Alle Beiträge von Tobias Schäfer

Charles Stross – Die Kinder des Saturn

Es gibt mehrere auf Deutsch unveröffentlichte Titel von Charles Stross, was das Warten auf die nächste deutsche Ausgabe noch erschwert. „Die Kinder des Saturn“ ist schon an sich ein Titel, der bei Science-Fiction-Lesern Begehrlichkeiten weckt, kündet er doch von Weltraum, Reisen, Eroberung fremder Welten … Und so kann man sich täuschen.

Inhalt

Freya ist das letzte Modell einer Serie von menschlichen Robotern, die dazu geschaffen wurden, sexuelle Dienste an ihren Schöpfern (also den Menschen) zu leisten. Ihr Modell hat mittlerweile seinen Daseinszweck verloren, da die Menschheit ausgestorben ist. Trotzdem halten sich einige ihrer baugleichen Schwestern mit erniedrigenden Jobs in der Roboterzivilisation mehr schlecht als Recht in der Unabhängigkeit, und auch Freya schätzt sich glücklich, ein unversklavter Bürger dieses unbeweglichen Systems zu sein – bis eine geheimnisvolle Mail einer ihrer Schwestern sie in Aufruhr versetzt und in Geschehnisse verwickelt, die sie anfangs überfordern und zu neuen Erkenntnissen führen, von denen sie sich nie hätte Träumen lassen.

Als Agentin einer Organisation, die sich die Neuerschaffung der Menschen aus uraltem genetischen Material zum Ziel gesetzt hat (um – der Zivilisation den Daseinszweck zurück zu geben? Um – der eigenen Versklavung vorzubeugen und vielmehr selbst zum absoluten Herrscher zu werden?), verschlägt es sie einmal quer durchs Sonnensystem und konfrontiert es sie mit Gefahren, die sich in ihrem bisherigen 150-jährigen Leben niemals offenbart haben. In ihrem Hinterkopf regen sich frevlerische Gedanken, und aus dem Nichts tauchen totgeglaubte Schwestern auf – nicht immer zu ihrer Freude …

Charles Stross

… wurde als neuer Shootingstar der Sciencefiction gehandelt, mittlerweile muss man ihn zu den besten Genreautoren unserer Zeit zählen. Neben seinen weitblickenden Visionen „Accelerando“ und „Glashaus“ weiß er auch mit mysteriösen Geschichten um seinen Ermittler Bob Howard zu begeistern. Ein Autor, den zu verfolgen sich lohnt!

http://www.antipope.org/charlie/

Kritik

Der Titel täuscht im ersten Moment eine Richtung vor, die an sich zwar ein fester Bestandteil des Genres ist (nämlich die Space Opera), doch wer andere Romane von Charles Stross gelesen hat, ist im zweiten Moment fast ein wenig enttäuscht – und dennoch wartet man ungeduldig auf sein Erscheinen. Schließlich wird Stross nicht nur von irgendwelchen Magazinen gelobt, sondern versprüht durch seine Geschichten tatsächlich ein Charisma und eine unbändige Kreativität, der es sich lohnt zu folgen. Enttäuscht allein schon im Vorfeld durch den Titel – aber hoffnungsvoll im Innern, dass es sich nicht um den x-ten Saturnerforschungsroman handelt.

Tatsächlich spielt der Saturn selbst keine Rolle.

Schon die erste Seite zeigt dem Leser die Richtung, indem Stross den Roman zwei Riesen der Sciencefiction widmet, deren Romane und Geschichten ganz bestimmte Aspekte der Gesellschaft, der Zukunft und des Lebens aufgreifen. Die zweite Seite ruft uns die Asimov’schen Robotergesetze in Erinnerung, doch verdeutlicht uns die Protagonistin sehr bald, dass es mit der Universalität und Einfachheit dieser Gesetze in der Realität (d. h. der Romanrealität) nicht getan ist, sondern dass ihre Aussage wichtig ist, die Umsetzung dagegen keine einfache Sache: Erstmals wird hier die Programmierung einer KI mit Begriffen wie „Override“-Befehlen erleuchtet.

Hier geht es also um Roboter. Aber glücklicherweise nicht um die seelenlosen Blechdinger, sondern sehr moderne Designs und KI – so ist die Protagonistin beispielsweise eine der selten gewordenen idealisierte Körperlichkeit des Menschen 1.0, während, den Gesetzen der Raumfahrt und Masse gehorchend, die meisten posthumanen Roboter wenig Menschliches an sich haben. Doch alle, bei denen ein Kontakt mit Menschen vorstellbar war, sind sich in einer grundlegenden Besonderheit gleich: Die Anwesenheit eines Menschen erstickt ihre Individualität und eigenen Willen, sie werden zu widerstandslosen Sklaven.

Es ist das Grundthema des Romans: Versklavung. Ursprünglich von den Menschen einprogrammiert aus Angst vor der Eigenständigkeit und Verselbstständigung ihrer Schöpfung (eine Angst, die schon viele Romane thematisiert haben), wird sie in dem Roman von Clans als „Aristos“ bezeichneter reicher Roboter zur Erhaltung ihrer Scheinmacht eingesetzt und missbraucht. Stross konstruiert ein fabelhaft funktionierendes System einer Roboterzivilisation, die emsig der Aufgabe nachgeht, den Weltraum für die Menschen zu erobern – nur sind die Menschen ausgestorben. Das Rechtssystem ist unveränderlich und stagniert seit dem Abtritt der Menschen, da es den Robotern nie den Status eines Bürgers gewährte und damit auch die Möglichkeit zur Veränderung nahm.

Wir erleben den Roman aus der Ich-Perspektive einer „weiblichen“ KI, geschaffen als Sexsklave für Menschen. Dieses Innenleben offenbart keinen Unterschied zu dem eines Menschen, womit der Aspekt der Versklavung noch verstörender wird, da man nicht von Maschine, sondern von Menschen sprechen muss, da diese KIs perfekt nach menschlichem Vorbild erschaffen wurden. Ihre Erlebnisse sind bizarr, wenn man sich ihrer Beschaffenheit bewusst ist, aber das verleiht der Geschichte den menschlichen Charakter, an dem man erst in voller Konsequenz vermitteln kann, was ihr eigentliches Motiv ist.

In einem Glossar klärt der Übersetzer uns darüber auf, dass Stross sich bei Personennamen oder Kapitelüberschriften in der Literatur bedient hat, um bestimmte Eigenschaften zu projizieren, ohne näher darauf einzugehen. Das erweckt die Idee, den irreführenden Titel des Romans genauer unter die Lupe zu nehmen (was der Übersetzer versäumt hat):

Der Originaltitel führt zu einem politikwissenschaftlichen Buch gleichen Titels, geschrieben von den Autoren Duncan und Hobson, die sich in diesem Buch mit dem Staat als entmündigende, enteignende und versklavende Institution beschäftigen. Also ist der Titel diesen Buches genau das, was ein Titel sein soll, nämlich ein deutlicher Hinweis auf die Motivation des Romans, und zwar in doppelter Form: Die Autoren Duncan und Hobson bedienten sich des Titels auch als Motivationsträger, indem sie die Sklaven des Systems mit den Kindern Saturns aus den Mythen in Verbindung bringen, nach denen der Gott Saturn aus Angst vor Insubordination durch seine Kinder diese nach der Geburt verspeist. So ist der Titel in Stross‘ Fall ein zweifacher Zeiger: Direkt, durch seine literarische Anspielung, und im übertragenen Sinne durch den mythologischen Hintergrund. Und beides trifft die Sache im Kern.

Während der Lektüre erweckt einzig die Wahl des Protagonisten hin und wieder Missfallen, wenn sie zum x-ten Mal in lüsternen Träumen schwelgt oder ihre Handlungen nach sexuellen Zielen ausrichtet – aber gerade anhand dieses tragenden Beispiels wird einem die unausweichliche Versklavung sehr deutlich gemacht.

Fazit

Verwoben wie ein Thriller und von ungemeiner kreativer Kraft, wendet sich das Buch in eine ganz andere Richtung, als man vermuten mag. Und es ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite, denn ungeachtet des hintergründigen Motivs ist die eigentliche Handlung ein verzwicktes Vergnügen voll unerwarteter Wendungen und punktgenauer Landung bei einem herzlich befriedigenden Ende.

ISBN-13: 978-3-453-52578-8
448 Seiten, Taschenbuch
Deutsche Erstausgabe
Originaltitel:
Saturn’s Children
Übersetzt von Usch Kiausch

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Susanne Rauchhaus – Die Übersinnlichen

Ihr Romandebüt von 2008 lag nicht mehr als ein Jahr zurück, als Susanne Rauchhaus mit „Die Übersinnlichen“ bei Ueberreuter ihren zweiten Jugendroman veröffentlichte. Bisher war sie in engen Kreisen für regelmäßig erscheinende Kurzgeschichten bekannt, umso mehr kann man sich über ihren erfolgreichen Start in einem großen Publikumsverlag freuen.

Seit frühester Kindheit fühlt sich Jana als Außenseiterin, ja Monster mit unkontrollierbaren Kräften – und unkontrollierbar sind sie für das junge Mädchen tatsächlich. Mit ihrem aufbrausenden Temperament einher geht die Fähigkeit, |Dinge entstehen zu lassen|. Für den Leser beginnt es mit ihrem Erlebnis nach einem Kinobesuch, nach dem eine Mitschülerin mit einem Lehrer anbandelt. Als sie ihn zur Rede stellt, macht er sich lustig und bedroht Jana mit schlechten Noten und was ein Lehrer noch tun kann. In ihrer Wut fühlt Jana, wie der Schatten des Lehrers sich verdichtet, auf ihn zu geht und nach ihm greift – bis Jana in Panik an frische Erdbeeren denkt und den Spuk damit beendet.

Ihre Eltern sind es Leid, ständig den Wohnort zu wechseln, um Jana einen Neustart zu ermöglichen, nachdem wieder unmögliche Dinge passiert sind. Sie glauben nicht an ihre Kräfte, schicken sie aber nun auf ein Internat, das sich mit außergewöhnlichen Fällen beschäftigt. Und tatsächlich offenbart der Schulleiter vor Jana, dass es sich um eine Schule für besonders begabte Menschen handelt, denen geholfen werden soll, ihre Kräfte in den Griff zu bekommen und nützlich einzusetzen. Und selbst die Lehrer der normalen Fächer wissen nichts von den unglaublichen Aktivitäten der Schüler im Nachmittagsunterricht. Klar, dass sich dubiose Organisationen für die Kinder interessieren, und der Schulleiter täuscht seine Hilfsbereitschaft auch nur vor – was Jana fast zu spät bemerkt …

Meist sind es gute Charaktere, die einen gelungenen Roman ausmachen. Bei Jugendromanen sind es Identifikationsfiguren für die jungen Leser, also oft coole Typen, die aber stark mit inneren Konflikten kämpfen. Rauchhaus gelingt es gut, verschiedene Typen zu skizzieren, die alle auf Grund besonderer Erfahrungen zu dem geworden sind – oder eher auf dem Weg sind, jemand zu werden -, als den man sie kennen lernt.

Jana leidet über große Teile der Handlung unter ihrer Gabe, die sie nicht kontrollieren kann. Schon ihre Eltern haben ihr jedwede Entwicklung von Selbstbewusstsein unmöglich gemacht, und so offenbaren die Gefahren am Internat und ihre Mitschüler für sie den bestmöglichen Auslöser der Selbstentwicklung, der Befreiung. Das ist eine Entwicklung, die sich über den gesamten Roman hinzieht, zeitlich gesehen allerdings in wenigen Wochen abläuft. Doch in der Abgeschlossenheit eines Internats sind derlei Wandlungen (gerade in dem Alter) durchaus denkbar. So nimmt Jana schließlich das Zepter in die Hand und kämpft für die Freiheit und Eigenverantwortung ihrer selbst und ihrer Mitschüler. Ihr Temperament ist ihr in dieser Phase ein oft hilfreicher Partner.

Nick, der Junge, der in tranceähnlichen Zuständen hellseherische Zeichnungen anfertigt, ohne aus ihnen schlau zu werden, ist deprimiert, weil er oft die Zeichnungen erst im Nachhinein deuten kann und damit nicht in der Lage ist, schlimme Ereignisse abzuwenden. Er ist ziemlich zurück gezogen, erst sein schüchternes Interesse an Jana lockt ihn aus seinem eigenbrödlerischen Schutzpanzer. Man könnte die Augen verdrehen, wenn man den beiden so zusieht: Jana merkt natürlich nichts von Nicks Interesse.

Hannah, Telepathin, scheint auf unergründliche Weise mit Jana verbunden zu sein. Doch kommen die beiden nicht richtig in Kontakt, so dass hier die tragische Figur der Geschichte gezeichnet wird: Mit Hannahs Tod kommen die Ereignisse richtig ins Rollen, doch ist dieses unschuldige Opfer nicht mehr rückgängig zu machen und nimmt seine Geheimnisse und eine interessante Persönlichkeit frühzeitig mit ins Grab. Schade, denn Hannah war ein geheimnisvoller, mysteriöser Charakter, dem Rauchhaus hätte noch einiges entlocken können. So entpuppt sie sich nur als einsames missverstandenes und irregeleitetes Mädchen.

Dann gibt es noch die obligatorische Schmink-und-Glamour-Fraktion, die augenscheinlichen Dummchen der Schule, die aber ihre eingeschworene Clique haben wie in Teeny-Filmen gern vertreten. Außerdem eine gehasste Außenseiterin, die allerdings nur im Schatten von Hannah gehasst und gemieden wird, da sie das Mädchen verteidigt und ihr nachstellt, um ihre Geheimnisse zu ergründen. Allerdings weiß sie dafür erstaunlich wenig über Hannah. Der Schulleiter ist eben ein Erwachsener, der mit viel größerer zwischenmenschlicher Erfahrung arbeiten kann als die Jugendlichen. Dadurch kann er sie gut beeinflussen und im Zaum halten, ohne dass man ihm schnell böse Absichten unterstellen könnte. Erst die zufällig aufgedeckten dubiosen Geschäfte, deren Gegenstand die Schüler selbst sind, entblößen sein wahres Wesen.

Interessanter Weise stellen sich die Übersinnlichen schließlich der Polizei, statt wie sonst in solchen Geschichten üblich auf eigene Faust und ja ohne Kenntnis der Behörden für Gerechtigkeit zu sorgen. Immerhin muss die Polizei nur noch den Dreck weg machen, den Rest erledigen die Jugendlichen – und haben schließlich doch noch einen Plan für ihre Zukunft.

Den echten Bösewicht der Geschichte darf man hier nicht unterschlagen: Erst sehr spät erkennt man sein Wesen, wirklich böse ist er natürlich auch nicht, doch ein echter Fall für die Super Nanny, und selbst die hätte es mit ihm schwer. Seine Liebesbeweise äußern sich zum Beispiel darin, dass er andere Schüler runter macht oder in Gefahr bringt oder mit seinen unerkannten Fähigkeiten beeinflusst. Er verschließt sich jedem Verständnis für Moral und Gemeinschaftssinn, und doch spürt man dahinter die Versäumnisse seiner Kindheit.

Der Roman vereint einige wichtige Eigenschaften in sich, die ihn zu einem empfehlenswerten Buch machen: Spannend, sehr zügig und flüssig, unterhaltsam und gut ausgefeilte Charaktere. Dabei eine fast klassische Entwicklungskurve mit sich überschlagenden Ereignissen zum Finale und dem nachdenklichen Ende. Die Autorin sollte man im Auge behalten!

Broschiert: 271 Seiten
Verlag: Ueberreuter (15. Januar 2009)
ISBN-13: 978-3800054558

Willkommen


http://www.susanne-rauchhaus.de/

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Bettina Stietencron und Marianne Garff – Hans Stoffelchen

Gedichte für Kinder sollen niedlich und auf kindliche Art spannend sein, dazu ist es von Vorteil, wenn sie kurz und reich illustriert sind. Der Verlag |Freies Geistesleben| veröffentlicht kindgerechte kompakte Bilderbücher mit Geschichten/Gedichten über Zwerge, Trolle, Bären, Kobolde und andere Themen, die in kindlicher Fantasie eine große Rolle spielen können. Dabei geht es vor allem um die Bilder, in diesem Fall von der Künstlerin Bettina Stietencron, die für diese Gedichte den feinfühligen Hintergrund liefern.

Das Gedicht

Entnommen dem Band „Es plaudert der Bach. Gedichte für Kinder“ von Marianne Garff trägt es den Originaltitel „Es war einmal ein kleiner Tropf“. Dabei geht es um ein kleines Männlein, das in einer Scheune unter dem Dach wohnt und sich auf den Balken sitzend die Beine schaukelt, bis es eines Tages seine Pantoffeln auf diese Weise verliert. Der Erzähler des Gedichts schnitzt ihm darauf hin neue und freut sich über das Glück, das er dem Männchen beschert – und ist genau so überrascht von der Wirkung seines Geschenks …

Die Illustrationen

Die ganzseitigen Bilder überdecken meist die Doppelseite und zeigen das zu den Versen passende Bild mit liebevollen Details. So veranschaulichen zum Beispiel zwei Mäuse, die dem armen Tropf beim Pantoffeln anziehen zusehen, die Größenverhältnisse in friedlicher Atmosphäre.

Überhaupt schaffen die Farben und ruhigen Formen eine sehr harmonische Atmosphäre, so dass für Kinder nicht die Gefahr besteht, diese spannende Geschichte als Angst einflößend zu betrachten. Das Männchen hat einen bequem aussehendes rot kariertes Hemd an und eine gelbe Zipfelmütze über grau-weißen Haaren und einem struppigen Bart.

Vor dem gleichmäßigen Hintergrund der Bilder, die alle in warmen Farbtönen gehalten sind, fällt nur die Kleidung des kleinen Mädchens auf, das offenbar die Tochter des Erzählers ist und mit ihm gebannt verfolgt, wie Hans Stoffelchen auf die neuen Pantoffeln reagiert. Das Mädchen trägt einen strahlend blauen Rock über einem kontrastierten gelb leuchtenden T-Shirt. Dieses Mädchen ist die eigentliche Hauptfigur des Bilderbuchs, denn ihm gilt die erzählte Geschichte, in der ihr Vater sie auf Stoffelchen aufmerksam macht und wahrscheinlich auch für ihre Freude die winzigen neuen Pantoffeln schnitzt.

Das ist die Interpretation, die das Gedicht allein nicht hervorrufen kann, sondern die nur bei Betrachtung des Bilderbuches möglich ist. Damit gewinnt die Illustration für dieses Buch den Charakter des Schwerpunktes, denn sie vereinfacht die Interpretation nicht nur, sondern bringt das Gedicht den Kindern / der Zielgruppe erst richtig nahe.

Die Aussage, die das Gedicht abgesehen von seiner Spannung für Kinder interessant macht, nämlich die Aufwertung von der Uneigennützigkeit mancher Handlungen und was sich Positives daraus ergeben kann, indem man sich gegenseitig Freude bereiten will, ist natürlich direkt auf kleine Kinder zugeschnitten, die noch nicht alle Illusionen von Nächstenliebe an die egoistische Realität verloren haben.

Fazit

„Hans Stoffelchen“ ist ein wunderschönes kleines Bilderbuch, gut geeignet zum abendlichen Vorlesen und Träumen für die Kinder. Stietencrons Malerei erfasst mit sicherer Hand die Stimmung und verleiht dem Gedicht ein ganz neues Charisma.

Gebundene Ausgabe: 30 Seiten
ISBN-13: 978-3772518348

Für Kinder ab 3 Jahre
http://www.geistesleben.com/

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Andreas Gloge / Volker Sassenberg – Abseits der Wege. Kapitel 6: Erloschen

Der Markt phantastischer Literatur wird bombardiert mit Vampirromanen, Zauberlehrlingen und Zwerg-Elb-Mensch-Abenteuern. Im Zuge der Digitalisierung, Modernisierung und Beschleunigung werden immer mehr Publikationen auch in hörbarer Form auf den Markt geworfen, um auch dem Nichtleser oder Lesefaulen Zugang zu diesen Wundern der Unterhaltungsliteratur zu ermöglichen – da fällt es dem geneigten Leser immer schwerer, etwas zu finden, das den eigenen Ansprüchen genügt. Oft greift man dadurch auf bewährte Themen oder Autoren zurück, wodurch eben Massenproduzenten wie Hohlbein oder Heitz immer größere Marktanteile gewinnen – was glücklicherweise die kleinen Verlage und echten Fans nicht davon abhält, gute und schöpferische Geschichten zu produzieren – die ebenso glücklicherweise auch ihre Anhänger finden. So ist die Fantasywelt von „Abseits der Wege“ eine dieser kleinen feinen Besonderheiten, die sich nur in Hörspielform präsentiert und in einzelnen Kapiteln fortsetzt. Vorliegend Kapitel sechs mit dem Eigentitel „Erloschen“:

Gaston Glück und die königliche Prinzessin Myrell sind mit ihrem diebischen Begleiter Ruttgar weiterhin auf dem Weg nach Norden, um ihr Ziel, die Feuer von Norgond, zu erreichen und sich dort mit anderen Trägern „Schwarzer Pergamente“ zu treffen. Von hier aus soll die Befreiung der Welt organisiert werden, aber ehe es so weit ist, müssen sich die Gefährten durch übermächtige Gegner den Weg bahnen. Seit ihrem Versteck im Aquädurm sind ihre Verfolger verschwunden.

Stattdessen löst ihre Anwesenheit den Zauber, der das allgegenwärtige Obsidian umfängt, und lässt das Gestein splittern und berstend auf die geplagten Gestalten nieder gehen, die in der obersten Turmkammer Zuflucht gesucht haben. Der Obsidian kann Erinnerungen einschließen – und Gleiches soll nun mit den Eindringlingen geschehen. Doch zum Glück droht noch größeres Unheil und beendet mit seinem Angriff die Obsidiangefahr: Myrell nennt das Wesen |den Bann|, ein gebirgsgroßes Ungetüm, dessen Kiefer gerade den Turm umschließen …

Derweil schlagen sich Gastons ehemalige Begleiter Dungring und Halmir durch den Sumpf, geführt von Tebald Glück, der sein Augenlicht verlor und auf die Augen seiner Begleiter angewiesen ist. Ständig bedroht durch schaurige Kreaturen, suchen sie einen Weg, Gaston und seine Begleiter einzuholen. Doch ihr Weg endet in den Höhlen der Herbstlichen …

Erloschen ist nicht nur der Titel des Kapitels, sondern auch der Zustand einer großen Hoffnung gegen die Verweser. Die Gefahren, mit denen die beiden Wandergruppen konfrontiert werden, sind unmenschlich und werden durch abenteuergeschichtentypische Zufälle überwunden. Dabei bleiben die Probleme der zweiten Gruppe um Tebald etwas bodenständiger, während sich Gaston mit bedrohlichem Obsidian, wolkenkratzenden Bännen und Versammlungen der Faiyen herumschlagen muss. Wie es derzeit um die Lage in der Hauptstadt bestellt ist, bleibt in dieser Folge unbehandelt.

Die musikalische Hintergrundbeleuchtung und der raue Erzähler entwickeln eine kalte und spannende Atmosphäre um Gastons Gruppe, und auch hier ist ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Gruppen zu verzeichnen: Der Marsch durch die Sümpfe wird gut akustisiert, aber diese fiebernde Spannung baut sich dort nicht im selben Maße auf wie bei der anderen Gruppe.

Die Sprecher machen ihre Sache gut, nur Gaston klingt etwas jungenhaft-hibbelig und den Falter Sha’Agrotis versteht man selten. Manchmal gehen einzelne Wörter im Brausen von Flügeln oder Grummeln von Bännen unter; so weiß ich nicht mit Sicherheit zu sagen, ob der Turm (als Ausgangspunkt dieses Kapitels) als „Aquädom“, „Aquäturm“ oder „Aquädurm“ bezeichnet wird und ohne den Hintergrund der ersten fünf Kapitel weiß ich auch nicht, was sich dahinter verbirgt und ob es etwas Wichtiges ist.

So kommen wir zur nächsten Frage: Die Möglichkeit für Neueinsteiger ist hier in Kapitel sechs durchaus gegeben, denn trotz der Kürze des Spiels (immerhin handelt es sich nur um eine CD) wird durch kurze Bemerkungen immer wieder auf Vorangegangenes hingewiesen. Einzelheiten, die hier nicht nochmal ausgebreitet werden, wird man also im Laufe der noch zu erwartenden sechs Kapitel erfahren können, oder, wie in Gestalt des Turmes zu erwarten ist, wenn es sich um Unwichtiges dreht, wird man auf dem Unwissen sitzen bleiben.

Entgegen der Erfahrungen mit den Kapiteln vier und fünf folgt „Erloschen“ einer recht geraden Storyline in zwei Ebenen, die durchweg spannend und unterhaltsam zu hören ist und in dem Erreichen eines Teilerfolges gipfelt, wie es sich für die Halbzeit einer Geschichte gehört. Insgesamt muss allerdings gesagt werden, dass ein Hörspielausschnitt, also ein Kapitel, in der Länge von nur einer CD etwas unbefriedigend ist. Dadurch ist man gezwungen, diese interessante Welt gerade dann, wenn man so richtig in ihr verschwunden ist, wieder zu verlassen. Was bleibt, ist immerhin ein Erfolg für den Produzenten: Das Warten auf den nächsten Teil.

Regie und Produktion: Volker Sassenberg
Label: Star Bugs (Universal)
http://www.folgenreich.de
ISBN-13: 978-3-8291-2238-2
Audio-CD, Spieldauer ca. 62 min

Sprecher:
Erzähler: Heinz Ostermann
Gaston Glück: Timmo Niesner
Dungring: Stefan Krause
Halmir: Hannes Maurer
Myrell: Diana S. Borgwardt
Ruttgar: Engelbert von Nordhausen
Scha’Agrotis: Dirk Müller
Tebald Glück: Jürgen Kluckert
Gajan: Eberhard Prüter
Po: Volker Sassenberg
Lyssandrer: Martina Treger
Introerzählerin: Diana S. Borgwardt

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Andreas Eschbach – Ein König für Deutschland

Das ist Timing! Ende September 2009 stehen in Deutschland die Bundestagswahlen an, und auf den einschlägigen Seiten wurde Andreas Eschbachs neuer Roman für den 15. September angekündigt. Ein Roman, der mit eschbachtypischem Charisma ein heikles Thema, das aktueller nicht sein könnte, packt und die Dinge beim Namen nennt: Computer wurden zur Datenmanipulation erfunden! Also öffnen Wahlcomputer der Wahlmanipulation unschuldig grinsend alle Tore!

Andreas Eschbach, auf dessen Homepage man nicht nur Informationen zu seinen Veröffentlichungen und Lesereisen findet, sondern auch viel interessanten und schön aufbereiteten Stoff zum Leben und zur Arbeit eines Schriftstellers, verblüfft immer wieder mit seinen Romanen, die ein ihm wichtiges Thema umfassend behandeln und dabei in ihrer Qualität als Unterhaltungsmedium stets allen Ansprüchen gerecht werden. Wen interessiert schon eine wissenschaftliche Abhandlung über die Möglichkeiten, über Wahlcomputer den Ausgang einer Wahl zu manipulieren? Um wie viel spannender ist dagegen ein Roman zu diesem Thema, noch dazu von einem erzählerischen Genie wie Eschbach!

In seinem Roman »Eine Billion Dollar« nutzte er die Seitenzahlen, um die Größenordnung dieser Summe deutlich zu machen. »Ein König für Deutschland« heute ist ein Roman, dessen Stichhaltigkeit der Autor mit ausführlichen Fußnoten und Quellenangaben belegt. Wen also nur die erzählte Geschichte interessiert, den stören keine hemmenden Fakten – doch jeder hat die Möglichkeit, die als Tatsachen dargestellten Unstimmigkeiten bei Wahlen und andere Hintergründe nachzulesen und zu überprüfen.

Der Roman

Der Deutsche Simon König, ehrbarer Gymnasialprofessor und Historiker, erlebte auf einer Amerikareise einen Fehltritt mit einer Amerikanerin, wodurch seine Ehe in die Brüche ging. Das Ergebnis der Verbindung ist der Sohn Vincent Merrit, Programmierass und Schöpfer einer Software samt Benutzerhandbuch zur Manipulation von Wahlcomputern. Durch Konflikte mit mafiaähnlichen Gruppierungen und politischen Lobbyisten ist Vincent gezwungen, sein Programm zu verstecken: Er sendet es dem Vater nach Deutschland, der in der Folge in Kontakt mit dem Chaos Computer Club tritt und zur Offenbarung der Manipulierbarkeit von Wahlcomputern eben dieses Programm nutzt, um sich zum König wählen zu lassen. Der Reiz der plötzlichen Möglichkeiten ist auch auf diesen bodenständigen und intelligenten Simon König sehr groß …

Kritik

Vincent Merrit wird als Programmierer dargestellt, wie ihn sich Eschbach als ehemaliger Softwareentwickler vorstellt: bleich, hager, selbstbewusst, Pizza essend und Cola trinkend, ohne dauerhafte Beziehung außer zu seinen Rechnern. Und davon hat er eine ganze Menge, richtet in seinem Haus einen Server- und Arbeitsraum mit zig Rechnern ein und lebt kaum in der »realen« Welt. Er erfüllt also einige der gängigen Klischees über seine Zunft, allerdings auf überwiegend positive Art. Denn er bewegt sich ebenso wie im Netz auch im »real life« souverän – sieht man von seinen Reibungspunkten mit dem Gesetz ab. Ein perfekter Macher. »Ein Präsidentenmacher«.

Simon König ist der Inbegriff der Bodenständigkeit. Lehrer mit idealistischen Vorstellungen, aber von der Realität gefangen und eigentlich zufrieden mit seinem Leben – abgesehen von dem Desaster seiner Ehe durch den Seitensprung in Amerika. Über Diskussionen mit seinem Freund und Kollegen Bernd erfährt man seine Ideen zur Verbesserung der Bildung und Gesamtsituation in Deutschland, außerdem erfährt er durch ein zufällig entdecktes Spiel, wie langfristig eine Besserung der Verhältnisse bewirkt werden kann (dabei ist nicht klar, ob diese Deutung auf Eschbachs Ideengut zurückzuführen ist oder das Spiel tatsächlich zu diesen Ergebnissen führt). König ist also der perfekte Weltverbesserer.

Im Chaos Computer Club findet sich eine Organisation zur Durchführung aller möglichen Manipulationsmaßnahmen jeglicher Größenordnung, um auf Missstände – gerade im Bereich Sicherheit – aufmerksam zu machen. Diese Verbündeten stehen für die Durchführbarkeit des Planes, computergestützte Wahlen zu sabotieren – die perfekten Revolutionäre.

Der Mafiaabkömmling Zantini ist als Zauberer ein Profi der Täuschung und Manipulation. Ihm die Rolle des finanziellen Nutznießers zu geben, schließt endlich den Kreis der perfekten »Mitarbeiter« an diesem Projekt. Trotz der Schwierigkeiten, die Eschbach der Manipulation zugesteht, traut man den Trick diesem gewieften Zauberer durchaus zu. Und anhand seiner Charakterisierung ist auch nachvollziehbar, wie er moralisch angelegt ist, um mit Wahlbetrug zu Reichtum kommen zu wollen.

Die kaum erkennbaren Hintergrundorganisationen, die eigentlichen Auftraggeber und direkten Interessenten am Programm werden entweder durch Parteiabgeordnete oder klischeebehaftete »Agenten« mit Kurzhaarschnitt und Namen wie Smith und Miller dargestellt. Sie symbolisieren das Interesse oder auch den Einfluss von Lobbyisten, Parteien und staatlichen Organisationen an einem sicher vorhersagbaren Wahlergebnis.

Insgesamt also eine Topbesetzung, in der man jedem Darsteller seine Handlungen abkauft: technisch einwandfrei entwickelte Charaktere mit dem Vorteil, dass man ihnen ihre Perfektion während der Geschichte nicht ansieht. Es ist wie in einem Film, in dem man nicht einen Sean Bean über schneebedeckte Gipfel wandern sieht, sondern voller Sorge auf die lederbehandschuhte Hand blickt und denkt: Boromir, gib den Ring zurück!

Fazit

Der Roman gleicht in Stil und Aufbau sowie in der Sprache keinem anderen aus Eschbachs Fabrik und zeugt damit erneut von den Fähigkeiten des Autors, sich nicht zu wiederholen und jeden Roman auf andere, neue und immer wieder spannende Art zu verfassen. Und wenn man das Buch zuklappt, hinterlässt es abgesehen von dem Gefühl, grandios unterhalten worden zu sein, den Wunsch und die Hoffnung, niemals zu Abstimmungen oder gar Wahlen an Computern gezwungen zu sein, und ein endgültiges Einsehen bei den Verantwortlichen, diesen unzweckmäßigen Einsatz von Computern zu unterbinden.

491 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-7857-2374-6

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Pierre Bordage – Terra Mater (Hyponeros 2)

Nach »Die Krieger der Stille« ist mit »Terra Mater« der zweite Roman einer spannenden Trilogie erschienen. Er berichtet von den Ereignissen direkt im Anschluss an Band eins und endet mit einem kosmisch-metaphysischen Höhepunkt als Aufhänger und Spannnungshalter für den dritten Roman.

Von überziegelsteingroßem Format als Tradepaperback, richtet sich der Umfang des Werks ganz nach modernen Vorstellungen der Äußerlichkeit und damit an Leser, die langatmige und bombastische Romane in ihren Regalen stehen haben wollen und bereit sind, für eine Geschichte in der Summe 45 Euro zu bezahlen. Von dieser herausgeberischen, in der Finanzkrise doppelt ärgerlichen reißerischen Aufmachung abgesehen, strickt der Autor allerdings ein ansehnliches Werk mit großartigen Zusammenhängen. Aber auch hier wirkt der Ausspruch des Kultautors Andreas Eschbach eher wie Verlags- und Freundschaftswerbung, wenn in großen Lettern auf dem Buchrücken steht: »Bordage nicht zu lesen, wäre ein Fehler«.

In einer ausschließlich von menschlichen oder menschenabkömmlichen Vernunftwesen bevölkerten Galaxis ist eine fremdartige Intelligenz, die in Form des Volkes der Scaythen auftritt, im Begriff, alle Schlüsselpositionen der Macht zu besetzen und ein kirchlich kontrolliertes System der Verdummung und Gleichgültigkeit zu erschaffen. Hinter den Scaythen steht anscheinend eine Wesenheit, deren Existenzgrundlage und Macht von der Einfältigkeit des/der Universums/sen abhängt und in diesem Universum nach der vollkommenen Macht strebt, indem sie die Kreativität vernichtet.

Die metaphysische Wissenschaft der inddikkischen Wissenschaft ist dabei das größte Hindernis, und so war es das größte Interesse der Scaythen, die Bewahrer dieser Wissenschaft und ihre Anwender, die Krieger der Stille, auszulöschen. Die Versuche der zwei dem Massaker entkommenden Menschen auf der alten Erde (Terra Mater), die Wissenschaft neu mit Leben zu erfüllen und nach einem Erlöser zu suchen, füllt nebst der weiteren Machtergreifung der Scaythen und Umwälzungen in der Kirche den zweiten Roman, der in dem Versuch des Mahdis der neuen Krieger der Stille auf der Erde gipfelt, sich der Hintergrundintelligenz in einer mentalen Auseinandersetzung zu stellen und sie zu besiegen.

Trotz der bombastisch klingenden Rahmenhandlung sind es vor allem kleine Ereignisse mit menschlichen Charakteren, die in ihrer Gesamtheit den großen Zusammenhang erzeugen und eine runde, stimmungsvolle Geschichte zum Leben erwecken. Nur kleine Abstecher in höhere Sphären werfen Schlaglichter und lassen den überstrapazierten Sense of Wonder anklingen, der für großartige kosmische Erzählungen typisch ist. Doch wo anderswo Raumschiffe und Aliens für Spannung sorgen, stehen hier die Menschen allein im Vordergrund.

Der Entwurf selbst ist nicht ganz neu. Die Menschen verbreiten sich über die Galaxis, ein Adel etabliert sich und kontrolliert über Erbrecht die Systeme, eine Religion als Staatsreligion unterdrückt die einfachen Menschen und kontrolliert ihr Wissen. Wie schon andere Schriftsteller – unter ihnen Dan Simmons, der in seinem Ilium-Epos dieses Thema auf die Spitze treibt – erkannten, ist der Konflikt zwischen größeren Glaubensgemeinschaften und politischen Interessengruppen auf der einen Seite und Judentum auf der anderen Seite ein Thema, das die Menschheit seit Ewigkeiten spaltet und zu schrecklichsten Gräueltaten antreibt – und dies aller Wahrscheinlichkeit nach auch in ferner Zukunft noch tun wird. Auch Bordage benutzt diesen alten Konflikt als Träger seiner Erlöser-Geschichte, die in diesem zweiten Band in den Vordergrund tritt und von der Entdeckung des Erlösers als Kind über seine Verfolgung durch Staat und Kirche, seinen scheinbaren Tod und seine Wiedergeburt auf der alten Erde bis zum Sammeln von »Jüngern« reicht. Sein Eingreifen in die umfassende Handlung ist in Band drei zu erwarten (»Die Sternenzitadelle« ist für den Dezember 2009 angekündigt), wo er entweder gewinnt, scheitert oder durch seinen Tod den Sieg der Menschheit gewährleisten wird. Letzteres ist am wahrscheinlichsten.

Wenn wir also die Entwicklung des Hauptthemas (Erlösung der Menschheit) über die drei Bücher betrachten, bemerken wir eine Zunahme des Transzendenten und Kosmischen schon im zweiten Band. Da sich in diesen Sphären die Entscheidung abspielen muss, weil sie der »Lebensraum« der vernichtenden Wesenheit sind, wird Band drei wohl der »wundervollste« Roman werden und die wichtigen bisher aufgeworfenen Fragen zusammen- und zu einem Finale führen.

Originaltitel: Terra Mater
Deutsch von Ingeborg Ebel
543 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-453-52409-5

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 4,50 von 5)

Carsten Jensen – Wir Ertrunkenen

Das Meer – unendliche Weiten, unendliche Möglichkeiten. Ungezählte Menschen zog es hinaus in die entbehrungsreichen Abenteuer der Segelschifffahrt, und meist waren es Männer, die ihre Familien über Jahre hinaus verließen. Sie sahen ihre Kinder nicht aufwachsen, kannten nicht die alltäglichen Probleme der Familien, ihr sehnsüchtiges Warten oder verzweifeltes Schimpfen und die ständige Angst, den Sohn, Ehemann oder Vater nicht wiederzusehen. Denn das Meer ist nicht gut oder böse – es ist gleichgültig.

Carsten Jensen erzählt die Geschichte der dänischen Stadt Marstal, die über Generationen hinweg ein angesehener Ursprungsort guter Seeleute war. Hunderte von Segelschiffen waren in diesem Hafen beheimatet, und Generationen von Vätern und Söhnen war der Weg vorherbestimmt. Bis mit den Weltkriegen die Männer knapp wurden, immer mehr Schiffe sanken, die Dampfschifffahrt und der Stahlbau die edlen Segler verdrängten und die großen Reedereien von den überlebenden Frauen übernommen wurden, um teils zu verschwinden, teils zur Zerstörung der Lebensgrundlage der Stadt verwendet zu werden.

Die Geschichte einer Familie zieht sich als roter Faden durch das Buch. Laurids Madsen, Erbe der schweren Seemannsstiefel seines Vaters, wird mit anderen Seeleuten seiner Stadt von der Marine eingezogen, um im Ersten Weltkrieg gegen Deutschland zu kämpfen. Im Gefecht vor Eckernförde versagen die Dänen in ihren überlegenen Militärschiffen gegen die schwachen Geschütze der deutschen Stellungen. Bei der Explosion der Pulvervorräte wird Laurids in den Himmel geschleudert und landet später am Strand auf seinen Füßen. »Ich habe Petrus‘ Arsch geküsst, aber der Himmel wollte mich nicht«, so erzählt er daraufhin jedem Kriegsgefangenen, der es hören will.

Albert Madsen findet die Stiefel seines Vaters Laurids auf dem Dachboden und nimmt sie mit auf seine erste Heuer. Er durchkreuzt lange die Weltmeere auf der Suche nach seinem Vater, bis er schließlich an Bord eines Menschenhändlers als Steuermann anheuert und nach dem Tod dieses gefürchteten Mannes Kapitän seines ersten Schiffes ist. Albert wird ein wichtiger Mann für Marstal, ein großer und angesehener Reeder, der die Interessen der Stadt und der Seefahrt zu seinen eigenen macht. Sein Ziehsohn Knud Erik Fries wird schließlich der letzte einer langen Reihe fähiger Männer, die die geschichtsträchtigen Stiefel der Madsens tragen. Mit ihm und durch seine Mutter Clara Fries, Erbin Albert Madsens, endet die Ära der großen Seestadt Marstal.

Carsten Jensen erzählt die Geschichte seiner Heimatstadt in tiefen Farben und gischtenden Wogen, erweckt die Liebe ihrer Einwohner zur Heimat und zur Seefahrt im Leser und beleuchtet den Wandel der Menschen und der Zeit mit erzählerischem Geschick erster Güte, so dass der Schmerz der alten Generation, die den rasanten Wandel in der Seefahrt nach einem eigenen Leben, das noch nach den alten Regeln verlief, erlebt, den Leser mitreißt und trotz aller Vorteile der neuen seemännischen Sicherheit diesen stolzen alten Zeiten der großen Segler nachtrauern lässt.

Auffällig ist die Menschlichkeit der Charaktere. Schon der gefeierte Laurids verschwindet plötzlich und hinterlässt eine vielköpfige Familie, um in der Südsee mit einer eingeborenen Inselbewohnerin eine neue zu gründen. Albert lebt ein inbrünstiges Leben als Seemann ohne menschliche Bindungen, er scheint verheiratet mit Marstal und dessen Schicksal. So wird seine Beziehung zu Clara Fries ein Drama und erweckt die Leidenschaft und Fähigkeiten dieser Frau, die schließlich in der Zerstörung Marstals als Seehafen münden. Ein fähiger Seemann namens Hermann, dessen Jugend durch den Seetod seines Vaters verkorkst wird, kehrt erfolgreich nach Marstal heim und wird Kinderschreck und großspuriger Wortführer gegen die Gemeinschaft. Er gilt als Mörder und Vergewaltiger, aber im Zweiten Weltkrieg begegnet er Knud Erik in hilfloser Lage und wird beliebtes Mannschaftsmitglied auf dem von Erik befehligten Kriegsschiff. Knud Erik selbst zerbricht fast an der Verantwortung für die Menschen auf seinen Schiffen, deren Notsignalen im Kampfeinsatz zu gehorchen verboten wurde. Diese Verantwortung verfolgt ihn in den Schlaf und errichtet eine Barriere um ihn, die zu durchbrechen erst seiner plötzlich wieder auftauchenden ersten Liebe gelingt. Clara Fries schließlich, deren Mann dem Meer zum Opfer fiel und deren Beziehung zu Albert Madsen einer Tragödie gleicht, zerbricht an ihrem Schmerz und befreit so einen Intellekt, der durch ihren Wahnsinn die Reedereien Marstals ruiniert und der Stadt so die Lebensgrundlage raubt.

Das Meer ist gleichgültig, schreibt Jensen. Doch während der Lektüre lernt der Leser die Gründe der vielen Menschen und ihre Faszination für diesen Schiffe fressenden Moloch kennen und teilen, und so bleibt auch bei ihm der Verlust spürbar, den die Welt durch das Abwracken der großen Segler erfuhr.

Originaltitel: Vi, De Druknede
Aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg
781 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-8135-0301-2

Der Autor vergibt: (5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Iain Banks – Die Sphären

Nach seinem letzten großartigen Roman »Der Algebraist«, der ein neues Universum mit Leben füllt, widmet sich Iain Banks mit dem vorliegenden Buch wieder seinem KULTUR-Universum. Der Heyne-Verlag preist diese Erzählung als »Opus Magnum« des Autors an und bietet mit dem Trade-Paperback eine schöne Plattform zwischen Taschenbuch und Hardcover. Die Titelbildgestaltung bedient sich eines Motivs aus dem Prolog des Romans und veranschaulicht wunderbar die Arbeit einer wichtigen Person des Geschehens.

Das war’s dann auch schon an Pluspunkten für den Verlag. Man schlägt das Buch auf und sieht große, angenehm lesbare Schrift auf dickem Papier, dem ein breiter unbedruckter Rand gelassen wird. Schon allein ohne diesen Rand bleibt die Größe eines Taschenbuchs, was sich natürlich im Preis widerspiegeln würde, denn mit 16 Euro ist er doch sehr hoch gesteckt.

Wie man bei der Lektüre feststellen wird, trifft der Klappentext in seinen wichtigen Aussagen daneben. Der Roman ist kein Trip durch die Galaxis in diesem Sinne. Wichtigste Bühne ist die Welt Sursamen. Die KULTUR, zu der auch die Menschen und ihre Modifikationen gehören, besteht keineswegs nur aus Menschen und widerlegt so die Behauptung, die Menschheit wäre bei ihrem Aufbruch ins All auf die Schalenwelten gestoßen. Und die Schalenwelten sind nach dem Tenor des Romans keinesfalls eine gigantische Falle für die menschliche Zivilisation.

Vielmehr handelt es sich um eine königliche Familiengeschichte voller Intrigen, Flucht und Suche nach Hilfe, in deren Begleitung eine äonenalte Gefahr für die ganze Welt befreit wird und bekämpft werden muss. Dabei entwickelt Banks neue interessante Facetten der Gesellschaftsform der KULTUR und der galaktischen Gemeinschaft und wirft neue Fragen auf, die nicht alle in dieser Geschichte beantwortet werden.

Trotz Banks‘ unbestreitbaren Hangs zu wortreichen Beschreibungen gibt es in Bezug auf technische Details keine unnötig pseudowissenschaftlichen Abhandlungen. Es wird nicht die Funktion beschrieben, sondern der Effekt, so dass von dieser Seite der Erzählfluss nicht verzögert wird. Anders ist es mit anderen Beschreibungen: Vor allem die Örtlichkeiten werden so detailliert und weitschweifig geschildert, dass man sich zeitweise gebremst fühlt und versucht ist, den Absatz zu überspringen. So wandern die Protagonisten mal durch einen endlosen Gang und verlieren sich in Gedanken über die Vergangenheit (teilweise wichtig zur Charakterisierung der Figur) oder komplett zusammenhangslosen Überlegungen. Hier hätte man sich einen rotstiftverliebteren Redakteur gewünscht.

An Sprache, Vokabular, Kreativität, Individualität und bewundernswerter Fantasie gibt es nichts zu kritteln. Es ist eine typisch Bankssche frische Erzählung von hohem Unterhaltungswert und mit diesem Adrenalin ausschüttenden Sog, der keine Müdigkeit zulässt.

Betrachtet man den Erzählungsverlauf, fällt Folgendes auf: Es läuft alles ganz zielgerichtet und flüssig und dreht sich auf zwei Ebenen um den Versuch der zwei Parteien, sich zu treffen. Hintergrund ist der Mord am König und Vater der beiden Personen. Der Weg dieser beiden Gruppen ist natürlich mit Problemen gepflastert. Ab dem Moment ihres Treffens strebt alles plötzlich dem Finale entgegen und wandelt sich in das kosmisch umfangreiche Thema, das nicht nur diese Familienkrise betrifft, sondern die ganze Galaxis. Es taucht ein unbemerkt eingeführter Gegner auf und fordert komplexen hochtechnischen Einsatz. Durch gnadenlose Vernichtung von Menschen löst sich der familiäre Konflikt auf und wandelt sich auf diesem letzten Abschnitt in den verzweifelten Versuch, diesen Gegner auszuschalten. Damit wird ein Großteil der erzählerischen Vorarbeit und Entwicklung des Romans in einem Schlag beiseite gewischt. Natürlich erhält das Ende durch seine kosmische Gültigkeit das wahre Flair der Science-Fiction-Erzählung gegenüber einem banalen Aufeinandertreffen von Mörder und Rächer. Aber der Weg dorthin liegt etwas zu sehr versteckt hinter dieser oberflächlichen persönlichen Geschichte.

Auf den Epilog kann man verzichten. Er dient nur als Rechtfertigung für die emotionale Entscheidung der Protagonistin im Prolog und die sich daraus ergebenden Konsequenzen. Dem Ende selbst fügt er keine spannende oder zu mehr Befriedigung führende Facette hinzu.

Insgesamt bietet der Roman ein sehr schönes, spannendes und befriedigendes Leseerlebnis in der grandiosen Welt von Iain Banks‘ KULTUR.

Originaltitel: Matter
Übersetzt von Andreas Brandhorst
Paperback, Broschur, 800 Seiten
ISBN-13: 978-3-453-52500-9

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)

Armin Rößler – Argona (Argona-Trilogie, Band 3)

Der dritte Roman einer Trilogie hat die oft undankbare Aufgabe, die losen Fäden aus den Vorgängern zu einem stimmigen Ganzen zu verweben. Oft genug bleibt dabei die Spannung und der Erzählfluss auf der Strecke – gerade bei derart weitgespannten Zusammenhängen wie in Rößlers »Argona-Universum«. Wer dementsprechend ahnungsvoll nach »Argona« greift, wird beeindruckt sein. Rößler liefert ein Finale, das sich gewaschen hat.

Chronologisch vorgehen zu wollen, widerspräche der Abfolge der Romane, halten wir uns lieber an sie. Im ersten Band »Entheete« wird die gleichnamige Wesenheit vom Argonom Aulden unter dem Opfer seiner Artgenossin Chrom besiegt. »Andrade«, der zweite Roman, belehrt uns eines Besseren: Chrom und Entheete konnten ihre Bewusstseine in einen Ersatzkörper retten, kämpfen in diesem um Vorherrschaft und lösen damit mentale Todeswellen aus, die gegen eine bewohnte Welt branden. Der dort aufgewachsene Paul Andrade stellt sich gemeinsam mit seinem Vater Luz dem geistigen Potenzial der beiden und besiegt sie – indem er sie in sich aufnimmt. Auch der Geist von Luz findet bei ihm Zuflucht und hilft bei der Beherrschung der starken Entheete.

Die Heimatwelt der Argonomen heißt »Argona«. Hier fokussieren sich die Ereignisse im abschließenden Roman, wobei auch noch andere Geheimnisse der Geschichte gelüftet werden, zum Beispiel die Frage nach den kriegerischen Kotmun oder der Uneigennützigkeit der Wurmlochlotsen und noch weitere. Durch die vielfach verwobenen Umstände treffen hier die Protagonisten aller Romane aufeinander, obwohl ursprünglich zeitlich stark getrennt, und bewältigen gemeinsame Probleme. Die Vielzahl an facettenreich aufgebauten Personen findet hier ihre Berechtigung, auch wenn gerade dieser Punkt in den ersten Romanen noch als Kritikpunkt galt. Hier zeigt sich, dass die über drei Jahre entwickelte Geschichte im Ganzen ihrer anfangs übermäßig erscheinenden Komplexität gerecht wird und Rößler sich nicht nur erzählerisch steigert, sondern auch den vollständigen Überblick bewahrt hat. Mit überraschender Kreativität entwickelt sich in »Argona« eine Geschichte als Motivation und Rahmen für die vorherigen Erzählungen, sogar drei von Rößlers Kurzgeschichten finden nicht nur Eingang in diesen Kanon, sondern sind von tragender Bedeutung (ohne dass ihre Lektüre zwingend nötig wäre).

Der Buchrücken kündigt weitere Romane aus diesem Universum an. Tatsächlich bietet es Spielraum für viele unerzählte Geschichten, und Rößler lässt genug Potenzial für den Ausbau seiner Schöpfung und eventuelle Wiedersehen mit dem einen oder anderen Protagonisten. Wahrscheinlich lohnt sich das Warten …

Mit »Entheete« erschien 2006 der erste Science-Fiction-Roman im Wurdackverlag; damals war noch nicht absehbar, ob sich Fortsetzungen lohnen würden. Geht man von dieser Annahme aus, ist es doppelt erstaunlich, wie sich die drei Romane in ein stimmiges Bild fügen. Es zeugt von großer Schöpfungskraft des Autors, der jetzt offenbar nur noch »viel schreiben« muss, um sein handwerkliches Geschick zu verfeinern. Denn eine gemeinsame Schwäche aller seiner Romane und auch einiger Kurzgeschichten ist ein schleppender Auftakt, als wenn die ersten Seiten unter dem Zwang ihrer Bedeutung litten.

Armin Rößler ist zu einem wichtigen Menschen in der deutschen Science-Fiction-Welt geworden. Seine Kurzgeschichten sind zwar nicht bahnbrechend, aber sie finden ihre Leser und müssen wohl als Sprungbrett für den Autor gelten, von dem aus er sich gerade für die deutsche SF-Kurzgeschichte stark gemacht hat. Die gesamte SF-Reihe des Wurdackverlags betreut er als Herausgeber, was insbesondere durch die anfangs in schöner Qualität und Regelmäßigkeit erschienenen Kurzgeschichtensammlungen sehr wertvoll ist. Bedauerlich ist nur der Rückgang an diesen Sammlungen zu Gunsten von Romanen, aber offenbar muss sich auch der Wurdackverlag den Gesetzen des Marktes beugen – wie sonst soll man das vollständige Fehlen weiterer offener Kurzgeschichtenanthologien im Verlagsprogramm deuten? Trotzdem bot Rößler zusammen mit Verlag und Kollegen gerade unbekannten Talenten eine Plattform, wie sie in Deutschland einzigartig ist. Ich möchte mit der obigen Vermutung am liebsten danebenliegen und von weiteren Anthologien der anfänglichen Form überrascht werden.

Seine Arbeit als Herausgeber ebnete Rößler den Weg zu eigenen Veröffentlichungen in Romanform. Nach einem Fantasyroman liegt mit der »Argona«-Trilogie nun der vierte Roman von ihm vor, und es ist durchaus eine erzählerische Steigerung zu verzeichnen. Da es ihm offenbar nicht an Kreativität und Ideen mangelt, beweist er hoffentlich auch das nötige Durchhaltevermögen für die Fortsetzung seiner guten Arbeit.

Zusammengefasst heißt das: Die »Argona«-Trilogie ist in ihrer Vollständigkeit sehr lesenswert und bietet hohen Unterhaltungswert plus echtem sense of wonder – ein ausgelutschter Ausdruck für eine stimmungsvolle Geschichte.

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Andreas Eschbach – Die schlafenden Hüter (Das Marsprojekt 5)

Dies ist das Ende einer Geschichte – und der Anfang einer hoffnungsvollen Zukunft für die Marssiedler. Seit das Mädchen Ellin auf dem Mars von einem unerklärlichen Leuchten auf Artefakte aufmerksam gemacht wurde, die sich schließlich als Schlüssel zu einer alten außerirdischen Station entpuppten, ist viel passiert. Ariana hat sich verliebt, Ellin, Carl und Urs sind durch einen der »Blauen Türme« auf die Erde gelangt und nun mit dem Milliardär und Erfinder des Fusionsreaktors unterwegs zurück zum Mars. Eine radikale Organisation, die »Heimwärtsbewegung«, schreckt selbst vor brutalen Anschlägen und Überfällen nicht zurück, um das Raumfahrtprogramm und vor allem das Marsprojekt zu stoppen.

Die Ereignisse und Interessengruppen bewegen sich in diesem Roman auf einen Höhepunkt zu, in dem das große Finale der Romanquintologie statt finden soll. Die Außerirdischen erwachen. Außerirdische! Bis zum vierten Band waren sie wenig mehr als Hirngespinste der kleinen Ellin, die sich von ihnen gerufen fühlte. Im vierten Band gibt es erstmals echte Beweise für ihre Existenz, und im finalen Roman erwachen sie. Der Titel legt nahe, dass alles gut ausgeht. Dem Leser wird ab einem gewissen Alter auffallen, dass die Gefahren für die Aliens und die Türme erstens nur ein schriftstellerischer Trick sind, der Spannung erzeugt und die Handlung bereichert, und zweitens für die Lösung des Knotens nötig sind, damit die Menschen wieder ungestört den Mars besiedeln können und nicht Hunderttausend heuschreckenähnliche Aliens auf der Plaza ihre Fiesta feiern. Den Wesen wird ein Ausweg geboten, den Menschen ihre technische Überlegenheit demonstriert und dadurch zu neuer Einheit und gemeinsamer Stärke verholfen. Das große Abenteuer für die Marskinder geht zu Ende, sie werden langsam erwachsen.

Andreas Eschbach steht inzwischen für extrem gute Unterhaltung. Jeder kann ihn lesen oder hören, ohne Kopfschmerzen zu bekommen, und trotzdem behandelt er bewegende Themen und geht auch ins Detail dabei. Man kann ihn auf verschiedene Weise lesen: Eine in eine packende Story verpackte mahnende Erinnerung an die Zukunft, einen Einblick in unbekannte Bereiche unserer Gesellschaft, einfach als entspannende und spannende Lektüre, als eine Studie genialer Stilentwicklung und meisterhafter Sprachgestaltung, und so weiter.

Die Leser der ersten Stunde wissen gerade seine Science-Fiction zu schätzen, und genau dadurch ist Andreas Eschbach ins Rampenlicht getreten. Zu ihrem Leidwesen verlagerte sich Eschbachs Schwerpunkt recht schnell – raus aus der Schublade, möglichst weit weg von Aliens, Raumschiffen und Laserkanonen. Der Qualität seiner Bücher tut das keinen Abbruch und die Allgemeinheit gewann ein begeisterndes Talent. Natürlich bleibt der SF-Fan trotzdem am Ball, immer auf der Suche nach dem Hauch von Eschbachs Visionen, der bisher jedem seiner Romane anhaftet. Außerdem: einmal Eschbach, immer Eschbach! Seine Schinken sind einfach gut.

Mit dem »Marsprojekt« tröstete Eschbach seine Leser über die SF-freie Durststrecke der »Erwachsenen-Bücher« hinweg und nutzte das Medium der Jugendromane für die Utopie. Die ist jedoch mit dem vorliegenden fünften Band der Reihe abgeschlossen. Und was jetzt? Erwartet uns eine düstere Zukunft ohne Eschbach’sche Zukunftsvisionen?

Auch beim »Marsprojekt« bewahrheitet sich die Erkenntnis über Fortsetzungen erfolgreicher Geschichten: War der erste Roman – später subtituliert mit »Das ferne Leuchten« – ein typischer, nicht zu übertreffender Wurf aus seiner Ideenkiste voll Charisma, sind die Fortsetzungen »nur noch« gute Unterhaltung und kreative Storyentwicklung, lassen aber dieses Eigenleben eines überragenden Romans vermissen. Mit »Die Schlafenden Hüter« hat Andreas Eschbach einen würdigen Abschluss des Abenteuers geschrieben und dabei ein echtes Ende geschaffen, eine dem Erzählten angemessene endgültige Situation. Zurück bleibt der Wunsch nach einem Roman ohne vorhersagbare Wendungen und mit diesem Offenbarungsgefühl, dem Erahnen großer Zusammenhänge und der Bedeutungslosigkeit des Menschen. Eschbach for SF, und wenn’s nur hin und wieder ist!

361 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-401-06061-3

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Cory Doctorow – Upload

Das Internet bevölkern vor allem Menschen aller Länder auf der Suche nach Kommunikation mit Gleichgesinnten. Oder auf Konfrontationskurs in der Anonymität des Netzes, versteckt hinter ihren Konsolen. In »Upload« bilden sich auf diesem Wege Gemeinschaften heraus, so genannte Stämme, deren Zustand sich nach der Zeitzone (und damit der Zeit der größten Aktivität des Stammes) der meisten Angehörigen definiert. Dadurch kommt der Schlaf-Wachrhythmus der nicht in diesen Zeitzonen lebenden Stammesangehörigen gehörig durcheinander, da sie sich in ihrem wirklichen Leben nach den Gewohnheiten ihres Umfeldes richten müssen und womöglich ihre Schlafzeit zur Kommunikation mit dem Stamm auf der anderen Seite der Erde nutzen.

Art ist ein »Agent« seines Stammes. Er ist in London für eine Kommunikationsfirma tätig, nutzt aber seine Position, um gute Ideen an seinen Stamm weiterzuleiten und gleichzeitig in der Firma schlechte oder bremsende Ideen an den Mann zu bringen. Art ist ein genialer Kopf, und so stößt er eines Tages auf eine geniale Lösung des Musikdownloadproblems in PKW. Sein Kollege und Stammesgenosse hintergeht ihn und macht sich mit dieser Idee selbstständig, dazu entschärft er Art auf die beste Weise: Er lässt ihn einweisen.

So findet Art Ruhe in der Anstalt, Zeit zum Überlegen, und er erkennt die Zusammenhänge und seine Möglichkeiten …

Schon Doctorows Erstling »Backup« war ein Roman, wie er kreativer und unterhaltsamer kaum sein kann. Und dabei bedient sich Doctorow am heutigen Stand der Informationsgesellschaft und den Möglichkeiten des Internets und interpoliert glaubwürdig eine nahe Zukunft. War in »Backup« noch das Hochladen von Bewusstseinsinhalten und Seelen utopisches Wunschdenken, so greift »Upload« aktuelle Entwicklungen (wie das Filesharing) sehr realitätsnah auf.

Der Charakter des Art, Protagonist und Ich-Erzähler des Romans, begreift sein Schicksal voller Selbstironie und gibt Doctorow damit die Berechtigung für eine locker-humorvolle und sarkastische Stilistik. Über Art greift der Autor einige aktuelle Schattenzonen in der internet-ischen Rechtssituation an – ein Thema, dem eigentlich jeder Nutzer begegnen sollte und hinter dem sich vor allem Lizenzstreitigkeiten und Copyright-Bestimmungen verbergen.

Der Verlag schreibt über den Autor, er lebe im Internet. Damit ist Doctorow wohl einer der fortschrittlichsten Architekten der Zukunft und befindet sich offenbar selber in der Problematik der »Stämme«, die er in diesem Roman thematisiert. Es sind die Grundprobleme der aktiven Internetgeneration, mit denen er sich beschäftigt. Also zukunftsträchtige Themen, mit deren fiktiven Lösungsansätzen er vielleicht den Grundstein für spätere Entwicklungstendenzen legt. Richtig bearbeitet, ist dies sicherlich das erfolgversprechendste Gebiet für orakelige Offenbarungen.

Das Ganze ist verpackt in erfrischend schlanken Erzählungen ohne hunderte Seiten umfassende Beschreibungen. Sie lesen sich flüssig schnell und übertragen Merkmale der Kurzgeschichte auf den Roman; zum Beispiel durch die Entwicklung des Verständnis für komplexe Hintergründe aus dem Kontext und dem Anker in unserer Zeit lässt das Buch sich leicht auf ausschweifende Erklärungen verzichten.

Entscheidet man sich in der Buchhandlung vor dem Bücherregal mit ziegelsteindicken Schinken für diesen unzeitgemäß dünnen Roman auffallend futuristischer |Heyne|-Aufmachung, wird man positiv von hoher Qualität, hohem Unterhaltungswert und erzählerischer Dichte überrascht.

Doctorow ist ein neuer Autor in der Science-Fiction-Landschaft, den es sich lohnt zu beachten, da er neben Charles Stross einer der kreativsten und innovativsten Schriftsteller ist, die sich mit einer vorstellbaren Entwicklung unserer Informations- und Kommunikationszivilisation beschäftigen. Das Leben im Internet – heute schon Realität für viele Söhne und Töchter darunter leidender Mütter.

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Frank Hebben – Prothesengötter

Dreizehn Erzählungen in einem Band, vom Autor zusammengestellt. Also die geballte schöpferische Kraft Frank Hebbens mit den Geschichten seiner persönlichen Wertschätzung. Für Hebben-Leser eine Goldgrube, aber in dieser Zusammenstellung für jeden interessierten Science Fiction-Leser ein Genuss. Hebben mischt unter die bewährten und teilweise preisnominierten Kurzgeschichten mehrere noch unveröffentlichte neue Stücke als Anreiz und erhöht dadurch den Verkaufswert des Buches.

Betrachten wir also zunächst diese frischen Geschichten etwas genauer:

»Gelée Royale« ist eine typisch ausweglose und bizarre Projektion in Hebbens Kosmos einer menschlichen Zukunft. Kontrolle durch Systeme und KI, weitaus dramatischer als Big Brother, wenn auch bei weitem nicht so brutal. Der Protagonist, ein einsam hausender und online arbeitender Mann, wird mit systemfremden künstlichen Organisationen in Form mechanischer Bienen konfrontiert. Allein ihre Existenz führt bei ihm zu rebellischen Gedanken, und ihre Fähigkeiten bringen ihn in direkten Kontakt mit den Rebellen. Ein heftiger Rückschlag durch die absolut scheinende Kontrolle des Systems macht seine Entwicklung rückgängig. Für ihn beginnt die »Bewusstwerdung« von Neuem.

Von den drei neuen Geschichten ist diese die typischste. In diesem Buch liest man ja nur Hebben. Man versinkt also in seinem Stil und seiner düsteren Vision; seine abgehackte Sprache, sonst unauffällig in Anthologien eingefügt, tritt deutlich zu Tage und erzeugt die typische Intensität seiner Geschichten, hier konzentriert in einem ganzen Buch. »Gelée Royale« erreicht nicht ganz die Klasse von »Der Wühler« oder »Marionettentheater«, beides hochtragische, entsetzlich eindringliche Storys. Dennoch vermittelt es wunderbar die trostlose Stimmung hebbenscher Weltentwicklung und würde in jeder gemischten Anthologie seinen Platz behaupten.

»Exodus 1906 AD« und »Imperium Germanicum« sind zwei unterschiedliche Geschichten mit mehreren Gemeinsamkeiten, die man eher als untypisch für Hebben bezeichnen könnte. Nichtsdestotrotz verdienen sie ihren Abdruck im vorliegenden Buch. »Exodus« wirft ein Schlaglicht auf das dramatische Ende des Konflikts »Men vs. Machine«, angesiedelt im alten deutschen Kaiserreich, in dem schon Zeppeline flogen. Hier hat die deutliche Kluft zwischen Anwendung und Verständnis die Entscheidung gefällt. »Imperium Germanicum« scheint eine Alternativgeschichte zum Ersten Weltkrieg zu sein und entpuppt sich dann doch als hochgradig punkige Zukunft. Das alternative Ende führt nicht zur Befriedigung.

Beide Geschichten, so unterschiedlich sie auch sind – die eine kurz, die andere lang, die eine Zukunft, die andere Vergangenheit, die eine Punk, die andere Alternativ, etc. … – kommen gut nebeneinander aus. Was Hebben in diesen Stücken an Stil, Wortgewalt, Intensität, Kreativität äußert, ist ein gutes Bildnis seines schriftstellerischen Wesens. Diese Erkenntnis lässt sich aufgrund der Sache problemlos auf das ganze Buch ausdehnen.

Alle anderen Geschichten des Buches sind jede für sich eindrucksvoll und höchst unterhaltsam. Fast alle versinken sie in Düsternis und endzeitlicher, teils offener, teils subtiler Brutalität. Einige (wie auch »Gelée Royale«) hinterlassen die Ahnung an eine bessere Zukunft oder an den späteren Erfolg durch die Handlungen der tragischen Figuren, die Hoffnung auf eine neue Epoche, die sich aus den Trümmern menschlichen Versagens entwickeln könnte. Am deutlichsten zeigt dies die letzte Geschichte »Ω« und führt dadurch aus dem Sumpf vergeudeter Anstrengung, öliger Konflikte, bizarrer Symbiosen/Prothesenmenschen, blutiger Cyberkriege in die doch noch nicht so abgründige reale Welt.

Sollte man ein Schlagwort prägen auf Frank Hebben und seine Visionen, es lautete »Intensität«. Seine Geschichten sind einfach intensiv!

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Michael Marrak – Kinder der Sonne (Das Aion, Band 1)

Mit dem Romandreiteiler »Das Aion« hat Michael Marrak seine erste Geschichte für Jugendliche an den Verlag gebracht. Nun kann man eins vorwegnehmen: Das Buch ist gleichfalls für Erwachsene geeignet, sowohl was Stil als auch Wortwahl und Thema betrifft. Mit dem vorliegenden ersten Band »Kinder der Sonne« entwickelt Marrak nicht nur das Porträt einer zukünftigen Erde mit ihren von einer großen Naturkatastrophe übrig gebliebenen Menschen, sondern er haucht dieser Vision von Anfang an Leben und mysteriöse Facetten ein und gestaltet dadurch einen echten Pageturner.

Aufhängepunkt ist eine Naturkatastrophe, bei der Sonnenstürme nicht bekannten Ausmaßes die Magnetosphäre der Erde hinwegfegen und dadurch die Oberfläche der harten Strahlung aussetzen, so dass nahezu jedes Leben verbrennt und die Erde verwüstet wird. Aus dieser Situation entwickeln sich verschiedene Gruppen von Überlebenden, von denen der Leser zwei kennen lernt: Gut geschützt lebende Forscher und ein diesem Institut benachbartes Dorf mit Menschen, die sich wiederum in zwei Gruppen aufspalten: »Normale« Menschen (so genannte Alphas), welche die Katastrophe überlebten, und durch die Strahlung veränderte Kinder und Jugendliche (so genannte Betas) mit neuen Attributen. So sind sie zum Beispiel gegen die Sonnenstrahlintensität immun und haben noch einige Fähigkeiten, die sie von den Alphas unterscheiden.

Für dieses Dorf kommt es erneut zur Katastrophe: Eine KI-Fabrik gerät außer Kontrolle und wuchert mit unbekanntem Plan unter der Wüste, bis sie künstliche Wesen erschafft, die das Dorf heimsuchen. Eine biologische Macht, die sich selbst »Aion« nennt, rettet die Dorfbewohner vor dem Ende und sucht in der Beta Mira eine menschliche Partnerin im Kampf gegen die »Wucherung« der KI, in der sie eine Bedrohung für die ganze Welt sieht. Mira soll die mysteriöse fliegende Stadt Darabar aufsuchen und eine Frucht des Weltenbaumes ernten, mit der das Aion hofft, der Gefahr, die scheinbar über die maschinelle Bedrohung hinausgeht, Herr zu werden. Der Haken: Für Mira bedeutet das einen Weg ohne Wiederkehr …

Marraks letzte Romane zeichneten sich durch steigende Verworrenheit und abgefahrene psychedelische Aspekte aus, und so gibt es auch in dieser Geschichte krude Personen, mysteriöse Geschehnisse und Verwirrung für Protagonist und Leser. Aber sie ist deutlich geradliniger und der Zielgruppe entsprechend wenig blutrünstig und zeigt, dass sich Marraks Fantasie auch in lichteren Bereichen zu bewegen und entfalten vermag.

Der Prolog ist orakelhaft und wenig »SF-mäßig«, so dass man von der folgenden Entwicklung leicht überrascht wird. Roboter, Leviatoren, künstliche Intelligenzen, übermenschliche Entitäten – alles Bausteine normaler Sciencefiction (aber was ist da schon normal?), von Marrak wirklich unterhaltsam sortiert, verfeinert, individualisiert und neu gepfeffert. Fragen werfen sich auf nach Hintergründen und Handlungsmotivation für beide Drahtzieher in dem Konflikt.

Das Buch endet zwar nicht in einem Cliffhanger, aber es verlangt dringend nach der Fortsetzung. Das Geheimnis der Entstehung der Betas ist bereits gelüftet, aber welche Fähigkeiten genau sie entwickeln, ist eines der Rätsel, die noch dringend gelöst werden wollen, ebenso die Frage nach den »Barrieren«, die den bisherigen Handlungsschauplatz vom Rest der untergegangenen Welt abgrenzen und so verbergen, was hinter ihnen geschieht. Es ist wie eine große Brutstätte für Betas, die bis zu ihrer Vollendung separiert existieren – Zufall oder Überlegung, dass die neue »Wiege der Menschheit« wieder in den afrikanischen Wüsten liegt? Warum kann eigentlich die fliegende Stadt Darabar die Barrieren durchdringen – und warum und wie fliegt sie überhaupt? Ist das überhaupt handlungsrelevant? Was sind denn Ambodrusen für Geschöpfe – vielleicht nur Ausdruck der höllischen Fantasie Marraks, die sich doch nicht gänzlich vom Prädikat »Jugendroman« einschüchtern ließ? Und natürlich gibt es Katakomben, in denen man sich herrlich verirren kann.

Insgesamt lässt sich der Roman als solides Grundwerk der Trilogie bezeichnen, unterhaltsam und spannend, schnell und eindringlich zu lesen, es verflicht sprühende neue Ideen mit alten Konzepten des Genres zur Einführung in eine bedrohliche Zukunft, die den Leser nicht überfordert, sondern begierig auf die Fortsetzung warten lässt. Hier glimmt das Potenzial einer fulminanten Geschichte.

Ein kurzes Wort zur Aufmachung: Schönes Hardcover, aber wo ist das integrierte Lesezeichen? Der Faden, der es ermöglicht, ein edles Buch vor Eselsohren zu bewahren?

http://www.michaelmarrak.de/

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (4 Stimmen, Durchschnitt: 4,75 von 5)

Als Orientierung für die Bewertung gilt:
– 1 Stern: Gefällt mir überhaupt nicht
– 2 Sterne: Gefällt mir eher nicht
– 3 Sterne: Unentschieden/Durchschnitt
– 4 Sterne: Gefällt mir eher gut
– 5 Sterne: Gefällt mir sehr gut

Andreas Brandhorst – Feuerträume (Kantaki: Graken-Trilogie 3)

»Feuerträume« ist der Abschluss einer dreibändigen Erzählung um den großen Krieg der Milchstraßenvölker gegen die seelenfressenden Graken. Außerdem führt er die Suche nach den Kantaki zu Ende, die überraschend in dieser Trilogie fast nur als mytologische »Große K« bezeichnet werden, Wesen, die von großer Reife waren und irgendwie von der Bildfläche verschwanden. Um sie drehte sich noch die letzte Trilogie, die im gleichen Universum angesiedelt war. Umso erstaunlicher ist die Auflösung der großen Rätsel, die sich durch die Romane des Kantaki-Universums ziehen und einen wahrhaft gigantischen Hintergrund liefern. Brandhorst räumt mit den transzendenten Entwicklungen, die sich in seinen Geschichten aufschaukeln, schließlich wieder auf und führt sie mit »Feuerträume« zu einem endgültig erscheinenden Abschluss.

Dominique, die junge Tal Telassi mit den überragenden Fähigkeiten einer Großmeisterin, ist zusammen mit Rupert und einem alten Kantaki-Schiff unterwegs, auf der Suche nach den Kantaki, um von ihnen Hilfe gegen die Bedrohung der Graken zu gewinnen. Dabei geraten sie in die nichtlineare Zeit und stranden auf einem dortigen Planeten, der in vier Ebenen zergliedert ist. Dort müssen sie nach einer Möglichkeit zur Rückkehr suchen und geraten dabei auf die Spur der Kantaki, die es offenbar genau hierher verschlagen hat. Auf der fünften Ebene des Planeten existiert der Schlüssel zu den hohen Ebenen der Prävalenz, dem Bereich, den überlegenes Leben bevölkert, das für die Entstehung der Universen verantwortlich ist. Hier stößt Dominique mit ihrem verschollenen Vater Dominik auf Olkin, jenen »Spieler«, der schon in der Trilogie um Diamant und Valdorian (Kantaki 1-3) die Fäden zog. Olkin ist ein kranker Prävalenter, dessen Herrschsucht und Machtgier die Graken in die Milchstraße brachte. Er hat Zugriff auf hohe Schöpfungsenergien und ist damit ein gefährlicher Gegner für die beiden Tal Telassi.

In der Milchstraße ringen derweil die Völker mit den Graken um die letzten bewohnten Welten. Aus der Crotha-Affäre im letzten Roman entwickelte sich durch die Megatron genannten KI die Maschinenzivilisation, die mit atemberaubender Geschwindigkeit evolviert. Menschen brechen zu einer diplomatischen Mission auf, um die Emm-Zetts um Hilfe zu bitten. Dabei stoßen sie auf einen Gegner aus der Zukunft, Nachmenschen, die aus einer Symbiose von Emm-Zetts und Kriegsveteranen entstanden und nun in der Gegenwart den Verlauf der Geschichte beeinflussen wollen. Das gibt schließlich den Ausschlag bei den Verhandlungen mit den Maschinenzivilisationen. Der Krieg mit den Graken tritt in die finale Phase ein.

Brandhorst rollt seine Geschichte in verschiedenen Ebenen auf, verwebt einzelne Stränge miteinander, lässt aber schließlich zwei Hauptstränge parallel verlaufen, die ohne gegenseitiges Interagieren den Roman ergeben. Natürlich ist vom Erfolg Dominiques auch jener der Milchstraßenvölker abhängig, aber umgekehrt hat der Grakenkrieg keinerlei Bedeutung für die Handlung in der nichtlinearen Zeit.

Deutlich zeigt Brandhorst seine Stärken in der Entwicklung von Plots und großen Zusammenhängen und im Ideenreichtum, aber dabei bleiben die einzelnen Charaktere auf der Strecke. Einen Tako Karides, Valdorian oder Hegemon Tubond sucht man leider in diesem letzten Roman vergeblich, denn obwohl offenbar der versessene Nektar diesen Platz einnehmen sollte, gelingt es Brandhorst diesmal nicht, die Figur mit Leben zu erfüllen. Nichtsdestotrotz bleibt die große Faszination der Kantaki-Welt bestehen. Häppchenweise verfüttert Brandhorst seine Informationen an den hungrigen Leser und entwickelt den großen Spannungsbogen über das Herausfinden der Hintergründe – für den Exodus der Kantaki, die Flucht ihrer Piloten, die Ziele und Intrigen Olkins, das Entstehen der KI-Zivilisation der Zäiden und die Fähigkeiten der Tal Telassi.

Es bleibt ein unterhaltsames Buch mit umfassenden Informationen, nicht zu gedrängt, aber etwas auf Kosten der Lebendigkeit. Brandhorsts Widmung lässt vermuten, dass es ihm kein Leichtes war, diesen abschließenden Band zu vollenden. Vielleicht hat er deshalb alle Rätsel aufgelöst und verlässt nun mit dem Leser die spannende Welt der Kantaki. Vielleicht hat er darum nur im Epilog den letzten Anker in diesem Universum belassen, um doch noch einen Anknüpfpunkt zu behalten. Vielleicht ist aber auch alles ganz anders und wir begegnen den Kantaki, Tal Telassi und Zäiden oder ihren Nachkommen bald wieder …

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Charles Stross – Glashaus

Niemand hätte gedacht, dass »Accelerando« sich würde fortsetzen lassen.

Wer aber die Verlagsinformation so versteht – in ihr wird »Glashaus« als kongeniale Weiterführung bezeichnet -, der wird sich enttäuscht sehen. Dieser Roman ist mit »Accelerando« nicht stärker verwandt als mit Cory Doctorows »Backup« – er stützt sich nur auf das Fundament der posthumanen Gesellschaft, das Stross in »Accelerando« entwickelt. Die Zeit der Beschleunigung findet in Form einer Singularität in der menschlichen Gesellschaftsentwicklung Erwähnung und erwächst damit in Stross‘ Vision zu einer unumgänglichen Größe. In dem Sinne kann man »Glashaus« als Fortsetzung bezeichnen, nämlich insofern, als eine Beschleunigung vorangegangen sein muss und in ihrem Zuge die Erde zur Defragmentierung gefunden hat.

In welcher Verbindung steht der Roman mit Doctorows »Backup«? Ziemlich direkt: Auch bei Doctorow können die Menschen Backups ihres Zustandsvektors anlegen und sich im Falle des Todes aus diesen Daten rekonstruieren lassen. Allerdings führt Stross dieses Experiment konsequent fort, denn wo Datenspeicher benutzt werden, besteht auch die Möglichkeit der Veränderung und des Fälschens. »Identitätsklau«: im »Glashaus« das schwerwiegendste Verbrechen.

Der Protagonist, Robin, lebt in einer Nachkriegswelt, die sich für ihre Bewohner als unendlich darstellt. Ob es Weltraumhabitate oder planetare Gebäude sind, ist für sie nicht feststellbar, denn sie bewegen sich nur innerhalb dieser Sphären und überbrücken große Distanzen mit Toren, in denen sie aufgelöst, als Datenpaket verschickt und in einem anderen Tor neu synthetisiert werden. Dabei haben die Menschen die Möglichkeit, alte Erinnerungen löschen zu lassen. Robin scheint sein gesamtes früheres Leben gelöscht zu haben. Nun schließt er sich einem Experiment an, welches das Leben in der Zeit vor der Beschleunigung nachzuvollziehen versucht. Das heißt: keine Assembler, die jede Bestellung produzieren können, keine Backups und damit die Möglichkeit zum echten Tod, kein Zugriff auf das allgegenwärtige Netz.

Im Verlauf der Geschichte rücken immer wieder Erinnerungen an den Krieg in den Vordergrund und machen neugierig. Es sind nicht nur Hintergrundinformationen, aus denen sich diese Zukunft entwickelte, sondern sie haben ganz direkte Beziehungspunkte zur Geschichte. Robin entpuppt sich als Schläfer, der in das Experiment geschleust wurde, um die Machenschaften der als Forscher getarnten Terrorgruppe zu enthüllen. Hier geht es um ein Virus, das sich, über die Tore verbreitet, in die Backups der Menschen einnistet und gezielt Erinnerungen löschen kann.

Stross‘ besondere Stärke sind Charakterisierungen. Seine Protagonisten entwickeln sich sehr individuell weiter und werden zu lebenden Persönlichkeiten, die genau so und nicht anders handeln müssen. Dabei entwickelt gerade der Ich-Erzähler Robin zwei unterschiedliche Seiten, nämlich die der Frau Reeve, deren Handlungsweisen sehr gut einer Frau zugeordnet werden können und deren Stärken auf anderen Gebieten liegen als bei Robin, der männlichen Inkarnation des gleichen Selbst. Dieser Spagat zwischen den Geschlechtern ist faszinierend und von Stross in hoher Kunst dargestellt.

Der Kopf dieses Menschen muss förmlich bersten von abgedrehten Ideen. Jeder einzelne der Romane von Charles Stross ist ein Feuerwerk und nährt sich an Ideen, aus denen andere Autoren ganze Serien fabrizieren. »Glashaus« ist eine Studie menschlichen Verhaltens unter besonderen Bedingungen auf dem schillernden Boden übermenschlicher Fantasie. Wenn sich dem Leser zwischenzeitlich der Vergleich mit dem »Experiment« der Strugatzkis aufdrängt, wird doch schnell deutlich, dass sich hier ganz andere Beweggründe finden und dass ein solcher Vergleich nicht möglich ist. Die fast psychedelischen Aspekte am Strugazki-Roman finden in diesem streng reglementierten Kosmos keine Entsprechung. »Glashaus« ist ein eigenständiger, intelligenter Roman, der sehr deutlich die visionäre Kraft des Autors darstellt.

Originaltitel: Glasshouse
Übersetzt von Ursula Kiausch
Mit Fotos Illustrationen von Stephan Martinière
Taschenbuch, 496 Seiten

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)

Nelson DeMille – Operation Wild Fire

Durchgeknallte einflussreiche und reiche Menschen neigen seit jeher dazu, mit kurzen Eingriffen in die Weltgeschichte das Böse bekämpfen und dem Guten ewigen Frieden bescheren zu wollen. Dabei greifen sie meist auf eher schädliche Mittel zurück, die selten mit »Gut« und »Frieden« vereinbar sind – so wie in diesem Fall die Atombombe.

»Wild Fire« sei ein geheimes Protokoll der US-Regierung, nach dem im Falle eines terroristischen Attentats mit Massenvernichtungswaffen auf amerikanischem Boden ein Massivschlag gegen die islamische Welt geführt werden soll. Mittel des Gegenangriffs, bei dem Milliarden Unschuldige getötet würden und der Auswirkungen auf die gesamte Erde in allen Bereichen hätte: Hunderte von Atombomben, die seit ihrer Entwicklung unter Tausenden ihresgleichen eingelagert werden und Steuergelder verschlingen.

Wild Fire sei aus dem Kalten Krieg hervorgegangen, als beide Großmächte die Folgen eines Erstschlags erkannten und ihn darum vermieden. Laut DeMille ist dieses Geheimprotokoll den islamischen Staaten bekannt, die – bisher erfolgreich – ihre Terrororganisationen vom Einsatz von Massenvernichtungswaffen abhalten sollen.

Was wäre, wenn eine Gruppe »rechtslastiger Spinner«, um mit DeMille zu schreiben, auf die Idee käme, durch einen atomaren Anschlag auf amerikanische Großstädte dieses Wild Fire auszulösen und dadurch ihre Vorstellung von dem »Sieg des Guten« zu verwirklichen? DeMille lässt seinen arroganten Macho John Corey (ehemals NYPD-Detective und Agent einer Antiterrortaskforce ATTF) mit seiner anbetungswürdigen Gattin Kate Mayfield (Special Agent des FBI und Agent der ATTF) auf dieses »Was wäre, wenn« los und hofft, dass sie mit ihren unorthodoxen Ermittlungsweisen rechtzeitig in Reichweite des »Roten Knopfes« kommen.

Den Plan von Madox, einem reichen Ölguru, erfährt man schon anfangsnah durch die Ermittlung eines anderen Agenten, der in Folge dessen von Madox ermordet wird. Gerade das ruft Corey auf den Plan und treibt ihn dazu an, sogar direkte Befehle seiner Vorgesetzten zu missachten und weiter an dem Fall zu arbeiten, um seinen Freund zu rächen und der merkwürdigen Geschichte auf den Grund zu gehen. Hintergrund seiner energischen Ermittlungsart sind seine Erlebnisse am 11. September 2001, an dem er nur durch eigenes Verschulden (er kam zu spät) dem Anschlag entging.

Corey ist eine wunderbare Figur für den Icherzähler. Ein Macho und arrogantes Arschloch, maximal selbstüberzeugt und Sprücheklopfer vorm Herrn. Sein Humor ist trocken, hintergründig oder platt, je nach Situation, oft ironisch oder sarkastisch. Auf jeden Fall reizt er quasi jeden Gesprächspartner zur Weißglut, wenn er ihn nicht leiden kann. Das macht die Erzählung sympathisch und lockert die Spannung, die sich aus den Gedanken und der Ermittlung ergibt, bei welcher der Leser ja bereits um die Details weiß, Corey und Mayfield jedoch im Dunkeln tappen. Es ist eine besondere Leistung DeMilles, daraus einen knackigen Thriller zu zaubern.

Der Erzähler |erzählt| seine Geschichte wirklich. Man merkt es an erklärenden Sätzen und Ausdrücken, aber vor allem daran, dass er eigene Gedanken hat, die er dem Leser nicht verrät. Dadurch kann er ein Netz aus Informationen knüpfen, die der Leser zwar auch kennt, die ihm aber nicht in jedem Fall die gleichen Folgerungen aufdrängen wie Corey. Er ermittelt mehrgleisig und saugt jede Information gierig auf, auch wenn sie dem Leser oder anderen Figuren überflüssig erscheinen oder aber dem Leser aufgrund seines Wissens Schlüsse aufdrängen, die Corey so schnell nicht nachvollziehen kann und dadurch wieder Spannung erzeugt.

Man wird mit Corey in dessen Ermittlungsbahn gezogen und durch sein gedankliches Verschweigen von Denkrichtungen immer wieder mit Ergebnissen überrascht. Man fiebert mit, wenn er seiner Frau neue Erkenntnisse vorträgt oder von ihr bekommt. In einem wichtigen Punkt liegt er lange falsch, aber er begründet logisch die Schlussfolgerung, so dass man ihm sein Fehlen nicht übel nimmt. Umso erstaunlicher, dass DeMille gerade in dieser Information eine Lücke in der Ermittlung belässt, denn obwohl Corey im entscheidenden Moment drauf gestoßen wird, nimmt er sie nicht auf. MAD war nicht die Abkürzung für Madox … Dem Leser war es klar, aber Corey, der sonst alle seine Erkenntnisse auseinanderpflückt, unterschlägt die Tatsache oder übersieht sie wirklich – was nicht zu seinem entwickelten Profil passt.

Insgesamt ist »Operation Wild Fire« ein wirklich spannender Agententhriller, Hauptträger der Spannung ist Corey mit seiner großen Klappe und seinen teils zwiespältigen Gedanken zu gefährlichen Themen. Das Buch liest sich schnell, flüssig, ist sehr humorvoll und behandelt eindrücklich ein ernstes aktuelles Thema.

http://www.ullsteinbuchverlage.de

Cory Doctorow – Backup



Ein langes Leben?
Ein langes gesundes Leben?
Ein langes gesundes Leben ohne Krankheit?
Ein langes gesundes Leben ohne Krankheit und Tod?
Ein endloses Leben.

Ein Leben aus dem Backup. Keine Gefahr für den Geist und die Seele, Mord sinnlos. Der Körper aus der Retorte mit allen Modifikationen, die man sich wünscht. Zum Beispiel an den Weltraum angepasst oder mit einem zweiten Kniegelenk für den eleganten Schritt oder dem Gesicht eines berühmten Schauspielers (dessen Gesicht wiederum nicht sein eigenes sein muss). Oder alles das – und viel mehr.

Und das Beste: Alles kostenlos! Jedenfalls auf den ersten Blick, denn man ist auf die Achtung seiner Mitmenschen angewiesen, und mit der Achtung steigen die eigenen Whopple-Punkte. Den Punktestand kann jeder Mensch anpingen und entscheiden, ob man es würdig ist, beachtet zu werden oder in welcher Suite eines Hotels man würdig ist zu übernachten oder welche Klonmodifikationen man sich leisten kann.

Das ist die Bitchun-Society. Man legt an entsprechenden Terminals in individuellen Abständen Backups seiner Persönlichkeit an, um im Falle des eigenen Ablebens mit einem möglichst aktuellen Erinnerungsstand wiederbelebt werden zu können. Natürlich kann man auch ältere Backups nutzen, um unangenehme Erfahrungen nicht nur aus dem Gedächtnis, sondern auch aus der Persönlichkeit zu streichen. Sehr praktisch, zum Beispiel wenn man ein Verbrechen begehen will und sich danach an nichts mehr erinnert …

Cory Doctorow sagt von sich selbst, er lebe im Internet. Und so gestaltet sich auch die Geschichte: Es begann als Revolution des Internets. Die Bitchun-Society, die Gesellschaft größten Glücks, entsteht und stürzt die alten Lehrstrukturen an den Universitäten. Das Internet findet in den Köpfen der Mitglieder statt, der Informationszugriff ist optimiert. Daraus entwickelt sich die scheinbar einzig gerechte Währung, die Whopple-Punkte gegenseitigen Respekts und Achtung, in der jeder Mensch unabhängig von seiner Herkunft die gleichen Chancen hat. Grundlage ist natürlich auch die Weiterentwicklung künstlicher Arbeitskräfte, so dass grundsätzlich jeder Mensch der Gesellschaft Zugriff auf alles Lebensnotwendige hat, und zwar in für unseres Verständnis luxuriösen Maßen. Es gibt Arbeiten, die weiterhin von Menschen erledigt werden müssen (wie Putzen oder kreative Programmierung), und die entsprechenden Menschen sammeln mit dieser Arbeit enorme Punkte.

Natürlich gibt es Feinde und Neider dieser Gesellschaft, aber sie hat ein schlagendes Argument: Ihre Gegner sterben aus, während ihre Mitglieder beliebig oft aus einem Backup neu erstellt werden können. Man kann sich trotz der perfekt sozialistisch anmutenden Idee der Whopple-Punkte ausmalen, dass es Betrugsmöglichkeiten in diesem System gibt. Und hinter den Kulissen ist alles viel komplizierter, als sich in wenigen Sätzen sagen lässt. Zentrales Thema des Romans ist zum Beispiel die Langeweile, die bei den fast unsterblichen Mitgliedern der Gesellschaft häufig aufkommt. Man hat schon alles erlebt, jedes Risiko genossen, jede Anstrengung vollbracht, jede Möglichkeit der Entspannung und des Nichtstuns genutzt – was kann einem dann das Leben noch bieten? Man lässt sich einfrieren, um vielleicht in hundert Jahren zu erwachen und etwas Neues zu erleben. Oder ein Computer wacht über die Ereignisse und weckt einen, wenn interessante Neuigkeiten greifbar sind. Oder man lässt sich auf unbestimmte Zeit einfrieren, sagen wir, bis zum Kollaps unseres Universums. Denn das bietet auf jeden Fall noch Unerlebtes.

Was aber passiert mit einem Menschen, der durch Fehlfunktionen seiner Implantate aus dem Netz fliegt? Normaler Weise kann er sich aus einem Backup neu erstellen lassen, aber wenn er die Erlebnisse seit dem Backup nicht vergessen will? Er wird zum Außenseiter, der keinen Zugriff mehr auf die sphärische Kommunikation seiner Mitmenschen hat, sondern auf die normale Sprache angewiesen ist. Dessen Whopple nicht mehr angepingt werden kann, der also völlig vom guten Willen seiner Mitmenschen abhängig ist. Und hinter dessen Rücken man eins-a intrigieren kann, ja, in dessen Beisein man an ihm vorbei kommunizieren und sich über ihn lustig und ihn betrügen kann.

»Backup« ist mit seinen 285 Seiten für heutige Verhältnisse ein erfrischend dünner Roman, dessen flotte Gangart seinem Thema entspricht und Lesevergnügen »in einem Rutsch« liefert. Er ist spritzig, witzig, tiefgründig – uneingeschränkt zu empfehlen.

Originaltitel: Down and out in the Magic Kingdom, 2003
287 Seiten
Aus dem US-Englischen von Michael K. Iwoleit

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Andreas Eschbach – Die steinernen Schatten (Das Marsprojekt 4)

In nicht allzu ferner Zukunft existiert auf dem Mars eine Siedlung, die Menschen haben eine Art Weltregierung und sind bis zum Asteroidengürtel im Sonnensystem vorgedrungen. In der Marssiedlung gibt es sogar Kinder, die weltbekannten Marskinder, die gerade zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden. Seit Neuestem gibt es ein fünftes Kind: Urs, den Sohn des Siedlungsverwalters Pigrato, gerade frisch von der Erde eingetroffen.

Die Kinder entdeckten unter anderem gigantische Blaue Türme, Artefakte außerirdischer Besucher oder Bewohner des Mars, die der menschlichen Technik bislang unzugänglich bleiben. Doch seit der eine Turm durchsichtig geworden ist und das Bild einer fremden Umgebung zeigt, hat sich die Situation geändert. Scheinbar stellt er eine Passage auf einen fremden Planeten dar und gilt damit als potenzielle Gefahr, da die Außerirdischen durchaus feindlich gesinnt sein könnten. Zumal die Passage bisher nur Carl, dem Ältesten der Marskinder, von einem anderen Marsbereich her möglich war.

Was die Erwachsenen noch nicht wissen, ist, dass inzwischen neue Artefakte aufgetaucht sind. Diese anfangs von Carls jüngerer Schwester Ellin gefundenen »Steine« tragen mittlerweile die Namen der Marskinder Urs, Carl und Ellin, während Arianas Artefakt bei der ersten Berührung zerbröselte. Ronny, der Jüngste der Marssiedler, hat bislang noch kein Artefakt mit seinem Namen entdeckt, dafür gibt es eines für »Curly«. Wer sich dahinter verbirgt, ist bisher unbekannt. Und was die Erwachsenen daher auch nicht wissen, ist, dass diese Artefakte demjenigen, dessen Namen sie tragen, die Passage durch die blauen Türme gestatten. Und natürlich treiben widrige Umstände die Kinder durch dieses Tor, das sich anschließend schließt und den Rückweg verwehrt …

Eschbachs Marsprojekt geht langsam in die finale Phase. Mit diesem vierten liegt der vorletzte Band um die Marssiedlung und ihre Kinder vor. Kinder: Ein teilweise unglücklicher Begriff, wenn man die Zielgruppe im gleichen Alter sucht wie das der jüngsten Marsbewohner. Carl, Ariana und Urs sind inzwischen »beziehungsreif« und damit in einem Alter, in dem man ungern als Kind bezeichnet wird. Für die Welt des Marsprojekts ist es jedoch ein gewachsener Begriff, dem die Betroffenen langsam entwachsen.

Die Spannung steigt. War im ersten Band noch gar nicht von Außerirdischen auszugehen, entwickelte sich über die nächsten Romane die Gewissheit ihrer Anwesenheit, so dass die Marssiedlung zwar noch eine extrapolierte Möglichkeit darstellt, mit dem Verlauf ihrer Geschichte inzwischen aber deutlich fantastische Züge angenommen hat. Wir stellen uns jetzt die Fragen: Wer sind die Aliens, woher kommen sie? Warum kennen sie die Marskinder, und warum gerade jene, die zur Zeit des verschollenen Vaters von Carl schon bekannt waren? Wer ist Curly? Vielleicht der Spitzname für Ellins Mutter. Ellin selbst hat einen Moment lang den vollen Durchblick, doch reißt ihr gedachter Faden im Chaos ihrer Atemnot und verschwindet wieder in die Tiefe ihres Unterbewusstseins. Schade, oder zum Glück, denn so kommen wir in den Genuss des finalen Bandes dieser spannenden Serie.

Streckenweise fragt man sich, ob Eschbach wirklich für die hypothetische Zielgruppe der Teenager schreibt oder ob nicht in Wahrheit seine Fans die Zielgruppe sind. Er verschweigt keineswegs physikalische Zusammenhänge, sondern holt sie auf ein allgemein verständliches Niveau herab, lässt die Kinder als DAU agieren und benutzt Professoren, Präsidenten oder einfach Erwachsene als Decoder für die wissenschaftlichen Erklärungen. Aber Ronny ist etwa 13. Ob all dies für einen hypothetischen Dreizehnjährigen auch verständlich ist, ist schwer einzuschätzen. Wahrscheinlich muss in diesem Fall einfach nur die Geschichte fesseln und fließen, und das tut sie.

Bleibt als Abschluss
nur zu sagen, dass »Die steinernen Schatten« eine schöne, spannende, flüssig und flott zu lesende wunderbar leichte Unterhaltung ist, die hoffentlich auch den Teenies gefällt – warte auf das nächste Jahr zum Finale!

gebunden, 347 Seiten
Originalausgabe

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Marcus Hammerschmitt – Der Fürst der Skorpione

Ein paar Jahrzehnte in der Zukunft. Afrika ist die Kornkammer Europas. Genoptimierte Getreidestämme existieren in der Sahara, ertragreicher als die bisherigen Sorten. Diesen Einbruch in die Natur verfolgen afrikanische Nomadenstämme mit Missgunst und attackieren das europäische Vordringen mit rebellischer Gewalt.

Die |Euroforce| wird zum Schutz der Felder und Einrichtungen eingesetzt. Sie ist im Besitz moderner Waffentechnik, darunter gigantische Käfer, die über Neuroports von ebenfalls verkabelten Soldaten gesteuert werden. Die Rebellen haben ihnen wenig entgegenzusetzen, einzig ihre künstlichen Skorpione vermögen die Käfer zu töten. Und mit ihnen sterben auch die Soldaten.

Björn ist einer von ihnen. Bei ihm waren sowohl die Zeit als auch das gefundene Material ausreichend, um ihm ein zweites Leben zu schenken, als so genannter |Zombie|, wie sie von der Normalbevölkerung genannt werden. Eine Neuroportblockade sorgt bei ihnen für widernatürlich langsame Reflexe bei normaler Gehirnleistung, wodurch sie sich eingesperrt und hilflos fühlen. Die dem Zombie Björn anvertraute jugendliche |BLA| entdeckt, wie Zombies bei Fehlfunktion oder Nutzlosigkeit erledigt werden, und entflieht mit Björn aus Europa, natürlich nach Afrika. Und natürlich gelangen sie in die Fänge der Rebellen, wo Björns blockierter Port deaktiviert und damit seine normale Leistungsfähigkeit zurückgewonnen wird.

Björn widmet sich mit Ingrimm der Sache der Rebellen, um sich an der |Euroforce| zu rächen.

Dieser Roman erschien in gebundener Form im |Patmos|-Verlagshaus und stellt sich in ansehnlicher Aufmachung dar: Der stählerne Skorpion, der aus einem dunklen Hintergrund, aus der Verborgenheit heraustritt und über einen rissigen Wüstenboden sein Ziel verfolgt, thematisiert gelungen den Guerillakrieg der Rebellen gegen die übermächtige, technisch überlegene |Euroforce|. Dass dabei dieser Skorpion für den Roman selbst nur eine untergeordnete Rolle spielt, bleibt auch bei der Titelwahl unberücksichtigt. Hammerschmitt hat zwar die Beziehung von Zombie Björn zu diesen Skorpionen herausgearbeitet, indem er Björns ersten Tod mit ihnen verknüpft und ihnen später eine erneute Begegnung spendiert, doch gibt er dem neuen Rebellen Björn mitnichten die Rolle des Fürsten, des Gebieters über die Skorpione oder übertragen über die Rebellen, die ihren Skorpionen gleich hinterhältige Attacken gegen die EF vornehmen. Björn wirkt vielmehr als von allen Seiten missbrauchter Charakter, dem schließlich sein eigener Wahn – der Wunsch nach Rache – die Augen vor den Dingen verschließt, die seiner Umgebung wichtig sind und die als zwischenmenschliche Festigung seines erschütterten Daseins gelten könnten – die Gefühle und Bedürfnisse seiner Kameradin, die ihm überhaupt erst die Befreiung aus dem Überwachungsnetz der EF ermöglichte, sowie sein Wert und sein Ansehen unter den Rebellen, durch die er schließlich als die Waffe, die er für die EF war, gegen sie eingesetzt wird.

BLA dagegen ist nur Mittel zum Zweck. Ihr kommt die Rolle des Auges zu, das die Geschehnisse wahrnimmt und aus einem relativ unabhängigen Blickwinkel betrachtet für den Leser darstellt. Sie befreit Björn, bringt ihn nach Afrika und folgt ihm zu den Rebellen, wo sie miterleben muss, wie er sich von ihr entfremdet und fanatisch nur noch die Ziele verfolgt, die ihm die Führer der Rebellion diktieren. Sie ist das Überbleibsel aus Björns Welt, das sich nicht mit den Rebellen identifizieren kann, für die es aber auch kein Zurück gibt. Ihre Person selbst hat keinen Einfluss auf die Geschehnisse nach Björns Befreiung, und auch der Weg nach Afrika erfolgt eher zufällig als unter ihrem Einfluss. Sie gibt dem Roman eigentlich nichts außer einem gekränkten Blick auf den Wahn in Björns Veränderung sowie eine obligatorische Liebesgeschichte, um ihrem Dasein einen Sinn aufzupfropfen.

Hammerschmitt ergeht sich in untypischen Perspektivenwechseln, meist zwischen Björn und BLA, manchmal so fließend, dass man erst anhand der erhaschten Gedanken merkt, in wem man sich befindet. Damit eröffnet sich Hammerschmitt die Möglichkeit, den Leser als gedankenlesenden Adler über der Geschichte fliegen zu lassen und je nach Bedarf in den Kopf eines Protagonisten einzutauchen, ohne sich auf eine Perspektive festzulegen. Damit vereinfacht er sich die Erzählung einerseits, verwirrt andererseits sein Publikum an manchen Stellen. Der geringe Umfang des Romans macht diesen Kunstgriff allerdings nötig, um auf wenig Platz die wichtigen Erkenntnisse versammeln zu können.

Unterhaltsam geschrieben ist der Roman allemal, wenn ihm auch der entscheidende Funke fehlt, der ihn zu dem Kracher machen könnte, den ein Kommentar von Andreas Eschbach auf dem Buchrücken erwarten lässt.

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Charles Stross – Dämonentor. Die mysteriösen Fälle des Bob Howard

Der Heyne-Verlag deklariert diesen Roman mit dem Schriftzug: »Die große Mystery-Serie«. Sollen wir also davon ausgehen, dass dies der erste Band einer Serie wie »Akte X« ist, wie uns der Umschlag glauben macht? Auf der Autorenhomepage findet sich nur der Hinweis auf den Roman »The Atrocity Archives«, der in England ein großer Erfolg gewesen sei und nun unter anderem ins Deutsche für den Verlag übersetzt wurde. Jedensfalls erschließt sich daraus nicht, ob es zu »Dämonentor« weitere Romane geben wird. Lesen wir ihn also unter dem Gesichtspunkt der Eigenständigkeit.

Bob Howard arbeitet für eine Abteilung des britischen Geheimdienstes, die unter Eingeweihten als »Wäscherei« bekannt ist. Er ist für die Netzwerke und einzelnen Rechner der Einrichtung verantwortlich und integriert sich mit wachsender Beteiligung in den aktiven Außendienst. Dabei kümmert sich die Abteilung um mathematische Grundlagen zur Erschaffung sogenannter Tore zu anderen Universen, durch die je nach Beschaffung Daten oder auch feste Körper transferiert werden können. Die Wäscherei sorgt dafür, dass diese Mathematik der breiten Bevölkerung unzugänglich bleibt, da die außeruniversalen Wesen oft den schlimmsten Alpträumen entsprungen zu sein scheinen und für die Erde die Vernichtung bedeuten könnten, außerdem ist dieselbe Wirkung durch physikalische Einflüsse zu befürchten, wenn die Tore nicht richtig gesichert werden.

Auch in Deutschland ist Charles Stross kein Unbekannter mehr, denn mit seinen drei Science-Fiction-Romanen »Singularität«, »Supernova« und »Accelerando« wurde er regelmäßig für Preise nominiert. Er schreibt mit außergewöhnlichem Stil und mit außergewöhnlichen Ideen und ist schon von daher lesenswert, plus den hohen Unterhaltungsfaktor seiner Geschichten.

Die drei bisher erschienenen Romane waren Science-Fiction, bei »Dämonentor« fällt die Einordnung nicht so leicht. Durch übernatürliche und okkulte Aspekte macht der Verlag keinen Fehler, wenn er das Buch als Mystery führt, allerdings kennt der Protagonist die mathematischen Hintergründe dieser Geschehnisse und nimmt damit diesen »mystischen« Hauch echter unerklärlicher Geschichten.

Der Protagonist ist ein kleiner Computerfreak, der sein Schicksal gelassen sieht. Es hat ihn für immer in die Wäscherei verschlagen, also macht er das Beste daraus und versucht, dem Papierkram der Bürokratie möglichst aus dem Weg zu gehen. Dabei faszinieren ihn die Theorien über Außerirdische, Paralleluniversen und die Praxis dazu stark. Er versucht, über alle für ihn erreichbaren Quellen auf dem aktuellen Stand der Fälle zu sein, dadurch gerät er mit seinen hochbürokratischen Vorgesetzten aneinander. Zu seinem Glück ist ein höheres Tier der Gesellschaft ein Freund von ihm, ein anderer erkennt sein Potenzial und übernimmt ihn.

Howard stellt sein Licht immer unter den Scheffel, außerdem steht er ziemlich weit unten auf der Karriereleiter. Trotzdem wird schnell deutlich, dass er sich ausgezeichnet auskennt und einer der besten und intelligentesten Agenten der Wäscherei ist, auch wenn weder diese noch er selbst das ohne weiteres eingestehen.

Stross lässt seinen Protagonisten Ich-erzählen, wodurch die Ereignisse mit interessanten Kommentaren gespickt werden können. Außerdem kann er ihn die fiktiven technisch-mathematischen Hintergründe seiner Paralleluniversumstheorie erläutern lassen, was dann auf das Wesen des Protagonisten zurückgeführt werden kann und das Mitteilungsbedürfnis des Autors versteckt.

Zum Unterhaltungswert des Buches kann man nur sagen: eins-a. Stross ist ein begnadeter Erzähler, er lässt Bob Howard in ironischer, teilweise fatalistischer Art über seine Arbeit sprechen und spinnt durchweg einen spannenden Erzählfaden. Der Entwurf dieser geheimen Agentenabteilung mit ihren Intrigen, ihrer Bürokratie und der Würze der Charaktere bietet tatsächlich die Grundlage für eine großartige Serie. Bei der Menge heutiger Serien sollte man nur hoffen, dass Stross es nicht übertreibt und sein Potenzial nach ein paar Romanen um Howard auch anderen Projekten zur Verfügung stellt.

Fazit: »Dämonentor« ist trotz des deutschen Titels ein Buch für jedermann, der sich spannender, intelligenter Thrillerunterhaltung mit einem ironischen Spritzer Mystery hingeben will.

Originaltitel: The Atrocity Archives
Aus dem Amerikanischen von Mechthild Barth
Taschenbuch, 400 Seiten

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (6 Stimmen, Durchschnitt: 4,50 von 5)