Andrews, Ilona – Spiegeljagd (Land der Schatten 2)

_|Land der Schatten|_:

Band 1: [„Magische Begegnung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6772
Band 2: _“Spiegeljagd“_

Mit dem zweiten Band von „Land der Schatten“ geht das Autorenduo Ilona Andrews eher ungewöhnliche Wege. In „Spiegeljagd“ steht nicht das Protagonistenpaar aus dem ersten Band im Vordergrund, sondern zwei ganz andere Charaktere. Während der Gestaltwandler William bereits im Vorgänger eine Nebenrolle spielte, ist Cerise ein völlig neuer Charakter.

In der Geschichte gibt es zwei verschiedene Welten: das magische Weird und das der unseren Welt entsprechende Broken. Dazwischen liegt das Edge, ein sehr unwirtlicher Streifen Land, in dem es immerhin ein wenig Magie gibt. Im dortigen Moor lebt die junge Cerise Mar, die neuerdings das Oberhaupt ihrer riesigen, verarmten Familie ist, seit die Spione Louisianas, einem Herzogtum des Weird, ihre Eltern entführt haben.

Der Anführer der Spiongruppe, die auch „die Hand“ genannt wird, ist Spider. Der wiederum ist der Erzfeind von William, dem Gestaltenwandler. Eines Tages bekommt William Besuch von zwei Agenten des Spiegels, dem Geheimdienst Adrianglias, eines weiteren Herzogentums des Weird. Sie wollen, dass er Spider stellt und vernichtet.

Auf seinem Weg ins Edge begegnet er Cerise, ohne zu wissen, dass sie in Spider beide den gleichen Feind haben. Bei ihrer gefährlichen Reise durchs Moor lernen sich die beiden schätzen und lieben …

_Ilona Andrews_ haben mit ihrer „Stadt der Finsternis“-Reihe viele Fans gewonnen. „Land der Schatten“ hat mit dieser nicht viel gemeinsam, sondern spielt vor einer ganz anderen Kulisse und hat auch einen ganz anderen Ton. Die Autoren sagen dazu auf ihrer Website sehr treffend: „Kate Daniels series is about extraordinary people. The Edge is about ordinary people.“. Tatsächlich zeichnet sich die Geschichte durch einen gewissen rauen, hinterwäldlerischen Charme aus. Die Mars, Cerises Familie, sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen mit sehr unterschiedlichen Charakteren und magischen Kräften. Sie sind arm, aber gewieft, ein wenig seltsam, aber trotz allem sehr liebenswert.

William, ein Aussteigertyp, der sich gegen seine eigentliche Herkunft sträubt, passt da perfekt ins Ensemble. Auch er ist sehr originell. Da er sich in einen Wolf verwandeln kann, haftet ihm in Menschengestalt etwas Tierisches an. Dies wissen die Autoren gut herauszustellen und auf witzige Art und Weise einzuarbeiten. Was allerdings negativ auffällt: Die Figurenkonstellation ähnelt, besonders am Anfang, sehr stark der aus dem ersten Band. Junge Frau mit einer großen Last auf den Schultern trifft auf einsamen Wolf und rauft sich mit ihm zusammen. Etwas mehr Kreativität wäre schön gewesen.

Das Gleiche gilt für die Handlung. Diese lebt vor allem von den Reibereien und Liebeleien zwischen Cerise und William. Die eigentliche Storyline ist ein wenig konfus. Es beginnt mit einer Menge Geplänkel. Es wird nicht wirklich klar, worauf die Geschichte eigentlich hinaus möchte. Es gibt eine Menge Nebenereignisse, aber eine konsistente Linie ist nur ansatzweise vorhanden. Das Ende kommt dann sehr rasch und wirkt durcheinander. Bei einem Umfang von über 500 Seiten kommen solche Schwächen deutlich zum Tragen.

Zwei Dinge helfen, die Geschichte trotzdem noch über den Durchschnitt zu hieven. Zum einen ist die Kulisse fantastisch. Das Edge und seine Bewohner werden sehr lebendig und vielschichtig dargestellt. Der raue Charme von Land und Leuten macht Spaß und spiegelt sich auch im humorvollen, aber nicht übertrieben komischem Schreibstil wider, der immer wieder durch skurrile Dialoge und trockene Bemerkungen überrascht.

_“Spiegeljagd“ ist ein Buch_, das man nicht unbedingt gelesen haben muss. Die Handlung überzeugt aufgrund der Ungeordnetheit nur selten, die Geschichte wirkt sehr lang. Wer allerdings den ersten Band gelesen hat oder aus Prinzip Fan von Ilona Andrews ist, wird darüber möglicherweise hinwegsehen können. Figuren, Schreibstil und die herrliche Kulisse sind durchaus Gründe für den Roman.

|Broschiert: 540 Seiten
Originaltitel: Bayou Moon
Deutsch von Ralf Schmitz
ISBN-13: 978-3802583414|
[www.egmont-lyx.de]http://www.egmont-lyx.de
[www.ilona-andrews.com]http://www.ilona-andrews.com

_Weitere Bücher von Ilona Andrews bei |buchwurm.info|:_
[„Die Nacht der Magie (Stadt der Finsternis 1)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5963
[„Die dunkle Flut (Stadt der Finsternis 2)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=6134
[„Duell der Schatten (Stadt der Finsternis 3)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6289
[„Magisches Blut (Stadt der Finsternis 4)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7002

Castillo, Linda – Blutige Stille

_Als Officer Chuck Skidmore,_ der als erfahrener Polizist gilt, routiniert seine Streife fährt, wird er durch einen durchdringenden Schrei in der Nähe des Anwesens der amischen Familie Plank aufmerksam. In der Stille der Nacht offenbart sich „Skid“ ein furchtbares Bild. Die siebenköpfige Familie der Planks ist auf bestialische Weise ermordet worden. Die beiden Söhne wurden durch Schüsse exekutiert, die Ehefrau liegt mit ihrem Baby im Arm in ihrem Blut, die tödliche Kugel hat ihren Rücken durchschlagen und sowohl sie als auch ihr Baby getötet. Ihren Ehemann wurde doch einen direkten Schuss in den Mund der Hinterkopf weggesprengt, an seiner Seite liegt eine Pistole der Marke Beretta.

Schockiert stolpert Skid durch das Haus und steuert die landwirtschaftliche Scheune an. Was ihn erwartet, wird ihn auf immer begleiten. Die beiden schon älteren Töchter sind ebenfalls tot. Doch ihre nackten Körper zeigen offensichtliche Spuren von schwerer Folter und Misshandlung. Die Polizeichefin der Gemeinde von Painters Mill glaubt nicht an die Theorie, dass der Vater durchgedreht ist und seine Familie kaltblütig abschlachtete. Die Planks waren eine tiefgläubige und konservative Familie unter den Amischen. Sie lebten in aller Bescheidenheit und hatten mit den „Englischen“ Bürgern nicht viel Berührungspunkte.

Der Obduktionsbericht der Gerichtsmedizin gibt Kates Vermutungen recht. Wahrscheinlich wurde auch der Vater der Kinder ermordet. Die Spuren der Verletzung werden einige Fragen auf und im Laufe der Ermittlungen verdichten sich die Spuren, dass Mary, die älteste der beiden Töchter der Grund dieses Massakers gewesen sein muss.

Als Kate eines Abends auf eigene Faust, das Anwesen der Planks noch einmal durchsucht und sich hier auf das Zimmer von Mary konzentriert, findet sie unter eine Diele das einfache Tagebuch der heranwachsenden Frau.

Ist das Tagebuch der Schlüssel zum Mörder …?

_Kritik_

Das Buch „Blutige Stille“ weißt durchaus viele Parallelen zu „Die Zahlen der Toten“ auf. Gleich am Anfang werden im vorliegenden Titel die Toten gefunden. Ebenso die Darstellung und Beschreibung des Tatortes, was im Vorgänger ebenfalls gespiegelt der Fall war.

Wieder handelt es sich bei den Opfern um Amische und wieder einmal wird Kate mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Ebenso treffen wir mit Agent Tomassetti, einen alten Bekannten, wieder.

Hier war es sehr störend, dass er wiederum vor einen Tribunal Rede und Antwort stehen musste und quasi bis auf Weiteres von seiner Dienststelle suspendiert wird. Nach seiner hilfreichen Unterstützung bei den Schlächtermorden („Die Zahlen der Toten“), die zur Ergreifung des Täters führten, sollte dieser eher belohnt als bestraft werden. Sein Einstieg in „Blutige Stille“ ist daher wenig originell.

Aber das sind nur kleinere Auffälligkeiten, die Leser, die den Vorgängertitel nicht kannten, nicht weiter in ihrem Lesevergnügen stören sollte. Und auch wenn es Parallelen gibt, so werden diese kleinen Klippen gekonnt von der Autorin durch einen enorm hohen Spannungsbogen kompensiert.

Schnell entwickelt sich, durch das langsame Vordringen des Officers, der den Ort des Massakers aufsuchen muss, und das Entsetzen, dass sich durch die Beschreibung des Tatorts breitmacht, eine schaurige Atmosphäre.

Nach und nach erfährt der Leser mehr über die Umstände der Tat. Einen großen Sprung macht die Handlung, nachdem Kate das Tagebuch des unschuldigen Mädchens findet. Sehr gut eingebaut lässt Linda Castillo die ermordete, junge Frau selbst zu Wort kommen. Dass dadurch nicht nur bei Chief Kate eine persönliche Bindung zu den Opfern entsteht, sondern auch bei den Lesern hat sie großartig auf die Bühne gebracht.

Die Einträge der jungen Frau berühren und vermitteln, was eine junge Frau empfindet, die sich in der „Rumspringa“ befindet, also die Zeit, in der sich der junge Mensch entscheiden muss, welchen Weg er in Zukunft bereit ist zu gehen. Entweder sich den Regeln und den Grundsätzen der Gemeinschaft der Amischen anzuschließen oder sich „bannen“ zu lassen, um diesem Leben abzuschwören. Damit hätte sich allerdings auch den Kontakt zur eigenen Familie erledigt. Wie weltfremd sie aufgewachsen ist und wie naiv und unschuldig sie auf die Komplimente und Verführungen eines viel älteren Mannes eingeht, ist erschreckend realistisch.

Dass sich Kate das Schicksal des Mädchens so zu Herzen nimmt und sich damit viel stärker, als gut für sie ist, sich mit Mary identifiziert, ist zwar löblich, doch manchmal nicht nachvollziehbar. Ihr Verhältnis zu Tomassetti, das nicht einfach ist, da beide ihre persönlichen Dämonen mit sich rumschleppen, wird hier auch nicht besser. Dieses Thema wird zum Glück nicht seitenfüllend behandelt und quasi nur als kleinerer Nebenschauplatz behandelt.

Die Handlung ist immer aus der Perspektive der einzelnen Protagonisten zu betrachten. Natürlich kommt Kate am meisten zu Wort, aber auch Tomassetti findet hier Gehör. Für die Handlung wäre es vorteilhaft gewesen, wenn der Ermittler Tomassetti von BCI stärker involviert gewesen wäre. So taucht er als Nebenfigur gesehen so spartanisch auf, dass man sich das auch hätte ersparen können.

Der Spannungsbogen orientiert sich direkt an den Ermittlungen, sodass hier der Leser dem Geschehen im vollen Umfang mit allen Fortschritten und Verwicklungen im Laufschritt mithalten kann. Linda Castillos Schreibstil ist konsequent sehr gut. Sie erspart sich Ausflüge in die Welt der so oft für amerikanische Thriller typischen Klischees.

Wie schon im ersten Band „Die Zahlen der Toten“ lässt die Autorin den Lesern einen intensiven Blick in die amische Glaubensgemeinschaft werfen. So fremd uns diese auch vorkommen mag, so fasziniert uns ihre schlichtes und konservatives Leben dennoch. Ohne Strom und fließend Wasser zu leben, katapultiert uns doch gefühlt, schnell in eine ganz andere Epoche. Und man bekommt einen relativ großen Respekt vor der amischen Gesellschaft, die sehr konsequent und tiefgläubig ihr Schicksal zwar selbst bestimmen, aber mit unserer Zivilisation nur minimale Gemeinsamkeiten haben.

_Autorin_

Linda Castillo, geboren 1960 in Dayton, Ohio, hat als Finanzmanagerin gearbeitet, bevor sie mit dem Schreiben begann. Sie hat bereits über zwanzig Liebesromane veröffentlicht, die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden. „Die Zahlen der Toten“ war ihr erster Thriller und der erste Roman, der ins Deutsche übersetzt wurde. Sie lebt mit ihrem Ehemann, vier Hunden und einem Pferd auf einer Ranch in Texas. (Verlagsinfo)

_Hintergrundinfos_

Die Amischen sind eine täuferisch-protestantische Glaubensgemeinschaft, deren Hauptaugenmerk auf Familie, Gemeinschaft, Gottesfürchtigkeit und Abgeschiedenheit von der Außenwelt liegt. Ihr Leben ist stark mit der Landwirtschaft verwurzelt. Technischer Fortschritt wird von den meisten Amischen abgelehnt. Neuerungen werden nur nach sehr sorgfältiger Überlegung akzeptiert.

Zum Großteil stammen die Mitglieder von Südwestdeutschen bzw. Deutschschweizern ab und sprechen untereinander überwiegend Pennsylvaniadeutsch. Die Wurzeln liegen in der reformatorischen Täuferbewegung Mitteleuropas. Sie spaltete sich 1693 von der Gruppe der Mennoniten ab. In Europa leben mittlerweile keine Amischen mehr. Aufgrund von Verfolgung wanderte der Großteil dieser Glaubensgemeinschaft im 18. Jahrhundert nach Pennsylvania (Nordamerika) aus. Die letzten amischen Gemeinden Europas schlossen sich wieder den Mennoniten an. (Quelle: Wikipedia)

_Fazit_

„Blutige Stille“ von Linda Castillo ist Thriller Literatur in Hochform. Spannend, abwechslungsreich und vor allem auch durch viele Informationen ist der Roman eine kleine Perle in diesem Genre.

Viele negative Punkte gibt es nicht: Es wäre wünschenswert, wenn im nächsten Roman vielleicht das Verbrechen auf der Seite der Amischen zu suchen und dann auch zu finden ist. Die Opferrolle sollte nun in gleich zwei Bänden, als abgeschlossen betrachtet werden. Alles andere wäre hier enttäuschend. Der Roman „Blutige Stille“ ist nicht gerade still, dafür ungemein blutig, aber so spannend, dass man nicht aufhören kann zu lesen.

Ich freue mich auf einen evtl. dritten Band der Autorin.

|Taschenbuch: 400 Seiten
Originaltitel: Pray For Silence
ISBN: 978-3-596-18451-4|
[www.fischerverlage.de]http://www.fischerverlage.de

_Linda Castillo bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Zahlen der Toten“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=6910

de Mari, Silvana – letzte Ork, Der

_Die Reihe:_

Band 1: [„Der letzte Elf“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6769
Band 2: _“Der letzte Ork“_
Band 3: „Der letzte Zauberer“
Band 4: „Die Rückkehr der Elfen“

_Der Elf Yorsch ist erwachsen geworden_ und lebt mit seiner kleine Familie am Meer. Yorsch und seiner Gefährten haben dort eine kleine Gemeinde gegründet und leben dort. Mit seiner geliebten Robi hat Yorsch nun eine Tochter, die der letzte Elf und seine menschliche Frau Robi nach dem letzten Drachen Erbrow benannt haben.

Fernab der Zivilisation wächst die kleine Halbelfe Erbrow auf und entfaltet langsam ihre elfischen Kräfte. Geschützt vor der Zivilisation brauchen Yorsch und seine Familie keine Angst vor einer Verfolgung haben und so leben sie ein recht unbeschwertes Leben. Auch wenn es an Dingen wie Kleidung und Nahrung manchmal fehlt, ist der Großteil der kleinen Gemeinde glücklich und zufrieden.

Doch dann droht Gefahr aus der Stadt Daligar, die Orks belagern die Stadt und Yorsch fühlt sich verpflichtet, zu helfen …

_Kritik_

Mit „Der letzte Ork“ hat Silvana de Mari die bezaubernde Fortsetzung zu „Der letzte Elf“ geschrieben.

Aufgeteilt ist „Der letzte Ork“ in drei Bücher. Das erste Buch trägt den Titel „Der Bär und der Wolf“. In diesem spielt nicht Yorsch die Hauptrolle, sondern der Söldnerhauptmann Rankstrail. Die Ereignisse, die in „Der Bär und der Wolf“ stattfinden, laufen parallel zu „Der letzte Elf“ und erzählen die Geschichte des Hauptmanns. So erfährt der Leser, was sich zeitgleich zu Yorschs Abenteuern im Land abgespielt hat und weitere, für die Handlung wichtige, Figuren und Begebenheiten werden eingeführt.

Das zweite Buch „Der letzte Phönix“ beginnt mit Yorschs Leben in der von ihm und Robi gegründeten Gemeinde. Diese wurde genau wie Yorschs kleine Tochter Erbrow nach dem letzten Drachen benannt. Hier fügen sich auch die Handlungsstränge zusammen und der Leser erfährt einerseits viel von dem, was in der kleinen Gemeinde am Meer passiert, genauso aber auch was im Land und den Städten vor sich geht.

Das dritte Buch „Der letzte Ork“ hält dann einige Überraschungen für den Leser bereit. „Der letzte Ork“ besteht wieder aus nur einem Handlungsstrang, in dem sich letztendlich alle offenen Fragen klären und die Geschichte zu einem großen Ganzen vollendet wird.

Mit viel Liebe zum Detail und ihrer unverwechselbaren Art zu erzählen, spinnt die Autorin die abwechslungsreiche Geschichte um den letzten Elf weiter. Liebevoll und einfühlsam wird eine Geschichte um großen Mut, schrecklichen Verlust, Freundschaft und auch der Liebe erzählt. Silvana de Mari versteht, dem Leser die ganze Bandbreite verschiedener Gefühle und Stimmungen nahe zu bringen. So leidet, freut, fürchtet und hofft der Leser, ehe er sich versieht, mit den so unterschiedlichen Charakteren mit. Getragen wird der Roman von seiner unterhaltsamen und fesselnden Handlung. Aber auch wunderschöne Landschaftsbeschreibungen, lebendige Figuren und leise übermittelte Werte machen diesen zauberhaften Roman aus. Jüngere Leser lassen sich vielleicht von dem 894 Seiten starken Roman abschrecken, die zarte und unkomplizierte Sprache lassen sich jedoch fast spielend lesen und so ist auch „Der letzte Ork“ absolut für junge Leser ab circa 12 Jahren geeignet. Der interessant eingewobene Spannungsbogen macht es dazu leicht bei der Stange zu bleiben und die fast 900 Seiten in kürzester Zeit zu lesen.

Nicht nur die verträumte Welt des letzten Elfen wird in „Der letzte Ork“ erzählt. Das Böse verfügt ebenfalls über eine sehr große Rolle in diesem Roman. Missklänge, Neid, ja sogar Rache und blutige Kämpfe, vor denen auch Unschuldige nicht verschont werden, spielen eine bedeutsame Rolle. Dabei setzt die Autorin nach grausamen und blutigen Kämpfen aber auch auf Humanität. Ein friedliches Zusammenleben der unterschiedlichen und verfeindeten Völker ist immer das Ziel. Dass die Figuren hier erst lernen und auch über ihren Schatten springen müssen ist klar.

Eine beobachtende dritte Person erzählt rückblickend die verschiedenen Handlungsstränge. Anders als in „Der letzte Elf“ springt der Erzähler zwischen den verschiedenen Protagonisten hin und her. Dies mag sich anstrengend anhören, ist es aber nicht. Vielmehr bekommt der Leser eine umfassende Sicht auf die Ereignisse und versteht auch die Hintergründe der verschiedenen Charaktere besser.

Liebevoll hat die Autorin ihre Protagonisten konzipiert. Ob die erst zwei Jahre alte Erbrow oder auch den Söldnerhauptmann Rankstrail, der schon so viel Leid sehen musste, allen gibt die Autorin ein unverwechselbares Gesicht und eine fülle Charaktereigenschaften. Erbrow und Rankstrail sind nur zwei von vielen, für die Geschichte unverzichtbaren, Figuren. Sei es die Tochter des grausamen Verwaltungsrichters, ein einfacher Söldner, ein jeder trägt seinen wichtigen Teil zu der Geschichte bei. Überflüssige Charaktere sucht der Leser daher vergebens. Auch das Böse bekommt bei Silvana de Mari ein Gesicht. Dabei sind es nicht unbedingt die grausamen Orks, viel schlimmer mutet da der erbarmungslose Verwaltungsrichter Daligars an.

Das Cover wurde passend zum Plot gestaltet, in braunroten Farben gehalten ist nicht nur Elf und Phönix zu sehen, auch ein Krieger ist abgebildet.

_Autorin_

Silvana de Mari lebt mit ihrer Familie und einem riesigen Hund nahe Turin. Sie arbeitete als Ärztin in Italien und Afrika, bevor sie sich zur Psychotherapeutin ausbilden ließ. Nachdem sie schon kürzere Texte in Zeitschriften publiziert hatte, landete sie mit ihrem ersten Kinderbuch „Der letzte Elf“ einen sensationellen weltweiten Erfolg.

_Fazit_

Silvana de Mari weiß ihre Leser zu verzaubern. Egal welcher Altersklasse, „Der letzte Ork“ dürfte jeden begeistern, der eine einfühlsame Geschichte zu schätzen weiß. Bewegend und weise erzählt die Autorin von den schönen, aber auch den schrecklichen Seiten des Lebens ohne je kitschig zu wirken. Dabei vermittelt Silvana de Mari auch wichtige Werte und zeigt Wege, wie es zu einem friedlicheren Zusammenleben kommen kann.
Wie schon „Der letzte Elf“ hat mich auch „Der letzte Ork“ wieder tief bewegt zurückgelassen.

|Taschenbuch: 896 Seiten
ISBN-13: 978-3570222393
Originaltitel: L’ultimo Orco|
[ww.randomhouse.de/cbjugendbuch]http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/index.jsp

Ullrich, Allyssa / Ullrich, Hortense – Last Girl Standing: Die Wette

_Inhalt_

Freitagabend ist bei Charly und ihren vier Freundinnen immer Mädelsabend. Zu diesem hat Charly die Aufgabe, Salatgurken mitzubringen, die die Mädels für ihre Cocktails brauchen. Da Charly wie immer unpünktlich und vergesslich ist, vergisst sie die Gurken und muss noch einmal zum Supermarkt. Da dieser bereits geschlossen hat, löst Charly versehentlich die Alarmanlage aus und versucht zu flüchten. Gerettet wird sie hierbei von Felix, der sie mit dem Auto abfängt und ihr dabei hilft, Salatgurken zu besorgen. Dass sie sich hierbei Hals über Kopf in ihren fremden Retter verliebt, ist mal wieder typisch. Er gibt ihr seine Handynummer, doch die verliert sie schneller, als ihr lieb ist. Sie möchte ihn unbedingt wiedersehen, aber wie soll das funktionieren, wenn sie gerade mal seinen Vornamen kennt?

Gleichzeitig plant Felix‘ bester Freund Tim sämtliche Vorbereitung für die Wette, die er mit Felix abgeschlossen hat. Ziel ist es, mit drei Frauen gleichzeitig eine Verabredung zu haben, ohne dass es den anderen Frauen auffällt. Doch was die beiden damit auslösen, wird ihnen erst viel zu spät bewusst …

_Eindruck_

„Last Girl Standing: Die Wette“ gehört zur „Junge Erwachsene“-Reihe aus dem Rowohlt-Verlag. Bislang wurde ich mit diesen Büchern immer bestens unterhalten, jedoch kann das Buch hier nicht mithalten. Die Idee, dass zwei junge Männer die Wette abschließen, mit mehreren Frauen gleichzeitig auszugehen, ist alles andere neu. Dadurch wirkt die komplette Geschichte sehr vorhersehbar und ich konnte nur sehr wenige Überraschungen in dieser Geschichte entdecken.

Allerdings muss hier gesagt werden, dass sich die Autorinnen große Mühe gemacht haben, sich von anderen Geschichten zu unterscheiden. Leider ist ihnen dies nicht ganz gelungen, da der Lesespaß sehr getrübt war, da die Charaktere alles andere als überzeugen konnte. Zwar konnte mich die Protagonistin Charly einigermaßen unterhalten und mich in ihren Bann ziehen, aber das war es auch schon, was es Positives über die Charaktere zu sagen gibt. Vor allem Charlys beste Freundin Leonie ist alles andere als eine tolle Protagonistin. Sie ist unsympathisch, oberflächlich, arrogant und eine schlechte Freundin. Wieso die Autorinnen sie als so guten Menschen darstellen, ist mir bis jetzt noch schleierhaft. Auch sonst sind die fünf jungen Frauen keine Gruppe, mit denen man gerne befreundet wäre. Zwar werden diese hier als unzertrennliche Freundinnen beschrieben, aber spürbar ist dies nicht. Vielmehr hatte ich immer wieder das Gefühl, dass es sich bei allen nur um eine Zweckgemeinschaft handelt. Bei mir ist der Funke leider nicht übergesprungen.

Der Schreibstil des Duos konnte mich trotz der Protagonistinnen überzeugen. Allyssa und Hortense Ullrich schreiben die Geschichte mit einer großen Portion Sarkasmus und Humor in salopper Jugendsprache, ohne aufgesetzt zu wirken. Die knapp 260 Seiten lassen sich dadurch flüssig lesen. Jedes Kapitel ist nach einem Cocktail benannt, am Ende des jeweiligen Kapitels findet man das Rezept zu den Cocktails, die man gut nachmachen kann. Diese Idee ist ein ganz klarer Pluspunkt.

Die Covergestaltung ist schlicht und bildet eine Frau ab, die auf einer Couch steht. Die knalligen Farben passen gut zu dem Kleid und geben ein tolles Gesamtbild ab.

_Fazit:_

Obwohl die Handlung alles andere als neu ist, hat das Autoren-Duo das Beste aus der Geschichte herausgeholt, konnte mich allerdings nicht ganz überzeugen. Fans von typischen Chick-Lit-Büchern werden allerdings ihre wahre Freude an diesem Buch haben.

|Taschenbuch: 256 Seiten
ISBN-13: 978-3499216053|
[www.rowohlt.de]http://www.rowohlt.de/

_Sabrina Reithmacher_

Laura Brodie – Ich weiß, du bist hier

Inhalt

Sarahs Mann David ist bei einem Kajakunfall ums Leben gekommen. Bislang hat man seine Leiche allerdings nicht gefunden, nur das Boot und ein paar Sachen von ihm. Somit schöpft Sarah immer noch Hoffnung, dass David doch noch lebt. Und als sie ausnahmsweise in einem etwas weiter weg gelegenen Supermarkt einkauft, steht sie ihrem verschollenen Ehemann gegenüber. So plötzlich, wie er da war, ist er auch schon wieder weg. Sarah ist verwirrt. Hat sie sich das alles nur eingebildet? Wenig später klopft der „verschwundene Ehemann“ aber an ihre Tür und sie lässt ihn rein, um sich eine unglaubliche Geschichte anzuhören …

Kritik

Laura Brodie – Ich weiß, du bist hier weiterlesen

Point Whitmark: Hauptrolle: tot (Folge 32)

_Die Handlung:_

Derek Ashby kann es nicht glauben, aber der Brief in der Manteltasche seiner Mutter lässt keine Zweifel: Mrs Ashby wird erpresst!
Als sie eines Nachts erneut heimlich das Haus verlässt, folgen ihr Jay, Tom und Derek und stoßen auf den Mann im Nadelstreifenanzug. Ehe die Jungen wissen, wie ihnen geschieht, finden sie sich inmitten eines siebenundzwanzig Jahre alten Mordkomplotts wieder. Der ehemalige Filmstar Norma D’Arcy beichtet ihnen in Todesangst vom bedingungslosen Ultimatum der Bertani-Familie.
Und immer wieder fällt ein und derselbe Name: der Doktor … (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Nach neun Monaten Pause und dem Wechsel des Vertriebs tauchen die drei Jungs aus Point Whitmark, der Stadt, die heißt wie der Radiosender, wieder auf. Und durch Zufall kommen sie auch direkt an ihren nächsten Fall, der für Derek eine ganz besondere Bedeutung hat, geht es doch um seine Mutter, die bedroht wird.

Während ihrer Ermittlungen verschlägt es die drei an ein Filmset und sie machen die Bekanntschaft der Hauptdarstellerin Norma D’Arcy. Zuerst erweckt Sonja Deutsch, die diesem Charakter ihre Stimme leiht, den Anschein, als wäre sie etwas over the top in ihrer Darbietung. Im Laufe der Zeit erklärt sich dem Hörer aber, warum sie so übertrieben spielt.

Auch die anderen Sprecher, allen voran die der drei Radiosenderbetreiber, machen einen prima Job und wirken lebendig und natürlich bei ihrer Interpretation der Figuren. Die Emotionen werden wie vom Skript gefordert mal lautstark und mal verschroben, angsterfüllt oder wütend von den Sprechern sehr gut vermittelt, sodass ein spannendes Kopfkino entsteht.

Unterstützt wird das Ganze durch die von der Serie gewohnt aufwendige Geräuschkulisse. Da wird nicht einfach nur ein einzelner Effekt zur Untermalung einer Szene benutzt, oftmals sind es mehrere, die zusammen ein authentisches Gesamtbild ins Ohr bringen. Hier und da gibt es auch ein wenig Zwischenmusik, die aber vom Hörer nicht als Minutenschinder wahrgenommen wird.

Interessant an dem Fall ist, dass den Hörer durch einen Twist in der Handlung letztendlich doch nicht das erwartet, was er die ganze Zeit über erwartet hat. Nach dem Abschlusslacher, der nicht von den drei Jungs kommt, sondern vom Hörer, gibts noch eine mit düsterer und dramatisch gruseliger Musik unterlegte Vorschau auf die kommende Folge.

|Die Sprecher und ihre Rollen:|

Erzähler: Jürg Löw
Jay Lawrence: Sven Plate
Tom Cole: Kim Hasper
Derek Ashby: Gerrit Schmidt-Foss
Mr McLaughlin: Horst Lampe
Jimmy Chase: Dominik Freiberger
Norma D’Arcy: Sonja Deutsch
Monica Ashby: Martin Treger
Jonathan Walcott: Olaf Baden
Der alte Fry: Bert Franzke
Rosie Day: Tirzah Haase
Der Doktor: C.-D. Clausnitzer
Mr Crowley: Herr Steiner
Portier: Ernst Meincke

|Technik-Credits:|

Idee & Konzeption: Volker Sassenberg
Drehbuch: Andreas Gloge & Volker Sassenberg
Musik: Matthias Günthert und Volker Sassenberg, Markus Segschneider und Manuel Rösler
Tontechnik und Schnitt: Volker Sassenberg & Marc Sander
Illustration & Cover Design: Ingo Masjoshusmann
Verlegt durch ROBIL BOR Music
Aufgenommen und gemischt unter Finians Regenbogen
Produziert von Volker Sassenberg

|Die Ausstattung:|

Die CD steckt in einem Jewel-Case. Das Booklet enthält eine Bildergalerie der bislang erschienen Folgen, inklusive der kommenden „Das Schloss des Blutmalers“. Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits.

_Mein Fazit:_

Nach einem leicht wirren Beginn entwickelt sich ein spannender Fall, der nicht so endet, wie man glaubt. Gewohnt souverän gespieltes und genial mit Effekten unterstütztes Kopfkino, das den Hörer eine kurzweilige Stunde unterhält. Neuer Vertrieb, aber gewohnte Hörspiel-Qualität.

|1 Audio-CD mit 60 Minuten Spieldauer
EAN: 0886979467828|

_|Point Whitmark| bei |Buchwurm.info|:_
Folge 1: [„Die Bucht der 22 Schreie“ 5128
Folge 2: [„Die rote Hand des teufels“ 5256
Folge 22: [„Die blutenden Schlüssel“ 4793
Folge 23: [„Der Duft der Finsternis“ 5058
Folge 24: [„Am Tag der großen Flut“ 5410
Folge 25: [„Die fiebrigen Tränen“ 5551
Folge 26: [„Die Diener der Pest“ 5743
Folge 27: [„Eiland der Gespenster“ 5817
Folge 28: [„Der leere Raum“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6175
Folge 29: [„Der Seelenkünder (1/2)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6518
Folge 30: [„Der Seelenkünder (2/2)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6670
Folge 32: [„Hauptrolle: tot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7330

Perry Rhodan – Suche nach der Erde (Silber Edition 78, Teil 2 von 4)

_|Suche nach der Erde|:_

Teil 1: 325 MB, 3:52 h, 47 Tracks
Teil 2: 334 MB, 3:56 h, 47 Tracks
Teil 3: – erscheint am 20.09.2011 –
Teil 4: – erscheint am 11.10.2011 –

_Die Handlung:_

April 3460: Die Milchstraße ächzt unter der Herrschaft der technisch überlegenen Laren und ihrer skrupellosen Helfer, den Überschweren. Perry Rhodan blieb keine andere Wahl, als Erde und Mond in einem gewagten Manöver dem Zugriff der Invasoren zu entziehen: Die Urheimat der Terraner und ihr Trabant gingen durch einen gigantischen Sonnentransmitter, sprangen durch den Hyperraum und rematerialisierten im „Mahlstrom der Sterne“, einem Gebiet des Alls, unendlich weit von dem vorgesehenen Zielpunkt entfernt. Lordadmiral Atlan organisiert derweil den Widerstand gegen die Invasoren – und die Suche nach der verschollenen Erde. Sein Weg führt ihn nach Andromeda, zu sterbenden, von Jahrzehntausende alten Ruinen übersäten Welten und zu einer mysteriösen Geisterflotte. Aber für vier seiner Begleiter erweist sich die Mission als ein Flug durch tausend Höllen …
(Verlagsinfo für die komplette |Silber Edition 78| )

|Dieser Teil|:

Atlan ist mit der IMPERATOR VII unterwegs auf der Suche nach der Erde. In Andromeda hofft er, Antworten zu finden. Aber die dortigen Sonnentransmitter werden von den Maakhs kontrolliert, die plötzlich darauf bestehen, dass sämtliche Terraner Andromeda verlassen. Ein einziger Transmitter, der von einem für Maahks undurchdringlichen „Wahnsinnsschutzschild“ umgeben ist, wird für Atlan interessant …

_Mein Eindruck:_

Die Idee mit dem „Wahnsinnsschild“ ist schon interessant, dennoch fühlt sich dieser zweite Teil der |Silber Edition 78| wie ein Lückenfüller an. Lange geht es nur um politische Spannungen mit viel Hektik und Kämpfen. Aber irgendwie hält das Ganze nicht nur Atlan, sondern auch den Hörspaß auf.

Erst als Atlan anfängt, den Sonnentransmitter Gercksvira zu untersuchen, wird es wieder spannender. An dieser Stelle geht es als Planetenabenteuer weiter, das aber auch eher halbherzig interessant so lange aufhält, bis die Forschergruppe einen alten Kontrollturm der Lemurer findet, der kryostatisch aufbewahrtes Leben enthält. Und ohne wirklich etwas herausgefunden zu haben, das dem Trupp weiterhelfen könnte, endet dieser Teil auch schon wieder. Zwar gibts einen kleinen mini-dramatischen Cliffhanger, dennoch glaubt der Hörer nicht, dass es hier wirklich ernsthafte oder gar fatale Probleme für die Forscher geben wird.

_Mein Höreindruck:_

Als Solarmarschall Bulmer Akbosht legt Tom Jacobs gleich zu Anfang lautstark los, passend zur Romanvorlage überschlägt sich seine Stimme geradezu vor Hektik. Hektisch hat er unter anderem auch einen überforderten Ortungsoffizier zu sprechen, wobei Jacobs wieder einmal eine Menge Schauspiel vor dem Mikro zeigt.

Egal ob als kühler und souveräner Atlan oder mit kräftiger Stimme als Oxtorner Ortokur, Jacobs kann sich in diesem Teil der |Silber Edition 78| so richtig austoben. Den Abschluss der Stimmenvariationsgala bilden die garstig krächzenden, wahnsinnigen Lemurer-Embryos oder besser ihre Gedanken.

Tom Jacobs ist es zu verdanken, dass trotz wenig Handlungsfortschritts oder fesselnd spannender Geschehnisse, das Kopfkino dennoch eingeschaltet bleibt.

|Die Effekte – Der Hintergrund|

Jedes Kapitel beginnt mit einer kleinen Melodie oder ein paar Sound-Effekten. Danach folgt bei einigen Kapiteln noch ein Ambient-Teppich als Untermalung für den Hintergrund. Dieser Teppich fällt aber kaum auf, weil er so leise und unscheinbar klingt, als wären es Nebengeräusche.

|Die MP3s|

Die Qualität der MP3s entspricht dem Eins-A-Medien-Standard: 192 kbps, 41,1 kHz und Joint Stereo. Die 47 Tracks sind fortlaufend nummeriert, wobei die Tracknummer im Dateinamen vorn steht und im ID3-Tag am Ende. Auch sämtliche Namen der an der kompletten |Silber Edition| beteiligten Autoren wurden mit in das ID3-Tag der Dateien geschrieben. Dies macht den Eintrag in der Playlist einiger Abspielgeräte so lang, dass nur noch die Autorennamen zu sehen sind und der Titel am Ende abgeschnitten wird.

Diesmal ziert die grafisch aufpolierte Front von Band 682 „Terror der Ungeborenen“, die gleichzeitig auch das Titelbild des |Silberbandes 78| ist, die ID3-Tags. Das Bild liegt dem Hörbuch zusätzlich als JPG- und als PDF-Datei in der Auflösung 1448 x 1444 bei.

Der Download ist auch als One-Track-Version erhältlich.

_Mein Fazit:_

Die Handlung hängt ein wenig durch, weil die diplomatische Bremse in Andromeda nicht nur Atlan aufhält, sondern auch den Hörspaß ein wenig trübt. Der Wechsel zum Planetenabenteuer entschädigt dann aber wieder für die ein wenig gestreckte Handlung. Tom Jacobs schöpft aus dem Vollen und hängt sich richtig rein. Seine packende und sehr lebendig variable Sprecherleistung bindet den Hörer auch in Phasen, in denen er die Geschichte gern selbst vorantreiben möchte.

|MP3-Download mit ca. 334 MB Größe
Spieldauer der Lesung: 3:56 h
Anzahl der Tracks: 47
Sprecher: Tom Jacobs
ISBN-13: 978-3943013078|
[www.einsamedien.de]http://www.einsamedien.de
[www.perry-rhodan.net]http://www.perry-rhodan.net

|Hinweis:| Die |Silber Edition 78| wird zusammen mit dem letzten Download-Teil ab dem 11. Oktober 2011 auch komplett auf zwei MP3-CDs im Handel erhältlich sein.

Gabel, Claudia – Dein Blut auf meinen Lippen

„Dein Blut auf meinen Lippen“ klingt irgendwie nach einem süßlichen Liebesroman für die Hausfrau fortgeschrittenen Alters, die sich in ihrer Freizeit gern in die Arme eines gutgebauten (und doch romantisch veranlagten) Mannes träumt. Tatsächlich kommt man dem Kern der Sache näher, wenn man sich den amerikanischen Originaltitel ansieht, der ziemlich eindeutig benennt, worum es in dem Roman von Claudia Gabel geht: „Romeo & Juliet & Vampires“. Und damit ist eigentlich auch schon alles Wichtige gesagt. Erwähnenswert ist vielleicht außerdem, dass es sich um ein Jugendbuch handelt – erwachsene Leser sollten also keine tiefschürfenden Erkenntnisse erwarten, weder zu „Romeo und Julia“ noch zu Vampiren.

„Dein Blut auf meinen Lippen“ lässt sich dem gerade boomenden Genre des Mashups zuordnen. Die zugrundeliegende Idee ist, dass ein Autor sich einen existierenden Text vornimmt (in diesem Fall Shakespeares „Romeo und Julia“) und ihm ein neues (in der Regel fantastisches) Element hinzufügt – hier sind es Vampire. Dadurch erhält der eventuell angestaubte, da gemeinfreie, Text frischen Pepp und wird unter neuen Gesichtspunkten und mit anderen Schwerpunkten durch den Autor uminterpretiert. Das wohl bekannteste Beispiel für ein Mashup ist Seth Grahame-Smiths „Stolz und Vorurteil und Zombies“. Und ja, oftmals sind die Titel tatsächlich so einfallslos, wohl damit der geneigte Leser sofort erkennen kann, womit er es zu tun hat.

„Dein Blut auf meinen Lippen“ folgt also mehr oder weniger der Handlung von Shakespeares großer Tragödie, allerdings mit einigen tiefgreifenden Veränderungen. Zunächst einmal wird die Handlung nach Transsilvanien verlegt, was ziemlich seltsam wirkt, da trotzdem alle Personen italienische Namen tragen. Julia Capulet ist die Tochter einer ruchlosen und einflussreichen Vampirdynastie. In den vergangenen Jahren haben die Capulets mit Freude die transsilvanische Landbevölkerung buchstäblich ausgesagt, geduldet vom walachischen Landesfürsten Vlad. Dieser wurde nun jedoch gestürzt und sein Bruder Radu möchte für Frieden im Land sorgen. Deshalb verbietet er den Capulets, Menschen auszusaugen. Er verbietet ihnen auch bei Todesstrafe, mit ihren Erzfeinden, den Montagues, aneinanderzugeraten. Diese sind – kaum überraschend – Vampirjäger.

Die Capulets versuchen nun mit allen Mitteln, ihren Einfluss zu sichern. Dazu geben sie einen großen Ball, um Graf Paris zu umschwärmen und ihm ihre Tochter anzubiedern. Denn Paris genießt bei Radu großes Ansehen und könnte so die Interessen der Capulets vertreten. Doch Julia will von Paris nichts wissen. Sie ist ohnehin von ihrer Familie und deren fehlender Moral genervt. Zu ihrem sechszehnten Geburtstag wird sie sich in einen vollwertigen Vampir verwandeln, doch sie hadert mit ihrem Schicksal – schließlich will sie keineswegs Menschen töten! Die Situation spitzt sich zu, als sie auf dem Ball Romeo kennenlernt – einen Menschen und Vampirjäger. Die beiden verlieben sich sofort unsterblich und heiraten praktisch sofort. Doch kann eine Liebe zwischen Vampir und Vampirjäger Bestand haben? Kann Romeo akzeptieren, was aus Julia wird? Kann sie es selbst?

Keine Sorge, „Dein Blut auf meinen Lippen“ beantwortet all diese Fragen wohlwollend und in klarer Übereinstimmung mit den aktuellen Trends in der Vampirliteratur. Dass Claudia Gabel am Ende drastisch von Shakespeares Auflösung der Geschichte abweicht, ist vermutlich der größte Fauxpas, den sie sich leistet. Jugendliche Leser werden sicher begrüßen, dass Romeo und Julia schlussendlich nicht ihr Leben für die Versöhnung ihrer Familien aushauchen. Shakespeare-Fans werden wohl aufgrund solch schändlicher Abweichung vom großen Barden das Buch mit einem bitteren Nachgeschmack zuklappen.

Ansonsten kommt „Dein Blut auf meinen Lippen“ recht geradlinig daher: Alle wichtigen Handlungspunkte von Shakespeares Drama werden abgearbeitet: Das Fest, die Balkonszene, die Hochzeit, das Duell, Julias scheinbarer Tod. Abgearbeitet ist hierbei ein wichtiges Stichwort, denn oft hat man als Leser den Eindruck, vieles würde schnell und mit einigem Desinteresse abgehandelt. Dass sich Claudia Gabel entschlossen hat, ein Drama in einen Prosatext umzuschreiben, ist eine große Chance, die sie leider viel zu oft ungenutzt verstreichen lässt. Emotionen und Motive werden kaum ergründet, stattdessen dümpelt der Roman an der Oberfläche jugendlicher Liebe, ohne je wirklich tiefes Gefühl vermitteln zu können. Das liegt sicher auch an der sehr einfachen Sprache des Textes, der oftmals wie eine Schreibübung ohne einen Funken Inspiration klingt. So erscheint „Dein Blut auf meinen Lippen“ irgendwie unentschlossen: Auf der einen Seite verfährt der Roman mit der überlebensgroßen Vorlage lieblos und ohne rechte Sympathie. Andererseits gibt es zu wenige wirklich zündende Ideen der Autorin, die dem Stoff eine neue Richtung geben würden. Dadurch kann man sich nie ganz des Eindrucks erwehren, dass man auch einfach das Original hätte lesen können.

_“Dein Blut auf meinen Lippen“_ eignet sich sicherlich für jugendliche Leser, denen man Shakespeare schmackhaft machen will – Baz Luhrmanns farbenprächtige Verfilmung des Stoffes erzielt allerdings sicherlich denselben Effekt und vermittelt außerdem noch die Einzigartikeit des Shakespeare’schen Sprache – etwas, das Gabels Buch (bis auf wenige Zitate) komplett vermissen lässt. Für erwachsene Leser bietet der Roman wenig Spektakuläres und eignet sich höchstens für einen verregneten Nachmittag.

|Taschenbuch: 240 Seiten
Originaltitel: Romeo & Juliet & Vampires
ISBN-13: 978-3499257032|
[www.rowohlt.de]http://www.rowohlt.de

Keiner, Mira – Wolkenkrone, Die (Nescéa Nayar – Artefakte der Nacht 1)

_Das Reich Ialungar_ wurde immer von dem Rat der sieben Weisen friedlich regiert. Friedliche Jahre waren dies, bis sich dann Lord Argras zum tyrannischen Herrscher an die Spitze der Regierung setzte. Lord Argras begann nicht nur einen Krieg gegen das Nordreich, auch sein Volk leidet unter dem erbarmungslosen Herrscher. Nun droht wieder ein Krieg dem Reich Ialungar, der um mehr als nur das Nordland geführt wird.

Seit frühester Kindheit lebt der Zauberlehrling Maro bei seinem Meister Ignoris im Schattenmoor. Auf dem besten Wege ein mächtiger Zauberer zu werden, bekommt Maros Leben eine gefährliche Wendung, als der Elf Ranag bei Meister Ignoris auftaucht. Ranag verfolgt einen selbstmörderischen Plan. Mit Ignoris Hilfe will Ranag Lord Argas stürzen. Gerne ist Ignoris bereit, das seine zu dem gefährlichen Plan beizusteuern, allerdings auf eine andere, seine Art. So begleitet Maro den Elf auf die Mission, um den grausamen Herrscher zu stürzen.

Gemeinsam, begleitet von dem Kobold Twip, schließen sich Ranag und Maro dem frisch rekrutierten Heer Argras an, um getarnt die Hauptstadt Silum zu erreichen. Doch schon bald verliert die Gruppe den Anschluss zu dem Soldatentrupp.

Nun müssen Mensch, Elf und Kobold einen Weg durch das Reich Ialungar finden. Mehr Wunder, als er jemals erahnte, erwarten den Zauberlehrling Maro auf der Reise. Als die kleine Gruppe auf ihrer Mission Tyala, die entflohene Tochter Argras, treffen, haben sie eine neue Verbündete. Auf der Flucht vor ihrem bösen Vater schließt sich Tyala der Gruppe an, mit einem wertvollen Wissen. Nur Tyala kennt die Schwachstelle ihres Vaters.

_Kritik_

„Die Wolkenkrone“ ist der erste Band der geplanten Trilogie um die „Nescéa Nayar – Artefakte der Nacht“ der jungen Autorin Mira Keiner.

Mira Keiner bedient sich einem lebendigen und leicht verständlichen Erzählstil, dem auch junge Leser spielend folgen können. Auf Umgangssprache verzichtet Mira Keiner, ihre Wortwahl ist erstklassig und zeugt von einem gewaltigen Wortschatz. Die zwischen den Charakteren geführten Dialoge sind lebhaft und ansprechend zu lesen. Aufgewertet wird der Stil der Autorin zudem durch Reime, die sich in Zaubersprüchen und dem Gesang der Mondweberinnen wiederfinden. Ausdrucksstark und sehr anschaulich beschreibt die Autorin das Reich Ialungar. Dabei verrennt die Autorin sich niemals in ihren Beschreibungen sondern gibt auch der fesselnden Handlung reichlich Raum um sich zu entwickeln.

Gleich mit dem Begin der Erzählung wird ein solider Spannungsbogen erzeugt, der sich konstant durch die Geschichte zieht. Gefesselt an die Abenteuer der Protagonisten fällt es schwer, aus der Geschichte aufzutauchen. Anfangs teilt sich die Geschichte in zwei Handlungsstränge, die die Spannung nochmals steigern. Diese werden mit dem Zusammentreffen der drei Gefährten und Tyala zusammengefügt. Erzählt wird die Handlung rückblickend von einer dritten Person, die das Geschehen immer im Blick behält.

In verschiedenen Nebenhandlungen erzählt Mira Keiner uns Lesern die verschiedenen Sagen Ialungars. Mira Keiner lässt Eisvögel entstehen, erzählt die Herkunft der Mondweberinnen und die Entstehung der schwebenden Stadt unglaublich märchenhaft. Diese bezaubernden Sagen sind perfekt im Plot verwoben und verleihen der Geschichte das besondere Etwas.

Viel Ideenreichtum beweist die junge Autorin auch bei der Zeichnung ihrer Figuren. Auch wenn Elfen, Kobolde und andere bekannte Fabelwesen das von ihr geschaffene Fantasyreich bevölkern, sind sie trotzdem einzigartig. Der Leser erfährt nicht nur, wie die einzelnen Charaktere aussehen, auch ihre Motivation, ihre Gefühle und Charaktereigenschaften werden deutlich. Gerade die Hauptdarsteller werden so schnell sympathisch und nachvollziehbar.

Maro, seines Zeichens Zauberlehrling, und auch Argras Tochter Tyala beweisen eine Menge Mut und auch Treue ihren Gefährten gegenüber. Ein wenig hochnäsig dagegen kommt der Elf Ranag daher, schnell ist aber auch klar, dass der Elf niemanden im Stich lässt und Werte wie Mut, Treue und Freundschaft eine wichtige Rolle für ihn spielen. Für eine Menge Humor in der Geschichte sorgt dann der Kobold Twipp, immer mit dem Magen denkend, zaubert dieser dem Leser durch seine Art zu denken und zu erzählen das eine oder andere Lächeln ins Gesicht.

Den mächtigen Gegenspieler Lord Argras lernt der Leser als Person kaum kennen, lediglich einige Randerzählungen zeugen von seiner grausamen Herrschaft. Diese wirken allerdings so nachhaltig, dass der Leser auf ein näheres Kennenlernen gerne verzichtet.

Leider ist das Cover nicht besonders ansprechend gestaltet. Alles ist in verschiedenen Grautönen dargestellt, nicht einmal der Titel hebt sich besonders hervor. Dies ist sehr schade, trägt doch vor allem dieser erste Eindruck zur Kaufentscheidung bei.

_Autorin_

Die 1995 in Gießen geborene Mira Keiner legt mit „Die Wolkenkrone“ ihren Debütroman vor. Bereits mit 14 Jahren begann sie das Buch zu schreiben und konnte es ein gutes Jahr später fertigstellen. Schon seit der Grundschule will sie Schriftstellerin werden, verschlingt ein Buch nach dem anderen – am liebsten Fantasy. Mira Keiner lebt mit zwei jüngeren Geschwistern und ihren Eltern in Wetzlar. „Die Wolkenkrone“ bildet den Auftakt der Trilogie „Nescéa Nayar – Artefakte der Nacht“.

_Fazit_

Mit ihrem Debütroman „Die Wolkenkrone“ hat Mira Keiner den magischen Start ihrer Trilogie „Nescéa Nayar – Artefakte der Nacht“ vorgelegt.

Kaum zu glauben, dass diese Autorin erst junge 16 Jahre alt sein soll, von Sprach- und Schreibstil steckt sie so manche andere Autoren locker in die Tasche! Mit Begeisterung habe ich die abenteuerliche Geschichte geradezu verschlungen und war so manches Mal angenehm überrascht. Sei es die stilsichere Wortwahl, die magischen Geschichten oder auch die feine Zeichnung der Figuren.

Mit Spannung erwarte ich die weiteren Teile der „Nescéa Nayar – Artefakte der Nacht“ Trilogie und hoffe, dass Mira Keiner ihre Schreibgeschwindigkeit beibehält.

|Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
ISBN-13: 978-3943022018|
[www.verlag-schmenk.de]http://www.verlag-schmenk.de

Paretsky, Sara – Hardball

_Die |V. I. Warshawsky|-Reihe:_

(1982) „Schadenersatz (|Indemnity Only|)
(1984) „Deadlock (|Deadlock|)
(1985) „Fromme Wünsche“ (|Killing Orders|)
(1987) „Tödliche Therapie“ (|Bitter Medicine|)
(1988) „Blood Shot“ (|Blood Shot|)
(1990) „Brandstifter“ (|Burn Marks|)
(1992) „Einer für alle“ (|Guardian Angel|)
(1994) „Engel im Schacht“ (|Tunnel Vision|)
(1999) [„Die verschwundene Frau“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1727 (|Hard Time|)
(2001) „Ihr wahrer Name“ (|Total Recall|)
(2003) „Blacklist“ (|Blacklist|)
(2005) [„Feuereifer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3868 (|Fire Sale|)
(2009) _“Hardball“_ (|Hardball|)
(2010) |Body Work| (noch kein dt. Titel)

1996 erschien unter dem Titel „Windy City Blues“ (dt. unter identischem Titel) eine Sammlung von V.-I.-Warshawsky-Kurzgeschichten

_Das geschieht:_

Privatdetektivin Victoria Iphigenia Warshawski ist von einer Europareise ins heimatliche Chicago zurückgekehrt. Sie hat sich von ihrem Freund getrennt und ist pleite, weshalb sie umgehend ihre Arbeit aufnehmen will. Stattdessen muss Vic Familienpflichten und einen denkbar ‚kalten‘ Fall übernehmen. Cousine Petra, muntere 22 Jahre jung und der Fürsorge ihrer Eltern Peter und Rachel endlich entschlüpft, ist als Praktikantin für Brian Krumas tätig, der Senator des US-Staates Illinois werden möchte. Dabei scheint sie in gefährliche Kreise abgedriftet zu sein: In Vics Büro wird eingebrochen, es wird verwüstet. Die Überwachungskamera zeigt drei vermummte Gestalten, doch Vic erkennt trotzdem ihre Cousine unter den Tätern. Zur Rede stellen kann sie Petra nicht, da diese seither spurlos verschwunden ist. Detective Bobby Mallory nimmt Vic in die Zange, und zu allem Überfluss reisen Peter und Rachel an, um ihr Vorwürfe zu machen.

Als Detektivin gerät Vic an die Schwestern Ella Gadsden und Claudia Ardenne. Beide sind alt und krank. Bevor ihr Leben endet, will vor allem Claudia Gewissheit über das Schicksal ihres Neffen Lamont Gadsden, der seit 1967 verschollen ist. Vic übernimmt den aussichtslosen Fall und fahndet nach Personen, die Lamont, einen Kleinkriminellen und wohl auch ein Bandenmitglied, einst kannten. Ihre Suche führt zurück in die schwierige Zeit der Rassenunruhen, die in den 1960er Jahren auch in Chicago für bürgerkriegsähnliche Verhältnisse gesorgt hatten. Die damals geschlagenen Wunden sind auf beiden Seiten keineswegs verheilt.

Vics Ermittlungen rücken eine Reihe damals junger Männer in ein unschönes Licht. Heute sind sie vermögend, politisch einflussreich und verfügen über Mittel und Männer, unliebsame Schnüffeleien nachdrücklich zu unterbinden. Zu ihrem Kummer scheint auch Vics verstorbener Vater 1967 in düstere Machenschaften verwickelt gewesen zu sein. Bald wird es für die Detektivin allerdings wichtig, lange genug zu überleben, bis sie ihren übermächtigen Gegnern mit handfesten Beweisen entgegentreten kann …

|Stadtgeschichte im Kriminalroman|

Seit jeher schreibt Sara Paretsky nicht ’nur‘ Kriminalromane. Sie übt auf unterhaltsame Weise Kritik an politischen und gesellschaftlichen Missständen, prangert Rassismus, Diskriminierung und verstärkt den Verlust von Menschenrechten an, die spätestens seit dem 11. September 2001 von und in den USA Stück für Stück außer Kraft gesetzt wurden.

„Hardball“ bildet eine Klammer zwischen Vergangenheit und Gegenwart. In einem ausführlichen Nachwort schildert Paretsky, wie sie 1966 als junge Frau nach Chicago kam, wo sie im Rahmen eines Sozialpraktikums mit Kindern arbeitete. Als politisch interessierter Mensch nahm sie die aufkommende Bürgerrechtsbewegung und die ihr feindlichen Gegenströmungen unmittelbar wahr – ein Sommer, den sie die prägende Zeit ihres Lebens nennt.

Viele der von der Autorin selbst erlebten Ereignisse fließen in „Hardball“ ein. Wer damals dabei war, erinnert sich gut – im Positiven wie im Negativen, da die Unruhen jenes Jahres die Menschen zwang, Stellung zu beziehen. Die Entscheidung pro oder contra Gleichberechtigung spaltete Gemeinden, Freundschaften, Familien. Die daraus resultierenden physischen Wunden sind nur oberflächlich verheilt.

Paretsky vermeidet simple Schwarz-Weiß-Zeichnungen. ‚Böse‘ weiße Rassisten kämpfen daher nicht gegen ‚edle‘ schwarze Bürgerrechtler. Eine der Gruppen, die 1967 Martin Luther King beschützten und Kinderhorte einrichtete, mutiert im Roman zur Straßengang der „Anacondas“, die ihre Drogen an Menschen aller Hautfarben verkaufen und auch in Sachen Mord ohne Vorurteile sind.

|Geschichte und Gegenwart|

1967 scheint für einen Großteil heutiger Leser in der Urzeit zu liegen. Tatsächlich stellen vier Jahrzehnte kein Menschenalter dar. Wer damals jung aber schon aktiv war, ist heute älter, kann aber immer noch aktiv sein. Paretsky geht von der Prämisse aus, dass einige damals Steine werfende, Hassparolen schreiende Männer zu prominenten Mitgliedern der Chicagoer High Society aufgestiegen und damit automatisch ehrenwert geworden sind.

Doch sie haben einen Mord begangen und bei der Vertuschung weitere Kapitalverbrechen begangen, die auch das Establishment nicht dulden kann, sollte die Öffentlichkeit Wind davon bekommen. Deshalb – so Paretsky – werden die Betroffenen wie vor vierzig Jahren gewalttätig. Inzwischen hat sich die Palette ihrer Möglichkeiten freilich erweitert. Sie müssen sich nicht mehr selbst die Hände schmutzig machen. Die enge Verknüpfung von Geld und Macht ermöglicht die Instrumentalisierung von Polizei und Justiz. So genügt es, V. I. Warshawski vage die Verwicklung in terroristische Umtriebe zu unterstellen, um eine mächtige Maschinerie in Gang zu setzen, die nicht nur Paretsky an Kafka erinnert.

Auf der Strecke bleiben Gerechtigkeit und Moral. Beinahe rührend wirkt Warshawski, die sich immer wieder als Verfechterin altmodisch scheinender, dem globalisierten 21. Jahrhundert nicht zweckdienlicher Werte positioniert. Dabei ist sie weder zurückhaltend oder zimperlich nach Gutmenschen-Art, sondern provozierend deutlich und stets bereit, auch unschöne Dinge beim Namen zu nennen.

|Der Preis der Freiheit – der Job|

V. I. Warshawski ist keine einfach gestrickte oder besonders sympathische Figur. Sie ist jähzornig, ein Kontrollfreak, voreilig, widerborstig aus Prinzip. Damit erhebt Paretsky sie nicht zur Weltenretterin und rettet sie vor einer unrealistischen Idealisierung. Sie lässt Warshawski ihren Preis für die Offenheit zahlen, die diese für sich beansprucht. In „Hardball“ lässt sie die entsprechenden Sünden Revue passieren: Eine Karriere im Staatsdienst hat sie sich aufgrund ihrer Kompromisslosigkeit verbaut, der Aufbau einer einträglichen Firma gelingt ihr nicht: Ihre beachtlichen kriminologischen Fähigkeiten investiert Warshawski immer wieder in Fälle, die ihren Gerechtigkeitssinn ansprechen aber dem Kontostand schaden. Dieses Mal lässt sie sich auf das besonders aussichtslose Unterfangen einer Personenfahndung ein, deren Ziel seit Jahrzehnten verschollen ist.

Dank kann Warshawski selten erwarten; in dieser Hinsicht geht es ihr wie den klassischen Detektiven des Genre-Krimis. Selbst die Mutter des verschwundenen Lamont Gadsden honoriert Warshawskis Mühen keineswegs. Wie üblich zahlt die Detektivin buchstäblich drauf. Beschädigtes Inventar, Streit und Körperverletzung gehen auf eigene Rechnung.

|Der Preis der Freiheit – privat|

Auch privat ist V. I. Warshawskis Leben eine Dauerbaustelle. Wieder einmal ist eine Beziehung in die Brüche gegangen. Selbst enge Freunde – ihre Zahl hält sich ohnehin in Grenzen – kommen nicht umhin, Warshawkis ausgeprägte Eigenheiten und vor allem ihre Ungeduld als Ursachen anzusprechen. Das Ergebnis sind kurzfristige Depressionsphasen, aus denen Warshawski indes niemals lernt.

Deshalb lässt sie sich auch im 13. Band der Serie vom steinalten Nachbarn Mr. Contreras und von ihren beiden Hunden auf der Nase herumtanzen. Als Verstärkung kommt dieses Mal die aufreizend lebenslustige Cousine Petra hinzu, die der Detektivin den Verlust jugendlicher Unbekümmertheit besonders deutlich signalisiert.

Auf 500 eng bedruckten Buchseiten ist genug Platz für eine unheilvolle Reise in die Warshawskische Familiengeschichte. Vic vergöttert die Mutter und verehrt den Vater. An dessen Vergoldung kratzt die Realität kräftig: Die Suche nach Wissen birgt stets das Risiko, mit unerwarteten und unwillkommenen Informationen konfrontiert zu werden. Vic muss lernen, dass ihr Vater nur ein Mensch war.

|Viel Altes, ein wenig Neues|

Vor gut recherchiertem Hintergrund erzählt Paretsky eine gediegene Kriminalstory bekannten Musters. Auch Vic Warshawski führt kein so aufregendes Leben, dass 13 Bücher mit originellen Geschichten gefüllt werden könnten. Vertraute Feindbilder werden neu arrangiert, bekannte Figuren tauchen auf. Der Leser will Warshawskis Welt zwar durcheinandergewirbelt aber keinesfalls zerstört sehen. So ist Mr. Contreras inzwischen angeblich über 90 Jahre alt, zeigt aber weiterhin keinerlei Anzeichen körperlichen oder geistigen Verfalls. Offenbar besitzt diese penetrante Figur eine eigene Fangemeinde.

Der Fortbestand zwischenmenschlicher Ungerechtigkeiten und eine unkonventionelle Heldin sorgen im Bund mit soliden Plots für Kriminalromane, deren Unterhaltungswert unter einem gewissen Tiefgang nicht leidet. Auf diese bewährte Weise kann (und wird) Sara Paretsky ihre Serie problemlos fortsetzen.

_Autorin_

Sara Paretsky (geb. am 8. Juni 1947 in Ames, Iowa) wuchs in Lawrence, Kansas, auf. 1966 zog sie nach Chicago, arbeitete sie als Sekretärin und begann sich zu engagieren: Dies waren die Jahre, in denen die Jugend der USA gegen den Krieg in Vietnam, den Rassismus im eigenen Land und für die Menschenrechte protestierte. Paretsky fügte dem noch ihren Kampf für die Rechte der Frau hinzu. Konsequent verwirklichte sie diese für die eigene Person, studierte Wirtschaft und Geschichte, promovierte 1977 und arbeitete bis 1985 als Verkaufsmanagerin einer großen Versicherungsgesellschaft.

1986 beschloss Paretsky eine Laufbahn als hauptberufliche Schriftstellerin. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits drei Romane um Vic Warshawsky, eine Privatdetektivin in Chicago, verfasst, die von den beruflichen und persönlichen Erfahrungen ihrer geistigen Mutter profitierte. Sara Paretsky gehört zu den Autorinnen, die in den 1980er Jahren dem Genre wichtige Neuimpulse gaben. Der ehrwürdige Kamillentee-Lady-Thriller wurde endlich ergänzt vom modernen „Privat-Eye“-Krimi, dessen Protagonistinnen nicht als Abziehbilder ihrer hartgesottenen männlichen Vorbilder agierten, sondern überzeugend eigene Wege gingen.

Paretskys V. I. Warshawski hat inzwischen die meisten fiktiven Detektiv-Kolleginnen (und eine wahrhaft schauerliche Hollywood-Verfilmung) überlebt und hält ihre Ideale weiterhin eisern hoch. Die Autorin gründete außerdem die „Sisters in Crime“, eine Organisation, die weibliche (Nachwuchs-) Autoren fördert und deren erste Präsidentin sie war.

|Taschenbuch: 512 Seiten
Originaltitel: Hardball (New York : G. P. Putnam’s Sons 2009)
Übersetzung: Monica Bachler
ISBN-13: 978-3-8321-6160-6

Als eBook: Juli 2011
ISBN-13: 978-3-8321-8563-3|
[www.saraparetsky.com]http://www.saraparetsky.com
[www.dumont-buchverlag.de]http://www.dumont-buchverlag.de

McQueen, Holly – Sie dürfen die Torte jetzt küssen

_Inhalt_

Isabel arbeitet bei der angesehenen Hochzeitsplanerin Pippa Everitt in London als Assistentin. Eigentlich hatte sie sich von der Anstellung bei Pippa erhofft, selbst etliche Erfahrungen in der Hochzeitsplanung sammeln zu können. Stattdessen darf sie aber nur Hilfsarbeiten leisten. Als ihr dann auch noch ein Malheur passiert, so dass sie am Tag der Trauung zwei Bräute in die falsche Kirche schickt, wird sie gefeuert. Sie lässt sich dadurch nicht unterkriegen und macht sich selbstständig. Und prompt erhält sie ihren ersten Auftrag: eine Promi-Hochzeit.

Isabels eigene Hochzeit steht allerdings noch in den Sternen. Als sie aber eines Tages einen hübschen Ring in der Wohnung ihres Freundes Will findet, denkt sie, er möchte ihr einen Antrag machen. Doch leider ist dies wohl nicht der Fall, denn sie entdeckt den Ring kurze Zeit später am Finger ihrer besten Freundin Lara. Was hat der Ring denn da zu suchen?

_Kritik_

„Sie dürfen die Torte jetzt küssen“ von Holly McQueen wird von der Protagonistin selbst erzählt. Die Sätze sind nicht zu lang und gut verständlich. So wird das Lesen zu einem Vergnügen. Manche Kapitel waren mir etwas zu lang, andere sind wieder etwas kurz geraten. Dennoch hält sich durchweg eine gewisse Spannung, so dass man immer wieder gerne zum Buch greift, um weiterzulesen. Die Entwicklung der Story ist nachvollziehbar und anschaulich geschildert.

Die Protagonistin Isabel ist mir, auch aufgrund ihrer kleinen Fehler, die im Laufe des Buches deutlich werden, sehr sympathisch. Es macht Spaß, ihre Geschichte zu verfolgen. Als sie aufgrund ihres Missgeschicks bei Pippa gefeuert wird, ist das der Anfang eines neuen Lebensabschnitts für sie. Endlich nimmt sie allen Mut zusammen und macht sich selbstständig. Sie kann ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und muss nicht nur die Hilfsarbeiten für ihre Chefin erledigen. Allerdings ergattert sie die zu planende „Promi-Hochzeit“ nur, weil sie ein wenig schwindelt und sich noch als Angestellte von Pippa Everitt ausgibt. Es ist schon ein wenig spannend, zu gucken, ob und wie lange sie die Lüge aufrechterhalten kann.

Im Laufe der Geschichte tut Isabel dem Leser dennoch etwas leid. Denn sie wünscht sich selbst auch so gerne eine Hochzeit, und als sie den Ring bei ihrem Freund findet, ist sie überglücklich. Als sie dann aber den Ring am Finger ihrer besten Freundin entdeckt, ist sie verwirrt. Außerdem redet ihr Freund Will momentan nur von einem Bausparvertrag und lässt mit einigen Anmerkungen durchblicken, dass er kein Interesse an einer Hochzeit oder aber an Kindern hat. Ich finde, dass auch dieser Teil der Erzählung interessant dargestellt ist. Erst nach und nach werden die Verwirrungen, die Isabel derzeit umgeben, aufgelöst.

_Autor_

Holly McQueen wollte Schriftstellerin werden, seit sie herausfand, dass ihr die Nonnen in der Schule die Matheaufgaben erließen, wenn sie stattdessen eine Geschichte schrieb. Nach unvorhergesehenen Umwegen über Jura, Journalismus und das Musiktheater schrieb sie die Romane „Mein glamouröses Doppelleben“ (rororo 24793) und „Schwindelfrei“ (rororo 25373). Mit ihrem Ehemann lebt Holly McQueen heute in London. Der Mathematik geht sie immer noch aus dem Weg.

_Fazit_

„Sie dürfen die Torte jetzt küssen“ von Holly McQueen ist ein turbulenter und auch humorvoller Roman, den man gelesen haben sollte. Das Buch ist durchweg leicht und flüssig zu lesen. Besonders gelungen finde ich die häufig zum Ende der Kapitel abgedruckten und lustigen Briefe, die Isabel an verschiedene Leute schreibt.
Ich kann das Buch nur empfehlen.

|Taschenbuch: 560 Seiten
Originaltitel: Confetti Confidential
Übersetzt aus dem Englischen von Isabel Lorenz und Claudia Preuschoft
ISBN-13: 978-3499256592|
[www.rowohlt.de]http://www.rowohlt.de

_Nadine Stifft_

RICHELLE MEAD – Schicksalsbande (Vampire Academy 06)

Rose Hathaway, ehemalige Schülerin der St. Vladimir’s Academy und nun Wächterin im Dienste der Moroi, war noch nie besonders brav. Doch in Band 6 von Richelle Meads Serie „Vampire Academy“ steckt sie in den wohl größten Schwierigkeiten ihres Lebens. Sie sitzt im Gefängnis, weil man sie verdächtigt, die Königin der Moroi getötet zu haben.

Glücklicherweise kann sich Rose Hathaway auf ihre Freunde, ihren Exfreund und ehemaligen Lehrer Dimitri und ihren zwielichtigen Vater Abe verlassen. Wenig später befreien sie sie aus ihrem Gefängnis, aber das macht die Situation nicht wirklich besser. Nun befindet sich Rose auf der Flucht und soll in einem Motelzimmer in West Virginia warten, bis ihre beste Freundin Lissa den wahren Mörder von Königin Tatiana gefunden hat. Nur ist Stillsitzen nichts für das lebendige Mädchen. Viel lieber macht sie sich auf die Suche nach etwas, das Tatiana in einem letzten Brief mitgeteilt hat, weil sie glaubt, dass Rose die Einzige ist, die dieses Etwas finden kann: eine uneheliche Schwester oder ein unehelicher Bruder von Lissa. Da diese die letzte ihres Geschlechts ist, hat sie im Rat der Moroi keine Stimme, denn dafür würde sie einen weiteren, lebenden Verwandten brauchen. Ein weiterer Spross der Dragomirfamilie wäre politisch überaus brisant.

Währenddessen kandidiert Lissa am Hofe der Moroi als Königin. Was eigentlich als Manöver gedacht ist, um Zeit für die Suche nach dem Königinnenmörder zu schinden, bekommt bald eine ganz eigene Dynamik …

„Schicksalsbande“ ist der vermutlich bislang komplexeste Teil der Serie. Es gibt zahlreiche Handlungsstränge. Neben dem Beweis von Roses Unschuld sind dies vor allem die Suche nach dem unehelichen Kind, Lissas Kandidatur als Königin sowie, fürs Herz, einige Überraschungen in Roses Liebesleben. Trotz dieser Fülle an Stoff hält Mead die Geschichte zusammen. Sie erzählt kompakt und klar, mit viel Spannung und geschickt platzierten Wendungen. Ein gesundes Maß an Action, interessantes Wissen über die übernatürlichen Moroi und Strigoi sowie Einblicke in Roses turbulentes Gefühlsleben runden die gelungene Handlung ab. Besonders angenehm: Das Thema Liebe steht nicht wie in vielen ähnlichen Büchern im Vordergrund, sondern spielt nur eine kleine Rolle und kommt noch dazu völlig ohne Kitsch aus.

Mit Rose Hathaway hat Mead eine Heldin geschaffen, deren Abenteuer man gerne liest. Sie ist sympathisch, clever und humorvoll und entwickelt sich kontinuierlich weiter. Auch die anderen Figuren überzeugen durch ihre Darstellung. Dimitri, der gerade von einem bösartigen Strigoi zurück in einen Moroi verwandelt wurde, hat mit Schuldgefühlen zu kämpfen, während Lissa mit ihren 18 Jahren einiges an Verantwortung schultern muss. Für ein Jugendbuch sind Meads Figuren angenehm tiefgründig und erwachsen.

Dazu passt der schnörkellose Schreibstil der Autorin. Es wird aus Roses Perspektive in der ersten Person erzählt, sodass vor allem ihre Gefühle und Gedanken im Vordergrund stehen. Dadurch, dass Rose mit einem unsichtbaren Band mit Lissa verbunden ist und dadurch Anteil an ihrem Alltag hat, erfährt man aber auch genug aus deren Leben. Mead setzt dabei mittlerweile hauptsächlich auf Ernst. Roses humorvolle Seite hat sie zurückgeschraubt, was aber authentisch ist, da die Situationen, in denen sich die Protagonistin befindet, ebenfalls ernst sind. Genau wie Rose ist auch der Schreibstil erwachsener geworden.

Richelle Meads Serie „Vampire Academy“ entwickelt sich immer mehr von Jugendbüchern, die in einem Internat spielen, zu spannender Mysteryliteratur mit tollen Figuren, packender Handlung und viel Tiefgang. „Schicksalsbande“ ist bis dato der beste Band der Serie und besticht vor allem durch die komplexe Story.

Broschiert: 522 Seiten
Originaltitel: Last Sacrifice
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3802583476

http://www.egmont-lyx.de
http://www.richellemead.com

Macken, John – Underground Killer

_Die |Reuben Maitland|-Serie:_

(2007) „Blutcode“ (|Dirty Little Lies|) – Mira TB
(2008) „Die Genspur“ (|Trial By Blood|) – Mira TB
(2009) _“Underground Killer“_ (|Breaking Point|) – Knaur TB 50878
(2010) |Control| (noch kein dt. Titel)

_Das geschieht:_

Nachdem Dr. Reuben Maitland unerlaubterweise ein von ihm entwickeltes aber noch in der Erprobung befindliches Programm zur Identifizierung psychopathisch veranlagter Krimineller zum Einsatz gebracht hatte, wurde er seines Amtes als Leiter von „GeneCrime“, einer forensischen Abteilung des „Criminal Investigation Department“ (CID) in London, enthoben und entlassen. Seitdem entwickelt Maitland „Psychopath Selection“ privat weiter. Allerdings halten ihn seine Nachfolgerin Dr. Mina Ali sowie Detective Chief Inspector Sarah Hirst, die an seine Arbeit glauben, heimlich auf dem aktuellen Wissensstand und versorgen ihn mit Genproben potenzieller Unholde.

Ali ist es, der auffällt, dass eine eigentlich längst gelöschte Datenbank im „GeneCrime“-Speicher ihren Platz gewechselt hat und mächtig angeschwollen ist. Sie enthält Namen von Personen, die im Zusammenhang mit begangenen Verbrechen befragt wurden. Offenbar hat jemand diese Daten mit kürzlich erfolgten Gesetzesverstößen abgeglichen und dabei Maitlands Software missbraucht. Das Ergebnis ist eine Liste von Männern, die als potenzielle Psychopathen gelten müssen.

Maitland, Ali und Hirst sind alarmiert, zumal derjenige, der dies anonym und illegal tat, damit begonnen hat, diese Männer unter Druck zu setzen, um den Killer in ihnen zu wecken. Der böse Plan ging anscheinend bereits auf: In der U-Bahn von London hat ein Unbekannter damit begonnen, Fahrgäste mit Hilfe heimlich im Gedränge verabreichter Giftinjektionen zu töten.

Während unter der Bevölkerung von London, die auf die „Tube“ als Transportmittel angewiesen ist, Panik ausbricht, versuchen Maitland und seine wenigen Vertrauten den unsichtbaren Gegner zu stellen. Doch wem können sie trauen? „GeneCrime“ hat eine undichte Stelle, die der Drahtzieher zur systematischen ‚Aktivierung‘ weiterer Psychopathen nutzt …

|Der Killer-Code im Reagenzglas|

Der Psychopath und der Forensiker sind ein Dream Team des modernen Kriminalromans. Was die Hannibal Lecters der literarischen Welt in diversen Unterhaltungsmedien anrichten, wird von CSI-Spezialisten unter Nutzung modernster technischer und naturwissenschaftlicher Methoden aufgedeckt.

In der Regel geschieht dies, nachdem die böse Tat bereits geschehen und der Schurke geflüchtet ist. John Macken postuliert nunmehr eine Methode, mögliche Metzelbolde bereits lange vor dem ersten Stich auszusieben. Auf diese Idee ist er natürlich weder als einziger noch als erster Autor gekommen. In der Wissenschaft wird tatsächlich in dieser Richtung geforscht; ein Erfolg käme derzeit allerdings dem Finden des Heiligen Grals gleich.

Ist ‚das Böse‘ in den Genen angelegt? Kann es erkannt und womöglich getilgt werden? Muss man sich damit bescheiden, entsprechend vorbelastete Pechvögel unter scharfe Beobachtung zu stellen? Wie sieht es mit den ethischen Aspekten einer funktionierenden Früherkennung aus? Darf man noch unbescholtene Menschen vorsichtshalber separieren? Darf man im Interesse der potenziellen Opfer darauf verzichten?

Schon diese wenigen und eher willkürlich gestellten Fragen machen deutlich, wie brisant das Thema ist – und dass es sich für eine unterhaltsame Umsetzung als Kriminalroman förmlich anbietet. John Macken alias Professor Chris McCabe verfügt zudem über das humanbiologische Wissen, um die Realität unter Einsatz plausibel klingenden Technobabbels glaubhaft zu extrapolieren.

|Kaninchen in der U-Bahn|

Während die Forschung faktisch weiterhin in den Kinderschuhen steckt, lässt Macken wenigstens in der Fiktion einen Großversuch anlaufen. Auch in seiner selbst geschaffenen Welt bildet das geschriebene Gesetz die Grenze: Entsprechende Versuche am Menschen bleiben streng verboten, zumal Macken dies zum idealen Sprungbrett für seine Geschichte wird.

Verrückte Wissenschaftler teilen mit dem gemeinen Verbrecher die Eigenschaft der Ungeduld. In unserem Fall haben jene, die Reuben Maitlands Software missbrauchen, keine Lust zu warten, ob den als mögliche Psychopathen eingestuften Personen von selbst die Hirnsicherungen herausfliegen. Sie helfen nach – und dies auf eine Weise, die des Lesers Langmut trotz der damit verbundenen Spannung auf eine harte Probe stellt, denn nur dort, wo Macken die Fäden zieht, dürfte ein so krude umgesetztes Prozedere zum gewünschten Erfolg führen.

Geniale Planmäßigkeit wird hinter dem Projekt Psychopathen-Erweckung nicht erkennbar. So wie es die heimlichen Verursacher anstellen, die ihre Zielpersonen regelmäßig verprügeln, würde sich wahrscheinlich jedes Opfer in einen Wüterich verwandeln, was den Sinn des Verfahrens schon diesseits der Frage, wie dies als Geheimnis gewahrt bleiben könnte, in Frage stellt. Diese Feststellung lässt sich nicht mit dem Hinweis auf den ‚Action-Faktor‘ parieren, der dem Prügeln & Morden innewohnt. Macken selbst bedient sich der Wissenschaft mit einer Sorgfalt, die sein Plot insgesamt vermissen lässt. Die Diskrepanz ist zu groß, um unerkannt zu bleiben.

|Das Labor als Hexenkessel|

Glaubhaft ist Macken in der Beschreibung gruppendynamischer Prozesse. Er kennt die akademische Welt aus eigener Erfahrung und weiß deshalb, wie gründlich falsch das Bild vom Elfenbeinturm ist, der sich ruhig und erhaben über die schnöde Alltagswelt erhebt. Die Realität ist eben nicht nur Forschung zur Schaffung von Wissen, sondern ein Hauen & Stechen um begrenzte finanzielle Mittel und begehrte Posten, wie es auch in der Politik oder der Industrie üblich ist. Abhängigkeiten fügen sich gefährlich zu Charakterschwächen und schaukeln sich in unserem Fall zu einer modernen Version der Frankenstein-Tragödie auf.

Macken bleibt in dieser Hinsicht erfreulich sachlich in seinen Figurenzeichnungen. Das Instrument des (schwarzen) Humors, den schreibende Kollegen wie Reginald Hill, Ian Rankin oder Stuart MacBride belebend und ablenkend in ihre Krimi-Serien einfließen lassen, ist ihm fremd. Man vermisst es nicht, dass Wissenschaftler und Polizisten sich keinen Wettlauf um das schrägste Bonmot liefern.

|Privatleben ist die Hölle|

Leider meint Macken seiner Leserschaft ausführliche Einblicke in die Privatleben seiner Hauptfiguren schuldig zu sein. Wie man sich denken kann, ist vor allem Ruben Maitland ein Mann am Rande des ständigen Nervenzusammenbruchs. Schon bevor die Handlung einsetzt – „Underground Killer“ ist der dritte Band einer Serie -, hat ihn das Schicksal gleich mehrfach niedergeknüppelt.

Um sich darüber zu informieren, ist die Kenntnis der Vorgängerbände überflüssig; Macken lässt seine Figuren ausgiebig über vergangene und gegenwärtige Seelennöte, Missverständnisse u. a. Zwischenmenschlichkeiten reden, diskutieren und streiten; kein Wunder, dass die Bände 1 und 2 hierzulande von einem Verlag veröffentlicht wurden, der sein Programm unter das Motto |“Große Gefühle und Nervenkitzel für alle“| stellt.

Macken-Thriller stellen eine kühl kalkulierte und auf den höchstmöglichen Verkaufserfolg getrimmte Mischung aus Krimi (für „ihn“?) und Seifenoper (für „sie“?) dar. Dieses Rezept ist keineswegs verwerflich, doch Macken gelingt es nicht, beide Fraktionen harmonisch unter einen Hut zu bringen. Seine emotional aufgeladenen Abschweifungen verärgern denjenigen Leser, der stärker die Elemente Science & Crime goutiert. Umgekehrt wirken die Konflikte, in die Macken seine Figuren verwickelt, wie von einer Liste abgehakt. Selbstverständlich wird die Hire-&-Fire-Beziehung zwischen Maitland und Sarah Hirst sorgfältig für die kommenden Bände konserviert. Und natürlich meint Macken mit einem ’schockierenden‘ Finaltwist schließen zu müssen, der den Eindruck unterhaltsamer Mittelmäßigkeit, den „Underground Killer“ trotz aller Einwände zu wahren wusste, beinahe noch verspielt.

_Autor_

„John Macken“ ist auch „John McCabe“, und beide sind sie Professor Chris McCabe, der 1990 seinen Abschluss in Genetik an der „University of Sheffield“ machte und 1995 in diesem Fach an der „University of Birmingham“ promovierte.

Der frischgebackene Dr. McCabe spezialisierte sich auf den Einsatz molekulargenetischer Techniken in der Humanmedizin. Er arbeitete zunächst für die „Division of Medical Sciences“ der Universität Birmingham. Einem kurzen Zwischenspiel an der „UCLA School of Medicine“ in Los Angeles folgte ein Ruf als Dozent an die „University of Birmingham“. Seit 2010 hat McCabe dort eine Professorenstelle inne.

1998 veröffentlichte McCabe unter dem Pseudonym John McCabe einen ersten Kriminalroman, dem regelmäßig weitere folgten. Für die Romane um den Forensiker Reuben Maitland, die ab 2007 erscheinen, wählte er das Pseudonym John Macken.

Obwohl er regelmäßig Krimis publiziert, ist McCabe hauptberuflicher Wissenschaftlicher und Dozent (mit einer eindrucksvoller Liste veröffentlichter Fachartikel) geblieben. Seine Romane schreibt er in der knappen Freizeit. Mit seiner Familie lebt Chris McCabe in den englischen Midlands.

|Taschenbuch: 415 Seiten
Originaltitel: Breaking Point (London, Bantam Press, 2009)
Übersetzung: Christine Gaspard
ISBN-13: 978-3-426-50878-7

Als eBook: Mai 2011 (Knaur eBook)
ISBN-13: 978-3-426-41263-3|
[www.knaur.de]http://www.knaur.de

Hoffman, Paul – letzten Gerechten, Die

_Die Trilogie:_

Band 1: [„Die linke Hand Gottes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6336
Band 2: _“Die letzten Gerechten“_
Band 3: -geplant-

_Thomas Cale ist „Die linke Hand Gottes“,_ ein Novize der Erlösermönche, einer religiösen Kriegerkaste, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Willen Gottes in der ganzen Welt zu verbreiten. Doch friedlich oder gar diplomatisch geht es nicht zu. Die Erlösermönche haben mit grausamer Brutalität die prächtige Stadt Memphis eingenommen. Ziel war es, neben der Eroberung ihren abtrünnigen Novizen Thomas Cale wieder in ihren Reihen aufzunehmen.

Cales Mentor Bosco liegt viel daran, Thomas Cale an seiner Seite zu wissen. Schon längst plant er die Absetzung oder die Beseitigung des Papstes, um an seiner statt diesen Platz einzunehmen. Bosco weiß um das tödliche Talent seines Schülers. Cale ist nicht nur eine mörderische Waffe, sondern auch ein Genie, was militärische Taktik und Strategie angeht. Außerdem kann man Cale auch als eine Marionette einsetzen, denn die Prophezeiung, dass ein Gesandter Gottes die Welt erlösen und neu aufbauen wird, ermöglicht es einen Feldzug gegen die Antagonisten und andere Ketzer zu beginnen. Und niemand anderer als Cale selbst soll die Welt befreien und den einzig wahren Glauben verbreiten, sodass die verbliebenden Menschen, die letzten Gerechten, eine neue Zeitrechnung erschaffen können.

Cale weiß selbst, dass ihn nicht viele Alternativen bleiben. Eine erneute Flucht ist zu diesem Zeitpunkt nicht ratsam, die Erlösermönche würden ihn wiederum finden und diesmal ohne Prozess exekutieren. Der Kriegerorden geht an vielen Fronten in die Offensive, nicht ohne Verluste, aber zum Wohle der Menschheit erobert er konsequent und tyrannisch die kleinsten Länder und breiten ihren Einfluss, ihre Macht immer weiter aus. Auch Cale begleitet als Kommandeur einer Eliteeinheit diesen Feldzug und beweist sich wieder einmal als geschickter Taktiker und Stratege.

Zusammen mit seinem Waffenbruder und engsten Freund und Vertrauten Vague Henri kämpft und erobert er ganze Landstriche. Das kompromisslose Vertrauen, das sein Mentor Bosco in ihm setzt, verstärkt und bestätigt sich mit jedem Sieg von Cales. Bosco kommt seinem Ziel die Papstwürde zu erreichen immer näher, doch auch die innenpolitischen Verhältnisse verlagern sich. Der intrigante Kampf um die Führung der Erlösermönche entfacht, die Machtverhältnisse verschieben sich und Thomas Cales Pläne gehen auf …

_Kritik_

„Die letzten Gerechten“ von Paul Hoffmann ist der zweite Band einer geplanten Trilogie. Nach „Die linke Hand Gottes“ erzählt der Autor die dramatische Geschichte um den Novizen Thomas Cale und seinen Freunden weiter fort.

Thomas Cale ist ein Anti-Held, ein vielschichtiger Charakter, der, getrieben von seinem Wunsch nach Freiheit und Individualität, seinem Schicksal scheinbar nicht entgehen kann. Nach dem Schrecken, den er jahrelang zu erdulden hatte, den täglichen drakonischen Bestrafungen und der begleiteten Todesangst und der kurzen Freiheit nach seiner Flucht aus dem Orden, ist der Wunsch nach Liebe und Frieden nicht weniger geworden. Doch weiß er auch, dass eine erneute Flucht nur kurze Freiheit bringen würde und die Strafe, die ihn wann auch immer treffen würde, endgültig wäre. Den Leser wird es verwundern, dass sich der junge Mann so in eine ihm prophezeite Rolle reinpressen lässt. Erst gegen Ende des Romans erfasst man seine Motivation und seinen Plan. Doch der Preis, den Thomas Cale zahlt, ist hoch. Die Menschen, die er getötet hat, oder töten lassen musste, die Opfer die der Krieg und die Schlachten mit sich brachten, verfolgen und verändern ihn, sodass er letzten Endes förmlich unter deren Last zusammenbricht.

Die Handlung teilt sich in drei Erzählstränge. Im Ersten begleitet man Cale und seine Erlösermönche auf diverse Feldzüge, der Zweite erzählt das Schicksal von Kleist, der zusammen mit Vague Henry und Cale geflohen ist und sich einem kleinen Bergvolk anschließt. Kleist geht den für ihn größten Entwicklungsschritt, nachdem er eine Frau aus den Händen von Räubern befreit hat, lernt er eine andere Freiheit kennen. Ihm offenbart sich das Geheimnis und die Bürde der Liebe, dicht gefolgt von Sexualität und Ehe. Auch er begegnet seinem ehemaligen Orden wieder, doch diesmal steht er auf der anderen Seite und wird dessen erbarmungsloser Feind.

In der dritten Handlung verdeutlichen sich die innenpolitischen Machtverhältnisse des Erlöserordens. Auch hier geht es minder mit friedlichen Waffen zu. Mit allen Mitteln balgen sich die Kirchenfürsten, um Einfluss und Autorität und deren Ideale und Ideen weiter auszubreiten.

Wie schon im ersten Teil „Die linke Hand Gottes“ gibt es viele Parallelen zu historischen wie auch aktuellen Geschehnissen. Dass Religion oft nur ein Mittel zum Zweck war, um anderen Völkern seinen Willen aufzuzwingen oder gar eine ganze Zivilisation zu vernichten, zeigt sich auch in diesem vorliegenden Roman.

„Die letzten Gerechten“ ist zwar im Genre Fantasy eingeordnet, doch betrachtet man die Handlung im Detail, so hätte man hier auch als Schauplatz das manches Mal etwas finstere Mittelalter nehmen können. Nach und nach bekommt der Leser den Eindruck, dass die Welt, derer sich hier der Autor Paul Hoffman bedient hat, die postapokalyptische Zukunft ist! Städte und Regionen werden hier genannt die eindeutig real sind, z. B. Stuttgart, Rom, die Golan-Höhen usw. Der Autor beschreibt sehr geschickt und gewollt offensichtlich, dass Religion eine Waffe, ein Machtmittel und deswegen prädestiniert ist, das Gewissen zu beruhigen, wenn davon die Rede ist, Gottes Willen durchzusetzen.

Insgesamt tut sich die Handlung manchmal etwas schwer und der Leser muss sich oftmals stark konzentrieren, um den roten Faden nicht zu verlieren. Die Atmosphäre ist bedrückend, die erzählten Kämpfe mit der Armee der Erlösermönche und deren Feinde werden blutig und im Detail beschrieben. Auch wenn sich die Haupthandlung sehr mit Thomas Cale beschäftigt, so wäre es für den Roman besser gewesen, wenn Cale seine Handlungen aus seiner ganz persönlichen Perspektive geschildert hätte. Ansonsten begreift man es viel zu spät, worauf Cale eigentlich abzielt. Der Leser ist doch sehr verwundert, dass er sich scheinbar seinem Schicksal ohne Gegenwehr ausliefert.

Das Tempo ist sehr gedrosselt, erst gegen Ende hin überschlagen sich die Ereignisse und Handlungen greifen ineinander. Viel zu viel Wert legte der Autor auf die Beschreibungen der kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Erlösermönchen. Im Nachwort erklärt Paul Hoffman, dass er viel aus historischen Schlachten übernommen hat. Auch bei einigen Zitaten basieren seine Dialoge aus längsten vergangenen Epochen. Militärische Grundtaktiken und Strategien, derer sich Cale bedient, findet man ebenso in der historischen Geschichte wieder.

_Autor_

Paul Hoffman hat nach seinem Anglistik-Studium in über zwanzig verschiedenen Berufen gearbeitet, unter anderem als Buchmacher, Kurierfahrer, Lehrer und als Gutachter für den Britisch Board of Film. Teile seines ersten Romans „The Wisdom of Crocodiles“ wurden mit Jude Law verfilmt. Als Drehbuchautor hat er neben vielen anderen mit Francis Ford Coppola gearbeitet. „Die letzten Gerechten“ ist der zweite Teil seiner Trilogie.

_Fazit_

Der Roman „Die letzten Gerechten“ ist wie eine brennende Lunte an einem Pulverfass, und das wird mit großer Wahrscheinlichkeit im letzten und dritten Band hochgehen. Zu lange haben die Erlösermönche mit Gewalt und Tyrannei ihre Religion durchsetzen wollen, und wie man schon aus unserer Vergangenheit gelernt hat – bisher ist jedes Imperium den Bach runtergegangen.

Enttäuschend empfand ich die Entwicklung einzelner Charaktere, allen voran leider Thomas Cale. Erst am Ende ist Cale förmlich mit sich am Ende. Dramaturgisch gesehen wäre es für die Handlung positiver gewesen, wenn dies eher geschehen wäre. Die Spannung ist konstant niedrig im Gegensatz zum ersten Teil damit längst nicht so hoch wie erwartet.

Bevor der Leser zu dem Roman „Die letzten Gerechten“ greift, sollte man unbedingt den ersten Teil „Die linke Hand Gottes“ gelesen haben, sonst kann der Leser kaum jedem Schritt der Protagonisten folgen. Insgesamt ein durchschnittlicher Fantasy-Roman, der nicht den Erwartungen entspricht, aber am Ende doch vieles wieder positiv darstellt und damit noch mehr Interesse an dem dritten Teil weckt.

Ich freue mich auf jeden Fall auf den dritten Teil, der wahrscheinlich ein Feuerwerk an Emotionen und Dramatik bieten wird.

|Broschiert: 480 Seiten
ISBN-13: 978-3442312566
Originaltitel: The Last Four Things|
[www.randomhouse.de/goldmann]http://www.randomhouse.de/goldmann

Isau, Ralf – zerbrochne Welt, Die

_|Die zerbrochene Welt|:_

Band 1: _“Die zerbrochene Welt“_
Band 2: „Feueropfer“ (Oktober 2011)
Band 3: -geplant-

_Einst eine ganze Welt_ und dann vor langer Zeit in unzählige Scholle zerbrochen, das ist Berith. Die einzelnen Schollen treiben seitdem durch den Äther und sind von einer Luftblase umgeben. Jede Scholle beherbergt eine eigene Lebensform, die sich der Umgebung angepasst hat.

Der Zeridianer Taramis ist ein äußerst begabter Krieger und verfügt über eine einzigartige Waffe, den Stab Ez. Dieser tötet bei Berührung alles, was nicht reinen Herzens ist. Taramis wird auf eine seiner Heimat Jar’en ferne Scholle entsandt, um dort ein menschenfressendes Wesen zu vernichten.

Als er nach erfolgreicher Jagd wieder nach Jar’en zurückkommt, muss er mit Grauen feststellen, dass auf seiner Scholle die grausamen Dagonisier eingefallen sind und ihm alles genommen haben, was ihm lieb und teuer ist. Nicht nur seiner Verlobte Xydia fiel den fischköpfigen Dagonisier zum Opfer, auch seine Mutter und viele seiner Freunde und Kameraden wurden grausam getötet.

Taramis schwört Rache. In den Bund der Nebelwächter aufgenommen, verfolgt er die kriegerischen Dagonisier, die das friedliche Berith mit Gewalt einnehmen wollen. Doch bald muss Taramis feststellen, dass es nicht nur um seine persönliche Rache geht. Taramis ist der Einzige, der die grausamen Dagonisier aufhalten kann, um so die Zerstörung Beriths zu verhindern.

_Kritik_

Ralf Isau hat mit „Die zerbrochene Welt“ etwas vollkommen Neues und Einzigartiges geschaffen.

Direkt auf der ersten Seite wird der Leser in das spannende Geschehen katapultiert. Ein langsames Kennenlernen der Protagonisten und dieser einzigartigen Welt fällt daher weg und erst innerhalb der Handlung lernt der Leser die faszinierenden Charaktere und die von Isau erschaffene Welt nach und nach kennen.

Der Autor erzählt uns Lesern die Geschichte mit einem leicht verständlichen Sprachstil, den er durch manchmal ungewöhnliche Nomen und Verben seiner Welt Berith anpasst. Dies passt zu der einzigartigen Geschichte und der Lesefluss wird dadurch keinesfalls gestört. Die Welt, die Isau erschaffen hat, wird bildgewaltig beschrieben und so ist es ein Leichtes, sich diese anschaulich vorzustellen. Schnell wird eine atemberaubende Spannung aufgebaut, die sich bis zum Schluss hält und die Handlung vorantreibt.

Getrieben von der actionreichen Handlung fehlt es manchmal ein wenig an Tiefe, gerade bei Taramis, der nur durch die Rachegedanken getrieben wird, fällt dies auf. Trauer und andere Gefühle verblassen in der turbulenten Geschichte. Ralf Isau hält sich trotz oft wechselnder Schauplätze strikt an seinen roten Faden. Trotz vieler Überraschungen weiß der Autor die Geschichte zu lenken und dabei die Handlungsstränge im Blick zu behalten.

Ralf Isaus Ideenreichtum scheint unendlich, nicht nur mit einer einzigartigen Welt wird der Leser hier konfrontiert, auch die eigens für Berith erschaffenen Lebensformen zeugen davon. Lebewesen, die unterschiedlicher und einzigartiger nicht sein könnten, eine Tierwelt, die es so noch nicht gegeben hat, und sogar eine eigene Flora und Fauna warten hier auf den Leser. Sogar die Magie entwickelt der Autor hier neu, nur Kraft eines Wunsches oder einer Vorstellung wird hier „gezaubert“.

Berith wird von einer Vielzahl außergewöhnlicher „Menschen“ bevölkert. Diese unterscheiden sich nicht nur charakterlich sowie äußerlich, auch die Anatomie ist oft eine ganz andere. Da gibt es „Menschen“ die nur innerhalb ihrer Sphäre atmen können, aber auch welche, die über Kiemen atmen und so gefahrlos durch den Äther reisen können. Die unterschiedlichen Wesen haben ihre Heimat auf den verschiedenen Splittern Beriths und eine eigene Lebensform entwickelt.

Ob nun die Helden Beriths oder auch die Gegner, die die Vernichtung und Herrschaft der Welt planen, alle Gruppen hat Ralf Isau akribisch entwickelt und so seinen Figuren Leben eingehaucht. Vielschichtige und äußerst interessante Protagonisten bereichern die Welt der Schollen.

Ein Register am Ende des Romans erklärt die Welt Beriths und seine Lebensformen. Schön wäre allerdings auch eine Karte Beriths gewesen, diese fehlt leider völlig. Das Cover passt zum Plot, zu sehen sind einzelne Schollen, die im Äther schweben. Der Titel wird durch Prägung und silberner Farbe hervorgehoben.

_Autor_

Ralf Isau, geboren 1956 in Berlin, arbeitete lange als Informatiker. In seinen Büchern entwirft der mehrfach preisgekrönte Autor detailreiche Welten und gilt als großer Erzähler phantastischer Literatur. Seine Romane werden in 14 Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien bei Piper die Fantasy-Saga „Die zerbrochene Welt“. Ralf Isau lebt mit seiner Familie bei Stuttgart. Weiteres zum Autor: [www.isau.de]http://www.isau.de

_Fazit_

„Die zerbrochene Welt“ ist der Auftakt zu einer High-Fantasy-Trilogie, die durch den Ideenreichtum ihres kreativen Schöpfers besticht. Ralf Isau hat hier eine Welt geschaffen, die es vorher nicht gegeben hat und Berith seinen Stempel aufgedrückt. „Die zerbrochene Welt“ überzeugt auch sprachlich, trotz der gehobenen Sprache macht der Autor es seinen Lesern leicht, der Geschichte zu folgen.

Bildgewaltig und lebendig vermischen sich Abenteuer, Magie und atemberaubende Spannung zu einem grandiosen Werk. Ralf Isau versteht sein Handwerk.

Lesern der High Fantasy ist „Die zerbrochene Welt“ ans Herz zu legen. Der zweite Teil der Trilogie erscheint unter dem Titel „Feueropfer“ am 07.10.2011.

|Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
ISBN-13: 978-3492701914
http://www.piper-verlag.de|

_Ralf Isau auf |Buchwurm.info|:_
[„Das Jahrhundertkind“ (Kreis der Dämmerung 1)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1357
[„Der Wahrheitsfinder“ (Kreis der Dämmerung 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1502
[„Der weiße Wanderer“ (Kreis der Dämmerung 3)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1506
[„Der unsichtbare Freund“ (Kreis der Dämmerung 4)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1535
[„Die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillmann Trutz“ (Die Legenden von Phantasien)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1095
[„Die Galerie der Lügen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4208
[„Die Dunklen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4829
[„Der Mann, der nichts vergessen konnte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5361
[„Messias“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5869
[„Das gespiegelte Herz“ (Die Chroniken von Mirad 1)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1807
[„Der König im König“ (Die Chroniken von Mirad 2)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2399
[„Das Wasser von Silmao“ (Die Chroniken von Mirad 3)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3014
[„Der verbotene Schlüssel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6731

Alpert, Mark – Crash

_|David Swift|:_

Band 1: „Die Würfel Gottes“
Band 2: _“Crash“_

Das Universum ist ein einziges Computerprogramm, unglaublich kompliziert – aber mithilfe der Einheitlichen Feldtheorie zu manipulieren. Und diese sagenumwobene Feldtheorie hat Albert Einstein einst gefunden. Nur sein Ururenkel, der autistische Michael Gupta, kennt sie und bewahrt Stillschweigen, weil sein Adoptivvater David Swift ihm klargemacht hat, wie wichtig es ist, diese Formel niemandem zu verraten.

Doch eine fanatische Gruppe, die sich die „Wahren Gläubigen“ nennt, ist hinter der Formel her, um mit ihrer Hilfe den Urknall zu wiederholen. Bruder Cyrus, der Anführer der Sekte, möchte damit die Welt von all dem Bösen reinigen und einen Neustart hinlegen. Das Programm dazu hat er schon geschrieben, nur einige Lücken befinden sich noch darin, die mithilfe der Einheitlichen Feldtheorie zu füllen sind. Und so entführt er Michael Gupta kurzerhand und droht dem Jungen, ihn umzubringen, wenn er ihm die Formel nicht verrät. In die Enge getrieben, verrät Michael Gupta schließlich die fehlenden Bruchstücke der Formel, mit deren Hilfe Bruder Cyrus den Urknall wiederholen möchte.

Davids Adoptiveltern, der Wissenschaftshistoriker David Swift und die Physikerin Monique Reynolds, sind Bruder Cyrus stets auf den Fersen, um ihren Sohn und damit auch die Welt zu retten.

_Der drohende Weltuntergang_

„Crash“ ist bereits der zweite Wissenschaftsthriller aus der Feder des Astrophysikers Mark Alpert. Während jedoch sein Erstlingsroman „Die Würfel Gottes“ noch ziemlich spannend ausgefallen ist – wenn man denn hingenommen hat, dass Albert Einstein die immer noch gesuchte Einheitliche Feldgleichung gefunden hat und diese die Welt zerstören könnte -, übertreibt Mark Alpert es im zweiten Anlauf ziemlich. Zunächst beginnt das Buch noch recht spannend: Der 19-jährige Michael Gupta wird entführt, weil eine Gruppe Fundamentalisten weiß, dass er die Einheitliche Feldtheorie im Kopf hat. Da der geneigte Leser bereits aus Alperts Debütwerk weiß, dass diese Formel eine gewisse Brisanz besitzt, baut sich dadurch schon Spannung auf. Als sich dann auch noch Michaels Eltern auf die Suche nach ihrem Adoptivsohn machen, steigern sich Spannung und Tempo immer weiter.

Doch dann erklärt uns Mark Alpert recht bald den Plan der „Wahren Gläubigen“ – nämlich die Wiederholung des Urknalls. Theorie dahinter ist, dass die Welt ein einziges Computerprogramm ist, das man mit einer Flut von Daten zum Absturz bringen könne. Und hier kommt die Feldtheorie ins Spiel, die den fehlenden Baustein bietet, um diese Datenflut ins Rollen zu bringen und damit das Universum auszulöschen. Dazu hat Bruder Cyrus ein abstruses Programm geschrieben, dessen Lücken Michael Gupta nun füllen soll.

Aus meiner Sicht scheitert Alpert schon an dieser Idee hinter seinem Buch, denn selbst für Leser mit physikalischem Hintergrund dürfte dieser Ansatz zu abstrus sein, um wirklich die Spannung zu halten und die Leser weiter ans Buch zu fesseln.

Natürlich gibt es in Alperts Buch auch bereits einen schon funktionierenden Quantencomputer – wen wundert es? – der heutzutage noch reine Theorie ist. Zwar gibt es Lösungsansätze, die einmal zu seiner Realisierung führen könnten, doch alles nur im Labormaßstab und unter Laborbedingungen. Darüber hinaus bringt Mark Alpert das Excalibur-Programm ins Spiel: In den 80er-Jahren unterstützte Edward Teller ein Programm zur Raketenabwehr. Demzufolge sollten sowjetische Interkontinentalraketen mittels Hochenergie-Laserstrahlen abgeschossen werden, die von einer Nuklearexplosion im Weltraum angetrieben würden. Die Reste dieser Versuchsanlagen will sich die Gruppe der Wahren Gläubigen nun zunutze machen, um einen „Universums-Neustart“ zu erzeugen.

Echt abgefahren, einfach nur hanebüchen und definitiv zu viel des „Guten“.

_Abgestürzt_

Abgestürzt ist am Ende natürlich nicht das Universum – wie könnte es anders sein? – sondern Mark Alpert mit seinem zweiten Thriller. Nach halbwegs vielversprechendem Beginn bringt er Charaktere ins Spiel, die einfach nur eindimensional und klischeebesetzt sind und mit denen man wirklich nicht mitfiebert. Am abgefahrensten ist aber die Idee hinter dem Buch, nämlich die, dass das Universum ein riesiges Computerprogramm ist, das man einfach mal so zum Absturz bringen und damit das Tor zum Himmelreich öffnen könnte. Nein, das mag in irgendwelchen Theorien zwar möglich sein, ist aber so weit hergeholt, dass mich dieses Buch weder mitreißen noch interessieren konnte. Ich musste mich zum Weiterlesen zwingen und war echt enttäuscht, was Mark Alpert uns hier bietet. Bleibt zu hoffen, dass er in seinem nächsten Buch auf dem Teppich bleibt …

|Klappenbroschur: 448 Seiten
Originaltitel: The Omega Theory
ISBN-13: 978-3-442-20388-8|
[www.randomhouse.de/pageundturner]http://www.randomhouse.de/pageundturner

Jonas Jonasson – Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

_Die Handlung:_

Allan Karlsson hat keine Lust auf seine Geburtstagsfeier im Altenheim. Obwohl der Bürgermeister und die Presse auf den 100-jährigen Jubilar warten, steigt Allan kurzerhand aus dem Fenster und verduftet. Bald schon sucht ganz Schweden nach dem kauzigen Alten, doch der ist es gewohnt, das Weltgeschehen durcheinanderzubringen und sich immer wieder aus dem Staub zu machen. Mit viel Charme begleitet Otto Sander den schlitzohrigen Allan auf seiner herrlich komischen Flucht durch Schweden und lässt augenzwinkernd die politischen Verwicklungen des 100-Jährigen Revue passieren.
(Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

„Schlitzorig“ passt als Beschreibung auf den guten alten Allan sehr gut. Aber er ist ein liebenswürdiges Schlitzohr, dem der Leser und die Charaktere in der Romanvorlage eigentlich fast alles verzeihen. Für seine 100 Jahre hat er es faustdick hinter den (Schlitz-)Ohren. Und was er in seiner Zeit so alles erlebt hat, davon erzählt Jonas Jonasson für ihn.

Eigentlich interessiert er sich ja gar nicht so sehr dafür, auf Politik und Weltgeschehen Einfluss zu nehmen und verfolgt keine persönlichen Ziele. Dennoch ist er aber in seiner Lebenszeit so manch wichtiger Person begegnet und hat einigen Wirbel veranstaltet. Ohne zu viel zu verraten, werfe ich hier einfach mal die Namen Churchill und Truman in den Raum. Die Beschreibung des Lebens von Allan Karlsson ist auch gleichzeitig ein besonderer Blick auf die 19-hunderter Jahre, deren Betrachtung an der Seite von Allan richtig viel Freude bereitet.

Und so wird er nach seiner Flucht aus dem Altersheim zusammen mit der Gruppe, die er um sich schart, einen Monat lang gejagt, während die Handlung immer wieder in seine Vergangenheit und seine Erlebnisse springt. Von seinem Geburtsjahr 1905 bis hin zum Jahr seines „Ausbruchs“ 2005.

Selten aber habe ich einen so großen Unterschied zwischen Vorlage und Vortrag erlebt. Der Roman sprüht vor sinnigem und intelligentem Humor. Vor scharfsinniger Beobachtung und aufgrund der ungewöhnlichen Erzählweise unter der Verwendung von enorm viel indirekter Rede, von einer Art klassischem Stil. Die Geschichte erinnert an eine Mischung aus Münchhausen und Forrest Gump, der Humor selbst hat mich an Douglas Adams erinnert, mit einem Schuss Loriot.

Der Vortrag hingegen von Otto Sander ist wirklich bodenlos schlecht. In den ersten Sekunden lächelt der Hörer noch und findet, dass Sander die perfekte Besetzung zu sein scheint. Leider hört er sich nicht nur an wie ein Hundertjähriger, er liest auch wie einer. Unfassbar genuschelt und monoton leiert er Seite um Seite des Skripts herunter, dass es nur so eine Qual ist. Und man muss wirklich einen eisernen Willen haben, damit man nicht einschläft. Dabei ist das, was er vorliest, wirklich toll geschrieben und humorvoll bis ins Letzte.

Immer wieder legt der Sprecher unnötige Pausen ein, wenn der Text im Skript offenbar das Zeilenende erreicht hat. Wörtliche Rede, indirekte Rede, Beschreibungen von Handlungen … Sander liest alles im gleichen Stil runter, dabei könnte er als Schauspieler doch so viel mehr vermitteln. Und es klingt leider auch vorgelesen und nicht erzählt. Immer wieder versucht der Hörer, den Sprecher auszublenden und nur auf Allan zu achten, was aber immer schwerer gelingt. Laufend wird das Kopfkino durch das Bild eines Sprechers in einer Sprecherkabine unterbrochen, der hier seinen Job macht und seinen Text runterliest, weil er Geld dafür bekommt. Und hörbar hat er auch keinerlei Interesse an dem, was er da vorträgt. Ein Sprachcomputer hätte eine ähnliche Leistung abgeliefert.

_Der Autor:_

Jonas Jonasson, geb. 1962 im schwedischen Växsjö, arbeitete nach seinem Studium in Göteborg als Journalist unter anderem für die Zeitungen „Smålandsposten“ und „Expressen“. Später gründete er eine eigene Medien-Consulting-Firma. Doch nach 20 Jahren in der Medienwelt verkaufte er alles und zog in den Schweizer Kanton Tessin. Sein Roman „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ trat in Schweden eine regelrechte Allan-Karlsson-Manie los. Inzwischen erscheint der Titel in ganz Europa und entwickelt sich zu einem internationalen Bestseller. Zurzeit schreibt Jonasson an einem zweiten Roman.

_Der Sprecher:_

Otto Sander, 1941 in Hannover geboren, studierte Theater- und Literaturwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte und besuchte die Otto-Falckenberg-Schule in München. Er spielte mitunter an den Düsseldorfer Kammerspielen, an der Freien Volksbühne Berlin und an der Berliner Schaubühne. Zugleich gilt der Künstler, der in Werken von Eric Rohmer, Margarethe von Trotta und Wim Wenders internationale Berühmtheit erlangte, als einer der bedeutendsten deutschen Filmschauspieler. Er war in zahlreichen bekannten Film- und Fernsehproduktionen wie „Das Boot“ und mit Heinz Rühmann in „In weiter Ferne, so nah“ zu sehen, blieb aber auch immer der Bühne treu, wo er in den großen Rollen der Theatergeschichte brilliert und begeistert. Für den Hörverlag sprach er bereits in Umberto Ecos „Das Foucaultsche Pendel“, in Maarten `t Harts „Das Wüten der ganzen Welt“, in „Pygmalion“ von George Bernard Shaw und in weiteren Produktionen. (Verlagsinfo)

_Die Ausstattung:_

Die sechs CDs stecken in einem dicken Jewel-Case und sind mit dem gleichen schönen Stich eines Elefantenkopfes verziert wie die Front der Box. Nur ist der Aufdruck auf den CDs orange und das Titelbild ist in Braun gehalten und wird von einem Kofferanhänger verdeckt.

Im Booklet-Faltblatt finden wir Infos zum Autor und zum Sprecher, ein Foto von Jonas Jonasson sowie ein Tracklisting. Schön und übersichtlich, dass hier die Tracks tatsächlich eigene Namen haben.

_Mein Fazit:_

Ein unglaublich lebensfrohes Buch mit einem feinen und intelligenten Humor. Ein liebevolles hundertjähriges Schlitzohr, das in seinem Leben so allerhand erlebt hat. Ein intelligenter Forrest Gump, dem man gern alles glauben möchte, aber sich nicht vorstellen kann, dass er das alles wirklich erlebt hat. Leider wird die schöne Geschichte vom Sprecher in Grund und Boden gelesen, womit das Hörbuch nur für diejenigen geeignet ist, die mit Otto Sanders Lesestil keine Probleme haben. Mir hat er überhaupt nicht gefallen.

Ein zur Vorlage passender Sprecher, der die Geschichte(n) und den Humor lebendiger erzählt hätte, hätte dieses Hörbuch zu einem wirklich tollen Erlebnis werden lassen. Otto Sander war hier leider die falsche Wahl.

|6 CDs
Spieldauer: 7:32 Std.
Originaltitel: Hundraåringen som klev ut genom fönstret och försvann
Aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn
Lesefassung: Anke Albrecht
Gelesen von Otto Sander
ISBN: 978-3867177818|
[www.hoerverlag.de]http://www.hoerverlag.de

Erlhoff, Kari – Die drei ??? – Botschaft aus der Unterwelt (Band 154)

„Botschaft aus der Unterwelt“ ist Autorin Kari Erlhoffs inzwischen sechster Beitrag und insgesamt der 154. Fall, aus der berühmten Jugendserie des Stuttgarter Hauses |Kosmos|. Das Buch erschien im August 2010 zeitgleich mit Band 155: „… und der Meister des Todes“. Inzwischen nähern sich „Die drei ???“ unaufhaltsam schon ihrem 160. Auftritt – offiziell. Denn nicht mitgerechnet sind die drei kürzlich aus irgendwelchen, staubigen Archiven wieder aufgetauchten Bände der „Crimebusters“-Ära, welche sich in der ebenfalls jüngst veröffentlichten „Top Secret Edition“ finden. Diese müsste man streng genommen irgendwo bei Band 60 dazwischen quetschen, allerdings besitzen die Bücher per se ohnehin keine Nummerierung. Man hat der Einfachheit halber einfach die Zählung der in Deutschland so erfolgreichen |EUROPA|-Hörspieladaptionen übernommen. Wiewohl diese chronologisch eigentlich inkorrekt ist.

_Zur Story_

Der Triumph der drei Detektive bei der Firma „Weston & Weston“ einen Bauplan-Diebstahl gekonnt aufklären zu können, währt nicht lange. Schon bei ihrer Verhaftung schwört die überführte Sekretärin, dass dies ein Nachspiel haben wird. Die drei wüssten ja gar nicht, mit welchen Kreisen sie sich nun angelegt hätten. Und in der Tat sollen sich die düsteren Prophezeiungen ein paar Tage später als durchaus real entpuppen. In der Post befindet sich der Brief eines neuen Klienten, der kein Zweifel daran lässt, dass es ihm darum geht, die drei Detektive herauszufordern – speziell Justus, den er respektvoll „Sherlock Holmes“ nennt. Sich selbst bezeichnet er stilgerecht als „Professor James Moriarty“, bekanntlich Holmes‘ größter Widersacher. Auch das Rätsel, welches es für ihn zu lösen gilt, hat mit den berühmten Geschichten Sir Arthur Conan Doyles zu tun.

Moriarty lässt überdies keinen Zweifel daran aufkommen, dass er rasch Erfolge sehen will und stellt Repressalien in Aussicht, sollten es die drei ??? an Einsatzwillen mangeln lassen. Dass dies keine leere Drohung ist, stellt sich kurze Zeit später heraus, als Onkel Titus wegen angeblicher Hehlerei verhaftet wird. Hintergrund war, dass es Moriarty nicht passte, dass sie sich Gedanken über seine Identität machten, anstatt sich um das Rätsel zu kümmern. Scheinbar hat er eine Menge Einfluss, ist den drei Jungs stets einen Schritt voraus und überdies auch allerbestens über sie und ihre Aktionen informiert.

Dummerweise ist Inspector Cotta unerreichbar in Urlaub, fernab der Zivilisation, sodass sie notgedrungen auf eigene Faust handeln müssen. Spätestens als sich dann auch noch einige Hightech-Wanzen in der hochheiligen Zentrale finden, wird ihnen klar, dass sie es wahrlich nicht mit einem armseligen Kleingauner zu tun haben.

_Eindrücke_

Wie schon bei ihren vorangegangenen Geschichten setzt Kari Erlhoff hier auf klassische Elemente, was in diesem Fall gleich doppelt gilt: einmal nämlich die der Serie selbst (was sich unter anderem durch einen Gastauftritt des Hauptkommissars a.d. Reynolds äußert), zum anderen natürlich durch die Verwendung des wohl berühmtesten aller Detektive – Sherlock Holmes. Beides gelingt ihr, die mittlerweile fest in der Serie angekommen ist, auch sehr gut. Natürlich ist das Rätsel als sinngebender Faktor mittlerweile etwas arg ausgelatscht, doch gut gemacht und schlüssig ist es allemal. Nebenher erfährt der Leser dadurch auch noch ein paar durchaus wissenswerte Fakten über Holmes und nicht zuletzt seinen Schöpfer Sir Arthur Conan Doyle. Darunter auch welche, die bis dato vielleicht noch nicht so in der Öffentlichkeit bekannt waren. Literaturpädagogisch also ein erhellender Plot, wenn auch sonst nicht sonderlich überraschend ausfallend. Rätseltexte aller Coleur hatten wir in jüngster Vergangenheit schließlich nun wirklich genug.

Noch etwas hat diese Geschichte mit denen neueren Datums gemein: Die Gegner der drei ??? sind inzwischen nicht mehr von Pappe. Nach „Feuergeist“ legen sich die drei Detektive nun schon zum zweiten Male innerhalb kürzester Zeit mit einem großkalibrigen Verbrecher an. Endgültig vorbei scheinbar die unschuldigen Zeiten, wo man sich vornehmlich mit kleinkriminellem Gesindel, wie Erbschleichern und vergleichbar „harmlosen“ Gegenspielern, herumbalgte. Der vergleichende Zwist der beiden literarischen Superhirne ist durchaus Programm, wobei Syndikatschef „Moriarty“ hier keinerlei Skrupel zeigt, selbst Jugendliche nach Art des Hauses unter Druck zu setzen. Selbst Gefahren für Leib und Leben sind diesmal eminent, was durchaus realistisch und glaubhaft erscheint – OK, der eigentliche Showdown ist schon etwas dick aufgetragen. Es erhöht aber die Spannung ungemein und auch das angeschlagene Tempo lässt kaum Zeit zum Durchschnaufen – eher selten hat man in letzter Zeit einen ???-Band schneller durchgehabt.

_Fazit_

Die Attribute „gradlinig“ und „kompromisslos“ kommen einem als erstes in den Sinn, sobald man das Buch ausgelesen zur Seite gelegt hat. Schön, dass auch mal wieder jemand einer der klassischen Figuren wie Ex-Kommissar Reynolds entsinnt, das bringt in den Augen des Fortysomething-Rezensenten einige Bonuspunkte – dass schon wieder mal ein verschwurbelter Text dechiffriert werden muss, kostet allerdings gleich wieder ein paar (wenige) davon bei der Originalität. Dennoch zeigt der Daumen hier klar nach oben, da das Gesamtkonzept flott, stimmig und überaus spannend geriet. Titel und Cover sind diesmal auch endlich mal wieder gelungen und haben tatsächlich (doppeldeutigen) Inhaltsbezug, oder um es mal mit Sherlock Holmes auszudrücken: „Elementar, mein lieber Watson!“

|Hardcover: 128 Seiten
Erzählt von Kari Erlhoff nach Figuren von Robert Arthur
Redaktion: Martina Dold, Martina Zierold
ISBN 978-3-440-11845-0|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de

Mehr als 80 weitere Rezensionen zu den „Drei ???“ findet ihr in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book .

Karl Schroeder – Segel der Zeit (Das Buch von Virga 3)

Virga – eine künstliche Welt im Wega-System, eine Sphäre, geschaffen mit Hilfe unvorstellbarer Technik mit dem Ziel, innerhalb der eigenen Grenzen eben solche Technik zu unterbinden – zum Schutz der eigenen Freiheit vor der „Künstlichen Natur“. Die alles vereinnahmt, umpolt, beschleunigt und gleichschaltet. Den Menschen bevormundet. Das Leben verneint.

Karl Schroeder, junger amerikanischer Autor, der in Deutschland mit seinem phantastischen Ideenreichtum um Virga bekannt wird, setzte im ersten Roman der Reihe „Planet der Sonnen“ eine rasante Entwicklung in Gang, die unbedingt nach weiteren Romanen aus diesem Kosmos verlangte. „Segel der Zeit“ ist nun der dritte Band, in dem der Fokus auf den patriotischen und menschlichen Admiral Chaison Fanning gerichtet ist. Fanning, im ersten Band durch heldenhaften Einsatz Retter seiner Nation Slipstream, wurde von der gegnerischen Partei, der Falkenformation, gefangen genommen und eingekerkert. Dies ist die Geschichte seiner Befreiung, seiner abenteuerlichen Reise mit der geheimnisvollen Heimatschutzagentin durch Feindesland und schließlich seiner Rückkehr nach Slipstream, wo er als Staatsverräter gebrandmarkt gefangen gesetzt wird und erst eine unheimliche Bedrohung für ganz Virga den Auslöser seiner erneuten Befreiung gibt. Dabei werden die Hintergründe der Weltensphäre Virga häppchenweise aufgedeckt und die Gefahr, die von der ausgesperrten Künstlichen Natur ausgeht, anschaulich formuliert.

Die Flucht Fannings hat mehrere erzählerische Gründe. So werden zum einen weitere abenteuerliche Aspekte der künstlichen, auf mittelalterlichem Niveau gestrandeten Zivilisation dargestellt und lassen den Leser teilhaben an Schroeders faszinierendem Ideenreichtum. Es werden politische Auseinandersetzungen thematisiert, in die allzeit Völker involviert werden, die oftmals weder Interesse noch Nutzen daran haben und trotzdem in vielfältiger Weise mit ihrem Leben bezahlen. Virgas Abwehrsysteme und ihre zerbrechliche Sicherheit werden eingeführt und werfen ihre Schatten voraus. Und nebenbei wird Fannings Charakter und Motivation erprobt, gefestigt und weiter entwickelt. Zu guter Letzt läuft natürlich alles auf ein Happy End heraus, zumindest was das Wiedersehen der beiden so unterschiedlichen Fannings (Venera und Chaison) betrifft. An wichtigen Charakteren aus dem ersten Band bleiben hiernach also nur noch Aubry Malhallan und Hayden Griffin. Erste fällt wohl aus, da sie ihr Ende bereits in der ersten Sonne fand, doch Hayden Griffin ist mittlerweile (aus Andeutungen gewonnene Erkenntnis) auf einem guten Weg, seiner Nation Aerie zu neuer Unabhängigkeit zu verhelfen. Hier ist das letzte Wort hoffentlich noch nicht geschrieben.

Das Auftreten der Künstlichen Natur ist relativ kurz und stroboskopisch, sodass sich das undeutliche Bild der Zusammenhänge durch eigene Fantasie des Lesers zusammensetzen muss; umso intensiver ist das Gefühl, das diese Vorstellung hervor ruft. Schroeder schafft hier ordentliches Potenzial zu mehr, denn obwohl er Venera den Schlüssel zu Candesce zerstören lässt, wird es sicherlich noch andere Wege für die Künstliche Natur oder für weitere dumme Menschen wie die Splittergruppe des Heimatschutzes geben. Veneras Tat ist überhaupt erst durch ihre Entwicklung im zweiten Band „Säule der Welten“ glaubwürdig, denn der ursprünglichen Venera hätte die Macht dieses Schlüssels mehr bedeutet als die damit verbundene Gefahr für die Sphäre.

Inzwischen macht die Ausführung und die Auflösung dieses Romans eine Fortsetzung unwahrscheinlich, denn es ist ein Höhepunkt und ein Abschluss erreicht, der an Intensität und Informationsflut genug für den Leser hinterlässt und durch weitere Ausformulierungen wohl nicht besser zu vollenden ist – es sei denn, Schroeder hätte noch bahnbrechende andere Optionen in der Hinterhand. Natürlich ließe sich in diesem Kosmos noch einiges an spannenden Abenteuern erzählen, doch würde das der Geschichte Virgas dienen? Es müsste zu ihrer Auflösung oder Integration durch und in die Künstliche Natur führen, oder der Status quo müsste Bestand behalten – denn anders herum, eine Eroberungswelle der unveränderten Menschen aus Virgas Schutzbereich in die Sphäre der KN, lässt sich nicht logisch entwickeln.

Ich wünsche Schroeder noch viele geniale Einfälle für seine Geschichten, aber mit Virga hat er sich bereits ein Denkmal gesetzt. Es ist auch immer etwas Wehmut im Spiel, wenn so eine gute Geschichte zu Ende geht.

Taschenbuch: 432 Seiten
ISBN-13: 978-3453528055
Originaltitel:
Pirate Sun – The book of Virga 3
Deutsch von Irene Holicki

Der Autor vergibt: (5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Brezina, Thomas C. – Tiger Team: Der Berg der 1000 Drachen (Hörspiel zum Film)

_Story:_

Biggi, Patrick und Luk wird auch in der Ferienzeit nicht langweilig. Eher zufällig geraten sie in den Besitz eines eigenartigen Schlüssels, dessen Spur zu einem uralten chinesischen Mythos führt. Offenkundig öffnet sich mithilfe des legendären Artefakts das Tor zum Mondscheinpalast auf dem Berg der 1000 Drachen – doch was nun?

Mit etwas Pfiff gelingt es dem Trio, eine Reise nach Peking zu gewinnen und dort ihrer Spur nachzugehen. Allerdings bleibt ihre Ankunft nicht unbeobachtet; die hinterhältige Lady Q. hat es ebenfalls auf den Schlüssel abgesehen und wittert endlich ihre Chance, endlich selber den Mondscheinpalast zu betreten und ihn für den Geheimbund der Schwarzen Schlange zu öffnen. Als Biggi, Luk und Patrick hiervon erfahren, scheint es bereits zu spät. Lady Q. und ihre Schergen haben die lokalen Verbündeten des Trios entführt und erpresst das Tiger Team. Doch mit Aussicht auf den Kelch mit dem Elixier des Lebens lassen die drei jungen Detektive aus Österreich nicht locker …

_Persönlicher Eindruck:_

Es ist jedes Mal schwierig, einen jugendlichen Kinostreifen als Hörspiel-Adaption ähnlich packend zu gestalten, wie das entsprechende Leinwand-Abenteuer, ganz einfach weil ein Großteil der rasanten Action nicht passend wiedergegeben werden kann und stattdessen durch einen leitenden Erzähler aufgefangen werden muss. Einen genau solchen Fall erleben wir auch beim Äquivalent zum ersten Streifen um das „Tiger Team“, welches sicherlich durch einen tollen Spannungsaufbau und eine sehr starke Inszenierung überzeugen kann. Doch insgeheim liegt eine zu große Last auf den Schultern von Stephan Schad, der im Prinzip den gesamten Background erläutern muss, jede Bewegung analysiert und partiell auch noch jede Emotion auffangen muss. Die eigentlichen Akteure kommen im Zuge dessen kaum zum Zuge – und das kratzt schlussendlich schon zu einem gewissen Anteil an der Atmosphäre und am lebendigen Setting der Geschichte!

Letztere ist indes indiskutabel mitreißend und mit vielen interessanten, mythischen Elementen gespickt. Natürlich sind die zufälligen Begebenheiten zu beginn des Plots nicht sonderlich glaubwürdig, doch einen Aufhänger, um die Dinge überhaupt erst in Gang zu bringen, ist schließlich dringend nötig, damit das Buch von Thomas C. Brezina sofort Tempo aufnehmen kann. Und die Geschwindigkeit, mit der die Dinge in den folgenden mehr als 80 Minuten voranschreiten, ist für ein Hörspiel mit der hier bedienten Zielgruppe schon wirklich bemerkenswert. Und unter diesem Aspekt muss Schad dann noch einmal besonders hervorgehoben werden, da er die Handlung jederzeit fest in seinen Händen hält, als Lenker einen Spitzenjob macht und auch die Brisanz der einzelnen Szenen passend mit seiner Stimme verarbeitet – ohne künstlich heroisch zu klingen oder in den Action-Szenen zu übertreiben. Und gerade das ist für ein Hörspiel, wie es „Der Berg der 1000 Drachen“ ist, nicht immer üblich!

Auch recht außergewöhnlich ist die ziemlich lange Spielzeit, die jedoch daher rührt, dass der Kinostreifen hier nahezu 1:1 übernommen wurde. Dabei ist beachtlich, dass die Story in diesem relativ üppigen Rahmen nicht mit Längen kämpfen muss, sondern grundsätzlich von einer packenden Szene zur nächsten rast. Das Tempo bleibt kontinuierlich auf einem ansprechenden Level, die Spannung eilt derweil von Höhepunkt zu Höhepunkt, und zuletzt können auch die Sprecher ihr Übriges dazu tun und die Hörspiel-Fassung von „Der Berg der 1000 Drachen“ in eine wirklich lohnenswerte Alternative zur audiovisuellen Version verwandeln. Schade eben nur, dass die Protagonisten selber nicht so oft zum Zuge kommen; ansonsten ist diese überlange „Tiger Team“-Episode jedoch frei von jeder angebrachten Kritik!

|Audio-CD mit 87 Min. Spieldauer
ISBN-13: 978-3833726668|
[www.jumboverlag.de]http://www.jumboverlag.de