Archiv der Kategorie: Kinder- und Jugendliteratur

Die drei ??? – Der Tag der Toten (Band 228)

Die Handlung:

Ganz schön gruselig! Linus erzählt den drei ??? eine seltsame Geschichte: Seit einigen Tagen wird er von Skeletten verfolgt. Ein Skelett stand sogar mitten in der Nacht vor seinem Bett! Was wollen sie nur von ihm? Linus hat große Angst, verrückt zu werden. Ein klarer Fall für Justus, Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews! Natürlich helfen sie dem verzweifelten jungen Mann. Die Spuren führen die Freunde auf den Friedhof. Finden sie heraus, wer Linus in den Wahnsinn treiben will? (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ok, den neunmal- oder altklugen Fans ist direkt aufgefallen, dass „Der Tag der Toten“ ein mexikanischer Feiertag ist, der eigentlich gar nicht an einem einzigen Tag zelebriert wird, sondern über mehrere hinweg. Außerdem klingt der Name „Linus“ nicht wirklich klischee-mexikanisch, sodass mutmaßlich auszuschließen ist, dass die Geschichte tatsächlich mit dieser Tradition zu tun hat … und im schlimmsten Fall nur Clickbait ist. Wenn nur das coole und sehr passende Cover nicht wäre … und wenn die Fälle der drei Jungs nicht oft genug alles andere als auf geradem Weg zum Ziel führen würden.

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Die drei ??? – Drehbuch der Täuschung (Band 227)

Die Handlung:

Jayden ist spurlos verschwunden! Student Vincent bittet die drei ??? um schnelle Hilfe. Sie sollen seinen Freund und Mitbewohner finden. Wurde Jayden wirklich auf die indonesische Insel Sumatra entführt? Warum? Wie? Und von wem? Viele Fragen, denen Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews nachgehen. Sie nehmen die Ermittlungen auf. Doch dann erhält Peter einen seltsamen Anruf. Was ist jetzt noch echt an diesem Fall und was Inszenierung? (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Moment … die drei ??? fliegen auf Zuruf nach Indonesien? Nicht wirklich, oder? Ne, zumindest nicht sofort. Erst mal übernehmen sie den Fall des (mutmaßlich) verschwundenen Mitbewohners.

Nicht nur die Leserschaft, auch die Detektive stellen direkt die richtigen Gegenfragen, um weitere Infos zu erhalten. Das klingt alles ein wenig wirr und halluzidingens und könnte am Ende auch nur ein Spaß des (mutmaßlich) nach Sumatra entführten Jayden sein … oder unseres neuen Auftraggebers. Das lässt die Detektive zwar neugierig werden, aber dennoch abwartend bleiben.

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Die drei ??? Kids – Der Schrottkönig (Band 96)

Die Handlung:

Konkurrenz für Onkel Titus! Im Gewerbegebiet am Stadtrand öffnet ein Handel mit gebrauchten Ersatzteilen. Sie sind dort viel günstiger zu haben als bei ihm. Schnell merkt Onkel Titus, dass immer mehr Kunden wegbleiben. Was sind die Gründe für den Preisunterschied? Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews helfen und nehmen die Ermittlungen auf. Als Aushilfen fangen die Freunde auf dem neuen Schrottplatz an. Bald haben sie einen Verdacht: Werden hier Ersatzteile aus neuen Autos verkauft? Ein spannender Fall für die Detektive aus Rocky Beach. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

„Schrottkönig“ ist aber kein netter Titel für Onkel Titus! Aber Moment, der ist hier ja gar nicht gemeint! Es gibt das erste Mal ever Konkurrenz für den bekanntesten Wertstoffhändler aus Rocky Beach. Mutmaßlich ist er zwar auch der Einzige, aber das ändert ja nichts daran.

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Brian Selznick – Die Entdeckung des Hugo Cabret. Graphic Novel


Entdeckt: ein verlorener Schatz der Filmgeschichte

Paris 1931. Hugo Cabret wächst als Waisenjunge auf. Er ist Wächter der Uhren und Dieb auf einem Pariser Bahnhof. Als er die Aufmerksamkeit eines exzentrischen Mädchens und ihres bärbeißigen Großvaters erregt, sind seine Existenz im Verborgenen und sein größtes Geheimnis in Gefahr.

Eine geheimnisvolle Zeichnung, ein liebevoll gehütetes Notizbuch, ein gestohlener Schlüssel, ein mechanischer Mann und eine verborgene Botschaft von Hugos verstorbenem Vater markieren den Pfad, auf dem wir nach und nach zu Hugos gehütetem, zartem und faszinierendem Geheimnis vordringen dürfen. (abgewandelte Verlagsinfo)

Der Autor

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John Flanagan – Die brennende Brücke (Die Chroniken von Araluen 2)

Action-Fantasy: Agentenabenteuer mit Entscheidungsschlacht

Sein ganzes Leben hat der 15-jährige Waisenjunge Will davon geträumt, ein Ritter zu werden wie sein Vater. Weil er aber zu klein und schmächtig ist, wird er dem geheimnisvollen Waldläufer Walt als Lehrling zugeteilt. Als das Königreich Araluen von einem altem Feind und dessen ungeheuerlichen Kreaturen angegriffen wird, muss Will sich bewähren und stellt fest, dass das Leben eines Waldläufers viele Herausforderungen, aber auch besondere Möglichkeiten birgt …

Band 2: Der Angriff Morgaraths geht weiter, doch die Waldläufer wissen nicht, wo. Will ist bereits einige Zeit bei den Waldläufern König Duncans, die sowohl Krieger als auch Späher und Agenten sind. Da schickt sein Lehrmeister Walt den jungen Bogenschützen auf eine Mission in das entlegene Nachbarland Celtica. Aber Celticas Dörfer und Kupferminen liegen ausgestorben da. Doch mitten in der Wildnis erhebt sich eine gigantische neue Brücke über einer Schlucht, die das Land Morgaraths begrenzt. Sie wurde offensichtlich erbaut, um heimlich in Araluen einfallen zu können. Wenn Will nicht schnell handelt, ist das Königreich, das Morgarath woanders erwartet, in höchster Gefahr.

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Helen Dunmore – Im Sog des Meeres (Indigo 1)

The Deep Blue Sea

Die beiden Geschwister Sapphire und Conor leben in Cornwall nahe am Meer. Nachdem ihr Vater Mathew Trewhalla möglicherweise spurlos in Indigo, wie die Unterwasserwelt poetisch in einem seiner Lieder heißt, verschwunden ist, fühlt sich Sapphy mehr und mehr in seinem Bann. Mit einem der Mer, die in Indigo leben, erkundet sie diese Welt, doch der Frieden täuscht. Unschuldige Menschen geraten in Gefahr. Sapphy muss sich entscheiden, zu welcher Welt sie gehören will: zu den Mer oder zu ihrem eigenen Luftvolk.

Die Autorin
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Die drei ??? und der seltsame Kalender (2024)

Der Verlag meint:

Dieser Abreißkalender sorgt für die tägliche Dosis Kult, die jeder „Die drei ???“-Fan braucht. Witzige, skurrile oder einfach interessante Fakten erweitern das Fanwissen. Zitate aus über 200 Bänden und neun Rätselkategorien bringen jede Menge Spaß. Dazu gibt es einen exklusiven Fall, der mit Spannung durch das Jahr 2024 führt. Ein Highlight auf dem weihnachtlichen Geschenketisch.

Mein Eindruck:

Neues Jahr, neuer Abreißkalender der ??? … im Sommer. So viel dann zum „weihnachtlichen Geschenketisch“ aus der Verlagswerbung. Wie war das? !Irgendwo auf der Welt ist immer Weihnachten!“ Und warum gibts eigentlich noch keine Lebkuchen und Weihnachtsmänner im Supermarkt? Wir haben schließlich schon Juni!

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TKKG Junior – Verschwundene Dinos (Bücherhelden, 1. Klasse)

Die Handlung:

Diebstahl im Steinbruch! Mit Hammer und Pinsel ausgestattet suchen Tim, Karl, Klößchen und Gaby mit ihrer Bio-AG nach Fossilien. Sie erfahren viel über Archäologie und über das Leben der Dinosaurier. Tim findet bei den Ausgrabungen sogar einen perfekt erhaltenen versteinerten Dinosaurier-Knochen. Als dieser verschwindet und weitere seltsame Dinge im Steinbruch und auf dem Zeltplatz geschehen, nehmen TKKG Junior die Ermittlungen auf. Hund Oskar wittert bald eine erste Fährte. Wer ist der dreiste Dieb? In sechs Kapitel erleben Kinder ab der ersten Klasse einen aufregenden Krimi. Mit vielen Illustrationen und einem Rätsel nach jedem Kapitel – eine Bücherhelden-Geschichte für Leseanfänger.
(Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Dass die Dinos schon verdammt lange von der Erde verschwunden sind, das wissen eigentlich alle. Aber, warum TKKG im Steinbruch arbeiten und Steine kloppen (müssen) … haben sie was verbrochen? Ne, sie suchen Fossilien .. das sind „Spuren vergangenen Lebens“ … also Abdrücke oder versteinerte Körperteile von laaaaaaaaange verstorbenen Lebewesen.

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Holly Black / Tony DiTerlizzi – Die Rache der Kobolde (Die Spiderwick-Geheimnisse 5)

Showdown: In die Höhle des Drachen

In diesem Buch werden die spannenden und kuriosen Abenteuer dreier Geschwister fortgesetzt. Sie kommen aus der Stadt, müssen sich aber mit den Wundern und Gefahren des Landlebens herumschlagen. Und natürlich mit Elfen und Kobolden, nicht zu vergessen!

Diesmal verschlägt es das Trio in die das Hauptquartier der Kobolde, wohin ihre Mutter verschleppt worden ist. Dies ist der abschließende Band der Serie.

Die Autoren
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Marikka Pfeiffer – Tori Twister. Stürmisch unterwegs

Wettermachen für Einsteiger: Chaos und Lachstürme garantiert!

Tori findet Besuche bei ihrer Oma megaspannend. Denn Professorin Windagard Twister ist nicht nur Meteorologin, sondern auch Erfinderin. Ihr Traum ist es, das Wetter zu beherrschen. In Omas Wetterküche brodelt, blitzt und donnert es und tatsächlich hat sie als Wetterköchin erste Erfolge. Doch oft genug geht irgendetwas katastrophal schief. Und nun scheint mit der alternden Dame etwas nicht zu stimmen: Das Wetter ist total außer Kontrolle, besonders seit ein geheimnisvoller Fremder aufgetaucht ist. Kann er etwa auch das Wetter beeinflussen? In dieser Notlage muss Tori das Wettermachen übernehmen, denn nur sie hat ihrer Oma bisher assistiert. Stürmische Zeiten stehen bevor …

Das Buch eignet für Kinder ab neun Jahren.

Die Autorin

Marikka Pfeiffer ist in Berlin aufgewachsen und liebte schon als Kind Geschichten.

Sie hat Musikpädagogik, Geschichte und Psychologie studiert und arbeitete mit Kindern und Jugendlichen. Sie spielte mit ihnen Theater, drehte Filme und komponierte Lieder.

Heute ist sie freie Autorin und gibt Kurse und Workshops im Freien und Kreativen Schreiben. Marikka Pfeiffer lebt in Potsdam, ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn.

Neben Lachanfällen, Milchkaffee und verwunschenen Gärten liebt sie alte Bibliotheken, Schlösser und vor allem – geheimnisvolle Abenteuer. (Eigeninformation)

Handlung

Endlich Sommerferien! Für Tori (11), ihre ältere Schwester Sunna (17) und ihren Bruder Bö 14) gibt es nichts Schöneres als die sechs sorglosen Wochen bei ihrer Oma Winda in Mittendrin zu verbringen. Sunna freut sich auf unendlich viel Zeit zum Lesen. Bö möchte am liebsten nur surfen. Aber Tori wird ihrer Oma Windagard Twister, die nicht nur Meteorologin, sondern auch Wetterköchin ist, in ihrer ungewöhnlichen Küche helfen, denn die Twisters haben ein großes Familiengeheimnis: sie können das Wetter beeinflussen.

Doch als die drei Kindern in Mittendrin ankommen, spielt das Wetter total verrückt. Wie ist das möglich, wo doch sonst das Wetter eher so mäßig ist, dass es dem abgelegenen Ort sogar die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln ermöglicht. Noch dazu wird Oma Winda sofort bei der Ankunft der Kinder von einem Wirbelsturm mitgerissen, wobei sie zwar nur eine oberflächliche Verletzung davonträgt, aber leider auch komplett das Gedächtnis verliert. Die Ferien in Mittendrin scheinen damit beendet noch bevor sie richtig begonnen haben.
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Thompson, Kate – Zwischen den Zeiten

_Ins Feenland: Das Geheimnis der verlorenen Socken_

Immer schneller verrinnt die Zeit im früher so beschaulichen irischen Städtchen Kinvara. Helen, die unverheiratete Mutter von John Joseph bzw. JJ Liddy, ist total im Stress, sogar an ihrem Geburtstag. Halb im Scherz wünscht sie sich mehr Zeit. Ihr Sohn verspricht ihr hoch und heilig, er werde ihr Zeit verschaffen, koste es, was es wolle, denn er liebt sie sehr.

Auf einem Botengang gerät er an Anne Korff, die ihm verrät, dass es auf dem Land der Liddys einen Zugang zum Feenreich Tir na nOg gebe. Unversehens gerät er ins Feenreich, doch dort sieht auf den ersten Blick alles genauso aus wie zu Hause. Nur dass alles viel leerer scheint: Wo sind die Leute? Dann trifft er Aengus Og, und der verrät ihm, dass neuerdings auch die Welt der Feen aus den Fugen gerät. Die Zeit vergeht auch hier, und zunehmend schneller.

Wie hängen die beiden Welten zusammen, fragt sich JJ. Und kann er etwas dagegen tun, dass die Zeit bei ihm daheim ab- und bei den Feen zunimmt? Eine alte Familiengeschichte, die Helen ihm erzählt hat, weist ihm den richtigen Weg.

_Die Autorin_

Kate Thompson, 1956 geboren, wuchs in England auf, trainierte Rennpferde in USA, studierte Jura in London und machte ausgedehnte Reisen durch Indien, bevor sie sich in Kinvara im irischen County Galway niederließ. Dort entwickelte sie ihre Leidenschaft für das Fiddlespiel. Sie hat eines ihrer Zimmer in eine Werkstatt umgewandelt, in der sie alte Instrumente restauriert.

Sie schreibt Lyrik, Drehbücher, Romane und Kinder- und Jugendbücher, für die sie bereits zweimal den |Irish Children’s Book of the Year Award| gewonnen hat. Auch „Zwischen den Zeiten“ wurde laut Verlag mehrfach ausgezeichnet.

_Handlung_

Eigentlich wollte JJ nur seiner Mutter Helen einen Gefallen tun, ein Geschenk zu ihrem Geburtstag: genügend Zeit, damit sie nicht mehr so gehetzt aussieht. Auf JJs Bauernhof sind alle so gehetzt, ganz als ob die Zeit immer knapper würde. Sie finden sogar kaum noch Zeit, um Lieder für die Irish-Folk-Music-Abende zu üben, die sie regelmäßig veranstalten. So ein gemütliches Céilí bringt Freunde und Nachbarn zusammen, und das Tanzen scheint JJ ebenso im Blut zu liegen wie das Fiddlespiel. Auch seine Schwester Marian spielt ein Instrument, nur sein Vater Ciaran Byrne spielt keines. Er kümmert sich dafür um das leibliche Wohl der Gäste.

Wieder einmal plant Helen Liddy einen Musikabend bei sich daheim – seit 1935 sind öffentliche Musikabende verboten. Die Kirche hatte gewettert, die Musik sei des Teufels und fördere Unzucht usw. Ja, als JJs Großvater Liddy weiterhin musizierte, soll der Pfarrer von Kinvara sogar so wütend geworden sein, dass er ihm die Querflöte wegnahm. Der Pfarrer ging fort – und ward nie mehr gesehen. Seitdem geht das Gerücht um, JJs Großvater habe den Priester auf dem Gewissen. Schon 15 Jahre ist JJ alt, bis ihm sein Freund Jimmy dieses Gerücht verklickert. JJ ist schockiert. Er hatte seine Familie immer für ohne Tadel gehalten. Und nun das!

Heute, am Samstag, soll JJ seiner Mutter einen Gefallen tun und einen Käselaib, den sie Anne Korff verkauft hat, zu der Nachbarin bringen, die ihn vergessen hat. Als er sich auf sein Fahrrad schwingt, ahnt er nicht, dass er erst in vier Wochen zurückkehren wird.

|Das Tor zum Feenreich|

Anne Korff interessiert sich sehr für alte Geschichte und irische Folklore, und so dauert es nicht lange, bis sie JJ fragt, ob er denn wisse, dass auf dem Land der Liddys eine Erdkammer liege. Eine Erdkammer – was soll das sein? Das sind Kammern unter Steinkreisen oder ähnlichen alten Kultstätten, von denen es in Irland über 45.000 Stück gebe. Und so eine Erdkammer könne ein Durchgang ins Feenreich sein. Sie wolle ihm eine zeigen.

Dort unten ist es dunkel und eng und stickig. Doch als die nette Nachbarin in einer Wand verschwindet, hat JJ ihre volle Aufmerksamkeit. Da kehrt sie wieder zurück. Ob er mutig genug sei, nach der Ursache für die verschwundene Zeit zu suchen, fragt sie ihn. Aber es ist sein voller Ernst: Er will seiner Mutter die verlorene Zeit zurückbringen. Sie nimmt ihn an der Hand und zieht ihn mit sich durch die Wand …

In ein grünes Land, in dem es keinen Menschen weit und breit zu geben scheint. „Willkommen in Tír na nOg, dem Land der Ewigen Jugend“, begrüßt sie ihn. Doch weitergehen muss er allein, da könne sie ihm nicht helfen. Ja, schon gut, meint er und beruhigt sich, er werde in wenigen Minuten wieder zurück sein. Als sie wieder verschwindet, schlendert er gemütlich in ein Dorf am Meer, das auf den ersten Blick verlassen erscheint. Doch da ist eine Ziege und ein Mann, der ihr nachjagt. JJ kennt sich mit Ziegen aus, denn aus ihrer Milch macht seine Mutter ihren herrlichen Käse. So hat er das Tier schnell eingefangen und dem erfreuten Mann gegeben. Als nächstes begegnet er einem grauen irischen Wolfshund, doch der ist schwer verletzt – das Hinterbein hängt nur noch an ein paar Sehnen. Mitleidvoll streichelt JJ das große Tier.

Aus der Dorfkneipe hört er Musik, und das ist genau sein Ding, damit kennt er sich aus. Er verrät, was er hier eigentlich will: Er will Zeit kaufen, denn offensichtlich haben die Leute hier mehr als genug davon. Keiner verzieht eine Miene ob dieses ungewöhnlichen Ansinnens. Was er denn dafür auszugeben bereit sei? Nun, leider kann er mit zehn Euro hier keine Zeit kaufen, und auch sein Taschenmesser ist hier wenig wert. Da hat er die rettende Idee: Er kann ihnen ein paar Lieder vorspielen, und das klappt auch vorzüglich, doch als sie ihn darum bitten, ihnen zu verraten, wie das Stück „Dowd’s Number Nine“ anfängt, will es ihm ums Verrecken nicht einfallen. Pech gehabt. Zeit gibt’s heute keine.

Da tritt der schöne Aengus Og ein, ein junger Mann, der es faustdick hinter den Ohren hat, wie JJ schon bald feststellt. Aber Aengus ist sehr freundlich und verrät ihm wenigstens, was hier eigentlich los ist. Aengus kennt das Land der „Ploddies“, wie er die nach Irland eingewanderten Menschen nennt, ziemlich gut. Er besuche es hin und wieder, erzählt er. (Aber er verrät JJ nicht, dass er seine Großmutter kannte.) Und er könne durchaus ebenfalls beobachten, dass drüben die Zeit tatsächlich schneller verrinnt. Und rate mal: Im Feenreich verrinnt sie nun ebenfalls, obwohl das doch eigentlich gar nicht sein dürfe. Denn wie sonst könnte dieses Land das „Land der Ewigen Jugend“ sein, hm? Das leuchtet JJ ein, und allmählich versteht er, dass die Feen ein Problem haben. Eigentlich das gleiche Problem wie seinesgleichen, nur auf der anderen Seite der Medaille.

„Also, was gibt es dagegen zu tun?“, fragt er Aengus. Nachdem Aengus ein wenig über Wechselbälger erzählt hat – wo sonst bekommen Unsterbliche ihre Kinder her -, beschließt er, nach der dünnen Stelle in der Zeithülle zu suchen, wo JJ neulich Feenmusik gehört hat. Und das ist ganz oben auf dem Eagle’s Rock. Und dann … tja, dann müssten sie wohl seinen Vater um Rat fragen, meint Aengus. Wie jeder gebildete Junge in Irland weiß JJ, dass der Vater von Aengus Og der Dagda ist. Und der Dagda ist Vater aller irischen Götter.

Zusammen mit dem verletzten Hund Bran machen sie sich auf eine Expedition, die JJs Mutter die verlorene Zeit zurückbringen wird.

_Mein Eindruck_

Was für ein zauberhaftes Buch! Für einen Irlandfreund wie mich ist die Geschichte ein gefundenes Fressen, denn irischer kann eine Geschichte kaum noch werden. Die Kapitel, von denen keines länger als fünf Seiten lang ist, fliegen nur so vorüber. Jedes wird mit den Noten für ein passendes Musikstück abgeschlossen, als wäre es ein Kommentar oder die Musikbegleitung. In diese Hinsicht handelt es sich um ein sehr musikalisches Buch. Und um den Musikfreund zu belohnen, liefert die Autorin nicht nur zwei oder drei eigene Stücke, sondern auch am Schluss die Noten zu dem gesuchten Lied „Dowd’s Number Nine“. Na, wenn das keine Motivation ist!

Die Geschichte hört sich vielleicht für den einen oder anderen Leser wie Michael Endes Märchen „Momo“ an, doch Kate Thompson brauchte überhaupt keine modernen Vorbilder, denn aus dem schier unerschöpflichen Vorrat an irischen Sagen, Märchen und Legenden brauchte sie nur nach der Geschichte von Óisin zu greifen.

|Die Geschichte Óisins|

Óisin brachte auch eine unbestimmte Zeit im Feenreich zu, um mit seiner Feengeliebten zusammen zu sein, wollte aber dann wieder zurück. Sie warnte ihn vergeblich, und als Óisin in die Lande der Sterblichen zurückkehrte, waren Jahrhunderte vergangen. Unbeschadet ritt er auf einem Feenpferd durch die Lande, seine Verwandten und Lieben suchend. Doch als er aus Versehen den Boden dieser Erde berührte, zerfiel auch er zu Staub, wie es das Schicksal aller Sterblichen ist. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. (Ich könnte auch die Geschichte von Thomas the Rhymer anführen, aber die kommt aus Wales.)

|Der wandernde Aengus|

Und dann gibt es in den westlichen Grafschaften Irlands immer noch viele Geschichten über die Feen und ihr Land der Ewigen Jugend. Manche Leute sprechen sogar noch Gälisch, die alte Sprache der Kelten, und es werden immer mehr, seit das Irish Revival Ende des 19. Jahrhundert mit William Butler Yeats und seinen Freunden begann (der übrigens ein wunderbares Gedicht über den wandernden Aengus schrieb). Das Feenland liegt praktisch vor der Haustür, und wer nur den Durchgang findet, kann mit den anderen Wesen Bekanntschaft machen – mit einer gewissen Vorsicht.

Keine Zeit, keine Zeit!

Aber seit es der EU beigetreten ist, erlebt Irland einen irrsinnigen wirtschaftlichen Aufschwung, wird sogar als „Celtic Tiger“ bezeichnet, analog zu den asiatischen Tigern. (Zu diesen Begriffen liefert das Glossar hervorragende Erklärungen.) Weil aber alle so viel zu tun haben, haben sie immer weniger Zeit. Oder kommt ihnen das nur so vor? Zeit ist ja so furchtbar subjektiv. Ein Tag mag 24 Stunden haben, aber nur wenn man ihn genießen kann, kommt er einem auch ausgefüllt vor. Und das mit dem Genießen ist schwierig geworden, denn alle sind im Stress.

Deshalb ist die Musik so wichtig geworden. Man kann den Verlauf der Zeit vergessen und ganz zur eigenen Identität finden, indem man die eigenen Lieder spielt, und Gemeinschaft finden, indem man die Lieder anderer spielt. Zu schade, dass die Musik an öffentlichen Orten verboten ist. Man muss schon U2 heißen, um ein Rockkonzert genehmigt zu bekommen, aber wenn man nur Liddy heißt und auf dem eigenen Bauernhof spielen will, bekommt man eins auf die Mütze. Unfair!

|Die Garda|

Es gibt Leute, die Gesetze durchsetzen, zum Beispiel auch die Sperrstunde. Sie sind als Polizisten bekannt, auf Gälisch Garda genannt. Nun gibt es aber in Kinvara, wo die Geschichte von Helen und JJ spielt, einen neu eingestellten Polizisten, der es mit den Gesetzen nicht so genau zu nehmen scheint. Seinen Boss macht das natürlich wütend, aber hey, was kann man tun, wenn einem das Notizbuch in die Waschmaschine gerät, ausgerechnet das Notizbuch, in dem er alle Gesetzesbrecher des Pubs von letzter Nacht aufgeschrieben hatte!

Und dieser neue Polizist zeigt noch mehr interessante Seiten: Er spielt selbst Musik und kennt Stücke, von denen die anderen Musiker (und in Kinvara gibt es deren viele) noch nichts gehört haben. Natürlich muss sich auch der neue Polizist an der Suche nach dem verschwundenen JJ beteiligen, die zunächst ergebnislos verläuft. Vier Wochen ist der Bengel weg, keiner hat ihn gesehen – noch nicht einmal Anne Korff rückt mit der Sprache raus, denn sie hat ihn schließlich ins Feenreich geführt. Man würde sie verrückt erklären, wenn sie verriete, was wirklich passiert ist. Als sie selbst rüberging, wurde sie von Aengus in die Irre geschickt.

|Der Schlüssel|

Zum Glück gelingt es JJ, das Problem der Zeit-Verschiebung zu lösen. Er muss natürlich wieder unter die Erde, in ein Grab, genauer gesagt. Denn der Schlüssel zur Gegenwart liegt in der Vergangenheit begraben. Da ihm seine Mutter von ihrer Familie erzählt und ihm Fotos gezeigt hat, weiß er nun, mit wem er es zu tun hat, als er in dem Grab auf einen seltsamen Mann trifft, der sehr wütend ist und einen wahnsinnigen Plan ausgeheckt hat, um die Musik ein- für allemal aus Irland zu vertreiben …

_Unterm Strich_

Kein Wunder, dass dieses wundervolle Buch mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde, obwohl es im Original den unscheinbaren Titel „Der neue Polizist“ trägt. Die Autorin offenbart ein tiefes, intuitives Verständnis für den Feenglauben einerseits und die irisch-keltische Mythologie andererseits.

Aber sie ist in der Lage, beides aus dem Blickwinkel eines gegenwärtigen Bewohners der Insel zu betrachten, wo Handys, das Internet und moderne Verkehrsmittel an der Tagesordnung sind. Dass JJ auf einem Bauernhof aufwächst und mit dem Bus zur Schule fahren muss, sagt schon viel über seine Provinzialität aus. Aber das kann er zu seinem Vorteil ummünzen, wie sich herausstellt. Ein Stadtjunge hätte mit den Feen sicherlich so seine Probleme.

Das Buch ist humorvoll, bewegend und voller Liebe für die irische Musik und ihre berühmten Interpreten. Diese scheint die Autorin alle persönlich beim Namen zu kennen, und wer ihr Hobby, das Fiddlespiel, berücksichtigt, der kann das gut nachvollziehen.

Alles in allem ein Buch, das in jedes Jugendzimmer gehört, und in die Bibliothek von Freunden Irlands und irischer Musik sowieso.

Wem dieses Buch gefällt, dem empfehle ich u. a. Lord Dunsanys Fantasyroman [„Die Königstochter aus Elfenland“,]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3608875190/powermetalde-21 das bei |Klett-Cotta| erhältlich ist. Es wurde auch vertont, doch die Platte „The King of Elfland’s Daughter“ ist wahrscheinlich nicht mehr zu bekommen.

|Originaltitel: The new policeman, 2005
318 Seiten
Aus dem irischen Englisch von Kattrin Stier|
[Verlagsspezial zum Buch]http://www.randomhouse.de/specialskids/thompson__zwischendenzeiten/
http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/

Judith Merchant – Hanni braucht eine Freuschrecke

Worum geht’s?

Wenn mal wieder alles doof ist…

Hanni ist heute morgen aufgewacht und hatte einfach mal furchtbar schlechte Laune. Eigentlich sollte der Tag ganz schön werden, denn sie wollte heute mit ihrer Mama einen Ausflug zur Schmetterlingswiese machen, inklusive Picknick natürlich. Doch irgendwie funktioniert heute gar nichts.

Ein Glück, dass Mama genau weiß, was an solchen Tagen hilft. Hanni braucht eine Freuschrecke. Gemeinsam machen sie sich schließlich auf die Suche.

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Roald Dahl – Sophiechen und der Riese (The BFG)

Classic Fantasy: Ein Borstenbuckler für den Fleischfetzenfresser

Und dann war er da! Acht Meter groß. Seinen schwarzen Umhang trug er so elegant wie ein vornehmer Herr. Die dünne Trompete hatte er immer noch in der Hand. Die Zofe kreischte. Die Königin seufzte. Und Sophiechen winkte. (Verlagsinfo)

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis, illustriert von Sir Quentin Drake.

Der Autor
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Eschbach, Andreas – seltene Gabe, Die

Marie staunt nicht schlecht: Armand, der bei ihr eingebrochene Junge aus Frankreich, kann einen Zug mit der Kraft seines Geistes anhalten. Dumm nur, dass er wegen dieser Fähigkeit von den Militärs seines Landes ebenso verfolgt wird wie von den Geheimdienstlern Deutschlands. Warum musste er sich ausgerechnet ihr Haus als Unterschlupf aussuchen? Und soll sie ihm, dem seltsamen Überwesen, überhaupt helfen?

_Der Autor_

Andreas Eschbach, geboren 1959, schrieb mit „Das Jesus-Video“ einen der erfolgreichsten deutschen Unterhaltungs-Thriller: Er wurde von Pro7 verfilmt und als Hörbuch von |Lübbe| vertont. Inzwischen hat er neben Science-Fiction auch den spekulativen Wirtschafts-Thriller „Eine Billion Dollar“ und die Jugendbücher „Perfect Copy“ (über Kloning), „Die seltene Gabe“ (über Telekinese) und „Das Mars-Projekt“ (Trilogie) veröffentlicht. Im September 2003 erschien sein Roman „Der Letzte seiner Art“, in dem es um einen Kyborgsoldaten im Ruhestand geht. Eschbach lebt in der Bretagne.

|Andreas Eschbach bei Buchwurm.info:|
[Eine Billion Dollar 653
[Exponentialdrift 187
[Das Jesus-Video 267
[Der Letzte seiner Art 317
[Das Marsprojekt 1102

_Handlung_

Marie ist eine durchschnittliche Schülerin, die in einer durchschnittlichen Familie ein durchschnittliches Leben führt. Bis zu einen bestimmten Tag, der ihr Leben auf den Kopf stellt. Ihre Eltern haben eine Karibikreise gewonnen und sind seit einer Woche weg. Marie führt den Haushalt und merkt sofort, dass etwas nicht stimmt, als sie von der Schule nach Hause kommt.

Es liegt keineswegs daran, dass auf den Straßen der Stadt Streifenwagen mit Blaulicht herumdüsen und per Lautsprecher Durchsagen machen, die sie nicht versteht. Nein, es liegt daran, dass in ihrem Haushalt Dinge fehlen: Lebensmittel hauptsächlich. Marie durchsucht das ganze Haus, und im Schrank wird sie fündig. Ein junger Mann springt heraus, der es sich darin gemütlich gemacht hat, komplett mit Decke und allem.

Armand, 17, ist Franzose und auf der Flucht vor der Polizei. Allerdings ist er kein bewaffneter Schwerverbrecher, wie die Polizei behauptet. Dennoch ist er immerhin in Maries Haus eingebrochen – bloß wie? Als sie ihm auf die Schliche kommt, demonstriert er sein spezielles Talent: Er kann Materie mit der Kraft seines Geistes bewegen – oder auch zerstören, so wie die schöne Lampe im Wohnzimmer.

Er zwingt sie, ihn zu begleiten, indem er ihr Gewalt androht. Keine sonderlich Vertrauen erweckende Methode, findet Marie. Sie packen das Nötigste zusammen, Marie schreibt eine letzte Nachricht an ihre Eltern, dann machen sie sich „vom Acker“. Allmählich geht ihr auf, dass Armand überhaupt keinen Plan hat. Wieso will er ausgerechnet in den ICE nach Dresden? Weil das der erste Fernzug ist, der ihn aus Stuttgart wegbringt. Na, und wie soll’s dann weitergehen?

In den Gesprächen, die sie zu führen beginnen, erklärt er ihr, dass er vor den militärischen Leitern jenes französischen Instituts wegläuft, in dem er sieben Jahre seines Lebens verbracht hat. Dort wurde seine Gabe weiterentwickelt. Doch der Anlass seiner Flucht war der Auftrag, einen anderen Menschen zu töten. Einen Mann namens Levroux, der über die Machenschaften von Geheimdienstlern aussagen würde, falls man ihn nicht ausschaltete – etwa durch einen telekinetischen Angriff auf sein Herz oder ein anderes lebenswichtiges Organ. Armand wollte das nicht, und als sein Aufpasser Pierre, ein Telepath, zu einer Beerdigung wegfuhr, nutzte Armand die Fluchtgelegenheit, die sich ihm erstmals bot.

Pierre ist hier, in Stuttgart! Und er hält nach Armand Ausschau. Selbst wenn Armand seine Gedanken abschirmen könnte, so würde doch Marie seine Anwesenheit und sogar seine Pläne verraten. So oder so – Marie hängt in der Sache tiefer drin, als ihr lieb und zunächst bewusst ist. Und viel später merkt sie, dass sie nicht mehr von Armands Seite weichen möchte. Denn sie erkennt, dass ihr Entführer kein „Monstrum“ ist, sondern ein menschliches Wesen. Sie trifft eine weitreichende Entscheidung.

_Mein Eindruck_

Die Story ist eine dichte und realistische Erzählung über ein außergewöhnliches menschliches Wesen und wie man es missbraucht hat. Anders als in Eschbachs Jugendroman „Perfect Copy. Die zweite Schöpfung“ findet die Hauptfigur nicht nachträglich heraus, was ihr angetan wurde (er wurde geklont), sondern Armand ist schon ziemlich mit zehn Jahren klar, dass er eine ungewöhnliche Gabe hat. Allerdings nicht viel ungewöhnlicher als die von Altersgenossen, die immer bei Mensch-ärgere-dich-nicht gewinnen. Armand hätte sich für immer und ewig in dem Institut verwöhnen und testen lassen, wenn man nicht von ihm verlangt hätte, einen anderen Menschen zu töten. Behauptet er jedenfalls.

Die Geheimdienstler, die ihn und Armand schließlich fangen, behaupten natürlich das Gegenteil. Und an diesem Punkt wird es spannend. Wird es diesen Leuten, die sehr deutlich beschrieben werden, gelingen, Armand und Marie auseinanderzubringen? Wird sie ihn wieder als „Monstrum“ ansehen und ihre Hilfe verweigern – oder ihn als Menschen betrachten und ihm zur Flucht verhelfen? Diese moralische Entscheidung ist eine der schwierigsten überhaupt, denn sie verlangt vom Entscheider, sich selbst neu zu definieren: als menschliches Wesen, das einen Andersartigen als gleichwertig einstufen muss.

Diese Relativität aus der Selbsterkenntnis (und aus Liebe) heraus ist die eigentliche Leistung, etwas, was man meist erst als Erwachsener zu tun hat. Sobald Marie eine solche Entscheidung getroffen hat, kann sie ihr Leben nicht mehr wie zuvor fortsetzen – unselbständig, unbewusst, frei von Verantwortung, kindlich eben. Dass die Geschichte gut ausgeht, ist nicht selbstverständlich, denn die beiden, Entführte und Entführer, streiten sich von Anfang an. Eigentlich müssten sich ihre Wege schon sehr bald trennen, doch dazu kommt es zum Glück nicht.

|Stil und Sprache|

Sprache und Darstellungsstil sind so einfach, aktuell und realistisch gestaltet, dass sich jedes Kind ab 12 Jahren damit leicht tun dürfte (das gilt natürlich nicht für Leute mit Leseschwäche). Weil aber die Hauptfiguren handeln wie Siebzehnjährige, wage ich zu bezweifeln, dass schon jeder Zwölfjährige diese Handlungsweise auf Anhieb versteht. Immerhin werden die Entscheidungen Maries somit schon vorstellbar – Akte der Toleranz, die dem jungen Leser hoffentlich auch in seiner Realität helfen, sie auszuüben.

|Humor|

In keinem Jugendbuch sollte eigentlich Humor fehlen, sonst macht das Lesen einfach keinen Spaß. Menschenskind – mit Telekinese könnte man ja die Welt aus den Angeln heben! Dass es nicht ganz so einfach ist, aber dennoch Spaß macht, zeigt der Autor an den Handlungen Armands. Er stibitzt einem jungen Mann, der nachts eine teure Sonnenbrille trägt, eben dieses absurde Accessoire, indem er es zum Himmel fliegen lässt. Die Reaktion des Bestohlenen ist schon recht lustig zu verfolgen: Er kichert wie ein Irrer.

|Schwächen|

Etwas unplausibel fand ich Armands Verhalten in Stuttgart aber doch. Der Junge, der seit sieben Jahren, aus der Provinz kommend, in einer Anstalt weggesperrt war, kennt sich hervorragend damit aus, wie der öffentliche Nahverkehr einer Großstadt funktioniert. Er studiert Fahrpläne wie ein alter Hase und kalkuliert mit Umsteigestationen, als wäre er Hartmut Mehdorn himself.

Als Entschuldigung kann man nur anführen, dass Armand ohne diese spezielle „Gabe“ noch nerviger geworden wäre, als er es für Marie eh schon ist. Wenigstens ist er auch nicht perfekt: Dass es in Stuttgart schon lange keinen „Westbahnhof“ mehr gibt, merkt er leider etwas zu spät. In diesem Gebäude könnte er höchstens einen heben gehen. Prost!

_Unterm Strich_

Der kurzweilige Jugendroman über einen Telekineten lässt sich locker in sechs Stunden lesen und bereitet keinerlei Verständnisschwierigkeiten. Dabei stellt der Autor seinen Helden keineswegs als Superman vor, sondern als einen Verfolgten, den die Militärs – wieder einmal – missbrauchen wollen.

Doch darauf kommt es dem Autor nicht an: Es geht um eine viel schwierigere Entscheidung, eine, die wir alle früher oder später in einer globalisierten Weltkultur fällen müssen: Lehnen wir den Andersartigen ab – oder können wir ihn als menschliches Wesen, das nur eben anders ist, akzeptieren? Wenn der Leser eine Antwort auf diese Frage in seinem eigenen Leben findet, ist schon viel gewonnen – und sicherlich genau das, was sich der Autor erhofft hat.

Johanna Lindemann – Die Prinzessin von Bestimm


Worum geht’s?

Die Prinzessin von Bestimm macht ihrem Namen alle Ehre. Denn sie möchte alles bestimmen, nur sie ganz allein. Das funktionierte auch zunächst ganz gut, doch dann begegnet sie plötzlich einem Mädchen, das ihr einfach nicht gehorchen möchte. Denn dieses Mädchen ist genauso bestimmerisch wie sie selbst.

Und wenn zwei Bestimmerinnen aufeinander treffen, können unerwarteterweise die allerbesten Freundschaften entstehen. Und jetzt erkennt sogar die Prinzessin von Bestimm, dass auch andere Leute gute Einfälle haben können.

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Anna Brett – Kleine Tiere werden groß: Der Löwe

Worum geht’s?

Welches Kind interessiert sich nicht für Tiere? In diesem Buch geht es darum, wie Löwen leben. An der Seite eines Löwenmädchens kannst Du erleben, wie ein Tag in der Savanne als Löwe aussieht. Wann erwachen sie morgens? Was essen Löwen? Wer gehört alles zu einem Löwenrudel? Diese und noch viele weitere Fragen wirst Du am Ende des Buchs sicher beantworten können.

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Wenda Shurety – Einfach buddeln!

Worum geht’s?

Der neugierige Ben stellt sich die Frage, wie es wohl am anderen Ende der Welt aussieht. Da kommt ihm eine Idee – er fängt kurzerhand an ein Loch zu graben. Nach und nach kommen immer weitere Kinder aus der Nachbarschaft dazu und helfen fleißig mit. Sie alle sind schon ganz gespannt, was sie am Ende wohl entdecken werden.

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Prévost, Guillaume – steinerne Pforte, Die (Das Buch der Zeit 1)

_Bitte eine Münze! Zeitreise mit Sonnensteinen_

Wer Bücher liebt, lebt gefährlich. Das hätte sich der 14-jährige Sam niemals träumen lassen, als er eines Tages auf der Suche nach seinem verschwundenen Vater ein mysteriöses Buch entdeckt. Seltsam: Seine Seiten sind alle gleich. Doch als Sam auf einen Stein, in den ein Sonnensymbol eingeritzt ist, eine Münze legt, wird er in eine andere Zeit transportiert.

Nach seiner Rückkehr will ihm seine Cousine Lilli helfen, damit Sams Vater nicht dem grausamen Herrscher Vlad Tepes in die Hände fällt. Denn dieser wird nun auf den Seiten des Buchs der Zeit dargestellt. Und die schlaue Lilli weiß aus dem Geschichtsunterricht: Vlad Tepes ist kein anderer als das Vorbild für den Inbegriff der Vampire: Dracula …

_Der Autor_

Guillaume Prévost, geboren 1964 auf der Insel Madagaskar, ist ein Geschichtsprofessor, der u. a. ein Werk über den Zweiten Weltkrieg veröffentlichte. Er hat mehrere Romane veröffentlicht, in denen er Fiktion und historische Persönlichkeiten kombinierte, darunter die „Die sieben Verbrechen von Rom“ (2000), in dem Leonardo da Vinci auftritt, sowie „Das Geheimnis der geheimen Kammer“ (die deutschen Titel stammen von mir).

„Das Buch der Zeit“ ist eine Jugendbuch-Trilogie, in der Prévost seine Hauptfigur in verschiedene Zeiten und Schauplätze schickt, wie es vor ihm Madeleine L’Engle („Die Zeitfalte“) getan hat.

_Handlung_

Der 14-jährige Samuel Faulkner ist ein ganz normaler Schüler in einer ganz normalen Stadt in Amerika. Jedenfalls bis zu dem Tag, an dem er versucht, eine Spur auf den Verbleib seines seit 13 Tagen verschollenen Vaters Allan zu finden. Sams Mutter ist schon gestorben, und so lebt er nun bei seinen Großeltern, neben dem Zimmer seiner fast gleichaltrigen Cousine Lilli.

|Der Sonnenstein|

Sam stibitzt die Schlüssel zum Antiquariatsbuchladen seines Vaters, der sich in einem heruntergekommenen Stadtviertel befindet, und stößt auf Vaters Anrufbeantworter auf eine ominöse Warnung des Nachbarn Max. Nach einer Weile des Suchens findet Sam hinter einer sehr guten getarnten Wand ein kleines Kämmerchen, in dem sich ein kleines rotes Buch und eine niedrige Steinstele befinden. In diesen Steinsockel ist eine sechsstrahlige Sonne eingraviert.

Leider gibt es keinen Hinweis, keinen Brief oder dergleichen, der Sam helfen würde, diese Funde zu verstehen. Aber er kann kombinieren. Und legt eine Münze mit einem Loch darin auf die Vertiefung in dem Stein, in die sie zu passen scheint. Eine sengende Hitze scheint seinen Arm zu verbrennen, dann erwacht er an einem anderen Ort …

|Iona, Irland|

Es ist die irische Insel Iona im Jahre des Herrn 800 – und am nächsten Tag wird sie von Wikingern überfallen. Ihm gelingt die Flucht mit einer weiteren Münze und einem Sonnenstein – nur um im Jahr 1916 vor der Festung Verdun zu landen, mitten im übelsten Bombardement. Doch auch hier gelingt es ihm, dem Schlimmsten zu entkommen, und mit einer neuen Münze – der Soldat nennt sie einen „Orden“ – reist er zur nächsten Station. Ist sein Vater wenigstens hier? Wo ist „hier“ überhaupt?

Während Sam herausfindet, dass er im Grabmal eines altägyptischen Priesters namens Setni gelandet ist, wird er Zeuge eines Komplotts, dem der Priester des Pharao Ramses III. zum Opfer fallen soll. Darf er in den Lauf der Geschichte eingreifen?

|Rückkehr|

Nach seiner Rückkehr in die Gegenwart ist der Wirbel natürlich groß, doch das Einzige, woran Sam denkt, ist sein Vater. Auf dem Dachboden findet er Zeitungsausschnitte, die belegen, dass sein Vater einst als Praktikant in Ägypten weilte, um in Theben bei Ausgrabungen eines gewissen Prof. Chamberlain zu helfen. Es gab einen Skandal, als Münzen aus dem Mittelalter gefunden wurden. Offenbar ist Allan Faulkner ein weit- und zeitgereister Mensch, der überall seine metallenen „Fahrscheine“ hinterlässt. Wozu? Na, um alte Bücher aufzutreiben, natürlich! Doch wo ist er jetzt?

Sams Cousine Lilli ist die Beste ihrer Klasse, und dank ihrer Kombinationsgabe erkennt sie schnell die entscheidenden Zusammenhänge. Demnach gibt das von Sam gefundene Buch, das auch sie gelesen hat, die Zeit und den Zielpunkt des Zeitreisenden an. Und mit einer Vertiefung im Sonnenstein kann man etwas damit transportieren, Bücher beispielsweise. Im Buch ist aktuell nur eine Information auf allen Seiten zu sehen: Vlad Tepes, der Herrscher der rumänischen Walachei aus dem 15. Jahrhundert, der für seine Grausamkeit den Beinamen Dracul erhielt.

Falls Sams Vater in Vlads Hände gefallen ist, so droht ihm höchste Gefahr! Von Max, dem Nachbarn, bekommt Sam eine Lochmünze, die genau in den Sonnenstein passt – seine Fahrkarte. Doch Lilli warnt ihn: Was, wenn Vlad Dracul seinen Vater gefangen hält? Dann droht auch Sam Gefahr, nicht wahr?

|Brügge|

Sam schlägt diese Warnung jedoch in den Wind, denn er hat nun wirklich Angst um seinen Vater, und mit einem sengenden Schmerz reist er in die Zielzeit. Verwirrt stellt er fest, dass er auf einem Friedhof gelandet ist. Zwar ist es das 15. Jahrhundert, doch man schreibt das Jahr 1430, und dies ist nicht die Walachei, sondern die schöne und stolze Handelsstadt Brügge …

_Mein Eindruck_

Dem Autor gelingt es, auf einfühlsame Weise die Gefühls- und Gedankenwelt von Sam darzustellen, und zwar so, dass sie einigermaßen glaubwürdig erscheinen. Natürlich hätte ein älterer Mensch zunächst an seinem Verstand gezweifelt, wenn er sich plötzlich in einer anderen Zeit und Umgebung wiedergefunden hätte. Sam ist jedoch widerstandsfähiger – und außerdem bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als sich schleunigst anzupassen. Denn sonst wird er entweder als Spion oder Teufel schnellstens zum Tode befördert. Immer wieder muss er deshalb seine in der Moderne erworbenen Einstellungen und Empfindungen einer völlig anders gearteten Gesellschaft anpassen, um überleben zu können.

Eine große Hilfe ist ihm dabei jedoch der Umstand, dass ihm die Zeitreise eine Art Übersetzungsprogramm mitgibt, so dass er in der Zielzeit auch die jeweilige Sprache verstehen und rudimentär sprechen kann. Wie dies zustande kommen soll, wird nicht erklärt, und auch Sam wundert sich darüber, aber wenn’s hilft, hat er sicher nichts dagegen. Dieser Bruch in der Logik ist das einzige Manko der Geschichte. Aber je mehr Sam über das Zeitreisen und die Sonnensteine herausfindet (z. B. bei einem Alchemisten in Brügge), desto mehr darf der Leser hoffen, dass auch dieses Rätsel gelöst wird.

Sams Reisen sind sowieso nur eine alternative Methode zu Schulausflügen, um fremde Länder und Sitten kennen zu lernen – mit dem Bonus, nun auch eine andere Zeit erkunden zu können. Der Geschichtsprofessor Prévost hat damit einen Weg gefunden, seinen Schülern Wissen aus seinem Spezialgebiet auf unterhaltsame und lehrreiche Weise nahe zu bringen. In seiner Methode schwankt der Autor, und es ist nicht sicher, ob er auf die übliche Mystik à la Katharer oder Illuminati hinauswill. Ohne weiteres ist er imstande, auch Einsteins Relativitätstheorie kurz mal praktisch zu erläutern – ohne dabei jedoch die nötigen Konsequenzen daraus zu ziehen. So tut der Autor so, als stünde die Erde im Weltraum an Ort und Stelle und alle Zeiten seien quasi übereinander gestapelt – eine völlig unrealistische und mittelalterlich-geozentrische Vorstellung.

Dass jedoch Sams Zeitreisen nur Schülerausflüge ohne Bedeutung wären, wird im letzten Drittel widerlegt. Erstens stößt Sam in Brügge auf ein Mädchen, das verblüffende Ähnlichkeit mit seiner Schulflamme Alicia Todds aufweist. Was wäre, wenn sie nicht den Jungen heiraten würde, den sie liebt? Würde dann Alicia nie geboren werden? Sam sieht sich veranlasst, korrigierend einzugreifen – eine moralische Entscheidung, die ihm leichtfällt. Doch was ist mit schwierigeren Entscheidungen?

Eine weitere Konsequenz des physischen Vorgangs des Zeitreisens ist ein Phänomen, das ich hier zum ersten Mal gefunden habe: ein temporaler Dopplereffekt. Dass er kurz hintereinander zweimal das Gleiche sieht und erlebt, wirkt auf Sam zunächst sehr verwirrend. Er weiß nicht, was nun real und was die Illusion ist. Oder ist beides echt? Was ihn zunächst stört, erweist sich im Finale, als er gegen seinen Erzfeind Monk einen Judo-Wettkampf bestreitet, als klarer Vorteil: Er weiß schon im Voraus, was sein Gegner als Nächstes tun wird!

Das Beste an diesem Buch ist also, dass sich Sam weiterentwickelt, sowohl körperlich (er wird stärker) als auch geistig (Dopplereffekt, Sprachen) und seelisch (mehr Empathie für seine Mitmenschen). Gut fand ich auch, dass er auf seine Cousine Lili angewiesen ist. Sie mag ihm zunächst zwar als nervige Zicke erscheinen („Mädchen!“), aber nur die Tatsache, dass sie an ihn denkt, rettet ihn vor dem Verlorengehen in den Tiefen der Zeit. Sagt er jedenfalls. Wir müssen es ihm glauben. Außerdem ist sie die Schlauere von ihnen beiden.

|Die Aufmachung|

Das Buch ist ganz in edlem Rot und Gold gehalten, und der Prägedruck vermittelt zusätzlich den Eindruck, man halte ein uraltes Buch in Händen. Hinzu kommt noch, dass der Buchrücken aussieht, als sei er bereits abgenutzt und abgestoßen – genau so, wie ein antiquarisches Buch eben aussehen würde.

Zwei goldfarbene schlüsselförmige Ornamente im unteren Drittel von Vorder- und Rückseite legen den Schluss nahe, dass es sich hier um einen Verschluss handeln könnte, der das Buch, wenn es wirklich ein altes wäre, zusammengehalten hätte. Auf der Vorderseite ist die altägyptische Version eines Sonnensteins zu sehen. So viel Design- und Druckaufwand ist sehr sympathisch und hebt das Buch aus der Masse der Jugendbücher heraus.

Leider hat der Verlag dafür an Informationen über den Autor gespart. Nirgends findet sich das kleinste Fitzelchen Info über den Geschichtsprofessor. Meine Information oben habe ich aus dem Internet und selbst übersetzt.

_Unterm Strich_

Bis auf die ungeklärte Tatsache, dass Sam einen eingebauten Sprachcomputer mitbekommt, ist dieses Buch für Leser um 14 Jahre ein rundum gelungenes Leseerlebnis. Der Held ist sympathisch und sehr menschlich: Er weiß auch nicht mehr als du und ich, geht mit Foto-Handys und E-Mails um wie alle und lernt am Schluss noch so viel dazu, dass ihm ein Sieg vergönnt ist. Die Fortsetzung dazu würde ich gerne lesen. Sie trägt den Titel „Das Buch der Zeit: Die sieben Münzen“.

Wem dieses Abenteuer gefällt, der sei auf die ähnlichen Zeitreiseabenteuer „Die Zeitfalte“ von Madeleine L’Engle und die Serie um |Justin Time| von Peter Schwindt hingewiesen (1. Zeitsprung; 2. Der Fall Montauk; 3. Das Portal; 4. Verrat in Florenz).

|Originaltitel: Le livre du temps 1. La pierre sculptée, 2006
297 Seiten
Aus dem US-Französischen von Anke Knefel|
http://www.arena-verlag.de

Justine Larbalestier – Magische Töchter (Cansino-Trilogie 1)


„Smallville“ in Sydney und New York

Seit die 14-jährige Reason Cansino denken kann, ist sie mit ihrer Mutter Sarafina auf der Flucht vor den dunklen magischen Ritualen, die angeblich von ihrer Großmutter Esmeralda praktiziert werden. Als sie in Sydney vom Jugendamt ins Haus Esmeraldas gesteckt wird, traut sie sich nicht, irgendetwas zu essen oder zu lesen – es könnte ja magisch verseucht sein.

Als sie jedoch mit einem gestohlenen Schlüssel die magische Hintertür von Esmeraldas Haus öffnet, steht sie plötzlich in einer tief verschneiten Stadt statt im Hochsommer Sydneys. In dieser Stadt, die sich als New York City entpuppt, erfährt sie etwas Schicksalhaftes: Magie gibt es wirklich. Sie ist gefährlich und sie kann töten. Denn ein gewisser Jason Blake ist hinter ihr her, um ihre unverbrauchten Magiereserven anzuzapfen …
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Paver, Michelle – Seelenesser (Chronik der dunklen Wälder 3)

_Spannende Vorzeit-Fantasy für Jung und Alt_

Die Wälder vor 6000 Jahren erstrecken sich von einem Ende der Welt zum anderen, voller lebendiger Seelen – außer einer … Der 12-jährige Torak, seine Freundin Renn und ein junger Wolf haben die Welt von einem gefährlichen Dämon befreit und auf den Inseln des Robbenclans einen Seelenesser, einen bösen Schamanen, getötet.

Zusammen mit Wolf und Renn jagt Torak in den Wäldern des Rabenclans, bei dem er eine neue Heimat gefunden hat. Da kehrt Wolf nicht von der Jagd zurück. Alle Spuren deuten darauf hin, dass Wolf von den dunklen Schamanen, den Seelenessern, entführt worden ist. Gemeinsam mit seiner Freundin Renn begibt sich Torak ohne zu zögern auf eine lebensgefährliche Suche ins ewige Eis und zu einer direkten Konfrontation mit jenen Schamanen, die schon seinen Vater töteten …

_Die Autorin_

Michelle Paver wurde als Tochter einer Belgierin und eines Südafrikaners in Zentralafrika geboren und kam als Kind nach England, wo sie heute in Wimbledon lebt. „Als Kind war ich begeistert von Tieren, Mythen und von Geschichten, wie die Menschen früher überlebten. Ich zog mit Pfeil und Bogen los und wünschte mir nichts sehnlicher als einen eigenen Wolf.“

Nachdem sie zunächst historische Romane für Erwachsene – wie etwa „Sophies Versprechen“ – geschrieben hatte, beschäftigte sie sich erneut mit der Geschichte eines Jungen und eines Wolfes, die sie 20 Jahre zuvor verfasst hatte. Die Geburtsstunde von Torak, dem Helden von „Wolfsbruder“, war gekommen. (Verlagsinfo)

„Wolfsbruder“ ist der erste von sechs Bänden der „Chronik der dunklen Wälder“. Darin werden Toraks Abenteuer im großen Wald und sein Kampf gegen die fünf Seelenesser beschrieben. „Wanderer zwischen den Welten“ ist Band Nr. 2, „Seelenesser“ der dritte Band.

1) Wolfsbruder
2) Torak – Wanderer zwischen den Welten
3) Seelenesser

_Handlung_

Torak jagt mit seiner Freundin Renn in den Wäldern des Rabenclans, bei dem er eine neue Heimat gefunden hat. Torak hat weder Vater noch Mutter, seitdem seine Mutter bei seiner Geburt starb und sein Vater das Opfer eines Dämonenbären wurde. Als schutzloser Junge wurde ein ebenso junger und unerfahrener Wolf sein bester Gefährte und er kann sich mit ihm in der gemeinsamen Wolfssprache verständigen. Wolf und Torak gehören geistig dem gleichen Rudel an, in dem Torak der Leitwolf ist. Und Torak hat herausgefunden, dass er selbst ein Seelenwanderer ist, der sich geistig in andere Wesen versetzen kann. Ein Erbe seines Vaters, der ein Schamane war?

|Wolf verschwindet|

Unter einem Baum findet Torak die Feder einer Adlereule im Schnee – ein böses Omen, das Unheil verkündet. Da verschwindet Wolf auch schon spurlos. Nur die Spuren seiner Entführer sind zu finden. Haben sie Toraks Rudelgefährten getragen? Ja, da sind Schlittenspuren. Sie führen nach Norden. Und wenig später haben Wolfs Entführer auch einen Otter und einen Luchs gefangen – alles Jäger, wie Torak auffällt. Was haben diese Entführer vor? Sind es etwa gar … Torak wagt den Gedanken kaum auszusprechen.

|Eine unheimliches Rätsel|

Mit wachsender Verzweiflung drängt Torak Renn zum Weitergehen, und nur einmal gibt er anderen Menschen eine Botschaft für Fin-Kedin mit, den Anführer des Rabenclans und Renns Onkel. Sie stoßen auf einen alten Streuner, der halb blind durch den Schneewald tapert, aber dennoch mit dem Steinmesser überraschend flink ist. Torak muss ihm sein Feuer-Zeug geben, aber dafür bekommt er eine rätselhafte Auskunft: „Schwarzes Eis, weiße Bären, rotes Blut! Sie suchen das Auge der Natter!“

Schon allzu bald müssen Renn und Torak erfahren, wie sich so ein Rätsel lösen kann. Sie geraten in einen Schneesturm, sobald sie den schützenden Wald verlassen, und nur ein Bewohner des arktischen Nordens rettet ihnen das Leben. Inuktiluk gehört zum Eisfuchsclan, und zu dessen Lager bringt er die beiden halberfrorenen Jugendlichen. Aber auf dem Weg werden sie von einem Eisbären angegriffen, und niemand kann einem drei Meter großen Raubtier wie diesem standhalten. Wenigstens kann Torak die Schlittenhunde retten.

|Am Eismeer|

Der Eisfuchsclan ist äußerst freundlich zu ihnen, denn die Seherin des Clans hat ihre Ankunft bereits vorhergesehen. Sie werden aufgepäppelt, mit tauglichen, warmen Kleidern versehen sowie mit Proviant und Booten. Inuktiluk führt sie zum Eisfluss, dem gefährlichen Gletscher. Der kalbt ständig, so dass die abbrechenden Eisschollen Wellen verursachen, die ein Boot umkippen können. Auch Eisberge schwimmen vor dem Gletscher, die ein lederbedecktes Boot leicht aufschlitzen können. Und schließlich ist da noch das schwarze Eis. Es ist das schlechteste und tückischste Eis, das es gibt, und wer hineingerät, der ist so gut wie verloren.

Als sich Torak und Renn mit ihrem Boot dem Ufer nördlich des Gletschers nähern, erblicken sie einen Berg mit einer charakteristischen Form. Außerdem hat er ein Loch, durch das die Sonne scheint, und vor dem Loch spaltet eine Steinsäule das „Auge der Natter“. Hier leben die Seelenesser. Und hier wartet auch Wolf darauf, dass Torak ihn befreit.

|Das Auge der Natter|

Ein Junge des Eisfuchsclans greift sie an, doch sie können ihn überwältigen. Als ihnen klar wird, dass er als Gehilfe der dunklen Schamanen dienen wollte, schicken sie ihn nach Hause. An seiner Statt verkleidet sich Torak als Eisfuchsjunge und Schamanengehilfe. Während Renn draußen die Stellung hält, begibt sich Torak in die Höhle der Seelenesser.

Er kann zwar Wolf nicht auf Anhieb finden, aber ihm wird schon bald mit Entsetzen klar, was sie vorhaben: Seshru, Thiazzi, Nef und die eulenartige Eostra wollen mit einem magischen Feueropal die Dämonen aus einer Felswand rufen, welche die dünne Nahtselle zur Anderen Welt bildet, in der die Dämonen gefangen sind. Und wenn ihnen die Dämonen gehorchen, wollen sie damit die Clans terrorisieren und unterjochen, um eine einheitliche Form der Verehrung des Weltgeistes durchzusetzen – mit ihnen als priesterliche Herrscher, versteht sich.

Nach dem ersten Opfer, das Torak mit durchführen muss – er kann die Seelenesser täuschen -, scheint sich die bewusste Stelle in der Höhlenwand wie weiches Leder zu spannen. Die Dämonen krallen sich bereits an den dünnwandigen Durchlass, um an das Licht des Feueropals zu gelangen, das sie rasend macht. Es ist sicher nur noch eine Frage kurzer Zeit, bis sie durchbrechen – und auf die nichts ahnende Welt der Clans losgelassen werden …

_Mein Eindruck_

Ich habe auch diesen Teil der spannenden Vorzeit-Saga in kurzer Zeit gelesen. Die Darstellung ist sehr visuell orientiert, vom Dialog getragen und unglaublich detailreich, so dass ich mir die Szenen sehr gut vorstellen konnte. Offensichtlich hat die Autorin ausgiebig recherchiert, was sie schildert. Das bestätigt sie in ihrem erhellenden Nachwort. Außerdem bauen die Fakten wie eine lückenlose Kette aufeinander auf, um schließlich in ein spannendes Finale zu münden. Diesmal ist das Finale anders aufgebaut. Wenn sich Renn und Torak nach der Flucht aus der Höhle in Sicherheit glauben, so haben sie sich gewaltig getäuscht.

Besonders gut gefiel mir, dass sowohl Torak als auch Renn in schier ausweglose Situationen geraten. Die Panik droht sie zu überwältigen, doch es gelingt ihnen, ihren Verstand wieder einzuschalten und so die richtige Lösung für das aktuelle Problem zu finden. Nur an einer Stelle musste ich stutzen. Torak der Seelenwanderer hat seinen Geist – er nennt ihn seine drei Seelen – in den Geist des von den Schamanen gefangenen Eisbären wandern lassen, kommt nun aber nicht mehr heraus. Der Geist des Eisbären ist übermächtig. Dumm gelaufen! In der übernächsten Szene jedoch wird Torak wach und gelangt zu Bewusstsein, ohne jedoch zu erklären, wie ihm dies gelungen sein könnte.

|Über Seelen|

Das Konzept der drei Seelen ist diesmal tragend für die Handlung, und Torak setzt mehrmals seine neu (in Band 2) entdeckte Fähigkeit der Seelenwanderung ein. Dazu muss ich ein wenig mehr erklären, denke ich.

Da der Weltgeist alles umfasst, hat alles in der Natur eine Seele, auch Bäume. Nur der Mensch hat drei Seelen: die Namens-, die Clan- und die Weltgeistseele. Fehlt nur eine dieser Seelen, so erscheint sein Verhalten nicht geheuer, um nicht zusagen, wie das eines Verrückten. Denn sofort fehlt es diesem unvollständigen Menschen an Respekt vor seinen Mitkreaturen, seien es nun Clanmitglieder oder Tiere oder Bäume. Ja, bei manchen kann sich der Wahn dieses „seelisch“ verletzten Menschen gegen ihn selbst richten.

Nun dürfte es nach diesen Ausführungen nicht verwundern, dass es gewissenlosen Schamanen, den „Seelenessern“, gelingen kann, auch Kindern eine Seele zu nehmen und sie durch einen Dämon zu ersetzen, also eine bösartige Seele. Würde sich Torak als Seelenwanderer in sie hineinversetzen, könnte das für ihn äußerst gefährlich sein. Und die Dämonen, welche die Seelenesser aus der Anderen Welt locken, könnten versuchen, Toraks Seele zu übernehmen. Das würde Torak zu einem dämonischen Seelenwanderer machen, der zu fast allen Schandtaten fähig wäre. Zum Glück kann Torak die Seelenesser täuschen, bevor es dazu kommt.

|Zwei Konsequenzen|

Das Seelenkonzept führt dazu, dass unsere beiden Helden sich große Sorgen um ihren Rudelgefährten Wolf machen, der selbstredend ebenfalls über eine Seele verfügt. Interessant ist, dass Wolf seinen „Leitwolf“ beim Wiedersehen nicht mehr erkennt. Etwas stimmt nicht mit den beiden. Einerseits hat sich Torak durch seine Verkleidung und Verstellung in Geruch und Aussehen stark verändern müssen, andererseits hat Wolf sich durch eine Verletzung eine schlimme Krankheit (Wundbrand) zugezogen, die zunehmend seinen Verstand verwirrt.

Die andere Konsequenz hat Renn zum Mittelpunkt. Sie ist bereit, sich für den Erfolg von Toraks Mission gegen die Seelenesser selbst zu opfern. Das wäre natürlich ein Tiefschlag für Torak und ihren Onkel Fin-Keddin, aber was sein muss, muss sein. Sie sieht nur diesen einen Weg, um die Welt vor dem Ansturm der von den Seelenessern losgelassenen Dämonen zu bewahren. Denn Renn hat etwas, das die Dämonen unbedingt haben wollen … An dieser Stelle wird die Handlung hochdramatisch, und deshalb darf nichts weiter darüber verraten werden.

|Zwei Identifikationsfiguren|

Mit Torak und Renn begegnen dem Leser zwei Figuren, mit denen sich Jugendliche beiderlei Geschlechts leicht identifizieren können. Torak ist intelligent und kennt alle Fährten, ist aber nicht gerade vom Glück verfolgt. Außerdem neigt er zu Ungeduld und wirkt mitunter etwas cholerisch. Renn hingegen ist selbstbewusst und eine phantastische Bogenschützin, doch leider kennt sie sich nicht so gut im Wald aus wie Torak – der Rabenclan bevorzugt die Uferzone von Flüssen. Als Ausgleich hat sie medizinische Kenntnisse, denn sie ging in die „Schamanenschule“. Leider läuft zwischen den beiden in romantischer Hinsicht herzlich wenig, wenn sie auch absolut loyal zueinander sind. Davon profitiert jedoch die Action.

Die dritte Hauptfigur bildet Wolf. Er hat nun endlich seinen eigenen Handlungsstrang zugemessen bekommen, und die Kapitel, in denen wir von seinem Schicksal erfahren mögen, zwar kurz sein, aber sie sind dennoch bewegend. Wolf sieht die Welt mit anderen Augen und gibt den Dingen seine eigenen Namen. So heißen Menschen für ihn „Schwanzlose“, und Torak ist demnach für ihn „Groß Schwanzlos“. Feuer ist für ihn „Das-helle-Licht-das-heiß-beißt“ und so weiter. Mit ein wenig Einfühlungsvermögen sollte es jedem Leser gelingen, Wolfs Bezeichnungen zu entschlüsseln.

|Authentisch|

Wie schmeckt ein Hirschherz? Wie riecht Kiefernharz? Welche Steine liegen am Grund eines Wasserfalls? Welcher Blätter- oder Rindenbrei heilt Blutungen, Fieber und Entzündungen? Alle diese Fragen gilt es zu beantworten, um ein realistisches Bild von der Vorzeit um 4000 vor Christus zu präsentieren. Und nur durch zahlreiche Reisen und ein paar kenntnisreiche Bücher, die die Autorin im Nachwort aufführt, ist es ihr gelungen, diesen Eindruck von Realismus zu vermitteln. Diesmal ging es zu vor allem zu den Inuit in Ostgrönland, wo die Autorin den Eisbären studierte. Andere Reisen führten sie nach Manitoba/Kanada, London, wo sie die Raben, und in die rumänischen Karpaten, wo sie die Wölfe beobachtete.

Diese Informationen liefert die Autorin nicht in langen essayartigen Absätzen, sondern integriert sie in die Dialoge der Figuren. So erzählt etwa der Jäger Inuktiluk von den realen Wesen der Arktis, und die Seherin und ihren Freundinnen berichten von den Wesen der Geisterwelt, die nicht weniger real sind.

Diese Fakten stehen nur scheinbar im Widerspruch zu den zahlreichen Praktiken der Religionsausübung durch Raben- und Wolfsclan. Die Menschen können an gute Geister und Totems („Clanhüter“) ebenso glauben wie an böse Geister, also Dämonen. Die Psychologie der Naturreligion ist für beides die gleiche. Es erfordert immer wieder eine Überwindung des eigenen Unglaubens im Leser, wenn er liest, wie sehr sich die verschiedenen Clans als Teil der Natur betrachten. Der Robbenclan in Band 2 etwa fühlt sich von der Gunst der Meermutter abhängig und die Ringelrobbe ist die Clanhüterin, ihr Totem, das sie als heilig verehren. In „Seelenesser“ ist es der Eisbär, der tabu ist.

|Die Landkarten|

… auf den vorderen und hinteren Cover-Innenseiten erleichtern stark die Orientierung. Zudem sind hier die Lebensräume und Lagerstandorte der zahlreichen Clans eingezeichnet. Wer die Namen mit der Geschichte in Beziehung setzt, kann leicht dem Weg folgen, den Torak & Renn nehmen. Der Weg selbst ist nicht eingezeichnet. Das würde wohl eher verwirren als helfen, weil der Weg so verschlungen ist.

Diesmal zeigen die Vorsatzseiten eine neue Karte: den Hohen Norden. Sogar das schwarze Eis ist eingezeichnet. Hier stellte ich eine kleine Ungereimtheit fest: Alle Namen wurden eingedeutscht, nur die Richtungsangabe Osten eben nicht: E steht weiterhin für das englische Wort „East“, und zwar in beiden Karten.

|Illustrationen|

Jedem Kapitel ist eine Vignette vorangestellt. So nennt man kleine Zeichnungen, die ein einzelnes Motiv aus dem folgenden Inhalt darstellen. Der Illustrator John Fordham hat es nicht nur durch reine Strichzeichnung fabelhaft geschafft, Wesen wie ein Hermelin oder einen Raben zum Leben zu erwecken, sondern sie auch noch dreidimensional – also mit Licht, Schatten und Zweigen etc. – in ihrer Umgebung zu präsentieren. Besonders häufig liefern Wölfe das Motiv für diese schönen Zeichnungen.

|Die Übersetzung|

… von Katharina Orgaß und Gerald Jung, die schon für die „Hermux Tantamoq“-Trilogie verantwortlich zeichneten, ist ausgezeichnet gelungen. Viele Ausdrücke, wie etwa „Klamm“ statt „Schlucht“ verraten Fachkenntnis. Das trifft besonders auch für die Namen der zahlreichen Pflanzen zu, etwa für Multebeeren und viele andere. Immer wieder ist mir die Treffsicherheit in den knappen Bezeichnungen positiv aufgefallen. Auch die Korrektheit des Gebrauchs des Verbums „stecken“ findet meinen Beifall. So etwa „steckte“ ein Messer nicht – es „stak“.

Nicht alles wurde komplett übersetzt. Was denn ein „Eisfluss“ ist, kann sich der Leser aber leicht aus dem Geschehen und der Beschreibung erschließen: ein Gletscher. Doch dieses Wort benutzten die Menschen damals nicht und wohl auch nicht die Autorin. Deshalb fanden die Übersetzer es besser, bei „Eisfluss“ zu bleiben. Ist ja auch anschaulicher als „Gletscher“ und macht zudem das Bezeichnete zu etwas mit einer Seele und einem Willen: In allen Flüssen leben Geister, ebenso wie in Bäumen. Daher ist beispielsweise auch die Rede von „Baumblut“ statt von Harz.

Tierkenner möchte ich fragen, ob es richtig ist, wenn man, wie auf Seite 10 zu finden, ein Fell als „gestromert“ bezeichnet. Da heißt es von Wolfs Winterfell, sein „Winterpelz sei grauschwarz gestromert mit fuchsroten Stellen“.

_Unterm Strich_

Für mich steht fest, dass ich die gesamte Saga über die Dunklen Wälder lesen werde. Erstens ist es nun erwiesen, dass die Autorin ihre Qualität konstant aufrechterhalten kann – und der Verlag unterstützt sie darin nach Kräften, wie die Buchaustattung zeigt. Und zweitens zeichnet sich nun eine komplexe Konfliktsituation für die Hauptfigur Torak ab. Die Seelenesser sind sieben Schamanen, und sein verstorbener Vater war einer von ihnen, wie Torak geschockt erfährt.

In Band 2 hat Torak auch erfahren, dass er die seltene Fähigkeit des Seelenwanderns hat. Diese wird von den machthungrigen Schamanen heiß begehrt. Doch war die Frage, ob sich Torak dieser Fähigkeit als würdig erweisen wird – oder wird er sie missbrauchen? Es ist wie mit dem Einen Ring, der Frodo ständig in Versuchung geführt hat. Wir können uns also freuen, dass dass es Torak gelingt, sein Talent nutzbringend einzusetzen. Von mir bekommt das Buch, wie schon „Wolfsbruder“ und „Wanderer zwischen den Welten“, die Höchstwertung.

|Originaltitel: Chronicles of Ancient Darkness – Souleater
316 Seiten
Aus dem US-Englischen von Gerald Jung und Katharina Orgaß|
http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/