Schlagwort-Archive: Klett-Cotta

[NEWS] Patrick Rothfuss – Die Musik der Stille

Die Universität von Imre ist weithin bekannt für ihre Gelehrsamkeit. Die besten Köpfe zieht sie an, die Rätsel der Wissenschaft, des Handwerks und der Alchemie zu entschlüsseln. Aber tief unter dem lebendigen Treiben in ihren Hallen erstreckt sich ein Netz verlassener Räume und alter Gänge. Im Herzen dieses höhlenartigen Labyrinths lebt das Mädchen Auri. Das »Unterding« ist ihr Zuhause. Die kalte, trügerische Rationalität der Menschen, die über ihr leben, hat sie hinter sich gelassen und sie dringt tief in das Geheimnis der Dinge ein. Eine Geschichte voll betörender Bilder und magischer Spuren, wie sie nur Patrick Rothfuss erzählen kann. »Die Musik der Stille« fügt der Welt der Königsmörder-Chronik eine ganz eigene, faszinierende Geschichte hinzu. (Verlagsinfo)

Gebundene Ausgabe: 173 Seiten
Originaltitel: The Slow Regard of Silent Things
Klett-Cotta

Patrick Rothfuss – Die Musik der Stille

Diese Geschichte sollte man besser nicht lesen. Zumindest schreibt Patrick Rothfuss das in seinem Vorwort. In seinem Nachwort schreibt er auch warum: Sie hat nichts von dem, was eine gute Geschichte haben sollte. Es gibt keinen Konflikt, keine Dialoge, keine Action. Überhaupt keine Handlung. So sagt er. Er hat sie trotzdem geschrieben. Und seine Verlegerin hat sie trotzdem verlegt. Zum Glück!

Sieben Tage noch. Als Auri am Morgen erwacht, ist sie sicher, dass er am siebten Tag das nächste Mal zu Besuch kommen wird. Eifrig macht sie sich daran, Vorbereitungen zu treffen …

Auri ist eine Nebenfigur aus der Königsmörder-Chronik. Wer diese nicht gelesen hat, wird mit der Geschichte über Auri vielleicht Schwierigkeiten haben. Er wird zum Beispiel nicht wissen, wer der Besucher ist, den Auri erwartet, und dass Auri in einem Tunnelgewirr unter der Universität lebt.

Andererseits ist es nicht wirklich wichtig, ihren erwarteten Besucher zu kennen oder den Ort, unter dem sie lebt. Denn dies ist Auris Geschichte, und sie ist weitestgehend losgelöst von den Geschichten im Rest der Welt.

Patrick Rothfuss – Die Musik der Stille weiterlesen

Patricia Melo – Wer lügt, gewinnt

Lob der Lüge: ein dreifacher Mordplan

Zwei Menschen, die einander lieben, tun sich zusammen, um einen anderen Menschen zu töten. Der Plan funktioniert nicht ganz wie vorgesehen: Das Opfer überlebt. Auf ein Neues! Diesmal klappt alles, doch der Fluch der bösen Tat schweißt die beiden zusammen, und das wird zum – tödlichen? – Problem, als sich der Mann einer anderen zuwendet…

Patricia Melo – Wer lügt, gewinnt weiterlesen

Kevin Hearne – Verhext (Die Chronik des eisernen Druiden 2)

Heiße Druidenkämpfe: zwischen Hexen und Göttinnen

Der junge irische Druide Atticus hat sich mit seinem Wolfshund Oberon im Südwesten der USA niedergelassen. Im scheinbar friedlichen Tempe, Arizona, betreibt er eine Buchhandlung mit okkulten Schriften und verkauft allerlei magischen Krimskrams.

Er will eigentlich nur seine Ruhe haben vor Göttern, Hexen und Feen. Dieser Wunsch bleibt ihm verwehrt, denn in Tempe wütet ein bis dahin unbekannter Hexenclan, der den einst so friedlichen Landstrich mit schmutziger Magie überzieht. (bearbeitete Verlagsinfo)

Kevin Hearne – Verhext (Die Chronik des eisernen Druiden 2) weiterlesen

Anthony Ryan – Das Lied des Blutes (Rabenschatten 1)

Rabenschatten

Band 1: „Das Lied des Blutes“
Band 2: „Tower Lord“ (noch ohne dt. Titel)

Vaelin al Sorna ist auf dem Weg zu einem Duell auf Leben und Tod. Der kaiserliche Historiker, der al Sorna begleitet, hasst ihn aus tiefster Seele. Doch als der Nordmann anbietet, ihm seine Lebensgeschichte zu erzählen, kann der Historiker der Versuchung, ihm zuzuhören, nicht widerstehen …

Der größte Teil der Handlung wird als Rückblende erzählt. Im Nachhinein erfährt der Leser also, wie al Sorna zum berühmtesten, umstrittensten und meistgehassten Mann in der jüngsten Geschichte dieser Welt wird. Anthony Ryan – Das Lied des Blutes (Rabenschatten 1) weiterlesen

[NEWS] Tad Williams – Happy Hour in der Hölle (Bobby Dollar 2)


Bobby Dollar, Engel und Anwalt der verlorenen Seelen, macht sich auf in die Hölle, um einen Auftrag seines Mentors im Himmel zu erledigen. Vor allem aber will er die faszinierende Gräfin Casimira von Coldhands wiedersehen – und sie aus der Hölle hinausschmuggeln. Das ist ein äußert schwieriges Unterfangen, da sein Widersacher einer der mächtigsten Teufel der Unterwelt ist: der Großfürst Eligor. Er hasst Bobby ohnehin und es wäre ihm das größte Vergnügen, ihm seine unsterbliche Seele aus dem Körper zu reißen. Oder ihm alle mörderischen Kreaturen der Hölle auf den Hals zu jagen.(Verlagsinfo)

Gebundene Ausgabe: 565 Seiten
Originaltitel: Happy Hour in Hell
Klett-Cotta

[NEWS] Michael Sullivan – Der Turm von Avempartha (Riyria 2)


Das mittellose Mädchen Thrace bittet Royce und Hadrian, ihr abgelegenes Dorf vor den nächtlichen Angriffen eines unbekannten Ungeheuers zu schützen. Dabei stoßen die beiden allerdings auf viel größere Schwierigkeiten als gedacht: Die Kreatur scheint unbesiegbar. Einer alten Prophezeiung nach kann nur das Geheimnis im alten Elben-Turm von Avempartha den mit allen Wassern gewaschenen Dieben weiterhelfen. Warum tauchen aber plötzlich Vertreter des Adels und der Kirche von Nyphron in der gottverlassenen Gegend auf? Und welche Ziele verfolgt Esrahaddon der Zauberer? (Verlagsinfo)

Broschiert: 394 Seiten
Originaltitel: Avempartha
Klett-Cotta

Patrícia Melo – Leichendieb

Verbrecherkarriere unter sengender Sonne

Ein Päckchen Kokain liegt neben der Leiche eines jungen Mannes. Der Finder beschließt, es zu verkaufen, und verstrickt sich damit in eine Welt aus Betrug und Erpressung. Um zu überleben, muss er bald schon eine Menge Geld auftreiben. Mit einem perfiden Plan macht er sich an die schwerreichen Eltern der Leiche heran. (Verlagsinfo)

Patrícia Melo – Leichendieb weiterlesen

Oliver Plaschka – Das Licht hinter den Wolken (Lied des Zwei-Ringe-Lands)

April hat es nicht leicht. Sie ist in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, ohne eine Mutter und mit einem Vater, der sie ausbeutet und misshandelt. Cassiopeia dagegen ist eine Senatorentochter, reich und privilegiert. Beide wurden bei ihrer Geburt auserwählt. Aber keines der beiden Mädchen weiß davon. Bis die Mächte der Welt den ersten Zug in der letzten Runde ihres Spiels machen …

So unterschiedlich wie ihre Lebenssituation sind auch die Mädchen selbst.

Cassiopeia ist zielstrebig und für eine Patrizierin ziemlich zäh. Nahezu alles, was sie von „Spielbeginn“ an tut, dient der Rache, und ganz gleich, was sie dafür aushalten muss, sie weicht nicht von ihrem Weg ab, opfert alles dafür. Oliver Plaschka – Das Licht hinter den Wolken (Lied des Zwei-Ringe-Lands) weiterlesen

Tad Williams & Deborah Beale – Die Geheimnisse der Tinkerfarm (Tinkerfarm 2)

Tinkerfarm:

Band 1: „Die Drachen der Tinkerfarm“
Band 2: „Die Geheimnisse der Tinkerfarm“
Band 3-5: – angekündigt –

Ein Jahr ist vergangen, seit Tyler und Lucinda Jenkins das erste Mal zu Besuch auf der geheimnisvollen Tinkerfarm ihres Großonkels Gideon waren und die Sommerferien endlich anbrechen, können sie es kaum erwarten, auf die Farm und zu ihren außergewöhnlichen Bewohnern zurückzukehren. Dort angekommen merken sie jedoch schnell, dass sich vieles verändert hat. Auf der Tinkerfarm wurden nach den Ereignissen im letzten Sommer Sicherheitsvorkehrungen getroffen, Menschen und Tiere werden nunmehr von Kameras überwacht und von elektrischen Zäunen gesichert.

Tad Williams & Deborah Beale – Die Geheimnisse der Tinkerfarm (Tinkerfarm 2) weiterlesen

T. H. White – Der König auf Camelot (Band 1-4)

Der König auf Camelot:

Buch 1: „Das Schwert im Stein“ (1938)
Buch 2: „Die Herrin von Luft und Dunkelheit“ (1939)
Buch 3: „Der missratene Ritter“ (1940)
Buch 4: „Die Kerze im Wind“ (1958)
Buch 5: „Das Buch Merlin“ (1977)

Die beste Version der Artus-Legende

Auch dies ist eine Verarbeitung der Artus-Legende, die eigentlich eine französische Erfindung war – und eigentlich die beste, einfallsreichste und vergnüglichste überhaupt. T. H. White hat sein Epos über 20 Jahre hinweg von 1938 bis 1958 geschrieben, also länger, als Tolkien für den „Herrn der Ringe“ benötigte.

T. H. White – Der König auf Camelot (Band 1-4) weiterlesen

John Masefield – Das Mitternachtsvolk

Phantasievolles Jungenabenteuer: Die Jagd nach dem Schatz von Santa Barbara

Um das Jahr 1927 in England auf dem Lande. Wenn es dunkel wird und das Mitternachtsvolk sein Unwesen treibt, ist dem kleinen Kay Harker bange. Tiger lauern unter dem Bett, und im Betthimmel hat sich bestimmt eine Pythonschlange verborgen. Mit der Hilfe seiner Spielgefährten und den Tieren des Hauses, zu denen auch zwei charakterlose Katzen zählen, gelingt es Kay jedoch, seine Kinderängste zu bewältigen. Die aufregende Schatzsuche, in die er hineingerät, hat ein gutes Ende, und Kay wird ein gutes Stück erwachsener … (abgewandelte Verlagsinfo)
John Masefield – Das Mitternachtsvolk weiterlesen

Adam Zameenzad – Mein Freund Matt und Hena die Hure

Der Roman „Mein Freund Matt und Hena die Hure“ (Klett-Cotta) von Adam Zameenzad, eines Briten pakistanischer Herkunft, wirkt unscheinbar. Und doch verbirgt sich in der Geschichte des zehnjährigen Ich-Erzählers geballte Kulturkritik am westlichen Einfluss in Afrika und an den einheimischen politischen und gesellschaftlichen Zuständen.

_Handlung_

Zu Beginn sind dem Ich-Erzähler noch die Geister der Ahnen lebendig, dann verliert er zunehmend seine Unschuld, als er zwischen die Fronten von Bürgerkriegstruppen gerät – er beobachtet eine Folterszene – als er auf komische Weise über die genitale Ausstattung eines weißen Missionars rätselt und als seine Großmutter stirbt.

Als eine Art Simplizissimus taumelt er mit offenen Augen und Ohren durch ein beinahe surreales Land der moralischen und sozialen Verwüstung, geführt nur von seinem Freund Matt, der auf alles eine Antwort zu wissen scheint. Schließlich gelangt er in die große Stadt, wohnt im Slum und erlebt, wie die „lebenden Skelette“ sich dort ihren Unterhalt verdienen, indem sie sich zum Beispiel prostituieren.

_Fazit_

Das ist Afrika des Jahres 1990. Es ist nicht das Touristenafrika, aber es könnte das Afrika sein, das der Autor Zameenzad, als er dort eine Schule leitete, in Bruchstücken erfahren oder mitgeteilt bekommen hat. Und es ist gerade der Ton der Unschuld, der die Kritik uns so treffen lässt.

Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
ISBN-13: 978-3608957532
www.klett-cotta.de

Blake Charlton – Nicodemus – Der Zauberverschreiber

Die Nicodemus-Trilogie:

01  „Der Zauberverschreiber“
02 „Spellbound“ (nicht auf Deutsch erschienen)
03 „Disjunction“ (angekündigt für 16.07.2017)

Die Handlung:

Nicodemus ist Student der Zaubersprachen. Durch seine Legasthenie bringt er die einfachsten Zaubersprüche durcheinander, und die komplizierteren erst recht. Schon bald gerät er zwischen die Fronten eines unerbittlichen Kampfs der Zauberschulen.

Magische Runen steigen von einer Buchseite auf, sie vermögen den Körper eines Mannes in die Luft zu heben, ein Messer zu schärfen oder ein Herz anzuhalten. Nichts ist in Starhaven so machtvoll wie die Magie der Zaubersprüche! Nur Nicodemus, dem Lehrling der Zaubersprachen, will rein gar nichts gelingen. Durch seine Legasthenie bringt er die Zaubersprüche ein ums andere Mal durcheinander und stürzt sich und seine Umgebung in heilloses Chaos. Und ist er womöglich der lang ersehnte Halkyon, der die Welt von Starhaven retten soll? Wer aber hat Nicodemus die Kunst des Zauberschreibens gestohlen? Seine Feinde haben sich schon auf den Weg gemacht. Durch den rätselhaften Mord an einer Professorin geraten Nicodemus und sein Mentor, der blinde Zauberer Shannon, in große Gefahr.
(Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Auf dem Buchrücken wirbt einer meiner Lieblingsautoren, Tad Williams, für das Buch. Er behauptet, dass „Blake Charlton eine der außergewöhnlichsten magischen Welten erfunden hat, die die Fantasyliteratur zu bieten hat“. Starke Behauptung. Wie außergewöhnlich Charltons Welt tatsächlich ist, wird schon auf den ersten Seiten deutlich. Wenn der Kakograph Nicodemus nämlich seine Wasserspeierin mit neuen Texten bearbeiten will, damit sie schneller arbeitet. Verwirrt? Keine Sorge, war ich auch. Aber zügiges Weiterlesen erhellt das Dunkel und zeigt sehr schnell, was sich Charlton so alles Überraschendes ausgedacht hat. So erzeugt unser „Schlechtschreiber“, der Kakograph also, seine meist fehlerhaften Zaubersprüche, indem er seine Armmuskeln anspannt. Dadurch erzeugt er Zauberrunen, die er als Zaubersprüche in die Welt fließen lassen kann. Zum Beispiel in seinen aus Texten bestehenden Gehilfen, damit er schneller mit der Arbeit fertig ist. Und bei Auseinandersetzungen fliegen die Zaubersprüche … als Text, den jeder lesen kann … dem Gegner um die Ohren.

Es heißt, dass Künstler, und dazu zähle ich auch Autoren mit tollen Ideen, immer etwas von sich selbst in ihre Werke einfließen lassen. Hier muss man kein Detektiv sein, um zu erkennen, dass Blake Charlton seine eigenen Erinnerungen an Legasthenie und Schwierigkeiten in der Schule mit eingebracht hat. Das Ganze hat er allerdings komplett umgekehrt, sodass das Buch nicht wirklich immer leicht und locker zu lesen und zu verstehen ist.

Nicodemus ist mit seinen 25 Jahren auf den ersten Blick vielleicht auch ein wenig alt, um als Held eines Jugendromans aufzutreten. Von vielen als künftiger Retter von Starhaven prophezeit, von anderen aber auch als großer Zerstörer, versucht Nicodemus einfach nur ein Zauberer zu werden und seine Zauberschwäche loszuwerden. Er selber gibt nicht viel auf die Prophezeiungen. Außerdem stehen er und sein Mentor im Zentrum einer Ermittlung wegen Mordes.

„Der Zauberverschreiber“ liest sich nicht so flüssig wie andere Jugendbücher und nicht nur 10-13-Jährige werden so ihre (anfänglichen) Probleme haben, wenn immer wieder Fremdwörter auftauchen. Hier weiß der junge Leser sicher oft nicht, ob es ein echtes Fremdwort ist oder ein Eigenname aus dem Einfallsreichtum des Autors. Auch die Spannung wird manchmal durch zu viel Detailreichtum gebremst.

Wer sich aber die Zeit nimmt, die es braucht, um in diese neue Welt einzutauchen, sich auf das neue Magie-System einzulassen, den erwartet ein zauberhaftes Abenteuer. Und dann ist es auch nicht mehr so schwer, der Handlung zu folgen, denn die ist spannend und Nicodemus wächst dem Leser schnell ans Herz.

Leider endet das Buch mit dem faden Beigeschmack, dass es nicht nur der erste Teil einer Trilogie ist, sondern sich auch so anfühlt. Nicht wenige Fragen bleiben am Ende unbeantwortet und als alleinstehendes Buch kann dieser Roman nur schlecht gelesen werden. Vielleicht sollte man warten, bis alle Teile erschienen sind und dann alle am Stück lesen.

Der Autor

Blake Charlton, geboren 1979, studiert Medizin an der Stanford University. Bevor er an diese Eliteuniversität aufgenommen wurde, hatte er selbst mit seiner Legasthenie und dem Ruf als ewiger Schulversager zu kämpfen. „Der Zauberverschreiber“ ist sein erster Fantasyroman. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Das Magie-System braucht ein wenig Eingewöhnungszeit, aber dann entfaltet sich eine spannende Geschichte um einen sympathischen Zauberlehrling … mit Rechtschreibschwäche.

Eine Leseprobe bietet der Verlag unter dieser Adresse an.

Hardcover: 473 Seiten
Originaltitel: Spellwright
Aus dem Amerikanischen von Petra Knesse
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: 10-13 Jahre
ISBN: 978-3-608-93877-7
www.klett-cotta.de

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)

Gregory Maguire – Wicked – Die Hexen von Oz. Die wahre Geschichte der Bösen Hexe des Westens

Die Geburt der kleinen Elphaba steht wahrlich nicht unter einem guten Stern: Nicht nur, dass ihre Mutter Melena bei der Geburt vor dem Zorn der Munchkins flüchten muss und ihr Vater Frex, ein Prediger, in eine ernsthafte Glaubenskrise gerät, Elphaba kommt auch noch mit einer grünen Haut und spitzen Zähnen zur Welt. Mit der Ratlosigkeit, woher die grüne Haut kommt, stellt sich bei ihren Eltern zugleich auch eine gewisse Ablehnung gegenüber ihrer Tochter ein. Und statt sich um ihre Tochter zu kümmern, verbringt Frex die meiste Zeit lieber damit, umliegende Dörfer zu bekehren und Melena, der es deshalb oft langweilig ist, freut sich über jeden männlichen Besuch.

Gregory Maguire – Wicked – Die Hexen von Oz. Die wahre Geschichte der Bösen Hexe des Westens weiterlesen

Dorothy Dunnett – Spiel der Skorpione (Das Haus Niccolò 3)

Das Haus Niccolò 1: „Niccolòs Aufstieg“
Das Haus Niccolò 2: „Frühling des Widders“

Nicholas‘ triumphale Rückkehr aus der Levante hat einen kräftigen Dämpfer erhalten, kaum dass er venezianischen Boden betreten hat: Seine Frau Marian de Charetty ist tot. Und entgegen der Vermutung seiner Umwelt hat ihn dieser Verlust tief getroffen. In einem Zustand der Ziellosigkeit und Niedergeschlagenheit trifft er auf Charlotte von Zypern, die unbedingt seine Söldnertruppe unter Vertrag nehmen will. Bereits in Venedig hat er ihren Gesandten zurückgewiesen, ebenso wie den ihres Bruders und Gegners Jakob. Doch Charlotte lässt nicht locker und schickt ihm eine ihrer Hofdamen auf den Hals, die Kurtisane Primaflora. Nicholas „flieht“ zu Astorre in den Krieg um Neapel – nur um sich nach der Entscheidungsschlacht in einer völlig fremden Umgebung wiederzufinden …

Dorothy Dunnett – Spiel der Skorpione (Das Haus Niccolò 3) weiterlesen

Joachim Castan – Der Rote Baron. Die ganze Geschichte des Manfred von Richthofen

Ein Mann für Mythen

Er flog wie ein Gott und kämpfte wie ein Teufel in seinem feuerrot angemalten Dreidecker, schoss im ritterlichen Kampf 80 feindliche Flugzeuge vom Himmel und nahm seine besiegten Gegner am Boden persönlich in Empfang, um mit ihnen ein Glas Sekt auf das tolle Gefecht zu heben – das war Manfred Freiherr von Richthofen (1892-1918), der „Rote Baron“, gefürchtet und bewundert sogar von seinen Gegnern, die ihm das gebührende Heldenbegräbnis ausrichteten, als sie ihn endlich erwischten.

Legenden werden nicht ohne Grund geboren. Auf diese Weise gerät die lästige Wahrheit außer Sicht. Unzählige Bücher wurden über von Richthofen geschrieben. Sie stellen den Flieger in den Mittelpunkt und stützen sich biografisch auf fragwürdige Quellen, die viel zu oft der Verklärung dienten und den Menschen Manfred von Richthofen verzeichneten. Joachim Castan – Der Rote Baron. Die ganze Geschichte des Manfred von Richthofen weiterlesen

Bakker, R. Scott – Schattenfall (Krieg der Propheten 1)

_Tabak und Aristoteles_

… zwei entscheidende Faktoren im Leben von R. Scott Bakker, der 1967 das Licht der Welt erblickte, sich als Tabakpflanzer bei seinem Vater verdingte, dann Philosophie studierte (und noch immer studiert), um 2003 schließlich mit „Schattenfall“ den Auftakt zu einer Fantasy-Trilogie zu schreiben, die an Figuren- und Detailtiefe ihresgleichen sucht.

Teil zwei, „The Warrior Prophet“ ist über dem großen Teich schon veröffentlicht, während Teil drei, „The Thousendfold Thought“, nur noch wenige Wochen auf seine Veröffentlichung warten muss. Hoffnung für den deutschen Leser also, dass er nach Lektüre von „Schattenfall“ relativ rasch in den Genuss der Nachfolgewerke gelangen könnte.

_Eärwa und der Heilige Krieg._

Eärwa, jenes Land, auf dem sich der „Krieg der Propheten“ abspielt, ist Heimat vieler unterschiedlicher Kulturen, Völker und Religionsgruppen. Vor vielen Jahren gab es die so genannte „erste Apokalypse“, in welcher der „Nicht-Gott“ die Menschheit versklavt hatte. Aber der Nicht-Gott wurde besiegt, ebenso seine Diener, die „Rathgeber“, und so haben sich im Laufe der Jahre die übrigen Religionen gegeneinander gewandt: Die strenggläubigen Fanim verachten die Inrithi und Letztere wiederum verachten die Orden der Hexenkunst. Die Inrithi jedenfalls sind die am weitesten verbreitete Glaubensgruppe in Eärwa, und in ihrem Glaubenszentrum, den Tausend Tempeln, scheint sich etwas zusammenzubrauen:

Maithanet, ein völlig Unbekannter, taucht wie aus dem Nichts auf und wird neuer Vorsteher der Tausend Tempel, um den sich die Inrithi-Anhänger mit beängstigendem Fanatismus scharen. Nicht lange, und Maithanet ruft den „Heiligen Krieg“ aus, dem sich jeder Gläubige anzuschließen habe. Gegen wen? Das lässt der heilige Mann vorerst noch offen und wartet, bis sich halb Eärwa bei den Tausend Tempeln eingefunden hat, um seiner Kriegserklärung zu lauschen.

_Ein Stich ins Frömmlernest._

Der Hexerorden der Mandati jedenfalls wird von der drohenden Kriegserklärung ordentlich aufgerüttelt. Immerhin gilt gerade Zauberei bei den Inrithi als verpöntes Heidentum, was läge also offener auf der Hand als ein Heiliger Krieg, der die Hexerorden von der Landkarte fegen soll? Achamian allerdings hat andere Befürchtungen.

Die Mandati tragen die Bürde auf ihren Schultern, die letzte Schlacht gegen den Nicht-Gott jede Nacht aufs Neue zu träumen, daher sind die Mandati mittlerweile auch die einzigen, die noch an die drohende „zweite Apokalypse“ glauben. Achamians Träume werden intensiver und er schließt es keinesfalls aus, dass der „Heilige Krieg“ nur das Symptom einer Verschwörung ist, einer Verschwörung der Ratgeber, um den Nicht-Gott wieder auf seinen Thron zu hieven …

Kaiser Ikurei Xerius, Herrscher des Kaiserreichs Nansur, möchte den Heiligen Krieg derweilen zu ganz anderen Zwecken nutzen: Die Feldherren sind alle auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, dass Kaiser Xerius ihre Truppen mit genügend Proviant versorgt, damit sie überhaupt marschieren können. Xerius denkt aber nicht im Traum daran, diese Unterstützung ohne Gegenleistung zu akzeptieren: Er verlangt, dass die Feldherren aller Beteiligten einen Vertrag unterzeichnen, wonach nach Ende des Heiligen Krieges alle eroberten Gebiete in den Besitz des Kaiserreiches Nansur übergehen. Als zusätzliches Bonbon für den unterschriebenen Vertrag verspricht er ihnen seinen Neffen Conphas zum Heerführer. Conphas hat schon kurz zuvor ein Volk von Heiden ausgelöscht, das als unbesiegbar galt: die Scylvendi. Und wenn das mal kein göttliches Zeichen war …

Cnaiür jedenfalls ist ein solcher Scylvendi, ein wilder, erbarmungsloser Krieger, der die Schlacht des Conphas überlebt hat und sich nun ebenfalls daranmacht, in das Gebiet zu marschieren, wo der Heilige Krieg stattfinden soll. Aus Rache für die Auslöschung seines Volkes, könnte man denken, aber von wegen.

Sein Herz brennt vor Rachsucht, aber diese Rachsucht gilt nur einem einzigen Mann: Anasurimbor Moenghus. Moenghus ist ein Dunyain. Das ist ein Mönchsorden, der sich einzig und allein dem „Logos“ verschrieben hat, also der reinen Vernunft. Während einer Ausbildung unter extremen Bedingungen lösen sich die Dunyain von ihren Bedürfnissen und Schwächen, sie können aus dem Verhalten ihres Gegenübers mühelos seine Gedanken lesen und ihn durch ihr bloßes Auftreten manipulieren.

Und Moenghus hat Cnaiür dereinst manipuliert, ihn dazu gebracht, seinen eigenen Vater zu töten, wofür Cnaiür sich noch immer verachtet. Dann taucht plötzlich Kellhus auf, der Sohn von Moenghus, und behauptet zu wissen, dass sich sein Vater in Shimeh aufhält (die Stadt also, auf die sich auch der Heilige Krieg stürzen soll).

Auch Kellhus ist ein Dunyain und versucht Cnaiür zu manipulieren, beißt sich aber die Zähne an dem Scylvendi aus, weil der durch seine schlechten Erfahrungen mit Moenghus vorbereitet ist. Also behauptet Kellhus, dass er selbst seinen Vater töten möchte, und so machen sie sich zähneknirschend gemeinsam auf den Weg nach Shimeh, jener Stadt, die zum erklärten Ziel des Heiligen Krieges wurde …

_Aspirin Marsch!_

Die obige, mächtig abgespeckte Übersicht verdeutlicht, in welcher Detailtiefe R. Scott Bakker arbeitet, und dementsprechend braucht es schon einige Zeit konzentrierter Beschäftigung mit dem Anhang, um sich in den politischen, religiösen und zeitgeschichtlichen Wirren zurechtzufinden, die Bakker über Eärwa gesponnen hat.

Das alles wird noch erschwert durch eine wirklich undurchsichtige, abstrakte Namensgebung; die Verinnerlichung der ganzen Glaubensgruppen erinnert eher an das Lernen von Vokabeln, als dass man tatsächlich von Lesevergnügen sprechen könnte. Fanim, Cishaurim, Dunyain, Mandati, Sranc, Scharlachspitzen, Scylvendi … Aber damit nicht genug, auch die einzelnen Gruppen haben wiederum Untergruppen mit ähnlich zugänglichen Bezeichnungen: Die Inrithi etwa teilen sich auf in: Nansur, Galeoth, Ainoni, Thunyeri … Zuletzt bleiben die Namen der Figuren, die irgendwie alles dafür tun, dass man sie auch unbedingt miteinander verwechselt (Xerius, Xinemus …).

Auf diesem Gebiet also deutliche Abzüge von meiner Seite; wie viel zugänglicher und „optischer“ ist da George R. R. Martin vorgegangen. Keine Zugenbrechernamen, sondern: Der alte Bär. Der Berg. Der Hund. Die Schöne. Keine Zungenbrecherbezeichnungen für wichtige Bauwerke, sondern: Die Mauer. Winterfell. Die Twins.

_Der Rausch nach dem Kopfschmerz._

Aber wer sich von ein bisschen „Vokabeln-Lernen“ abschrecken lässt, ist selbst schuld, denn wenn man durch die Verhältnisse erst mal durchgestiegen ist, offenbart sich einem im Heiligen Krieg ein Ränkespiel, das seinesgleichen sucht. Zugegeben, der Trip, auf den Bakker einen da mitnimmt, ist ein ziemlich vergeistigter: Überlegungen und Abwägungen überall, innere Monologe zuhauf, Dialoge, die sich über Seiten hin erstrecken, und viel, viel abstraktes Gedankengut.

Wer nun aber wiederum glaubt, dass Bakker nicht optisch schreiben könnte, liegt ebenfalls daneben, im Gegenteil: Wenn er aus den Köpfen seiner Figuren heraussteigt und die „Kamera“ auspackt, hält er auf anschauliche und unverbrauchte Details damit. Die Schlacht der Scylvendi, etwa, hat er wirklich drastisch in Szene gesetzt!

Trotzdem: „Schattenfall“ ist kein Buch für Ungeduldige, taugt keinesfalls zum Abschalten und wird sich standhaft weigern, neben Popcorn-Fantasy (das ist übrigens nicht abschätzig gemeint) der Marke Hohlbein und Co. im Regal zu stehen. Aber wer sich auf den „Krieg der Propheten“ einlässt, wird mit einem Universum belohnt, das lange nachhält.
Der absolute Höhepunkt überhaupt sind die Psychoduelle zwischen Kellhus, dem Dunyain, und Cnaiür, dem Scylvendi. Kellhus versucht Cnaiür auf subtilste Weise zu manipulieren, doch der durchschaut das, hat ein nahezu undurchdringliches Schild errichtet, muss dann aber mitansehen, wie Kellhus eben jeden anderen in ihrer Umgebung formt, als bestünde alles nur aus weichem Wachs …

Definitiv kein Pageturner, aber ein schweres Geschütz mit entsprechender Durchschlagskraft. So sieht also Fantasy aus, die einem Philosophenhirn entsprungen ist – beeindruckend!

http://www.hobbitpresse.de/

Ilya Zbarski / Samuel Hutchinson – Lenin und andere Leichen

Zbarski Lenin Cover kleinEin Leben im Dienst eines Toten

Nachdem im Jahre 1991 die Sowjetunion ihr Ende fand, haben viele Erinnerungen an die Jahre hinter dem „Eisernen Vorhang“ den Weg in die Buchläden gefunden. Darunter befinden sich wichtige historische Grundlagenwerke ebenso wie eher kuriose, dem Sensationellen verhaftete Elaborate, die auf den schnellen Rubel (besser aber Dollar) zielen.

„Lenin und andere Leichen“ tendiert mal in die eine, mal in die andere Richtung. Der Verfasser Ilya Zbarski ist grundsätzlich ein Mann der Wissenschaft, der auf seinem Spezialgebiet, der Biochemie, viel geleistet hat. Andererseits war er aber auch 18 Jahre Mitglied in einem Arbeitsteam, das sich unter Einsatz von Fachwissen und viel Geld sowie mit Leib und Seele einem bizarren Auftrag widmete. Ilya Zbarski / Samuel Hutchinson – Lenin und andere Leichen weiterlesen

Tad Williams – Der Blumenkrieg

Theo ist dreißig Jahre alt, zieht aber immer noch mit seiner Band und deren – noch fast jugendlichen – Mitgliedern durch die Gegend. Seine Freundin Cat erleidet eines Nachts – während Theo auf einer seiner berühmten Proben ist – eine Fehlgeburt und beschließt nach dem Verlust ihres gemeinsamen Kindes, sich von Theo zu trennen. Dieser zieht schweren Herzens zu seiner Mutter – doch er weiß nicht, dass diese an Krebs leidet. Etwa sechs Monate später stirbt sie. Theos Leben befindet sich nun endgültig am Tiefpunkt. Er zieht sich in die Berge zurück und beginnt damit, ein einsames, doch friedliches Leben zu führen. Im Nachlass seines Großonkels Eamonn Dowd findet er eine Art Tagebüchlein. Interessiert beginnt er zu lesen – und was er da liest, wird mehr und mehr zur Beschreibung einer fantastischen Welt. Dennoch behauptet Eamonn Dowd in einem Brief, den er einst an Theos Mutter schickte, alles in dem Buch Beschriebene sei wahr.

Tad Williams – Der Blumenkrieg weiterlesen