Kliesch, Vincent – Todeszauberer, Der (Lesung)

_|Julius Kern|:_

01 [„Die Reinheit des Todes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6359
02 _“Der Todeszauberer“_

Eine zerteilte Frauenleiche in Berlin bringt Hauptkommissar Julius Kern auf die Spur des Schläfenmörders, der in den letzten sieben Jahren in allen Teilen Deutschlands mindestens 17 Frauen ermordet hat. Immer wieder ändert er seine Vorgehensweise, nie hinterlässt er wichtige Spuren, sodass die Polizei immer noch im Dunkeln tappt. Und auch der einfühlsame Ermittler Julius Kern, dessen Ziel es stets ist, sich in die gesuchten Mörder hineinzuversetzen, weiß zunächst nicht weiter.

Und dann kreuzt auch noch ein alter Bekannter Julius Kerns Weg – nämlich Tassilo Michaelis, ein Mörder, den Kern zwar vor Gericht gebracht hat, der damals aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurde. Immer noch hat Kern eine Rechnung mit Tassilo Michaelis offen, auch wenn dieser ihm während der Ermittlungen im Fall des Putzteufel-Mörders (in Vincent Klieschs genialem Debüt „Die Reinheit des Todes“) das Leben gerettet hat. Als Michaelis sich auch noch an Kerns Tochter heranschleicht, sieht seine Frau rot und setzt ihren Mann vor die Tür.

Kern aber hat schnell einen Zufluchtsort gefunden, denn die sympathische bayrische Ermittlerin, die sich schon seit dem ersten Mord mit dem Schläfenmörder mit diesem Fall befasst, hat längst ein Auge auf Kern geworfen und bietet ihm nun ohne zu zögern Unterschlupf.

Parallel lernen wir den Schläfenmörder kennen – den Zauberer Rufus, der in einem Berliner Varieté auftritt und uns nach und nach Einblicke in seine Vergangenheit gewährt. Als Kind wurde Rufus wegen seines enormen Körperumfangs gehänselt. Inzwischen hat er zwar die überflüssigen Pfunde abgeschüttelt, nicht aber die Dämonen, die ihn seit der Kindheit begleiten und die ihn immer wieder morden lassen …

_Katz- und Maus-Spiel_

Wie schon in seinem grandiosen Debütroman „Die Reinheit des Todes“, erzählt Vincent Kliesch auch in seinem zweiten Fall, der sich rund um den Ermittler Julius Kern dreht, zwei Handlungsstränge parallel. Während wir im ersten Buch neben der eigentlichen Mordserie erfahren haben, was Tassilo Michaelis verbrochen hat, ist es hier neben der Geschichte um den Schläfenmörder wieder einmal die Geschichte von Tassilo Michaelis. Dieser ist zwar weiterhin auf freiem Fuß, da man ihm die Taten nicht nachweisen konnte, zudem hat er viel Geld mit seinem Buch gemacht, doch da ihn jeder kennt, wird er auch häufig angefeindet. So ist er auf einen Deal mit der Polizei aus – Informationen über den Schläfenmörder gegen eine neue Identität.

Der Schläfenmörder nämlich hat Tassilo zahlreiche Briefe geschrieben, von seinen eigenen Taten berichtet und sogar Videos von seinen Taten geschickt. Tassilo ist fasziniert, zumal Rufus deutlich mehr Menschen auf dem Gewissen hat als er selbst und fröhlich weiter vor sich hin morden kann, während Tassilo die Hände gebunden sind. Jeder kennt ihn und jeder beobachtet ihn, sodass er nun brav sein Leben leben muss. Sein einziges Vergnügen besteht darin, seinen Widersacher Julius Kern immer wieder vorzuführen, und so bringt er Rufus schließlich auf eine ausgesprochen perfide Idee, als der Deal mit der Polizei platzt …

Immer wieder wechselt die Erzählperspektive, Vincent Kliesch beleuchtet den Fall des Schläfenmörders von vielen verschiedenen Seiten und stellt uns die handelnden Personen sehr genau vor. Um Rufus kennen zu lernen, springt er in dessen Vergangenheit zurück und verrät uns ganz allmählich, wie aus einem kleinen Jungen schließlich ein Massenmörder werden konnte. Da Kliesch immer an den passenden Stellen die Erzählperspektive wechselt, kurbelt er das Erzähltempo immer weiter an und sorgt für einen extrem gelungenen Spannungsbogen. Besonders packend ist die Szene, in der es einem Opfer des Schläfenmörders gelingt, diesen zu überwältigen und zu fliehen. Schon früh droht der Mörder also sein Spiel zu verlieren, bis ihm das Schicksal in die Hand spielt. Doch die Minuten, in denen uns Erzähler Uve Teschner diese Szene präsentiert, sind absolut packend und lassen einem eine Gänsehaut über den Rücken laufen.

Für Spannung sorgt Vincent Kliesch demnach ausgesprochen gut, auch wenn ihm der Spannungsbogen in seinem ersten Thriller zugegebenermaßen _noch_ besser gelungen war.

_Des Pudels Kern_

Im Zentrum der Geschichte steht zum zweiten Mal Ermittler Julius Kern, der die Jagd nach einem Mörder immer zu seiner persönlichen Mission macht und sich stets in die Mörder hineinversetzen will. Doch dieses Mal schafft er es nicht, sich dem Mörder gedanklich zu nähern und ist darauf angewiesen, auf ein Angebot seines Erzfeindes Tassilo Michaelis einzugehen. Das nagt selbstverständlich an Kern, der immer noch das Ziel verfolgt, Tassilo hinter Schloss und Riegel zu bringen. Lassen wir uns überraschen, wann ihm dies gelingt …

Julius Kern ist verheiratet und hat eine kleine Tochter, doch wie der Stereotyp des erfolgreichen Hauptkommissars es erfordert, hat er natürlich Eheprobleme, weil er ständig nur für den Job lebt, nichts mehr mit seiner Tochter unternimmt und alles stehen und liegen lässt, sobald er zu einem Tatort gerufen wird. Auch seine Tochter ist enttäuscht von ihm, da er nicht wie versprochen mit ihr in den Zoo geht und als es endlich soweit ist, dort auch noch jemanden trifft und sie ihn folglich mit einem fremden Mann teilen muss. Was Vincent Kliesch uns hier präsentiert, ist zwar ganz nett, allerdings nicht sonderlich innovativ, das muss bei aller Begeisterung über den spannenden Fall doch gesagt werden.

Tassilo Michaelis ist da von ganz anderem Format. Schon in der „Reinheit des Todes“ hat er den eigentlichen Mörder in den Schatten gestellt, da er immer noch in den Köpfen der Ermittler herumgespukt ist und ihnen die Arbeit erschweren wollte. Michaelis begeht keine Fehler, was er anpackt, endet tödlich und auch hier schafft er es, Rufus für seine Zwecke einzusetzen, das ist schon sehr gut gelungen.

Rufus als zaubernder Mörder ist ganz nett, die Idee gefiel mir gut, auch wenn am Ende klar wird, dass Rufus doch aus ziemlich hanebüchenen Gründen handelt. Das war leider nicht ganz schlüssig.

_Sprachgewaltig_

Uve Teschner spricht diesen spannenden Roman und macht seine Sache recht gut. Etwas einfacher ist die Sache für ihn dadurch, dass er meist männliche Protagonisten zu sprechen hat, was ihm aus offensichtlichen Gründen natürlich leichtfallen dürfte. Wie er den einzelnen Figuren eine eigene Stimme verleiht, ist schon gut, wenn auch nicht überragend.

Für meinen Geschmack macht er manchmal zwischen den einzelnen Kapiteln eine zu kurze Pause, so purzelt man mitunter ziemlich unsanft von einer Situation in die andere, ohne gemerkt zu haben, dass Vincent Kliesch die Perspektive gewechselt hat und wir uns jetzt an einem anderen Schauplatz befinden. Etwas mehr Ruhe und Geduld hätte Teschner hier gut angestanden.

Eins hat mir leider gar nicht gefallen und das war sein Gesang. Der Mörder neigt dazu, seine Taten mit Musik zu untermalen und stellt dabei den Titelsong aus „Cabaret“ an, was Teschner ziemlich schräg nachsingt. Er versucht dabei irgendwie klarzumachen, dass Rufus total durchgeknallt ist, aber dadurch klingt dieser Gesang so verschroben, dass man als Zuhörer geneigt ist, sich etwas für den Sprecher (hier Sänger) fremdzuschämen …

Insgesamt macht Teschner seine Sache aber trotzdem recht gut.

_Spannung pur_

Schon mit seinem Debüt „Die Reinheit des Todes“ hat Vincent Kliesch mich in Atem gehalten. So war klar, dass ich auf jeden Fall wieder reinhören würde, sobald es den zweiten Teil auch als Hörbuch gibt. Auch das zweite Hörbuch habe ich praktisch verschlungen und konnte es kaum noch ausschalten, als ich einmal damit begonnen hatte. Kliesch baut nahezu perfekt Spannung auf, baut Cliffhanger ein und wechselt immer dann die Szenerie, wenn es gerade am spannendsten ist. Nur Tassilo Michaelis hat in diesem Fall keinen so starken Auftritt mehr wie in Klieschs Debüt. Der Ermittler Julius Kern fällt dagegen deutlich ab, zu sehr orientiert er sich am Klischee eines Hauptkommissars, aber vielleicht überrascht uns Kliesch ja in seinem dritten Roman damit, dass er Kern neue Facetten angedeihen lässt. Der Fall des Schläfenmörders ist absolut spannend, gruselig und reißt den Zuhörer von Anfang an mit. Die Auflösung enttäuscht ein wenig, zu profan fand ich den Grund, den Rufus dafür angibt, warum er all diese Frauen ermordet hat, aber darüber kann ich dennoch hinwegsehen und das Hörbuch uneingeschränkt weiterempfehlen – allerdings erst dann, wenn man zuvor Klieschs (noch besseres) Debüt gelesen oder gehört hat. Sonst entgeht einem etwas!

|Ungekürzte Downloadversion
Spieldauer: 8:18 Std.
Gelesen von Uve Teschner|
[www.audible.de]http://www.audible.de

Sick, Bastian – Dativ ist dem Genitiv sein Tod, Der (Teil 3) (Lesung)

_Deutsche Sprache, schwere Sprache:_

Sie sind legendär, berüchtigt und mittlerweile auch schon berühmt: Bastian Sicks ‚Zwiebelfisch‘-Kolumnen bei Spiegel Online gehören zu den unterhaltsamsten Blogs in der deutschsprachigen Internet-Welt. Nicht zuletzt durch die Zusammenfassung seiner Artikel im monatelang an oberster Stelle platzierten Bestsellers „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ hat Sick Ruhm und Ansehen erlangt und sich als Retter der deutschen Sprache, als Verfechter grammatikalischer Regeln und schließlich als Hilfskraft bei der Bewältigung linguistischer Problemfälle in die Medien gepusht. Mit dem dritten Teil seiner Buchreihe setzt Sick seinem Anspruch, richtigzustellen, zu unterhalten und schließlich auch mit Wortwitz und Charme zu begeistern, schließlich die Krone auf – leider auch zum vorerst letzten Mal.

In der letzten Episode von „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ holt Sick dann aber noch einmal gekonnt zum Rundumschlag aus. Anhand vieler alltäglicher Situationen schildert er den Missbrauch von Pleonasmen und Präpositionen, stolpert über die Sinnlosigkeit doppelter Verneinungen, erklärt die Fehlverwendung von Verben und Adverbien und macht sich einen Scherz aus dem missbilligenden Sprachgebrauch bei Artikeln oder lokal bedingten Akzentuierungen. Schließlich zieht er zur Erklärung der einzelnen Sachverhalte gerne wieder alte Bekannte hinzu, so zum Beispiel Frau Jackmann, jene bürgerliche, sprachlich weniger gewandte Hausfrau, die es mit der deutschen Sprache nicht immer so genau nimmt. Andererseits greift Sick auch in der Prominenten um sich, beispielsweise wenn die Aussagen einiger Sportler zitiert werden, allen voran Lothar Matthäus, der hier gleich doppelt sein Fett weg bekommt. Es sind so viele typische Situationen, die der Autor aufzählt, sei es nun bei der plumpen, aber grundsätzlich sinnentleerten Ansage bei der Deutschen Bahn bis hin zu den peinlichen Statements bekannter Persönlichkeiten in Interviews und weniger vorteilhaften Selbstdarstellungen.

Natürlich mag man Sick hier und dort gerne als Besserwisser wahrnehmen, da er die jeweiligen Themen bis ins kleinste Detail herunterbricht und jeden Wortfetzen durch sein grammatikalisches Vorbildschema lenkt und schließlich auch jeden Fehltritt durch den Kakao zieht. Doch Sick hat Charme, er verkündet Selbstbewusstsein, bleibt logisch und hat letzten Endes immer wieder den passenden Kommentar zu der jeweils brisanten Situation. Wenn zum Beispiel verdrehte Redewendungen ins Gespräch kommen und dabei die sonderbarsten Verbindungen zustande kommen, gelingt es dem Autor immer wieder, mit einer noch heftigeren Verdrehung einen draufzusetzen und aus einem Schmunzeln einen echten Schenkelklopfer zu machen. Da wird man auch keinen Schnee über die Sache wachsen lassen können, um manche Aussage ungeschehen zu machen – legendär, ja wahrhaftig kultig, was hier manchmal geschieht und durch den sprachlichen Fleischwolf gedreht wird.

Im Rahmen der knapp zweieinhalbstündigen Inszenierung kommen schließlich die vielfältigsten Schauplätze der deutschen Sprache auf den Tisch: Zeitprobleme, Wortstellungsfehler, amüsante Ausschweifungen der Umgangssprache, die Wechselwirkung von Anglizismen, Wortschöpfungsfehltritte und schließlich die alles entscheidende Frage, ob man nach, zu oder bei Aldi geht – sehr stark.

Die Audiofassung der dritten Episode lebt schlussendlich von der zunehmend ironischeren Sichtweise des Autors selbst. Nachdem er die erste Episode der Hörbuch-Variante noch an einen Auftrags-Sprecher (Rudolf Kowalski) abgegeben hatte, legt Sick seit Teil 2 selbst Hand und Mund an – und dies zahlt sich alsbald aus, weil der Autor schlicht und einfach sehr tief in der Materie steckt und den Humor der ‚Geschichte‘ viel besser an den Mann und die Frau bringen kann. Sehr schön ist hierbei vor allem, wie Sick den Überraschten mimt, sobald er mal wieder mit einer unberechenbaren Wendung im Sprachgebrauch konfrontiert wird. Das ist charmant, das ist witzig und vor allem ist das Unterhaltung auf sehr hohem Niveau. Schade ist lediglich, dass man im Vergleich zum gleichnamigen Buch rapide gekürzt hat. Ungefähr ein Drittel des Gesamtinhalts wurde herausgestrichen, sodass die Originalausgabe dem Hörbuch der Vollständigkeit halber sicher vorzuziehen ist. In diesem Fall tut man sich aber wohl den größten Gefallen, wenn man doppelt investiert: Denn wie Sick die Sprache hier zum Leben erweckt und vermeintlich nüchterne Themen in feinstes Entertainment verwandelt, sollte man auf jeden Fall einmal gehört haben!

|2 Audio-CDs
Spieldauer: ca. 146 Minuten
Sprecher: Bastian Sick
ISBN-13: 978-3898135665|
[www.der-audio-verlag.de]http://www.der-audio-verlag.de

_Bastian Sick bei |Buchwurm.info|:_
[„Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=952
[„Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod – Das große Spiel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5199

Nothomb, Amélie – Quecksilber (Lesung)

_Die Schlacht um Freiheit, Wahrheit und Schönheit _

Auf der Normandie-Insel Mortes-Frontières hält der alte Kapitän Loncours die junge Hazel gefangen. Als sie erkrankt, reist Krankenschwester Francoise vom Festland an, um sie zu pflegen. Sie ist die einzige Person, die Zutritt zu Hazels Zimmer bekommt. Denn der Alte scheint ein furchtbares Geheimnis zu hüten. Warum zum Beispiel gibt es im ganzen Haus keinen Spiegel? (Verlagsinfo)

_Handlung_

Am Abend des 1. März 1923 schreibt Hazel in ihr Tagebuch, dass sie mit dem „Alten“ seinen 77. Geburtstag gefeiert habe. Danach sei er wie so oft in ihr Bett gekommen. Sie wird am 31. März 23 Jahre alt – „dann sind wir zusammen ein Jahrhundert alt“, freut sich der Alte. Nun sind es schon fünf Jahre, die sie hier auf der einsamen Insel Mortes- Frontières bei ihm lebt. Denn er ist nicht nur ihr Pflegevater, sondern auch ihr Lebensretter.

Hazel stammt aus einer internationalen Familie. Ihr Vater war Franzose, der eine Polin aus Warschau heiratete und mit ihr nach New York City zog, als Hazel erst sechs war. Dort lebten sie sechs Jahre, um dann pünktlich zum Ausbruch des Weltkrieges wieder in Paris zu leben. Aber erst 1918 zog ihr Vater von dort weg, in die Normandie. Dort wurden sie von einem deutschen Flieger angegriffen. Nur Hazel überlebte, und Kapitän Loncours nahm sie mit auf seine Insel. Aber er sagte ihr nicht, warum es in seinem Haus keine Spiegel gibt.

Doch Hazel wird eines Tages krank. Der Alte ruft eine Krankenschwester aus der nächsten Stadt, und dort wird Schwester Francoise Chavegnes gebeten, sich um Hazel zu kümmern. Zusammen mit der Dienerin Jaqueline setzt sie auf der Fähre über, nur um ihre Sachen dann von vier Männern inspiziert zu bekommen.

Kapitän Loncours gibt ihr ausdrückliche Anweisungen, sich auf professionelle Fragen zu beschränken, nichts Privates darf sie mit Hazel besprechen. Er ist aber von Francoises Schönheit recht angetan. Hazel versteckt sich unter der Bettdecke und kommt erst hervor, nachdem der Alte gegangen ist. Sie hält sich für hässlich, weil der Unfall vor fünf Jahren sie entstellt habe. Doch Francoise kann deutlich sehen, dass Hazel das schönste Mädchen ist, das sie je gesehen hat. Sie wagt jedoch nichts zu sagen, weil sie mutmaßt, dass der Alte sie belauscht.

Nach der ersten begegnung erweist sich Hazel als aufgewecktes Mädchen, das sich wie eine Zwölfjährige über die weibliche Besucherin freut. Schon nach wenigen Tagen sind die beiden die dicksten Freundinnen und erzählen einander von Liebesdingen und ihrer Vergangenheit.

Um herauszufinden, ob der Alte wirklich lauscht und worin das Geheimnis der fehlenden Spiegel besteht, ersinnt Francoise einen ausgeklügelten Plan …

_Mein Eindruck_

Die Dreiecksgeschichte entwickelt sich zu einer Geschichte über Freiheit, Wahrheit und Schönheit, also grundlegende Bedingungen des Menschen. Denn eines ist klar für Francoise: Durch Enthüllung der Wahrheit über ihre Schönheit soll Hazel befreit werden. Das erweist sich als schwieriger als gedacht. Und so fand es die Autorin sogar nötig, zwei mögliche Schlüsse der Geschichte zu schreiben.

Hazel lebt im Stande der Unschuld, als wäre sie Eva im Garten Eden. Loncours spielt den Adam, ihren Liebhaber und Retter. Nun drängt sich Francoise wie die Schlange dazwischen und will diesen Zustand beenden. Denn die Unschuld Hazels beruht ja auf einem Betrug. Die Perfidie dieser Tat verdoppelt sich für Francoise, als sie von Loncours erfährt, dass er dies alles schon einmal gemacht hat: mit Adèle, seiner ersten Frau. Auch sie wurde im falschen Glauben gelassen, entstellt zu sein. Für Francoise wird der Alte zu einem Ungeheuer, das einem Blaubart in nichts nachsteht.

Die erste Maßnahme muss also darin bestehen, das Lauschen zu unterbinden und einen Spiegel zu finden. Doch der Alte ist auf der Hut. Er hat vom Apotheker der Stadt erfahren, dass Francoise täglich ein Quecksilberthermometer kauft. Offenbar ist es ihr Plan, aus dem Quecksilber eine spiegelnde Fläche zu schaffen – bevor sie es benutzt, ihn damit umzubringen. Francoise weist diesen Verdacht selbstredend weit von sich. Sie wird eingesperrt.

Doch mit einem genialen Trick kann sie sich befreien und sich zu Hazel schleichen. In der ersten Fassung ist Hazel unbewacht, sodass Francoise ihr die schreckliche Wahrheit enthüllen kann. Doch wo ist der Spiegel, den Loncours versteckt hat? Sie müssen ihn überfallen und zwingen, ihnen Spiegel und Wahrheit herauszurücken. Bei ihrem eigenen Anblick fällt Hazel schier in Ohnmacht, dann versucht sie, Loncours umzubringen. Kann sie es übers Herz bringen, ihren Retter zu töten, auch wenn sie ihren Liebhaber hasst?

Der zweite Schluss sieht vor, dass Francoise entdeckt und gepackt wird, bevor sie Hazel erreicht. Die Handlung verläuft völlig anders, sodass es durchaus der Mühe wert ist, sich diese Variante anzuhören. In dieser Fassung findet beispielsweise Loncours ein anderes Ende, und die beiden Freundinnen fahren nicht in die USA, sondern bleiben auf der Insel bis an ihr Lebensende. In jedem Fall erben die beiden Loncours‘ Vermögen. Das klingt wie ein Märchen. Der König ist tot – hoch lebe sein Geld!

Nun aber zur Last der Schönheit. Sie ist die Ursache für Hazels Leid – und für ihr Überleben, wenn man Loncours glauben darf. Nur deswegen habe er sie aus den Trümmern gerettet und bei sich aufgenommen. Fünf Jahre lang sah sich Hazel als die Hässlichste unter den Evastöchtern und traute sich nicht unter Menschen, sodass ihre Gefangenschaft gerechtfertigt erschien.

Nun jedoch soll sie sich mit ihrer Schönheit und Anziehungskraft abfinden? Das wäre ja gerade so, als solle sie die Löwen einladen, das Lämmchen zu verspeisen! Alles nicht so einfach, muss Francoise feststellen. Loncours muss ihr helfen und einige Fakten erklären. Das dauert. So wie das Drama von Anfang an aus Dialogen bestand, so werden die Dialoge nun zu Streitgesprächen. Und dafür, dass sie zuweilen in Philosophie ausarten, muss man eben Geduld aufbringen.

_Die Sprecherin_

Die wichtigste Aufgabe der Sprecherin bestand offenbar darin, den drei Hauptfiguren Leben einzuhauchen. Das gelang ihr durchaus, und zwar vor allem durch die unterschiedliche Tonlage, die sie den Figuren zuwies.

Francoise spricht in einer weiblichen Alt-Tonlage, die wesentlich tiefer ist als die von Hazel. Die ist meist sehr emotional, leicht begeistert oder erzürnt. Der Kapitän ist das genaue Gegenteil: In der tiefsten, der Sprecherin möglichen Tonlage spricht er langsam und bedächtig, wie es einem 77-Jährigen angemessen ist. Nichts, was ihm Francoise vorwirft, kann ihn aus seiner Ruhe bringen. Für Aktionen hat er ja seine „Schergen“.

Musik gibt es ebenso wenig wie Geräusche, was das Ganze zu einem Kammerspiel macht, für das man Geduld aufbringen muss. Ich konnte pro Tag stets nur eine CD ertragen, also rund 65 Minuten. Sonst wäre ich eingeschlafen.

Marlen Diekhoff, vielseitige Bühnen- und Filmschauspielerin, gehört nach Verlagsangaben seit vielen Jahren zum Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg. Für Hörbuch Hamburg hat sie bereits Texte von A. Baricco, Amélie Nothomb, Colette, Sándor Márai und „Tausendundeine Nacht“ gelesen.

_Die Autorin_

Amélie Nothomb, 1967 in Kobe/Japan geboren, verbrachte ihre Kindheit als Tochter eines belgischen Diplomaten in japan und China. Nach ihrem Philologiestudium begann sie zu schreiben. Besonders in Frankreich feiert sie Erfolge. Sie lebt in Paris. „Mit Staunen und Zittern“ trug ihr den „Prix de l’Académie Francaise“ ein.

Bei Hörbuch Hamburg sind bereits ihre Romane „Quecksilber“, „Metaphysik der Röhren“ und „Der Professor“ erschienen. Die Buchfassungen erscheinen bei Diogenes. Sie sind bei Amazon.de nicht zu bekommen.

_Unterm Strich_

Eine junge, die als Gefangene eines alten Knackers wie eine gefangene Sexsklavin gehalten wird – kann das gutgehen? Die Krankenschwester jedenfalls will schleunigst für den Sieg von Freiheit, Wahrheit und Gerechtigkeit sorgen. Doch aus dem Dreiecksverhältnis entwickelt sich unversehens ein Drama darum, wer die Oberhand behalten wird. Das ist durchaus spannend, wenn man etwas für Wortgefechte übrig hat. Der Ausgang ist so oder so möglich, sodass die Autorin zwei Schlüsse präsentiert.

Dass diese Schlacht um die Befreiung Hazels zugleich auch als Kampf um die Emanzipation – also Befreiung aus Sklavenschaft – der Frauen allgemein gelesen werden kann, versteht sich wohl von selbst. Der Alte spielt in diesem Szenario den tyrannischen Patriarchen, der die Frau gefangen hält, weil er sie liebt – das ist ja das Perfide daran.

|Das Hörbuch|

Die Sprecherin erweckt die drei Hauptfiguren dieses Kammerspiel zum Leben, indem sie ihnen nicht nur eine jeweils passende und unterschiedliche Stimme zuweist, sondern auch indem sie ihre Emotionen deutlich zum Ausdruck bringt. Das gelingt ihr am besten bei de emotionalsten Figur, der jungen Hazel.

Schade, dass es weder Musik noch Geräusche gibt. So neigt das dialoglastige Stück dazu, den Hörer einzulullen. Ich konnte jeweils nur eine CD pro Tag von dieser Dosis vertragen. Daher empfiehlt sich diese Lesung vor allem für Hörer, die gut zuhören können und das Drama in den Dialogen erkennen. Theaterschauspieler dürfte diese Präsentation wohl am meisten entgegenkommen.

|4 Audio-CDs
Spieldauer: 260 Minuten
Originaltitel: Mercure
Aus dem Französischen übersetzt von Wolfgang Krege
Regie: Margrit Osterwold,
Toningenieur: Ansgar Döbertin
ISBN-13: 978-3899037487|
[www.hoerbuch-hamburg.de]http://www.hoerbuch-hamburg.de

_Amélie Nothomb bei |Buchwurm.info|:_
[„Der Professor“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1308
[„Mit Staunen und Zittern“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1358

Thorsten Havener – Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten

Die Gedanken sind frei – ach ja?

Thorsten Havener hat mit seinem revolutionären Werk „Ich weiß, was du denkst“ nicht nur die Bestseller-Listen gestürmt, sondern vor allem auch die Gemüter erhitzt. Der selbst ernannte Gedankenleser stellte in seinem viel beachteten Buch Thesen und Ideen dar, die sich zunächst einmal nicht widerlegen ließen – und somit auch den New Age-Kosmos im Mainstream-Markt etablierten. Haveners Reputation wuchs schlagartig und nicht bloß infolge seiner immens gesteigerten medialen Präsenz galt er plötzlich als Shootingstar einer ganz neuen, wenig erforschten Branche, die auch in der Folge nach neuen Arbeiten des Autors und Bühnenkünstlers verlangte. Mit „Denken sie nicht an einen blauen Elefanten“ veröffentlicht Havener nun einen weiteren Titel, der sich mit der Macht der Gedanken beschäftigt. Doch kann der Autor hier tatsächlich an den Erfolg seines ersten Werkes anknüpfen?

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Jordan, Robert – Schatten erhebt sich, Der (Das Rad der Zeit 4 – Das Original)

_Story:_

Eine neue Epoche beginnt für den jungen Rand al’Thor. Nachdem der Krieger die Prophezeiung erfüllt und als der Wiedergeborene Drache die Festung ‚Stein von Tear‘ eingenommen hat. Gestärkt durch den Ter’Angreal Calandor, jenes Artefakt, mit dem er den Sieg erringen konnte, setzt Rand seine Reise fort, zunächst jedoch mit ungewissem Ziel. Doch die Bestimmung seines Heeres lenkt ihn in die Wüste – und somit in das Reich der Aiel. Dort trifft Rand schließlich auch Egwene wieder, die sich von den Magierinnen unterrichten lässt und ihm als Weggefährtin treu bleibt. Doch ihre Reise durch das Land der Träume gestaltet sich ebenso verzwickt wie Rands ersuchte Freiheit. Denn der erfahrene Krieger wird inzwischen von vielen Fronten gejagt und lieber tot als lebendig gesehen.

Derweil fürchtet Perrin um das Wohl seines Volkes. Im Land der zwei Flüsse treiben die Trollorcs ihr Unwesen und erregen größte Besorgnis. Viel schlimmer scheint jedoch der Umstand, dass auch die Weißmäntel in das Land eingefallen sind. Aus Angst, seine Familie zu gefährden, geht Perrin in die Offensive und versucht, weiteren Schaden von Freunden und Verwandten abzuwenden. Doch die gewieften Strategen lassen sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen.

Aber auch andernorts herrschen große Unruhen: Als Sedai Nynaeve und Elaine in die Stadt Tanchico reisen, um das Treiben der letzten Schwarzen Ajah zu begutachten, wittern sie Böses. Und in der Tat ist ihre Mission im Reich der Träume alles andere als ein Paradiestrip …

_Persönlicher Eindruck:_

Lange genug haben die Fans von Robert Jordan’s Kultserie auf den vierten Band der sogenannten „Originale“ warten müssen – nun ist „Der Schatten erhebt sich“ mit den Episoden 10-12 aus der ursprünglichen Buchreihe um Rand al’Thor und „Das Rad der Zeit“ endlich zu haben.

Doch im Gegensatz zu den vorausgegangenen Ausgaben ist das Tempo im aktuellen Exemplar bei Weitem nicht mehr so hoch. Viele Veränderungen, vor allem auf Charakterebene, zeichnen das Buch und belegen erstmals den immensen Wandel, den die Story im Laufe der etlichen Kapitel noch durchlaufen wird. Die Charaktere wachsen nicht nur in ihrem handeln, sie werden schließlich auch älter und ändern infolge dieses Prozesses auch ihre Einstellungen, ihre Ziele und schließlich auch ihre Beziehung zu Dingen, Personen und Situationen.

Dieser Schritt war nach den hektischen Ereignissen des letzten Bandes sicher auch erforderlich, um wieder Ruhe in den sehr vielschichtigen, abwechslungsreichen Plot zu bekommen. Fraglich ist allerdings, ob Jordan hierzu gleich ein ganzes Drittel der Fortsetzung dafür opfern musste, um die Story wieder ins Lot zu bringen und ihr neue Ansätze zu verpassen bzw. die Richtung dementsprechend mit frischen Mitteln zu weisen. „Der Schatten erhebt sich“ kommt vor allem auf den ersten 300-400 Seiten überhaupt nicht in die Gänge, da sich der Autor viel zu sehr damit beschäftigt, der Handlung wieder eine facettenreiche Orientierung zu verpassen. Die Frage nach dem ‚Wohin‘ stellt sich allen Akteuren, denn nach den verbuchten Erfolgen scheint niemand mehr so recht zu wissen, wo genau sein Platz in dieser Serie bzw. (konkreter formuliert) in seinem individuellen Leben jetzt genau sein soll. Allen ist gemeinsam, dass sie nach Veränderung streben, aber wirklich entschlussfreudig ist abgesehen von Perrin niemand – und Letztgenannter dann auch eher gezwungenermaßen.

Das relativ lange Interludium, welches es in der Mitte zu verkraften gilt, findet schließlich aber doch ein versöhnliches Ende und initiiert gleichzeitig einen Neustart, der inhaltlich problemlos an die Geschehnisse der ersten drei Bände anknüpft. Die Charaktere folgen wieder ihrer sehr stark divergierenden Bestimmung, die Story gewinnt zunehmend wieder an Komplexität, aber auch die Motive, denen Perrin, Rand und auch Elaine und Nynaeve hinterher jagen, zeugen wieder von gesteigertem Potenzial und der Kreativität, die man zu Beginn des Romans noch so schmerzlich vermisst hatte. In diesem Rahmen macht der angesprochene Alterungsprozess der vielen Helden dann auch gleich viel mehr Sinn, da er nicht mit eher dürftigen Themen wie der Selbstfindung oder der Suche nach der persönlichen Bestimmung gewidmet ist. Dies wäre zwar bei angemessener Seitenzahl ganz angenehm, aber nicht in der breiten Form und derart allumfassend wie es in „Der Schatten erhebt sich“ geschieht.

Zum Schluss weiß man aber trotz aller zeitweiligen Zweifel und einer Reihe von Geduldsproben, was man am Schreiber und somit auch an „Das Rad der Zeit“ hat. Der Text ist auch in den schwächeren Phasen stark, die Übersetzung makellos, die Geschichte im späteren Verlauf wieder vollkommen überzeugend, und auch im Hinblick auf die inhaltliche Eigenständigkeit gibt sich der zusammengefasste Dreiteiler keine Blöße mehr. Es dauert eine Zeit, bis man sich wieder zurechtfindet – doch ist dies geschehen, darf man sich auf einen weiteren sehr faszinierenden Plot und einen Roman freuen, der der anspruchsvolleren Vorstellung von klassischer Fantasy weitestgehend gerecht wird.

|Broschiert: 1200 Seiten
ISBN-13: 978-3492700849
Originaltitel: The Shadow Rising|
[www.piper-verlag.de]http://www.piper-verlag.de/piper/index.php

_|Das Rad der Zeit – Das Original| bei |Buchwurm.info|:_
Band 1: [„Die Suche nach dem Auge der Welt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=700
Band 2: [„Die Jagd beginnt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=730
Band 3: [„Die Rückkehr des Drachen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2470

Ken Follett – Der Schlüssel zu Rebecca

Die Handlung:

Sommer 1942: Rommels Armee rückt auf Kairo vor. Die Strategie des Wüstenfuchses scheint unschlagbar. Seine Geheimwaffe: der Meisterspion Wolff in Kairo. Wolffs Auftrag: Die Pläne der Engländer auszukundschaften und sie Rommel verschlüsselt zu übermitteln. Als Schlüssel dient ihm Daphne du Mauriers weltberühmter Roman „Rebecca“. Doch die andere Seite ist nicht untätig. Während die deutschen Truppen unaufhaltsam vorstoßen, beginnt in den nächtlichen Straßen Kairos eine tödliche Verfolgungsjagd. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Wer hätte gedacht, dass es bei der Fülle an Hörbuchumsetzungen von Ken Folletts Romanen noch Lücken gibt. Die gibts tatsächlich, ganz offenbar. Und so schließt der Verlag mit dieser Lesung eine dieser Restlücken aus dem Jahr 1982. Interessanterweise sagt die nette Frauenstimme am Ende des Hörbuchs, dass es sich hier um eine Produktion aus dem Jahr 2009 handelt. Ich konnte allerdings keine Informationen darüber finden, ob diese Lesung tatsächlich auch zu diesem Zeitpunkt schon einmal veröffentlicht wurde oder sich der Verlag damit einfach nur etwas Zeit gelassen hat.

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Plichota, Anne & Wolf, Cendrine – Entschwundenen, Die (Oksa Pollock 2) (Lesung)

_|Oksa Pollock|:_

Band 1: [„Die Unverhoffte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7073
Band 2: _“Die Entschwundenen“_
Band 3 – 6: -geplant-

_Klappentext_

Wenn dein bester Freund in Gefahr ist, wirst du dein Leben aufs Spiel setzen, um ihn zu retten. Die zweite große Prüfung für Oksa Pollock beginnt …

Kaum sind Oksa und Gus gemeinsam aus Orthons Fängen entkommen, da verschwindet Gus plötzlich auf seltsame Weise. Bald wird klar, dass er in einem Gemälde gefangen wurde – und dass eigentlich Oksa hätte, das Opfer sein sollen. Gemeinsam mit den „Rette-sich-wer-kann“, ihrem Vater und dem Jungen Tugdual folgt Oksa Gus in das Gemälde, um ihn zu retten. Dort warten nicht nur gefährliche Abenteuer auf sie. Oksa merkt, dass sie sich nicht nur zu Gus, sondern auch zu Tugdual hingezogen fühlt.

Für wen soll sie sich entscheiden?

_Kritik_

Mit „Die Entschwundenen“ gehen die Abenteuer von Oksa Pollock und den „Rette-sich-wer-kann“ in die zweite Runde. Die Autorinnen Anne Plichota und Cendrine Wolf lassen ihrer Fantasie wieder freien Lauf und so dürfen die Hörer sich erneut auf die unterhaltsamen Erlebnisse der „Rette-sich-wer-kann“ und deren Gegenspieler freuen.
Die Autorinnen bedienen sich einem, auch schon für junge Zuhörer geeignetem, klarem Erzählstil, dem spielend gefolgt werden kann. Unterstützt wird dies durch kurze Kapitel die höchstens zehn Minuten lang sind.

Anne Plichota und Cendrine Wolf hauchen ihren sympathischen Figuren und der hier ungewöhnlichen Umgebung, in der die fantasievolle Geschichte spielt, so viel Leben ein, dass der Hörer sich diese schnell bildlich vor Augen führen kann. Auch die Handlung an sich zeigt das sich hier zwei kreative und vor allem einfallsreiche Köpfe zusammengetan haben. Gemeinsam wurde hier ein origineller Plot entwickelt der mit viel Charme besticht.
Im Rückblick auf die Ereignisse wird uns Hörern die Geschichte aus der Perspektive eines Beobachters erzählt. Da sich die Ereignisse zeitgleich in zwei verschiedenen Ebenen abspielen, wechselt diese Person immer mal wieder von den Erlebnissen der „Eingemäldeten“ zu den „Rette-sich-wer-kann“, die sich im realen London aufhalten. So kann der Hörer beide Gruppen gut im Auge behalten.

Da sich die Perspektivwechsel immer an besonders spannenden Stellen ereignen, wird der sowieso schon fesselnde Spannungsbogen noch zusätzlich erhöht. Die verschiedenen Handlungsstränge fügen sich in ein stimmiges Gesamtbild zusammen und harmonieren sehr gut miteinander. Mit einem neugierig machenden Cliffhanger endet dann auch der zweite Teil um Oksa Pollock viel zu schnell. Auch wenn die Abenteuer zufriedenstellend bewältigt wurden, möchte man doch zu gerne am besten sofort wissen, wie die Geschichte weitergeht.

Oksa und ihre Familie lernt der Leser in „Die Entschwundenen“ noch besser kennen, Gleiches gilt auch für die Mitstreiter auf dem Weg zurück nach Edefia. Oksa findet sich mittlerweile mit ihrer Bestimmung besser ab und kann ihre Gaben sehr gut annehmen. Mit ihrer ehrlichen und charmanten Art wickelt sie die Leser schnell um den Finger. Glaubwürdig entwickelt sich die junge Protagonistin weiter und zeigt sich dabei auch etwas als Vorbild für die Zielgruppe. Mit Werten wie Respekt, Charakterstärke, Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit ausgestattet ist sie keinesfalls eine unsympathische Überfliegerin, sondern aufgrund ihrer auch mal explosiven Art sehr menschlich.
Ebenfalls lernt der Hörer Oksas Vater Pavel Pollock besser kennen, auch er hütet eine besondere Gabe, die sich als lebensrettend zeigen dürfte. Auch wenn Pavel sich so manches Mal gegen eine Rückkehr nach Edefia ausspricht, steht er doch mit seinen geballten Kräften hinter der gemeinsamen Sache.

Tugdual, ebenfalls ein junger und im „Da-Draußen“ geborener „Rette-sich-wer-kann“ bleibt düster und geheimnisvoll, scheint aber eine ehrliche Haut zu sein der unbedingt hinter der jungen Huldvollen und der „Rette-sich-wer-kann“ steht. Nur Gus scheint ihm ein Dorn im Auge und nicht nur einmal kommt es zwischen den beiden zu vernichtenden Auseinandersetzungen. Zudem bringt Tugdual Oksas Gefühle ordentlich durcheinander.
Selbstverständlich dürfen auch die nicht menschlichen Wesen aus Edefia hier nicht fehlen, ob Plemplem und Plempline, Sensybille, Kapirnix oder auch die empfindliche Goranov, gerade diese Geschöpfe machen die Geschichte unverwechselbar und bezaubernd charmant.

Die sechs CDs sind in einer Jewel-Case-Box untergebracht. Alle sechs sind im gleichen Grün wie das Cover gehalten, zusätzlich ist noch der Titel sowie Oksa selbst abgebildet. Weiterhin befindet sich eine Doppelseite in der Hülle, auf dieser ist die Vorgeschichte kurz angerissen und eine Kapitelübersicht und Infos zu der Sprecherin abgedruckt.

_Das Hörerlebnis_

Auch für den zweiten Teil der Geschichte um Oksa Pollock und die die Flüchtlinge Edefias konnte der Oetinger-Verlag Cathlen Gawlich als Sprecherin gewinnen. So leiht sie Oksa und den „Rette-sich-wer-kann“ wieder ihre wundervolle Stimme und macht dieses Hörbuch zu etwas ganz Besonderem. Die Sprecherin gestaltet mit ihrer Stimme, die anscheinend spielend zwischen den Höhen und Betonungen wechselt, jeden Charakter ganz individuell. Jeder menschlichen Figur und auch den außergewöhnlichen Wesen Edefias wird so Leben einhaucht und durch Klangfarbe und origineller Betonung gibt sie jedem Charakter eine authentische Stimme. Selbst wenn es zu längeren Hörpausen kommt, ist durch die verschiedenen Betonungen ein hoher Wiedererkennungswert vorhanden, schnell findet der Hörer sich so wieder in der Geschichte zurecht. Durch die erzählerische Begabung der Sprecherin wird der Hörer abwechslungsreich durch die atemberaubende Geschichte Oksas geführt.

Das Hörbuch „Die Entschwundenen“ ist gekürzt, dies fällt aber nicht so sehr ins Gewicht, da dennoch der rote Faden des Plots wiedergegeben wird. Sicherlich gibt es das eine oder andere, was jemand, der neben dem Hörbuch auch das Buch genossen hat, vermissen wird, alles für die Handlung Ausschlaggebende ist hier allerdings erzählt worden.

_Die Autorinnen_

|Anne Plichota|

Geboren in Dijon, ist Bibliothekarin in Straßburg, studierte Chinesisch und Kulturwissenschaften, lebte einige Zeit in Korea und arbeitete in China. Sie hat eine elfjährige Tochter, ist ein Fan von angelsächsischer Literatur und interessiert sich für Geschichten und Sehnsüchte anderer Menschen.

|Cendrine Wolf|

Geboren in Colmar, studierte Sport und arbeitete viele Jahre mit Kindern, bevor sie Bibliothekarin in Straßburg wurde. Sie liebt alles, was schnell ist, fantastische Literatur und malt sehr gerne.

_Die Sprecherin_

Cathlen Gawlich wurde an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam ausgebildet und spielte später in verschiedenen Theatern in Berlin und Potsdam. Sie war in den Serien „Doppelter Einsatz“, „Polizeiruf 110“, „Tatort“ (Fernsehreihe), „Gefährliche Wahrheit“, „Die Wache“, „Die Cleveren“ zu sehen, außerdem spielte sie in den Kinofilmen „Nachtgestalten“ und „Emil und die Detektive“ mit. In der Serie „Die Sitte“ spielte sie eine der Hauptrollen.

Sie ist die Synchronstimme von Sandy, dem Eichhörnchen, in „SpongeBob Schwammkopf“, spricht den Kakadu im gleichnamigen Kinderprogramm von Deutschlandradio Kultur und gibt Rose in der Fernsehserie „Two and a Half Men“ ebenfalls ihre Stimme. In der Serie „Supernatural“ spricht sie die Rolle der Dämonin Ruby. Cathlen Gawlich lebt mit ihrem Mann in Berlin. (Quelle Wikipedia)

_Fazit_

Auch der zweite Band um Oksa Pollock „Die Entschwundenen“ besticht wieder durch einen kreativen Plot und liebenswerte Charaktere. Neben der hervorragenden Leistung der Autorinnen ist hier auch die vielstimmige Cathlen Gawlich hervorzuheben. Sie schafft es, eine einzigartige Stimmung beim Hören zu erzeugen, und die Zeit mit dem Hörbuch „Die Entschwundenen“ vergeht viel zu schnell. Cathlen Gawlich liest die Geschichte so wunderbar vor, dass man am liebsten noch stundenlang weitergelauscht hätte.

|6 Audio CDs / 412 Minuten
ISBN-13: 978-3837305647
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 10 – 15 Jahre
Originaltitel: La Forêt des égarés
Text von Anne Plichota / Cendrine Wolf
Bearbeitung von Antje Seibel
Einbandillustration von Anike Hage
Gesprochen von Cathlen Gawlich
Produziert von: Benjamin Dittrich
Regie: Frank Gustavus
Aus dem Französischen von Bettina Bach / Lisa Maria Rust|
[www.oetinger.de]http://www.oetinger.de

Plichota, Anne & Wolf, Cendrine – Entschwundenen, Die (Oksa Pollock 2)

_|Oksa Pollock|:_

Band 1: [„Die Unverhoffte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7073
Band 2: _“Die Entschwundenen“_
Band 3 – 6: -geplant-

Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt Oksa und ihrem Freund Gus nach dem Kampf mit Orthon, besser bekannt als Mr. McGraw, nicht. Kurze Zeit später verschwindet Gus plötzlich nach dem Unterricht auf mysteriöse Weise, Oksa kann nur sein Handy finden. Erst einmal kann sich keiner der „Rette-sich-wer-kann“ (eine geheime Gruppe, die dem magischen Ort Edefia entfliehen musste) erklären, wie Gus am helllichten Tage auf dem Gelände der St. Proximus verschwinden konnte.

Nach dem sich die „Rette-sich-wer-kann“ beraten haben, steht fest, dass Gus einem magischen Fluch zum Opfer fiel und er eingemäldet wurde, was bedeutet, dass er in einem Gemälde gefangen ist. In Edefia ist dies gleichzusetzen mit einem Gefängnis. Um wieder freizukommen, muss der Gefangene die schwersten Prüfungen bestehen. Um Gus zu retten, lassen sich Oksa, ihr Vater Pavel, Leomido, der Feenmann Abakum, Gus Adoptivvater Pierre und der geheimnisvolle Tugdual ebenfalls eingemälden. Mit von der Partie ist Dragomiras Plempline und auch die Sensybille begleitet die Abenteurer.

Die Reise durch das Gemälde stellt Oksa und ihre Gefährten vor die härtesten Prüfungen ihres Lebens und ihr Leben wird nicht nur einmal gefährdet. Doch nicht nur sie sind in großer Gefahr, in London werden Dragomira und Oksas Mutter Marie von den Treubrüchigen bedroht, da es in den eigenen Reihen einen Verräter gibt, doch wer hat die Seiten gewechselt?

_Kritik_

Mit „Die Entschwundenen“ gehen die Abenteuer von Oksa Pollock und den „Rette-sich-wer-kann“ in die zweite Runde. Die Autorinnen Anne Plichota und Cendrine Wolf lassen ihrer Fantasie wieder freien Lauf und so dürfen wir Leser uns erneut auf die unterhaltsamen Erlebnisse der „Rette-sich-wer-kann“ und deren Gegenspieler freuen.

Die Autorinnen bedienen sich einem auch schon für junge Leser geeigneten, klaren Erzählstil, dem spielend gefolgt werden kann. Unterstützt wird dies durch eine angenehme Satzlänge und 64 kurze Kapitel, das ist besonders für die jungen Leseratten sehr vorteilhaft. Dabei hauchen Anne Plichota und Cendrine Wolf ihren sympathischen Figuren und der hier ungewöhnlichen Umgebung, in der die fantasievolle Geschichte spielt, so viel Leben ein, dass der Leser sich diese schnell bildlich vor Augen führen kann. Auch die Handlung an sich zeigt, dass sich hier zwei kreative und vor allem einfallsreiche Köpfe zusammengetan haben. Gemeinsam wurde hier ein origineller Plot entwickelt, der mit viel Charme besticht.

Im Rückblick auf die Ereignisse wird uns Lesern die Geschichte aus der Perspektive eines Beobachters erzählt. Da sich die Ereignisse zeitgleich in zwei verschiedenen Ebenen abspielen, wechselt diese Person immer mal wieder von den Erlebnissen der „Eingemäldeten“ zu den „Rette-sich-wer-kann“, die sich im realen London aufhalten. So kann der Leser beide Gruppen gut im Auge behalten. Da sich die Perspektivwechsel immer an besonders spannenden Stellen ereignen, wird der sowieso schon fesselnde Spannungsbogen noch zusätzlich erhöht. Die verschiedenen Handlungsstränge fügen sich in ein stimmiges Gesamtbild zusammen und harmonieren sehr gut miteinander. Mit einem neugierig machenden Cliffhanger endet dann auch der zweite Teil um Oksa Pollock viel zu schnell. Auch wenn die Abenteuer zufriedenstellend bewältigt wurden, möchte man doch zu gerne und am besten sofort wissen, wie die Geschichte weitergeht.

Oksa und ihre Familie lernt der Leser in „Die Entschwundenen“ noch besser kennen, Gleiches gilt auch für die Mitstreiter auf dem Weg zurück nach Edefia. Oksa findet sich mittlerweile mit ihrer Bestimmung besser ab und kann ihre Gaben sehr gut annehmen. Mit ihrer ehrlichen und charmanten Art wickelt sie die Leser schnell um den Finger. Glaubwürdig entwickelt sich die junge Protagonistin weiter und zeigt sich dabei auch etwas als Vorbild für die Zielgruppe. Mit Werten wie Respekt, Charakterstärke, Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit ausgestattet ist sie keinesfalls eine unsympathische Überfliegerin, sondern aufgrund ihrer auch mal explosiven Art sehr menschlich.

Ebefalls lernt der Leser Oksas Vater Pavel Pollock besser kennen, auch er hütet eine besondere Gabe, die sich als lebensrettend erweisen dürfte. Auch wenn Pavel sich so manches Mal gegen eine Rückkehr nach Edefia ausspricht, steht er doch mit seinen geballten Kräften hinter der gemeinsamen Sache.

Tugdual, ebenfalls ein junger und im „Da-Draußen“ geborener „Rette-sich-wer-kann“ bleibt düster und geheimnisvoll, scheint aber eine ehrliche Haut zu sein der unbedingt hinter der jungen Huldvollen und der „Rette-sich-wer-kann“ steht. Nur Gus scheint ihm ein Dorn im Auge und nicht nur einmal kommt es zwischen den beiden zu vernichtenden Auseinandersetzungen. Zudem bringt Tugdual Oksas Gefühle ordentlich durcheinander.

Selbstverständlich dürfen auch die nicht menschlichen Wesen aus Edefia hier nicht fehlen, ob Plemplem und Plempline, Sensybille, Kapirnix oder auch die empfindliche Goranov, gerade diese Geschöpfe machen die Geschichte unverwechselbar und bezaubernd charmant.

Das Cover ist in grünen Tönen gehalten, lediglich das in Flammen stehende „Oksa Pollock“ und die drei für dieses Buch wichtigsten Darsteller, Oksa, Gus und Tugdual werden hier hervorgehoben. Der Titel und die wunderschönen Blumenranken passen sich dem Hintergrund perfekt an.

_Die Autorinnen_

|Anne Plichota|

Geboren in Dijon, ist Bibliothekarin in Straßburg, studierte Chinesisch und Kulturwissenschaften, lebte einige Zeit in Korea und arbeitete in China. Sie hat eine elfjährige Tochter, ist ein Fan von angelsächsischer Literatur und interessiert sich für Geschichten und Sehnsüchte anderer Menschen.

|Cendrine Wolf|

Geboren in Colmar, studierte Sport und arbeitete viele Jahre mit Kindern, bevor sie Bibliothekarin in Straßburg wurde. Sie liebt alles, was schnell ist, fantastische Literatur und malt sehr gerne.

_Fazit_

Auch der zweite Band um Oksa Pollock, „Die Entschwundenen“, besticht wieder durch kreative Ideen und liebenswerte Charaktere. Schnell ist der Leser von der faszinierenden Handlung gefesselt.

Geübte Buchwürmer ab ca. 10 Jahren, aber auch erwachsene Liebhaber fantastischer Literatur werden mit viel Spaß in der zauberhaften Atmosphäre versinken können, die die beiden Autorinnen hier geschaffen haben.

Anne Plichota und Cendrine Wolf haben die Reihe um Oksa Pollock momentan auf sechs Bände ausgelegt, deren Verlauf man unbedingt im Auge behalten sollte.

|Gebundene Ausgabe: 459 Seiten
ISBN-13: 978-3789145032
Originaltitel: La Forêt des égarés
Übersetzt von: Bettina Bach und Lisa Maria Rust|
[www.oetinger.de]http://www.oetinger.de

Mosse, Kate – Wintergeister

_Das geschieht:_

Frederick Watson ist ein unglücklicher Mann, als er im Dezember 1928 eine einsame Autofahrt durch das winterliche Südfrankreich unternimmt. Seit sein geliebter Bruder zwölf Jahre zuvor im Ersten Weltkrieg fiel, leidet er an Depressionen. Die Reise soll ihn auf andere Gedanken bringen, was nur bedingt funktioniert, bis Watson aufgrund eines Schneesturms in der Berglandschaft der Pyrenäen liegen bleibt.

Auf der Suche nach Hilfe kommt er in das Bergdorf Nulle, das außerhalb der Feriensaison in einen Winterschlaf gefallen ist. Watson wird einige Tage auf die Reparatur seines Autos warten müssen. Die freundliche Wirtin der kleinen Pension, in der er unterkommt, lädt Watson ein, an der „féte de Saint-Étienne“ teilzunehmen: Verkleidet erinnern die Bürger von Nulle an die bewegte Vergangenheit ihres Dorfes, das u. a. im Mittelalter den letzten Katharern Unterschlupf auf der Flucht vor den Häschern der katholischen Inquisition bot.

Da Watson sich langweilt, sagt er zu. In der Nacht verirrt er sich im Gewirr der Straßen und gerät in eine Gesellschaft, die er irrtümlich für die Feiernden der „féte“ hält. Watson unterhält sich gut und lernt die schöne Fabrissa kennen, in die er sich augenblicklich verliebt. Das Gefühl wird womöglich erwidert, doch bevor man sich näherkommen kann, dringen altertümlich gewandete Soldaten in den Festsaal ein. Ein Massaker beginnt, dem nur Watson und Fabrissa entkommen.

Kurz darauf verschwindet die junge Frau spurlos. Am nächsten Morgen will niemand von ihr oder dem Überfall wissen. Man hält Watson für geistig verwirrt, während dieser entschlossen das Dorf und seine Umgebung abzusuchen beginnt, um das Rätsel zu lösen und vor allem Fabrissa zu finden …

_Ist die Geschichte ein Fluss?_

Falls dieses bekannte Bild zutrifft, könnte es womöglich so präzisiert werden: Ein Fluss im Naturzustand strömt durchaus nicht geradlinig durch die Landschaft. Er dreht und windet sich, und nicht selten findet man sich flussabwärts der Quelle näher als der Mündung: Der Fluss hat seine Richtung geändert.

Kate Mosse geht davon aus, dass die Zeit ähnlich ungeordnet abläuft. Nicht räumliche Nähe, sondern emotionale Ausnahmezustände lassen die Entfernung zwischen Vergangenheit und Gegenwart schrumpfen, die Grenzen dünn oder sogar durchlässig werden. Damit schreibt die Autorin dem menschlichen Geist eine Kraft zu, die von der Wissenschaft geleugnet wird, während einfallsreiche Schriftsteller sich von dieser ebenso romantischen wie unheimlichen Vorstellung inspirieren ließen und lassen.

Mosse entscheidet sich, die Handlung als klassische Geistergeschichte zu erzählen. Sie wandelt auf den Spuren großer Vorbilder, die sie erwähnt, als sie Frederick Watson in einem Antiquariat auf Bücher von M. R. James und Algernon Blackwood stoßen lässt. Vor allem Blackwood hat immer wieder unternehmungslustige Engländer in abgeschiedene Regionen Europas geschickt und sie dort in gespenstische Umtriebe verwickelt.

|An Englishman in Old France|

Ebenfalls klassisch ist das Motiv: Sein Arzt hat Watson auf den Kontinent geschickt, der offensichtlich bessere Luft oder Kost bieten kann als die britischen Inseln. Unsere Geschichte ereignet sich 1928 (mit einer Rahmenhandlung, die fünf Jahre später spielt), als Europa noch reich an Orten war, die von der Zeit offenbar vergessen waren und ein sowohl anheimelnd altmodisches als auch latent bedrohliches Ambiente boten: Hinter traulichen Kulissen verbirgt sich das Böse besonders gern.

Selbstverständlich bildet Nulle keine Ausnahme. Mit ihrem vor allem in der ersten Buchhälfte ausgeprägten Sinn für Beschreibungen und Stimmungen beschwört Mosse eine Pyrenäen-Welt herauf, in der es quasi spuken muss. Wie es sich für eine zünftige Geistergeschichte gehört, beschränkt sich die Verfasserin zunächst auf Andeutungen. Lange fragen sich Watson und der Leser, ob die seltsamen Geräusche und Schatten, die stets ein wenig außerhalb des Gesichtsfeldes ertönen und tanzen, nur Einbildungen eines ohnehin unter Hirnstress leidenden Mannes sind.

Diese Ambivalenz wird durch die Unsicherheit der Hauptfigur unterstrichen, die als Fremder und Ausländer in eine isolierte und verschworene Dorfgemeinschaft quasi eindringt. Watson spricht die Sprache schlecht, die einheimischen Sitten und Gebräuche sind ihm unbekannt. Dies erschwert es ihm zusätzlich zu begreifen, wo Reales in Einbildung übergeht. Immerhin ermöglicht der Ausnahmestatus Watson, die eigentümliche Atmosphäre ewiger Trauer zu erfassen, die über Nulle hängt.

|Gewalt ist schrecklich zeitlos|

Auf eine gewisse Weise ist Nulle verflucht. Die Einwohner erkennen jedoch den Grund nicht. Mosse lässt ihre Geschichte 1928 spielen. Nur zwölf Jahre zuvor endete der „Große Krieg“, dessen Westfront sich vom Ärmelkanal bis zur Schweizer Grenze viele Kilometer durch Frankreich zog. In erbitterten Grabenkämpfen ließen die jungen Männer aller verbündeten und verfeindeten Nationen ihr Leben; ihre Zahl ging in die Millionen. Kaum eine Familie blieb verschont, sodass zu den an der Front Gefallenen ihre trauernden Hinterbliebenen kamen. Der Schock war tief, und die Erinnerungen blieben – auch in Nulle – quälend lebendig.

Frederick Watson war zu jung für die Front. Gezeichnet wurde er vom Krieg trotzdem; der Bruder starb, die Eltern kamen nicht über den Verlust hinweg. Die Zeche zahlte der überlebende und sich dafür schuldig fühlende Sohn, der schließlich zusammenbrach. Daraus resultiert eine psychische Verfassung, die beispielhaft für zahlreiche ‚kriegsneurotische‘ Zeitgenossen war.

Mosse investiert viel Mühe in den Versuch, ihren Lesern diese Tatsache nicht nur mitzuteilen, sondern unmissverständlich zu machen. Sie benötigt diese Erkenntnis, damit sie den Bogen zu einem weiteren schrecklichen Krieg schlagen kann, der ebenfalls vor allem sinnlose Opfer forderte. Die Parallele wirkt bemüht, weil Mosse vor allem das dramatische bzw. tragische Element der „Wintergeister“-Ereignisse hervorheben möchte. Tatsächlich ist sie unnötig und in ihrem aufdringlichen Moralisieren kontraproduktiv, denn es nimmt dem historischen Handlungsteil von „Wintergeister“ viel von seiner Eindringlichkeit. Eine Schilderung jener Vergangenheit, die sich auf Fabrissa und ihre unglücklichen Leidensgefährten konzentriert, wäre zweckdienlicher.

|Memento Mori einmal anders|

Vor dem Hintergrund des Œuvres der Kate Mosse wirkt „Wintergeister“ wie ein Nebenprodukt. Parallele Ereignisse in der südfranzösischen Vergangenheit und Gegenwart dramatisierte sie bereits in ihrer „Languedoc“-Serie (seit 2005), die auch in Deutschland veröffentlicht wird. Der Roman „Wintergeister“ basiert auf der Novelle „The Cave“, die Mosse ebenfalls 2009 veröffentlichte und den Engländer Freddie Smith ins Zentrum von Ereignissen stellt, die Frederick Watson sehr vertraut dünken würden …

Lässt man diese überflüssig anmutende Doppelung beiseite, beeindruckt „Wintergeister“ in erster Linie stilistisch. Der Plot fällt dagegen ab; er wirkt melodramatisch, sogar abgedroschen. Mosses Faszination für die Kultur der katharischen „Ketzer“ und ihr bitteres, historisch belegtes und Generationen von Schriftstellern inspirierendes Schicksal ist verständlich, aber sie überfrachtet die Geschichte mit ihren Reflexionen und Grübeleien über Trauer, Schuld & Erlösung, denen sie eine Lovestory aufpfropft, die sich nicht aus dem Geschehen entwickelt, sondern von der Autorin behauptet wird. Faktisch gibt der Plot einen Roman – und sei er auch recht kurzgefasst – einfach nicht her; eine Erkenntnis, die den von Mosse genannten Grusel-Meistern James und Blackwood sehr wohl bekannt war.

In der Kürze liegt manchmal in der Tat die Würze. Wer sich für (winterliche) Stimmung begeistern und Klischees ignorieren kann, wird die „Wintergeister“ dennoch spannend finden und sogar angerührt sein. Mosse arbeitet mit bekannten und bewährten Modulen, aber darin legt sie eine Routine an den Tag, dem bereits ein beachtlicher Unterhaltungswert innewohnt.

_Autorin_

Nachdem Kate Mosse, geboren am 20. Oktober 1961 in der englischen Grafschaft Sussex, Anfang der 1990er Jahre zwei Sachbücher veröffentlicht hatte, debütierte sie 1996 mit dem Roman „Eskimo Kissing“, dem sie zwei Jahre später den Zeitreise-Thriller „Cruzifix Lane“ folgen ließ.

2005 erschien „Labyrinth“ (dt. „Das verlorene Labyrinth“), ein Roman, an dem Mosse nach eigener Auskunft zehn Jahre gearbeitet hatte. Er beschreibt auf zwei Handlungsebenen die Abenteuer der im südfranzösischen Languedoc arbeitenden Archäologin Alice Tanner, deren Existenz durch ein geheimnisvolles Buch gefährlichen Inhaltes mit dem Leben der jungen Alais verknüpft wird, die es acht Jahrhunderte zuvor hütete. „Labyrinth“ wurde in seiner gefälligen Mischung aus (gut recherchierter) Historie, Mystery und dramatischem Frauenschicksal weltweit zu einem Bestseller, der 2007 fortgesetzt und 2011 zur „Languedoc“-Trilogie ausgebaut wurde.

Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit stellt Mosse für die BBC und in einer eigenen Fernsehsendung Schriftsteller und ihre Werke vor. Sie schreibt Kolumnen und Artikel für diverse Magazine und Zeitungen. 1996 wurde Mosse Mitbegründerin des „Orange Broadband Prize for Fiction“, der jährlich für den besten in englischer Sprache von einer Frau geschriebenen Roman ausgeschrieben wird.

Mit ihrem Gatten Greg rief Kate Mosse in ihrem Heimatort 2007 das Chichester Writing Festival in West Sussex ins Leben. Beide lehren kreatives Schreiben am ebenfalls nahe Chichester gelegenen West Dean College. Wenn das umtriebige Paar nicht in Chichester aktiv ist, lebt und arbeitet es in seinem Haus im französischen Carcassonne.

|Gebundenes Buch: 221 Seiten
Originaltitel: The Winter Ghosts (London : Orion 2009)
Übersetzung: Ulrike Wasel u. Klaus Timmermann
ISBN-13: 978-3-426-19890-2|
[www.droemer.de]http://www.droemer.de
[www.katemosse.com]http://www.katemosse.com

_Kate Mosse bei |Buchwurm.info|:_
[„Das verlorene Labyrinth“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1650]
[„Das verlorene Labyrinth“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1976

Kelley Armstrong – Höllenglanz (Die dunklen Mächte 3)

Ein Werwolf, eine Hexe, ein Magier und eine Nekromantin – In Kelley Armstrongs Reihe „Die dunklen Mächte“ fliehen vier paranormale Jugendliche vor ihren Machern. Das ist nicht immer einfach, doch ihre starken, wenn auch manchmal unberechenbaren Kräfte helfen ihnen. In „Höllenglanz“ glauben sie, endlich in Sicherheit zu sein, doch sie täuschen sich.

Nachdem Ich-Erzählerin Chloe, Tori, Derek und Simon Zuflucht bei Andrew gefunden haben, einem Verbündeten, fühlen sie sich sicher genug, um nach ihrer spektakulären Flucht aus Lyle House durchzuatmen. Während die Erwachsenen darüber verhandeln, ob sie helfen wollen, weitere Freunde der vier aus Lyle House zu befreien, wächst die Gruppe zusammen. Wider Erwarten knüpft Chloe sogar freundschaftliche Bande mit der Zicke Tori.

Doch der Frieden ist nur von kurzer Dauer. Da sich die Gruppe um Andrew nur schwer dazu entscheiden kann, ob sie den vier helfen will, schmieden diese ihre eigenen Pläne. Sie wollen weiterziehen, ihre Freunde befreien und außerdem den Vater von Derek und Simon finden. Doch dann geht es plötzlich drunter und drüber. Dereks erste vollständige Verwandlung in einen Werwolf steht an, Tori entdeckt Hinweise, die die vier an Andrews Absichten zweifeln lassen, und ein wahnsinniger Geist belästigt Chloe.

„Höllenglanz“ kann sich im Vergleich zu seinem Vorgänger „Seelennacht“ ein ganzes Stück steigern. Auch dieses Mal wird nur ein sehr kurzer Zeitabschnitt im Leben der vier behandelt, doch dieser dafür umso intensiver. Neben der eigentlichen Handlung steht das Innenleben der Gruppe im Vordergrund. Während sich Erstere durch mehr Aktion und Verwicklungen angenehm von der Handlung von „Seelennacht“ abhebt, glänzt Armstrong vor allem bei Letzterem. Sie hat ein gutes Händchen für die Konflikte von Teenagern, die aufgrund widriger Umstände auf engsten Raum zusammengepfercht sind. Neben kleineren Reibereien gibt es auch wenig Romantik, die glücklicherweise gänzlich ohne Kitsch auskommt.

Auffällig ist dabei, wie sich die Charaktere von Buch zu Buch weiterentwickeln. Das fällt vor allem bei Tori auf, die die Rolle des Störenfrieds innehat. Sie mag die anderen nicht und lässt sie dies deutlich spüren. Allmählich wird sie aber freundlicher und taut auf. Ihr wird klar, dass diese Zweckgemeinschaft für sie momentan die einzige Möglichkeit ist. Anstatt Tori in ihrer Rolle als Zicke zu belassen, erlaubt die Autorin ihr, aus ihrem Schatten zu treten und beinahe so etwas wie eine Freundschaft mit Chloe zu beginnen. Auch die anderen Figuren entwickeln sich weiter und werden erwachsener.

Der Schreibstil ist für ein Jugendbuch erfreulich niveauvoll. Armstrong schreibt nüchtern, aber packend und baut mithilfe ihrer Worte eine tolle Atmosphäre auf. Ich-Erzählerin Chloe sorgt zudem dafür, dass man die emotionale Seite der Geschichte einsieht und versteht. Ihre Gedanken und Gefühle werden knapp, aber authentisch dargestellt und machen „Höllenglanz“ noch vielschichtiger und interessanter.

„Höllenglanz“ ist ein guter Fantasyroman für Jugendliche, der neben der mitreißenden Handlung vor allem durch seine Erwachsenheit und das hohe Niveau gefällt.

Gebunden, 397 Seiten
Originaltitel: Darkest Powers: The Reckoning
Deutsch von Christine Gaspard
ISBN-13: 978-3426283431

McCarthy, Cormac – Kein Land für alte Männer

Man darf sich natürlich fragen, ob der in Amerika längst zu den prominentesten Bestseller-Autoren zählende Cormac McCarthy hierzulande so markant hätte Fuß fassen können, hätten sich die renommierten Coen-Brüder sich nicht seines vielleicht stärksten Buches angenommen und für ihren Streifen 2008 mehrere Oscars eingeheimst. Insgesamt vier der beliebten Trophäen behielt der Film für sich, darunter auch diejenige für das beste adaptierte Drehbuch – ein Verdienst, der in erster Linie McCarthy zuzuschreiben ist, dessen pessimistische, ja fast schon völlig verzweifelte moderne Western-Story geradezu danach geschrien hat, auf die Leinwand gebracht zu werden. Wie so viele potenzielle Leser, hat auch der Rezensent sich erst mit dem Kinofilm beschäftigt und posthum den zugehörigen Roman gelesen. Macht dies überhaupt Sinn, mag man sich da fragen. Doch die unglaublich dichte Atmosphäre und dieser verträumt-abwesende, hoffnungslose Weltblick, den McCarthy hier über sein Medium, den Sherriff, nach außen trägt, beantwortet diese Frage mit einem klaren Ja.

_Story:_

Eigentlich müsste Llewlyn Moss der glücklichste Mann der Welt sein; eher zufällig entdeckt er mitten in der Wüste einen Koffer, in dem sich ganze 2,4 Millionen US-Dollar verbergen. Doch der Anschein täuscht, denn in der Umgebung jenes Koffers befinden sich neun Leichen, eine zerstörte Heroin-Ladung, mehrere von Kugeln durchsiebte Wagen und eine Blutspur ins Nirgendwo. Dennoch beschließt Moss den Koffer an sich zu nehmen und das Risiko einzugehen, plötzlich zwischen die Fronten eines Drogenkrieges zu geraten. Als ihm die Gefahr bewusst wird, kehrt er zum Schauplatz des Verbrechens zurück, um seine Spuren zu verwischen – ein Fehler, denn vor Ort wartet bereits der skrupellose Killer Anton Chigurh, der sofort nach Moss‘ Leben trachtet und fortan alles daran setzt, den unbeteiligten Nutznießer um die Ecke zu bringen. Mit letzter Kraft gelingt Moss die erneute Flucht. Doch von nun an ist er an keinem Ort mehr sicher; nicht nur Chigurh schwört Rache, sondern auch die am gescheiterten Deal beteiligten Oberhäupter der Drogenmafia geben keine Ruhe mehr, bis Moss endgültig der Lebensatem ausgehaucht wird. Sheriff Bell, der seit Längerem mit der Verbrechensrate in seiner Provinz überfordert ist, beschreibt schließlich, wie sich das Leben im Wilden Westen verändert hat – und wie die Gewalt in der Nähe zur mexikanischen grenze ein Maß angenommen hat, welches jeglichen menschlichen Charakterzug aus den Augen verliert.

_Persönlicher Eindruck:_

Grundsätzlich ist „Kein Land für alte Männer“ ein sehr verstörendes Werk, da es sich immer wieder freizügig über die Grenzen der Genres hinwegsetzt, welchen es rein inhaltlich prinzipiell angehören könnte, darüber hinaus aber auch mit so vielen Kontrasten die Prioritäten verschiebt, dass man zwischenzeitlich nie so recht weiß, was man nun von McCarthys Geschichte halten mag.

Wie gehabt beginnt alles sehr spektakulär: Hauptakteur Moss macht den Fund seines Lebens und schaufelt sich durch seine zeitweilige Gier sein eigenes Grab. Doch es ist nicht nur dieser spannungsgeladene, selbstsüchtige Trip, den der Protagonist einschlägt, es ist vor allem das Szenario, in welches er hier eintaucht, das schließlich so einprägsam und erschreckend ist. Der Autor beschreibt sehr ausführlich, welche Spuren der Bandenkrieg hinterlassen hat, in den Moss hier unfreiwillig eintaucht. Kleinste Details sind maßgeblich, schaffen somit aber auch diese sehr spezielle Atmosphäre, die auch im Film zu spüren ist, die jedoch an dieser Stelle oftmals noch über die eigene Vorstellungskraft hinausgeht. Insofern ist es sicher schade, dass man immer wieder die Bilder der Kinoproduktion vor Augen hat – denn McCarthy spielt hier sehr deutlich mit den düsteren Fantasien und lässt die Gewalt auf eine zunächst banal-oberflächlich anmutende Art und Weise, dann aber mit eben jenen verstörenden Ambitionen aufflammen, die sich im Laufe des Buches immer wieder zu Wort melden.

Insofern hat der Autor von der ersten Seite an die Zügel fest in der Hand und eröffnet sich selber das Potenzial, die Story in alle erdenklichen Richtungen zu lenken: Wilde Verfolgungsjagden, brutale Schießereien, ein klassisches Road Movie, ein moderner Western: „Kein Land für alte Männer“ bedient sich sehr gierig in den einzelnen Segmenten, nutzt sie jedoch letzten Endes nur zur Ausschmückung des sehr pessimistischen Dramas, welches schließlich aus der Perspektive des ortsansässigen Sheriffs erzählt wird. Während Moss auf der Flucht die Hölle durchlebt und seine Häscher sich die Action auf sehr aggressive Art und Weise gegenseitig zuspielen, berichtet der prinzipientreue Beamte vom gesellschaftlichen Wandel, von der Macht des Kartells, von den grausamen Verbrechen, die zur Normalität geworden sind und schließlich auch von Unterdrückung, Erpressung und Intrigen, die nicht nur seine Provinz, sondern auf weite Sicht die ganze Menschheit spalten. Es sind philosophische Aspekte, die hier herangezogen werden und die auch sehr konkret zum Nachdenken anregen, auf diesem Weg aber schließlich auch über das hinausgehen, was der Film in seiner eher temporeichen Präsentation offenbaren konnte. Dass die Vorlage und die Adaption deswegen weit auseinanderliegen, bleibt jedoch ein Trugschluss – es ist lediglich so, dass hier noch viel mehr zwischen den Zeilen steht, die generelle Ausrichtung deswegen auch ein wenig auseinanderdriftet und der Tiefgang, jenes letzte Bisschen, hier noch besser herausgearbeitet werden kann, als es im dialogreichen, aber letzten Endes doch etwas stärker auf die Action ausgerichteten Kinostreifen.

Damit wäre die eingangs angeregte Diskussion über die Notwendigkeit, dieses Buch alsn Zusatzlektüre anzuschaffen, ebenfalls geklärt. „Kein Land für alte Männer“ betont zusätzliche Aspekte, legt den Schwerpunkt ein wenig anders und nimmt sich ein wenig mehr Zeit für die Charaktere, vor allem aber für die Person des Sheriffs. Die Wechsel zwischen der Hetzjagd auf Moss und den persönlichen Geschichten von Bell wirken hier noch nachhaltiger und lassen dem Buch daher im direkten Vergleich auch die Nase vorne behalten. Und eine solche Aussage zu einem Streifen zu treffen, der völlig zu Recht vier Oscars einfahren konnte, spricht wohl Bände im Bezug darauf, wie brillant McCarthys literarische Arbeit tatsächlich ist. Denn ganz unabhängig vom Erfolg von „No Country For Old Men“ – diese Geschichte sollte man unbedingt gelesen haben!

|Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Originaltitel: No Country For Old Men
ISBN-13: 978-3498045029|

_Cormac McCarthy bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Straße“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3648
[„Die Abendröte im Westen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4349

Kate Kacvinsky – Die Rebellion der Maddie Freeman

_|Maddie Freeman|:_

Band 1: _“Die Rebellion der Maddie Freeman“_
Band 2: „Middle Ground“ (noch ohne Erscheinungstermin)

_Die Handlung:_

Eine Stadt in den USA, wenige Jahre in der Zukunft: Maddie, 17, lebt wie alle um sie herum ein digitales Leben. Schule und Verabredungen – das alles findet im Netz statt. Doch dann verliebt sie sich in Justin – für den nur das wahre Leben offline zählt.

Gemeinsam mit seinen Freunden kämpft Justin gegen die Welt der sozialen Netzwerke, in der alles künstlich ist. Dieser Kampf richtet sich gegen die ganz oben – und damit auch gegen Maddies Vater, der das System der Digital School gesetzlich verankert hat. Maddie wird für die Bewegung zu einer Schlüsselfigur. Und sie muss sich entscheiden: Auf welcher Seite will sie stehen? (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Das Jahr 2060, das Katie Kacvinsky in ihrem Roman beschreibt, unterscheidet sich gar nicht allzu sehr von unserer Zeit. Für den einen ist es eine Utopie, für den anderen eine Dystopie. Der Staat weiß im „Big Brother“-Stil über jeden Schritt seiner Bürger Bescheid und eine echte Privatsphäre gibt es nicht mehr.

Offenes Feuer und selbst der Schulunterricht, wie wir ihn kennen, ist verboten und die Schüler besuchen alle die „Digital School“ … von zu Hause aus … als Avatar. Auch sonst spielt sich das komplette Sozialleben aller Menschen in den eigenen vier Wänden vor großen Displays ab. Niemand braucht mehr wirklich das Haus zu verlassen, und niemand will das, weil der Staat zusätzlich zu den tatsächlich stattgefundenen schrecklichen Ereignissen, Fehlinformationen und „Gruselgeschichten“ unters junge Volk streut, sodass alle Kinder glauben, sie wären tatsächlich zu Hause am besten aufgehoben und draußen würden nur böse Dinge lauern und passieren.

Nicht erst seitdem Maddie online (wo auch sonst) Justin kennengelernt hat, rebelliert sie innerlich gegen das System, das ausgerechnet ihr Vater erfunden hat und vorantreibt. Alles zum Wohle der Bürger natürlich. Totale Überwachung als Preis für angebliche totale Sicherheit.

Durch Justin erfährt die zuerst unsichere Maddie zum ersten Mal, wie es ist, außerhalb des Hauses echte Menschen kennenzulernen, Freundschaften von Angesicht zu Angesicht zu schließen, mit Leuten, die sich nicht hinter Fantasie-Avataren verstecken.

Mehr und mehr fühlt sie, dass es die Welt von Justin ist, die sie will und dass es Justin selbst ist, zu dem sie sich hingezogen fühlt. Das bemerken auch ihre Eltern, die davon gar nicht begeistert sind und sie in ein Umerziehungslager schicken wollen. Justin verhilft ihr zur Flucht und Maddie lernt noch mehr das „echte Leben“ kennen, abseits der virtuellen und staatlich überwachten Netzwerke.

Bis hierher ist der Roman auch wirklich interessant und jeder, der gern (zu viel) Zeit bei Facebook verbringt, wird sich schnell in Maddie wiedererkennen. Wie einfach ist es doch, sich hinter einem Avatar zu verstecken und „heile Welt“ zu spielen.

Nach ihrer Flucht aus dem System, das ihr Vater aufgebaut hat, wird die Geschichte erst kurz zum Roadmovie und dann immer mehr zur Love-Story. Immer weniger Handlung, immer mehr Beziehungsproblematik, und es passiert eigentlich bis kurz vor Schluss wenig bis gar nichts mehr, was sehr schade ist.

Wir erfahren zwar jetzt, warum Maddies Welt so geworden ist, wie sie jetzt ist und schauen ihr dabei über die Schulter, wie sie versucht, Justins harten Herzenspanzer zu knacken, aber das wars dann leider auch schon im Großen und Ganzen. Erst am Ende gibts noch mal ein wenig Aufregung.

Bleibt zu hoffen, dass im Folgeroman „Middle Ground“ die echte Rebellion der Maddie Freeman losgetreten wird, denn Veränderungen passieren in diesem Roman nicht. Alles Wichtige und die Gesellschaft grundlegend Verändernde war bereits in der Vergangenheit passiert.

Und da Maddie ihre eigene „Rebellion“ schon seit Jahren in sich trägt, verändert auch sie sich nicht wirklich, sie macht lediglich ein paar neue Erfahrungen. Eine gesellschaftskritische Einstellung hatte sie schon vor Beginn der Handlung des Romans. Der original Titel „Awaken“ passt hier einfach besser als der deutsche. Maddie wacht in dieser Geschichte langsam auf aus ihrem staatlich verordneten Digitalschlaf und muss nun lernen, sich in dieser für sie fremden Welt zurechtzufinden.

_Das Hörerlebnis:_

Marie Bierstedt macht einen tollen Job. Perfekt transportiert sie die Stimmungen von Maddie ins Ohr des Hörers. Ob verzweifelt, unsicher, sauer, wütend, erfreut oder verliebt … Bierstedt weiß ihre Stimme genau richtig einzusetzen, um dem Hörer das Gefühl zu geben, dass Maddie uns grad selbst ihre eigene Geschichte erzählt.

Sie legt keine albernen Akzente auf und sie verändert auch nicht unnatürlich ihre Stimmhöhe oder -farbe, wenn sie männliche Charaktere spricht, da wird Bierstedt dann einfach nur energischer. Jeder klingt authentisch und glaubwürdig und auch der beschreibende Text wirkt lebendig und erzählt und nicht abgelesen.

Am Anfang und am Ende jeder CD gibt es ein paar Takte Home-Shopping-Kanal-Hintergrundmusik zu hören.

Die vier CDs gingen viel zu schnell zu Ende und nun muss ich warten, was Maddie wohl als Nächstes macht und ob es zum Showdown mit dem digitalen System kommen wird.

|Die Sprecherin:|

Marie Bierstedt ist die deutsche Stimme von Alyson Hannigan in BUFFY, synchronisiert Kirsten Dunst (SPIDERMAN und Disneys CINDERELLA), Reese Witherspoon (EISKALTE ENGEL), Kristin Kreuk (SMALLVILLE), Kate Hudson und viele andere. Marie Bierstedt ist auch als Hörbuchsprecherin sehr beliebt. (Verlagsinfo)

_Die Ausstattung:_

In zielgruppenfreundlichen Rosa- und Pinktönen ist die aufklappbare Pappbox gehalten. Die CDs, die in Einschubschlitzen stecken, sind farblich passend bedruckt, sodass ein harmonischer Gesamteindruck entsteht.

Im Inneren sehen wir Bilder der Autorin und der Sprecherin, zusammen mit ein paar Infos über sie. Außerdem gibt es noch ein wenig Eigenwerbung zu weiteren Hörbüchern aus dem Verlagsprogramm zu lesen.

_Mein Fazit:_

Jeder Facebook-User kann nachvollziehen, in welcher Welt Maddie wohnt, auch wenn sie 50 Jahre in der Zukunft lebt. Und jedes Mädchen möchte einen geheimnisvollen Typen wie Justin kennenlernen, mit dem sie ihre eigene Rebellion starten kann.

Lebendig und gefühlsbetont gelesen, fesselt Marie Bierstedt den Hörer an „Die Rebellion der Maddie Freeman“, die nicht ganz so spektakulär ist, wie es der Titel vermuten lässt, aber dennoch ein interessantes Kopfkino bietet.

Unterm Strich wird jeder Power-Onliner darüber nachgrübeln, vielleicht doch mal wieder im „echten Leben“ vorbeizuschauen.

|4 Audio-CDs
Spieldauer: 277 Min.
Gelesen von Marie Bierstedt
Originaltitel: Awaken
Aus dem Amerikanischen von Ulrike Nolte
ISBN: 978-3-7857-4556-4|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

Guy Cullingford – Der Zauberer von Soho

cullingford-zauberer-coverDie Empfangsdame eines maroden Hotels in London verdächtigt einen Gast des Frauenmordes. Damit steht sie allein, zumal der mutmaßliche Mörder ein fähiger Bühnenmagier ist, der sich mit diversen Tricks aus der Affäre zu ziehen versucht … – Ein Krimi aus der „guten, alten Zeit“, betulich geschrieben und fast zu komplex geplottet, aber unwiderstehlich nostalgisch mit trockenem Witz und exzentrischen Figuren: ein Klassiker eben, der mühelos die Zeitläufe übersteht.
Guy Cullingford – Der Zauberer von Soho weiterlesen

Kearney, Susan – Bann des Zeitreisenden, Der (Pendragon 2)

_|Pendragon|:_

Band 1: [„Die Geliebte des Zeitreisenden“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6961
Band 2: _“Der Bann des Zeitreisenden“_
Band 3: „Der Kuss des Zeitreisenden“

_Lucans Schwester Marisa_ hat eine schwere Scheidung hinter sich. Das Vertrauen in Beziehungen hat sie daher komplett verloren. Kurz vor dem Ende ihrer Ehe hat sie sich, um auch wieder Kinder bekommen zu können, Drachenblut geben lassen. So ist auch Marisa nun eine Drachenwandlerin, allerdings hat sie die Gabe, mit telepathischen Fähigkeiten auf neue Drachenwandler, die erst mit der neuen Situation leben lernen müssen, beruhigend einzuwirken. Diese Gabe möchte der Weltraumreisende Rion, der zusammen mit Lucan auf die Erde gekommen ist, um Hilfe für sein Volk zu suchen, gerne für die Rettung seines Heimatplaneten nutzen.

Rions Heimatplanet Ehro ist in die Hände der Unari gefallen. Die Unari haben das Volk der Ehronier versklavt und beuten die Drachenwandler auf Ehro unter schlimmster Folter aus. Rion hat Visionen, in denen ihm gezeigt wird, wie schlimm es um den Planeten steht. Als diese Visionen entsetzliche Qualen zeigen und er mit seinen Verhandlungen auf der Erde nicht weiterkommt, entführt Rion kurzerhand Marisa, um mithilfe ihrer Gabe sein Volk zu befreien.

Marisa ist außer sich vor Wut und ihr Vertrauen wieder einmal maßlos erschüttert. Nicht nur, dass Rion ihr Leben riskiert, auch war sie wider jede Vernunft dabei, sich in Rion zu verlieben. Doch schnell begreift sie, dass nicht nur Rions Volk in Gefahr ist, sondern auch die Menschen der Erde. Kann Marisa mit ihrer Gabe und der heiß entfachen Leidenschaft zwischen ihr und dem Ehronier Rion den Planeten Ehro retten?

_Kritik_

In dem zweiten Band der „Pendragon“-Trilogie „Der Bann des Zeitreisenden“ besetzt Susan Kearney die Hauptrollen diesmal mit der menschlichen Marisa und dem Ehronier Rion. Den Anfang nimmt die Geschichte auf der Erde, bevor eine abenteuerliche Reise bis nach Ehro beginnt.

Die Autorin bedient sich einem leicht verständlichen wie auch ausführlichen Erzählstil. Leicht kann dem Geschehen gefolgt werden und dank der eingehenden Beschreibungen fällt es leicht, das Kopfkino am Laufen zu halten. Interessant ist auch wieder die Mischung aus spannender Fantasy, Sciencefiction und knisternder Erotik. Wobei der Erotikanteil in dem zweiten Band der „Pendragon“-Reihe deutlich im Vordergrund steht. Hier wurden Erotikszenen an Stellen eingebaut, wo sie zwar zum Plot passten, trotzdem aber fragwürdig wirkten. Ob Leidenschaft eine Welt retten kann, sei mal dahingestellt, wie die Autorin dieses aber gelöst hat, ist auch wieder sehr ansprechend. Interessant ist, dass die verschiedenen Welten gar nicht so unterschiedlich sind, wie man meinen könnte. Ob auf der Erde oder Ehro, ob auf Pendragon oder auch Tor, viel unterscheidet die Welten nicht. Auch die Bewohner sind grundsätzlich menschlich, lediglich die Bewohner Tors sind nicht in der Lage, die Gestalt eines Drachen anzunehmen. So fällt es leicht, sich die verschiedenen Handlungsorte und deren Bewohner vorzustellen. Kein glückliches Händchen hat der Verlag allerdings wieder bei dem Titel des Romans bewiesen, Zeitreisende sucht der Leser hier weiterhin vergeblich. Hier hätte der Originaltitel deutlich besser zugesagt.

Der Mythos um den heiligen Gral wird auch in „Der Bann des Zeitreisenden“ kurz angeschnitten, hat aber kaum Gewicht in der Geschichte. Ihr Augenmerk legt die Autorin auf den Kampf gegen die Unari und die unwürdige Behandlung und auch die Rettung des Volks der Ehronier. Langsam wird ein Spannungsbogen aufgebaut, der sich bis zum Ende ebenmäßig weiterentwickelt. Nach einem fesselnden Showdown klingt die Erzählung ruhig aus und wirkt damit in sich abgeschlossen, wobei dennoch die Neugier auf den dritten Band geschürt wird.

Rückblickend wird die Geschichte aus der Perspektive einer dritten Person erzählt. Diese hat den Fokus deutlich auf Marisa gerichtet, sodass der Leser schnell nachempfinden kann, wie diese Figur denkt und auch fühlt.

Die Darstellung und Entfaltung der beiden Hauptdarsteller ist der Autorin hervorragend gelungen. Anziehend, lebendig und authentisch werden die Figuren beschrieben und die Entwicklung infolge der Ereignisse passt zu den einzelnen Protagonisten. Die Neben- und Randfiguren bleiben allerdings etwas blass und so bleiben diese trotz einigen Potenzials nicht lange in Erinnerung.

Die Beziehung zwischen Marisa und Rion ist voll knisternder Erotik, und der Leser darf sich hier auf einige sehr prickelnde Szenen freuen.

Das Cover ist sehr ansprechend gestaltet und harmoniert sehr gut mit dem Inhalt. Die Gestaltung der einzelnen Kapitel ist wie schon im ersten Band aufschlussreich gestaltet. Diese beginnen immer mit einem Zitat verschiedener Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Merlin oder auch der Herrin vom See, und diese Zitate passen immer zum Ablauf der Geschichte.

_Autorin_

Susan Kearney schreibt prickelnde Romanzen mit futuristischem Setting. Sie hält sich an die alte Regel, über das zu schreiben, was man kennt – deshalb schreibt sie über die Zukunft. Und als Taucherin, Expertin in Kampfkunst, Seglerin, Eiskunstläuferin, Immobilienmaklerin, ehemalige Besitzerin eines Tauschgeschäfts, eines Fitnessstudios für Frauen sowie eines Friseursalons, hat sie genug Stoff für den Rest ihres Lebens gesammelt.

_Fazit_

Mit „Der Bann des Zeitreisenden“ hat die Autorin Susan Kearney auf jeden Fall bewiesen, dass sie ein Händchen für erotische Szenen hat. In einen fesselnden und futuristischen Plot hat Susan Kearney eine vor Erotik prickelnde Romanze eingebaut, die zwar nicht immer glaubwürdig erscheint, aber dennoch zu dem Plot passt.

Leserinnen, die erotische Geschichten vor futuristischem Hintergrund bevorzugen, sind hier auf jeden Fall richtig.

|Taschenbuch: 400 Seiten
ISBN-13: 978-3492267663
Originaltitel: Rion. The Pendragon Legacy|

Die drei ??? – Grusel auf Campbell Castle (Folge 147)

Die EUROPA-Studios holen bei der Vertonung der berühmten Jugendserie gegenüber den „???“-Büchern aus dem |Kosmos|-Verlag stetig auf. Mit der Audio-Fassung des 147. Falles der drei Detektive im Juli 2011 verringert sich der Abstand auf nunmehr knapp zehn Bände. Das Original zu „Grusel auf Campbell Castle“ stammt von Marco Sonnleitner und datiert zurück auf das Jahr 2009. Es musste also demnach ganz schön lange auf seine Adaption warten, wie auch die anderen Fälle welche in diesem Jahr auf die treue, nach weiteren Geschichten lechzende Hörerschaft losgelassen wurden. Derzeit schaffen durchschnittlich zwei bis drei Storys im Quartal diesen Sprung, womit ihre Veröffentlichungsfrequenz im Moment etwas über der der Bücher liegt. Die kürzlich erschienenen und erscheinenden Sondereditionen sind dabei noch nicht einmal mit gerechnet.

_Zur Story_

Bob, der einen Artikel über das unweit von Rocky Beach gelegene Campbell Castle verfasst, wird vom Hausherren Adam Campbell eingeladen, an einer von ihm veranstalteten Séance teilzunehmen. Dort gelingt ihm ein Mitschnitt einer Geisterstimme, welche sich an Adam wendet und ihm ein Vermächtnis in Aussicht stellt – wenn er ein Rätsel löst. Zum Schluss gibt sich der angebliche Geist als sein verstorbener Vater Samuel zu erkennen, was Adam verständlicherweise sehr irritiert. Seine Eltern starben von 15 Jahren bei einem tragischen Brand im Schloss und er versucht eher schlecht als recht den Unterhalt für den Familienbesitz aufzubringen, weswegen er die inszenierten Geisterbeschwörungen zusammen mit dem treuen Butler Edward veranstaltet, um mit diesen Events etwas Geld in die bedrohlich klamme Kasse zu bekommen. Edward ist auch derjenige, der für die ganzen Special Effects des gefakten Spukprogramms zuständig ist.

Doch dieser war am fraglichen Abend mit einer Autopanne liegen geblieben und somit gar nicht im Schloss, um seine Aufgabe als vermeintlicher (und gut informierter) Geist wahrzunehmen. Die Stimme richtet sich normalerweise immer an einen der Gäste, über welche man zuvor gründliche Auskünfte einzog. Dass diesmal allerdings Adam selbst Ziel des Hokuspokus wurde und Edward definitiv als Quelle ausfällt, beunruhigt ihn. Das ruft die drei ??? auf den Plan, die alarmiert von Bob heraus finden möchten, wer dahinter steckt und warum. Als wäre das alles nicht geheimnisvoll genug, ist Edward tags darauf spurlos verschwunden und sein Zimmer durchwühlt. Zeit das Rätsel zu dechiffrieren und Klarheit in die Sache zu bringen. Und was für ein Vermächtnis beherbergt das alte Gemäuer – bedeutet es vielleicht sogar das Ende der finanziellen Sorgen Campbells? Ein windiger Immobilienmakler kreist schon wie ein Geier um das Schloss und würde gern einen Vergnügungspark daraus machen.

_Eindrücke_

Die Grundidee ist sicherlich alles andere als neu und mehr als einmal fühlt sich der Hörer um etliche Jahre in die Vergangenheit versetzt, in selige Zeiten des Klassikers „Gefährliche Erbschaft“ nämlich. Hier hat Marco Sonnleitner als Verfasser der Buchvorlage offenbar ganz kräftig gewildert und den Fall mit einigen weiteren Standard-Serienelementen aufgedonnert sowie modernisiert. Die rätselbefeuerte Schnitzeljagd ist ein Beispiel dafür und innerhalb der Serie eine sehr, sehr alte Bekannte wie Konstante. Eine leichte Spur „Gespensterschloss“ (sogar Erzfeind Skinny Norris taucht hüben wie drüben auf) kann diese Folge ebenfalls nicht verhehlen. Eine gewisse Langatmigkeit auch nicht. Dabei fällt das Gesamtkonzept aber noch gelungen aus. Motive und „Täter“ sind vielschichtig und die tatsächliche Faktenlage – was zumindest für das Miträtseln beim erstmaligen Kontakt mit der Story besonders positiv ist – trotz aller altbekannten stilistischen Kniffe und Versatzstücke, bis zuletzt unklar. Auch der recht unerwartete Finaltwist wertet die Geschichte ein Stück weiter auf.

Die Umsetzung zum Hörspiel oblag selbstverständlich wieder André Minninger, der ebenso selbstverständlich das Skript gegenüber dem Buch um einige Passagen kürzen musste. Weh getan hat es der Geschichte nicht, straff und gradlinig geht es voran und auch grobe Löcher in der Logik sind kaum anzutreffen – sieht man einmal davon ab, dass u. a. vier Personen sich, trotz offensichtlicher Gegenwehr bzw. hörbarem Gerangel, von einem einzigen Einbrecher/Räuber (Gastrolle: Patrick Bach) überrumpeln und ihn mit einer Schriftrolle entkommen lassen. Apropos: Gastsprecher. Anders als der vorgenannte Schauspieler, der nicht zum ersten Mal dabei ist, leiht Santiago Ziesmer (Adam Campbell) sonst Film- und TV-Figuren seine charakteristische, leicht quäkige Stimme, die aber wundersamerweise hier gar nicht mal so störend auswirkt, obwohl man irgendwie ständig „Spongebob“ in Ohr und Hinterkopf hat. Erschreckend gealtert ist die Stimme von Andreas von der Meden, der als Skinny Norris langsam nicht mehr so recht passt.

_Fazit_

Dem „Star Trek“ erprobten Rezensenten springt ein „Where ‚Gefährliche Erbschaft‘ has gone before“ spontan vors geistige Auge, doch das wäre zu platt und würde der Story nicht ganz gerecht. Aber: Wie viele alte Schlösser und Spukhäuser gibt’s in Kalifornien eigentlich noch? Na ja, es werden schon ein paar sein und die drei ??? somit nicht von der Arbeitslosigkeit bedroht sein. Alles in allem ist die Geschichte also nicht wirklich originell, doch insgesamt stimmig und gut umgesetzt. Sprecher und Geräusche sind auf gewohnt hohem Niveau. Sicher ein Fall, der so für zwischendurch wohl auch mal häufiger gehört werden wird.

_Die Produktion_

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad

_Sprecher und Figuren_

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Santiago Ziesmer (Adam Campbell), Christian Rudolf (Henry Campbell), Holger Umbreit (John Taylor), Ben Hecker (Edward Crockett), Katja Brügger (Mrs. Harkort), Stefan Kaminski (Mr. Prescott), Andreas von der Meden (Skinny Norris), Volker Bogdan (Jack Leech), Holger Mahlich (Inspector Cotta), André Minninger (Godween), Patrick Bach (Einbrecher), Tommaso Cacciapuoti (Max)

Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 65 Minuten
Story von Marco Sonnleitner nach Figuren von Robert Arthur
EAN: 886978014726
www.natuerlichvoneuropa.de

Lorentz, Iny – Juliregen

_Die |Trettin|-Trilogie:_

Band 1: „Dezembersturm“
Band 2: „Aprilwetter“
Band 3: _“Juliregen“_

_Die Ostpreußen-Saga_

Nach dem Erfolg der „Wanderhure“-Serie wagte sich das Münchener Autorenpaar Iny Klocke und Elmar Wohlrath anno 2009 an eine weitere zusammenhängende Story, die über mehrere Romane verteilt werden sollte. Die sogenannte „Trettin-Trilogie“ beschreibt die Geschichte von Lore und Fridolin, die in den harten Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs im späten 19. Jahrhundert zueinander gefunden und schließlich auch geheiratet haben. Diese Ereignisse werden in den beiden Bänden „Dezembersturm“ und „Aprilgewitter“ geschildert und landeten jeweils auf den einschlägigen Bestseller-Listen. Mit „Juliregen“ folgt nun das Ende der Geschichte und gleichzeitig eines der besseren Bücher von Iny Lorentz – ganz gleich, dass der legendäre Vierteiler, der dieser Trilogie vorausgegangen ist, erwartungsgemäß unerreicht bleibt.

_Story:_

Nach allen Querelen und Hindernissen, die Fridolin und Lore in ihrer jungen Partnerschaft bereits bewältigt haben, scheint das frisch vermählte Paar nun endgültig seinen Frieden gefunden zu haben. Gemeinsam mit ihren beiden Kindern beziehen sie in Berlin ein neues Herrenhaus, um dort die Leidenschaft ihrer Ehe zu genießen. Doch der Schein trügt, und neue Umstände beeinflussen die Harmonie, die sich die beiden über viele Jahre geschaffen haben. Fridolin geht als Teilhaber einer Bank pleite, als sie einem Betrüger auf den Leim geht. Den Trettins bleibt lediglich die Flucht nach vorne: Der Bankier sieht sich gezwungen, das Gut des Gauners zu übernehmen und mit seiner Familie aufs Land zu ziehen, um den Schaden auszugleichen und die Verluste möglichst gering zu halten. Außerdem winkt ihnen auf diesem Weg wieder ein engerer Kontakt zu Lores Freundin Nathalia, deren Anwesen ganz in der Nähe liegt, und von der sich die junge Familie in den schweren Zeiten Unterstützung erhofft.

Die jüngsten Machenschaften bringen den hinterlistigen Ottwald von Trettin auf den Plan, der sich einen Teil des großen Kuchens erhofft und den finanziellen Schaden der Familie für sich nutzen möchte. Doch Friodlin durchschaut seine Pläne und verwehrt ihm jedwede Zusage. Dies will der gewiefte Ottwald nicht auf sich sitzen lassen. Im Verbund mit seiner kreativen Mutter Malwine schmiedet er einige finstere Pläne, um den Trettins endgültig den Ruin zu bringen und Lore und Nathalia ein für allemal ins Unglück zu stürzen …

_Persönlicher Eindruck:_

Obschon „Juliregen“ im Grunde genommen Teil einer größeren Saga ist, gewährt das Lorentz-Pärchen seinen Lesern im Abschluss des dreiteiligen Epos sofortigen Zugang zur Story und schafft direkt die notwendige Unabhängigkeit, die den Roman auch als eigenständiges Werk funktionieren lässt. Zwar ist es hilfreich, den steinigen Weg von Fridolin und Lore miterlebt zu haben und ihre individuellen Schicksale im Hinterkopf zu haben, doch zum näheren Verständnis der Ereignisse in „Juliregen“ trägt dieses Vorwissen nur insofern bei, dass man die kurzen Rückblicke in die Vergangenheit der Eheleute schneller deuten kann. Diese Überlegung ist durchaus unterstützenswert, da sie zu einer sehr konzentrierten, fokussierten Arbeit führt und Lorentz nicht den Blick fürs Wesentliche verlieren lässt – und das Wesentliche ist in diesem Fall die Fehde zwischen Ottwald und Fridolin auf der einen sowie die ungesunde finanzielle Situation der Familie auf der anderen Seite.

Die Autoren greifen hierbei vor allem die gesellschaftlichen Verhältnisse des späten 19. Jahrhunderts punktgenau auf und beschreiben den Umschwung, in dem sich Wirtschaft und Industrie in dieser Zeit befinden. Die Zeit des Fortschritts hat auch die ländlichen Gutssitze eingeholt und zwingen die Protagonisten zum ständigen Umdenken, um ihren Stand und ihre Position auch weiterhin aufrechterhalten zu können. Und die Gefahr, diese Unabhängigkeit aufgeben zu müssen, den Luxus und die Lebensqualität aufs Spiel zu setzen, und dies wohlgemerkt auch noch aus einer Ungerechtigkeit heraus, dies ist das zentrale Thema des Buches und wird von den zwischenmenschlichen Elementen, einer Menge Verzweiflung und einer dezent angedeuteten Kriminalstory noch übergreifend weitergeführt.

Schade ist allerdings, dass die beiden Autoren diese guten Ansätze nicht mehr so konsequent wie noch zuvor auf die Charakterzeichnungen übertragen. Sieht man mal von der sehr lebhaften, für die damalige Zeit schon fast revolutionär auftretenden Nathalia ab, bleiben die tragenden Säulen des Romans zumeist blass. Fridolin, der zwischen gesunder Aggression, Zweckoptimismus und der nimmer endenden Hoffnung angetrieben wird, mag zwar ebenfalls etwas Positives ausstrahlen, bleibt im Grunde genommen aber in seiner Präsentation zu durchschnittlich und allerweltstauglich, als dass hier Akzente gesetzt werden könnten – und gerade von seiner Person, die in „Juliregen“ der Aktivposten der Story ist, muss man einfach mehr erwarten können. Doch letzten Endes steht er sich hier mit seiner Gattin leich, die im Prinzip nur eine untergeordnete Rolle spielt, auch wenn sie die entscheidenden Situationen der Handlung sehr intensiv erlebt und vor allem in den Schlusssequenzen imminent bedeutsam ist.

Dieser nicht mehr ganz so kleine Makel überträgt sich dann auch auf die Erzählatmosphäre; die Ansätze und der Grundstock der Erzählung sind lobenswert, die Umsetzung der einzelnen Entwicklungsschritte ebenfalls. Doch zu häufig gerät man an den Punkt, wo die Figuren ebenso austauschbar werden wie die inhaltlichen Fortschritte – und genau hier verliert „Juliregen“ dann einen Teil jenes Reizes, der vor allem in den ersten Kapiteln noch so schwerwiegend ist.

Als historischer Roman ist der Abschluss der Trilogie sicherlich den Genuss wert, vor allem wegen der feinen Verschmelzung von fiktiven und realen Elementen. Doch bei einer Autorenvereinigung wie dieser, von der man eben schon so manchen großen Moment vors Auge bekommen hat, erwartet man irgendwie ein bisschen mehr als eine Geschichte, die leicht über dem Durchschnitt liegt. Doch diesem Anspruch wird „Juliregen“ letzten Endes nur stellenweise gerecht!

|Broschiert: 704 Seiten
ISBN-13: 978-3426504154|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de

_Iny Lorentz bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Kastratin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=980
[„Die Ketzerbraut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7226
[„Die Reliquie“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3766

Smith, Lisa J. – dunkle Gabe, Die (Visionen der Nacht 1)

_|Visionen der Nacht|:_

Band 1: _“Die dunkle Gabe“_
Band 2: „Der geheime Bund“
Band 3: „Der tödliche Bann“

_Kaitlyn, genannt Kait,_ hat es in der Kleinstadt Thoroughfare nicht leicht. Sie ist eine Außenseiterin, die von ihren Mitschülern und den anderen Bewohnern als Dorfhexe bezeichnet wird. Schuld daran ist ihre Gabe, Bilder aus der Zukunft zu sehen. Ihr größter Wunsch ist, aus der Kleinstadt zu entkommen und noch einmal völlig von vorne anzufangen. Die Gelegenheit erhält sie kurz darauf, als sie zur Schuldirektorin gerufen wird.

Hier erwartet sie die Forscherin Joyce, die Kait bei einem angeblichen Schultest untersucht hat. Sie erhält das Angebot, für ein Jahr nach Kalifornien zu gehen, um dort an einem Forschungsprojekt teilzunehmen.

Hierbei lernt sie die gleichaltrigen Teenager Anna, Rob, Lewis und Gabriel kennen, mit denen sie zusammen im parapsychologischen Institut lebt und zur Schule geht. Schnell freunden sie sich untereinander an, nur Gabriel schottet sich von der Gruppe ab und will für sich sein.

Kait lebt sich in ihrer neuen Umgebung schnell ein, merkt aber auch, dass hier etwas nicht stimmt. Zusammen mit ihren Freunden versucht sie herauszufinden, was es mit dem Institut wirklich auf sich hat. Doch die Entdeckung, die sie dabei machen, ist noch viel schrecklicher, als sie jemals ahnen konnten …

_Nachdem Lisa J. Smith_ zuletzt mit den letzten Bänden der „Vampire Diaries“-Reihe enttäuscht hat, war ich hier zunächst skeptisch. Allerdings wurden meine Zweifel schnell in Luft aufgelöst, denn die Autorin kehrt hier zu ihrer gewohnt guten Leistung zurück.

„Die dunkle Gabe“ ist der Auftakt der „Visionen der Nacht“-Trilogie, die sich mit den paranormalen Fähigkeiten von Kait und ihren Freunden Rob, Anna, Lewis und Gabriel beschäftigt.

Im Prinzip ist die Idee mit den paranormalen Fähigkeiten nicht neu, da die Ideen jedoch allesamt gut umgesetzt wurden, wird hier ein kurzlebiger Lesespaß garantiert.

Der Schreibstil weiß hier zu gefallen. Obwohl die Geschichte bereits 1994 im Original veröffentlicht wurde, wirkt sie dennoch sehr modern und kann mit ihren Charakteren und einer guten Handlung überzeugen. Die Geschichte liest sich flüssig und durch die mittelgroße Schrift fliegt man nur so durch die Seiten. Die Geschichte strahlt eine düstere Stimmung aus und kann die nötige Spannung erzeugen. Neben dem nötigen Spannungsbogen, werden Fantasyelemente gut und an den richtigen Stellen eingebaut. Auch eine zaghafte Liebesgeschichte ist hier zu finden, die besonders Teenagerherzen höher schlagen lässt.

Vor allem die Charaktere stechen hier besonders heraus. Obwohl man einige Protagonisten nur oberflächlich kennenlernt, wissen sie zu überzeugen. Alle sind durch ihre Gabe in ihrem normalen Umfeld zu Außenseitern geworden und konnten nur schwer bis gar nicht mit ihren paranormalen Fähigkeiten umgehen.

Besonders auffällig sind hierbei Gabriel und Kait, die ihre Gabe zwar anerkennen, aber sehr unkontrolliert damit umgehen können. Während Gabriel sich selbst als „energieraubenden Vampir“ bezeichnet, kann Kait bestimmte Bilder von Ereignissen in ihrem Kopf hervorrufen, die noch nicht geschehen sind. Allerdings weiß sie nicht, wann die Ereignisse eintreten. Ihre Bilder zeichnet sie detailliert auf. Hier kommt auch ihre Liebe zur Malerei gut zur Geltung.

Andere Charaktere, wie die Teenager Anna, Lewis und Rob sowie die Institutsmitarbeiter Joyce, Mr, Zete und Marisol kommen hier ein wenig zu kurz und man lernt sie nur wenig kennen. Da es sich hier aber wie bereits genannt um eine Trilogie handelt, erwarte ich hier noch eine Weiterentwicklung aller Protagonisten.

Sehr verwirrend ist hier jedoch das Cover, aus dem man nicht wirklich schlau wird. Zwar schafft es das Bild, die düstere Stimmung der Geschichte widerzuspiegeln, allerdings ist mir nicht klar, wer die Person auf dem Bild überhaupt sein soll. Wenn man sich die Kurzbeschreibung durchliest und sich dann das Cover anschaut, geht man spontan davon aus, dass hier Kait abgebildet ist. Da Kait jedoch graue Augen und rötliche Haare hat, fällt auch sie als Vorlage weg. Kein Protagonist passt zu dem Covermädchen, sodass hier unnötiges Potenzial verschenkt wurde.

_Fazit:_

Mit dem Trilogie-Auftakt „Die dunkle Gabe“ ist Lisa J. Smith zu ihrer alten Form zurückgekehrt und begeistert mit einer guten Handlung und tollen Charakteren, die für die nötige Stimmung sorgen und tolle Lesestunden versprechen.

|Taschenbuch: 304 Seiten
Originaltitel: Dark Visions #1 – The Strange Power
Ins Deutsche übertragen von Anne Emmert
ISBN 978-3570380000|
[www.randomhouse.de/cbt]http://www.randomhouse.de/cbt/
[www.ljanesmith.net]http://www.ljanesmith.net/www/

_Sabrina Reithmacher_

_Lisa J. Smith bei |Buchwurm.info|:_
|Night World|:
Band 1: [„Engel der Verdammnis“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6012
Band 2: [„Prinz des Schattenreichs“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6013
Band 3: [„Jägerin der Dunkelheit“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6014

|The Vampire Diaries|:
Band 1: [„Im Zwielicht (Hörbuch)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6739

Beckett, Simon – Voyeur

Eine ähnliche Einleitung hat es kürzlich bereits zu Simon Becketts eher durchschnittlichem Frühwerk „Tiere“ gegeben, hier sei sie noch einmal in Kurzform wiederholt: Der Bestseller-Autor, der mit seiner „David Hunter“-Serie zuletzt für mächtig Furore sorgte, hat auch einige schattige Kapitel in seiner literarischen Biografie zu verzeichnen. Hierunter fallen neben dem noch ganz ordentlichen, aber letzten Endes ebenso unspektakulären „Flammenbrut“ auch Titel wie „Obsession“ und das hier vorliegende „Voyeur“. Wer also mit Beckett via „Kalte Asche“ respektive „Die Chemie des Todes“ Bekanntschaft gemacht hat, sollte gewarnt sein: Die Klasse dieser Bücher konnte der seinerzeit stellenweise noch unbeholfen anmutende Autor in seiner ersten Phase als Schreiber nicht einmal im Ansatz erreichen.

_Story:_

Der kunstinteressierte Galerist Donald Ramsey hat eine ganz bizarre Vorstellung von Erotik. Das Liebesspiel als solches bewegt ihn nicht, Sex ist ihm sogar ein Gräuel, weshalb er hier auch sehr enthaltsam lebt. Lediglich die Beobachtung sexueller Handlungen erregt ihn vergleichbar mit seiner Begeisterung für die erotische Kunst. Doch Ramseys Ansichten ändern sich, als er seine Assistentin Anna dabei beobachtet, wie diese sich in den Räumlichkeiten der Galerie an- und auskleidet und sich für ein Treffen mit ihrem Lebensgefährten Marty vorbereitet. In diesem Moment entwickelt Ramsey nicht nur ein Verlangen für diese Frau, sondern steigert sich gleichermaßen in sehr obsessive Gefühle, die er aufgrund von Annas Lebenssituation jedoch nicht bedingungslos ausleben kann.

Als Donald schließlich erfährt, dass seine Partnerin und Marty sich dazu entschlossen haben, in die USA zurückzukehren, fasst Ramsey einen folgenschweren Entschluss: Er muss Marty aus dem Weg räumen und diese Entscheidung beeinflussen – und dazu ist ihm jedes Mittel recht. Sofort kommt ihm sein alter Gefährte Zeppo in den Sinn, der für jegliches Motiv über Leichen geht. Tatsächlich fehlt von Marty bald jede Spur – doch die Ermittler haben schon eine sehr diskrete Ahnung, wen sie dafür verantwortlich machen müssen …

_Persönlicher Eindruck:_

Rein inhaltlich wirft „Voyeur“ erst einmal keine besonderen Argumente auf, die das Buch mit allzu viel Kritik belasten könnten. Die Idee ist vielleicht nicht originell, aber immer noch gut genug, um der Thriller-Konkurrenz standzuhalten, und auch die Charaktere werden sehr anschaulich und ausführlich gezeichnet, sodass ein flotter, angenehmer Einstieg in die Story von der ersten Seite an gewährleistet ist. Und so verfolgt man Donalds emotionalen Wandel und schaut zu, wie aus einem ohnehin schon sehr eigenwilligen, eigenartigen Menschen ein regelrecht wahnhafter Typus wird, der von dem Wunsch, seine Assistentin zu besitzen und seine Fantasien mit ihr zu erproben, absolut besessen ist. So weit, so gut.

Was dem Roman jedoch im Zuge der sicher sehr feinen Persönlichkeitsstrukturen abgeht, ist ein Hauch von Spannung, eine vergleichbare Obsession, wie sie der Leser in den „Hunter“-Storys durchlebt. Die Handlung ist von Beginn an völlig durchschaubar und schafft es daher nicht wirklich, dieses Gefühl für Spannung zu kreieren, welches man aus Becketts jüngeren Werken kennen und lieben gelernt hat. Jeder Schritt kündigt sich bereits weit vorher an, und sein Vollzug ist lediglich eine Anekdote, die der Autor schon beschrieben hat, bevor sie dann die erwartete Umsetzung erfährt. Man weiß, dass Donald und Anna in irgendeiner Form Kontakt haben werden, man kann sich über Zeppos Erfolg sicher sein, aber auch der Umstand, dass das kriminelle Duo mit ihrer Masche in die Sackgasse läuft, wird hinlänglich vorbereitet und nimmt der Geschichte jedwedes Überraschungsmoment.

Selbst in der Schlussphase, in der sicherlich noch Spielraum für die eine oder andere halsbrecherische Wendung gewesen wäre, nimmt Beckett nicht den Mut auf, sich gegen das Konventionelle zu stellen und einer Art erotischem Erfahrungsbericht mit Thriller-Anleihen das Mindestmaß an Würze und Eigenständigkeit zu verpassen. Stattdessen rennt er jederzeit zielstrebig ins Offensichtliche und raubt sich selber das Potenzial zu jenem Nervenkitzel, den er im Vorwort noch beschreibt und der auch in „Voyeur“ Verwendung finden soll, am Ende aber wie ein völlig entfremdeter Begriff aufgenommen wird – denn wirklich herauskitzeln kann der Autor bei seinem Publikum weder Emotionen, noch das gewisse Prickeln, welches man an Seiten des aufregenden David Hunter auf jeder Seite verspürte.

„Voyeur“ hätte womöglich zur Kurzgeschichte getaugt, da der Kern der Story schnell erzählt ist und die Spielräume für etwas mehr freie Interpretation ausgelassen werden. Letztgenannten füllt Beckett stattdessen mit viel Geplänkel, langatmigen Dialogen, einem exorbitant ausgereizten, spannungsarmen Mittelteil und zum Schluss auch mit einer unerwarteten Unglaubwürdigkeit, die dem Plot das letzte bisschen Farbe rauben. Im Gegensatz zu „Tiere“ hat Beckett in seinem 92er-Debüt zwar wenigstens eine plausible Geschichte zu erzählen. Doch auch wenn „Voyeur“ nicht sein schlechtester Roman sein mag, so liegt es doch sehr ferne, den Erstling weiterzuempfehlen. Dafür ist man einerseits vom Autor selber weitaus Besseres gewohnt, kann sich andererseits aber auch bei der viel überzeugenderen Konkurrenz bedienen.

|Broschiert: 384 Seiten
Originaltitel: Fine Lines
ISBN-13: 978-3499249174|
[www.rowohlt.de]http://www.rowohlt.de

_Simon Beckett bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Chemie des Todes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2355
[„Kalte Asche“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4205
[„Leichenblässe“ (Hörbuch)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5625
[„Obsession“ (Hörbuch)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5853
[„Tiere“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=7202
[„Verwesung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6978

Werner, C. L. – Angriff der Orcs (Der letzte Jäger 1)

_|Der letzte Jäger|:_

01 _“Angriff der Orcs“_
02 „Labyrinth der Goblins“
03 „Drachenjagd“

_Story:_

Er ist eiskalt, skrupellos und bleibt für seine Feinde unberechenbar: Sobald Brunner sich in den Kopf gesetzt hat, jemanden zu töten, sei es für das nächste Kopfgeld, oder auch aus rein persönlicher Motivation, kann sich sein Gegner darauf gefasst machen, nicht mehr mit dem Leben davon zu kommen. Brunner jagt, wird gejagt, bleibt jedoch stets der Sieger in seinem gefährlichen Spiel. Doch seine Taten hinterlassen Spuren und führen ihn in manches, gemeine, hinterhältige Schicksal. Denn dort wo er am meisten verletzlich ist, dort treffen ihn seine Feinde – und opfern seine Freunde, um sich an ihm zu rächen. Doch der Kopfgeldjäger findet immer seine Genugtuung. Wenn es nicht der Sold ist, der ihn antreibt, dann der Rachedurst, der ihn zur meist gefürchteten Kampfmaschine unter der Sonne macht …

_Persönlicher Eindruck:_

Als „Warhammer“-Kunde ist man ein gewisses Schwarz-Weiß-Denken inzwischen gewohnt – denn so gut und spannend manche Zyklen auch starten und fortgesetzt werden, so schwach und ideenarm sind manchmal die Kontraste, sobald die Franchise-Kriegsmaschinerie es mal wieder mit der Darstellung von Schlachten und brutalen Gefechten übertreibt und wichtige Merkmale wie Persönlichkeits-Charakterisitika oder eine zündende Story außen vor lässt.

C. L. Werner schützt sich vor dieser Gefahr ganz clever, indem er seinen Helden durch mehrere Kurzgeschichten treibt, die zwar schon aufeinander aufbauen, in ihrer episodischen Präsentation aber vorrangig dazu dienen, das Profil des Protagonisten zu schärfen und sein teils hasserfülltes, teils auch martialisches Vorgehen in irgendeiner Form zu rechtfertigen – doch gerade hier fehlen dem Autor oft genug die schlagkräftigen Argumente.

Brunner, der unnahbare Held der Geschichte(n), ist eine am Reißbrett entworfene Kriegsmaschine, die ihren Heil im Mord an unliebsamen Figuren sucht und sich dafür individuell auch noch fürstlich entlohnen lässt. Der Kopfgeldjäger geht keine Kompromisse ein und positioniert sich als eiskalter Killer dort ein, wo schon so viele „Warhammer“-Persönlichkeiten ihren Platz gefunden haben. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass Werner ihm sehr viel Freiräume lässt und sehr um eine punktgenaue Darstellung seines Charakters bemüht ist, dabei den Inhalt seiner Einzelmissionen aber gelegentlich zu kurz kommen lässt. Es ist zwar stets die Jagd, die in allen widerlichen und misanthropischen Zügen auf den Punkt kommt, doch letzten Endes geht es vorrangig darum, den Menschen als stählernes, gefühlsarmes Etwas in den Fokus zu rücken, welches lediglich dann Emotionen zeigt, wenn man sein Umfeld gefährdet. Doch auch dann reagiert er mit der einzigen Konfliktlösungsstrategie, die ihm übrig bleibt: Morden und seinem Job nachgehen – denn mehr als ein Job ist das, was Brunner hier durchzieht, nicht.

Unterm Strich kehrt daher auch relativ bald Langeweile ein, weil die etwas unbeholfene Motivsuche sehr schnell an ihre Grenzen stößt und vom anspruchsvolleren Leser bald nicht mehr als hinreichend zufriedenstellend angenommen wird. Werner will die finsteren Gedanken seiner Leitfigur zwar in irgendeiner Form auf die Atmosphäre übertragen, verliert sich hierbei aber allzu schnell in Zweckoptimismus, der von der Handlung nicht mehr getragen werden kann. Denn irgendwann ist jedes Kapitel durchschaubar, jeder Ansatz von Spannung zunichte und jede Aufbruchsstimmung dahin – nur eben, dass dies bei „Angriff der Orcs“ recht schnell der Fall ist.

Insofern kann man jemandem nicht verübeln, dass er/sie bei „Warhammer“-Geschichten nur in zwei Kategorien denkt. Es gibt die wirklich guten Storys, und es gibt den unteren Durchschnitt. Und zu den Letztgenanntem muss man leider auch den ersten Band von „Der letzte Jäger“ zählen!

|Broschiert: 384 Seiten
Originaltitel: Blood Money
ISBN-13: 978-3492291491|
[www.piper-verlag.de]http://www.piper-verlag.de/fantasy

Ahlers, Jörgpeter – Wunder von Björn, Das (Hörspiel)

_Das runde Leder_

Neben allerlei Fantasy- und Science-Fiction-Geschichten hat ein zentrales Thema den jugendlichen Hörspiel-Markt in den vergangenen Monaten übermäßig stark bevölkert: der Fußball. Nicht erst im Zuge der vergangenen Weltmeisterschaften ist das Interesse an der Nationalmannschaft, aktuelle auch an ihrem weiblichen Pendant unglaublich gestiegen und zieht sich bis hin zu den kleinsten Kickern. Dementsprechend scheint der Markt für Geschichten um das runde Leder derzeit sehr lukrativ.

Jörgpeter Ahlers hat dieses Potenzial erkannt und vor geraumer Zeit im Verbund mit dem NDR eine Geschichte erstellt, die sich ein wenig von den klassischen Heldengeschichten im Sport abgrenzt. Seine Titelfigur ist ein typischer Verlierer – und damit eben nicht die verehrenswerte Persönlichkeit, die bei reißerischen Franchises wie „Die wilden Kerle“ die Gunst des Nachwuchses sicher hat. Doch gerade dieser Umstand macht die Sache gleich viel sympathischer.

_Story:_

Der junge Björn ist schier verzweifelt: Seit Jahren versucht er bereits, in seiner Jugendmannschaft Anschluss zu finden, wird dabei aber immer wieder mit der traurigen Tatsache konfrontiert, dass er mit seinen Mitspielern nicht mithalten kann. Die Talentfreiheit wird ihm auch gerade wieder zum Verhängnis, als die wichtigsten Spiele der Meisterschaft anstehen und Björn nicht mal für den Kader nominiert wird. Platzwart Sparwasser erkennt die Traurigkeit des Jungen und will ihm mit außergewöhnlichen Mitteln zum Erfolg und zu mehr Zugehörigkeit in der Mannschaft verhelfen. Er schenkt Björn die sagenumwobenen Krakenhandschuhe, deren Träger sicher sein kann, jeden Ball zu halten. Beim ersten Training erweisen sich die Handschuhe tatsächlich als Wunderwaffe – und machen Björn zuversichtlich, endlich die Akzeptanz, die er sich so lange gewünscht hat, zu erfahren. Als das wichtige Spiel gegen die Jugendabteilung vom FC Bayern München ansteht, scheint sich das Schicksal jedoch erneut gegen den tapferen Björn zu wenden; die Handschuhe wurden in der vorherigen Nacht gestohlen. Nun muss der Fußballbegeisterte beweisen, dass er auch mit den üblichen Mitteln zum Wunderknaben taugt …

_Persönlicher Eindruck:_

Die Geschichte um den kleinen Björn ist eine allzu typische Erfahrung, die viele Jungs in ihrer ‚Laufbahn‘ als Fußballer durchleben müssen: Talentfreiheit als großes Problem, fehlende Akzeptanz als Folge – Kinder können in diesem Fall grausam sein, ohne sich dabei Gedanken darüber zu machen, wie es dem vermeintlichen Loser-Kandidaten eigentlich bei der Sache geht. Dieser Umstand wird von Hörspiel-Autor Jörgpeter Ahlers jedoch nicht allzu weit in den Vordergrund gestellt. Häme und Spott fallen im Gegensatz zu manch vergleichbarer Geschichte also komplett unter den Tisch, was dem Hörspiel auch einen sehr sympathischen, leichter zugänglichen Charakter verpasst.

Stattdessen geht es vielmehr darum, einem verzweifelten Jungen auf die Sprünge zu helfen und darzustellen, dass es sich immer lohnt, die Hoffnung nicht aufzugeben. Und dies geschieht im Rahmen der ca. 50-minütigen Inszenierung auch nicht. Björn ist sich seiner mangelnden Qualitäten bewusst, steckt den Kopf jedoch nicht in den Sand, sondern drängt sich beim Trainer auf, endlich seine Chance zu bekommen. Die Wendung mit den Wunderhandschuhen trägt zwar nicht gerade dazu bei, dass sich die Story realistisch weiterentwickelt, bringt aber ein wenig Humor in die ganze Sache, welcher schließlich auch noch von der erfinderischen Person des Platzwarts getragen wird. Ahlers beweist hier Kreativität, lehnt sich aber nicht zu weit aus dem Fenster, sodass der Kern der Handlung nie aus den Augen verloren wird – denn schließlich muss Björn sich am Ende auch ohne seine außergewöhnlichen Hilfsmittel beweisen.

Während die Geschichte sich wirklich sehr schön gestaltet und im angenehmen Fluss für Unterhaltung sorgt, ist die Inszenierung gelegentlich ein bisschen hektisch. Zwar sind die einzelnen Figuren klar herausgehoben und individuell identifizierbar, doch gerade in den Spielreportagen schwenkt man teilweise zu sehr zwischen den einzelnen Schauplätzen und sorgt ab und an für ein bisschen Verwirrung. Der Strang bleibt aber nichtsdestotrotz sehr linear und verstrickt sich nicht in Nebengeschichten, die dem Hauptplot in irgendeiner Form nicht mehr zuträglich wären. Insofern sind die hier genannten Kritikpunkte nicht von großer Tragweite und können schlussendlich auch gerne vernachlässigt werden.

Wem die „Wilden Kerle“ also zu arrogant und die „Teufelskicker“ zu heroisch sind, der darf sich gerne bei dieser netten Alternative bedienen – vielleicht auch gerade weil die Geschichte in sich abgeschlossen ist und nicht noch dutzende Male neu aufgekocht werden muss!

|CD-Spielzeit: 53:22 Minuten
ISBN-13: 978-3833725371|
[www.jumboverlag.de]http://www.jumboverlag.de