Archiv der Kategorie: Hörspiele / Hörbücher

Bram Stoker – Dracula (Gruselkabinett 16-19)

Die wackeren Vampirjäger in Transsylvanien

Im Jahr 1893 befindet sich das britische Weltreich auf dem Höhepunkt seiner Blüte. Doch Graf Dracula, der Fürst der Dunkelheit, verlegt seinen Wohnsitz nach London, um seine unstillbare Gier nach Blut zu befriedigen. Wird er das Imperium mit seiner untoten Brut zu Fall bringen? Doch nein. In einer dramatischen Jagd verfolgen der junge Dr. Seward und sein Lehrmeister Prof. van Helsing gemeinsam mit dem Anwalt Jonathan Harker und dessen Frau Mina den „Jäger der Nacht“ bis nach Transsylvanien, um seinem unheiligen Leben ein Ende zu bereiten.

Der Autor

Bram Stoker – Dracula (Gruselkabinett 16-19) weiterlesen

Pratchett, Terry – Wachen! Wachen! (Hörspiel)

Die Stadtwache von Ankh-Morpork ist sicher eine der glorreichsten Erfindungen Terry Pratchetts für seine Scheibenwelt. Auch wenn sie selbst nicht immer die glorreichste Rolle bei ihren Einsätzen spielt. Dieses Hörspiel, das es seit Herbst 2004 gibt, schildert eines der bekanntesten Abenteuer der Wache: das mit dem Drachen und dem König.

Der Autor
Pratchett, Terry – Wachen! Wachen! (Hörspiel) weiterlesen

Jonathan Stroud – Bartimäus – Das Auge des Golem (Lesung)

Dschinn trifft Golem: Die Fetzen fliegen!

Der junge, ehrgeizige Nathanael strebt eine Karriere im von Zauberern beherrschten britischen Weltreich an. Seine dringlichste Aufgabe besteht darin, der immer dreisteren Widerstandsbewegung ein Ende zu setzen. Doch Kitty und ihre Freunde entkommen ihm immer wieder.

Dann wird London von einer neuen Serie Schrecken erregender Anschläge erschüttert. Steckt womöglich gar nicht der Widerstand dahinter, sondern etwas anderes, viel Gefährlicheres? Nathanael braucht dringend einen Verbündeten, der ihm hilft, Licht ins Dunkel zu bringen. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als erneut Bartimäus zu beschwören … (Verlagsinfo)

Der Autor
Jonathan Stroud – Bartimäus – Das Auge des Golem (Lesung) weiterlesen

Michael Birbaek – Wenn das Leben ein Strand ist, sind Frauen das Mehr (Hörbuch)

Unterhaltsames Hörbuch: Von Augenmagneten und Texthuren

Vik ist ein vielbeschäftiger Drehbuchautor im deutschen Filmgeschäft. Sein Leben verläuft sozusagen im Hyperdrive, er sehnt sich nach Urlaub. Doch die Erwartungen seiner beruflichen Umgebung und die Wünsche seines privaten Umfelds halten ihn ständig davon ab.

Schluss mit dem Aufwachen im falschen Bett! Eines Tages fährt er zum Airport und schnappt sich einen Last-Minute-Flug („Sie müssen aber einen Monat zuvor buchen!“) auf eine Insel und sucht das Meer – und das verlorene Gefühl. Um dann SIE zu finden, doch ist sie die „Richtige“? Wie erkennt man „Miss Right“, wenn man sie trifft?
Michael Birbaek – Wenn das Leben ein Strand ist, sind Frauen das Mehr (Hörbuch) weiterlesen

Nix, Garth – Schwarzer Montag

_Komm schon: Dein Königreich wartet auf dich!_

Eigentlich ist Arthur Penhaligon kein Held. Genau genommen, ist ihm sogar ein früher Tod vorherbestimmt. Doch dann rettet ihm ein geheimnisvoller Gegenstand das Leben: Er sieht aus wie ein Uhrzeiger und wird von seltsam gekleideten Männern als „Schlüssel zum Königreich“ bezeichnet.

Doch zugleich mit dem Schlüssel erscheinen bizarre Wesen aus einer anderen Dimension, die ihn um jeden Preis zurückgewinnen wollen. In seiner Verzweiflung wagt es Arthur, ein geheimnisvolles Haus zu betreten – ein Haus, das nur er sehen kann und das in andere Dimensionen führt. Dort will er nicht nur sein wahres Schicksal erkennen, sondern auch auch das Heilmittel für die Schlafseuche beschaffen, die die fremden Wesen in Arthur Welt verbreiten.

_Der Autor_

Garth Nix wurde 1963 in Melbourne / Australien geboren. Nach seinem Studium arbeitete er in einer Buchhandlung, später als Verleger, Buchhandelsvertreter, Zeitungsredakteur und Marketingberater. Seit 2002 bestreitet er seinen Lebensunterhalt ausschließlich als Autor. Er lebt heute mit seiner Frau, einer Verlegerin, und seinem Sohn in einem Vorort von Sydney. Zu seinen bekanntesten Büchern gehört die Abhorsen-Trilogie, die komplett bei |Carlsen| und |Lübbe| erschienen ist (Sabriel; Lirael; Abhorsen).

|Garth Nix bei Buchwurm.info:|

[Sabriel 1109
[Lirael 1140
[Abhorsen 1157

_Der Sprecher_

Oliver Rohrbeck, geboren 1965 in Berlin, ist Schauspieler und Synchronsprecher. Er ist bekannt für seine Sprechrolle als Justus Jonas in der Hörspielserie „Die drei Fragezeichen“. Als Sprecher synchronisierte er Hauptrollen in vielen Filmen und ist die deutsche Stimmbandvertretung von Ben Stiller.

Rohrbeck liest eine von Frank Gustavus (|Ripper Records|) gekürzte Fassung. Regie führte Kerstin Kaiser, die Aufnahmeleitung hatte Klaus Trapp. Die Musik steuerte Andy Matern bei.

_Der Komponist_

Andy Matern wurde 1974 in Tirschenreuth, Bayern geboren. Nach seiner klassischen Klavier-Ausbildung arbeitete er einige Jahre als DJ in Clubs. Seit 1996 ist er als freiberuflicher Keyboarder, Produzent, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits mehr als 120 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen.

Bereits Andy Materns erste Hörbuch-Rhythmen erreichten schnell Kultstatus bei den Fans und der Fachpresse. Durch seine musikalische Mitarbeit wurde [„Der Cthulhu-Mythos“ 524 zum besten Hörbuch des Jahres gewählt (Deutscher Phantastik Preis 2003). Andy Matern lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfos)

_Der Hintergrund_

Gepriesen sei die Architektin! Sie schuf die wahre Welt, das HAUS. Dies ist der Mittelpunkt aller Schöpfung, das Königreich aller Realität. Es ist eingeteilt in die sieben Wochentage von Montag bis Sonntag, und diese wiederum sind in jeweils zwölf Stunden eingeteilt. Minuten- und Stundenzeiger sind die Insignien eines jeden Tages – und mächtige Instrumente.

Rundherum liegen die sekundären Reiche, zu denen auch unsere bescheidene Welt zählt. Und SIE ließ alles darin archivieren. Als SIE sah, dass es gut war, verabschiedete SIE sich, hinter ließ jedoch das VERMÄCHTNIS, in dem sie bestimmte, dass nur Sterbliche das Königreich erben können. Das VERMÄCHTNIS besteht vollständig aus Text, wie sich denken lässt. Doch die sieben Treuhänder vollstreckten das VERMÄCHTNIS nicht, sondern teilten sich die Macht in ihren sieben Herrschaftsbereichen. Das VERMÄCHTNIS teilten sie in sieben Stücke, von denen jedes woanders versteckt wurde.

Eines Tages begab es sich, dass das Bruchstück von MONTAG, ein auf einem toten Stern in Glas versiegelter Kristall, der von metallischen Wächtern bewacht wurde, von einem Inspektor des ARCHIVs begutachtet wurde. Die Wächter, nach Äonen des Wachens müde geworden, meldeten dem Inspektor keinerlei besonderen Vorkommnisse. Doch als er sich die Nase putzte, bemerkte er aus dem Augenwinkel ein kleines flinkes Etwas vorbeihuschen. Nein, dachte er, ich muss mich getäuscht haben.

Doch er hatte sich nicht getäuscht: Ein kleines Stück VERMÄCHTNIS-Text bemächtigt sich jedoch der Transferplatte, mit der er vom ARCHIV gekommen ist und verschwindet damit. Oh-oh, denkt der Inspektor. Damit hat er Recht. Wenig später kommen zwei großmächtige Herren, die Silberstöcke tragen. Sie sagen, sie kämen von einem, der sogar noch höher stehe als MONTAG. Oh-oh, denkt der Inspektor. Das gibt großen Ärger.

Und so beginnt es.

_Handlung_

Der etwa zwölf oder dreizehn Jahre alte Arthur Penhaligon ist neu in dieser Stadt und heute ist sein erster Schultag. Obwohl er Asthma hat, teilt ihn der ignorante Lehrer der Sportgruppe zu. Los geht’s: Geländelauf. Aber dalli! Arthur will es sich nicht gleich am ersten Tag mit seinen Mitschülern und dem Lehrer der siebten Klasse verderben, daher müht er sich nach Kräften, doch schon nach wenigen Minuten kippt er ohnmächtig ins Gras am Wegesrand. Zwei Mitschüler, die netten Zwillinge Ed, ein Junge, und Blatt, ein Mädchen, helfen ihm wieder auf die Beine, indem sie ihm seinen Inhalator mit der Medizin geben und ihn tief durchatmen lassen.

|Besuch aus dem Königreich|

Als sie Hilfe holen, zuckt ein Lichtblitz in Arthurs Nähe herunter, und zwei seltsame Männer erscheinen. Der eine, junge sitzt in einem Rollstuhl und wird von dem anderen, älteren mit „Sir“ angeredet. Der Ältere, den der Jüngere mit „Nieser“ anredet, verlangt von Arthur, sich gefälligst vor Herrn MONTAG zu verbeugen. Als Arthur nicht reagiert, hilft Nieser nach, und Arthur bekommt sofort wieder einen Asthmaanfall. Nieser bestätigt, dass es sich um den gesuchten Arthur Penhaligon handle und dieser gleich sterben werde. Sehr schön, meint Montag.

Nieser redet ihm noch einmal zu, was zu tun sei und versichert, dass das völlig gefahrlos sei. Mit einem Ritual, bei dem der Jüngere etwas rezitiert und Arthur mit etwas Messerförmigem in die Hand piekst, übergibt er etwas, das mit dem VERMÄCHTNIS zu tun hat. Ein Lichtblitz, und weg sind sie. Etwas flattert zu Boden: Es ist ein Buch. In der Hand hält Arthur ein Metallblatt, das am einen Ende einen Pfeil und am anderen eine Öse hat. Es ist ein altmodischer Uhrzeiger, der Länge nach zu urteilen der für die Minuten. Nieser hat ihn einen „Schlüssel“ genannt.

|Die Schule brennt|

Im Krankenhaus stellt Arthur erfreut fest, dass ihm der Zeiger eine geheimnisvolle Kraft gibt. Nun braucht er keine Medizin mehr, sobald er körperlichen Kontakt mit dem Schlüssel hat. Die Zwillinge kommen ihn ebenso besuchen wie seine Eltern. Seine Mutter ist eine wichtige Person, die für die Regierung in der Medizin forscht. Emily Penhaligon bekämpft zum Beispiel Grippeviren und hat Arthur alles über Mikroben, Seuchen und Seuchenbekämpfung beigebracht. Seine Vater ist ein Komponist, der vor Jahrzehnten mal in einer Band mitspielte, die sich „Die Ratten“ nannte. Er trug den Namen „Rattenplage“ und verdient immer noch an den Tantiemen für die alten Songs. Die beiden haben Arthur adoptiert, denn seine Eltern starben an der Grippe, als er erst zwei Wochen alt war. Er ist eines von sieben Kindern.

Immer, wenn Bob, so wie jetzt, vor sich hin summt, tüftelt er eine neue Melodie aus. Er fährt ihn am nächsten Tag nach Hause. Das Buch hat Arthur auch dabei. Darauf steht der rätselhafte Titel „Eine vollständige Beschreibung des HAUSES und seiner unmittelbaren Umgebung“. Es ist ihm noch nicht gelungen, es zu öffnen. Auf der Heimfährt fällt ihm ein großes altes Haus auf, das er noch nie zuvor bemerkt hat. Sein Vater sieht es nicht. Es ist von einer drei Meter hohen Mauer umgeben.

In seinem dunklen Zimmer gelingt es ihm, das Buch zu öffnen. Es wächst und Linien erscheinen. Das Bild entspricht genau dem HAUS, das Arthur gerade auffiel. Es hat zwei Eingänge, den Haupteingang und den, der als „MONTAGs Entree“ bezeichnet ist. Er schlägt „Entree“ nach. Aha: „Entree“ = 1. Vorspeise, 2. Eingang. Ganz einfach! Er versteckt Schlüssel und Atlas in einer Echse aus Keramik, und bis Sonntagnacht passiert nichts. Es ist 1 Minute nach Mitternacht (also MONTAG), als ihn ein Geräusch weckt. Ein geflügelter Mann, der wie Charlie Chaplin aussieht, flattert vor seinem Zimmerfenster im zweiten Stock …

Am nächsten Tag bemerkt er noch mehr solche Charlie-Caplin-Männer. Seine Freundin Blatt hat sie schon im Krankenhaus erwähnt. Sie suchen etwas: etwas, das jetzt Arthur hat. Doch der Atlas verrät ihm, dass diese „Bringer“ genannten Hundegesichtigen Geister für niedere Tätigkeiten sind und keine Schwelle übertreten können, wenn sie nicht dazu eingeladen werden. Also rennt Arthur los und stürmt durch die Eingangstür seiner Schule. In Sicherheit! Er zeigt dem Lehrer sein Entschuldigungsschreiben, das ihn vom Frühsport befreit und wundert sich: Viele Schüler fehlen heute wegen Krankheit. Offenbar ist eine Epidemie ausgebrochen. Sind die Hundegesichtigen die Ursache dafür?

|Showdown|

Es ist Punkt zwölf Uhr, und Arthur sitzt in der Bibliothek hinter einer Trutzburg aus Büchern, als sich seine Welt erneut verändert. Jemand betritt (!) die Bücherei. Eine gebieterische, aber freundliche Stimme verlangt von Arthur die Herausgabe des Schlüssels. Es ist ein seltsam gekleideter Mann, den die Bibliothekarin mit dem charmanten Mr. Darcy aus einem Roman des frühen 19. Jahrhunderts vergleicht. Allerdings hat er zwei riesige Flügel. Und als Arthur sich weigert zu gehorchen (schließlich braucht er den Schlüssel inzwischen zum Überleben), zückt der Mann, der sich MONTAGs Mittag nennt, ein Flammenschwert.

Da sich Feuer und Papier bekanntlich nicht sonderlich gut vertragen, steht die Bücherei schon bald in Flammen. Die Bibliothekarin liegt bereits ohnmächtig am Boden, und Arthur macht sich wirklich Sorgen um sie. Doch noch mehr Grund zur Sorge bereiten ihm die „Bringer“, die Mr. Mittag eingelassen hat. Sie suchen Arthurs Versteck. Er flieht zur Hintertür, drückt den Notfallknopf, doch Mittag hat sie mit seinen Kräften verschlossen. In einem genialen Einfall zückt er den Schlüssel, berührt damit die Tür und ruft „öffne dich!“ Draußen ruft er „schließe dich!“, was sie auch prompt tut.

Da zerreißt eine gigantische Explosion den Bibliotheksflügel, und einen Moment später steht Mittag mit seinem Flammenschwert wieder vor Arthur. Was nun? Arthur schaut auf seine Uhr: Es ist genau 12:59 Uhr. Wenn Mittags Zeit begrenzt ist, kann er dann noch länger als eine Stunde hierbleiben? Hoffentlich nicht! Arthur muss noch sechzig Sekunden aushalten …

_Mein Eindruck_

Der Autor hat wirklich die älteste Story der Welt genommen und etwas Wunderbares und Bewegendes daraus gemacht. Der Held, der wie praktisch alle Helden eine Vollwaise ist, fällt erst einmal ganz tief und droht bereits, den Löffel abzugeben. Dann geschieht etwas Wunderbares, und es geht unaufhaltsam mit ihm aufwärts. Aber, und das ist das Besondere bei diesen mythologischen Geschichten, die Veränderung rührt nicht von unserer Welt her und seine Bestimmung liegt auch nicht im Diesseits, sondern in der Anderwelt.

Um dorthin zu gelangen, ist eine Reihe von Verwandlungen nötig, aber auch ein gewisse Anzahl von helfenden Gefährten ist zu finden. Ähnlich wie in Charlie Fletchers [„Stoneheart“, 2852 findet der Junge ein Mädchen, das mental ein wenig stärker ist und viel mehr mit der Anderwelt zu tun hat als er. Susi Türkisblau, die Tintenfassbefüllerin, hat einen Job im riesigen Archiv, doch sie gehört nicht dem HAUS an, sondern wurde hierher gelockt: von so etwas wie dem Rattenfänger von Hameln. (Sie nennt ihn den Pfeifer, was dem englischen Begriff „The Pied Pier“ für den deutschen Rattenfänger von Hameln entspricht.)

Während dieses Rattenfänger-Detail doch recht abgedroschen anmutet, ist die Gestalt, die das VERMÄCHTNIS annimmt, das genaue Gegenteil. Wie aus Hintergrund und Inhaltsangabe hervorgeht, handelt es sich ja um eine sehr hohe Instanz und zugleich um eine Macht, hinter der alle sieben Treuhänder her sind. Deshalb tritt zum Beispiels MONTAGs Engel mit dem Flammenschwert auf, um Arthur das kleine Fragment, den Schlüssel, wieder abzujagen.

Nun würde man erwarten, dass eine so mächtige Sache wie das VERMÄCHTNIS sich in eine entsprechend ehrfurchtgebietende Gestalt zu gewanden weiß – ungefähr so wie der weiße Gandalf. Das weiß aber auch der Autor, und er hat wohl befürchtet, dass es auf diese Weise entweder die jugendlichen Leser erschreckt oder als pathetischer Gandalf-Verschnitt aufgefasst und abgelehnt wird. Um beides zu vermeiden, steckt er es in die Gestalt eines grünen Frosches.

So ein Frosch hat’s gut. Man kann ihn überall in den Kleidern verstecken und wenn man, wie Arthur, keine Taschen mehr hat, kann man den Frosch verschlucken. Das nennt man dann „einen Frosch im Hals haben“. (Es gibt dazu eine köstliche Szene.) Dass es sich um das großmächtige VERMÄCHTNIS handelt, wird nur durch die recht tiefe und autoritativ wirkende Stimme des Frosches kenntlich gemacht. (Siehe dazu unter „Der Sprecher“ den entsprechenden Soundeffekt.)

|Die hierarchische Welt|

Wie in Dantes „Göttlicher Komödie“ hat die Anderwelt einen klar strukturierten und leicht nachvollziehbaren Aufbau. Das HAUS ist in sieben Tage und diese wiederum in zwölf Stunden eingeteilt. (Es gibt – noch – keine sieben Herrscher für die jeweiligen Nächte.) Diese zwölf Stunden sind wiederum in Terzen à vier Stunden zusammengefasst, und für jede Terz steht dem Herrn eines Tages ein mächtiger Diener – vgl. Engel mit Flammenschwert – zur Verfügung.

Herr MONTAG, den Arthur besiegen muss, um das nötige Heilmittel zu beschaffen, ist der Herr über das UNTERE HAUS. Das heißt, wenn es Arthur gelingt, selbst zu Herr MONTAG zu werden, herrscht er – oder seine Verwalter – über die räumlich unterste Hierarchieebene des HAUSes. Man braucht kein Einstein zu sein, um zweierlei auszuknobeln: Erstens werden sich die anderen TAGe sofort auf den vakanten MONTAG stürzen, sollte Arthur in seine Welt zurückkehren, und zweitens muss er sich die ganze Hierarchie hinaufarbeiten, um nicht wieder alles Errungene zu verlieren – und um sein rechtmäßiges Erbe gemäß dem VERMÄCHTNIS der Architektin anzutreten.

|Die Aufgabe des Helden|

Das nennt die amerikanische Geschichtsphilosophie „manifest destiny“ – eine offenbarte Bestimmung und Verheißung. Die spannende Frage ist natürlich, wo bleibt denn da der freie Wille des Helden? Und in der Tat hat Arthur seine liebe Not, die recht gewalttätigen und rigiden Vorstellungen des VERMÄCHTNISses mit seinen eigenen Vorstellungen von Recht und Gerechtigkeit in Einklang zu bringen. Ohne dabei jedoch wie eine Krämerseele mit dem Frosch zu schachern, schafft es Arthur, seine modernen Maßstäbe auf diese uralte Anderwelt, die schon Zehntausende von Jahren besteht, zu übertragen, ohne dass es zu einem größeren Krach kommt.

Wie schon der Held Taran von Lloyd Alexander und unzählige Helden vor ihm, ist es Arthur Penhaligons – ebenfalls ein walisischer Name – Aufgabe, das verwundete Land zu heilen. Dieses verwundete Land ist nicht nur seine eigene Welt, sondern vor allem auch seine eigene Familie. Seine Sorge gilt ebenso der Welt wie den Menschen. Nicht nur legitimiert er sich dadurch uns gegenüber, sondern er wird uns sympathisch und sein Tun menschlich relevant. Das ist bei Nix im Gegensatz zu Fletcher sehr schön gelöst. (Vielleicht steigert sich Fletcher ja noch, denn es kommen noch zwei Stoneheart-Romane.)

|Die Genesis der Anderwelt|

Ebenfalls viel schöner ist der Umstand, dass die Anderwelt eine Genesis vorweisen kann. Diese ist völlig eigenständig, wenn auch ein klein wenig schematisch. Und wieso hat sich die Architektin an die menschliche Uhreneinteilung gehalten? Sie hätte ja auch 13 oder 16 Stunden wählen können, oder? Aber vielleicht war sie ja selbst ein Mensch – wer weiß?

Die Anderwelt, die der Autor vor unserem geistigen Auge erstehen lässt, ist eine gefallene Welt. Sie ist nicht so, wie sie gemäß dem VERMÄCHTNIS hätte realisiert werden sollen. Vielmehr haben Eigennutz und Machtgier die Schöpfung verdorben. Das Ergebnis wird vom Frosch häufig beklagt: Faulheit, Chaos und völlige Unkoordiniertheit haben um sich gegriffen und die Bewohner der Anderwelt – ein einziges großes, aber sinnentleertes Archiv wie bei Monty Python – korrumpiert und verängstigt. Eine allgegenwärtige Polizeitruppe, die Susie als die „Portiers“ bezeichnet, knüppelt jeden Widerstand nieder. Doch immer wieder dringen Kreaturen des Nichts, sogenannte Nichtlinge, in diese Schöpfung, um Chaos anzurichten. Sie sind natürlich auch hinter Arthur her.

Nach dem Ende des ersten Abenteuers unseres Helden ist leicht abzusehen, dass er geschaffen oder auserwählt wurde, um die Aufgabe jedes Helden seit Herakles zu erfüllen: Die Welt wieder zur ursprünglichen Ordnung zurückzuführen. Diese wahrlich herkulische Aufgabe bedeutet den Kampf gegen die sechs anderen Tagesherrscher. Ist ein junger Asthmatiker dafür ausgestattet und vorbereitet? Arthur sieht es selbst ein: ganz bestimmt nicht. Jahre müssen vergehen, bis er so weit ist. Er erhält Aufschub. Es ist damit zu rechnen, dass Arthur ein rüstiger Greis ist, bis er es mit Herrn SONNTAG aufnehmen kann. (Was ist mit der NACHT?) Und das ist vielleicht ganz gut so. Er wird alle Weisheit benötigen, die er bis dahin erwerben kann.

|Der Sprecher|

Oliver Rohrbeck ist ja schon ein alter Hase im Synchronsprechergeschäft und in Sachen Hörspielserie (s. o.). Seine „normale“ Stimme eignet sich gut für Kinderstoffe, also Märchen, Fantasy und Ähnliches, denn sie erklingt nicht besonders tief oder autoritär, ist also sympathisch. Jedenfalls alles andere als furchteinflößend.

Doch da es in der Geschichte einige bedrohliche Situationen darzustellen gilt, muss Rohrbeck zu ein paar Hilfsmitteln greifen. Er kann ohne weiteres seine Stimmlage absenken, so etwa als der Engel mit dem Flammenschwert auftritt – der zudem sein R so bedrohlich rollen lässt. Als die Bringer fordern, von Arthur in die Bibliothek gelassen zu werden, wird ein Halleffekt eingesetzt. Als Feuerwehrmänner und Ärzte sich um Arthur kümmern, klingt ihre „Stimme“ durch die „Maske“, die sie tragen, gedämpft – ein weiterer Filtereffekt.

Alles wird etwas turbulenter und bunter, als Arthur in die Welt des HAUSes eintritt. Der bedeutendste stimmliche Verfremdungseffekt ist die Stimme des VERMÄCHTNISses, die meist aus dem Maul des Frosches dringt. Diese verzerrte Stimme klingt tief, irgendwie „rund“ und autoritär. (Jedenfalls so lange, bis sich der Frosch einmal „verschluckt“.) Das ficht Arthur aber nicht an: Er trotzt ihr, wenn er seine eigenen Wertmaßstäbe verteidigt. Hall wird wieder eingesetzt, wenn Arthur die verschiedenen Rituale aufsagen muss, um seinen Erbanspruch durchzusetzen. Insgesamt wird dem Hörer also eine reichhaltige Palette von Klangeffekten und Stimmfarben geboten.

Die Hintergrundmusik von Andy Matern wird sehr dezent eingesetzt. Sie drängt sich niemals in den Vordergrund, sondern bildet einen Klangteppich, der unterbewusst die Emotionen des Zuhörers steuert. Die Instrumente sind in der Regel elektronisch, nur bei einem wiederkehrenden Leitmotiv – eine kurze Abfolge von elegischen Tönen – wird ein elektronisches Piano eingesetzt.

_Unterm Strich_

Diese neue Fantasyreihe wartet mit einem recht gut durchdachten Paralleluniversum auf, das erstens die Bestimmung des Helden bereithält und zweitens natürlich die Lösung zu allen Rätseln. Aber diese Bestimmung fällt dem denkbar ungeeigneten Asthmatikerhelden nicht in den Schoß, wie man sich leicht denken kann, sondern muss in sieben Kämpfen errungen werden.

Da sich diese Kämpfe auch auf die Welt des Helden erstrecken, gerät er mit seiner Familie in alle möglichen gefährlichen Situationen. Eine Schlafseuche, die im ersten Abenteuer seine Welt heimsucht, dürfte nur ein laues Lüftchen im Vergleich zu dem sein, was noch folgen wird. Die nächste Folge trägt den vielsagenden Titel „Grimmiger Dienstag“.

Mit hat das Hörbuch viel Spaß gemacht, denn der Autor überrascht mit einigen doch recht interessanten Einfällen, wie etwa den Bibliophagen: schlangenförmige Bücherfresser, die jedes bisschen Text zur Auflösung bringen – und ihren Träger gleich mit …

Der Sprecher Oliver Rohrbeck bietet dem Hörer, vor allem dem kindlichen Zuhörer ab zwölf bis dreizehn Jahren, eine breite Palette von stimmlichen Tonlagen und Klang-Effekten, die zu einer Charakterisierung verschiedenster Wesen beitragen. Mit ein wenig Phantasie kann sich der Zuhörer daher die fremde Welt des HAUSes viel besser vorstellen. Am Schluss möchte man am liebsten gleich wieder zurück.

Die Fortsetzung soll im März folgen.

|Originaltitel: Mister Monday – The Keys to the Kingdom, 2003
Aus dem US-Englischen übersetzt von Axel Franken
293 Minuten auf 4 CDs|
http://www.luebbe-audio.de

J. R. R. Tolkien – Das Silmarillion (Lesung)

Tolkiens Schöpfungsmythos, optimal vorgetragen

Erzählt wird der gesamte Mythos, an dessen Ende die Geschichte von „Der Herr der Ringe“ die Drei Zeitalter abschließt: jener fernen Epoche, in der die Ringe geschaffen wurden, Sauron an die Macht kam, Elben und Zwerge ihre magischen Kräfte erlangten und der Krieg von Mordor wütete. Lange vor „Der Herr der Ringe“ entwarf J. R. R. Tolkien die Mythenwelt von Mittelerde, die Achim Höppner mit epischer Wucht liest. (Verlagsinfo)

Der Autor
J. R. R. Tolkien – Das Silmarillion (Lesung) weiterlesen

Louisa May Alcott – Im Labyrinth der großen Pyramide (Gruselkabinett Folge 148)

Zweifacher Frevel: Der Fluch der bösen Taten

London 1880: Evelyn und Paul Forsyth stehen kurz vor ihrer Hochzeit, als der Bräutigam von seinen Erinnerungen an ein unheimliches Erlebnis in Ägypten heimgesucht wird, als er sich eines Nachts mit Professor Niles in der gewaltigen Cheops-Pyramide verirrt hatte… (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab 14 Jahren.

Die Autorin

Louisa May Alcott – Im Labyrinth der großen Pyramide (Gruselkabinett Folge 148) weiterlesen

Ken Follett – Eisfieber (Lesung)

Familienkrieg im Schneesturm

Ein tödliches Virus wird aus einem privaten Forschungslabor entwendet. Für die Sicherheitschefin Tini Gallo ist dies eine Katastrophe. Die Ex-Polizistin ahnt nicht, dass der Dieb aus dem engsten Kreis um den Firmengründer Stanley Oxenford kommt. In dessen verschneitem Landhaus im schottischen Hochland entbrennt ein dramatischer Kampf, bei dem mehr auf dem Spiel steht als ein einzelnes Leben. Die Auftraggeber des Diebstahls haben mit dem Virus große Pläne …
Ken Follett – Eisfieber (Lesung) weiterlesen

Pratchett, Terry – Lords und Ladies

_Ritter Magrat tritt gegen die Elfenkönigin an_

Mittsommernacht: Alles gerät durcheinander. Kornkreise fallen vom Himmel, die Bienen werden nervös. Sogar Zwerge und Trolle sind besorgt. Im kleinen Scheibenwelt-Königreich Lancre pfuschen ein paar selbsternannte Nachwuchshexen an der Kausalität herum, während die drei alteingesessenen Hexen von Lancre ihre eigenen Probleme haben. Magrat Knoblauch soll mit König Ferenc vermählt werden und wächst über sich selbst hinaus. Nanny Ogg spürt den x-ten Frühling. Und Oma Wetterwachs steht vor ihrer größten Herausforderung. Eine fremde Präsenz streift durch die Wälder. Die Elfen kommen. Sie sind nicht das, was sie zu sein scheinen, sondern böse und gemein. Ein Sommernachtsalbtraum nimmt seinen humoristischen Lauf …

_Der Autor_

Terry Pratchett und seine Frau Lynn sind wahrscheinlich die produktivsten Schreiber humoristischer Romane in der englischen Sprache – und das ist mittlerweile ein großer, weltweiter Markt. Obwohl sie bereits Ende der siebziger Jahre Romane schrieben, die noch Science-Fiction-Motive verwendeten, gelang ihnen erst mit der Erfindung der Scheibenwelt (Disc World) allmählich der Durchbruch. Davon sind mittlerweile etwa drei Dutzend Bücher erschienen. Nachdem diese für Erwachsene – ha! – konzipiert wurden, erscheinen seit 2001 auch Discworld-Romane für Kinder. Den Anfang machte das wundervolle Buch [„The Amazing Maurice and His Educated Rodents“, 219 worauf „Die kleinen freien Männer“ folgte.

Doch auch andere Welten wurden besucht: ein Kaufhaus, in dem die Wühler und Trucker lebten, und eine Welt, in der „Die Teppichvölker“ leben konnten. Die [Nomen-Trilogie 2998 „The Bromeliad“ soll zu einem Zeichentrickfilm gemacht werden.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Die Regie führte wie bei den Terry-Pratchett-Vertonungen Raphael Burri, der auch den Text bearbeitet hat. Aufnahmeleitung und Regieassistenz übernahm Ralf Grunwald. Booklet- und CD-Illustrationen stammen wie stets von Josh Kirby. Für den guten Ton sorgten Olifr Maurmann, Gavin Maitland und andere vom StarTrack-Tonstudio Schaffhausen. Das Hörspiel entstand im Jahr 2006.

Die Sprecher und ihre Rollen sind:

Ludwig Schütze: Der Erzähler
Nikola Weise: Oma Wetterwachs
Anny Weiler: Nanny Ogg
Anja Scheffer: Magrat Knoblauch
Ruth Maria Ruben: Elfenkönigin
Helmut Schüschner: Erzkanzler Mustrum Ridcully
Walter Millns: Shawn Ogg
Marcus Signer: Jason Ogg
Pascal Holzer: Ponder Stibbons
David Steck: Quästor der Unsichtbaren Universität
Bodo Krumwiede: Lankin
Sylvia Garatti: Junghexe Diamanda Tockley
Raphael Burri: TOD und Räuberhauptmann
Rolf Strub: Bibliothekar, Giamo Casamundo und Weber der Dachdecker
Ralf Grunwald: Tischler der Schneider
Hansruedi Spühler: Elfenkönig
Dirk Vittinghoff: 1. Elf
Thomas Monn: 2. Elf und William Pirsch
Ruth Schwegler: 3. Elf und Frau Quarney
Stefan Colombo: Elfenpferd
Armin Kopp: Festgreifaah und Höhlenkrieger
Friedrich Schneider: Dozent für neue Runen
und viele andere.

Alle Rollen sind im Booklet aufgelistet. Hier gibt es Kurzbiografien zu:
– Ludwig Schütze (Erzähler);
– Nikola Weisse (Oma Wetterwachs);
– Anny Weiler (Nanny Ogg);
– Anja Scheffer (Magrat Knoblauch);
– Ruth Maria Ruben (Elfenkönigin);
– Helmut Schüschner (Erzkanzler)

Mehr Infos und Hörproben gibt es unter http://www.bookonear.com. (ohne Gewähr)

|Die Musik|

Die – zurückhaltende – Moriskentanz-Musik wurde von Urs Klauser und Daniel Som beigesteuert und basiert auf zwei Werken aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Nanny Oggs Banjo spielte Tonmeister Olifr Maurmann, das Kutschhorn und Shawn Oggs Fanfare blies Rolf Strub.

_Vorgeschichte_

Wo die Scheibenwelt liegt, weiß keiner, aber Hauptsache, sie ist flach. Meist sind die Romane darüber abgeschlossene Werke, aber bei den Hexenromanen ist das anders. Daher ein kleine Rekapitulation. Oma (Esmeralda) Wetterwachs tauchte zum ersten Mal in „Das Erbe des Zauberers“ auf, und in „MacBest“ wurde sie zum inoffiziellen Oberhaupt eines kleinen Hexenzirkels, bestehend aus der lebenslustigen und viel verheirateten Nanny (Gitta) Ogg sowie der jungen Magrat mit der roten Nase, dem ungekämmten Haar und der Neigung zur Rührseligkeit in Bezug auf Regentropfen, Rosen und Schnurrhaare kleiner Kätzchen.

„MacBest“ endete damit, dass Verence II. zum König des kleinen, hügeligen und bewaldeten Landes Lancre wurde. Er war zwar nicht der Erbe, aber als Hofnarr der „beste Mann für den Job“, wie Oma Wetterwachs fand. Magrat erzielte ein sehr zaghaftes „Einvernehmen“ mit Verence. Vermutlich handelt es sich um Liebe – oder um die nächstbeste Sache.

In „Total verhext“ mussten die drei Hexen durch den halben Kontinent reisen, um der Patin entgegenzutreten (die dem Schicksal ein Angebot unterbreitet hatte, das es nicht ablehnen konnte). „Lords und Ladies“ handelt davon, was geschah, als das Trio wieder heimkehrte. Natürlich geht in Lancre inzwischen alles drunter und drüber …

_Handlung_

Noch zwei Wochen bis zur Mittsommernacht, und schon künden sich große Ereignisse an. Unsere drei Hexen sind nach Hause zurückgekehrt, doch schon eine Woche später streiten sie sich mit Magrat. Sie freut sich darauf, endlich Königin dieses Landes zu werden; dann müssten alle sich vor ihr verneigen. Pustekuchen! Nanny Ogg hustet ihr was von wegen „Böses Omen, ausgerechnet am Mittsommertag“ heiraten zu wollen und nimmt ihr den Hexenbesen weg.

Magrat marschiert wütend ins Schloss, um mit den Vorbereitungen für die Hochzeit des Jahres zu beginnen. Dass es überall im Land Kornkreise regnet, interessiert sie nicht die Bohne. Nur der Umstand, dass der junge König noch nicht einmal um ihre Hand angehalten hat – macht man das nicht so? -, stört sie ein wenig.

Oma Wetterwachs und Nanny Ogg sind sich einig, dass die Elfenkönigin hinter den Kornkreisen steckt. Denn jeder Kreis ist ein halb geöffnetes Dimensionstor ins Land der Elfen. Und am Mittsommerabend sind die Grenzen zwischen Dimensionen besonders dünn. Wer weiß, ob die Königin nicht eine Invasion plant.

|Exkurs: Über Elfen|

Das Wichtigste, was man über Elfen wissen muss: Sie sind nicht nett zu Menschen. Tatsächlich hassen sie sie sogar, denn Elfen verfügen nicht über jene Eigenschaft der Sterblichen, die man als Empathie bezeichnet, also ein absolutes Mindestmaß an Mitgefühl und Einfühlungsvermögen. Statt eines Herzens haben Elfen etwas anderes: Sie haben Glamour. Das klingt zwar wie etwas Positives, doch seine Auswirkungen sind alles andere als das. Wirft ein Elf seinen Glamour über einen Menschen, so wird dieser davon so betört, dass er sogar den Hintern einer Sau küssen würde, in dem Glauben, seine oder ihren Herzensliebste(n) zu umarmen. Will heißen: Glamour macht Menschen dümmer als dumm. Es gibt nur einen Schwachpunkt der Elfen: Sie fürchten Eisen, denn es raubt ihnen alle Kraft.

|Ein Fall für Hexen|

Ein bizarrer Mordfall erschüttert den Hexenzirkel, wenn auch sonst kaum jemanden. Nanny Ogg hat Oma Wetterwachs herbeigerufen, und nun beraten sie, wie es zu dem Tod des armen Waidmannes William Pirsch kommen konnte. Er wurde von einem spitzen Gegenstand tödlich getroffen – ein Messer oder ein Pfeil. Der Tatort ist schon mal sehr verdächtig: William liegt direkt außerhalb des geheimnisvollen Steinkreises, den die Lancrianer „die Tänzer“ nennen. Es handelt sich um acht aufrecht stehende Megalithen, und was das Sonderbarste an ihnen ist: Sie ziehen Eisen magnetisch an.

Oma Wetterwachs kennt diesen Ort aus eigener intensiver Anschauung. Vor etwa 50 Jahren hat sie innerhalb des verbotenen Steinkreises eine Begegnung mit der Elfenkönigin gehabt und ihr standgehalten. Die Hexen vertrieben die Elfen mit Eisen und seitdem versuchen die Elfen, aus dem Bannfeld des Steinkreises auszubrechen, um in der Scheibenwelt ihre Herrschaft auszuüben und die Sterblichen zu Untertanen zu machen.

Um herauszubekommen, was die Elfen vorhaben, legt sich die Oberhexe in ihrem Haus auf den Boden, legt sich einen Zettel („Ich bin nicht tot!“) auf die Brust und schickt ihren Geist auf Erkundung. Meist in der Verkleidung eines Bienenschwarms. Sie spürt eine fremde Präsenz in Lancre. Sie sucht und findet – ein Einhorn! Könnte es den armen William Pirsch in die Brust getroffen haben?

|Das Hexenduell|

Unterdessen erfährt Nanny Ogg von ihrem braven Sohn Jason, dem Schmied, dass sie neuerdings Konkurrenz hat. Drei Junghexen unter der Führung von Diamanda Tockley lehnen die alten Traditionen der Zauberei ab und bringen sich selbst die Magie bei. Jason flüstert, dass die drei Junghexen angeblich nächtens nackt um den Steinkreis tanzen. Nanny Ogg macht ein finsteres Gesicht. Dieses Jungvolk!

Zusammen mit der zurückgekehrten Oberhexe begibt sie sich zum Selbstunterricht der Junghexen. Die nehmen die Alten überhaupt nicht für voll und fordern sie zu einem Duell heraus. Ist gebongt: morgen Schlag zwölfe auf dem Dorfplatz. Oma Wetterwachs schreibt ihr Testament, denn sie weiß die Stunde ihres Todes. Das Einhorn auf ihrem Rasen schickt sie zu seiner Herrin zurück. Dann begibt sie sich zum Hexenduell.

|Parallele Leben|

In der Zwischenzeit ereignen sich andere Dinge in und um Lancre. Die Unsichtbare Universität hat eine Einladung von König Verence II. erhalten. Erzkanzler Ridcully will gerne zur Hochzeit des Jahres fahren, doch nicht alleine. Der Bibliothekar (ein Orang-Utan) und Magister Ponder Stibbons sollen mitkommen. Stibbons glaubt an die Quantentheorie und Parallelwelten, doch Ridcully lehnt solche Faxen ab. Er löst Tickets für drei und nimmt die Postkutsche. Sie werden zweimal überfallen und ein Troll verlangt Zoll.

Im Wald nahe der Hauptstadt proben die Handwerker der Stadt, die normalerweise nur für Moriskentänze zuständig sind, ein Stück, das sie zu Ehren der neuen Königin aufführen wollen. Darin sollen ein Löwe und die Feenkönigin vorkommen. Warum ein Mann eine Frau spielen sollte, will die „Feenkönigin“ partout nicht einsehen. Der „Löwe“ erst recht nicht.

Magrat Knoblauch, die Königin in spe, hat sich inzwischen mit den seltsamen Klamotten ihrer neuen Stellung angefreundet. Ihre Zofe Millicilla hat sie eingewiesen. Da erfährt sie von Nanny Oggs anderem Sohn Sean, dass seine Mutter und Oma Wetterwachs ein Hexenduell veranstalten. Sie eilt sofort zum Dorfplatz, um mit diesem unwissenschaftlichen Unsinn ein Ende zu machen. Leider hat die junge Magrat gegen den Eigensinn ihrer älteren Kolleginnen nicht die geringste Chance.

Sie muss ebenso wie der Rest der Bevölkerung hilflos mit ansehen, wie Nanny Ogg mit ihrem Stiefelabsatz einen Kreis in den Dreck des Platzes zieht. Nannys jüngster Enkel Pewsey, gerade mal vier Jahre alt, plärrt, er wolle ein Bonbon und rennt halbnackt über den Platz.

Doch die Duellanten stehen bereits Aug in Aug einander gegenüber und lassen sich nicht stören. Oma Wetterwachs macht klar, dass diese Stadt zu klein für zwei Oberhexen sei und die Verliererin verschwinden müsse. Diamanda ist mit dieser Bedingung einverstanden. Denn sie darf wählen, in welcher Disziplin sich die Alt- und Junghexe miteinander messen sollen. Oma Wetterwachs ist mit dieser Disziplin einverstanden. Und so beginnt ein historisches Duell mit weit reichenden Folgen …

_Mein Eindruck_

„Lords und Ladies“ ist die lineare Fortsetzung von Terry Pratchetts Hexenzyklus, der mit „MacBest“ beginnt und mit „Total verhext“ weitergeführt wurde (gibt’s noch nicht als Hörspiel). Sowohl „MacBest“ als auch „Lords und Ladies“ nehmen Bezug auf Dramen von William Shakespeare. Dessen Komödie „Ein Mittsommernachtstraum“ von 1595 wurde inspiriert durch das Buch „Metamorphosen“ des römischen Exildichters Ovidius Naso.

Es geht darin, grob vereinfacht, um Liebesirrungen und -wirrungen unter Menschen und Elfen sowie um die Umkehrung der beiden Welten. Im Mittelpunkt stehen sowohl bei Shakespeare als auch bei Pratchett die Fragen: Wer war ich? Wer könnte ich werden? Wer könnte ich (in einem Paralleluniversum) sein? Wer bin ich tatsächlich? Wie um Himmels willen bin ich hierher gekommen? Und: Wie viele Beine habe ich überhaupt?!

In der Aufstellung der Figuren fällt auf, dass es sich oft um komplementäre Paare handelt. Das Witzige dabei ist jedoch, dass es dabei zu den unwahrscheinlichsten Paarungen kommt. Oma Wetterwachs trifft in Ridcully einen früheren Verehrer wieder, Nanny Ogg findet den Zwerg Casamunda ganz attraktiv, doch Magrat Knoblauch hat ihre liebe Not mit ihrem Verlobten, dem König. Der hat seine Weisheit nämlich ausschließlich aus Büchern und für das Kapitel Sex in seinem Leben braucht er noch das passende Handbuch. (Was bei dessen Übergabe zu wundervollen Peinlichkeiten führt.) Dass die böse Elfenkönigin auch einen besänftigenden Gatten benötigt, dürfte klar sein. Nur: Wo hat sich dieser Bursche mal wieder verkrochen?

Ein weiteres Spannungspaar ist das Aufeinandertreffen von Alt und Neu. Da ist beispielsweise der Konflikt der Althexen mit den Junghexen, die nichts mehr von altmodischen Dingen wie Geistreisen wissen wollen (falls sie je davon gehört haben), sondern lieber Bücher büffeln und sich absurde Zaubersprüche à la Harry Schotter ausdenken. Dieses Thema wird in den Abenteuern der alternativen Junghexe Tiffany Weh noch vertieft. Diamanda Tockley, Anführerin der arkanen Rebellinnen, hat jedenfalls gegen den Glamour der Elfen nicht die geringste Chance. So viel dazu.

Ein weiterer Themenkreis, bei dem Alt und Neu auf erfrischende Weise miteinander kollidieren, ist natürlich die Invasion der Elfen, die auf das von wissenschaftlich-fortschrittlichem Gedankengut geprägte Königreich Lancre prallt. Leider hat Letzteres keine Chance gegen die blutrünstigen Elfen, so dass es erst zweier weiblicher Heldinnen bedarf, wie sie verschiedener nicht sein könnten. Oma Wetterwachs stellt ihre Erdmagie der Elfenmagie der Königin entgegen. Und man höre und staune: Magrat Knoblauch hat in ihrer königlichen Ahnengalerie die Rüstung einer Königin gefunden, mit der sie nun in die Schlacht zieht – ohne einen einzigen Zauberspruch am Leib.

|Psst, nicht so laut: Sex!|

Eigentlich sollen dieses Hörspiel auch die lieben Kleinen hören und verstehen. Also jeder, der Terry Pratchett toll findet, und das sind nicht wenige, wenn man nach der Auflagenhöhe seiner Bücher urteilt. Weil es aber in der Mittsommernacht, wie oben gezeigt, um jede Menge „menschliche Annäherungen“ geht, taucht auch unweigerlich das Thema Sex und anderes schlüpfrige Zeug auf. Das Sexhandbuch für König Verence II. wurde bereits erwähnt.

Damit nicht jeder versteht, um was es geht, wird alles verschlüsselt und mit Auslassungen (Ellipsen) formuliert. Diese Methode, die vermutlich der Autor praktiziert, macht seinen Text selbst noch in der Hörspielfassung so wunderbar ironisch und humorvoll. Hier kann der Zuhörer seine Vorstellungskraft einbringen, die manchmal auch richtig gefordert wird. Magrat und der König reden ständig um den heißen Brei herum, teils aus Rücksichtnahme, teils aus Unwissenheit (das war schon in „Total verhext“ so).

Wer genau hinhört, wird mit Hilfe der Stereophonie feststellen, dass die beiden Verlobten an einem Esstisch sitzen müssen, der ganz schön lang ist. Das bedeutet nicht, dass sie nebeneinander sitzen, sondern dass jeder am entgegengesetzten Ende sitzt. Das ist ebenso vornehm wie bescheuert – und komisch. Es bezeichnet aber auch ihre Position im Bett …

Recht derb und beinahe offensichtlich werden die Dinge formuliert, sobald der Elfenkönig himself auftritt. Ihn überhaupt dazu zu bringen, hat Nanny Ogg schon eine Menge Schweiß und Überredung gekostet. Der Hammer, dem sich dann jedoch die sterblichen Oberirdischen gegenübersehen, ist genau das, was er zwischen den großen, äh, Hufen trägt: Er ist ein sehr offensichtlich männlicher Hirsch, und zwar prächtig ausgestatteter …

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Von dem Schweizer Studio „Bookonear“ habe ich bislang bei „Wachen! Wachen!“ etwas gehört. Die Produktion, die es damit vorgelegte, ist jedoch in vielerlei Hinsicht professionell zu nennen. Die Sprecher, die bei uns allesamt unbekannt sind, legen eine bühnenreife Darbietung hin. Wahrscheinlich sind sie in der Schweiz sogar die erste Garde der Bühnenschauspieler. Alle sprechen akzentfrei deutsch.

|Die Geräusche|

… tragen ein wenig zum Eindruck der Realität bei, die ein filmisch inszeniertes Hörspiel aufweisen sollte. Wir hören ziemlich laute Geräusche wie eine Turmglocke, aber auch recht leise wie etwa ein schnaubendes Einhorn oder eine Pfeife paffende Nanny Ogg. Fallende Kornkreise sind leider zu leise, um sie aufnehmen zu können. Es gibt Haustiergeräusche und Klänge, die am besten in eine Schmiede passen.

Hier wirkt Jason Ogg, und wie jedes Jahr muss er sich an einem bestimmten Tag die Augen verbinden. Ein mit sehr tiefer Stimme und in GROSSBUCHSTABEN sprechender Fremder (dreimal darf man raten, um wen es sich handelt) bringt sein Pferd zum Beschlagen zu Jason. „Pling! Pling!“, macht der Hammer Jasons. Wahrscheinlich hören wohl nur die Eingeweihten unter den Hörern auch die GROSSBUCHSTABEN des Fremden.

|Musik|

Die Götter der Audioproduktion sind uns diesmal gnädig. Die mittelalterlichen Instrumentaleinlagen, die mein Ohr noch in „Wachen! Wachen!“ so plagten, wurden diesmal auf ein Minimum zurückgenommen. Da es sich bei den Leuten, die das Theaterstück in Lancre aufführen sollen, um Moriskentänzer handelt, lag es für den Regisseur nahe, auch entsprechende Musik einzusetzen.

In England habe ich einmal solche Morris Dancers gesehen, und es war ein ungewöhnlich archaischer Anblick. Dies Musik ist ja schon uralt, aber auch die Kostümierung stammt aus längst versunkenen Jahrhunderten. Schellen gehören jedenfalls immer dazu. Wer will, kann dazu tanzen – auch zu der Musik im Hörspiel. Sie wird mit Dulzimer, Sackpfeife und anderen Tonschleudern produziert.

|Das Booklet|

Das Beiheft ist liebevoll gestaltet und einer so von Liebhabern der Scheibenwelt gestalteten Produktion angemessen. Da findet sich ein Lebenslauf des Autors ebenso wie Hintergrundinfos über die Musik, die Gestalter und sämtliche Sprecher. Am schönsten aber sind zwei weitere Elemente: die detaillierte Tracklist für jede einzelne CD, von denen jede einen eigenen Titel trägt, z. B. „Hexenzirkel“. Und natürlich die knuddeligen Zeichnungen Josh Kirbys, die allesamt der doppelseitigen Titelillustration entnommen sind. Auch die Cover der einzelnen CDs wie auch die Einsteckplätze der CDs im Karton sind damit geschmückt.

_Unterm Strich_

Dieses Hörspiel eignet sich für ein Publikum von 8 bis 80 Jahren. Die Kinder und Jugendlichen können sich auf die vordergründige, meist recht komisch inszenierte Action konzentrieren. Doch auch Erwachsene haben jede Menge zu entdecken: Neben den oben skizzierten Gegensatzpaaren finden sie eine Philosophie über Magie und deren Vertreter, die vom Tolkienstandard meilenweit abweicht.

Hier sind zum Beispiel auch keltische Einflüsse zu finden, denn Pratchett lebt in Wiltshire nicht weit von den Walisern entfernt und die alt- und mittelenglische Literatur, die überlebt hat, ist reich an solchen Einflüssen, und dazu gehört auch die mündliche Überlieferung in Volkssagen und Märchen. Erwachsene werden auch die zahlreichen schlüpfrigen Anspielungen finden, die sich zwischen den Dialog-Zeilen verstecken. Und da es nicht zuletzt in der Mittsommernacht auch um Liebe geht, haben die Pratchetts das eine oder andere zu sagen, was man für sich selbst umsetzen könnte.

Die Fantasykomödie unterhielt mich mit ihrer kurzweiligen Dramatik ebenso gut wie mit ihrem hintergründigen Humor, der typisch ist für Pratchett. Klamauk gibt es allerdings auch, und das finden wohl Kinder lustiger als ich. Die großzügig eingesetzten Geräusche verleihen der Handlung einen Anstrich von filmischem Realismus (wenn es das gibt), so dass sich ein Gefühl des Kinos für die Ohren einstellt – allerdings mit rasanten Szenenwechseln.

Die Musik hält sich diesmal sehr zurück und dient nur dazu, das Thema des Moriskentanzes zu illustrieren. Dadurch hebt sich das Hörspiel gegenüber den Übertreibungen in den |Bookonear|-Produktionen [„Wachen! Wachen!“ 787 und „Die Piraten“ wohltuend ab. Endlich hat der Tonmeister Maurmann das rechte Mittelmaß gefunden.

|Originaltitel: Lords and Ladies, 1992
Aus dem Englischen übertragen von Rolf Strub und Andreas Brandhorst 2005
300 Minuten auf 4 CDs in Stereo, mit von Josh Kirby (!) illustriertem Booklet|
http://www.luebbe-audio.de
http://www.bookonear.com

Arne Dahl – Falsche Opfer. Die A-Gruppe 03 (Lesung)

Abwechslungsreich: das Buch der Wandlungen

Der brutale Mord an einem Stockholmer Restaurantbesucher, ein Zeuge, der nichts gesehen haben will, die unerklärliche Bombenexplosion in einem Hochsicherheitsgefängnis und ein tödlicher Bandenkrieg – die Stockholmer Ermittler Paul Hjelm und Kerstin Holm müssen mal wieder Überstunden leisten, um der Lage Herr zu werden.

Der Roman wurde 2005 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet.
Arne Dahl – Falsche Opfer. Die A-Gruppe 03 (Lesung) weiterlesen

Conan Doyle /Marc Gruppe / Herman Cyril McNeile – Die vierte Flasche (Sherlock Holmes Folge 57)

Ein Mord auf offener Bühne

Holmes und Watson werden Zeugen eines Rivalitätsstreits zwischen dem verheirateten Lebemann John Forfar und dem charismatischen Tony Elgin, der unsterblich in Forfars Gattin verliebt ist. Wenig später kommt der Ehemann zu Tode. Hat sein Ableben etwas mit der Rivalität zwischen den beiden Männern zu tun, oder war es Selbstmord Holmes beginnt zu ermitteln. (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab 14 Jahren.

Die Serie wurde mit dem „Blauen Karfunkel“ der Deutschen Sherlock Holmes-Gesellschaft ausgezeichnet.
Conan Doyle /Marc Gruppe / Herman Cyril McNeile – Die vierte Flasche (Sherlock Holmes Folge 57) weiterlesen

Tracy, P. J. – Memento. Thriller (Lesung)

Tote Schneemänner fangen keine Mörder

Eigentlich ist es ein fröhlicher Anlass: ein Benefiz-Schneemannwettbewerb im winterlichen Minneapolis. Die beiden Detectives Leo Magozzi und Gino Rolseth vollenden gerade ihr Schnee-Kunstwerk, als die Mittagssonne einen der Schneemänner zum Schmelzen bringt. Hinter der Karotte kommt die Nase einer Leiche zum Vorschein. Doch das ist nicht der einzige Schneemann mit makabrem Innenleben. Die beiden Opfer sind Polizisten, und so geraten Leo und Gino trotz der Kälte ins Schwitzen. Denn sie ahnen, dass es nicht bei diesen beiden Fällen bleiben wird …
Tracy, P. J. – Memento. Thriller (Lesung) weiterlesen

Karin Slaughter – Schattenblume (Lesung)

Hammerhart: Geiselnahme im Polizeipräsidium

Ein Geiseldrama hält ganz Heartsdale, Georgia, in Atem. Zwei schwer bewaffnete Männer haben die Polizeistation von Grant County überfallen. Einer der Polizisten dort wurde erschossen, Chief Jeffrey Tolliver schwer verwundet. Ebenfalls im Gebäude ist Sara Linton, die Kinderärztin und Rechtsmedizinerin der Stadt. Sie versucht verzweifelt, ihrem Ex-Mann das Leben zu retten. Aber jeden Moment kann einer der Gangster merken, dass der erschossene Cop gar nicht der Chief ist, auf den sie es offensichtlich abgesehen haben … (Verlagsinfo)

Die Autorin
Karin Slaughter – Schattenblume (Lesung) weiterlesen

Karin Slaughter – Belladonna (Lesung)

Willkommen in der Freak Show!

Sara Linton, Kinderärztin und Gerichtspathologin, findet Sybil Adams verblutend auf der Toilette eines Restaurants. Zwei tiefe Schnitte in Sybils Bauch bilden ein tödliches Kreuz. Dass sie blind und damit so gut wie wehrlos war, macht den brutalen Mord noch entsetzlicher … (Verlagsinfo) Die Handlung dieses Romans geht jener in „Dreh dich nicht um“ zeitlich voraus.

Die Autorin

Karin Slaughter – Belladonna (Lesung) weiterlesen

Karin Slaughter – Gottlos (Lesung)

Gefährliche Ermittlungen unter Superchristen

Bei einem Spaziergang im Staatswald stolpert Sara Lintons Ex-Ehemann, Sheriff Jeffrey Tolliver, über etwas, das aus dem Boden ragt. Als sie beide nachschauen, stoßen sie auf eine Grube im Boden. Darin liegt die Leiche einer jungen Frau. Sie wurde darin gefangen gehalten. Die erste Autopsie enthüllt jedoch etwas Entsetzliches: Sie wurde mit Zyankali vergiftet.

Polizeiinspektorin Lena Adams, das Opfer eines religiösen Fanatikers (in „Belladonna“), ermittelt mit dem Sheriff bei der religiösen Kommune, aus der die junge Frau stammte. Stammte von hier das Zyankali?

Die Autorin
Karin Slaughter – Gottlos (Lesung) weiterlesen

Chris Mooney – Secret (Lesung)

Moderne Kripo-Schutzhelfer: Batman, Maria und Hannibal Lecter

Als Emma Hale, eine junge Hardvard-Studentin und Millionenerbin, aus Boston verschwindet, fehlt monatelang jede Spur von ihr. Bis ihre Leiche im Charles River entdeckt wird. Nun ist die Studentin Judith Chen nach zwei Monaten des Verschwindens ebenfalls im Wasser gefunden worden. Die Bostoner Polizeipräsidentin weist der Erkennungsdienstlerin Darby McCormick (aus „Victim“) den Fall zu.

Sie und ihr Kollege Tim Bryson geraten schnell auf die Spur eines in Ungnade gefallenen FBI-Profilers. Was weiß er über die psychiatrischen Akten der beiden Mordopfer? Und welche Rolle spielt der schwerreiche und trauernde Vater von Emma Hale? Darby beginnt, Geheimnisse zu lüften, die besser unentdeckt geblieben wären. Da verschwindet schon wieder eine Studentin. Ihre Zeit wird knapp.

Der Autor
Chris Mooney – Secret (Lesung) weiterlesen

Bernard Cornwell – Der weiße Reiter (Uhtred 2)


Uhtreds Schattenkönigin und die Entscheidungsschlacht

Nordengland im 9. Jahrhundert: Die christlichen Sachsen versuchen ihr Land gegen die heidnischen Wikinger zu verteidigen. Um das Jahr 878 droht auch Wessex, das letzte der fünf angelsächsischen Königreiche, an die Fremden zu fallen. Die Dänen unter den Earls Guthrum und Ubba erobern Wessex – mit Ausnahme eines kleinen Sumpflandes an der Severn-See. Dort versteckt sich Alfred, König von Wessex, mit Familie und Anhängern.

Uhtred, bei den Dänen aufgewachsener Krieger in Alfreds Diensten, kennt die Stärke des feindlichen Heeres genau. Trotz der Übermacht der Dänen will Alfred ein letztes, entscheidendes Mal ins Feld ziehen. Die ungleichen Verbündeten sind sich einig: Eine Niederlage in dieser Schlacht würde den endgültigen Untergang besiegeln. (abgewandelte Verlagsinfo)
Bernard Cornwell – Der weiße Reiter (Uhtred 2) weiterlesen

Karin Slaughter – Vergiss mein nicht (Lesung)

Trifft ins Herz: finaler Rettungsschuss

Es ist eine heiße Sommernacht im Städtchen Heartsdale, Georgia. Auf dem Parkplatz der Rollschuhbahn droht die 13-jährige Jenny den drei Jahre älteren Herzensbrecher Mark zu erschießen. Behutsam versuchen die Ärztin Sara Linton und ihr Ex-Gatte, Polizeichef Jeffrey Tolliver, die Situation zu entschärfen. Zunächst sieht es nach einem Liebesdrama unter Teenagern aus, doch dann kommt es zum Showdown: Tolliver muss Jennys Leben opfern, um Marks Hinrichtung zu verhindern. Schließlich findet man in den Toiletten der Anlage ein totes Neugeborenes, und Linton und Tolliver sehen sich einem Fall gegenüber, von dem sie sich wünschen, sie hätten ihn nie übernommen. (abgewandelte Verlagsinfo)

Die Autorin

Karin Slaughter – Vergiss mein nicht (Lesung) weiterlesen

Schwind, Kai / Wiegand, Katrin / Buchholz, Sven – Ferienbande und die unerträglichen Schmuggler, Die

_Gelungene Parodie mit Lederlesben_

(Vorsicht, Parodie!) In ihrem dritten Abenteuer verschlägt es die Helden der Serie in die Berge, zu Bröckchens Onkel und Tante. Als ob interfamiliäre Konflikte noch nicht genug wären, bekommen es die Freunde auch noch mit einer Schmugglerbande zu tun, die das ganze Dorf terrorisiert. Wer steckt dahinter? Ist der Onkel in die Vorfälle verwickelt? Weiß der Besitzer des indischen Kebab-Ladens mehr? Und wer zum Teufel ist eigentlich dieser Mathieu? Da passiert das Unfassbare: Babsi wird entführt!

Vom Verlag ab 12 Jahren empfohlen.

_Die Autoren_

Kai Schwind und Sven Buchholz sind die Macher dieser Serie. Das Buch schrieb Kai Schwind zusammen mit Katrin Wiegand und führte zudem Regie. Sven Buchholz besorgte den Schnitt und steuerte die Technik bei der Aufnahme im Studio Hufsound.

Bisher erschienen:
1) Der Ferienbande und die entsetzlichen Ferien (2003)
2) Der Ferienbande und das voll gemeine Phantom (2005)
3) Der Ferienbande und die unerträglichen Schmuggler (2007)

_Die Inszenierung_

Die Sprecher und ihre Rollen:

Kai Schwind: Baul; Vishnu Punjab
Sven Buchholz: Bröckchen; Bernd
Chris Peters: Babsi
Matthias Keller: Erzähler
Sascha Draeger: Bernds Vater
Maud Ackermann: Tante Pfanni
Andreas von der Meden: Onkel Tarantino
Noah Sow: Hanne
Alexandra Maxeiner: Nanne
Michi Herl: Wirt
Katrin Wiegand: Wirtin
Konrad Halver: Horst Adler
Santiago Ziesmer: Mathieu
Johann König: Dritter
… und Bambi der Hund.

Die Musik trugen Viktor Weimer (auch Komposition), Judy Fox, The Funk Professor, Anna Küchler und The Unshushable Coktor bei.

Mehr Infos: http://www.ferienbande.de (oder www.ferienban.de) http://www.wortart.de (ohne Gewähr)

_Handlung_

Babsi, Bernd, Bröckchen und der sächselnde Baul sind unterwegs in der zwitschernden Natur und rufen nach ihrer Freundin Vivienne. Als sie an eine Hütte gelangen, schlagen sie kurzerhand die Tür ein. Seltsames Wimmern dringt aus dem Keller, wo sie denn auch folgerichtig die Gesuchte vorfinden. Aber warum schielt sie so zur Seite? Sie drehen sich um, da steht ein Mann – in Frauenkleidern! Er oder sie sagt, dass er/sie ein/e Kleiderdesigner(in) sei. Und er erkenne seinen Sohn Bernd, früher genannt Beate, ganz genau! Die anderen lassen Bernd, früher genannt Beate, doch tatsächlich allein mit seinem Vater …

Bernd erwacht schweißgebadet. Was für ein Albtraum! Der pure Horror!

Heute sind die vier Freunde von der Ferienbande (nicht zu vergessen ihren Hund Bambi) mit dem Zug unterwegs in die Berge. Da niemand sie am Bahnhof abholt, müssen sie selbst hinauf zur Hügelhütte stapfen, wo ihnen Bröckchens Tante Pfanni (die mit den Knödeln …) freundlich die Tür öffnet und sie begrüßt. Keine Spur von Onkel Tarantino. Der Schriftsteller schreibt wohl mal wieder an einem Meisterwerk zum Wohle der Menschheit.

In dem Zimmer, das ihnen Tante Pfanni anweist, ist alles aus so genannten „Stricklieselwürsten“ gestrickt, und zwar schreiend bunt, so dass sie fast Augenkrebs bekommen. Deshalb drängt es sie wieder hinaus in die freie Natur. Zuvor brüllt Onkel T. sie cholerisch an, ohrfeigt seine Frau Pfanni, und Bambi bellt dazu. Bloß weg hier! Von dem Hausmädchen Enid Blyton und dem portugiesischen Gärtner ist weit & breit nichts zu sehen.

Am Brunnen im Dorf schauen sie zwei Mädels aus dem Internat bei ihren Kampfsportübungen zu. Die Mädels im Lederdress stellen sich als Hanne und Nanne vor. Die Übungen machen sie angeblich, weil sie sich Internat dauernd verteidigen müssen. Sie finden Gefallen an der feschen Babsi und laden sie zu einer Lesbenparty ein, doch Babsi steht bekanntlich nur auf Mannsbilder und lehnt ab. Von Hanne & Nanne erfahren die vier Freunde erstmals, dass das Dorf unter der Kontrolle einer Schmugglerbande steht, die von einem gewissen Mathieu angeführt wird. Möglicherweise steckt der „Choleriker“ Tarantino sogar mit denen unter einer Decke!

Die immer hungrige Fressmaschine namens Bröckchen wittert Bratenduft. Wie mit einem untrüglichen Radar spürt er Vishnu Punjabs Kebapbude auf. Zusammen mit seinem ebenso hungrigen Hund Bambi zerlegt Bröckchen die Bude in ihre Bestandteile. Der Wirt Vishnu ist davon gar nicht angetan und verjagt sie zeternd. Als die Freunde abends Onkel Tarantino beschatten und er sie unwissentlich in das lokale Gasthaus lotst, stoßen sie erneut auf Vishnu. Babsi kann penetrant foltern, und so rückt Vishnu endlich mit seinem Geheimnis heraus: Weil er kein Schutzgeld zahlen wollte, wurde er einmal in das Hauptquartier der Schmuggler entführt. Diese stellten mit dem armen Inder unaussprechliche Dinge an.

Zurück in der Hügelhütte: Hier stehen die Dinge nicht zum Besten. Bambi wurde betäubt und Babsi ist weg! Die Suche von Gärtner und Hausmädchen nach dem entlaufenen Frauchen ist bislang ergebnislos verlaufen. Ob ihnen wohl Hanne & Nanne helfen können? Die geben ihnen bloß den Hinweis, dass Vishnu weiß, wo das Hauptquartier der Schmuggler ist. Sie bestechen den ängstlichen Kebapbrater skrupellos mit dem Versprechen einer heißen Liebesnacht. Mit der abwesenden Babsi.

Dann machen sie sich auf den Weg, die auf dem Berg liegende Schmugglerzentrale auszukundschaften. Ob sie dort wohl die vermisste Babsi aufspüren werden?

_Mein Eindruck_

Wie man sieht, handelt es sich um ein Stück Akustikdrama, das man so nicht alle Tage hört. Fernab von den Trampelpfaden der Political Correctness klopft die Parodie auf Jugendermittlerbanden wie „TKKG“, „Die drei ???“ sowie „Hanni & Nanni“-Romane auf jeden Busch, hinter dem sich ein hohles Klischee verbergen könnte. Und wenn das nicht funktioniert, werden die abgedroschenen Klischees einfach umgedreht. Aus Hanni & Nanni werden Hanne & Nanne, das Lederlesbenduo mit dem Emma-Peel-Appeal. Sie fordern Babsi zum gemeinsamen Menstruieren auf, als wäre es das Geilste auf der Welt. Der Onkel Tarantino, angeblich ein hochgeistiger Autor, entpuppt sich als schlägernder Autor von schnulzigen Liebesromanen.

So weit, so nett. Aber hier endet die satirische Kritik nicht. Nein, auch die Ferienbandenmitglieder selbst sind derartig krass als Karikaturen gezeichnet, dass man sie keineswegs für voll nehmen kann und sich über kurz oder lang fragen muss, wie sie es nur schaffen, irgendein Fitzelchen an Information herauszufinden, geschweige denn, einen Schurken – und das Böse ist bekanntlich immer und überall – zur Strecke zu bringen.

|Die „Helden“|

Babsi ist ein geiles Luder, was Bernd, der in sie verknallt ist, nun überhaupt nicht verkraften kann. Als sie mit dem Oberschurken in flagranti im Bett erwischt wird, schwinden ihm daher schier die fünf Sinne. Denn Mathieu, die maskuline Konkurrenz, ist halt doch ein rechter Kerl, wenn es ihm auch ein wenig an Geisteskraft mangelt. Das verrät schon das geistesgestörte Lachen, das ihn jedes Mal überkommt, wenn er seinen irren Plan erwähnt. Darüber darf jedoch nichts verraten werden, sonst wäre ja die Pointe perdu. Es hat bloß was mit Weltherrschaft zu tun (gähn).

Bröckchen ist so verfressen, dass er jede Kebapbude plündert und dabei zerlegt, und auch ansonsten sehr praktische Hängebrücken sind nicht vor ihm sicher. Baul ist das genaue Gegenteil, nämlich der Geek: ein wandelndes Lexikon, das aber meist nur unnützes Wissen von sich gibt. Bernd sollte eigentlich der Anführer sein, doch leider ist sein Nervenkostüm nicht vom besten Schneider gemacht, und liebend gern würde er das Hasenpanier ergreifen, würde sich nicht die anderen ständig auf ihn verlassen. Bleibt also noch Bambi, Bernds neurotischer Hund, der es liebt, sein Herrchen anzupissen.

Aber ein paar „Enthüllungen“ haben mich denn doch enttäuscht. Dass die Zentrale der Schmuggler an den Berghof des „Führers“ auf dem Obersalzberg erinnern soll, war ja gleich klar. Wenig überraschend war daher, dass sich der Hausmeister Horst Adler (vom Adlerhorst, klar?) als ausgewachsener Nazi entpuppt. Der nächste Schritt ist nur ein winziger. Die vereinigten Schmuggler-Truppen streben selbstverständlich nichts anderes als die Weltherrschaft an. Alles andere hätte mich auch gewundert. Auch die Tatsache, dass der künftige „Führer“ vergessen hat, seine Stromrechnung zu bezahlen.

|V-Effekt|

Ein sehr hübscher Verfremdungs- bzw. V-Effekt à la Brecht ergibt sich durch die direkte Einbeziehung des Erzählers in die Handlung. Der soll nämlich den Helden gerade mal aus der Patsche helfen. Als vernünftiger Mensch, der über solchen profanen Dingen steht, lehnt er dieses Ansinnen jedoch verlegen ab, denn schließlich werde er dafür nicht bezahlt und zweitens sei er ja gar nicht versichert.

Eine Anrede des Hörers gibt es zum Glück aber nicht. Dafür mischt sich ein Rechtsanwalt mit einer Einstweiligen Verfügung ein. Er will nämlich die Verwendung diverser Namen verbieten lassen. Ich glaube, er kommt vom Disney-Konzern, aber irgendwie muss er sich in der Adresse geirrt haben.

|Bonustrack|

Als Bonustrack ließe sich der Auszug aus Onkel Tarantinos alias Rosa Pichlhunds Schnulzenroman „Leidenschaftliche Stürme der Liebe“ (auf diesen Titel wäre ich nie gekommen) bezeichnen. Dies ist Schnulzenprosa in Reinkultur, allerdings mit einer netten, wenn auch reichlich abgedroschenen Pointe. Anscheinend gab es eine Art Quote, wie oft die Wörter „Schwangerschaft, Abtreibung, Menstruation, Eheberatung, Tage usw.“ im Text vorkommen müssen. Hiermit sei amtlich festgestellt, dass die Quote erfüllt wurde und sich die Autoren endlich wieder neuen Wortfeldern zuwenden können.

_Die Inszenierung_

Wenn man sich die Besetzungsliste anschaut, fällt auf, dass manche Sprecher zwei Rollen haben. Die Fähigkeit, beide Rollen auf eine Weise zu sprechen, dass die Identität des Sprechers in beiden Fällen nicht deutlich wird, spricht für die Qualität des jeweiligen Sprechers. Das betrifft Sven und Kai – bravo! Kai Schwind als Schnellsprecher Vishnu Punjab hab ich echt nicht wiedererkannt, und der Akzent ist astrein (dafür wurde ein Sprachcoach in Anspruch genommen, wie das Booklet verrät).

Sven Buchholz spricht sowohl den piepsenden Fettklops Bröckchen als auch Bernd, den Schwerenöter in Liebesnöten. Warum Bernd einmal Beate geheißen haben soll, lässt sich aus dieser Episode der „Ferienbande“ nicht ergründen. Es trägt höchstens dazu bei, ihm eine Neigung zum Transvestitentum anzuhängen – was sicherlich ganz im Sinne der Erfinder ist. Der sächselnde Baul hat mir ebenfalls gut gefallen. Ich finde diesen Akzent charmant.

|Geräusche|

Die Geräusche hat man wahrscheinlich schon tausendmal in den endlosen Reihen von TKKG- und Drei-Fragezeichen-Abenteuern gehört. Diesmal kommt immerhin ein pissender Hund und eine schallende Ohrfeige hinzu. Klingt zwar nicht nach einer großen Ausbeute, aber das muss es ja nicht sein. Schließlich ist Geräuschemacherei noch kein Leistungssport, sondern sollte sich den Dialogen unterordnen.

|Musik|

Dies gilt allerdings nicht für die Musik. Die funkigen Jazz-Kompositionen von Viktor Weimer gehen nicht nur ins Ohr, sondern auch in die Beine. Gibt es davon eine Platte? Jedenfalls trennt diese Musik die einzelnen Szenen sauber ab und zwar meist dann, wenn es gerade am spannendsten ist. Da gibt’s dann nur eines: dranbleiben!

Insgesamt wird aus dieser Kombination von Dialog, Musik und Geräuschen eine unverwechselbare Inszenierung. Zusammen mit den V-Effekten kann man durchaus von einer Parodie mit einer Eigencharakteristik sprechen, die sich stark von den erwähnten Endlosserien abhebt.

_Unterm Strich_

Diese Parodie auf bekannte Jugendhörpielserien wie „TKKG“ und „Die drei ???“ wartet mit einer kurzweiligen Handlung auf, die voller netter Einfälle und Überraschungen steckt. Sie dienen dazu, die abgedroschenen Klischees der Serien als solche zu entlarven. Dazu werden die üblichen Figuren häufig in ihr Gegenteil verkehrt – und was dergleichen Kniffe mehr sind. V-Effekte wie die Anrede des Erzählers gehören natürlich dazu. Das erinnert mich an die [Comedy-Ausgabe 3564 der John-Sinclair-Hörspielserie, die im Jahr 2005 erschien. Inzwischen ist ja die „???“-Serie eingestellt, denn auch dort hat man die Zeichen der Zeit erkannt.

Ich fand diese Ausgabe der „Ferienbande“ sehr kurzweilig, an manchen Stellen aber auch selbst ein wenig abgedroschen. Müssen Schmuggler immer durchgeknallte Nazis sein und automatisch auch gleich die Weltherrschaft anstreben? Schließlich gibt es doch auch noch jede Menge anderer erstrebenswerter Dinge, wie etwa Klimaschutz. (Höre ich da ein Gähnen?)

|79 Minuten auf 1 CD|
http://www.ferienbande.de
http://www.wortart.de

Noll, Ingrid – Selige Witwen

Cora und Maja, dieses dynamische Duo sorgt auch diesmal wieder für Action. Sei es in der Toskana, wo Cora unbedingt eine Traumvilla ergattern will, oder in Frankfurt/M., wo sich Maja mit Zuhältern anlegt, um eine Freundin zu retten – es gibt immer etwas zu erledigen. Ach ja, und dann war da noch der Matisse …

Die Autorin

Ingrid Noll wurde 1935 in Schanghai geboren, also kurz vor der japanischen Invasion, und studierte in Bonn Germanistik und Kunstgeschichte. Nachdem ihre drei erwachsenen Kinder das Haus verlassen hatten, begann sie, Kriminalgeschichten zu schreiben, die allesamt Bestseller wurden. „Die Häupter meiner Lieben“ wurde mit dem Glauser-Preis ausgezeichnet, und „Kalt ist der Abendhauch“ sowie „Die Apothekerin“ wurden verfilmt.

Weitere Noll-Hörbücher:

– Die Häupter meiner Lieben
– Die Apothekerin (verfilmt)
– Kalt ist der Abendhauch (verfilmt)
– Stich für Stich
– [Die Sekretärin 1167
– Der Hahn ist tot

Die Sprecherin

Franziska Pigulla, die deutsche Stimme von Akte-X-Star Gillian Anderson („Scully“) und Demi Moore, hat bereits eine Vielzahl von Hörbüchern gesprochen. Während ihrer Schauspielausbildung in Berlin trat sie als Sprecherin im Hörfunk hervor. Mittlerweile spricht sie zum Beispiel auch die Kommentare bei „Galileo“-Dokumentationen auf ProSieben.

Sie verfügt über ein beeindruckendes Gespür für Dramatik: Ganz gleich, ob sie sanft und weich Liebeserklärungen haucht, mit knurrendem Grollen droht oder mit größter Lautstärke Befehle oder Flüche brüllt – stets kommt sie völlig glaubwürdig und lebendig herüber.

Das Hörbuch wurde aufgenommen von Markus Hoffmann (Regie) und Lambda-Audiovision, Berlin.

Handlung

Das ungleiche Freundinnenpaar Cora und Maja steckt wieder einmal in Schwierigkeiten und mogelt sich durch. Dabei ist Cora, wie die sanfte Maja zugeben muss, eindeutig das „Alpha-Weibchen“: Sie nimmt sich die Männer, wie sie ihr unterkommen. Und die Häuser dazu. Coras Masche besteht darin, Millionäre zu heiraten, die dann eines unverhofft frühen Todes sterben, woraufhin es eine glückliche Erbin mehr auf der Welt gibt.

Coras und Majas neuestes Abenteuer beginnt ganz idyllisch im schönen Chianti-Land zwischen Florenz und Siena. Cora vergnügt sich mit Dino, dem Sohn des Gärtners in einem wunderschönen, aber verwaisten Anwesen. Der Besitzer der Villa, ein Engländer, sei kürzlich mit 50 verstorben, ist es zu fassen? Cora will die Villa, und der Neffe von „Il barone“ wäre auch willig, doch eine reiche Amerikanerin schnappt ihr das Schnäppchen vor der Nase weg. Cora ist untröstlich. Fast.

Ortswechsel: Darmstadt. Maja pflegt die Oma Charlotte Schwab, während deren Enkel Felix, somit Majas Vetter, mit Cora in die Toskana düst. Maja bringt ihren geliebten Sohn Bela zu seinem Vater nach Freiburg im Breisgau, wo der Kleine nicht mehr lernen muss, wie man Fahrräder klaut, sondern mal frische Landluft schnuppern kann.

Maja lernt eine junge Frau namens Katrin Schneider kennen, die sich nach dem Grimmschen Märchen „Allerleirauh“ nennt und einen Schnurrbart trägt. Sie bitte Maja, ihren Italienischkurs an der VHS zu übernehmen, deshalb ziehen sie nach Frankfurt/M., um als Housesitter die Wohnung einer verreisten Ethnologin zu betreuen. Katrin lebt von ihrem Mann Erik, einem zwielichtigen Anwalt im Frankfurter Rotlichtmilieu, getrennt. Zusammen klauen sie ihm vier wertvolle Bilder, bei denen es sich um Diebesgut handelt, wie sich herausstellt. Maja soll sie verscherbeln, doch der Matisse steht leider auf der Fahndungsliste. Als Eriks Schläger die Bilder zurückhaben wollen und Katrin an der Schule abpassen, schickt Maja Katrin nach Innsbruck zu einem Bekannten. Dort fühlt sich Katrin pudelwohl, doch Maja hat den ganzen Ärger am Hals.

Denn Erik überfällt Maja und foltert sie brutalstmöglich, um zu erfahren, wo seine Gemälde sind. Nur der treue Andi und der zurückgekehrte Felix können Maja vor dem sicheren und sicher schmerzvollen Tod erretten! Katrin hatte sie benachrichtigt, was abgeht. Nun verdächtigen Andi und Felix Maja des Drogenhandels, da sie ja über die Bilder nichts sagen will.

Cora kehrt aus der Toskana zurück, mit nur einem im Sinn: MORD. Sie will die verdammte Amerikanerin meucheln lassen und engagiert dazu eine Fixerin namens Polly Wacker, die offenbar den englischen Vorbesitzer der begehrten Villa auf dem Gewissen hat. Cora und Maja erpressen Polly, ohne mit der Wimper zu zucken

Gerade noch rechtzeitig, denn nun beginnt für Cora & Co. ein Kleinkrieg mit dem Anwalt Erik Schneider und seinem Zuhälter Sven Hilter, der mit Nutten aus Thailand und Afrika handelt und schon einige auf dem Gewissen hat. Das kann ja heiter werden. Ob Cora und Maja wirklich noch zu ihrer Traumvilla in der Toskana kommen?

Mein Eindruck

Nach einem idyllischen und langsamen Start gerät die Geschichte allmählich doch in spannenderes Fahrwasser, als sich verschiedene Konflikte abzeichnen. Diese Konflikte bleiben keineswegs oberflächlich, sondern gehen ziemlich schnell ans Eingemachte: Maja wird gefoltert, Cora hat Mord im Sinn, Erik Schneider erhält eine gehörige Portion Methadon (Rauschgift) in sein Mineralwasser und Sven Hilter wird Opfer eines Bandenkrieges – nach einem kleinen Tipp! Auch Katrin kommt nicht ungeschoren davon, wird sie doch entführt, mit Drogen betäubt und versteckt.

Als wäre dieser Zirkus nicht genug, sind alle hinter den wertvollen Bildern her, die so etwas wie den MacGuffin im Krimi darstellen und für Spannung bis zur letzten Szene sorgen. Wozu wilde Amerikanerinnen nicht alles fähig sind, wenn sie wahre Kunst erkennen!

Die arme Maja, unsere Chronistin der laufenden Wechselfälle, hat es wahrlich nicht leicht. Weder mit Cora, dem Überweib, noch mit den Herren der Schöpfung, die mit ihr kuscheln wollen – und mehr. Außerdem soll sie bei ihrem Sohn Mutter spielen und bei ihrem Noch-Ehemann Jonas die brave Gattin. Es ist nicht leicht, eine freiheitsliebende, intelligente Frau zu sein, die mehr will als Kinder, Küche, Herd. Mutter Naturs Auftrag des Nestbaus ist nicht so einfach zu ignorieren. Und da ist immer auch ein wenig Torschlusspanik dabei, wenn die biologische Uhr tickt.

Ingrid Noll hat mal wieder eine echte Räuberpistole zusammengestellt, deren Zutaten zwar sehr schön für Unterhaltung und Kurzweil sorgen, die aber wohl kaum „aus dem wahren Leben“ stammen dürften. Jedenfalls nicht in so hoher Konzentration. Und schon gar nicht mit derart vielen Zufällen – unverschlossenen Autos, Zusammenstößen mitten in der Pampa und so weiter.

Wie auch immer: Für Unterhaltung mit spannenden und komödiantischen Einlagen ist trefflich gesorgt.

Die Sprecherin

Mit ihrem Gespür für Dramatik setzt Franziska Pigulla vor allem das Tempo als Haupteffekt ein: sie verzögert vor wichtigen Wörtern oder Sätzen. Diesmal übertreibt sie es nicht mit dem Einsatz ihrer Stimme: Ein so aufregendes Garn wie „Selige Witwen“ muss ganz cool erzählt werden. Dennoch ist bei spannenden Szenen wie Flucht, Überfall und Folter ein wenig mehr als Coolness gefragt, und so gehören diese Szenen zu den spannendsten des Buches.

Ganz besonders hat mir ihre Interpretation des Hessischen gefallen – allerliebst. Auch der Österreicher auf dem Zug ist ihr gut gelungen.

Unterm Strich

Ingrid Noll pflegt einen ganz speziellen Humor. Mit Witz und kühler Ironie vermag sie selbst die unwahrscheinlichsten und makabersten Begebenheiten cool zu erzählen. Sie greift natürlich auf die vorhandenen Genreklischees wie den zwielichtigen Anwalt, den brutalen Zuhälter und die reiche alte Amerikanerin zurück, um ihre Geschichte damit aufzupeppen.

Das dynamische Duo der rabiaten Cora und ihrer liebebedürftigen, aber verschlagenen Freundin Maja sorgt für jede Menge Action in diesem Frauenkrimi. Für Unterhaltung ist also gesorgt. Schade, dass der Anfang so langsam ist, aber irgendwo muss die Story ja auch etwas mit der Realität zu tun haben.

Franziska Pigullas Vortrag entspricht dem Stoff ausgezeichnet. Ganz besonders gefielen mir die Stellen, an denen sie Dialekt spricht. Sehr empfehlenswert.

402 Minuten auf 6 CDs
https://www.sprechendebuecher.de