte über das Ende der Welt. Nur mit einem etwas verschobenen Blickwinkel. Mal angenommen, der Wasserfall bilde wirklich, wie man im Altertum glaubte, das Ende der Welt, also den Rand der Weltenscheibe, dann könnte er wirklich so groß wie ein Ozean sein. (|Scheibenwelt|-Leser wissen, was gemeint ist.) Dann färbt sich dieser Ozean auf einmal blutrot, was auf eine entsprechende weltumspannende Katastrophe hindeutet, möglicherweise auf einen Krieg.

Die Erzählung zeigt zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Der Reporter ist, wie es seine Art und Aufgabe ist, neugierig auf dieses Phänomen des Untergangs einer noch nie gesehenen Welt, doch Bodum ignoriert diese neue Welt, so gut es geht. Es geht ihn nichts an. Er ist ja eh schon so gut wie taub, und nach 40 Jahren hat er gelernt, nicht nur den Lärm des Falls zu ignorieren.

Was mag der Fall wohl in unserer Wirklichkeit symbolisieren? Ist er das Informationsbombardement, dem wir ständig ausgesetzt sind? Dass er eine Barriere für die Wahrnehmung ist, scheint der, ähem, Fall zu sein. Und diese Barriere schirmt uns vor dem ab, was als Katastrophe in der nächsten Welt gerade passiert. Der Wasserfall ist eine physische Barriere, doch in unserer Realität trennt uns nur eine psychische Barriere davon, uns um die Katastrophen nebenan zu kümmern.

Das war 1970. Heute ist die Welt ein Dorf geworden, und ich denke, die Weihnachtskatastrophe des Tsunami 2005 hat gezeigt, dass unsere Hilfe auch unsere Mitmenschen erreicht, selbst wenn sie 10.000 Kilometer entfernt leben.

7) _Joanna Russ: Die Zweite Inquisition_ (The second inquisition)

Ein sechzehnjähriges Mädchen erinnert sich an den Sommer 1925, als ihre Familie eine sonderbare Frau als Gast bei sich aufnahm, um etwas Geld hinzuzuverdienen. Der Vater ist nur Buchprüfer und herzkrank, kann also nichts verdienen. Die Frau ist deshalb so sonderbar, weil sie sich ganz in Schwarz kleidet, kurzes Haar trägt und mehr als zwei Meter groß ist. Der Buchprüfer Ben lehnt dies kategorisch ab, aber er schweigt, weil er das Geld braucht. Und seine Frau sagt immer nur: „Die arme Frau, die arme Frau.“

Nun, die arme Frau hat einen Plan und mischt sich in das Leben des sechzehnjährigen Mädchens ein. Sie gibt ihr einen unanständigen Roman mit dem Titel „Der grüne Hut“ zu lesen (was zu einer Gardinenpredigt Bens führt), zeigt ihr seltsame Zeichnungen und erzählt ihr von den Kreaturen aus Wells‘ Roman [„Die Zeitmaschine“, 3578 den das Mädchen ebenfalls begeistert gelesen hat. Natürlich gibt es weder Morlocks noch Eloi und erst recht keine Transtemporale Militärbehörde. Oder?

Doch dann lernt das Mädchen auf einer Party im Country Club einen Mann kennen, der ebenso groß ist wie die sonderbare Frau und der keine gute Meinung von den Erdenmenschen hat. Was fällt ihm ein? Die Sonderbare entführt kurzerhand ein Auto und fährt das Mädchen zu ihrem Heim, um dort etwas vorzubereiten, von dem das Mädchen überhaupt nichts begreift. Was soll sie bloß mit einem heißen Schürhaken und einer Tasse giftigen Salmiakgeistes anfangen? Doch als der sonderbar große Mann eintritt und die sonderbare Frau bedroht, geraten die Dinge außer Kontrolle …

|Mein Eindruck|

Was würde passieren, wenn deine Enkelin, die älter aussieht als du selbst, 150 Jahre in der Zeit zurückreisen würde, um dich vor einer kommenden Gefahr zu warnen oder dich um deine Hilfe zu bitten? Nun, sie würde erstmal ziemlich deplatziert und sonderbar aussehen und du würdest ihr zweitens kein einziges Wort glauben, weil sie als Mensch ebenso unglaubwürdig ist wie ihre Geschichte, die sie dir erzählt.

Doch was würde passieren, wenn noch weitere Besucher aus der Zukunft kämen – durch eine Art Spiegel oder so – und würden deine Enkelin bedrohen, sie in ihre eigene Zeit zurückzerren und dich obendrein mit dem Tod bedrohen, weil du alles gesehen hast? Nun sieht die Angelegenheit zwar tausendmal schrecklicher aus, aber du könntest wenigstens den Gedanken wagen, dass es Morlocks gibt. Und wo Morlocks sind, könnte es vielleicht sogar Eloi geben. Und eine Zeitmaschine. Und womöglich sogar – Gott verhüte! – eine Transtemporale Militärbehörde, die auf sie alle Jagd macht.

Und dann könntest du vielleicht anfangen, einen schwarzen Dress zu nähen, der ein wenig so aussieht wie die Uniform einer Morlockkriegerin. Aber das Ding sieht dann auch irgendwie lächerlich aus, nicht wahr? Aber für wie lange …

Viele solcher Zeitreisegeschichten, z. B. „Zurück aus der Zukunft“, handeln vom Besuch bei den Vorfahren, aber nur wenige machen sich Gedanken darüber, was das für den Besuchten bedeuten könnte. Hier ist es ein namenloses Mädchen, das von seiner namenlosen Enkelin besucht wird. In der Zukunft tobt ein transtemporaler Krieg, wie ihn sich H. G. Wells nicht schlimmer hätte ausdenken können. Soll die Enkelin ihre Vorfahrin wirklich dadurch in Gefahr bringen? Sie versucht, sie zu schützen und schafft es mit knapper Not unter Opfern. Dass dies nicht ohne Folgen auf die Vorfahrin bleiben kann, versteht sich, aber wie werden diese aussehen? Sie will ja nicht als Alien durch die Gegend laufen und bald mal heiraten.

Was dies alles mit der Inquisition zu tun hat, wird wohl das Geheimnis der Autorin bleiben. Sie ist offenbar mehr der klassischen Moderne wie etwa Virginia Woolf verpflichtet als dem Stil der Pulp-Fiction-Autoren alter SF.

_Unterm Strich_

Der Auswahlband ist meines Erachtens ein schönes Beispiel dafür, wie Science-Fiction sich mit den sich wandelnden Bedingungen menschlicher Existenz auseinandersetzt („Fortsetzung“, „Bonsai-Mensch“, „In der Schlange“), andererseits aber mit verhängnisvollen Begegnungen für Jugendliche das innere Erleben der Hauptfiguren so interessant zu gestalten vermag, dass man selbst neugierig darauf wird, wie die – meist ziemlich verrückte – Geschichte ausgeht.

Ziemlich aus dem Rahmen fällt natürlich die Fantasynovelle „Verhängnis in Lankhmar“, die später den Titel „Das Haus der Diebe“ erhielt. Was hier nach purer Lust am Abenteuer und an Magie aussieht, entbehrt durch den Verlust der beiden Frauen nicht einer gewissen tragischen Tiefe. Überhaupt mag den Leser verwundern, dass eine Fantasystory in den Band aufgenommen wurde, aber es nun mal so, dass die Amerikaner keinen großen Unterschied zwischen den Genres SF und Fantasy machten, und viele ihrer Autoren in beiden Genres tätig waren, selbst Clifford Simak.

Die Übersetzung gerade dieser Story ist nicht gerade optimal gelungen, und auch bei den anderen Beiträgen neige ich zur Vorsicht und Skepsis. Manchmal findet sich eine bessere Alternative, so etwa bei der Leiber-Novelle.

Die Reihe der „Nebula Award Stories“ wird meines Wissens bis heute fortgeführt. Viele der Preisträger tauchen in den Auswahlbänden „Year’s Best SF“ wieder auf. Ganz nebenbei kann sich der deutsche Leser so auf dem Laufenden halten, was in der SF den Ton angibt, denn deutschen Story-Anthologien mit angloamerikanischen Beiträgen muss man seit 2001, als |Heyne| seine Anthos einstellte, mit der Lupe suchen.

Mit den alten |Moewig|-Auswahlbänden bietet sich Einblick in eine der interessantesten Epochen der US-SF, nämlich nach der New Wave und der Abschaffung von Zensurbestimmungen im Jahr 1967 oder 1968. Dadurch erhielten die Autoren sowohl stilistische als auch inhaltliche Freiheiten, die sie zu Neuerungen anspornten. Ich würde aber nicht sagen, dass diese unbedingt schon in diesem Band zu finden sind, es sei denn man, zählt die Story von Lafferty zu den innovativen.

|Originaltitel: Nebula Award Stories 6, 1971
Aus dem US-Englischen von Rosemarie Hundertmarck|

James Tiptree jr. – Beam uns nachhaus

Mission durch Fission: Die Welt wird bekehrt

Dieser zweite deutsche Tiptree-Band versammelt die ersten Geschichten der Autorin, die sie veröffentlichte und die in der SF-Gemeinde zwischen 1968 und 1971 für Furore sorgten. Zusammen mit dem Band „10.000 Lichtjahre von zuhaus“ (|Heyne| SF-Band 3462) erschienen die Geschichten unter dem Titel „10.000 Lichtjahre von zuhaus“ später in der SF-Bibliothek des |Heyne|-Verlags.

Die Autorin

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Wolfgang Jeschke, Robert Silverberg – Titan-6

Mit Tweel durch die Wüsten des Mars

Die Großen der Science-Fiction werden mit ihren Meisterwerken bereits in der sogenannten „Science Fiction Hall of Fame“ verewigt, welche natürlich in Buchform veröffentlicht wurde (statt sie in Granit zu meißeln). Daher können Freunde dieses Genres noch heute die ersten und wichtigsten Errungenschaften in der Entwicklung eines Genres nachlesen und begutachten, das inzwischen die ganze Welt erobert und zahlreiche Medien durchdrungen hat.

In der vorliegenden Ausgabe des Auswahlbandes Nr. 6 von „Titan“, der deutschen Ausgabe der „SF Hall of Fame“, sind Novellen von Heinlein, Lester del Rey und Stanley G. Weinbaum und John W. Campbell gesammelt.

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