Stecher, Rainer – Rückkehr nach Atragon (Atragon II)

Atragon I: [„Die Flamme von Atragon“ 4817

_Seit den Ereignissen_ in „Die Flamme von Atragon“ sind fünfzehn Jahre vergangen. Die Welt ist nur noch eine ausgedörrte Wüste unter einer dicken Nebeldecke, die dort lebenden Menschen sind nicht mehr als Jagdbeute für Sartos‘ Schergen. Nur oberhalb der dichten Nebeldecke, in den Hochlagen des Gebirges, sind die Menschen noch sicher vor den geflügelten Sammlern. Aber nicht mehr lange, denn die Beute in den Gebieten unter dem Nebel wird immer weniger …

Ensine, Anjas Tochter, lebt im Gebirge über dem Nebel. Schon seit längerem rufen nebelähnliche Wesen in ihren Träumen nach ihr, und eines Tages taucht eines von ihnen in ihrer Hütte auf. Es warnt sie vor den bevorstehenden Angriffen der Sammler. Die Menschen sollen sich in die Höhlen an der Spitze des höchsten Berges zurückziehen. Also machen Ensine und ihre Mutter sich auf den Weg.

Nicht weit davon entfernt holt der junge Cenotes mit einem Pfeil ein seltsames Wesen vom Himmel. Es stellt sich als Sammler heraus, ein junges, schwächliches Exemplar, das über den Nebel hinausgeflogen ist, weil es nicht wagte, ohne Beute zu seinem Herrn zurückzukehren. Sein Name ist Piecock. Die beiden freunden sich an, und als auch Cenotes und sein Bruder zum Gipfel aufbrechen, nehmen sie Piecock mit.

Sartos hat derweil mit ernsten Problemen zu kämpfen. Nicht nur geht ihm der Nahrungsnachschub aus, der besondere Schutz, der seine Wächter vor fünfzehn Jahren unverwundbar machte, verliert seine Wirkung, und zu allem Übel lassen auch seine magischen Kräfte nach. Notgedrungen tut er etwas, das er eigentlich viel lieber vermieden hätte: Er holt seine einstige Verbündete Dalia aus Moron heraus …

_Die Riege der Charaktere_ geht in die zweite Generation: Ensine ist ein aufgewecktes, wissbegieriges Mädchen, das es leid ist, von seiner Mutter beschützt zu werden. Als Tochter Anjas und Enkelin der Seherin Meriste besitzt Ensine selbstverständlich selbst die Gabe des Sehens, außerdem aber noch eine weitere, besondere Fähigkeit. Von Cenotes und seinem Bruder Hesaret lässt sich leider nicht viel mehr sagen, als dass Ersterer dazu bestimmt ist, Sartos zu stürzen, und der zweite hauptsächlich der Schatten des ersten zu sein scheint. Piecock dagegen scheint für eine Schöpfung Sartos‘ erstaunlich intelligent. Dass er den Weg ins Unbekannte wagt, liegt vor allem daran, dass er vor Sartos noch größere Angst hat. Aber er ist auch in der Lage, sich dem Neuen, das ihm begegnet, zu öffnen. Von den Charakteren des ersten Bandes tauchen vorerst nur Sartos und Dalia auf.

Leider ist die Darstellung der Figuren auch diesmal nicht tiefschürfender geraten als beim ersten Mal. Bestenfalls wird ein wenig deutlicher, wie tumb und grausam Sartos ist und wie kalt und rachsüchtig Dalia. Die Neuzugänge dagegen sind erstaunlich naiv, wenn man bedenkt, in welch einer Welt sie leben. Sie wissen so gut wie nichts darüber, warum auch immer. Und es scheint sie auch nicht wirklich zu interessieren. Lediglich Ensine stellt zu Beginn ein paar Fragen, aber auch das hört auf, nachdem sie Sol, dem Elementel des Lichts, begegnet ist.

Die Elementel sind die Schöpfer der Welt. Und immerhin erfährt der Leser mit ihrem Auftauchen auch ein klein wenig mehr darüber, wie es dazu kommen konnte, dass Sartos sich die Welt unterwarf. Diese Ausführungen bleiben aber genauso knapp und trocken wie der Erzählstil insgesamt und tragen somit zwar zum besseren Verständnis bei, bringen aber keinerlei zusätzliche Farbe in die Geschichte. Auch die Elementel selbst verbleiben so sehr am Rande, dass man sie nicht einmal als Charaktere bezeichnen kann, und ihre Erscheinungsform ist so vage, dass sie nicht einmal Aspekte des jeweiligen Elementes zeigen, für das die einzelnen Wesenheiten stehen.

_Unverändert bleibt auch_ die karge Ausführung der Welt und ihrer Magie. So fragte ich mich zum Beispiel, woher Ensine diese ungewöhnliche, zusätzliche Gabe hat. Von ihrem Vater? Nun, der wird nicht mal erwähnt, geschweige denn, dass er auftaucht. Es fehlen auch jegliche Hinweise darauf, was genau ein Sammler ist. Piecock jedenfalls scheint nicht so abscheulich zu stinken wie die Wächter, denn Cenotes reitet auf ihm. Ist Piecock also kein Untoter? Was aber ist er dann?

Zusätzlich zu all den unbeantworteten Fragen gesellten sich diesmal auch ein paar logische Knicke. Zum Beispiel nickt Cenotes zu Anja hinüber und fragt Adinofis, ob Anja wisse, dass Ensine in Sartos‘ Gemächern sei. Dabei kennt er Ensines Mutter gar nicht. Er kann weder wissen, wie sie heißt, noch, dass sie Adinofis und ihre Feen nach Trong begleitet hat. Erstaunlich fand ich auch, dass Cenotes, dessen Bestimmung der Kampf gegen Sartos sein sollte, letztlich so gut wie nichts dazu beigetragen hat. Er hat die gefrorenen Opfer aufgetaut, aber ob es ihm auch gelungen wäre, die vielen Menschen aus den Tunneln herauszuführen? Zum Glück kamen die Feen rechtzeitig, um ihm aus dieser Misere herauszuhelfen und dann auch gleich noch den Endkampf ohne ihn zu bestreiten. Überhaupt, wozu haben die Wächter die Menschen überhaupt eingefroren? Im ersten Band hieß es noch, die Vorräte reichten nur für zwei Tage. So lange hält sich lebendes Fleisch auch ohne Tiefkühlung frisch. Und nur eine einzige, kleine Schlachtkammer? In der sich die Wächter auch noch jede Menge Zeit lassen zum Spielen mit ihren Opfern? Da müssen Sartos‘ zweihunderttausend Schergen aber alle lange anstehen, ehe jeder was zu fressen bekommen hat.

_Um das Maß vollzumachen_, leidet diesmal auch die Handlung unter der knappen Erzählweise. Irgendwie hatte ich das Gefühl, diesmal ging alles ein wenig zu glatt, sowohl bei Anjas Wanderung nach Atragon als auch dem Angriff der Engel auf die Sammler oder der Freundschaft zwischen Cenotes und Piecock. Die Spannung, die den ersten Band gleich zu Anfang und dann nochmal gegen Ende durchzog, wollte hier einfach nicht aufkommen. Zwar kam es schließlich in den Tunneln von Trong doch noch zu ein paar Turbulenzen, der Endkampf selbst aber fiel ebenso knapp aus wie der Rest des Buches, und es fehlte ihm der überraschende Schluss, den der erste Band noch vorweisen konnte.

_Zu den inhaltlichen Schwächen_ gesellen sich sprachliche. Am auffallendsten ist die ungewöhnliche Zeichensetzung. Viele Kommata sind überflüssig, stehen mitten im Satz, an anderer Stelle wieder fehlen sie. Auch Zeitfehler finden sich, vor allem in den Passagen, in welchen Kursivschrift anzeigt, dass hier Gedanken wiedergegeben werden, so dass ich mich frage, ob der Verlag überhaupt Lektoren beschäftigt. Das gilt auch für den ersten Band. Immerhin gibt es an Druck und Bindung nichts zu bemängeln.

_Schade eigentlich._ Aus dieser Geschichte hätte man so viel machen können. Dalia hatte alle Anlagen eines wirklich ernstzunehmenden, fiesen Gegenspielers. Die Annäherung zwischen Cenotes und Piecock hätte eine Menge Konfliktpotenzial geboten. Und der Ring, den Dalia aus Moron mitgebracht hat, war ebenfalls eine hervorragende Idee. Aber anstatt diese Ideen auszubauen, hat Rainer Stecher sie lediglich gestreift. Das hat nicht nur eine ziemlich lineare, einfache Handlung zur Folge; es macht die Entwicklung der Ereignisse wie auch die der Charaktere unglaubwürdig. Das gilt vor allem für die beiden Liebesgeschichten und ganz besonders für die zweite. Sowohl der Handlung als auch den Personen fehlt die Zeit, sich zu entwickeln, alles wirkt hastig und überstürzt. Es stellt sich die Frage, warum der Autor seinen Ideen nicht mehr Raum zur Entfaltung gelassen hat. Und wie so viele andere bleibt auch sie unbeantwortet.

_Rainer Stecher_ ist gebürtiger Thüringer, lebt aber jetzt in Berlin. Mit dem Schreiben begann er auf Bitten seiner Kinder, zur Veröffentlichung des Manuskriptes überredete ihn sein Vater. Seither hat er nicht nur die |Atragon|-Trilogie geschrieben, sondern auch ein Kinderbuch mit dem Titel „Spindelfink – Wie ein Spatz fliegen lernte“ sowie Gedichte und eine Kurzgeschichte, die er zusammen mit anderen Autoren veröffentlicht hat.

http://www.atragon-online.de.vu
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David Mack – Star Trek Vanguard 1: Der Vorbote

Das geschieht:

Der gescheiterte Versuch, die energetische Barriere am Rand der Galaxis zu durchbrechen, hat das Föderationsraumschiff „Enterprise“ schwer beschädigt. Das Angebot der Raumstation „Vanguard“, sein Schiff reparieren und überholen zu lassen, ist für Captain James T. Kirk verlockend aber verdächtig: „Vanguard“ sollte in diesem Jahr 2265 eigentlich noch im Bau sein. Die Grenznähe zu den Reichen der nicht eben friedfertigen Tholianer und der jederzeit kriegerischen Klingonen stimmt Kirk nachdenklich. Was stellt die „Vanguard“ wirklich dar?

In der Tat dient die Raumstation der Föderation als Basis für die eine forcierte Erforschung des Taurus-Sektors, der sich wie ein Puffer zwischen das Territorium der Tholianischen Gemeinschaft und das klingonische Imperium legt. Zwar erhoben beide Mächte nie einen Anspruch auf diesen abgelegenen Winkel, doch die hektischen Aktivitäten der Föderation und die offensichtliche Geheimhaltung erregen Misstrauen. David Mack – Star Trek Vanguard 1: Der Vorbote weiterlesen

Gardner, Lisa – Kühles Grab

Lisa Gardner mausert sich zu einem neuen Namen in der Thrillerwelt, den man sich merken sollte. Ihr neuer Streich „Kühles Grab“ schließt an das von den Kritikern gelobte [„Lauf, wenn du kannst“ 4648 an, ohne eine direkte Fortsetzung zu sein.

Die bereits bekannten Charaktere der Polizisten Bobby und D.D. sowie Catherine Gagnon, der Bobby half, als sie unrechtmäßig wegen Mord und Kindesmisshandlung angezeigt wurde, sind wieder mit von der Partie. Im Mittelpunkt steht allerdings Annabelle Granger oder Tanya Nelson, wie sie mittlerweile heißt. In ihrer Kindheit ist sie mit ihren Eltern von einer amerikanischen Stadt in die nächste gezogen, hat ständig ihre Identität gewechselt und nie Anschluss gefunden. Nun, da ihre Eltern tot sind, ist sie zurück nach Boston gekehrt und lebt ein beschauliches, aber von Ängsten regiertes Leben. Das Training ihres Vaters, das sie schon im zarten Kindesalter vor Vergewaltigern und Kriminellen bewahren sollte, trägt immer noch Früchte. Ohne ihren Hund Bella und einen Elektroschocker geht sie nicht joggen, doch das hilft ihr wenig, als sie eines Tages in der Zeitung liest, dass sie gestorben ist.

Auf dem Gelände einer ehemaligen Psychiatrie in Mattapan hat man sechs mumifizierte Mädchenleichen gefunden, und eine von ihnen trägt ein Medaillon mit Annabelles Namen. Annabelle geht zur Polizei, denn sie ahnt, dass das tote Mädchen ihre Kindheitsfreundin Dori ist. Und sie hat Recht. Die Polizei, das heißt Bobby und D.D., die die Ermittlungen leitet, müssen feststellen, dass Annabelle Catherine Gagnon, die als Kind Opfer eines sadistischen Vergewaltigers wurde, sehr ähnlich sieht. In Anbetracht der Tatsache, dass Annabelles Vater sich mit seiner Familie ab dem Jahr 1982 auf der Flucht befand, fragen sich die beiden, ob es einen Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen gibt. War Richard Umbrio, der für Catherines Fall verantwortlich gemacht wurde, auch der Mörder der anderen Mädchen, oder war er gar unschuldig, als er ins Gefängnis wanderte? Hatte er einen Komplizen? Zu spät merken die beiden, dass die Gefahr von jemand ganz anderem ausgeht, und da ist es beinahe schon zu spät …

Lisa Gardner tut in „Kühles Grab“ das, was sie am besten kann: spannende Geschichten erzählen. Die Handlung ist rasant, dicht und ohne Längen, der Schreibstil fesselt. Der Thriller ist auch ohne das Vorwissen von „Lauf, wenn du kannst“ zu genießen, doch macht Gardners aktuelles Buch als Nachfolger mehr Spaß. Der Leser kennt Catherine Gagnons Fall genau, die Verwicklungen, die damit einhergingen, und auch die Erlebnisse, die Bobby stark geprägt haben.

Bobby steht dieses Mal nicht so stark im Vordergrund, sondern Annabelle und ihre tragische Geschichte. Die Polizeiarbeit wird zwar immer wieder gestreift, doch hauptsächlich aus der ‚Laiensicht‘ von Annabelle erzählt. Die wiederum berichtet aus der Ich-Perspektive, eine weitere Neuerung, aber eine, die gefällt. Die Geschichte wirkt dadurch sehr menschlich, geradezu literarisch. Die Thrillerspannung geht dabei ein bisschen verloren, doch Gardner beweist, dass sie dennoch ein gewisses Maß davon aufrechterhalten und gleichzeitig ein Schicksal erzählen kann. Angenehm ist dabei, dass sie trotz der weiblichen Erzählerin nie in die aus Frauenbüchern bekannten Klischees abrutscht. Annabelles Perspektive ist schön erzählt, behandelt häufig auch Nebensächliches und fügt sich trotzdem in das Gesamtgeschehen ein.

Das Einzige, was man dem Buch ankreiden kann, ist, dass es zwar hohe Spannung und gute Unterhaltung bietet, letztendlich aber nichts wirklich Neues. Abgesehen von der überraschenden Ich-Perspektive ist es eben nur noch ein weiterer psychisch gestörter Serienkiller, der von noch einem sorgengebeutelten Cop gejagt wird. Die Qualität von Handlung, Personen und Schreibstil ist allerdings hoch. Alles ist gut ausgearbeitet, harmoniert und fügt sich perfekt ein.

„Kühles Grab“ ist eine runde Sache und liest sich wie aus einem Guss. Lisa Gardner legt einen regelrechten Pageturner vor, der den Leser fesselt, auch wenn die Story selbst nicht unbedingt innovativ ist. Pluspunkte kann allerdings die Ich-Perspektive von Annabelle sammeln, die neben der eher kühlen, analytischen Sichtweise der Cops steht.

_Lisa Gardner bei |Buchwurm.info|:_
[„Der Schattenmörder“ 875
[„Lauf, wenn du kannst“ 4648

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Shayne, Maggie – Erinnerungen der Nacht (Twilight, Band 2)

Schon eine ganze Ewigkeit begehrt die Vampirin Rhiannon – einst eine ägyptische Prinzessin – den Vampir Roland de Courtemanche, den sie gerettet und in einen Vampir verwandelt hat. Doch egal, was Rhiannon unternimmt, weist Roland sie immer wieder aufs Neue ab. Das ist der Grund, weshalb sich Rhiannon eines Tages von Roland entfernt. Doch als sie erfährt, dass Roland und sein Schützling Jamey von den gefährlichen DPI-Agenten, welche sich auf die Erforschung von Vampiren spezialisiert haben, verfolgt werden, beschließt sie, noch ein letztes Mal zu Roland zurückzukehren, ihm zu helfen und einen letzten Versuch zu starten, Roland für sich zu gewinnen.

Doch Roland scheint ganz und gar nicht über Rhiannons Auftauchen erfreut zu sein. Durch ihr auffälliges Äußeres und ihre wahnwitzigen Unternehmungen befürchtet er, dass das DPI nun erst recht auf ihn und Jamey aufmerksam wird. Außerdem macht ihn Rhiannons Anwesenheit immer wieder nervös, weil sie in Roland einen Dämon erweckt, den er schon sein ganzes unsterbliches Leben lang zu verdrängen versucht, und er erinnert sich durch sie an eine längst vergangene Schuld, die ihn noch heute schwer belastet.

Vorübergehend verschanzen sich Roland, Rhiannon, Jamey und zwei weitere Vampire, Eric und Tamara, in Rolands Schloss, bis die Gefahr wieder vorüber ist und Jamey wieder in Sicherheit. Doch Jamey, der glaubt, auf sich selbst aufpassen zu können, verschwindet aus dem Schloss und gerät geradewegs in die Arme eines Mannes, der noch viel schlimmere Absichten hat als das DPI. Die Einzige, die Jamey jetzt noch helfen kann, ist Rhiannon, weil der Mann sich bei Verhandlungen nur auf sie einlässt. Das passt Roland wiederum ganz und gar nicht, weil er merkt, dass Rhiannon ihm doch mehr bedeutet, als er vorerst dachte …

_Eindrücke:_

„Erinnerungen der Nacht“ ist der zweite Teil von Maggie Shaynes „Twilight“-Serie, die Fortsetzung von „Fantasien der Nacht“. Diesmal stehen nicht wieder der Vampir Eric Marquand und seine geliebte Tamara im Mittelpunkt, sondern Roland, der auch schon in „Fantasien der Nacht“ einen kurzen Auftritt hatte und der Schöpfer von Eric ist. Zwar gehen auch die Charaktere aus dem ersten Teil in „Erinnerungen der Nacht“ nicht verloren und spielen im Verlauf der Geschichte noch eine wichtige Rolle, doch das Hauptaugenmerk fixiert sich nun auf Roland und natürlich auf Rhiannon, welche nun neu zu der Geschichte dazukommt und neben Roland die Protagonistin in „Erinnerungen der Nacht“ ist. Auch Jamey, der in „Fantasien der Nacht“ schon mitten im Geschehen war, spielt auch noch in „Erinnerungen der Nacht“ eine große Rolle und bleibt dem Leser und Fan vom ersten Teil der „Twilight“-Serie erhalten.

Obwohl der erste und der zweite Teil der Serie durch die Charaktere wie auch teilweise durch die Geschichte ganz klar zusammenhängen, lässt sich „Erinnerungen der Nacht“ theoretisch auch ohne die Vorkenntnisse in „Fantasien der Nacht“ lesen. Letztendlich ist „Erinnerungen der Nacht“ eine in sich abgeschlossene Geschichte, und wenn Ereignisse erwähnt werden, welche im ersten Teil der Reihe geschahen, dann werden diese meist kurz erläutert oder sie sind für die eigentliche Handlung nicht weiter von Belang, sodass man den Zusammenhang der Geschichte auch ohne Vorkenntnisse ganz gut nachvollziehen kann.

Doch nun erst einmal mehr zu den Charakteren. Rhiannon ist eine stürmische, äußerlich selbstsichere und wahnwitzige Frau, die keine Herausforderung oder Gefahr scheut, ganz im Gegenteil zu Roland, der eher in sich gekehrt wirkt, jede Gefahr so gut es geht vermeiden will und sich in Rhiannons Gegenwart stets unwohl fühlt, da sie in ihm Erinnerungen und Gefühle weckt, welche er am liebsten verdrängen würde. Rhiannon und Roland bilden so zwei völlige Gegensätze, was wohl auch Absicht der Autorin war und ihr auch absolut gelungen ist.

Was mir an den Charakteren, insbesondere an Rhiannon, sehr gut gefällt, sind die Tiefe, die Einzigartigkeit und die verstrickte Gefühlswelt, welche Maggie Shayne für ihre Protagonisten erstellt hat. Schon im Prolog, in dem Maggie Shayne Rhiannon selbst einmal zu Wort kommen und etwas über sich erzählen lässt, erfahren wir einiges über die Protagonistin. Viele Gefühle und Gedanken, die für den späteren Verlauf der Geschichte wichtig sind und dort auch noch einmal mehr zur Geltung kommen, werden hier bereits aufgegriffen, und man erhält einen ersten Einblick in Rhiannons Charakter. Wie schon angemerkt, wirkt diese nämlich äußerlich sehr selbstsicher, versucht aber dennoch ihr ganzes unsterbliches Leben lang, Roland und vor allem sich selbst zu beweisen, dass sie seiner würdig und es wert ist, auch geliebt zu werden. Mir hat Rhiannon besonders gut gefallen, da sie einen völlig einzigartigen Charakter besitzt, man sich mit ihrer Art sofort anfreundet und man vor allem durch sie an der ganzen Geschichte in „Erinnerungen der Nacht“ besonderen Anteil nimmt.

Auch Roland hat Probleme mit sich selbst, wenn diese sich auch anders äußern als bei Rhiannon. Durch einen Vorfall in seiner Vergangenheit trägt er schon seit einer Ewigkeit eine schwere Schuld mit sich herum und will sich einfach nicht verzeihen. Er glaubt, wenn er sich nicht im Zaum hält, tritt das Böse in ihm ans Tageslicht, und da Rhiannon diejenige ist, wegen der er immer wieder fast die Kontrolle über sich verliert, möchte er sie von sich fernhalten und verletzt sie, obwohl er eigentlich weiß, dass er sie liebt.

Bereits bei „Fantasien der Nacht“ handelte es sich zum Teil auch um eine Vampir-Geschichte, die zudem und wie derzeit angesagt ein wenig Erotik beinhaltet, und dies ist auch noch in „Erinnerungen der Nacht“ der Fall. Dennoch spielt die Erotik hier keine allzu große Rolle und sorgt lediglich für die richtige Würze der Liebesgeschichte zwischen Rhiannon und Roland. Die Passagen, die ein wenig erotisch angehaucht sind, und auch die eigentlichen Sexszenen sind sehr sparsam platziert, werden dafür aber sehr fantasievoll, malerisch und angenehm beschrieben.

Wesentlich wichtiger für die Handlung ist dagegen die Liebesgeschichte, welche sich während des Verlaufes der Geschichte zwischen Rhiannon und Roland anbahnt. Maggie Shayne gestaltet diese Romanze so mitreißend und spannend, dass man das Buch, wenn es sich langsam aber sicher seinem Ende zuneigt, beinahe nicht mehr aus der Hand legen kann und völlig in die Geschichte eintaucht. Je nachdem, wie sehr man an den Protagonisten hängt und wie einem die Geschichte gefallen hat, ist es auch denkbar, dass an der ein oder anderen Stelle des Buches auch mal eine Träne die Wange hinunterkullert, weil man so sehr mit den leidenden Protagonisten mitfühlt. Das Einzige, was ich am Ende etwas schade fand, war, dass das Happy-End zwischen Rhiannon und Roland etwas abgewürgt und auf die letzten vier Seiten gequetscht wurde. Zwar werden alle offenen Fragen noch beantwortet und auch das Ende selbst ist für den Leser zufriedenstellend, aber dennoch bin ich der Meinung, dass man die Schlusssequenz ein bisschen weiter hätte ausdehnen können.

„Erinnerungen der Nacht“ wird in der üblichen Form aus der Sicht des Erzählers erzählt, und nur im Prolog wendet Maggie Shayne einmal die Ich-Perspektive an, als Rhiannon von sich erzählt. Zwar passen beide Erzählarten sehr gut zur Erzählung, aber dennoch glaube ich, dass es noch besser gepasst hätte, wenn Maggie Shayne die Ich-Form auch während der restlichen Geschichte beibehalten hätte. Rhiannons Gedanken und Gefühle sind einfach sehr interessant und unterhaltend, und ich kann mir gut vorstellen, dass die Wirkung noch etwas direkter gewesen wäre, wenn man die ganze Geschichte aus Rhiannons Sicht erfahren hätte.

_Fazit:_

Mir hat der zweite Teil „Erinnerungen der Nacht“ noch besser gefallen als sein Vorgänger, und das ist eindeutig der Protagonistin Rhiannon zuzuschreiben. Die Geschichte an sich ist spannend, die Liebesgeschichte kommt sehr gut zur Geltung, auch ein Hauch Erotik ist vorhanden und die restlichen Charaktere sind ebenfalls sehr sympathisch, aber am besten gefallen hat mir einfach Rhiannon. Wirklich negative Aspekte sind mir keine aufgefallen, und deshalb kann ich „Erinnerungen der Nacht“ von Maggie Shayne nur weiterempfehlen.

_Die Autorin:_

Maggie Shayne ist eine amerikanische Autorin von mehr als 40 romantischen und paranormalen Romanen. Shayne wuchs in einer ländlichen Gegend in der Nähe von Syracuse, New York, auf und verließ die Highschool mit sechzehn, um zu heiraten, nachdem sie schwanger wurde. Sie ist sehr an altsumerischer Religion und Kultur interessiert und ist mittlerweile |High Priestess| und |Elder| eines Wicca-Covens. Shayne und ihr Ehemann sind mittlerweile seit über 25 Jahren zusammen und haben gemeinsam fünf erwachsene Töchter. Sie leben auf einer Farm in der Nähe von New York.

Maggie Shayne gewann den |Romance Writers of America RITA Award| und war zwölfmal dafür nominiert, außerdem gewann sie zehnmal einen |Romantic Times Award|, den |New Jersey Romance Writers Golden Leaf Award for Best Long Contmeporary|, wurde als |Affaire de Coeur Magazine Favorite Paranormal Author of the Year| ausgezeichnet. Ihre |Twilight|-Serie umfasst im Original bereits vierzehn Bände, Band fünfzehn ist für Oktober 2008 angekündigt.

Die |Twilight|-Serie bei |Mira|:

Band 1: Fantasien der Nacht
Band 2: Erinnerungen der Nacht

|304 Seiten|
MIRA Taschenbuch
http://www.maggieshayne.com

Schmiel, Karl-Heinz – Tribun

_Alle Wege führen nach …_

… tja, natürlich nach Rom, in die ewige Stadt, welche sich langsam aber sicher auch zu einem der liebsten Standorte der Brettspiel-Autoren-Riege gemausert hat. Auch Karl-Heinz Schmiel hat das thematische Potenzial der intrigenreichen Stadt entdeckt und für seinen letzjährig veröffentlichten Titel „Tribun“ äußerst kreativ verwendet.

In diesem Spiel streben die Beteiligten, wie gehabt, nach Macht und Einfluss in den höchsten Gremien und Völkergruppen der Stadt. Als Mitglied einer ehrgeizigen Patrizierfamilie gieren sie nach dem Vorsitz in den verschiedenen Fraktionen der Stadt und schließlich nach der Gunst der Götter, die für das Amt des Tribuns unabdingbar ist. Allerdings kämpft man im antiken Weltreich nicht alleine um die Herrschaft – bis zu vier weitere Mitspieler streiten darum, die Siegbedingungen als Erster zu erfüllen und als Tribun Geschichte zu schreiben.

_Spielidee_

Hinsichtlich des Spielmechanismus lässt „Tribun“ leichte Parallelen zum |Kosmos|-Titel „Die Säulen der Erde“ erkennen, denn grob betrachtet muss man auch hier an verschiedenen Stationen des Spielbretts mit Hilfe seiner Spielfiguren ‚Erträge‘ in Form von Fraktionskarten sammeln, dies später gewinnbringend ausspielen und somit die wesentlichen Elemente, die in den Siegbedingungen genannt sind, erfüllen. Allerdings sind die Vorgänge im alten Rom eine Spur komplexer: Vor dem Spiel erhalten alle Spieler eine Übersicht der Siegbedingungen, von denen abhängig von der Spielerzahl eine gewisse Zahl erreicht werden muss. Insgesamt stehen sechs Wahlmöglichkeiten zur Verfügung, die für alle Spieler gleich sind, aber natürlich unterschiedlich konstituiert angestrebt werden können. Während der eine sich zum Beispiel darauf versteift, die genannte Anzahl der Lorbeeren und Legionen zu erreichen, liegt dem anderen eventuell die Gunst der Götter oder die Position des Tribuns mehr am Herzen.

Ganz egal, wie man sich jedoch entscheidet, wer zuerst eine gewisse Anzahl von Siegbedingungen erfüllt hat, bevor dies einem anderen Spieler gelingt, der hat das Spiel gewonnen. Bei Gleichstand hingegen wird noch einmal genauer darauf geschaut, welche der Siegbedingungen individuell erreicht wurden. Da manche schwerer zu bewerkstelligen sind, ist ihre Wertigkeit nämlich höher, so dass sie bei einer direkten Gegenüberstellung auch wichtiger eingeschätzt werden. So ist ein Gleichstand nicht mit einem direkten Unentschieden gleichzusetzen.

Unterdessen besteht die Möglichkeit, die Siegbedingungen ausschließlich auf die Wertigkeit des Erreichten auszurichten. Diese Variante verändert den Spielverlauf zwar nur unwesentlich, ist alternativ aber sicher empfehlenswert. Bevor man sich aber hierüber den Kopf zu zerbrechen beginnt, sollte man natürlich zunächst einmal überschaut haben, wie sich das Spiel nun strukturell aufbaut …

_Spielmaterial_

• 1 Spielplan
• 1 Spielregel
• 100 Fraktionskarten
• 10 Übersichtskarten
• 6 Plättchen „Tribun/Schriftrolle“
• 6 Plättchen „Gunst der Götter“
• 2 Plättchen „Temporäre Gunst der Götter“
• 42 Fraktionsmarker
• Ein großer Satz Sesterzen mit den Werten 1, 5 & 10
• 1 Satz Legionen-Marker
• 1 Satz Lorbeeren mit den Werten 1 & 5
• 5 Familienbögen
• 30 Spielfiguren
• 1 Prokonsulfigur
• 1 Startspielermünze
• 2 Streitwagen

Das Spielmaterial zu „Tribun“ ist – auf den Punkt gebracht – wirklich fantastisch. Die Spielatmosphäre ist beim ersten Blick auf die toll illustrierten Karten und Marker sofort hergestellt, die Optik ist schlichtweg hervorragend und auch in Sachen Stabilität sind die dick kartonierten Marker und Spielsteine Garanten für jahrelangen Spielspaß. Darüber hinaus fällt auf, dass die Designer den lästigen Fall mit eingeplant haben, dass doch einmal ein bestimmter Marker spurlos verschwindet oder versehentlich liegenbleibt. Manche Materialien, darunter im Übrigen auch der Bausatz zum Streitwagen, wurden in größerer Auflage mitgeliefert, damit bei Bedarf auch die Ersatzteil-Nachbestellung entfällt. Vorbildlich, mag man da sagen, wobei der verdiente Applaus definitiv auf die Gesamtkonstruktion „Tribun“ gemünzt ist. Die Materialien sind nämlich in jeglicher Hinsicht erstklassig.

_Spielvorbereitung_

Entsprechend der Masse an Spielmaterialien verschlingt die Vorbereitung des Spiels einige Minuten, die man jedoch gerade vor der ersten Partie nutzen sollte, um sich mit dem Spielplan und den einzelnen Mitteln vertraut zu machen. Zunächst einmal werden sämtliche Marker getrennt und neben dem Spielbrett bereitgelegt. Die Fraktionsfelder, auf denen bereits die Marker der zugehörigen Fraktion ausliegen, werden mit jeweils einem Lorbeer ausgestattet, die Fraktionskarten wiederum gemischt und als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt.

Nun bekommen die einzelnen Spieler ihr Startmaterial ausgehändigt. Jeder erhält eine Karte mit den individuellen Siegbedingungen, abhängig von der Spielerzahl vier bist sechs Spielfiguren, einen Familienbogen der entsprechenden Spielfarbe und insgesamt sechs Karten vom Nachziehstapel. Allerdings muss er nach einer kurzen Auswahl wieder zwei Karten abwerfen, so dass ihm zu Beginn vier Fraktionskarten bleiben. Als Letztes wird der Startspieler bestimmt. Er erhält die Startspielermünze und einen Barbetrag von zwölf Sesterzen. Die nachfolgenden Spieler bekommen nun auch ihr Geld ausgehändigt, und zwar reihum jeweils eine Münze mehr als ihr rechter Nachbar. Anschließend kann das Spiel beginnen.

_Spielablauf_

„Tribun“ wird in mehreren Runden gespielt, welche sich in insgesamt sechs aufeinander folgende Spielphasen gliedern. Der genaue Aufbau einer Runde schaut grob betrachtet folgendermaßen aus:

Phase 1: Karten auslegen
Phase 2: Spielfiguren setzen
Phase 3: Gebiete auswerten
Phase 4: Fraktionen übernehmen
Phase 5: Fraktionsfähigkeiten nutzen
Phase 6: Versteigerung des Streitwagens

In letzter Instanz ist es jedoch kaum von Belang, in welcher Reihenfolge die Aktionen in dieser Runde ausgespielt werden. Lediglich in der zweiten Phase, der aktivsten im Spiel, wird im Uhrzeigersinn, beginnend mit dem Startspieler, gesetzt, wohingegen in den übrigen Phasen vom Spiel vorgegeben wird, welcher Spieler wann an der Reihe ist. Doch der Reihe nach:

|Phase 1: Karten auslegen|

Diese Phase dient dazu, das Spielbrett mit Karten auszustatten. Der Startspieler zieht nun neue Fraktionskarten vom Nachziehstapel und deckt damit die Kartenfelder auf dem Spielplan ab. Je nach Örtlichkeit werden die Karten offen oder verdeckt positioniert. Damit ergibt sich für die Spieler nun ein Überblick über das Angebot, welches in der nächsten Phase nun an alle Beteiligten veräußert werden kann.

|Phase 2: Spielfiguren setzen|

Im Uhrzeigersinn dürfen die Spieler nun ihre Spielfiguren auf die verschiedenen Schauplätze des Spiels setzen. Damit verbunden ist eine direkte Auswahl der zugehörigen Karten dieser Orte, wobei man individuell auf eine oder mehrere Karten bietet und auch abhängig vom Schauplatz eine unterschiedliche Anzahl Sesterzen für diese Karten entrichten muss. An manchen Orten ist das Positionieren der Karten auch ein Pokerspiel, da man nicht genau weiß, was sich unter den verdeckten Karten befindet.

Zu Beginn müssen aber zwei Grundvoraussetzungen beachtet werden. Die Spieler dürfen einerseits nur eine Figur auf das Atrium Auctionorum setzen und andererseits erst dann im Pantheon vorstellig werden, wenn sie schon einen Fraktionsmarker der Vestalinnen besitzen. Ansonsten dürfen die Spielfiguren freizügig an allen acht Schauplätzen des Spielbretts ausgelegt werden.

Alternativ können die Figuren auch auf eines der sieben Fraktionsfelder gesetzt werden. Für diesen Fall bietet man in der nachfolgenden Phase um den Vorsitz in dieser Fraktion, was allerdings nur dann lukrativ ist, wenn man den bisherigen Herrscher mit einem besseren Kartenblatt dieser Fraktion übertrumpfen kann. Ein Vorsitz in einer Fraktion bringt später verschiedene Vorteile und eben Fraktionsmarker, also Dinge, die dringend notwendig sind, um später um den Sieg einzuspielen. Die letzte Setzmöglichkeit besteht in der Münzschale; hier können die Spieler ihre Geldbörse auffrischen und sich für das Bieten und Kaufen weiterer Fraktionskarten wappnen.

|Phase 3: Gebiete auswerten|

Diese Sequenz ist vergleichbar mit einer Ertragsphase, denn nun werden die Fraktionskarten auf den verschiedenen Feldern ausgespielt und gewertet. Man beginnt in denjenigen Thermen, in denen es zwei Setzfelder gibt. Wer hier eine seiner Spielfiguren abgesetzt hat, erhält für den Preis einer Sesterze die darauf abgelegte Karte.

Im Forum Romanum müssen hingegen schon drei Sesterzen für die jeweiligen Karten entrichtet werden. Da hier aber insgesamt sechs Ablagefelder zur Verfügung stehen, sprich man in der vorherigen Setzphase eine größere Auswahl hatte, nimmt man dies gerne in Kauf, sofern man eine wertvolle Karte abgreifen kann.

In der Latrine liegt dann die erste verdeckte Karte. Die Spieler überlegen, ob sie diese nun für den angegebenen Wert kaufen oder sich diesen Wert in Sesterzen auszahlen lassen. Natürlich spielt das Glück hier eine nicht unwesentliche Rolle.

Die vierte Station auf dem Spielfeld ist die Curia. Wer hier eine Spielfigur abgestellt hat, bekommt die angrenzende Karte gratis. Dementsprechend sind diese drei Setzfelder häufig heiß begehrt.

Weiter geht es mit dem Atrium Auctionorum. Auch hier sind drei Karten abgelegt, allerdings verdeckt. Der Spieler, der hier in der Vorrunde eine erste Figur abgesetzt hat, darf nun zwei der Karten aufdecken. Sollte sich ein zweiter Spieler hinzugesellen, deckt er auch die letzte Karte auf. In einer darauf folgenden Auktionsrunden versteigern die beiden Beteiligten nun alle drei Karten untereinander, indem sie verdeckt bieten. Der Höchstbietende bekommt alle Karten, der andere Spieler bekommt dafür aber das Gebot direkt ausgezahlt – ein durchaus interessanter Mechanismus!

In den Katakomben liegen fünf verdeckte Karten aufeinander. An dieses Feld grenzen nun drei Setzfelder mit verschiedenen Wertigkeiten, die den Kartenpreis beschreiben, der wiederum zwischen zwei und vier Sesterzen beträgt. Derjenige Spieler, der das ‚teuerste‘ Feld besetzt hat, darf nun alle fünf Karten auf die Hand nehmen und gegen den entsprechenden Betrag eine auswählen. Reihum greifen nun die übrigen Spieler auch zu ‚ihrem‘ Preis zu und wählen eine Karte aus. Das Interessante hieran: Der entrichtete Betrag geht nicht in den allgemeinen Vorrat, sondern bleibt in den Katakomben. Mit einer Fraktionsfähigkeit kann man sich hier im späteren Verlauf ordentlich bereichern, was natürlich bezogen auf diese Fraktion einen besonderen Reiz ausübt.

Im Pantheon schließlich kann man den Göttern ein Opfer darbringen, um ihre Gunst zu erlangen. Hierzu wird nun die verdeckte Karte aufgedeckt und dem Spieler, der hier seine Figur abgesetzt hat, gezeigt. Sollte er tatsächlich eine Karte der gleichen Fraktion auf der Hand haben und opfern können, bekommt er die Gunst der Götter für diese Opfergabe – immerhin eine der Siegbedingungen für das Spiel!

An der Siegessäule kann man sich als Letztes einige Lorbeeren verdienen. Für jeweils zwei abgeworfene Karten einer Fraktion darf man hier beherzt zugreifen.

|Phase 4: Fraktionen übernehmen|

Sobald die Gebiete gewertet sind, kommen die Fraktionen zum Zuge. Sollten auch hier Figuren abgesetzt worden sein, wird nun überprüft, ob der Besitz einer Fraktion nun weitergegeben wird. Wer eine Fraktion übernehmen möchte, muss zunächst mindestens zwei Karten dieser Fraktion offen ausspielen. Sollte er der Erstbesitzer sein, erhält er neben dem Fraktionsmarker auch noch die Lorbeer, die hier zuvor platziert wurde. Eine Folgeübernahme ist nun nur dann möglich, wenn ein Spieler entweder mehr Karten oder Karten von einem höheren Wert eben dieser Fraktion ausspielen kann. In diesem Fall muss der vorherige Besitzer seine bis dato ausliegenden Fraktionskarten dieser Fraktion nun auf den Ablagestapel legen. Es ist indes nicht möglich, eine bestehende Auslage nachträglich aufzubessern.

Wer eine Fraktion übernimmt, bekommt nicht nur den Fraktionsmarker, sondern kann auch ab der nächsten Runde deren Fraktionsfähigkeiten nutzen. Darunter fallen beispielsweise der Erwerb von Schriftrollen und im Folgenden der Tribunposten, der Gewinn von Legionen, usw. Allerdings können diese Fähigkeiten erst dann genutzt werden, wenn man diese Fraktion über mindestens eine Runde verteidigt.

|Phase 5: Fraktionsfähigkeiten nutzen|

Wer in einer der vorherigen Runden eine römische Fraktion übernommen hat, darf von nun an so lange ihre individuellen Vorteile nutzen, bis ein anderer Spieler diese Fraktion in seinen Besitz gebracht hat. Jene Vorteile sind sehr vielfältig und unterschiedlich wertvoll, sollten aber von jedem Spieler einmal in Anspruch genommen werden, da ohne die Hilfe der Fraktionen der Sieg unmöglich ist.

|Phase 6: Versteigerung des Streitwagens|

In dieser letzten Phase kann sich ein Spieler die Dienste des Streitwagens zunutze machen, welcher in der folgenden Runde eine Fraktion nach Wahl vor feindlichen Übernahmen schützen kann. Alle Spieler bieten gleichzeitig verdeckt auf das Gefährt. Der Sieger bestimmt anschließend eine seiner Fraktionen, die in der Folgerunde absolute Immunität genießt.

Zum Ende einer Runde werden nun die überschüssigen Karten vom Spielfeld entfernt. Die Startspielermünze wandert im Uhrzeiger weiter und ermächtigt den nächsten Spieler, das Spiel mit der ersten Phase einer neuen Runde fortzusetzen.

_Spielende_

Sobald ein Spieler die nötige Anzahl Siegbedingungen erfüllt hat, neigt sich das Spiel dem Ende zu. Wichtig hierbei ist, dass er auch die eventuell als verpflichtend markierten Bedingungen erfüllt hat, andernfalls kann er trotz passender Anzahl nicht gewinnen. Meistens geht es hierbei darum, auch den Tribun-Posten innezuhaben. Die Runde wird aber noch zu Ende gespielt, so dass den Mitspielern auch noch die Chance bleibt, die erforderliche Anzahl zu erreichen. Wenn ein Spieler am Ende alleine dieses Ziel erreicht hat, geht er als Sieger hervor. Bei Gleichstand entscheidet die Wertigkeit der erfüllten Siegbedingungen, die in einer beigefügten Tabelle noch einmal extra aufgeschlüsselt ist. Wer hier am besten abschneidet, gewinnt das Stechen und somit die Partie.

_Persönlicher Eindruck_

„Tribun“ gehört in die Kategorie derjenigen Spiele, die einen zunächst mit einem Höchstmaß an Materialien erschrecken, überraschenderweise schnell erlernt sind, aber dennoch – und nicht bedingt durch den Umfang – eine Tiefe aufweisen, die stundenlang ans Brett fesseln kann. Die Mechanismen sind dabei recht klar strukturiert und lassen dem Spieler erst einmal wenig Freiraum. Die Abfolge der Aktivitäten ist festgelegt, und vornehmlich geht es darum, intuitiv und langfristig zu planen, gleichzeitig aber immer mehrere Augen auf das Treiben der Mitspieler zu richten. Denn auch oder gerade wenn man sich am Anfang einzelne Vorteile verschaffen kann, so heißt dies nicht, dass sich im Verlauf einer einzigen Runde das Blatt komplett wenden könnte – zumal man nicht wirklich sicher sein kann, welcher Spieler seine Aktionen auf welche Siegbedingungen ausrichtet.

Die Einbeziehung dieses Elements ist im Übrigen ein sehr cleverer Schachzug von Spielautor Karl-Heinz Schmiel, weil es den Beteiligten stets die Möglichkeit offeriert, auf mehreren Fronten gleichzeitig zu kämpfen und die äußerliche Transparenz der eigenen Spieltaktik geschickt wieder abzudecken. Man hat zwar oft eine Ahnung von dem, was die übrigen Spieler planen, kann sich seiner Sache aber nie zu sicher sein – zumal man ja auch sein eigenes Spiel nicht ständig danach ausrichten sollte, was die Konkurrenz treibt. Gerade diesbezüglich bietet „Tribun“ einiges an Spannung und Reiz, und das wohlgemerkt auf sehr hohem Niveau.

Davon abgesehen kann sich der Umfang natürlich auch sehen lassen. Eine Partie misst zwar durchschnittlich gerade mal 90 Minuten, was für ein Spiel dieser Größe schon sehr kompakt ist; da jedoch wirklich kein Spiel wie das andere ist und man sich auf Dauer kaum loseisen kann, ist der eigentliche Netto-Umfang beträchtlich größer. Zudem enthält das Regelwerk noch einige Varianten wie etwa das Punktwertungsspiel, die sich insoweit vom Grundspiel entscheiden, dass sie das nötige Maß an Eigenständigkeit gewinnen, ohne dabei von der Qualität der Basis abzuweichen. Genau so etwas wollen wir von einem potenziellen Geheimtipp sehen.

Andererseits ist „Tribun“ mittlerweile sicher kein Geheimtipp mehr; es dürfte sich herumgesprochen haben, dass der nun über den |Heidelberger Spieleverlag| vertriebene Titel die etwas clevere Variante des Erfolgstitels [„Die Säulen der Erde“ 3072 ist und den Level der |Kosmos|-Edition locker hält. Alleine dieser Umstand sollte genügend Strategen davon überzeugen, sich näher mit „Tribun“ auseinanderzusetzen. Da das Spiel aber auch abseits jedweden Vergleichs einfach klasse ist und einen enormen Langzeitreiz hat, darf man allgemein sagen, dass es in jede vernünftige und regelmäßig aktualisierte Spielesammlung gehört. Hinsichtlich des Potenzials gehört es nämlich definitiv zum Besten, was uns die Spieletage im letzten Jahr beschert haben!

http://www.hds-fantasy.de

Hendee, Barb & J. C. – Dhampir 1: Halbblut

Die junge Magiere und der Halbelf Leesil verdienen ihr Geld auf eine sehr unehrliche Art und Weise: Sie ziehen von Dorf zu Dorf, gaukeln den abergläubischen Bauern vor, sie von bösen Geistern und Vampiren zu befreien, und kassieren dabei oft das ganze Gesparte ein, das die gutgläubigen Bauern noch besitzen. Das klappt eine Weile lang ganz gut, bis Magiere ein schlechtes Gewissen bekommt und sich entscheidet, sesshaft zu werden und mit Leesil eine eigene Taverne am Meer zu eröffnen. Doch auf dem Weg zu der Taverne geschieht etwas Unheimliches: Mitten in der Nacht wird Magiere von einem offenbar Irren angegriffen. Während des Angriffs macht Magiere eine seltsame Wandlung durch, die sie wie eine wütende Bestie handeln lässt, und bringt den Irren in ihrer Raserei um.

Was Magiere jedoch nicht weiß: Der Angreifer war in Wirklichkeit kein Wahnsinniger, sondern ein Vampir, und sein Tod bleibt nicht sehr lange unentdeckt. Parko, so sein Name, war ein Gefährte der Vampire Rashed, Teesha und Rattenjunge, die sich ausgerechnet in dem Dorf niedergelassen haben, welches Magiere und Leesil ansteuern. Die Vampire glauben nun, Magiere sei auf dem Weg in das Dorf, um sie zu vernichten, und rüsten sich für den Kampf gegen die berüchtigte Vampirjägerin. Magiere dagegen sieht in sich weder eine richtige Vampirjägerin noch glaubt sie daran, dass Vampire überhaupt existieren. Durch diese Missverständnisse auf beiden Seiten kommt es zu einem erbitterten Kampf, in dem Magiere bemerkt, dass sie selbst den Vampiren gar nicht so unähnlich ist …

Das Erste, was mancher sich bei dem Buchtitel denken wird, ist wohl: Wieso eigentlich „Dhampir“ und nicht „Vampir“? Das ist eigentlich ziemlich schnell erklärt. [Dhampire]http://de.wikipedia.org/wiki/Dhampir sind, ähnlich wie Vampire, Geschöpfe, die in den früheren Geschichten auftauchten und denen man die Fähigkeit nachsagt, Vampire auch dann sehen zu können, wenn diese unsichtbar sind. Sie sind eine Mischung aus Mensch und Vampir und sind dazu geboren, Vampire mit Hilfe ihrer Fähigkeiten zu jagen und zu töten. Die Legende der Dhampire stammt allerdings nicht aus Barb und J. C. Hendees Feder, da Dhampire bereits in einigen alten Sagen und Geschichten vorkommen. Nur sind sie eben heute lange nicht mehr so bekannt wie Vampire.

Das Buch beginnt schon einmal sehr vielversprechend. Der Leser wird Zeuge davon, wie Magiere und Leesil ihrem Geschäft nachgehen und in einem strawinischen Dorf gemeinsam ihre Show abziehen, um anschließend den Bauern das Geld abzunehmen. Dabei bauen die Autoren Barb und J. C. Hendee gleich von Beginn an eine passende Atmosphäre auf, welche die Angst und die Verzweiflung der Bauern gut rüberbringt. Gleichzeitig wird dem Leser eine unheimliche Stimmung im Dorf vermittelt, da man anfangs nicht weiß, dass Magiere keine richtige Vampirjägerin ist, und das Gefühl aufkommt, dass in dem Dorf wirklich etwas Unheimliches vor sich geht. In diesem Fall verrät das Cover des Buches schon einiges über die düstere und unheimliche Atmosphäre, welche vor allem anfangs in der Geschichte herrscht und den Leser neugierig macht.

Schon ziemlich bald lernen wir neben der jungen Magiere, die uns schon von Anfang an als gefühlskalte Kriegerin begegnet, ihren Partner, den Halbelf Leesil, kennen, der das genaue Gegenteil von Magiere zu sein scheint. Während Magiere wie die Dominantere der beiden rüberkommt und alles sehr ernst nimmt, ist Leesil ein purer Spaßvogel, der sein Leben leicht nimmt und es genießt. Neben Magiere erscheint er im ersten Moment wie ein Kindskopf, der das Geld, das er verdient, nicht spart, sondern alles für teuren Wein ausgibt oder beim Kartenspielen verliert. Eigentlich sollte man meinen, dass er derjenige ist, der irgendwann ein schlechtes Gewissen bekommt und die Bauern nicht weiter ausnehmen will. Doch Magiere ist es letztendlich, die dem ein Ende bereiten will und dadurch ihre anfängliche Gefühlskälte widerlegt. Während der ganzen Geschichte entwickeln sich Magiere und Leesil weiter und zeigen immer öfter Eigenschaften, mit denen man als Leser nicht gerechnet hätte.

Neben Magiere und Leesil gibt es dann auch noch die Vampire, die ebenfalls eine große Rolle spielen. Im Gegensatz zu vielen anderen Fantasybüchern werden in „Dhampir 1: Halbblut“ auch die ‚bösen‘ Hauptcharaktere näher in ihren Gedankengängen und Gefühlen durchleuchtet. Und obwohl Teesha, Rashed und Rattenjunge bösartige Vampire sind, erfährt der Leser einiges über deren Vergangenheit und über die Beweggründe, welche sie antreiben. So erscheinen die Vampire nicht mehr ganz so finster und sind teilweise sogar sympathisch.

Nachdem mir der Anfang des Buches sehr gut gefallen hat, ist der Rest der Geschichte zwar auch noch gut, aber ich hätte mir ein wenig mehr davon erhofft. Nach den ersten etwa hundert Seiten nimmt die Spannung der Geschichte steil ab und kommt später auch nicht mehr richtig zum Vorschein. Es hat den Anschein, als hätten Barb und J. C. Hendee am Anfang des Buches sehr viel Mühe in die Geschichte gesteckt, aber zum Schluss hin ein wenig das Interesse sowie wirklich gute Ideen verloren. Zwar kann die Geschichte noch gut unterhalten, aber der Leser wartet permanent darauf, dass irgendetwas Spannendes geschieht und die Geschichte zum Höhepunkt kommt, doch das ist über die gesamte Distanz kein einziges Mal der Fall.

Währenddessen ist die Geschichte voller Kampfszenen, die allesamt ein wenig zu ausführlich und zu langwierig sind, sodass auch da die Spannung wieder stark abnimmt und die Kampfszenen in ihrem Ablauf weder richtig nachvollziehbar sind noch irgendwie spannend. Diese Sequenzen nehmen im vorliegenden Roman einen wirklich großen Teil des Erzählumfangs ein, und nach einer Weile werden sie dann wirklich ein bisschen lästig. Hätte man die Kampfszenen ein wenig gekürzt und sich stattdessen ein wenig mehr auf die Geschichte selbst konzentriert, wäre dies sicherlich nur von Vorteil gewesen.

Auch das Ende hält nicht das, was man sich bei dem atmosphärischen und viel versprechenden Anfang der Geschichte erhofft. Das Finale setzt ziemlich abrupt ein, und man kommt nicht um hin sich anschließend zu fragen: War das jetzt alles? Eigentlich erwartet man als Leser noch etwas Aufregendes und Befriedigendes, aber plötzlich ist man auf der letzten Seite angekommen und es hat den Anschein, als hätten die Autoren keine allzu große Lust mehr gehabt, ein ausführliches Ende niederzuschreiben.

Zwar kommt beim Ende der Geschichte keine richtige Spannung mehr auf, aber dafür geht es im Epilog der Geschichte wieder aufwärts. Dort erfährt man im Nachhinein einiges über die Geschichte, was den eigenen Blickwinkel, unter dem man die Geschichte betrachtet hat, wieder ändert. Man erfährt einige Anhaltspunkte und Pläne einer Person, die in der Handlung zwar nur am Rande vorkam, aber doch eine wichtige Rolle darin übernommen hat. Durch die vielen offenen Fragen, die durch den Epilog entstehen, wird der Leser letztendlich doch wieder neugierig und möchte wissen, was es mit alldem auf sich hat und wie die Geschichte weitergeht.

_Fazit:_ „Dhampir 1: Halbblut“ ist eine nette, unterhaltsame Vampirgeschichte mit einer guten Grundidee, mehr aber auch nicht. Aus der Geschichte hätte man mehr machen können, und die vielen Kampfszenen sind einfach zu ausführlich geraten.

_Die Autoren:_ Barb und J. C. Hendee leben zusammen in Colorade, in der Nähe der Rockey Mountains. Beide sind hauptberuflich Englisch-Lehrer in Denver.

|384 Seiten Paperback
ISBN: 978-3-8025-8145-8|
http://www.egmont-lyx.com
http://www.nobledead.com

Bollhöfener, Klaus (Red.) / Havemann, Achim (Hrsg.) – phantastisch! 30

_Inhalt:_

Cover: Oliver Scholl

_Interviews_
|Carsten Kuhr:| Interview mit Jim Hines
|Carsten Kuhr:| Interview mit Nicole Rensmann
|Christian Humberg:| Interview mit Jens Schumacher und Jens Lossau
|Nicole Rensmann:| [Interview mit Stephan R. Bellem]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=83

_Bücher, Autoren & mehr_
|Herrmann Ibendorf-Rosenhof:| Ein Nobelpreis für die Science Fiction
|Bartholomäus Figatowski:| Der Mann, der Gott verklagte
|Helmuth W. Mommers:| c‘t feiert Jubiläum
|Volker Krämer:| Mein Freund Werner – Ein Nachruf auf Werner Kurt Giesa
|Tommi Brem:| Ist es psychologisch wahrscheinlich, dass Freud Feminist war?
|Horst Illmer:| „Ich habe die Fahrt nach einem Buch angetreten …“
|Achim Schnurrer:| Klassiker der phantastischen Literatur – Michail Bulgakow – Teil 3
|Dirk van den Boom:| Aliens in Schützengräben

_Phantastisches Update_
Phantastische Nachrichten zusammengestellt von |Horst Illmer|

_Rezensionen_
|Carsten Kuhr:| Jim C. Hines: [„Die Goblins“ 4487
|Horst Illmer:| Charles Stross: [„Glashaus“ 4684
|Bartholomäus Figatowski:| Johannes Rüster: „All-Macht und Raum-Zeit. Gottesbilder in der englischsprachigen Fantasy und Science Fiction“
|Horst Illmer:| Dan Simmons: [„Terror“ 4278
|Regnier Le Dyckt:| Terry Pratchett: „Der ganze Wahnsinn“
|Andreas Wolf:| Dean Koontz: [„Irrsinn“, 4317 „The Husband“
|Bartholomäus Figatowski:| Nick Mamatas: „Northern Gothic“
|Andreas Wolf:| Brian Keene: [„Die Wurmgötter“ 4469

_Comic & Film_
|Carsten Polzin:| Meilensteine des phantastischen Films – »Letztes Jahr in Marienbad« von Alain Resnais
|Max Pechmann:| Unheimliche Schulmädchen und ungebetene Gäste
|Christian Marmonnier:| Denis Bajram, ganz privat

_Story_
|Nadine Boos:| „In den Händen der Bibliothekarin“
|Olaf Kemmler:| „Die Eroberung des Himmels“

_Eindrücke:_

Die Ausgabe 30 der |phantastisch!| startet wie gewohnt mit der Rubrik _UPDATE_ von Horst Illmer, in der dieser „Nachrichten & Neuerscheinungen“ zusammenstellt. Unter anderem gibt es einen Hinweis auf den bei |Otherworld| erschienenen Mystery-Roman „Der Sucher“ von Katja Brandis. Der Hardcoverband besticht auch vom Handwerklichen durch einen mit edler Goldschrift versehenen Einband. Ebenso findet [„Die Schatten des Mars“ 4726 von Frank W. Haubold Erwähnung. Dann gibt es Informationen zu Neuerscheinungen im Sekundärliteraturbereich – wie z. B. der im |EDFC| erschienene „Quarber Merkur 105/106“, für den sich Dr. Franz Rottensteiner verantwortlich zeichnet und der immer mit besonderer inhaltlicher Fülle zu überzeugen weiß. Auch auf die Ausgabe 22 des Magazines |EXODUS| wird verwiesen und die Frage gestellt ( und beantwortet): „Wer ist eigentlich – Jim Butcher?“.

Jim C. Hines gesteht in dem ersten der _INTERVIEWS_, dass ein kleiner, dreckiger, aber auch liebevoller Goblin hartnäckig an seine Stirn klopfte. Carsten Kuhr sprach mit dem Autor, dessen ersten beiden Goblin-Romane einer geplanten Trilogie in der Verlagsgruppe |Lübbe| erschienen sind und der angibt, dass er sich jeden Tag genau eine Stunde zum Schreiben stiehlt. Das Interview rundet eine Rezension von Carsten Kuhr zu dem Titel „Die Goblins“ ab. Des Weiteren führte er ein Gespräch mit Nicole Rensmann. Christian Humberg befragte das Autoren-Duo Jens Schumacher & Jens Lossau, die sich als Krimiautoren einen Namen gemacht haben. Nicole Rensmann führte das letzte Interview der Ausgabe mit Stephan R. Bellem, der bei |Otherworld| seine [„Chroniken der Paladins“ 4202 gestartet hat.

In _MEILENSTEINE DES PHANTASTISCHEN FILMS_ berichtet Carsten Polzin über den Film „Letztes Jahr in Marienbad“ aus dem Jahre 1961, eine Zusammenarbeit Alain Resnais‘ und Alain Robbe-Grillets, beide schillernde Protagonisten der literarischen und cineastischen Revolution, die im Frankreich der späten Fünfzigerjahre begann. Die Locations des Films sind die Schlösser Nymphenburg und Schleißheim bei München. In „Marienbad“ ist alles zu sehen, zugleich alles verhüllt, alles geordnet und doch unklar. Der Film verweigert sich jeglicher zeitlichen Abfolge. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, sind Sie bei dem Artikel von Carsten Polzin an der richtigen Adresse.

Herrmann Ibendorf-Rosenhof verfasste für seine _PLAUDEREIEN AUS DEM BÜCHERHORST_ einen interessanten Artikel über „Ein Nobelpreis für die Science Fiction“ und besah sich die Preisträger – auch unter der Prämisse der phantastischen Literatur.

Für viele Fans und Kritiker gilt Robert A(nson) Heinlein, der am 7. Juli 2007 hundert Jahre alt geworden wäre, nicht als ein, sondern als |der| Großmeister der Science-Fiction. Das nahm Bartholomäus Figatowksi zum Anlass, um Robert A. Heinleins „Das neue Buch Hiob“ ein weiteres Mal zu lesen und darüber in _BÜCHER, AUTOREN & MEHR_ einen Artikel zu verfassen. In der selben Rubrik steuerte Helmut W. Mommers einen Bericht über „c’t“, das Magazin für Computertechnik, das immer wieder auch SF-Storys anbietet, bei. Achim Schnorrer bietet zudem seinen dritten Teil über Michael Bulgakow, einen „Klassiker der phantastischen Literatur“. Dirk van den Boom berichtet über „Aliens in Schützengräben“, fasst „Ein paar Worte zum umstrittenen Subgenre der Military Science Fiction“ zusammen, stellt die Fragen (und gibt Antworten) ‚Was ist Military SF? Wo beginnt die Military SF?‘, fasst „Urteile und Vorurteile“ zusammen und kommt über „Military SF und Politik“ und „Military SF in Deutschland“ zu dem „Fazit: Alles halb so wild“. Lesen Sie mehr darüber in dem Artikel!

Max Pechman bietet in _COMIC & FILM_ einen sechsseitigen Einblick in die Horrorfilme aus Südkorea, ihren europäischen Einfluss und ihre Anlehnung an italienische Meister.

Volker Krämer verfasste einen Nachruf auf seinen Freund und Kollegen Werner Kurt Giesa – sehr offen, sehr ’nah‘ und sehr couragiert.

Horst Illmer stellt den Lesern den Universal-Bibliothekar Hermke Eibach vor, den Gründer der Würzburger Spezialbuchhandlung „Hermkes Roman-Boutique“, der für Generationen von Lesern eine Art literarischer Ziehvater wurde.

Natürlich ist das nicht alles, was diese Ausgabe zu bieten hat, denn da gibt es noch weitere Rezensionen, zwei illustrierte Kurzgeschichten und mehr …

_Fazit:_ Wie immer überzeugt die |phantastisch!| durch Informationsvielfalt, ein schnörkelloses und dadurch sauber überschaubares Layout und eine gut ausgewogene Mixtur aus Fakten und Unterhaltung. Auch diese Ausgabe ist sehr empfehlenswert.

|phantastisch!
Ausgabe 30, April 2008
Verlag Achim Havemann
A4, Phantastik, ISSN 1616-8437, 72 Seiten, 4,90, April 2008
Titelillustration von Oliver Scholl
http://www.phantastisch.net |

Assouline, Pierre – Lutetias Geheimnisse

Pierre Assouline hat ein Buch über den Zweiten Weltkrieg geschrieben – das ist an und für sich nichts Besonderes, doch der Franzose wählt einen nicht alltäglichen Ausgangspunkt. Er erzählt die Geschichte des Palasthotels „Lutetia“ aus der Sicht des Hoteldetektivs Edouard Kiefer, der aus dem Elsass stammt und somit sowohl französische als auch deutsche Wurzeln besitzt.

Dieser Tatsache ist es zu verdanken, dass er auch während der Besatzung der Deutschen, die das Hotel für ihre Zwecke requirierten, bleiben darf. Während er vorher für die Sicherheit der zumeist erlesenen Hotelgäste zuständig war, muss er nun dolmetschen oder Botengänge für die Nazis erledigen. Doch das Lutetia, das in Edouards Augen seine eigenen Geheimnisse beherbergt, spielt nicht nur geduldig während der Besetzung Frankreichs eine wichtige Rolle. Danach wird es erneut requiriert und dient als Auffanglager für aus KZs befreite Häftlinge. Dabei spielen sich teilweise rührselige Szenen in den Fluren des großen Hotelkomplexes ab: Leute finden sich wieder oder erfahren, dass jene, die sie suchen, tot sind.

Obwohl Edouard Kiefer zumeist in den Hintergrund rückt und als Beobachter fungiert, schimmert an der einen oder anderen Stelle auch sein Privatleben durch. Die Gräfin Nathalie Clary beispielsweise liegt ihm sehr am Herzen. Die beiden sind gemeinsam großgeworden, doch sie heiratete den Grafen Clary, und sie und der Hoteldetektiv pflegen zu den Hochzeiten des Lutetias eine geheime Beziehung. Doch als die Deutschen Einzug in Frankreich halten, wird Nathalie deportiert und kehrt nach dem Krieg für einen kurzen, aber intensiven Moment zurück zu ihrer Jugendliebe. Daneben beschäftigt sich der Ich-Erzähler mit seiner Mutter, die ihn und seinen Vater schon vor Jahren alleine gelassen hat, und dem seltsamen Zufall, dass einer der brutalsten Deutschen beinahe den gleichen Nachnamen wie er trägt …

Viel ist es nicht, was in „Lutetias Geheimnisse“ passiert, doch gerade das ist die Stärke des Romans. Pierre Assouline gestaltet die Zeit vor, während und nach dem Krieg nicht als Abenteuer, sondern konzentriert sich aufs Beschreiben und darauf, die vielen unterschiedlichen Gesichter dieser gewichtigen Zeit darzustellen. Dabei greift der Autor auch auf historisch belegte Gestalten zurück, zum Beispiel den Schriftsteller James Joyce, der vor dem Krieg des Öfteren im Lutetia weilte. Die realen und die erfundenen Personen werden zumeist kurz eingeführt und haben selten einen längeren Auftritt als ein paar Seiten. Einige Charaktere werden mehr als einmal erwähnt, aber in der schier unendlichen Masse von Personen und Schicksalen, die Edouard beobachtet, ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Gerade Charaktere, die immer wieder auftauchen, hinterlassen aufgrund der Vielfalt zu wenig Eindruck, um dem Leser erinnerlich zu bleiben, was einfach schade ist. Auf der einen Seite lassen sich der Krieg und seine Übel durch die vielen vorüberziehenden Gesichter sehr gut und weitreichend darstellen, auf der anderen ufert die Geschichte manchmal aus.

Es sind nicht nur die Charaktere, die untergehen, sondern auch der Erzähler selbst. Edouard erzählt flüssig, dicht und sehr detailliert, wirkt dabei aber plaudernd und auch ungeordnet. Man hat das Gefühl, als würde er dem Leser direkt gegenübersitzen und über die guten alten Zeiten plaudern. Er ist ein guter Beobachter, und trotz der Ich-Perspektive rückt er auf weiten Strecken in den Hintergrund. Sein Privatleben vermischt sich nur selten mit seiner Arbeit als Hoteldetektiv, und so vergisst der Leser manchmal sogar, wer der Erzähler eigentlich ist. Allerdings ist fraglich, ob die Geschichte so gut und atmosphärisch wäre, wenn Edouard sich mehr in den Vordergrund gedrängt hätte. Daher ist es in diesem Fall besser, von einem Beobachter anstatt von einem Erzähler zu sprechen, denn dank Assoulines Schreibstil erlebt der Leser die Geschehnisse tatsächlich wie durch Edouards scharfe und aufmerksame Augen.

Dadurch, dass das Buch hauptsächlich Beobachtungen vereint, ist kaum ein roter Faden in der Handlung zu erkennen. Abgesehen von den historischen Ereignissen verfolgt Assouline keine erzählerischen Ziele. Wen das nicht schreckt, der wird in „Lutetias Geheimnisse“ ein gut recherchiertes, fiktives, aber erschreckend realistisches Zeitzeugnis finden. Dabei ist gerade für deutsche Leser die Sichtweise interessant: Es wird nicht direkt vom Ort des Geschehens berichtet, sondern aus dem Nachbarland, und der Fokus liegt dabei auch nicht unbedingt darauf, die Ereignisse möglichst eindringlich und brutal darzustellen, sondern auf der stillen Beobachtung. Obwohl ein subjektiver Erzähler deutlich erkennbar ist, wirkt das Buch an vielen Stellen sehr objektiv.

Diese Objektivität ist allerdings nie mit Sterilität oder Kühle gleichzusetzen. Im Gegenteil erzählt der französische Autor warmherzig und offen und hat den Leser bereits nach den ersten Seiten fest im Griff. Wie bereits erwähnt, ist es Edouards Plaudertonfall, der sich eines gehobenen Vokabulars bedient und so gut wie nie in die Alltagssprache abrutscht, zu verdanken, dass sich das Buch flüssig und ohne Widerstände lesen lässt. Die Worte werden richtiggehend lebendig und wirken eher wie im Gespräch als aus einem Buch gelesen. Das ist überhaupt die größte Stärke von „Lutetias Geheimnisse“: die Lebendigkeit, die vor allem vom Erzähler und damit auch vom Schreibstil ausgeht. Nichts wirkt gekünstelt, sondern nüchtern und bodenständig. Da fällt es schwer zu glauben, dass der Autor acht Jahre nach Kriegsende geboren wurde und nicht mittendrin war.

„Lutetias Geheimnisse“ ist ein Buch, für das man ein gesundes Interesse und den Willen, sich darauf einzulassen, mitbringen muss. Es hat kaum eine geradlinige Handlung, sondern setzt sich hauptsächlich aus den Beobachtungen von Geschehen und Personen zusammen. Der sehr gut ausgearbeitete Erzähler Edouard hält den Roman dabei mit seiner Beobachtungsgabe und der nüchternen, aber dennoch lebendigen Erzählweise zusammen. Wer gerne etwas über den Zweiten Weltkrieg aus einer ungewöhnlichen Sicht erfahren möchte, ist mit Pierre Assoulines Werk gut beraten.

http://www.heyne.de

Hrissomallis, Simeon – Faith – The Van Helsing Chronicles: Ravens Geheimnis (Season 1 – Episode 6)

Episode 1: [„Die Zusammenkunft“ 4811
Episode 2: [„Verwandlungen“ 4826
Episode 5: [„Dämonische Leidenschaft“ 4833

Während sich Shania und Melvin ihre Liebe eingestehen, müssen Faith und Raven vor einem mächtigen Dämon namens Sin-Eater fliehen. Dieser Dämon ernährt sich von den Hirnen anderer Kreaturen – sowohl Menschen als auch Vampire -, und er hat noch eine Rechnung mit Raven offen.

Der Vatikan hat ebenfalls Wind davon bekommen, dass der Sin-Eater zurückgekommen ist, und setzt einen besonderen Geisterjäger auf die Kreatur an, den Dämonen-Vernichter Brandon Welf. Zur gleichen Zeit treffen Faith und Raven auf ihrer Flucht vor dem Dämon auf ihre Gegner Hunter und die beiden Dämonen-Frauen Rulfina und Valeria, die für den Tod von Faiths Eltern verantwortlich sind …

_Meine Meinung:_

In dieser Folge werden einige Weichen für die Zukunft gestellt. Zum einen erfährt Faith endlich, wer Raven wirklich ist, zum anderen betritt mit Brandon Welf ein neuer Charakter die Bühne, der in späteren Folgen noch eine tragende Rolle spielen wird. Schließlich gestehen sich Shania und Melvin ihre Liebe zueinander ein, und auch die wiederkehrenden Hauptgegner Hunter, Rulfina und Valeria sind mit von der Partie. Eine wahrlich bedeutsame Folge, und Simeon Hrissomallis lässt noch die beiden Untoten aus der ersten Folge auftreten, auch wenn sie nur recht kleine Rollen bekommen haben.

Neu zum Sprecher-Ensemble ist Thomas Danneberg gestoßen, der die Figur des Brandon Welf spricht. Ansonsten synchronisiert er hauptsächlich Schauspielergrößen wie John Travolta und Arnold Schwarzenegger. Faiths Anspielung auf den Terminator ist daher doppelt genial. Wohltuend kommt dem Hörspiel auch zugute, dass Faith dieses Mal nicht so exzessiv mit dummen Sprüchen um sich wirft. Dafür muss der Hörer die pubertären Frauengespräche zwischen Faith und Shania aushalten. Ist dies jedoch erst einmal ausgestanden, kommt die Story so richtig in Fahrt. Der Sin-Eater kommt mit seinem verzerrten Organ grausig-gut zur Geltung, und die Hirnfresserei sorgt für die obligatorische Portion Splatter, die maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass die Hörspiele ab 16 Jahren empfohlen werden.

Timo Würz hat auf dem Booklet-Cover den Sin-Eater dargestellt, wie er sich gerade an Faith vergreifen will. Hervorragende Grafik, die als Blickfang bestens funktioniert. Die Faith-Hörspiele stechen im Kaufhaus-Regal jedenfalls sofort ins Auge.

_Fazit:_

„Ravens Geheimnis“ ist eine bedeutsame Episode, in der entscheidende Weichen für die Serie gestellt werden. Das Eins-a-Sprecherensemble wird von Thomas Danneberg verstärkt und die Story entwickelt sich mehr und mehr zu einem spannenden Zyklus.

_Besetzung:_

Faith Miles: Nana Spier (Sarah Michelle Gellar, Claire Danes, Drew Barrymore)
Christopher Lane: Thomas-Nero Wolff (Hugh Jackman, Jason Statham, Anthony ‚Giles‘ Head)
Shania Francis: Dorette Hugo (Jennifer Garner, Christina Ricci in „Ally McBeal“)
Vin Masters: Boris Tessmann (David ‚Angel‘ Boreanaz)
Raven: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale, James ‚Spike‘ Marsters)
Valeria: Claudia Urbschat-Mingues (Angelina Jolie, Jennifer Connelly)
Rufina: Ursula Hugo (Brittany Murphy, Tara Reid, Julie ‚Darla‘ Benz)
Hunter: Udo Schenk (Ray Liotta, Ralph Fiennes, Kevin Bacon, Gary Oldman, Jeffrey Combs …)
Petra Wolf: Erzählerin
Brandolf Welf: Thomas Danneberg (John Travolta, Arnold Schwarzenegger, Dennis Quaid)
Kardinal Savellieri: Christian Rode (Michael Caine, Christopher Plummer)
Michelle Colby: Joseline Gassen (Linda Hamilton, Bette Midler, Ellen Barkin, Mira ‚Delenn‘ Furlan)
Freier: Nicolas Böll (Emilio Estevez, Joaquin Phoenix)
Direktor Arowic: Helmut Krauss (Marlon Brando, James Earl Jones, Samuel L. Jackson)
Bud Nevis: Wolfgang Strauss
Felipe Rodriguez: David Russel

|69 Minuten auf 1 CD|
http://www.rb-company.de
http://85.25.136.73/shop2/index.php?user=rbcompany

_Florian Hilleberg_

Graham Hurley – Die Saat des Zweifels

Der Untergang einer Segelyacht wird zum Höhepunkt eines komplexen Verbrechens, dessen Aufklärung einen kompromisslosen Polizisten vor große Probleme stellt, da sich aufgrund der mangelhaften Indiziensituation die Ermittlungslage ständig ändert … – Polizei-Krimi der gediegenen britischen Schule, d. h. actionfrei und ohne Überraschungen aber gut geplottet, handwerklich sauber ausgeführt und mit überzeugend gezeichneten Figuren: gutes Lesefutter für die Fans von Ian Rankin, Stuart MacBride oder Reginald Hill, auch wenn deren Qualität nicht erreicht wird.
Graham Hurley – Die Saat des Zweifels weiterlesen

Shocker, Dan – Zombies (Larry Brent, Band 39)

_Mordaugen_

Mehrere Liebespaare sind in der Gegend zwischen New York und Akersfield verschwunden. Überhaupt kommen zu dieser Zeit einige Menschen ‚abhanden‘ – u. a. der Wissenschaftler Dr. Mike Coogan, der seinen Freund und Kollegen Dr. Brian telefonisch um ein Treffen noch in derselben Nacht bittet. Er taucht jedoch nicht wie versprochen zehn Minuten später bei ihm auf, sondern erst nach drei Tagen. Coogan spricht von einem Gespensterhaus in Irland und einer dämonischen Familie, die sich die Crowdens nennen und deren Mitglieder mit ihren leeren Augenhöhlen Menschen töten können, indem sie ihre Opfer einfach nur ‚anstarren‘. Mit diesen Dämonen in Menschengestalt will Mike vor einem Jahr in Kontakt getreten sein.

Einer der Nachkommen dieser angeblich ausgestorbenen Familie treibt wohl in der Nähe von New York sein Unwesen. Die Existenz dieses Crowdens bewahrheitet sich auf schreckliche Weise, als das Ehepaar Pokins eine Panne mit seinem Wagen kurz vor Akersfield hat. Beide geraten in eine seltsame Villa, die an einem nahegelegenen Waldstück verborgen liegt.

In dem Gebäude scheint nur eine alte Frau zu wohnen, doch in Wahrheit lauert auch Glen Crowden hier, der versucht, mit einer Art Vampir-Clan seine erste Streitmacht aufzubauen. Dem Hilfe suchenden Ronald Pokins werden die Augenhöhlen ausgebrannt, seine Frau Linda hingegen soll sich als neuer Blutsauger dem Vampir-Clan anschließen. Sie kann aber entkommen und setzt somit die PSA auf die Spur der Crowdens.

Larry und Morna liefern sich ein aufreibendes Duell mit der neuen Generation der Crowdens, Iwan wird von einem undefinierbaren Wesen im Wald um die Crowden-Villa angegriffen. Von allen unbemerkt, baut sich eine ganz andere Gefahr auf: Mike Coogan durchlebt eine schaurige Metamorphose – der ‚Geflügelte Tod‘ wird geboren …

|Eindrücke|

Es würde wohl mehrere Seiten füllen, um wirklich alle Aspekte und Details dieser spannenden Geschichte anzuschneiden, so viele, vielleicht auch stellenweise zu viele Kleinigkeiten sind hier verpackt: die Crowdens mit ihren titelgebenden Mordaugen, die wächsernen Vampirfrauen in der alten Villa, ein undefinierbares Ungetüm im Wald und letztendlich das offene Finale mit der Geburt des ‚Geflügelten Todes‘. Ein wahrhaft lautstarker Startschuss für ein paar Gegner, die unserem PSA-Agenten in einigen zukünftigen Bänden das Leben ziemlich schwer machen werden.

Etwas verwirrend für den Einsteiger gestaltet sich die Beschreibung der Familie Crowden, hier insbesondere, zu welchen Taten diese Dämonen doch alle fähig wären und wie sie entstanden sein sollen. Diese stellenweise doch recht komplizierten Einzelheiten klären sich in späteren Abenteuern, nur vom aktuellen Wissensstand aus steht man doch etwas verloren da.

Insgesamt ist diese Geschichte aber fesselnd geschrieben, und wieder mal gelingt es Dan Shocker, die Szenerie bestens vor dem Leser aufzubauen und ihn mitzureißen …

_Zombie-Wahn_

Die Fernsehjournalistin Chantale de Loire hat auf dem alten Friedhof des kleinen französischen Ortes Montmirail ein unheimliches Erlebnis. Eigentlich möchte sie nur das Grab ihres Großvaters begutachten, doch muss sie bei ihrem nächtlichen Besuch auf dem vergessenen Totenacker feststellen, dass die dort Ruhenden nicht in ihren Gräbern bleiben wollen. Mehrere grässlich anzuschauende Zombies veranstalten schließlich eine Hetzjagd auf die junge Dame, die mit knapper Not in ihrem |Peugeot| entkommen kann.

Im „Grand-Hotel“, dem einzigen Gasthof in Montmirail, findet sie Unterschlupf, doch auch vor diesem Haus scheint das Unheil nicht Halt zu machen. Der Hotelgast James Lovell wird von einem unbekannten Wesen schwer verletzt und letztendlich von Evelyne Delacroix, der Tochter des Gastwirts, aus fadenscheinigen Gründen niedergeschossen.

Wie sich ebenfalls herausstellt, wurden vor nicht allzu langer Zeit die Leichen von fünf jungen Leuten auf dem alten Friedhof gefunden. Die Toten sind aber aus dem lokalen Leichenhaus spurlos verschwunden. Die Dorfbewohner munkeln von einem Voodoo-Fluch, der auf dem alten Totenacker lasten soll, und genau diese Gerüchte locken die PSA nach Montmirail.

Ehe sich die Agenten Larry Brent und Iwan Kunaritschew versehen, werden sie mit einer gewaltigen Bedrohung konfrontiert. Alle Beigesetzten scheinen zu neuem unheiligen Leben zu erwachen und strömen auf das ahnungslose Dorf zu. Wen sie in ihre fauligen Hände bekommen, den machen sie zu Ihresgleichen.

Doch nicht nur die modrigen Gestalten vom alten Friedhof rücken Larry und seinem russischen Freund auf den Pelz. Im Dorf halten sich auch einige Zombies verborgen, die man von den lebenden Bürgern nicht wirklich unterscheiden kann. Diese Tarnung macht sie umso gefährlicher.

Immer mehr Unschuldige verwandeln sich in mordlüsterne Untote und stellen den PSA-Agenten eine schaurige Übermacht entgegen …

|Eindrücke|

Als klassischen Zombie-Roman ohne wirkliche Highlights, so könnte man diesen LB bezeichnen –
Shockers gewohnte Innovation bleibt in dieser Geschichte etwas auf der Strecke. Zwar trifft man auf eine etwas außergewöhnliche Gattung Zombies – Untote, die nicht unbedingt als tumbe modrige Roboter in der Gegend herumstolpern, sondern wie Normalsterbliche agieren und kommunizieren -, doch wirklich ansprechend fand ich dieses Einsprengsel nicht unbedingt. Die klassischen Zombies sagen mir dann doch eher zu als absolut normale Menschen, die das Etikett Zombies aufgeklebt bekommen und erst nach genauerem Hinsehen tatsächlich nicht atmen oder keinen Schmerz verspüren. Das kam dann doch ziemlich konstruiert daher.

Die finale Auflösung, welche sich mit den weitreichenden Konsequenzen der Belästigung eines Voodoo-Kults durch einen Bewohner von Montmirail beschäftigt, besitzt dann doch noch einen charmanten Shocker-Touch, und auch die düstere Atmosphäre auf dem alten verkommenen Friedhof ist eine positive Erwähnung wert, aber so richtig aus den Socken pfeffert diese Geschichte einen dann auch wieder nicht. Ein paar Zombies zu viel waren es dann doch für diesen recht dünnen Handlungsstrang. Nun ja, es gab auch schon schlechtere Larry-Abenteuer, aber auch wesentlich bessere …

_Insgesamt_

Premiere für die Crowdens – weiter wird es mit dieser faszinierenden Familie in |BLITZ|-Band 41 „Die Gespenstervilla“ gehen. Aber diese erste Geschichte macht schon mächtig Laune.

Das zweite Larry-Abenteuer verblasst hingegen leider etwas nach dem Highlight mit den „Mordaugen“. Eine etwas belanglose Zombie-Geschichte mit ein paar netten Einfällen, aber nicht unbedingt eine Sensation der Larry-Brent-Serie. Ich bitte dies nicht falsch zu verstehen – dieses zweite Abenteuer ist definitiv lesenswert, um ein paar abendliche Stunden oder regnerische Nachmittage zu gestalten, doch bleibt sie nur sehr knapp unter dem Durchschnitt – mit etwas gutem Willen auch gerne genau im Schnitt.

Aber allein für alle Fans der Crowden-Saga ist dieser Band ein Muss. Gleichzeitig hält man wieder mal zwei Geschichten in der Hand, welche seinerzeit nur in der eigenständigen Larry-Brent-Serie veröffentlicht wurden.

Das Glossar findet man als Neuerung zusammengefasst am Ende des Buches, und Pat Hachfeld hat diesmal nicht beide Geschichten einzeln illustriert. Man findet seinen Beitrag – ein widerlich hervorquellendes Auge als Symbol für die erste Geschichte – auf der ersten Seite des Bandes. Definitiv schauerlicher anzusehen als damals das Original der Brent-Serie zu den „Mordaugen“, welches mich mehr an den Edgar-Wallace-Krimi „Die toten Augen von London“ erinnert. Im Gegenzug kann man auf dem Umschlag das stimmungsvolle Lonati-Original zum „Zombie-Wahn“ bewundern.

http://www.BLITZ-Verlag.de

_Larry Brent auf |Buchwurm.info|:_

Band 1: [„Das Grauen“ 2164
Band 2: [„Dämonenaugen“ 2198
Band 3: [„Die Todestreppe“ 2587
Band 4: [„Die Höllenbrut“ 2588
Band 5: [„Bluthände“ 2589
Band 7: [„Der Vampir“ 4392
Band 8: [„Im Leichenhaus“ 4356
Band 23: [„Die Mordleiche“ 3896
Band 24: [„Dartmoor“ 3897
Band 25: [„Hexensabbat“ 2281
Band 26: [„Alpträume“ 2284
Band 27: [„Dämonen“ 2423
Band 28: [„Das Höllentor“ 2465
Band 31: [„Die Gruft“ 3898
Band 32: [„Deborah“ 2684
Band 33: [„Die Vampirklinik“ 2685
Band 34: [„Der Unheimliche“ 3899
Band 35: [„Borro“ 4009
Band 36: [„Das Atoll“ 4010
Band 37: [„Leichenvögel“ 4011
Band 40: [„Die Nebelhexe“ 4755
Band 41: [„Die Gespenstervilla“ 4756
Band 108: [„Kloster des Grauens“ 4012
Band 110: [„Das Methusalem-Projekt“ 4013
Band 113: [„Der Dämonensohn“ 3042
Band 114: [„Der Schädelgürtel“ 3043
Band 115: [„Finale“ 3077
Hörbuch 3: [„Nachts, wenn die Toten kommen“ 4810
Hörbuch 4: [„Der Fluch der blutenden Augen“ 4816

Abé, Shana – Feuermagie (Der träumende Diamant 1)

_Ein Feuerwerk aus funkelnden Diamanten_

Das Volk der Drákon – Menschen, die sich in Rauch und in Drachen verwandeln können – lebt abgeschieden von der Menschheit an einem Ort namens Darkfirth. Kein Mensch darf je von ihrer Existenz erfahren, und deshalb ist es jedem Mitglied des Stammes untersagt, aus Darkfirth fortzugehen und in der Welt der Menschen zu leben.

Doch der jungen Rue gelingt durch ihren vorgetäuschten Tod die Flucht, und sie beginnt ein Leben in der Welt der Menschen, weit weg von dem verhassten Darkfirth. Dort fängt sie an, als so genannter ‚Rauchdieb‘ Juwelen zu stehlen, die auf sie wie auch auf die restlichen Mitglieder ihres Volkes eine große Anziehungskraft ausüben.

Doch Rues Existenz bleibt durch ihre Diebstähle auch vor den Drákon nicht länger geheim, weshalb Christoff, der Alpha der Drákon, eingreifen und Rue zurück nach Darkfirth bringen will. Mit Hilfe des Diamanten „Herte“ stellt er Rue eine Falle, was aber nicht so funktioniert, wie er es gerne gehabt hätte: „Herte“ wird von einem weiteren Drákon gestohlen, und Rue ist die Einzige, die weiß, in wessen Händen sich der Diamant befindet.

So kommt es, dass Christoff und Rue untereinander einen Deal vereinbaren: Rue soll ihm helfen, „Herte“ zu finden und den Dieb dingfest zu machen. Sollte sie es schaffen, erlangt sie ihre Freiheit zurück, doch sollte sie versagen, muss sie in Darkfirth bleiben und Christoff heiraten. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach London und beginnen mit der Jagd auf den Dieb. Dabei versucht Christoff, Rues Herz für sich zu gewinnen, und obwohl Rue sich anfangs wehrt, vermag auch sie ihre Gefühle für ihn nicht lange zu verstecken.

_Eindrücke:_

Bevor die eigentliche Geschichte anfängt, wird der Leser erst einmal mit einem Prolog in die Geschichte und die Welt der Drákon eingeführt. Dort erzählt Shana Abé einiges über das Volk der Drákon, wie zum Beispiel über die Macht der Diamanten, die Kriege, welche die Drákon mit den Menschen geführt haben, und was sonst noch alles geschehen ist, was das Leben der Drákon stark beeinflusst hat. Dadurch erfährt man als Leser einige wichtige Informationen über die Drákon, welche für den späteren Verlauf der Geschichte wichtig sind und die man nur schwerlich in die eigentliche Geschichte hätte einbauen können. Dennoch hat mich der Prolog erst wenig überzeugt. Er ist etwas gewöhnungsbedürftig und klang für den Rest der zu erwartenden Geschichte nicht besonders vielversprechend. Er hinterließ bei mir die Vermutung, dass es sich bei „Feuermagie“ um eine typische und etwas langweilige Drachengeschichte handelt, die es dergestalt es schon zuhauf in den Bücherläden gibt und auf die man ganz gut verzichten kann.

Doch der erste Eindruck täuscht. Hat man nämlich den Prolog erst einmal hinter sich gelassen und ist bei der eigentlichen Geschichte angelangt, wird diese zunehmend interessant und klingt um einiges vielversprechender. Nach und nach lernen wir die Protagonistin Clarissa Rue kennen, die in Darkfirth eine schreckliche Kindheit hatte und sich durch die Vortäuschung ihres eigenen Todes aus diesem Ort davonmacht, um die Welt der Menschen kennenzulernen. Erst sind dem Leser die Beweggründe Rues unklar, aber je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr erfährt der Leser über die Gründe, welche Rue dazu trieben, Darkfirth zu verlassen. In London beginnt sie schließlich ein neues Leben und wird nicht nur zur Diebin, sondern entwickelt auch ein stärkeres Selbstvertrauen. Sie ist wild, frei, vorlaut und alles andere als eine feine Dame der Gesellschaft. Ich finde Rues Charakter mehr als gelungen und schloss sie bei der Lektüre sofort in mein Herz.

Auch Christoff bzw. Kit, den Alpha der Drákon, lernt der Leser kennen. Der zweite Hauptcharakter wird ebenso wie Rue nicht als perfekt dargestellt, sondern mit einigen Macken. Er wirkt anfangs auf den Leser wie ein egoistischer und eitler Herrscher, der immer nur seinen Willen durchsetzen möchte und nichts anderes kann als Befehle zu erteilen. Auch Rue gegenüber benimmt er sich erst wie ein Ekel und erst später, wenn Rue und Christoff alleine in London sind und den Dieb jagen, verändert sich sein Charakter; zunächst kaum merklich, dann aber zunehmend, bis man schließlich auch ihn ins Herz geschlossen hat. Die Tatsache, dass die Protagonisten nicht allzu perfekt und klischeelastig dargestellt werden, ist ein großer Pluspunkt in „Feuermagie“, da sie hierdurch einen völlig eigenen und außergewöhnlichen Charakter entwickeln können und gemeinsam, trotz der vielen Streitereien, einfach ein perfektes Team bilden.

„Feuermagie“ ist nicht nur eine Fantasygeschichte, wie man vermuten könnte, sondern vereint in sich noch einige andere Genres. Das Hauptaugenmerk liegt nämlich weniger auf dem Fantasygehalt, sondern mehr auf der sich anbahnenden Liebesgeschichte zwischen Rue und Christoff, welche auch mit einer dezenten Prise Erotik unterlegt wird. Gleichzeitig ist „Feuermagie“ aber auch eine historische Erzählung aus dem 18. Jahrhundert und überdies ein Abenteuerroman. Man sollte meinen, dass bei so einer Vielfalt von verschiedenen Genrerichtungen die eine oder andere darunter etwas zu kurz kommt, aber dem ist nicht so. Ob nun die Liebesgeschichte, die Fantasy- oder die Abenteuergeschichte, alles wird komplett ausgeschöpft und kein Bestandteil kommt in irgendeiner Weise zu kurz. Alles zusammen genommen, leigt eine wirklich gelungene Mischung aus verschiedenen Genretypen vor, und man wird von der ersten bis zur letzten Seite durchgehend und zudem spannungsreich unterhalten.

Anders als bei vielen Liebes- und Erotikgeschichten geht es Shana Abé hierbei ein wenig langsamer an. Während es in anderen Liebesromanen relativ zügig zur Sache geht und alles sehr genau beschrieben wird, dauert es bei „Feuermagie“ eine ganze Weile, bis Christoff und Rue sich näher kommen. Ab und zu kommt es dann auch zu erotischen Szenen, die aber gut portioniert auftreten und der Liebesgeschichte lediglich die rechte Würze verleihen. Wenn Shana Abé eine solche Szene beschreibt, hält sie sich nie lange mit irgendwelchen Details auf und beschreibt die Szenen kurz, aber sehr schön und malerisch.

„Feuermagie“ ist, wie es der Titel schon sagt, eine absolut magische Geschichte und in jeder Hinsicht einfach nur schön. Es ist eine Geschichte voller zauberhafter Drachen, Diamanten, Feuerwerken und anderen ästhetischen Dingen, sodass der Leser das Gefühl bekommt, die Geschichte wäre selbst ein funkelnder Diamant. Shana Abé beschreibt und erzählt ihre Story so wunderbar fantasievoll und malerisch, dass vor allem weibliche Leser ganz und gar in den Bann der Erzählung geschlagen wird. Zwar ist Abés Schreibstil im Prolog ein wenig gewöhnungsbedürftig, doch das ändert sich schon beim Beginn der eigentlichen Geschichte, und ab diesem Punkt ist klar, dass uns eine wundersam schillernde und spannende Sage erwartet, die durchaus das Potenzial für das nächste Lieblingsbuch mitbringt.

_Fazit:_ „Feuermagie“ ist eine wundervolle Geschichte, die funkelt wie ein Diamant und mehrere Genres perfekt in sich vereint. Auch die Charaktere, welche durch ihre Unvollkommenheit einzigartig wirken, sind gut gelungen und man schließt sie sofort in sein Herz. Ein wirklicher Lesegenuss, vor allem für weibliche Leser.

_Die Autorin:_ Shana Abé lebt mit ihrem Mann und einem ganzen Zoo von Tieren in Südkalifornien, verrät uns der Verlag (die Website der Autorin spricht eher von fünf Kaninchen und einem Hund). Die |Wikipedia| verrät noch ein bisschen mehr: Sie wurde in Texas geboren, wuchs in Colorado auf, verbrachte einen Teil ihres Studiums in Mexico sowie Los Angeles und arbeitete in Japan als Model. Abé erhielt den |Romantic Times Career Achievement Award| und war sechsmal für den |Romantic Times Reviewer’s Choice Award| nominiert, wovon sie zwei gewann.

http://www.shanaabe.com

|Der träumende Diamant:|

Band 1: Feuermagie
Band 2: Erdmagie (September 08)

|Originaltitel: Drákon 1. The Smoke Thief
Originalverlag: Bantam, New York 2005
Aus dem Englischen von Marianne Schmidt
384 Seiten|
http://www.blanvalet-verlag.de

Festa, Frank (Hg.) – Denn das Blut ist Leben. Geschichten der Vampire

_Inhalt_

_Bram Stoker_ [1847-1912]: |Draculas Gast| („Dracula’s Guest“, 1914), S. 7-20: Der nächtliche Spaziergang des englischen Reisenden endet auf einem verfluchten Friedhof, vor dessen Schrecken ihn ausgerechnet ein sehr bekannter Vampirfürst rettet …

_J. Wesley Rosenquist_ [?-?]: |Rückkehr in den Tod| („Return to Death“, 1936), S. 21-27: Scheintod ist ein gefährlicher Zustand in einem Dorf, dessen schlichtgeistige Bewohner an Vampire glauben …

_Graham Masterton_ [geb. 1946]: |Der Laird von Dunain| („Laird of Dunain“, 1992), S. 28-38: Er saugt seine Opfer quasi über Umwege aus, doch letztlich ist der schottische Vampir nicht gegen die Tücke des Objekts gefeit …

_Simon Clark_ [geb. 1958]: |Vampir-Abschaum| („Vampyrrhic Outcast“, 1992), S. 39-49: Sogar unter Blutsaugern gibt es eine Rangordnung, und grässlich ergeht es jenen, die ganz unten stehen …

_Edgar Allan Poe_ [1809-1849]: |Ligeia| („Legeia“, 1838), S. 50-66: Der Tod siegt nur durch die Willensschwäche des Menschen, und Ligeia ist eine überaus willensstarke Frau, die ihr Ende nicht zu akzeptieren gedenkt …

_Edmond Hamilton_ [1904-1977]: |Das Vampirdorf| („Vampire Village“, 1932), S. 67-83: Zwei gut durchblutete Wanderer geraten in ein pittoreskes transsilvanisches Dorf, dessen Bürger sie geradezu frenetisch begrüßen …

_F. Marion Crawford_ [1854-1909]: |Denn das Blut ist Leben| („For the Blood Is the Life“, 1911), S. 84-101: Sie liebte das Leben und den schönen Angelo, auf den die grausam geendete Christina keineswegs zu verzichten gedenkt …

_Brian Hodge_ [geb. 1960]: |Die Alchemie der Stimme| („The Alchemy of the Throat“, 1994), S. 102-132: Er ist seines ewigen Lebens längst überdrüssig und findet doch nicht den Mut, es zu beenden, bis ihn sein junger Liebhaber vor vollendete Tatsachen stellt …

_H. P. Lovecraft_ [1890-1937]: |Das gemiedene Haus| („The Shunned House“, 1928), S. 133-165: Im Keller mästet sich seit vielen Jahren das Verderben, bis ihm zwei mutige Historiker den Kampf ansagen – und sich schrecklich überschätzen …

_Simon Clark_ [geb. 1958]: |Hotel Midnight| („Hotel Midnight“, 2005), S. 166-168: Ein uraltes Haus wechselt samt uraltem Vampir den Besitzer …

_Théophile Gautier_ [1811-1872]: |Die verliebte Tote| („La morte amoureuse“, 1836), S. 169-201: Der junge Priester verfällt einer ebenso schönen wie bösen Frau, die ihn die schauerlichen Freuden des Lebens lehrt …

_Alice Olsen_ [?-?]: |Winternacht| („Winter Night“, 1940), S. 202-206: Vermeide ein Rendezvous, wenn du deine Schöne anschließend am Friedhof absetzen sollst …

_Raymond Whetstone_ [?-?]: |Die durstigen Toten| („The Thirsty Dead“, 1935), S. 207-214: Der einsame alte Mann dauert den jungen Nachbarn, der dessen Einladung annimmt – ein gutes Werk, das sich rächen wird …

_Clark Ashton Smith_ [1893-1961]: |Ilalothas Tod| („The Death of Illalotha“, 1937), S. 215-227: Wahre Liebe kann den Tod besiegen, doch ist der Preis höher, als du ihn möglicherweise zu zahlen bereit bist …

_Graham Masterton_ [geb. 1946]: |Verkehrstote| („Roadkill“, 1997), S. 228-235: Statt ausschließlich in der Vergangenheit zu schwelgen, hätte Graf Dracula sich besser über die aktuellen Pläne der Straßenbaubehörde informiert …

_Karl Hans Strobl_ [1877-1946]: |Das Aderlassmännchen| (1909), S. 236-254: Direkt neben dem Friedhof steht ein Kloster mit dicken, vollblütigen Nonnen, was einen untoten Edelmann nicht in seinem Grab ruhen lässt …

_Anonymus_: |Die Vampirkatze von Nabèshima| („The Vampire Cat“, um 1910): S. 255-264: Der junge Fürst wird von einem Vampir heimgesucht, der die Gestalt seiner Lieblingskonkubine angenommen hat; ein einfacher Soldat ist es, der den Bann brechen kann …

_Hugh B. Cave_ [1910-2004]: |Stragella| („Stragella“, 1932), S. 265-295: Zwei wahrlich vom Pech verfolgte Schiffbrüchige verschlägt es ausgerechnet auf ein Geisterschiff, das auch noch von Vampiren bevölkert wird …

_Henry Kuttner_ [1914-1958]: |Ich, der Vampir| („I, the Vampire“, 1937), S. 296-319: Irgendwann merkt auch ein Vampir, dass es in der Filmstadt Hollywood die schönsten Frauen gibt …

_Patricia N. Elrod_ [geb. 1945]: |Spätvorstellung| („A Night of the [Horse] Opera“, 1995), S. 320-337: Im Chicago des Jahres 1936 rettet ein Vampir den Schauspieler Chico Marx vor fiesen Gangstern …

_Lester del Rey_ [1915-1993]: |Feuerkreuz| („Cross of Fire“, 1939), S. 338-347: Was wären die Folgen, wenn ein Vampir zurück ins Leben fände …?

_F. Paul Wilson_ [geb. 1946]: |Mitternachtsmesse| („Midnight Mass“, 1990): S. 348-408: Vampire beherrschen die Welt, doch wenigstens in seiner alten Kirche nimmt ein Priester entschlossen den Kampf gegen die blasphemischen Unholde auf …

_Das mögliche Risiko eines bösen Erwachens_

Der Vampir: ein Mythos mit ‚realem‘ Hintergrund, weil er eine – wenn auch negativ besetzte – Veranschaulichung für ein Weiterleben nach dem Tod ist, der ungeachtet aller religiösen Vorsichts- und Beschwichtigungsmaßnahmen überall auf der Welt für Ungewissheit und Schrecken sorgt und die Fantasie beflügelt. Was kommt danach? Ewiger Friede im Warten auf die Auferstehung ist womöglich keineswegs garantiert, wie der Blut saugende „Nachzehrer“, der sich aus dem Grab erhebt und den Lebenden nachstellt, nur zu deutlich macht. Der Vampir-Mythos ist alt und weist weltweit erstaunliche Parallelen auf, wie in dieser Sammlung „Die Vampirkatze von Nabèshima“ (die einzige Geschichte, die den europäischen und nordamerikanischen Kulturkreis verlässt) deutlich macht.

Bram Stoker war 1897 nicht der erste Autor, der sich des Vampirs als Figur bediente. In diesem Sammelband ist Théophile Gautier mit „Die verliebte Tote“ aus dem Jahre 1836 vertreten – eine Erzählung ganz im Stil des „gotischen“ Horrors des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, der knalligen Horror mit moralisierendem Unterton kombinierte; in unserem Fall hat sich ein Priester gefälligst seinem freudlosen Dasein als Diener Gottes zu unterwerfen. Wenn ihm ein Mensch, explizit eine Frau, eine Alternative aufzeigt, kann sie nur ‚böse‘ sein und muss vernichtet werden. Da der weibliche Vampir hier eher als Liebende denn als Blutsaugerin auftritt, ist im Grunde sie das Opfer, wie auch der Priester – freilich zu spät – erkennt.

Die stilisierte Künstlichkeit ließ der literarische Vampir bald hinter sich. „Varney, der Vampir“ von Thomas Peckett Prest (1810-1857) war ein ruppiger Geselle, der sich seiner Blutgier und seiner Geilheit gleichermaßen gewissenlos unterwarf. Bram Stoker gestaltete seinen Dracula wesentlich eleganter und gab ihm einen adligen Hintergrund, aber auch er schrieb ihm menschliche Bedürfnisse zu, wodurch er ihn noch stärker dämonisierte: Graf Dracula ignoriert das ‚Verbot‘ der züchtigen, durch Tabus und Regeln gezähmten Liebe. Seine Attacken auf weibliche Opfer sind eindeutig erotisch gefärbt und stoßen buchstäblich auf Gegenliebe. So stark ist seine Präsenz, dass er in [„Draculas Gast“ 3489 nicht einmal persönlich auftreten muss, um für Schauder & Grusel zu sorgen.

_Von Blutsaugern und Beutelschneidern_

„Dracula“ setzte Maßstäbe und lockte eine eigene Art von Blutsaugern: ein Heer von weniger inspirierten Schriftstellern, die Stokers Roman als literarischen Steinbruch betrachteten, aus dem sie sich an Ideen holten, was sie für ihre eigenen, meist für den schnellen, anspruchslosen Lesegenuss gedachten Geschichten benötigten. „Denn das Blut ist Leben“ sammelt eine ganze Anzahl von Storys aus der Ära der US-Pulps, jener Magazine, die vor allem zwischen den beiden Weltkriegen kostengünstig Genre-Unterhaltung für ein Massenpublikum lieferten. Edmond Hamilton, J. Wesley Rosenquist, Henry Kuttner, Hugh B. Cave und Lester del Rey zeigen, dass sich auch aus der Nachahmung Funken schlagen lassen, während Alice Olson und Raymond Whetstone lähmende Langeweile verbreiten.

Dass der Grusel auf Pulp-Niveau auch heute noch lebt, beweisen uns Graham Masterton („Der Laird von Dunain“), Patricia N. Elrod und F. Paul Wilson mit ideen- und überraschungsarmen Geschichten. Masterton treibt den Grobgrusel wie immer auf die Spitze, nimmt ihn aber wenigstens nicht ernst und kann damit punkten, während Wilson bleischwer sein Garn aus Klischee und Gruselkitsch spinnt. (Wenigstens ist er konsequent in der Frage, ob nur das Kruzifix und damit die katholische Kirche Macht über den Vampir besitzt – ein Faktor mit gewaltigen Konsequenzen für die übrigen Weltreligionen.) Elrod bastelt aus bewährten Elementen routiniert eine Story, die in ihrer Endlos-Serie um den Vampirdetektiv [Jack Fleming 1946 spielt.

_Der Tod kann sexy sein_

Der Vampir und der Sex: Heute sind beide Begriffe beinahe Synonyme, und der Zusammenhang war ebenfalls schon lange vor 1897 bekannt. Dennoch musste sich Stoker noch viktorianische Zurückhaltung auferlegen. Erst in den folgenden Jahrzehnten wich die zurückhaltende, quasi ‚verschlüsselte‘ Darstellung mehr und mehr einer offenen, die Elemente Gewalt und Sex in den Vordergrund stellenden Schilderung. Im 21. Jahrhundert sind die alten Waffen wie Holzpfahl, Knoblauch oder Kruzifix ziemlich stumpf geworden; der Vampir hat sich als alltagstauglich erwiesen. Er (und natürlich auch sie, denn die sexuell befreite Vampirfrau ist eine Figur, die schon früh Eingang ins Genre fand) trägt keinen Frack und keinen rotseiden gefütterten Umhang mehr, sondern passt sich (wie von Simon Clark in „Midnight Hotel“ ebenso kurz wie eindrucksvoll beschrieben) der Gegenwart an, was ihm in einer modernen Menschengesellschaft, die mehr und mehr die Nacht zum Tag macht, erst recht leicht gemacht wird.

_Langes Leben bringt viel Verdruss_

Ist der Vampir mit seinem Dasein zufrieden oder gar glücklich? Schon Dracula ließ den Überdruss durchblicken, den eine einsame Existenz in Nacht und Tod mit sich bringt. Der Hunger bindet den Vampir an den lebenden Menschen, von dem aber noch genug in ihm ist, um zu erfassen, was er verloren hat. Henry Kuttner und Simon Clark bringen es in „Vampir-Abschaum“ auf den Punkt. Ihre Vampire sind in jeder Beziehung Außenseiter. Das untote Leben ist zwar ewig, aber ohne echte Gefühle. Darunter leidet der Vampir, doch seine Versuche, die Isolation zu durchbrechen, bringen nur noch mehr Leid und neuen Tod – entweder über die Menschen (F. Marion Crawford, „Denn das Blut ist Leben“) oder über den Vampir selbst (Brian Hodge, „Die Alchemie der Stimme“). Lester del Rey macht deutlich, dass es eine Heilung nicht gibt. Selbst die Rückkehr ins Leben bringt sie nicht, denn auf dem plötzlich wieder zum Menschen gewordenen Vampir lastet nunmehr die Hypothek seiner Jahre als Blutsauger.

_Wie ‚funktioniert‘ der Vampir?_

H. P. Lovecraft gehört zu den Autoren, die sich Gedanken über eine ‚wissenschaftliche‘ Erklärung für das Vampir-Phänomen machen. Freilich gibt Lovecraft seiner Theorie in „Das gemiedene Haus“ – einer seiner besten Arbeiten, die er quasi dokumentarisch gestaltet und deren Schrecken deshalb umso intensiver wirkt – kein biologisches Fundament. Er geht im Grunde mit Edgar Allan Poe konform, nach dem die menschliche Willenskraft den Vampir ins ‚Leben‘ ruft: eine Kreatur, die den Tod nicht akzeptiert, gegen ihn aufbegehrt, dabei erfolgreich ist und sich doch von der Welt trennt, die sie als Untote erkennt und fürchtet; eine Kluft, die durch die besondere Art der Ernährung verständlicherweise vertieft wird. Poe benötigt keine ‚Erklärung‘; Ligeia kehrt zurück, weil sie es will. Lovecraft zollt dem rationalen 20. Jahrhundert Tribut, auch wenn seine Kombination des vampirischen Scheinlebens mit der Einsteinschen Relativitätstheorie reiner Technobabbel bleibt; manchmal bringt ein Weniger an Information ein Mehr an Faszination. Dem Unterhaltungswert beider Storys tut das freilich keinen Abbruch.

_Vampire sind auch nur (tote) Menschen_

Kann man über Untote lachen? Selbstverständlich, denn Furcht und Witz sind enge Verwandte. Für das Komische ist der Vampir sogar besonders anfällig, gibt er doch eine sehr pathetische Gestalt. Schon ihn in denselben Fallstricken des Alltags zu sehen, von denen auch wir sterblichen Menschen gefesselt werden, nimmt ihm viel von seiner Allmacht. Wie Dracula sich in ein unfreiwilliges Exil begibt, weil er ein amtliches Schreiben zu viel ignoriert, ist zwar kein geistreicher, aber ein gelungener Scherz (Graham Masterton, „Verkehrstote“). Humor auf ungleich höherem Niveau zelebriert Karl Heinz Strobl in seiner gleichermaßen grotesken wie phantastischen Spukgeschichte vom „Aderlassmännchen“, dessen Übeltaten recht oberflächlich fromme Nonnen treffen, sodass sich des Lesers Mitleid in Grenzen hält. Diesen Vampir können übrigens weder Kruzifix noch Sonnenlicht in Schach halten, womit er in dieser Sammlung recht einzigartig dasteht.

_Storysammlung mit Vorbildcharakter_

Gut zusammengestellte Kollektionen mit Kurzgeschichten, die eine Lektüre verdienen, sind heute nicht gerade zahlreich. Obwohl der Horror auch auf den deutschen Buchmarkt zurückgekehrt ist, muss man viel Spreu vom Weizen trennen. Chick-Lit-Horror – glutvoll-brünstiger Vampir verzaubert sexuell und auch sonst frustrierte Menschenfrau – wuchert wie Pestwurz aus der Nische des trivialen Liebesromans, in der er gut aufgehoben war. „Denn das Blut ist Leben“ kommt gänzlich ohne ihn aus, wofür man dem Herausgeber dankbar ist.

Wie für Bücher aus dem |Festa|-Verlag üblich, kommt auch dieses optisch sehr ansprechend daher. Paperback-Format und saubere, stabile Bindung lassen „Denn das Blut ist Leben“ angenehm in der Hand liegen, und selbstverständlich gibt’s als Cover kein liebloses Bildstock-Foto, sondern eine auf das Thema abgestimmte Zeichnung. Die Übersetzungen lesen sich angenehm, und mit diesem Adjektiv lässt sich auch der Kaufpreis umschreiben: So ein Werk verleibt man seiner Sammlung gern ein!

|Originalausgabe
Großformat Paperback 13,5 x 21 cm
416 Seiten|
http://www.FESTA-Verlag.de

Morgan, Dave T. – Schrei des Feuervogels, Der (Die Magierkriege I)

_Inhalt:_

In Abreanna, steht die Hochzeit des Thronfolgers Gidion mit der Prinzessin des Nachbarlandes unmittelbar bevor. Die Vereinigung soll den ewigen Kampf zweier kriegslüsterner Nachbarn endlich beenden. Doch durch einen feigen Mord wird der Frieden verhindert und sofort flammen alte Feindschaften wieder auf.

Während der mittlere Königssohn Tristan an der Seite seines Vaters in einen neuen Krieg zieht, wird der jüngste Sohn, Lion, in einen Strudel von Magie, Rätseln und Gefahren verwickelt. In Lions Fleisch formt sich allmählich das Bildnis eines Feuervogels und macht ihn zum Ausgestoßenen im eigenen Land, denn dort ist für die Herrschenden die Magie bei Todesstrafe verboten.

Lions einzige Hoffnung liegt darin, das Ränkespiel der geheimnisvollen Magierin Lynn-dath zu entwirren, das schon seit Jahrhunderten anzudauern scheint …

In „Der Schrei des Feuervogels“ kämpfen die drei Königssöhne Gidion, Tristan und Lion verzweifelt gegen einen übermächtigen Feind und finden über Liebe, Magie und Tod zu ihrem Schicksal, das enger miteinander verwoben ist, als es zunächst den Anschein hat.

_Meine Meinung:_

|“Für das Leben, den Frieden und die Liebe – den Tod.“|

Als ich von Seiten des |Arcanum|-Fantasy-Verlags wegen einer Rezension zu „Der Schrei des Feuervogels“ angefragt wurde, wollte ich eigentlich dankend ablehnen, da ich im Laufe der letzten Jahre der (klassischen) Fantasy ziemlich überdrüssig geworden bin. Und nun, nach Beendigung des Werkes, weiß ich, dass es sich gelohnt hat, einem bisher unbekannten Fantasyautor und seinem Debütroman Beachtung zu schenken, denn Dave T. Morgan ist es gelungen, klassische Fantasyelemente in ein neues Gewand zu kleiden. Der Autor hat einen schon erstaunlich gefestigten Stil und fabuliert auf eine sehr unterhaltsame Weise, ohne dabei sprachlich „abzuflachen“. Und genau so sollte gute Unterhaltungslektüre sein!

Dave T. Morgans Charaktere leben, sie lassen den Leser an ihren Gefühlen teilhaben und ziehen ihn so, auf beinahe freundschaftliche Weise von Zeile zu Zeile in ihre Welt. So lebt, leidet, liebt und kämpft man mit ihnen. Man spürt die Abneigung des König Rodriguez gegen Zauberer, die Liebe, die zwischen seinem ältesten Sohn und somit Thronfolger Gidion und dessen Braut Ehan entbrannt ist. |(Gidion:“ Sie ist so impulsiv. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann setzt sie es auch durch. Sie ist wirklich nicht leicht zu bändigen! Aber gerade diese Energie ist es, die ich neben ihrer Anmut und Zärtlichkeit so sehr liebe … Oh, ihr Götter, ein einziger Blick hatte genügt, und ich habe kein Wort mehr herausgebracht …“)|

Ebenso nimmt man die geschwisterlichen Bande zwischen den drei Königssöhnen wahr, die aber dennoch nicht frei von brüderlichen „Animositäten“ sind. Besonders der jüngste Königssohn Lion, gibt Rätsel auf – vor allem sich selbst. In ihm scheint mehr zu schlummern, als er und seine Familie ahnen. Und so bricht er schlussendlich nicht nur auf, um einen neuen Magierkrieg zu verhindern, sondern auch, um sich selbst zu finden. Denn da sind zu viele Fragen: Wer ist die Zauberin Sylva, der er im Wald begegnet? Was verbindet ihn mit dem Feuervogel? Warum wird er der Drachenkönig genannt? Und vor allem, welche magischen Kräfte schlummern in ihm?

Es sind nicht nur die Bösen, die in diesem Roman, der den Leser für Stunden den Alltag vergessen lässt, ihr Leben verlieren, nicht nur die Guten siegen – alles so, wie es das Leben schreibt: Es gibt keine wahre Gerechtigkeit, und dennoch zählen Werte und lohnt es, sich für diese einzusetzen, gar zu sterben. Auch das macht für mich die Stärke dieses Bandes aus, dem wohl noch zwei folgen sollen, worauf sich die Leserschaft freuen kann, denn das Ende des Bandes eins gipfelt in einem fulminanten Finale, das Raum für mehrere Fortsetzungen bietet!

Zur Aufmachung des Bandes bliebe zu sagen: Das große Buchformat spricht nicht so an, und auch der Satz und das Lektorat wissen nicht vollends zu überzeugen (auch wenn gerade das Lektorat dem Stil des Autors noch hätte zusätzlichen Schliff verleihen können und müssen) – dennoch: das Papier ist gut und auch das Covermotiv passt, besonders die schönen puderfarbenen Schattierungen finden Gefallen – kommen sie doch nicht so kitschig wie manch andere Fantasycover daher. Der Trailer auf dem Backcover weist dafür leider keinen Blocksatz auf und wirkt auf dem Großformat „zerfasert“.

Das ein oder andere kleine Manko kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Der Schrei des Feuervogels“ ein wirklich gutes und somit empfehlenswertes Buch ist, das im Regal keines Fantasyfans fehlen sollte – oder solcher, die es noch werden wollen. Aber auch für jene, die keine wahren Freunde der Fantasy sind, ist es ein Buch, das zu lesen sich lohnt, denn ein jeder wird sich darin wiederfinden. Ein weiterer Punkt, der sich auf Dave T. Morgans Autorenkonto verbuchen lässt.

_Fazit:_ „Der Schrei des Feuervogels“ ist ein beachtlicher fantastischer Debütroman, der nicht nur für Fantasyleser empfehlenswert ist und wieder einmal unter Beweis stellt, wie wichtig die Arbeit der Kleinverlagsszene ist!

|Arcanum Fantasy-Verlag, Dortmund, September 2007
Großformat, Fantasy, ISBN: 978-3-939139-03-4
Titelillustration von Frank-Martin Stahlberg, Titelgestaltung von Carsten Winkel
1 Karte von Robert Rocsnyai
Paperback, 349 Seiten|

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Fiore, Christian – Akkon

_Ein neuer Templermeister muss her_

In „Akkon“ geht es darum, einen neuen Großmeister im Templerorder zu ermitteln. Die Spieler übernehmen die Rolle von Würdenträgern, die sich für diesen Job bewerben, indem sie Ansehen, Macht und Gold des Ordens steigern und gleichzeitig ihren Glauben repräsentativ leben – und nur derjenige, der hier die beste Balance beweist, wird tatsächlich für die ehrenvolle Aufgabe vorgeschlagen und gewählt.

So weit zum thematischen Background von „Akkon“, der letztjährigen Messeneuheit aus dem Hause |Goldsieber Spiele|, welche hier zur Diskussion steht. Autor Christian Fiore hat ein eigentlich recht beliebtes Themengebiet aufgegriffen, welches besonders in der Literatur seit geraumer Zeit äußerst populär ist, in Brettspielkreisen aber unverständlicherweise geflissentlich gemieden wird. Doch leistet Fiore hier tatsächlich Pionierarbeit? Mehr dazu in den folgenden Zeilen:

_Spielidee_

In „Akkon“ steuern die Spieler insgesamt sieben Tempelritter mit unterschiedlichen Eigenschaften und versuchen in möglichst vielen der sechs Städte des Spiels Einfluss zu erlangen, um schließlich die Vorzüge jener Orte genießen zu können. Die Tempelritter werden hierzu in die Städte entsandt und stellen sich einem Wertevergleich, der später darüber entscheidet, wer das jeweilige Angebot der Stadt in einer der kommenden Runden nutzen darf.

Über diesen Weg sammeln die Spieler wichtige Punkte in den vier Bereichen für Macht, Gold, Ansehen und Glauben, welche am Ende über Sieg und Niederlage entscheiden. Das Ziel ist es, alle Werte möglichst gleichmäßig voranzubringen, denn bei der Schlusswertung werden der höchste und der niedrigste Wert addiert – und wer hier am besten abschneidet, gewinnt natürlich.

_Spielmaterial_

• 1 Spielplan
• 1 Spielregel
• 72 Stadtkarten
• 4 Privilegienkarten
• 35 Tempelritter – je 7 in 5 Farben
• 20 Wertungsmarker – je 4 in 5 Farben
• 5 Heerlagerkarten
• 1 Seneschall

Das Spielmaterial ist zwar nicht wirklich außergewöhnlich, was die Struktur und den Aufbau betrifft, dafür aber grundsolide illustriert und außerdem sehr robust. Die Wertungsmarker und Tempelritter sind allesamt aus Holz, der Kartenkarton wiederum recht dick, so dass bezüglich der Stabilität alles im Lot ist.

Doch auch davon abgesehen macht „Akkon“ eine gute Figur: Das Spiel ist sehr übersichtlich konzipiert, die Materialien sind harmonisch aufeinander abgestimmt. Dies ergänzt sich schließlich sehr gut mit dem leicht verständlichen Regelwerk, welches sehr bedienerfreundlich aufgebaut ist und definitiv zu den Vorzügen des Titels gehört.

_Spielvorbereitung_

Vor jeder Partie werden die Wertungsmarker und Tempelritter farblich getrennt an die Teilnehmer aufgeteilt. Insgesamt gibt es fünf Sätze, so dass ein Spiel mit zwei bis fünf Spielern gestartet werden kann. Der Startspieler erhält zudem die Seneschall-Figur, die ein besonderes Privileg darstellt und in der späteren Bietrunde als Bonus eingesetzt werden kann. Als Letztes werden die Städtekarten auf die jeweiligen Städte verteilt. Von jeder Stadt werden zwei festgelegte Karten aussortiert, gemischt und schließlich jeweils zwei von ihnen offen an die Spieler ausgegeben. Alle übrigen Karten verschwinden auf der Ablage.

Am Ende des Spiels liegt an jeder Stadt ein gemischter Stapel des zugehörigen Kartensatzes mit einer offenen Karte zuoberst, und daneben, zunächst als Vorrat, die vier Privilegienkarten.

_Spielverlauf_

Das eigentliche Spiel verläuft nun Runde für Runde in zwei verschiedenen, aufeinander folgenden Phasen, nämlich der Biet- und der Kartenrunde. In der Bietrunde setzen die Spieler ihre Tempelritter ein und buhlen somit um die jeweils oberste Karte einer jeden Stadt, wohingegen die Kartenrunde dazu dient, die erworbenen Handkarten auszuspielen und einzusetzen, um die Wertungssteine in den individuellen Wertungsleisten voranzubringen. Das Ganze schaut dann folgendermaßen aus:

|1.) Bietrunde|

Jeder Spieler verfügt über insgesamt sieben Tempelritter, darunter vier Standardritter mit den Werten 5 bis 8, einen Söldner, einen Graumäntler und einen Kaplan. Diese Figuren werden nun reihum verdeckt eingesetzt, indem ihre Würfel auf die jeweiligen Stadtfelder platziert werden. Allerdings haben die Personen unterschiedliche Bedeutungen. Ein normaler Ritter zählt lediglich seinen Bietwert, der Söldner zählt zunächst zwei Punkte, bekommt aber zwei weitere Punkte für jeden Ritter, der sich in seinem Bietfeld befindet. Hier ist also schon mal Taktieren angesagt. Aber auch der Graumäntler offeriert eine besondere Funktion, denn er verdoppelt jeden Bietwert eines normalen Ritters. Allerdings darf er in der Bietrunde nicht mit einem Söldner auf ein und dasselbe Feld gesetzt werden. Die letzte Figur ist der Kaplan. Er hat einen Bietwert von 0 Punkten, kann also zum Bluffen eingesetzt werden. Aber auch für die später folgende Kartenrunde ist er noch interessant.

Sobald nun jeder Spieler seine Figuren eingesetzt hat, wenn also alle passen müssen oder wollen, werden die Würfel der Figuren aufgedeckt. In jeder Stadt erhält derjenige mit dem höchsten Wert die oberste Karte dieser Stadt. Die Würfel bleiben jedoch im Anschluss noch liegen, da sie beim Ausspielen der Karten möglicherweise noch von Bedeutung sind.

|2.) Kartenrunde|

In der zweiten Phase des Spiels können nun die eigenen Handkarten ausgespielt werden. Hierfür sind die Werte am oberen Rand der Karten ausschlaggebend, die aussagen, wie viele Tempelritter ausgespielt werden müssen, damit die auf der Karte beschriebene Aktion durchgeführt werden kann. Also sollte man schauen, dass man in der Bietrunde nicht schon sein ganzes Pulver verschossen hat und somit womöglich bestimmte Karten gar nicht verwenden kann. Runde für Runde sollte man also gewisse Schwerpunkte setzen, was aber angesichts der nicht schlafenden Konkurrenz ziemlich knifflig sein kann.

Glücklich ist aber derjenige, der den Kaplan auf ein Stadtfeld einer Karte gesetzt hat, die er nun ausspielen möchte. Der Kaplan senkt nämlich den Wert jeder Karte dieser Stadt um einen Punkt, was bedeuten kann, dass eine Karte auch ‚gratis‘ eingesetzt werden kann. Reihum werden nun Karten ausgespielt, bis alle Spieler passen. Danach schauen alle, ob sie sich innerhalb des Handkartenlimits von fünf Karten befinden, und werfen eventuell überschüssige Karten ab.

Während der Kartenrunde bewegen die Spieler ihre Wertungssteine vorwärts oder auch rückwärts und ermitteln somit jede Runde von neuem den jeweils Führenden in einer der vier Sparten. Derjenige bekommt nun als Lohn die zugehörige Privilegienkarte ausgehändigt und darf dieses Privileg so lange nutzen, bis er in der jeweiligen Leiste nicht mehr führt. Anschließend beginnt eine weitere Runde.

_Spielende_

Sobald in einer Stadt die letzte Karte ersteigert wird, wird die Schlussrunde eingeläutet. Beide Phasen werden noch zu Ende gespielt, anschließend folgt die Schlusswertung. Die Spieler werten den besten und schlechtesten Wertungsstein, addieren das Ganze und vergleichen ihre Gesamtwerte. Der Spieler mit dem besten Gesamtresultat gewinnt das Spiel und avanciert zum Großmeister des Templerordens.

_Persönlicher Eindruck_

„Akkon“ ist auf den ersten Blick ein eher unspektakuläres Spiel, sowohl optisch als auch hinsichtlich des simplen Regelwerks. Dieser Eindruck täuscht allerdings, wie sich schon während der ersten Partie zeigt: Das Spiel zielt auf eine gute Mischung aus Planung, Taktik und Intuition ab, und dies Runde für Runde von neuem. Dabei müssen erstaunlich viele Dinge bedacht werden, angefangen natürlich bei der Bietausscheidung und der Auswahl der Gegner bis hin zur Berücksichtigung der Privilegienkarten, die einen entscheidenden Einfluss auf den Spielverlauf nehmen und während keiner Phase missachtet werden dürfen.

Damit entwickelt sich das Spiel in kürzester Zeit zu einem recht vielschichtigen, spannenden Strategie-System, welches zwar nicht sonderlich komplex ausschaut, aber dennoch einige komplexe Gedankengänge erfordert. Wie viele Tempelritter soll man nun einsetzen, und wie viele spart man sich besser für die Kartenrunde auf? Wann wiederum setzt man seine Karte am effizientesten ein? Und natürlich: Wie agieren und reagieren die Konkurrenten? Da das Spiel außerdem bis zum Schluss hin sehr ausgeglichen verläuft und man wirklich darauf achten muss, dass man mit keinem der vier Werte zu sehr ins Hintertreffen gerät, sind die einzelnen Partien immer wieder spannend bis zum Schluss und erlauben es grundsätzlich niemandem, sich frühzeitig abzusetzen. Hierzu kommt dann noch die Tatsache, dass man selber über den Zeitpunkt des Spielendes entscheidet, was aber auch mit einer gewissen Risikobereitschaft einhergeht. Überraschungen sind nämlich selbst in der letzten Auswertung noch möglich, da man nicht immer den Überblick über alle gegnerischen Handkarten bewahren kann.

Summa summarum ist „Akkon“ daher ebenfalls eine absolute Überraschung. Mal abgesehen davon, dass das Thema eher dürftig umgesetzt wurde und für den Spielfluss kaum relevant ist, haben die fein ineinander greifenden Mechanismen sowie die spannende Mischung aus Strategie und Intuition vollends überzeugt – und das in einem Maße, dass zu guter Letzt eine ernsthafte Empfehlung ausgesprochen werden kann.

http://www.goldsieber.de
http://www.noris-spiele.de

|Ergänzend dazu aus dem gleichen Hause:|
[„Saba – Palast der Königin“ 4335
[„Die Säulen von Venedig“ 4750

Parzzival, S.H.A. – Gefühlsjäger (Titan-Sternenabenteuer 24)

Während die Ökoterroristen den Wohnsitz von Michael Moses mit einem genmanipulierten Riesenkraken angreifen, gerät ein Prospektoren-Raumschiff mit drei Angehörigen der CRC (Carter Rocket Corporation) in die Fänge einer neuen Rasse von Außerirdischen. Die Cadschiden sind völlig emotionslos, also nicht in der Lage dazu, Gefühle zu empfinden. Dennoch warten sie auf einen Erlöser, der ihnen die Gefühle zurückbringen soll, den Lariod. Bei dieser Suche sollen ihnen die Menschen helfen. Emorebs (Emotionsrebellen), die von Natur aus in der Lage sind, in begrenztem Umfang Gefühle zu empfinden, werden jedoch von der Regierung erbarmungslos gejagt.

Während die Raumfahrer den Emorebs helfen wollen, unterstützt eine Einheit der Space-Police, die zur Rettung der Besatzung des Prospektoren-Schiffes auf Cadschid gelandet ist, die Regierung der Außerirdischen. Doch keiner der Terraner ahnt, was die Cadschiden wirklich planen. Als die Absichten der Außerirdischen offensichtlich werden, ist es bereits zu spät: Die Gefühlsjäger sind unterwegs …

_Eindrücke:_

Der dritte Band des neuen Zyklus gestaltet sich in vielerlei Hinsicht als Novum. Zum einen spielen Shalyn Shan und ihre Freunde Monja und Sir Klakkarakk in diesem Buch gar nicht mit, und zum anderen spielt sich fast die gesamte Handlung auf einem fremden Planeten ab. Lediglich die ersten 27 Seiten beschäftigen sich mit dem Krakenangriff auf Michael Moses‘ Wohnsitz.

Damit knüpft die Geschichte unmittelbar an die vorrangehenden Bücher an, bevor sich der Fokus auf die Heimatwelt der Cadschiden richtet. Der Autor hat mit diesem Volk eine hochinteressante Rasse und Kultur geschaffen, deren Vorstellung in dem vorliegenden Buch aufgrund der geringen Seitenzahl verständlicherweise nicht zufriedenstellend ausfallen konnte. Das erhöht natürlich im Umkehrschluss die Spannung auf die folgenden Bände, in denen dieses Volk eine größere Rolle spielen wird.

Die neuen Charaktere des Prospektoren-Raumschiffes |Wallenstein| wirken durch die lebendige und flotte Schreibe des Autors äußerst real. Die Situation, in welcher sich die Besatzung befindet, ist bestenfalls bizarr, und dem Autor gelingt es gekonnt, das Dilemma der Menschen, die sich inmitten einer vollkommen fremden Kultur aufhalten, herauszuarbeiten. Auch die charakterliche Entwicklung und das Beziehungsgefüge der Protagonisten untereinander wirken sehr realistisch.

Das „Gut-und-Böse-Schema“ entfällt dieses Mal völlig, allein aufgrund der Tatsache, dass ein Volk, welches nicht in der Lage ist, Emotionen zu empfinden, nicht „gut“ oder „böse“ handeln kann. Der Eingangs erwähnte Krakenangriff birgt einen Hauch „Monsterfilm-Flair“ und macht die Lektüre zu einem kultigen Genuss, so dass man als Leser ein wenig betrübt ist, als die Handlung sich nach wenigen Seiten einem komplett neuen Fokus zuwendet. Das ist allerdings eine sehr subjektive Einschätzung und mag von anderen Lesern genau entgegengesetzt empfunden werden.

Die Illustrationen von Marcel Barthel zeigen zum einen eine Wachstation vor dem Wohnsitz des Wirtschaftsmagnaten Moses und zum anderen eine Brut- und Aufzuchtsstation der Cadschiden. Der farbige Abdruck auf der Rückseite des Buches bringt dabei die Motive besser zur Geltung als die Schwarzweiß-Drucke im Inneren des Buches.

_Fazit:_ „Gefühlsjäger“ ist ein rasantes und sehr philosophisches Science-Fiction-Abenteuer, das beweist, dass nicht nur „Star Trek“ und Konsorten interessante außerirdische Kulturen zu kreieren vermögen.

http://www.blitz-verlag.de

_Florian Hilleberg_

Isau, Ralf – Dunklen, Die

Sarah d’Albis ist die Hauptfigur in Ralf Isaus letztem Phantastik-Roman „Die Dunklen“. Da sie über die Gabe der Synästhesie verfügt, ist sie in der Lage, Töne als Farben oder Formen wahrzunehmen. Bei der Premiere eines wiederentdeckten Stücks des Komponisten Franz Liszt in Weimar sieht Sarah eine versteckte Botschaft in der Komposition, welche sie auf die „Spur der Windrosen“ führt.

Als sie jedoch versucht, diese Botschaft zu entschlüsseln, bemerkt sie schnell, dass noch andere Menschen auf der Suche nach dem Geheimnis sind, welches nicht nur mit Franz Liszts Leben, sondern auch mit ihrem eigenen eng verwoben ist. Sie nennen sich selbst „Die Dunklen“, und ihr Ziel ist es, eine Partitur von Franz Liszt zu finden, die dem Besitzer unendliche Macht verleihen soll. Sarahs Gabe, ihre Suche nach den Botschaften in Liszts Kompositionen und die Erforschung seines Lebens stellen jedoch eine Gefahr für die Ziele der Dunklen dar.

Ralf Isau wurde 1956 in Berlin geboren und hat mittlerweile 23 Romane veröffentlicht. Zu seinen bekanntesten Phantastik-Romanen zählen die „Neschan“-Trilogie und die vier Bände aus dem „Kreis der Dämmerung“. Im Genre des phantastischen Thrillers sind vor allem seine Bestseller „Der silberne Sinn“ und „Die Galerie der Lügen“ bekannt geworden.

Ralf Isaus Roman „Die Dunklen“ besteht, wie schon viele seiner Werke zuvor, aus einer Mischung aus Fakten zu aktuellen weltpolitischen Ereignissen, biographischen Daten aus Franz Liszts und Sarah d’Albis Leben und phantastischen Elementen, die das Ganze zu einem sehr spannenden und unterhaltsamen Roman verbinden. Isau nimmt bei seinen Figuren jedoch nicht nur in der Geschichte Anleihen, dem Leser begegnet auch der eine oder andere alte Bekannte aus einem anderen Roman, wie etwa Karl Konrad Koreander aus Michael Endes „Die Unendliche Geschichte“.

Die Hauptfigur Sarah d’Albis ist wie üblich bei Ralf Isau keine typische übermenschliche Heldenfigur, sondern eine Frau auf der Suche nach der Geschichte ihrer Vorfahren, mit der sich der Leser leicht identifizieren kann. Sarah begeht im Kampf gegen die Dunklen viele Fehler und vertraut nicht nur einmal den falschen Menschen, doch sie bekommt auch Unterstützung von der guten Seite, den „Weißen“ Farbenlauschern, sie verliebt sich und schafft es schließlich mit Hilfe ihrer Freunde, die Machtergreifung durch die Dunklen zu verhindern.

Die Überlegungen der Hauptfigur führen an der einen oder anderen Stelle sehr schnell zur richtigen Lösung, doch überraschende Wendungen sorgen für einen spannenden Handlungsverlauf. Auch wenn der Kampf von Gut gegen Böse das altbekannte, grundlegende Motiv darstellt und auch die Gilde der Freimaurer und der Vatikan wie in so vielen Verschwörungsthrillern eine Rolle spielen, erschafft Ralf Isau durch das relativ unbekannte Phänomen der Synästhesie und das Medium der Partituren für die versteckten Botschaften einen neuen und spannenden Hintergrund für seinen Roman.

„Die Dunklen“ ist für alle Fans von phantastischen Thrillern sehr empfehlenswert und ein Muss für alle Fans von Ralf Isau.

|592 Seiten, gebunden|
http://www.isau.de
http://www.piper-verlag.de

_Ralf Isau auf |Buchwurm.info|:_

[„Das gespiegelte Herz“ 1807 (Die Chroniken von Mirad 1)
[„Der König im König“ 2399 (Die Chroniken von Mirad 2)
[„Das Wasser von Silmao“ 3014 (Die Chroniken von Mirad 3)
[„Das Jahrhundertkind“ 1357 (Der Kreis der Dämmerung, Teil 1)
[„Der Wahrheitsfinder“ 1502 (Der Kreis der Dämmerung, Teil 2)
[„Der weiße Wanderer“ 1506 (Der Kreis der Dämmerung, Teil 3)
[„Der unsichtbare Freund“ 1535 (Der Kreis der Dämmerung, Teil 4)
[„Die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillmann Trutz“ 1095 (Die Legenden von Phantásien)
[„Die Galerie der Lügen“ 4208

Nix, Garth – Rauer Donnerstag (Die Schlüssel zum Königreich / Keys to the Kingdom 4)

Band 1: [„Schwarzer Montag“ 3719
Band 2: [„Grimmiger Dienstag“ 3725
Band 3: [„Kalter Mittwoch“ 4242

Arthur hat inzwischen eingesehen, dass er erst dann wieder seine Ruhe haben wird, wenn er sämtliche Vermächtnisteile befreit und sämtlichen Treuhändern ihre Schlüssel abgenommen hat. Bevor er den nächsten Kampf aufnimmt, will er nur mal kurz nach seiner Familie sehen, doch der Torhüter lässt ihn nicht durch. Denn es ist schon jemand mit Arthurs Aussehen durch das Tor gegangen: ein Geistfresser! Arthur kann nicht nach Hause zurück, ohne damit das Ende der Welt zu provozieren. Sein Glück, dass Blatt sich anbietet, den Doppelgänger für ihn unschädlich zu machen.

Doch die nächste Hiobsbotschaft lässt nicht lange auf sich warten: Arthur wird zur Armee eingezogen – die zufällig von Sir Donnerstag befehligt wird. Und wo ebenso zufällig gerade eine überdurchschnittlich große Menge an Nichtlingen, die sonst nur in geringer Zahl für die Feldübungen der Soldaten eingelassen werden, ins Haus strömt. Und das sind nicht irgendwelche Nichtlinge …

_Die meisten Charaktere_, die diesmal neu auftauchen, gehören zur Armee des Hauses und sind kaum von Belang – natürlich mit Ausnahme von Sir Donnerstag.

Der Treuhänder des vierten Vermächtnisteils ist wie alle seine Untergebenen durch und durch Soldat. Er bewacht seinen Teil des Vermächtnisses nur äußerst widerwillig, aber Befehl ist eben Befehl. Und da dieser besondere Teil im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern ungemein aktiv ist, was seine Ausbruchsversuche angeht, hat Sir Donnerstag keine einzige Sekunde Ruhe, was ihn ausgesprochen reizbar macht.

Kein Wunder, denn dieser Vermächtnisteil ist, auch von seinen unermüdlichen Ausbruchsversuchen abgesehen, ziemlich widerspenstig und eigenmächtig und neigt wie alle anderen seiner Art, die bisher aufgetaucht sind, dazu, Prioritäten falsch einzuschätzen. Wenn dieser Vermächtnisteil sich mit Dame Primus zusammentut, wird deren Penetranz wahrscheinlich unerträglich werden.

So sind die Charaktere zwar knapp, aber dafür äußerst treffend skizziert. Sie wirken fast wie Karrikaturen, entlarvend, aber nicht wirklich lächerlich, so dass die Spannung in der Konfrontation der Gegner erhalten bleibt.

_Und Spannung gibt es diesmal gleich an mehreren Stellen._ Die Anstrengungen, den Hemdfetzen, mit dessen Hilfe Arthurs Doppelgänger geschaffen wurde, zurück in Das Haus zu bringen, wirken wie eine Mischung aus Staffel- und Spießrutenlauf: Sowohl Blatt als auch Susi, die später übernimmt, haben alle Hände voll zu tun, all den Hindernissen und Widersachern auszuweichen, ohne das wichtige Stück Stoff zu verlieren.

Arthur gerät derweil zwischen alle Fronten. Denn wie sich herausstellt, muss er nicht nur von Sir Donnerstag den vierten Schlüssel erobern. Der Anführer der Nichtlinge ist eine ganz unerwartete Persönlichkeit und Arthur nicht unbedingt freundlich gesonnen. Am Ende muss Arthur feststellen, dass das Ergebnis seiner Bemühungen diesmal ein paar Schönheitsfehler aufweist: denn Susi Türkisblau ist in Gefangenschaft geraten, und Blatt ist auch nicht gerade in den besten Händen!

Garth Nix hat in diesem vierten Band das Tempo seines Zyklus spürbar beschleunigt. Nicht nur, dass Arthur jetzt im Anführer der Nichtlinge einen zusätzlichen Gegner hat, auch Dame Primus wird immer dominanter, der Umgang mit ihr schwieriger, und gelegentlich fragte ich mich, ob sie wirklich auf Arthurs Seite ist, oder nicht doch eher ihre eigenen Ziele verfolgt und Arthur nur benutzt. Abgesehen davon sind aber auch die morgigen Tage wesentlich aktiver. Zum ersten Mal ist es ihnen gelungen, Arthur nach einem geglückten Abenteuer von der Rückkehr in seine Welt abzuhalten. Und auch der Ring von Doctor Scamandros, der das Ausmaß von Arthurs magischer Kontaminierung anzeigt, die bereits unangenehm weit fortgeschritten ist, bringt zusätzlichen Zug in den Spannungsbogen.

Trotzdem hat Nix noch genug Zeit gefunden, im Laufe des Geschehens ein paar amüsante Seitenhiebe zu platzieren, vor allem gegen das Militär, wo sich Soldaten auch dann rasieren müssen, wenn ihnen gar kein Bart wächst, und wo der Rekrut als Allererstes lernt, wie man den Hemdkragen einer bestimmten Uniform auf die richtige Weise bügelt, aber auch wieder gegen die Bürokratie, so zum Beispiel in der Agenda, die Dame Primus für ihre Lagebesprechung aufgestellt hat.

An neuen Ideen im Hinblick auf die Magie war diesmal nicht so viel zu finden, was aber überhaupt nicht stört, denn mit der Bekämpfung des Geistfressers und Arthurs Soldatenkarriere ist die Handlung voll ausgelastet.

_So war auch der vierte Band des Zyklus_ nicht unbedingt anspruchsvoll, aber amüsant und unterhaltsam und niemals langweilig. Trotz aller ironischen Spitzen bleiben die auf die Schippe Genommenen immer menschlich, der Handlungsverlauf wirkt trotz manch verrückter Wendung niemals unlogisch, und das vertrackte Ende des Buches gibt einen vielversprechenden Vorgeschmack auf die Fortsetzung.

_Garth Nix_ ist gebürtiger Australier und war nach dem Studium in den verschiedensten Bereichen der Buchindustrie tätig, ehe er selbst zu schreiben begann. Aus seiner Feder stammen – außer dem Zyklus |Keys to the Kingdom|, der im englischen Original inzwischen bis Band sechs gediehen ist -, der Jugendbuchzyklus |Seventh Tower| sowie die Trilogie |Das alte Königreich|. Für die deutsche Übersetzung des fünften Bandes aus der Reihe |Keys to the Kingdom|, „Lady Friday“, steht leider noch kein Erscheinungstermin fest.

http://www.ehrenwirth.de/

|Siehe ergänzend dazu:|

[„Schwarzer Montag“ 3719 (Keys to the Kingdom 1)
[„Schwarzer Montag“ 3172 (Hörbuch)
[„Grimmiger Dienstag“ 3725 (Keys to the Kingdom 2)
[„Grimmiger Dienstag“ 4528 (Hörbuch)
[„Kalter Mittwoch“ 4242 (Keys to the Kingdom 3)
[„Sabriel“ 1109 (Das alte Königreich 1)
[„Lirael“ 1140 (Das alte Königreich 2)
[„Abhorsen“ 1157 (Das alte Königreich 3)

Joseph Wambaugh – Hollywood Station

Das geschieht:

Alltag im Los Angeles Police Department. Auf den Straßen regiert das Chaos, das nur noch verwaltet aber nicht mehr bekämpft werden kann: Seit das LAPD aufgrund einer Serie dokumentierter Polizeibrutalitäten unter staatliche Aufsicht gestellt wurde und die Medien auf weitere Verstöße förmlich lauern, sind den Beamten nicht nur die Schlagstöcke, sondern auch die Hände weitgehend gebunden. Generell herrscht aufgrund permanenter Unterbesetzung und Überlastung Frustration. Der ständige Druck fordert seine Opfer. Dienstmoral und Arbeitsleistung leiden erheblich. Viele Beamte haben quasi innerlich gekündigt. Auf den Straßen wissen die Kriminellen von den Beschränkungen und nutzen die Gelegenheit weidlich aus.

Die drogensüchtigen Kleinkriminellen Farley und Olive Ramsdale haben dem Nachwuchs-Gangster Cosmo Betrossian Informationen über ein anstehendes Diamantengeschäft verkauft. Cosmo überfiel den Händler und will die Beute dem Bandenboss Dmitri verkaufen, was gleichzeitig sein Einstieg ins organisierte Verbrechen von Los Angeles werden soll. Kein Wunder, dass er heftig reagiert, als Farley und Olive ihn plötzlich mit ihrem Wissen erpressen. Zu allem Überfluss geht kurz darauf der Überfall auf einen Geldtransporter zwar erfolgreich aber blutig aus. Panisch versteckt Cosmo die Beute ausgerechnet im Haus von Farley und Olive, deren Ermordung er gleichzeitig plant. Doch die Drogen haben das Paar so paranoid werden lassen, dass sie sich nicht in die Falle locken lassen. Joseph Wambaugh – Hollywood Station weiterlesen

Alexander F. Spreng (ASP) – Horror Vacui

Mit dem Album „Requiembryo“ schloss die Gothic-Band |ASP| im Jahr 2007 ihren Zyklus um den Schwarzen Schmetterling ab: eine auf fünf CDs angelegte Konzeptgeschichte, welche die Auseinandersetzung zwischen der hellen und dunklen Seite der menschlichen Persönlichkeit thematisiert, sich dabei aber vor allem auf die Facetten der düsteren Aspekte konzentriert. „Horror Vacui“, ein teilweise neu eingespieltes Best-of-Album, stellte Anfang 2008 den Zyklus noch einmal aus einer von der Band als solche betitelten Retrospektive dar.

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