St. Crow, Lili (Lilith Saintcrow) – Verflucht (Strange Angels 1)

_|Strange Angels:|_

Band 1: _“Verflucht“_
Band 2: „Verraten“ (01.12.2011)
Band 3: „Jealousy “ (noch ohne dt. Titel)
Band 4: „Defiance “ (noch ohne dt. Titel)
Band 5: „Reckoning“ (01.11.2011, noch ohne dt. Titel)

_Nicht das erste Mal_ musste die 16-jährige Dru Anderson mit ihrem Vater in eine neue Stadt ziehen, dieses Mal hat es sie in das kalte Dakota verschlagen. Nach den unzähligen Umzügen hat Dru das Auspacken der Umzugskartons mittlerweile aufgegeben. Dies lohnt nicht, wenn man nach ein paar Wochen, mit Glück ein paar Monaten, wieder weiterziehen muss.

Die vielen Umzüge sind natürlich nicht grundlos: Drus Vater ist seit dem Tod von Drus Mutter Monsterjäger. Die ersten Jahre hat Dru noch bei ihrer Großmutter gelebt, doch seit deren Tod zieht sie nun mit ihrem Vater von Stadt zu Stadt, um sein Handwerk zu lernen und Monster zu jagen.

Vier Jahre geht das gemeinsame Leben gut, bis Drus Dad von einem Streifzug nicht als Mensch, sondern als Zombie zurückkehrt. Dru ist gezwungen, die wiederbelebte Leiche ihres Vaters zu eliminieren. Hals über Kopf flieht sie aus der gemeinsamen Wohnung und trifft kurze Zeit später auf ihren geheimnisvollen Mitschüler Graves. Graves merkt schnell, dass es Dru nicht gutgeht, und als sie gesteht, nicht nach Hause zu können, nimmt Graves sie ohne viele Fragen bei sich auf. Auch Graves ist kein „normaler“ Junge; er wohnt im stillgelegten Teil eines großen Einkaufszentrums.

Dru und Graves freunden sich in dieser Notsituation schnell an, aber wie wird Graves reagieren, wenn er erfährt, was Dru in ihrer Freizeit für gewöhnlich macht? Als eines Nachts Werwölfe Jagd auf Dru machen, passiert etwas Schreckliches: Graves wird von einem der Wölfe gebissen! Irgendetwas scheint die Jagd auf Dru eröffnet zu haben, und so sind Dru und Graves nun auf der Flucht vor erbarmungslosen Feinden.

_Kritik_

Mit „Strange Angels – Verflucht“ hat Lili St. Crow den ersten Band einer auf fünf Bände ausgelegten Reihe veröffentlicht. Anfangs fallen hier große Ähnlichkeiten zu der beliebten amerikanischen Serie „Supernatural“ auf, mit dem Unterschied, dass Dru wesentlich jünger als die Darsteller dieser Serie und ein Einzelkind ist.

Mit einem fesselnden, leicht zu lesenden Schreibstil überzeugt die Autorin. Lili St. Crow bedient sich einer der Zielgruppe junger Leser angepassten Umgangssprache. Hier wäre etwas weniger schöner zu lesen gewesen, andererseits wirkt diese Sprache hier auch sehr authentisch und zu den Protagonisten passend. Detailliert und überzeugend werden die Umgebung und die spannende Handlung beschrieben. Für einen ersten Band typisch, wird hier auch zwischen den spannungsgeladenen Actionszenen viel erklärt. Langsam lernt man so die Figuren und ihre Hintergründe kennen, wobei die Spannung nie zu kurz kommt, da es nach diversen Rückblicken auch schnell wieder zur Sache geht. Die Nebenhandlungen und Rückblicke ergänzen den Plot somit nahezu perfekt.

Der Spannungsbogen verläuft in „Verflucht“ wellenförmig, mal steigt dieser in ungeahnte Höhen und wenig später entspannt er sich oder fällt auch mal stark ab. Dies geschieht in einem angenehmen Rhythmus, und zwischen atemlos spannenden Szenen wird der Leser durch die Geschichte der Protagonisten unterhalten. Für das Verständnis und den Verlauf der Geschichte war dies sehr gut gewählt.

Die Geschichte wird aus der Perspektive von Dru erzählt, diesen Charakter lernt der Leser also sehr gut kennen. Dadurch, dass auch Dru nicht alles, eher sehr wenig, von dem weiß, was sie verfolgt und welches Geheimnis sie selber umgibt, tappt auch der Leser anfangs im Dunklen und kann mit der Protagonistin versuchen, diese Geheimnisse zu lösen.

Ihre Charaktere hat die Autorin hervorragend konzipiert; vom Denken und Fühlen altersgemäß wachsen die Figuren dem Leser schnell ans Herz. Das dürfte auch daran liegen, dass die Figuren nicht ohne Fehl und Tadel furchtlos ihre Abenteuer bewältigen, sondern auch von Angst und Zweifeln gequält werden. Im Alter von fünf Jahren hat Dru bereits Ihre Mutter verloren und ist danach bei ihrer Großmutter untergekommen. Drus Grandma zeigt ihrer talentierten Enkelin einige Schutzzauber, um das Heim vor Geistern und Dämonen zu sichern. Den Vater sah Dru nur zwischen seinen „Einsätzen“.

Als die Großmutter stirbt, ist Dru gerade zwölf Jahre alt und muss fortan mit ihrem Vater von einem Ort zum nächsten ziehen. Statt sich nach der Schule mit Freunden zu treffen, lernt sie von Ihrem Vater, Dämonen und andere übersinnliche Lebewesen zu vernichten. Dies macht Dru aber keineswegs zu einer gefühllosen Killerin und keineswegs ist sie, trotzdem sie sehr tough und mutig ist, ohne Furcht und Selbstzweifel. Gerade dies macht die Protagonistin sehr sympathisch und vor allem auch glaubwürdig.

Geheimnisvoll kommt Graves daher, äußerlich ein Gothic ist er keinesfalls nur düster, sondern versteckt sich eher hinter seiner Verkleidung. Vor allem Hilfsbereitschaft zeichnet diesen Charakter aus. Auch er hütet ein Geheimnis, was ihn zu dem zurückgezogenen Jungen macht, der er ist. Trotzdem er Dru nur flüchtig aus dem Unterricht kennt, hilft er ihr, als sie in Not ist und bietet ihr ein Heim.

Die Beziehung zwischen Dru und Graves entwickelt sich von einer zarten Freundschaft aus langsam. Hier wird für die Folgebände vielleicht auch noch eine Romanze zu erwarten sein – lassen wir uns überraschen.

Mit Dru und Graves ist das Dämonen jagende Team allerdings noch nicht komplett: Der Djampir Christophe bietet Dru seine Hilfe an, aber kann Dru einem Halb-Vampir trauen?

Der Schutzumschlag ist hier besonders erwähnenswert. Nicht nur, dass dieser wunderschön gestaltet ist, auch fühlt er sich mal ganz anders an. Irgendwie samtig. In dunklen Farben gehalten, ist auf dem Cover ein schlafendes Mädchen zu sehen, der helle Schriftzug des Titels wirkt dagegen leuchtend.

_Fazit_

Mit „Verflucht“ hat Lili St. Crow den ersten, beeindruckenden Roman ihrer auf fünf Bände ausgelegten Reihe der „Strange Angels“ geschrieben. Atemberaubende Spannung, gepaart mit einem flüssigen Sprachstil und sympathischen, äußerst glaubwürdigen Charakteren bieten hier unterhaltsamen Lesespaß nicht nur für junge Fantasy-Begeisterte.

Der erste Band der „Strange Angels“ bekommt von mir eine klare Empfehlung. Lediglich das lange Warten auf den zweiten Band „Verraten“, der erst am 01.12.2011 erscheinen soll, trübt ein wenig die Freude.

_Autorin_

Lili St. Crow ist das Pseudonym der amerikanischen Autorin Lilith Saintcrow, das sie für ihre actiongeladenen, spannenden Jugendromane verwendet. Sie wurde in New Mexico geboren und lebt heute mit ihrer Familie in Vancouver.

|Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
ISBN-13: 978-3426283455
Originaltitel: Strange Angels|
[www.pan-verlag.de]http://www.pan-verlag.de

_Lilith Saintcrow bei |Buchwurm.info|:_
|Jill Kismet|:
Band 1: [„Dämonenmal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6337
Band 2: [„Schattenjagd“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6789
Band 3: [„Blutige Vergeltung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7012

[„Teufelsbraut“ (Dante Valentine – Dämonenjägerin 1)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5288
[„Höllenritt“ (Dante Valentine – Dämonenjägerin 2)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5957
[„Feuertaufe“ (Dante Valentine – Dämonenjägerin 3)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6150
[„Sündenpfuhl“ (Dante Valentine – Dämonenjägerin 4)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6353
[„Höllenschlund“ (Dante Valentine – Dämonenjägerin 5)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6476

Mark Brandis: Pilgrim 2000. Teil 2 von 2 (Folge 14)

_|Mark Brandis| als Hörspiel:_
01 [„Bordbuch Delta VII“ 4995
02 [„Verrat auf der Venus“ 5013
03 [„Unternehmen Delphin“ 5524
04 [„Aufstand der Roboter“ 5986
05 [„Testakte Kolibri 1“ 5984
06 [„Testakte Kolibri 2“ 5985
07 [„Vorstoß zum Uranus 1“ 6245
08 [„Vorstoß zum Uranus 2“ 6246
09 [„Raumsonde Epsilon 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6467
10 [„Raumsonde Epsilon 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6468
11 „Die Vollstrecker 1“
12 „Die Vollstrecker 2“
13 „Pilgrim 2000 1“
14 _“Pilgrim 2000 2″_
15 „Aktenzeichen: Illegal“ (01.07.2011)
16 „Operation Sonnenfracht“ (01.07.2011)

_Countdown bis zur Flucht: Spannende Action auf der Arche_

Man schreibt das Jahr 2127. Commander Mark Brandis und seine Crew befinden sich auf der erdabgewandten Seite der Sonne. Nach Reparaturen an einer Raumstation ist die HERMES auf dem Rückweg, als die Kommunikation ausfällt. Der lange Aufenthalt in der Nähe des Zentralgestirns hat die Sehfähigkeit der sechs Raumfahrer beeinträchtigt. Erst in 17 Tagen sollen sie wieder Kontakt mit der Erde erhalten. Doch dann taucht ein seit Jahrzehnten verschollenes Generationenraumschiff vor ihnen auf, und Brandis ergreift die Chance herauszufinden, ob noch jemand an Bord lebt …

Teil 2: Er hat Bewohner an Bord gefunden. Der Rückweg zur Schleuse, an der die HERMES angedockt ist, ist allerdings versperrt – durch ein Heer hundegroßer Ratten. Da das Generationenraumschiff dem Untergang geweiht ist, bleibt Brandis nur wenig Zeit, einen zweiten Fluchtweg zu finden. Und die Ratten sind nicht die einzige Gefahr an Bord … (abgewandelte Verlagsinfos)

_Der Autor_

Nikolai von Michalewsky (1931-2000) war bereits Kaffeepflanzer, Industriepolizist, Taucher und Journalist gewesen, als sein erster Roman 1958 veröffentlicht wurde. Am bekanntesten wurde er ab 1970 mit den Mark-Brandis-Büchern, der bis heute (nach |Perry Rhodan|) mit 31 Bänden erfolgreichsten deutschsprachigen SF-Reihe.

Seine konsequente Vorgehensweise, Probleme der Gegenwart imm Kontext der Zukunft zu behandeln, trug Michalewskys Serie eine treue Leserschaft und hohe Auflagenzahlen ein. Seine besondere Zuneigung galt besonders dem Hörspiel. Er gehörte zu den meistbeschäftigten Kriminalhörspiel- und Schulfunkautoren Deutschlands. (Verlagsinfo)

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Die Macher und Regisseure sind Interplanar.de:
Joachim-C. Redeker: Sounddesign und Musik
Redeker und Balthasar von Weymarn: Produktion, Regie und Schnitt

Jochim-C. Redeker, geboren 1970, lebt seit 1992 in Hannover. Gelernt hat er das Produzieren in der SAE Frankfurt, seither arbeitet er als Tonmeister für Antenne Niedersachsen. An zwei Virtual Reality Projekten hat er als Sounddesigner gearbeitet. Er gibt Audio- und Hörspielseminare und arbeitet als Werbetexter und Werbesprecher für zahlreiche Unternehmen sowie für Kino- und Radiowerbung. Musikalisch betreut er neben seinen eigenen Projekten auch Jingle- und Imageproduktionen. Bereits 1988 brachte ihm eine frühe Hörspielarbeit mit Balthasar den Sonderpreis der Jury für akustische Qualität beim Maxell Momentaufnahmen Wettbewerb ein.

Balthasar von Weymarn, geboren 1968, lebt seit 2006 im Taunus bei Frankfurt. Ausgebildeter Dramaturg und Filmproduzent (Filmstudium Hamburg); arbeitet auch als Skriptdoktor, -autor und Ghostwriter für Unternehmen wie Bavaria Film, Odeon Pictures, Tandem Communications, Storyline Entertainment u. a.

Das Hörspielmanuskript schrieb Balthasar v. Weymarn nach dem gleichnamigen Roman von Nikolai von Michalewsky. Die Aufnahmeleitung lag in den Händen von Tommi Schneefuß und Sven-Michael Bluhm.

|Die Rollen und ihre Sprecher:|

Prolog: Wolf Frass
Commander Mark Brandis: Michael Lott
Dr. Rebecca Levy: Claudia Urbschat-Mingues
Bordsystem CORA: Mira Christine Mühlenhof
Lt. Pablo Torrente: Martin Keßler
Lt. Iwan Stroganow: Martin Wehrmann
Lt. Grigori Romen: David Nathan
Lt. Konstantinos Simopoulos: Gernot Endemann
Judith: Katarina Tomaschewsky
Melchior: Klaus Sonnenschein

_Hintergrund und Vorgeschichte_

Die „Mark Brandis“-Hörspielreihe begann 2005-2007 mit „Bordbuch Delta VII“. Inhaltlich unterscheidet sie sich in einigen wichtigen Punkten von den Büchern.

* Die Geschichten sind um 50 Jahre in die Zukunft verlegt, die Saga beginnt also 2119;
* Die Kürzel EAAU und VOR sind zu „die Union“ und „die Republiken“ geworden;

EAAU: Die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union (EAAU) ist ein transkontinentaler Staatenverbund und wurde als Zusammenschluss der drei Kontinente Europa, Amerika und Afrika ca. 1999 gegründet – ihr assoziiert ist Australien. Während Europa der Kontinent ist, der über die längste Tradition verfügt, haben sich Afrika und Amerika zu den industriell bedeutendsten Kontinenten entwickelt.
Flagge: ein Ring goldener Planeten um drei kleeblattartig angeordnete grüne Kontinente auf weißem Grund.
Hauptstadt: Metropolis

VOR: Die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) sind ein transkontinentaler Staatenverbund und umfassen zwischen Ural und der Pazifikküste die asiatischen Staaten einschließlich Ozeaniens.
Flagge: zwei gekreuzte Mongolenschwerter vor einer gelb-roten Sonne.
Hauptstadt: Peking

|VEGA|

Die Strategische Raumflotte (SR) lagerte 2106 ihre Entwicklungsabteilung auf die Venus aus. Die zuständige Agentur ist die VEGA, kurz für Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik, mit immerhin 8000 Mitarbeitern. Direktor der VEGA ist seit 2122 der ehemalige Major (SR) und Commander (VEGA) John Harris. Die Routen der Testflüge für die Neuentwicklungen sind streng geheim, da die Prototypen als begehrte Beute sowohl für die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) und die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union (EAAU), aber auch für Raumpiraten gelten. Offiziell gilt die VEGA als neutral, aber ihre Auftraggeber waren bislang immer die SR und die Raumfahrtbehörde der Union.

_Handlung_

Mark Brandis hat eine fremde Stimme in seinem Kopf gehört, die von ihm verlangte, das zu tun, was sie von ihm verlangte. Brandis denkt ja gar nicht daran, denn dieses Ansinnen ist unvereinbar mit dem Diensteid, den er gegenüber VEGA abgelegt hat. Außerdem wird diese Welt schon in vier Tagen in die Sonne stürzen. Kurz davor dürfte es hier drin ziemlich ungemütlich werden. Aber wird der Besitzer der STIMME sie alle gehen lassen?

Commander Georg Romen, der von einem Pfeilschuss aus einer automatischen Schussanlage verwundet worden ist, kann inzwischen wieder gehen. Brandis hat die letzte Siedlerin, Judith, eingeladen, mit ihnen zur Erde zu kommen und sie willigt ein. Das erste Ziel muss eine Schleuse sein und sie gehen an einer Schiffswand entlang, doch schon bald werden sie von den Riesenratten angegriffen. Wieder wirft Brandis eine seiner sonischen Granaten, kann die mutierten Viecher aber nur kurz aufhalten. Sie folgen offenbar dem gleichen Willen wie Judith. Aber wer steckt dahinter?

Nach dem Rückzug ins palisadengeschützte Dorf ruft Brandis CORA auf der HERMES an, doch sie kann seinen Befehl, eine Fähre ferngelenkt zur nächsten Schleuse zu fliegen, nicht nachkommen. Es wäre gegen ihre Instruktionen. Deshalb meldet sich Lt. Stroganoff freiwillig, die Fähre, mit der sie hergekommen sind, zur zweiten Schleuse zu steuern.

Weil die STIMME keine Ruhe gibt und Brandis stundenlang bewusstlos werden lässt, beschließt der Genervte, nach dem Ursprung der STIMME zu suchen und sie auszuschalten. In einer Art Steuerzentrale stoßen er und sein Begleiter auf das Archiv, das ihnen Einblick in die dramatischen Geschehnisse auf der „Pilgrim“ ab dem Jahr 2078 gewährt.

Da kommt die Meldung, dass die andere Gruppe angegriffen werde. Rückzug! Doch das Dorf ist auf gespenstische Weise verlassen …

_Mein Eindruck_

Nachdem im ersten Teil Brandis und seine Crew quasi in eine Falle getappt sind, schildert nun der zweite Teil, wie sie es schaffen, sich daraus zu befreien – möglichst noch, bevor die Pilgrim in die Sonne stürzt. Dieses Bemühen erweist sich spannenderweise als schwieriger als erwartet. Der Gott dieser seltsamen Welt will sie nicht gehen lassen und hetzt seine Ratten auf sie.

Die Frage, die jedoch den Hörer schon die ganze Zeit quält, lautet: Wie konnte diese so wohlgeplante Welt eigentlich scheitern und zu einer Hölle für ihre Bewohner werden? Um die Antwort auf diese Frage aller Fragen herauszufinden, müssen Brandis & Co. den Unterschlupf des Gottes finden. Dort entdecken sie im Archiv die Berichte, die ihnen entsprechende Auskunft erteilen.

Offenbar waren sich Crew, Wissenschaftler und reiche Passagiere von beginn an nicht sonderlich grün. Im Verlaufe der Jahre, die auf dem Weg zur Sonne Proxima Centauri vergingen, verschärften sich die Konflikte, die schließlich mit offener Gewalt ausgetragen wurden. Nur wer sich der Crew unterwarf, durfte überleben. Und der Letzte der Crew ist der Gott dieser einsam durchs All stürzenden Arche. Er beansprucht den Löwenanteil jeder Ernste – solange bis nur noch eine einzige Überlebende übrig ist: Judith.

Wieder liegt ein Menschheitstraum in Trümmern, scheint der Autor dieses Romans zu sagen. Im Verlauf der Handlung, die einer Ermittlung samt Überlebenskampf gleicht, wird aber deutlich, dass es schon bei der Planung einen gravierenden Fehler gab: Wenn die Passagiere sich der Mission nicht verpflichtet fühlen, bilden sie lediglich belastenden Ballast, der nur Nahrung wegfrisst, die anderen zustünde.

Bei Siedlern ist das was anderes. Deshalb schildert die meiste SF, die Generationenraumschiffe darstellt, Siedler und Kolonisten. Es gibt aber auch Romane wie Cherryhs „40.000 in Gehenna“ (siehe meinen Bericht), in denen Klone die Siedler stellen – zwecks Besetzung einer Welt im Verlauf eines Kriegs.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Die Geräuschkulisse erstaunt den Hörer mit einer Vielzahl mehr oder weniger futuristischer Töne, so etwa die Triebwerke der HERMES oder das Öffnen und Schließen ihrer Luken und Schleuse. Doch wenn man ein Fan von SF-Fernsehserien ist, dann dürfte einen dies nicht gerade umhauen, sondern eher ganz normal vorkommen. Vor allem das Dröhnen, Zischen und Jaulen von Düsen ist regelmäßig zu hören, was ja auch naheliegt.

Ungewöhnlich sind eher Sounds, die an das Brutzeln von Eier erinnern, an stockende Sounds – das lässt aufhorchen. Hier haben die Macher dazugelernt. Der gute Sound trägt dazu bei, den Hörer direkt ins Geschehen hineinzuversetzen, und das kann man von den wenigsten SF-Fernsehserien behaupten. Auch das Design von verzerrten Meldungen ist ähnlich professionell gehandhabt. Ein Satz kann mittendrin seine Klangcharakteristik ändern – faszinierend.

Einen Großteil der Sounds in dieser Episode werden von natürlichen Dingen erzeugt, so etwa von Vögeln – oder von mutierten Riesenratten. Allerdings kommen auch Pfeilschüsse gut zur Geltung. Besonders verliebt waren die Toningenieure in das BUMM der Handgranaten, die Brandis und seine Getreuen werfen, um die Ratten abzuwehren. Die Explosionen sind mit viel Liebe gestaltet. Andererseits sind sie zu kurz, um eine militaristische Ader der Sounddeisgner zu verraten.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Stimme von IHM. Sie muss natürlich entsprechend eindrucksvoll erscheinen, um wie die eines Gottes wirken zu können, dem seine Untertanen Gehorsam schulden. Schließlich wird Brandis dadurch auch bewusstlos. Doch auch dieses Tondesign ist plausibel gelungen.

|Die Sprecher|

Die Sprecher erfüllen ihre Aufgabe zu meiner Zufriedenheit. Es handelt sich um die immer wieder in der Serie auftauchenden Hauptfiguren wie der Titelheld, seine Frau und sein Boss. Daneben ergeben sich immer wieder neue Nebenfiguren, darunter auch chinesisch oder nicht-human klingende Sprecher.

|Musik|

Ja, es gibt durchaus Musik in diesem rasant inszenierten Hörspiel. Neben dem Dialog und den zahllosen Sounds bleibt auf der Tonspur auch ein wenig Platz für Musik. Sie ist wie zu erwarten recht dynamisch und flott, aber nicht zu militärisch – ganz besonders im Intro und in den Intermezzi.

Ganz am Schluss erklingt ein flottes Outro, das den Ausklang zu dieser Episode bildet, bevor es zu einer langsam Hintergrundmusik abbremst. Diese läuft während der langen Absage, bei der sämtliche Sprecher und, wo sinnvoll, ihre Rollen aufgezählt werden.

|Das Booklet|

Das Booklet bietet einen Überblick über die bereits erschienenen Folgen der Serie, über die Macher und über die Sprecher. Darüber hinaus gibt es jeweils Zusatzinformationen über das Generationenraumschiff: Was ist das überhaupt und wie sieht es aus? Sehr schön ist das die Risszeichnung der „Pilgrim 2000“. Zweck, Technik und Probleme dieses Schiffstyps werden eingehend erläutert. Es wurde 1929 von John Desmond Bernal erfunden, um interstellare Distanzen zu überwinden, und seit 1939 immer wieder in der SF-Literatur verwendet. Robert Heinlein, der Autor von „Universe“, hätte seine helle Freude daran.

_Unterm Strich_

Der zweite Teil der Doppelfolge um „Pilgrim 2000“ beantwortet nicht nur die im ersten Teil aufgeworfenen Fragen, sondern muss auch schildern, wie sich der Erkundungstrupp aus der Falle befreit, in die er unwissentlich getappt ist. Das erweist sich als schwieriger als erwartet. Schließlich geht es nur noch um Sekunden – ein richtiger Countdown. Das ist dramaturgisch wirkungsvoll aufgebaut und ausgeführt. So werden Action und Wissen aufs Unterhaltsamste verbunden.

|Das Hörbuch|

„Mark Brandis“ ist als Hörspiel professionell inszeniert, spannend, stellenweise actionreich und mitunter sogar bewegend.

Hinweis: Die Fortsetzung trägt den Titel „Akte illegal“.

|1 Audio-CD mit 56 Minuten Spieldauer
ISBN-13: 978-3829124379|
[www.folgenreich.de]http://www.folgenreich.de
[www.markbrandis.de]http://www.markbrandis.de
[www.interplanar.de]http://www.interplanar.de

_Mark Brandis bei |Buchwurm.info|:_
|Weltraumpartisanen|
Band 01: [„Bordbuch Delta VII“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 02: [„Verrat auf der Venus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 03: [„Unternehmen Delphin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 04: [„Aufstand der Roboter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 05: [„Vorstoß zum Uranus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 06: [„Die Vollstrecker“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 07: [„Testakte Kolibri“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 08: [„Raumsonde Epsilon“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
Band 09: [„Salomon 76“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 10: [„Aktenzeichen: Illegal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6801
Band 11: [„Operation Sonnenfracht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6802
Band 12: [„Alarm für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6882
Band 13: [„Countdown für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6908
Band 14: [„Kurier zum Mars“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6938
Band 15: [„Die lautlose Bombe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6962

Mark Brandis: Pilgrim 2000. Teil 1 von 2 (Folge 13)

_|Mark Brandis| als Hörspiel:_
01 [„Bordbuch Delta VII“ 4995
02 [„Verrat auf der Venus“ 5013
03 [„Unternehmen Delphin“ 5524
04 [„Aufstand der Roboter“ 5986
05 [„Testakte Kolibri 1“ 5984
06 [„Testakte Kolibri 2“ 5985
07 [„Vorstoß zum Uranus 1“ 6245
08 [„Vorstoß zum Uranus 2“ 6246
09 [„Raumsonde Epsilon 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6467
10 [„Raumsonde Epsilon 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6468
11 „Die Vollstrecker 1“
12 „Die Vollstrecker 2“
13 „Pilgrim 2000 1“
14 _“Pilgrim 2000 2″_
15 „Aktenzeichen: Illegal“ (01.07.2011)
16 „Operation Sonnenfracht“ (01.07.2011)

_Die gescheiterte Arche Noah: spannender Überlebenskampf_

Man schreibt das Jahr 2127. Commander Mark Brandis und seine Crew befinden sich auf der erdabgewandten Seite der Sonne. Nach Reparaturen an einer Raumstation ist die HERMES auf dem Rückweg, als die Kommunikation ausfällt. Der lange Aufenthalt in der Nähe des Zentralgestirns hat die Sehfähigkeit der sechs Raumfahrer beeinträchtigt. Erst in 17 Tagen sollen sie wieder Kontakt mit der Erde erhalten. Doch dann taucht ein seit Jahrzehnten verschollenes Generationenraumschiff vor ihnen auf, und Brandis ergreift die Chance herauszufinden, ob noch jemand an Bord lebt … (abgewandelte Verlagsinfo)

_Der Autor_

Nikolai von Michalewsky (1931-2000) war bereits Kaffeepflanzer, Industriepolizist, Taucher und Journalist gewesen, als sein erster Roman 1958 veröffentlicht wurde. Am bekanntesten wurde er ab 1970 mit den Mark-Brandis-Büchern, der bis heute (nach |Perry Rhodan|) mit 31 Bänden erfolgreichsten deutschsprachigen SF-Reihe.

Seine konsequente Vorgehensweise, Probleme der Gegenwart im Kontext der Zukunft zu behandeln, trug Michalewskys Serie eine treue Leserschaft und hohe Auflagenzahlen ein. Seine besondere Zuneigung galt besonders dem Hörspiel. Er gehörte zu den meistbeschäftigten Kriminalhörspiel- und Schulfunkautoren Deutschlands. (Verlagsinfo)

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Die Macher und Regisseure sind Interplanar.de:
Joachim-C. Redeker: Sounddesign und Musik
Redeker und Balthasar von Weymarn: Produktion, Regie und Schnitt

Jochim-C. Redeker, geboren 1970, lebt seit 1992 in Hannover. Gelernt hat er das Produzieren in der SAE Frankfurt, seither arbeitet er als Tonmeister für Antenne Niedersachsen. An zwei Virtual Reality Projekten hat er als Sounddesigner gearbeitet. Er gibt Audio- und Hörspielseminare und arbeitet als Werbetexter und Werbesprecher für zahlreiche Unternehmen sowie für Kino- und Radiowerbung. Musikalisch betreut er neben seinen eigenen Projekten auch Jingle- und Imageproduktionen. Bereits 1988 brachte ihm eine frühe Hörspielarbeit mit Balthasar den Sonderpreis der Jury für akustische Qualität beim Maxell Momentaufnahmen Wettbewerb ein.

Balthasar von Weymarn, geboren 1968, lebt seit 2006 im Taunus bei Frankfurt. Ausgebildeter Dramaturg und Filmproduzent (Filmstudium Hamburg); arbeitet auch als Skriptdoktor, -autor und Ghostwriter für Unternehmen wie Bavaria Film, Odeon Pictures, Tandem Communications, Storyline Entertainment u.a.

Das Hörspielmanuskript schrieb Balthasar v. Weymarn nach dem gleichnamigen Roman von Nikolai von Michalewsky. Die Aufnahmeleitung lag in den Händen von Tommi Schneefuß und Sven-Michael Bluhm.

Die Rollen und ihre Sprecher:

Prolog: Wolf Frass
Commander Mark Brandis: Michael Lott
Dr. Rebecca Levy: Claudia Urbschat-Mingues
Bordsystem CORA: Mira Christine Mühlenhof
Lt. Pablo Torrente: Martin Keßler
Lt. Iwan Stroganow: Martin Wehrmann
Lt. Grigori Romen: David Nathan
Lt. Konstantinos Simopoulos: Gernot Endemann
Judith: Katarina Tomaschewsky
Melchior: Klaus Sonnenschein

_Hintergrund und Vorgeschichte_

Die „Mark Brandis“-Hörspielreihe begann 2005-2007 mit „Bordbuch Delta VII“. Inhaltlich unterscheidet sie sich in einigen wichtigen Punkten von den Büchern.

* Die Geschichten sind um 50 Jahre in die Zukunft verlegt, die Saga beginnt also 2119;
* Die Kürzel EAAU und VOR sind zu „die Union“ und „die Republiken“ geworden;

EAAU: Die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union (EAAU) ist ein transkontinentaler Staatenverbund und wurde als Zusammenschluss der drei Kontinente Europa, Amerika und Afrika ca. 1999 gegründet – ihr assoziiert ist Australien. Während Europa der Kontinent ist, der über die längste Tradition verfügt, haben sich Afrika und Amerika zu den industriell bedeutendsten Kontinenten entwickelt.
Flagge: ein Ring goldener Planeten um drei kleeblattartig angeordnete grüne Kontinente auf weißem Grund.
Hauptstadt: Metropolis

VOR: Die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) sind ein transkontinentaler Staatenverbund und umfassen zwischen Ural und der Pazifikküste die asiatischen Staaten einschließlich Ozeaniens.
Flagge: zwei gekreuzte Mongolenschwerter vor einer gelb-roten Sonne.
Hauptstadt: Peking

|VEGA|

Die Strategische Raumflotte (SR) lagerte 2106 ihre Entwicklungsabteilung auf die Venus aus. Die zuständige Agentur ist die VEGA, kurz für Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik, mit immerhin 8000 Mitarbeitern. Direktor der VEGA ist seit 2122 der ehemalige Major (SR) und Commander (VEGA) John Harris. Die Routen der Testflüge für die Neuentwicklungen sind streng geheim, da die Prototypen als begehrte Beute sowohl für die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) und die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union (EAAU), aber auch für Raumpiraten gelten. Offiziell gilt die VEGA als neutral, aber ihre Auftraggeber waren bislang immer die SR und die Raumfahrtbehörde der Union.

_Handlung_

Mark Brandis ächzt und stöhnt – so eine Operation am offenen Sehnerv ist nichts für schwache Männer! Er hat sich durch die Nähe zu unserem Zentralgestirn eine Sonnenblindheit zugezogen, und jetzt muss die attraktive Dr. Levy seine Augen wiederherstellen. Captain Brandis und sein Commander Romen flachsen dennoch herum.

Währenddessen sitzt Lt. Torrente am Steuer der HERMES. Sie haben den Auftrag, eine Raumstation vor dem Sturz in die Sonne zu bewahren, denn Ressourcen sind knapp. Allerdings bedeutet die Nähe zur Sonne nicht nur Gefahr für die Augen, sondern Funkstille für die nächsten 17 Tage. Da entdeckt Torrente ein UFO!

Das Unbekannte Flugobjekt ist zylinderförmig. Ungläubig starrt Torrente es an – das kann nicht sein! Es handelt sich um ein acht Kilometer langes Raumschiff mit einem gigantischen Durchmesser: zwei Kilometer. Wo wurde denn sowas gebaut?

Brandis befiehlt Annäherung und Klar Schiff zum Gefecht. Man kann ja nie wissen. Noch 50 Ka-Emm. Stroganoff sagt fassungslos: „Das ist die Pilgrim 2000.“ Bordcomputer CORA berichtet, der Schiffsmotor sei inaktiv, was bedeutet, dass dieses Raumschiff binnen vier Tagen in die Sonne stürzen wird. Nun lautet die Frage: Ist irgendjemand an Bord, den sie vor diesem feurigen Tod bewahren müssen?

Lt. Simopoulos berichtet, dass die Pilgrim 2000 vor 60 Jahren als Generationenraumschiff gebaut wurde, um zur nächstgelegenen Sonne Proxima Centauri zu fliegen. An Bord befanden sich Wohlhabende und Wissenschaftler, die eine Arche aus Modulen zusammenbauten. Seltsamerweise verfügt das Schiff über keine Fähren. Doch jetzt meldet sich niemand auf Kontaktversuche.

Mit maximalen Sicherheitsvorkehrungen begeben sich Brandis und Co. per Shuttle an Bord der „Pilgrim“. Sobald sie die zwei Schleusen passiert haben, stehen sie in einer grünen Wunderwelt. Raumanzüge ablegen und kundschaften, weist Brandis seine Begleiter an. Alles sieht friedlich aus, doch das bleibt nicht lange so. Sie treffen eine Riesenratte an, doch sie scheint keine aggressive Mutation zu sein. Als sie eine Siedlung erreichen, werden sie mit Pfeilen beschossen, die Romen niederstrecken. Alles in Deckung!

_Mein Eindruck_

In dieser Doppelfolge wirft der Autor Licht auf ein weiteres Standardmotiv der spekulativen Zukunftsliteratur. Dieser Schiffstyp wurde 1929 von John Desmond Bernal erfunden, um interstellare Distanzen zu überwinden. Seit 1939 wurde diese Idee immer wieder in der SF-Literatur verwendet. Robert A. Heinlein, der Autor von „Universe“, verarbeitete die Idee mehrfach, ebenso weitere Autoren wie zuletzt Gene Wolfe in seinen Zyklen über die Lange Sonne und die Kurze Sonne.

Michalewsky zeigt uns eine Welt, die einen utopischen Traum umsetzt: eine autarke Welt, die sich Jahrhunderte lang durch den leeren Raum bewegen soll. Natürlich treten dabei vielfache probleme der Steuerung und Aufrechterhaltung dieser künstlichen Welt auf, angefangen bei der künstlichen Schwerkraft über die Fortpflanzung und gesellschaftliche Organisation der Bewohner bis hin zur Lebensmittelproduktion und Navigation.

Selbst dem blutigen Laien dürfte schnell klarwerden, wo die Bruchstellen dieser Konstruktion liegen: So etwa in der Kooperation zwischen den Leuten, die das Schiff lenken und die Maschinen steuern einerseits sowie den Leuten, die es sich hier einfach nur lange Zeit gutgehen lassen wollen, weil sie ja ein sauteures Ticket bezahlt haben. Die „Pilgrim 2000“ ist ausnahmsweise kein Siedlerschiff, das eine fremde Welt kolonisieren soll. Das ist wahrscheinlich der fundamentale Fehler: Die Passagiere haben eine andere Zielvorstellung als die Mannschaft.

Im zweiten Teil findet Mark Brandis viel mehr darüber heraus. Doch in Teil 1 stößt er lediglich auf zwei menschliche Bewohner. Der Erste ist die letzte Siedlerin namens Judith, mittlerweile eine sehr alte Frau, die als kleines Mädchen eine von Kriegen zerrissene Welt verließ. Doch was sie erzählt, macht Brandis besorgt: Sie darf nur ein Viertel ihrer Ernte behalten. Den Rest liefert sie an einer Opferstätte einem unbekannten Wesen ab, das sie nur IHN nennt. Und damit ist der zweite Bewohner dieser einsamen Welt gemeint. Doch was hat sich Brandis unter IHM vorzustellen?

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Die Geräuschkulisse erstaunt den Hörer mit einer Vielzahl mehr oder weniger futuristischer Töne, so etwa die Triebwerke der HERMES oder das Öffnen und Schließen ihrer Luken und Schleuse. Doch wenn man ein Fan von SF-Fernsehserien ist, dann dürfte einen dies nicht gerade umhauen, sondern eher ganz normal vorkommen. Vor allem das Dröhnen, Zischen und Jaulen von Düsen ist regelmäßig zu hören, was ja auch naheliegt.

Ungewöhnlich sind eher Sounds, die an das Brutzeln von Eier erinnern, an stockende Sounds – das lässt aufhorchen. Hier haben die Macher dazugelernt. Der gute Sound trägt dazu bei, den Hörer direkt ins Geschehen hineinzuversetzen, und das kann man von den wenigsten SF-Fernsehserien behaupten. Auch das Design von verzerrten Meldungen ist ähnlich professionell gehandhabt. Ein Satz kann mittendrin seine Klangcharakteristik ändern – faszinierend.

Einen Großteil der Sounds in dieser Episode werden von natürlichen Dingen erzeugt, so etwa von Vögeln – oder von mutierten Riesenratten. Allerdings kommen auch Pfeilschüsse gut zur Geltung. Besonders verliebt waren die Toningenieure in das BUMM der Handgranaten, die Brandis und seine Getreuen werfen, um die Ratten abzuwehren. Die Explosionen sind mit viel Liebe gestaltet. Andererseits sind sie zu kurz, um eine militaristische Ader der Sounddeisgner zu verraten.

Die meisten SF-Serien wie etwa „Classic Star Trek“ oder „Raumpatrouille Orion“ sind viel zu alt für solchen Sound, und „Babylon 5“ oder „Andromeda“ klingen zwar toll, spielen aber in abgelegenen Raumgegenden, wo irdische Ereignisse kaum eine Rolle spielen. Dadurch hebt sich „Mark Brandis“ im Hörspiel bemerkenswert von solchen TV-Produktionen ab, von SF-Hörspielen ganz zu schweigen. Nur Lübbes „Perry Rhodan“ kann in dieser Liga mitspielen.

|Die Sprecher|

Die Sprecher erfüllen ihre Aufgabe zu meiner Zufriedenheit. Es handelt sich um die immer wieder in der Serie auftauchenden Hauptfiguren wie der Titelheld, seine Frau und sein Boss. Daneben ergeben sich immer wieder neue Nebenfiguren, darunter auch chinesisch oder nicht-human klingende Sprecher.

|Musik|

Ja, es gibt durchaus Musik in diesem rasant inszenierten Hörspiel. Neben dem Dialog und den zahllosen Sounds bleibt auf der Tonspur auch ein wenig Platz für Musik. Sie ist wie zu erwarten recht dynamisch und flott, aber nicht zu militärisch – ganz besonders im Intro und in den Intermezzi. Ganz am Schluss erklingt ein flottes Outro, das den Ausklang zu dieser Episode bildet, bevor es zu einer langsam Hintergrundmusik abbremst. Diese läuft während der langen Absage, bei der sämtliche Sprecher und, wo sinnvoll, ihre Rollen aufgezählt werden.

|Das Booklet|

Das Booklet bietet einen Überblick über die bereits erschienenen Folgen der Serie, über die Macher und über die Sprecher. Darüber hinaus gibt es jeweils Zusatzinformationen, so etwa über Rebecca Levy (geb. 2100 in Heidelberg, Ritterin des Johanniterordens seit 2125 bei der VEA als Exobiologin) und Pablo Torrente (geb 2093 auf der Venus, E-Bioniker, Messerwerfer und Nahkampfexperte, Kenntnisse süd-indianischer Spiritualität).

_Unterm Strich_

Ähnlich wie manche Handlungsstränge der „Perry Rhodan“-Hörspiele, greift auch die „Mark Brandis“-Serie politische Themen auf statt nun auf die Karte der abenteuerlichen Erforschung fremder Welten zu setzen. Das finde ich schon mal sehr löblich, denn so kann der Hörer die gezeigten Vorgänge mit seinen eigenen sozialen und politischen Verhältnissen vergleichen und sie, mit etwas Verstand, auch kritisch bewerten.

In dieser Doppelfolge kommt die Idee eines Raumschiffs zum Tragen, das über Generationen hinweg zum nächsten Stern fliegt. Dass dies eine ziemliche Schnapsidee ist, zeigt sich, als Mark Brandis und seine Crew ein solches Raumschiff im Endstadium seines Lebens entdecken. Niemand scheint in dieser künstliche Arche noch am Leben zu sein – wo sind all die Siedler geblieben?

Statt einer freundlichen Begrüßung durch ein Empfangskomitee erleiden die Mitglieder des Erkundungstrupps eine feindselige Attacke nach der anderen und machen schließlich Bekanntschaft mit einem gottähnlichen Überwesen, wie es scheint: Eine telepathische Stimme in Brandis‘ Kopf fordert Unterwerfung und Gehorsam. Ob sie diesem Herrscher über die Ratten entkommen können, wird die zweite Hälfte dieses Hörspiels erweisen.

Ich kannte die Grundidee natürlich von Heinleins Geschichten her. Es handelt sich um ein Standardmotiv in der Sciencefiction. Dennoch macht der deutsche Autor etwas Eigenständiges daraus und entwirft ein ansprechendes, wenn auch nicht umwerfendes Szenario an Bord der „Pilgrim 2000“.

|Das Hörbuch|

„Mark Brandis“ ist als Hörspiel professionell inszeniert, spannend, stellenweise actionreich und mitunter sogar bewegend. Im Unterschied zu den ersten Folgen wurden nun mindestens zwei größere Dialogszenen eingebaut, die mir sehr gut gefallen haben. Sie charakterisieren besonders Mark Brandis als einen moral- und verantwortungsbewussten Erwachsenen, der auch mal seine Fehler korrigieren kann.

Dies ist beruhigend weit entfernt von Kinderkram und rückt die Serie in die Nähe der POE-Hörspiele, die mir fast durchweg gut gefallen. In zehn Jahren wird man diese Serie als Vorbild für eine gelungene SF-Serie aus deutschen Landen auf gleicher Höhe mit „Perry Rhodan“ setzen. Und die Sammler werden sich die Finger danach lecken.

Gut finde ich, dass Universal Music den Vertrieb übernommen hat. Dadurch ist der Fortbestand der Serie gesichert. Und nun kann man sich mit David Nathan (bekannt als „Johnny Depp“) und anderen auch namhafte Synchronsprecher leisten, die ein wenig (?) mehr kosten als die bisher eingesetzten. Das kommt dem Wiedererkennungs- und Unterhaltungswert der Serie nur zugute – und natürlich auch dem Sammler.

Hinweis: Fortsetzung in Teil 2.

|1 Audio-CD mit 53 Minuten Spieldauer
ISBN-13: 978-3-8291-2436-2|
[www.folgenreich.de]http://www.folgenreich.de
[www.markbrandis.de]http://www.markbrandis.de
[www.interplanar.de]http://www.interplanar.de

_Mark Brandis bei |Buchwurm.info|:_
|Weltraumpartisanen|
Band 01: [„Bordbuch Delta VII“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 02: [„Verrat auf der Venus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 03: [„Unternehmen Delphin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 04: [„Aufstand der Roboter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 05: [„Vorstoß zum Uranus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 06: [„Die Vollstrecker“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 07: [„Testakte Kolibri“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 08: [„Raumsonde Epsilon“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
Band 09: [„Salomon 76“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 10: [„Aktenzeichen: Illegal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6801
Band 11: [„Operation Sonnenfracht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6802
Band 12: [„Alarm für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6882
Band 13: [„Countdown für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6908
Band 14: [„Kurier zum Mars“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6938
Band 15: [„Die lautlose Bombe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6962

David Baldacci – Die Sammler (Camel Club 2)

Die Camel Club-Serie:

1) „Die Wächter“
2) „Die Sammler“
3) „Die Spieler“
4) „Die Jäger“
5) „Hell’s Corner“ (noch ohne dt. Titel)

Bibliomanen im Clinch: Spannender Actionthriller in Washington

Der Sprecher des Repräsentantenhauses in Washington wird Opfer eines Anschlags. Als kurz darauf ein hochrangiger Mitarbeiter der Kongressbibliothek tot aufgefunden wird, ist für Oliver Stone und den Camel Club schnell klar: Diese beiden Morde müssen etwas miteinander zu tun haben.

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Petrovic, Goran – Villa am Rande der Zeit, Die

In seinem Heimatland Serbien ist er ein bekannter und viel gelesener Autor: Goran Petrović. In Deutschland jedoch muss dieser Autor jedoch erst noch entdeckt werden – dtv hat mit der Veröffentlichung von „Die Villa am Rande der Zeit“ den Anfang gemacht und lädt büchernärrische Leser ein, Petrović auf seine Reise ins Buch-im-Buch zu folgen.

_Es geht zunächst_ um Adam, einen Studenten der Literatur. Dementsprechend arm ist Adam – er haust in einer Wohnung, die zwangsläufig an Spitzweg denken lässt, und verdingt sich als Korrektor für eine (offensichtlich dilletantische fabrizierte) Natur- und Wanderzeitschrift. Da er also knapp bei Kasse ist, ist er zunächst Feuer und Flamme, als er von einem Ehepaar den Auftrag erhält, ein Buch umzuarbeiten. Wohl gemerkt: Einen fertigen Roman, kein Manuskript! Adam ist verdutzt, doch das Geld kommt ihm gelegen und so sagt er zu. „Mein Vermächtnis“ heißt der zu bearbeitende Roman von Anastas Branica. Eine erste Lektüre zeigt Adam, dass das Buch weder eine Handlung noch Personen enthält. Der Text ist zwar durchaus gekonnt zusammengefügt, nur „war da nichts, absolut nichts anderes zu finden als die Beschreibung des Gartens“. Zu diesem Garten gehört zwar noch eine im italienischen Stil gehaltene Villa, doch auch hier gibt es keinerlei Konflikt – und eben auch keine Handlung. Adam ist allerdings des „vollständigen Lesens“ fähig, das heißt, er kann bei der Lektüre buchstäblich ins Buch eintauchen. Und so erlebt er hautnah den arkadischen Park mit der darin liegenden Villa. Die Zustände sind paradiesisch, warum also etwas ändern?

Adam ist neugierig geworden und fängt an zu recherchieren, wer dieser unbekannte Branica gewesen ist. Bald stellt sich heraus, dass dieser Park und Villa ursprünglich als Ort erschuf, an dem er sich – bei der gleichzeitigen Lektüre – mit seiner Angebeten Nathalie treffen konnte. In unzähligen Briefen und mit unermüdlichem Einsatz von Geld und Zeit hat er dieses literarische Kleinod geschaffen, um mit Nathalie zusammensein zu können. Auf die Idee, sich tatsächlich – also in der Realität – mit seiner Flamme zu treffen, scheint er nie ernsthaft zu kommen. Und als der Zufall sie schließlich zusammenführt, erkennt Nathalie den Liebhaber in der wirklichen Welt nicht. Als sie dann auch noch einen Heiratsantrag erhält (und zwar von einem anderen Mann), zusagt und kurzentschlossen aus Branicas Leben verschwindet, bricht für diesen eine Welt zusammen. Vermutlich aus nostalgischen Gründen arbeitet er seine Briefe um und veröffentlicht sie als „Mein Vermächtnis“. Als das Buch von einem Kritiker verrissen wird, stürzt sich Branica in die Donau und findet so ein tragisches Ende. Damit könnte auch die Geschichte von “Mein Vermächtnis” enden, doch dem ist nicht so. Denn Branica seinerseits wurde von der jungen Intellektuellen Natalija unerwidert geliebt, die das Buch über die Zeit rettet. Die wenigen existierenden Exemplare dienen fortan vollständigen Lesern dazu, der Realität zu entfliehen und in Branicas Park und Villa eine Zuflucht zu finden.

_Betrachtet man nur_ die Oberfläche von „Die Villa am Rande der Zeit“, so geht es um die Geschichte eines Buches, dessen Autor und Leser. Untrennbar mit diesem Buch verwoben sind drei Liebesgeschichten – zwei davon tragisch. Anastas Branica entflammt für die ferne Nathalie, die ihn – ganz als verbinde die beiden tatsächlich nur eine romanhafte Romanze – verlässt als ein Mann aus Fleisch und Blut um sie wirbt. Dann ist da noch Natalija, die Branica heimlich liebt. Er erfährt nie etwas von ihrer Leidenschaft, doch Natalija ist es zu verdanken, dass Branicas Andenken die Zeit überdauert. Erst Adam, der sich in Natalijas Gesellschafterin Jelena verliebt, kann den Kreis der unglücklichen Leidenschaften durchbrechen. Diese beiden finden im „Vermächtnis“ endlich die Liebe, die den anderen Charakteren des Buches versagt blieb. Doch geht es nicht nur um glücklose Lieben, denn die Charaktere agieren vor einem breiten Panorama serbischer Geschichte, das dem unbedarften deutschen Leser unglaublich farbenreich – ja gerade zu exotisch erscheinen muss. Auch Belgrad als Kulisse der Handlung wirkt sehr lebendig. Sicher war es nicht Petrovićs Anliegen, deutsche Leser neugierig auf seine Heimat zu machen. Es gelingt ihm dennoch mit Leichtigkeit. Wo serbische Leser Details wiedererkennen und historische Veränderungen zuordnen können, da sind deutsche Leser schier sprachlos ob der Detailfülle von Petrovićs Serbien.

Doch das ist, wie gesagt, nur die Oberfläche. Betrachtet man nur diese Ebene, so funktioniert der Roman durchaus, vor allem auch wegen der wunderbaren und so klischeefernen Sprache des Autors, die meisterhaft von Susanne Böhm-Milosavljevic ins Deutsche übertragen worden ist. Wirkliche Begeisterung tritt aber erst ein, wenn man in „Die Villa am Rande der Zeit“ eintaucht – den Roman als vollständig liest, nämlich mit der Begabung, die auch Anastas, Adam und all die anderen besitzen. Denn natürlich geht es nicht nur im Liebschaften vor der Kulisse Serbiens im 20. Jahrhundert. Vielmehr geht es um das Verhältnis von Realität und Literatur und die Frage, wie und ob die Wirklichkeit überhaupt abgebildet werden kann. Schnell wird klar, dass für Petrović der lebensferne Künstler durchaus ein Ideal ist. Anastas zum Beispiel, geht ganz in seiner Fantasiewelt auf: „Er lehnte es rundweg ab, sich mit der Wirklichkeit zu befassen, und sei es auch nur für einen Augenblick.“ Wenn sie dann in sein Leben drängt, dann zerbricht der sensible Anastas an ihr. Die grell leuchtende Realität, die er nicht durch ein paar sorgfältig gewählte Worte beeinflussen kann, muss ihm wie ein Feind erscheinen und so wählt er schließlich den Freitod.

Eigentlich geht es allen handelnden Personen ähnlich wie Anastas. „Mein Vermächtnis“ gibt ihnen die Möglichkeit, in ein konfliktloses Arkadien zu entfliehen – für Stunden oder Tage am Stück. Welcher Leser kann das nicht nachvollziehen? Dabei geht es nicht unbedingt um eine Realitätsflucht, die Probleme des modernen Lebens ausblenden möchte. Der Fluchtpunkt im „Vermächtnis“ ist weder Mittelerde noch Hogwarts, also eben kein Fantasy-Gebilde. Villa und Park sind so realistisch wie möglich gestaltet. Tatsächlich wurde die Villa von einem Architekten entworfen und Anastas hat sie – sozusagen – literarisch übersetzt. Ähnlich ist sein Vorgehen bei der Beschreibung des Parks: Für viel Geld lässt er von einem Künstler die Statue seiner Angebetenen anfertigen, nur damit er sie für sein Buch niederschreiben kann. Der tatsächlichen Statue widmet er danach keinen weiteren Blick. In der Literatur ist sie für alle Ewigkeit in ihrer Perfektion festgehalten, wozu also noch in der Wirklichkeit verweilen? Wunderbar gestaltet sind die Passagen, in denen Petrović diese Verquickung von literarischer Arbeit und gestalterischem Wirken sprachlich sichtbar macht. Wenn Adam in dem Buch herumstreicht und Dinge ändert, dann tut er dies gleichzeitig in der Wirklichkeit und im Text. Ein Beispiel zeigt Adam bei dem Versuch, eine zerschlissene Gardine in der Villa aufzuarbeiten: „Stunde um Stunde verbrachte der junge Mann damit, Wörter aufzuspüren, die zart genug waren, um mit ihnen die beschädigte Stelle ausbessern zu können. Als er gerade zu hoffen begann, dass er die erforderliche Feinheit erreicht hatte, zeigte sich, dass er den Farbton nicht getroffen hatte.“ Und so funktioniert „Die Villa am Rande der Zeit“ immer auf zwei Erzählebenen – der realistischen, in der Adam am Schreibtisch sitzt und den Roman umschreibt und den metaliterarischen, in dem er sich in der Villa befindet und tatsächlich Hand anlegt. Denn das Schreiben ist hier buchstäblich Handwerk und Sprache ist das Werkzeug, das es zu beherrschen gilt. Eine so alte, wie treffende Allegorie!

_“Die Villa am Rande der Zeit“_ bietet das größte Lesevergnügen, wenn man bereit ist, sich auf beide Leseebenen einzulassen. Hat man keinen Spaß am literarischen Spiel und an metaliterarischen Abenteuern, dann ist Petrovics wunderbare Erzählung nur mäßig unterhaltsam. Es seien ihm also zahlreiche „vollständige Leser“ gewünscht!

|Taschenbuch: 400 Seiten
Originaltitel: Sitnicarnica ‚kod srecne ruke‘
ISBN-13: 978-3423248242|
[www.dtv.de]http://www.dtv.de

Christopher, Nicholas – verlorene Bestiarium, Das

Wenn man „Das verlorene Bestiarium“ aufschlägt, um das Autorenporträt zu betrachten, dann hört man förmlich Schlachtenlärm und Säbelrasseln. Denn irgendwie schafft es Autor Nicholas Christopher, auf diesem Foto auszusehen, wie aus der Zeit gefallen: Wie ein in die Neuzeit verirrter Seeräuber vielleicht. Oder zumindest wie ein Statist aus einem Erol-Flynn-Film. Das ist immerhin ein viel versprechender Anfang für ein Buch, das als Abenteuerroman beworben wird. Und Christopher enttäuscht nicht – wenn es in seinem „Bestiarium“ auch viel leiser zugeht, als der Klappentext vermuten lässt.

Die Geschichte entspinnt sich folgendermaßen: Xeno Atlas (was für ein großartiger – sprechender – Name für einen Protagonisten) wächst im New York der 50er Jahre auf. Seine Mutter starb bei seiner Geburt, ein Drama, das ihn offensichtlich von seinem Vater entfremdet. Dieser ist Seefahrer und soll für Xeno zeitlebens ein Enigma bleiben. Meist ist er als Heizer auf See und bei seinen kurzen Landgängen begegnen sich Vater und Sohn wie Fremde. Bezugspersonen sind stattdessen die angestellte Haushälterin und vor allem Xenos Großmutter mütterlicherseits, die aus einer italienischen Auswandererfamilie stammt und Xenos trüber Kindheit mit fantastischen Geschichten über seltsame Tierwesen Farbigkeit verleiht. Und tatsächlich spielen Fabelwesen schon früh eine Rolle in seinem Leben. Da scheinen plötzlich die Wasserspeier auf dem Kirchdach lebendig zu werden und die tätowierte Seeschlange auf dem Rücken seines Vaters windet sich furchteinflößend. Doch sind die Erscheinungen real oder eben nur der Einbildungskraft eines vereinsamten Jungen zuzuschreiben?

Als Xenos Großmutter stirbt, steckt ihn sein Vater kurzerhand in ein Internat und dort macht er auch zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Karawanenbuch. In der Bibliothek der Schule entdeckt er das literarische Genre des Bestiariums – Bücher, die existierende und imaginierte Tiere beschreiben. Das Karawanenbuch stellt sich bald allerdings als die Königin der Bestiarien heraus. Es heißt, in dem Buch finden sich Illustrationen der Tiere, denen der Zugang zur Arche verwehrt wurde und die demnach durch die Sintflut ausgerottet wurden. Und nicht nur das: Denn es geht die Legende, dass das Karawanenbuch eigentlich mit der Bibel ein Ganzes bilden sollte. Zusammen bilden sie eine „universelle Geschichte, die in Wirklichkeit die einzig wahre Geschichte der Welt darstellte“. Natürlich ist das Karawanenbuch verschollen – es gilt gar als vernichtet. Xenos Interesse ist geweckt. Er will dieses Buch unbedingt finden!

Geht nun hier das literarische Abenteuer los? Ja und nein. Denn mehr noch als das angepriesene Abenteuerbuch oder die Schatzsuche à la Indiana Jones ist „Das verlorene Bestiarium“ ein Entwicklungsroman. Es geht Christopher nicht darum, seinen Protagonisten in eine bunte Welt zu werfen und ihn ein Buch finden zu lassen. Vielmehr stellt er dem Leser diesen Xeno Atlas vor und zeichnet für den Leser ein breites Panorama dessen Lebens. Und da spielt das Karawanenbuch wieder eine Rolle. Natürlich hat auch Xeno ein Leben neben der Büchersuche und so lösen sich Abschnitte über das Karawanenbuch ab mit langen Passagen, die Xeno im Vietnamkrieg zeigen oder bei den großen Antikriegsdemonstrationen in Washington. Die Patina der amerikanischen Geschichte legt sich dabei angenehm auf jede Buchseite, denn Christopher schildert die Handlung mit Liebe zum Detail – und mit Liebe zu seinen Charakteren. So kann man als Leser kaum verhindern, dass man in diese farbenprächtige, magisch angehauchte Welt hineingezogen wird, die trotzdem immer in unserer Realität verankert bleibt.

Dabei ist die Idee des Karawanenbuchs nicht nur ein netter literarischer Kniff, ein Plot Device, um die Handlung am Laufen zu halten. Stattdessen scheint Nicholas Christopher – wie sein Held – ernsthaft in die Welt der Tiere einzutauchen. Und zwar jenseits allen Kitsches. Hier gibt es keine Hunde mit Spängchen in den Haaren und auch keine Perserkatzen, die an pinkfarbenen Leinen spazierengeführt werden. Vielmehr sieht Christopher die Geschichte der Menschheit eng mit der der Tiere verknüpft. Ganz so wie das Karawanenbuch und die Bibel eigentlich ein Ganzes bilden, so sollten auch Tier und Mensch eine Einheit sein. Ihr friedliches Zusammenleben ist demnach schlicht göttliches Gesetz. Dass dieses Gesetz immer wieder gebrochen wird, verdeutlich Christopher dem Leser durch Xenos Freund Bruno, der als Wissenschaftler dem Artensterben entgegenwirken will. Dass die Poster von aussterbenden Arten, die er regelmäßig an seine Bürotür pinnt, nur eine neue Art des Karawanenbuchs sind, wird sicher keinem Leser entgehen. Und dass Xeno eine ganze Schiffsladung dieser Tiere auf dem vom Vater geerbten Schiff in ein sicheres Reservat schippert, erinnert auch nur zu deutlich an eine moderne Arche. Somit schließt sich der Kreis.

Es ist also leicht, die Attitüde eines Umweltschützers in den Roman hineinzulesen, doch hütet sich Nicholas Christopher davor, dem Leser zu predigen. Artenschutz ist ein Motiv im Roman, doch es wird elegant mit der Handlung verwoben und so hat man keinen Moment den Eindruck, Erbauungsliteratur zu lesen. Das hat Christopher nicht nötig, denn er weiß genau, wo seine Stärken liegen: Er konzentriert sich darauf, die Reise eines Menschen zu sich selbst literarisch auszuarbeiten, der die Krücke des Karawanenbuchs als den Fixstern seiner Träume irgendwann nicht mehr braucht. Xeno begibt sich auf eine Reise – eine innere wie eine äußere. Und Nicholas Christopher lädt den Leser ein, ihm auf dieser Reise zu folgen. Eine Einladung, die man keineswegs ausschlagen sollte.

|Taschenbuch: 380 Seiten
Originaltitel: The Bestiary
ISBN-13: 978-3423248297|
[www.dtv.de]http://www.dtv.de

_Nicholas Christopher bei |Buchwurm.info|:_
[„Franklyn Flyer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=588

del Toro, Guillermo / Hogan, Chuck – Blut, Das (Lesung)

_Die |The Strain|-Trilogie:_

Band 1: [„Die Saat“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5905
Band 2: [„Das Blut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6691
Band 3: „Eternal Night“ (noch ohne dt. Titel)

„Das Blut“, der zweite Teil von Guillermo del Toros und Chuck Hogans Vampirtrilogie, kommt in vielerlei Hinsicht etwas schlanker daher als der Erstling [„Die Saat“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5905 – und das bezieht sich nicht nur auf die Seitenzahl. Es gibt weniger Charaktere, weniger Nebensächliches und dafür mehr Fokussierung auf die eigentliche Gefahr und wie man sie denn beseitigen könnte.

Dabei sieht es zu Beginn des Romans eigentlich so aus, als sei die letzte Schlacht schon längst verloren. New York gleicht einer Geisterstadt. Ganze Straßenzüge sind ausgestorben, die Infrastruktur zusammengebrochen. Eigentlich ginge es nun nur noch darum, zu verhindern, dass das vampirische Virus von New York auf den Rest des Landes überspringt. Doch dazu müssten die Behörden Maßnahmen ergreifen. Diese weigern sich allerdings, die Gefahr überhaupt anzuerkennen. Also liegt es weiterhin in den Händen von Ephraim, Setrakian, Nora und dem Kammer- jetzt Vampirjäger Vasiliy, die Menschheit zu retten. Bald jedoch können sie mit Hilfe von unerwarteter Seite rechnen: Nicht nur haben die Alten, eine Gruppe Meistervampire, einen eigenen Vampirjäger angeheuert, der die Seuche in New York eindämmen soll und sich bald mit Ephs Mannen zusammenschließt. Darüber hinaus treten die Alten schließlich selbst an Setrakian heran, der bei Christie’s ein mysteriöses Buch ersteigern will, dem aber naturgemäß das benötigte Kleingeld fehlt.

_Grundsätzlich passiert_ in „Das Blut“ also mehr als in „Die Saat“, denn es wird an mehreren Fronten gleichzeitig gekämpft. Andererseits beleuchtet das Autorenduo ein weiteres Mal die geschichtlichen Hintergründe und folgt Setrakian in dessen Vergangenheit, die von dem fast schon fanatischen Kampf gegen die Blutsauger bestimmt wird. Besonderes Augenmerk wird hier wieder auf die Nazi-Zeit und alte Schergen (Setrakians Gegenspieler ist diesmal nicht der Vampir Sardu selbst, sondern ein alter KZ-Aufseher) gelegt. Das mag auf manchen Leser ermüdend wirken, schließlich ist der Nazi-Bösewicht nicht wirklich eine neue und originelle Erfindung. Andererseits ist diese Zeit schon immer ein wichtiges Thema im Schaffen del Toros gewesen und es ist daher nur logisch, dass er sie auch hier zumindest anschneidet.

Weniger verzeihlich ist da schon die Tatsache, dass auch in „Das Blut“ die Charaktere größtenteils eindimensional sind und kaum eine charakterliche Entwicklung durchmachen. Deren geistiges Innenleben interessiert die beiden Autoren wenig, viel mehr geht es ihnen um die Beschreibung der äußerlichen Katastrophe. Um das nicht allzu deutlich werden zu lassen, wird eine recht uninspirierte Liebesgeschichte zwischen Eph und Nora (der einzigen weiblichen Protagonistin in diesem testosterongeschwängerten Hörbuch) angedeutet und von Zeit zu Zeit darf Eph seinem fürchterlich lieben und verständnisvollen Sohn Zach seine väterliche Liebe gestehen. Gerade dieser Sohn ist ein Schwachpunkt der Geschichte, wohl auch, weil man von del Toro tiefer gehenderes gewohnt ist – man denke nur an Ofelia aus „Pans Labyrinth“, die interessant genug war, um einen ganzen Film zu tragen. Im Gegensatz dazu ist Zach nicht mehr als ein kindliches Abziehbild, das zwar kurzzeitig bocken darf, hauptsächlich jedoch unglaublich erwachsen daherkommt und als Beweis dafür dienen muss, was für ein toller Vater Eph denn doch ist, wenn er nicht gerade die Welt rettet.

Apropos Film: Wie auch schon in „Die Saat“, hat man bei „Das Blut“ den Eindruck, eigentlich einen Film zu sehen und man fragt sich zwangsläufig, warum del Toro sich für ein Buchprojekt anstatt (zum Beispiel) für eine Miniserie entschieden hat. Die szenische Darstellung der Handlung, die auf den größtmöglichen visuellen Effekt abzielt, ruft beim Leser im wahrsten Sinne des Wortes ein Kopfkino hervor (ein Effekt, der durch das Hörbuch noch verstärkt wird) und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, ein besonders umfassend ausformuliertes Drehbuch vor sich zu haben. Das ist auf der einen Seite positiv, da es die Handlung besonders plastisch werden lässt und man sich tatsächlich mittendrin befindet. Andererseits bleibt dabei natürlich für die Fantasie des Lesers kaum noch Spielraum.

Natürlich gibt es – wie im ersten Teil auch – wieder Anspielungen auf bekannte Größen des Genres. So erfährt der Leser beispielsweise, dass Setrakian verheiratet war und dass seine Frau als Vampir endete – in einer Szene, die stark an die weiße Dame aus Stokers [„Dracula“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=210 erinnert.
Und dass das mysteriöse Buch, in dem die Namen der vampirischen Alten verzeichnet sind, an Lovecrafts sagenumwobenes [„Necronomicon“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4521 erinnert, ist sicher auch kein Zufall.

Besonders interessant allerdings, gerade im Hinblick auf die momentanen Ereignisse in Japan, sind del Toros Ideen zum Thema Kernkraft, die hier als Beispiel für die Korrumpierbarkeit der Mächtigen dient. Denn Atomkraftwerke (unter anderem auch Tschernobyl) spielen im Verlauf des Romans eine immer wichtiger werdende Rolle. Nicht nur kann man mit der Explosion eines Atomreaktors einen der Alten erfolgreich ins Jenseits befördern. Viel wichtiger ist, überhaupt erst die Gewalt über ein Atomkraftwerk zu erlangen. Und hier zeigen del Toro und Hogan sehr anschaulich, dass es letztendlich der Mensch ist, der die Werkzeuge zu seiner eigenen Vernichtung in der Hand hält. Denn wie sicher auch immer gebaut wird und welche unwahrscheinlichen Risiken auch mit eingeplant werden, in del Toros Welt wird es immer korrupte Einzelpersonen geben, die den Tod Vieler in Kauf nehmen, wenn sie glauben, dass daraus für sie ein Vorteil erwächst. In dieser Hinsicht ist del Toros Welt natürlich auch unsere Welt. Nicht jeder ist eben so edel und gut wie Ephraim. Nicht jeder wirft sich für das Überleben der Menschheit mutig in die Bresche. Die große Mehrheit tut einfach gar nichts und lässt sich von den Medien (die die Seuche einfach totreden) einlullen. Und dann gibt es ein paar Einzelne, die sich auf die Seite des Siegers schlagen – in dem Fall auf die Seite der Vampire, weil sie sich davon Geld und Macht – und natürlich Unsterblichkeit – erhoffen. Insofern ist „Das Blut“ durchaus entlarvend und legt viele Mechanismen unserer heutigen Welt frei.

_Abschließend sei_ zur Hörbuchversion zu sagen, dass es natürlich zu begrüßen ist, dass man sich für eine ungekürzte Lesung mit einer Spielzeit von stolzen zwölf Stunden entschieden hat. Da die Handlung nun doch an Komplexität gewinnt, mag man sich nicht vorstellen, wo hier zu kürzen wäre. Und dass als Sprecher David Nathan gewonnen wurde, tut ein Übriges für das Hörvergnügen. Nathan ist ein unglaublich routinierter Sprecher (im besten Wortsinne), der den Hörer souverän durch die Handlung führt. Besonders gut gelingt ihm Setrakian, der alte Erzfeind der Vampire. Dass er eben auch ein ambivalenter Charakter ist (ebenso wie sein Vorbild van Helsing in „Dracula“) wird durch Nathans Interpretation noch deutlicher herausgearbeitet. Wen also das backsteinartige Format des Romans schreckt (oder wer eine lange Autofahrt vor sich hat), dem sei das Hörbuch als Alternative ans Herz gelegt.

|Ungekürzte Lesung: 12 Std. 3 Min.
Gelesen von David Nathan|
[www.audible.de]http://www.audible.de

auch erschienen als:

|Gekürzte Lesung: 7 Std.
Gelesen von David Nathan
ISBN 978-3-8371-0425-7|
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Shanty, Frank [Hg.] – Mafia. Die Geschichte der organisierten Kriminalität

_Sie kamen nie aus dem Nichts_

Dem |“sizilianischen Gelehrten“| Umberto Santino gelang die nach Auskunft der Verfasser |“allgemein anerkannte Definition“| des Begriffes „Mafia“, die er als |“eine Gruppe von kriminellen Vereinigungen …“| beschrieb, |“deren Zweck darin besteht, mittels Gewalt und illegaler Aktivitäten Vermögen anzuhäufen und Machtstellungen einzunehmen. Sie agiert über ein umfassendes Netzwerk, folgt einem kulturellen Code und genießt in gewissem Maße sozialen Konsens.“| (S. 17)

Damit ist jene Verwirrung aufgelöst, die der Buchtitel ausgelöst haben könnte: „Mafia“ bezeichnet eben nicht nur ein italienisches bzw. sizilianisches Phänomen. Mafiöse Vereinigungen existieren und existierten überall auf der Welt. Im Kapitel „Ursprünge“ (S. 12-31) zeichnen die Autoren die Entstehungsgeschichten der wichtigsten Organisationen (sizilianische Mafia, amerikanische Mafia, japanische Yakuza, chinesische Triaden, russische Mafia) nach. Diese reichen nicht selten viele Jahrhunderte in die Vergangenheit zurück, was einleuchtend mit dem spezifischen, quasi alterslosen Organisationsaspekt derartiger Mafias erklärt wird: Hier schließen sich keine ’normalen‘ Verbrecher außerhalb des Systems zusammen. Stattdessen suchen Mafias ausdrücklich die Nähe von Politik und Wirtschaft, dienen sich deren hochrangigen Vertretern an, schaffen Verbindungen, die sich nicht aufkündigen lassen, und verwischen die Grenzen zwischen Legalität und Illegalität. Die Zeche zahlen stets diejenigen, die einerseits Steuern und andererseits Schutzgelder entrichten müssen.

_Aufstieg der Schattenmächte_

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert förderten historische Entwicklungen die endgültige Etablierung der Mafia („Aufbruch ins 20. Jahrhundert“, S. 32-107). Wo das organisierte Verbrechen womöglich in seinen Keimen noch hätte erstickt werden können, blühte es auf, weil sich korrupte und skrupellose aber legale Gruppen seiner bedienten bzw. zu bedienen glaubten, um Bauern, streikende Arbeiter oder politische Gegner gewaltsam in Schach zu halten.

Die in Millionenzahl nach Nordamerika auswandernden Italiener, Chinesen oder Russen nahmen ‚ihre‘ Mafias mit in die neue Heimat. Dort fassten sie umgehend Fuß und breiteten sich unaufhaltsam aus. In den USA wurde die Prohibition zum Geschenk an die Mafia. Sie verdiente mit dem Verkauf illegalen Alkohols ungeheure Summen, die der Finanzierung weiterer ‚Geschäftszweige‘ wie Glücksspiel oder Drogenhandel dienten. Konkurrenzkämpfe wurden mit Waffengewalt entschieden.

Der Kampf gegen die Mafia verlief nur dort erfolgreich, wo sich der Staat der Methoden des Gegners bediente. In den 1920er Jahren ging der italienische Diktator Mussolini rücksichtslos gegen die sizilianische Mafia vor; ein fragwürdiges und nutzloses Unterfangen, denn im Zweiten Weltkrieg rekrutierten die alliierten Invasoren im Kampf gegen die nazideutschen Besatzer moralfrei ortskundige Mafiosi, die dafür mit Straffreiheit honoriert wurden.

_Das organisierte Verbrechen wird global_

„Auf dem Weg ins 21. Jahrhundert“ (S. 108-199) durchliefen die Mafias der Welt verschiedene Metamorphosen, ohne sich im Wesenskern zu ändern. Sie übernahmen gewisse Methoden der ‚legalen‘ Konkurrenz und nutzten vor allem die Möglichkeiten der Globalisierung. So profitierte die Russenmafia vom Zusammenbruch der Sowjetunion. Ihre Vertreter stießen ins entstehende Vakuum vor, zogen die Inhaber höchster politischer Ämter auf ihre Seite (oder schalteten sie aus) und entwickelten sich zur „kriminellen Supermacht“.

Ähnlich dicht verzahnten sich das chinesische und das japanische Establishment in Zeiten politischer und wirtschaftlicher Krisen mit den Triaden und der Yakuza. Die 1960er und 70er Jahre ließen den Drogenhandel auf ein nie gekanntes Niveau steigen. Zu den traditionellen Anbau- und Erntegebieten in Asien („Goldenes Dreieck“) kamen die Drogenimperien mittel- und südamerikanischer Kartelle, die zum Teil der Staatsmacht ganz offen Paroli bieten konnten.

_Tradition und Neuerfindung_

„Das neue Jahrtausend“ (S. 200-287) zeigt die globalen Mafias in geschickter Anpassung an die Möglichkeiten, die ihnen das Informationszeitalter bietet. Computerkriminalität bietet einerseits die Chance des ‚digitalen‘ Geldraubs, während die Beute andererseits ‚gewaschen‘ und reinvestiert werden kann, ohne dass Verbrecher gewaltsam Hand anlegen müssten. Da die technischen Möglichkeiten auch der Gegenseite zur Verfügung stehen, musste das organisierte Verbringen allerdings Schlappen hinnehmen. Vor allem die modernen Hightech-Methoden der Überwachung sorgten für spektakuläre Polizei-Erfolge.

Dennoch bleiben entsprechende Ermittlungen ein ewiger Wettlauf, denn die gut finanzierten Mafias rüsten nach. Die internationale Vernetzung gestattet die Zusammenarbeit räumlich und kulturell weit voneinander entfernter Organisationen. Seltsame Bettgesellen schließen sich heute zusammen, um mit Menschen zu handeln, moderne Piraterie zu betreiben oder mit Terroristen zu kooperieren. Interne Querelen werden weiterhin mit Gewalt geklärt, dennoch funktionieren die globalen Bündnisse des Verbrechens, das sich immer wieder neu definiert.

|Eine deprimierende Bestandsaufnahme|

352 Seiten im Format 24 x 30 cm ergeben ein Buch, das dem Leser nicht nur als Bettlektüre schwer im Magen liegt bzw. auf den Bauch drückt, weil es stolze 2,2 kg wiegt. Was ein Kollektiv aus neun Autoren hier an Informationen zusammengetragen hat, zeigt unterm Strich unsere Welt im Würgegriff eines organisierten Verbrechens, das keine einzige Möglichkeit der illegalen Vermögensschaffung unberücksichtigt lässt und dabei eine Findigkeit an den Tag legt, die einer besseren Sache würdig wäre!

Doch die Quellen sind trotz ihrer Vielzahl eindeutig. Obwohl die Mafias sich über den gesamten Globus verteilen, besitzen sie gemeinsame Ursprünge – nicht geografisch oder kulturell, sondern in Entstehung und Entwicklung. Die Pessimisten unter den Lesern wird es kaum überraschend, dass sich das organisierte Verbrechen im Windschatten von Macht- und Geldgier stets prächtig entfalten konnte. Grundsätzlich haben die Reichen & Mächtigen dieser Erde ihre dunklen Spiegelbilder selbst erschaffen.

Sie schufen ihnen ein inzwischen globales Biotop, in dem die Mafias so tief und dicht verwurzelt sind, dass sie nicht mehr auszurotten sind, zumal einst wie jetzt immer genug Institutionen und Individuen bereit sind, sich mit der „ehrenhaften Gesellschaft“ in ihrer Umgebung einzulassen.

|Dickes Buch mit dünnem Faden|

„Mafia“ verspricht seinen Lesern „Die Geschichte der organisierten Kriminalität“. Mit solchen pompösen Titeln sollte man generell vorsichtig sein. In diesem Fall ist das Projekt bereits im Ansatz gescheitert: Obwohl über 300 Seiten stark und mit über 500 Fotos illustriert, bietet dieses Buch in seiner ganzen Opulenz nur ein Überblick, der kaum die Oberfläche des gewählten Themas ankratzt.

Damit könnte man aufgrund des komplexen Themas leben, würde die Darstellung der behaupteten historischen und geografischen Gliederung folgen und dadurch nachvollziehbar bleiben. Stattdessen werden die Beiträge der Verfasser denkbar schlecht miteinander abgestimmt, während die Autoren zu allem Überfluss örtlich wie zeitlich wild umherspringen.

Je weiter wir uns der Gegenwart nähern, desto unruhiger geht es zu. Immer wieder werden abgehakt gewähnte Themen erneut aufgegriffen, verlieren die Verfasser sich in Details und Anekdoten, wo sie dem Gesamtbild mehr Aufmerksamkeit schenken sollten. Prominente Gangster wie Al Capone oder „Lucky“ Luciano wollen anscheinend nicht sterben und tauchen immer wieder in Kapiteln auf, in denen sie nichts mehr verloren haben, wenn man den Kapitelüberschriften Glauben schenken möchte.

|Durcheinander als Programm?|

Fragen wirft auch die Auswahl der Abbildungen auf. Seit es die Fotografie gibt, werden Verbrechen und Verbrecher ausgiebig in Bildern festgehalten, an denen es folglich keinen Mangel gibt. Dennoch stehen in diesem Buch neben seltenen zeitgenössischen Fotos immer wieder völlig beliebige Bilder, die beispielsweise eine alltägliche und im Themenzusammenhang nichtssagende Straßenszene aus New Yorks Chinatown zeigen.

Nachdem die Darstellung auf der Seite 287 recht überstürzt zu ihrem Ende kommt, folgt das Kapitel „Ein Jahrhundert Mafia und organisierte Kriminalität“. Es zeigt in grober chronologischer Ordnung aber inhaltlich willkürlich Fotografien von Kriminellen und Kriminologen, die wir im Hauptteil längst kennengelernt haben. Wieso werden die Bilder also nicht dort gezeigt? Hier wirken sie wie eine Beigabe: Eigentlich haben wir keine Verwendung mehr für sie, aber es wäre schade, diese Fotos nicht zu zeigen. Doch einer bebilderten Geschichte des organisierten Verbrechens eine Chronologie desselben in Bildern anschließen, ist nicht wirklich sinnvoll.

Insgesamt enttäuscht „Mafia“ deshalb trotz des unzweifelhaft hohen Informationsgehalts. Der Aufwand der Darstellung spiegelt sich in der Vermittlung der Fakten nicht wider und ist deshalb vergeblich. Das ehrgeizige Werk bleibt ein gruseliges Bilderbuch. Angesichts des Preises wird sich der Leser damit vermutlich nicht zufriedengeben.

|Gebunden: 352 Seiten
Originaltitel: Mafia. The Necessary Reference to Organized Crime (Elanora Heights/New South Wales : Millennium House 2009)
Übersetzung: Ursula Fethke
ISBN-13: 978-3-8331-5637-3|
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Veloso, Ana – indigoblaue Schleier, Der

Seit ihrem Erfolgsdebüt „Der Duft der Kaffeeblüte“ ist Ana Veloso den Freundinnen eines guten Romantikschmökers ein Begriff. Veloso entführt ihre Leserinnen – ihr Zielpublikum ist nun einmal eindeutig weiblich – in exotische Länder und erzählt in mitunter epischer Breite eine immer wieder romantische und herzzerreißende Geschichte. So auch bei ihrem neuesten Roman „Der indigoblaue Schleier“.

_Verschleierte Lebensgeschichte_

Im Jahr 1616 spielt ein kleines Mädchen im Garten ihres Elternhauses, als ihr drei Frangipani-Blüten vor die Füße fallen. Sie spielt mit den Blüten, steckt sich eine ins Haar und schmückt mit einer weiteren den Zopf ihrer Puppe. Kurz darauf ruft die strenge Stimme ihrer Kinderfrau sie ins Haus zurück. Ihr Vater will Bhavani sehen. Doch dieses Mal ist er nicht in Spiellaune und sehr kurz angebunden. Er erklärt seiner Tochter, dass sie auf ihren jüngeren Bruder aufpassen solle, wenn fremde Männer ihn abholen kommen. Nur knapp schafft er es, Bhavani ein kleines Bündel in die Hand zu drücken, als ihn ein lautes Klirren aufschreckt und tatsächlich fremde Männer das Haus stürmen und Bhavanis Vater gefangen nehmen. Bhavani muss um ihr Leben rennen …

12 Jahre später treffen wir Miguel Ribeiro Cruz, einen jungen Portugiesen, der auf Drängen seiner Eltern ins ferne Goa reist, um ein Auge auf das erfolgreiche Geschäft seines Vaters zu haben. Nicht ganz freiwillig hat Miguel diese Reise angetreten, doch in Portugal hat ihn ein Mädchen bezichtigt, ihm ein Kind angehängt und dann im Stich gelassen zu haben. Miguel ist zwar ein Schwerenöter, doch ausgerechnet in diesem Falle ist er unschuldig. Zähneknirschend macht er sich auf nach Goa und trifft schon an Bord des Schiffes einen Reisegefährten – Carlos Alberto -, der noch eine wichtige Rolle in Miguels Leben spielen wird.

Angekommen in Goa lernt Miguel zunächst Fernando Furtado kennen, den Prokuristen, der in Goa die Geschäfte von Miguels Vater leitet. Gegenseitiges Misstrauen überschattet das Kennenlernen der beiden, denn Miguel soll ein Auge auf das Geschäft seines Vaters haben, da auf dem Weg nach Lissabon unzählige Säcke Pfeffer und anderer Waren verloren gehen. Gleichzeitig möchte Miguel auch selbst Handel treiben, um seinem Vater zu beweisen, dass er ebenfalls den richtigen Riecher für ein erfolgreiches Geschäft hat.

Kurz nach seiner Ankunft in Goa erblickt er in der Stadt eine verschleierte Frau – die geheimnisvolle Dona Amba, die nur selten in die Stadt kommt und ihr Gesicht stets hinter einem Schleier verbirgt. Miguel ist sofort fasziniert von der Frau und ahnt, dass sich hinter dem Schleier eine Schönheit verbergen muss. Amba allerdings hat Angst, dass der junge Portugiese in seiner Hartnäckigkeit hinter ihr Geheimnis kommt und ihre Tarnung auffliegen lässt. Doch nach und nach fühlt auch sie sich zu dem jungen gutaussehenden Portugiesen hingezogen.

_Schicksale_

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Miguel Ribeiro Cruz und Dona Amba, die sich nur auf Umwegen näher kommen. Miguel wird von zuhause fortgeschickt, da niemand an seine Unschuld glaubt und er als jüngerer Sohn ohnehin nicht die Geschäfte seines Vaters übernehmen wird. So sucht Miguel zwangsläufig in Goa sein Glück. Allerdings macht er sich dort früh Feinde: Sein Reisegefährte Carlos Alberto plant zwielichtigen Handel mit gefälschten Reliquien und benötigt Miguels Geld und seinen guten Namen als Startkapital. Als Miguel ihm beides verweigert, macht er sich damit einen Feind fürs Leben, der zu Miguels Leidwesen bald als rechte Hand des Inquisitors in Goa sein Unwesen treibt und Rache an dem ehemaligen Freund üben möchte.

Doch Miguels erste Sorge gilt immer wieder Dona Amba, die ihn fasziniert, obwohl er nie ihr Gesicht gesehen hat und er befürchten muss, dass sie bereits verheiratet ist. Als Miguel eines Tages durch Zufall hinter Ambas Schleier blicken kann, ist er ihr endgültig verfallen. In Portugal haben seine Eltern allerdings bereits eine Verlobte für ihren jüngeren Sohn auserkoren und sie kurzerhand auf ein Schiff nach Goa gesetzt. Dort kommt sie für Miguel zu einem ausgesprochen heiklen Zeitpunkt an und bringt den jungen Mann in höchste Erklärungsnot.

Die zweite Hauptfigur ist die geheimnisvolle Dona Amba, die offensichtlich etwas zu verbergen hat. Der Leser vermutet in ihr natürlich bereits die keine Bhavani aus dem Vorspann, doch wie aus dem jungen Mädchen mit der Frangipani-Blüte im Haar die verschleierte Dame werden konnte, verrät uns Ana Veloso nur scheibchenweise, sodass wir uns lange gedulden müssen, bis wir Ambas Geheimnis erfahren. Amba muss immer um ihr Leben fürchten, da zwei Männer sie jagen und ein hohes Kopfgeld auf sie ausgesetzt haben. Wer trachtet ihr bloß nach dem Leben? Und kann Amba ihren Widersachern entkommen?

Auf rund 700 Seiten lesen wir Ambas Lebensgeschichte, erleben, wie Miguel und sie sich allmählich näher kommen, nur um sich immer weiter voneinander zu entfernen. Wir erleben, wie Miguel aufdeckt, wohin die Pfeffersäcke seines Vaters verschwinden, wie er mit seiner Verlobten gemeinsame Sache macht und sich mit der Inquisition herumschlägt.

_Buntes Treiben_

Ana Veloso hat ihre Geschichte in ein exotisches Land verfrachtet und lässt sie zu einer Zeit spielen, als Inquisition und Cholera gleichermaßen durch Goa wüten und das Leben dort gehörig durcheinanderwirbeln. Recht ausschweifend entführt sie uns an diesen exotischen Ort und beschreibt sehr detailreich, wie Portugiesen und Inder dort nebeneinander gelebt haben, wie sich ihre Kulturen unterschieden, welche Kleidung sie bevorzugten, welche schmackhaften Tees man zu der Zeit getrunken hat und welche leckeren Speisen zu der Zeit auf den Tisch gekommen sind. Durch Velosos blumigen und ausschmückenden Schreibstil bekommt man als Leser alles bildhaft vor Augen geführt und kann sich dadurch alles wunderbar vorstellen und sich in alle Situationen hineinversetzen.

Geschickt fesselt Ana Veloso dabei ihre Leserinnen, indem sie sich lange Zeit damit lässt, Dona Ambas Geheimnis preiszugeben und indem sie die Passagen aus Ambas Vergangenheit nur sehr rar in ihre Geschichte einbaut. Die Fragen, ob Miguel und Amba zueinanderfinden, die Cholera überleben und sich vor der Inquisition retten können, sind es, die einen 700 Seiten lang an das Buch fesseln. Ana Veloso steht für gute Unterhaltung und diesem Anspruch wird sie auch mit ihrem neuesten Buch vollauf gerecht. Wer allerdings „echten Anspruch“ sucht, ist hier natürlich an der falschen Stelle, denn „Der indigoblaue Schleier“ ist ein romantischer Historienschmöker, bei dem man gut abschalten und die Welt um sich herum vergessen kann – nicht mehr und nicht weniger.

|Gebundene Ausgabe: 704 Seiten
ISBN-13: 9783426663332|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de
[www.ana-veloso.de]http://www.ana-veloso.de

_Ana Veloso bei |Buchwurm.info|:_
[„Der Duft der Kaffeeblüte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3872
[„Das Mädchen am Rio Paraiso“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6057

Schwartz, Gesa – Erbe des Lichts, Das (Grim 2)

_|Grim:|_

Band 1: [„Das Siegel des Feuers“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6348
Band 2: _“Das Erbe des Lichts“_

_Ein Jahr nachdem Grim und Mia_ den bedrohlichen Magier Seraphin besiegten, sind der Gargoyle und die junge Hartidie ein Paar und leben in Paris.

Mia bereitet im Louvre eine „Anderwelt“-Ausstellung vor und geht in dieser Tätigkeit vollkommen auf. Die junge Frau verfolgt ehrgeizig den Plan ihres verstorbenen Bruders, den Menschen die Anderwelt und ihre magischen Möglichkeiten wieder näherzubringen und den „Zauber des Vergessens“ unnötig zu machen. Der Prinz der Vampire ist Mia behilflich, immerhin besitzt er viele wertvolle und magische Artefakte, die er Mia zur Verfügung stellt.

Auch Grim, mittlerweile der Chef der OGP, der obersten Gargoyle-Polizei, hat alle Hände voll zu tun: Eine mysteriöse Mordserie sorgt für Angst und Entsetzen in der Pariser Oberwelt. Die aufgefundenen Leichen sind völlig blutleer und ihnen fehlen die Augen. Dafür kann nur ein Anderwesen verantwortlich sein, und Grim und die ihm unterstellten Gargoyles fahnden unter Hochdruck, um den Mörder zu stellen.

Schnell findet Grim heraus, dass es sich bei den brutalen Mördern um die vor Jahrhunderten verbannten Schattenalben handelt. Auf der Eröffnungsfeier von Mias Ausstellung kommt es zu einem Anschlag der Schattenalben, und großes Chaos bricht aus. Grim und Mia gelingt die Flucht, und die beiden finden heraus, dass die erbarmungslosen Schattenalben nur die Vorhut einer uralten und unerbittlichen Macht sind, die die Welt für immer von den Menschen „säubern“ will.

So ist es wieder an dem Gargoyle Grim und seiner menschlichen Freundin Mia und den gemeinsamen Freunden, die Welt der Menschen vor dem sicheren Untergang zu bewahren. Werden sie gegen diese uralte und gnadenlose Macht bestehen können?

_Kritik_

Mit „Grim 2 – Das Erbe des Lichts“ hat die deutsche Autorin Gesa Schwartz einmal mehr bewiesen, dass in ihr ein großes Talent und viel Fantasie schlummern. Der zweite Teil um den Gargoyle Grim und seine sterbliche Freundin Mia ist, wie auch schon der erste Teil, großartige Fantasy.

Mit einem flüssigen und leicht zu lesenden Schreibstil fesselt die Autorin den Leser an ihr Werk und kommt dabei ohne jegliche Umgangssprache aus. Gesa Schwartz‘ Erzählstil kommt in manchen Sätzen sogar schon poetisch daher. Ausdrucksstark und fast schon greifbar, beschreibt die Autorin die jeweilige Umgebung der Handlungen, ohne in zu viele Erklärungen abzudriften.

Magie, Vertrauen, Hoffnung, der Glaube an Unmögliches und enge Familienbande sind wichtige Zutaten in der actiongeladenen Geschichte. Kleinere Nebenhandlungen passen perfekt zum Plot und ergänzen diesen sinnvoll. Neben vielen atemberaubenden Kampfszenen entführt die Autorin uns Leser in eine Welt voller Magie, Sagen und alter Legenden. Nicht nur in Frankreichs märchenhaftem Louvre, auch im sagenumwobenen Irland oder im düsteren Schwarzwald haben die vielfältigen Charaktere ihre kleinen und großen Abenteuer zu bestehen und einige Rätsel zu lösen. Viele bekannte Sagengestalten, wie, um nur einen zu nennen, der sagenhafte Zwergenkönig Laurin, haben ihren eigenen Auftritt. Dabei greift die Autorin nicht nur auf bekannte Sagen zurück, auch webt sie geschickt eine Sage um die Krieger des ersten Lichts in die Geschichte ein. Die Kreativität und der Einfallsreichtum der Autorin scheinen keine Grenzen zu kennen.

Gleich zu Beginn ist der Leser mitten im Geschehen, und der gleich hoch angesetzte Spannungsbogen flacht kaum einmal ab. Atemlos werden die Protagonisten von einer actiongeladenen Szene in die nächste gejagt. Pausen zum Luftholen gönnt die Autorin weder ihren Figuren noch dem Leser. Teilweise wird der Level da etwas sehr hochgehalten und der Wunsch nach ein paar ruhigeren Szenen kommt immer mal wieder an die Oberfläche. Hier hätten ein paar ruhigere Momente wirklich das ganze Werk perfekt abgerundet.

Geschrieben wurde aus der Perspektive eines Beobachters, der sich auf Grim und Mia konzentriert. In den Teilen, in denen die beiden gemeinsam ihre Abenteuer bestehen, konzentriert sich der Erzähler dabei meist auf Grim. Teilweise haben Mia und Grim einige Gefahren auch getrennt voneinander erleben müssen, sodass diese Kapitel im Wechsel zwischen Grim und Mia erzählt werden. Diese erhöhen die Spannung noch mal zusätzlich.

Neben altbekannten Protagonisten, die lebendig konzipiert sind und sich weiterhin entwickeln, kommen auch unbekannte Figuren hinzu, die diese Geschichte sehr abwechslungsreich machen.

Grim ist mittlerweile zum Chef der OGP, der obersten Gargoyle-Polizei, aufgestiegen. Gerade zum Anfang der Geschichte hat Grim mit furchterregenden Albträumen zu kämpfen. Trotz seiner Beziehung zu Mia kann er immer noch nicht an die Menschen glauben; auch wenn er gemeinhin als Menschenfreund gilt, hat er dennoch seine Probleme. Dass er selber einen menschlichen Kern hat, hilft ihm dabei wenig.

Mia trauert immer noch sehr um Jacob, ihren verstorbenen Bruder. In der Hoffnung, ihn wiederzusehen, begeht sie einen großen Fehler. Voll Hoffnung stürzt sie sich wieder in ein gefahrvolles Abenteuer, um die Menschheit zu retten.

Auch der Kobold Remis und der Feenkrieger Theryon spielen, neben vielen anderen Sagengestalten wie zum Beispiel Zwerge, Feen, Vampire, Dämonen und Alben, erneut eine große Rolle. Eine tragende Rolle spielt zudem der letzte Krieger des ersten Lichtes, der für so manchen Zweifel, aber auch so manche Überraschung sorgt.

Zwischen den „Rettern“ der Menschheit wachsen die freundschaftlichen Bande, die sehr anziehend dargestellt werden. In Romantik wird auch der zweite Teil um Grim und Mia nicht versinken. Auch wenn die beiden mittlerweile ein Paar sind, kommt dies lediglich in wenigen Umarmungen und den Gedanken zueinander zum Tragen.

Sehr unrealistisch dagegen kommen die Gegenspieler, die Schattenalben, daher. Was auch immer unsere Helden versuchen, die Schattenalben sind nicht kleinzukriegen. Egal, ob sie verbrannt, erstochen oder auf jede sonst erdenkliche gewaltsame Art zu Tode gebracht werden sollen, es macht diesen Wesen nichts aus. Immer wieder regenerieren sich diese teuflischen Wesen.

Die letzte Gegnerin der Menschenfreunde dagegen ist wieder sehr glaubwürdig konzipiert. Nachvollziehbar ist dadurch auch das, was sie antreibt.

Die Covergestaltung ist ein absoluter Eyecatcher; diesmal wird Grim bei Nacht gezeigt. Einsam steht er im Vordergrund und blickt auf die Welt, die ihm zu Füßen liegt. Auch im Innenteil wird der Leser nochmals mit einem wunderschön gestalteten Bild verwöhnt. Aufgewertet wird das Ganze von einem farblich passenden Lesebändchen.

_Fazit_

Mir „Grim 2 – Das Erbe des Lichts“ hat Gesa Schwartz erneut bewiesen, dass sie in die obere Liga der deutschen Fantasy-Autoren gehört. Mit dem zweiten Teil um den Gargoyle Grim hat die Autorin ein imposantes Fantasy-Epos geschaffen, das nicht nur durch atemlose Spannung besticht, auch die leisen Zwischentöne, die von Freundschaft, Mut, Hoffnung und Magie erzählen, wissen die Leser zu überzeugen.

Gesa Schwartz hat eine fantastische Welt entworfen, in der alte Sagen und Legenden wieder Wirklichkeit werden. Ungewöhnliche Charaktere, die ihre Werte hochhalten, gepaart mit atemloser Spannung wissen hier zu unterhalten.

_Die Autorin_

Gesa Schwartz wurde 1980 in Stade geboren. Sie hat deutsche Philologie, Philosophie und Deutsch als Fremdsprache studiert. Ihr besonderes Interesse galt seit jeher dem Genre der Phantastik. Nach ihrem Abschluss begab sie sich auf eine einjährige Reise durch Europa auf den Spuren der alten Geschichtenerzähler. Sie lebt in der Nähe von Hamburg.

|Gebundene Ausgabe: 716 Seiten
ISBN-13: 978-3802583049|
[www.egmont-lyx.de]http://www.egmont-lyx.de
[Leseprobe]http://www.egmont-lyx.de/mediadaten/images/lyx/Leseproben/Gesa__Schwartz__Grim02__LYX__LP.pdf

Håkan Nesser – Mensch ohne Hund (Inspektor Barbarotti 1)

Der Inspektor vs. Gott: Spielstand unentschieden

Der erste Fall für Inspektor Gunnar Barbarotti ist knifflig: „Wir haben zwei Personen, einen Onkel und einen Neffen. Gemeinsam mit einigen Verwandten kommen diese ein paar Tage vor Weihnachten zusammen, um ein Familienfest zu feiern. In der ersten Nacht verschwindet der Onkel spurlos. In der nächsten Nacht der Neffe. Warum?“ Gute Frage – nächste Frage!

Der Autor

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Goodkind, Terry – Gesetz der Neun, Das

_Romantischer Actionthriller_

Als der Kunstmaler Alex Rahl eines Tages eine Frau davor bewahrt, überfahren zu werden, erfährt sein Leben eine drastische Wendung. Denn Jax behauptet, aus einer anderen Welt zu stammen und ihn vor den Mördern, die jene Welt ausgesandt hat, beschützen zu wollen. Denn Alex sei einer der letzten Überlebenden eines uralten Herrschergeschlechts, das aus jener Welt stamme. Wie sonst könnte er Landschaften malen, deren Schönheit sich nicht auf seiner Welt wiederfindet, sondern in der anderen? Schon bald zeigt sich, dass Alex den Schutz, den Jax gewähren kann, bitter nötig hat …

_Der Autor_

Mit seinem mehrbändigen Zyklus um „Das Schwert der Wahrheit“, die er 1994 begann, hat sich der 1948 in Nebraska geborene Amerikaner Terry Goodkind in die erste Reihe der meistverdienenden Fantasyautoren geschrieben. Heute lebt er in Neuengland.

Aus der Masse der High-Fantasy-Bücher heben sich seine Romane wie „Wizard’s First Rule“ oder „Stone of Tears“ durch eine nüchterne, wenn nicht sogar düstere moralische Vielschichtigkeit und durch Momente von Erfindungsreichtum – meist hinsichtlich unangenehmer Überraschungen – heraus.

Der Zyklus „Das Schwert der Wahrheit“ umfasst ein Dutzend Romane (in ersten deutschen Ausgaben jeweils aufgeteilt) und ist vorerst mit „Konfessor“ beendet worden. Mit „The Omen Machine“ scheint die Saga einen Neustart zu erleben.

Der Zyklus „Das Schwert der Wahrheit“:

Band 0: „Das Verhängnis der Schuld – Die Vorgeschichte von ‚Das Schwert der Wahrheit'“
Band 1: „Das erste Gesetz der Magie“ („Wizard’s First Rule 1“)
Band 2: [„Der Schatten des Magiers“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1179 („Wizard’s First Rule 2“)
Band 3: „Die Schwestern des Lichts“ („Stone of Tears 1“)
Band 4: „Der Palast des Propheten“ („Stone of Tears 2“)
Band 5: „Die Günstlinge der Unterwelt“ („Blood of the Fold 1“)
Band 6: „Die Dämonen des Gestern“ („Blood of the Fold 2“)
Band 7: [„Die Nächte des roten Mondes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6895 („Temple of Winds 1“)
Band 8: „Der Tempel der vier Winde“ („Temple of Winds 2“)
Band 9: „Die Burg der Zauberer“ („Soul of Fire 1“)
Band 10: „Die Seele des Feuers“ („Soul of Fire 2“)
Band 11: „Schwester der Finsternis“ („Faith of the Fallen 1“)
Band 12: „Der Palast des Kaisers“ („Faith of the Fallen 2“)
Band 13: „Die Säulen der Schöpfung“ („The Pillars of Creation“)
Band 14: [„Naked Empire: Das Reich des dunklen Herrschers“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6896 (2003; dt. im Sept. 2004)
Band 15: „Die Magie der Erinnerung“ („Chainfire“, 2004, dt. im Mai 2006)
Band 16: „Das Ende der Welten“ („Phantom“, 2006, dt. im April 2007)
Band 17: „Konfessor“ („Confessor“, 2008)
Band 18: „The Omen Machine“ (August 2011)

_Handlung_

Der siebenundzwanzigjährige Alexander Rahl ist ein friedliebender Kunstmaler, der in Orden, Nebraska, vom mageren Ertrag seiner Gemäldeverkäufe lebt. Nach dem Tod seines Vaters und der Einweisung seiner Mutter in eine psychiatrische Klinik hat Alex nur noch seinen Großvater Ben, ein früherer Kämpfer der Special Forces, der ihm beigebracht hat, wie man sich verteidigt.

|Die geheimnisvolle Fremde|

Diese Fähigkeit erweist sich als sehr hilfreich, als Alex auf der Straße eine Katastrophe quasi in zeitlupe beobachtet: Ein Lieferwagen schießt aus einer Seitenstraße hervor, überquert die Hauptstraße und droht eine sonderbar gekleidete Frau zu überfahren, die keineswegs das Auto anschaut, sondern Alex. Was wird er tun?

Alex sieht wie in Zeitlupe das boshaft grinsende Gesicht des Beifahrers im Lieferwagen, ein Gesicht, das genau zum Piratenlogo der Firma passt. Aber es ist nicht bloß Boshaftigkeit, sondern blanker Hass auf ihn, Alex, der in ihm etwas auslöst. Schnell packt er die Frau und schiebt sie aus dem Weg des heranschießenden Wagens. Dieser stoppt sofort und die zwei Fahrer steigen aus. Alex macht sich kampfbereit. Da intervenieren jedoch zwei Streifenpolizisten. Für Alex ist der Fall damit erledigt. Doch schon bald soll er die zwei Typen wiedersehen.

Er lädt die Frau zu einem Kaffee ein und zeigt ihr in der nahen Galerie eines seiner Bilder. Sie findet es wunderschön. Er findet seinerseits Jax, so nennt sie sich, wunderschön: wallende blonde Haare, ein schwingendes Kleid bis zu den Füßen, das altertümlich geschnitten ist, sowie ein Umhang, den sie um ihre Schultern geschlungen hat. Doch kaum hat sich Alex mal umgedreht, ist sie schon verschwunden.

Sein Großvater Ben gratuliert ihm zum 27. Geburtstag und weist ihn daraufhin, dass auch Alex‘ Mutter an ihrem 27. Geburtstag verrückt wurde – hoffentlich passiert das nicht auch seinem Enkel. Dass Alex‘ Vater bei einem Autounfall ums Leben kam, lastet auf seiner Seele – die Rahl scheinen eine mit Verhängnis beladene Familie zu sein.

|Das Erbe|

Großvater gibt ihm ein ganz besonderes Geschenk: Die Urkunde für ein riesiges Stück Land in Maine. Alex, der sich nicht mal einen neuen Anlasser für seinen Cherokee kaufen kann, ist, wenn er den Vertrag erfüllt, der stolze Besitzer von 40.000 Morgen Land! Dieser Vertrag bestimmt, dass nur er der berechtigte Erbe ist – und auch das nur dieses eine Jahr lang. Merkwürdig, findet Alex. Er besucht seine Mutter in der Klinik, doch ist wie immer so sediert, dass sie ihn kaum erkennt. Sie rät, alle Spiegel zu verhängen, denn man beobachte ihn mit Hilfe der Spiegel. Alex seufzt.

Auch Bethany gratuliert ihm zum Geburtstag und lädt ihn zu einem ganz besonderen Abend ein. Sie will ihn mit den nicht unbeträchtlichen Reizen ihres üppigen Körpers verwöhnen. Welcher Mann könnte zu einem solchen Angebot nein sagen? Alex tut es, denn er findet Bethanys oberflächliche Art des Empfindens und Denkens abstoßend, vielleicht ist er aber auch nur mehr an Jax interessiert, der geheimnisvollen Fremden.

|“Ärger wird dich finden“|

Dass er an dieser Wahl recht getan hat, erweist sich schon im Verlauf des nächsten Monats. Im Fernsehen hört er, dass die beiden Streifenpolizisten, die ihm halfen, mit gebrochenem Genick gefunden worden seien. Und er muss an Jax‘ Worte denken, dass die beiden „Piraten“ nicht wie andere Menschen gewesen seien.

Mr Martin, der Besitzer der Galerie ruft ihn an: Er habe alle seine Bilder verkaufen können, aber er habe eine Bitte. Als Alex Mr Martin besucht, erlebt er einen Schock: Ein Fremder habe zwar alle seine Bilder zum doppelten Preis gekauft, sie dann aber mit schwarzem Markierstift verunstaltet. Einer der Sprüche verunglimpft Alex persönlich aufs Gröbste. Woher kennt ihn der Kerl? Mr. Martin hat Angst. Er gibt Alex die 24.000 Dollar und will ihn nie wiedersehen.

Etwas Sonderbares geht hier vor, und es beunruhigt Alex. Wenn er nur Jax wiedersähe! Als er von den Piraten angegriffen wird, taucht sie aus dem Nichts auf, um ihn zu schützen: Mit einem Messer kann sie sehr gut umgehen. Sie weist ihn diesmal darauf hin, dass sie nicht aus seiner Welt stamme und er Landschaften male, die sie selbst nur aus ihrer eigenen Welt kenne. Er sei der Schlüssel zu einem Geheimnis, das mit dem Gesetz der Neunen zu tun habe. 27 sei die Summe 9 aus 2 und 7. Am 27. Geburtstag erfuhren er und seine Mutter von ihrem Erbe.

|Ein weiteres Opfer|

Er glaubt ihr nicht. Wie auch? Bei einem weiteren Treffen beleidigt er Jax, obwohl sie sehr nett zu ihm ist und seine Hilfe benötigt. Sie verschwindet spurlos. Als Nächstes schockiert ihn der Brand des Hauses, in dem sein Großvater lebte. Ben ist fast zur Unkenntlichkeit verbrannt, doch er war bereits vorher tot. Was geht hier nur vor? Wer sind diese geheimnisvollen Nichtmenschen, die ihm nach dem Leben trachten, fragt sich Alex. Sind es jene Wesen, die seine Mutter aus den Spiegeln beobachten? Und jene Stimme, die aus seinem Handy knurrt? Er hat es auf Jax‘ Anraten zerstört, sodass man ihn nicht mehr damit verfolgen kann.

|Die Königin|

Einen Monat später hat er sich soweit beruhigt, dass er wieder malen kann. Es ist eine sehr stürmische Nacht voll Regen, Blitz und Donner, als Punkt Mitternacht seine Türklingel ertönt. Genervt geht er zur Haustür: Durch den Türspion sieht er Bethany in ihrer üppigen weiblichen Pracht. Er seufzt und öffnet die Tür. Sofort hebt sie den Arm, und er spürt einen schmerzhaften Schock: Starkstrom jagt durch seinen Körper und lässt ihn sich in Qualen winden. Bethany, die angeblich so dumme Tussi, hat ihn mit einem Taser niedergestreckt. Zwei muskelbepackte Kerle tragen ihn ins Haus. Sie sehen genauso aus wie die Piraten, die ihn angegriffen haben.

Alex besinnt sich darauf, was ihm sein Großvater Ben beigebracht hat, und kann einen der beiden ausschalten, doch als Strafe dafür jagt ihm Bethany erneut einen Stromstoß durch den Leib. Erst als er mit reißfesten Fesseln ans Bett gebunden ist, rückt sie mit ihrer wahren Absicht heraus. Sie stammt aus der anderen Welt, Jax‘ Welt, und er soll die mittlerweile entkleidete Bethany schwängern. Sie braucht sein Kind, um den einzig wahren Erben der Familie Rahl auszutragen!

Alex ist völlig klar, dass sie ihn umbringen wird, sobald ihr dies gelungen ist. Wenn jetzt doch nur Jax hier wäre. Doch so viel Glück soll Alex in Bethanys gierigen Armen nicht beschieden sein. Zumindest vorerst …

_Mein Eindruck_

Wie man sieht, ist Goodkind seinen Themen treu geblieben: Ein junger Mann – in „Schwert der Wahrheit“ war es Richard Rahl – wird aufgrund seiner Herkunft mit Aufgaben betraut, deren Größe zunächst seine Vorstellungen übersteigt. Doch er hat mindestens einen Lehrmeister, hier heißen sie Ben Rahl und Jax Amnell. Natürlich muss er sich auf eine kleine Odyssee machen. Doch schon hier gibt es den ersten Unterschied: Die Odyssee findet in Alex‘ Heimatstadt statt. Diese wird quasi auf den Kopf gestellt.

|Apokalypse daheim|

Statt in weite Fernen abzuschweifen wie Richard Rahl, erstrecken sich Alex‘ Abenteuer aufs Überleben in der eigenen Stadt. Orden, so scheint es, wird gerade belagert, von jenen Schergen des Befehlshabers der anderen Welt: Radell Cain heißt der Spitzbube, der sich an Skrupellosigkeit und Entschlossenheit nur mit Hitler und Stalin vergleichen lässt.

Wie Jax erzählt, hat es der Anführer einer wachsenden Anhängerschaft darauf abgesehen, alle Magie aus seiner Welt zu verbannen. Und da er für alle Übel die Träger der Gabe verantwortlich macht, erfreut sich seine Bewegung regen Zulaufs. Was wiederum alle Magier, wie etwa Jax, nicht nur an sich gefährdet, sondern auch zu Verfolgten macht.

|Anti-Magie-Bewegung|

Natürlich gilt es herauszufinden, was Radell Cain von unserer Welt will. Schließlich gibt es hier keinerlei Magie, die zu bestrafen wäre. Nein, Cain – ein unheilvoller Name, wenn es je einen gab – will Technik, von der wir nicht nur im Überfluss besitzen – und sie wie Magie benutzen -, sondern ohne die wir schon gar nicht mehr leben können. Ohne Technik, die Medikamente und Lebensmittel herstellt, würde unsere Industriekultur in kürzester Zeit zusammenbrechen. Dieses Szenario malt Jax in einer Szene genüsslich aus.

Es gibt nur einen Haken bei dieser Geschichte, weiß Jax: Man kann keine Gegenstände von hier nach dort mitnehmen, denn sie gehen in der Großen Leere dazwischen verloren. Deshalb besteht das oberste Ziel aller Schergen und Helfer Radell Cains darin, den DURCHGANG zu finden und herauszufinden, wie er geöffnet wird.

Laut einer Prophezeiung kann dies nur einer tun, der nicht von Cains Welt stammt: Alex Rahl, der Nachfolger jenes Mannes, der einst die Welten voneinander trennte und die nicht mit Magie Begabten in unsere Welt verbannte. Man braucht keine Kristallkugel, um sich ausrechnen zu können, dass der Durchgang, den Cain will, sich auf Alex Rahls frisch geerbtem Land befinden muss – irgendwo im Stephen King Country.

|Nachgefragt|

Mich wunderte nur die ganze Zeit, dass Cains Helfer nicht gleich auf Alex losgehen, sondern sich erst seine Mutter schnappen und dann seinen Großvater (der, da er ihrer Folter als Ex-Marine widerstand, getötet wurde). Die Erklärung für diese Reihenfolge ist simpel: Jax hat den Gegner mit ihrem Auftauchen daran gehindert, Alex zu fangen und zu foltern, um ihm das Geheimnis zu entreißen. Dafür haben sie es bereits mehrfach bei seiner Mutter versucht.

|In der Falle|

Es ist daher logischerweise Alex‘ Aufgabe, seine Mutter zu fragen, ob sie dem Gegner etwas verraten hat und wenn ja, wie viel. Doch als sie den neunten (!) Stock der psychiatrischen Klinik besuchen, tappen Alex und Jax mitten in eine Falle. Es gehört zum großartigen Wendepunkt dieses Romans, dass Alex und Jax, gerade noch kurz davor triumphierend aus Orden abzureisen, zu gefangenen des Feindes werden. Wie sie dies überleben, soll nicht verraten werden. Dass sie es tun, ergibt sich aus der Tatsache, dass die Geschichte weitergeht. Nur soviel: Dieser mittlere Akt ist absolut großartig inszeniert: Actionreich, dramatisch und voller Spannung.

Wieder einmal zeigt uns Goodkind die Elemente, die seine SCHWERT-Saga so erfolgreich gemacht haben: Das zentrale Liebespaar wird der ultimativen Belastung seiner Beziehung unterworfen, indem sich Alex, der Held, bewähren muss, um seine Liebe, Jax, vor einem denkbaren schändlichen Schicksal zu bewahren.

|Good girl, bad girl|

Was die Frauen angeht, so wiederholen sich auch hier die Schemata. Die gute Frau ist hingebungsvoll, aber eine Kriegerin, die mit vollem Einsatz kämpft – genau wie Kahlan. Die böse Frau, beispielsweise Bethany, ist die ultimative Egoistin, die nur an sich denkt, alles von ihrer Beute verlangt und dem jeweiligen Männchen keine Chance lässt. Allerdings hat Bethany diesmal die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Das wird sie noch bedauern.

_Die Übersetzung _

Die Übersetzung durch Caspar Holz, der praktisch alle SCHWERT-Romane ins Deutsche übertragen hat, ist gewohnt flüssig zu lesen, fehlerlos und dem deutschen Umgangston angepasst, sodass die Redeweise der Figuren unserer Welt natürlich wirkt. Nur die Fremden, die reden etwas gestelzt und sonderbar.

Der einzige Druckfehler, der mir auffiel, findet sich auf Seite 468. Statt „Verfolgungswahn“ heißt es da „VORfolgungswahn“.

Auf den Innenseiten des Umschlags ist die Landkarte von D’Hara etc. abgedruckt. Sie wird jedoch überhaupt nicht benötigt. An keiner Stelle wird ein Ortsname von dort genannt, sodass man keine Vorkenntnisse aus der SCHWERT-Saga benötigt, um „Gesetz der Neun“ verstehen zu können.

Der einzige genannte Ort ist der „Palast des Volkes“, der sich auf der Karte mitten in der Weite von D’Hara befindet. Er hat sein Gegenstück in jenem sonderbar geformten Berg, der als Schauplatz für das Grande Finale in Maine dient: Castle Mountain (und nicht etwa Castle Rock, ähem.)

_Unterm Strich_

„Das Gesetz der Neun“ ist perfekt konstruiertes und erzähltes Lesefutter, das ich in nur drei Tagen verschlungen habe. Man kann es auch in einem Tag schaffen. Die Handlung spielt sich ausschließlich in unserer Welt ab, weist nur sehr wenige übernatürliche Elemente auf (vor allem im Finale), besticht aber durch eine tiefgehende Charakterzeichnung im Falle von Alex und Jax, dem perfekten keuschen Liebespaar. Wer nun an Richard Rahl und Kahlan denkt, liegt völlig, doch das ist keine Voraussetzung zum Verständnis. Unser Verdacht, dass Kahlan nur eine ausgebildete Messerkämpferin ist, sondern eine Konfessor, wird lediglich genährt, jedoch nie bestätigt.

Die beste Szene ist für mich mit Abstand nicht die (gottlob) scheiternde Vergewaltigung durch Königin Bethany, sondern Alex‘ und Jax‘ unfreiwilliger Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik, ausgerechnet im neunten Stock. Hier muss Alex durch List und Entschlossenheit nicht nur sich selbst, sondern vor allem auch seine Liebe in Gestalt von Jax retten. Die Schauplätze sind so anschaulich geschildert, dass ich überzeugt bin, dass Goodkind selbst an einem solchen Ort recherchiert hat.

Der Vergleich mit Richard Rahls Gefangenschaft und sexueller Folter im „Palast des Volkes“ liegt nahe. Nur manche Sätze, die Alex sagt, klingen nicht so, als würde sie von einem schwer mit Thorazin sedierten Menschen stammen, sondern von einem hellwachen Burschen, der weiß, was er vorhat. An diesen Stellen bewegt sich der Autor am Rande der Plausibilität.

Natürlich darf auch eine Geheimgesellschaft der Guten nicht fehlen: Die Treuhandgesellschaft für das Erbe der Rahls hat das Land durch die Jahrhunderte geschützt, was die Frage beantwortet, wie im Zeitalter der Satellitenüberwachung der Durchgang zur anderen Welt so lange unentdeckt bleiben konnte.

Wer also Goodkind mal entdecken möchte, ohne Kenntnisse von der SCHWERT-Saga mitbringen zu wollen, findet hier einen Einstieg, der mit Action, Drama, viel Romantik und Spannung aufzuwarten weiß.

|Taschenbuch: 543 Seiten
Originaltitel: The Law of Nines (2009)
Aus dem US-Englischen von Caspar Holz
ISBN-13: 978-3442376469|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet

Perry Rhodan – Raumschiff Erde (Silber Edition 76, Teil 4 von 4)

_|Raumschiff Erde|:_

Teil 1: 336 MB, 4:01 h, 48 Tracks
Teil 2: 381 MB, 4:33 h, 56 Tracks
Teil 3: 335 MB, 4:00 h, 46 Tracks
Teil 4: _376 MB, 4:26 h, 55 Tracks_

_Die Handlung:_

Im Jahr 3459. Die Völker der Milchstraße ächzen unter dem Joch der Konzilsherrschaft. Die Laren und ihre willfährigen Helfer, die Überschweren, beherrschen dank ihrer überlegenen Technik die gesamte Galaxis. Das Solare Imperium ist wie alle übrigen Sternenreiche zusammengebrochen. Unter Aufbietung aller Kräfte gelang es der Menschheit aber, zumindest ihre Heimat, das Solsystem, dem Zugriff der Eroberer zu entziehen. Ein gewaltiges Schirmfeld hüllt die Sonne und ihre Planeten ein, hält sie mehrere Minuten in der Zukunft, unerreichbar für die feindlichen Flotten. Doch Perry Rhodan weiß, dass die Zuflucht in der Zeit nicht von Dauer sein kann. Zu überlegen ist die Technik der Laren, zu erdrückend ihre Übermacht. Die Menschheit benötigt ein neues Versteck – und in Perry Rhodan reift ein Entschluss, der die Geschicke der Menschheit und der Erde für immer verändern wird … (Verlagsinfo für die komplette |Silber Edition 76| )

|Dieser Teil:|

Die Roboter, in denen das gesamte Wissen von NATHAN gespeichert ist, sollen ins SOL-System abgestrahlt werden. Danach soll NATHAN mit seinen alten Daten gefüttert werden, doch er weigert sich, diese anzunehmen. Perry Rhodan stellt seinen Plan vor, nicht nur die Terraner an eine andere Stelle in der Galaxis zu versetzen, sondern auch TERRA und LUNA. Dieser Plan wird nicht von allen Terranern begrüßt und es regt sich teils heftiger Widerstand. Schließlich wird die Erde und ihr Mond doch über den Sonnentransmitter abgestrahlt, aber …

_Mein Hör-Eindruck:_

Dieser letzte Teil der |Silber Edition| steckt voller hitziger politischer Diskussionen und Ansprachen. Das, was Perry Rhodan mit der Erde und rund 20 Milliarden Terranern vorhat, stößt nicht überall auf Gegenliebe.

Hier kann Tom Jacobs wieder einmal zeigen, warum er zu meinem Lieblings-Silber-Editions-Sprecher geworden ist. Ohne auf alberne Akzente oder unangenehme Stimmfarben und -höhen zurückzugreifen, bringt er die volle Dramatik ins Ohr des Hörers. Die Erde und der Mond sollen einfach aus dem Sonnensystem verschwinden. So will Rhodan sich und die Terraner dem Zugriff der Laren entziehen, vor denen er sich hinter dem ATG-Schild versteckt, das die Erde bislang für einen unerreichbar kurzen Moment in der Zukunft festhält und schützt.

Einige Heimatverbundene zetteln einen großen und gewaltbereiten Protest an und da gibt es für Jacobs des Öfteren einen Grund, auch mal laut zu werden. Und das wird er dann auch, dennoch, alles im angenehmen Rahmen und der Geschichte absolut gerecht werdend.

Auch wenn es hier wenig Action und jede Menge Diskussionsstoff gibt, ist dieser Teil nicht langweilig. Jacobs brilliert als NATHAN, der seine alten Daten nicht annehmen will, als Wissenschaftler und der darüber verzweifelt. Als gewaltbereiter Heimatliebender, der sein Sonnensystem nicht verlassen will und als Perry Rhodan, der seinen Plan dennoch durchzieht … es gibt keine Rolle, an der ich hier etwas auszusetzen hatte.

Dass der Schluss ein riesiger Cliffhanger ist, dafür kann Jacobs ja nichts. Und so sagt der Hörer dieser |Silber Edition 76 – Raumschiff Erde| zum Abschied leise: „Ne, oder?“

|Die Effekte – Der Hintergrund|

Jedes Kapitel beginnt mit einer kleinen Melodie oder ein paar Sound-Effekten. Danach folgt bei einigen Kapiteln noch ein Ambient-Teppich als Untermalung für den Hintergrund, der wird er aber auch gern mal spontan mitten in einem Track verlegt. Dieser Teppich fällt manchmal kaum, manchmal gar nicht und manchmal stark auf, weil er in der Lautstärke variiert, was dann teilweise den Sprecher unterstützt oder von ihm ablenkt.

|Die MP3s und das Booklet|

Die Qualität der MP3s entspricht dem derzeitigen Eins-A-Medien-Standard: 192kbps, 41,1kHz und Joint Stereo. Die 55 Tracks sind fortlaufend nummeriert, wobei die Tracknummer im Dateinamen vorn steht und im ID3-Tag am Ende. Auch die Namen der an diesem Teil der |Silber Edition| beteiligten Autoren, Kurt Mahr und Ernst Vlcek, werden im ID3-Tag erwähnt. Beim Abschlussteil dieser |Silber Edition| ziert die grafisch aufgehellte Front von Band 673 „Raumschiff Erde“ die ID3-Tags. Das Bild liegt dem Hörbuch zusätzlich als JPG- und als PDF-Datei in der Auflösung 1448 x 1444 bei.

Der Download ist auch als One-Track-Version erhältlich.

Als Bonus gibt es das Booklet, das auch der CD-Version beiligt, als PDF-Datei. Hier finden wir ein Tracklisting, ein Vorwort von Horst Hoffmann, eine Risszeichnung einer neuen Space-Jet, eine Zeitleiste und die Cover der in dieser |Silber Edition| enthaltenen Heftromane Nr. 664, 666, 667, 668, 672 und 673 zu sehen.

_Mein Fazit:_

Ein diskussionslastiger Teil, der dennoch voller Dramatik steckt, die vom Sprecher perfekt transportiert wird. Ein dicker Cliffhanger am Ende sorgt für vorfreudige Erwartung … wir hören uns in drei Wochen.

|MP3-Download mit ca. 376 MB Größe
Spieldauer der Lesung: 4:26 h
Anzahl der Tracks: 55
Sprecher: Tom Jacobs
ISBN-13: 9783939648956|
[einsamedien.connectare.de]http://einsamedien.connectare.de
[www.perry-rhodan.net]http://www.perry-rhodan.net

|Hinweis:| Die |Silber Edition 76| ist auch auf zwei MP3-CDs im Handel erhältlich.

Salvatore, R.A. – Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger

R. A Salvatore ist eigentlich eher bekannt für seine Fantasy-Romane, insbesondere die über den Dunkelelfen Drizzt. Doch auch im „Star Wars™“ Universum ist der vielseitige Autor anzutreffen. Hier sogar an besonders prominenter Stelle, denn ein Roman zum Film, stellt immer etwas Besonderes dar – in einer solchen Kultreihe sowieso. Apropos Besonderheiten und Film: Schon in der gebundenen Erstausgabe von |Blanvalet| finden sich, zusätzlich zur Novelle, 16 Seiten mit durchgängig farbigen Bildern der Leinwandfassung aus der zweiten Episode der inzwischen berühmten Weltraum-Saga.

_Zur Story_

Senatorin Padmé Amidala gilt nach dem Anschlag auf dem Flugfeld, der ihrem Double Cordé statt ihrer das Leben kostet, erst fälschlicherweise als tot – was im Senat mit Trauer und Bestürzung bedacht wird, als Kanzler Palpatine diese Nachricht dort verkündet. Die Opposition und politischen Gegner Padmés reiben sich natürlich die Hände. Freude und Erleichterung auf der einen Seite und Missmut auf der Anderen, als Padmé überaus lebendig doch im Senat auftaucht und die Gerüchte über ihren Tod Lügen straft. Meister Yoda hat das dumpfe Gefühl, dass sich noch etwas weitaus Dunkleres zusammenbraut und fürchtet um Padmés Sicherheit. Zwei Jedi werden zu ihrem Schutz abgestellt.

Selbstverständlich handelt es sich dabei um Meister Obi-Wan Kenobi und seinen inzwischen neunzehnjährigen Padawan-Schüler Anakin Skywalker. Immerhin kennt Padmé die beiden noch aus der Zeit, als sie noch Königin auf ihrem Heimatplaneten Naboo war. Das Verhältnis der beiden ist an sich sehr gut, sie sind ein perfekt eingespieltes Team – und doch belasten einige Dinge ihre Meister-Schüler-Beziehung mittlerweile ernsthaft. Anakins immer schlimmer werdende Alpträume betreffs seiner Mutter zum Beispiel. Aus Furcht Obi-Wan könne ihm dies als Schwäche auslegen, schweigt er über die wahre und bedrohliche Intensität und kehrt stattdessen den wilden Draufgänger raus. Genau das wiederum missfällt Obi-Wan.

Als sie dann Padmé gegenüberstehen, ist es um den jungen Erwachsenen dann vollends geschehen. Doch zum Verliebtsein bleibt ihm im Moment allerdings keine Zeit, denn schon gilt es, die Senatorin vor einem weiteren Attentat zu schützen. Bei einer wilden Verfolgungsjagd durch das nächtliche Coruscant, finden die beiden Jedi heraus, dass es um wesentlich mehr gehen muss, als nur Padmé allein. Obi-Wan wird diese frische Spur weiter verfolgen, während sein Schüler die protestierende, aber dennoch einsichtige, Senatorin heimlich auf ihren idyllischen Heimatplaneten schaffen soll, wo man sie in Obhut des fähigen Anakin in Sicherheit wähnt. Bis Anakin weitere Alpträume heimsuchen und er sich auf eigene Faust aufmacht, seiner Mutter beizustehen.

_Eindrücke_

Gerade das Meister-Schüler-Verhältnis gerät hier wesentlich runder und nicht so einseitig. Obi-Wan beschleicht oft ein vages Gefühl von Gefahr, was Anakin angeht (wie schon seinem alten Meister Qui-Gon Jinn gegenüber in Episode I geäußert), doch auch Obi-Wan ist nicht ganz eins mit sich und der Macht, er zweifelt nämlich an seinen Fähigkeiten als Lehrer. Er war immerhin der jüngste Jedi, der jemals einen Padawan zur Ausbildung anvertraut bekam. Da er Anakin wirklich sehr mag, schiebt er diese dunklen Vorahnungen auf seine mangelnde Erfahrung als Mentor. Von den inneren Konflikten Obi-Wans ist im Film kaum etwas übrig geblieben, dort wirkt das viel einseitiger.

Es wird wesentlich besser auf das Umfeld eingegangen, seien es die politischen Umstände oder die Reibereien im Jedi-Rat. Die gesamte Vorgeschichte und familiären Gegebenheiten auf Tatooine, bis hin zu Shmi Skywalkers Entführung und dem Rettungsversuch der Farmer, sie von den Tusken zu befreien. So erfährt der Leser, wie fürsorglich in der Familie Lars miteinander umgegangen wird und wie sehr Shmi ihren „Annie“ vermisst und sich nicht mehr wünscht, als ihn bei dem liebevollen Familien-Leben dabei zu haben. Auch wie C3-PO zu seiner Außenhülle bekam, findet kurze Erwähnung. All das geht im Film ziemlich unter oder ist etwas anders dargestellt.

Obi-Wans Recherchen sind viel weitreichender und führen ihn nicht sofort zu seinem alten Kumpel Dex, sondern er befragt erst die Analyse-Droiden des Jedi-Archivs, nach dem Giftpfeil. Die können ihm aber nicht weiterhelfen – vermutlich war dieser Teil ursprünglich auch im Film vorhanden, wurde aber wieder rausgeschnitten: Überbleibsel dessen ist wohl der komische, unzusammenhängend wirkende Satz von Dex: „[…]Eure Analyse-Droiden verlassen sich nur auf Symbole[…]“. Wer den Roman liest, versteht diese recht kryptische Einlassung aus der Filmszene endlich: Obi-Wan kommt gerade von dort und berichtet Dex, dass die Droiden nichts finden konnten.

Anakin lernt auf Naboo seine Schweigereltern sowie seine Schwägerin in spe kennen, welche die beiden zuerst besuchen, bevor sie zur amtierenden Königin und danach in das Versteck auf der Insel kommen. Diese Zwischenstation wird vom Film komplett ignoriert. Anakin fühlt sich sichtlich wohl bei diesen Leuten und es wird auch deutlich, dass Padmé sich eine eigene Familie wünscht, aber sich von der Pflicht als Senatorin manchmal zu sehr einnehmen lässt. Padmés Eltern sehen in ihm fast schon von Beginn an als so was, wie einen Schwiegersohn. Anakin lernt auf der anderen Seite ein Familienleben kennen, welches er nie kannte.

Jango und Boba Fett kommen ebenfalls ausführlicher weg. Das seltsame Vater-Sohn-Duo bekommt so was, wie eine Familiengeschichte und somit angemessene Tiefe ihrer Charaktere. Jango ist nicht so abgrundtief böse, wie im Film gezeigt, er hat sogar eine sehr väterliche Ader seinem Klon-„Sohn“ Boba gegenüber, den er anscheinend wirklich über alles liebt. Umgekehrt würde Boba alles für seinen Vater tun und ist ganz begierig darauf diesen stolz auf sich zu machen. Eine höchst gefährliche Mischung, wie die weitere Geschichte noch zeigen wird.

Padmé und Anakin werden nicht sofort in die Arena auf Geonosis geworfen, Count Dooku heuchelt vorher noch den hilfsbereiten Freund, der Padmé mit geschliffenen und einschmeichelnden Lügen anbietet Obi-Wan und Anakin freizulassen, sollte sie als Repräsentantin Naboos und Senatorin des großen Rates einen Vertrag unterzeichnen, der Naboo auf die Seite der Separatisten bindet. Erst als sie das Gespinst durchschaut und ablehnt, lässt er seine freundliche Maske fallen und schickt die beiden zu Obi-Wan, der bereits in der Arena zur Exekution angekettet ist.

Zu bemängeln gibts lediglich die Übersetzung, so sind der mit der Thematik bzw. „Star Wars“ offenbar nicht vertrauten Übersetzerin ein paar kleine Fehler unterlaufen. So wird aus den Astromech-Droiden (wie R2-D2 einer ist) stattdessen „Nav(igations)-Droiden“. Was sinngemäß zwar stimmt, dem sonst in der Serie durchgängig verwendeten Terminus aber nicht entspricht. An einer Stelle wird behauptet, Anakin wünschte, dass Shmi Padmé kennengelernt hätte. Das ist so nicht korrekt, denn die beiden kennen sich bereits (vgl. Episode I: „The Phantom Menace“). Hier ist stark zu vermuten, dass ein Adjektiv schlicht vergessen wurde. Fügt man gedanklich nämlich das kleine Wörtchen „näher“ oder „besser“ hinzu, liest sich der Satz plötzlich stimmig.

_Fazit_

Das ausführliche, aber nicht langweilige Drumherum macht aus der Story einen lesenswerten Stoff, der einen den (Kino-)Film mit anderen Augen sehen lässt. Einige der zusätzlichen Handlungen schafften es schließlich auf die DVDs, dennoch ist der Roman weiterhin klar im Vorteil. Alle Hauptfiguren bekommen mehr Aufmerksamkeit und man kann sogar den zwiegespaltenen Anakin nun viel besser verstehen und mitfühlen, in welchem Dilemma er steckt. R. A Salvatore schafft eine höchst dichte Atmosphäre, die das Buch zu einem rasch konsumierten Pageturner werden lassen.

|Taschenbuch: 349 Seiten
Originaltitel: STAR WARS: Episode 2 – Attack of the Clones
Nach der Idee und Figuren von George Lucas
LucasBooks / DelRey – Ballantine Publishers Group Inc.
Deutsche Lizenz: Blanvalet Verlag München – April 2002
Übersetzung: Regina Winter
ISBN: 978-3442357611|

auch erschienen als:

|Hardcover: 352 Seiten
ISBN: 978-3764500887|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet

Mehr als 40 Rezensionen rund um das „Star Wars“-Universum gibts in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book zu entdecken.

Kinkel, Tanja – Im Schatten der Königin

_Parole: Durchhalten_

„Was bist du bereit, für deine große Liebe zu geben – und welcher Preis ist so hoch, dass er nicht bezahlt werden darf?“ Auch in ihrem aktuellen Roman „Im Schatten der Königin“ macht Tanja Kinkel sich über eine beeindruckende Frauengestalt und das ewig aktuelle Thema der „Liebe“ her; dieses Mal über Elisabeth I. von England, das Ganze verpackt in eine Kriminalgeschichte.

Die Frau eines engen Vertrauten der Königin wird tot am Fuße einer Treppe aufgefunden, und sofort munkelt das Reich, dass ihr Mann Robert Dudley oder gar die junge Königin Elisabeth etwas mit diesem Tod zu tun haben könnten. Für Elisabeth steht der Verlust des Thrones auf dem Spiel; für ihren Freund und Günstling Robert Dudley gar das eigene Leben. So weit die Fakten, dann setzt Tanja Kinkel ein, die nach umfangreichen Recherchen mit „Im Schatten der Königin“ ihre eigene Version der historisch verbürgten Begebenheit vorstellt. Roberts bester Freund Tom Blount übernimmt darin das schwierige Amt, den Fall zu untersuchen und ihn, obwohl auch er sich der Unschuld seines Freundes manchmal nicht ganz sicher ist, aufzuklären. Zwielichtige Gestalten behindern den Aufklärungsprozess, denn obwohl er fernab vom Hof ermittelt, sieht sich Tom Blount schnell in die Machtspielchen des Hofes verstrickt.

Wie immer verwebt Tanja Kinkel in sehr elegantem sprachlich hervorragendem Stil historische Fakten mit dem Schicksal von Menschen, die sie dem Leser nahebringen will. Sie sind gefangen in den Zwängen ihrer Zeit und Stellung, aber in ihrem Handeln doch so frei, dass sie die psychologisch gut ausgearbeiteten Probleme lösen können. Blount beispielsweise wird durch seine Ermittlungsarbeit gezwungen, immer wieder sein eigenes Leben mit dem seines Freundes zu vergleichen. Er erkennt, dass er seine Ehe vernachlässigt und seine Frau beinahe so behandelt, wie er es bei seinem Freund und in dessen Ehe kritisiert. Elisabeths Leben als Prinzessin und Königin wird durch die Konfrontation mit und aus Sicht der sehr lebendigen Gestalt ihrer Amme für den Leser nachvollziehbar als Gratwanderung zwischen höchster Macht und absoluter Machtlosigkeit geschildert.

Dennoch erscheint die Kriminalgeschichte eher spannungsarm, weil die Aufklärung des Falles immer wieder von der Schilderung der für den Kriminalfall unwichtigen Einzelschicksale von Nebenfiguren unterbrochen wird. Tom Blount bleibt bis auf den Fakt, dass es mit seiner Ehe nicht zum Besten steht, blass und schwer greifbar, so dass er nicht zu Identifikationsfigur werden kann. Die Amme Kat Ashley hingegen wird durch ihren Konflikt und den unbedingten Willen, ihr „Kind“ vor Ungemach zu beschützen, sehr plastisch herausgearbeitet, so dass es schließlich kaum überrascht, dass sie im Geheimen ermittelt. Auch der Komödiant Frobisher lockert die sachlich-trockene Ermittlungsarbeit etwas auf. Zum Ende hin gewinnt der Roman dann tatsächlich noch etwas an Fahrt, wenngleich die Lösung des Kriminalfalls nicht unbedingt überrascht.

Im Ganzen kann man nicht warm werden mit „Im Schatten der Königin“. Es gelingt nicht einmal, die Tote für ihr unglückliches Leben und dessen tragisches Ende zu bedauern. Der 2009 erschienene Roman „Die Säulen der Ewigkeit“ hatte mehr Abenteuer und Figuren zu bieten, an die man sich auch nach einem Jahr noch lebhaft erinnert. „Im Schatten der Königin“ verlangt vor allem eins: Durchhaltevermögen.

Gebundene Ausgabe: 424 Seiten
ISBN-13: 9783426198179
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de
[www.tanja-kinkel.de]http://www.tanja-kinkel.de

_Tanja Kinkel bei |Buchwurm.info|:_
[Die Puppenspieler 83
[Der König der Narren (Die Legenden von Phantásien) 1181
[Götterdämmerung 1409

Brandon Sanderson – Der Weg der Könige (Die Sturmlicht-Choniken 1, Teil 1)

Die Sturmlicht-Chroniken:

Band 1: „Der Weg der Könige“
Band 1 (Teil 2): „Der Pfad der Winde“
Band 2: „Die Worte des Lichts“
Band 3: „Die Stürme des Zorns“

Die Handlung:

Dies ist die Geschichte von Dalinar, Heerführer von Alethkar und Bruder des ermordeten Königs. Seit dem Tod des Königs sind die Fürsten des mächtigsten Reiches von Roschar zerstritten, und der Krieg mit dem Barbarenvolk im Osten zieht sich länger hin als erwartet. Dabei trägt Fürst Dalinar nicht nur schwer an dem Vermächtnis seines toten Bruders, sondern auch an den unheimlichen Visionen, die ihn des Nachts überfallen: Visionen aus einem vergangenen Zeitalter, als die Völker von Roschar vereint waren, als die Menschen noch Seite an Seite mit den Göttern kämpften und die magischen Schwerter dem Schutz des Lebens dienten. Visionen, die in Fürst Dalinar nicht nur eine neue Hoffnung auf Einheit unter den Menschen wecken, sondern auch eine tiefe Furcht. Denn noch weiß keiner, welches Schicksal die Zukunft von Roschar für all jene bereithält, die das Rätsel der Vergangenheit lösen können … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Verlage halten sich ungern zurück, wenn es um das Bewerben eines neuen Titels geht. Gern wird auch mal ein Fantasy-Roman aus dem eigenen Programm als neuer „Herr der Ringe“ vorab gefeiert. Einige Romane können dem standhalten, einige nicht. „Der Weg der Könige“ von Brandon Sanderson scheint ein Weg zu werden, den einige sicher gern mitgehen werden. Ich schreibe „werden“, da dieses Buch der Auftakt einer geplant zehnbändigen Reihe und noch nicht abzusehen ist, womit der Autor noch aufwartet.

In diesem Buch wartet er auf jeden Fall mit sehr vielen Erklärungen auf, um seine neue Welt zu erklären. Auf knapp 900 Seiten wird der Leser überwiegend in die Welt eingeführt, statt mit abenteuerlicher Handlung konfrontiert. Es wird sicher nicht wenige Leser geben, die sich gute 500 Seiten dieses Buch hätten schenken wollen, um dem interessanten Ende schneller näher zu kommen oder um einfach wieder ein wenig neuer Action zu begegnen. Gegen Ende nimmt der Roman dann aber endgültig Fahrt auf und hinterlässt auch den allseits bekannten leicht faden Beigeschmack eines ersten Teils einer Reihe.

Freunde der epischen Fantasy werden allerdings durch die ausführliche, einbändige Einführung in alles rund um Roschar belohnt. Wie sieht die Tier- und Pflanzenwelt aus? Warum bauen die Bewohner ihre Unterkünfte in Höhlen oder aus Stein und alle zeigen in die gleiche Richtung? Was kann man mit den Edelsteinen noch so alles anstellen, außer sie als Währung zu gebrauchen? Geschichte, Religion, Mythologie, alles wird vom Autor erklärt, der sich offenbar richtig lange und richtig viele Gedanken darüber gemacht hat. Nach eigener Aussage seit Mitte der 1990er und teilweise noch weit davor.

Welcher der vielen Charaktere, die im Buch auftreten, wird später noch eine wichtige Rolle spielen? Kaladin, Schallan, Dalinar oder einer der anderen? Jasnah oder Szeth vielleicht? Wer ist hier eigentlich der Hauptgegner und was haben die Könige mit den magischen Schwertern vom Prolog mit allem zu tun? Was sagen die Visionen aus, die Dalinar quälen? Es sind eine Menge Infos und Fragen, die der Leser zu verarbeiten hat. Einige Fragen werden beantwortet, einige nicht. Fortsetzung folgt, wie das oftmals so ist.

Und so werden sich bei diesem Buch sicher die Lager teilen. Den einen wird zu viel erklärt und beschrieben anstatt eine Handlung voranzutreiben, so sie denn eine erkennen konnten und den anderen hat genau diese langsame und ausführliche Einführung in die neue Welt gefallen.

Die zum Teil farbigen Illustrationen und Karten im Buch sind wirklich schön anzusehen und das „Ars Arcanum“ am Ende gibt einen tabellarischen Überblick über die zehn Essenzen und ihre Eigenschaften.

Die Teilung von Romanen für den deutschen Sprachraum

Leider hat der Verlag nicht auf eine Teilung des Romans verzichtet und so ist der Roman zwar ein Brocken, dennoch aber nur die Hälfte von dem, was er hätte sein können. Leider wird dieses Vorgehen im Fantasy-Bereich gerne praktiziert, um den geneigten Fan mehrfach zur Kasse zu bitten. Beim „Rad der Zeit“ zum Beispiel hatte man sogar zum Teil drei Bücher aus einem gemacht.

Wo ich gerade beim „Rad der Zeit“ bin, einer von vielen Fantasy-Fans geliebten Reihe, kann ich direkt die Verbindung zu Brandon Sanderson herstellen. Denn nach dem Tod des Schöpfers Robert Jordan hat Brandon Sanderson den Auftrag bekommen, dessen vorgeschriebene Manuskripte aufzuarbeiten, um die Reihe so zum Abschluss zu bringen. Und das Material ist so umfangreich, dass es für drei Bücher reicht. Auf Englisch wohlgemerkt, denn auf Deutsch werden sie jeweils wie gehabt geteilt.

Und da Sanderson erstmal das letzte „Rad der Zeit“-Buch fertigstellen will, dauert es noch mindestens anderthalb Jahre, bis in den USA der zweite Band dieser Reihe erscheinen wird. Schade, aber, das Warten lohnt sich auf jeden Fall für alle, die eine lange Lese-Reise nicht scheuen oder bevorzugen.

Der Autor

Brandon Sanderson, 1975 in Nebraska geboren, schreibt seit seiner Schulzeit phantastische Geschichten. Er studierte Englische Literatur und unterrichtet Kreatives Schreiben. Sein Debütroman „Elantris“ avancierte in Amerika auf Anhieb zum Bestseller. Seit seinen Jugendbüchern um den jungen Helden Alcatraz und seiner großen Saga um die „Kinder des Nebels“ gilt der junge Autor auch in Deutschland als einer der neuen Stars der Fantasy. Er wurde auserwählt, Robert Jordans großen Fantasy-Zyklus „Das Rad der Zeit“ fortzuschreiben. Brandon Sanderson lebt mit seiner Familie in Provo, Utah. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Der Auftakt zu einer epischen Fantasy-Reihe, die sich eine Menge Zeit lässt, so gut wie alles und jeden ausführlich vorzustellen. Wer nicht von einer Schlacht zur nächsten hetzen muss, kann hier eine schöne und interessante Zeit verbringen und richtig tief abtauchen. Und Roschar ist absolut eine Reise wert.

Hardcover: 896 Seiten
Originaltitel: The Way of Kings – The Stormlight Archive 1 (Teil 1)
Aus dem Amerikanischen von Michael Siefener
Mit zehn Schwarzweiß-Abbildungen
ISBN: 978-3-453-26717-6
www.randomhouse.de/heyne
www.brandonsanderson.com

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Rickman, Phil – Nacht der Jägerin, Die

_Die „Merrily Watkins“-Romane:_

01 „Frucht der Sünde“
02 [„Mittwinternacht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6067
03 [„Die fünfte Kirche“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6283
04 [„Der Turm der Seelen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6644
05 [„Der Himmel über dem Bösen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6979
06 _“Die Nacht der Jägerin“_
07 „The Smile of a Ghost“ (noch ohne dt. Titel)
08 „Remains of an Altar“ (noch ohne dt. Titel)
09 „The Fabric of Sin“ (noch ohne dt. Titel)
10 „To Dream of the Dead“ (noch ohne dt. Titel)
11 „The Secrets of Pain“ (noch ohne dt. Titel)

_Inhalt_

Jane Watkins, Tochter von Hochwürden Merrily Watkins, der Beraterin für spirituelle Grenzfragen des Bistums Herefordshire, ist ausgesprochen stolz. Nicht nur, dass sie fast erwachsen ist – sie hat auch noch einen Job. Ja, sie ist endlich eine Frau, die auf eigenen Beinen steht. Zwar arbeitet sie nur nach der Schule und hin und wieder an einem Wochenende, aber das Hotel in dem alten Gemäuer Stanner Hall im Grenzland zwischen England und Wales ist beeindruckend und romantisch. Jane freut sich, hier als Zimmermädchen Arbeit gefunden zu haben.

Das Hotel hat noch nicht lange offen, und der Besitzer Ben Foley, der ehemalige Fernsehproduzent, knüpft an eine alte Geschichte an, um Kunden anzulocken: Sir Arthur Conan Doyle soll hier einst übernachtet haben, und in der Gegend gibt es Legenden von einem großen schwarzen Hund, der Leuten erscheint, die bald darauf sterben. Sollte der Meister hier zu seinem berühmten Roman „Der Hund von Baskerville“ angeregt worden sein?

Die Krimiwochenenden sind für Jane spannend, doch dann geschieht etwas, das nicht in das harmlose Rollenspiel zu passen scheint, und es ist ausgesprochen unheimlich. Geht noch etwas anderes in Stanner Hall um als das Sherlock-Holmes-Fieber …?

Janes Mutter Merrily hat an ganz anderen Fronten zu kämpfen. Um die Leute wieder in die Kirche zu locken, hat sie zwanglose Abendgesellschaften ins Leben gerufen: Hier sollte nicht gepredigt werden, sondern geredet und zusammen gebetet. Den wenigen Gemeindemitgliedern, die anfangs teilgenommen hatten, taten diese Gespräche im trauten Kreise gut.

Konservative Alteingesessene betrachteten das Ganze erst als neumodischen Unfug, bis eine kranke junge Frau unerklärlich gesundet. Und Merrily, die dergleichen nie im Sinn hatte, sieht sich plötzlich in die Rolle der Wunderheilerin gedrängt. Nun muss sie sich nicht nur mit ihren Zweifeln auseinandersetzen, sondern auch mit hoffnungsvollen Kranken.

Im Zuge dieser neuen Entwicklungen stößt sie auf ein altes Verbrechen, und schließlich erhebt das Böse in seiner grausigen Banalität sein hässliches Haupt. Und über all das legt sich unerbittlich der Schnee eines bitterkalten englisch-walisischen Winters …

_Kritik_

Gekonnt wie gehabt führt Phil Rickman seine Leser durch ein neues Abenteuer für Jane und Merrily. Die Entwicklungen der Heranwachsenden mitzuerleben, ihr Ringen um spirituelle Verortung und ihre Diskussionen mit ihrer Mutter, um die sie sich halb sorgt und sich halb über sie ärgert, während sie ihr herzlich zugetan ist, war von Anfang an spannend.

Rickman schafft es, auf überzeugende Weise die inneren Kämpfe der aufgeweckten, romantischen, störrischen Siebzehnjährigen darzustellen. Und Merrily mit all ihren Sorgen und Ängsten, ihren festen Überzeugungen und ihren immer neuen Problemen mit ihrer kleinen Gemeinde, ist sowieso ein facettierter, interessanter Charakter.

Ihre zaghafte Beziehung mit dem Musiker Lol Robinson, die trotz diverser Repressalien gedeiht, ist ebenso liebevoll geschildert wie die manchmal eingefahrenen, manchmal überraschend unkonventionellen Denkstrukturen in dem Dörfchen Ledwardine.

Die Stimmung, die Rickman bei der Beschreibung von Stanner Hall, seiner Geschichte und seinem Umland hervorruft, jagt dem Leser einen Schauder über den Rücken. Was ist dran an den alten Mythen, dass der schwarze Hund auf einen Familienfluch zurückzuführen ist? Und wer kann mehr über die alte Geschichte eines Mordes in den alten Räumen erzählen?

Das alles gemischt mit dem Abscheu, den das Verhalten des ehemaligen Fernsehproduzenten und seiner Exkollegen hervorruft, macht aus dem Roman eine gelungene Mischung aus Mystery, Psychogramm, Krimi und Romanze. Rickman hat einmal mehr unter Beweis gestellt, dass er nicht nur zu den großen unter den Erzählern gehört, sondern auch origineller ist als viele seiner Kollegen.

_Fazit_

Ich kann diese Reihe nur jedem ans Herz legen, dem liebevoll ausgearbeitete Charaktere, Krimis und knifflige Plots von hoher Glaubwürdigkeit wichtig sind. Moderne und Atavismus sind hier auf eine Art und Weise verknüpft, dass man die Übergänge kaum spürt. Wenn Phil Rickman erzählt, möchte man das Buch nicht weglegen.

|Taschenbuch: 608 Seiten
Originaltitel: The Prayer of the Night Shepherd
Aus dem Englischen von Karolina Fell
ISBN-13: 9783499253355|
[www.rowohlt.de]http://www.rowohlt.de
[www.philrickman.co.uk]http://www.philrickman.co.uk

Moore, Christopher – Ein Biss sagt mehr als tausend Worte

_Inhalt_

Abby wird mit großer Wahrscheinlichkeit ihren Biologiekurs nicht bestehen. Das ist zwar nicht schön, aber noch lange nicht ihr einziges Problem. Mindestens genauso bedenkenswert ist die Tatsache, dass sie ihre Dienstherren, die Vampire Gräfin Jody und Tommy, während ihres Tagesschlafs in Bronze gegossen hat. Und jetzt sind sie vermutlich stinksauer. Wie es dazu kommen konnte, ist eine komplizierte Geschichte, vor allem, wenn man soviel anderen Kram um die Ohren hat. Etwa die Forschungen ihres Freundes Fu, der an einem Mittel arbeitet, mit dem man Vampire wieder zurückverwandeln kann.

Er hält das für eine schrecklich gute Sache, Abby ist sich da nicht so sicher. Sie ist schon sehr düster, komplex und mysteriös, und die Sache mit dem Blutsaugen und der Unsterblichkeit fände sie ausgesprochen cool.

Allerdings gibt es besorgniserregende Neuigkeiten: Auch wenn die einzigen Vampire San Franziskos gerade in Bronze gebannt sind, gehen draußen seltsame Dinge vor sich. Zum Beispiel werden jede Menge Klamotten auf der Straße gefunden, in denen nur noch grauer Staub liegt. Und das ist für die Eingeweihten ein sicheres Zeichen dafür, dass dort draußen etwas ist, das Menschen austrinkt.

Und dieses Etwas heißt Chet. Chet war ein fetter Vampirkater, der Tommy und Jody als Nahrungsquelle gedient hatte und nun die Straßen unsicher macht. Naturgemäß vergreift er sich zuerst an seinen Artgenossen, und Abby und Fu haben es plötzlich mit einer ausgewachsenen, schlecht organisierten Armee von Vampirkatzen zu tun.

Als wäre das nicht schon genug Ärger, tauchen plötzlich andere Vampire in der Stadt auf. Es handelt sich um eine ältere Generation, und sie sind wirklich wütend über das Durcheinander, das hier angerichtet wurde. Irgendjemand würde dafür bezahlen müssen …

_Kritik_

Zitat
|Und ich so: „Oh, oh.“
Und die Gräfin voll so: „Jep.“|
Zitat Ende

Das ist der Stil Abbys, wenn sie selbst mit dem Berichten an der Reihe ist. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig, sehr schräg, durchsetzt mit Internetabkürzungen und zum Brüllen komisch. Wie dieses halbwüchsige Gothicgör in tiefschwarzer Romantik schwelgt, ihren Studentenfreund Fu um den Finger wickelt und zwei hart arbeitende Polizisten das Fürchten lehrt, ist einmalig geschildert.

Christopher Moore wird sich nicht untreu: Wer es nicht zu deftig mag, sollte seine Finger lieber von diesem Buch lassen. Aber Achtung, Feingeister, ihr werdet etwas verpassen! Der Mann hat schon mehrfach und zu verschiedensten Thematiken sein komisches Genie unter Beweis gestellt, und nun, auf dem Höhepunkt der „Twilight“-Welle, schreibt er seine Vorstellung einer Vampirgeschichte auf. Und die ist nicht nur zwerchfellerschütternd und stilistisch ausgesprochen konsequent, sie steckt nebenher auch noch voller Ideen, die so unglaublich schräg und krank sind, dass man manchmal erst den eigenen Unterkiefer wieder hochschieben muss, ehe man weiterlachen kann.

Bis ins kleinste Detail sind die Charaktere ausgearbeitet, menschliche wie tierische, und alle haben sie ihren kleinen und vor allem großen Macken. Abby selbst ist ein Orkan an Absurditäten, und der Kaiser, ein alter Obdachloser, der schon lange in der Stadt lebt, geht nebst seinen zwei Hunden direkt ans Herz.

_Fazit_

Wie nicht weiter verwunderlich bei einem Werk Christopher Moores lautet das Fazit: Der Wahnsinn, unendlich witzig, Lachgarantie, alter Schwede. Allerdings nur, wenn man nicht sehr zart besaitet ist, möglicherweise könnten Menschen mit Sinn für Finesse und leise Töne sich abgestoßen fühlen. Für alle anderen gilt: Zugreifen, lesen, wimmern vor Lachen und ein bisschen neidisch sein, dass man selbst auf solche Ideen einfach nicht kommt.

Christopher Moore ist ein Meister mit Narrenkappe, ein Genie in Sachen Humor und nebenher nicht nur gebildet, sondern darüber hinaus am Puls der Zeit.

|Broschiert: 320 Seiten
Originaltitel: Bite me
Ins Deutsche übertragen von Jörn Ingwersen
ISBN-13: 9783442312436|
[www.randomhouse.de/goldmann]http://www.randomhouse.de/goldmann
[www.chrismoore.com]http://www.chrismoore.com

_Christopher Moore bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Bibel nach Biff“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=846
[„Ein todsicherer Job“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3310
[„Fool“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6795

Gelinek, Joseph – Violine des Teufels, Die

Niccolò Paganini war schon zu Lebzeiten eine Legende, nicht zuletzt durch seine eindrucksvolle und bisher nicht erreichte Spielweise, sondern auch durch seine hageres, fast schon dämonisches Aussehen. Sein Umgang mit der Violine ist unerreicht, und man sagte ihm nach, er hätte einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, denn nur so könne Paganini derartig schnell und perfekt spielen.

Doch auch seine Instrumente sind berühmt, besonders die Violine von Stradivari, eine von insgesamt sieben aus seiner persönlichen Sammlung. Deren Klang ist so einzigartig, dass viele Künstler sagen, er sei wie eine Kerze, aufflackernd, hell und sinnlich. Über die Akustik, den Klangkörper der Violine und die Herstellung ranken sich einige Legenden. Zweifelsfrei allerdings gehört eine Stradivari zu den besten Violinen auf der ganzen Welt.

Joseph Gelinek lässt in seinem Musikthriller „Die Violine des Teufels“ eine Stradivari töten, zumindest bringt diese Geige Unglück über die Besitzer. Ein Fluch – oder morden hier Menschen, um diese berühmte Geige in ihren Besitz zu bringen?

_Inhalt_

Inspector Raul Perdomo besucht mit seinem dreizehnjährigen Sohn Georgio, der ein begabter Geigespieler ist, das Konzert von Ane Larrazabal, einer der bedeutendsten Geigensolistinnen des Landes und zugleich einer der renommiertesten Musikerinnen der Welt. Heute Abend findet ein Konzert der berühmten Solistin im Auditorio Nacional im schönen Madrid statt. Es ist das erste Mal, dass Vater und Sohn gemeinsam ein Konzert besuchen, und schon auf der Fahrt erklärt Georgio seinem Vater den Ablauf des Konzertes und wie man sich als Zuhörer im Publikum zu verhalten hat.

Schon im ersten Teil des Konzertes ist das Publikum begeistert, und auch Perdomo und sein Sohn lassen sich von der Musik bezaubern. Nach der Pause allerdings betritt der Direktor der Veranstaltung die Bühne und verkündet, dass der zweite Teil des Konzertes nicht stattfinden kann. Falls sich ein Angehöriger der Polizei unter den Zuschauern befinden sollte, so solle dieser sich bitte umgehend zu den nahegelegenen Garderoben begeben.

Perdomos erste Vermutung, dass die Stradivari von Ane Larrazabals gestohlen worden ist, bewahrheitet sich nur zum Teil: Die berühmte Solistin wurde ermordet aufgefunden, stranguliert, und auf ihrer Brust befinden sich mit Blut geschriebene arabische Schriftzeichen. Aber auch ihre berühmte Stradivari mit dem einzigartigen Teufelskopf ist unauffindbar. Musste die junge Musikerin deswegen ihr Leben lassen?

In den nachfolgenden Ermittlungen wird klar, dass das Motiv des Mordes nur der Raub der sehr wertvollen und berühmten Stradivari sein kann. Gerüchte über einen Fluch, der über die Geige verhängt wurde, machen die Runde. Auch Perdomo der überaus skeptisch ist, recherchiert und trifft dabei auf Unfälle und Selbstmorde, die alle mit dieser Geige von Stradivari zu tun haben …

_Kritik_

„Die Violine des Teufels“ von Joseph Gelink ist ein Musikthriller, der sich ganz klar von seinen Verwandten abhebt. Im Grunde geht es in dem hier vorliegenden Roman nur um die Musik selbst. Angefangen vom Besuch des Konzertes, bei dem Perdomo schon eine klassische, theoretische Unterweisung durch seinen Sohn bekommt, bis hin zu einem Besuch in der Vergangenheit, in der man Paganini bei seinen letzten Atemzügen begleitet. Ganz gleich, wo, es ist Musik im Spiel.

Spannung wird hier über große Längen nicht erzeugt, der Autor findet vielmehr Gefallen daran, sich mit der Stradivari, den Musikern oder überhaupt über den dramatischen Details der Musikgeschichte auseinanderzusetzen, als daran zu arbeiten, den Spannungsbogen zu steigern. Es gibt zwar kleinere Nebengeschichten wie z. B. das Verhältnis zwischen Perdomo und seinem Sohn Georgio, doch all dies wirkt auf einen eventuell unmusikalischen Leser eher langweilig. „Die Violine des Teufels“ ist einzig für Musikliebhaber geschrieben, und hier vor allem für diejenigen, die den Klang einer Violine lieben.

Die Figuren des Romans sind stupide und eindimensional beschrieben. Einzig und alleine Paganini selbst, der in einigen Kapiteln auftritt, verleiht dem Roman das nötige interessante Etwas. Hätte der Autor seinen Roman in der Vergangenheit spielen lassen, z. B. mit Paganini und Stradivari, vielleicht in einer Kulisse in Rom, Mailand, Paris oder London, wäre der Roman um Dimensionen besser gewesen. Also ein musikalischer, historischer Thriller – ja, das wäre auch für die „klassischen“ Leser von spannungsgeladenen Thrillern etwas gewesen.

Zwar ist immer die Rede von einem Fluch und einem Pakt mit dem Teufel, den außer Paganini eventuell auch die ermordete Solistin eingegangen ist, aber das bleibt auch schon das einzige mystische Element. Auch hier war die Erwartungshaltung eine deutlich größere.

_Fazit_

Hier werden sich die Geister scheiden: Einerseits ist der Roman sehr gut und vor allem überzeugend, weil man viel über Musik und überhaupt von Violinen erfährt, andererseits bleibt die Spannung völlig auf der Strecke.

Jeder Musikliebhaber, der am Klang einer Violine den größten Gefallen findet, wird diesen Roman lieben. Viele andere, die noch kein klassisches Violinenkonzert oder eine musikalische Ausbildung genossen haben, werden schnell die Lust am Lesen verlieren. Zu sehr steht die Musik im Fokus, und der verliert sich hier leider hoffnungslos.

Also nur zu empfehlen für Leser, deren eigentliches Talent in der Musik liegt oder die musikinteressiert sind.

_Autor_

„Joseph Gelinek“ ist das Pseudonym eines spanischen Musikwissenschaftlers und Bestsellerautors, der nach „Die 10. Symphonie“ nun seinen zweiten Roman vorlegt.

Der „echte“ Jospeh Gelinek (1758-1825) stammte aus Böhmen und war zu Mozarts und Beethovens Zeit ein begehrter Klavierlehrer und Hauspianist des Wiener Adels, der sich auch an eigenen Kompositionen versuchte. (Verlagsinfo)

|Taschenbuch: 480 Seiten
ISBN-13: 978-3426652466
Originaltitel: El Violin del Diablo|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de

Jan Wallentin – Strindbergs Stern

Die Handlung:

In der verlassenen und gefluteten Mine von Falun findet ein schwedischer Taucher ein geheimnisvolles Artefakt, ein kunstvoll gefertigtes Kreuz. Kurze Zeit später wird er tot aufgefunden und es beginnt eine atemlose Jagd nach dem Kreuz durch ganz Europa. Die Spur führt zurück zu einer mysteriösen Polarexpedition im Jahr 1897, zur Verschwörung einer Sekte und reicht bis in die Gegenwart. Die Jagd hat nur ein Ziel: Dem rätselhaften Kreuz seine magischen Kräfte zu entlocken. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Die Verlagsinfo zum Roman deutet ja irgendwie ein Abenteuer im Indiana Jones-Stil an. Vielleicht haben sich das auch die 23 anderen ausländischen Verlage gedacht, die dieses Erstlingswerk auch angekauft haben, bevor es überhaupt veröffentlicht wurde.

Die Geschichte ist keine, die man einfach so nebenbei erleben kann. Passt man mal nicht auf, driftet man mit den Gedanken mal eben beim Hören ab, so ist man ganz schnell raus aus der Geschichte. Was nämlich wie ein Krimi anfängt, hat bald nichts mehr mit einem Krimi zu tun. Irgendwie lässt sich die Story auch überhaupt nicht auf ein Genre festnageln, sondern ist eine Kombination aus Mystery und Abenteuer. Alles immer geschickt kombiniert mit gut recherchierten und belegten geschichtlichen Fakten.

Und wenn der Hörer nach ein paar Stunden des Hörens herausgefunden hat, dass der Taucher vom Anfang gar nicht der Hauptheld des Romans ist, fragt er sich, warum nicht schon in den ersten Stunden gekürzt wurde. Gute zehn Stunden ist die Lesung lang, einige davon hätten gut weggelassen werden können. Denn oftmals sind die Beschreibungen, die weder die Story voranbringen noch irgendwie interessant oder spannend sind, schlichtweg zu ausschweifend.

Mit Don Titelman, dem drogensüchtigen Arzt und historisch interessierten Forscher verbringt der Hörer also die weitere Zeit der Lesung, denn er ist der eigentliche Protagonist. Die Hörphasen sollte man aber nicht allzu oft unterbrechen, damit man den Überblick nicht verliert. Kaum hat der Hörer im Kopf ein paar Zusammenhänge und Lösungsansätze formuliert, springt die Handlung und man kann von vorn anfangen. Das ist ja nicht zwangsläufig schlecht, das ist nur schlecht, wenn man das Hörbuch in mehreren Teilabschnitten hören möchte oder muss.

Wer aber konzentriert am Ball bleibt, der findet hier eine spannende und intelligent erzählte Geschichte, die sich nicht in eine Schublade packen lässt, weil sie sich nicht strikt an nur ein Genre hält. Die Abwechslung bietet und auch fesselnd ist, wenn sie dann endlich mal Fahrt aufgenommen hat. Und wenn man am Ende dann alles für sich geordnet hat, dann weiß man auch, was der Autor mit Strindberg, Hedin, den Nazis und vor allem dem Stern und dem Kreuz erzählen wollte und warum so viele hinter ihnen her waren.

Das Hörerlebnis:

Matthias Brandt macht seine Sache gut. Er klingt wie ein ambitionierter Geschichtenvorleser, jedoch nicht wie ein Geschichtenerzähler, aber verleiht den Charakteren dennoch genug Ausdruck, sodass sie beim Hörer ein nettes Kopfkino auslösen.

Als störend empfand ich seine Geschwindigkeitswechsel beim Sprechen, was ja auch aus dramaturgischer Sicht ein Stilmittel sein kann, hier ist es das nicht. Denn er beginnt sehr viele Sätze hektisch schnell und wird dann immer langsamer, das hat mich nicht nur einmal irritiert.

Dennoch schafft er es, den Hörer bei der Stange zu halten, nicht nur, weil dieser wissen will, wohin die Reise geht.

Der Sprecher:

Matthias Brandt wurde 1961 als jüngster Sohn des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandts in Berlin geboren. Er studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover und war anschließend an verschiedenen Theatern engagiert, u. a. am Bayerischen Staatsschauspiel, dem Schauspielhaus Zürich, dem Schauspielhaus Bochum und dem Schauspiel Frankfurt. Als Hörbuchsprecher war er zuletzt in „Psycho“ von Robert Bloch im Jahr 2010 und „Wir Wirtschaftswunderkinder“ von Rainer Moritz im Jahr 2009 zu hören. (Verlagsinfo und wikipedia)

Die Ausstattung:

Die acht mit dem Titel bedruckten silbernen CDs stecken in durchsichtigen Plastikhüllen. Zusammen mit einem Faltblatt-Booklet, das Kapitelnamen und ein paar Infos zu Autor und Sprecher enthält, befindet sich alles in einer robusten Klappbox aus Pappe.

Mein Fazit:

Ein ungewöhnlicher und interessanter Okkultismus-Mystery-Nazi-Geheimbund-Krimi, der den Hörer belohnt, der am Ball bleibt und aufmerksam zuhört.

Gekürzte Lesung auf 8 Audio-CDs mit 119 Tracks
Gesamtspielzeit: 9:57 Std.
Originaltitel: Strindbergs stjärna
Aus dem Schwedischen von Antje Rieck-Blankenburg
ISBN-13: 978-3867177009
www.hoerverlag.de

 

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)