Brian Keene – Die Verschollenen

Auf einer pazifischen Tropeninsel treiben Teilnehmer einer billigen TV-Reality-Show ihre dümmlichen Spielchen, bis die heimlichen Herrscher des Eilands zornig, hungrig und geil über sie kommen … – Trash-Horror der besonders grobgestrickten Art, dessen Verfasser zwei entscheidende Fehler begeht: Die Story ist trotz aller Drastik nicht nur langweilig, sondern wird auch noch überraschungslos erzählt.
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Andrews, Ilona – Magisches Blut (Stadt der Finsternis 4)

_|Stadt der Finsternis|:_

Band 1: [„Die Nacht der Magie“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5963
Band 2: [„Die dunkle Flut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6134
Band 3: [„Duell der Schatten“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6289
Band 4: _“Magisches Blut“_
Band 5: „Magic Slays“ (noch ohne dt. Titel)

Das Autorenduo Ilona Andrews steht seit nun mehr drei Bänden „Stadt der Finsternis“ für Action, eine wirklich toughe Heldin und jede Menge düsterer Figuren. In Band 4, „Magisches Blut“, kommt noch eine weitere dunkle Gestalt hinzu. Eine, mit der Kate Daniels nicht gerechnet hat …

Die mutige Ordensritterin steht vor einem großen Rätsel. Eine Bar, in der sowohl Gestaltwandler als auch Menschen verkehren, wurde von einem mysteriösen Unbekannten angegriffen, der anschließend einen der Gestaltwandler mit einer höchst ansteckenden Krankheit infizierte. Nachdem es ihr mit Mühe und Not gelungen ist, den sehr lebendigen Krankheitserreger in die Ecke zu drängen, muss Kate feststellen, dass niemand den Unbekannten identifizieren kann. Allerdings scheint es, als ob er sein Unwesen nicht nur in Atlanta, sondern in ganz Amerika treibt.

Es gilt also, diesen Übeltäter zu stoppen. Dabei macht Kate einige höchst beunruhigende Entdeckungen. So unbekannt ist der Unbekannte nämlich gar nicht. Jedenfalls ihr nicht. Doch das ist selbstverständlich nicht Kates einziges Problem. Curran, der Herr der Gestaltwandler, und sie pflegen eine etwas ruppige, auf vielen Missverständnissen basierende Beziehung. Doch dieses Mal hilft der Ordensritterin weder Witz noch Streit. Sie steht vor einer schwierigen Entscheidung…

_Es ist beinahe_ schon beängstigend, wie Ilona Andrews kontinuierlich herausragende Bücher schreiben. Auch der vierte Band von „Stadt der Finsternis“ überzeugt auf ganzer Linie. Die rasante, actionreiche Handlung lässt keine Wünsche offen. Kate Daniels stolpert von einem Tatort zum nächsten und kämpft gegen diverse Widersacher. Dabei rücken ihre eigene Vergangenheit und ihre mysteriöse Herkunft einmal mehr in den Vordergrund. Während diese in den ersten Bänden häufig nur nebenbei erwähnt wurden, zeichnet sich nun ab, dass ihre Abstammung noch reichlich Potenzial für weitere spannende Bücher bietet. Darüber hinaus gibt es auch etwas fürs Herz – allerdings auf die raue und kitschfreie Kate-Daniels-Art.

Überhaupt Kate Daniels. Sie tritt erneut als überaus sympathische, mitreißende Hauptfigur auf. Ihr Charakter vertieft sich weiter, da noch mehr Details über ihre Herkunft ans Tageslicht kommen. Ihre erfrischend freche Art und ihr Mut sowie ihr neuer Gefährte, der Kampfpudel, sorgen für weitere Höhepunkte in der Geschichte. Schön ist, dass auch andere Nebenfiguren sich weiter entwickeln und stärker in den Fokus rücken. Die Autoren nutzen diese Gelegenheit, um anhand dieser Personen das Wesen und die Traditionen der Gestaltwandler besser zu erklären. Ihre Ideen haben dabei stets Hand und Fuß. Die düstere Welt, in der die Geschichte spielt, ist überaus gelungen und überrascht auch dieses Mal mit einigen Innovationen.

Der Schreibstil ist, wie jedes Mal, perfekt auf die Ich-Erzählerin Kate zugeschnitten. Frech, humorvoll und vor allem nie langatmig bringen die Autoren den Leser durch die Geschichte. Sie verzichten dabei zwar nicht auf detaillierte Beschreibungen, halten diese aber angenehm kurz. Der schnörkellose Stil und die gute Wortwahl sorgen ebenfalls dafür, dass sich die Geschichte flott und mühelos lesen lässt.

_Mit „Magisches Blut“_ haben Ilona Andrews den mittlerweile vierten Band ihrer Serie „Stadt der Finsternis“ vorgelegt und überzeugen erneut durch eine starke Leistung. Die Handlung, die Figuren und der Schreibstil passen wie die Faust aufs Auge. Dank der Rahmenhandlung, Kates Herkunft, die in jedem Buch ein wenig mehr Beachtung findet, bleibt es auch weiterhin spannend.

|Broschiert: 409 Seiten
Originaltitel: Magic Bleeds
Deutsch von Bernhard Kempen
ISBN-13: 978-3802583421|
[www.egmont-lyx.de]http://www.egmont-lyx.de
[www.ilona-andrews.com]http://www.ilona-andrews.com

_Ilona Andrews bei |Buchwurm.info|:_
[„Magische Begegnung“ (Land der Schatten 1)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6772

Erlhoff, Kari; Sonnleitner, Marco; Buchna Hendrik – Die drei ??? und die Geisterlampe – 12 Kurzgeschichten (Sonderband)

Das letzte Jubiläum einer der beliebtesten Jugendserien überhaupt, liegt noch gar nicht so lange zurück. Erst im Jahr 2010 feierte man bei |Kosmos| die Veröffentlichung von Band 150. Trotzdem geht die Erfolgsgeschichte unvermindert weiter. Derzeit befinden sich vier aktive Autoren „im Dienst“, drei von ihnen geben sich im vorliegenden 159. Band ein Stelldichein. Dieser ist eine kleine Neuerung in der inzwischen fast genau 50-jährigen Geschichte der Reihe: Kurzgeschichten der drei ??? hatten wir bislang noch nicht. Gleich zwölf Stück davon sind hier vertreten:

_“Der verschwundene Superstar“ – Kari Erlhoff_

„Blacky“, seit Jahren fester Bestandteil und Maskottchen der drei Fragezeichen, plappert plötzlich Passagen aus Shakespeares „Hamlet“ – genauer gesagt die Textzeilen der weiblichen Hauptrolle Ophelia. Eine kurze Untersuchung des bekannt sprachbegabten, schwarzen Vogels bestätigt den Verdacht, dass es sich hier nicht um Blackbeard, sondern um einen anderen Mynah handelt. Jemand muss Blacky entführt haben!

|Eindruck|

Die Geschichte ist eine schöne Hommage an den Fall „Super-Papagei“ und somit an einen der berühmtesten Fälle des Trios. Kari Erlhoff hat ohnehin ein Faible für die klassischen Elemente und Figuren, gerne auch aus den ganz frühen Tagen der Serie. Erst jüngst erweckte sie Jamie Allison („Feurige Flut“), Jelena Charkova („Tödliches Eis“) und Skinny Norris („Namenloser Gegner“) zu neuem Leben. Wiewohl die Grundidee dieses Falles durchaus originell ist, wirkt die Auflösung etwas holprig und in letzter Instanz nicht besonders plausibel.

_“SOS“ – Marco Sonnleitner_

Nach einem spannenden Kinoabend am Strand, bemerken die drei Fragezeichen ein SOS-Blinksignal aus einem alten, vermeintlich leerstehenden Anwesen mit dem – vor allem für Hasenfuß Peter – höchst verheißungsvollen Namen ‚Gloomy Hollow‘ (dt.: Düstere Senke). Diese stammen von einem von Einbrechern eingesperrten, zehnjährigen Jungen, der kürzlich mit seinen Eltern hier einzog. Diese sind allerdings aushäusig, stattdessen machen sich die ungebetenen Gäste grade an Daddys Tresor zu schaffen …

|Eindruck|

Auch Marco Sonnleitner bedient sich ebenfalls gerne mal erprobter Stilelemente und würzt diese dann vorzugsweise noch mit einem Schuss Mystery. Diesmal langt es, vielleicht wegen der Begrenzung der Länge auf zwölf Seiten pro Story, augenscheinlich nicht für einen ausgewachsenen Fluch, sodass es hier fast ausschließlich das alte Piraten-Thema im Alleingang richten muss, das Kennern der Serie sattsam bekannt ist. Wenig Knobelei, viel Action – lautet die Devise des Plots, der alles in allem recht ordentlich zu unterhalten weiß.

_“Das Rätsel der schwarzen Nadel“ – Hendrik Buchna_

Die drei Jungs sollen einen recht heiklen Überwachungsjob ausführen. Ihr Klient Mr Logan muss eine Schachtel, mit einer ominösen schwarzen Nadel, auf einer alten Industriebrache an einen Unbekannten aushändigen bzw. dort deponieren – zu den üblichen Bedingungen: Allein und natürlich keine Polizei. Die diesbezügliche Drohung ist recht unverhohlen. Noch während der Vorbereitung der Observation müssen die drei zum Arbeitseinsatz für Tante Mathilda antreten – die Gelegenheit nutzt jemand, um sich Zutritt zur Zentrale zu verschaffen.

|Eindruck|

Newcomer Hendrik Buchna („Im Zeichen der Schlangen“) pflegt zunächst lieb gewonnene Klischees, wie den Frondienst für Tante Mathilda und Onkel Titus. Noch während der Leser sich innerlich auf die nächtliche Beschattung vor düsterer Werkshallenkulisse vorbereitet, löst sich der Fall quasi im Vorbeigehen. Und vor allem schneller als gedacht. Eben noch mit Bob gefiebert, der mit dem Einbrecher in der Zentrale konfrontiert wird, und schon einer recht unerwartete Erklärung/Auflösung des Falles.

_“Entführt“ – Marco Sonnleitner_

Peter erhält eine alarmierende E-Mail, in welcher ihm die Entführung seiner Freundin Kelly mitgeteilt wird – nebst einem Rätsel, wo er sie wieder finden kann. Unterzeichnet hat ein gewisser „S.N.“ Natürlich kann es sich dabei nur um Dauerwidersacher und Erzfeind Skinny Norris handeln, denken auch Justus und Bob, als er sie in der Zentrale davon informiert. Das gesetzte Ultimatum ist fast verstrichen und somit der enge Zeitrahmen die kniffligen Denksportaufgaben zu lösen. Kann der recht beschränkte Skinny sich so etwas Subtiles tatsächlich ausgedacht haben?

|Eindruck|

Peters Freundin Kelly Madigan hatten wir die letzten paar Jahre schon (fast) vergessen. Nun erinnert Marco Sonnleitner sich (und uns) wieder an sie. Die Geschichte kommt, für ihn recht untypisch, vollkommen ohne mysteriösen Einschlag aus. Dafür gibt’s ein fast schon traditionell zu nennendes Rätsel im besten Sinne. Der pfiffige Final-Twist rundet diese flotte Geschichte zusätzlich ab.

_“Das Lehrstück“ – Kari Erlhoff_

Mrs Floyd ruft die drei Fragezeichen zur Hilfe, da sie eine Erbschaft vermisst. Zumindest vermutet sie, dass ihre kürzlich verstorbene Mutter einen nicht unerheblichen Betrag gebunkert hat. Die alte Dame war Musiklehrerin – auch die Peters – und hat ihrer Tochter als einzigen Hinweis ein Musikstück hinterlassen, welches diese ganz folgerichtig als versteckte Botschaft auffasst. Wer sie dechiffriert, findet sicher auch das irgendwo im Haus versteckte Ersparte der schrulligen Verstorbenen.

|Eindruck|

Es fällt schwer sich ausgerechnet Peter Shaw als ehemaligen Klavierschüler vorzustellen – aber warum auch nicht? Ansonsten kommt einem bei dieser Story eigentlich nur noch ein einziges Wort in den Sinn: Vorhersehbar.

_“Verschwörung auf der Eagle Ranch“ – Hendrik Buchna_

Mitschüler Miguel bittet die drei ??? um Hilfe. Sein Vater Alejandro ist Besitzer der Highwayraststätte „Eagle Ranch“ und wurde erst vor zwei Jahren amerikanischer Staatsbürger. Irgendjemand hat wohl eine Aversion gegen ihn und veranstaltet – bisher – kleinere Sabotageakte, wobei in rätselhaften Drohschriften auf seinen Migrationshintergrund angespielt wird.

|Eindruck|

Diese Geschichte lebt in nicht unerheblichen Umfang von der Art, wie sie aufgezogen wurde. Bob verfasst einen retrospektiven Bericht für Inspector Cotta auf seiner klapprigen Schreibmaschine, wobei so mancher Tippfehler für Heiterkeit, sprich Auflockerung sorgt. Die Idee ist nicht neu. Diesen stilistischen Kniff kennt man schon vom Fall „Nebelberg“: Bobs Reisetagebuch. Der Fall ist durchaus spannend, gut durchdacht und hat eine unerwartete Auflösung.

_“Der graue Dämon“ – Hendrik Buchna_

Als Peter nach dem Sport noch zum Baumarkt muss, rasselt er dort mit einem monströsen Wesen zusammen. Panikartig ergreift der Ober-Hasenfuß des Trios die Flucht. Per pedes jagt ihn der graue Unhold quer durch Rocky Beach, bis Peter auf einer alten Mülldeponie Zuflucht sucht und sich endlich in Sicherheit wähnt.

|Eindruck|

Run for Fun, hätte man diese Kurzgeschichte ebenfalls nennen können. Eine spannende, rasante Verfolgungsjagd, die auch durch die Erwähnung verschiedener, grade zur jeweiligen Situation passender, Songtitel ihren subtilen Witz bezieht. Am Ende ist natürlich wieder einmal alles anders, als es scheint. Spaßig.

_“Dunkle Vergangenheit“ – Marco Sonnleitner_

Die drei ??? sind mit Bobs Käfer unterwegs, als ihnen ein waschechter Westmann vors Auto läuft. Nur Bobs schneller Reaktion ist es zu verdanken, dass er den Revolverhelden nicht über den Haufen fährt. Einen solchen richtet er nämlich auf die drei und zwingt sie ihm zur Flucht zu verhelfen. Er hat grade eine Bank ausgeraubt – Schlimmer noch: Bei dem Outlaw handelt es sich um einen von Justus‘ Vorfahren.

|Eindruck|

Zeitmaschine und Western? „Jemand zuhause McFly, Du irische Mistfliege?“ Den cineastisch vorbelasteten Leser beschleicht ein Déjà vu, nur dass Bobs Foffi eben kein DeLorean ist und Marty McFly und Doc Brown auch nicht vorkommen. Marco Sonnleitner begibt sich hier vom Setting her auf sehr dünnes, experimentelles Eis. Praktizierte Ahnenforschung einmal anders. Strange.

_“Jagd auf den Weihnachtsmann“ – Hendrik Buchna_

Es ist kurz vor Weihnachten und noch dazu einer der schlimmsten Winter, welche Rocky Beach je erlebt hat. Polizei und Feuerwehr haben alle Hände voll zu tun und sind kürzlich Opfer von Sabotageakten geworden. Umso härter trifft das kleine Städtchen eine dreiste Einbruchserie, die laut übereinstimmender Zeugenaussagen von einem Weihnachtsmann verübt wird.

|Eindruck|

Eine Weihnachtsgeschichte mit dem Nikolaus aus der Hölle – Satan Klaus, sozusagen. Selbstverständlich ist hinterher kaum noch etwas, wie es am Anfang schien und erhält zum Schluss sogar eine aktuelle, sozialkritische Komponente. Die Geschichte ist nicht immer ganz plausibel, vor allem was den Selbstbau-Schneepflug vor Onkel Titus’ Truck angeht. Alles in allem aber eine spannende, wie originelle Story.

_“Manches verlernt man nie“ – Marco Sonnleitner_

Die greisen drei ???, die berühmtesten Emporkömmlinge von Rocky Beach, sollen heute für ihr Lebenswerk geehrt werden. Der Bürgermeister schließt grade die Laudatio ab und will zur Verleihung von mit Edelsteinen geschmückten Fragezeichen übergehen, als plötzlich das Licht ausfällt. Im entstandenen Tumult sind hernach zwei der drei Edelsteine verschwunden. Der Dieb muss sich aber noch im Saal befinden.

|Eindruck|

Eben noch in der dunklen Vergangenheit, gehts mit Marco Sonnleitner nun tatsächlich quasi zurück in die Zukunft: Die drei ??? inzwischen in Ehren ergraut, etwas zänkisch wie ein altes Ehepaar – pardon: Trio – aber immer noch mopsfidel. Beklauen lassen sie sich schon mal gar nicht. Diese nette, kleine Persiflage liest sich fluffig und spielt selbstironisch-humorig mit so manchem Serien-Klischee.

_“Psychomoon“ – Kari Erlhoff_

Kellys Tante wird erpresst und ist Willens zum Schein auf die Lösegeldforderung des Erpressers – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ihr Gärtner – einzugehen. Kelly soll zusammen mit Peter die Geldübergabe vornehmen, Inspector Cotta lauert bereits am Treffpunkt. Im „Gates Motel“, wo die beiden die Honeymoon-Suite beziehen, soll der Zugriff erfolgen. Allerdings geht in der Nacht so einiges schief.

|Eindruck|

Erst entschwindet Kelly ziemlich sang- und klanglos aus der Serie, dann ist sie in einem Buch gleich zwei Mal vertreten. Dabei ist diese Geschichte eine offensichtliche Verneigung vor dem Altmeister Alfred Hitchcock, der den Büchern damals seinen zugkräftigen Namen lieh. Unvergessen sein Film „Psycho“, der bekanntlich im „Bates Motel“ spielt. Kari Erlhoff ließ es sich nicht nehmen, die legendäre Dusch-Szene daraus ebenfalls einzubauen. Natürlich wird hier niemand gemeuchelt …

_“Die drei ??? und die Geisterlampe“ – Kari Erlhoff_

Filmschauspieler Vancura hat einen regelrechten Orient-Spleen und jetzt ist ihm doch glatt sein Dschinn abhandengekommen. Das ist jetzt keine versteckte, anzügliche Sauerrei. Der Mime behauptet steif und fest, einen wahrhaftigen Flaschengeist aus einer kürzlich ersteigerten Öllampe befreit zu haben. Doch obwohl der – nach zwei bereits erfüllten Wünschen – versprach, pünktlich zum dritten wieder da zu sein, ist er seither nicht wieder zum Dienst erschienen.

|Eindruck|

Wie man unschwer erkennen kann, handelt es sich hierbei um die Titel gebende Story des Bandes. Der Plot ist straff, straight und schnörkellos auf den Punkt gebracht. Leider auch ziemlich überraschungsfrei, doch für viel Trara bleibt auf den wenigen, zur Verfügung stehenden, Seiten auch kein Raum. Unter anderen Umständen hätte man aus dieser Grundidee bestimmt einen interessanten Full-Size-Fall mit einem Hauch von „Flüsternde Mumie“ basteln können.

_Fazit_

Eine Anthologie der drei ??? gabs bislang noch nicht – zumindest keine offizielle. Durch die Bank sind die Kurzgeschichten unterhaltsam, einige hätten auch das Rüstzeug für Größeres mitgebracht, mindestens eine ist – für ???-Verhältnisse jedenfalls – sehr gewagt und extrem weit hergeholt. Eine bis zwei sind eher schwach, da zu vorhersehbar – zumindest in dieser kurzen Form. Bemerkenswert, dass Newcomer Hendrik Buchna die durchweg besseren, weil (subjektiv empfunden) originelleren, Storys in dieser Sammlung aus dem Ärmel zieht und seinen beiden etablierten Kollegen in nichts nachsteht.

|Hardcover: 128 Seiten
12 Kurzgeschichten
Basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Kari Erlhoff, Marco Sonnleitner und Hendrik Buchna
Redaktion: Martina Zierold, Martina Dold
ISBN 978-3-440-12328-7|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de

Fast 80 weitere Rezensionen zu den „Drei Fragezeichen“ gibt es in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book zu entdecken.

Hannes Nygaard – TATORT: Erntedank

Begeisterte die TATORT-Serie über Jahrzehnte hinweg ein Millionenpublikum vor dem Fernseher, läutete der Emons-Verlag eine neue Ära ein: Die beliebteste deutsche Krimiserie schaffte im Herbst 2009 auch den Sprung in die Literatur. Basierend auf Drehbüchern bereits gesendeter Folgen, werden seither eine ganze Reihe Fälle ausgewählter und beliebter Ermittler auch als Roman angeboten. Erfolgreich. Der ersten Welle von Veröffentlichungen folgten unlängst weitere. Mittlerweile hat sich lediglich das Cover Design etwas geändert. „Erntedank“ (Der Buchtitel wurde gegenüber der TV-Fassung um das angehängte ‚e. V.‘ gekürzt) gehört zur zweiten Tranche des Frühjahrs 2010 und präsentiert einen Fall mit Charlotte Lindholm, vom LKA Hannover, in Romanform.

Zur Story

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Hayder, Mo – Ritualmord (Lesung)

_|Jack Caffrey|:_

Band 1: [„Der Vogelmann“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1632
Band 2: [„Die Behandlung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1635
Band 3: [„Ritualmord“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5800
Band 4: „Haut“
Band 5: „Verderbnis“

Mit der Figur des Detective Inspector Jack Caffery hat sich Schriftstellerin Mo Hayder einen Namen gemacht. Ihre ersten beiden packenden Thriller rund um diese Figur fesselten rund um den Globus etliche Thrillerfans – was neben dem innerlich zerrissenen Jack Caffery vor allem Mo Hayders Talent für spannende und grausige Plots zu verdanken ist. Lange hat sie sich Zeit gelassen, bis sie mit „Ritualmord“ diese erfolgreiche Reihe fortgesetzt hat.

Noch immer hat Jack Caffery nicht mit einem dunklen Kapitel aus seiner Vergangenheit abgeschlossen. Obwohl Kinderschänder Ivan Penderecki im zweiten Band der „Caffery“-Reihe sein Leben lassen musste, macht Jack sich nach wie vor Vorwürfe, dass er einst vor 30 Jahren seinen Bruder nicht vor dem Kinderschänder hat retten können. Gleichzeitig beschäftigt ihn ein neuer Fall: Im Hafenbecken in Bristol wurde eine Hand entdeckt. Doch Polizeitaucherin Flea Marley kann keine zugehörige Leiche entdecken. Nach intensiver Suche wird allerdings eine zweite abgetrennte Hand gefunden – unter der Eingangstür eines Restaurants am Hafen.

Während ein Junkie in eine prekäre Lage gerät und um sein Leben fürchten muss, finden Caffery und Marley heraus, aus welchem Grund jemand eine abgetrennte Hand unter der Eingangstür zu seinem Restaurant vergräbt: Nach dem afrikanischen Muti-Zauber soll diese nämlich Gäste in das Restaurant hinein locken. Die Spur führt in die afrikanische Gemeinde, in der die Angst vor einem Dämon umgeht – der ideale Nährboden für jemanden, der Schutzzauber unters Volk bringen möchte, auch wenn andere Menschen dafür ihr Leben lassen müssen …

_Caffery zum Dritten_

Lange haben wir auf die Fortsetzung der „Caffery“-Reihe warten müssen. Doch hing die Messlatte nach den zwei nahezu perfekten Thrillern „Der Vogelmann“ und „Die Behandlung“ sehr hoch. Und leider schafft Mo Hayder es in keinster Weise, an dem Erfolg der beiden Vorgänger anzuknüpfen. Ihr „Ritualmord“ scheitert in nahezu jeder Hinsicht: Dass Jack Caffery nun immer noch nicht damit abgeschlossen hat, dass sein Bruder Ewan vor 30 Jahren spurlos verschwunden und einem Kinderschänder zum Opfer gefallen ist, wärmt Mo Hayder nun erneut auf, obwohl sie in ihrem Vorgängerband eigentlich einen halbwegs zufrieden stellenden Abschluss dieser Episode gefunden hatte. Doch Caffery leidet immer noch unter Schuldgefühlen, sucht wöchentlich den Straßenstrich auf, ohne dort aber die gewünschte Erlösung zu finden. Stattdessen trifft er sich mit dem sogenannten Walking Man, der ihm bei dieser Vergangenheitsbewältigung helfen soll. In diesem Handlungsstrang taucht Jack Caffery fast häufiger auf als in der eigentlichen Ermittlung. Doch so langsam mag man doch nichts mehr über den verschwundenen Ewan hören, sondern hofft darauf, dass Jack Caffery anfängt, nach vorne zu blicken und neu anzufangen.

Aber auch sein weiblicher Gegenpart ist mehr mit ihrem eigenen verkorksten Leben beschäftigt als mit der abgetrennten Hand. Vor zwei Jahren nämlich hat Flea ihre Eltern bei einem Tauchunfall verloren. Im sagenumwobenen Bushman’s Hole sind ihre Eltern versunken, und Fleas Bruder konnte nur hilflos zusehen, wie seine Eltern in den Tod gegangen sind. Kurioserweise konnten die Leichen ihrer Eltern allerdings nie geborgen werden. Aus diesem Grund schluckt Flea Marley nun auf Rat des besten Freundes ihres Vaters ein Mittelchen, um dadurch mit ihrer toten Mutter zu kommunizieren. Und tatsächlich trifft Flea auf ihrem Trip ihre Mutter, die ihr die Botschaft zukommen lässt, dass ihre Leichen bald gefunden würden, dass Flea aber verhindern soll, dass diese geborgen werden. Flea ist verstört, versteht sie doch den Wunsch ihrer Mutter nicht. Kurz darauf liest sie in einem Taucherforum von einem Ereignis in Bushman’s Hole, das genau zu der Vision aus ihrem Trip passt.

Eine gestörte Existenz als Hauptfigur in einem Spannungsroman ist der Thrillerfreund ja aus diversen Krimireihen bereits bestens gewöhnt, doch zwei nebeneinander gehen einem doch irgendwann gehörig auf die Nerven. Zudem haben beide Vergangenheitsbewältigungstraumata rein gar nichts mit dem eigentlichen Fall zu tun. Und leider entwickeln beide Handlungsstränge Null Spannung, sondern lenken nur von den eigentlichen Ermittlungen ab.

Apropos Ermittlungen: Da waren ja schließlich noch die beiden abgetrennten Hände, die Teil eines afrikanischen Muti-Zaubers sind. Und dieser Zauber ist besonders mächtig, wenn die Körperteile von einem lebenden Menschen stammen. Also muss irgendwo noch jemand sein, dem zwei Hände fehlen. Und der Hörer weiß auch bereits, um wen es sich dabei handelt. Denn wir haben bereits den Junkie begleitet, dem erst ein wenig Blut abgezapft wurde und der schließlich vor der Wahl steht, jemand anderes ans Messer zu liefern oder selbst beide Hände zu verlieren. Eigentlich doch der perfekte Ausgangspunkt für einen packenden Plot, oder? Doch schafft Mo Hayder es leider überhaupt nicht, ihre eigentliche Geschichte so zu konstruieren, dass sie den Zuhörer fesseln könnte. Stattdessen verirrt sich Hayder in Nebenplots und führt nur lieblos den eigentlichen Handlungsstrang rund um die abgetrennten Hände zu Ende.

Man sollte eigentlich meinen, Jack Caffery und Flea Marley müssten sich ein wenig beeilen, da ihnen klar sein dürfte, dass sie den Handlosen eventuell noch retten können, doch sind beide mit ihrem eigenen Leben und ihren zahlreichen Problemen genügend beschäftigt. Immerhin kreisen sie dann schließlich doch den Schuldigen immer weiter ein. Leider nur nebenbei kommen sie irgendwann auf die richtige Spur und wissen dann, wo sie den Handlosen finden können. Hier kommt es immerhin noch zu einer Art Showdown, der für einige Minuten ein wenig Spannung produziert. Spannung, die bis einige Minuten vor Ende des Hörbuchs leider Fehlanzeige war.

Zwar versucht Mo Hayder krampfhaft, Gruseleffekte einzustreuen, indem sie einem lebenden Jungen beide Hände abschneiden lässt, doch ist dies kein Vergleich zu der Spannung, die sie in den ersten beiden „Caffery“-Thrillern erzeugt hat. Auch die Tatsache, dass der Hörer den Junkie in sein düsteres Verlies begleitet und weiß, dass er noch lebt, als Caffery seine Ermittlungen beginnt, sorgt nicht dafür, dass man mit dem Junkie mitfiebert und auf eine Art „Happy End“ hofft. Stattdessen verfolgt man relativ gleichgültig die Ermittlungen und lässt sich am Ende einfach überraschen, ob Caffery denn noch rechtzeitig im Verlies ankommen wird.

_Schade_

Dietmar Bär versucht mit seiner tiefen, brummigen Stimme ein wenig Atmosphäre in dieses dünne Kriminalstück zu bringen. Doch steht er dabei natürlich auf verlorenem Posten. Immerhin spricht er die männlichen Rollen recht überzeugend, nur bei Flea Marley gefiel er mir nicht ganz so gut, aber er hat eben auch nicht die richtige Stimmlage, um eine Frau zu sprechen.

Eigentlich hatte ich mich auf ein paar Stunden Hochspannung mit Jack Caffery gefreut, doch wurde ich bereits nach kurzer Zeit bitter enttäuscht. Der präsentierte Fall hat mich an keiner Stelle gepackt und auch Caffery als Hauptfigur entwickelt längst nicht mehr die gleiche Faszination wie noch in den ersten beiden Bänden. Da bleibt nur zu hoffen, dass Mo Hayder im vierten „Caffery“-Thriller die Kurve wieder bekommen hat …

|Download-Version mit 7:02 h Spieldauer|
[www.audible.de]http://www.audible.de

auch erschienen als:

|6 Audio-CDs mit 426 Minuten Spieldauer
Sprecher: Dietmar Bär
Originaltitel: Ritual
ISBN-13: 978-3-86604-913-0|
[www.randomhouse.de/randomhouseaudio]http://www.randomhouse.de/randomhouseaudio/index.jsp

_Mo Hayder bei |Buchwurm.info|:_
[„Der Vogelmann“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2114
[„Die Behandlung“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2118
[„Tokio“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2075
[„Tokio“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2194
[„Pig Island“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2567
[„Die Sekte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3553
[„Die Sekte“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3636

Hartung, Alexander – Rache des Inquisitors, Die

_Handlung_

Klara Ulner wohnt im kleinen Dorf Reheim im Taunus bei ihrem Onkel Markus. Das Leben dort ist unbeschwert und glücklich. Ihre Freunde sind der liebenswerte Schürzenjäger Peter und die Heilerin und Kräuterfrau Agnes, die auch ihre Lehrerin ist. Doch die Idylle währt nicht lange, denn als Pater Baselius, Prior des Klosters St. Bonifaz in Mainz nach Reheim kommt, weil es dort angeblich einen Fall von Ketzerei gegeben hat, herrscht schnell große Angst und Verunsicherung unter den Einwohnern.

Der Prior, sein Skriptor und einige Soldaten beginnen sofort mit den Ermittlungen und es dauert nicht lange, bis die vermeintliche Hexe Agnes auf dem Scheiterhaufen landet. Schnell schlägt die Stimmung in dem Dörfchen, in dem jeder jeden kennt, um und es breiten sich Misstrauen und Panik in der Bevölkerung aus. Als Nächstes ist Peters Vater an der Reihe, der ebenfalls der Teufelsanbetung bezichtigt wird. In beiden Fällen ist Klara von der Unschuld der Angeklagten überzeugt und so beginnt sie, Nachforschungen anzustellen. Als dann plötzlich auch Peter im Gefängnis der Inquisition landet, scheint ihre ganze kleine Welt in den Feuern der Inquisition zu enden.
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Grebe, Camilla & Träff, Åsa – Therapeutin, Die

„Nr. 1-Bestseller aus Schweden“ klebt sichtbar auf dem Buchcover des Debütromans „Die Therapeutin“ der beiden Schwestern Camilla Grebe und Åsa Träff. Mit neuen Spannungsromanen aus Skandinavien wird man ja seit Henning Mankell praktisch überversorgt, doch nicht jedes Mal versteckt sich hinter diesem Label tatsächlich der versprochene packende Bestseller. Aus diesem Grund lese ich derart titulierte Bücher inzwischen mit einer gewissen Portion Skepsis – so auch bei der „Therapeutin“ – dem Auftakt zur neuen spektakulären Krimiserie aus Schweden, wie es auf dem Buchrücken versprochen wird. Doch so viel kann ich vorweg verraten: In diesem Fall war die Skepsis absolut nicht angebracht, denn dieses Debüt hebt sich ausgesprochen positiv vom Einheitsbrei ab und verdient es, in sämtliche Bücherregale eines jeden Thriller-Fans aufgenommen zu werden.

_Therapeutin im Visier_

Siri Bergman lebt seit dem Tod ihres Mannes Stefan zurückgezogen in einer kleinen Hütte. Freunde hat sie eigentlich keine. Nur ihre Kollegin Aina besucht sie ab und an und steht für Frauengespräche zur Verfügung. So bekämpft Siri ihre Einsamkeit allzu oft mit einem Gläschen Wein oder vielmehr einem Gläschen Wein zu viel … Siri hat schreckliche Angst vor der Dunkelheit. Aus diesem Grund schläft sie grundsätzlich in einem hell erleuchteten Haus. Doch eines Nachts erwacht sie und alles ist dunkel. Erschrocken greift sie nach der Taschenlampe unter ihrem Bett – doch kann sie diese dort nicht finden. So geht Siri zum Sicherungskasten und stolpert dabei über ihre Taschenlampe, die nicht angehen will. Wie ist die Lampe dorthin gekommen und wieso funktioniert sie nicht? Und ist da tatsächlich eine Fußspur unter dem Sicherungskasten? Eigentlich hätte Siri dies spanisch vorkommen müssen, doch verdrängt sie dieses Vorkommnis.

Bald darauf erhält sie einen mysteriösen Brief. Außerdem fühlt sie sich in ihrem Haus beobachtet. Eines Tages verschwindet ihr Kater spurlos. Erst als sich die mysteriösen Ereignisse weiter häufen, vertraut Siri sich ihrer Kollegin Aina an, die sprachlos ist, dass Siri dies bislang verschwiegen hat. Auch die Polizei geht von einer echten Bedrohung aus. Kurz darauf findet Siri auf ihrer täglichen Schwimmrunde die Leiche einer ihrer Patientinnen. Schnell wird klar, dass jemand es nicht auf Siris Patienten abgesehen hat, sondern auf die Therapeutin selbst. Doch wer könnte das sein?

Ein Freund Siris analysiert das Verhalten des Täters und ist sich sicher, dass jemand sich von Siri ungerecht behandelt fühlt. So geht Siri in sich und überlegt fieberhaft, wen sie eventuell dermaßen verletzt haben könnte, dass er nun ihr Leben zerstören will. Doch niemand fällt ihr ein. Der Mörder jedoch kommt ihr immer näher, die Bedrohung wird immer akuter, sodass Siri eines Tages schließlich in eine kleine Wohnung fliehen muss, weil sie in ihrem Haus nicht mehr sicher ist. Aber ihr Widersacher hat noch ein Ass im Ärmel, mit dem er sie schlussendlich doch wieder in die Einsamkeit ihres Hauses locken will …

_Einbildung oder echte Bedrohung?_

Zunächst beginnt die Geschichte ganz gemächlich: Camilla Grebe und Åsa Träff stellen uns ihre Protagonistin Siri Bergman vor, die mit zwei Kollegen eine kleine Praxis führt und sich regelmäßig mit ihren Patienten trifft. Nach und nach geschehen immer mehr mysteriöse Dinge in Siris Leben. Sie fühlt sich beobachtet und bemerkt kleine Veränderungen in ihrem Haus. Doch nie kommt sie auf die Idee, dass tatsächlich jemand in ihr beschauliches Heim eingedrungen sein könnte. Erst als es fast zu spät ist, nimmt sie die Bedrohung ernst und informiert Aina und die Polizei. Die beiden schwedischen Autorinnen bauen die Spannung nach und nach auf – erst ist sie nur als kleines Kribbeln zu spüren, doch bald wird die Geschichte so packend, dass es einem beim Lesen kalt den Rücken runter läuft und man abends das Licht am liebsten auch nicht mehr ausschalten möchte. Die Spannung schleicht sich beim Lesen von hinten an, bis sie einen gepackt hat und nicht mehr loslässt.

Besonders gut gelungen ist auch der Perspektivwechsel, der der Geschichte noch mehr Tempo gibt. So sind die meisten Kapitel aus Siris Sicht in der Ich-Perspektive geschrieben, doch immer wieder streuen die beiden Autorinnen kleine Exkurse ein, in denen wir in das Gehirn des Mörders eintauchen und mehr über seine Pläne erfahren können. So wissen wir manchmal schon, was er mit Siri und ihren Patienten vorhat und dass er auch ganz am Ende noch ein wichtiges Ass im Ärmel hat – und das zu einem Zeitpunkt, an dem Siri sich bereits in Sicherheit wiegt. Dieser stete Wechsel macht die Geschichte noch bedeutend spannender als sie ohnehin schon ist.

Weitere Spannung bauen Camilla Grebe und Åsa Träff dadurch auf, dass sie uns nur häppchenweise Informationen aus Siris Vergangenheit präsentieren. So dauert es lange, bis wir erfahren, was mit ihrem Mann geschehen ist und wie er ums Leben gekommen ist.

Als schließlich klar ist, dass jemand Siris Leben zerstören möchte, geht die Suche nach dem Motiv und dem Täter (oder der Täterin?) los. Plötzlich wird praktisch jeder verdächtig, auch wenn es noch so unwahrscheinlich klingt, dass ausgerechnet dieser jemand zu einem Mord fähig wäre. Nicht nur Siri überlegt fieberhaft, wer ihr etwas Böses antun möchte, natürlich gehen auch dem Leser diese Gedanken durch den Kopf. Man selbst denkt genauso intensiv darüber nach, wer denn als Täter infrage kommt. All dies zusammen sorgt für einen absolut perfekten Spannungsbogen!

_Therapeutin mit Leichen im Keller_

Siri Bergman als Hauptfigur einer neuen Krimiserie überzeugt auf ganzer Linie. Siri arbeitet als Therapeutin, und doch hat man als Leser mehr als einmal das Gefühl, als täte ihr selbst eine Therapie auch ganz gut. Denn sie hat schreckliche Angst vor der Dunkelheit, verkriecht sich in einem einsamen Häuschen und lässt niemanden an sich heran. Sie hat den Tod ihres Mannes noch nicht wirklich verkraftet und greift daher zu häufig zur Flasche Wein. Siri ist alles andere als perfekt und genau das macht sie glaubhaft. Sie kennt die Abgründe der menschlichen Seele und doch verschließt sie oftmals den Blick vor ihren eigenen Problemen. Sie ist verletzlich und einsam und wünscht sich doch nichts sehnlicher als jemanden an ihrer Seite. Der Polizist Markus möchte diesen Platz gerne einnehmen und doch stößt Siri ihn immer wieder von sich. Sie bietet mit all ihren Eigenarten, Fehlern und ihrer Vergangenheit genügend Angriffsfläche, um auch noch in weiteren Romanen für Spannung zu sorgen. Und im Übrigen ist Siri dabei auch noch ausgesprochen sympathisch, sodass man gerne mehr von ihr lesen möchte.

Alle anderen Figuren verblassen etwas. Über sie erfahren wir oftmals nur Kleinigkeiten, sei es zum Beispiel das ausschweifende Liebesleben ihrer Kollegin Aina oder die Tatsache, dass Siris Kollege Sven mit einer Feministin verheiratet ist. Möglicherweise lernen wir sie in weiteren Büchern besser kennen, da werde ich mich überraschen lassen.

_Gelungener Auftakt_

Wie immer bin ich mit einer gewissen Portion Skepsis an die Lektüre dieses als neuer „Krimi-Hit“ angepriesenen Buches herangegangen. Doch glücklicherweise wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Schnell hatten die beiden Autorinnen mich gefesselt, sodass ich völlig in der Geschichte versunken bin. Selten habe ich so schnell weiterlesen wollen, wie es hier der Fall war. Dazu die sympathische Hauptfigur, die hier ins Kreuzfeuer eines wahnsinnigen Mörders geraten ist, das sind die Komponenten eines wahrlich spannenden und gelungenen Auftakts zu einer neuen Krimiserie. Zwar bin ich mir unsicher, wie Grebe und Träff ihre Serie fortsetzen wollen, aber selbstverständlich werde ich auch zu ihrem zweiten Werk greifen, auf das ich bereits jetzt sehr gespannt bin. Hut ab – „Die Therapeutin“ ist endlich wieder einmal ein gelungener Thriller aus Skandinavien, der sich deutlich vom Einheitsbrei abhebt!

|Taschenbuch: 432 Seiten
Originaltitel: Någon sorts frid
ISBN-13: 978-3442741830|
[www.randomhouse.de/btb]http://www.randomhouse.de/btb/index.jsp

Beckett, Simon – Verwesung

_|David Hunter|:_

01 [„Die Chemie des Todes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2355
02 [„Kalte Asche“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4205
03 [„Leichenblässe“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5625
04 _“Verwesung“_

Der forensische Anthropologe Dr. David Hunter ist Thrillerfreunden längst ein Begriff. In Simon Becketts packenden Romanen „Die Chemie des Todes“, „Kalte Asche“ und „Leichenblässe“ hat er seinen Hauptprotagonisten bereits mehrfach in spannende Fälle verwickelt und ihn mehr als einmal in echte Lebensgefahr geraten lassen. Sein vierter Fall „Verwesung“ führt ihn zunächst in die Sümpfe von Dartmoor, wo eine Frauenleiche gefunden worden ist. Der Serienmörder Jerome Monk hat einst gestanden, vier junge Frauen ermordet zu haben, doch von dreien fehlt bislang jede Spur. David Hunter wird von seinem Bekannten Terry Connors zu dem Fall hinzugerufen. Ein kleines Team, zu dem auch die psychologische Beraterin Sophie Keller zählt, soll die bislang unentdeckten Gräber aufspüren. Überraschenderweise hat der inhaftierte Mörder Monk angeboten, den Polizisten die versteckten Gräber zu zeigen. Doch die Suche nach den Gräbern endet fast in einer Katastrophe – nur um Haaresbreite kann Connors verhindern, dass Monk ins Moor flüchtet. Kurz nach dem Ausflug ins Dartmoor zerbricht David Hunters bisheriges Leben bei einem schrecklichen Unfall.

Acht Jahre später erfährt Hunter, dass Jerome Monk aus dem Hochsicherheitsgefängnis fliehen konnte. Terry Connors warnt ihn, dass Monk es eventuell auf all diejenigen abgesehen haben könnte, die damals im Dartmoor bei seinem Fluchtversuch dabei gewesen sind. Zu diesem Zeitpunkt meldet sich auch Sophie bei David, die ihren alten Job bei der Polizei aufgegeben und sich in ein kleines Dörfchen ins Dartmoor zurückgezogen hat, um dort zu töpfern. Was ist in ihrem Leben vorgefallen, dass sie diese Richtung eingeschlagen hat? Als David Hunter zu dem Treffen mit Sophie fährt, erscheint diese nicht, denn ein Unbekannter hat sie überfallen und ihr Haus auf den Kopf gestellt. War es Monk? Kurz darauf kommt jemand ums Leben, der acht Jahre zuvor Jerome Monk beleidigt hat. Monks Rachefeldzug scheint begonnen zu haben.

Sophie liegt mit einer schweren Gehirnerschütterung im Krankenhaus, entlässt sich aber selbst auf eigene Gefahr, um in ihr kleines Häuschen im beschaulichen Padbury zurückzukehren. Obwohl ihr Gefahr droht, lehnt sie es strikt ab, sich vor Monk zu verkriechen. David Hunter zieht daraufhin zu ihr, damit Sophie nicht allein ist. Doch geheuer ist ihm ihr Verhalten nicht. Was ist mit Sophie geschehen, dass sie sich so verändert hat? Was verbirgt sie vor David? Als die beiden im Dartmoor erneut versuchen wollen, die versteckten Gräber zu finden, werden sie beinahe von Monk überrumpelt. Nur knapp können sie vor dem gefährlichen Mörder fliehen. Sophie wird unter Polizeischutz gestellt, doch eines Nachts kommt Monk, um sich Sophie zu schnappen …

_Gar nicht verwest_

Nach langer Wartezeit beglückt uns Simon Beckett nun endlich mit David Hunters viertem Fall. Zunächst entführt uns Beckett dazu in die Vergangenheit, in der Hunter noch glücklich verheiratet ist und eine süße Tochter hat. Er wird zu einem Fall hinzugezogen, bei dem es darum geht, eine gefundene Frauenleiche zu obduzieren und die Gräber dreier junger Mädchen zu finden, die einst Jerome Monk zum Opfer gefallen sind. Damit beginnt „Verwesung“ zunächst recht ungewöhnlich, denn es geht nicht um eine aktuelle Mordserie. So kommt es, dass die ersten Kapitel noch recht gemächlich vor sich hin plätschern. Zwar ahnt der Leser, dass Jerome Monk die Polizisten nicht aus reiner Nächstenliebe zu den Gräbern führen will, doch gerade dadurch überrascht sein Fluchtversuch nicht sonderlich. Erst als Beckett acht Jahre weiter springt, wo Monk aus dem Gefängnis geflüchtet ist, Sophie Keller aus unerfindlichen Gründen Kontakt zu David Hunter aufnimmt und Terry Connors eine entscheidende Kleinigkeit vor Hunter verbirgt, zieht der Spannungsbogen deutlich an. An dieser Stelle geschehen so viele Dinge auf einmal, dass man unweigerlich mitgerissen wird. Simon Beckett erhöht hier immer weiter das Erzähltempo, denn seine Hauptprotagonisten geraten immer mehr in akute Gefahr, da Monk ihnen immer näher kommt. Zudem bleibt es völlig unklar, was Monk im Schilde führt und was die anderen Charaktere zu verbergen haben. David Hunter durchschaut genauso wenig, was Sophie Keller in die Einöde des Dartmoors getrieben hat, wie der Leser es versteht. Auch Terry Connors ist einem nicht geheuer, denn er verschweigt Hunter, dass er vom Dienst suspendiert wurde. Simon Beckett macht immer nur winzige Andeutungen, sodass der Leser zwar kapiert, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht, aber man tappt völlig im Dunkeln und weiß nicht, welche Ziele die einzelnen Personen verfolgen und was hier überhaupt gespielt wird.

Irgendwann wird klar, dass im Dartmoor ungeheuerliche Dinge geschehen sind und nichts so ist, wie es scheint. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich eine bestimmte Person längst in Verdacht. Dieser Verdacht bestätigte sich zum Ende hin zwar, dennoch hatte ich nicht mit dieser Auflösung gerechnet, die uns Beckett schließlich präsentiert. Er klärt alles schlüssig auf und überzeugt dadurch auf ganzer Linie. Besonders die letzten Zeilen im Buch machen wieder neugierig auf den hoffentlich bald folgenden fünften Band der David-Hunter-Reihe, denn Beckett endet mit einem kleinen Cliffhanger, der direkt zum nächsten Fall überleiten dürfte.

_Vergangenes_

In „Verwesung“ lernen wir nun David Hunters Familie kennen, die bei einem schrecklichen Unfall ums Leben kommt. Bislang waren wir ihm nur in seiner Trauerphase begegnet, doch hier treffen wir ihn noch zu glücklichen Zeiten. Diese Vorgeschichte kennen zu lernen, fand ich ausgesprochen interessant, auch wenn das Buch gerade in diesem Rückblick noch nicht sonderlich spannend geraten ist. Doch fügt diese Rückblende ein weiteres Puzzleteil zu David Hunters Leben hinzu. Wir lernen ihn dadurch von einer ganz anderen – nicht minder interessanten – Seite kennen, außerdem ist gerade dieser Schicksalsschlag ja wesentlich, um die Persönlichkeit Hunters durchschauen zu können. Insofern auf jeden Fall eine interessante Idee von Simon Beckett, uns in die Vergangenheit zu schicken.

Die anderen Figuren neben David Hunter verblassen zwar etwas, doch gerade Sophie birgt einiges Spannungspotenzial, da wir ihre Handlungen nicht nachvollziehen können und man sich immer wieder fragen muss, was sie wohl zu verbergen hat, dass sie nun so zurückgezogen lebt und in vielerlei Hinsicht so eigen ist. So undurchschaubar Sophie ist, so verwaschen sind auch die Grenzen ihrer Beziehung zu David. Die beiden kennen sich kaum, dennoch wird David Hunter zu Sophies Rettungsanker, und immer wieder taucht diese Spannung zwischen beiden auf, sodass man sich fragen muss, ob sich wohl mehr zwischen den beiden entwickeln wird.

Ganz wesentlich für die erzählte Geschichte ist natürlich auch die Figur des Jerome Monk. Der Koloss hat schier unmenschliche Kräfte und vier Menschenleben auf dem Gewissen. Doch drei seiner Opfer sind nie wieder aufgetaucht, sodass diese Vermisstenfälle nie ganz ad acta gelegt werden konnten, auch wenn Monk die Morde gestanden hat. Simon Beckett schildert Jerome Monk immer wieder als unberechenbares Monster. Auf seinem Fluchtversuch bricht er mit nur einem kleinen Handgriff einem Hund das Genick, und vor allem sein Äußeres lässt einem das Blut in den Adern gefrieren, denn seine Stirn ist dermaßen eingedellt, als hätte jemand seinen Daumen hineingedrückt. Monk ist sicherlich niemand, dem man alleine im Dunkeln begegnen möchte, doch verbirgt sich hinter dieser Persönlichkeit noch mehr, als auf den ersten Blick anzunehmen wäre. Simon Beckett überrascht uns gegen Ende mit ziemlich überraschenden Fakten über Jerome Monk, die nochmal alles auf den Kopf stellen.

Insgesamt gefielen mir die handelnden Charaktere ausgesprochen gut, von David Hunter möchte man ja ohnehin immer mehr lesen, aber dieses Mal hat er auch einige sehr interessante Partner an seiner Seite.

_Zum Vierten_

„Verwesung“ setzt zwar genau dort an, wo „Leichenblässe“ geendet hat, zudem schließt der vorliegende Band über David Hunter eine wichtige Lücke aus dessen Vergangenheit. Alleine schon aus diesem Grund ist „Verwesung“ wieder einmal ausgesprochen lesenswert. Besonders gelungen ist der Spannungsbogen, der etwa ab der Hälfte des Buches einsetzt und einen nicht mehr loslässt. „Verwesung“ fügt sich gut in die Reihe um den sympathischen forensischen Anthropologen ein, ist allerdings aufgrund des eher gemächlichen Beginns nicht das stärkste Buch. Nichtsdestotrotz erfüllt Simon Beckett wieder einmal alle Erwartungen, die die David-Hunter-Fans in ihn gesetzt haben und wieder einmal macht er mehr als neugierig auf das hoffentlich bald folgende Buch über David Hunter!

|Hardcover: 448 Seiten
Originaltitel: The Calling of the Grave
ISBN-13: 978-3805208673|
[Verlagshomepage]http://www.rowohlt.de/sixcms/list.php?page=ro_fl_verlagsseiten&sv[title]=Wunderlich

_Simon Beckett bei |Buchwurm.info|:_
[„Obsession“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5853

Briggs, Patricia – Zeichen des Silbers (Mercy Thompson 5)

_Mercy-Thompson-Serie:_

Band 1: [„Ruf des Mondes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4490
Band 2: [„Bann des Blutes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5091
Band 3: „Spur der Nacht“
Band 4: [„Zeit der Jäger“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6250
Band 5: _“Zeichen des Silbers“_
Band 6: „Siegel der Nacht“ (erscheint am 12.09.2011)

Patricia Briggs‘ Mercedes-Thompson-Reihe hebt sich von anderen Mysteryserien angenehm durch ihre Ernsthaftigkeit ab. Hauptfigur Mercy ist kein verhuschtes Mädchen mit einem Hang zu Romantik, sondern eine ziemlich robuste Automechanikerin, die sich in einen Kojoten verwandeln kann und sich kein X für ein U vormachen lässt. Und das ist auch gut so, denn dass sie mit Adam, dem Anführer eines Werwolfrudels zusammen ist, sieht dessen Gefolge nicht besonders gerne. Doch nicht nur bei den Wölfen hat Mercy Feinde …

Der Buchhändler Phin, der Feenblut in sich hat, gibt Mercy ein wertvolles Feenbuch, auf das sie aufpassen soll. Das ist einfacher gesagt als getan, denn eines Tages verschwindet Phin, nachdem seine Buchhandlung verwüstet worden ist, und Mercy wird von einem Feenwesen bedroht. Wenig später fliegt auch noch ihr Wohnwagen in die Luft und ihr Geliebter Adam wird schwer verletzt, als er in das brennende Domizil rennt, weil er sie darin wähnt. Mercy beschließt, etwas zu unternehmen, damit die Feen nicht noch mehr Unheil in ihr Leben bringen, doch sie weiß nicht, mit wem sie sich einlässt …

_“Zeichen des Silbers“_ gefällt durch eine geradlinige, spannende Handlung, die sich nicht in unwichtigen Nebenschauplätzen verläuft. Der fünfte Band reiht sich gut in die Gesamtreihe ein, bringt aber nichts essentiell Neues. Spannend ist neben der Auseinandersetzung mit dem Feenvolk die Entwicklung von Adams Rudel. Mercy ist nach wie vor dort nicht richtig akzeptiert, obwohl sie die Gefährtin des Alphawolfs ist. Diese Tatsache nutzt die Autorin, um interessantes Wissen über Werwölfe einzuflechten. Ihre Interpretation dieses Themas beeindruckt dabei vor allem durch die Einfachheit und Natürlichkeit. Das Verhalten der Werwölfe entspricht in etwa dem, das man als Laie auch von normalen Wölfen erwartet, nur eben auf Menschen übertragen.

Mit Mercy hat Briggs eine der sympathischsten Figuren des Genres geschaffen. Wie eingangs erwähnt gefällt die Gestaltenwandlerin vor allem durch ihre herbe Persönlichkeit, die mit den Bellas dieser Welt nur wenig zu tun hat. Ihr trockener Humor trägt ebenfalls dazu bei, dass einem die Kojotin sympathisch wird. Auch die übrigen Charaktere zeichnen sich dadurch aus, dass sie leicht zugänglich sind und jeder etwas Spezielles hat. Zee beispielsweise, ein Freund Mercys und Mitglied des Feenvolks, ist meistens schlecht gelaunt und flucht gerne auf Deutsch, was gerade für die deutschen Leser interessant ist.

Der lockere Tonfall von Briggs bietet einen sehr angenehmen Hintergrund für die Geschichte. Durch die Ich-Erzählerin bekommt das Buch eine sehr persönliche Note und ihre humorvolle Persönlichkeit lockert den Erzählfluss zusätzlich auf. Die Autorin macht allerdings nicht den Fehler, dass jeder zweite Satz einen Witz enthält. Stattdessen wägt sie die humorvollen Bemerkungen und die nüchternen Beschreibungen gut gegeneinander ab, sodass eine feine Mischung entsteht.

_Mit „Zeichen des Silbers“_ ist Patricia Briggs ein weiterer, sehr guter Roman ihrer Reihe um die Automechanikerin Mercy Thompson gelungen, vermutlich sogar einer der besten. Kompakte Handlung, toller Schreibstil, interessante Personen – hier passt alles!

|Taschenbuch, 396 Seiten
Originaltitel: Silver Bourne
Deutsch von Vanessa Lamatsch
ISBN-13: 978-3453527522|
[www.heyne.de]http://www.heyne.de
[www.patriciabriggs.com]http://www.patriciabriggs.com

_Weitere Bücher von Patricia Briggs bei |Buchwurm.info|:_
[„Drachenzauber“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3933
[„Rabenzauber“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4943
[„Schatten des Wolfes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5926
[„Spiel der Wölfe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6851

Anonymus – Buch ohne Staben, Das

Wenn der Autor Anonymus heißt und der Roman „Das Buch ohne Staben“ und noch dazu der Nachfolger von „Das Buch ohne Namen“ ist, dann sollte man nicht unbedingt allzu viel Ernst erwarten.

Der Bourbon Kid ist in Mondega wohlbekannt und gefürchtet, hat er sich doch in den letzten 18 Jahren einen Ruf als grausamen Massenmörder erarbeitet. Seine Spezialität sind Massaker, bei denen niemand überlebt, doch damit macht man sich nicht unbedingt nur Freunde. Als der Bourbon Kid beschließt in Rente zu gehen, hat er eine lange Liste von Feinden angesammelt, die ihn gerne tot sehen würden, darunter drei Vampirpolizisten und ein Mönch.

An und für sich juckt ihn das wenig, doch dann vergreifen sich die drei Vampirpolizisten an seinem kleinen Bruder – und sollen das bitter bereuen …

_“Das Buch ohne Staben“_ ist definitiv kein Buch für jedermann. Der eine wird es für puren Klamauk halten, ein anderer wird es gerade für seine Skurrilität lieben. Vergleiche mit Douglas Adams oder Quentin Tarantino kommen nicht von irgendwoher. Der Autor erzählt nicht unbedingt die schönste Handlung, dafür aber eine ziemlich bunte. Dutzende Figuren mit zwielichtiger Vergangenheit und noch zwielichtigeren Absichten tummeln sich an den seltsamsten Schauplätzen, vorzugsweise düstere Bars mit exzentrischen Barkeepern. Es wird geschossen, gemetzelt und gewitzelt. Die Spannung bleibt dabei auf der Strecke. Lange passiert nicht wirklich etwas, dann passiert auf einmal etwas völlig anderes. Es fehlt an Struktur und Ordnung und die Kreativität von Anonymus kann dies nicht immer wettmachen.

Die Protagonisten sind zahlreich und entsprechen zumeist typischen amerikanischen Klischees, die der Autor leicht überspitzt. Das ist durchaus amüsant, erinnert aber häufig an schon Dagewesenes. Anonymus kann den Stereotypen nicht immer Neues hinzufügen, nur wenige Figuren stechen wirklich heraus. Der Bourbon Kid gehört nicht dazu. Er tritt erst relativ spät in Erscheinung und bleibt dabei schemenhaft. Andere Charaktere kommen über Stereotype nicht hinaus. Gelungen ist allerdings Sanchez, ein etwas eigenwilliger Barkeeper, der ungeahnten Anklang mit seinem „selbstgebrannten“ Whiskey findet. Sein Charakter wirkt wesentlich unverbrauchter als einige andere Figuren im Buch.

Geschrieben ist „Das Buch ohne Staben“ witzig, aber nicht mitreißend witzig. Stellenweise wirkt es bemüht, die wirklich guten Gags fehlen. Dennoch schafft der Autor es, seine Geschichte gut darzustellen und verirrt sich nicht in langen, verschwurbelten Beschreibungen. Er schreibt wenig kunstvoll, sondern sehr geradlinig – nur das mit dem Humor haut nicht immer hin.

_“Das Buch ohne Staben“_ von Anonymus ist gut geschrieben, überzeugt ansonsten aber nicht wirklich. Die Handlung ist etwas zu chaotisch, die Figuren stechen nicht wirklich hervor und der Humor ist auch nicht immer witzig.

|Broschiert, 441 Seiten
Originaltitel: The Eye of the Moon
Deutsch von Alex Merz
ISBN-13: 978-3785760314|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de
[www.bourbonkid.de]http://www.bourbonkid.de

_Anonymus bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Buch ohne Namen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5855

Ralf Husmann – Vorsicht vor Leuten

Lorenz Brahmkamp wurde gerade von seiner Frau Katrin verlassen, und auch im Job läuft es nicht rund. Zu einem wichtigen dienstlichen Termin bei Neumillionär Alexander Schönleben kommt er mit riesiger Verspätung und vergeht sich dann auch noch vor dessen Haustür an den Blumen – ohne zu ahnen, dass Schönleben das live an den Überwachungskameras verfolgt hat. Doch Schönleben überspielt diesen Fauxpas Brahmkamps und empfängt den Gast mit offenen Armen. Im beschaulichen Osthofen möchte er einen Megapark eröffnen, und Brahmkamp, der bei der Stadt arbeitet, soll sich nun beim Joggen – Brahmkamp und Sport? Nie im Leben! – Schönlebens Pläne anhören und sich anschließend um die Baugenehmigung kümmern.

Wieder zurück in Schönlebens Villa will Lorenz Brahmkamp sich im Badezimmer frisch machen, wird dort aber von der attraktiven Frau Schönlebens in seiner uralten Schlangenunterhose erwischt. Wie peinlich. Doch Brahmkamp hat bereits anderes im Sinn: Von Haus aus selbst ein notorischer Lügner, wittert er hinter Schönlebens perfekter Fassade ebenfalls eine Täuschung. Da ist es Wasser auf seine Mühlen, als er in der Zeitung lesen muss, dass einer von Schönlebens angeblichen Investoren für den Megapark in Wahrheit pleite ist. Mithilfe des Internets deckt er weitere Lügen Schönlebens auf.

Was steckt hinter Schönlebens Millionen? Brahmkamp will es herausfinden und erkennt dabei die Chance, sein eigenes Leben wieder in erfolgreichere Bahnen zu lenken, indem er auf Schönlebens (überaus erfolgreichen) Zug aufspringt.

_Das kenn ich doch schon?!_

Lorenz Brahmkamp ist der geborene Verlierer. Er lügt sich durchs Leben, was schließlich auch Ehefrau Katrin dazu bewegt hat, ihren verlogenen Gatten eines Tages sitzen zu lassen. Im Job ist er unbeliebt und nicht gerade eine sehr zuverlässige Größe. Alle Menschen stößt er mit seinen Lügen vor den Kopf. Und das Einzige, das er seit der Trennung von Katrin hinzugewonnen hat, sind zehn überflüssige Kilos. Nicht gerade etwas, mit dem er Katrin zurückgewinnen kann. Diesen Typ Mann kennt man doch irgendwie, oder? Genau, nämlich aus sämtlichen Romanen von Tommy Jaud. Denn auch der greift sich grundsätzlich die eigentlich ganz sympathischen Verlierertypen heraus, die versuchen, sich irgendwie durch ihr chaotisches Leben hindurch zu wurschteln und nie um eine Notlüge verlegen sind. Brahmkamp ist ein Chaot, wie er im Buche steht, und durch seine ewige Lügerei und seine stete Unzuverlässigkeit müsste er einem auch total unsympathisch sein, dennoch wächst er einem irgendwie ans Herz. Man wünscht ihm, dass er endlich sein Leben in den Griff bekommen und Katrin zurückgewinnen möge.

Auch die Geschichte könnte durchaus aus Tommy Jauds Feder stammen, da sie absolut kurios und abgefahren ist. Brahmkamp wird nur durch einen Zufall – sein Chef ist an einer schweren Grippe erkrankt – zum neureichen Alexander Brahmkamp geschickt. Und genau in diesem erkennt Brahmkamp einen Seelenverwandten, denn schnell hat er durchschaut, dass auch Schönleben es mit der Wahrheit nicht ganz so genau nimmt. Schönleben wird aber zu Brahmkamps Chance, sein Leben wieder in die rechten Bahnen zu lenken. Doch natürlich ist auch dieser Weg gespickt von allerlei Stolpersteinen – sei es beispielsweise die zu eng gewordene Hose, an der dringend ein Knopf versetzt werden muss, sei es der Golfball, der Lorenz‘ Weg kreuzt, oder sei es ein gefährliches Wettschwimmen auf Mallorca, das Lorenz fast das Leben kostet. Die Geschichte ist alles andere als geradlinig, und das ist auch gut so, denn geradlinig wäre ja schließlich auch langweilig.

Die Witzdichte nimmt allerdings im Verlauf des Hörbuchs immer mehr ab. Zwischendurch streut Husmann zwar immer mal wieder ein paar witzige Anekdötchen ein, doch flacht die Geschichte immer mehr ab, bis man am Ende auf Mallorca eigentlich nicht mehr so recht mit Lorenz Brahmkamp mitfühlen mag. Das Ende plätschert dann schließlich ohne eine wirklich zündende Schlusspointe aus – schade, denn anfangs hat „Vorsicht vor Leuten“ sehr viel Potenzial und mit Lorenz Brahmkamp auch eine hervorragende zentrale Figur.

_Vortrag gelungen_

Dass Ralf Husmann immer wieder mit Tommy Jaud verglichen wird, liegt sicher auch daran, dass Christoph Maria Herbst beiden Autoren für deren Hörbücher seine Stimme leiht (mal abgesehen von Jauds neuestem Werk, das dieser selbst vorgelesen hat). Herbst ist für die chaotischen Charaktere beider Autoren genau der richtige Vortragende. Überzeugend und absolut authentisch liest er alle noch so abstrusen Szenen vor und erlaubt es uns, mit den Charakteren mitzufühlen, auch wenn deren Gedanken noch so abgefahren sind. Christoph Maria Herbst hat mich schon auf ganzer Linie überzeugt als Sprecher der Jaudschen Geschichten, und nun macht er auch bei Ralf Husmann einen perfekten Job. Weitere Effekte als Herbsts Stimme gibt es nicht, was aber auch nicht erforderlich ist, da der Sprecher mit seiner Stimme und Akzentuierung alleine vollkommen überzeugt.

_Vorsicht vor diesem Hörbuch?_

Insgesamt gefiel mir „Vorsicht vor Leuten“ durchaus gut. Der Beginn der Geschichte ist sehr viel versprechend, und insbesondere mit der Figur des Lorenz Brahmkamp kann Ralf Husmann punkten und einige abstruse Szenen abliefern. Doch leider plätschert die Geschichte im weiteren Verlauf des Hörbuchs ein wenig vor sich hin und endet dann recht unspektakulär. Christoph Maria Herbst weiß dagegen wie üblich durchweg zu überzeugen und verleiht Lorenz Brahmkamp seine angenehme Stimme, die einen gekonnt durch das gesamte Hörbuch trägt. Das vorliegende Hörbuch dürfte insbesondere etwas für Fans von Tommy Jaud sein, die die Wartezeit bis zu Jauds nächstem Werk überbrücken möchten, denn genau in diese Richtung schlägt auch Ralf Husmann, der mir bislang lediglich als Kolumnist für KulturSPIEGEL bekannt war. Sicherlich werde ich mir aber in nicht allzu ferner Zeit auch noch sein Debüt „Nicht mein Tag“, vorgelesen von Christoph Maria Herbst, zu Gemüte führen.

4 Audio-CDs mit 309 Minuten Spieldauer
Gelesen von Christoph Maria Herbst
ISBN-13: 978-3839810347
www.argon-verlag.de

Dennis, Patrick – Darling, ich bin deine Tante Mame!

Patrick Dennis war einer der meistgelesensten Autoren in den 50ern und 60ern des 20. Jahrhunderts. Einer seiner bekanntesten Romane ist „Darling, ich bin deine Tante Mame!“, der auf die Theater- und Musicalbühne übertragen und außerdem verfilmt wurde. Das Besondere an der Geschichte ist nicht nur die exzentrische Tante Mame, sondern auch die Machart des Buches. Es liest sich wie eine Autobiografie des Autors, es handelt sich dabei aber um pure Fiktion. Der Manhattan-Verlag legt die Geschichte nun neu auf.

Der zehnjährige Patrick zieht nach dem Tod seines Vaters zu seiner umtriebigen Tante Mame, die eine der Stars der New Yorker Bohème ist. Sie liebt das Feiern und das Geldausgeben und hat ein paar sehr spezielle Ansichten zum Thema Kindererziehung. Seine ersten schulischen Erfahrungen macht Patrick beispielsweise auf einer FKK-Schule und sein Vokabular entspricht auch nicht dem eines Zehnjährigen, da seine Tante Mame sehr viel Wert darauf legt, dass er jedes Fremdwort, das sie benutzt, aufschreibt und lernt.

Das Leben mit Tante Mame ist zwar manchmal nervenaufreibend, aber langweilig wird einem nie. Sie hat den Drang, sich ständig selbst zu erfinden, schlüpft in neue Rollen und probiert diverse Jobs aus. Selbst als Patrick älter wird, kann er sich dem Einfluss seiner Tante nicht entziehen. Sie hat nämlich die dumme Angewohnheit, sich mit freundlichen Absichten in sein Leben einzumischen, um es dann in ein totales Chaos zu stürzen …

_“Darling, ich bin deine Tante Mame!“_ ist hochamüsante Lektüre mit einer unglaublich charmanten Hauptperson. Tante Mame ist genau so, wie man sich eine alleinstehende, etwas verrückte New Yorkerin in den 30ern und 40ern des 20. Jahrhunderts vorstellt- chaotisch, unkonventionell und trotz allem liebenswert. Sie umgibt sich gerne mit Künstlern und Prominenz, und auch wenn sie ihren Ziehsohn darüber manchmal vergisst, macht sie es danach wieder wett. Doch während Patrick in seiner Kindheit und Jugend zu Mame aufsieht, erweist sie sich mit dem Älterwerden als eher lästig. Sie nimmt ihren Neffen immer noch für sich ein und möchte sein Leben kontrollieren, seine Freunde und vor allem seine Freundinnen. Als Leser versteht man zwar, dass sie dies nur aus Liebe macht, doch gleichzeitig wirkt sie auch etwas seltsam dabei. Patrick Dennis porträtiert seine Protagonistin also durchaus kritisch, ohne sie dabei zu verurteilen.

Die Handlung selbst setzt sich aus elf Kapiteln zusammen, die nur lose miteinander zusammenhängen und jeweils eigene kleine Episoden aus dem Leben mit Tante Mame darstellen. Sie sind wie einzelne Puzzleteile, die nach und nach ein Gesamtbild von Patricks Tante ergeben. Dennis redet dabei nie um den heißen Brei, sondern kommt flott zum Höhepunkt des Abschnitts. Er greift dabei amüsante Ereignisse heraus, die er aber nie zuspitzt, sondern im Gegenteil sehr neutral, aber dennoch mit Humor erzählt. So ist es am Leser, selbst darüber zu entscheiden, was er von Mames Querelen hält.

_Dank des beschwingten Schreibstils_ und der tollen Hauptfigur ist „Darling, ich bin deine Tante Mame!“ ein kurzweiliges Lesevergnügen, das noch dazu Einblick in eine andere historische Zeit bietet!

|Hardcover, 416 Seiten
Originaltitel: Auntie Mame – An Irreverant Escapade
Deutsch von Thomas Stegers
ISBN-13: 978-3-442-54684-8|
[www.manhattan-verlag.de]http://www.manhattan-verlag.de

von Michalewsky, Nikolai (als Mark Brandis) – Mark Brandis: Die lautlose Bombe (Weltraumpartisanen – Band 15)

_Mark Brandis:_

Band 01: [Bordbuch Delta VII]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 02: [Verrat auf der Venus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 03: [Unternehmen Delphin]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 04: [Aufstand der Roboter]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 05: [Vorstoß zum Uranus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 06: [Die Vollstrecker]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 07: [Testakte Kolibri]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 08: [Raumsonde Epsilon]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
Band 09: [Salomon 76]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 10: [Aktenzeichen: Illegal]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6801
Band 11: [Operation Sonnenfracht]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6802
Band 12: [Alarm für die Erde]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6882
Band 13: [Countdown für die Erde]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6908
Band 14: [Kurier zum Mars]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6938
_Band 15: Die lautlose Bombe_

Es war eine der erfolgreichsten deutschen SciFi-Serien der Siebziger- und Achtzigerjahre. Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) alias „Mark Brandis“ schuf mit dem gleichnamigen Titelhelden, welcher quasi seine Memoiren in der Ich-Form präsentiert, einen wahren Klassiker. Zwischen 1970 und 1987 brachte er es immerhin auf 31 Bände, wobei die originalen Hardcover des |Herder|-Verlages nur noch antiquarisch, und – zumindest die Erstauflage – zu teils horrenden Preisen, zu bekommen waren bzw. sind. |Bertelsmann| scheiterte beim Versuch, sie als doppelbändige Taschenbuchausgaben über den hauseigenen Buchclub wieder zu etablieren. Bis zum Jahr 2000 senkte sich allmählich immer mehr Vergessen über die „Weltraumpartisanen“.

Ausgerechnet in seinem Todesjahr startete NvM den letzten Versuch der Wiederbelebung und Neuausrichtung seiner Figur, kam aber über einen einzigen – wenig beachteten und noch weniger geliebten – Band („Ambivalente Zone“) nicht mehr hinaus. Erst weitere acht Jahre später nahm sich der |Wurdack|-Verlag der Original-Serie noch einmal, mit der ihr gebührendem Ernsthaftigkeit, an und legte sie komplett neu auf: Jedes Quartal erscheinen seither zwei Bände als broschierte Sammlerausgaben für je 12 Euro. Dabei wurde der Inhalt (sogar die alte Rechtschreibung) unangetastet gelassen, das äußere Erscheinungsbild jedoch deutlich modernisiert und gelegentlich einige Randbeiträge eingebaut.

_Vorgeschichte_

Der Weltraum unseres Sol-Systems wird bereist und die nächsten Himmelskörper sind auch bereits kolonisiert. Die Zeiten einzelner Nationalstaaten sind lange vorbei. Nur zwei große Machtblöcke belauern sich auf dem Mutterplaneten Erde noch: Die Union Europas, Afrikas und Amerikas (EAAU) und die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR). Commander Mark Brandis, unfreiwilliger Bürgerkriegsheld (Band 1 – 4) und – seit dessen Ende – endlich wieder in der zivilen Institution VEGA (Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik) tätig, hat in den Folgejahren schon so manchen heiklen Job im Dienste der Erde übernommen. Dabei ficht der deutschstämmige Kosmopolit und -pilot vehement für Humanität, Gerechtigkeit, Demokratie und gegen Militar- sowie Rassismus. Kurzum: Eine bessere und friedlichere Welt.

_Zur Story_

Nach Niederschlagung des MOB-Aufstands im Sommer 2078 ist Commander Mark Brandis schwer abgerutscht. Der Grund dafür ist die Entführung seiner Frau Ruth O’Hara als Druckmittel gegen ihn (vgl. Band 14 „Kurier zum Mars“) – Ihre Spur verliert sich in Spanien, welches dank der atomaren Katastrophe am Kilimanjaro (vgl. Band 10 „Operation Sonnenfracht“) als relativ heiße Todeszone gilt. Seither ist sie nicht wieder aufgetaucht, obwohl er den halben Planeten umgegraben hat. In der Folge tat er so ziemlich alles dafür, sich mittels Alkohol selbst zu vernichten. Jetzt im Frühjahr 2079 ist er kaum noch mehr als ein seelisches wie körperliches Wrack. VEGA-Chef John Harris lässt ihn dennoch aus der Gosse fischen. Freilich nicht ganz uneigennützig, denn Brandis‘ Halbbruder Dr. Jonathan „Nat“ West bereitet der VEGA Probleme. Und nicht nur dieser.

Der clevere Biochemiker arbeitete zusammen Professor Goodman im Weltraumlabor |Aeskulab| an einem Heilmittel für das mysteriöse Weltraumfieber, welches viele Raumfahrer von Zeit zu Zeit befällt. Dabei lief etwas kolossal schief. Statt eines Medikaments erzeugte man unfreiwillig einen todbringenden Erreger – fürderhin ‚Goodman-Bazillus‘ getauft. Dieser wird bei einem Unfall freigesetzt und tötet die gesamte Forschungsmannschaft der Raumstation. Nur Nat West scheint immun, überlebt äußerlich unversehrt, erleidet jedoch einen Hirnschaden. Mit anderen Worten: Weiterhin hoch intelligent – aber eben halt Plemplem. Er verlangt die Abkehr von der Technik und Rückschritt in mittelalterliche Strukturen. Sechs Wochen habe man Zeit seine Forderung zu erfüllen, sonst wird er den potenten Erreger freisetzen und damit die Erde entvölkern.

Bislang ist davon noch nichts nach Außen gedrungen und somit (noch) eine interne VEGA-Angelegenheit. Harris baut darauf, dass Brandis trotz seines desolaten Zustands kooperiert und Anhaltspunkte liefert, wo man den flüchtigen Dr. West und den Zylinder mit dem brisanten Inhalt, den er mit sich führt, auftreiben könnte. Brandis zeigt sich aber bockig und befürchtet, zurecht, dass der Sicherheitsdienst dann nicht lange zaudert und seinen „kleinen Bruder“ kurzerhand eliminiert. Er begibt sich daher lieber selbst auf die Suche, um Nat eventuell doch noch zur Vernunft bringen zu können. Mit Generalvollmachten ausgestattet und seinem Freund Grischa Romen an seiner Seite, setzt er sich auf die tödliche Spur, welche sein perfider Halbbruder hinterlassen hat.

_Eindrücke – Warnung: Enthält Spoiler!_

Nikolai von Michalewsky gönnt sich (und somit auch seinem Alter-Ego und Hauptfigur Mark Brandis) mal wieder eine kleine Auszeit vom Abenteuer Weltraum. Stattdessen muss die Erde nun für eine planetenweite Schnitzeljagd herhalten. ‚Wieder einmal‘ sollte man sagen. Ein ganz ähnliches Konstrukt hatten wir ja bereits bei „Aktenzeichen: Illegal“ – die Atmosphäre hüben wie drüben gleicht sich, was nicht verwundert. Allerdings hat „Die lautlose Bombe“ dem gelungenen Band 10 gegenüber aber mindestens einen gravierenden Nachteil. Das recht überspannte und unglaubwürdige Setting nämlich. Leider kommt NvMs Achillesferse hier erneut voll zum Tragen: Er war weder ein ‚richtiger‘ SciFi-Autor noch ein Wissenschaftler, bzw. gab sich nie sonderlich Mühe seine Storys diesbezüglich halbwegs plausibel zu gestalten.

In diesem Fall stolpert er unter anderem über die Medizin. Ein ‚Bazillus‘ der in solch geringen Mengen (Dr. West transportiert die gefährliche Fracht in einer Art Laborzylinder – quasi also als ‚Kleines Handgepäck‘) innerhalb kürzester Zeit verheerende Auswirkungen auf den gesamten Planeten haben soll? Hmmmm. In der Sciencefiction ist fraglos eine Menge möglich, auch solcherlei kann man sicher irgendwie versuchen irgendwie schlüssig zu erklären, wenn man ausreichend recherchiert. Abwegig ist die Vorstellung eines synthetischen Killer-Virus ja nicht grade – glaubt man den Verschwörungstheoretikern, entstammen solche Plagen wie AIDS und „Ebola“ mitnichten der freien Natur, sondern der genetischen Manipulation in der Giftküche der der CIA. So gesehen ist der Roman aus dem Jahre 1977 schon recht weitsichtig.

‚Virus‘ wäre ein (geringfügig) glaubhafterer Ansatz gewesen. Ein Bazillus, oder Bakterium, hat andere Überlebensbedingungen. Es überträgt sich auch anders als ein Virus. Kurzum: Kein Bazillus und/oder Virus kann das, was NvM ihm hier andichtet. Zudem füllt Dr. West offenbar auch fleißig Phiolen damit ab (Wie und Wo?), um damit unliebsame Zeugen und Feinde zu meucheln. Wenn jedoch der Erreger dermaßen aggressiv ist, dass ein paar Liter davon ausreichen die Erde zu entvölkern, warum reicht dann nicht der bloße Aufenthalt in der Nähe der aufgefundenen Opfer, um Brandis und Romen zu töten? Das kommt schließlich während der gesamten Hetzjagd immer wieder vor. Einmal hat NvM sich das wohl selbst gefragt und dafür halbherzig die „Windrichtung“ bemüht. Na ja. Insgesamt ist der ganze Grundaufbau, was den Erreger angeht, nicht gründlich genug durchdacht und somit entsprechend unglaubhaft.

Nachvollziehbarer und menschlicher ist da schon die Reaktion von Brandis auf das Verschwinden seiner geliebten Ruth. Der Suff ist (obwohl die Figuren gerne mal einen heben und gelegentlich sogar – Zigaretten, Pfeife oder Zigarren – rauchen) auch bei NvM keine wirkliche Alternative und das (be-)schreibt er höchst treffend. So baute Brandis während seiner Alkoholexzesse mental wie körperlich ab und benötigt bestimmt die Hälfte des Buches, um sich zu erholen – und sich zu resozialisieren. Der Mensch braucht eine Aufgabe, möglichst eine sinnvolle, so lautet die Message, die wir aus dieser Geschichte mitbekommen. Allerdings torpediert NvM seine ach-so-trauernde Hauptfigur, indem er Brandis an einer jungen, knackigen Asiatin knuspern lässt. Wie weit er dabei ging, wird offen gelassen, doch selbst der zugestandene Kuss will partout nicht zum, bis dato über 15 Bände aufgebauten, preußisch-disziplinierten Image von MB passen.

Es treiben sich eine ganze Reihe Figuren aus der Vergangenheit in der Story herum. Ein ehemaliger VOR-Schiffbrüchiger, den Brandis seinerzeit vor Colonel Chemnitzers Übergriffen rettete, einige „Fliegende Löwen“ („Operation Sonnenfracht“) und wieder einmal hilfreiche Zigeuner (an denen hat NvM nachweislich einen Narren gefressen). Kapitän Hildebrandt und seine |Poseidon| kennt man schon aus „Unternehmen Delphin“ – Hier wird auch der Showdown ausgetragen, der aber beklagenswert unlogisch und herbei gedichtet erscheint. Man kommt erst ganz zum Schluss auf die einleuchtende Idee Dr. West in seiner Kabine zu isolieren – das hätte sich schon viel früher angeboten. Die Selbstzerstörung des atomaren Antriebs des U-Bootes in allen Ehren, beschrieben wird allerdings eine Antimaterie- oder Fusionsreaktoren-Annihilation und keine ‚konventionelle‘ Kernschmelze. Die fraglichen Technologien stehen bei MB auch gar nicht zur Verfügung.

_Fazit_

Vordergründig eine temporeiche Verfolgungsjagd quer über die Erde und durch die Vergangenheit von Mark Brandis – gespickt mit einigen interessanten Einblicken in die Figuren und ungewöhnlichen Schauplätzen. Kratzt man die dünne Patina aber ab, bleiben unüberwindbare Ungereimtheiten übrig. Das Setup allein stellt schon große Herausforderungen an das Logikverständnis des (modernen) Lesers. Im Jahr 1977 mag man die vielen Plausibilitätslücken bis hin zum zurechtgebogenen Finale vielleicht etwas unkritischer gesehen haben, heute zieht so etwas die ganze Geschichte runter. Selbst wenn diese fraglos auch ihre guten, spannenden Momente hat, ist dieser Band ein eher unterdurchschnittlicher Vertreter der Reihe.

|Taschenbuch: 170 Seiten
ISBN-13: 978-3-938065-59-4|
[www.wurdack-verlag.de]http://www.wurdack-verlag.de

_|Mark Brandis| als Hörspiel bei |Buchwurm.info|:_
01 [„Bordbuch Delta VII“ (Hörspiel) 4995
02 [„Verrat auf der Venus“ (Hörspiel) 5013
03 [„Unternehmen Delphin“ (Hörspiel) 5524
04 [„Aufstand der Roboter“ (Hörspiel) 5986
05 [„Testakte Kolibri 1“ (Hörspiel) 5984
06 [„Testakte Kolibri 2“ (Hörspiel) 5985
07 [„Vorstoß zum Uranus 1“ (Hörspiel) 6245
08 [„Vorstoß zum Uranus 2“ (Hörspiel) 6246
09 [„Raumsonde Epsilon 1 (Hörspiel)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6467
10 [„Raumsonde Epsilon 2 (Hörspiel)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6468

Die drei ??? – Im Zeichen der Schlangen (Band 157)

Seit sich die beliebte Jugendserie fest in deutscher Hand befindet, wächst die Zahl der Autoren, welche sich in ihre Annalen einschreiben darf, langsam aber stetig weiter. Newcomer Hendrik Buchna gehört mit seinem Debüt nun auch dazu und ergänzt die Riege der derzeit aktiven Schreiber. Band 157 ist sein (vollwertiger) Erstling für die drei Fragezeichen, der sozusagen über die volle Distanz von 128 Seiten geht. Mitgewirkt hat er allerdings schon im jüngst veröffentlichten Kurzgeschichten-Band „Die drei ??? und die Geisterlampe“ (Februar 2011) sowie der EUROPA Dreier-Hörspiel-Sonderfolge „Die drei ??? und der DreiTag“ im Dezember 2010. Das Buch mit dem werbewirksamen aber – wieder einmal – nicht wirklich zur Story passenden Titel „Im Zeichen der Schlangen“ erscheint als Hardcover im Kosmos-Verlag. Wie üblich.

_Zur Story_

Die drei ??? – Im Zeichen der Schlangen (Band 157) weiterlesen

Heitz, Markus – Judastöchter

_Die |Judas|-Bücher:_

Band 1: [„Kinder des Judas“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4306
Band 2: [„Judassohn“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4306
Band 3: _“Judastöchter“_

Theresia Sarkowitz (kurz Sia) ist eine Unsterbliche. Seit mehreren Jahrhunderten lebt sie schon als Judastochter und hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Nachkommen auszuschalten, um den Fluch des Judas auszurotten. Nur zwei Nachkommen gibt es noch, über die sie mit Argusaugen wacht, da sie nach ihrem Tod ebenfalls zu Judastöchtern werden könnten – Emma und Elena Karkov. Bei einem Blutbad am Silvesterabend wurde Emma Karkov so schwer verletzt, dass sie nun im Koma liegt und ihr Leben am seidenen Faden hängt. Doch der kleinen Elena ist nichts geschehen. Aber dann wird Elena beim Eislaufen entführt. Dunkle Gestalten und der Butler von Sias ehemaligem Widersacher Harm Byrne kämpfen um das Mädchen, und der Butler gewinnt. Er flieht mit ihr und bringt sie zunächst nach Berlin – stets verfolgt von dubiosen Gestalten, die es ebenfalls auf Elena abgesehen haben. Während die Gestalten bei Elena keinen Erfolg haben, schaffen sie es, Emma aus dem Krankenhaus zu entführen und nach Irland zu verschleppen.

Sia muss fortan um Emmas und Elenas Leben bangen. Kurz darauf überbringt ein Bote ihr eine Nachricht: Mit einem U-Boot soll sie Emma nach Irland folgen und dort zahlreiche Gestaltwandler ermorden, um damit ihre beiden Nachkommen zu retten. Sia geht zum Schein auf die Erpressung ein und begibt sich mit Eric von Kastell, dessen Bekanntschaft sie im vorangegangenen Band bereits gemacht hat, auf die grüne Insel. Eric und sie werden Verbündete und fast auch Liebende, gäbe es da nicht dieses kleine Problem, dass Eric Sia zum Fressen gern hat. Denn er ist zwar ihr wichtigster Verbündeter im Kampf gegen die irischen Vampire, doch schleppt er ein dunkles Geheimnis mit sich herum. Gemeinsam mischen sie die Vampire und Gestaltwandler in Irland gehörig auf – immer im Kampf gegen die Zeit und mit der Angst, Emma und Elena nicht retten zu können …

_Auf ein Drittes_

Mit seinen fulminanten Büchern „Kinder des Judas“ und „Judassohn“ hat uns Markus Heitz bereits mit Sia und den anderen Judaskindern bekannt gemacht. Über die Jahrhunderte hinweg haben wir sie begleitet und ihre Geschichte erfahren, doch nun bleiben wir in der Gegenwart und erfahren, was aus Sias letzten beiden Nachkommen wird. Wieder einmal nutzt Heitz früh die Gelegenheit, seine Leser an das Buch zu fesseln, denn im vorliegenden Band werden Emma und Elena Karkov entführt – ohne dass wir zunächst ahnen, wer hinter den Taten steckt und was diese Gestalten damit bezwecken. Auch welches Spiel der Butler Harm Byrnes spielt, bleibt völlig unklar, und so fiebern wir schnell mit Sia mit, die sich um ihre beiden Nachkommen sorgen muss.

Ganz Heitz-typisch machen wir im weiteren Verlauf des Buches Bekanntschaft mit zahlreichen Wesen, deren Rolle in der Geschichte wir zunächst überhaupt nicht durchschauen können. Wir lernen die geheimnisvollen Sidhe in Irland kennen, eine Schlangenwandlerin, die aus einer anderen Zeit kommt und nun mit ihrer fast unbezwingbaren Kraft als Scharfrichterin ihr Unwesen treibt. Wir machen Bekanntschaft mit IRA-Kämpfern, einem Senator und einem dubiosen Lobbyisten, dem Premierminister Irlands, verschiedenen Gestaltwandlern und natürlich dem Butler Wilson. Lange Zeit lässt uns Markus Heitz darüber im Unklaren, welche Rolle die einzelnen Charaktere spielen, welche Ziele sie verfolgen und auf welcher Seite sie stehen. So muss man sich zeitweise durch einen Wust von Figuren kämpfen, die man nicht einordnen kann – wie gut, dass sich vorne im Buch zumindest ein ausführliches Personenregister findet, damit man beim Lesen nicht den Überblick verliert. Nichtsdestotrotz leidet der Spannungsbogen darunter, dass man bis etwa zur Hälfte des Buches nicht weiß, worauf die Geschichte hinauslaufen soll. Wir lernen so viele Charaktere kennen, die zum Teil auch nicht sonderlich lange am Leben bleiben, dass man geneigt ist, das Buch stellenweise quer zu lesen, um endlich zum Wesentlichen zu kommen.

Der Punkt, an dem ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte, war dann aber schließlich erreicht, als Sia erfährt, dass Emma und Elena entführt worden sind und sie nun erpresst wird und nach Irland reisen muss. Alleine schon die Fahrt mit dem U-Boot auf die grüne Insel birgt so viel Gefahrenpotenzial, dass man atemlos weiter liest, um endlich zu erfahren, wie sich Sia aus einer schier unmöglichen Situation retten kann. Dort schließlich überschlagen sich die Ereignisse: Eric und sie kämpfen gegen Gestaltwandler, eine mächtige Scharfrichterin, der Silber nichts ausmacht, der aber schließlich ein Tortenheber zum Verhängnis wird, und versuchen, den Hochkönig auszuschalten. Nicht aus jedem Kampf gehen die beiden siegreich hervor, und auch die Seiten müssen sie zwischendurch wechseln. Als Unterstützung lässt Eric schließlich seine ungeliebte Halbschwester anreisen, die als hochnäsige Französin immer wieder aneckt, aber gerade dadurch großen Unterhaltungswert hat.

Ab der Mitte des Buches war ich von der Geschichte so sehr gefesselt, dass ich jede freie Minute abgezweigt habe, um weiterzulesen. Markus Heitz braucht zwar manchmal etwas länger, um Fahrt aufzunehmen, aber wenn er seine Leser erst einmal gepackt hat, lässt er sie nicht mehr los. Und so habe auch ich das Buch in rasendem Tempo zu Ende gelesen und wurde dabei noch von einem großartigen Finale mit einer ziemlichen Überraschung am Ende belohnt. So ist „Judastöchter“ zwar als letzter Band rund um Theresia Sarkowitz gedacht, doch lässt sich Heitz mit dem Buchende alle Optionen offen, um an die bisherige Geschichte anzuknüpfen. Und ich muss gestehen, dass ich garantiert weiterlesen würde, sollte Markus Heitz beschließen, die offenen Fragen noch in einem weiteren Buch zu klären.

_Unsterblich gut_

Die große Stärke des vorliegenden Buches ist eindeutig die Zusammenarbeit von Sia und Eric, die wunderbar zusammenpassen, sich hervorragend ergänzen und auch gerne näher kommen würden. Doch immer wieder werden sie daran gehindert, bis Eric bemerkt, dass er Sia zum Fressen gern hat und ihr besser nicht näher kommen sollte. Eric gefiel mir als Partner an Sias Seite ausgesprochen gut, denn er hat seinen eigenen Kopf, birgt ein großes Geheimnis, erweist sich aber als treue Hilfe im Kampf gegen die Gestaltwandler. Obwohl Sia als Unsterbliche in der Hierachie sehr weit oben steht, kann Eric ihr mehr als das Wasser reichen. In allen Situationen ist er ihr ebenbürtig. Dieses „rächende Duo“ ist einfach genial gelungen!

Unter dem Strich ist „Judastöchter“ ein sehr würdiger Abschluss der Geschichte um Theresia Sarkowitz. Das Buch erfordert anfangs zwar einen langen Atem und das häufige Zurückblättern zum Personenregister, belohnt den treuen Leser aber spätestens ab der Mitte mit einem packenden Kampf zwischen Untoten, Wandelwesen und Vampiren. Es ist zwar nicht immer klar, welche Ziele die einzelnen Wesen verfolgen, doch die Kämpfe, die sie sich liefern, sind dermaßen spannend, dass man dies gar nicht weiter hinterfragt. Heitz versteht es wieder einmal, seine Leser bestens zu unterhalten!

|Broschiert: 608 Seiten
ISBN-13: 978-342665230|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de
[www.mahet.de]http://www.mahet.de
[www.pakt-der-dunkelheit.de]http://www.pakt-der-dunkelheit.de

_Markus Heitz bei |Buchwurm.info|:_
[Interview mit Markus Heitz]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=56
[„Gerechter Zorn“ 5983 (Die Legenden der Albae 1)
[„Ritus“ 2351 (Buch)
[„Ritus“ 3245 (Hörbuch)
[„Sanctum“ 2875 (Buch)
[„Sanctum“ 4143 (Hörbuch)
[„Blutportale“ 6091 (Hörbuch)
[„Blutportale“ 5528
[„Die Mächte des Feuers“ 2997
[„Die Mächte des Feuers“ 4655 (Hörbuch)
[„Blutportale“ 5528
[„Die Zwerge“ 2823
[„Die Zwerge“ 2941 (Hörbuch)
[„Die Rache der Zwerge“ 1958
[„Der Krieg der Zwerge“ 3074
[„Schatten über Ulldart“ 381 (Die Dunkle Zeit 1)
[„Trügerischer Friede“ 1732 (Ulldart – Zeit des Neuen 1)
[„Vampire! Vampire!“ 5866
[„05:58“ 1056 (Shadowrun)
[„Die dritte Expedition“ 2098
[„Collector“ (gekürzte Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6317

Cossé, Laurence – Zauber der ersten Seite, Der

Man stelle sich vor: Eine Buchhandlung, in der es nur gute Romane gibt. Kein Schund, keine Massenware, keine gehypten Bestseller. Betritt man diese Buchhandlung, kann man ein beliebiges Buch kaufen und wird bei der Lektüre begeistert sein. Ist das nicht der Traum eines jeden Büchernarren? Laurence Cossé, französische Schriftstellerin, hat diesen Traum in ihrem Roman „Der Zauber der ersten Seiten“ geträumt und auf 500 Seiten ausformuliert. Leider nur mit durchwachsenem Erfolg.

Dabei geht es spannend – wenn auch verwirrend – los. Cossé wirft den Leser mitten in die Handlung und präsentiert ihm drei Personen, die Opfer von Anschlägen oder sogar Mordversuchen werden. Es stellt sich heraus, dass alle drei Schriftsteller sind und dem geheimen Komitee des Guten Romans angehören, eines Buchladens, der – wie der Name schon sagt – nur gute Romane führt. Die Liste der vorrätigen Bücher wurde von eben diesem Komitee erstellt, und zwar im Geheimen, um Beeinflussung zu verhindern. Doch scheinbar passt die Idee des Guten Romans nicht jedem und so sind weitere tätliche Angriffe zu befürchten. Also treten Ivan und Francesca, die Besitzer des Guten Romans, die Flucht nach vorn an und schalten einen Ermittler ein, der herausfinden soll, wer hinter den Anschlägen steckt.

Doch natürlich muss der Ermittler zunächst in die Geschichte und Wirkweise der Buchhandlung eingeführt werden. Und so erfährt auch der Leser in einer Rückschau wie Ivan und die reiche Mäzenin Fancesca einander kennengelernten. Wie sie sofort feststellen, dass sie die Leidenschaft fürs Lesen teilen und wie Francesca Ivan beichtet, dass sie davon träumt, einen Buchladen zu eröffnen, der nur Gutes führt. Francesca besitzt das nötige Kleingeld für das Unterfangen und Ivan ist langjähriger Buchhändler – perfekte Voraussetzungen also für die Durchführung des Projekts. Und so schildert Cossé ausführlich die Planung, die Zusammensetzung des Komitees, die Eröffnung und den überraschenden Erfolg. Doch dann kippt die Stimmung. Es hagelt Kritik, die Presse schießt sich auf den elitären Grundgedanken der Buchhandlung ein, heimliche Leserbriefe sprühen Gift und Galle. Schlussendlich wird sogar in Francescas und Ivans Vergangenheit gegraben, um sie zu diskreditieren. Die Anschläge auf die drei Mitglieder des Komitees sind der bisherige Gipfel der Tätlichkeiten.

„Der Zauber der ersten Seite“ präsentiert sich zunächst als literarischer Kriminalfall. Wer hat die Anschläge verübt? Wie? Wer hat ein Motiv? Die üblichen Fragen eben, die sich in solchen Fällen stellen. Und da die Anschläge auch auf durchaus originelle Weise verübt worden sind (um sie notfalls wie Unfälle aussehen zu lassen), fragt man sich schon, wer so viel Energie darauf verwenden wollte, eine Buchhandlung in den Ruin zu treiben. Ivan vermutet eine organisiert agierende Gruppe. Geld scheint auch im Spiel zu sein, denn als ultimativen Coup eröffnen die Gegner des Guten Romans drei weitere Buchhandlungen in derselben Straße, offensichtlich nur, um Ivan und Francesca eins auszuwischen.

Die Krimihandlung interessiert Cossé jedoch nur marginal, allerdings braucht der Leser eine Weile, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Schließlich ist es legitim, einen Roman mit einem Knall zu beginnen, um dann in einem Flashback die Vorgeschichte zu liefern, damit man schließlich zur Lösung des Kriminalfalls kommt. Doch was man als Leser zunächst für die Vorgeschichte hält, ist die Haupthandlung – der Kriminalfall stellt sich schließlich als bloße Rahmenhandlung heraus, die Cossé einen überzeugenden Einstieg in ihren Roman bietet, an dem sie jedoch schnell jedes Interesse zu verlieren scheint. Denn „Der Zauber der ersten Seite“ geht zu Ende, bevor man erfahren kann, wer nun hinter den Anschlägen steckt oder wer die Konkurrenzbuchhandlungen eröffnet hat. Sicher, ein Verdächtiger wird präsentiert, aber das war es auch schon. Ist er tatsächlich verantwortlich? Und vor allem, warum werden keine Gegenmaßnahmen ergriffen? Cossé lässt ihr Buch enden, ohne diesen Erzählstrang zu einem befriedigenden Ende zu führen. Stattdessen verläuft er im Sande, so als wäre Cossé einfach irgendwann die Puste ausgegangen.

Das gilt zumindest für die Haupthandlung. Denn die Liebesgeschichte (ja, die gibt es natürlich auch) wird nach vielem Hin und Her tatsächlich zu einem guten Ende geführt. Ivan ist nämlich für die spröde Studentin Anis entflammt, die auch an ihm interessiert scheint, ihn jedoch trotzdem immer auf Abstand hält. Letztendlich kann er aber doch ihr Herz gewinnen, allerdings lässt das den Leser ziemlich kalt. Die Liebesgeschichte ist banal und langweilig, gerade auch, weil Anis so eine verkrachte Existenz ist, von der man eigentlich nicht mehr wissen möchte als unbedingt nötig. Viel interessanter ist da schon die immer nur angedeutete und nie wirklich ausgesprochene Schwärmerei Francescas für Ivan. Diese beiden begegnen sich auf Augenhöhe und haben sich tatsächlich etwas zu sagen. Francesca und Ivan sind zwei von der Autorin voll entwickelte Charaktere, wohingegen Anis immer schemenhaft bleibt, nicht mehr als eine Chimäre, die beweisen soll, dass der lebensfremde Büchernarr Ivan doch so etwas wie eine männliche Libido hat.

Buchliebhaber werden dennoch viel Lesenswertes finden, gerade in den Abschnitten, die sich mit der Planung der Buchhandlung befassen, auch wenn diese im Ganzen zu weit ausgedehnt sind und sich zu lange hinziehen. Es macht Spaß, Francesca und Ivan bei ihren Schwärmereien zuzuhören, zu erfahren, was sie über bestimmte Bücher oder Autoren denken und wie sie sich ihre Buchhandlung erträumen. Hier hat Laurence Cossé ein Playdoyer für das Lesen verfasst, eine Liebeserklärung an das gedruckte Wort aus den Mündern zweier fiktiver Charaktere. Diesen Buchgesprächen zu lauschen ist fast so interessant, wie selbst die Gelegenheit zu bekommen, mit anderen Liebhabern über Romane zu sprechen. Und als Zugabe fallen natürlich immer Titel und Namen, die sich Büchernarren sicherlich sofort notieren wollen. Das ist jedoch nicht nötig, denn die Autorin hat eine Bibliographie angehängt, die zwar (naturgemäß) sehr viel Französisches aufweist, aber immerhin auch einige internationale Namen bieten kann.

Letztendlich gelingt Laurence Cossé leider kein völlig überzeugender Roman. Eigentlich ist “Der Zauber der ersten Seite“ ein als Roman getarnter Essay, der die Philosophie der perfekten Buchhandlung erläutert und darum eine manchmal recht dünne Handlung entspinnt. Die Grundidee ist faszinierend. Wer möchte nicht in einem Buchladen einkaufen, in dem jeder Schuss ein Treffer ist? Doch so attraktiv dieser Romankern auch ist, er trägt nicht über 500 Seiten und Laurence Cossé liefert schlicht nicht genügend Füllstoff (nennen wir es Handlung), um den Leser bei Laune zu halten.

|Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
Originaltitel: Au bon roman (2009)
Aus dem Französischen von Doris Heinemann
ISBN-13: 978-3809025900|
[www.randomhouse.de/limes]http://www.randomhouse.de/limes

Interview mit Sabine Ebert

_Um Sie den Lesern vorzustellen, würden Sie etwas über sich erzählen?_

Ich bin in Berlin aufgewachsen, habe dann in Magdeburg mein journalistisches Volontariat gemacht und in Rostock Sprachwissenschaften studiert. Dann hat es mich ins sächsische Freiberg verschlagen, dort arbeitete ich viele Jahre als freie Journalistin und habe mehrere Sachbücher zur Freiberger Geschichte geschrieben. Bis dann irgendwann dann der Wunsch immer stärker mich an einem Roman zu versuchen.

An meinem ersten Roman habe ich dann, neben meiner eigentlichen Arbeit, fünf Jahre geschrieben. Da wusste ich auch noch nicht, ob mir das gelingen wird, ob ich das kann. Ob ich überhaupt einen Verlag finden werde, ob ich Leser finden werde, aber ich wollte es einfach mal versuchen … und das ist dabei rausgekommen.

_Lesen Sie gerne selbst? Wenn ja, welche Genres faszinieren Sie am meisten? Auch etwas Historisches?_

Früher habe ich historische Romane gelesen, jetzt gar nicht mehr. Da ich selber welche schreibe, lese ich lieber Fantasy, Science-Fiction oder einen Krimi als Kontrastprogramm.

_In einem Ihrer Nachworte erzählen sie davon, dass Sie sich der Interessengruppe „Mark Meißen 1200“ angeschlossen haben, welches Erlebnis in dieser Gruppe hat sie am meisten beeindruckt?_

Überhaupt erst einmal dieses Zusammenkommen mit dieser Gruppe, ich hatte bis zum Erscheinen meines Buches überhaupt keinen Kontakt zu der mittelalterlichen Szene. Bis dahin hatte ich mein Wissen nur aus Büchern und aus Gesprächen mit Fachleuten.

Nachdem das erste Buch erschienen war, kam eine Fanmail und der Verfasser hat geschrieben, er würde einer mittelalter Gruppe in Dresden angehören, diese würde sich [Mark Meißen 1200]http://www.mark-meissen-1200.de nennen. Da dachte ich, wow, „Mark Meißen 1200“, da leben wir ja am gleichen Ort und zur gleichen Zeit. Diese Gruppe würde ich gerne kennenlernen.

Die Gruppe hat mich dann zu einem Historienspiel eingeladen und da ist mir erst einmal bewusst geworden, wie akribisch es dort zu geht. Da ist alles selbst gemacht, die Kleider individuell genäht, die Borten von Hand gewebt, die Tische selbst getischlert, auch die Bänke, Truhen und so weiter. Außerdem beschäftigen sich die Mitglieder dort sehr intensiv mit dem höfischen Zeremoniell. Oder sie kochen am offenen Feuer nach mittelalterlichen Rezepten und lassen die Zeit dadurch sehr realistisch werden. Das hat mich sehr beeindruckt.

Ich habe mich auch auf Anhieb sehr gut mit der Gruppe verstanden und habe mich dann der Gruppe „Mark Meißen 1200“ angeschlossen. Ich stehe mittlerweile auch mit etlichen anderen aus der Szene, wie „Hochmuot“ und den [„Freien von der Karlshöhe“]http://www.die-freien-von-der-karlshoehe.de in Verbindung und habe da nicht nur wirklich gute Freunde gefunden und genieße das, sondern ich muss auch sagen, ich lerne von denen ungeheuer viel.

Klar, man muss recherchieren, in Büchern, man braucht zwingend die Fachliteratur, die Meinung von Experten. Das Ganze dann aber auch mal praktisch zu erleben, ist noch einmal ein ganz anderer Zugang. Es ist sehr wichtig, um ein reales Gefühl für diese Zeit zu bekommen.

Das Bild, was die meisten im kollektiven Bewusstsein vom Mittelalter haben, ist total verklärt, durch Märchen, aber auch durch alte Hollywood Schinken. Dieses „edeler Ritter“, „liebreizendes Burgfräulein“ und alles ist chic. Das hat aber mit dem wirklichen Mittelalter nichts zu tun. Realistisch war eine Burg kalt und rauchig, die Ritter plagte die Gicht. Es war einfach nur schmutzig, es stank. Aber trotzdem kann man es nicht als „das finstere Mittelalter“ abtun, wie es die Nachfahren in der Neuzeit getan haben. Es war auch eine Zeit großer Umwälzungen, großer Entdeckungen und großer Bewegung. Aber es gab dort keine Individualität, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, die romantische Liebe, das war alles noch nicht erfunden.

_Wie teilen Sie sich Ihre Zeit zum Schreiben ein, haben Sie bestimmte Vorlieben?_

Mein Arbeitstag beginnt in der Regel morgens um 9 Uhr und geht dann bis Open End. Wenn ich wirklich intensive Schreibphasen habe, sorge ich auch dafür, dass ich absolute Ruhe habe, kein Telefon, keine Termine, um richtig in der Geschichte versinken zu können. Nach ein bis zwei Wochen intensiver Schreibphase ist der Kopf erst mal leer, dann heißt es erstmal alles Ausdrucken, mal einen Tag liegen lassen, derweil alles liegen gebliebene erledigen, was in der Zeit angefallen ist wie Fanpost, die Steuer, Quellen noch mal nachlesen und so weiter.

Dann wird am Blatt gearbeitet, alles umgearbeitet, revidiert und dabei reifen dann schon die nächsten Szenen im Kopf und dann geht es mit dem Schreiben weiter.
Selbstverständlich braucht man eine große Disziplin, man kann nich einfach sagen: „Es klemmt gerade, jetzt mache ich mal drei Wochen nix“ oder etwas in dieser Art. Dies kommt natürlich auch darauf an, wie weit der Abgabetermin noch in der Zukunft liegt.

Manchmal ist es selbstverständlich gut, das alles mal einen Tag hinzulegen und etwas ganz anderes zu machen. Ich besticke dann zum Beispiel mein Premierenkleid für die Lesungen oder so etwas. Meine Leser mögen es ja sehr, dass Ich bei den Lesungen mittelalterlich gewandet bin und dafür kann man nichts fertig kaufen, das muss man schon alles selber machen. Und dann mal einen Tag zu nähen oder zu sticken und zu sehen wie etwas unter den Händen wächst ist für mich eine richtig tolle Erholung, Befreiung und Ablenkung sein.

Wenn gar nichts mehr hilft, gehe ich noch mal zurück zu den Quellen oder arbeite an dem schon vorhandenen Text. Dann funktioniert das schreiben wieder.

_Sie haben sich ja für das Genre „Historischer Roman“ entschieden, gerade hier liegt ja viel Recherchearbeit vor Ihnen. Wie sieht diese für sie aus?_

Bevor ich den ersten Satz überhaupt geschrieben habe, habe ich mich ein Jahr lang in die Materie eingelesen, um überhaupt ein Gefühl für die Zeit zu bekommen. Ich habe aus Universitätsbibliotheken viel Fachliteratur gelesen und sehr viel mit Historikern gesprochen. Die Leute liefern mir dann auch viel, und das alles setze ich um, und wenn es nur in einem kleinen Nebensatz ist.

Die Fachleute sind dabei sehr wichtig, gerade bei der Fachliteratur kommt man schnell an den Punkt, wo man mehr Fragen wie Antworten hat. Ich habe da das große Glück, Historiker zu kennen, die dem Ganzen gegenüber sehr aufgeschlossen sind. Zu denen kann ich kommen und meine Fragen stellen. Wenn es keine Belege gibt, kann ich mit diesen darüber diskutieren, welche die wahrscheinlichste Variante ist und jenseits der akademischen Gelehrsamkeit machen die das dann mit mir. Wir sagen dann wirklich mal, „Ok, das wäre logisch. Das und das ist eigentlich nicht logisch“, dann diskutieren wir das aus sozusagen.

Dann braucht man die Experten für Geologie, für historischen Bergbau, für Münzwesen und Schwertkampf. Ich habe auch gezielt Leute gesucht, die historischen Schwertkampf nach alten Quellen rekonstruieren. Die choreografieren mir die Zweikämpfe und bei diesen Truppen bin ich auch mit einer zusammengekommen, die den Kampf zu Pferd trainieren. Da habe ich sehr viel gelernt, was die Reiter Formation angeht oder die Schlacht aus der Sicht des Reiters und wie die mittelalterliche Panzerreiterei funktionierte.

Bevor ich mit der Recherche angefangen habe, wusste ich fast nichts über das Mittelalter und jetzt führen die Recherchen mich immer tiefer in diese Zeit, eine wirklich spannende Entdeckungsreise, an der ich viel Freude habe.

_Es gibt ja viele historische Romane, die gerade Frauen als starke Persönlichkeiten beschreiben, was macht diese Frauen so interessant für Autoren?_

Das ist so ein bisschen Trend geworden, keine Ahnung. Ob die Verlage dabei an die weibliche Leserschaft denken? Ich habe da einen anderen Ansatz, ich möchte ja auch gerne die Männer als Leser haben.

Das mit der starken Frau muss man sowieso vorsichtig genießen, die starke Frau im Mittelalter, da gab es vielleicht eine Handvoll. Auch eine Fürstin hatte in der Regel den Mund zu halten und Söhne zu gebären. Sie durfte sich nicht öffentlich in die Belange ihres Mannes einmischen, sonst hätte sie ihren Mann auch in Verruf gebracht. Seine Gefolgsleute hätten gesagt: „Ws ist denn das für ein Weichei der sich von einem Weib etwas sagen lässt?“

Es gab starke Frauen. Es gab auch Fürstinnen, die ihren minderjährigen Söhnen über viele Jahre das Erbe erhalten haben. Oder, die sich sogar angelegt haben mit anderen Fürsten, mit Geistlichen. Sicherlich das hat es gegeben, aber dies waren ganz seltene Ausnahmen. Frauen waren noch nicht einmal rechtsfähig. Sie durften keine Verträge machen, sie waren nicht mündig, sondern das Eigentum ihres Ehemannes in jeglicher Hinsicht. Frauen duften auch vor Gericht nicht sprechen, wenn eine Frau Klage erhob, muss sie einen Mann schicken, der an ihrer Stelle spricht, da man eine Frau per se schon mal nicht für fähig hielt, einen vernünftigen Gedanken zu fassen.

_Fakten und Fiktion sind ja oftmals fließend zu sehen. Ist es vorstellbar, dass die eine oder andere fiktive Figur wirklich so gelebt und gehandelt hätte?
Gibt es in Ihren Romanen Figuren, die ein lebendiges Vorbild haben?_

Ich glaube nicht, dass man Leute aus unserer Zeit so in das Mittelalter transferieren kann. Man mus sich immer in die Mentalität dieser Zeit reinversetzen. Solche Sachen, die heute selbstverständlich sind, dass eine Frau einen Mann anschaut, ihn anspricht, gab es da nicht. Die historischen Persönlichkeiten habe ich natürlich so genau wie möglich gestaltet, nach dem was wir heute über sie wissen, da habe ich mich sehr akribisch dran gehalten und die fiktiven Figuren müssen im Kontext der Zeit stimmen. Von den fiktiven Personen muss man von jeder sagen können: „Könnte es diese gegeben haben?“, das ist mein Anspruch.

_Warum lebt Ihrer Meinung nach, das Genre „historischer Roman“ so auf?_

Da gibt es denke ich mehrere Beweggründe. Für manche ist es bestimmt noch dieses romantisch verklärte Bild, aber ich merke es bei der Fanpost und den Begegnungen mit Lesern, dass diese wirklich ein Stück deutscher Geschichte erleben wollen. Dass die Menschen jetzt auch wissen wollen, was früher passiert ist und dadurch ein Stück Identität finden. Ich habe ja jetzt gerade dort, wo meine Romane spielen, in Sachsen-Anhalt, in Braunschweig, in Thüringen riesige Fangemeinden und die sind so froh, dass da ein Stück ihrer Geschichte lebendig wird. Ich bekomme aber auch Fanpost aus Gegenden, wo meine Romanfiguren überhaupt nie gewesen sind und die sagen nur: „So hätten wir es mal im Geschichtsunterricht hören müssen, dann hätten wir es uns auch gemerkt.“ Das Interesse der Deutschen an der eigenen Geschichte ist sehr wachsend.

_Welche Überraschungen haben Sie schon bei der Recherche erlebt?_

Ach, jede Menge, ich wusste zum Beispiel gar nicht, dass Sachsen zu der Zeit gar nicht das Gebiet war, das es heute ist. Ich finde dann auch viele Kleinigkeiten über zum Beispiel höfisches Benimm oder Details über Essgewohnheiten und so, die man dann einfach mal mit einem Halbsatz einbauen kann. Das freut die Leser ungemein, da etwas ganz Originelles zu erfahren.

_Tauschen Sie sich mit anderen Autoren historischer Romane aus?_

Nein, das nicht, ich bin zwar mit einigen Autoren im freundschaftlichen Kontakt, aber wir schreiben jeder für sich alleine.

_Welcher Teil der „Hebammen“-Reihe gefällt Ihnen persönlich bisher am besten?_

Der Vierte. Den finde ich bis jetzt den Stärksten, also ich arbeite hart, um den jetzt mit dem fünften, dem großen Finale, noch zu toppen.

_Im Herbst erscheint der fünfte und letzte Teil der „Hebammen“-Reihe, für Ihr nächstes Buch haben Sie sich für eine ganz andere Epoche entschieden. Wie kam es dazu und dürfen Sie uns schon etwas darüber verraten?_

Da werden wir in die Zeit der napoleonischen Befreiungskriege gehen, die Völkerschlacht bei Leipzig 1813. Die Leipziger selbst haben mich eingeladen, mit Blick auf die 200. Wiederkehr dieses Ereignisses im Jahr 2013 einen Roman über die Völkerschlacht zu schreiben. Hintergrundwissen sauge ich jetzt schon wie ein Schwamm auf, das Schlachtfeld habe ich schon besucht und auch an einem Biwak teilgenommen.

_Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Gespräch genommen haben_

_Nadine Warnke_

_Sabine Ebert bei |buchwurm.info|:_

[„Das Geheimnis der Hebamme“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6864
[„Die Spur der Hebamme“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6871
[„Die Entscheidung der Hebamme“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6878
[„Der Fluch der Hebamme“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6883
[„Blut und Silber“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6068

Lia Norden – Vier Wahrheiten und ein Todesfall

Inhalt

„Rette mich!“ Nur diese beiden Worte und Adresse samt Datum ein kurzer Brief, leicht pathetisch, und doch bringt er vier Frauen dazu, alles stehen- und liegen zu lassen, um so schnell wie möglich zu der kleinen norwegischen Insel zu reisen, auf der der Verfasser jetzt lebt. Matthis hat in allen vier Leben vor unterschiedlich langer Zeit eine bestimmte Rolle gespielt, eine wichtige Rolle.

Die toughe Karrierefrau Susanna fragt sich zwar den ganzen Weg über, warum sie sich das antut, aber sie kehrt nicht um. Die leicht verwahrloste, leidenschaftliche Kate bricht gern zur Rettungsaktion auf, weil sie hofft, auch sich selbst zu retten. Judith, graue Maus und wohlerzogene Familienmutti, schwebt zwar in tausend Ängsten und Zweifeln, hält aber eisern an ihrem Vorhaben fest. Und die rätselhafte Agnes scheint von ihnen allen den ausgefeiltesten Plan zu haben.

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Thomas Bleskin – Depeche Mode – Die Audiostory

Die Handlung:

Das erste Hörbuch zur Geschichte der erfolgreichsten Elektropop-Band der Welt! Sie haben eine der treuesten Fangemeinden aller Zeiten und verstehen es wie keine zweite Band, Popsongs mit experimenteller Elektronik zu verschmelzen, Musik sowohl für die Massen als auch für anspruchsvolle, kritische Ohren zu produzieren. DEPECHE MODE sind damit heutzutage einzigartig. Die Audiostory erzählt die bewegte Geschichte einer der einflussreichsten, beständigsten und erfolgreichsten Bands des Planeten. Ein umfassendes Feature mit vielen Originaltönen von DEPECHE MODE von 1980 bis heute.
(Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Nachdem sich Thomas Bleskin im Jahr 2009 auf vier CDs die BEATLES vorgeknöpft hat, ist nun DEPECHE MODE dran, halb so lang und etwas preiswerter. Einen aktuellen Anlass gibt es 2011 auch, denn vor 30 Jahren ist ihre Single „Dreaming of Me“ erstmals in die Charts vorgestoßen. Das hat sie übrigens im März 2011 aufgrund eines Facebook-Aufrufs von Fans wieder geschafft, wenn auch nur für eine Woche.

„Ein umfassendes Feature mit vielen Originaltönen“ verspricht die Rückseite des Jewelcases und wer sich das Booklet anschaut, der wird feststellen, dass dies eine geschickte Formulierung für „Die Rechte waren uns zu teuer, wir haben die Stücke daher selbst nachgespielt“ ist. Das bedeutet, dass es schon Original-Töne gibt, was sich auf die Stimmen der Musiker bezieht, aber eben keine Original-Musik.

Entsprechend wurden die 29 Song-Stückchen, die im Booklet aufgeführt sind und immer mal zur passenden Zeit im Hintergrund einige Sekunden lang angespielt werden, von Jose María Bará aufgenommen. Der ist spezialisiert auf 80er-Jahre Cover-Versionen, im Speziellen von Depeche Mode. Für die Aufnahmen dieser CDs hat er auf authentische Musikinstrumente zurückgegriffen. Des Weiteren wurden drei Stücke von Decades und ein Stück von Stefan Leukert nachgespielt. Dass die Musikstückchen nicht original sind, hört der Fan auch sofort am Sound, ähnlich ja, original nein. Da sie aber nur wenige Sekunden dauern, ist das zu verschmerzen. Zwar gibt Bleskin an, dass er Instrumentalversionen der Songs zur Untermalung des Kommentars haben wollte, aber die Originalsongs von DEPECHE MODE bieten alle auch die wenigen gesangsfreien Sekunden, die man gebraucht hätte.

Vorgetragen wird das „biographische Feature“ vom Autor Thomas Bleskin selbst. Es klingt irgendwie wie eine Radiosendung, in der ein Sprecher die Lebensgeschichte einer Band vorliest. Mit einer leicht schmatzenden aber nicht unangenehmen Stimmfarbe trägt Bleskin das vor, was er zusammengesammelt hat. Die langen Sprechpausen, die er dabei teilweise einlegt, wirken manchmal etwas störend. Und immer mal wieder werden die nachgespielten DEPECHE-MODE-Songs zum Text passend ein paar Sekunden angespielt.

Die Bandmitglieder kommen hier und da im Originalton auch ein paar Sekundenbruchteile zu Wort (von wann die Interviews sind und von wem sie geführt wurden, ist nirgendwo angegeben), bevor sie dann von deutschen Synchronstimmen übertönt werden.

Zur Verdeutlichung der Textinhalte werden einige Auszüge von Silke Nauschütz in der deutschen Übersetzung vorgelesen. Das macht sie dann mit einer seltsamen und zum Teil völlig bedeutungsfremden Betonung, als würde sie Sonderangebote im Supermarkt vorlesen, begleitet von hektischem und lautem Einatmen. Warum sich der Autor hier für eine Frauenstimme entschieden hat, kann ich nicht nachvollziehen.

Die beiden CDs tragen laut Booklet eigene Bezeichnungen, was wohl zur besseren zeitlichen Orientierung des Hörers führen soll. Wer aber schnell zu einer bestimmten Information gelangen möchte, der darf länger suchen, denn die 18 Tracks haben keine Namen. Das Hörbuch ist offenbar darauf ausgelegt, am Stück gehört zu werden, um dann in der Vitrine neben die DEPECHE-MODE-Sammlung gestellt zu werden.

Das „biographische Feature“ beginnt natürlich mit den Anfängen der Band, springt dabei aber immer mal wieder in der Zeit hin und her. Erst später wird die Chronologie dann eingehalten, wenn der Autor über die Entstehungsumstände der einzelnen Alben berichtet.

CD 1: Vom Synthiepop zum Industrialsound – Depeche Mode in den 80ern

Hier erzählt der Autor davon, wie die Band zusammengefunden hat und was die Jungs sonst noch so gemacht haben, neben der Musik. Vom ersten Konzert als „Composition of Sound“ vor einer Handvoll Zuhörer bis zum ersten Top-10-Hit „Just Can’t Get Enough“.

CD 2: Modemania und Comeback – Eine Kultband wird zur festen Größe

Auf dieser CD geht es um die Weiterentwicklung, weg von der Boyband, als die sie in Großbritannien immer angesehen wurden. Vom Industrial Sound zu wärmeren, menschlicheren Klängen ging es. Mit „Violator“ wollten sie dann eine neue Richtung einschlagen, wieder akustische Instrumente verwenden, neue Experimente starten. Auch die Drogenprobleme und die Überdosis von Gahan ist ein Thema. Stress und Depressionen werden ebenfalls angesprochen.

Als Abschluss der CD gibt es dann eine akustische Cover-Version von „Shake the Desease“ in voller Länge, die der Autor für eine der besten akustischen Coverversionen eines Depeche-Mode-Songs hält, die er je gehört hat. Ob der Hörer das auch so sieht, muss jeder für sich selbst beurteilen.

Wer ist denn eigentlich die Zielgruppe?

Diese Frage hat mich eine ganze Weile beschäftigt und ich weiß es immer noch nicht. Der Autor meint, dass man das Hörbuch „auf einer längeren Autofahrt“ prima hören kann und dem stimme ich absolut zu.

Der eingefleischte Fan aber wird nicht nur alle Infos bereits kennen, sondern auch die Originalmusik vermissen. Und die Wahrscheinlichkei, dass er sich das Hörbuch ein zweites Mal anhören wird, ist recht gering.

Der neutrale Musikinteressierte wird eventuell mehr Informationen bekommen, als er eigentlich haben wollte. Aber in 138 Minuten lassen sich eine Menge Infos unterbringen und das hat der Autor zweifelsfrei geschafft. Nur Musik gibts kaum bis gar nicht.

Der Autor und der Sprecher:

Thomas Bleskin, Jahrgang 1972, studierte Geschichtswissenschaften und Politologie an der Humboldt-Universität in Berlin. Seit 2000 produziert er als Redakteur und Sprecher Nachrichten und Korrespondentenbeiträge für die Deutsche Presse-Agentur. (Verlagsinfo)

Der Autor gibt den Sprecher. Außerdem treten auf:

Michael Herden als Dave Gahan
Ralph Guhlke als Martin Gore
Thomas Brockt als Andy Fletcher
Clemens Kurth als Alan Wilder
Jörg Ratzsch als Vince Clare
Uli Reitinger als Robert Smith

Die rezitierten Songtexte spricht Silke Nauschütz.

Die Ausstattung und das Booklet:

Das Hörbuch kommt auf zwei schlichten mit Schwarz bedruckten CDs in einem Jewelcase daher. Ein Faltblatt als Booklet verrät innen, welche Stücke für diese Aufnahme von den oben erwähnten Musikern nachgespielt wurden und wer sonst noch an diesem Hörbuch beteiligt war. Außerdem gibt es noch ein Foto der Band aus den 1980ern zu sehen.

Mein Fazit:

Wie der Autor schon sagt, ist dieses Hörbuch für eine längere Autofahrt bestens geeignet. Eingefleischte Fans finden hier aber nichts Neues, sodass es wohl beim einmaligen Hören bleiben wird. Dennoch ist das Hörbuch gut recherchiert und für Musikinteressierte bietet es kurzweilige und interessante Unterhaltung.

2 Audio-CDs
Gesamtspielzeit: ca. 2:18 h
ISBN-13: 978-3-7857-4399-7
www.luebbe.de
Die Musik von Jose María Bará auf YouTube: www.youtube.com/dx5
Decades bei MySpace: www.myspace.com/decadesmusics
Stefan Leukert bei MySpace: www.myspace.com/leukert

Der Autor vergibt: (3/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Hammesfahr, Petra – Frauenjäger, Der

_Inhalt_

Marlene könnte eigentlich rundum glücklich sein: Ihr Mann verdient sehr gut, sie hat zwei reizende, wohlgeratene Kinder, und sie braucht sich um nichts Gedanken zu machen. Tatsächlich hat sie es aus dem Freundinnenkreis am Besten getroffen; Ulla muss ihre komplizierte Familie allein durchbringen, nachdem ihr Mann Insolvenz anmelden musste und von seinem kargen Lohn ewig würde Schulden abbezahlen müssen. Karola hatte sich notgedrungen bei einem örtlichen Radiosender beworben, als ihr Mann Andreas plötzlich nicht mehr nach Hause gekommen war, weil ihn das Abenteuer gerufen hatte. Und Annette stellte irgendwann fest, dass ihr Gatte kein Witzbold, sondern ein Zyniker ohne jedes Feingespür war.

Nein, da war Marlene mit ihrem Andreas noch am besten dran. Woher nur, woher kam das immer wieder auftretende Gefühl, nutzlos und überflüssig zu sein, so stark, dass es ihr den Schlaf raubte und sie in dunklen Stunden zu der Frage trieb, wer sie überhaupt vermissen würde?

In dieser Situation besucht Marlene eine Lesung in der Buchhandlung Annettes. Hier stellt eine junge Frau ein Buch vor, das von ihrer Schwester handelt: Mona war verheiratet, schien glücklich, war aber innerlich leer und neigte zu Depressionen. Diese Leere, den verzweifelten Hunger nach Emotion, füllte sie auf mit einer gefährlichen Affäre, wie sich nach ihrem Verschwinden durch ihre Tagebücher herausstellte. Monas Schwester ist sich sicher, hat sogar Beweise dafür, dass ihre Mona einem Wahnsinnigen in die Hände gefallen ist, einem sadistischen Serienkiller, und sie hat das Buch geschrieben, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Polizei nichts tut.

Marlene trifft die Lesung bis ins Mark. Wie weit ist sie selbst denn von dieser unglücklichen Frau entfernt? Durch Zufall, Neugierde und einen kleinen Schuss Fatalismus rutscht sie selbst irgendwie in den Fall der verschwundenen Frau hinein – und dann folgt das im allerwahrsten Wortsinn böse Erwachen …

_Kritik_

Wie viele Marlenes gibt es wohl auf der Welt? Mehr, als man annehmen sollte, vermutlich. Die Schilderung der perfekten Fassade und der dahinter drohenden Leere und Sinnlosigkeit sind meisterhaft gelungen.

Die anderen Ehen werden ebenfalls mit einigen Strichen skizziert, nicht zu ausufernd, aber jedes Wort treffend gesetzt. Petra Hammesfahr versteht es, Situationen zu schildern und Typen zu erschaffen. Gerade dieser schon fast das ganze Leben bestehende Freundinnenkreis mit den kleinen Geheimnissen, den Bündnissen, den Streitereien, der Sorge umeinander ist großartig geschildert: Jede hat ihre Eigenheiten, die eine mehr, die andere weniger; sie sind Puzzleteile, die sich zu einem einzigartigen Gesamtbild fügen.

Der andere Teil des Buches, der Serienkillerteil, ist ebenfalls gut gemacht. Die Motive des Mannes werden dargelegt, seine Art des Jagens, seine Vorbereitungen, sein perfider Sadismus.

Ineinander verschlungen werden die einzelnen Teile der Geschichten präsentiert: Die Vergangenheit, die zu diesem bestimmten Punkt führte, die grauenvolle Gegenwart, die Geschichten der Frauen, die Geschichten des Mörders. Es ist ein fein gewobenes Netz aus Andeutung, Kitzel, Spannungserhalt. Die Autorin ist auf diesem Gebiet eine der ganz Großen.

Auch stilistisch passt alles: Hammesfahr schreibt sauber und temporeich, wie es sich für einen Thriller gehört. Ihre Ausdrucksweise ist rund und klar, ohne, dass sie zu gewählt würde, was für dieses Genre unpassend wäre, da es bremsend wirkt, wenn man innehält, um großartige Konstruktionen zu betrachten.

_Fazit_

„Der Frauenjäger“ ist trotz des reißerischen Titels ein sehr gutes Buch. Die Autorin gehört zu einem illustren Kreise deutscher Schriftstellerinnen, die es zuverlässig schaffen, Thriller auf hohem Niveau zu erdenken. Ihre Charaktere sind von hoher Glaubwürdigkeit, die Banalität des Bösen spielt eine große Rolle, und was Spannungsbögen angeht, macht ihr niemand so schnell etwas vor.

Petra Hammesfahr zu lesen lohnt sich immer, und „Der Frauenjäger“ ist für diese These ein weiterer Beweis.

|Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
ISBN-13: 9783805250146|
[Verlagshomepage]http://www.rowohlt.de/sixcms/list.php?page=ro__fl__verlagsseiten&sv[title]=Wunderlich
[Petra Hammesfahr bei wikipedia]http://de.wikipedia.org/wiki/Petra__Hammesfahr

_Petra Hammesfahr bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Mutter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1419
[„Die Lüge“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2278
[„Am Anfang sind sie noch Kinder“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2593
[„Der Schatten“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3103