Mehnert, Achim – Atlan – Im Bann der Gatusain (Illochim-Trilogie 2)

Band 1: [„Das Relikt der Macht“ 4863

_Story_

Mit einem raffinierten Streich ist der letzten verbliebenen Meinleid-Kämpferin Greta Gale die Flucht aus Terrania City gelungen. An Bord der |Eshnapur| entflieht sie mit ihrem Sarkophag dem Raumhafen der Erde, muss sich jedoch alsbald mit dem Lordadmiral höchstpersönlich auseinandersetzen, der mit der Besatzung der |Avignon| die Verfolgung aufgenommen hat. Doch das Flugmanöver entwickelt sich für Atlan zum mittelschweren Fiasko.

Gale nutzt die Kräfte des Gatuain und verwächst geradezu mit dem Sarkophag, so dass es ihr schließlich gelingt, die Betriebssysteme auf Atlans Schiff in ihre Hände zu bekommen. Während die |Eshnapur| unversehrt auf einer Fremdwelt namens Orgoth landet, ist die |Avignon| Gales Willkür ausgesetzt – und Greta macht vor weiteren Leichen keinen Halt mehr!

Auf Orgoth sind Atlan und seine Begleiter ohne weitere Unterstützung hilflos. Erschwerend hinzu kommt der Zustand von Tristan Li, der sich völlig vom muschelförmigen Sarkophag abhängig gemacht hat und auf ständige ärztliche Betreuung angewiesen ist. Doch auch der Lordadmiral muss sich eingestehen, ohne den gegenständlichen Navigator nicht mehr existieren zu können, was seine Entscheidungsfähigkeit bei der Suche nach Greta Gale maßgeblich erschwert. Doch die Zeit drängt, denn die bissige Meinleid-Kämpferin droht auf Orgoth bereits die nächste Kolonie mit ihren suggestiven Kräften zu unterwerfen und auch diese Welt ins Chaos zu stürzen.

_Persönlicher Eindruck:_

Achim Mehnert, seines Zeichens schon erprobter „Atlan“-Autor stand bei der Erstellung des mittleren Parts der „Illochim“-Trilogie vor einer verdammt kniffligen Aufgabe. Der dürftige, stellenweise gar unglaubwürdige Plot steuerte bereits zum Auftakt in eine ermüdend anmutende Sackgasse und präsentierte sich inhaltlich als der bislang ganz klar schwächste Band der neuen Romanserie. Zu fragmentarisch waren kürzlich noch die einzelnen Handlungsstränge, zu langweilig die Charaktere, zu durchschaubar die Geschichte im Allgemeinen. Ergo lastete auf Mehnert ein ganz besonderer Druck, zumal er sich als „Atlan“-Schreiber jüngst noch beweisen konnte.

Leider gelingt es aber auch ihm nicht so recht, die etwas gezwungene Story in rechte Bahnen zu lenken. Zwar verändert Mehnert nach anfänglichen Schwierigkeiten zumindest die Wesenszüge der Handlung und macht das Ganze zu einem überraschend universellen Spektakel, jedoch steckt der Karren bisweilen einfach schon zu tief im Dreck, als dass man ihn nun wieder einfach so herausziehen könnte. Als problematisch erweisen sich in diesem Zusammenhang vor allem die Charakterzeichnungen, die bereits im ersten Band völlig versemmelt wurden. Man muss dem Autor jedoch zugestehen, zumindest noch das Beste aus seinen Möglichkeiten gemacht zu haben, gerade was den zunächst noch unscheinbaren Tristan Li und die manische Greta Gale betrifft. Letztere schwankt zwar zum Schluss hin ganz gewaltig in ihrem Auftreten, allerdings beschreibt dieser Zustand sehr schön ihren innerlich zerrissenen Gemütszustand, der im letzten Abschnitt gut zum Tragen kommt. Atlan wiederum nimmt nun endgültig die Zügel in die Hand, muss sich jedoch noch viel intensiver mit seinem bedrohlichen Suchtverhalten beschäftigen. Ständig fühlt er das Verlangen, den Gatusain von Neuem zu besteigen und sich seine Dosis abzuholen, jedoch ist die Darstellung dessen auch ein wenig schwammig. Die Sucht als tragendes Element der Story ist jedenfalls nur partiell interessant, wird jedoch im weiteren Verlauf immer nerviger, weil das damit einhergehende zwanghafte Verhalten stets die eigentliche Story überschattet. Und da man sich insgeheim sowieso schon ausmalen kann, dass Atlans Verhalten kein Dauerzustand sein wird, wirkt das Ganze langfristig eher unspektakulär als spannungstauglich.

Gelungen ist Mehnert indes die Verlagerung des Szenarios auf den Fremdplaneten Orgoth. Zwar bedarf es auch hier einer gewissen Einlaufzeit, bis sich das Setting zu entfalten lernt, aber zumindest blitzen teilweise wieder Stärken auf, die schon die [„Rudyn“-Trilogie 4470 auszeichneten. Und gerade diesen, wenn auch nur geringfügigen Aufwärtstrend behält man bei all den Schwächen, die auch „Im Bann der Gatusain“ prägen, in Erinnerung – auch wenn die „Illochim“-Trilogie nach wie vor nicht richtig in Fahrt kommt.

Wie geht’s nun weiter? Tja, diese Frage beantwortet Mehnert auf den letzten beiden Seiten mit einer einschneidenden Antwort, welche die gesamte Handlung noch einmal auf den Kopf stellen wird, so viel steht bereits fest. Allerdings, und das ist die Schwierigkeit, entsteht auch hier der Eindruck, als habe man unter Zwang versucht, eine Trilogie zu komplettieren, die eigentlich gar nicht als solche taugt. Beide bisherigen Bände hätten als Einzelromane gut funktionieren können, eignen sich im Gesamtzusammenhang aber weniger gut. Dennoch: Eine gewisse Spannung geht vom Schlussszenario schon aus. Und wenn es Rüdiger Schäfer nun schaffen sollte, aus den guten Voraussetzungen zumindest einen überzeugenden „Illochim“-Roman zu kreieren, wäre wenigstens für einen versöhnlichen Schluss gesorgt. Bis hierhin allerdings ist die Trilogie weiterhin sehr enttäuschend!

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Hannes Hegen (Hrsg.) / Lothar Dräger (Text) / Edith Hegenbarth (Zeichnungen) – Digedags und die Pirateninsel, Die (Amerikaserie, Band 13)

Unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen erschienen im „Mosaik“ Monat für Monat die Abenteuer des zwergenhaften Trios bestehend aus den mutmaßlichen Brüdern Dig, Dag und Digedag – kurz: „Die Digedags“. Allerdings nur im Osten der Republik, denn im Westen waren (und sind) die drei umtriebigen Wichte – und Vorväter der etwas bekannteren „Abrafaxe“ – weitgehend unbekannt. Nach der Wiedervereinigung wurde es still um die Digedags, bis 2005 alle bisher erschienenen Geschichten vom wiederauferstandenen Verlag Junge Welt noch einmal als Sammelbände zu je vier Heften komplett neu aufgelegt wurden.

_Die Digedags_

Die drei tauchen in verschiedenen Menschheitsepochen auf und erleben dort ihre Abenteuer bzw. begleiten Persönlichkeiten dieser Ära mit Fleiß, Wissen und Witz. Die stets jugendlich wirkenden Digedags altern nicht und ihr markantes Äußeres bleibt weitgehend unverändert – sämtliche leichten Variationen in ihrem Aussehen sind wohl eher der Weiterentwicklung Edith Hegenbarths als Zeichnerin zuzuschreiben. Die Texte legte ihnen Lothar Dräger in den Mund, das heißt: Nein, nicht direkt. Bei den Digedags herrscht nämlich weitgehend Sprechblasenfreiheit. An die Untertitelung der Panels hat man sich aber schnell gewöhnt und sie schätzen gelernt.

_Die Amerikaserie_

Die Amerikaserie, welche 1979 erstveröffentlicht wurde, ist eine der größten und umfasst 60 Einzelhefte (von 152 bis 211). Diese schafften es, ursprünglich zusammengefasst in insgesamt zehn Sammelbände, bis zur stolzen achten Auflage. Diese erschien noch 1989, kurz vor dem Mauerfall. Die Geschichte der Amerikaserie beginnt in New Orleans 1860, bevor der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, und sie endet in New York vier Jahre später. Bis dahin haben sich die Digedags quer durch den nordamerikanischen Kontinent gewuselt und im Kampf gegen die Sklaverei allerhand erlebt.

_Band 13: Die Digedags und die Pirateninsel (Mosaik 200 bis 203)_

Kaum hatten die ehemaligen Mississippi-Piraten Doc und Jack den Zug mit den Digedags in den Sümpfen Panamas entgleisen lassen, um an den Goldschatz zu kommen (vgl. „Die Digedags in Panama“), haben die drei findigen Gnome mit Hilfe von Pedro den Gepäckwagen abgeklemmt und sind damit auf dem Weg nach Aspinwall – der Endhaltestelle an der Atlantikküste. Von hier aus gedenken sich die Handlungsreisenden im Dienste der guten Sache – der Sklavenbefreiung – nach New York einzuschiffen. Doch zunächst hält man die Überfallenen für die Eisenbahnräuber, was (wieder einmal) die Mission verzögert. Bis Doc und Jack als die wahren Halunken entlarvt werden, haben sich die Digedags aber auch schon selbst befreit. Wieder ist es Pedro, der sich als guter Kumpel erweist, denn er hat den getarnten Goldschatz geborgen und behütet, damit er nicht in falsche Hände gelangt.

Endlich ergattern sie einen Dampfer, der |en route| nach New York schippert. Doch die Freude über die rasche Beförderungsart währt nicht lang: Dank schlechter Verpflegung an Bord packt es Dig, sich als Fischer zu versuchen – was tüchtig misslingt. Der riesige Thunfisch an der Leine reißt ihn über Bord, was Dag und Digedag dazu veranlasst, sich Pedro zu schnappen und per Rettungsboot hinterherzupaddeln. Die Aktion wird jäh unterbrochen, als ein weiteres Schiff auf den Plan tritt und das Feuer eröffnet. Piraten! Genauer gesagt so genannte Flibustier, eine einstmals ruhmreiche Piratengruppe in der Karibik, zumeist spanischer Abstammung. Diese Tradition möchte der adlige Aushilfs-Despot Don Manuel di Tornados von seiner kleinen, armen Insel San Felipe aus wieder aufleben lassen. Dass die dilettantischen Flibustier nicht mehr als eine Operettentruppe sind, weiß man auf dem Linien-Dampfer nicht und ergreift das Hasenpanier. Ohne die Digedags.

_Eindrücke_

Mit Band 13 beginnt das karibische Zwischenspiel des Trios, welches zwei Bände der Neuauflage beansprucht, nämlich diesen und den in der älteren zehnbändigen Reihe nicht existenten „Die Digedags und der Seedrachen“. Wir erinnern uns, dass die Amerikaserie in der neuen Fassung gegenüber der alten DDR-Ausgabe um fünf Bände zugelegt hat. Nicht etwa, dass irgendwelches, oft bemühtes „nie zuvor veröffentlichte Material“ daran schuld wäre. Nein, der Inhalt ist vollkommen identisch zur Prä-Wiedervereinigungsversion – lediglich die Aufteilung wurde geändert. Statt früher sechs finden sich nunmehr nur noch vier Kapitel pro Sammelband ein. Daher rührt die wundersame Buch- und Umsatzvermehrung, die plötzlich gar nicht mehr so wundersam ist.

Bemerkenswerteste Figur der folgenden zwei Bände ist sicherlich der verschrobene Don Manuel, der durch seine oft vollkommen verdrehten Sinnsprüche an eine Gestalt aus einer anderen Digedag-Serie erinnert: Ritter Runkel. Mit dem Unterschied, dass der selbstherrliche Don nicht gutmütig daherkommt, sondern den überkandidelten Despoten gibt. Waren die runkelschen Sinnsprüche ehedem noch originell und durchdacht, so sind die verdrehten Interpretationen des schrägen Don nach einer gewissen Zeit buchstäblich witzlos und sogar nervig. Das wäre alles gar nicht so schlimm, träte die Geschichte in der Karibik nicht so sehr auf der Stelle herum. Die Bemühungen des vor Liebe blinden Pedros, mit der schönen Isabella anzubandeln, interessieren den Leser vielleicht am Rande, doch eben dieser Teil nimmt ungebührlich viel Raum ein. Auch wenn er sich kurzzeitig gegen die Digedags wendet, so ist Pedro kein wirklicher Gegner für die drei Schlauberger.

_Fazit_

Ein eher schwacher Band, welcher auf der abenteuerlichen Reise der drei Wichte die Handlungsbrücke zwischen Süd- und Nordamerika schlagen soll. Dabei wird viel Potenzial durch unnötige Stagnation in der Story verschenkt. Natürlich ist auch dieser Sammelband wieder schön gezeichnet und ordentlich getextet, allerdings gehört der gesamte Karibik-Abschnitt (Band 13 und 14) zu den zäheren Vertretern, wiewohl die Ansätze wie immer gut und pädagogisch wertvoll sind. Einen versteckten Vorteil bietet die „Pirateninsel“ jedoch: Man könnte sie als Quereinsteiger halbwegs lesen und verstehen, ohne die vorangegangenen Bände zu kennen. Mit dem Haken, dass dieser Band qualitativ sicher nicht repräsentativ für den Rest der Serie ist.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die Digedags und die Pirateninsel“ – Amerikaserie, Band 13
Enthält die Mosaik-Hefte 200 bis 203
© 1978 und (Neuauflage) 2005 – Buchverlag Junge Welt, Berlin
Herausgeber: Hannes Hegen
Text: Lothar Dräger
Figurinen: Edith Hegenbarth
ISBN: 3-7302-0736-9 (neu)

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Wilson, Robert Charles – Axis

„Axis“ ist die Fortsetzung von Robert Charles Wilsons (* 1953, Kalifornien) mit dem |Hugo Award 2006| ausgezeichnetem Roman [„Spin“ 2703 und handelt einige Jahre nach dem Zusammenbruch des Energieschirms um die Erde. Ein riesiger Torbogen im indischen Ozean verbindet ihn mit den Meeren einer fremden Welt, die allmählich kolonisiert und von den meisten Bewohnern trotz einer riesigen Anzahl großartig klingender mythologischer Namensvorschläge nach ihrem größten Kontinent schlicht |Äquatoria| genannt wird.

Doch nach wie vor weiß man nicht, wer für den Spin verantwortlich war oder warum es ihn überhaupt gegeben hat. Der Glaube an die „Hypothetischen“ nimmt teilweise groteske Formen des Aberglaubens an, während verschiedene Gruppen gezielt versuchen, Kontakt mit den unbekannten Intelligenzen aufzunehmen, für einige Radikale gleichbedeutend mit einem Kontakt mit Gott. Jason Lawton hat dies bekannterweise bereits in „Spin“ versucht, überlebte die Kontaktaufnahme aber nicht.

Im Alter von zwölf Jahren scheint die Zeit des speziell zu diesem Zweck genetisch veränderten Isaac gekommen zu sein: Ein Meteoritenschauer erzeugt nicht nur hübsch anzusehende Sternschnuppen, sondern seltsame, absurde Lebensformen, die jedoch rasch sterben und die Städte mit lästig dicken Staubschichten bedecken. Auf der Suche nach ihrem Vater, der vor zwölf Jahren unter mysteriösen Umständen verschwunden ist, treffen Lise Adams und ihr Freund Turk Findley auf die aus „Vierten“ bestehende Gruppe um Isaac. Unterstützt werden sie von Diane Lawton, die enge Kontakte zu mehreren illegalen „Vierten“-Gemeinschaften unterhält, die von einer eigens dafür geschaffenen Regierungsbehörde – dem Ministerium für genomische Sicherheit – unnachgiebig verfolgt werden.

_Das Leben in einer Post-Spin-Koloniewelt_

Wilson schaltet trotz vieler offener Fragen einen Gang zurück. Er legt den Fokus jetzt auf das Leben der Menschen in einer neuen Welt, die kurz nach dem Ende des Spins kolonisiert wurde. Die Nachwirkungen des Spins beschäftigen noch immer die Gemüter, und so wird die Suche von Lise Adams nach ihrem gegen Ende der Spinzeit verschwundenen Vater auch zu einer Art Sinnsuche. Für Neueinsteiger ist das Buch nicht geeignet, denn Wilson setzt stillschweigend Kenntnis von „Spin“ voraus. Ohne diese Kenntnisse kann man mit Begriffen wie „Vierten“ für speziell lebensverlängerte Personen und der zumindest bei den Marskolonisten für sie existierenden Sozialhierarchie und den Problemen der Erdmenschen und Äquatorias mit den langlebigen „Vierten“ nichts anfangen; auch im Hinblick auf die „Hypothetischen“ werden Vorkenntnisse benötigt. „Axis“ ist der Mittelband einer geplanten Trilogie um den Spin, was mich überrascht. Denn auch wenn „Spin“ ein sehr offenes Ende hat, kann ich mir nicht vorstellen, was Wilson hier noch einbringen könnte. Gerade dass er auf nur 555 Seiten eine ungeheure Vielzahl von Ideen untergebracht hat, anstatt daraus einen mehrbändigen Zyklus zu produzieren, ehrte ihn in meinen Augen. Um eines vorwegzunehmen: Das Ende von „Axis“ ist faszinierend, aber auch unbefriedigend, da es eher zum Staunen anregt als neue Erkenntnisse zu liefern.

Isaac und seine Mutter Mrs. Rebka – benannt nach einem Charakter des verstorbenen Charles Sheffield aus seinem |Heritage|-Zyklus; er selbst wohl nach Isaac Asimov – stehen nicht im Zentrum der Handlung, obwohl die Geschichte mit Isaac und der mit Referenzen auf andere SF-Autoren ein wenig überfrachteten Vierten-Gruppe beginnt. Wilson hat keine dominante Hauptfigur, sofern man nicht unbedingt Lise Adams, Turk oder Isaac zu solchen erklären möchte; er erzählt vom Leben auf dieser neuen Welt aus verschiedenen Blickwinkeln und gibt dem Leser so einen Einblick in die Post-Spin-Gesellschaft und ihre zahlreichen Manien. Die Kolonisierung der neuen Welt hingegen wird recht stiefmütterlich behandelt: Neben Äquatoria gibt es noch eine Wüste, in der ein weiterer Torbogen steht, der auf einen Ödplaneten mit Giftatmosphäre führt, weshalb er noch nicht näher untersucht wurde. Nun, vielleicht geschieht dies ja im dritten Band; bei allem Fokus auf soziale Geflechte und Motivationen – was Wilson wirklich sehr gut gelungen ist; kein Vergleich zu seinem damit überfrachteten und mit dem Label Science-Fiction beinahe fehldeklarierten [„Quarantäne“ -, 4264 hat er beide Welten nur recht stiefmütterlich beschrieben. Diese Kolonie wirkt auf mich nicht fremdartiger als das heutige Hörensagen vom Leben in Australien; bis auf eine riesige Schiffabwracker-Industrie an den Stränden Äquatorias scheint der einzige nennenswerte Unterschied in der Haltung der Menschen zum mittlerweile vergangenen Phänomen des Spin und den Hypothetischen zu bestehen. Und diese Fragen bleiben leider auch am Ende offen – ebenso ergebnislos verläuft auch die etwas aufgesetzt wirkende Hetzjagd der genomischen Sicherheit, die Wilson nur etwas beiläufig nebenher eingebaut hat.

_Fazit:_

Leider fehlt es der Fortsetzung an der Ideendichte und dem atemberaubenden kosmischen Rahmen des Vorgängers „Spin“. Dafür sind alle Charaktere deutlich ausgefeilter und harmonisch in die Handlung eingebunden. Ebenso ist die Geschichte spannend erzählt und ein angenehmer Lesefluss die Regel. Wilson erweist sich als abwechslungsreicher Erzähler, doch bei aller Finesse und obwohl ich die Geschichte sehr gerne gelesen habe, frage ich mich, ob man dieses Bisschen zusätzlicher Information in einem eigenen Roman breitschlagen musste. Wer „Spin“ mochte, darf mit erwähnten Vorbehalten zuschlagen; wem das Ende von „Spin“ bereits zu unbefriedigend war, der sollte diesen Roman besser meiden. Erzählerisch hat Wilson „Spin“ übertroffen, insgesamt fehlt es diesem Roman jedoch an dem höheren Grad der Faszination und der geballten Ladung an Ideen, die „Spin“ einen |Hugo| einbrachten. Wilson selbst befürchtete solche Vergleiche, wie er auf seinen Blog erwähnt, denn „Axis“ sollte bewusst eine ganz andere Art von Buch sein. Vielleicht leidet „Axis“ einfach nur unter dem Mittelband-Syndrom; eventuell gelingt es Wilson, die Vorzüge von „Spin“ und „Axis“ in dem geplanten Abschlussband „Vortex“ zu vereinen.

http://www.heyne.de
http://www.robertcharleswilson.com

_Robert Charles Wilson auf |Buchwurm.info|:_

[„Spin“ 2703
[„Quarantäne“ 4264
[„Die Chronolithen“ 1816
[„Darwinia“ 92
[„Bios“ 89

McCrea, Barry – Poeten der Nacht, Die

Bücher über die Leidenschaft zu Büchern sind stets ein besonderer Genuss für den wahren Bücherfreund. Auf fantasievolle Art und mit einem Blick für die tiefe Verbundenheit dem Medium Buch gegenüber hat schon so mancher Autor es geschafft, den Leser mitten ins Herz zu treffen – manifestiert sich in der Lektüre doch stets auch die eigene Leidenschaft des Lesers für das gedruckte Wort. Zwei passende Beispiele wären hier „Das Papierhaus“ von Carlos Maria Domínguez oder [„Der Schatten des Windes“ 2184 von Carlos Ruiz Zafón. Ein Buch, das sich anschickt, sich in diese Galerie einzureihen, ist der Debütroman „Die Poeten der Nacht“ des irischen Autors Barry McCrea.

Auch „Die Poeten der Nacht“ handelt von der Leidenschaft zu Büchern. Eine Leidenschaft, die im Fall des jungen Studenten Niall ein dunkler Sog wird, der ihn wie ein schwarzes Loch zu verschlingen droht und ähnlich absurd-sonderbare Ausmaße annimmt, wie es z. B. in Domínguez‘ Roman [„Das Papierhaus“ 2814 geschieht.

Doch von all dem ahnt Niall noch nichts, als er sein Studium am altehrwürdigen Trinity College in Dublin antritt. Zunächst genießt er einfach nur das Studentenleben, zieht abends mit seinen Kommilitonen durch die Pubs von Dublin, schließt neue Freundschaften und hat außerhalb seines Elternhauses erstmals auch die Gelegenheit, seine homosexuelle Seite zu erforschen und auszuleben.

Doch auch das wird zunehmend bedeutungslos, als Niall im Nachklang einer Party erstmals mit den „Sortes“ in Berührung kommt. Das Prinzip der „Sortes“ funktioniert folgendermaßen: Man stelle eine Frage, dann nehme man blindlings und rein intuitiv ein Buch aus einem Bücherregal, schlage es ebenso blindlings auf und lese eine intuitiv gewählte Textpassage. In dieser Textpassage steckt die Antwort auf die gestellte Frage – natürlich nicht wortwörtlich und oft rein metaphorisch. Lässt sich zwischen Textpassage und Frage keinerlei Verbindung herstellen, war die Frage nicht präzise genug formuliert.

All das sieht nach einem harmlosen literarischen Partyspiel aus, wenngleich die „Sortes“ eine uralte Tradition darstellen, derer man sich schon im alten Rom bedient hat. Schon von Anfang an ist Niall fasziniert von der Stimmigkeit der Antworten, und insgeheim lässt ihn dieses Thema nicht mehr los. Während seine beste Freundin Fionnuala die „Sortes“ schon längst wieder vergessen hat, versucht Niall auch nach der Party immer wieder, mit Sarah und John in Kontakt zu kommen, den beiden, die ihn auf der Party an die „Sortes“ herangeführt haben.

Er fängt an, den beiden mit Hilfe der Bücher hinterherzuspionieren. Er missachtet Johns stetige Warnungen sich zurückzuhalten und nervt ihn so lange, bis der ihn in weitere Geheimnisse einweiht. So erfährt Niall von „Pour Mieux Vivre“, einem Geheimbund, der neben den „Sortes“ noch weitere Praktiken anwendet, die allesamt mit Büchern zu tun haben.

Widerwillig nehmen Sarah und John Niall in ihre kleine Gemeinschaft auf, und schon bald ist Niall hoffnungslos den „Sortes“ verfallen. Er trifft keine Entscheidung mehr, ohne vorher die Bücher zu befragen. Studium, Freundschaften und der Kontakt zur Familie – alles bleibt auf der Strecke, während Niall wie ein einsamer Wanderer, stets begleitet von einem Stapel Bücher, durch Dublin streift und nach Antworten sucht. Zu spät merkt Niall, mit welcher intensiven Macht die Bücher ihn zu verschlingen drohen …

Zugegeben, der Plot mutet bei näherer Betrachtung schon etwas bizarr an. Niall, der Bücherjunkie, der ganz und gar abhängig von Büchern ist, der keine Entscheidung mehr fällt, ohne vorher die Bücher zu befragen. Zu beobachten, wie er durch die Straßen von Dublin wandelt, sich durch die Bücher den Weg weisen lässt und dabei doch keinen Schimmer hat, wohin der Weg ihn eigentlich führt. Das Ganze mutet irgendwie surreal an, und es braucht unbestreitbar schon ein gewisses Erzähltalent, damit der Leser diesem skurrilen Spiel folgen mag.

Und so ist es eben auch Barry McCreas wunderbare Art zu erzählen und plastische Bilder in den Kopf den Lesers zu projizieren, die dem Roman seinen besonderen Glanz verleiht. Die Figuren wirken durch seine Beschreibungen außerordentlich lebensnah. Man hat das Gefühl, wirklich direkt neben ihnen zu stehen und sie zu beobachten. McCrea entwirft sympathische Figuren, in denen man sich wiederfinden kann. Ganz alltägliche Menschen, in die er sich gekonnt einfühlt.

Ein wichtiger Hauptdarsteller des Romans ist die Stadt Dublin. Niall ist täglich in den Straßen der Stadt unterwegs, lässt sich durch Pubs und Clubs treiben, durchstreift Parks und Shoppingmeilen und beobachtet die Menschen, die unterwegs zur Arbeit und zum Einkaufen sind.

Und so ist „Die Poeten der Nacht“ eben auch ein Dublin-Roman, eine kleine Huldigung an die Stadt und ihre Einwohner und eine treffsichere Bestandsaufnahme, die mit geschultem Blick Irlands Verwandlung vom ehemaligen Armenhaus Europas zum „keltischen Tiger“ begleitet. War sonst immer „Ulysses“ von James Joyce der klassische Dublin-Roman, so hat McCrea mit „Die Poeten der Nacht“ ein zeitnahes, modernes Gegenstück geschaffen.

Sprachlich ist „Die Poeten der Nacht“ ein wirklich gelungener Roman. Es ist McCreas Sprache, die Grundlage seiner wohlakzentuierten Figurenskizzierung und seiner Beobachtungen Dublins ist. Treffende Beschreibungen, ein kontinuierlich aufstrebender Spannungsbogen und ein flüssiger Erzählstil sorgen dafür, dass „Die Poeten der Nacht“ wirklich angenehm zu lesende Lektüre ist.

So gelingt McCrea es eben auch, eine so bizarre Geschichte wie Nialls Besessenheit von den „Sortes“ und das stetig voranschreitende Entgleisen seines Lebens zu dokumentieren – zumal das Ganze stets auch von einem etwas mystischen Nebel umgeben wird. Niall trifft immer wieder die ominöse Figur des Pablo Virgomare, von dem nie weiß, ob er wirklich existiert oder vielleicht nur ein Produkt von Nialls Fantasie ist. Je mehr Niall sein Leben entgleitet, desto sonderbarere Züge nimmt auch der Plot an. Das ist einerseits faszinierend, aber andererseits eben auch nicht wenig verwirrend. Man weiß nicht, was man davon halten soll. So wie Niall offenbar immer wieder von seiner Wahrnehmung an der Nase herumgeführt wird, scheint auch McCrea den Leser an der Nase herumzuführen.

Und so bleibt der Roman eben bis zum Ende hin von einer unergründlichen und rätselhaften Ader durchzogen. Das mag manchen Leser faszinieren und sorgt dafür, dass „Die Poeten der Nacht“ ein Buch ist, dass auch bei zweimaliger Lektüre noch seinen Reiz haben dürfte – wer jedoch am Ende eine klare Auflösung und ein erklärendes Ende erwartet, der dürfte etwas enttäuscht sein. McCrea lüftet den Schleier des Rätselhaften nicht wirklich, und so bleibt einem auch Niall trotz der gelungenen Figurenskizzierung am Ende immer noch ein wenig fremd, weil man nicht ganz nachvollziehen kann, was in ihm vorgeht.

So ist „Die Poeten der Nacht“ unterm Strich ein Buch, das gleichermaßen rätselhaft wie faszinierend ist. McCrea offenbart ein wunderbares Erzähltalent, fühlt sich sehr gut in seine Figuren ein und hat einen lesenswerten Dublin-Roman abgeliefert. Doch mit der mystischen, rätselhaften Art des Romans muss man erst einmal warmwerden. Vieles bleibt auch am Ende immer noch offen und mysteriös. Dadurch klingt der Roman im Kopf zwar noch lange nach, bleibt aber eben auch ein etwas unbefriedigendes Lesevergnügen, da man auf viele Antworten vergebens wartet.

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Lauwers, Arne – Pictureka

_Die atemlose Bildersuche_

In „Pictureka“ geht es nicht nur um Tempo, Intuition und unglaublich flotte Reaktionen, sondern auch um ein gutes Gedächtnis. Ähnlich einem Wimmelbuch müssen die Spieler auf einem drei mal drei Felder großen Quadrat verschiedene Symbole erkennen und suchen, sich dabei phasenweise selber einschätzen lernen und permanent gegen die Sanduhr kämpfen, die einem ganz schnell die besten Ergebnisse vermiest. Ziel des Spiels ist es nämlich, so schnell wie nur eben möglich sechs Aufgaben erfolgreich zu lösen und die Konkurrenz dabei hinter sich zu lassen. Wem dies gelingt, der hat die atemlose Bildersuche, die „Pictureka“ definitiv ist, siegreich bestanden.

_Das Spielsystem_

Das Spiel setzt sich aus insgesamt neun großflächigen Quadraten zusammen, die in einer beliebigen Anordnung schließlich ein großes Quadrat bilden sollen. Auf jedem einzelnen Feld sind unzählige bizarre Skizzen von eigenartigen Kreaturen und Gegenständen mit Bildern ganz alltäglicher Dinge und Figuren gemischt, dies jedoch auch in einer absolut kunterbunten Anordnung ohne wirkliches System. Das Spiel gliedert sich nun in drei Aufgabenbereiche, in denen man sich – je nachdem, welches Würfelresultat man erzielt – entweder alleine oder im direkten Duell mit den Mitspielern beweisen muss.

Die Kategorien gliedern sich farblich getrennt in drei Hauptbereiche, und zwar folgendermaßen: Blaue Karten zeigen Symbole, die man gemeinschaftlich suchen muss, grüne Karten geben drei Oberbegriffe vor, aus deren Fundus man nach einem Wurf mit dem normalen Würfel bestimme Anzahlen entdecken muss, und rote Karten eröffnen eine Bietrunde, deren Höchstgebot entscheidet, wer nun die von ihm genannte Zahl der Gegenstände ausfindig machen muss.

Das Spiel verläuft nun klassisch im Uhrzeigersinn. Der Spieler, der an der Reihe ist, ermittelt mit dem Farbwürfel nun die jeweilige Kategorie. Sollte er eine blaue Karte erwürfeln, zieht er nun eine entsprechende Karte und deckt sie in dem Moment auf, in dem alle Mitspieler konzentriert zuschauen. Die Karte zeigt nun ein Abbild eines Gegenstands oder einer Person, die sich irgendwo im großen Gewimmel des Spielplans befindet, und Aufgabe ist es natürlich, eine Kopie dieses Symbols genau dort zu suchen. Der Spieler, der hier am schnellsten agiert, bekommt die Karte schließlich ausgehändigt.

Wer eine grüne Karte mit dem Würfel bestimmt, legt diese für alle sichtbar in die Tischmitte und sucht nun eine der drei Unterkategorien aus. Anschließend würfelt er mit dem klassischen Würfel und ermittelt die Anzahl der zu suchenden Gegenstände. Nun geht es beispielsweise darum, Fahrzeuge, Gerätschaften mit Stecker oder Haare zu finden, und davon eben genau so viele, wie der Würfel es vorgibt. Auch gibt es hier eine zeitliche Vorgabe, die von der Sanduhr ausgeht. Gelingt es, die nötige Anzahl aufzustöbern, bekommt man die Karte ausgehändigt, andernfalls geht sie zurück unter den Stapel.

Mit den roten Karten wiederum sind alle Spieler involviert. Der aktive Spieler sucht sich auch hier eine von drei Kategorien aus und gibt nun an, wie viele Gegenstände aus diesem Bereich er glaubt, auf dem Spielfeld finden zu können. Die Spieler zu seiner Linken können nun ständig überbieten, bis schließlich alle bis auf einen passen. Der verbliebene Spieler versucht nun, im Rahmen der Sanduhr seine Ansage auch in Taten umzusetzen und die nötige Anzahl auch tatsächlich auf dem Feld zu bestimmen. Auch hier gilt: Wer keinen Erfolg hat, muss auf die Karte verzichten. In der strengen Auslegung der Spielregeln wiederum muss man für seine großen Worte büßen, wenn man ihnen keine Taten folgen lässt. Wer also in der Bietrunde Zahlen angibt, die er später nicht erreichen kann, ist gezwungen, eine der bereits gewonnen Karten wieder zurückzugeben.

So geht es nun Schritt für Schritt weiter, jedoch nicht ohne weitere Einschränkungen. Verschiedene Karten haben zur Folge, dass Quadratflächen des Spielplans umgedreht oder vertauscht werden, um die eh schon krude Übersicht noch weiter zu beeinflussen. Dennoch darf man beim Kartensammeln nicht schludern, denn sobald ein Spieler sechs Karten in seinem Besitz hat, darf er sich mit dem Titel des Siegers schmücken.

_Persönlicher Eindruck_

„Pictureka“ war mir bereits auf der Essener Messe sehr positiv aufgefallen, wurde dort aber im vorletzten Jahr noch über einen belgischen Kleinverlag vertrieben, der aufgrund des geringeren Budgets und der niedrigen Auflagen leider keinen familienfreundlichen Preis gewährleisten konnte. Dementsprechend ging das Spiel auch während der Spieltage selten über den Tisch, blieb aber vielen Spielern in Erinnerung. Die Meldung also, dass |Hasbro| den Titel als Frühjahrsneuheit mit ins Programm aufnehmen würde, wurde deswegen sehr wohlwollend aufgenommen, schließlich hatte „Pictureka“ schon den ersten Härtetest bestanden und wartete nur darauf, zu einem angemessenen Preis flächendeckend in die Läden gestellt zu werden.

Leider jedoch hat man bei der Neuauflage die alten Schwächen nicht zufriedenstellend ausgemerzt. Das Material ist nämlich trotz seiner grafischen Vorzüge ein wenig knapp bemessen. In einem normalen Spiel mit vier und mehr Personen sind die grünen und roten Karten in der Regel schnell durchgespielt und kommen manchmal sogar doppelt zum Zuge. Vielleicht hätte man hier das Sortiment günstigerweise noch einmal ein wenig aufgestockt oder zumindest die Wahlmöglichkeiten außen vor gelassen, um langfristig einfach mehr Optionen offenzuhalten. Lediglich die blauen Karten sind ziemlich opulent vertreten, was den dezenten Mangel einer erweiterten Kartenrücklage aber nicht so ganz ausmerzen kann. Hier kocht „Pictureka“ dann eben auf Sparflamme.

Das Spielsystem wiederum ist absolut spitze, ganz besonders wegen der eigenwilligen Skizzen und der skurrilen Zeichnungen, die vom Zeichnerduo Eugene und Louise formidabel auf den Karton gebracht wurden. Gerade diese verquere Optik scheint als Urheber für die letztendliche Begeisterung in jedweder Hinsicht maßgeblich. Doch auch die Abläufe und das Suchen an sich bringt eine Menge Spaß, insbesondere in größerer Runde, wo es immer wieder zu witzigen Situationen, vor allem aber zu situativer Spannung kommt, da jeder regelrecht besessen davon ist, den gesuchten Gegenstand als Erster zu finden. Von der zwischenzeitlichen Hektik und Panik, nicht schnell genug zu agieren, mal ganz zu schweigen …

Die Idee jedenfalls ist super, die grafische Umsetzung ebenfalls, und auch hinsichtlich des Spielaufbaus ist „Pictureka“ eine Blaupause eines perfekten Familienspiels. Lediglich das schmale Kartenmaterial erweist sich als schwierige Hürde, die hoffentlich in Zukunft noch mit einer Erweiterung versehen wird. Bis dahin jedoch wird der Titel noch unzählige Male auf den Tisch kommen und für jede Menge Spaß und Spannung sorgen!

http://www.hasbro.de/mcp.php/de/app/products/overview/102/index.html

Fallon, Jennifer – unsterbliche Prinz, Der (Gezeitenstern-Saga 1)

_Cayal_ hat einige Anstrengungen unternommen, um auch wirklich ganz sicher geköpft zu werden. Nur leider konnte er nicht wissen, dass der Henker zur Zeit in Urlaub ist, um seine kranke Mutter zu besuchen. Deshalb soll Cayal nun gehängt werden, und das ist in seinem Fall eine absolute Zeitverschwendung. Nur leider glaubt ihm das keiner.

Dass ein Mann so lange am Galgen hängen kann, ohne zu sterben, hat natürlich Konsequenzen. Declan Hawkes, der Erste Spion des Königs, sucht höchstpersönlich das Gefängnis auf, um sich den Mann anzusehen, der inzwischen behauptet, ein Gezeitenfürst zu sein, ein Unsterblicher. Hawkes beschließt, seine Freundin Arkady als Sachverständige hinzuzuziehen. Die junge Historikerin, die ganz nebenbei auch noch die Ehefrau des regierenden Fürsten ist, soll herausfinden, ob der Kerl lügt oder verrückt ist. Doch es kommt alles ganz anders …

_Die Charaktere_ in diesem Buch sind erfrischend unverbraucht. Da wäre zunächst einmal Cayal, genannt der unsterbliche Prinz, ein Attribut, auf das er nur zu gern verzichten würde. Schon seit geraumer Zeit sucht er einen Weg, sich umzubringen. Die Ewigkeit ödet ihn an, und außerdem trägt er eine ganze Menge böser Erinnerungen mit sich herum, auf die er getrost verzichten könnte. Dabei wäre er eigentlich kein allzu übler Kerl. Tatsächlich hat gerade die Tatsache, dass er zum falschen Zeitpunkt ein wenig zu anständig war, ihm letztlich die unerwünschte Unsterblichkeit eingebrockt. Trotzdem hat er in seinem langen Leben eine ganze Menge unschöner Dinge getan, die ihn jetzt in seinen Träumen verfolgen. Abgesehen davon hat ihn der Lauf der Welt bis zur Depression desillusioniert.

Arkady dagegen hat sich mit ihrem Leben arrangiert. Dass es auf einem ganzen Berg von Lügen aufgebaut ist, macht die Sache zwar nicht unbedingt einfach, andererseits erlaubt ihre Position, dass sie Dinge tut, die sie als Tochter eines verarmten Arztes niemals hätte tun können. Zum Beispiel als Historikerin arbeiten. Oder sich um die Crasii in den Slums von Lebec kümmern. Arkady besteht auf ihre Unabhängigkeit, sie ist selbständig, wissbegierig und eine ausgesprochene Rationalistin. Außerdem ist sie eine treue Verbündete ihres Mannes Stellan, mit dem sie zwar keine Liebe verbindet, aber dafür eine gute Freundschaft.

Denn Stellan ist schwul. Das ist eine ziemlich ernste Angelegenheit, sie könnte Stellan seine Provinz kosten, sollte der König davon erfahren. Dabei ist Stellan eine seiner größten Stützen, nicht nur, weil er ein hervorragender Verwalter und ein treuer Gefolgsmann ist, sondern auch, weil er über außergewöhnliches diplomatisches Geschick verfügt. Und nicht zuletzt, weil er der Einzige ist, der so etwas wie Einfluss auf den leichtsinnigen jungen Kronprinzen hat. Die größte Schwäche des freundlichen und sanftmütigen Fürsten ist allerdings sein Geliebter Jaxyn.

Jaxyn ist ein leichtlebiger, windiger Bursche, charmant, intelligent, gutaussehend und ein wenig arrogant. Er liebt den Luxus und lässt sich von Stellan genüsslich freihalten. Offiziell bekleidet er das Amt eines Zwingerverwalters, und tatsächlich kann er mit den Crasii erstaunlich gut umgehen. Arkady aber mag ihn nicht, was Jaxyn ein wenig hinderlich ist. Denn inoffiziell ist er nicht nur Stellans Geliebter, sondern noch etwas weit Gefährlicheres …

Dazu kommt eine größere Anzahl weiterer Personen, und diese alle sind sehr glaubwürdig und lebendig beschrieben, vor allem die Darstellung von Cayals lebensmüdem Abscheu gegen die Welt, diese Mischung aus naivem Held und Unmenschlichkeit, die nur durch seine massiven Gewissensbisse gemildert wird, aber auch der Kampf zwischen Arkadys rationalem Denken und dem Offensichtlichen, jedoch für sie Unglaublichen ist hervorragend gelungen.

_Ihrer Welt_ hat die Autorin dieselbe Sorgfalt angedeihen lassen. Amaryntha war eine Welt wie jede andere, bis die Ewige Flamme vom Himmel fiel und zwei Männern sowie einer Ratte Unsterblichkeit verlieh. Das wäre an sich noch nicht sooo schlimm gewesen, gäbe es da nicht eine ziemlich unangenehme Nebenwirkung: Diejenigen, die die Ewige Flamme überleben, verfügen fortan über eine Verbindung zum Gezeitenstern. Und wenn diese Verbindung stark genug ist, verleiht sie den Unsterblichen ungeheure magische Macht. Vorausgesetzt, es ist Flut!

Denn die Magie des Gezeitensterns unterliegt – logisch – den Gezeiten. Bei Flut sind die Gezeitenfürsten ungeheuer mächtig, bei Ebbe sind sie nahezu völlig machtlos. Überhaupt gibt es unter all den Unsterblichen nur wenige echte Gezeitenfürsten. Das hindert die anderen Unsterblichen aber nicht daran, sich wie Götter aufzuführen und verehren zu lassen. Und es hindert die ganze Horde nicht daran, einander ständig in kleinlichen Fehden zu bekriegen und dabei immer wieder ganze Kontinente zu entvölkern. Aus nachvollziehbaren Gründen sind die Gezeitenfürsten bei den Menschen nicht allzu beliebt, was dazu führt, dass sie sich bei Ebbe in der Regel irgendwo verkriechen, bis die Gezeiten wieder wechseln. Ein interessantes Szenario.

Zusätzliche Facetten erhält das Ganze durch die Crasii, eine Mischung aus Mensch und Tier, die die Gezeitenfürsten einst schufen, um jederzeit über bedingungslos gehorsame Sklaven verfügen zu können. Abgesehen von dem ihnen angezüchteten Gehorsam gegenüber den Gezeitenfürsten und dem damit verbundenen besonderen Wissen über die Unsterblichen, das den Menschen in der letzten, besonders lang andauernden Ebbe verlorengegangen ist, zeichnen sie sich durch eine ungewöhnliche Verbindung von tierischen und menschlichen Verhaltensweisen aus, die manchmal verblüfft, manchmal auch betroffen macht.

Jennifer Fallon hat die Entwicklung ihrer Welt geschickt mit der eigentlichen Handlung verwoben, indem sie Cayal aus seiner Vergangenheit erzählen lässt. Da er sich dabei nicht an die chronologische Reihenfolge hält, ist der Bericht lückenhaft, was geschickterweise dafür sorgt, dass der Leser nicht zu Beginn schon zu viel erfährt. Tatsächlich stellt der Leser nach gut siebenhundertfünfzig Seiten fest, dass im Grunde gar nicht viel passiert ist. Cayal landet nach seiner verpatzten Hinrichtung im Knast, kommt schließlich frei und flieht in die Berge, wo er gestellt wird.

Die eigentliche Geschichte spielt sich wieder mal nicht in einer rasanten Achterbahn ab, sondern zwischen den Personen der Geschichte. Das gilt auch für den historischen Teil von Cayals Erzählung, wo sich die entscheidenden Dinge zwischen den verschiedenen Unsterblichen ereignen. Durch die zwei verschiedenen Handlungsstränge und die doch relativ hohe Anzahl von Personen auf beiden Seiten gibt es eine ganze Menge zu erzählen, sodass es trotz des relativ ruhigen Handlungsverlaufs niemals langweilig wird, selbst wenn es nicht ständig atemberaubend spannend bleibt. Tatsächlich baut die Autorin ihre Spannung ganz allmählich auf, sodass ich den genauen Zeitpunkt gar nicht so richtig festmachen kann.

_Auf jeden Fall_ hat mir diese Einleitung zur |Geizeitenstern|-Saga sehr gut gefallen. Die Charaktere sind sehr lebendig und angenehm klischeefrei, der Hintergrund ist sowohl vom Entwurf her interessant als auch mit einer Menge noch ungelöster Geheimnisse gespickt, und die Handlung, obwohl bisher eher ruhig gehalten, bietet sowohl Möglichkeiten für größeres Tempo und mehr Bewegung als auch für jede Menge Verwicklungen und Intrigen. Wenn die Fortsetzungen halten, was die Einleitung verspricht, dann wird das ein erstklassiger Zyklus.

_Jennifer Fallon_ stammt aus einer großen Familie mit zwölf Geschwistern. Sie hat in den verschiedensten Jobs gearbeitet, unter anderem als Kaufhausdetektivin, Sporttrainerin und in der Jugendarbeit. Letzteres scheint ihr immer noch nachzuhängen, denn unter ihrem Dach leben außer drei eigenen Kindern einige obdachlose Jugendliche als Pflegekinder. Schreiben tut sie nebenher. Ihre erste Veröffentlichung war die |Dämonenkind|-Trilogie, außerdem stammt die Trilogie |Second Sons| aus ihrer Feder. Die |Gezeitenstern|-Saga ist inzwischen bis Band drei gediehen, Band vier soll Ende des Jahres in Australien erscheinen. Wann der zweite Band auf Deutsch veröffentlicht wird, steht noch nicht fest.

|Originaltitel: The Immortal Prince
Ins Deutsche übertragen von Katrin Kremmler und Rene Satzer
652 Seiten
ISBN 978-3-8025-8146-5|
http://www.jenniferfallon.com
http://www.egmont-lyx.com

[„Kind der Magie“ 1328 (Dämonenkind Band 1)
[„Kind der Götter“ 1332 (Dämonenkind Band 2)
[„Kind des Schicksals“ 1985 (Dämonenkind Band 3)
[„Erbin des Throns“ 2877 (Die Chroniken von Hythria 1)
[„Ritter des Throns“ 3327 (Die Chroniken von Hythria 2)
[„Herrscher des Throns“ 3878 (Die Chroniken von Hythria 3)

Crisse / Didier – Luuna 2: Die Dämmerung des Luchses

[„Luuna 1: Die Nacht des Totems“ 4570

_Story_

Die junge Häuptlingstochter folgt ihrer Bestimmung und den Hinweisen des Hirsches Kauyumari, der ihr berichtete, dass sie im Süden des Landes Menschen treffen würde, die sie von ihrem unglückseligen Fluch befreien könnten. Nach wie vor verwandelt sie sich in Vollmondnächten in einen Dämon und wird zur reißenden Bestie, bis sie von ihren beiden Totems erlöst wird und den Fluch hinter sich lassen kann.

Gemeinsam mit den Pipintus und den beiden Wölfen macht sie sich auf den Weg, der sie auch an einer größeren Grabstätte vorbeiführt. Dort lernt die hübsche Paumanok einen alten, unglücklichen Mann kennen, der darauf hofft, endlich ins Reich der Toten übertreten zu können, vorher aber gerne mit sich selbst ins Reine kommen möchte. Unsichtbarer Luchs, so sein Name, war einst auch mit einem Totem verbunden, das sich ihm als Luchs offenbarte. Doch eine Tragödie, der seine Frau zum Opfer fiel und infolge derer sein Sohn entführt wurde, hat die Verbindung mit dem Luchs wieder gelöst, weil der gequälte Mann nicht imstande war, seine Familie zu beschützen. Unsichtbarer Luchs sieht aber noch nicht alles verloren und bittet Luuna darum, ihr Totem aufzustöbern und das Schicksal doch noch zu seinen Gunsten umzulenken. Allerdings hat das Mädchen ganz andere Sorgen: Bald ist wieder Vollmond, und nachdem sie die tragische Geschichte des alten Mannes gehört hat, fürchtet sie umso mehr die Verwandlung in ihr düsteres Ich.

_Persönlicher Eindruck_

Nachdem der Auftakt zu Didier Crisses neuer Comic-Reihe „Luuna“ noch mit einigermaßen gemischten Gefühlen aufgenommen wurde, schwimmt sich der renommierte französische Autor im zweiten Abschnitt seiner modernen Märchen-Reihe langsam aber sicher aus der Kritik frei. Die Story in „Die Dämmerung des Luchses“ ist wesentlich stringenter, die Figuren sind noch eigenständiger gezeichnet und integriert und auch die Handlung als solche nimmt weitaus konkretere Formen an, wenngleich Luunas Reise in den Süden hier nicht wirklich elementar forciert wird.

Dennoch hat Crisse in der zweiten von insgesamt fünf Episoden erst einmal für klare Verhältnisse gesorgt, indem er einen weitestgehend unabhängigen Erzählstrang konstruiert hat, der darüber hinaus auch über eine respektable Spannungskurve verfügt. Die Geschichte steigt bereits mit hohem Tempo ein (und setzt zu Beginn auch voraus, dass man mit Luunas Welt weitestgehend vertraut ist), schafft nahtlos den Übergang in die neue Hauptstory und spart auch nicht an Details. Die stetigen Rückblenden des Unsichtbaren Luchses erweisen sich in diesem Zusammenhang ebenfalls als Bereicherung, da sie etwas mehr über die Schatten offenbaren, denen auch Luuna unterliegt, andererseits aber auch den Bogen etwas weiter spannen, ohne dass sich gleich wieder das zuletzt noch kritisierte Verwirrspiel aufs Neue einstellt. Somit gewinnt die Handlung auf inhaltlicher Basis sehr schnell an Format, nutzt die sich bietenden Gelegenheiten zur bunten Ausschmückung zumeist passend und etabliert sich zu guter Letzt als ein richtig schönes, in sich abgeschlossenes Comic-Märchen, wie man es von Crisse in dieser Form schon oftmals bestaunen durfte.

Und trotzdem ist auch in „Die Dämmerung des Luchses“ nicht alles Gold, was glänzt: Vor allem die konsequente Verweigerung, die eigentliche Erzählung um einige Nuancen voranzubringen, ist nicht wirklich verständlich. Crisse rückt sehr weit von Luunas Schicksal ab und beschreibt ausgerechnet die Passagen, in denen sich ihr dämonisches Dasein ein weiteres Mal manifestiert, etwas schwammig. Die Motive ihrer Verwandlung sowie ihre Präsenz als Bestie bekommen den Wert zweitrangiger Inhalte, obschon sie gewissermaßen Basis der Handlung sind. Somit ist Part zwo zumindest auf das Gesamtfundament bezogen nicht ganz zufriedenstellend – wenngleich die Story unabhängig von der Gesamtkonzeption wirklich sehr gut ist.

Künftig wird es daher auch wichtig sein, den Fokus nicht ganz vom Hauptstrang abzuwenden, um die Zusammenhänge wieder transparenter zu beschreiben. Diese Aufgabe hat der Autor im zweiten Kapitel von „Luuna“ noch unzureichend erfüllt. Nichtsdestotrotz ist in „Die Dämmerung des Luchses“ eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorgänger zu verzeichnen, womit die Serie langsam aber sicher in die richtigen Bahnen gelenkt wird. Aber es wäre auch sehr verwunderlich gewesen, hätte der Urheber der Geschichte nicht spätestens jetzt wieder die Kurve bekommen …

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Stecher, Rainer – Konzil von Atragon, Das (Atragon III)

Band I: [„Die Flamme von Atragon“ 4817
Band II: [„Rückkehr nach Atragon“ 4818

_Weitere fünf Jahre sind vergangen._ Die Menschen haben seit ihrer Befreiung aus Trong einige Siedlungen wieder aufgebaut und neue Felder angelegt. Doch der Großteil des Landes ist noch immer vergiftet und ausgedörrt. Trinkwasser und Nahrungsmittel sind heiß umkämpft. Doch der Anführer der gefährlichsten Räuberbande, Rogan, will mehr! Er will die Krone von Targona.

Adinofis hat derweil schreckliche Visionen, in denen die Menschen sich gegenseitig selbst vernichten. Doch das Ende der Menschen würde auch das Ende der Feen auf der Welt bedeuten, denn ohne die Menschen wären sie als Hüter des Lebens überflüssig. Um beider Völker und ihrer Liebe zu Cenotes willen versucht Adinofis, den drohenden Krieg abzuwenden. Sie beruft ein Konzil ein …

_Der dritte Band_ des |Atragon|-Zyklus ist mit knapp einhundertzwanzig Seiten der kürzeste der drei. Und der einzige neue Charakter ist Rogan. Rogan ist in Cenotes Alter, und er ist von königlichem Geblüt. Allerdings besitzt er keinerlei Verantwortungsgefühl, die Menschen unter seiner Führung sind ihm egal. Alles, was ihn interessiert, ist Macht. Cenotes dagegen versucht, sein Land wieder aufzubauen, indem er sein Volk unterstützt. Er lässt Lebensmittel verteilen, will Schulen einrichten und so weiter und so fort … Mit anderen Worten, ein Streit zwischen zwei Kontrahenten, die aufgrund ihrer eindimensionalen Darstellung komplett ins Klischee abrutschen.

Entsprechend wenig gibt auch _die Handlung_ her. Sie bewegt sich etwas umständlich und braucht daher eine Weile, bis sie in die Gänge kommt. So geht Rainer Stecher zunächst ausgiebig auf Ensine und Hesaret ein. Wobei ausgiebig nicht das richtige Wort ist. Im Grunde erzählt er diesen Teil der Handlung genauso knapp wie alles Übrige. Es hat nur keinerlei Auswirkungen auf die eigentliche Thematik der Handlung. Die kommt erst, als die beiden mit Cenotes zusammentreffen, und von da an tauchen sie kein einziges Mal mehr auf.

Auch Adinofis reagiert träge. Es dauert, bis ihre Unterhaltung mit Salina endlich mal zum Kern der Sache kommt, nämlich ihrer Vision. Und außerdem stellt sich die Frage, warum sie überhaupt so lange gewartet hat. Eine Hüterin des Lebens sollte eigentlich keine fünf Jahre zusehen, wie Räuber mordend und plündernd durch die Welt reiten. Als Adinofis dann endlich anfängt, etwas Konkretes zu unternehmen, ist das Buch schon wieder mit großen Schritten auf dem Weg zum Showdown.

Spannung hat sich bis dahin allerdings keine entwickelt. Vielleicht sollte das lange Hinhalten in Bezug auf Adinofis‘ Vision dazu dienen, die Sache spannender zu gestalten, funktioniert hat es allerdings nicht. Nicht einmal der drohende Zweikampf zwischen Rogan und Canotis ließ ein Gefühl von Aufregung oder Nervosität aufkommen. Einziger Höhepunkt des Buches war der Schluss, der mit einer echten Überraschung aufwarten konnte.

Abgesehen davon, dass die Handlung zwar Bewegung, aber kaum Aufregung bietet, hatte sie ein paar gravierende Haken. Vor allen Dingen wunderte ich mich, wo Rogan auf einmal herkam. Nicht, dass der Autor auch nur versucht hätte, es zu erklären. Es wird lediglich die Feststellung getroffen, dass der ehemalige erste Leibwächter König Argonats von seiner Zeit am Hofe erzählt habe, und daraus habe Rogan entnommen, dass er der rechtmäßige Thronerbe sei. Im ersten Band wird allerdings noch vom Getratsche der Leute über die Kinderlosigkeit der Königin berichtet. Cenotes war also ihr erstes lebendes Kind. Und für ein zweites dürfte keine Zeit mehr gewesen sein, denn nur wenige Tage nach Cenotes‘ Geburt wurde Tauron dem Erdboden gleichgemacht, und da Cenotes von der alten Hebamme Sidonis aufgezogen wurde, ist anzunehmen, dass die Königin nicht überlebt hat.

Mindestens ebenso erstaunlich war, dass Anja, die im zweiten Band als bereits gebeugte und ergraute, alte Frau beschrieben wird, im dritten auf einmal wieder aufrecht und mit dunklem Haar dargestellt wird. Außerdem ist mir bis jetzt noch nicht klar, warum ausgerechnet nach Adinofis‘ Versuch, Rogan zu beeinflussen, der beste Zeitpunkt sein sollte, Tauron anzugreifen. Andere Fäden, die ohnehin lose gewesen wären und die man nur hätte verknüpfen müssen, wurden dafür nicht weiterverfolgt. Zum Beispiel hat sich bis zum Ende des dritten Bandes nichts ergeben, das den Auftritt von Adinofis‘ Vater im ersten Band zwingend notwendig gemacht hätte.

_So ist der letzte Band_ ein seltsames Gemisch aus Szenen, die für die eigentliche Geschichte wichtig gewesen wären, aber so knapp erzählt waren, dass die Nachvollziehbarkeit beeinträchtigt wurde – wie die, als Rogan beschließt, Tauron anzugreifen, – und solchen, die ausführlicher behandelt wurden, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre – wie das Wiedersehen zwischen Hesaret und Ensine. Letztere sollte wahrscheinlich der Handlung mehr Stimmung und Farbe verleihen. Und womöglich wäre das auch gelungen – wenn auch der Rest der Handlung etwas mehr Leben und Farbe erhalten hätte.

Bleibt zu sagen, dass mit Ausnahme des Schlusses, der sich durch sein Überraschungsmoment und die ihm innewohnende Dramatik positiv vom Rest des Buches abhebt, der dritte Band der schwächste der Trilogie geworden ist. Nicht dass die Thematik eines Krieges zwischen Menschen weniger Gewicht besäße als die eines Krieges gegen einen übermächtigen Feind von außen, im Gegenteil. Es ist nur so, dass es dem Autor nicht gelungen ist, sein Anliegen – nämlich dass die Menschen sich selbst zerstören werden, wenn sie nicht aufhören, nach Geld und Macht zu gieren, anstatt einander mit Respekt und Liebe zu begegnen – so zu verpacken, dass es den Leser auch berührt. Stattdessen werden die Schlüsselphrasen auf geradezu schulmeisterliche Art mehrmals wiederholt, nicht nur im Klappentext, sondern auch im Prolog und in der Geschichte selbst sowie in den diversen Gedichten nach dem Ende der Geschichte. Irgendwann löste diese Wiederholung eine gewisse Gereiztheit bei mir aus.

_Die Trilogie insgesamt_ hätte durchaus ein vielschichtiges, interessantes und spannendes Werk werden können, wenn Rainer Stecher sich die Arbeit gemacht hätte, seine Ideen detailliert auszuarbeiten. Sprachlich war das Buch – abgesehen von der merkwürdigen Zeichensetzung, die ich allerdings eher dem Lektorat zur Last lege – durchaus gewandt und vielseitig. Es ist also nicht so, als wäre der Autor nicht in der Lage gewesen, mehr aus seiner Geschichte zu machen. Vielleicht wollte er einfach nicht. Sehr schade. Andererseits findet sich im hinteren Teil des Buches bei den Gedichten eines, das in die Zukunft weist. Vielleicht kommt ja noch ein vierter Band nach? Informationen waren dazu keine zu finden.

_Rainer Stecher_ ist gebürtiger Thüringer, lebt aber jetzt in Berlin. Mit dem Schreiben begann er auf Bitten seiner Kinder, zur Veröffentlichung des Manuskriptes überredete ihn sein Vater. Seither hat er nicht nur die |Atragon|-Trilogie geschrieben, sondern auch ein Kinderbuch mit dem Titel „Spindelfink – Wie ein Spatz fliegen lernte“ sowie Gedichte und eine Kurzgeschichte, die er zusammen mit anderen Autoren veröffentlicht hat.

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Stackpole, Michael A. – neue Welt, Die (Die Saga der neuen Welt 3)

|Die Saga der neuen Welt (Age of Discovery):|

Band 1: [„Das verlorene Land“ 1036 (A Secret Atlas)
Band 2: [„Der Kampf um die alte Welt“ 2238 (Cartomancy)
Band 3: _Die neue Welt_ (The New World)

Mit „Die neue Welt“ schließt Michael A. Stackpole nach zwei Jahren endlich die „Saga der neuen Welt“ – im Original etwas knackiger als „Age of Discovery“ betitelt – ab. Einen Seitenhieb auf den wirklich unpassenden Titel kann ich mir nicht verkneifen: denn nur der geringste Teil des Buchs spielt in der neuen Welt, die Monster des Kraft seines Geistes von Qiro Anturasi aus dem Nichts geschaffenen Kontinents Anturasixan sind bereits im letzten Band in kriegerischer Absicht in die alte Welt übergesetzt. Und hier setzt ironischerweise auch der abschließende Band ein, was mich ein wenig an Paul Kearneys „Königreiche Gottes“ erinnerte. Auch in dessen Zyklus war die Entdeckung eines neuen Kontinents geplant, die jedoch aufgrund des starken Handlungsschwerpunkts in der alten Welt und Terminnöten des Autors ebenfalls stark gekürzt wurde, die Monster der neuen Welt kamen stattdessen per Schiff zur Invasion der alten Welt herübergesegelt. Bei Stackpole ist es kaum anders; die neue Welt ist ein einziges Heerlager für die Truppen eines Bösewichtes aus vergangenen Zeiten:

Der aus seiner versiegelten Wüstengruft auferstandene Prinz Nelesquin zieht erneut in die Schlacht gegen die ebenfalls wieder unter den Lebenden weilende Kaiserin Cyrsa. Diese entpuppt sich als niemand anderer als die als „Unsere Dame von Jett und Jade“ bekannt gewordene Edel-Kurtisane. Dieser gelingt es im dritten Kapitel auf nur zehn Seiten, die unversöhnlichen Feinde Cyron und Pyrust zu versöhnen. Sie ernennt Pyrust zu ihrem Feldherren, während Cyron sich um Logistik und Verwaltung sowie die Verteidigung der Hauptstadt Moriande kümmert.

Entschieden wird der uralte Konflikt jedoch zwischen den beiden Meisterkartografen der Familie Anturasi. Der alte Qiro Anturasi formt die Welt, wo immer es geht, nach seinen Wünschen um. Er leitet Flüsse um, verkürzt Distanzen willkürlich, reißt klaffenden Wunden gleichende Gräben, in denen nichts existiert, durch das Land, um den Vorstoß von Nelesquins Armeen zu beschleunigen und die Verteidigung seiner Feinde zu erschweren. Nur die von ihm persönlich vor seinem Aufstieg zum Mystiker gezeichnete große Weltkarte in Moriande fehlt ihm, um seine Kontrolle über Welt und Schöpfung zu vervollständigen. Sie ist sein Fokus – er kann nicht alles völlig ungeschehen machen oder verändern, was er auf ihr zuvor gezeichnet hat. Sein Enkel Keles Anturasi ist entsetzt über den alten Tyrannen und stemmt sich gegen ihn, doch er ist sich des Ausmaßes seiner Kräfte nicht bewusst; er mag ebenso begabt sein wie sein Großvater Qiro, ist aber unerfahren und es fehlen ihm dessen Verschlagenheit und Gewissenlosigkeit.

Doch Keles ist nicht allein; der Schwertkämpfer Moraven Tolo erinnert sich an sein altes Leben als Virisken Soshir, Mitglied der Leibwache der Kaiserin, begierig nicht nur auf ihre Liebe, sondern auch auf den Platz als Kaiser an ihrer Seite. Trotz aller Bemühungen schlägt Prinz Nelesquin Cyrsas Feldherren Pyrust vernichtend; während Moriande vom Feind berannt wird, schlagen sich Moraven Tolo und Ciras Dejote hinter die feindlichen Linien, mit dem Ziel, Prinz Nelesquin den Todesstoß zu versetzen, den sie vor Jahrhunderten versäumt haben.

_Götterauflauf mit unausgegorenem Ideen-Eintopf_

Michael Stackpoles Fantasie ging mit ihm durch. Was sonst seine Stärke ist, uferte in dieser Trilogie endlos aus, zum Schaden von Handlung und Charakterisierung der Figuren. Zu viele Handlungsstränge hat er eröffnet, zu viele Beziehungsgeflechte. Am Ende wurden sie alle zu Stereotypen, wurden sang- und klanglos entsorgt oder enttäuschten. Eine fragwürdige Entscheidung war auch die Willkürlichkeit, mit der einfache Sterbliche zu langlebigen Mystikern ihrer Kunst aufsteigen, in ihren Fähigkeiten denen sterblicher Meister weit überlegen. Das an und für sich interessante Konzept, dass Meisterschaft in welcher Disziplin auch immer – vom Schwertkampf über Magie und Liebeskünste bis hin zur Kartografie – zu einer Art halbgöttlichen Zustandes führen kann, ist ein zweischneidiges Schwert. Qiro Anturasi zaubert an einem Tag völlig willkürlich ganze Kontinente oder Monster für Nelesquins Armeen mühelos herbei, am nächsten kann er dafür kaum eine Brücke über einen Fluss erschaffen, später lässt er dann den ganzen Fluss einfach verschwinden.

Keles Bruder Jorim ist derweil gar zum Gott aufgestiegen. Er kämpft sich durch die Neun Höllen wieder ins Leben zurück, um den bösen Vater der Götter, Nessagafel, der die ganze Schöpfung ungeschehen machen will, zu zerstören. Dabei wird er unterstützt von seiner toten Schwester Nirati und einem im Laufe der Handlung verstorbenen Charakter, den ich nicht verraten möchte. Diese Episode wirkte unnötig aufgesetzt und läuft nahezu parallel und zusammenhanglos zum Kampf gegen Prinz Nelesquin. Eine Art von Dantes Inferno, wie man es definitiv nicht verhunzen sollte!

Die Idee der Reinkarnation von Helden vergangener Zeitalter, die sich erneut bewähren, alte Fehler korrigieren können, scheint mir stark dem [„Rad der Zeit“ 2470 Robert Jordans entlehnt. Allerdings ist auch dies nicht wirklich gelungen. Kaiserin Cyrsa taucht überraschend in Gestalt einer legendären Kurtisane auf – was hätte man daraus für eine Geschichte machen können! Aber da einfach zu viele Handlungsstränge zur Eile gemahnen, übernimmt sie auf mir nach wie vor unbegreifliche Weise innerhalb von zehn Seiten unangefochten das Kommando über die verschlagenen Prinzdynasten, die sich ihr trotz ihrer in den Vorgängern massiv aufgebauten machiavellistischen Natur sofort und bedingungslos unterwerfen und dabei sehr glücklich sind.

Eine als Hauptfigur aufgebaute und später wie so viele vernachlässigte Figur ist die des Schwertmeisters Moraven Tolo, der sich als Virisken Soshir, früherer Leibgardist und Liebhaber der Kaiserin entpuppt:

|Auf Dunos‘ Stirn formte sich ein Keil von Falten.
„Was Kaerinus heilte, war nicht die Narbe, sondern die Erinnerung, die ich verloren hatte, als ich so schwer verwundet wurde. Ich bin nicht Moraven Tolo. Wirklich nicht. Ich bin Virisken Soshir.“
Der Knabe blinzelte verständnislos.| (S. 69)

So kommt es zu dem Paradoxon, dass Virisken Soshir von seinem ehemaligen Schüler zum Meister Moraven Tolo ausgebildet wurde. Auch das ist an und für sich eine reizvolle Idee, leider wird sie inflationär gebraucht und überstrapaziert; ähnliche Sachverhalte treffen auch auf Ciras Dejote und viele andere zu.

_Fazit:_

Stackpole kämpft literarisch an zu vielen Fronten, baut zu viele Ideen und Charaktere auf. So kommt es, dass keine davon ausreichend gewürdigt, keiner Figur wirklich Raum gegeben wird. Dass Stackpole auch umfangreiche Zyklen konzipieren und erfolgreich beenden kann, hat er bereits in seinem siebenbändigen Zyklus [Düsterer Ruhm 748 bewiesen. Dieses Mal hat er zu viel gewollt, die Fantasie ist mit ihm durchgegangen. Die Idee der „Kartomantie“ der Anturasis ist faszinierend, allerdings drückt sie sich im Roman zu oft durch blanke Willkürlichkeit aus, die den für Fantasy notwendigen Rahmen des grundsätzlich Vorstellbaren und noch glaubhaften Fantastischen sprengt. Ich komme nicht über den Eindruck hinweg, dass Michael Stackpoles vorzügliche Qualitäten in charaktergetriebener epischer Fantasy und Science-Fiction besser in dem einengenden, aber auch stützenden Korsett fremder Universen wie |BattleTech| oder |Star Wars| aufgehoben sind. Mit der Warrior-Trilogie und der Blut-der-Kerensky-Trilogie im |BattleTech|-Universum hat er bereits um 1988 Klassiker geschaffen, gegenüber denen sich sein neuestes Werk sehr kläglich ausnimmt. Schade, denn die „Saga der neuen Welt“ war sehr vielversprechend angelegt und erweckte große Hoffnungen. Leider konnte sie bis zum Ende diese Versprechen nicht einlösen.

Für die sehr gute Übersetzung sorgte wie bei fast allen Stackpole-Romanen seine deutsche Stimme Reinhold H. Mai.

http://www.stormwolf.com
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Hohlbein Wolfgang – Der Sohn des Hexers (Der Hexer von Salem 7)

„Die Spur des Hexers“ (Der Hexer von Salem 1)
„Der Seelenfresser“ (Der Hexer von Salem 2)
„Engel des Bösen“ (Der Hexer von Salem 3)
„Der achtarmige Tod“ (Der Hexer von Salem 4)
„Buch der tausend Tode“ (Der Hexer von Salem 5)
„Das Auge des Satans“ (Der Hexer von Salem 6)

Zusätzlich zu den acht Bänden, die vorab in der Serie „Gespenster-Krimis“ erschienen waren, umfasste die „Hexer“-Reihe in Heftromanform 49 Folgen. In „Der Sohn des Hexers“, dem siebten Band der neu überarbeiteten und vollständigen „Der Hexer von Salem“-Sammleredition, sind die letzten Episoden 46 bis 49 nun enthalten. Damit endet die Geschichte um Robert Craven und mündet in einem fulminanten Finale, in dem Wolfgang Hohlbein noch einmal alle Register zieht. Doch wäre dieses Finale die wirklich letzte Geschichte des Hexers, hätte dieser neunhundertseitige Sammelband nur 300 Seiten Umfang und könnte darüber hinaus nicht auf den achten, letzten Band der Reihe verweisen.

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Hartley, Welles / Williams, Rob / Harrison / Wheatley / Lacombe – Star Wars 66: Dark Times 5

_Inhalt_

|“Der Weg ins Nichts“|

Dass Jennir und Bomo Greenbark folgen mit aller Kraft den Gerüchten um den Verbleib von Bomos Tochter und bekommen endlich konkrete Informationen. Gemeinsam mit ihrem mutigen Team stellen sie einen korrupten Sklaventreiber und legen seine Behausung in Schutt und Asche. Als der finanzkräftige Herr jedoch gesteht, das Mädchen getötet und aufgefressen zu haben, sieht Jennir rot. Hat die dunkle Seite der Macht nun tatsächlich Besitz von ihm ergriffen?

|“Das Bauernopfer“|

Wyl Tarson und seine Gefährten stehen kurz davor, den Auftrag des verräterischen Raze zu erfüllen, als ihnen plötzlich die Streitkräfte des Imperiums in den Weg kommen. Baco wird bei diesem Unternehmen tödlich verletzt und spiegelt Wyl damit einmal mehr die Sinnlosigkeit ihrer Mission wider. Tarson fasst daher einen folgenreichen Entschluss: Er genehmigt Raze, die Bombe in Wyls Kopf endgültig platzen zu lassen und ihn von seinen Lasten zu befreien. Doch bevor der Zünder hochgeht, taucht Vader auf und vereitelt die Aktion.

_Persönlicher Eindruck_

Nachdem die beiden prägenden Reihen der letzten Ausgaben des „Star Wars“-Comics gerade im Falle von „Der Weg ins Nichts“ ein ganzes Stück gestreckt wurden, folgt nun in Episode 66 endgültig das Ende beider Erzählungen, dies aber leider dann doch ein wenig überhastet. Waren es in den letzten Kapiteln vor allem die unvorhergesehenen Wendungen, die das Geschehen lebendig hielten, wählen sowohl Welles Hartley als auch Rob Williams für den Abschluss ihrer jeweiligen Stränge ein weitestgehend unspektakuläres Finale, welches sich letztendlich nur auf Fakten, nicht aber auf einen groß angelegten Showdown stützt.

Enttäuschend ist in diesem Sinne ganz besonders das Ende der Story um Bomo Greenbark und Dass Jennir. Zwar wird für die nächste Ausgabe bereits eine unabhängige Fortsetzung mit den beiden Protagonisten angekündigt, jedoch steht außer Frage, dass man bereits an dieser Stelle ein wenig mehr hätte aus Jennirs Leidenschaft für die dunklen Elemente der Macht herausholen können. Die philosophischen Abschlussgedanken, die „Der Weg ins Nichts“ beschließen, sind jedenfalls ziemlich unbefriedigend.

Etwas vorteilhafter schließt unterdessen „Das Bauernopfer“, wenngleich sich auch hier die Frage stellt, warum man die endgültigen Entschlüsse der Hauptdarsteller so lange hinausgezögert hat. Im Grunde genommen war von vornherein klar, dass Wyl Tarson auf lange Sicht nicht der ständigen Bedrohung durch Raze standhalten würde, so dass man der endgültigen Selbstaufgabe zumindest auch eine schön ausgeschmückte Endsequenz hätte schenken können. Allerdings bleibt auch hier reichlich Potenzial für einen Folgeplot zurück, der nicht zuletzt durch Tarsons Informationen an Lord Vader ganz neue Wellen schlagen dürfte.

Insgesamt sind die einzelnen Finalen aber dennoch ernüchternd, weil es ihnen schlussendlich an Glanz und Eleganz mangelt. Nach den breit ausstaffierten vorherigen Kapiteln wirkt das rasche, fast schon überstürzte Ende weniger durchdacht. Man fühlt sich ein wenig überrumpelt, weil die wahre Tiefe der beiden Geschichten nicht genutzt wurde oder zumindest nicht sofort in die Handlung eingeflossen ist. Erneut ist es die Aussicht auf eine weitere Fortsetzung, die die Spannung aufrechterhält. Dabei wäre es gerade hier dringend nötig gewesen, die Angelegenheiten ähnlich präzise auf den Punkt zu bringen, wie es tatsächlich geschieht, dabei aber auch den Unterhaltungswert nicht zu vernachlässigen. Letzterer ist nämlich aufgrund dessen, dass einen die Enden völlig überrumpeln, bei weitem nicht so groß, wie es sicherlich möglich gewesen wäre.

Mal sehen, was die Autoren in den nächsten Ausgaben unter diesen Voraussetzungen stricken werden. Inhaltlich bleiben sie nämlich bis hierhin noch einiges schuldig!

http://www.paninicomics.de

John Niven – Kill Your Friends

Darum geht’s:

Nur Erfolg zählt im Musikbusiness. Als ein bisher erfolgreicher Manager nicht mehr mithalten kann, bringt er einen Konkurrenten um. Was zunächst funktioniert, entwickelt eine verhängnisvolle Eigendynamik mit verheerenden Folgen … – Eher Gesellschafts-Komödie als Krimi, besticht „Kill Your Friends“ durch das Insiderwissen des Verfassers und die brutale Konsequenz der Handlung, die sich bar jeglicher Illusionen in nackter Gier und Bösartigkeit wälzt: eine Lektüre, die man einfach nicht aus der Hand legt. John Niven – Kill Your Friends weiterlesen

Armintrout, Jennifer – Blutsbande 1: Die Verwandlung

Carries größte Angst ist es zu versagen. Und als sie endlich ihr Ziel erreicht hat und Ärztin ist, wird ihre größte Angst bittere Wahrheit: Als ein völlig verstümmelter Patient in das Krankenhaus eingeliefert wird, ist sie unfähig, diesen zu behandeln. Während sie untätig dasteht, stirbt der Patient.

Um sich ihrer Angst zu stellen, geht Carrie später in den Leichenkeller des Krankenhauses, um sich die Leiche des Patienten noch mal anzusehen. Da kommt es allerdings zu einem Vorfall, der Carries ganzes Leben auf den Kopf stellt: Sie wird von dem Toten angefallen und gebissen, bevor dieser das Weite sucht. Carrie kann trotz der schweren Wunde am Hals gerettet werden, aber seitdem ist ihr Leben nicht mehr so, wie es einmal war. Sie kann weder Hunger noch Durst stillen, tagsüber verbrennt die Sonne ihre Haut und ihre Körpertemperatur will nicht aufhören zu sinken.

Als sie auf den jungen Vampirjäger Nathan trifft, wird ihr Verdacht bestätigt: Sie ist ein Vampir! Außerdem erfährt sie, dass ihr Schöpfer der gefährliche Vampir Cyrus ist. Und schon bald stellt Nathan sie vor die Wahl: Entweder sie schließt sich der so genannten „Bewegung“ an und bekämpft alle Vampire, die sich nicht an gewisse Regeln halten, oder sie muss sterben. Da sie sich zu Nathan hingezogen fühlt, scheint die Entscheidung nicht allzu schwer zu sein, doch das Blutsband, welches sie mit ihrem Schöpfer verbindet, ist stärker als Carries freier Wille …

Es dauert ziemlich lange, bis „Blutsbande 1: Die Verwandlung“ in die Gänge kommt. Zwar sind die ersten paar Seiten nicht uninteressant und machen Lust auf mehr, aber bis die Geschichte richtig losgeht und der Leser auch wirklich gut unterhalten wird, dauert es eine ganze Weile. Auf den ersten 150 Seiten des Buches passiert nicht allzu viel, wenn man Carries Verwandlung nicht mitzählt, und die Geschichte ist bis dahin einfach nur langatmig. Ich musste mich wirklich immer wieder zum Weiterlesen zwingen, da die Geschichte mich überhaupt nicht fesselte, mir die Charaktere nicht besonders sympathisch waren, keine richtige Atmosphäre aufkam und mir anfangs auch nicht klar war, worauf die Geschichte eigentlich hinauswill. Die Story plätschert langatmig vor sich hin und der Wendepunkt, an dem „Blutsbande 1: Die Verwandlung“ interessanter wird, lässt lange Zeit auf sich warten.

Erst später, wenn man das erste Drittel des Buches schon hinter sich gelassen hat, wird die Lektüre interessant. Die Geschichte entwickelt sich in eine Richtung, wie man es von den üblichen, derzeit angesagten Vampirgeschichten nicht gewohnt ist. Die Atmosphäre wird mit fortschreitender Handlung immer bedrückender und düsterer. Carrie wird wegen eines Handels, den sie mit ihrem Schöpfer Cyrus geschlossen hat, bei ihm gefangen gehalten. Während ihres Aufenthaltes in Cyrus‘ Schloss wird nicht nur Carrie, sondern auch der Leser Zeuge von Cyrus‘ abstoßenden und bösartigen Methoden, wie er seine Opfer behandelt und quält. So kann es an der ein oder anderen Stelle der Geschichte schon einmal vorkommen, dass sich beim Leser ein ungutes, bedrückendes Gefühl breitmacht.

„Blutsbande 1: Die Verwandlung“ bietet mehr als das, was man auf den ersten Blick oder beim Lesen der ersten Seiten vermuten könnte. Nicht nur die düstere und beklemmende Atmosphäre, welche sich nach einiger Zeit einstellt, sondern auch einige wirklich gute Ideen, die Jennifer Armintrout in ihre Erzählung eingebaut hat, machen das Buch lesenswert. Sie vermischt die alten Eigenschaften der Vampire mit neuen, die wirklich gut zusammenpassen. So gibt es zwischen dem Schöpfer und dem Zögling ein so genanntes Blutsband, das beide stark zusammenschweißt. Diese Blutsbande spielen auch in „Blutsbande 1: Die Verwandlung“ eine große Rolle, da sie letztendlich alle Schwierigkeiten, die sich in dem Buch auftun, verursachen und für Carrie zu einem großen Verhängnis werden. Ganz zum Schluss hat Jennifer Armintrout noch eine weitere sehr gute Idee eingebaut, die ich aber an dieser Stelle nicht verraten werde.

Dennoch wirken manche Dinge, die Armintrout in ihren Roman integriert hat, doch ein wenig fehl am Platz. So wirkt zum Beispiel die Hexe Dahlia, ein Liebling von Cyrus, eher wie ein Mittel zum Zweck denn als wichtige Persönlichkeit der Geschichte. Die Tatsache, dass sie nur dazu da ist, um die Geschichte richtig in Gang zu bringen, ist einfach zu offensichtlich, und deshalb fällt es schwer, Dahlia irgendwo sinnvoll zuzuordnen.

Die Charaktere, mit denen ich mich anfangs nicht anfreunden konnte, formen sich im Verlauf der Handlung immer besser heraus. Vor allem Carrie wird während der Geschichte zusehends sympathischer. Durch die Ich-Perspektive, in der das Buch geschrieben ist, kommen ihre Gefühle und die Bedeutung der Blutsbande sehr gut zur Geltung, und es fällt dem Leser nach einiger Zeit nicht mehr schwer, mit Carrie mitzufühlen. Ganz besonders gelungen fand ich an den Charakteren, dass Jennifer Armintrout keine durch und durch guten und bösen Charaktere entwickelt hat. Ob nun Carrie, Nathan oder Cyrus – alle Handlungsträger weisen gute wie böse Seiten auf, und diese werden stets so gut begründet dargestellt, dass die Charaktere sehr real wirken. Selbst das Verhalten von Cyrus, der sich wie ein Monster verhält, ist für den Leser nachvollziehbar.

Was mir auch sehr gefallen hat, ist der im Großen und Ganzen nicht vorhersehbare Handlungsverlauf. Zwar kann man sich an manchen Stellen schon denken, wie die Ereignisse sich grob entwickeln werden, aber dennoch ist es recht schwer herauszufinden, wie genau es dazu kommen wird. Auch das Ende ist nicht so, wie man es sich vorstellen würde. Wer hier ein typisches Happy-End erwartet, der liegt eindeutig falsch.

_Fazit:_

Auch wenn „Blutsbande 1 – Die Verwandlung“ nicht gerade Meisterwerk ist, lohnt es sich dennoch, das Buch zu lesen. Wenn man erst einmal die ersten Kapitel überwunden hat, gewinnt die Geschichte an Spannung und weiß den Leser zu fesseln.

_Die Autorin:_

Jennifer Armintrout wurde im Jahr 1980 geboren und lebt in Michigan. Während ihrer Arbeit in der Pathologie eines Krankenhauses stellte sie sich eines Tages die Frage: Was würde passieren, wenn einer der verstorbenen Patienten ein Vampir wäre? Das war die Idee für ihren Debütroman „Blutsbande 1: Die Verwandlung“.

Blutsbande 1: Die Verwandlung
Blutsbande 2: Besessen (Oktober 2008)

|Originaltitel: The Tuning
Aus dem Amerikanischen von Martha Windgassen
460 Seiten
ISBN 978-3-89941-448-6|
MIRA Taschenbuch

Link, Charlotte – letzte Spur, Die

Die junge Elaine Dawson hatte bisher wenig Glück im Leben. Nach dem Tod ihrer Eltern lebt sie zurückgezogen im ländlichen Kingston St. Mary, wo sie sich um ihren älteren Bruder Geoffrey kümmert, der seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt. Die Hochzeitseinladung ihrer ehemaligen Kinderfreundin Rosanna in Gibraltar sorgt für einen Lichtblick in ihrem trüben Alltag. Doch Elaine hat Pech, Nebel verhindert den Flug und sie sitzt hilflos am Flughafen Heathrow. Ein Anwalt, der ihre missliche Lage erkennt, bietet ihr eine Übernachtung bei sich zuhause an. Elaine nimmt dankbar an – und verschwindet spurlos.

Fünf Jahre später: Rosanna Hamilton fühlt sich in ihrer Ehe und ihrem Leben auf Gibraltar immer weniger glücklich. Sie sehnt sich danach, wieder in ihrem alten Beruf als Journalistin zu arbeiten. Dankbar nimmt sie ein Angebot ihres ehemaligen Chefs an und reist nach London. Sie soll eine Zeitungsserie über vermisste Personen schreiben, darunter auch über den ungelösten Fall von Elaine. Rosanna rollt den Fall wieder auf, nicht nur aus journalistischem Interesse, sondern auch, um ihre Schuldgefühle über das Verschwinden der Freundin zu bewältigen.

Dabei konzentriert sie sich auf den Anwalt Marc Reeve – den Mann, der Elaine damals mit nach Hause nahm. Obwohl er stets beteuerte, Elaine am nächsten Tag zum Flughafen zurückgebracht zu haben, und die Polizei ihm nie etwas nachweisen konnte, wurde er den Verdacht nie los. Besonders Geoffrey versuchte mit allen Mitteln, sein Leben zu zerstören. Nur widerstrebend zeigt er sich zur Kooperation mit Rosanna bereit. Doch bald stößt die Journalistin auf Hinweise, dass Elaine möglicherweise noch lebt …

Verschwundene Personen, ein unbekannter Mörder und Frauen in Gefahr, das sind die Zutaten, die Charlotte Link nicht zum ersten Mal für einen Spannungsroman verwendet.

|Spannende Handlung, überraschende Wendungen|

Solide wie üblich versteht es Charlotte Link, durchgängig Spannung aufzubauen. Trotz des Umgangstons stellen sich erfreulicherweise keine Längen ein. Vielmehr fesselt den Leser von Beginn an die Frage, was mit Elaine Dawson geschehen sein mag. Dabei sind viele Möglichkeiten denkbar: Wurde Elaine auf dem Weg zum Flughafen entführt und ermordet? Wird sie vielleicht irgendwo gefangen gehalten und fristet vielleicht ein Dasein als Zwangsprostituierte? Gab es vielleicht einen Unfall, bei dem sie unbemerkt ums Leben kam? Oder ist Elaine gar freiwillig aus ihrem Leben ausgestiegen, hat eine neue Identität angenommen und will gar nicht gefunden werden?

Alles scheint möglich und zugleich nichts davon wirklich realistisch. Nicht nur Rosanna, auch dem Leser fällt es schwer zu glauben, dass der charmante, attraktive Marc Reeve etwas mit dem Verschwinden der unscheinbaren Elaine zu tun haben soll. Auch dass sie einem brutalen Killer in die Arme gelaufen sein soll, scheint fraglich, denn Elaine war zwar unerfahren, aber nicht vollends naiv. Die Dominanz ihres schwierigen Bruders Geoffrey, der sie als Bezugsperson beständig einspannt, mag vordergründig ein Motiv zur Flucht gewesen sein, dennoch kann sich niemand, der Elaine kannte, denken, dass sie, die schüchterne, einsame Dorfpflanze, tatsächlich einen solch großen Schritt wagte und ein heimliches neues Leben begann.

In einer Parallelhandlung tauchen jedoch zwei weitere Frauenleichen auf, deren Fälle womöglich mit Elaine zusammenhängen. Sowohl die Prostituierte Jane French als auch die sechzehnjährige Linda werden gefesselt und ertränkt aufgefunden, brutal getötet von einem Sexualverbrecher. Während die Polizei zunächst im Dunkeln tappt, verdichten sich die Hinweise, dass beide Frauen an den gleichen Mann gerieten und seiner psychopathischen Ader zum Opfer fielen. Eine fieberhafte Suche beginnt, mit dem Verdacht, hier endlich etwas über Elaines Schicksal zu erfahren. Für Leser wie Charaktere beginnt ein Wechselbad der Gefühle voller neu aufkeimender Hoffnungen, die sich mit Enttäuschungen und Misserfolgen abwechseln. Das Ende ist kaum vorhersehbar und dennoch plausibel, und bis zum Finale halten überraschende Wendungen den Leser in Atem.

|Private Verwicklungen|

Aber nicht nur die Suche nach Elaine Dawson, sondern auch die Schicksale der Menschen, die mit ihrem Fall verwoben sind, sorgen für Spannung. Vordergründig geht es dabei um Rosanna Hamilton, die nicht verwinden kann, dass es ihre Hochzeitseinladung war, die zum Verschwinden von Elaine führte, der sie nie besonders nahe stand und bei der sie wusste, dass eine solche Reise die junge Frau womöglich überfordern würde. Im Fokus liegt aber auch Rosannas Ehe- und Familienleben. Nie hat sie sich auf Gibraltar eingelebt, stattdessen vermisst sie ihr ländliches Kingston St. Mary und ihre abwechslungsreiche Arbeit als Journalistin.

Ihr Mann Dennis dagegen hadert mit seinem aufmüpfigen sechzehnjährigen Sohn Rob, der seinerzeit ungeplant zur Welt kam, von seiner jungen überforderten Mutter abgegeben wurde und inzwischen auch den Vater über Gebühr belastet. Da der Kontakt zur leiblichen Mutter schon vor vielen Jahren abbrach, hat Rosanna diese Rolle übernommen. Umso schlimmer für Rob, dass nun auch sie für unbestimmte Zeit nach England zurückgeht und sich offenbar immer weniger wohl in ihrer Ehe fühlt. Weitere Rollen spielen auch die Annäherungen zwischen Rosanna und Marc Reeve, die die verheiratete Frau in schwere Gefühlskonflikte bringen, sowie das Leid von Geoffrey, der seit Elaines Verschwinden in einem Pflegeheim lebt und sich an Marc rächen will, den er nach wie vor verantwortlich macht.

|Kleine Schwächen|

Trotz der eingebauten Nebenhandlungen, die sich um die Probleme der Figuren abseits der Suche nach der Vermissten drehen, besitzt das Buch keine wirkliche Tiefe und wirkt nicht lange nach der Lektüre nach. Zwar lässt einen das Schicksal der Charaktere nicht kalt, aber es reicht nicht, um den Leser mitleiden zu lassen. Dazu kommt, dass die Dialoge oft gestelzt klingen, gerade in emotionalen Momenten zu überlegt und dadurch nicht realistisch. An ein paar entscheidenden Stellen der Handlung springt der Zufall ein, sodass auch hier der Realismus ein wenig auf der Strecke bleibt und man unweigerlich spürt, dass sich die Handlung nicht von selbst ergibt, sondern sorgfältig konstruiert wurde.

Etwas fraglich ist außerdem, dass die Polizei bei ihren Ermittlungen zum Tod von Linda nicht von selbst auf die Idee kommt, an ihrem ehemaligen Arbeitsplatz zu recherchieren. Dies übernimmt stattdessen, einer Eingebung folgend, ihre Schwester Angela, die über Lindas ehemalige Kollegin auf eine heiße Spur gerät. Erst hier schaltet sich die Polizei ein, ohne dass erklärt wird, warum sie nicht längst dieses Umfeld überprüfte. Ein wenig übertrieben mutet auch der Einbau der Liebesbeziehung zwischen Rosanna und Marc an, als sei diese Entwicklung ein Muss, um das Chaos zu vervollständigen.

Als _Fazit_ bleibt ein solider Thriller von Erfolgsautorin Charlotte Link, der sich um mysteriöse Frauenmorde und die Suche nach einer verschwundenen Person dreht. Für Spannung ist durchgehend gesorgt, auch dank der überraschenden Wendungen. Kleine Schwächen liegen in der mangelnden Tiefe, die das Werk nicht weit über einen durchschnittlichen Unterhaltungsroman ohne größere Ansprüche hebt.

_Charlotte Link_, Jahrgang 1963, gehört zu den erfolgreichsten deutschen Autorinnen der Gegenwart. Fast alle ihre Bücher wurden zu Bestsellern. Ihre Spezialgebiete sind historische Romane sowie Psychothriller. Zu ihren bekanntesten Werken zählen: „Das Haus der Schwestern“, „Verbotene Wege“, „Die Sünde der Engel“ und die Sturmzeit-Trilogie („Sturmzeit“, „Wilde Lupinen“, „Die Stunde der Erben“). Mehrere ihrer Bücher wurden fürs Fernsehen verfilmt.

http://www.randomhouse.de/goldmann/

|Siehe ergänzend dazu:|

[„Am Ende des Schweigens“ 1606
[„Der fremde Gast“ 1080
[„Das Echo der Schuld“ 3753

James Marriott/Kim Newman (Hgg.) – Horror. Meisterwerke des Grauens von Alien bis Zombie

Der große Spaß am Grusel

Die Geschichte des Horrorfilms stellen James Marriott und Kim Newman in elf Kapiteln und auf 250 Seiten dar, wobei sie von fünf Mitarbeitern (Stephen Jones, Rebecca Levene, Kerri Sharp, Stephen Thrower, Pete Tombs) unterstützt werden.

„Horror“ outet den Filmhorror einleitend als Spross einer künstlerischen Tradition, die wesentlich älter als das Kino ist. Der Mensch lässt sich gern Angst einjagen, wenn er sich dabei ungefährdet weiß. Bis ihm per Zelluloid eingeheizt werden konnte, lieferten Literatur und Theater, was sein Herz (oder sein Magen?) begehrte. Folgerichtig waren die ersten Horrorfilme nicht nur in ihrer Darstellung, sondern auch formal sehr theatralisch. James Marriott/Kim Newman (Hgg.) – Horror. Meisterwerke des Grauens von Alien bis Zombie weiterlesen

Pirner, Jürgen (Chefredaktion) / Schiele, Lars (Redaktion) – Nautilus 50

_Inhalt:_

|Filme im Kino, im TV und auf DVD|

Die Drachenjäger – Ein symphatisches Heldentrio im Kampf gegen den schier unbesiegbaren Weltenverschlinger. Prächtige und absolut sehenswerte 3D-Umsetzung der TV-Animeserie für das große Kino.

Iron Man – Der Comic-Superheld aus Stahl im Kino: Milliardär Tony Stark wird per eiserner Hightech-Rüstung zum Kämpfer gegen Schurken und Bösewichte – inkl. Blick auf frühere Verfilmungen.

10.000 B.C. – Wahrheit und Legenden: Regisseur Roland Emmerich berichtet im Interview, was in seinem Film pure Fantasy oder Tatsache ist.

Eureka – TV-Tipp: Die unterhaltsame SF-Serie über geheime Genies und durchgeknallte Erfinder in der seltsamsten Kleinstadt der Welt.

LOST Staffel 3 – Gehirnwäschen, weiße Hasen und tote Rockstars auf der geheimnisvollen Insel: Fakten über die Anderen, neue Rätsel und Fragen für die Überlebenden, ein Ausblick auf die 4. Staffel und LOST – Das Spiel als Adventure-Game für PC und Konsole.

Vorhang auf – Eine tödliche Expedition zum Maya-Tempel in „Ruinen“, Ereignisse eines Online-Rollenspiels schwappen in die Realität in „Ben X“, die Comic-Welt eines Rennfahrers als Real-Verfilmung in „Speed Racer“, Zombies und nervenzerfetzene Spannung für ein TV-Team in „REC“, skurrile Killer-Story und schwarzer Humor in „Brügge sehen … und sterben“: die Phantastik-Filmstarts im April und Mai sowie die aktuellen Film- und DVD-News.

Phantastische Filme auf DVD – Das Märchen um große Liebe, hässlich-gemeine Hexen, tödliche Prinzen und einen gefallen Stern in „Der Sternwanderer“, der Kampf von Peter Parker gegen einen schwarzen Symbiontenanzug in „Spider-Man 3“, die Beobachtung eines Serienmörders mit ungeahnten Folgen in „Disturbia“, eine Feinschmecker-Ratte wird zum heimlichen Gourmet-Koch in „Ratatouille“, die Außerirdischen sind unter uns in Invasion, der tödliche Wut-Virus bricht erneut aus in „28 Weeks Later“, furioses Dauerfeuer aus allen Rohren in „Shoot ‚em up“ – aktuelle Silberscheiben für das Heimkino.

|Die Welt des Indiana Jones|

„Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ – Indy is back: Der Archäologe mit Peitsche und Schlapphut jagt geheimnisvollen Schätzen von Außerirdischen hinterher und muss sich gegen böse Kommunisten zur Wehr setzen. Preview auf den vierten Indiana-Jones-Film – und leider erst im nächsten Heft gibt es ein Interview mit Karen Allen über den Dreh von „Indy 4“ und ihre Rolle als Marion Ravenwood.

Die Abenteuer von Indiana Jones auf DVD – Rückblick auf Indiana Jones‘ bisherige Abenteuer in „Jäger des verlorenen Schatzes“, „Der Tempel des Todes“ und „Der letzte Kreuzzug“.

Götzenbilder und Legenden – Mythen und historische Fakten über die von Indiana Jones in den Filmen entdeckten Schätze und Artefakte.

|Schätze, Schatzjäger und Schatzkarten|

Goldstädte – Die Kreuze auf den Schatzkarten und verborgene Stätten des Reichtums: Mythen und Fakten zu sagenhaften Goldstädten und versunkenen Schatz-Kulturen.

Der Mythos der Schatzkarten – Seit Stevensons Roman „Die Schatzinsel“ gehören Schatzkarten zum Standard-Repertoire des Abenteuer-Genres, doch gibt es sie wirklich?
Altertumsforscher kontra Grabräuber – Auf den Spuren von Heinrich Schliemann und Howard Carter: Die Entwicklung der wissenschaftlichen Archäologie von ihren Anfängen bis heute.

Schatzjagd heute – Archäologen, Grabungsfirmen, Sondengänger und illegale Hobbygräber: Legale und illegale Schätze.

Fiktive Schatzjäger – Eine Gallerie der Jäger nach Schätzen in Film und Fernsehen und in der Literatur: Allan Quatermain, Harry Steele, Fred Dobbs, Lara Croft, Sidney Fox, Amelia Peabody Emerson, Benjamin Franklin Gates, Robert Langdon, Rick O’Connel u.a.m.

Echte Schatzjäger – Eine Gallerie der Vorbilder für Indiana Jones & Co.: Giovanni Battista Belzoni, Heinrich Schliemann, Robert Kodlewey, Ludwig Borchardt, Howard Carter, Hiram Bingham, Loenard Woolley, Roy Chapman Andrews u.a.m.

Geschätzte Schätze – Schätze sind Legende, werden gesucht oder zufällig gefunden, und erst die Suche macht den Schatz: Wie verlorene Artefakte zu Schätze werden an Beispielen wie der Legende vom Nibelungen-Schatz, der Entdeckung des Grabes von Tutanachamun, der Jagd nach dem Bernsteinzimmer, der Suche nach dem Alexander-Grab, dem Fund des Wracks des Goldgräberdampfers „Central America“ und der vergeblichen Schatzgräberei auf Oak Island.

Grabräuber pass‘ auf – Gruselige Geschichten oder reales Risiko: Die Wahrheit über Mumienflüche und verborgene Fallen in alten Tempelanlagen.

Geocaching – Schätze in Plastikdosen und Schätze für jedermann, aufzuspüren per Internet und GPS-Receiver: Die moderne Schatzjagd als weltumspannendes Freizeit-Vergnügen.

Zauber uralter Artefakte – Geheimnisvolle Überlieferungen und rätselhafte Funde zwischen Esoterik und Archäologie: Monolitische Anlagen im Meer, goldene Flugmaschinen der Antike, elektrische Batterien in den Pyramiden, Karten ungesehener Länder und kunstvolle Uhrwerke aus Zeiten vor der Erfindung des Zahnrades.

Item-Dropping und Level-Hunt – Schatzjagd für jedermann am Spieltisch und online am PC: Das bequeme und stets wiederholbare Schätzeraffen der Gegenwart ohne Gefahr für Leib und Leben per Rollenspiel.

Altmeister der Schatzjäger – Ein Nachruf auf Gary Gygax, den Vater aller Verliese und Drachen und Erfinder des Fantasy-Rollenspiel-Genres, der Anfang März verstarb.

|Phantastische Literatur, Spiel und Comic|

Mehr als Gold und Edelsteine – Rätsel, Tod und Offenbarung: Der Schatz als dramaturgisches Grundmuster und seine Funktion und Rolle im Ablauf der Ereignisse in Romanen und Erzählungen.

Jäger der verlorenen Pöppel – Expeditionen und Ausgrabungen als Thema von Brett- und Kartenspielen und eine verspielte Schatzsuche mit sechs ausgewählten Schatzjäger-Spielen: „Das Gold der Inka“, „Azteken-Schatz“, „Relikt“, „Indus“, „Mykerinos“ und [„Jenseits von Theben“. 4286

Mäusewache – Kein „Der Herr der Ringe“ mit Mäusen: Werkstattbericht zur Entstehung von David Petersens ungewöhnlichen |Mouse Guard|-Comics vom Lektor der deutschen Ausgabe bei |Cross Cult|.

Cyberpunk als Realität – Interview zu „Cosmo Hill“, der Cyberpunk-Romanwelt für Jugendliche von Artemis Fowl-Autor Eoin Colfer, inkl. kurzer Vorstellung des Cyperpunk-Genres und Vorstellung des ersten Bandes Cosmo Hill: [„Der Supernaturalist“. 4677

Kino im Kopf – Jörg Kastners „Teufelszahl“, André Wieslers „Teufelshatz“, Patricia Biggs „Rabenzauber“, Jennifer Fallons „Der unsterbliche Prinz“, Christoph Hardebuschs „Sturmwelten“, Terry Brooks „Kinder der Apokalypse“ u.a.m. – neue phantastische Romane und Lesetipps für den April.

Schule der Magier – Der Autor Henry H. Neff erzählt im Interview anlässlich des Erscheinens des ersten Romans „Das geheime Portal“ über die Entstehung seiner Romanreihe über ein Internat, an dem Zauberei gelehrt wird.

|Offizielle Kolumnen|

Die Magische Schreibwerkstatt – Gerd Scherm: Der Besuch der roten Katze oder Wie alles begann. Die |Heyne|-Fantasy- und Science-Fiction-Autoren erzählen, wie ihre Bücher entstehen.

Nachgebildete Vorbilder – |Maddrax|-Redakteur Mike Schönenbröcher berichtet in der |Bastei|-Kolumne, welche Filmhelden den Figuren der |Maddrax|-Reihe als optische Vorbilder dienten.

_Eindrücke:_

Die Ausgabe 50 der „Nautilus“ startet mit phantastischen Kinohighlights – einem Überblick über die wichtigsten Filme im April und Mai, wie „Speed Racer – Tempo und Vollgas“, einer aufwändigen Realverfilmung der legendären Anime-Serie, „The Fighters“, einem Film, der einiges an sehenswerter Action und guter Kampfchoreographie verspricht, und „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“, der das Zeug dazu hat, der mit Abstand erfolgreichste Film des Jahres und vielleicht einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten zu werden. Um nur drei zu nennen; doch Heiner Schmitt hat natürlich erheblich mehr Filme vorgestellt, darüber hinaus Infos im „Film & DVD Newsticker“.

Weiter geht es mit den aktuellen „DVD Neuerscheinungen“, in denen es sich um „Der Sternenwanderer“, „Spider-Man 3″, Disturbia“, „Ratatouille“, [„28 Weeks Later“,]http://www.powermetal.de/video/review-1406.html „Invasion“ und „Shoot ‚em up“ dreht.

Sara Aubron verfasste einen Artikel über den am 24. April in den Kinos gestarteten „Die Drachenjäger“, über den sich nicht nur die Fans der seit 2004 laufenden französischen Anime-Serie freuen können.

Es folgt ein Bericht von Jens Altmann über „Iron Man – Der Held aus Stahl“, die Comic-Superhelden-Verfilmung, die am 1. Mai in den Kinos anlief.

Dieter Oßwald führte ein Interview mit Roland Emmerich, der sich mit seinem neusten Streifen „10.000 BC“ in die Steinzeit begeben hat. Der Regisseur bietet zum Schluss des Gespräches auch einen kurzen Einblick in sein nächstes Projekt „2012“.

Der „TV-SERIENTIPP“ dreht sich dieses Mal um „Eureka“, eine Serie, die am 25. Februar bei |PRO 7| startete. Robert Vogel fasste Wissenswertes über die außergewöhnliche SF-Serie zusammen.

Thomas Plischke berichtet über „LOST“ anlässlich des Erscheinens der dritten Staffel auf DVD und stellt den Lesern „Die Anderen“ vor, die Hauptthema dieser Staffel sind. Darüber hinaus verrät er einige Fakten der Staffel 4, die in den USA angelaufen ist.

Es folgt ein dreiseitiger Bericht über „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“, der am 22.5. in den Kinos startet. Jens Altmann verrät Hintergründe über den Film und die Produktion.

Dem schließt sich ein Artikel von Marcel Bülles über „Indiana Jones auf DVD“ an – sprich die 2004 in Deutschland erschienene Viererbox mit den Filmen und einer DVD voll Zusatzmaterial. Für dieses Jahr ist eine digital restaurierte Fassung aller Filme angekündigt. Wer sich auf einen Blick über sie informieren will, ist bei diesem Bericht an der richtigen Adresse.

Marcel Bülles steuert auch den ersten Essay bei – unter der Prämisse „Götzenbilder und Legenden“ fasste er „Die Schätze des Indiana Jones“ zusammen, was die vorhergegangenen Berichte wundervoll abrundet.

Sehr informativ ist auch der Artikel von Jens Altmann über „Goldstädte – Verborgene Stätten des Reichtums“, über verborgene, geheimnisvolle Orte, von denen jeder schon gehört hat, von denen aber meist niemand weiß, wo man sie findet. Es ist daher umso spannender, Jens Altmann über die „Kreuze auf den Schatzkarten“ zu folgen.

Sara Aubrons „Junge Wissenschaft – Vom Vorschlaghammer zum Zahnstocher“ beschäftigt sich mit der Entwicklung der Archäologie von den Anfängen bis heute.

Über „Fiktive Schatzjäger – Forscher, Freaks und Weltreisende“, sprich Jäger nach Schätzen in Film, Fernsehen und in der Literatur, fasste Jens Altmann Fakten zusammen; auch über „Echte Schatzjäger“, wie Heinrich Schliemann, Howard Carter, Roy Chapman Andrews und andere.

Steffen Schütte verrät den Lesern in seinem vierseitigen Artikel „Geschätzte Schätze“, wie aus verlorenen Artefakten Schätze werden.

Nahtlos passt der folgende Bericht „Grabräuber pass auf!“, der über Flüche und Fallen Auskunft gibt, zu den vorangegangenen Essays. Ebenso „Zauber uralter Artefakte – Überlieferungen und Archäologie“.

Auf den Altmeister der Schatzjäger, den Vater aller Verliese und Drachen, „Gary Gygax“, der maßgeblich an der Entwicklung und Verbreitung des ersten Rollenspiels „Dungeons & Dragons“ beteiligt war, verfasste Carsten Pohl einen einseitigen Nachruf.

Auch im Literaturteil geht es um das Oberthema dieser Ausgabe. In „Mehr als Gold – Rätsel, Tod und Offenbarung“ beleuchtet Martin Ruf den Schatz als Grundmuster von Erzählungen anhand von bekannten Werken.

In „Die Magische Werkstatt“ erzählen die |Heyne|-Fantasy- und SF-Autoren, wie ihre Bücher entstehen. In dieser Ausgabe ist es Gerd Scherm, der über den „Besuch der roten Katze oder Wie alles begann“ plaudert. Gerd Scherm, freier Schriftsteller und Künstler, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den Friedrich-Bauer-Preis 2006 für Literatur. Bei |Heyne| erschienen seine Werke „Der Nomadengott“, „Die Irrfahrer“ und „Die Weltenbaumler“.

Tanja Vetesnik fasst die phantastischen Buch-Neuheiten der Großverlage im April zusammen.

Natürlich ist das noch längst nicht alles, was die Ausgabe 50 der „Nautilus“ zu bieten hat.
Aber bereits das von mir Erwähnte beeindruckt. Ich habe selten ein Magazin gelesen, das auf so interessante Art und Weise informiert und gleichzeitig unterhält. Der Grat ist schmal – um nicht Gefahr zu laufen, „dröge“ Informationen auf den Leser loszulassen. Das „Nautilus“-Team schafft das mit einer spielerischen Leichtigkeit!

Allein die Artikel sind schon den Kauf wert!

_Fazit:_ Beeindruckend umfangreiches, informatives und ansprechend aufgebautes Magazin mit einer bravourösen Ausgabe 50! Kaufen!

|Nautilus
Ausgabe 50
Abenteuer Medien Verlag, Hamburg, Mai 2008
DIN-A4, Magazin für Abenteuer & Phantastik, ISSN 0946-3534, 52 Seiten, 4,50 €
http://www.abenteuermedien.de |

Boothby, Ian – Futurama Comics 31

_Inhalt_

|“Einen Kopf kürzer“|

Auf Geheiß des Professors reisen Bender, Fry und Leela auf direktem Wege nach Glasopolis, eine geschrumpfte Stadt, die einst von ihrer Bevölkerung verkleinert wurde, um der Überbevölkerung Herr zu werden. Mit Hilfe einer Schrumpf-Rutsche wird das Trio in Minimalgröße verwandelt und direkt in die ungewöhnliche Flaschenstadt teleportiert.

Vor Ort werden die Erdenbewohner allerdings nicht so freundlich empfangen: Der Präsident von Glasopolis kündigt an, mit einem Arsenal aus minimierten Nuklearwaffen die Erde in Schutt und Asche zu legen und sich so für die Geschehnisse der Vergangenheit zu rächen. Fry und seinen beiden Gefährten bleibt gerade mal eine Stunde, um aus der Flasche zu entkommen, den Professor zu verständigen und die Bevölkerung von Glasopolis umzustimmen. Doch in Miniaturform sind die Wege durch die Stadt und ins Labor ungleich länger …

_Persönlicher Eindruck_

In der neuesten Episode der „Futurama“-Comics nimmt Kult-Autor Ian Boothby vor allem das Superhelden-Metier auf die Schippe und bietet besonders Insidern ein wahres Freudenfest intelligenten, richtig guten Humors. So spielt der Background der Story auf ein früheres Duell zwischen Superman und Brainiac an, das nach einer heftigen Auseinandersetzung dafür sorgte, dass Krypton-Hauptstadt Kandor verkleinert wurde. Aber auch die X-Men, Flash Gordon, Star Wars und Sylvester Stallones SciFi-Klamotte „Judge Dredd“ bekommen mehr oder minder direkt ihr Fett weg, bevor Boothby dann mit einer kurzen Persiflage auf den Filmklassiker „Flucht ins 23. Jahrhundert“ endgültig zum Rundumschlag ausholt.

Die Story ist dementsprechend mal wieder recht extravagant und ideenreich, bietet aber dennoch ein recht hohes Tempo, ohne dabei Situationskomik und den ständig wiederkehrenden zweideutigen Wortwitz zu vernachlässigen. Dies gelingt in „Einen Kopf kürzer“ im Übrigen auch sehr gut ohne die tatkräftige Unterstützung Benders, der sich hier vornehm zurückhält und ausnahmsweise auch mal dem Professor und Fry die Bühne überlässt. Nichtsdestotrotz hat der freche Roboter hier und dort auch seine Szenen, in denen er die persönliche Vorliebe für Vulgäres und Perversitäten breittreten kann. Für Unterhaltung unter der Gürtellinie ist partiell also ebenfalls gesorgt.

Mehr als dies überzeugt aber schlussendlich der richtig gute Erzählstrang. Die Story ist den TV-Episoden absolut ebenbürtig und bietet trotz ihrer sehr linearen Struktur genügend Abwechslung, um die urtypische Atmosphäre aufzubauen. Wenn bei einem Comic aus dieser Reihe das Resümee angebracht ist, dass man es dringend gelesen haben sollte, dann definitiv bei der Geschichte aus Magazin Nr. 31.

http://www.paninicomics.de

Sassenberg, Volker – Gabriel Burns – Zwei Horizonte (Folge 29)

Die Fäden zusammenlaufender Handlungsstränge sind ausgelegt, die bevorstehende Apokalypse, die Vancouver und damit den Stützpunkt von Bakermans Team in Gabriel Burns zu Fall bringen könnte, mehrfach angekündigt. Nun erwarten die Hörer eine Zuspitzung der Ereignisse. Bekommen sie diese mit Folge 29 „Zwei Horizonte“ geboten?

_Vorgeschichte: Folgen 1 bis 28_

Vancouver: Steven Burns, erfolgloser Schriftsteller, hält sich mehr schlecht als recht als Taxifahrer über Wasser. Sein Leben ändert sich jedoch schlagartig, als er an den geheimnisvollen Bakerman gerät – oder treffender: als Bakerman Steven kontaktiert, um ihn in ein mysteriöses Projekt einzuweihen, das sich unheimlicher Phänomene angenommen hat. Warum Bakerman, der dieses Projekt leitet, gerade Steven für seine Pläne auserkoren hat, wird dem Schriftsteller in dem Moment klar, als er an seinen Bruder Daniel zurückdenkt. Dieser verschwand nämlich im Alter von vier Jahren auf seinem Geburtstag, als Steven ihn bat, in eine Kiste zu steigen und einen Zaubertrick über sich ergehen zu lassen. Doch das Resultat war kein harmloses Kinderspiel, denn Daniel war plötzlich wie weggezaubert und blieb spurlos verschwunden.

Obwohl Bakerman auf die Geschehnisse von Stevens geheimnisvoller Zaubergabe anspielt, bleibt er ihm die Antworten schuldig. Und wenn er etwas herausrückt, dann nur sehr spärlich und darauf bedacht, die wahren Hintergründe im Dunkeln zu lassen. Denn Bakerman möchte Stevens Fähigkeiten erst einmal testen und eine Vertrauensbasis aufbauen. So schickt er ihn über den gesamten Globus; immer dorthin, wo auf eigenartige Weise Menschen verschwinden, von gefährlichen Experimente berichtet wird oder scheinbare Naturphänomene ans Tageslicht treten.

Steven Burns zur Seite stehen Joyce Kramer und Larry Newman, die das Viererteam um Bakerman komplettieren. Joyce ist bereits seit vielen Jahren ein treuer Verbündeter Bakermans und stellt seine Pläne nicht in Frage. Larry hingegen ist erst kurze Zeit nach Steven zur Mannschaft gestoßen, als sich der frühere Forstbeamte in den Wäldern von Yukon widernatürlichen Phänomenen ausgesetzt sieht und daraufhin beschließt, das Böse zu bekämpfen. Die zehn fahlen Orte sind es, die Steven Burns, Bakerman, Joyce und Larry in Atem halten. Orte, an denen das Böse zum Vorschein kommt und Tore in eine andere Welt geöffnet werden, um die Menschheit durch Kreaturen aus der Hölle zu vernichten.

Bukarest, der erste fahle Ort, ist gefallen. Der zweite könnte bald folgen. Während Bakerman und Joyce, fürs Erste untergetaucht, ihre Rückkehr planen und sich Larry Newman in den Händen Victor Zeysen befindet, ist Steven Burns in einer Welt zwischen Leben und Tod gefangen und steht endlich dem Wesen gegenüber, das ihn zu dem gemacht hat, was er ist: der Erste der Grauen Engel.

_Inhalt_

In bewährter Tradition laufen auch in Folge 29 mehrere Handlungsstränge nebeneinander, die zunächst keinen Verknüpfungspunkt aufweisen, dann aber am Ende in ein großes Finale münden. Sowohl die in Folge 28 „Im Kreis des Vertrauens“ begonnenen Geschehnisse um die entführten Kinder, denen Larry Newman in Bukarest auf die Spur gekommen ist, als auch die Rückkehr von Bakerman und Joyce stehen im Zentrum der Episode. Eingerahmt wird die Folge 29 von kurzen Szenen um Steven Burns, der sich, gefangen in einer Zwischenwelt, einer Entscheidung stellen muss, die weitreichende Konsequenzen nach sich zieht.

Bukarest: Larry Newman und seine Begleiterin Anahita können sich aus ihrer Gefangenschaft befreien und heften sich an die Fährte Victor Zeysens, der nicht nur eine Schlüsselrolle im Fall der entführten Kinder zu spielen scheint, sondern möglicherweise auch um den Verbleib Steven Burns Bescheid weiß. Immerhin stößt Larry auf Stevens Armbanduhr, die bei seiner Flucht aus einem verwinkelten Gebäude auf dem Boden entdeckt. Für eine genauere Suche bleibt jedoch keine Zeit, denn Larry und Anahita beobachten Zeysen und sein Team beim Einladen mehrere Kisten in einen Zug mit unbekanntem Zielort. Im letzten Moment klettern sie auf und machen eine furchtbare Entdeckung. Obgleich mit der Aufschrift ‚Chloroform‘ versehen, werden Kinder in den Kisten verfrachtet. Mit unterschiedlichen Nummern markiert, kann Larry schnell eins und eins zusammenzählen: Die Kisten sind für die fahlen Orte bestimmt, um dort ihren Fall herbeizuführen. Als der Zug schließlich hält und die Kiste Nummer acht in ein Flugzeug nach Kanada verladen wird, verabschiedet sich Larry von Anahita und begleitet als blinder Passagier die Fracht nach Vancouver – in der Hoffnung, die nahende Katastrophe in der Stadt noch zu verhindern.

Zur selben Zeit erholen sich Joyce Kramer und Mr. Bakerman auf Douglas Island, einer verlassenen Insel im Süden Vancouvers. Ihre Rückkehr in die Welt der Lebenden – noch immer halten sie viele für tot – will gut vorbereitet sein. Untätig sind sie jedoch nicht, und während vor allem Bakerman alle bisherigen Hinweise auf verschwundene oder getötete Personen und eigenartige Verstrickungen noch einmal überprüft, stößt er schließlich auf eine heiße Spur: Bernard Cardieux. Dieser ist zwar schon tot, sein Haus aber noch nicht verkauft, so dass Bakerman und Joyce wenig später zu dem Anwesen aufbrechen. Tatsächlich entdecken sie im Keller noch einen funktionstüchtigen Laptop, der eine wichtige Aufzeichnung enthält. Könnte des Rätsels Lösung, wie ihre Gegner noch aufgehalten werden können, im Wolfram liegen? Bevor sie der Spur nachgehen können, bekommen sie einen wichtigen Anruf von Larry Newman, der ihnen eine Warnung schickt und sie zu einer verlassenen, weißen Villa lotst, in der eine Versammlung von Zauberern stattfinden soll. Doch der Anruf kommt zu spät, denn bevor Joyce und Bakerman die Villa erreichen, beobachten sie aus der Ferne, wie nach und nach sämtliche Stadtteile Vancouvers in völlige Dunkelheit getaucht werden. Der Fall eines weiteren fahlen Ortes hat begonnen.

Losgelöst von diesen Ereignissen betritt Steven bzw. Gabriel Burns eine neue Welt und steht dem Flüsterer gegenüber. Er will keine Marionette größerer Mächte mehr sein und seinen eigenen Weg wählen, und dazu zählt auch, endlich seinen Bruder Daniel wiederzufinden, der als kleines Kind verschwunden ist. Nun ist Daniel plötzlich in greifbarer Nähe und Gabriel gewillt, ihn aus dieser Zwischenwelt zurückzuholen. Doch das könnte das Gleichgewicht gefährden – und dies in einer Situation, die keinen Aufschub duldet.

_Bewertung_

Der |Gabriel Burns|-Hörer bekommt mit Folge 29 „Zwei Horizonte“ das geboten, was er von der Serie gewohnt ist: eine spannende, komplex durch mehrere Handlungsstränge verbundene Erzählung, die rasant auf einen neuen Wendepunkt innerhalb der Geschichte zusteuert. Um die Bedeutsamkeit der Ereignisse zu unterstreichen, fährt Produzent Volker Sassenberg in „Zwei Horizonte“ ein Klanggewand auf, das sämtliche Register zieht und sich selbst vor großen Kinoproduktionen nicht verstecken muss. Vor allem die Eingangs- und die Abschlussszene um Steven Burns sind von einem epischen Soundtrack mit imposantem Chorgesang unterlegt, der im Hörspielsektor seinesgleichen sucht. Die eigentliche Handlung wird dabei fast zur Nebensache, weiß aber in dieser Folge mehr denn je zu gefallen und zieht dankenswerterweise wieder etwas an Tempo an.

Die prominenten Sprecher leisten wie gewohnt gute Arbeit. Viele bereits bekannte Nebenfiguren, mitunter einige aus dem ersten Teil, kehren für kurze Gastauftritte zurück und machen deutlich, dass der Fortlauf der Handlung gut durchdacht ist und nichts dem Zufall überlassen wird. Eine genaue Kenntnis der bisherigen Ereignisse ist zwingend notwendig. Aus dem Kontext gerissen ist Gabriel Burns nicht zu verstehen. Wer sich jedoch die Zeit nimmt und |Gabriel Burns| intensiv verfolgt, der wird mit einem umso intensiveren Hörgenuss belohnt, der auch für die Zukunft noch viele Höhepunkte verspricht.

http://www.gabrielburns.de/

Siehe ergänzend dazu auch unsere Besprechungen zu den aktuellen Buchveröffentlichungen

[„Gabriel Burns: Die Grauen Engel“ 3892
[„Gabriel Burns: Verehrung“ 3960

Brubaker, Ed (Autor) / Phillips, Sean (Zeichner) – Criminal 1: Feigling

_Story_

Leo hat eigentlich mit seinem Leben als Gangster abgeschlossen. Sein letzter Raubüberfall liegt schon einige Zeit zurück, und auch wenn die finanzielle Krise täglich größer wird, ist er genügsam und zufrieden damit, den heroinsüchtigen Ex-Kumpanen seines verstorbenen Vaters zu pflegen. Dann jedoch macht sein ehemaliger Auftraggeber Seymour Leo ein nahezu unwiderstehliches Angebot. Gemeinsam mit einigen korrupten Cops soll er einen Polizeitransport überfallen, der neben Beweismitteln für die örtlichen Gerichtsverhandlungen auch einen Diamantenkoffer mit sich führt.

Nach anfänglichen Zweifeln lenkt Leo schließlich ein und beteiligt sich am großen Coup, stellt jedoch schnell fest, dass er mit den Drahtziehern nicht auf einer Wellenlänge liegt. Noch vor dem eigentlichen Überfall kommt es zu ersten Rangeleien, die Leo bereits nachdenklich stimmen. Und seine Panik ist nicht unbegründet, denn das Attentat entpuppt sich für ihn und seine langjährige Begleiterin Greta als Fiasko. Allerdings hat Leo in solchen Fällen immer einen Plan B – der ihm dieses Mal aber auch nicht langfristig aus der Patsche hilft. Seymour und seine neuen Gefährten sind ihm nämlich weiterhin auf der Spur …

_Persönlicher Eindruck_

Mit „Feigling“ eröffnet Starautor Ed Brubaker wieder eine neue, äußerst schmutzige Serie, deren teils wirklich krimineller Charakter ganz klar an die ersten Werke eines Frank Miller erinnert. Brubaker begibt sich sehr tief in den schmierigen Untergrund, beschäftigt sich weitestgehend mit anrüchigen Subjekten und fährt in seiner Story einige personifizierte Anti-Helden auf, die jedoch innerhalb des außergewöhnlichen Settings schnell zu Sympathieträgern werden. Ein unkonventionelles Comic-Erlebnis? Auf jeden Fall!

Im Mittelpunkt der Handlung steht der eigenartige Leo, ein recht undurchschaubarer Bursche, der einerseits immer alles unter Kontrolle hat, sich aber gerne zu gewissen illegalen Aktivitäten verleiten lässt, wenn der finanzielle Anreiz hoch genug ist. Dieses Mal werden ihm als Erlös gleich fünf Millionen Dollar angeboten, die bei einem Deal mit einem korrupten Bullen und seinen Hintermännern in Form von Diamanten herausspringen sollen. Leos persönliche Schmerzgrenze ist damit überschritten, und obschon er sich mit besagtem Cop von Anfang an in der Wolle hat, willigt er ein, die Planung des Überfalls vorzunehmen und den Coup zu leiten. Nicht ahnend, dass im Hintergrund bereits weitere Kriminelle seinen Tod planen, stürzt sich Leo unbedacht ins Abenteuer und redet seine Zweifel mit der Aussicht auf die fette Beute schön. Im Moment der ersehnten Action läuft dann aber alles schief. Einige Komplizen werden von den eigenen Männern erschossen, von Diamanten ist weit und breit keine Spur, und bevor Leo klar wird, dass er hintergangen wurde, stürzt er sich schon in sein Fluchtauto und zieht sich gemeinsam mit Greta auf ein verstecktes Landanwesen zurück. Doch die wahre Tragödie beginnt erst jetzt …

Die Story wird von Brubaker mit hohem Tempo und auch sehr linear erzählt. Zwar lässt der Autor Raum für einige knappe Nebenstränge, doch insgesamt konzentriert sich die Handlung beinahe ausschließlich auf Leos Aktivitäten im kriminellen Sumpf bzw. seine emotionale Zerrissenheit, die auf seiner jüngeren Vergangenheit fußt. Der Protagonist lernte einst das Gangster-Handwerk von seinem Verstorbenen Vater und dessen Nebenbuhler Ivan, dem sich Leo in gewisser Weise verpflichtet fühlt, sodass er seit einiger Zeit für dessen Pflege sorgt – obwohl Ivan den Hausmädchen ständig an die Wäsche geht und sie sexuell belästigt. In ihm manifestiert sich schließlich auch der bizarre Beigeschmack der Erzählung, denn auch wenn die Geschichte knallhart und erbarmungslos brutal ist, so fügt der Autor ihr an den entsprechenden Stellen immer eine ironische Note hinzu. „Feigling“ bleibt zwar weiterhin eine ungeschminkte Kriminal-Story mit Auszügen aus dem Thriller-Segment, lässt sich aber überwiegend von eigenwilligen, skurrilen Gestalten vorwärts treiben, die den Plot erst so außergewöhnlich machen.

Letzterer nimmt in den letzten Kapiteln dann noch einmal ein paar krasse Wendungen vor, die das bis dahin enorm stringente Grundgerüst noch einmal gehörig aus den Fugen bringen. Hier wird’s dann plötzlich auch emotional, wobei diese Seite bedingt durch die brutale Gangster-Inhalte in den ersten Episoden dieses Sammelbands auch nicht ganz so stark ausgeprägt ist. Im Grunde genommen scheint sie sogar unnötig, weil sie den Fokus kurzzeitig vom Hauptgeschehen wegnimmt, ohne dass es an entsprechender Stelle angebracht wäre. Wirklich störend ist dies zwar nicht, aber wenn man bedenkt, wie krass manche Darstellungen im ersten Teil von „Criminal“ sind, zehrt das Ganze schon ein wenig an der Homogenität der Handlung.

Nichtsdestotrotz legt Brubaker mit dem Start seiner neuen Krimi/Thriller-Serie einen Auftakt nach Maß hin. Story, Zeichnungen, Spannungsbögen und Charaktere sind absolut prächtig und unterstreichen in ihrer großartigen Anordnung, warum dieser Mann völlig zu Recht zu den revolutionären Köpfen des US-Comics gehört!

http://www.paninicomics.de/criminal-s10538.html

Ellery Queen – Der Giftbecher

Im großen Haus der Hatters geht ein trickreicher Mörder um. Ein knurriger Polizist und ein tauber Privatdetektiv ermitteln, aber sie erkennen beinahe zu spät, dass sich hinter den Verbrechen eine düstere Familientragödie verbirgt … – Klassischer „Whodunit“-Krimi aus der goldenen Ära dieses Genres, der alle erforderlichen Elemente – das alte und dunkle Haus, der Mord im vom innen verschlossenen Raum usw. – aufweist und durch die bizarre Figurenzeichnung besticht: ein nostalgischer Lektürespaß der Oberklasse. Ellery Queen – Der Giftbecher weiterlesen