Brent Weeks – Jenseits der Schatten (Schatten-Trilogie 3)

Die Schatten-Trilogie:

Band 1: „Der Weg in die Schatten“
Band 2: „Am Rande der Schatten“
Band 3: „Jenseits der Schatten“

Mit „Jenseits der Schatten“, dem letzten Teil der Nachtengel-Trilogie, schließt der amerikanische Autor Brent Weeks seine Saga um den Assassinen Kylar Stern ab.

Als Schüler von Durzo Blint erreichte der noch sehr junge Kylar ein erschreckendes Talent für das Töten seiner Opfer. Und dadurch entwickelte sich ein fast schon legendärer Ruf als |Nachtengel von Cenaria|. Die Invasoren aus Khalidor konnte er retten, den brutalen und grausamen Gottkönig töten, der seine Heimat tyrannisch seinem Willen unterworfen hat.

Doch der Sieg verlangte ihn einen hohen Preis. Seinen rechten Arm hat er verloren, seine Frau Elene ist verschollen und noch dazu ist er durch die Magischen Ringe an Vi, eine ebenfalls tödliche Attentäterin, gebunden. Auch der „Wolf“ in der mystischen Schattenwelt ist alles andere als offen gegenüber dem Blutengel und jetzigen Nachtengel.

Cenaria wird regiert von einer Königin – Terah Graesin – und Logan, dem eigentlichen König Cenarias, und nun sieht sich der militärische Oberbefehlshaber aufgrund weiterer Bedrohungen durch Invasoren genötigt, schnell zu handeln. Doch in ihm sträubt sich alles dagegen, die Königin zu stürzen, um sein rechtmäßiger Erbe anzutreten.

Kylars Plan ist die einzige Chance, um vielleicht den ganzen Kontinent und die angrenzenden Länder zu retten, zumal ein khalidorischer Magier das Ziel verfolgt, die personifizierte Göttin Khali zu beschwören. Ein Alptraum, der darauf abzielt, sich selbst als Gottkönig über alle zu erheben.

Um das Land zu retten, muss Kylar seine Freundschaft zu Logan aufs Spiel setzen und sich töten lassen, aber als Unsterblicher muss er dafür einen Preis zahlen, dessen er sich zu spät bewusst wird …

Kritik

Der dritte und abschließende Roman der Schatten-Trilogie unterscheidet sich enorm von den beiden Vorgänger-Romanen. Auch wenn nun alle Geheimnisse und Fragen gelüftet werden, wird es im Laufe der Handlung, die durch und durch mit Magie versetzt ist, sehr unruhig und manchmal schwer nachvollziehbar.

Der Autor Brent Weeks übertreibt es mit seiner unglaublichen Vielzahl von Charakteren, die den sowieso schon unübersichtlichen Kontinent bevölkern. Auch hier kann man schnell den roten Faden verlieren, denn die eine oder andere Prophezeiung wirkt absolut überdreht und unangemessen.

In „Jenseits der Schatten“ konzentriert sich die Handlung meist auf Kylar und auf Logan. Mit Vi und Elene, die beide um die Liebe des Attentäters buhlen, gibt es zwar eine Nebenhandlung, doch auch hier steht sie parallel zu der des Nachfolgers des Gottkönigs Dorian, der versucht, Khalidor zu schützen, und auch so manches Urteil fällt, von dem er früher zutiefst glaubte, es wäre Unrecht.

Totgeglaubte leben länger! Ein Sprichwort, das sich hier auch gleich manifestiert, denn Durzo Blint, der Meister und Ziehvater Kylars, lebt. Nach ein paar Jahrhunderten der Kämpfe und der politischen Verwicklungen und Leben, die er führen musste, ist er „müde“ geworden und möchte an der Seite von Momo K. und seiner Tochter „alt“ werden. Doch wie auch bei Kylar, kann er sich seinem Schicksal nicht entziehen.

Ein großer Kritikpunkt sind die magischen Elemente. Hier wird munter verzaubert, verflucht, beschworen, verhext, und auch so manches übernatürliche Wesen und einige doch recht muntere Untote versammeln sich zu einem Showdown, der zwar explosiv verläuft, aber deutlich über die Grenzen der beiden ersten Romane hinausgeht.

Auch wenn es sich hier um das Genre Fantasy handelt, wird die Handlung dann leider allzu phantastisch. Doch es gibt auch Momentaufnahmen, die fabelhaft und wirklich großartig erzählt werden. Gerade die Freundschaft zwischen Kylar und Logan – dieser Bruch ist eine der einfühlsamsten und dramatischsten Szenen, die ich je gelesen habe.

Und wenn wir gerade von Dramatik sprechen: Kylars Unsterblichkeit ist mehr Fluch als Segen, und sein Opfer wird den Leser manches Mal schlucken lassen oder gar zu Tränen rühren. Solche Sensibilität hätte ich dem Autor Brent Weeks nicht zugetraut, erzählt er doch die Geschichte eines Berufsmörders, auch wenn dieser eigentlich ein recht guter Kerl ist.

Erfrischende Momente präsentiert uns Vi, ebenfalls eine tragische, geläuterte Figur mit ebenfalls mächtigem, magischem Potenzial. Hinter Klostermauern, und dann noch bei der Unterrichtung von Zaubern, ist ihr nicht wirklich wohl. Sie sehnt sich nach Kylar, in den sie sich auch ohne die magisch bindenden Ringe verliebt hat. Als Elene später noch im gleichen Kloster einquartiert wird, ist das Liebeschaos perfekt.

Dramatisch und vor allem actionreich geht es zu, wenn sich auf dem Schlachtfeld die verschiedenen Staaten mit ihren Armeen einfinden. Hier haben alle Beteiligten ein Wörtchen mitzureden, und neben viel Zauber wird natürlich auch mit konventionellen Waffen gekämpft.

„Jenseits der Schatten“ von Brent Weeks lebt von einer konzentrierten und schweren Tragik. Kylar und Durzo, nein, eigentlich jeder der Charaktere muss Opfer bringen, manche schweren Herzens. Andere hingegen verschreiben sich einer Sache, die größer und wichtiger ist als sie selbst.

Das ist genau der Mittelpunkt und die Botschaft der Geschichte, die Brent Weeks hervorragend vermittelt. Manchmal zwischen den Zeilen, manchmal kann man nur interpretieren oder Vermutungen anstellen. Doch hier dreht sich am Ende alles um Liebe, Vertrauen und darum, dass das eigene Schicksal, gemessen an den vielen anderen Leben, ein Staubkorn im Wind sein kann, der Flügelschlag eines Schmetterlings, der einen Orkan auslösen kann.

Fazit

Trotz der übertriebenen magischen Momente in „Jenseits der Schatten“ ist der vorliegende Roman absolut zu empfehlen.

Die ganze Schatten-Trilogie, wie sie untertitelt ist, übertrifft die Erwartungen und reiht sich als Perle in die Reihe aktueller Fantasyromane ein.

Brent Weeks erschuf mit Kylar und Durzo Charaktere, die man gerne wiedersehen möchte und an deren Schicksal man aktiv teilnimmt. Hier wird getötet, geopfert, geliebt, es werden Fehler begangen und großartige Ziele verfolgt. Und wenn eine Saga Helden hervorbringt, die menschlicher nicht sein können, dann ist dies genau hier passiert.

„Jenseits der Schatten“ ist der Abschluss einer bald legendären Trilogie und hoffentlich nur der Auftakt zu weiteren Abenteuern mit den gleichen oder auch anderen Charakteren dieser Fantasywelt.

Tauchen Sie „Jenseits der Schatten“ ein, es wird Sie in eine Tiefe reißen, aus der Sie gar nicht mehr entkommen wollen.

Taschenbuch: 699 Seiten
Originaltitel: Beyond the Shadows (Night Angel 3)
Übersetzung: Hans Link
ISBN-13: 978-3442266302

www.brentweeks.com
www.randomhouse.de/blanvalet

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Levy, Mark – erste Nacht, Die

_Nach den schrecklichen Ereignissen_ in China ist Adrian bei seiner Mutter, um sich zu erholen, als sein Freund Walter plötzlich bei ihm auftaucht und ihm die aus China geretteten Sachen von Keira bringt. Unter anderem sind zwischen diesen Dingen auch Fotos, die Keira und Adrian zeigen. Erfüllt mit einer großen Trauer schaut Adrian sich die Bilder aus glücklichen Tagen an, bis ihm ein Foto in die Hände fällt, das Keira mit einer Narbe auf der Stirn zeigt. Diese hatte sie noch nicht, als der Unfall sie das Leben gekostet haben soll! Was nur bedeuten kann: Keira lebt.

Adrian ist ab diesem Moment nicht mehr zu halten und bereitet sich auf eine schnelle Reise Richtung China vor, um Keira zu suchen. Sein einziges Ziel ist nun, Keira zu finden, um mit ihr die Geheimnisse der beiden Anhänger zu lüften.

Die geheime Organisation setzt allerdings weiterhin alles daran, dieses Geheimnis zu schützen, und schreckt dabei vor nichts zurück, sogar Mord kommt für das Oberhaupt dieser Organisation durchaus in Frage.

_Kritik_

„Die erste Nacht“ ist die Fortsetzung vom Marc Levys mystischem Roman „Der erste Tag“ und schließt kurz nach den Vorfällen in China an. Wie auch in dem Vorgängerroman handelt „Die erste Nacht“ von zarten Liebesbanden, einem spannenden Abenteuer und der Mystik um die Entstehung der Menschheit.

Der Schreibstil des Autors setzt sich in der Geschichte fort. Flüssig zu lesen, baut Marc Levy wieder einen Spannungsbogen auf, der zu fesseln weiß. Die Spannung lässt den Leser nicht los, und zusammen mit Adrian und Keira macht der Leser sich auf, die Geheimnisse der Menschheit zu lösen und der finsteren Organisation möglichst immer einen Schritt voraus zu sein.

Wieder müssen sich die Protagonisten auf eine Reise quer durch die Kulturen und verschiedenen Länder machen, die bildgewaltig beschrieben sind. So kann sich der Leser leicht die Umgebung vorstellen und sich mitten im Geschehen wiederfinden.

Dem Autor gelingt es erneut, eine außergewöhnliche Mischung der verschiedenen Genres wie Thriller, Kulturgeschichte und Liebesroman zu schaffen. Viel Gefühl und atemlos machende Spannung verbinden die verschiedenen Genres zu einem perfekten Ganzen.

Aus wechselnden Perspektiven weiß der Leser immer, was die einzelnen Personen planen, und so steigt die Spannung. Die Erlebnisse von Adrian und Keira werden weiterhin aus Adrians Perspektive erzählt, die Vorhaben der übrigen Protagonisten aus der Sicht eines Beobachters. Die einzelnen Handlungsstränge verwebt der Autor zu einem vollkommenen Ganzen. Der Leser kann die Entscheidungen und Handlungen durch die verschiedenen Perspektiven sehr gut nachvollziehen.

Die Charaktere, die der Leser bereits in „Der erste Tag“ kennenlernen durfte, werden weiter ausgebaut, und auch die Motive der einzelnen Figuren sind klar nachzuvollziehen. Durch die vielschichtige Zeichnung und glaubwürdige Entwicklung der Protagonistin und Widersacher wirkt der Roman authentisch und nachvollziehbar. Auch die Beziehungen unter den Figuren reifen und vervollkommnen die Geschichte. Am Ende des Romans bleibt keine Frage mehr offen und das Ende ist schlüssig.

Das Cover ist passend zum ersten Teil gestaltet. Diesmal in Dunkelblau gehalten, zeigt es über einer Landschaft den Sternenhimmel. Und eine männliche Hand hält das Tuch, das schon auf dem Cover des Romans „Der Erste Tag“ von einer Frauenhand gehalten wird.

_Fazit_

Auch der zweite Teil „Die erste Nacht“ von Marc Levy ist als gelungen zu bezeichnen. Die Geschichte setzt sich fort und zum Ende werden alle offenen Fragen entschlüsselt. Marc Levy hat mit den beiden Romanen dieser Serie etwas für ihn Neues entworfen, was sich von seinen sonstigen Werken abhebt, seinen Fans dabei durchaus gefallen dürfte und auch eine neue Fangruppe erschließt.

Lesern mystischer, spannender Geschichten ist „Die erste Nacht“ klar zu empfehlen, der erste Teil „Der erste Tag“ gehört dabei zur Geschichte und sollte auf jeden Fall zuerst gelesen werden, da „Die erste Nacht“ darauf aufbaut.

_Autor_

Marc Levy ist 1961 in Frankreich geboren. Mit achtzehn Jahren engagiert er sich beim französischen Roten Kreuz, für das er sechs Jahre tätig ist. Gleichzeitig studiert er Informatik und Betriebswirtschaft an der Universität in Paris. Von 1983 bis 1989 lebte er in San Francisco, wo er sein erstes Unternehmen gründete. 1990 verließ er die Firma und eröffnete mit zwei Freunden ein Architektenbüro in Paris. Er entdeckte schon früh seine Liebe zur Literatur und zum Kino und schrieb mit siebenunddreißig Jahren seinen ersten Roman, |Solange du da bist|, der von Steven Spielberg verfilmt und auf Anhieb ein Welterfolg wurde. Seitdem wird Marc Levy in zweiundvierzig Sprachen übersetzt, und jeder Roman ist ein internationaler Bestseller. Marc Levy, der mit seiner Familie in New York lebt, ist mit 20.000.000 verkauften Büchern der erfolgreichste französische Autor weltweit. (Verlagsinfo)

|Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Originaltitel: La première nuit
ISBN-13: 978-3764503796|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet

_Marc Levy bei |Buchwurm.info|:_
[„Solange du da bist“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3325
[„Kinder der Hoffnung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5190
[„Der erste Tag“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6715

RICHELLE MEAD – Seelenruf (Vampire Academy 05)

Rose Hathaway, der Heldin aus Richelle Meads Reihe „Vampire Academy“, ist einfach keine Ruhe vergönnt. In Band 5, „Seelenruf“, wird erneut ihr komplettes Leben auf den Kopf gestellt.

Nachdem es Rose nicht gelungen ist, ihren ehemaligen Geliebten, der sich in einen bösartigen Strigoi verwandelt hat, in Russland zu töten, kehrt sie frustriert nach Amerika zurück. An der St. Vladimir’s Academy macht sie mit Bestnote ihren Abschluss als Wächterin, das bedeutet, dass es danach ihre Aufgabe sein wird, die gutartigen Vampire, die Moroi, zu beschützen. Sie und ihre beste Freundin Lissa, die Letzte eines uralten Moroi-Geschlechts, hoffen, dass Rose Lissas Wächterin wird, doch ihre Chancen sinken rapide, als die beiden den Königshof der Moroi gehörig durcheinander wirbeln.

Rose erfährt, dass Victor Dashkov jemanden kennt, der einen Strigoi zurück in einen Menschen verwandelt hat. Dummerweise sitzt Victor aber hinter Gittern – weil er Lissa einmal entführt hat. Doch das ist kein Hindernis für Rose, die aufgrund ihres Temperaments einen gewissen Ruf hat. Gemeinsam mit ihren Freunden heckt sie einen Plan aus, um Victor aus dem Gefängnis zu befreien, doch natürlich läuft nicht alles glatt. Plötzlich steht Rose Dimitri gegenüber – und steht erneut vor der Frage, ob sie ihren Geliebten töten oder leben lassen soll …

„Seelenruf“ macht da weiter, wo „Blutschwur“ aufgehört hat. Anstatt ihre Bücher auf bloße Schulquerelen zu beschränken, entführt Mead den Leser auch dieses Mal zu fernen Schauplätzen. Alaska, Las Vegas, den Königshof der Moroi – leider gelingt es der Autorin nicht wirklich, diese Orte anschaulich zu schildern, doch es reicht, um die Handlung zu unterstützen. Die Geschichte selber ist randvoll mit Action, Gefühl und Intrigen, die Rose zu schaffen machen. Ihr schlechter Stand am Königshof sowie ihr hitziges Temperament sorgen für einige brenzlige Situationen, ihr Kampf um Dimitri ist etwas fürs Herz. Dabei bleibt dessen Schicksal lange unklar. Es wird allerdings zu schnell aufgelöst, nämlich ungefähr in die Mitte des Buches. Auch wenn das Ende einen wirklich mitreißenden Cliffhanger bereithält, liegt dazwischen eine kurze Durststrecke, während der nicht viel passiert.

Nachdem Rose in den vorherigen Bänden von der Schulrebellin zu einer erwachsenen, jungen Frau herangereift ist, zeigt sie sich in „Seelenruf“ wieder von ihrer kratzbürstigeren Seite. Am auf Etikette bedachten Hof eckt sie mit ihrer widerspenstigen Art immer wieder an und ihre Vorliebe für waghalsige Aktionen beschädigt ihren ohnehin schlechten Ruf noch mehr. Umso mehr begeistert sie den Leser mit ihren Aktionen gegen das Establishment. Ihr ohnehin schon runder Charakter bekommt dadurch noch eine zusätzliche Facette. So wie es in einer guten Buchreihe sein soll, entwickelt Mead ihre Hauptfigur in jedem Band weiter.

Geschrieben ist „Seelenruf“ gewohnt souverän. Die Autorin schafft es, die Geschichte in packende Worte zu fassen, ohne dabei die emotionale Seite zu kurz kommen zu lassen. Sie fasst sich kurz, aber präzise. Ihre Beschreibungen bieten einen guten Rahmen, lassen aber auch genug Spielraum für die Fantasie des Lesers. Roses Persönlichkeit spiegelt sie dabei sehr gut wider. Die Stimmung ist ernst und erwachsen, manchmal auch sarkastisch, aber selten so beschwingt humorvoll wie zum Beispiel die Bücher von Kim Harrison. Dies wäre an dieser Stelle allerdings auch deplatziert gewesen, da das Buch nun mal eine eher düstere Atmosphäre hat.

Auch im fünften Band der „Vampire Academy“-Reihe enttäuscht Autorin Richelle Mead nicht. Die Hauptperson Rose und ihr verzwicktes Privatleben, ihr gefährlicher Job und ein toller Erzählstil lassen „Seelenruf“ zu einer fesselnden Geschichte werden. Einziges Manko: Die Längen in der Handlung. Für diese entschädigt die Autorin aber mit einer unerwarteten Wendung und einem spannenden Cliffhanger, der Lust auf den nächsten Band in der Serie macht.

Broschiert: 432 Seiten
Originaltitel: Spirit Bound
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3802583469

http://www.egmont-lyx.de
http://www.richellemead.com

Richard Montanari – Septagon

„Mr. Ludo“, der ebenso geniale wie irrsinnige Magier, arbeitet an einem Kunstwerk, für das die Körper von sieben Frauen den Rohstoff bilden; vier Opfer hat sein Wahn bereits gefordert, während zwei Polizisten verzweifelt versuchen, dem ein Ende zu machen … – Montanari, der Meister der bizarren Killer-Thriller-Plots, kämpft nicht immer erfolgreich gegen das Klischee, ringt jedoch dem strapazierten Sub-Genre einen effektvoll variierten, rasanten und im letzten Drittel furiosen Pageturner ab.
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Curtis Klause, Annette – Blood and Chocolate

_Die 16 Jahre alte Viviane_ musste zusammen mit ihrem Rudel nach einem verheerenden Brand, bei dem sie ihren Vater verlor, umziehen. In ihrer alten Heimat war man dem Rudel auf die Schliche gekommen: Viviane und das Rudel sind keine Menschen, sondern „loup-garous“, Werwölfe.

Vivianes Vater war der Anführer des Rudels, und seit seinem Tod gibt es im Rudel einige Unruhen. Ein neuer Anführer muss dringend her, auch, um die Jugendlichen in den Griff zu kriegen. Da ein Anführer, mit dem alle Rudelmitglieder einverstanden sind, nicht gefunden wird, muss dieser nun durch einen Kampf bestimmt werden. Wird dies Einfluss auf Vivianes Leben nehmen?

Neben Viviane gibt es noch fünf weitere Jugendliche, alles Jungs, die schon vor dem Brand für einige Unruhe gesorgt haben und nun völlig außer Kontrolle geraten. Die „Fünf“ würden gerne Vivianes Herz erobern. Nicht nur, dass sie wunderschön ist, auch, dass ihr Vater Anführer war, zieht die Jungs an. Doch Viviane verliebt sich in einen Menschen names Aiden.

Dies wird vom Rudel nicht gerne gesehen, denn immerhin läuft Viviane so Gefahr, das ganze Rudel zu verraten. Eine unproblematische Beziehung ist auch nicht möglich, da Viviane sich zumindest bei Vollmond verwandeln muss. Wie soll sie Aiden ihr wahres Wesen begreiflich machen und wie wird Aiden reagieren?

_Kritik_

Bereits 1997 hat Annette Curtis Klause den Roman „Blood and Chocolate“ geschrieben. Dieser wurde 2007 verfilmt und nun vom |Heyne|-Verlag auf Deutsch veröffentlicht.

Erwartet wird nach dem Klappentext eine romantische Liebesgeschichte, doch diesem Anspruch kann der Roman leider nicht gerecht werden. Die Beziehung zwischen Aiden und Viviane entwickelt sich schnell, und Platz für viel Romantik bleibt da nicht, auch wenn Ansätze durchaus erkennbar sind. Leider fehlt es dabei an Tiefe. Die Bemühungen der Werwölfe, Viviane für sich zu gewinnen, bleiben dagegen unerkennbar, jedoch bleiben echte Bemühungen, Vivianes Herz zu erobern, völlig aus.

Die Autorin beschreibt die Beziehung zwischen Werwolf und Menschen sehr ‚realistisch‘, wobei allerdings die Aussage „Fleischjunges“ oft fällt, was auf den Leser durchaus befremdlich wirken kann. Positiv fällt auf, dass die Werwölfe nicht romantisch verklärt, sondern „artgerecht“ und damit wild und animalisch beschrieben werden. Dem Schreibstil der Autorin kann der Leser leicht folgen. Auf detaillierte Beschreibungen verzichtet die Autorin dabei fast völlig. Das Geschehen und auch die Umgebung wirken daher recht oberflächlich und blass konzipiert.

Lobenswert ist, dass die Autorin es schafft, eine abschließende Geschichte zu erzählen, und auch die Zielgruppe jugendlicher Leser dürfte erreicht werden. Die Geschichte wird aus der Perspektive eines Beobachters erzählt, der sich auf Viviane konzentriert. Die widerstrebenden Gefühle gegenüber dem Rudel und auch auf die Beziehung zu den Menschen werden dabei sehr gut erkennbar und verständlich hervorgehoben. Einerseits ist sie auf ihre Gestalt als Wolf sehr stolz, eine Beziehung zu einem Menschen scheint dabei aber so gut wie unmöglich. Da sie sehr in Aiden verliebt ist, fühlt sie sich teilweise sehr zerrissen.

Am Tod ihres Vaters fühlt sie sich mitverantwortlich und leidet unter ihren Schuldgefühlen. Ihre Mutter ist ihr da keine große Hilfe. Vielmehr gibt diese sich ihren Instinkten hin, die Tochter scheint ihr da egal zu sein.

Die Figurenentwicklung macht sich ansonsten kaum bemerkbar. Zudem sind die Protagonisten wenig einzigartig konzipiert, und das Unterscheiden funktioniert fast nur über die Namen. Gerade bei den Werwölfen des Rudels fehlen die charakterlichen Eigenheiten, die jedes Wesen einzigartig machen. Trotzdem wirken die Werwölfe an sich sehr lebensecht, das Tierische überwiegt dabei und die Mitglieder folgen eher den tierischen Instinkten, als dass sie menschlich wirken. Viviane ist schon aufgrund der Erzählperspektive der lebendigste Charakter unter ihnen, und die Geschichte stützt sich auf sie. Der Charakter von Aiden ist bemerkenswert überzeugend, wenn auch recht eindimensional entwickelt.

Das Buch erweist sich als absoluter Hingucker, denn das Cover ist sehr interessant gestaltet. Eine dunkelhaarige junge Frau ist zu sehen, und farblich ist das Cover in Brauntönen gehalten. Passend dazu sind der Titel und der Name der Autorin eingefügt. Der Klappentext ist allerdings verwirrend: „Eine magische Liebesgeschichte, die Millionen begeistert“ wird dort versprochen. Leider kann das Buch dies nur bedingt erfüllen.

_Fazit_

„Blood and Chocolate“ von Annette Curtis Klause ist eine nette und im Genre Fantasy angesiedelte, realistisch angehauchte Geschichte, die die Erwartungen jedoch nur bedingt erfüllen wird. Aufgrund des Klappentextes erwartet der Leser eventuell zu viel von diesem Buch.

Schön fand ich, dass die Werwölfe so beschrieben waren, wie man sich diese Rasse vorzustellen hat, ohne zu sehr menschlich zu wirken. Auf romantische Verklärung wird hier verzichtet, was durchaus eine Abwechslung darstellt.

Einige der dort getroffenen Aussagen fand ich sehr oberflächlich, insbesondere „Du musst mich doch lieben, ich bin doch schön“, die des Öfteren fällt, fand ich grenzwertig. Gerade bei Jugendbüchern finde ich wichtig, dass andere Werte hervorgehoben und vermittelt werden.

„Blood and Chocolate“ ist eine Geschichte, die die paranormalen Wesen einmal von einer anderen Seite beleuchtet, was interessant zu lesen ist und sich so deutlich von der Masse abhebt. Vergisst man bei dem Ganzen den Klappentext und geht nicht mit zu großen Erwartungen an dieses Buch heran, dürfte es durchaus lesenswert und erfrischend anders sein.

_Autorin_

Annette Curtis Klause wurde in Bristol, England geboren und kam als Teenager in die USA. Mit fünfzehn Jahren schrieb sie Vampir-Gedichte, die sie dann auch zu ihrem ersten Roman inspirierten. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren Katzen in Hyattsville, Maryland und leitet als Bibliothekarin die Kinderbuchabteilung der Aspen Hill Community Library in Montgomery County. (Verlagsinfo)

|Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
Originaltitel: Blood and Chocolate
ISBN-13: 978-3453266919|
http://www.heyne.de

Terry Pratchett – Der Club der unsichtbaren Gelehrten (Lesung)

Terry Pratchetts „Scheibenwelt“ wächst und gedeiht. Wagt man in einer beliebigen Buchhandlung den Blick ins Fantasyregal in der Hoffnung, dort vielleicht einen der Scheibenwelt-Romane zu finden, wird man schier erschlagen von der Masse der versammelten Pratchett-Werke. Ein Grund, warum mancher vor dem Kauf scheuen könnte – denn wo ist der Anfang? Pratchett verspricht jedem Leser, an jedem Punkt einen Blick auf seine Scheibenwelt wagen zu können, ohne Vorwissen aus anderen Romanen mitbringen zu müssen. Schon das ist ein Kunststück für sich. Davon abgesehen ist die Scheibenwelt eine Schöpfung ohne Gleichen, die jede Beachtung mehr als verdient und mit jedem Roman, jeder Facette grandios unterhält.

Der Fußball. Die Bewohner der Scheibenwelt erfinden ihn neu, während sie ihn traditionell spielen. In den Tiefen der Unsichtbaren Universität bahnt sich ein katastrophaler Einbruch im Haushalt an, als Professor Stibbons herausfindet, dass ein Großteil des Geldes aus einem Fonds stammt, der an die Tradition des Fußballs an der Universität gebunden ist. Da die Zauberer schon lange Jahre kein Spiel mehr gespielt haben, droht der Rückzug der Fördergelder und damit ein radikaler Einschnitt in die Lebens- und vor allem Essgewohnheiten der Zauberer.

Man sucht also händeringend nach einem adäquaten Trainer für das völlig unsportliche Team der Universität, während Herr Nutt, der Kerzentropfer aus den Kellergewölben, mit seinem Freund Trevor Lightley die ersten Erfahrungen im Umgang mit Fußballfans und anderen Menschen im Allgemeinen macht. An Nutt offenbaren sich ständig neue Stärken und verborgene Talente, er überflügelt in einer Diskussion sogar den ehrgeizigen Zauberer Ponder Stibbons mit seinen philosophischen Erläuterungen und hindert einen brutalen Fußballproleten an Mord und Totschlag. Als sich herausstellt, dass Nutt einer der als ausgerottet geltenden Orks ist, gerät Ankh Morpork in hellen Aufruhr …

In der universitären Nachtküche zaubert Glenda Zuckerbohne Pasteten höchster Vollendung und versucht, ihre lebensuntaugliche Freundin Juliet, das neue Haushaltsmädchen, bei dem selbst die zölibatären Zauberer Stielaugen bekommen, vor den Annäherungsversuchen Trevors zu bewahren, den sie als Schwerenöter kennt. Sie bekommt ihre liebe Not, denn eine trendige Zwergenmodedesignerin wird auf Jules aufmerksam und engagiert sie mit einem künstlichen Bart als Model für ihr Label.

Und über allem droht die Unfähigkeit der Zauberer, die Brutalität des Pöbels und die schicksalhafte Begegnung mit Herrn Nutt, die Traditionen und den Fußball verhängnisvoll zu verändern …

Zwar ist der Fußball Anlass dieser Geschichte und zwar spielt er eine recht große Rolle (so entwickeln die Zauberer aus dem illegalen Straßenkicken gegen einen mit Leder umwickelten Holzklotz bei billigen fettigen Pasteten und ohne Blickkontakt zum Spiel für die meisten Zuschauer), doch der eigentliche Gegenstand ist eine Liebesgeschichte, ein unerkannter Ork und die erneute grandiose Charakterisierung der Zauberer. Das sind nämlich ein Haufen alter Säcke, die keine Ahnung von nichts haben und auch nichts mit sich und ihrer Zeit anzufangen zu wissen scheinen, abgesehen von regelmäßigen, häufigen und ausgiebigen Mahlzeiten bei reich gedeckten Buffets jeglicher Ausrichtung. Der Fußball rückt ihnen nur ins Bewusstsein, weil all ihre Annehmlichkeiten (nämlich die Mahlzeiten) aus einem Fonds finanziert werden, der an eine Bedingung geknüpft ist: Mindestens einmal alle zwanzig Jahre ein Fußballspiel zu bestreiten.

Der Vorleser Boris Aljinovic, der sich aufgrund der Geschichte vor allem mit den Stimmen älterer Männer beschäftigen muss, macht einen sehr guten Job, obwohl man im Verlauf der ersten CD manchmal den Eindruck gewinnt, er würde einen Charakter doppelt belegen – so meint man im Erzkanzler Ridcully den Kerzenknappen Trevor Lightley wiederzuerkennen, wobei Letzterer bei einem Aufeinandertreffen der beiden mit einer plötzlich höheren Stimme belegt und dadurch unkenntlich gemacht wird. Es bleibt aber bei diesem einen Fall, im weiteren Verlauf pegelt sich Aljinovic auf jeweils eigenständige Charakterisierungen mit Wiedererkennungswert ein, die auch dem entsprechenden Protagonisten gerecht wird. So bekommt beispielsweise Nutt eine recht hohe, zurückhaltende Stimme mit intellektuellem Touch, während Trevor einen leicht verwaschenen, schwammigen Ausdruck bekommt, der seinen Stand und seinen Umgang mit den Straßenbanden im Fußballfieber verdeutlicht.

Neben den Zauberern, die in ihrer fast unbeschreiblichen Art ein bedeutendes Charisma ausstrahlen, ist Natt ein Hauptinteresseträger der Geschichte. Hier drückt Pratchett auch die nächste Fantasygattung, den Ork, auf seine Scheibenwelt und wirft ein Schlaglicht auf seine Entstehung, seine Geschichte und die Problematik seiner Existenz. In diesem Zusammenhang nimmt die Geschichte eine gewisse Ernsthaftigkeit an, als eine filmähnliche Sequenz von wenigen Sekunden Länge Zeugnis von der Rolle der Menschen bei den brutalen und unbeschreiblich blutrünstigen Kriegen der Orks ablegt und sie als Sklaventreiber offenbart. Damit erhalten die verfolgten Orks auf der Scheibenwelt eine zukünftige Chance, sich zu einem eigenen Volk ohne die Klischeebehaftung als Kopfabreißer zu entwickeln. Nutts Rolle hierbei ist noch nicht beendet – ein interessantes Detail ist seine Begegnung mit dem immer wieder auftauchenden Tod, der Nutts Lebensuhr neu stellt.

Trevor ist der Sohn des Fußballidols aller Fans, der brutal nach einem Spiel ermordet wurde. Er schwor seiner Mutter, dem Fußball zu entsagen, doch vor allem seine unerwartete Romanze, die dem Roman eine auf witzige Weise seicht kitschige Note verleiht, bringt ihn doch ins Team der Zauberer. Und mit Glenda wirkt noch eine resolute junge Frau mit einem großen Herz (und einer herausragenden Qualität in der Küche) mit am Glück des jungen Paares wie auch am Glück der Stadt, der Universität und der Orks, insbesondere Natts.

Es ist also ein pratchetttypisch vielschichtiger Roman, dessen absurde Zusammenhänge, überhaupt die schrägen Entwicklungen, mehr das Charisma der Scheibenwelt transportieren als die Handlung an sich, die trotz des geringen Umfangs schwer in wenige aussagekräftige Worte zu fassen ist, da sie eigentlich recht banal anmutet. Der Fußball ist zwar der Fußball und mag damit für den einen oder anderen Leser abschreckend wirken, doch zumindest in der für das Hörbuch bearbeiteten Fassung überwiegt das Pratchett-Flair mit seinem Witz und seiner ausufernden Skurrilität.

6 Audio-CDs mit 420 Minuten Spieldauer
Deutsch von Gerald Jung
Originaltitel:
Unseen Academicals
ISBN-13: 978-3837104028
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Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

L. Sprague De Camp , P. Schyler Miller – Die neuen Herrscher (Utopia Classics 13)

Das geschieht:

Auf einer Busfahrt durch den US-Staat Pennsylvania werden 28 Menschen gänzlich unterschiedlicher Herkunft während einer Tunnelfahrt Opfer eines Autounfalls. Einer der Passagiere transportierte im Gepäck ein neu entwickeltes Gas, das beim Aufprall entweicht und alle Insassen in eine Art Winterschlaf versetzt, der mehr als eine Million Jahre dauert.

Als sie erwachen und sich zur Oberfläche durchkämpfen, finden sich die Männer und Frauen auf einer gänzlich veränderten Erde wieder. Unberührte und schier unendliche Wälder umgeben sie, und bewohnt werden diese von seltsamen Kreaturen. Riesen-Fledermäuse, bärengroße Nagetiere oder halbintelligente Ratten sind immerhin friedlich, während groteske Räuber schnell die Anzahl der überraschten und entsetzten Neuankömmlinge vermindern.

L. Sprague De Camp , P. Schyler Miller – Die neuen Herrscher (Utopia Classics 13) weiterlesen

Collins, Suzanne – Tödliche Spiele (Die Tribute von Panem 1) (Lesung)

In dem Erstlingswerk „Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele“ von Suzanne Collins erzählt die Autorin von einem zerstörten Nordamerika in einer düsteren Zukunft. Kriege und Hungersnöte haben das Land zerstört, die überlebenden Menschen leben in Distrikten. Jeder der zwölf Distrikte hat etwas Besonders an sich und konzentriert sich auf seine produktive Stärke. Es gibt einen Distrikt, der sich auf Bergbau spezialisiert hat, ein anderer widmet sich ganz der Landwirtschaft, der nächste der technischen Produktion von elektronischen Gütern oder Waffen.

Panems 13. Distrikt wurde vom „Kapitol“, dem imperialen Machtzentrum, zerstört. In diesem Distrikt rebellierten die Einwohner gegen das Regime, und es rächte sich, indem der Distrikt ausgelöscht wurde. Das Exempel verfehlte seine Wirkung nicht, die anderen Distrikte verstanden die Warnung, dass Rebellion im Keim erstickt wird. Doch auch die verbliebenen Distrikte mussten von nun an ihren Tribut an das „Kapitol“ mit einem Blutzoll entrichten, denn kurz nach der Zerstörung des 13. Distrikts wurden die „Hungerspiele“ ins Leben gerufen.

Nun müssen Jahr für Jahr die zwölf Distrikte zwei „Tribute“ – Jugendliche im Alter zwischen zwölf und achtzehn Jahren – in einer großen Arena auf Leben und Tod gegeneinander kämpfen lassen. Den Überlebenden und dessen Familie erwartet dann ein erfülltes und sicheres Leben, kein Hunger, keine Angst – reich und berühmt für den Rest des Lebens. Auf die anderen warten nur der Tod und unglückliche Familien, die ihre Kinder in einer Unterhaltungsshow verloren haben. Die „Hungerspiele“ werden rund um die Uhr live im nationalen Fernsehen übertragen. Der Kampf, die Angst, die Verzweiflung und der grausame Tod werden den Zuschauern und natürlich auch den Angehörigen live vor Augen geführt.

Als Prim, die jüngere Schwester von Katniss, aus dem 12. Distrikt ausgelost wird, stellt sich Katniss vor ihre Schwester und nimmt ihren Platz als Freiwillige ein. Als männlicher Part des Distrikts wird Peeta, der Sohn des hiesigen Bäckers, ausgelost. Die anderen jugendlichen Tribute kennt das Duo nicht. Katniss, die immer für ihre Familie die Versorgung übernommen hat, indem sie Kleintiere jagte, rechnet sich keine großen Chancen auf einen Sieg aus.

In der Vorbereitungszeit gibt es Trainingseinheiten und die Chance für die Tribute, ihre Fähigkeiten auszubauen. Als Mentoren für die ausgelosten Tribute fungieren ehemalige Sieger der Hungerspiele. Es ist ein Medienspektakel, und genauso, wie sich Sponsoren für die kämpfenden Jugendlichen einfinden, werden hier auch Wetten darüber abgeschlossen, wie die diesjährigen Hungerspiele ausgehen werden. Interviews mit den Tributen und eine Zurschaustellung der Kombattanten dienen der Unterhaltung. Die Diktatur überlässt nichts dem Zufall, alles dient nur dazu, die Macht des Kapitols zu präsentieren. Ihre Spielmacher, die sich die Fallen in der Arena einfallen lassen, um das Publikum zu begeistern, verstehen ihr tödliches Handwerk.

Als die tödlichen Spiele beginnen, muss Katniss in der Arena entweder töten oder sie wird getötet …

_Kritik_

Auch wenn „Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele“ ein Buch für Jugendliche ist und so vor allem die Zwölf- bis Sechzehnjährigen ansprechen soll, ist es doch mehr als eines unter vielen ähnlich gelagerten Jugendbüchern und schlägt eine deutlich andere Gangart an.

Die Thematik, die Suzanne Collins aufgreift, ist vielschichtig und spiegelt auch unsere Gesellschaft wider. Die Macht der Medien, Manipulation und Unterdrückung finden hier ebenso ihren Platz wie ethische und moralische Werte, Pflicht- und Mitgefühl gegenüber anderen, vor allem schwächeren und benachteiligen Personen. Der Roman erzählt primär die spannende und sehr ergreifende Geschichte von Katniss und Peeta, aber auch die durchaus zahlreichen Nebenfiguren haben ihren bemerkenswerten Auftritt und bleiben dem Leser auch nach dem literarischen Tod noch lange im Gedächtnis.

Die Story wird ausschließlich aus der Perspektive von Katniss geschildert. Der Leser hat nun die Möglichkeit, Katniss‘ Weg in die Arena mitzuerleben, so dass ihre Emotionen sehr greifbar und realistisch nachklingen, wenn sie von ihrer Angst und Verzweiflung erzählt, aber auch ihrer Wut freien Lauf lässt. Die Sympathie für ihre Figur entwickelt sich im Laufe der Handlung, und auch ihre persönliche Entfaltung ist nachvollziehbar, auch wenn Katniss oft unsicher und naiv wirkt. Peeta verhält sich zunächst zurückhaltend, aber seine Persönlichkeit birgt starkes Potenzial, und es dauert nicht lange, bis seine Fähigkeiten an die Oberfläche drängen. Er weiß, was er tut, und er spielt in der Arena nach seinen eigenen Regeln.

Spannung sowie viel Raum für Gesellschaftskritik und einen Ausblick in eine nicht allzu ferne Zukunft versprechen ein außergewöhnliches Lesevergnügen. Menschliche Abgründe und ein perverser Voyeurismus, aber auch bedingungslose Liebe sowie Verantwortung gegenüber anderen sind der Tenor des Romans. Die Hungerspiele sollen den Einwohnern der Distrikte aufzeigen, wo sie in einer totalitären Gesellschaft stehen. Einschüchterung, Angst und Brutalität sind die Noten dieser grausamen Melodie, aber auch in dieser Dunkelheit flammt am Ende ein Hoffnungsfunke auf, denn Katniss ist nicht gewillt, sich kontrollieren und manipulieren zu lassen. Doch ihre Entscheidung wird Folgen haben, die sie sich zunächst nicht ausmalen kann. Entscheidungen schlagen immer Wellen, und selbst wenn man vor den Konsequenzen davonläuft, werden sie einen immer wieder ein- und überholen.

„Brot und Spiele“ verlangen nach einer blutigen Show, doch die Autorin verzichtet auf detailreiche Beschreibungen der Tötungen. Zwar fließt hin und wieder Blut, doch die Autorin umschifft diese Klippe und konzentriert sich auf die Emotionen von Katniss und den anderen Tributen. Actionreich ist „Die Tribute von Panem“ nur phasenweise, doch auch die Vorbereitungen für den finalen Kampf in der Arena sind spannend und der Leser erhält einen Überblick über die Fähigkeit und Talente der anderen Kandidaten.

Suzanne Collins‘ Erzählstil ist äußerst pragmatisch zu nennen. Der Aufbau ihrer Sätze ist zumeist kurz und anfangs gewöhnungsbedürftig. Ich hätte mir manchmal mehr Erklärungen zu einzelnen Situationen und Szenen gewünscht, oftmals mangelte es mir an Details, zu schnell wechseln die Szenen. Auch die Vergangenheit Panems, die Entwicklung der Distrikte, die Macht des Kapitols, die früheren Kriege in Nordamerika sowie die Erklärung der anderen Distrikte bleiben (noch) im Verborgenen. Zudem wäre es vorteilhaft gewesen, wenn der Roman nicht nur aus der Sicht von Katniss erzählt worden wäre, sondern vielleicht auch die Perspektive der Zuschauer, der Angehörigen der Kandidaten und zuletzt der Spielmacher berücksichtigt worden wäre. Diese eindimensionale Perspektive ist zwar spannend, aber nicht sonderlich informativ gewählt.

_Vertonung_

Das Hörbuch beginnt mit einem musikalischen Intro, das sich im Laufe der Geschichte wiederholt und zum inhaltlichen Thema passt. Zu bedeutenden Szenen und bei Wechseln der einzelnen Teile bekommt der Hörer Ausschnitte dieser intensiven Musik zu hören. Sie unterstützt das Hörbuch durch eine akustische Untermauerung, die mit der inhaltlichen Spannung der Handlung gleichzusetzen ist.

Die Stimme der Sprecherin Maria Koschny passt perfekt zur Protagonistin Katniss. Sie wirkt authentisch in der Rolle des 16-jährigen Mädchens. Maria Koschny holt einiges aus der Protagonistin raus, Katniss wirkt durch die Sprecherin lebendig, und ihre Bandbreite an Gefühlen wird durch die Sprecherin empfindsam umgesetzt.

Mit ihrer dunklen und intensiven Stimme vermittelt die Sprecherin überzeugend die Ängste, Nöte, die Zwiespälte, aber auch das leise Glück, das Katniss empfindet.

Trotzdem das Hörbuch gekürzt wurde, bekommt der Hörer alles mit, was das Buch ausmacht. Lediglich die Trainingszeit der Tribute fehlt merklich. Alles, was diese Geschichte aber sonst ausmacht, wird dem Hörer übermittelt und grandios umgesetzt.

_Fazit_

„Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele“ ist der erste Roman einer geplanten Trilogie von der Autorin Suzanne Collins. Selten habe ich einen Jugendroman gelesen, der sich so ernsthaft mit gesellschaftlichen Themen befasst und zugleich eine Spannung entwickelt, der man sich nur schwerlich entziehen kann. Suzanne Collins versteht ihr Handwerk, und nach Ende des ersten Teils wird man es nicht vermeiden können, gleich den zweiten Band zur Hand zu nehmen, in dem das Schicksal von Katniss fortgeführt wird.

Emotional und spannend, regt der Roman auch zum Nachdenken an. Zwischen den Zeilen wird so mancher Gedanke transportiert, und auch die bei Jugendlichen oft von hormongelenkten Emotionen durcheinandergewirbelte Welt lässt es zu, dass sich der junge Leser gut mit Katniss oder Peeta identifizieren kann. In „Die Tribute von Panem“ verschwimmen die Grenzen zwischen Gefühl und Verstand, und wie so oft liegt in der Liebe die Antwort zu allen Fragen.

Das Hörbuch verdient eine absolute Hör-Empfehlung. Die Sprecherin ist eine für mich optimale Besetzung und die musikalische und sehr eindringliche Untermalung passt perfekt zum Roman. Das Timbre der Sprecherin ist weder zu jugendlich noch zu erwachsen für den Charakter von Katniss, die trotz ihrer jungen Jahre schon viel erlebt hat und früh erwachsen werden musste.

_Autorin_

Suzanne Collins (* 1962 in New Jersey) ist eine in Connecticut ansässige Autorin für Cartoons und Kinder- und Jugendliteratur. Collins schreibt seit 1991 sehr erfolgreich für das US-amerikanische Kinderfernsehen. Mit den Abenteuern von Gregor und seiner kleinen Schwester Boots veröffentlicht sie seit 2003 ihre ersten eigenen Kinderbücher, die in den USA schon bald auf Empfehlungslisten für Kinderliteratur erschienen und bereits in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Collins wurde für „Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele“ mit dem Buxtehuder Bullen 2009 ausgezeichnet und für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2010 nominiert.

_Sprecherin_

Maria Koschny ist intensiv als Synchronsprecherin tätig. Sie übernahm Synchronrollen in Kinofilmen, Fernsehserien und bei Animes. Sie lieh ihre Stimme unter anderem Lindsay Lohan, Christina Ricci und Jessica Biel.

Maria Koschny ist außerdem als Sprecherin für Hörbücher tätig. Sie las unter anderem die Romane „Shopaholic“ und „Charleston Girl“ von Sophie Kinsella. Bekanntheit erlangte sie auch durch die Lesung des autobiografischen Tagebuch-Romans „Seelenficker“ über das Schicksal einer Drogenabhängigen und Prostituierten. (Quelle Wikipedia)

|6 Audio-CDs mit 396 Minuten Spieldauer
ISBN 978-3-8373-0515-9|
http://www.dietributevonpanem.de
http://www.oetinger.de

_Nadine Warnke_ & _Michael Sterzik_

John Scalzi (Hrsg.) – Metatropolis

Dieses Buch ist kein Roman. Das ist an sich schon eine recht seltene Form von in Deutschland veröffentlichter Literatur aus Übersee, finden wir in den Buchhandlungen doch vorwiegend backsteinähnliche Klopper von über 500 Seiten Umfang. Nein, dieses Buch hat zwar immerhin 416 Seiten, doch tummeln sich darauf der Autoren ihrer fünf, die sich den Platz für jeweils eine – Kurzgeschichte? Nein, eher Novelle – teilen.

Eine Anthologie also. Typischerweise versammeln sich in Anthologien die Geschichten einiger Autoren, möglicherweise sogar zu einem Thema, doch meist völlig zusammenhanglos. Auch hier macht „Metatropolis“ einen Unterschied: Das Autorenteam entwarf gemeinsam eine utopische Welt, der sie jeweils eigene Facetten durch ihre eigene, von den anderen unabhängig lesbare Geschichte verliehen. Das Gesamtergebnis ist nicht nur eine Sammlung, sondern ein zusammen gewachsenes Ganzes mit fünf spektakulären Blickwinkeln.

Jay Lake, in Deutschland bis dato nicht weiter bekannt, doch von John Scalzi in gleicher Weise wie die anderen Kollegen hochgelobt, erzählt von einer unsichtbaren Stadt, deren Bewohner „ausgestiegen“ sind und sich weitgehend ohne energetische Hilfsmittel bewegen. So sind sie auch für Satellitenüberwachung unsichtbar, zumal sie ihre Hauptarbeitszeit in den dunklen Stunden der Nacht haben. Es sind die hellen Köpfe, die sich hier versammeln und versuchen, ein „footprint-neutrales“ Leben zu entwickeln, um der Menschheit zu retten, was vor einem endgültigen Kollaps noch zu retten ist. In dieser Stadt, Cascadia, die entlang Amerikas Westküste wie eine Kaskade verläuft, finden sich die meisten der revolutionären Techniken, die zwar OpenSource darstellen, von den Vertretern des Kapitals aber unzugänglich gehalten/gemacht werden sollen. Lake berichtet von der Tragödie, die ein paar unabhängige Agenten des Kapitals nach Cascadia verschlägt, wo sie von ihrem Charme belegt werden oder ihr auch ihr Charisma aufprägen, bis sie miteinander und den Zielen konfrontiert werden.

Mit wenigen Worten streut Lake ein blühendes Bild der entworfenen Gesellschaft wie auch der Landschaft, der „grünen“ Stadt, in die Fantasie des Lesers. Er nutzt den knappen Raum und ergeht sich nie in weitschweifigen Erklärungen oder Darstellungen. Zentrum seiner Geschichte sind zwei Protagonisten und ihr menschliches Umfeld, wobei Lake zu einem Mittel greift, was ihm eine Raffung mancher Geschehnisse erlaubt: Auszüge aus Chroniken und Abhandlungen geben den anderen Abschnitten, in denen die Geschichte live erzählt wird, einen tieferen Hintergrund und bereiten das richtige Verständnis beim Leser vor. Umso erstaunlicher ist, wie menschlich die Charaktere in Erinnerung bleiben, selbst wenn die folgenden vier Geschichten mit ihrem eigenen Flair den ersten Eindruck überpinselt haben.

Lakes Geschichte „In den Wäldern der Nacht“ ist ein wunderschöner Einstieg in diesen Band, auch wenn er sich einem Blickwinkel widmet, der in den folgenden Geschichten nur knappe Erwähnung findet – doch vielleicht macht es ihn gerade deshalb so wichtig und bietet den ersten Hintergrund für alles Kommende.

Tobias S. Buckell hat bereits einige Romanübersetzungen nach Deutschland geschafft (falls es für englischsprachige Literatur als Erfolg gilt, ins Deutsche übersetzt zu werden). Er bringt zwei neue Aspekte in das Gesicht dieses Entwurfs ein: Die vertikalen Farmen und das Insten. In seiner Geschichte erfährt man, dass große Häuser, Wolkenkratzer und Ähnliches, zu teuer und zu energieaufwändig sind in diesen Zeiten der Energieknappheit. Um trotzdem mit den vorhandenen Bauwerken etwas anfangen zu können, sollen sie als „Farmen“, als Ackerland umgestaltet und nutzbar gemacht werden – ein übermenschliches Projekt. Hieraus entsteht das „Raumschiff Detroit“, wie der Titel Buckells Geschichte ist. Das Insten ist eine in alle Belange der Dienstleistung verbreitete Form der Auftragsvergabe, die Buckell an den unterschiedlichsten Beispielen beschreibt – sei es nun, dass man ein Paket an eine Straßenecke legt und jemand mit der gleichen Richtung nimmt es ein Stück mit und wird dafür bezahlt, oder man organisiert Aufstände oder Observationen, ohne dass die Auftragnehmer dafür zu belangen sind, da sie zum Beispiel „einfach nur an einer Kreuzung stehen und immer, wenn ein Streifenwagen vorbei fährt, eine SMS an eine bestimmte Nummer schicken“.

Buckell beschreibt anschaulichst die Möglichkeiten mit geinsteten Armeen oder Aufständischen, wenn ein gutes Organisationstalent alle Fäden in der Hand hält. Doch er macht auch auf die moralischen Probleme aufmerksam, die sich hieraus entwickeln. Die Geschichte selbst ist eine Art Heldengeschichte, denn der Protagonist, obwohl durch widrige Umstände am Ende der Gesellschaftsleiter, ist ein Profi und Genie in dem, was Buckell für ihn vorgesehen hat …

Elizabeth Bear ist die Dritte im Bunde und ebenfalls im deutschen Sprachraum unbekannt. Ihr Beitrag wirft allerdings die Frage auf, wieso das so ist.

Sie schickt die einzige Protagonistin ins Rennen, eine charmante Frau mit Dreadlocks und einem schnellenden Mittelfinger, die flott mit dem Fahrrad unterwegs ist, um ihre Tochter zu retten. Bear entwirft eine urbane Subkultur mit Erkennungsmerkmalen, die sie einander zugehörig machen und unabhängig von der öffentlichen sozialen Schicht je nach Leistungen für das gemeinsame Projekt mit entsprechendem Zugang zu den Mitteln der Gruppierung ausstatten. Es ist eine angenehme Erzählung über die Hoffnung, die Gestaltung einer Kultur, die auf Vertrauen basiert und in der jeder zum Wohl der Allgemeinheit Zeit und Energie investiert, wofür er mit Vertrauenspunkten belohnt wird, die ihn in der Kultur quasi aufsteigen lassen. Ein Utopia findet die Protagonistin, allerdings eines, für das es sich zu kämpfen lohnt, denn „Das Rot am Himmel ist unser Blut“ …

John Scalzi selbst widmet sich als Herausgeber, wie er im Vorwort zu seinem Beitrag schreibt, der Aufgabe, zwischen den einzelnen Beiträgen zu kitten, das heißt, ein Loch zu finden, das es noch gilt zu stopfen. Und so nimmt er sich einer einfachen Szenerie an, die mit dem Start eines normalen Jungen in das Berufsleben einer der abgeschotteten Städte beginnt. Hier geht es um Systeme, um die Vor- und Nachteile des Abriegelns, um die Selbstbestimmung und Freiheit. Der Titel ist, wie er selbst kritisiert, kaum auszusprechen, doch „Utere nihil non extra quiritationem suis“ ist so aussagekräftig und erfasst einen Aspekt der neuen Gesellschaften sehr genau, die mit verbesserten Strukturen den Energiemangel auszugleichen angehalten sind: „Nutze alles außer dem Quieken“ – hier bezogen auf Schweine, die gentechnisch soweit verändert sind, dass sie außerordentlich produktiv sind – in jeglicher Hinsicht, wie der Protagonist schmerzlich erfahren muss.

Scalzi erzählt auch, dass es bei abgeschotteten Systemen immer jemanden gibt, der die Informationen zum Allgemeingut machen will – und ebenso, dass auf dieser Revolte gegen die Exklusivität auch stets solche mitreiten, die aus der Sache persönlichen Nutzen ziehen wollen.

Karl Schroeder schwappt derzeit mit einer Romanserie über den großen Teich, in der er selbst eine grandiose Zukunftsgesellschaft entwirft. Auch für Metatropolis hat er laut Scalzi einen Großteil der Ideen beigesteuert, und Scalzi schwärmt in seinem Vorwort zu dieser abschließenden Geschichte „Ins ferne Cilenia“ von einer Bewusstseinserweiterung, an der Schroeder den Leser teilhaben lässt.

Hier geht es um eine ganz andere Form der Stadtentwicklung: Über ARGs, Alternate Reality Games, bildeten sich nicht nur Städte, sondern gar nationsähnliche Gebilde, deren Mitglieder in der zugehörigen Zukunft sogar die Staatsbürgerschaft ihrer „realen“ Staaten ablehnten, weil sie sich anderen Gemeinschaften, die sich über die Kultur, Sozialität und Wirtschaft von onlineunterstützten Spielwelten definieren, stärker verbunden fühlten. Schroeder entführt den Leser in eine umso fremdartigere Welt, als deren Bewohner zwar in realen Städten wie Stockholm „anwesend“ sind, sich durch Overlaybrillen, die sowohl Gegenständen, Häusern und Personen neue Texturen verleihen, beziehungsweise auch Dinge und Personen einblenden, die vielleicht auf der anderen Seite der Welt weilen, jedoch auf einer anderen Realitätsebene befinden und dort engagieren. Und was wäre eine dieser Welten über der Welt, wenn es nicht noch Unterstufen davon gäbe, die verwirren könnten, wenn nicht ein Karl Schroeder ihnen faszinierendes Leben einhauchen würde?

Allen Geschichten zu eigen ist ein ungewöhnlicher Charme, der den Leser sofort in seinen Bann schlägt und nicht wieder entlässt, bis der nächste Erzähler sich zu Wort meldet und seine eigene Epiphanie verbreitet. Es ist ein dünnes, schnelllesiges und fantastisches Buch, das gerade durch die Gemeinsamkeiten der grundlegenden Dinge gewinnt, ebenso wie durch die verschiedenen Blickwinkel über die verschiedenen Schriftsteller und ihren jeweiligen Stil. Scalzi schreibt, dass es ursprünglich als Hörproduktion verfasst wurde, doch es ist ohne Frage eine Produktion, die auch selbst sehr überzeugend lesbar ist. Projekte dieser Art sind gerade in Deutschland ein seltener Genuss, den man aber jedem Leser warm ans Herz legen muss!

Taschenbuch: 416 Seiten
Originaltitel:
Metatropolis
Deutsch von Bernhard Kempen
ISBN-13: 978-3453526846

Der Autor vergibt: (5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Scholder, Christoph – Oktoberfest

_Der internationale Terrorismus_ ist seit dem 11. September 2001 allgegenwärtig. Schon viele Nationen und Großstädte sind Opfer von ideologisch verblendeten Terroristen geworden, und zumeist waren es zivile Ziele wie in New York, Madrid und Tokio. Auch in Russland, so erinnern wir uns gut, kam es zu Anschlägen in der Schule in Beslan, als tschetschenische Terroristen etwa 1100 Menschen, hauptsächlich Kinder, in ihrer Gewalt hatten. Die Situation eskalierte und offiziellen Meldungen zufolge gab es bei dieser Geiselnahme über 300 Todesopfer zu beklagen.

Hier in Deutschland ist die Bedrohung durch Terrorismus zurzeit recht groß. Die Geheimdienste vermuten reelle Pläne für Attentate auf zivile oder gar politische Ziele. In jedem Fall kann man davon ausgehen, dass es wohl Ziele sind, die eine größtmögliche Opferzahl und damit auch die wahrscheinlich größte Aufmerksamkeit garantieren.

Jetzt zur Weihnachtszeit wäre eine gut platzierte Bombe auf dem Nürnberger Christkindlmarkt der Alptraum unseres Staates und seiner Behörden! Doch welche Präventionsmaßnahmen schützen uns, und wenn, können sie uns wirklich vor den Plänen radikaler Terroristen schützen? Ein klares „Nein“ ist hier leider die einzig logische Antwort. Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz, höchstens eine zeitliche Verschiebung, aber gegen Menschen, denen ihr eigenes Wohl und das ihrer Mitmenschen leidlich egal ist, kann man sich nicht schützen.

Vor zwei Monaten, und damit pünktlich zum alljährlichen Oktoberfest in München, auch im Volksmund als „die Wiesn“ tituliert, erschien der Thriller „Oktoberfest“ von Christolph Scholder. Dessen literarische Sprengkraft versprach den einen oder anderen nervösen Spaziergang durch die Reihen und Bänke innerhalb der Festzelte. Nicht wenige Münchner Tageszeitungen und deren Berichte hinterließen ein Schaudern und ein beklemmendes Gefühl, besonders bei den Lesern, die wenige Tage zuvor das Buch in ihren Händen hielten und sich in ihrer Fantasie die Schreckensvisionen des Autors als reelle Gefahr vorstellten. Eine bessere PR-Arbeit gab es nicht für den ebenfalls in München ansässigen Verlag |Droemer Knaur|.

Ein Terrorakt auf deutschem Boden, und als Schauplatz das traditionelle Münchner Oktoberfest gewählt – für die Münchner und deren Stadtobere ist das alles andere als alltäglich. Ebenso könnte man hier den Kölnern den Spaß am Karnevalsumzug nehmen, das wäre für die Jecken ebenso eine indiskutable Bühne. Christoph Scholder ist aber ein Schelm, ein talentierter obendrein, der es versteht, mit Spannung ein wenig Schrecken zu verbreiten, aber ohne prophetische Talente zu offenbaren.

_Inhalt_

Wie jedes Jahr laufen schon im späten Frühling die Vorbereitungen für das Oktoberfest auf der Theresienwiese in München auf Hochtouren. Der personelle und logistische Aufwand bedeutet viel Stress, aber auch die Möglichkeit, sich zu profilieren und natürlich auch zu profitieren. Es gibt unzählige Aufträge, die jedes Jahr für die Lieferanten, Speditionen und Großhändler ausgeschrieben werden, ein Millionengeschäft für die Glücklichen, die diese Chance wahrnehmen können.

Doch was niemand weiß, unter den Männern, die hier munter die Bierzelte hochziehen, Leitungen verlegen und die Wasserversorgung aufbauen: Es befinden sich 90 Elite-Soldaten vor Ort, aktive Speznas-Soldaten der russischen Armee unter der Führung des charismatischen Oleg Blochin. Doch ab diesem Augenblick sind sie keine Soldaten mehr, sie sind zu Söldnern geworden, die nur wenig später die deutsche Bundesregierung erpressen werden.

Oleg Blochin, der von seinen Männern verehrt und respektiert wird, gilt als äußerst brutal und verfolgt sein Ziel mit allen Mitteln. Er stellt der deutschen Regierung ein Ultimatum: Entweder beschafft der Staat Rohdiamanten im Wert von zwei Milliarden Euro oder es wird ein Kampfgas freigesetzt und tausende von Menschen sterben auf äußerst spektakuläre und qualvolle Weise. Für die Bundesregierung, die seit Jahrzehnten keinerlei Bedrohung durch Terroristen zu fürchten hatte, ist es ein Alptraum. Wie soll sich der Bundeskanzler verhalten? Ein Staat darf keine Schwäche zeigen, darf sich nicht beugen unter dem idealistischen Joch krimineller Massenmörder, die durch Terror Angst und Schrecken verbreiten!

Schnell wird innerhalb der Regierung reagiert, in München werden die ersten Krisenstäbe einberufen und man ahnt bereits, dass man neben den Spezialkräften von der GSG9 eventuell auch die Bundeswehr aktivieren sollte.

Als eine Einheit der Polizei vorschnell ein Zelt stürmen will, um die Terroristen unschädlich zu machen und die dort gefangen gehaltenen Menschen zu retten, zeigt es sich, wie überaus penibel und vorausschauend die Geiselnehmer sich vor Angriffen von außerhalb geschützt haben. Mit brutaler und eiskalter Taktik töten die ehemaligen Soldaten durch den Gaseinsatz die Besucher eines Zeltes und die Polizisten gehören gleich mit zu den ersten Opfern.

Als Ass im Ärmel der Regierung wird nun Wolfgang Härter in die Krisensituation berufen. Härter ist Kapitän zur See und Chef der wohl geheimsten Abwehrtruppe des deutschen Geheimdienstes – „Alpha & Omega“. Deren Existenz ist nur dem Verteidigungsminister geläufig, die letzten Einsätze sind nicht bekannt, doch es scheint, als wäre Härter die einzige Lösung, um eine Katastrophe auf der Wiesn gar nicht erst stattfinden zu lassen …

_Kritik_

„Oktoberfest“ von Christoph Scholder ist sein Debüt im Thriller-Genre. Der Autor scheint ein Perfektionist zu sein, das beweist alleine schon der Aufbau der Handlung. Mit einem präzisen Sinn auch für das kleinste Detail beschreibt der Autor, wie die Befehlsketten des Krisenstabes aufgestellt sind oder auf welchem Stand die Waffen- und Fernmeldetechnik ist. Hier weiß der Leser, dass der Autor ganze Arbeit geleistet hat mit seinen Recherchen.

Auch wenn „Oktoberfest“ ein fiktiver Thriller ist, so wirkt dieser sehr schnell authentisch, nicht zuletzt aufgrund der mikrofeinen Einzelheiten. Wann aus der Spannung eines Romans für Menschen brutaler Ernst werden kann, ist nicht vorhersehbar, aber gar unmöglich ist die Idee eines Christoph Scholders auch wieder nicht.

Eine solche Geiselnahme kommt einem Selbstmordkommando recht nahe. Doch auch hier ist die minutiöse Vorbereitung prophylaktisch zu sehen, denn sonst, das wissen auch die Geiselnehmer, wäre diese riskante Operation von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Welchen Background die Geiselnehmer haben, zeigt sich in einigen Zeitsprüngen in die Vergangenheit. Sehr ausführlich wird hier erzählt, wie brutal das Vorgehen der Soldaten in Afghanistan ist und wie die Einheit Jahre später im Tschetschenienkrieg in der hart umkämpften Stadt Grosny agiert.

Christoph Scholder nimmt in „Oktoberfest“ langsam an Fahrt auf. Es dauert ein wenig, bis man auf der Wiesn ankommt und Zeuge der Geiselnahme wird. Man könnte fast schon sagen, dass der Vorgeschichte zu viel Platz eingeräumt wurde.

Der Plot um eine Geiselnahme ist auch in der Spannungsliteratur nichts Neues oder Überraschendes. Christoph Scholder schreibt zwar spannend und fesselnd, aber hin und wieder gilt es die eine oder andere Klippe weitläufig zu umschiffen, an der sich die Spannungsmomente brechen. Es gibt wenige Momente, die dem Leser den Atem beim Lesen nehmen, da es immer ein wenig an Zeit benötigt, bevor wirklich Spannung aufkommt. Es gibt einige heikle Situationen auch für Wolfgang Härter, der bei einem Befreiungsversuch als Einziger überlebt. Das ist eine der spannendsten Passagen in diesem Buch. Vielleicht sind auch der Klappentext und das auffällige Cover daran schuld, dass der Leser eine zu hohe Erwartungshaltung an den Titel hat, doch mehr als ein solider, zeitweise spannender Thriller ist „Oktoberfest“ nicht.

Ein deutliches und allzu offensichtliches Manko ist, dass der Autor sich gerne und recht oft an einigen Filmen und Büchern orientiert. Dem einen oder anderen werden schnell und in aller Deutlichkeit einige Szenen bekannt vorkommen. Auch die Ähnlichkeit der charakterlichen Konzeption eines Kapitäns zur See wirft unweigerlich eine Verwandtschaft zu James Bond auf. Sein britischer Kollege diente hier wohl als Vorbild; keine Seltenheit möchte man annehmen, aber muss es denn so offensichtlich sein?

Die Bösewichte wirken leider auch stereotypisch und überzeugen auch nicht durch viel Originalität, einzig und allein die Ausflüge in die Vergangenheit werfen hier Spannung ab. Zum Ende der Handlung hin und zur finalen Konfrontation erwartet den Leser auch nichts Überraschendes. Eher zügig ist dann auch Schluss, und das, was bleibt, kann in Enttäuschung münden.

_Fazit_

„Oktoberfest“ von Christoph Scholder ist ein solider und zeitweise spannender Thriller, der für ein Debüt gut, aber deutlich ausbaufähig ist.

Die Spannung verliert aufgrund der Detailverliebtheit des Autors viel an Möglichkeiten. Allerdings muss auch lobend erwähnt werden, dass der Autor offensichtlich weiß, worüber er schreibt. Deutlich überzogen dagegen wirkt der Charakter unseres Helden, der zwar nicht die Lizenz zum Töten benötigt, aber doch wie der kleine Bruder von James Bond wirkt.

Mit wenigen Ecken und Kanten ausstaffiert, suggeriert der Autor seinem Helden die relative Unsterblichkeit und Überheblichkeit. Eine feinere Charakterzeichnung bei allen Protagonisten wäre hier dienlicher gewesen.

„Oktoberfest“ ist auch im Dezember zu empfehlen. Trotz leichter Debüt-Fehler würde ich mich trotzdem freuen, bald ein neues Buch des Autors in den Händen zu halten. Aller Anfang ist bekanntlich schwer, und auch wenn hier der Weg das Ziel sein mag, so ist erkennbar, dass sich der Autor auf einem sicheren Pfad bewegt.

|Hardcover: 640 Seiten
ISBN-13: 978-3426198889|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de

Moning, Karen Marie – Im Reich des Vampirs

_MacKayla-Lane-Serie:_
Band 1: [Im Bann des Vampirs]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4598
Band 2: _Im Reich des Vampirs_

In Disneyfilmen sind Feen niedliche kleine Wesen mit glitzernden Flügeln und guten Absichten. Die amerikanische Autorin Karen Marie Moning ist da allerdings anderer Ansicht. In ihrer Reihe um die Sidheseherin Mac sind Feen düstere, bösartige Kreaturen, die es nicht gut mit den Menschen meinen. Im zweiten Band der unbetitelten Serie, „Im Reich des Vampirs“, kämpft sie erneut gegen böse Feen, die Unseelie, die Dublin erobern wollen.

_Seit Mac, eigentlich_ eine typische Amerikanerin, nach Irland gekommen ist, um den Mörder ihrer Schwester zu finden, hat sich einiges in ihrem Leben geändert. Sie hat erfahren, dass sie keine normale junge Frau ist, sondern übernatürliche Wesen sehen und bekämpfen kann. Sie muss mit Jericho Barrons, einem düsteren, geheimnisvollen Mann, zusammenarbeiten und ihm bei der Suche nach Feenobjekten helfen. Statt Make-Up und farbenfrohen Klamotten haben plötzlich andere Dinge Priorität.

Sie muss das Sinsar Dubh suchen, ein sagenumwobenes Buch, das seinem Besitzer sehr viel Macht verleiht. Sollte es in die falschen Hände gelangen, kann es das Ende der Menschheit bedeuten. Die falschen Hände sind in diesem Fall der Lord Master, der Mörder von Macs Schwester und Anführer der immer zahlreicher werdenden Unseeliescharen in Dublin, und der Vampir Mallucé. Macs Mitkämpfer Jericho Barrons hat ebenfalls starkes Interesse an dem Buch, doch wieso? Und wer oder was ist er überhaupt? Er kann, anders als normale Menschen, die Feen sehen, doch er ist kein Sidheseher. Welches Spiel spielt er?

_“Im Reich des_ Vampirs“ hat einen Vorteil gegenüber seinem Vorgängerband: Die Verwandlung Macs von einem Püppchen in so etwas wie eine Kämpferin. Die Sidheseherin nimmt allmählich Konturen an, auch wenn sie ihre Vergangenheit nie ganz los wird. Stellenweise wirkt sie immer noch sehr naiv und einfach gestrickt, vor allem, sobald ein attraktives männliches Wesen im Raum ist. In solchen Situationen spart die Autorin kein Detail aus, doch wirklich erotisch ist das nicht, sondern häufig eher unnötig unterwürfig und ein bisschen albern.

Auch wenn sich dieses Buch weiterentwickelt – im Grunde ist es ein Frauenroman. Da helfen auch die fantastischen Wesen nicht, die Dublin bevölkern. Die Seelie und Unseelie bleiben von ihrer Beschreibung her eher blass, auch wenn die Autorin gute Ansätze vorzuweisen hat. Die verlassenen Stadtviertel in Dublin, die von Straßenkarten verschwinden, um Unseelie zu beherbergen, zum Beispiel. Detailliertere Beschreibungen und etwas mehr Mysteriösität hätten der Geschichte gut getan, denn die Handlung selbst plätschert streckenweise seicht vor sich hin.

Sie ähnelt dabei der ihres Vorgängers. Die Suche nach Feenrelikten geht weiter, während der sich Mac immer wieder mit finsteren Gestalten herumschlagen muss. Zu Barrons, dessen Absichten sie noch immer nicht ganz durchblickt hat, gesellen sich dieses Mal weitere Akteure mit ganz eigenen Intentionen. Dadurch entsteht ein stärkeres Beziehungsgeflecht. Die weiteren Sidheseherinnen, die Mac in diesem Buch kennenlernt, versuchen sie auf ihre Seite zu ziehen, indem sie Zweifel über Jericho Barrons Absichten säen. Mac kann nun niemandem mehr richtig vertrauen und hat das Gefühl, der Spielball verschiedener Mächte zu sein. Dadurch kommt etwas Spannung auf, doch die Suche nach weiteren Relikten zieht die Geschichte in die Länge.

Dennoch: Flüßig geschrieben ist das Buch. Es lässt sich leicht und schnell lesen. Die Gefühle und Gedanken der aus der ersten Person erzählenden Hauptperson werden anschaulich dargestellt und lockern die Geschichte auf. Negativ fällt allerdings der mädchenhafte Ton der Autorin auf, der gut zu ihrer Protagonistin passt, dem Leser aber manchmal auf die Nerven geht.

_“Im Reich des_ Vampirs“ ist zwar spannender als „Im Bann des Vampirs“ und weniger barbiehaft. Trotzdem wird die Geschichte nicht jedem gefallen. Die mädchenhafte Protagonistin und die doch eher oberflächliche Fantasy sind eher etwas für Leute, die mit dem Fantasygenre ansonsten nicht viel anfangen können und mehr Wert auf eine sympathische Protagonistin legen.

|Taschenbuch: 354 Seiten
Originaltitel: |Bloodfever|
Deutsch von Ursula Walther
ISBN-13: 978-3548266022|
http://www.ullstein-taschenbuch.de

_Karen Marie Moning beim Buchwurm:_
[Der unsterbliche Highlander]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5227

Perry Rhodan – Die Laren (Silber Edition 75, Teil 1)

_|Die Laren (Silber Edition 75)|:_

Teil 1: [244 MB, 4:20 h]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6775
Teil 2: [247 MB, 4:24 h]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6824
Teil 3 – erscheint am 11.01.2011
Teil 4 – erscheint am 01.02.2011

_Die Handlung:_

Man schreibt das Jahr 3459. Die Herrschaft des |Konzils der Sieben| in der Milchstraße ist gefestigt. Niemand vermag den SVE-Raumern der Laren Widerstand zu leisten. Als sogenannter Erster Hetran der Galaxis kooperiert Perry Rhodan zum Schein mit den Okkupanten. In Wirklichkeit bereitet er hinter ihrem Rücken den Befreiungskampf vor. Hilfe verspricht ihm der larische Rebell Roctin-Par, der mit seiner Widerstandsgruppe in der Dunkelwolke Provcon-Faust Unterschlupf gefunden hat. Rhodan erlebt auf seinem Flug in diese Region der Milchstraße die Schrecken der Dunkelwolke. In der Zwischenzeit wird auf der Hundertsonnenwelt der Posbis eine Waffe gegen die SVE-Raumer entwickelt. Doch die Laren reagieren mit fürchterlicher Vergeltung, der offene Krieg droht. Perry Rhodan lässt das Solsystem in die Zukunft versetzen, um die völlige Vernichtung der Erde zu verhindern. Damit zieht sich der Terraner vom Amt des Ersten Hetrans zurück. Andere Mächte wollen an seine Stelle treten – und ein mörderischer Kampf um die Macht entbrennt … (Verlagsinfo für die komplette |Silber Editon| )

|Dieser Teil:|

Nach der Zeitleiste folgt ein Prolog, der noch einmal die Handlung des Vorgängerbandes, |Silber Edition 74 „Konzil der Sieben“| zusammenfasst. Und danach passiert nicht so wirklich viel. Der Versuch, den Tod von Atlan vorzutäuschen, hat offensichtlich geklappt und der Arkonide weilt in einem Versteck, von dem aus er mit Perry Rhodan in Verbindung steht.

Perry Rhodan selbst plant und bereitet den Kampf gegen die Laren vor, die die Milchstraße besetzt halten, auch wenn sie selbst das anders auslegen. Hier gelingt es ihm auch, ein gegnerisches Schiff zu vernichten, ohne dabei erkannt zu werden. Am Ende dieses Teils enttarnt Rhodan einen von den Laren in die Besatzung des Schlachtschiffs der Terraner eingeschleusten Spion.

_Mein Hör-Eindruck:_

Jetzt ist es also an Andreas Laurenz Maier, zu beweisen, dass auch er sich nicht hinter dem |Silber Editions|-Altmeister Josef Tratnik zu verstecken braucht. Freunde der wöchentlichen Heftroman-Lesungen kennen ihn schon länger, Fans der |Silber Editionen| begegnen ihm hier das erste Mal.

Leider stellt sich heraus, dass Maier der Schwächste unter den Sprechern ist. Der Hörer erlebt ihn zwar als ambitionierten Vorleser, aber im Vergleich zu Tom Jacobs fehlt bei ihm die schauspielerische Leistung vor dem Mikro. Auch seine Stimmfarbe ist unangenehmer im Ohr des Hörers als die der beiden anderen Sprecher.

Besonders fällt dies bei der Interpretation einiger Charaktere auf. Wenn Maier schon einmal die Stimme verstellt, um Unterschiede zwischen den Sprechern erkennen zu lassen, geht das meist auf Kosten des Hörgenusses. Allzu häufig benutzt er dann eine sehr unangenehm klingende, krächzend hohe Quakstimme, die wirklich unangenehm für die Ohren ist, wenn man die Lesung per Kopfhörer hört. Polatrom-Upas, der larische Kommandant in der Milchstraße, der Supermutant Ribald Corello und auch der Sekretär von Hotrenor-Taak, Loremaar-Hunut, krächzen dem Hörer auf diese Weise ins Ohr. Interessanterweise spricht er Gucky, den die meisten anderen Sprecher der Rhodan-Lesungen nach |Kermit| klingen lassen, wie |Bugs Bunny|. Vielleicht, weil beide gern Karotten essen.

Leider ist auch die Unterscheidbarkeit der miteinander agierenden Charaktere nicht immer gegeben. Wenn Atlan sich mit Perry Rhodan unterhält, muss man sehr genau aufpassen, weil Maier beide mit dem gleichen Tonfall liest.

|Die Effekte – Der Hintergrund|

Der erste Teil der neuen |Silber Edition| unterscheidet sich in Sachen Hintergrundgestaltung nicht vom Vorgänger. Hier und da gibt es ein paar Ambientsounds oder -teppiche zu hören oder eine leichte New-Age-Melodie. Leider tragen diese Stilmittel auch hier wieder zur Verwirrung des Hörers bei, denn es ist nicht nachvollziehbar, warum sie nur zu bestimmten Zeiten im Hintergrund lauern und so vom eigentlichen Geschehen ablenken, anstatt die Handlung zu unterstützen. Außerdem verschwinden sie auch nicht nachvollziehbar wieder nach ein paar Minuten.

|Die MP3s|

Mit 4:20 h ist dieser erste Teil der |Silber Edition 75| eine halbe Stunde länger als der erste Teil der vorherigen Ausgabe.

Die 53 Tracks der neben der One-Track-Version erhältlichen Download-Version liegen wie gehabt in der Qualität 128kbps, 41,1kHz und in Joint Stereo vor. Die ID3-Tags sind sauber gesetzt und jede Datei enthält neben den Angaben zu Titel der |Silber Edition| und Autor des gerade gelesenen Heftromans auch ein schickes Cover, was sich bei MP3-Playern der iPod-Touch-Fraktion immer nett im Display macht.

Dieses Mal ziert die grafisch nachbearbeitete Front von Band 658 „Flug in die Dunkelwolke“ das Cover und die ID3-Tags der MP3s. Das Bild liegt dem Hörbuch zusätzlich als JPG- und als PDF-Datei in der Auflösung 1448 x 1444 bei.

_Mein Fazit:_

Maier ist mit seiner Leistung in diesem ersten Teilabschnitt der bislang schwächste der |Silber Band|-Sprecher, der oftmals eine unangenehme Stimmfarbe auflegt und weniger Vorfreude auf den nächsten Teil hinterlässt, als Jacobs und Tratnik das tun. Und das liegt nicht daran, dass nicht wirklich viel Interessantes passiert ist in diesem ersten Teil.

|MP3-Download mit ca. 244 MB Größe
Spieldauer der Lesung: 4:20 h
Sprecher: Andreas Laurenz Maier
ISBN-13: 978-3939648949|
[perry-rhodan-shop.de]https://perry-rhodan-shop.de
[perry-rhodan.net]http://www.perry-rhodan.net

|Hinweis:| Die |Silber Edition 75| wird zusammen mit dem letzten Download-Teil am 1. Februar 2011 auch auf zwei MP3-CDs im Handel erhältlich sein.

Cabot, Meg – Eternity

_Es ist einfach nicht_ Meena Harpers Tag. Morgens geht sie noch voller Vorfreude zur Arbeit, die Beförderung zur Head-Autorin der beliebten Fernsehserie „Eternity“ ist so gut wie sicher. Auf dem Weg zum Sender lernt sie im Zug die bildhübsche Yalena kennen. Was daran den Tag verderben kann: Meena weiß, dass Yalena bis zum Ende der Woche tot sein wird. Meena hat die Gabe, den Tod anderer Menschen voraussagen zu können. Keine schöne Gabe, vor allem da ihr kaum jemand glaubt und sie oft als Spinnerin verspottet wurde. Lediglich ihr Bruder und ihre beste Freundin wissen daher um die Gabe und vertrauen Meena.

Auch im Büro wird es für Meena nicht besser. Die so sichere Beförderung zur Head-Autorin platzt, nicht sie, sondern das Party-Girl Shoshona wird befördert, ausgerechnet die Person, die bisher alle Arbeit durch Meena hat machen lassen. Eine Nacht mit dem Produzenten sowie verwandtschaftliche Beziehungen haben Shoshona den Weg geebnet. Doch nicht nur das treibt Meena zur Verzweiflung, auch verlangt Shoshona, dass künftig Vampire in der Serie „Eternity“ einen festen Platz bekommen sollen. Meena kann nur denken: „Ausgerechnet Vampire“ und versucht den Produzenten von dieser, ihrer Meinung nach hirnrissigen Idee, abzubringen. Ohne Erfolg, auch der Produzent ist von Shoshonas Idee angetan.

Am Abend kehrt Meena wütend in ihre Wohnung zurück, im Kopf allerdings schon die Idee, wie sie den Vampiren in Eternity schnell den Garaus macht, die Figur des Vampirjägers nimmt schon Gestalt in ihrem Kopf an.

Schlafen kann Meena nur sehr schlecht und so geht sie nachts noch mit ihrem Hund Jack Bauer eine Runde spazieren. Als sie an einer verfallenen Kirche vorbeikommen, werden Meena und Jack Bauer plötzlich von einem riesigen Schwarm Fledermäuse angegriffen. Gerade als Meena sich schützend über ihren Hund wirft, kommt ein geheimnisvoller und sehr attraktiver Fremder und beschützt Meena vor den angreifenden Fledermäusen. Der Fremde stellt sich als Lucien vor und begleitet Mena noch bis zu ihrer Wohnung, danach ist er verschwunden. Am nächsten Morgen ist Meena nicht sicher, ob sie geträumt hat oder das ganze Wirklichkeit war.

Tags darauf lernt Meena Lucien dann noch mal kennen, auf einer Party ihrer Nachbarin Mary Lou und sie beginnt, sich sehr für den gutaussehenden und charmanten Lucien zu interessieren.

Weiter im Plan den Vampir, der nun in „ihrer“ Serie spielen soll, umkommen zu lassen, ist sie mehr als überrascht, als am folgenden Tag ein Mann in ihre Wohnung eindringt und behauptet, ein eben solcher zu sein! Was aber noch schlimmer ist, er behauptet, dass ihr Lucien der Sohn von Dracula ist. Meena, die die Nase von Vampiren und Co. mehr als voll hat, glaubt dem Vampirjäger Alaric kein Wort. Vampire gibt es nicht … oder doch?

_Kritik_

Mit „Eternity“ hat Meg Cabot ihren ersten Roman im Genre der Romantic Fantasy geschrieben. Mit ihrem aus mittlerweile 40 Büchern bekannten humorvollen und leicht zu lesenden Schreibstil zieht die Autorin den Leser in den Bann. Auch wenn das Genre Romantic Fantasy für die Autorin Neuland sein dürfe, bewegt sie sich in diesem wie ein alter Hase. Sie hat das Gespür für das, worauf es ankommt.

Der Roman ist in verschiedene, anfangs recht kurze Kapitel unterteilt. In diesen lernt man das Leben der unterschiedlichen Charaktere Meena, Lucien und Alaric kennen und bekommt auch eine Ahnung was diese bewegt und welches Ziel die Protagonisten verfolgen. Die Ziele der Gegenspieler bleiben dabei erst einmal unklar, was der Spannung sehr zu Gute kommt.

Sehr geschmackvoll wird auch die Liebesbeziehung von Meena und Lucien beschrieben, auf allzu intime Sexszenen wird verzichtet und der Leser gelangt nur bis zur Schwelle des Schlafzimmers. Dieses ist eine sehr angenehme und nicht weniger erotische Abwechslung zu den üblichen Romanen dieses Genres.

Die Umgebung und die Orte der Handlung werden plastisch beschrieben. Auch die jeweiligen Stimmungen passen gut ins Bild und harmonieren mit den Ereignissen, die gerade stattfinden. Der Leser findet sich so leicht in die Geschichte ein und nimmt die Geschichte reell wahr.

Die Spannung baut sich in der Handlung in kurzen aber intensiven Abschnitten konstant weiter auf, sodass die Charaktere sich immer tiefer dem Ende entgegen entwickeln können. Gegen Ende des Romans wird es dem Leser immer mehr bewusst, dass das Finale sich gleich in einem Feuerwerk entlädt.

Die Figurenzeichnung in „Eternity“ ist psychologisch vielfältig. Das zeigt sich vor allem darin, dass die Autorin ihren Protagonisten mit viel Feingefühl, eine breite Bühne gibt, um sich zu entwickeln und sich damit für einen Fantasy Roman auch glaubhaft zu präsentieren.

Meena, eine junge Frau, die Autorin der erfolgreichen Fernsehserie „Eternity“ ist, fühlt sich in der paranormalen Welt nicht besonders wohl. Als bodenständige Frau ist sie äußerst skeptisch, was übernatürliche Wesen angeht. Sie selbst allerdings trägt ihr eigenes Geheimnis, was für sie mehr Fluch als Segen bedeutet. Sie hat die „Gabe“ den natürlichen wie auch unnatürlichen Tod bei ihren Mitmenschen zu erkennen. Somit erkennt sie, ohne es wirklich zu wollen, dass ihr Gegenüber dem Tode geweiht ist. Dass die sensible junge Frau nur schwer mit dieser Verantwortung umgehen kann, versteht sich von selbst. Wer möchte schon jemanden kennenlernen, der fröhlich und höflich auftritt, und ihn wenig später auf möglichst vorsichtige Art und Weise vor dem Tod warnen? Was Meena verwirrt, ist, dass sie in der Gegenwart Luciens nichts, aber auch wirklich gar nichts Außergewöhnliches wahrnehmen kann.

Die weiteren Charaktere sind ebenfalls vielschichtig und interessant gezeichnet. Jeder Figur kann der Leser die erzählte Geschichte abnehmen, und da sich die Hauptpersonen weiterentwickeln und auch aus dem Geschehen lernen, wirkt das Ganze sehr glaubwürdig und realistisch.

Die Gestaltung der Covers ist sehr ansprechend gelungen, auf schwarzem Hintergrund sieht der Leser eine Frau, die ein Abendkleid trägt. Dieses wirkt schon durch die Farben Schwarz und Blutrot sehr ansprechend. Den Hintergrund verzieren ebenfalls schwarze, verschlungene Ranken, die durch Spotlack hervorgehoben werden. Der Titel und der Name der Autorin sind farblich hervorgehoben.

_Fazit_

Meg Cabot schafft es in „Eternity“ die bekannten Elemente der Romantic Fantasy neu zu mischen und es kommt eine sehr originelle und unterhaltsame Story dabei heraus. Sie erfindet das Genre nicht komplett neu, schafft es aber trotzdem dem Leser in Erinnerung zu bleiben.

Mit viel Humor und Sarkasmus, einer schönen Liebesgeschichte mit einem überraschenden Ende und einer gehörigen Portion Spannung schafft es die Autorin eine Geschichte zu entwickeln, die nicht nur Vampirfans begeistern wird.

Ich habe diesen Roman verschlungen und hoffe sehr auf eine Fortsetzung, das Ende spricht doch sehr dafür.

_Autorin_

Meg Cabot (* 1. Februar 1967 in Bloomington, Indiana; eigentlich Meggin Cabot, Pseudonyme auch Jenny Carroll und Patricia Cabot) ist eine US-amerikanische Autorin und Illustratorin.

Cabot arbeitete nach ihrem Philologiestudium zunächst als Illustratorin, bevor sie unter dem Pseudonym Patricia Cabot einige historische Frauen-Romane schrieb. Inzwischen hat Meg Cabot mehr als 40 Romane verfasst, darunter die erfolgreiche Jugendbuch-Reihe „Plötzlich Prinzessin“. Die Bücher „Plötzlich Prinzessin“ sowie „Power, Prinzessin!“ wurden beide vom Regisseur Garry Marshall unter den Titeln „Plötzlich Prinzessin“ und „Plötzlich Prinzessin 2“ verfilmt. Meg Cabot heiratete in einem kleinen Dorf in Italien und lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Katzen in New York City und Florida. (Quelle Wikipedia)

|Broschiert: 512 Seiten
Originaltitel: Insatiable
ISBN-13: 978-3764503772|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet

_Nadine Warnke_

D’Lacey, Joseph – Entsorgt

_Das geschieht:_

Shreve ist eine gesichtslose Stadt irgendwo in den englischen Midlands. Die einzige ‚Sehenswürdigkeit‘ bildet eine gewaltige Müllkippe, auf der die Abfälle des gesamten Landkreises gesammelt werden. Korruption und Gleichgültigkeit führen dazu, dass kaum kontrolliert wird, was da täglich (und vor allem heimlich in der Nacht) angeliefert wird. Tief im Boden schwappt daher eine giftige aber unheilvoll fruchtbare Suppe, in der organische und anorganische Elemente seltsame Verbindungen eingehen.

Eines Tages ist es soweit: Ausgerechnet in Shreve gelingt die abiogenetische Urzeugung bisher unbekannten Lebens. Aus Unrat und Schrott entstehen formlose aber bewegliche, instinktgesteuerte und hungrige Kreaturen. Sie ernähren sich von Blut und sind ständig damit beschäftigt, ihre Mischkörper zu modifizieren und zu verbessern. Bei guter Ernährung wachsen sie schnell – und sie sind intelligent, wie der Einsiedler Mason Brand zufällig herausfindet, als sich eines Abends eines der Wesen in seinen Garten verirrt. Statt es zu töten, nimmt es der neugierige Mann auf, füttert und versteckt es. Ungestört kann der „Fäkalith“ sich entwickeln; er nimmt sich dabei seinen ‚Vater‘ zum Vorbild.

Andere Bürger begegnen den Artgenossen des Fäkalithen. Ohne Schutz und Förderung mutieren diese zu fressgierigen, aggressiven Ungeheuern, die unvorsichtigen Haustieren und bald auch Wanderern auflauern. Als der Fäkalith seine Entwicklung abgeschlossen hat, schwingt er sich zum Anführer auf. In seinem Auftrag fallen die Kreaturen über Shreve und seine Einwohner her. Sie säen Angst & Schrecken, und sie nutzen den Rohstoff Mensch mit nie gekanntem Einfallsreichtum. Die Außenwelt wird aufmerksam, Militär marschiert auf. Unbarmherzig werden Müll-Monster und ‚infizierte‘ Menschen ausgelöscht, ohne dem Phänomen auf den Grund zu gehen – das typisch grobe Vorgehen eines Establishments, dem dadurch entgeht, dass es dem bizarren Gegner in die Hände bzw. Tentakeln arbeitet …

_Horror der wahrhaft schmutzigen Art_

|“Geld stinkt nicht“|, wies der römische Imperator Vespasian (9-79 n. Chr.) Kritiker in die Schranken, als er ausgerechnet die öffentlichen Toiletten mit einer Latrinensteuer belegte. Sein Plan war ebenso einfach wie genial, sodass er aufgehen musste: Der Mensch kann nicht existieren, ohne Dreck zu verursachen, um den er sich – dies ist der nächste logische Gedankenschritt – tunlichst nicht selbst kümmern möchte.

Was stört, wird ausgelagert. Wer sich in dieses anrüchige Geschäft wagt, lässt sich gut dafür bezahlen. Der Profit steigt, wenn man nicht genau hinschaut, was die Kundschaft heranschafft, sondern es einfach dort stapelt oder vergräbt, wo es aus den Augen und damit aus dem Sinn gerät.

Leider bleibt der richtig gefährliche, grässliche Dreck oft nicht dort. Ungestört sickert er ins Erdreich, ins Grundwasser, verseucht Pflanzen und Tiere und landet letztlich doch wieder bei seinen Verursachern. Joseph D’Lacey dreht diese Schraube einige Windungen weiter und erfindet einen Müll, der sich seiner fauligen Haut zu wehren beginnt. Da es seiner Natur entspricht, geht er (der Müll, aber auch D’Lacey) dabei überaus garstig zu Werke.

Wer sich fragt, was damit gemeint ist, wird im letzten Drittel des hier vorgestellten Romans so offen ins Bild gesetzt, dass keine Frage mehr, sondern nur noch Übelkeit bleibt. Autor D’Lacey hat sich viel Mühe gegeben und tief im Wortschatz seiner Sprache geschürft, um die blutigen Exzesse kotig-brandiger Schreckgestalten möglichst anschaulich zu schildern. Vom Ehrgeiz gepackt, blieb ihm der Übersetzer nichts schuldig.

|Die Stadt als Spiegelbild der Müllkippe|

Obwohl man es angesichts der bizarren Handlung weder erwarten würde noch es zunächst bemerkt, hat diese Geschichte eine Moral. D’Lacey hat gelernt und serviert sie den Lesern nicht mehr wie in seinem Romanerstling „Meat“ mit der ganz groben Kelle. Gesellschaftskritik wird geübt, aber D’Lacey ordnet sie dieses Mal seiner Geschichte unter.

Der „Garbage-Man“-Horror setzt ähnlich schleichend und trügerisch ein wie ein weicher Furz. (Dieser Roman erzwingt solche Assoziationen.) Die halbe Geschichte vergeht für den Leser mit dem Kennenlernen immer neuer, generell unsympathischer Figuren und ihrer banalen, abstoßenden Geheimnisse. Immer lauter fragt man sich, wann dies endet und endlich der Horror beginnt.

Erst allmählich schält sich D’Laceys Intention heraus: Müllkippe und Stadt Shreve bilden Spiegelbilder, wobei der eigentliche Schrecken zunächst nicht von der Gift-Deponie ausgeht. In der Stadt ist das Leben aus den Fugen geraten. Sämtliche Figuren sind kriminell, psychisch gestört, ausgebrannt oder stecken in einer anderen Sackgasse fest. Nicht nur die Abfälle, die sie täglich verursachen, finden ihren Weg auf die Kippe. Hinzu kommt emotionaler Ballast, der das ohnehin geschädigte Erdreich zusätzlich tränkt.

Auf diese Weise schaffen die Menschen sich ihre Monster selbst. Als der Müll seine Kreaturen freigibt, sind diese zwar gefährlich aber nicht bösartig. Sie wollen nur leben, und dafür müssen sie fressen. Erst im Laufe ihrer Entwicklung verändern sie sich. Sie bauen ihre Körper und Hirne mit weiterem Unrat auf. Unabsichtlich verleiben sie sich dabei noch mehr Negatives aus Menschenhand und -hirn ein, was nicht folgenlos bleibt: Die Kreaturen wachsen, sie werden intelligent – und aggressiv.

|Müll mit Mission?|

An diesem Punkt weicht D’Lacey leider von seiner fröhlich-anarchischen Linie ab. Der lebende Müll entsteht nicht einfach. Er wird von Gäa, der personifizierten Mutter Erde, ins Leben gerufen. Gäa hat die Nase voll von den schmutzigen Umtrieben der Menschen, die ihre ‚Haut‘ mit Abfällen und Giften aller Art besudeln. Sie wirft die Evolutions-Maschine an und schafft den Fäkalithen und seine Brut.

Mit dieser Idee gerät „Entsorgt“ auf ein unerquickliches Nebengleis. Die Story verträgt so, wie D’Lacey sie erzählt, keinen Ernst. „Entsorgt“ ist dem „Toxic Avenger“ des Trash-Filmstudios Troma zu nah. Als der Verfasser seinem Garn eine Botschaft unterlegen will, macht er sich unnötig lächerlich. Grober Horror und esoterisches Fein-Gefasel vertragen sich nicht, weshalb man die entsprechenden Passagen am besten nur überfliegt, ausblendet und sich auf die rabiaten Szenen konzentriert, für die der Verfasser ein weitaus besseres Händchen hat.

P. S.: Das Cover-Zitat „Joseph D’Lacey rocks“, angeblich gesprochen von Stephen King, sollte der Leser mit der angemessenen Nichtachtung solcher Plump-Werbung strafen; es findet sich genauso bereits auf dem Cover von „Meat“, D’Laceys Roman-Erstling (der übrigens gar nicht rockt).

_Autor_

Joseph D’Lacey wurde in London geboren, lebte aber die meiste Zeit in den englischen Midlands. Auch heute lebt und arbeitet er in der mittelenglischen Grafschaft Northamptonshire – und zwar hauptberuflich nicht als Schriftsteller, sondern als Inhaber einer eigenen Praxis für Akupunktur. Als Autor trat er lange vor allem online in Erscheinung. Der Erfolg seines Romanerstlings „Meat“ sorgte dafür, dass D’Laceys Werke verstärkt im Druck erscheinen.

|Taschenbuch: 416 Seiten
Originaltitel: Garbage Man (London: Bloody Books, Beautiful Books 2009)
Übersetzung: Stephan Glietsch
ISBN-13: 978-3-453-43510-0|
[www.randomhouse.de/heyne]http://www.randomhouse.de/heyne

von Michalewsky, Nikolai (als Mark Brandis) – Mark Brandis: Testakte Kolibri (Weltraumpartisanen – Band 7)

_Mark Brandis:_

Band 1: [Bordbuch Delta VII]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 2: [Verrat auf der Venus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 3: [Unternehmen Delphin]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 4: [Aufstand der Roboter]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 5: [Vorstoß zum Uranus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 6: [Die Vollstrecker]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636

_Band 7: Testakte Kolibri_

Als der |Herder|-Verlag Anfang der Siebziger eine kleine Jugend-SciFi-Reihe von drei bis vier Bänden bei Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) in Auftrag gab, war der Erfolg keineswegs absehbar. Dieser brachte unter seinem Pseudonym „Mark Brandis“ bis 1987 insgesamt 31 Bände der Weltraumabenteuerserie mit dem gleichnamigen Helden unters begeisterte Volk. Das heißt, ein 32. Band („Ambilvalente Zone“) wurde in seinem Todesjahr via |Books on Demand| veröffentlicht, hat aber – bis auf einige Eckpunkte – auch kaum noch etwas mit der eigentlichen Figur gemein.

Schon lange Zeit vor diesem eher umstrittenen Revival war es still um die deutsche Kultserie geworden. |Bertelsmann| machte sich seit Bestehen der Reihe zwar zwischenzeitlich immer wieder mal an einen Aufguss der ursprünglichen Serie mittels Doppelbänden, welche teils über den hauseigenen Buchclub vertrieben wurden, stellte die Versuche aber im Jahr 2000 endgültig ein. 2008 nahm sich der |Wurdack|-Verlag dem Kleinod mit dem gebührenden Ernst an und präsentiert seither jedes Quartal je 2 Bände als broschierte Sammlerausgabe mit frischer Aufmachung.

_Vorgeschichte_

Der Weltraum unseres Sol-Systems wird bereist und die nächsten Himmelskörper sind auch bereits kolonisiert. Die Zeiten einzelner Nationalstaaten sind lange vorbei. Nur zwei große Machtblöcke belauern sich auf dem Mutterplaneten Erde noch: Die Union Europas, Afrikas und Amerikas (EAAU) und die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR). Usurpator Smith, der sich im Jahr 2069 an die Macht putschte (vgl. Band 1 bis 4), ist Geschichte. Nicht zuletzt auch durch den tüchtigen Einsatz von Commander Mark Brandis und des Widerstandes. Die Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik (VEGA), für die Brandis & Co. ihre Testflüge brandneuer Raumschiffprototypen durchführen, ist längst wieder eine zivile Institution – worauf man dort stolz ist.

_Zur Story_

Die VEGA hat ein Problem mit dem brandneuen Mehrzweckflieger des Typs „Kolibri“. Diese sehr vielversprechende Konstruktion ist in der Lage, sich sowohl im Weltraum als auch in planetarer Atmosphäre sowie unter Wasser bewegen zu können. Dabei ist der mit Atomantrieb ausgestattete Einsitzer höchst agil und entsprechend flink unterwegs. Das prädestiniert die Baureihe geradezu, sie als wertvolle Expeditionsausrüstung für etwaige Forschungsflüge zu unbekannten Planeten mit zu führen. Leider scheint irgendwo in seinen hochentwickelten Eingeweiden der Wurm zu sitzen, und zwar einer, der bereits einigen Testpiloten das Leben kostete. Dabei schlägt er stets unter den gleichen Bedingungen zu, ist aber seltsamerweise trotzdem nicht reproduzierbar.

Erst verhalten sich die Maschinen lammfromm, werden sogar nach einigen Testzyklen jedes Mal komplett auf Herz und Nieren gecheckt, allerdings neigen dennoch einige Triebwerke dazu bei einer Tauchtiefe von exakt 2500 Metern den Dienst zu versagen und sich urplötzlich nicht mehr starten zu lassen. Der jeweilige Kolibri sackt in der Folge entweder durch und wird vom Wasserdruck zerquetscht oder aber sein Pilot aktiviert in letzter Sekunde den Notstarter. Das katapultiert ihn jedoch unweigerlich und auf Nimmerwiedersehen ins All, da dann kurioserweise das Triebwerk gnadenlos auf Vollschub blockiert und sich durch nichts deaktivieren lässt. Es ist wie verhext, doch das Projekt zu wichtig, um es einfach aufzugeben.

Man steht unter Erfolgsdruck, die Versuchsreihe endlich erfolgreich abzuschließen, damit das Modell in Serie gehen kann. Regierung und Presse sitzen der VEGA im Nacken. Mark Brandis ist bekanntlich VEGA-Chef John Harris‘ bester Mann und soll’s „freiwillig“ mal wieder richten. Er wird als Einsatzleiter nach Espiritu Santu beordert, den Fehlerteufel zu ertappen und zu eliminieren. Auf der kleinen Pazifikinsel, von wo aus die Vorserienmodelle getestet werden, steht es, auch Dank des bereits bezahlten Blutzolls, moralisch nicht zum Besten. Zudem gehört die Testcrew auch nicht grade zur ersten Garnitur der VEGA. Nahezu jeder der Piloten hat irgendeinen Knacks weg. Die mysteriöse Unfallserie geht indes munter weiter – auch Brandis selbst macht unliebsame Bekanntschaft mit dem Geist in der Maschine.

_Eindrücke_

Die Geschichte ist ein kleiner Meilenstein innerhalb der Serie, denn die Figur des verwegenen Zigeunerpiloten Grischa Romen betritt erstmals die MB-Bühne. Heute würde man das übrigens wohl so nicht mehr schreiben, da es eigentlich – und nicht nur political correct – Sinti oder Roma heißen müsste. Wie dem auch sei, das etwas naiv-romantische Klischee des heißspornigen, fiedelnden Vagabunden des Alls erinnert irgendwie an Karl Mays Winnetou – auch dort wird dem edlen Weißen (hüben wie drüben mit deutschen Wurzeln) ein nicht minder edler „Wilder“ zur Seite gestellt. Grischa Romens Herkunft sowie seine musikalischen Fähigkeiten werden in vielen weiteren Romanen überdies noch häufiger Thema und nicht selten das Zünglein an der Waage sein, daher sei dieser Umstand hier auch so deutlich hervor gehoben.

Scheinbar hatte NvM nicht nur eine besondere Vorliebe für den Volksstamm aus der Puszta, sondern auch eine starke Aversion gegen Rassismus und diverse Vorurteile, gegen die er permanent anschreibt. Dabei bedient er sich grade für seine Hauptfigur ebensolcher, nämlich der allgemein als „typisch deutsch“ angesehenen Eigenschaften wie Pflichtbewusstsein, Gründlichkeit, Besonnenheit und ein gewisser Hang zur überzogenen Selbstkritik. NvM nennt Mark Brandis in seinen Büchern gelegentlich den „verdammten Preußen“, womit er sich eigentlich selbst charakterisiert, denn Autor und Figur sind fast untrennbare Zwillinge. Die verwendete Ich-Form passt daher sehr gut ins Gesamtbild. Auch wenn Brandis‘ teutonische Tugendhaftigkeit manchmal etwas moralisierend und over the top wirkt, so ist die Figur nicht minder sympathisch.

_Achtung: Spoilerwarnung!_

NvM behauptete stets kein richtiger SciFi-Autor zu sein. „Testakte Kolibri“ legt beredt Zeugnis darüber ab, dass daran viel Wahres ist. Kaum einer seiner MB-Romane ist vom Setup her so unplausibel bzw. unausgegoren wie dieser. Es ist u.a. nicht nachvollziehbar, dass trotz der sich häufenden Unfälle bei immer wieder der gleichen Wassertiefe die Tests nicht einfach schon einmal in seichtere Gewässer verlegt werden, wo ein eventuelles Absinken auf den Grund vergleichsweise ungefährlich wäre. Ein eigens für Notfälle vorgesehenes Rettungs-U-Boot kommt sowieso irgendwie immer zu spät, was ziemlich konstruiert anmutet. Ein einziges Mal schafft es die rechtzeitige Ankunft, wobei der Pilot in über 3000 Metern Wassertiefe von „Tauchern“ (!) heraus geholt und munter in die Mitte genommen wird. Das ist weder logisch noch physikalisch haltbar.

Auch ins All katapultierte Kolibris, zu denen die Funkverbindung abbricht und welche hernach nicht mehr geortet oder geborgen werden können, wollen nicht so recht einleuchten. In Zeiten, in denen insbesondere die VEGA einen dermaßen hoch entwickelten Fuhrpark hat, wäre es wohl sicher, dass ein schneller Raumer bei einem Prestigeobjekt dieser Größenordnung abgestellt würde, eventuelle Kolibri-Streuner zu verfolgen und nötigenfalls mit einem gezielten Schuss aufs Triebwerk zu stoppen. Es fallen selbst weniger technisch versierten Naturen bestimmt noch eine weitere Reihe von Maßnahmen ein, die den Bodycount erheblich hätten reduzieren könnten. Dies waren jetzt nur die Kardinalschnitzer, im Detail finden sich noch ein paar weitere – mehr oder weniger grobe – Ungereimtheiten. Das betrifft nicht nur die technische Seite, sondern auch den generellen Aufbau der Geschichte.

Natürlich übersteht Brandis selbst einen Unfall, wenig überraschend, als einziger lebend. Dass nichts anderes als Sabotage hinter der Unfallserie stecken muss, wird auch dem fantasielosesten Leser so schnell klar, dass man Brandis ob seiner anhaltenden Betriebsblindheit ein paar weckende Klapse auf den Hinterkopf geben möchte. Ungerührt geht das Zehn-kleine-Negerlein-Spielchen mit zum Teil arg überzogen spinnert-schrägen – zudem leider höchst stereotypen und schablonenhaften – Figuren im kleinen Inselcamp weiter und weiter. Und das so lange bis sich auch das letzte bisschen Dramatik abgenutzt hat und man dem Verlust eines jeden weiteren Kolibri allmählich schon fast mit einer gewissen Gleichgültigkeit begegnet. Wirkliche Tiefe will sich nicht einstellen – und beim hastig hingebastelt wirkenden Ende erst recht nicht.

_Spoiler Ende_

Wie man es bereits vom vorangegangenen Band 6 der Sammleredition her kennt, gibt es am Ende des Buches auch diesmal einen kleinen Extrabeitrag zur Serie. Dabei handelt es sich um die Illustration bzw. einen technischen Aufriss des Namen spendenden „Kolibri“-Mehrzweckfliegers. Keine leichte Aufgabe für den Illustrator, denn „offizielle“ Darstellungen gibt es nicht. Die Beschreibung im Buch beschränkt sich hauptsächlich auf das vage Attribut „flunderförmig“. Der kreative und professionell gestaltete Entwurf dazu ist nett anzuschauen. Allerdings könnten Pedanten anmerken, dass dieses Design für ein VTOL (Vertical Take Off and Landing – sprich: die bei MB ausnahmslos vorkommenden Senkrechtstarter) wohl allein schon von der Triebwerks- und Tragflächenanordnung her eher ungeeignet zu sein scheint.

_Fazit_

Es ist in vielerlei Hinsicht einer der unausgegorensten MB-Romane. Nikolai von Michalewskys teils bekannte Schwächen als SciFi-Autor treten hier auch vielleicht deswegen so deutlich hervor, da keine – sonst so treffende – Gesellschaftskritik die massiven Probleme beim Zusammenspiel von Story, Timing, Logik und Technik zu überdecken vermag. Von der flachen, oft sogar schmerzhaft pathetischen Figurengestaltung mal ganz zu schweigen. Somit ist dieser für die Serie glücklicherweise nicht repräsentative Band für Quereinsteiger zwar prinzipiell geeignet, jedoch nicht zu empfehlen. Fans werden ihn sich wahrscheinlich sowieso ins Regal stellen, sofern noch nicht geschehen.

|190 Seiten, Broschur
ISBN: 978-3-938065-40-2|

Classic Shop

MacBride, Stuart – Dark Blood

_Der Opfergang des Monsters, eine Tragikomödie_

Der Seniorenschänder Richard Knox aus Newcastle hat seine Gefängnisstrafe abgesessen, doch in seinem neuen Domizil am Rande Aberdeens wird er entdeckt und zum Objekt gewalttätiger Proteste. Die Aberdeen Cops müssen hinnehmen, dass ein Kommissar aus Newcastle „ein Auge auf die Dinge hat“. Als jedoch Knox verschwindet und Danby entführt wird, gerät die Lage völlig außer Kontrolle.

_Der Autor_

Stuart MacBride war schon alles Mögliche: Ein Grafikdesigner, dann ein Anwendungsentwickler für die schottische Ölindustrie und jetzt Kriminalschriftsteller. Mit seiner Frau Fiona lebt er in Nordostschottland. Seine Krimis um Detective Sergeant Logan McRae spielen in Aberdeen. Mehr Infos finden Sie unter [www.stuartmacbride.com]http:// www.stuartmacbride.com

|Werke:|

1) „Cold Granite“ (2005) = [„Die dunklen Wasser von Aberdeen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2917
2) „Dying Light“ (2006) = [„Die Stunde des Mörders“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3739
3) „Broken Skin“ (2007) = [„Der erste Tropfen Blut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4940
4) „Blind Eye“ = „Blinde Zeugen“
5) „Flesh House“ (2008) = [„Blut und Knochen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5792
6) „Halfhead“ (2009) – noch ohne dt. Titel
7) _“Dark Blood“_ (2010) – noch ohne dt. Titel
8) „Shatter the Bones“ (2011) – noch ohne dt. Titel

_Handlung_

Der Jahresanfang in Aberdeen ist diesmal saukalt, und ständig fegen Schneegestöber über Hügel, Straßen und Küste. Doch auch in diesem Dreckswetter soll Detective Sergeant Logan „Lazarus“ McRae nach einem Elektriker namens Steve Polmont suchen. Schließlich ist Steve so etwas wie der Neffe von Logans Vorgesetzter Detective Inspector Steel. Dieser lesbischen Hexe kann Logan einfach nichts entgegensetzen. Als rumpelt er jetzt mit seinem alten klapprigen Fiat auf die Baustelle, wo der Edinburgher Gangster Malcolm „Malk the Knife“ Maclennon mehrere hundert Reihenhäuser errichtet, mitten in Aberdeens grüner Lunge.

|Betonleichen|

Im ersten Anlauf findet Logan nur mehrere Hinweise, dass Steve Polmont vor ein paar Tagen verschwunden ist. Der Polier weint ihm keine Träne nach, weil Polmont angeblich einige Dinge mitgehen ließ. Dass Logan vom Handlanger des Poliers, einem verdächtigen Individuum mit einem Rottweiler, unsanft gedrängt wird, die Baustelle zu verlassen, macht ihn erst stutzig und dann ärgerlich. Er kommt mit einem Leichenhund wieder – und wird fündig.

Sehr zum Missvergnügen des Baustellenleiters lässt er mit Spezialwerkzeug einen ganzen Betonblock aus dem Fundament eines Hauses schneiden – und siehe da: Unter dem Klotz klebt eine Leiche. Die Gerichtsmedizinerin Isobel Macalister, Logans Ex und frischgebackene Mama, erklärt die Leiche für die von Steve Polmont. Aber wer hat den kleptomanen Elektriker auf dem Gewissen? Logan hat da einen leisen Verdacht …

|Der Schänder muss weg!|

Allerdings wird Logan einem anderen Team zugeteilt, das damit betraut ist, den entlassenen Häftling Richard Knox zu bewachen und zu bemuttern. Knox hat in Newcastle und den schottischen Lowlands mehrere Senioren geschändet, sodass ihn deren Angehörigen lieber tot als frei sehen, selbst noch nach Dutzend Jahren. Knox wählt als erstes Domizil das Haus seiner Großeltern. Angeblich hat er Gott gefunden. Er betet jedenfalls oft genug vor dem elektrischen Kaminfeuer.

Dem Kommissar, der aus Newcastle gekommen ist, erzählt er jedenfalls nichts über seine damalige Zeit. Danby hängt trotzdem herum, um „ein Auge auf die Dinge zu haben“, wie er behauptet. Doch auf die direkte Frage Logans antwortet er, Knox habe seinen Freund Billy Adams auf dem Gewissen, zumindest moralisch, wenn schon nicht physisch.

Doch von seinem Freund Colin Miller bei der Zeitung erfährt Logan eine ganz andere Story: Knox war der Kassenwart des Newcastler Gangsters „Mental Mikey“ und habe in dessen Auftrag mehrere Millionen Pfund beiseitegeschafft. Hinter diesem Nest-Ei seien jetzt einige Leute aus Newcastle her, nachdem Mental Mikeys gerade den Löffel abgegeben hat. Und wer weiß, denkt Logan: Vielleicht will ja auch DSI Danby seinen Schnitt dabei machen.

|Doppelter Verschwindeakt|

Während vier Cops auf Richard Knox aufpassen, soll Logan eine rätselhafte Überfallserie auf Juwelierläden sowie das Auftauchen von Falschgeld und gefälschten Waren aufklären. Das hält ihn einigermaßen auf Trab, doch unversehens geraten die Dinge an der Medienfront außer Kontrolle: Als Colin Miller den Aufenthaltsort von Richard Knox von dessen alter Englischlehrerin erfährt, weiß es sofort ganz Aberdeen. Die Protestmenge versammelt sich, gibt sich aber schon bald nicht mehr mit Protest zufrieden: Benzinbomben fliegen, kurz nachdem Knox unter Bewachung das Haus verlassen hat.

Unter dem Bildmaterial, das die Medienmeute geschossen hat, stößt Logan auf zwei bekannte Gesichter: Es sind die Angehörigen von zweien der Opfer. Späte Rache – oder steckt mehr dahinter? Als erst Knox aus dem neuen Versteck verschwindet und dann auch noch DSI Danby aus seinem Hotel entführt wird, gerät die Lage vollends außer Kontrolle. Und Detective Inspector Steel ist unabkömmlich, weil gerade das erste Kind ihrer Lebenspartnerin zur Welt kommt, eine Frühgeburt.

Offensichtlich ist wieder alles der Initiative von DS Logan McRae überlassen, um einen Fall nach dem anderen aufzuklären, inklusive eines Showdowns auf jener unheilvollen Baustelle …

_Mein Eindruck_

„Dark Blood“ soll eigentlich eine Geschichte über ein Monster sein. Das Monster ist Richard Knox, der sich an mehreren älteren Herren sexuell vergangen haben soll. Nun ist Knox freigelassen worden und diverse Herrschaften der zwielichtigen Unterwelt – aber auch andere – hätten gerne mal ein Wörtchen mit ihm gesprochen. Das ist eine der vier Seiten im Umgang mit einem Monster: Man will es entweder benutzen, heilen, wegsperren oder töten. Alle vier Aspekte sind im Buch zu finden, so etwa der gewalttätige Protest der Menge vor Knox‘ Haus.

Während sich die Cops aufgeregt auf diesen Protest konzentrieren und dümmlich durch die ausgebrannte Ruine des Hauses stolpern, sollten sie sich viel besser um die unsichtbare Gefahr kümmern: um jene Leute, die das Monster für ihre Zwecke benutzen wollen. Die Schwierigkeit der Cops dabei besteht allerdings darin, diese Leute überhaupt zu erkennen. Dummerweise sind die meisten Cops derartig betriebsblind und in eigene Querelen verstrickt, dass sie den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Als die Katastrophen hereinbrechen, kommt natürlich jede Vorkehrung zu spät.

Diesen Mechanismus kann man mit einem weinenden Auge beklagen und anprangern (das erledigt bereits Colin Miller in der Tageszeitung) oder verlachen. Dazu verleitet uns der Autor in seiner Geschichte. Die besten Cops wie etwa Logan McRae werden von ihren Vorgesetzten zusammengestaucht, wenn sie auch nur die geringste Initiative zeigen, und getadelt, wenn sie die Vorschriften verletzen.

Nicht genug damit, gibt es in der Truppe auch Pappenheimer, die sich Lorbeeren verdienen wollen und dafür über Leichen gehen. Einer dieser Saubermänner fälscht beispielsweise McRaes Unterschrift, um sein verhängnisvolles Treiben zu tarnen. Verständlicherweise ist McRae stocksauer, als er dies herausfindet, und will dem Saubermann an die Wäsche. Dafür gibt es einen Rüffel für unkollegiales Verhalten.

Während sich die Cops ständig selbst ein Bein stellen und McRae wie Don Quichotte gegen Windmühlen kämpft, machen sich die bösen Jungs über Knox und Danby her. Dieses Trio begleitet die Handlung ständig. Aber der Leser darf sich vom Autor nicht an der Nase herumführen lassen. Das Denken in Klischees wird vom Autor regelmäßig mit bösen Überraschungen bestraft. Die bösen Jungs entpuppen sich als die Guten – sofern es das überhaupt gibt.

So scheint DSI Danby zu den Kerlen mit den weißen Hüten zu gehören. Aber auch er will nur Knox dazu benutzen, an die Millionen von Gangsterboss Mental Mikey heranzukommen. Dies macht ihn zumindest zu einem Angehörigen der Grauzone. Merke: So wie die Cops um McRae nur Menschen sind, so trifft dies auch für Egoisten in den oberen Rängen zu. Jeder will sein Pfund Fleisch von Knox abhaben, egal ob der nun ein Monster ist oder nicht. Die Welt ist, wie sie ist: egoistisch, voller Täuschungen und stets darauf aus, dir ein Bein zu stellen. Selbst der Showdown findet in einem wütenden Schneesturm statt.

|Humor ist, wenn man trotzdem lacht|

Aber es kann auch lustig zugehen – wenn man schottischen Humor mag. Und der kann ganz schön sarkastisch und schräg sein. So befragt McRae in einer wundervollen Szene einen mutmaßlichen Juwelendieb in dessen schäbigen Wohnwagen. Danny Saunders lebt mit seiner Freundin Stacy Gardner zusammen, die ein Kind erwartet. In einer nahezu bizarren Entwicklung von Klamauk-Horror stellt sich nicht nur Danny als hammerschwingender Polizistenschreck heraus, sondern auch die harmlos erscheinende Stacy. Eine Bratpfanne schwingend versetzt sie Logan McRae eins auf die Rübe, bis er seinem zweiten Vornamen „Lazarus“ alle Ehre machen muss.

Ein weiteres Dauerelement, das für Ironie sorgt, ist McRaes Vaterschaft. Oh ja, in „Blind Eye“ hat er sich von seiner Chefin Steel dazu „überreden“ lassen, ihrer Lebensgefährtin Susan, die niemals selbst auftritt, ein Kind zu machen. Während Steel eifersüchtig und neidisch auf seine Zeugungsfähigkeiten ist, wacht sie mit Argusaugen über die Schwangerschaft ihrer Ehefrau Susan. Bis dann endlich der große Tag der, äh, Früh-Geburt kommt und Steel fortan unabkömmlich im Krankenhaus über „ihr“ Erstgeborenes wacht. McRae hat Glück, dass er zur Begutachtung des Ergebnisses eingeladen wird. Voilà, dies ist Jasmine! Na, stolz?

_Unterm Strich_

„Dark Blood“ hat mich zunächst dadurch enttäuscht, dass es längst nicht die emotionale Wucht von „Flesh House“ entfaltet. Die Fälle von Richard Knox und Steve Polmont scheinen eher der skurrilen Art des Verbrechens anzugehören. McRaes Verfolgung von Lappalien wie Falschgeld, Juwelenraub und gefälschten Markenartikeln wirkt auch nicht gerade schwerwiegend und zielführend.

Im Gegenteil: Sie wirken eher ablenkend, so als ob die zentrale Story um die Entführung von Knox und Danby vom Autor als zu dünn erachtet wurde, um einen Roman komplett zu tragen. Glücklicherweise hängt einiges zusammen, und im Rahmen des Polizeialltags dürfen auch Lappalien nicht fehlen. Sie dienen der Auflockerung, leider lenken sie auch vom Wesentlichen ab.

Allerdings erklären sie, wieso McRae, unser Held à la Don Quichotte, ständig Zusammenhänge übersieht, Botschaften missversteht, Nachrichten unterdrückt und ignoriert und auch sonst überaus unzureichend erscheint. Der Autor scheint der Meinung zu sein, dass auch Cops wie McRae nur allzu menschlich sind. Sie sind keine einzelgängerischen Übermenschen wie Inspector Rebus oder andere Superschnüffler. Ganz im Gegenteil: Allzu oft kommen sie unter die Räder. Und am Schluss wird McRae natürlich – wieder mal – gekreuzigt. Buchstäblich.

|Taschenbuch: 469 Seiten
ISBN-13: 978-0007244621|
[www.harpercollins.com]http://www.harpercollins.com

Döring, Oliver – Don Harris, Psycho-Cop – Triaden-Terror (Folge 8) (Hörspiel)

_|Don Harris – Psycho Cop|:_

Folge 1: [„Das dritte Auge“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3907
Folge 2: [„Der Club der Höllensöhne“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3922
Folge 3: [„Das schwarze Amulett“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6690
Folge 4: „Das Erbe der Wächter“
Folge 5: [„Das Killer-Kommando“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6701
Folge 6: [„Das Glastonbury-Rätsel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6709
Folge 7: [„Drei Gräber in Sibirien“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6711
Folge 8: _“Triaden-Terror“_

_Story:_

Als Don Harris in seiner Wohnung einen geflochtenen Seidenschal entdeckt, scheint ihm die Botschaft unmissverständlich. Die Triaden haben es auf den Psycho-Cop abgesehen, doch Don kann den aktuellen Affront absolut nicht deuten. Sein Kollege Terry Sheridan empfiehlt den Kontakt zu seiner Bekannten Li, die im Stammlokal des ESI-Agenten arbeitet und dort zu einer engen Vertrauten Sheridans gereift ist. Doch schon der erste Besuch bei Li entwickelt sich zum inszenierten Schlachtfeld: Ein Gaunertrupp der asiatischen Mafia zerlegt das Restaurant und richtet die volle Aufmerksamkeit auf Harris. Doch die Spuren verwischen sich, denn im Eifer des Gefechts werden die Zeugen ermordet, und auch Elliot Hackman, der als Anwalt der erschossenen Ganoven auftritt, scheint nicht durchsichtig genug, um den Ursprung des Verbrechens zu analysieren. Erst als weitere Opfer erbracht werden müssen und Li in Gefangenschaft von Dons neuen Häschern gerät, lichtet sich das Dunkel – doch es scheint ganz so, als würde der Blutzoll der Triaden noch nicht ausreichend entlohnt worden zu sein …

_Story:_

Erzähler – Douglas Welbat
Don Harris – Dietmar Wunder
Elektra – Claudia Urbschat-Mingues
Terry Sheridan – Gerrit Schmidt-Foss
Jack O’Donnell – Bernd Rumpf
Elliot Hackman – Oliver Stritzel
Li – Tanja Geke
Stevens – Martin Kessler
Tan Lu – Thomas Petruo
Zhu De – F.G. Beckhaus

Buch: Gerry Streberg & Oliver Döring
Regie: Oliver Döring
Seounddeisgn & Schnitt: ear2brain productions
Produktion: WortArt / AS Hörspiel GmbH
Realisation: Pe Seimon
Illustration: Vladimir Bondar
Artworkgestaltung: Friedemann Weise
Product Management: dp
Musik: Universal Publishing Production Music GmbH

_Persönlicher Eindruck:_

‚Na also, geht doch!‘, werden sich Liebhaber des Psycho-Cops Don Harris dieser Tage sagen. Nachdem die Hörspielproduktion um Dörings zweiten Liebling eine gefühlte Ewigkeit auf Eis lag und der Release-Rhythmus nach einjähriger Pause ziemlich ins Wanken geraten war, legen die Macher der Audio-Fassung im Herbst nun direkt doppelt nach. Ein knapper Monat ist seit der Veröffentlichung des waghalsigen und vor allem actionreichen Sibirien-Trips des Protagonisten vergangen, nun kämpft Harris auch schon wieder an vorderster Front, und zwar gegen einen weiteren Frischling in der Reihe, der mal wieder vollen Einsatz auf Seiten des Psycho-Cops fordert. Und es dauert auch nicht lange, bis sich das Gefühl herausbildet, die Sprecher und Hintergrundakteure hätten eine ganze Menge Schwung mitgenommen, um das Comeback (im kleinen Rahmen) mit richtig viel Elan anzugehen.

Dabei ist die aktuelle Story inhaltlich eher gewöhnlich, vielleicht an manchen Stellen reißerisch, in diesem Sinne aber definitiv nicht spektakulär. Der Kampf gegen die Triaden ist ein bekanntes Motiv für eine Action-Story, und im Falle von „Don Harris“ geschehen eigentlich auch kaum Dinge, die hier vom traditionellen Schema abweichen. Selbst Harris‘ Visionen, die ihn einige Male retten und vor den jeweiligen Anschlägen warnen, sind nur kleine Ergänzungen zu einer temporeichen Erzählung, aber nichts Außergewöhnliches, was den Plot jetzt aus dem bekannten Raster heraustrennen könnte.

Stattdessen liegt es einmal mehr an den Sprechern, aus dem Standard eine Top-Story herauszuschlagen, was diesmal vor allem dem Hauptdarsteller mit einem superben, sehr souveränen Auftritt gelingt. Harris steht in Episode Nr. 8 nicht mehr im Schatten seiner Partnerin Elektra, die in „Triaden-Terror“ lediglich für einen Kurzeinsatz abgerufen wird. Aber auch Terry Sheridan, der erstmals im Zentrum des Geschehens geparkt wird und sich in dieser Ausgangssituation wirklich prächtig verkauft, wird von Gerrit Schmidt-Foss würdig vertreten und seiner Hauptrolle vollends gerecht.

Schade ist lediglich, dass die Geschichte in vielen Passagen zu stark vorhersehbar ist und die überraschenden Momentaufnahmen nicht in dem Maße ausgereizt werden, dass es der Spannung wirklich zuträglich wäre. Auch die Verbindung zu den Höllensöhnen, die hintergründig ebenfalls ihre Finger in der Sache haben, wird nicht ganz befriedigend ausgearbeitet, sondern dient hier nur dem Zusammenhalt des in den ersten sieben Episoden mühsam aufgebauten Gesamtkonstrukts. Aber auch das geht in Ordnung, hätte aber nicht zwingend in die Handlung eingeflochten werden müssen.

Schließlich ist „Triaden-Terror“ ein gutes Hörspiel, ein solider Vertreter einer zumeist überzeugenden Serie, vielleicht nicht herausragend in seiner Ausarbeitung, aber definitiv unterhaltsam und mit einer angenehmen Geschwindigkeit versehen. Man hat Don Harris und sein Team zwar schon spektakulärer in Action gesehen; aber das hohe Tempo, die toll aufgelegten Sprecher und die knallharten inhaltlichen Wendungen entschädigen für all das, was unter der Überschrift ‚Spektakel‘ nicht vollkommen abgerufen wird!

|Audio-CD mit 49 Minuten Spieldauer
ISBN-13: 0602527369945|
[www.universal-music.de]http://www.universal-music.de
[www.folgenreich.de/donharris]http://www.folgenreich.de/donharris

Minninger, André – Hanni & Nanni: Das Original-Hörspiel zum Film

_Story:_

Hanni und Nanni haben es nicht leicht: Ständig den Erwartungen ihrer Mitschülerinnen unterworfen nutzen sie ihr Zwillingsleben hin und wieder dazu, den Leuten in ihrer Umgebung einen Streich zu spielen und ihre gravierende äußerliche Ähnlichkeit zu missbrauchen. Als hierbei eines Tages ein Diebstahl im Kaufhaus begangen wird, in dem die beiden Schwestern just zuvor ihren Schabernack getrieben haben, kommt es für Hanni und Nanni knüppeldick: Auf Empfehlung ihrer Schule werden die beiden in das streng geführte Mädcheninternat ‚Lindenhof‘ verwiesen, wo das Zwillingspärchen zunächst absolut keine Akzeptanz findet – aber auch nicht darum kämpfen mag. Erst als ihre neuen Freundinnen wahrnehmen, dass die hitzköpfige Hockey-Dauerbrennerin Hanni und ihre ambitionierte, musikinteressierte Schwester Nanni ein echter Gewinn für das Eliteinternat sind, wendet sich das Blatt. Doch dann erfolgt eine plötzliche Wende; der Diebstahl wurde aufgeklärt und Hannis beste Freundin Oktavia als Täterin entlarvt. Für die Mädchen bedeutet dies eine Rückkehr in ihre alte Schule – doch davon sind die beiden plötzlich gar nicht mehr so begeistert …

_Sprecher:_

Erzähler – Lutz Mackensy
Hanni – Sophia Münster
Nanni – Jana Münster
George Sullivan – Heino Ferch
Jule Sullivan – Anja Kling
Frau Theobald – Hannelore Elsner
Frau Mägerlein – Suzanne von Borsody
Mademoiselle Bertoux – Katharina Thalbach
Rüdigeer Hack – Oliver Pocher
Direktor Werner – Joram Voelklein
Jenny – Zoe Thurau
Erika – Aleen jana Kötter
Suse – Lisa Vicari
Kathrin – Ricarda Zimmerer
Oktavia – Emelie Kundrun
Antonia – Eva Haushofer
Linda Turn – Davina Schmid
Sophia – Franca Bolegno
Winni – Amina Heinemann
Letitia – Maxine Göbel
Silke – Sophia Thomalla

Drehbuch: Adnré Minninger
Redaktion: Hilla Fitzen
Regie: Heikedine Körting
Musik: Alex Geringas & Joachim Schlüter

_Persönlicher Eindruck:_

Enyd Blytons beliebte Kinderbuchfiguren in einem moderneren Setting: Das schien im Zeitalter der Remakes auf Dauer unvermeidlich. Und dennoch hätte „Hanni & Nanni“ nicht einfach bloß ein zeitgemäßes Märchen mit vielen witzigen Pointen sein dürfen; die Erwartungen waren berechtigt groß, denn immerhin ging es darum, zwei der populärsten Figuren der Mädchenbuch-Literatur in einer Art und Weise in Szene zu setzen, die dem Original gerecht wird, gleichzeitig aber auch in die Jetztzeit passt.

In diesem Sinne muss man den Machern des gleichnamigen Kinostreifens also durchaus zugestehen, einen sehr guten Job gemacht zu haben, auch wenn die sprachliche Performance in manchen Passagen wieder übermäßig reißerisch erscheint. Ganz nach dem Vorbild der wilden Fußball-Kerle greifen in den Dialogen Facetten, die bei Teilen des jugendlichen Publikums sicher gut ankommen werden, die inhaltlich aber nichts weiter sind als erzwungene Phrasen, auf die man zumindest phasenweise gut hätte verzichten können. Allerdings gehört genau diese Entwicklung wohl auch ganz klar in das aktuelle Jahrzehnt, wobei man auch an dieser Stelle wieder bedauern muss, dass mit solchen Stilmitteln versucht wird, einige erzähltechnische Defizite auszugleichen – zumal die Erzählung als solche wirklich lückenlos gut ist.

Sieht man nämlich mal davon ab, dass die Entwicklungen innerhalb des Plots zu großen Teilen vorhersehbar sind und es bei Weitem nicht viele Optionen gibt, in welche Richtung die gegenläufigen Entscheidungen der beiden Schwestern laufen, ist die Inszenierung spannend aufbereitet und in vielen Passagen witzig transferiert. Die Szene, in der Hanni beispielsweise das Internat heimlich verlässt, während Nanni parallel dazu im Waschraum und Musikunterricht zugegen sein soll, hat etwas von besonderer Situatuionskomik und beschreibt wohl auch das, wofür Filme und allgemein Produktionen mit Zwillingsgeschwistern seit jeher stehen. Und genau diese Szene zeigt auch charakteristisch für viele andere Parts im Hörspiel, dass der Transfer der klassischen „Hanni & Nanni“ prima funktioniert hat, dass man sich einerseits nicht anbiedert, andererseits aber wirklich die elementaren Stränge des Originals adaptiert, um eine lose, aber immerzu notwendige Verbindung herzustellen.

Natürlich hat die moderne Fassung – und hier landen wir schließlich wieder im Lichtspielhaus – diverse Tücken, die unabdingbar mit der Erwartungshaltung der angesprochenen Zielgruppe zusammenhängt. Und wieder ist es die Sprache, aber auch Utensilien wie Laptops, Smartphones etc., von denen Enyd Blyton zu Lebzeiten nicht mal hatte ahnen können, dass sie eines Tages die Jugend bestimmen könnten, die natürlich einzelne Zweifel an der Authentizität der Adaption offenlegen. Aber in diesem Sinne sei darauf verwiesen, dass der Anspruch heuer ein anderer ist – und dass die Macher von Film und Hörspiel diesem in nahezu allen Belangen gerecht werden. Im Zweifelsfall ist die audiovisuelle Version zwar vorzuziehen; aber das Hörspiel als Ergänzung für unterwegs ist durchaus eine nette Sache!

|Audio-CD mit 79 Minuten Spieldauer
ISBN-13 0886976870126|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

Dark, Jason – John Sinclair – Das Erbe des Schwarzen Tods (Folge 59) (Hörspiel)

_Verhängnis aus Atlantis: die Sense des Todes_

„Geisterjäger“ John Sinclair ist Oberinspektor in einer Sonderabteilung von Scotland Yard, die sich mit übersinnlichen Fällen befasst. Sinclair wird von einem Kreuz beschützt und gewarnt, das vom Propheten Hesekiel selbst stammt. Zur doppelten Sicherheit trägt er auch eine Beretta-Pistole mit sich, die mit Silberkugeln geladen ist. Werwölfe und ähnliches Gelichter mögen so etwas gar nicht. Heißt es.

Folge Nr. 59 entspricht dem Band 199 der Bastei-Heftromanserie.

Die Hörspiele dieser Reihe sind Vertonungen der gleichnamigen Bastei-Heftserie. Mit der Folge 60 feiert die Hörspielreihe ein weiteres Jubiläum – mit einem Online-Gewinnspiel. Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 16 Jahren.

_Der Autor_

Der unter dem Pseudonym „Jason Dark“ arbeitende deutsche Autor Helmut Rellergerd ist der Schöpfer des Geisterjägers John Sinclair. Am 13. Juli 1973 – also vor 37 Jahren – eröffnete der Roman „Die Nacht des Hexers“ die neue Romanheft-Gruselserie „Gespenster-Krimi“ aus dem Hause Bastei. Inzwischen sind über 1700 John-Sinclair-Romane erschienen, die Gesamtauflage der Serie beträgt laut Verlag über 250 Millionen Exemplare.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Frank Glaubrecht spricht den Geisterjäger himself und ist die deutsche Stimme von Al Pacino.
Joachim Kerzel, die deutsche Stimme von Jack Nicholson und Dustin Hoffman, spricht den Erzähler.
Suko: Martin May
Sir James Powell: Karlheinz Tafel
Glenda Perkins: Ilya Welter
Bill Conolly: Detlef Bierstedt
Sheila Conolly: Daniela Hoffmann (Stimme von Julia Roberts)
Johnny Conolly: Frederik Döring
Myxin: Eberhard Prüter
Kara: Susanna Bonaséwicz
Erik Hansen: Simon Jäger (Stimme von Josh Hartnett, James Duvall, Balthazar Getty, River Phoenix u.a.)
Harry Cumberland: Peter Flechtner
Gil Meier: Oliver Kalkofe
Cliff: Jan Spitzer
Zack Zacharry: David Nathan (Stimme von Johnny Depp u.v.a.)
Phil Green: Ingo Albrecht
Dschinn: Jörg Hengstler
Charles: Ingo Oschmann
Ansage: Fred Bogner

_Der Regisseur_

… ist Oliver Döring, Jahrgang 1969, der seit 1992 ein gefragter Allrounder in der Medienbranche ist. „Als Autor, Regisseur und Produzent der John-Sinclair-Hörspiele hat er neue Maßstäbe in der Audio-Unterhaltung gesetzt und ‚Breitwandkino für den Kopf‘ geschaffen“, behauptet der Verlag. Immerhin: Dörings preisgekröntes Sinclair-Spezial-Hörspiel „Der Anfang“ hielt sich nach Verlagsangaben wochenlang in den deutschen Charts.

Buch und Regie: Oliver Döring
Realisation: Patrick Simon
Tontechnik und Schnitt: ear2brain productions
Hörspielmusik: Christian Hagitte, Simon Bertling, Florian Göbels
Produktion: Alex Stelkens (WortArt) und Marc Sieper (Lübbe Audio)

_Handlung_

Zack Zacharry ist ein Forscher und lässt sich in der Antarktis von Cliff herumkutschieren. Sie stoppen mitten im Schneesturm, als Zack eine grüne Wolke erspäht. Eine grüne Wolke, die sich gegen die Windrichtung auf sie zubewegt! Der Schnee beginnt grün zu leuchten. Weil das Schneemobil feststeckt, müssen sie aussteigen, um es freizuschaufeln. Staunend stellen sie fest, dass der Wind zu pfeifen aufhört. Ein merkwürdiges Geräusch erklingt – wie von einer gigantischen Sense. Dann spürt Zack, wie etwas Scharfkantiges aus Metall mit großer Wucht in seinen Körper fährt …

Unterdessen in London. John Sinclair flucht über den Bericht, den er für Sir Powell schreiben soll. Da lässt ihn der Chef zu sich rufen, und zusammen mit Suko vernimmt John die erstaunliche Nachricht, dass am Südpol ein Forscher zusammen mit seinem Fahrer tot aufgefunden worden sei. Die Wunden stammen entweder von einem großen Schwert, einer Machete oder einer Sense. John erinnert sich an die Waffe, die der Schwarze Tod benutzte, den er besiegte. Statt hinzufliegen sollen John und Suko lieber das Medium Kara und ihren Freund Myxin kontaktieren.

Wenig später am stürmischen Kap Hoorn, an der Südspitze Lateinamerikas. Kapitän Phil Green lässt alle Schotten der „Lucky Bay“ dichtmachen. Da bemerkt sein Funktechniker etwas Merkwürdiges auf dem Radarschirm: Etwas bewegt sich gegen die Windrichtung auf das Schiff zu. In Greens Fernglas lässt sich ein grünliches Leuchten erspähen. Und ist da etwa eine Fratze in der Wolke? Doch selbst nach einer Kursänderung folgt ihnen die grüne Wolke. Schon bald befinden sie sich auf Kollisionskurs. Das Radar fällt aus, das Funkgerät ebenso. Die Fenster zerbersten, und eine riesige Sense fegt über die Brücke …

In der Nähe von London wohnen Bill und Sheila Conolly, John Sinclairs Freunde, mit ihrem Sohn Johnny zusammen in einem gemütlichen Heim. Denken sie. Bill stellt die Möbel um, damit Kara und Myxin einen Landeplatz im Wohnzimmer haben. Sheila macht Bills Verhalten nervös. Und er hat eine Waffe. Sie zuckt zusammen, als Geheul erklingt. Bill geht hinaus auf Veranda und Rasen. Er erblickt zwei helle Augen, die sich dem Bannkreis weißer Magie nähern, und ein Knurren: ein Wolf! Sheila ruft nach ihm, doch Bill warnt sie, im Haus zu bleiben. Der Wolf lässt sich durch den Bannkreis nicht davon abhalten, Bill zu Boden zu werfen und ihm an die Gurgel zu fahren …

Nur drei Mann überleben die Katastrophe auf der „Lucky Bay“. Harry Cumberland, ein erfahrener Seemann, lenkt das Rettungsboot, in dem Eric und Gil sitzen, auf eine Insel zu, die er erspäht hat. Sie betreten einen kahlen, leeren Strand unter den Uferfelsen. Noch ahnen sie nichts von den Schrecken, die diese Insel birgt …

Als John und Suko bei den Conollys eintreffen, hören sie die Schreie und eilen in den Bannkreis, um dem am Boden liegenden Bill beizustehen. John zielt auf den Wolf. Doch auch Kara und Myxin sind per Teleportation eingetroffen; sie gebieten John Einhalt: „Nicht schießen!“ Kara erklärt, dass es sich nicht um einen gefährlichen Werwolf handle, sondern um eine Inkarnation von Nadine Bergers Seele (siehe Folge 55, „Fenris, der Götterwolf“). John liebte Nadine einst sehr und trauert immer noch um sie.

Die Wölfin ist gekommen, um John vor großer Gefahr zu warnen. Keinen Augenblick zu früh, denn schon können die Gefährten eine grüne Wolke erblicken, die sich über London bildet und sich in ihre Richtung bewegt. Das verheißt nichts Gutes, und John meint, ein leises Zischen wie von einer Sense zu vernehmen …

_Mein Eindruck_

Die zwei Handlungsstränge führen zu verschiedenen Erkenntnissen und liefern gleich zwei Showdowns. Was die drei Schiffbrüchigen auf der Insel bei Feuerland antreffen, ist ein Lager von Zombies – und das Hauptquartier der Mord-Liga. Das wird in späteren Folgen noch von Bedeutung sein, wie der Schluss vermuten lässt.

Viele eindrucksvoller ist jedoch die Konfrontation auf dem Grundstück der Conollys. Offensichtlich hat es der Sensenschwinger ausschließlich auf John Sinclair abgesehen, der den Schwarzen Tod besiegt hat. Dessen Tod will der Dschinn, der sich als Erbe des Getöteten versteht, blutig rächen. Da gerät er aber an den Falschen. Der Dschinn, ein Wesen aus Atlantis, mag ja eine riesige Sense zur Hand haben, doch John hat ja bekanntlich sein heiliges Kreuz, das allerlei Höllengezücht abwehrt. Äh, wenn er es nicht gerade verlegt hat, so wie jetzt zum Beispiel.

Doch es ist ja nicht das erste Mal, dass John quasi mit heruntergelassenen Hosen erwischt wird. Es muss schon ein wenig brenzlig werden, bevor der Sieg nahe ist. Außerdem: Wozu hat John denn seine Freunde dabei? Eben. Die heruntersausende Sense gibt Suko Gelegenheit, wieder mal seinen weltberühmten Zaubertrick mit der gestoppten Zeit vorzuführen. Nein, damit ist kein Hundertmeterlauf gemeint, sondern der Zeitstopp, den er mit einem magischen Stab veranlasst, den ihm irgendwelche tibetanischen Weisen geschenkt haben.

Gegegn Dschinns, also Geistwesen, helfen bekanntlich weder geweihte Kugeln noch Bazookas. Deshalb braucht John unbedingt sein geweihtes Kreuz. Es müsste hier irgendwo rumliegen, oder? Wie gut, dass die Wölfin jetzt an John Seite wacht. Nadine Berger sorgte schon zu Lebzeiten gut für ihren John, nun kann sie ihm auch diesmal hilfreich beistehen – durch Apportieren beispielsweise.

_Die Sprecher / Die Inszenierung_

Die Macher der „Geisterjäger“-Hörspiele suchen ihren Vorteil im zunehmend schärfer werdenden Wettbewerb der Hörbuchproduktionen offensichtlich darin, dass sie dem Zuhörer nicht nur spannende Gruselunterhaltung bieten, sondern ihm dabei auch noch das Gefühl geben, in einem Film voller Hollywoodstars zu sitzen. Allerdings darf sich niemand auf vergangenen Lorbeeren ausruhen: Bloßes Namedropping zieht nicht, und So-tun-als-ob ebenfalls nicht.

Die Sprecher, die vom Starruhm der synchronisierten Vorbilder zehren, müssen selbst ebenfalls ihre erworbenen Sprechfähigkeiten in die Waagschale werfen. Zum Glück tun Pigulla, Kerzel, Glaubrecht und Co. dies in hervorragender und glaubwürdiger Weise. Statt gewisse Anfänger zu engagieren, die mangels Erfahrung bei den zahlreichen emotionalen Szenen unter- oder übertreiben könnten, beruht der Erfolg dieser Hörspielreihe ganz wesentlich darauf, dass hier zumeist langjährige Profis mit schlafwandlerischer Sicherheit ihre Sätze vorzutragen wissen.

Übertriebene Ausdrucksweisen heben die Figuren in den Bereich von Games- und Comicfiguren. Das kann bei jugendlichen Hörern ein Vorteil sein. Die Figuren schreien wütend, fauchen hasserfüllt oder lachen hämisch. Besonders unheimlich ist die Darstellung des Spuks, eines wirklich mächtigen Dämons. Leider erfahren wir rein gar nichts über seine Herkunft und Entstehung. Auch alle anderen Figuren muss der Hörer bereits kennen, um sie zuordnen zu können. Aber als Fan der Serie kennt man ja Jane Collins, Sinclair, Glenda Perkins, Kara, Myxin usw. bereits.

|Geräusche|

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem halbwegs realistischen Genre-Spielfilm erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Schlüsselszenen recht stimmungsvoll aufgebaut. Insbesondere die Szenen im Garten der Conollys sind akustisch recht eindrucksvoll umgesetzt. Vom Zischen der Sense über die auffälligen Schüsse und Schreie bis hin zum absoluten Sound Overkill, wenn die Macht des Kreuzes auf die Kraft der Sense trifft – Explosionen, die auf einer leistungsfähigen Anlage die Wände zum Wackeln bringen können. So haben wir das gern!

Das Kontrastprogramm dazu bietet das Hörspiel ebenfalls. Die drei Überlebenden der „Lucky Bay“ geraten nämlich in eine unheimliche Szenerie. Leise Töne sind hier angesagt, geflüsterte, verzweifelte Dialoge – und zombiemäßiges Röcheln, Knurren und schließlich Blutspritzen … Während der Showdown in Conolly Garten recht archaisch anmutet, liefert das Geschehen bei Kap Hoorn entsprechend moderne Geräusche: Funksprüche, Motorengeräusche, eine SOS-Rakete und dergleichen mehr.

|Musik|

Die Musik gibt ziemlich genau die vorherrschende Stimmung einer Szene wieder und leitet in den kurzen Pausen bzw. Übergängen gleich zur nächsten Szene über. Sie wurde von einem Orchester eingespielt, und so entsteht der Eindruck, die Begleitmusik zu einem alten Hollywood- oder British Horror Movie zu hören.

Stets gibt die Musik genau die vorherrschende Stimmung einer Szene wieder und ist mit einem klassischen Instrumentarium produziert. Mit einer einzigen Ausnahme: Die Titelmelodie der Serie erschallt in einem hämmernden Rock-Rhythmus aus den Lautsprecherboxen. Sehr sympathisch.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

|Booklet|

… enthält im Innenteil Angaben über die zahlreichen Sprecher, die Macher sowie sämtliche Hörfolgen. Auf der letzten Seite weist der Verlag auf den offiziellen JOHN-SINCLAIR-Song „CAIN – Age of Darkness“ hin, der „auf allen bekannten Musik-Downloadportalen“ zur Verfügung stehe.

_Unterm Strich_

In einem reizvollen Wechselspiel von Kontrasten führt diese Episode von Sinclairs Abenteuern zwei separate Handlungsstränge zu ihrem jeweils spektakulären Ende. Der Aufbau der Spannung durch Rätsel einerseits und Horror andererseits lässt den Zuhörer bei der Stange bleiben. Er wird durch einen explosiven Showdown in London belohnt und durch die Ereignisse auf der Feuerlandinsel neugierig auf die Fortsetzung gemacht.

Die Andeutung, dass Atlantis unter dem Südpol zu vermuten ist, machte mich ebenfalls stutzig. Wer weiß, was noch alles unter den tauenden Eismassen verborgen liegt – man hat bereits einen der größten Seen der Welt dort entdeckt. Und Lovecraft wusste in „Berge des Wahnsinns“ von weit faszinierenderen Dingen zu berichten – und sie versprechen nicht geringeren Horror als eine Sinclair-Folge.

|Das Hörspiel|

Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling. Die Action kommt niemals zu kurz, was die Game-Freunde doch einigermaßen zufriedenstellen sollte.

|Audio-CD mit ca. 56 Minuten Spieldauer
ISBN-13: 978-3-7857-4238-9|
[www.sinclair-hoerspiele.de]http://www.sinclair-hoerspiele.de
[www.wortart.de]http://www.wortart.de

Noch mehr über |John Sinclair| finden Sie in unserer [Rezensionsdatenbank]http://www.buchwurm.info/book .

Paul W. Catanese – Der gefundene Junge (Die Bücher von Umber 1)

Die Handlung:

Als Hap in einer Höhle erwacht, kann er sich an nichts erinnern – nicht einmal daran, wer er ist. Auch der Mann, der sich seiner annimmt, ist ihm unbekannt: Lord Umber, Abenteurer, Erfinder und königlicher Berater. Mit Boroon, einem Wal, der zugleich ein U-Boot ist, bringt Lord Umber ihn nach Kurahaven. Als sie versuchen, etwas über Haps Vergangenheit herauszufinden, stoßen sie auf merkwürdige Dinge. Zum Beispiel kann Hap alle Bücher lesen, egal, in welcher Sprache. Und dann ist da noch diese unheimliche Kreatur, die Hap auf den Fersen ist. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Dies ist der erste Teil der „Umber“-Serie. Denn, so interessant das Schicksal des jungen Happenstance (auf Deutsch „Zufall“, so nennen ihn Umber und seine Begleiter) auch sein mag, noch eine Spur mysteriöser ist Lord Umber selbst. Okay, Happenstance kann im Dunkeln sehen, ziemlich weit und hoch springen, unzählige Sprachen sprechen, komplett ohne Schlaf auskommen – und er kann sich an absolut nichts erinnern. Das ist schon mal was. Aber Lord Umber, der ihn mit seinen beiden seltsamen Begleitern aufnimmt, ist und bleibt dennoch der Mittelpunkt der Geschichte. Schließlich heißt die Serie ja nicht „Die Bücher von Happenstance“.

Und während der Hörer nach und nach immer mehr über Happenstance erfährt und darüber, was er für außergewöhnliche Fähigkeiten hat, und dass ihm eine Kreatur auf den Fersen ist, fragt sich der Fantasy-Fan, ob er das nicht irgendwo schon einmal gehört hat. Hat er, mindestens bei den „Harry Potter“-Büchern, die Rufus Beck auch schon einmal vorgelesen hat.

Das war dann aber auch die einzige Gemeinsamkeit mit dem Zauberschüler, denn die Abenteuer, die der Junge zusammen mit seinen neuen Freunden erlebt, sind schon andere. Und die Auflösung, woher Lord Umber eigentlich stammt, war für mich überraschend.

Die Geschichte macht auf jeden Fall Lust auf mehr. Und für den, der des Englischen nicht mächtig ist, bleibt zu wünschen, dass der Verlag auch die Fortsetzungen auf Deutsch veröffentlichen wird.

Das Hörerlebnis:

Rufus Beck ist einer der Sprecher, die den Hörer von Anfang an in seinen Bann ziehen können. Hat der Hörer in den ersten Minuten noch das Gefühl, dass jemand neben ihm sitzt und ihm von einem Jungen erzählt, der ohne Erinnerungen in einer Höhle erwacht, so steht man kurz danach schon neben dem Jungen und erlebt seine Abenteuer mit.

Auch wenn es hier weder Musik noch Effekte zur Unterstützung gibt, schafft Beck es gekonnt, die vom Autor gewünschte Atmosphäre ins Ohr des Hörers zu bringen. Die Charaktere sind gut zu unterscheiden und auch die Emotionen werden von Beck perfekt transportiert.

Nie wird er zu laut oder zu leise, immer ist der Sprecher gut zu verstehen, und das schafft ein rundum angenehmes Hörerlebnis.

Der Sprecher:

Rufus Beck ist als Hörbuchsprecher vor allem durch „Harry Potter“ populär geworden. Für die Interpretation hat er vier Goldene und vier Platin-Schallplatten sowie 2008 den HÖRkulino im Rahmen des Deutschen Hörbuchpreises bekommen. Er ist bis heute einer der beliebtesten Hörbuchsprecher überhaupt. (Verlagsinfo)

Die Ausstattung:

Die vier CDs ließen sich leicht aus den Trays der Jewel-Case-Box entnehmen. Sie sind mit dem ansprechenden Wal-Cover bedruckt, das sowohl Buch als auch Hörbuch ziert. Das Booklet ist ein kleines Faltblatt, in dem Informationen zu Autor und Sprecher zu finden sind und eine Handlungszusammenfassung, die etwas ausführlicher ist als die von der Rückseite der CD-Box.

Die Serie:

Aus der „Umber“-Serie sind bislang im englischen Original zwei Bücher erschienen. „Happenstance Found“ (2009) und „Dragon Games“ (2010). Das dritte Buch soll am 8. Februar 2011 unter dem Titel „The End of Time“ erscheinen.

Wann und ob in Deutschland mehr als nur der erste Titel erscheinen wird, ist bislang nicht bekannt und womöglich vom wirtschaftlichen Erfolg von „Der gefundene Junge“ abhängig.

Nachtrag vom 24.06.2015: Offenbar hat sich die Geschichte bei uns nicht gut verkauft, denn es ist kein weiterer Teil der Trilogie auf Deutsch erschienen.

Mein Fazit:

Ein schönes Abenteuer für die vom Verlag angepeilte Zielgruppe, das ohne unpassende Gewaltdarstellungen auskommt. Spannend und mit einem offenen Ende, das Lust auf den nächsten Band macht, ohne zu frustrieren. Denn die wichtigen Fragen werden beantwortet und nicht auf die nächste Ausgabe verschoben.

Eine knapp dreiminütige Hörprobe bietet der Verlag hier an.

Gekürzte Lesung auf 4 Audio-CDs
Gesamtspielzeit: 5:05 h
Originaltitel: Happenstance Found (2009)
Aus dem Englischen von Birgit Schmitz
Vom Verlag empfohlenes Alter: 10 – 11 Jahre
ISBN-13: 978-3837105636
www.randomhouse.de/cbjaudio

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