Dierssen, Oliver – Fausto

Nie wieder schlechte Zensuren in Rechtschreibung. Keine Probleme bei seitenlangen Aufsätzen über verschiedenste Themen oder bei Fremdsprachentests. So einen hilfreichen Bücherdämon wie Oliver Dierssens Fausto kann wohl jedes Schulkind gut gebrauchen. Doch er landet nun mal zusammen mit einer Kiste alter Zeitschriften beim 14-jährigen Joseph „Joschel“ Fittich – seines Zeichens pickelgeplagter Loser aus der neunten Klasse – und damit fangen seine Probleme erst richtig an, denn der Deutschlehrer Kattmann wittert bald, dass es bei Joschels plötzlich aufgetretener Hochbegabung nicht mit rechten Dingen zugehen kann, und auch die Jungen in seiner Klasse halten ihn für einen Betrüger, so dass er auf die Hilfe des Neulings Markus angewiesen ist, um nicht verprügelt zu werden. Immerhin verschafft ihm das auch die Aufmerksamkeit seines heimlichen Schwarms Canan.

Wenigstens Joschels leicht durchgeknallte Mutter Hanne glaubt, dass ihr Sohn etwas ganz Besonderes ist und vielleicht doch mehr als seine Segelohren von seinem Vater geerbt hat, der als Korrespondent für die FAZ arbeitet, seinen Sohn jedoch seit Jahren nicht mehr besucht hat. Und doch steckt hinter allem nur Fausto – ein mehrere hundert Jahre alter pelziger Dämon mit einem Horn auf der Stirn, der sich als Tintenfleck durch beschriebene Seiten frisst, sich dabei von Rechtschreibfehlern ernährt und ganz nebenbei auch noch Texte produzieren kann.

Wie Joschel Canans Zuneigung gewinnt und fast wieder verspielt, wie sich seine Freundschaft mit Fausto entwickelt, er zuletzt gemeinsam mit Canan und dem Klassenstreber ein Abenteuer um Leben und Tod bestehen muss und ob Joschels Vater tatsächlich beim Schreibwettbewerb der FAZ erscheinen und stolz auf seinen Sohn sein wird, hat Oliver Dierssen auf die 445 Seiten seines Romans gebannt. Jede der 30 Kapitelüberschriften ist mit zauberhaften Kritzeleien illustriert, wie man sie in Schulheften finden könnte.

_Dierssen schreibt in_ nicht zu flapsiger Jugendsprache, die selbst für Erwachsene sehr amüsant zu lesen ist. Die Themen sind angemessen für Jungen und Mädchen im frühen Teenageralter. Doch es ist besonders erfreulich, dass das Buch Jungen anspricht, da diese von der Jugendliteratur eher stiefmütterlich behandelt werden. Mit Humor und Einfühlungsvermögen dreht sich alles um das Überleben in der Pubertät, wenn die Eltern anfangen schwierig und Freunde wichtiger als die Eltern zu werden, wenn die Schule als notwendiges Übel angesehen wird und das Herz zum ersten Mal für eine Person des anderen Geschlechts zu schlagen beginnt. Überhaupt fühlt sich der erwachsene Leser an seine eigene Pubertät erinnert: „Das böse Wort mit P. Dieses Thema mochte ich überhaupt nicht, hierüber wollte ich mit Hanne nicht sprechen, ich verweigerte jede Aussage: Über die Haare, die an verschiedenen Stellen meines Körpers wuchsen. Über die Videos an verschiedenen Stellen meiner Festplatte. Darüber, wie unfassbar eklig die verschiedenen Hanne-Geräusche waren, die bis vor Kurzem jeden Samstagabend dumpf durch die dünne Wand drangen, als Hanne noch regelmäßig Besuch kriegte. Nichts davon wollte ich mit meiner Mutter besprechen. Aber das schien auch nicht nötig zu sein. Denn sie benahm sich, als würde sie bereits alles wissen. Widerlich.“

Die Themen sind zeitgemäß. Die erste Liebe aus der Sicht eines Jungen zu erleben, hat neben den gewollt komischen Elementen auch etwas Berührendes. Besonders fällt der sensible Umgang mit der schwierigen Familiensituation der Fittichs auf, die gerade aus der Sicht Joschels deutlich macht, wie enervierend der Umgang mit wechselnden Partnern und die permanente Enttäuschung durch den genetischen Vater für das Kind sind.

_Der 30-jährige Oliver Dierssen_ hat mit „Fausto“ bereits seinen zweiten Roman veröffentlicht. Bei seinem Roman „Fledermausland“ (2009), der mit dem |Deutschen Phantastik Preis| in der Kategorie „Bester deutschsprachiger Debütroman“ ausgezeichnet wurde, setzten der Autor und der |Heyne|-Verlag noch auf das relativ sichere Trendthema „Vampire“. Mit dem furchtsamen, Rechtschreibfehler fressenden Bücherdämon Fausto hat Dierssen jedoch eine Figur geschaffen, die bisher nicht ihresgleichen hat. Es bleibt zu wünschen, dass der originelle kleine Kerl in vielen Kinderzimmern Einzug hält.

|Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 448 Seiten
31 S/w-Abbildungen
ISBN-13: 978-3-453-26001-6|
[www.heyne.de]http://www.heyne.de

_Oliver Dierssen bei |Buchwurm.info|:_
[„Fledermausland“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6417

Richard Dalby (Hg.) – Eiskalte Weihnachten. Kleine Morde zum Fest der Liebe

27 phantastische Geschichten, wie sie vor dem Siegeszug von Radio & Fernsehen gern an langweiligen Weihnachtsabenden erzählt wurden; zu klassischen Autoren des 19. und frühen 20. Jahrhunderts gesellen sich moderne Zeitgenossen, die diese alte Tradition stimmungsvoll aufleben lassen: Hier wird aus Leibeskräften gespukt und gemordet, denn diese Geister u. a. Kreaturen sind vor allem übellaunig!
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Nievo, Ippolito – Ein Engel an Güte

_Kabale und Liebe in der alten Republik Venedig_

Die junge Morosina, der buchstäbliche Engel an Güte, fiebert im Jahr 1749 ihrer Entlassung aus dem venezianischen Kloster der Seraphinerinnen entgegen, in dem sie, finanziert vom Gönner ihrer Familie Inquisitor Formiani, „einem Mann, der ausnahmslos alle Gaben des großen Staatsmannes und ausnahmslos alle Laster des venezianischen Edelmanns in sich vereinte“, sechs Jahre erzogen wurde. Nun hofft sie, endlich zu ihren Eltern auf das heimatliche Landgut zurückkehren zu können. Doch was der italienische Autor Ippolito Nievo (1831-1861) zu Anfang des Romans in einer Klosterszene als gängiges Laissez-faire, das zu dieser Zeit in allen Bereichen der Republik Venedig herrscht, beschreibt, gleicht mehr einem herrschaftlichen Salon zur Karnevalszeit. Ströme von jungen Herren und Familienmitgliedern drängen unablässig in die ohnehin überfüllten Klosterräume. Aufgeputzte Menschen, deren Kleidungsstil so detailliert beschrieben wird, dass man sie förmlich vor Augen hat, vergnügen sich bei Smalltalk und Musik. Es wird geflirtet, was das Zeug hält, und natürlich gelästert.

Schnell lernt der Leser Morosinas Vater kennen, der in Aufmachung und Verhalten sofort deplatziert aus der Masse heraussticht, von ihr jedoch trotz seiner Erscheinung als „ausgefallenes Exemplar“ bedingungslos geliebt wird. Allerdings ist er nicht gekommen, um sein Kind nach Hause zu holen und ihr unter anderem endlich, wie lange von ihr gewünscht, ihre Stiefmutter vorzustellen. Sie erfährt, dass sie zunächst beim greisen Formiani leben soll, der sie kurz darauf zu seiner Frau erwählt. Aus Dankbarkeit für die Unterstützung ihrer Familie und aus Gehorsam ihrem Vater gegenüber kommt es ihr gar nicht in den Sinn, sich gegen diese Heirat zu stellen, obwohl sie seit ihren frühen Kindertagen den Cavaliere Celio liebt.

Im Kloster von Ränken und Sittenlosigkeit umgeben, hat sie sich dennoch ihr reines Wesen erhalten, welches sich in ihren Kindertagen unter den wachsamen Augen des Gerichtsschreibers Chirichillo herausgebildet hat. Dieser hatte die Vaterrolle an ihr übernommen und „für ihn war Herzensgüte der Dreh- und Angelpunkt jeder moralischen Vollkommenheit. Daher waren Lieben, Trösten, Glauben, Verzeihen, Gehorchen seine Lieblingsverben, und alles, was er sagte, war dazu angetan, Morosina deren praktische Anwendung einzuprägen. Sodann folgte in seinem Wertesystem die Seelenstärke. … und auf diesem Weg gelangte er zur Notwendigkeit der Sittlichkeit.“ Sowohl der Vater als auch Chirichillo erscheinen als einfach gestrickte komische Charaktere vom Land in der Tradition der Comedia del’Arte. Sie kontrastieren stark mit den berechnenden Stadtmenschen, und auch Morosina, die im Kloster zahlreiche gegenteilige Erfahrungen gemacht hat, besticht mit ihrer Herzensgüte, die teilweise an Einfalt grenzt, dadurch, dass sie das Spiel, in welchem sie Formiani zur Weiterführung seines Stammbaumes auserkoren hat, nicht als solches durchschaut. Statt mit Celio, der nicht ganz so reinen Herzens wie Morosina ist, ihrem Gatten untreu zu werden und die Kinder zu zeugen, die Formianis Neffen um den Zugriff auf dessen Erbe bringen sollen, ist sie fest entschlossen, Formiani eine treue Ehefrau zu sein und auf ein späteres Glück mit Celio zu hoffen. So viel Lauterkeit wirkt schließlich ansteckend und zwing die Männer, ihren Plan aufzugeben. Der 74-jährige Inquisitor stirbt glücklicherweise nach nur vier Monaten, und so steht dem märchenhaften Ende mit der Hochzeit der Liebenden und einer großen Kinderschar nichts mehr im Wege.

Ippolito Nievo ist neben Alessandro Manzoni der bedeutendste italienische Romancier des 19. Jahrhunderts und wird vor allem wegen seiner zahlreichen Gedichte und des Romans „Bekenntnisse eines Italieners“ geschätzt. Der |Manesse|-Verlag hat 2010 den Roman „Ein Engel an Güte“ in der Reihe „Bibliothek der Weltliteratur“ in einer vielbeachteten Neuübersetzung herausgebracht, die 2011 den Deutsch-Italienischen Übersetzerpreis gewann. Die Geschichte um Morosina und Celio dient dem Autor dabei als Leitfaden, an dem er auf unterhaltsame Weise die politischen und gesellschaftlichen Zustände der bei der Entstehung des Romans längst untergegangenen venezianischen Republik des 18. Jahrhunderts beschreibt und mit der Hoffnung der Entwicklung eines vereinten italienischen Staates spielt. Der Bildungsaspekt des Romans in Form von abschweifenden Beschreibungen der Kultur, der Lebensart, der politischen Intrigen und der Querelen zwischen Lagunenstadt und Festland verlangen dem Leser ein wenig Geduld ab, aber das pralle Sittengemälde und die komischen Szenen machen alles wieder wett. Ippolito Nievo selbst war es leider nicht vergönnt, das unabhängige und vereinte Italien zu erleben, das er erhofft hatte. Er kämpfte zwar an der Seite des italienischen Nationalhelden Garibaldi im zweiten italienischen Unabhängigkeitskrieg, starb jedoch einen Monat nach der Vereinigung Italiens unter der Herrschaft des Hauses der Savoyen mit nur 29 Jahren bei einem Schiffsunglück.

Dass der |Manesse|-Verlag den Roman „Ein Engel an Güte“ in sein sorgfältig aufgemachtes Weltliteraturprogramm aufgenommen hat, gilt als Zeichen, dass man ihn gelesen haben sollte. Wer Literatur mag, die mehr als nur unterhalten will, ist damit bestens bedient, und auch Nievos lesenswerter Roman „Bekenntnisse eines Italieners“ ist in dieser Edition in der Übersetzung von Barbara Kleiner erschienen.

|Originaltitel: Angelo di Bontà, 1856
Deutsche Erstveröffentlichung 1877 als „Ein Engelsherz“
Neuübersetzung aus dem Italienischen von Barbara Kleiner
Mit Nachwort von Lothar Müller
Gebundenes Buch, Leinen mit Schutzumschlag, 560 Seiten|
[Manesse-Verlag]http://www.manesse-verlag.de

Lev Tolstoi / Sofia Tolstaja – Kreutzersonate / Eine Frage der Schuld

Rosenkrieg im Haus Tolstoi

„Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.“ (Matthäus 5,28) – Schon die als Vorwort gewählten Bibelzitate Tolstois für seine Erzählung „Kreutzersonate“ machen deutlich, dass es im Folgenden um die Auseinandersetzung mit der Sexualität und der Ehe gehen wird, die man am besten gar nicht erst eingehen sollte, da das Himmelreich nur durch Enthaltsamkeit erreicht werden kann (Matthäus 19, 10-12).

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Schroeder, Lisa – In Liebe, Brooklyn

_Inhalt_

Lucca ist tot, gestorben bei einem Autounfall. Für seinen Bruder Nico und seiner Freundin Brooklyn hat sich das Leben verändert. Nur schwer können sie mit ihrer Trauer und dem Verlust umgehen. Nach außen hin wirken sie stark, doch tief in ihrem Inneren können sie ihre Trauer nicht verarbeiten.

Genau ein Jahr nach Luccas Tod geschieht das zweite Unglück: Ausgerechnet Gabe, der damals der Unglücksfahrer war, stirbt. Für Nico und Brooklyn beginnt dadurch eine erneut Schockstarre mit der Frage nach dem großen Warum.

Dazu kommen Albträume, mit denen sich beide auseinandersetzen müssen. Während Brooklyn in ihren Träumen immer wieder auf Gabe trifft, erhält Nico mysteriöse Nachrichten von seinem toten Bruder, die über die Träume hinausgehen. Aber gibt es tatsächlich Geister?

_Eindruck_

Endlich! Endlich wurde ein Buch von Lisa Schroeder ins Deutsche übersetzt. Nachdem ich bereits drei Bücher von ihr auf Englisch gelesen habe und restlos begeistert war, war es eine Selbstverständlichkeit für mich, auch dieses Buch von ihr zu lesen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich hierbei auch so meine Zweifel hatte, denn ich war mir nicht sicher, ob der wunderbare Schreibstil unter der Übersetzung leiden würde. Meine Befürchtung war allerdings vollkommen grundlos.

Wie bislang jedes andere Buch ist auch „In Liebe, Brooklyn“ in Versform geschrieben. Es ist immer wieder erstaunlich, welche Gefühle Lisa Schroeder in so kurzen Worten ausdrücken kann. Geschrieben wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Brooklyn und Nico, gleichzeitig sind vereinzelt noch Briefe von Brooklyn an Lucca zu finden.

Auffällig ist hierbei, dass Lisa Schroeder ihren bisherigen Themen treu geblieben ist. Sämtliche Jugendbücher von ihr handeln von der ersten Liebe, Verlust, Trauer und Schmerz. Dies ist auf der einen Seite zwar wahnsinnig interessant und immer wieder sehr traurig und mitreißend, allerdings würde ich auch gerne mal eine andere von der Autorin sehen. Da „In Liebe, Brooklyn“ jedoch ihr erstes Buch auf Deutsch ist und die meisten (deutschen) Leser keine Vergleichsmöglichkeit haben, ist dies hier Meckern auf höchstem Niveau.

Besonders interessant an der Geschichte ist hier, wie die einzelnen Personen mit ihrer Trauer umgehen. Während Nico mit dem Laufen anfängt und sich von seiner Familie distanziert, beginnt Brooklyn Comics zu lesen, weil dies zuvor das Hobby ihres verstorbenen Freundes Lucca war. Sie möchte ihm nah sein und kauft sich wöchentlich zwei Comics und schreibt Lucca zudem regelmäßig Briefe, um ihre Trauer, Gedanken und Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Nach außen hin versucht sie jedoch, stark zu sein.
Neben der Trauer um Lucca haben die beiden Jugendlichen auch eine weitere Gemeinsamkeit, die sie indirekt miteinander verbindet: Beide sind in ihrer Familie auf sich alleine gestellt.

Während Lucca in seiner Familie das Lieblingskind war und Nico immer außen vor stand und noch heute darunter zu leiden hat, muss sich Brooklyn um ihren Vater kümmern, der alleine nicht dazu in der Lage ist, selbständig einen Haushalt zu führen. Brooklyns Mutter hat dagegen mit den 8-jährigen Zwillingen die Familie verlassen, ohne Brooklyn mitzunehmen.

Die leichten Fantasyelemente, die mit Luccas Geist ins Geschehen eingebracht werden, sind gut aufgehoben, ohne zu abgedroschen zu wirken. Trotz der Vorstellung, dass ein Geist dabei ist, wirkt die Geschichte weiterhin authentisch und zum Teil herzzerreißend.
Die Covergestaltung ist ganz hübsch, passt aber nicht so ganz zu der Geschichte. Da hätte ich mir das etwas düstere, mysteriöse Cover der Originalausgabe schon eher gewünscht. Würde ich die Kurzbeschreibung nicht kennen und nur auf das Cover achten, würde ich hierbei wohl eher von einer kleinen Liebesgeschichte ausgehen.

Ein Kritikpunkt ist hier der Preis des Buches. Das Buch ist mit über 400 Seiten und einem Hardcover zwar gut ausgestattet, allerdings muss man hier auch bedenken, dass das Buch gerade mal (quer) halb so groß wie ein normales Taschenbuch ist. => Zum Vergleich: die Maße von „In Liebe, Brooklyn“ (Hardcover: 14,4 x 9,4 x 2,2 cm) und „Vladimir Tod beißt sich durch“ (Taschenbuch: 21 x 13,6 x 2,8 cm).

_Fazit_

Insgesamt konnte mich Lisa Schroeder mit ihrem Talent wieder einmal mehr als unterhalten. Eine traurige Handlung, wunderbare Charaktere und die großartige Versform machen „In Liebe, Brooklyn“ zu einem großen Leseerlebnis. Unbedingt lesen – am besten auch alle anderen Werke!

|Hardcover: 429 Seiten
Originaltitel: Chasing Brooklyn
Ins Deutsche übertragen von Jessika Komina und Sandra Knuffinke
ISBN 978-3785570579|
[www.loewe-verlag.de]http://www.loewe-verlag.de
[www.lisaschroederbooks.com]http://www.lisaschroederbooks.com

Alan Dean Foster – Das Ding aus einer anderen Welt

Ein außerirdischer Gestaltwandler infiltriert eine isolierte Antarktis-Station. Er kann die Gestalt seiner Opfer fast perfekt annehmen, sodass niemand weiß, ob sein Gegenüber noch Mensch oder schon ein „Ding“ ist … – Daraus entwickelt sich die übliche Story aus verhängnisvoll falschen Verdachtsmomenten und Verfolgungsjagden, die hier jedoch angemessen simpel, spannend und temporeich erzählt wird: ein lesenswürdiges Buch zu einem klassischen B-Movie.
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Moira Young – Die Entführung (Dustlands 1)

Dustlands:

Band 1: „Die Entführung“
Band 2: „Der Herzstein“
Band 3: „Der Blutmond“

Die Handlung:

Die 18-jährige Saba lebt sehr abgeschieden mit ihrem Vater, ihrem Zwillingsbruder Lugh und ihrer kleinen Schwester Emmi am Silverlake – bis eines Tages vier bewaffnete Reiter ihren Bruder entführen. Saba schwört, Lugh zu finden und zu befreien. Auf ihrem abenteuerlichen Weg lernt sie die Welt jenseits des Silverlake kennen: Ein Land, in dem es keine Zivilisation mehr gibt, keine Bücher mehr, keine normalen Verkehrsmittel. Es wird von einem durchgedrehten König beherrscht, der die Bevölkerung mit einer Droge und mit seinen Soldaten, den Tonton, in Schach hält. In Hopetown muss Saba in der Arena kämpfen, aber sie trifft dort auch auf einen Mann, der sie liebt, und findet Freunde, die ihr bei ihrer Suche helfen. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Dystopien sind spätestens seit den „Hunger Games“ auch im Jugendbuchsektor ein beliebtes Thema, das sich erfolgreich bearbeiten und verkaufen lässt. Und auch „Blood Red Road“, wie das Buch im Original heißt, ist bereits lange vor dem Erscheinen von Ridley Scotts Produktionsfirma eingekauft worden und soll 2014 in die Kinos kommen. Und auch wenn „Die Entführung“ in Deutschland nicht als Jugendbuch beworben wird, so ist es eins, das aber natürlich auch von Jugendbuch-Fans jeglichen Alters gelesen werden kann.

Was ist es also, das die Leser (und Hörer) so an diesen düsteren Zukunftsvisionen reizt? Vielleicht, dass sie die Menschlichkeit und Unmenschlichkeit ihrer Charaktere besser zeigen, weil nichts Glänzendes von ihnen ablenken kann. Meist gehts ums nackte Überleben und da wird der wahre Charakter der Figuren offengelegt.

Auch die Prämisse dieser Geschichte ist recht simpel: Die Protagonistin ist ein 18-jähriges Mädchen (Saba), das sich aufmacht, um ihren entführten Zwillingsbruder (Lugh) zu finden und zu befreien. Das wars schon. Der Rest ist eine emotionale Abenteuerreise, Action und ein Love-Interest namens Jack, der in derartigen Storys nie fehlen darf. Erzählt wird alles aus Sicht von Saba, die nachvollziehbarerweise nicht in dem Slang spricht, in dem der originale Roman geschrieben ist. Dennoch sind auch in der deutschen Übersetzung viele „e“ am Ende von Verben abgeschnitten worden, wenn Saba erzählt, um in die gleiche sprachliche Richtung zu gehen: ich „tret“, „stampf“, „renn“. Allerdings nervte mich das irgendwann.

Und je mehr man hört, desto besser kann man sich die Geschichte auf der großen Leinwand vorstellen. Die Entführung am Anfang, die brutalen Käfig-Kämpfe, die Saba zum „Todesengel“ machen, das ganze Dystopie-Setting der Welt und die harte aber herzliche Beziehung zwischen Saba und ihrer kleinen Schwester Emmi, die mit ihren neun Jahren schon sehr taff sein muss, um über die Runden zu kommen. Ganz abgesehen von Jack, von dem sich Saba nicht von ihrem Vorhaben ablenken lässt, der aber irgendwo gut zu ihr passt und für einen guten Schuss an Zwischenmenschlichkeit sorgt.

Die Spannung steigt allmählich an, je weiter Saba in die Unwirtlichkeit vordringt, je näher sie ihrem Ziel kommt, je mehr sie erlebt … erleben muss … und je mehr sie darüber erfährt, warum ausgerechnet ihr Bruder entführt wurde und was der irre König damit zu tun hat, der alles und alle unter seiner Kontrolle zu haben scheint.

Obwohl dies der erste Teil einer Reihe ist, kann „Die Entführung“ durchaus als eigenständiger Titel durchgehen. Dennoch werden sich viele nach dem Hören schon auf die nächsten Abenteuer von Saba freuen, die eine wirklich prima Heldin ist … zielstrebig und hart, wenn sie es sein muss, aber auch mit Gefühlen, Macken und Fehlern, was sie sympathisch macht und nicht zum Übermenschen.

Mein Hörerlebnis:

Noch bevor der Hörer sich in die Dystopie seiner Wahl stürzt, fällt ihm die ungewöhnlich hohe Anzahl an Tracks auf den CDs auf. Zwischen 19 und 28 Zwischenstopps bieten die Silberlinge. Das findet sogar im Bookletchen Erwähnung, weil es extrem hörerfreundlich ist und einen Wiedereinstieg in die Geschichte vereinfacht.

Wenn Laura Maire dann ansetzt, um aus Sicht von Saba ihre Lebensumstände und die Beziehungen zu ihren Eltern und vor allem zu ihren Geschwistern zu schildern, dann ist der Hörer direkt gefangen in ihrer Welt. Maire schafft es schnell, den Hörer davon zu überzeugen, dass hier ein 18-jähriges Mädchen ihre Erlebnisse schildert und nicht eine Sprecherin in einem Studio ein Manuskript vorliest. Und wenn sie die Entführung ihres Bruders mit vollem Einsatz vor dem Mikro schildert … brüllt … dann hat sie auch den letzten skeptischen Hörer in ihren Bann gezogen.

Jeder Charakter bekommt von ihr eine sprachliche Eigenart, einen besonderen Unterton, der ihn von den anderen unterscheidet. Laura Maire bietet durch ihren emotionalen Einsatz ein dystopisches Kopfkino, das so voller Leben ist, dass man es nicht nur sieht, sondern auch riecht und schmeckt. Jedes Gefühl, jede Konfrontation, jede Stimmung wird von ihr perfekt ins Ohr des Hörers gebracht. Ob Mann oder Frau, ob Kind oder Heranwachsender, ob gut oder böse, alle wirken authentisch und lebendig.

Die Ausstattung:

Die silbernen und mit einem „Dustlands“-Schriftzug bedrucken CDs stecken in einem Klapp-Jewel-Case. In einem Booklet-Faltblatt finden wir ein großes Bild der Autorin und Infos zu ihr und der Sprecherin. Zusätzlich gibts noch die Laufzeitangaben der enthaltenen CDs und die Technik-Credits. Auf der Rückseite des Jewel-Case sehen wir dann auch ein Bild der Sprecherin und eine Kurzinfo zur Geschichte.

Die Autorin und die Sprecherin

Moira Young hat als Schauspielerin, Tänzerin und Sängerin gearbeitet, aber ihre erste Liebe gehörte immer schon den Büchern und dem Schreiben. Die gebürtige Kanadierin lebt heute zusammen mit ihrem Ehemann in Großbritannien. „Dustlands – Die Entführung“ ist ihr erster Roman. (Korrigierte Verlagsinfo)

Laura Maire absolvierte ihre Ausbildung an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Frankfurt und wurde bekannt durch ihre Hauptrolle in der Fernsehserie „Verdammt verliebt“. 2011 erhielt sie den Deutschen Hörbuchpreis als Beste Interpretin. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Eine Jugend-Dystopie, die nicht auf der Genre-Welle mitschwimmt, sondern allein dastehen kann. Eine Heldin, die sympathisch und natürlich ist und auch knallhart sein kann, wenn sie ihre Ziele verfolgt. Abenteuer mit einem Schuss Jugendromanze und Fantasy in einem düsteren Umfeld … ein spannender Mix, der ein interessantes Kopf-Kino bietet.

Mit Laura Maire als Sprecherin hat der Verlag eine perfekte Wahl getroffen, denn sie zieht den Hörer mit ihrer überragend lebendigen und extrem emotionalen Darbietung vor dem Mikro schnell in die Story und lässt ihn erst nach über sieben Stunden wieder aufgewühlt in seine eigene, hoffentlich heilere, Welt zurück.

Gekürzte Lesung auf 6 Audio-CDs
Spieldauer: 7:13 Std.
Tracks: 137
Originaltitel: Blood Red Road (Dustlands 1)
Gelesen von Laura Maire
Aus dem Englischen von Alice Jakubeit
ISBN: 978-3-86717-829-7
www.randomhouse.de/hoerverlag

Ursula Poznanski – Saeculum

Die Mittelaltermärkte haben Hochkonjunktur. Auf vielen Plätzen, aber auch Burgen, Ruinen und Schlossparks tummeln sich bunt gewandete Menschen. Das Mittelalter ist und bleibt faszinierend für uns, gerne stellen wir uns holde Burgfrauen, gestandene Ritter und gefürchtete Diebe und Räuber vor. Romantik – Abenteuer – Gefahren, für manchen Freizeitritter das größte Vergnügen. In Rollenspielen vergessen die Protagonisten gerne ihren Alltag und ihr zivilisiertes und hochtechnisiertes Leben und begeben sich auf eine Bühne, auf der sie eine ganz andere Person darstellen können. Doch so sorglos und einfach war das reale Leben im Mittelalter wahrscheinlich nicht: Kriege, Hungersnöte, Krankheiten, Willkür, unzulängliche hygienische Bedingungen ließen keine lange Lebenserwartung zu. All das vergisst man gerne schon einmal.

Ursula Poznanski hat mit ihrem neuesten Roman „Saeculum“ das Mittelalter in die Kinder- und Jugendzimmer transportiert.

_Klappentext_

Fünf Tage im tiefsten Wald, die nächste Ortschaft kilometerweit entfernt, leben wie im Mittelalter ohne Strom, ohne Handy; normalerweise wäre das nichts für Bastian. Dass er dennoch mitmacht bei dieser Reise in die Vergangenheit, liegt einzig und allein an Sandra. Als kurz vor der Abfahrt das Geheimnis um den Spielort gelüftet wird, fällt ein erster Schatten auf das Unternehmen: Das abgelegene Waldstück, in dem das Abenteuer stattfindet, soll verflucht sein. Was zunächst niemand ernst nimmt, scheint sich jedoch zu bewahrheiten, denn aus dem harmlosen Live-Rollenspiel wird plötzlich ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit. Liegt tatsächlich ein Fluch auf dem Wald?

_Kritik_

Ursula Poznanski, die Autorin des vorliegenden Romans, hat mit „Saeculum“ einen spannenden und mystisch angehauchten Titel geschaffen. Um es von vornherein zu sagen: „Saeculum“ ist ein Jugendbuch, kein Titel der All-age-Thriller, den somit auch Erwachsene gerne zu Hand nehmen. Die Erwartungshaltung war sehr hoch, auch wenn immer ein wenig Skepsis mitschwang.

Die Einführung der Charaktere ist kurz und pragmatisch gehalten. Vorgestellt wurden diese auf einem Mittelaltermarkt, auf dem die extrovertierte und attraktive Sandra ihren Freund, den Medizinstudenten Bastian, entführt.

Bastian ist eher der verwöhnte und von seinem erfolgreichen und bekannten Vater eingeschüchterte Sohn, auch wenn er die väterlichen Fesseln gerne abstreifen würde. So lernt Bastian, der mit dem Mittelalter sonst nicht viele Berührungspunkte hatte, den selbstbewussten Paul kennen. Paul organisiert jedes Jahr ein Live-Rollenspiel, eine Convention, die berühmt und etwas berüchtigt ist.

Viele Jugendliche und junge Erwachsene möchten gerne teilnehmen, um mit einigen anderen über mehrere Tage Abenteuer und Aufgaben erleben. Mit dabei sind neben Paul, die überirdische Schönheit Lisbeth mit ihrem Freund Georg sowie Doro, die sich für eine wahre Hexe hält und glaubt, mit dem Jenseits Kontakt aufnehmen zu können, und der etwas übergewichtige Junge, der von allen Steinchen genannt wird. Auch Iris, eine verschlossene Person, widmet sich eher der Musik, als soziale Kontakte zu knüpfen, und gibt sich geheimnisvoll.

All diese Charaktere spielen eine festgelegte Rolle und es entsteht schnell den Eindruck, dass diese von der Autorin im Detail von vornherein aufgebaut wurde, ohne sich ggf. mit der Handlung parallel zu entwickeln. Wirklich sympathisch waren sie zu diesem Zeitpunkt nicht, dagegen aber sehr authentisch.

Geschickt baut die Autorin Stück für Stück die Handlung auf, manchmal ist das Tempo allerdings sehr schleppend. Sehr stimmungsgebend ist die Legende, die Paul seinen Mitstreitern auf der Fahrt erzählt, denn genau hier findet das Rollenspiel statt. Die Sage handelt von einem alten Fluch, von Blut, Gewalt und Rache über den Tod hinaus, und sie erreicht die jungen Rollenspieler mit einer urgewaltigen, mystischen und beklemmenden Angst.

Als die Gruppe fernab jeglicher Zivilisation an ihrem Ziel ankommt, entwickelt sich die atmosphärische Spannung rasant. Als die ersten Teilnehmer spurlos in der Nacht verschwinden, Gepäck und Ausrüstung abhandenkommen, das Wetter sich verschlechtert, beginnt der Albtraum. Immer mehr eskaliert die Stimmung in der vorher friedlichen Gruppe. Und genau hier wird die Story für die Leser interessant. Neben der Spannung entwickeln sich zwischen den Rollenspielern Spannungen, die bis in die Panik einzelner reichen. Und aus den anfänglich mutigen und übermütigen Spielern wird eine Gruppe von schlotternden, verängstigten Kindern, die den Überblick über die Situation verlieren.

Wie gesagt: Der Roman ist für Jugendliche geschrieben. Liest man die Geschichte mit der Erfahrung und dem Wissen eines Erwachsenen, so tauchen recht schnell logische Fehler und Schwächen auf. Versetzt man sich in die Lage der Rollenspieler, so fällt es einem nicht schwer, einen Ausweg aus dieser Notlage zu finden. Aber wie gesagt, als Jugendlicher denkt man ganz anders und sieht vielleicht manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht, so wie die verängstigten Figuren in diesem Roman.

Schnell entdeckt man zwischen den kleineren oder größeren Fehden unter den Protagonisten, dass hier wenig Übersinnliches oder Mystisches sein Unwesen treibt. Zu real, zu konstruiert wirken die Fallen, Rätsel und Hinweise. Genau das nimmt der Spannung wirklich schrittweise die Entwicklung.

Zum Ende hin gibt es noch eine Klippe, an der die Handlung und die Logik dann ziemlich leckschlagen. Auch hier bleiben zu viele Ungereimtheiten und zu viele offene Fragen. In letzter Konsequenz gibt es einige Passagen, in denen sich die Protagonisten offenbaren und einiges aufklären können, aber der größte Teil bleibt schlichtweg unausgesprochen. Das Ende des Buches ist unbefriedigend und wie so oft nicht wirklich nachvollziehbar.

Die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Protagonisten sind die eigentlichen Höhepunkte innerhalb des Romans.

_Fazit_

„Saeculum“ von Ursula Poznanski ist ein sehr guter Jugendroman. Eine solide, spannende Story, mit Charakteren, mit denen sich die jugendlichen Leser identifizieren können. Allerdings werden erwachsenen Leser sehr schnell die Schwächen des Romans lokalisieren und damit wird der Roman für diese eher langweilig.

Auch wenn „Saeculum“ ein abgeschlossener Roman ist, könnte die Autorin mit einigen ihrer Figuren neue Romane entwickeln. Vielleicht das nächste Mal weniger mystisch und nicht so offenkundig durchschaubar.

In jedem Fall ist „Saeculum“ für die jugendlicher Leser empfehlenswert und könnte, wie der Vorgänger der Autorin „Erebos“, schnell zum Geheimtipp werden.

_Autorin_

Ursula Poznanski, geboren in Wien, studierte sich einmal quer durch das Angebot der dortigen Universität, bevor sie nach zehn Jahren die Hoffnung auf einen Abschluss begrub und sich als Medizinjournalistin dem Ernst des Lebens stellte. Nach der Geburt ihres Sohnes begann sie Kinderbücher zu schreiben. Aufgrund des Erfolges ihres ersten Jugendbuchs „Erebos“, das in mehr als 23 Sprachen übersetzt wurde und u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis (Jugendjury) gewann, wagte sie den Sprung ins hauptberufliche Autorenleben. Mit ihrer Familie lebt sie im Süden von Wien.

Broschiert: 496 Seiten
ISBN-13: 978-3785570289
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 – 17 Jahre
[Blog der Autorin]http://schreibjournal.blogspot.com
[www.loewe-verlag.de]http://www.loewe-verlag.de

Anthony Horowitz – Sherlock Holmes – Das Geheimnis des weißen Bandes

Die Handlung:

Kurz vor seinem Tod schreibt Dr. Watson einen Fall seines berühmten Freundes Sherlock Holmes auf, über den er bislang geschwiegen hat – zu schockierend waren die Geschehnisse, zu weitreichend die Verschwörung und zu mächtig die darin verwickelten Familien.

Der wohlhabende Kunstsammler und Galerist Edward Carstairs fühlt sich von einem mysteriösen Mann mit Schiebermütze verfolgt. Er erkennt in ihm den Anführer und einzigen Überlebenden einer amerikanischen Verbrecherbande, die mit seiner Hilfe in Boston zerschlagen wurde. Und so wendet er sich hilfesuchend an Sherlock Holmes. Kurz darauf wird der Amerikaner erstochen und ein Straßenjunge, der den Mord beobachtet hat, brutal ermordet. Holmes hat nur einen einzigen Hinweis: ein weißes Seidenband, befestigt am Handgelenk des Jungen … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Man mag es aufgrund der Vielzahl an Sherlock-Holmes-Geschichten, die es nach dem Tod seines Erfinders schon gegeben hat, nicht glauben, aber dies ist tatsächlich das erste Holmes-Abenteuer, das von offizieller Seite als Canon abgesegnet wurde. Da Holmes hier bereits verstorben ist und sich der gute Watson bald zu ihm gesellen wird, kann es aber auch gut sein, dass dieses Abenteuer zugleich die letzte offizielle Fortsetzung sein könnte, die „gefunden“ wurde.

Und wenn der Hörer sich von Horowitz‘ Holmes ins viktorianische England entführen lässt, dann merkt er schnell, warum der Autor das Gütesiegel des Doyle-Clans bekommen hat. In erster Linie schreibt er, wie Conan Doyle seinen Holmes geschrieben hat und erst dann fügt er seinen eigenen Stil hinzu. So bekommen wir hier noch mehr Action und Drama geboten, als man es sonst von Holmes-Abenteuern gewohnt ist, auch ist das gesamte Feeling düsterer.

Da Horowitz das offizielle Vertrauen hat, lässt er auch gern ein paar allzu bekannte Namen wie Professor Moriarty, Mrs Wiggins und Holmes‘ Bruder Mycroft für einen Gastauftritt auftauchen, ob sie nun mit der Handlung etwas zu tun haben oder nicht, und lässt für den Hardcore-Fan immer mal ein paar Bezüge zu Doyles Holmes-Fällen hören. Da Watson diesen vorliegenden Fall für 100 Jahre unter Verschluss halten wollte, weil er zu gewaltig war und Holmes gerade ein Jahr tot ist … müsste er rein rechnerisch 1910 verstorben sein (denn 2011 erschien die Romanvorlage dieses Hörbuchs). Dann allerdings hätte er „Seine Abschiedsvorstellung“ 1914 nicht geben können, denn in diesem Jahr spielt diese Story und auch der Hinweis am Anfang mit den „Zeiten des Krieges“ würde nicht passen, was Watson ins Jahr 1914+ versetzt hätte. Canon also ok … Recherche … diskussionswürdig. Es sei denn, die 100 Jahre wären nicht eingehalten worden und das gesellschaftserschütternde Manuskript wäre schon früher an die Öffentlichkeit gelangt.

Es geht los, wie viele Fälle von Sherlock Holmes starten. Es kommt ein Klient und erzählt aufgebracht seine Geschichte, die oftmals viel komplizierter aufgelöst wird, als man es vermuten könnte. Hier fängt alles mit einem Kunstraub in Amerika an, dessen Aus- und Nachwirkungen sich bis nach England ziehen und dessen Fall mit zunehmender Ermittlungsarbeit immer seltsamer wird. Irgendwann fällt der Begriff „House of Silk“ (der keine deutsche Übersetzung erfahren hat), wobei es sich um eine Geheimgesellschaft handeln könnte und plötzlich steht der drogensüchtige Holmes selbst im Mittelpunkt der Ermittlungen … was nicht zuletzt der Verdienst des „House of Silk“ sein dürfte. Und dadurch gibts dann zwangsweise auch ein Watson-Solo, in dem der Erzähler der Geschichte selbst ermitteln muss.

Der Spannungsbogen beim „Geheimnis des weißen Bandes“ nimmt sich anfangs Zeit, um sich nach oben zu biegen. So wird dem Hörer aber auch Zeit gegeben, sich in dem Setting wohlzufühlen, bevor er anfängt, über den Fall nachzugrübeln. Mit jedem Kapitel aber wird es spannender und aufregender. Dramatik und Verbrechen halten Holmes und Watson im Griff und den Hörer bei der Stange, der irgendwann nicht mehr abschalten möchte, weil es keine Durchhänger in der Handlung gibt.

Auch das Ende und die große Auflösung hätte Doyle wohl selbst nicht so geschrieben … aber … Doyle hat diese Geschichte ja auch nicht geschrieben und so hat Horowitz am Ende doch noch seinen eigenen Holmes geschaffen … mit offizieller Absegnung.

Und es wäre keine Sherlock-Holmes-Geschichte, wenn mit der großen Auflösung nicht bis ganz zum Schluss gewartet werden würde. Auch wenn der aufmerksame Hörer sich das eine oder andere schon zusammengereimt hat, so gibts im Laufe der Geschichte dennoch Drehungen und Wendungen, die zu überraschen wissen.

Das Hörerlebnis:

Johannes Steck gibt einen tollen Watson. Vom ersten Augenblick an nimmt er den Hörer gefangen und bringt die Trauer des Holmes-Freundes perfekt ins Ohr. Und wenn er dann anfängt, vom eigentlichen Fall zu berichten, dann blüht er hörbar auf und der Hörer freut sich lächelnd auf das, was die beiden damals erlebt haben.

Steck schafft es allein durch die Veränderung der Sprechgeschwindigkeit, leichter Modulation der Stimme und manches Mal durch Lautstärkeveränderungen, die Charaktere für den Hörer unterscheidbar zu machen und in Sekundenbruchteilen sofort Dramatik und Spannung aufzubauen. Holmes klingt immer so, als wäre er Herr der Lage, was zweifellos auch immer der Wahrheit entspricht und Watson ist immer ein wenig hektisch und aufgeregt.

Steck braucht seine Stimme nicht albern zu verstellen, auch wenn er Frauen spricht, um die Stimmung, das Erlebte und die Gefühle der einzelnen Personen nachfühlbar zu transportieren. Johannes Steck weiß mit seiner Stimme umzugehen und sie zielsicher einzusetzen. Hier ist ein Profi am Werk, der seine Hörer die Romanvorlage authentisch erleben und die Spannung mitfühlen lässt.

Die Aussprache des Namens des allseits bekannten, beliebten und von Holmes nicht für voll genommenen Inspector Lestrades hingegen, gefällt mir gar nicht. Allgemein wird er nicht „Le-strait“, sondern „Le-strard“ ausgesprochen, was den Reim „Lestrade vom Yard“ ermöglicht, zumal Lestrade französische Wurzeln haben soll. Dieser Aussprache schließt sich auch die 60-teilige Hörspielserie SHERLOCK HOLMES an.

Der Autor:

Anthony Horowitz, geboren 1956 in Stanmore / Middlesex in England, arbeitete bereits für Theater, Film und Fernsehen, als er in England mit den „Diamond-Detektiven“ seinen Durchbruch als Romanautor erlebt. Seit der Erfindung von „Alex Rider“ ist er zum Kultautor avanciert. (Verlagsinfo)

Der Sprecher:

Johannes Steck, 1966 in Würzburg geboren, absolvierte eine Ausbildung an der Schauspielschule Wien. Nach Engagements an staatlichen Theatern folgten zahlreiche Auftritte im TV wie zum Beispiel eine Hauptrolle in der ARD-Serie „In aller Freundschaft“. Als Sprecher und Produzent von Hörbüchern hat Johannes Steck sich deutschlandweit einen Namen gemacht. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von München. (Verlagsinfo)

Die Ausstattung:

Die zwei schwarz bedruckten und die zwei weiß bedruckten CDs bieten den gleichen geschwungenen und stilvoll weißen Schriftzug des Titels wie das Jewel-Case, in dem sie stecken. Das Booklet bietet nicht nur die Spielzeitangaben der einzelnen CDs, sondern auch eine Aufstellung darüber, welche Tracks zu welchem Kapitel gehören. Damit die Hörer nicht den Überblick über die vielen Charaktere verlieren, finden wir auf zwei weiteren Seiten eine Aufstellung der Personen und was sie so treiben. Dann gibts noch Fotos des Autors und des Sprechers zu sehen, nebst Infos zu ihnen, die Technik-Credits und Eigenwerbung zu weiteren Produktionen des Verlags. Auf der Rückseite der Box finden wir noch mal ein Foto des Sprechers und Infos zur Geschichte.

Mein Fazit:

„Einmal Sherlock Holmes mit alles, bitte!“ … Horowitz lässt das bekannte Gespann Holmes & Watson von einer Wendung zur nächsten hetzen. Holmes-Hardcorefans werden hier und da chronologische Ungereimten in Verbindung zu Doyles Fällen finden, wer nur ein wenig Sherlock-Holmes-Vorwissen hat oder ihn nur in Form von Downey Jr. aus dem Kino kennt, auch für den ist diese Story interessant, abwechslungsreich und spannend.

Alles lebendig, spannend und fesselnd vorgertragen von einem Sprecher, der weiß, wie man einen Hörer in die Story hineinzieht. Ich würde mich freuen, wenn Horowitz noch einmal nachlegen und das Werk dann wieder von Johannes Steck gelesen würde.

4 Audio-CDs
Spieldauer: 5:09 Std.
Tracks: 67
Originaltitel: The House of Silk
Gelesen von Johannes Steck
ISBN: 978-3-8337-2868-6
www.jumboverlag.de

Alexander-Burgh, Eberhard – Hui Buh … und das Geheimnis im Burgbrunnen (Hörspiel) (Folge 4)

„Manche Leute sagen: ‚Es gibt Gespenster‘, manche Leute sagen:‘ Es gibt keine Gespenster‘. Ich aber sage: HUI BUH ist ein Gespenst!“ So beginnt jedes Hörspiel der klassischen Serie und der Auftakt zum einleitenden Dialog zwischen Erzähler und dem Schlossgespenst, in welchem jedes Mal auf Neue erklärt wird, wie aus dem fidelen Ritter Balduin dereinst vor vierhundert Jahren „HUI BUH – Das Gespenst mit der rostigen Rasselkette“ wurde und was seither alles so auf Schloss Burgeck geschah. Schöpfer Eberhard Alexander-Burgh, seines Zeichens Hörspielautor, konnte Anfang der Siebziger kaum ahnen, dass dieser Figur ein solcher Erfolg beschieden sein wird, sodass nach insgesamt 23 Folgen der Originalserie mit dem unvergesslichen Hans Clarin als hibbeliges und krakeelendes Gespenst inzwischen „HUI BUHs neue Welt“ das kettenrasselnde Erbe bei |EUROPA| antrat.

_Zur Story_

HUI BUH, das einzige für Schloss Burgeck behördlich zugelassene Gespenst erscheint allnächtlich zur Geisterstunde und spukt. Das ist an sich noch nichts Ungewöhnliches, schon eher aber, dass damit Geld verdient wird. Er geistert seit dem Umbau von Burgeck nämlich vor gruselwilligem Publikum, wobei der eine oder andere Gast unwillkommene Spuren hinterlassen hat. Seien es Schmierereien auf seiner vermoderten Holztruhe oder auch Flecken in seinem Buch „Spuken leicht gemacht für Jedermann“. Doch jetzt hat ein Schlosstourist offenbar HUI BUHs allerletzten Kopf mitgehen lassen. Ohne den will der gramvolle Geist an diesem Abend aber partout nicht erscheinen. Alle von Julius, Konstanzia und dem Kastellan gut gemeinten Ersatzmaßnahmen, vom Luftballon über einen Kürbis bis hin zu einem Gipskopf der Deckenverzierung, enden im Fiasko und mit Häme für das immer verzweifeltere Schlossgespenst. Um dem Spott- und Hohngelächter zu entfliehen, springt HUI BUH – buchstäblich kopflos – in den Burgbrunnen.

_Eindrücke_

Andreas von der Meden ist von jetzt an als Kastellan gebucht und gehört wie Hans Paetsch und Hans Clarin zu den Stammsprechern. Peter Kirchberger ist wieder einmal Gast in der Rolle des „Felix Fix, der flitzende Federhalter vom fidelen Volksblatt“. Er wird später auch gelegentlich die Rolle von Julius dem 111. übernehmen. Ebenso wenig wie der Rest der Gruppe von Schlosstouristen, taucht jedoch Ernst von Klippstein in der Sprecherliste auf, dessen markante Stimme in einigen anderen |EUROPA|-Produktionen, unter der Ägide von Heikedine Körting, zu hören ist. Beispielsweise als der Arkonide Crest in der „Perry Rhodan“-Reihe oder auch bei den „Drei ???“. Noch ein letztes Mal kommen übrigens Wolfgang Kieling und Marianne Kehlau in dieser Folge zum Einsatz und schlagen sich recht wacker, waren – rückblickend betrachtet zurecht – aber nicht erste Wahl bei der Besetzung Julius/Konstanzia. Auch die Figur des HUI BUH selbst hat noch so kleinere Inkonsistenzen aufzuweisen, was aber nicht an Clarins Interpretation, sondern an der Ausgestaltung an sich liegt.

Bemerkenswert an dieser Folge ist zunächst, dass Erzähler und Gespenst im Eröffnungsdialog erst einmal Revue passieren lassen, was in den drei vorangegangenen Folgen so alles geschah – allerdings nicht in der chronologischen Reihenfolge, wie sie in den Hörspielen stattfanden. Entweder ist der Dialogregie dort irgendetwas durcheinander geraten oder die einzelnen Abschnitte waren vom Autor ursprünglich in einer etwas anderen Abfolge geplant. Ein Novum auch, dass erstmals eine einzige thematisch durchgängige Geschichte erzählt wird, die nicht so sehr in mehrere separate Teile gegliedert ist, wie es zuvor stets der Fall gewesen ist. Zwar ist der Absatz mit dem Reporter Felix Fix gewissermaßen auch eigenständig, nimmt aber eindeutig Bezug zu den Vorfällen des titelgebenden Burgbrunnens und setzt somit den passenden Abschlusspunkt unter die Story. Obschon die Folge recht kurz ausfällt, ist sie dennoch amüsant geraten und steckt voller geistreicher Action sowie geradezu typischen Zitaten, an die sich nostalgisch veranlagte Rezensenten auch heute (wieder) gern erinnern (lassen).

_Die Produktion_

Buch und Konzeption: Eberhard Alexander-Burgh
Künstlerische Gesamtleitung: Prof. Dr. Beurmann
Regie und Produktion: Heikedine Körting

|Sprecher und Figuren|

Hans Clarin (Hui Buh), Wolfgang Kieling (König Julius der 111.), Marianne Kehlau (Königin Konstanzia), Andreas von der Meden (Kastellan), Hans Paetsch (Erzähler), Peter Kirchberger (Reporter), Ernst von Klippstein u. a. (Schlossbesucher – nicht aufgeführt)

_Fazit_

So langsam verlässt HUI BUH seine Kinderschuhe und auch die Produktion selbst tuts ihm nach: Man wurde bei |EUROPA| immer professioneller, den schrulligen Schlossgeist richtig in Szene zu setzen, der eigentlich als Eintagsfliege geplant war. Natürlich lebt die Serie ganz stark von Hans Clarin als tragikomische Titelfigur, doch auch der Rest drumherum wird immer konstanter, was sich spätestens mit der nächsten Folge auch endlich bei der Besetzung widerspiegelt. „Das Geheimnis im Burgbrunnen“ ist zwar recht kurz geraten, damit aber auch kindgerechter als das was heute manchmal so fabriziert wird, kommt dafür allerdings auch thematisch dementsprechend kurz und knackig zur Sache. Die Folge ist ein gelegentlich unterschätzter Meilenstein auf dem Weg zum weiteren Erfolg der Serie.

|Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 33 Minuten
EUROPA / Sony Music Entertainment, 2002
EAN: 74321920262|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

_Hui Buh bei |Buchwurm.info|:_
[„Hui Buh, das Schlossgespenst – Königliche Samtbox (Folge 1) (Hörspiel)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7546
[„Hui Buh … in neuen Abenteuern“ (Folge 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7576
[„Hui Buh … spukt lustig weiter (Folge 3)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7540
[„Hui Buh … und das Geheimnis im Burgbrunnen“ (Folge 4)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7577
[„Schlotterbox (13-15)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3478
[„Neue Welt: Der Geist der Weihnacht“ (Folge 13)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7471
[„Das Schlossgespenst“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2762
[„Hörspiel zum Film“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2881

Alexander-Burgh, Eberhard – Hui Buh … in neuen Abenteuern (Folge 2) (Hörspiel)

Ursprünglich war HUI BUH nicht als Serie geplant gewesen, doch meistens kommt es ja ganz anders als man denkt. So brach in den frühen Siebzigern mit Folge 2 „HUI BUH, das Schlossgespenst … in neuen Abenteuern“ die Erfolgsstory für Hörspielautor Eberhard Alexander-Burghs wohl bekannteste Figur endgültig an. Der „klassische“ HUI BUH sollte es auf insgesamt 23 Hörspiele bringen, bevor der Faden erst 2008 von der (aktuell laufenden) „HUI BUH – Neue Welt“-Serie wieder aufgenommen wurde, welche hauptsächlich auf dem Kinofilm von 2006 fußt und deutlich moderner daherkommt. Diese Folge hier versetzt den Hörer aber satte 40 Jahre zurück in die Vergangenheit, zu den Wurzeln der bei alt und jung beliebten Serie. Leider sind die klassischen Geschichten (letztes Remastering 2001 – 2006) inzwischen vom – physischen -Tonträgermarkt verschwunden und werden von offizieller Seite nur noch als kostenpflichtiger Download angeboten. Es bleibt aber noch der Gebrauchtmarkt – mit erstaunlich gesalzenen Preisen.

_Zur Story_

Radau in Schloss Burgeck – und es ist nicht der sonst dort herumpolternde Geist. Während König Julius der 111. und seine Gattin Konstanzia in Urlaub sind, wird das alte Gemäuer anlässlich der 500-Jahr-Feier kräftig modernisiert. Zurück blieben lediglich der alte Kastellan und das ahnungslose Gespenst. Dieses fährt des Tages vom Baulärm aufgeschreckt aus seiner vermoderten Holztruhe und will den Bauarbeitern in der Gestalt des „Ritters ohne Furcht und Tadel“ zünftig mit dem Morgenstern die Leviten lesen, stolpert auf der Baustelle doch mal wieder von einem Schlamassel in den nächsten. Zudem will Julius es nicht zur Jahrhundertfeier einladen. Schmollend zieht sich HUI BUH in seinen Fledermausturm zurück und sinnt auf Vergeltung. Als der Burgfrieden später endlich wieder hergestellt ist, taucht Julius‘ Vetter Graf Julius auf und beansprucht Schloss Burgeck. Er ist ausgerechnet auch noch der Bruder der hässlich-grässlichen Gräfin Etepetete, die ihre Begegnung mit dem Schlossgespenst noch nicht vergessen hat (vgl. Folge 1). Ihn zu vergraulen ist für die Schlossbewohner kein leichter Job.

_Eindrücke_

Inzwischen hat Heikedine Körting bereits das Zepter von Konrad Halver übernommen. Produktion und Regie liegen fortan in ihren fähigen Händen – das Vertrauen, dass Andreas E. Beurmann, Ehemann und Mitbegründer des |EUROPA|-Labels, ihr damals entgegenbrachte, hat sich als gerechtfertigt erwiesen. Und das nicht nur was HUI BUH angeht. Heute steht sie mit weit über 2000 produzierten Hörspielen als Europas größte Märchentante sogar im „Guiness Buch der Rekorde“. Zusammen mit Autor Eberhard Alexander-Burgh soll sie hier doch erst einmal einen wichtigen Grundstein zu ihrer Karriere legen. Das gilt auch für die Story selbst, denn jene Folge ist es, wo Burgeck mit Rolltreppe, Fahrstuhl und Drehtür ausgestattet wird, die auch in späteren Geschichten immer mal wiederkehrende, witzige Stilelemente sind. Da verzeiht man gerne, dass Plot und Hauptfigur zuweilen etwas inkonsistent und nicht immer zu 100% schlüssig ausfallen. Dieser Geist ist eben etwas ganz Besonderes.

Noch hat sich die spätere Stammbesetzung nicht eingefunden. Hans Paetsch einmal ausgenommen. Selbst Hans Clarins nicht mehr wegzudenkender Part wurde quasi erst kurz vor Toresschluss ins Hörspiel übergespielt, denn ein anderer Sprecher hatte einstweilen die Rolle des namensgebenden Schlossgespensts übernommen, weiß u.a. Wikipedia zu berichten. Auch bei den anderen Hauptrollen wurden mit ziemlich unbekannten Stimmen versehen. Michael Weckler und Gerda Maria Jürgens kennt heutzutage kaum noch jemand. Helmo Kindermann ebenfalls nicht, wobei grade dieser als Kastellan ein sehr gute, würdevolle Figur macht und schon die richtige Richtung aufzeigt, in welche Andreas von der Meden (Hier noch als einer der Bauarbeiter) ab der nächsten Folge dann bis zum Ende der Serie gehen wird. Er wurde später bekannt als feste Stimme David Hasselhoffs. Bei den Nebenrollen fällt übrigens auch Franz-Joseph Steffens auf, welcher später u. a. als Professor Common bei „Commander Perkins“ (aus gleichem Hause) brilliert.

_Die Produktion_

Buch und Konzeption: Eberhard Alexander-Burgh
Künstlerische Gesamtleitung: Prof. Dr. Andreas E. Beurmann
Regie und Produktion: Heikedine Körting

|Sprecher und Figuren|

Hans Clarin (Hui Buh), Michael Weckler (König Julius der 111.), Gerda Maria Jürgens (Königin Konstanzia), Helmo Kindermann (Kastellan), Hans Paetsch (Erzähler), Michael von Rospatt (Graf Julius), Dorothea Carrera (Fürstin Fridolin), Klaus Graf (Doktor), F.-J. Steffens (Bauarbeiter Emil), Andreas von der Meden (Bauarbeiter August) u.a. im Booklet nicht genannte Statisten.

_Fazit_

Ein, mit 41 Minuten, vergleichsweise langes Hörspiel für die Ära. Gefüllt wurde es mit lustigem Inhalt, der sich allerdings nicht zuletzt durch den merklichen Einzelkapitelcharakter noch etwas zergliedert und noch nicht so auf Top-Level, wie die späteren Vertreter der Serie, präsentiert. Dennoch sind auch hier schon eine ganze Reihe markanter Sprüche aus dem Munde HUI BUHs zu hören, während der supporting cast – mit Ausnahme des Kastellans – dagegen etwas blass wirkt. Aber das wird sich stetig bessern, bis sich ab Folge 5 langsam die Stammcrew zusammenfindet. Doch das ist eine andere Baustelle, festzuhalten bleibt, dass grade die allerersten HUI BUH Hörspiele ganz bestimmt ihren Kultstatus verdient haben. Auch dieses.

|Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 41 Minuten
EAN: 743218935329|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

_Hui Buh bei |Buchwurm.info|:_
[„Hui Buh, das Schlossgespenst – Königliche Samtbox (Folge 1) (Hörspiel)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7546
[„Hui Buh … in neuen Abenteuern“ (Folge 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7576
[„Hui Buh … spukt lustig weiter (Folge 3)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7540
[„Hui Buh … und das Geheimnis im Burgbrunnen“ (Folge 4)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7577
[„Schlotterbox (13-15)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3478
[„Neue Welt: Der Geist der Weihnacht“ (Folge 13)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7471
[„Das Schlossgespenst“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2762
[„Hörspiel zum Film“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2881

McDonald, L. J. – Falkenherz (Die Krieger der Königin 2)

_|Die Krieger der Königin|:_

01 [„Die Krieger der Königin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7079
02 _“Falkenherz“_
03 „Schattenmacht“ (03.08.2012)

_Solie ist es gelungen,_ die Siedlung von Flüchtlingen, über die sie herrscht, als eigenständiges Königreich Sylphental zu etablieren. Die Menge an Kriegersylphen, über die sie gebietet, verursacht allerdings Neid. Und so kommt es, dass ein Kapitän vom südlichen Kontinent die Gelegenheit beim Schopfe packt, und ein junges Mädchen aus Sylphental entführt. Pech für seinen Kaiser, dass es sich dabei ausgerechnet um Lizzy handelt, Leons Tochter. Der und sein Krieger Ril denken gar nicht daran, das junge Mädchen seinem Schicksal zu überlassen …

_Wurde Solie_ bereits im ersten Band ziemlich an den Rand gedrängt, ist sie jetzt nur noch eine Randerscheinung. In der Hauptsache dreht sich die Geschichte um Lizzy.

Lizzy ist zwar inzwischen achtzehn Jahre alt und mokiert sich darüber, dass ihre ältere Freundin Loren noch so unreif sei. So richtig erwachsen ist Lizzy aber auch noch nicht, irgendwie weiß sie nicht so recht, was sie will. Die Regeln ihrer Eltern empfindet sie als Bevormundung, und auch ihre Pflicht, auf ihre jüngeren Schwestern aufzupassen, ist ihr lästig. Sie will einfach mal das tun, was sie selbst will. Die Schwierigkeiten, in die sie dadurch gerät, lassen sie zwar reifen, allerdings hat sie eine Menge Unterstützung, ohne die sie die ganze Sache wohl nicht so gut überstanden hätte.

Ril hat sich zwar mit seinem Meister ausgesöhnt, leidet jedoch massiv unter den Einschränkungen, die seine Verletzung im ersten Band ihm auferlegt hat. Das Gefühl, nicht würdig zu sein, hat ihn dazu bewogen, sich von Lizzy fernzuhalten, hindert ihn aber nicht daran, alles zu riskieren, um sie zu retten. Und auch nicht daran, eifersüchtig zu sein!

Justin ist ebenfalls in Lizzy verliebt und will mithelfen, sie zu retten. Allerdings fehlt es ihm ganz entschieden an Mut, er kann nicht kämpfen, und er weiß auch nicht, wann er besser den Mund hielte. Im Grunde ist er für diese Mission völlig ungeeignet.

Mit Gefühlen und Gedanken ist die Autorin bei all ihren Figuren eher zurückhaltend, tatsächlich sind diese fast ausschließlich auf Lizzy und Leon beschränkt. Das ist insofern schade, als Justin dadurch kaum mehr ist als ein schlapper Waschlappen, und auch Ril ist nicht mehr so intensiv dargestellt wie noch im ersten Band. Dadurch verliert auch die Liebesgeschichte zwischen Lizzy und Ril an Intensität.

Was L. J. McDonald dagegen sehr gut gelungen ist, ist die Ausarbeitung einer neuen Kultur: Die streng hierarchisch organisierte Gesellschaft der Wüstenstadt Meridal fußt auf straff organisierter Massenausbeutung, nicht nur von Sylphen, sondern auch von Menschen. Die fliegende Oberstadt der Adligen über den Armenvierteln am Boden zeugt von extremer Dekadenz. Der Kaiser und sein Adel verlassen die Oberstadt nur, um den Kampfspielen in der Arena zuzusehen, das dafür aber gern und häufig. Regieren scheint nicht im Terminkalender zu stehen.

Ins Detail gegangen ist die Autorin auch hier nicht, sie beschränkt sich größtenteils auf die Geschehnisse im Zusammenhang mit Arena, Harem und Sklavenquartieren. Dafür hat sie andere Aspekte in ihre Handlung eingebracht, von denen ich mich fragte, wozu sie eigentlich erwähnt wurden. Dazu gehört vor allem Gabralina, die von Leon aus der Beschwörung eines Kriegersylphen gerettet wurde. Anfangs wird sie recht ausführlich beschrieben, fast genauer als mancher Nebencharakter, dabei ist sie für die eigentliche Geschichte letztlich völlig irrelevant. Ab dem Moment, wo sie Sylphental erreicht, kommt sie überhaupt nicht mehr vor, sodass ich mich fragte, warum die Autorin sie wohl eingebaut hat. Als Ausblick auf den nächsten Band?

Die Handlung selbst schließlich gibt an Bewegung und Spannung nicht allzu viel her. Leon und seine Begleiter haben zwar zunächst ein paar Schwierigkeiten, letztlich gelingt es ihnen aber ohne größeren Aufwand, Lizzy zu befreien. Die Methode ist einfach und im Grunde bereits absehbar, als einer der Krieger, die regelmäßig den Harem besuchen, die Bindung zwischen Lizzy und Ril bemerkt. Dass auch die Haremswärterinnen fast zeitgleich zur Umsetzung des Planes den geheimen Zirkel von Kriegern und Konkubinen entdecken, sorgt immerhin für ein klein wenig Zeitdruck, für echte Spannung reicht es aber nicht. Auch das „Verhör“ Lizzys durch eine der Wärterinnen, das eine Menge Möglichkeiten geboten hätte, um Lizzy ernsthaft in Schwierigkeiten zu bringen und so die Spannung ein wenig hochzutreiben, verpufft völlig wirkungslos, weil die Wärterin Lizzys Ausrede sofort widerspruchslos akzeptiert.

_Insgesamt_ war dieser zweite Band des Zyklus nicht gehaltvoller als der erste. Abgesehen von der Szene, in der Leon, Ril und Justin in der Arena landen und dem Showdown gibt es keinerlei Turbulenzen. Fast die gesamte restliche Handlung spielt sich in Gesprächen zwischen den Protagonisten ab. Das kann sich eine Geschichte, die von intensiv beschriebenen, starken Charakteren getragen wird, problemlos erlauben, McDonalds Darstellung ihrer Figuren ist dafür aber zu schwach. Immerhin war der Entwurf von Meridol so gelungen, dass es etwas gab, wofür es sich lohnte, die knapp vierhundert Seiten ganz durchzulesen. Kurzfazit: nicht gerade fesselnd, aber ganz nett.

_L. J. McDonald_ ist Kanadierin und begann mit dem Schreiben auf die Ermunterung ihres Englischlehrers hin. Ein Schreibwettbewerb im Jahr 2008, den sie nicht gewann, brachte dennoch den Durchbruch. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Geschichte um Solie und ihre Kriegersylphen bereits aus vier Bänden, die auch auf Englisch noch nicht alle veröffentlicht sind. Der nächste Band erscheint auf Deutsch unter dem Titel „Schattenmacht“ voraussichtlich im August 2012. Die Autorin arbeitet derweil an neuen Ideen für ihren nächsten Zyklus.

|Taschenbuch 378 Seiten
Originaltitel: The Shattered Sylph
Deutsch von Vanessa Lamatsch
ISBN-13: 978-3-426-50947-0|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de
[ljmcdonald.blogspot.com]http://ljmcdonald.blogspot.com

Stiefvater, Maggie – Ruht das Licht (Die Wölfe von Mercy Falls 2)

_|Die Wölfe von Mercy Falls|:_

Band 1: [„Nach dem Sommer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6659
Band 2: _“Ruht das Licht“_
Band 3: „In deinen Augen“ (Herbst 2012)

_Obwohl alles verloren schien,_ ist Sam zu Grace zurückgekehrt. Er hat den Wolf in sich besiegt und jetzt liegt ein ganzes Leben in seiner Menschengestalt vor ihm. Doch nun ist es Grace, deren Zukunft ungewiss erscheint. Sie, die sich ihrer menschlichen Haut immer so sicher war, hört nachts die Stimmen der Wölfe und weiß: Sie rufen nach ihr.

Wogegen Grace sich mit aller Macht wehrt, wäre Cole hochwillkommen. Cole wünscht sich nur eines: Vergessen. Vergessen, wer er ist. Vergessen, was er getan hat. Die Wolfshaut ist seine Zuflucht. Doch trotz der eisigen Kälte gelingt es ihm nicht, die Wolfsgestalt dauerhaft anzunehmen.

Als Coles Vergangenheit ihn einholt und sich immer mehr neugierige Augen auf die Wölfe richten, muss Sam zusehen, wie seine Welt zerbricht: Das Rudel schwebt in größter Gefahr und Grace hält nur noch die Liebe zu ihm in ihrem menschlichen Leben. Sam ahnt, dass der Wolf in ihr eines Tages siegen wird … (Klappentext)

_Kritik_

„Ruht das Licht“, ist der zweite Teil der bewegenden Trilogie um die Wölfe von Mercy Falls. Maggie Stiefvater überzeugt mit einem gefühlvollen Plot, der die Empfindungen der Darsteller so realistisch transportiert, dass die Leser in diesem Roman im wahrsten Sinne des Wortes mitfühlen können.

Erzählt aus vier Perspektiven, bietet der Roman eine glaubwürdige und vor allem abwechslungsreiche Geschichte, in der die Ängste und Nöte, aber auch die romantischen und schönen Erlebnisse der Protagonisten Grace und Sam sowie Cole und Isabel aus erster Hand dargestellt werden. So baut sich schnell eine unglaubliche Nähe zu den Figuren auf und auch das Verstehen der Handlungen fällt leicht. Die Leser haben die einmalige Gelegenheit, verschiedene Auffassungen zu einer Szene zu erhalten, dies stärkt das Einfühlungsvermögen ungemein.

Mit einem detailreichen, sehr lebendigen und ausdrucksstarken Schreibstil fesselt die Autorin den Leser direkt an die Entwicklungen der Charaktere. Der Sprachstil von Maggie Stiefvater ist manchmal schon fast poetisch zu nennen. Dies passt hervorragend zu dem emotionsgeladenen Plot. Bildgewaltig wird das Leben der Protagonisten und deren jeweiliges Umfeld beschrieben. Die verschiedenen Handlungsstränge passen perfekt zusammen und ergänzen sich harmonisch.

Der Spannungsbogen ist ab der ersten Seite vorhanden und zieht sich dabei, zu der Geschichte passend, gleichmäßig durch den Roman. Dabei sind es nicht actiongeladene Szenen, die den Spannungsaufbau ausmachen, sondern eher das beklemmende Gefühl, das diese Geschichte vermittelt. Dieses Gefühl wird ständig gesteigert und fesselt die Leser so an die dramatische Geschichte. Auch wenn das Ende, auch dank dem ersten Satz im Prolog, vorhersehbar ist, erlebt der Leser so manche Überraschung.

Die psychologische Entwicklung der Protagonisten ist der Autorin bravourös gelungen. Authentisch und sympathisch konzipiert schafft die Autorin Charaktere, die dauerhaft in Erinnerung bleiben.

Grace hat sich von einer nüchternen und vor allem sachlichen Person zu einer selbstbewussten jungen Frau entwickelt, der ihre Liebe über alles geht. Dafür nimmt sie auch gerne Kämpfe auf sich. Ihre Bedürfnisse setzt sie kraftvoll durch und nimmt dafür auch einen Streit mit ihren Eltern in Kauf.

Sam dagegen wünscht sich vor allem Harmonie und stellt so das Pendant zu Grace dar. Mit seiner Leidenschaft zur Musik, die besonders durch die in seinen Gedanken entstehenden Songtexten dargestellt wird, sowie der Liebe zur Literatur zeigt dieser Charakter, dass es nicht nur düstere Geheimnisse und stattliche Muskeln braucht, um im Leben bestehen zu können. Gerade seine feinfühlige Art macht Sam zu etwas Besonderem und Liebenswertem. Seine Songtexte verdeutlichen seine Gefühle und auch seine Ängste auf eindrucksvolle Weise.

Auch die Romanze von Sam und Grace wächst mit. Sie ist tiefer und viel erwachsener geworden und zeugt auch von den gemeinsamen Erlebnissen. Tiefes Vertrauen und liebevolle Zuneigung werden schnell deutlich.

Neu im Fokus der Autorin sind Isabel und Cole. Beides eigenwillige Charaktere, die die Geschichte düsterer machen als den Vorgänger „Nach dem Sommer“ aber dadurch auch um einige Facetten bereichern.

Isabel, die als zickiges Miststück in Erinnerung geblieben ist, hat sich deutlich verändert. Die Leser lernen eine ganz neue Seite dieser Protagonistin kenne, ein Mädchen die in einem zerrütteten Elternhaus auswuchs und die ihren Bruder schmerzlich vermisst. Der Blick hinter die Kulissen ist wahrlich geglückt.

Ganz neu in der Runde ist Cole. Ein erfolgreicher Musiker, der sich freiwillig wandeln ließ, um sein Leben zu vergessen und auch das, was er zu sein schien: ein zügelloser Narzisst, dem seine Mitmenschen ziemlich egal sind. So sind Isabel und Cole ein perfekter Kontrast zu Sam und Grace.

Die Covergestaltung ist einfach nur traumhaft. Dieses Mal in blauen Tönen gehalten wirkt es deutlich kühler und passt dennoch perfekt zu seinem Vorgänger. Die Idee, den Titel zu einem wunderbar romantischen Satz zusammenzuführen, ist ein genialer Schachzug.

_Autorin_

Maggie Stiefvater, geboren im November 1981 in Virginia, verlebte eine nach eigenen Worten sehr chaotische aber sehr kreative und musisch geprägte Kindheit und Jugend. Nach dem College versuchte sie, u. a. als Kellnerin und Zeichenlehrerin beruflich Fuß zu fassen.

Doch sehr bald schon meldeten sich ihre kreativen Talente und verlangten, ausgelebt zu werden – zunächst als Musikerin und Songwriterin, dann zunehmend als bildende Künstlerin. Für ihre künstlerischen Arbeiten wurde sie inzwischen mit einigen wichtigen Preisen ausgezeichnet. Seit 2007 hat sich Stiefvater aufs Schreiben konzentriert und zählt inzwischen zu den erfolgreichsten Autorinnen der Romantasy.

_Fazit_

Mit dem zweiten Band der Trilogie um die Wölfe von Mercy Falls, „Ruht das Licht“, ist der amerikanischen Autorin ein wundervoller und berührender Roman gelungen, der lange in Erinnerung bleiben wird. Die Zusammenstellung der grundverschiedenen und facettenreichen Charaktere und der jeweilige Blick in das aufrührende Seelenleben der Figuren ist Maggie Stiefvater perfekt gelungen. Auch der beeindruckende Schreibstil und die wundervoll transportierte Atmosphäre machen „Ruht das Licht“ zu etwas ganz Besonderem.

|Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Originaltitel: Linger
ISBN-13: 978-3839001189
Vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 16 Jahren|
[www.script5.de]http://www.script5.de
[www.maggiestiefvater.de]http://www.maggiestiefvater.de

John Masefield – Das Mitternachtsvolk

Phantasievolles Jungenabenteuer: Die Jagd nach dem Schatz von Santa Barbara

Um das Jahr 1927 in England auf dem Lande. Wenn es dunkel wird und das Mitternachtsvolk sein Unwesen treibt, ist dem kleinen Kay Harker bange. Tiger lauern unter dem Bett, und im Betthimmel hat sich bestimmt eine Pythonschlange verborgen. Mit der Hilfe seiner Spielgefährten und den Tieren des Hauses, zu denen auch zwei charakterlose Katzen zählen, gelingt es Kay jedoch, seine Kinderängste zu bewältigen. Die aufregende Schatzsuche, in die er hineingerät, hat ein gutes Ende, und Kay wird ein gutes Stück erwachsener … (abgewandelte Verlagsinfo)
John Masefield – Das Mitternachtsvolk weiterlesen

Ali Lewis – Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Inhalt

Danny ist dreizehn und wohnt mit seiner Familie auf einer Farm im Outback von Australien. Er mag die Wüste, die Tiere und das Leben auf dem Hof. Er hilft gern und eigentlich ist alles super, bis sein großer Bruder bei einem tragischen Unfall ums Leben kommt. Als kurz danach auch noch seine Schwester schwanger wird und vom Internat fliegt, gerät das Leben der Familie völlig aus den Fugen. Um alles wieder etwas in den Griff zu bekommen, engagieren Dannys Eltern eine Haushaltshilfe. Die stellt sich zuerst aber ziemlich dämlich an und ist keine große Unterstützung. Nach und nach ändert sich das allerdings …

Kritik

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John Crowley – Great Work of Time. Alternativweltroman

Finger weg von Zeitkorrekturen!

Alles beginnt damit, dass der mittellose Mathematiker Caspar Last ins Jahr 1856 reist, um dort einen ganz bestimmten Brief an sich selbst abzuschicken. Doch diese winzige Tat ändert den Geschichtsverlauf, den wir kennen. Im Jahr 1956 reist der Polizist Denys Winterset durch ein Afrika, das fast komplett dem British Empire angehört und in dem Luftschiffe die luxuriöseste Fortbewegungsweise gewähren. Doch weitere hundert Jahre später herrscht die Otherhood über ein weltumspannendes Imperium voller Magi, Engeln und Hominiden …

„Great Work of Time“ erhielt 1990 den „World Fantasy Award for Best Novella“.
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Gibson, William – Quellcode

„Science-Fiction handelt von dem Moment, in dem sie geschrieben wird.“ Das erklärt William Gibson in einem Interview mit dem Spiegel, als es darum geht, ob seine Werke Prognosen für die Zukunft seien. Man mag bei dieser Aussage zurückzucken, wenn man an all die visionären Dinge denkt, die Gibson entworfen hat, als er seinen „Neuromancer“ 1987 auf einer mechanischen Schreibmaschine geschrieben hat. Spätestens jedoch, wenn man sich „Mustererkennung“ und dem Nachfolger „Quellcode“ widmet, wird einem klar, was Gibson damit meint: Ein Spiel mit dem Aktuellen, eine Überspitzung, ein Zerrbild der Gegenwart, von dem man weiß, dass es mit der „wirklichen Zukunft“ nur wenig zu tun haben wird.

|Von Netzwerk-Kraken und Locative Art|

Beginnen wir also mit Hollis Henry, einer ehemaligen Rock-Musikerin, die sich nun als freie Journalistin verdingt. Ihr erster Auftrag führt sie und den Leser in die Welt der „Locative Art“ ein, eine Kunstform, in der per GPS und W-LAN dreidimensionale Kunstwerke in die Umwelt gemalt werden, die nur dann zu bestaunen sind, wenn man einen entsprechenden VR-Helm aufsetzt.

Hollis wird schnell klar, dass es nicht nur darum geht, über eine Kunst-Avantgarde zu berichten, die Leichen von Berühmtheiten oder dreidimensionale Kraken auf Straßen projizieren: Spätestens als sie den Auftrag bekommt, sich mit Bobby Chombo in Verbindung zu setzen, einem zurückgezogenen Nerd, der die Grundlagen der Locative Art-Technik geschaffen hat, ahnt sie, dass hinter dem Technologie-Magazin „Node“ weit mehr steckt, als die Fassade andeutet. Mit Chombo soll sie sich die „Muster des internationalen Frachtverkehrs“ ansehen; sie nimmt den Auftrag an, recherchiert dabei über das Magazin, das ihr den Auftrag gegeben hat, und findet bestätigt, dass ihre Auftraggeber von bedeutend anderen Dingen angetrieben werden, als von journalistischen Absichten.

Dann gibt es da noch den Junkie Milgrim und den undurchsichtigen Brown. Brown lässt Milgrim nicht aus den Augen, versorgt ihn mit der Droge, die er benötigt, und verlangt dafür von ihm, dass er die schräge Kunstsprache Volapuck entschlüsselt, die Brown auf den Handys der Zielpersonen vorfindet, die er observiert. Ist Brown Polizist? Mitglied eines anderen Regierungsorgans? Brown weiß es nicht, wird unterdrückt und gehorcht seinem ultra-paranoiden Gefängniswärter.

Tito schließlich ist einer der Schmuggler, die von Brown und seinem Junkie-Sklaven observiert werden. Der Leser taucht mit Tito in die Welt des organisierten Verbrechens ein, in die Welt der Schmuggler und Piraten.

Nach und nach wird klar, dass sich alles um einen geheimnisvollen Fracht-Container dreht, hinter dem alle her sind: Hollis Henrys Auftraggeber, Brown und viele mehr. Dieses Netzwerk aus zwielichtigen Motiven und Hintergründen läuft am Ende des Romans zusammen; all die Handlungsstränge treffen aufeinander, und die Verstrickung der Figuren untereinander offenbart sich.

|Die Kunst der indirekten Erzählweise|

Gibson ist ein Meister darin, den Leser direkt in seine Geschichte hineinzuwerfen. Keine Erklärungen von einem Erzähler, der seine Leser aus der Gegenwart an der Hand nimmt, nein, die Figuren reden in der Sprache der skizzierten Zukunft, handeln nach den Richtlinien dieser skizzierten Zukunft so selbstverständlich, wie es sich für natürlich gezeichnete Figuren gehört. Das ist manchmal anspruchsvoll, weil man sich viele Dinge aus den Zusammenhängen herleiten muss; manchmal schickt Gibson seine Leser mit einem dicken Fragezeichen auf der Stirn aus einer Szene hinaus und löst es erst ein paar Szenen später auf, aber genau das macht auch den Reiz dieses Romans aus. Es ist ein Puzzle. Ähnlich wie die Zusammenhänge zwischen all den Figuren und Handlungssträngen, schält sich die Welt nur allmählich aus dem Erzählten heraus. Dabei entsteht nie der Eindruck von aufgeblasenem Techno-Babble oder gewollt kompliziertem Kunst-Getue, Gibson hat die Gratwanderung zwischen Anspruch und Erklärung hervorragend gemeistert.

_“Quellcode“ ist also_ ein würdiger Mittelteil einer Trilogie geworden, die mit „Mustererkennung“ begonnen hat, und aktuell mit „Systemneustart“ ihr Ende findet, es ist ein schillernder und vielschichtiger Roman, der seinen Lesern auch mal Geduld abverlangt. Wer die jedoch aufbringt, wird mit einer spannenden Vision von einer nahen Zukunft belohnt. Pardon, mit einem kunstvollen Zerrbild unserer Gegenwart natürlich. Für Freunde anspruchsvoller Gedankenspielereien jenseits des Sci-Fi-Mainstreams unbedingt empfehlenswert!

|Taschenbuch: 464 Seiten
Originaltitel: Spook Country
ISBN-13: 978-3453526808|
[www.heyne.de]http://www.heyne.de

_Alf Stiegler_

_William Gibson bei |Buchwurm.info|:_
[„Neuromancer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=280
[„Mustererkennung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=463
[„Neuromancer“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=521
[„Die Differenzmaschine“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1339
[„Idoru“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1445
[„Virtuelles Licht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1686
[„Cyberspace“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4745

Vollenbruch, Astrid – Die drei ??? – Pfad der Angst (Band 137)

Unlängst wurde Astrid Vollenbruch die Ehre zuteil, den Jubiläums-Dreierband anlässlich des 150. Falles der Serie zu verfassen. Davon war man beim |KOSMOS|-Verlag Ende 2007/Anfang 2008 noch ein Stück weit weg, als man dort „Der Pfad der Angst“ aus ihrer Feder als 137. Einsatz des beliebten wie berühmten Junior-Detektiv-Trios ins Rennen schickte. Und wieder einmal jagt sie Justus, Peter und Bob dabei hinaus aus dem heimischen Rocky Beach. Nicht in Wald und Heide, sondern in die Wüste. Was das allerdings mit dem – zielgruppengerichteten und dort auch vermutlich wirksamen – Buchtitel zu tun hat, bleibt allerdings gänzlich im Dunkeln.

_Zur Story_

Jemand, der sich zunächst „Der Polymath“ nennt, gibt den drei Detektiven ein Rätsel auf – sozusagen als Einstellungstest. Das lösen die drei Fragezeichen selbstredend fast aus dem Handgelenk. Der eigentliche Job, den Mr. Granville – so heißt ihr neuer Auftraggeber richtig – für sie bereithält, ist dagegen weniger geheimnisvoll gelagert, als ihr Weg in die Prärie auf sein abgelegenes Anwesen mitten in Arizona. Das bewohnt er zusammen mit seinem Bruder Matthew, der über den jugendlichen Besuch aus Kalifornien wenig begeistert scheint, welcher seinem schrulligen Erfinder-Bruder sein „Okkulus Audiens“ wieder beschaffen soll. Dieses geniale Gerät ist eine Art Boden-Sonar und soll vordringlich die Vorwarnzeit für etwaige Erdbeben erheblich verkürzen. Er hat auch schon einen dringenden Tatverdacht. Bei ihrem Aufenthalt stellen die drei ??? jedoch fest, dass die seltsamen Granville-Brüder vielleicht zwar keine Leichen aber irgendetwas anderes im Keller verbuddelt haben, was ihre naturgegebene Neugier erst recht entflammt.

_Eindrücke_

Sollte man das Pferd quasi verkehrt herum aufzäumen, sprich: vom unlängst erschienenen Hörspiel her, Rückschlüsse auf das Buch anstellen zu wollen, tut man diesem unter Umständen Unrecht. Während die Audio-Adaption in Sachen Storytelling nicht so recht hinhaut, weiß die Buchvorlage unter anderem durch kleine Haken und geschickte Extratouren im Plot, das nämlich vergessen zu machen. Und alles in allem ist auch das Finale auch wesentlich runder bzw. plausibler. Natürlich ist die Geschichte nicht die Neuerfindung des Rades, spielt aber geschickt mit Thema, Kulisse und Figuren. Ganz besonders die beiden seltsamen – aber dabei vollkommen unterschiedlichen – Granvilles würzen den Fall. Man weiß nicht, welcher von den beiden bekloppter ist – auf seine eigene Art. Oder deren Handlanger „Smithi“. Der ist auch ein ziemlich schräger Vogel. Der Kreis der Mitwirkenden ist doch eher mager und überschaubar, daher muss die Story ihre Antriebsenergie zwangsläufig woanders her beziehen.

Eine nette Idee war es da die drei ??? auch mal auf den Leim gehen zu lassen bzw. ihre sonst eigentlich stets weiße Weste auch einmal einen kleinen Flecken bekommen zu lassen. Logischerweise können sie das wieder glattbügeln. Die vollenbruchsche Verschleierungstaktik, wo zum Geier das Motiv für den ganzen Zinnober liegt, wirkt vergleichsweise lang. Selbstverständlich kristallisiert sich mit jedem Puzzleteilchen mehr heraus, wie die Lösung des 137. Falles förmlich lauten muss. Das mag man als Fan der Serie ja immer, wenn man durch Selbstknobeln den Antworten stets ein Stück näher rückt und nicht alles vorgekaut bekommt. Und ein paar übliche Serien-Klischees dürfen freilich auch immer dabei sein. Doch zum Schluss, als die Karten auf dem Tisch liegen, gelingt ihr aber dennoch einmal ein ordentlicher Final-Twist bzw. actionreicher Showdown, der verhältnismäßig grimmig ausfällt. Nur eins bleibt sie dem Leser schuldig: Warum der Titel der Geschichte „Pfad der Angst“ lautet.

_Fazit_

Man soll Bücher ja nicht nach dem Einband beurteilen – nach ihrem Hörspiel besser auch nicht. Hätte man beim Titel noch ein wenig mehr Fingerspitzengefühl und Inhaltsbezug walten lassen, etwa: „Das hörende Auge“, wären sicher noch einige Sympathiepunkte – und nicht nur bei der Zielgruppe – mehr abzuräumen gewesen. So muss sich das Buch auf seine im Kern gut erzählte Geschichte verlassen. Damit ist „Der Pfad der Angst“ zwar kein absoluter Kracher, kann sich jedoch vom Gros der Serienschwestern klar distanzieren und im oberen Drittel der Hall of Fame Einzug halten. Der sonst schon mal gern abstrafende, böse Rezensentendaumen reckt sich der Wüstensonne entgegen.

|128 Seiten Hardcover
Erzählt von Astrid Vollenbruch
Basierend auf den Motiven von Robert Arthur
Redaktion: Martina Zierold
ISBN 978-3-440-11702-6|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de

Mehr als 90 weitere Rezensionen zu den „Drei ???“ findet ihr in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book .

John Sinclair – Die Hexeninsel (Folge 70)

_Die Handlung:_

Jack The Ripper hat gesiegt. Jane Collins scheint für immer verloren zu sein. Während Oberinspektor John Sinclair alles in seiner Macht stehende versucht, um Jane zu befreien, wartet bereits die nächste, tödliche Falle auf den Geisterjäger: Wikka, die Herrin aller Hexen, greift an! Es entbrennt ein Kampf, der völlig aussichtslos für das Sinclair-Team scheint. Ein Kampf, der Johns Leben für immer verändern wird. (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Jack the Ripper treibt weiter sein Unwesen, nachdem ihn John in Folge 69 noch nicht stoppen konnte. Dies ist die Hörspielumsetzung des Heftromans mit der Nummer 217, der erstmalig im Jahr 1982 erschien.

Jane konnte von John gefangengenommen werden, ist aber immer noch besessen und hat leider auch ihr Kind verloren. Ob und wie sie vom Ripper zu befreien ist, darüber rätseln John Sinclair und seine Getreuen. Und während sie noch grübeln, wird Jane auf einmal von der Oberhexe Wikka entführt, die Jane aufnehmen will, weil sie durch ihre Besessenheit zur Hexe geworden ist. John erfährt ihren Aufenthaltsort und macht sich auf, sie zu retten.

Dieser zweite Teil der Geschichte um Janes Besessenheit und ihre Transformation zur Hexe, denn das wird sie ab jetzt erstmal bleiben, ist abwechslungsreicher als der Erste. Und er geht dem Hörer nicht mehr ganz so unter die Haut, weil er die von den Effektmachern benutzen Gruselsteigerer schon kennt … dennoch … Hut ab, sowohl die Stimmenverzerrung bei Jane als auch die Geräusche, die zur Untermalung der Szenen verwendet werden, erzeugen wieder ein tolles Horror-Kopfkino, das hier eher ein Psycho-Beziehungsdrama ist. Denn wir erleben in dieser Folge das Ende der Beziehung zwischen Jane und John … nichts wird wieder so werden, wie es einmal zwischen ihnen war … und Jane scheint tatsächlich für immer eine Hexe zu bleiben und auch die Seiten gewechselt zu haben.

Warum der Ripper aber auf einmal in den Hintergrund getreten ist und Jane aufgehört hat zu morden, das erschließt sich mir nicht. Sie ist zwar jetzt eine Hexe, aber immer noch vom Ripper besessen, der zwar auch immer noch böse ist, aber irgendwie nicht mehr die Oberhand über Janes Geist zu haben scheint. Und woher Wikka das Ganze wusste … ich weiß es nicht.

Auf jeden Fall ist dies eine eher traurige Folge, in der Johns stärkste Waffe sein Kreuz ist. Hier wird gezeigt, dass John seine Beziehung zu Jane sehr wichtig ist … war … und er auch nur ein Mensch ist.

Leider kauft man Frank Glaubrecht die Verzweiflung und Traurigkeit am Anfang der Folge überhaupt nicht ab, das klingt zu gekünstelt und nicht echt. Auch Martin May als Suko bringt diese Gefühle nicht glaubhaft ins Ohr des Hörers. Franziska Pigulla hingegen gibt die Wahnsinnige sehr überzeugend und hat hörbar Spaß an ihrer Rolle … endlich muss sie nicht mehr die treue und liebe Jane spielen, sondern kann sich richtig austoben. Man darf auf die nächsten Abenteuer mit ihr als neue Gegnerin gespannt sein. Susanna Bonasewicz als Kara, Johns Verbündete, klingt komplett abgelesen. Vor dem geistigen Auge des Hörers steht eine Frau im Studio, die vor John und uns einen Monolog hält. Das ist wenig packend.

|Die Sprecher und ihre Rollen:|

Erzähler – Joachim Kerzel
John Sinclair – Frank Glaubrecht
Suko – Martin May
Sir James Powell – Karlheinz Tafe
Jane Collins – Franziska Pigulla
Doc Brenner – Dietmar Wunder
Wikka – Sandra Schwittau
Kara – Susanna Bonasewicz
Peter – Markus Pfeiffer
Hexe – Marion von Stengel
Chuck – Oliver Kalkofe
Grayson – Wolfgang Bahre
Ripper – Jörg Hengstler
sowie Ralf Caspers, Anja Rybiczka, Bereneice Weichert, Tanja Geke und Gerrit Schmidt-Foss

|Technik-Credits:|

Produktion: Alex Stelkens (WortArt), Marc Sieper (Lübbe Audio)
Realisation: Ila Schnier von Wittich
Originalmusik: Christian Hagitte & Simon Bertling (Stil), Florian Göbels
Buch, Schnitt und Regie: Oliver Döring

|Die Ausstattung:|

Die komplett schwarze CD steckt in einem Jewel-Case. Das Booklet-Faltblatt enthält eine Aufstellung der bereits veröffentlichten Folgen. Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits. Außerdem gibt es noch eine Widmung für Horst Döring, die ich als Nachruf deute.

_Mein Fazit:_

Nicht immer wird alles gut im Horror-Metier und das soll auch so sein. John Sinclair verliert nicht nur eine Verbündete, sondern auch seine Verlobte an die dunklen Mächte. Was als Psycho-Schocker im ersten Teil begann, endet hier in einem eher traurigen Beziehungsdrama, das Johns Leben komplett auf den Kopf stellt und für ihn alles verändert.

|Audio-CD
Spieldauer: 45:56 Min.
Tracks: 10
ISBN-13: 978-3-7857-4494-9|
[www.luebbe-audio.de]http://www.luebbe-audio.de

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_
[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)
[„Im Jenseits verurteilt“ (Folge 57)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6469
[„Sakuro, der Dämon“ (Classics, Folge 5)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6765
[„Das Erbe des Schwarzen Tods“ (Folge 59)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6768
[„Verlorene Seelen“ (John-Sinclair-Jubiläumsbox)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6846
[„Ich stieß das Tor zur Hölle auf“ (Folge 60)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6888
[„Im Zentrum des Schreckens“ (Folge 61)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6889
[„Bring mir den Kopf von Asmodina“ (Folge 62)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6890
[„Tokatas Todesspur“ (Folge 63)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7004
[„Die Leichenkutsche von London“ (Folge 68)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7370
[„Der Ripper kehrt zurück“ (Folge 69)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7503
[„Die Hexeninsel“ (Folge 70)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7564

Cinda Williams Chima – „Das Exil der Königin“ (Seven Realms 2)

The Seven Realms

Band 1: Der Dämonenkönig“
Band 2: „Das Exil der Königin“
Band 3: „Der Wolfsthron“ (16.07.2012)
Band 4: „The Crimson Crown“ (2012, noch ohne dt. Titel)

Nach dem, was Han gerade von den Oberhäuptern der Clans erfahren hat, bleibt ihm nicht mehr viel anderes übrig, als seinen Freund Dancer nach Odenfurt an die Magierschule zu begleiten. Aber bereits der Weg dorthin ist gefährlich und natürlich trifft er, kaum dass er in Odenfurt eingetroffen ist, dort auf Micah Bayar und seinen Klüngel. Weit gefährlicher als diese jedoch ist die Dekanin Abelard, die Han recht rücksichtslos als Spionin für die Magier rekrutiert. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Crow …

Raisa hat sich dem Versuch des Hohemagiers, sie mit Micah Bayar zu verheiraten, erfolgreich entzogen und ist, um für eine Weile unterzutauchen, Amon und seinem Tripel ebenfalls nach Odenfurt gefolgt, allerdings an die Kadettenschule des Militärs. Dort lernt sie zwar eine Menge nützlicher Dinge und auch sonst fühlt sie sich wohl. Doch dann treffen höchst bedenkliche Nachrichten aus den Fells ein…

Der Ortswechsel hat natürlich eine Menge neuer Charaktere mit sich gebracht. Wirklich wichtig sind bisher aber nur Dekanin Abelard und Crow.

Die Dekanin ist eine einflussreiche Frau, und das offenbar nicht nur an der Schule. Wie die meisten Menschen mit einem gewissen Maß an Macht neigt sie dazu, ihre eigenen Interessen in den Vordergrund zu stellen, jeden, der ihr nützlich sein könnte, bedenkenlos zu nutzen oder zu opfern, je nach Bedarf, und alles, was sich ihr in den Weg stellt, ziemlich rabiat zu überfahren.

Crow dagegen scheint keine politischen Interessen zu haben. Er besteht offenbar einzig und allein aus Hass auf die Bayars, sein Ziel ist es, sämtliche Mitglieder dieser Familie restlos vom Angesicht der Erde zu tilgen. Seine wahre Identität gibt er jedoch nicht preis, und die Gründe für seinen Hass ebenfalls nicht.

Beide Figuren sind ein ziemlicher Gewinn für die Geschichte. Abgesehen davon, dass beide genauso lebendig und gut gezeichnet sind wie alle anderen wichtigen Personen, ist Crow ist schon allein durch das Geheimnis interessant, das ihn umgibt, auch wenn sich bei mir ziemlich hartnäckig die Vermutung hält, dass es sich bei ihm um den Dämonenkönig handelt.

Die Handlung des Buches spielt sich nahezu ausschließlich auf dem Weg nach Odenfurt und in den beiden Schulen selbst ab. Echte Spannung ist daher auch diesmal wieder eher selten. Abgesehen von ein paar Reiseschwierigkeiten hat Han zunächst hauptsächlich Probleme mit Micah, wobei nichts davon wirklich schwerwiegend ausfällt, während Raisa – ebenfalls nach ein paar Reiseschwierigkeiten – damit beschäftigt ist, neben ihrer umfangreichen Ausbildung ihre Beziehung zu Amon zu sortieren, was erfreulich kitschfrei geschieht, dafür sorgt die gelungene Charakterzeichnung. Das Geheimnis um Crow sowie ein paar kleinere Überraschungen sorgen dafür, dass dieser Band trotz geringer Bewegung innerhalb der Handlung nicht langweilig wird.

Unterm Strich entspricht das Niveau des zweiten Bandes ziemlich genau dem des ersten: nicht unbedingt mitreißend, aber nett und unterhaltsam.

Die Aussichten auf den nächsten Band versprechen etwas mehr Spannung und auch mehr Komplexität. Dass Dekanin Abelard nicht nur innerhalb der Schule, sondern offenbar auch im Magierrat einigen Einfluss besitzt und außerdem versucht, Han für ihre Zwecke zu benutzen, dürfte das Spiel um die Macht in den Fells noch ein gutes Stück interessanter und verwickelter machen. Aber auch Fionas Andeutungen über das Amulett, das Han Micah ganz zu Beginn des Zyklus abgenommen hat, bieten eine Menge Potenzial. Falls es der Autorin außerdem gelingt, ihre Handlungsfäden nicht aus jeder prekären Situation gleich wieder herauszuführen, sondern so zu entwickeln, dass die Spannung sich hält oder gar noch weiter ansteigt, könnte der dritte Band richtig gut werden.

Cinda Williams Chima schrieb schon in der Schule Geschichten, die meist von ihren Lehrern konfisziert wurden. Nach einem abgeschlossenen Studium in Philosophie war sie zunächst als freie Mitarbeiterin einer Clevelander Zeitung Plain Dealer tätig. Mit einem weiteren Abschluss in Ernährungswissenschaften arbeitete sie mehrere Jahre lang im medizinischen Bereich, ehe sie sich ganz aufs Schreiben verlegte. Der dritte Band ihres Zyklus The Seven Realms unter dem Titel „Der Wolfsthron“ ist für Juli nächsten Jahres angekündigt, der vierte Band ist noch in Arbeit. Außerdem schreibt die Autorin an einem weiteren Zyklus, den The Heir Chronicles, der bisher aus drei Teilen besteht, auf Deutsch aber (noch?) nicht erhältlich ist.

Broschiert 671 Seiten
Originaltitel: The Exiled Queen
Deutsch von Susanne Gerold
ISBN-13: 978-3-442-46975-8

http://cindachima.com/index.htm
http://www.randomhouse.de/goldmann/

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