Archiv der Kategorie: Kinder- und Jugendliteratur

RICHELLE MEAD – Schattenträume (Vampire Academy 03)

Rose Hathaway, die mutige Halbvampirin in Richelle Meads Reihe „Vampire Academy“, steht kurz vor ihrem Abschluss als Wächterin, als etwas Folgenschweres passiert. „Schattenträume“ suchen sie heim …

Rose Hathaway, angehende Wächterin an der St. Vladimir’s Academy, hat gerade einen Angriff der gefährlichen Vampire, den Strigoi, überlebt, doch ihr Freund Mason ist dabei ums Leben gekommen. Jetzt sucht er sie als Geist heim. Immer wieder erscheint er ihr auf dem Campus und schaut sie traurig an. Rose glaubt, verrückt zu werden, nachdem Mason nicht der einzige Geist bleibt, der sich ihr zeigt. Doch diese „Gabe“ erweist sich als wirkungsvoll. Da sie die Geister immer dann sieht, wenn die magischen Barrieren um das Internat geschwächt sind, ahnt sie voraus, dass es einen Großangriff auf das Internat geben wird. Tatsächlich bricht wenig später eine Vielzahl der tödlichen Strigoi in die Schule ein und tötet und entführt Moroi, die lebenden Vampire, die Rose in ihrem Job schützen soll …

Doch das ist nicht das einzige Ereignis in dem bislang umfassendsten Band der Reihe. Zwischen Rose und ihrem Mentor Dimitri prickelt es immer mehr, obwohl sich eine Beziehung der beiden eigentlich verbietet. Er ist deutlich älter als sie und außerdem ihr Lehrer …

Was dem zweiten Band an Spannung und Wendungen gefehlt hat, macht „Schattenträume“ wieder wett. Neben einer packenden Haupthandlung, die einige unvorhersehbare Überraschungen parat hält, kristallisiert sich nun endlich auch eine Rahmenhandlung heraus, die auf die Folgebände neugierig macht, da sie genau zum richtigen Zeitpunkt abgeschnitten wird. Zugegeben, der erneute Strigoiangriff wirkt anfangs wie eine langweilige Kopie des zweiten Bandes. Er hat allerdings eine wesentlich größere Dimension und eine ganz andere Tragweite. Abgesehen davon gibt es noch einige kleinere Nebenhandlungen, die zwar nicht immer Spannung, aber zumindest Leben in die Geschichte bringen.

Rose ist nach wie vor ein wunderbarer Seriencharakter für die Zielgruppe von jungen Mädchen. Sie ist eine taffe Heldin mit Herz und Mut, die aus der ersten Person erzählt und ihre Gedanken und Gefühle nicht verbirgt. Im Gegenteil ist sie sehr offen und berichtet über alles, was in ihr vorgeht. Anders als in den vorhergehenden Bänden legt sie in „Schattenträume“ jedoch eine neue Ernsthaftigkeit an den Tag. Ihr Sarkasmus und ihre Bissigkeit fehlen trotzdem nicht, denn diese Entwicklung ist eigentlich nur logisch nach dem, was sie gesehen hat.

Der neue Ernst überträgt sich auf den Schreibstil, der nun weniger humorvoll ist, aber dafür umso eindringlicher und mitreißender. Richelle Mead schafft es, auch die düstersten Gedanken von Rose mitreißend und einfühlsam zu beschreiben. Vielleicht ist sie darin sogar besser als in Roses umwerfender Schlagfertigkeit.

Alles in allem ist „Schattenträume“ der bislang beste Band der Reihe. Die Hauptperson gewinnt an Tiefe und Ernst, eine packende Rahmenhandlung schält sich heraus – was will man mehr?

Originaltitel: Shadow Kiss
Aus dem Englischen von Michaela Link
378 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3802582035

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Koch, Boris / Weise, Kathleen – Königsschlüssel, Der

Solange das Volk zurückdenken kann, herrscht der mechanische König über die Hauptstadt Marinth und das gesamte Reich. Er gilt als der freundlichste König überhaupt, muss aber jedes Jahr während der Schlüsselzeremonie mit dem Königsschlüssel neu aufgezogen werden, damit er für ein weiteres Jahr funktioniert und das Land regieren kann.

Vela, die Tochter des Königsmechanikers, darf jedes Jahr zur Schlüsselzeremonie ihren Vater in Marinth besuchen und freut sich immer wieder darüber, dass sie bei der Schlüsselzeremonie dabei sein kann. Doch dieses Mal soll alles anders laufen, denn während der Schlüsselzeremonie in diesem Jahr ereignet sich etwas Schreckliches: Ein riesiger Vogel greift sich den Königsschlüssel, bevor der mechanische König neu aufgezogen werden kann, und fliegt mit seiner Beute davon! Und als wäre das Unheil nicht schon groß genug, kommt es für Vela noch schlimmer: Da ihr Vater der Königsmechaniker und für den Schlüssel verantwortlich ist, wird dieser wegen des verlorenen Königsschlüssels in den Kerker geworfen und soll ein Jahr später hingerichtet werden. So verlangt es das Gesetz, und nur der mechanische König ist dazu in der Lage, ihren Vater zu begnadigen. Da dieser aber nun nicht mehr funktioniert und der Königsschlüssel für immer verloren zu sein scheint, sieht es schlecht aus für Velas Vater.

Da die bei einem speziellen Turnier auserwählten Ritter, die den Königsschlüssel wieder auftreiben sollen, nichts anderes im Kopf haben, als sich in einem Gasthaus die Birne vollaufen zu lassen und Spaß zu haben, weiß Vela, dass sie die Sache selbst in die Hand nehmen muss, wenn sie ihren Vater retten will. Sie macht sich auf den Weg, um den Königsschlüssel zu suchen, und erlebt zusammen mit dem sprechenden Bären Urs, der gerne ein Ritter wäre, und dem Jungen Cephei viele erfreuliche und unerfreuliche Abenteuer …

_Eindrücke:_

Durch den Klappentext waren meine Erwartungen an „Der Königsschlüssel“ ziemlich groß. Der Klappentext versprach eine Story, die sich wesentlich von den sonstigen Geschichten im Fantasy-Genre abheben und mal etwas ganz anderes sein würde als das, was man sonst so in die Hände bekommt. Etwas Außergewöhnliches eben. Doch diese Erwartung wurde leider enttäuscht.

Die Sache mit dem mechanischen König, der jedes Jahr aufgezogen werden muss, damit er wieder für ein weiteres Jahr regieren kann, ist interessant und wirklich mal was Neues – das war es dann aber leider auch an neuen Ideen. Ansonsten verfolgt die Story das typische Held(in)-zieht-los-um-das-ganze-Königreich-zu-retten-Schema, nach dem sich schon so viele Bücher aus dem Fantasy-Genre richten. Der Protagonist (in diesem Fall: die Protagonistin), dem man anfangs nicht allzu viel zutrauen würde und der in manchen Fällen sogar noch ein halbes Kind ist, zieht los, besteht beinahe mit links die aufregendsten Abenteuer und kämpft sich quer durch das Land, um einen Gegenstand wiederzubeschaffen, der das ganze Königreich retten soll. Dabei erhält der Protagonist von dem ein oder anderen Begleiter Beistand gegen einen (angeblich) übermächtigen Gegner. Kommt das bekannt vor?

Wahrscheinlich, doch da heutzutage sehr viele Fantasybücher eben diesem Schema folgen und es nicht mehr ganz so leicht ist, etwas zu schaffen, das mal etwas Neues ist |und| der breiten Masse gefällt, sollte man die solcherart aufgebauten Geschichten fairerweise nicht zu hart kritisieren. Was man allerdings erwarten kann, ist, dass der Autor aus einer altbekannten Struktur wie dieser etwas macht, das vielleicht nicht komplett neu, allerdings mit ein paar guten Ideen, einer liebevollen und tiefgehenden Charaktergestaltung, einem fesselnden Erzählstil und anderen Mitteln angereichert ist, damit das Buch den Leser trotzdem fesseln kann und gut unterhält. Das ist Boris Koch mit „Der Königsschlüssel“ allerdings nur bedingt gelungen.

Beispielsweise konnten die Charaktere mich nicht wirklich überzeugen. Sie besitzen allesamt sehr wenig Tiefgang und wirken sehr oberflächlich. Zudem fiel es mir schwer, zu den Charakteren und auch zu der Protagonistin Sympathie aufzubauen, da ich sie hauptsächlich als nervend empfand. Vela fand ich in dieser Hinsicht am schlimmsten, da sie ziemlich zickig und pubertär auftritt. Ebenso wenig ansprechend fand ich Cephei. Von den drei Hauptcharakteren fand ich noch Urs, den sprechenden Bär, am sympathischsten, der kommt allerdings nur in einem Teil der Geschichte vor und ist trotz allem immer noch zu oberflächlich geraten.

Dann kommt noch hinzu, dass keines der Abenteuer und keine der Gefahren, auf die Vela und ihre Begleiter treffen, wirklich so bedrohlich sind, dass man sie nicht mit links bestehen oder überwinden könnte. Alles, was im ersten Moment furchtbar gefährlich zu sein scheint, stellt sich letztendlich als nicht ganz so bedrohlich heraus (da ja letztendlich nie wirklich etwas passiert), und für jedes Problem, das sich bei ihrer Reise auftut, lässt sich auch innerhalb kürzester Zeit eine Lösung finden, welche die Gefährten wieder weiterbringt. Auch der Dieb des Königsschlüssels, der übermächtig und böse sein soll, ist letztendlich gar nicht so ein Schlimmfinger, und auch hier passiert im Endeffekt wieder nichts, das für Vela und ihre Freunde eine ernsthafte Gefahr bedeutete. Das macht die Lektüre an manchen Stellen etwas langweilig, da nie wirkliche Spannung aufkommen kann. Schließlich weiß man immer, dass die drei sowieso ohne ernsthaften Schaden davonkommen werden.

Womit ich auch schon beim nächsten Punkt wäre. Die Geschichte ist an einigen Stellen, insbesondere was das Ende anbelangt, ziemlich vorhersehbar, was der ihr noch zusätzlich Spannung nimmt, da man sich immer schon im Voraus denken kann, was ungefähr als Nächstes passiert.

Bei „Der Königsschlüssel“ handelt es sich wider Erwarten um ein Jugendbuch (obwohl |Heyne| es als Fantasy einordnet, während die auf dem Cover ungenannte Ko-Autorin Kathleen Weise das Werk selbst sogar als Kinderbuch ab 10 Jahren einstuft), und das merkt man der Geschichte leider auch an. Der Schreibstil ist ziemlich einfach gestrickt, was zwar an sich nichts Negatives ist, aber trotzdem hat er mir einfach nicht gefallen. An einigen Stellen fand ich ihn zu schlicht geformt und ebenso nervig wie die Charaktere.

Allerdings ist nicht alles an „Der Königsschlüssel“ Zeitvergeudung. Einige Stellen im Buch waren wirklich gut gemacht und auch interessant zu lesen. Nur schade eben, dass das nicht bei der kompletten Geschichte der Fall ist.

_Fazit:_

Alles in allem hat mir „Der Königsschlüssel“ leider nicht gefallen. Die Charaktere sind zu flach, die Grundgeschichte ist altbekannt und an den meisten Stellen fehlte mir die Spannung. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass Jugendliche oder noch jüngere Leser, die noch nicht allzu viele Bücher aus dem Fantasy-Genre kennen, eher mit dem vorliegenden Roman etwas anzufangen wissen.

_Der Autor:_

Boris Koch wurde 1973 geboren und wuchs auf dem Land im bayerischen Schwaben, südlich von Augsburg, auf. Er studierte Alte Geschichte und Neuere Deutsche Literatur in München und lebt heute als freier Autor in Berlin. Zu seinen Werken gehören unter anderem der All-Age-Roman „Der Drachenflüsterer“ und „Gebissen“.

|400 Seiten, gebundenes Buch im Pappband
ISBN-13: 978-3-453-52534-4|
http://www.boriskoch.de
http://www.kathleenweise.de
http://www.heyne.de

_Boris Koch auf |Buchwurm.info|:_

[„Interview mit Boris Koch“]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=91
[„StirnhirnhinterZimmer“ 4957
[„Der Schattenlehrling“ 3296
[„Der adressierte Junge“ 3249
[„Dyonisos tanzt“ 1926

RICHELLE MEAD – Blaues Blut (Vampire Academy 02)

Im ersten Band der Reihe „Vampire Academy“ von Richelle Mead hat die junge Wächterin Rose ihre beste Freundin Lissa aus den Fängen eines lebenden Vampirs gerettet. Im zweiten Band „Blaues Blut“ sind es die Strigoi, die toten Vampire, gegen die sie sich wehren muss.

Die siebzehnjährige Rose Hathaway lebt in einer gefährlichen Welt. Sie ist ein Dhampir, eine Halbvampirin, und geht auf die St. Vladimir’s Academy, auf der sie zum Wächter ausgebildet wird. Ihre Aufgabe wird es später sein, die Moroi, lebende Vampire, vor den wesentlich stärkeren und gefährlichen Strigoi zu beschützen. Als sie zusammen mit ihrem Mentor Dimitri zu einer wichtigen Qualifikationsprüfung fährt, erfährt sie, wie das in der wahren Welt aussehen kann. Strigoi haben mit der Hilfe von Menschen die magischen Barrieren eines Moroihauses durchbrochen und alle Moroi sowie die Wächter getötet.

Die Möglichkeit, dass die sonst so ungeselligen Strigoi nicht nur miteinander, sondern auch mit Menschen kollaborieren, versetzt die Schule in helle Aufregung. Ziel der Strigoi ist nämlich die Auslöschung der Moroi. Zum Schutz der Schüler fährt die gesamte Schule in ein speziell gesichertes Skigebiet in den Weihnachtsurlaub. Als Freunde von Rose erfahren, dass sich Strigoi im nahen Spokane aufhalten, machen sie sich auf eigene Faust auf den Weg. Sie wollen die ermordeten Moroi rächen, doch Rose ahnt, dass sie da nicht heile heraus kommen können. Sie folgt den vieren, doch dann eskaliert die Situation …

Das Beste an der Reihe ist die Protagonistin. Rose erzählt aus der Ich-Perspektive und ist ein interessanter, junger Charakter, der ein wenig an die Erzähler der Chic-Lit erinnert. Frech, manchmal sogar frivol, dabei aber trotzdem überlegt und intelligent berichtet sie aus ihrer Sicht. Sie macht dabei selten einen Hehl aus ihren Schwächen. Sie gibt sich offen, ehrlich und selbstreflektiert, was es einfach macht, sich mit ihr zu identifizieren und ihr in der Geschichte zu folgen. Zusätzlich tritt in diesem Band ihre Mutter, eine sehr bekannte Wächterin, zum ersten Mal in Person auf. Das Verhältnis zwischen ihr und Rose ist sehr gespannt und Rose, die dazu neigt, über die Stränge zu schlagen, legt sich mehr als einmal mit ihr an. Gerade diese neue Personenkonstellation verleiht sowohl der Handlung als auch der Hauptperson mehr Tiefe.

Die Handlung selbst ist spannend und annehmbar, aber kein wirkliches Highlight. In diesem Punkt ist „Vampire Academy“ – trotz aller Bemühungen – nur eine Serie. Bislang ist keine buchübergreifende Rahmenhandlung erkennbar. Einzelne Handlungsstränge wiederholen sich zwar, können aber keine dauerhafte Spannung aufbauen, die den Leser sehnsüchtig auf den nächsten Band warten lassen. Die Beziehungen zwischen den Personen bieten zwar Abwechslung, aber noch nicht genug Zündstoff.

Momentan sind es nur Rose und der Schreibstil von Richelle Mead, die die „Vampire Academy“-Reihe über den Durchschnitt hieven. Der Schreibstil ist so wie die Hauptfigur: bissig, häufig witzig, aber genauso oft auch nachdenklich oder sogar melancholisch. Die Autorin benutzt dafür ein gehobenes Vokabular, dank dem Rose wie eine intelligente junge Frau wirkt. Sie überfordert ihre jugendlichen Leser dabei aber nicht, sondern fördert sie im Gegenteil sogar. „Blaues Blut“ ist definitiv erwachsener als viele Jugendbücher und besitzt den nötigen Ernst, um auch Älteren zu gefallen.

„Blaues Blut“ ist handlungstechnisch kein Höhepunkt in der Reihe. Die sympathische Hauptfigur und der ansprechende Schreibstil sorgen allerdings dafür, dass Fans von Twilight und Co. diese Gelegenheit nicht an sich vorbeiziehen lassen werden.

Originaltitel: Frostbite
Aus dem Englischen von Michaela Link
290 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3802582028

http://www.egmont-lyx.de

Feth, Monika – Teufelsengel

Monika Feth ist dem breiten Publikum vor allem durch ihren Bestseller „Erdbeerpflücker“ bekannt, der 2004 veröffentlicht wurde. Dabei hat die Autorin mittlerweile zahlreiche weitere Thriller geschrieben, in deren Mittelpunkt zumeist junge mutige Frauen stehen. Der neuste trägt den Titel „Teufelsengel“.

Anders als in den Büchern, in denen Jette Weingärtner die Hauptrolle spielt, ist die Hauptperson in diesem Roman nicht unschuldig in einen Kriminalfall geschlittert. Im Gegenteil: Die neunzehnjährige Romy, die ein Volontariat bei einer Kölner Zeitung macht, beginnt von sich aus auf eigene Faust zu ermitteln, weil sie glaubt, dass in Köln ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Vier unaufgeklärte Mordfälle hat es in letzter Zeit gegeben, doch niemand anders scheint einen Zusammenhang zu sehen. Auch Romy muss lange suchen. Sie befragt Freunde und Verwandte der vier Verstorbenen, die unterschiedlicher nicht sein können: Ein verträumter Teenager, eine alleinstehende Übersetzerin mittleren Alters, ein Student, ein älterer Mann – was verbindet sie bloß?

Auch Bert Melzig, der Neue bei der Kölner Kripo, glaubt, dass es eine Verbindung zwischen den Fällen gibt. Er hat keine Beweise aber ein Bauchgefühl, was ihm Spott der Kollegen einbringt. Erst als er am Handgelenk des neusten Opfers eine sonderbare Tätowierung entdeckt, hat er eine erste Spur, doch die forsche Romy scheint ihm bereits einen Schritt voraus zu sein und mischt sich ganz frech in seine Ermittlungen ein …

Bücher, in denen Privatpersonen ihre Nase in Kriminalfälle stecken, sind eine prekäre Angelegenheit. Viel zu häufig wirken die Laien-Ermittlungen an den Haaren herbeigezogen und die Ergebnisse davon glänzen höchstens durch ihre Absurdität. Monika Feth gelingt es, diese gefährlichen Klippen meisterhaft zu umschiffen. Romy besitzt nicht nur den richtigen Job, sondern auch die passenden Charakterzüge, um ihr Vorgehen zu rechtfertigen. Sie geht den Dingen gerne auf den Grund und ist eine leidenschaftliche Journalistin. Trotz allem verhält sie sich nie unnatürlich. Feths große Stärke, authentische Figuren zu zeichnen, lässt das Buch auch dieses Mal zu einem echten Genuss werden. Kaum ein anderer deutscher Autor schafft es derart versiert, die Gefühls- und Gedankenwelt junger Menschen wiederzugeben. Sogar für die allerkleinsten Nebenfiguren nimmt sich die Autorin die Zeit, sie als unverwechselbar zu beschreiben.

Die Handlung der Geschichte ist solide, aber nicht besonders innovativ. Durch mehrere parallele Erzählstränge wird dem Leser schnell klar, wo der Täter zu suchen ist. Die Jagd nach ihm folgt einem bekannten Muster. Nachdem Romy eine heiße Spur gefunden hat, übersieht sie das Wesentliche und macht den Täter auf sich aufmerksam. Am Ende gibt es eine nette, aber leider vorhersehbare Actioneinlage. Auch das Potenzial, dass sich durch die zwei auftretenden Ermittler – Bert Melzig und Romy – ergibt, wird nicht ausgeschöpft. Die beiden kommen sich viel zu selten in die Quere und es entsteht auch keine richtige Konkurrenz. Dabei hätte gerade das sicherlich für Spannung sorgen können.

Trotz allem ist „Teufelsengel“ überaus lesenswert, denn Monika Feth schreibt so gut, dass man ihr einiges verzeiht. Dicht, intensiv und stets mit mehr Fokus auf dem Innenleben ihrer Personen als auf der Handlung baut sie Seite um Seite eine angenehme Atmosphäre auf. Jeder, der etwas älter ist, wird sich in gute alte Zeiten zurück versetzt fühlen, die Jüngeren hingegen werden sich gut mit Romy und Co. identifizieren können. Die Autorin benutzt keine Slangausdrücke. Sie schreibt nüchtern und einfach, doch sie schafft es, ein unglaublich spannendes, dichtes und authentisches Ambiente zu schaffen.

„Teufelsengel“ steht Feths anderen Büchern damit in nichts nach. Ein toller Schreibstil, eine fantastische Hauptperson – lesenswert ist die Geschichte allemal, auch wenn die Handlung Potenzial verschenkt.

|410 Seiten, Hardcover
ISBN-13: 978-3570160459|
http://www.cbt-jugendbuch.de
http://www.monikafeth-thriller.de

_Monika Feth auf Buchwurm.info:_

[Der Scherbensammler 3816

Lake, Nick – Im Königreich der Kälte

Wem es in unseren Breitengraden im Winter noch zu warm und unweiß ist, der bekommt mit freundlicher Hilfe von Nick Lake und dem |PAN|-Verlag die Möglichkeit, in die eiskalte Antarktis zu reisen, an der Seite einer wunderbaren kleinen Heldin … „Im Königreich der Kälte“ ist das erste Buch des Autors, doch laut Klappentext sollen weitere folgen.

Light Fitzwilliam ist nicht gerade ein normales Mädchen. Ihr Vater ist ein irischer Adliger und ihre Mutter war eine Inuit. Sie selbst ist ein Albino mit schlohweißen Haaren und heller Haut. Sie lebt in Irland in einem großen Schloss, hat einen eigenen Butler und ein Geist wohnt in ihrer Hauswand. Eines Tages verschwindet ihr Vater bei einer seiner Expeditionen in der Antarktis und wird für tot erklärt. Doch Light ist fest davon überzeugt, dass er noch lebt und dass etwas nicht mit rechten Dingen zu geht.

Als sie nach der notdürftigen Beerdigung ihres Vaters (ohne Leiche) einen Waldspaziergang macht, wird sie von einem Mann fast bis nach Hause verfolgt. Sie kann es sich nicht genau erklären, aber sie hatte das Gefühl, dass der Mann nicht menschlich war. Doch Butler, ihr Vormund, zeigt sich unbeeindruckt – bis sie am gleichen Abend von dem Mann in ihrem Schloss angegriffen werden. Ein merkwürdiges Wesen – halb Eisbär, halb Haifisch – rettet sie. Es heißt Tulipak und Butler scheint sein Freund zu sein. Light hat plötzlich das Gefühl, in etwas sehr Merkwürdiges hinein zu rutschen, doch als sie und Butler beschließen, ein Schiff zu kaufen und in die Antarktis zu fahren, um Lights Vater zu suchen, muss sie feststellen, dass alles noch viel seltsamer wird. Alte Göttinnen, grausame Monster und ein kleiner Eskimojunge – in der schneeweißen, eiskalten Einöde wird das junge Mädchen erwachsen und lernt, dass das Leben mehr ist als in einem riesigen Schloss in einem langweiligen irischen Dorf zu wohnen.

Nick Lake hat mit „Im Königreich der Kälte“ ein selten wunderbares Jugendbuch geschrieben, das auch Erwachsene begeistert. Sein Witz, die tollen Hauptfiguren und die zauberhafte Handlung vor schneeglitzernder Kulisse geben der Geschichte etwas ganz Eigenes, das sie von anderen Büchern dieser Art unterscheidet.

In seinem Buch vermengt Lake Legenden und Geschichten der Inuit mit Fantastischem und einer Handlung, die zwar im Alltag spielt, aber trotzdem etwas Magisches hat. Es beginnt mit der Beschreibung von Lights Schlossleben. Sie hat einen eigenen Butler, eine Köchin und ein Rohrpostsystem in ihrer Behausung. Schon an dieser Stelle überschreitet der Autor die Grenze zwischen realistisch und fantastisch und das zieht sich so durch das ganze Buch. Ohne Berührungsängste packt er alles in seine Handlung, was er finden kann. Doch diese Menge an Personen, Wesen, Schauplätzen und Legenden ist nicht zu viel. Im Gegenteil strukturiert der Autor dies so gut, dass eine spannende Geschichte daraus entstanden ist, voller unvorhersehbarer Wendungen und Überraschungen. „Im Königreich der Kälte“ ist ein reinrassiger Abenteuerroman, allerdings erfreulicherweise ohne dabei andere Abenteuerromane zu kopieren.

So bunt wie die Handlung ist auch der Personenkreis. Auch hier verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fantasie. Jede Figur hat ihre Geheimnisse und Besonderheiten, die ihr Tiefe verleihen. Die Geschichte wird aus Lights Perspektive erzählt, weshalb sie auch im Vordergrund steht. Anfangs wirkt sie wie ein normales, etwas langweiliges Mädchen, aber schnell wird klar, dass nicht nur ihre Umstände sie zu etwas Besonderem gemacht haben. Sie ist mutig und altklug, gleichzeitig sehr liebenswert und clever, doch zu allererst ist sie ein junger Mensch, noch mehr Mädchen als junge Frau. Dies weiß Lake sehr gut darzustellen, indem er den Leser durch eine kindlich-naive Brille schauen lässt, die dem Buch eine ganz eigene Note gibt.

Light hat eine recht ungewöhnliche Erziehung erhalten. Weil sie auf der Dorfschule wegen ihrem Aussehen gehänselt wurde, haben ihr Vater und Butler sie zu Hause unterrichtet. Philosophie, fremde Sprachen, Codes und Überlebenstraining – es ist kein Wunder, dass Light bei dieser Masse an unterschiedlichsten Eindrücken ein bisschen altklug wirkt. Vermengt mit ihrer naiven Weltsicht ergibt sich daraus ein wirklich reizvoller Schreibstil, der häufig an die Einfachheit eines Märchens erinnert. Als ob das nicht schon genug wäre, sprühen die Dialoge außerdem nur so vor Humor, Schlagfertigkeit und Skurrilität. Manchmal verleiten sie nur zum Schmunzeln, manchmal aber auch zu lautem Auflachen.

Alles in allem ist „Im Königreich der Kälte“ das perfekte Weihnachtsgeschenk für Groß und Klein. Light tritt mit ihrer spannenden und fantasievollen Reise in die Fußstapfen von Philip Pullmans „Lyra Belacqua“.

|Originaltitel: The Secret Ministry of Snow
Aus dem Englischen von Sabine Reinhardus
381 Seiten, Hardcover
ISBN-13: 978-3426283035|

http://www.pan-verlag.de

Katharina Siegers – Die Weihnachtsgeschichte

Das Weihnachtsfest naht mit immer schnelleren Schritten, so scheint es zumindest uns Eltern, die wir für unsere Kleinen auf der Suche nach den passenden Geschenken sind. Wenn die Kinder schon das dritte Lebensjahr erreicht oder überschritten haben, stellt sich für viele Eltern die Frage, wie man ihnen kindgerecht die Herkunft des Weihnachtsfestes erklärt und warum es an diesem Tag Geschenke für alle gibt. Und spielt in einer Familie der christliche Glauben keine wesentliche Rolle, so ist es jetzt dennoch an der Zeit, zumindest die Sage um Jesu Geburt zu erwähnen – ist doch das Christentum noch immer in keiner Weise aus unserer Gesellschaft wegzudenken. Bei |Coppenrath| erschien unlängst ein Bilderbuch, das sich des Themas spielerisch annimmt:

_Das Buch_

Als fester Bestandteil unserer Kultur ist die Weihnachtsgeschichte weithin bekannt: Maria und Joseph wandern mit einem Esel von Nazareth nach Bethlehem, um sich zwecks Volkszählung in die Steuerliste ihrer Geburtsstadt (in diesem Falle Josephs) eintragen zu lassen. Maria ist hochschwanger, doch sind die beiden so mittellos, dass sie nach ihrer Ankunft keine Unterkunft finden – außer in einem Stall. Dort gebärt Maria ihr Kind, das sie Jesus nennt und in die Krippe bettet.

Ein geschweifter Stern kündet von dieser Geburt und führt drei Könige aus dem Morgenland, Hirten mit ihren Herden und Tiere des Waldes an die Krippe, wo sie ihre Geschenke darbringen.

_Die Krippe_

Zweiter Bestandteil des Produkts ist eine aus fester Pappe gestanzte Krippe mit gleich gearbeiteten Figuren. In spielerischer Form kann man den Kindern die Geschichte erzählen oder vorlesen und gleichzeitig vorspielen, wenn sie Letzteres nicht selbst übernehmen. Und so ergibt sich schließlich das Krippenbild aus den Figuren und kann eine Bereicherung für die Weihnachtsdekoration werden.

_Erfahrungen_

Kinder lassen sich gerne Geschichten erzählen und vorlesen. Sie lehnen in diesem Alter grundsätzlich nichts Neues ab, sondern sind mit Spannung und großen Augen dabei. In wenigen, reichhaltig und schön illustrierten Worten wird die Weihnachtsgeschichte erzählt und lässt viel Platz zu eigener Ausgestaltung, wenn noch Erklärungsbedarf besteht. Mit Hilfe der Figuren und Bilder ist sie jedem Kind anschaulich nahbringbar, und gerne spielen sie selber die Reise von Maria und Joseph oder den Königen nach. Dabei ist das Material der Figuren fest genug, um auch unvorsichtige Kinderhände zu überstehen.

Die Illustratorin versteht es geschickt und mit sicherer Hand, die Motive der kurzen Textpassagen mit den ganzseitigen Bildern zu erfassen und ihnen einen schönen, ruhigen und anheimelnden Ton zu geben. Ein wichtiger Punkt ist die Knappheit der Texte, so dass die Kinder nicht von großartigen Erklärungen überfordert werden, sondern eine geradlinige einfache Geschichte hören. Erstaunlich, mit welch geringem Aufwand sich hier eine Geschichte skizzieren lässt.

_Fazit_

Die Komposition ist ausschlaggebend. Kindgerechte Bilder, einfache, aber wirkungsvolle Figuren und die leicht verständlich gehaltene Geschichte entwerfen die Grundlage des Weihnachtsverständnisses, die mit eigener Kreativität und spielerischem Spaß ausgebaut werden kann.

|Gebundene Ausgabe: 12 Seiten
mit Figuren und Krippe zum Mit- und Nachspielen
Herstellerangabe: ab 3 Jahre|
http://www.coppenrath.de

Remes, Ilkka – Operation: Ocean Emerald

In der Remes-Chronologie ist „Operation: Ocean Emerald“ eigentlich das Kriminal-Debüt seiner Jugendbuchserie. Nachdem die Eindrücke des Zweitwerks aus dieser Reihe jedoch nicht ganz so stark waren wie in den regulären Thriller-Werken des finnischen Bestseller-Autors, waren natürlich einige Zweifel angebracht, was die erste Geschichte um Hauptakteur Aaro Nortamo betrifft. Doch erstaunlicherweise fügen sich die Dinge im ersten jugendlichen Output viel harmonischer zusammen als in der etwas durchwachsenen Nachlese, so dass Chronologie-Brüchige sich nicht abhalten lassen sollten, auch hier mal einen Blick oder zwei zu riskieren!

_Story_

Eigentlich hätte alles so schön sein können: Nachdem Aaro und sein bereits erwachsener Freund Niko die Papiere einer französischen Touristin beim Fund eines rätselhaften Koffers aufspüren, beschließt das Duo, den Fund alsbald in Geld umzusetzen. Aaro erfährt, dass sich die Dame an Bord der |Ocean Emerald|, einem Kreuzfahrtschiff, das gerade in Helsinki angelegt hat, befinden soll, und schleust sich selbst auf dem Luxusliner ein, um die Prämie zu kassieren.

Doch bevor sich der Sohn des gewieften Interpol-Mitarbeiters Timo Nortamo versieht, gerät er in die Fänge einer Verbrecherorganisation, die Unmengen an Sprengstoff auf das Schiff geschafft hat und nun droht, es in die Luft zu sprengen. Mit ein wenig Geschickt gelingt es Aaro zwar, das Funkverbot zu umgehen und Timo eine Nachricht zu senden, aber mit jeder weiteren Seemeile, die die |Ocean Emerald| hinter sich lässt, gerät das Kreuzfahrtschiff mehr zur tickenden Zeitbombe – und niemand weiß wirklich, was die Bande im Schilde führt und welche Motive hinter dem angedrohten Anschlag stehen …

_Persönlicher Eindruck_

Obschon der Anfang von „Operation: Ocean Emerald“ ähnlich zäh verläuft wie im nachfolgend aufgelegten [„Schwarze Kobra“, 5937 erhält man viel schneller Zugang zu den Hauptcharakteren und lernt derweil auch, den zuletzt eher stumpf ausgearbeiteten Aaro Nortamo relativ bald in seiner Funktion als jugendlicher Hauptermittler und risikofreudiger Held zu akzeptieren – und zu schätzen. Der junge Nortamo handelt zwar manchmal kopflos und hat bei seinen riskanten Manövern auch immer das Quäntchen Glück, das in einem Erwachsenenroman sicherlich nicht so gebündelt auftreten würde, schafft es aber nun viel besser, die Handlung auf seinen Schultern zu tragen.

Remes spielt seinem Liebling diesmal aber auch viel bessere inhaltliche Pässe zu; die gesamte Situation wirkt bedrohlicher, einfach ernsthafter strukturiert, so dass man selbst in den flotteren, actionbetonten Passagen des Romans nicht ständig auf ein Happyend fixiert ist. Die Geschichte bekommt einige unberechenbare Züge, die unter anderem auch auf die akzentuierter ausgearbeiteten Wechsel zurückzuführen sind. Das Blatt wendet sich gleich mehrfach, und auch wenn man mit Aaro mitfiebert, sieht man sich als Leser immer wieder neuen Ausgangssituationen ausgesetzt, durch deren stete Brisanz das Spannungsniveau die gewohnten Remes-Höhen erreicht. Insofern ist bei „Operation: Ocean Emerald“ also schon mal alles im Lot.

Die Story selber bietet ein ganz anständiges Potenzial, wenngleich sie durch die jugendlichere Sprache und die nur geringfügig ausgeprägte Komplexität des Handlungsapparats natürlich noch einmal entschärft wird. Allerdings bekommt man nie den Eindruck, dass hier zunächst die Zielgruppe und erst dann die Story im Fokus stand, als das Manuskript erarbeitet wurde. Und dieser Punkt wirkt sich noch einmal zusätzlich auf die Harmonie aus, mit der die Story voran fließt, und die auch dafür bürgt, dass das komplette Konstrukt schlüssig und – vor dem Hintergrund eines Jugendbuchs – gleichzeitig knallhart ist! Gerade dieser harte finnische Akzent, den Remes in „Operation: Ocean Emerald“ kaum dezenter einarbeitet als in seinen brutaleren Thriller, ist es, der hier den Grundstein für ein typisches Werk dieses Autors legt und dessen gute Handschrift würdig vertritt. Na also, geht ja doch!

Vielleicht ist es daher auch gut, dass der Rezensent die beiden Jugendbücher aus Remes‘ Feder in der genannten Reihenfolge gelesen hat, denn anders herum wäre die Enttäuschung wohl zu groß gewesen. Fakt ist, und das zeigt „Operation: Ocean Emerald“ ganz deutlich, dass der finnische Star-Schreiber sich auch im Jugendbuch-Sektor heimisch fühlt und in seinem ersten Buch vor diesem Hintergrund gleich voll und ganz überzeugt!

http://www.ilkka-remes.de
http://www.dtv.de
http://www.ilkkaremes.com

_Mehr von Ilkka Remes auf |Buchwurm.info|:_

[„Das Erbe des Bösen“ 5468
[„Ewige Nacht“ 2039
[„Das Hiroshima-Tor“ 2619
[„Blutglocke“ 3911
[„Höllensturz“ 3951
[„Hochzeitsflug“ 5689
[„Schwarze Kobra“ 5937

Smith, Lisa J. – Jägerin der Dunkelheit (Night World 3)

_|Night World| beim Buchwurm:_

Band 1: [Engel der Verdammnis 6012
Band 2: [Prinz des Schattenreichs 6013

Die Reihe „Night World“ von Lisa J. Smith siedelt voneinander unabhängige Protagonisten in einer Welt an, die der unseren ähnelt, aber von übernatürlichen Wesen besiedelt ist. In „Jägerin der Dunkelheit“ sind es die Vampire, die im Vordergrund stehen – oder besser gesagt ihre Feindin, denn Rashel Jordan ist die wohl gefürchtetste Vampirjägerin in Amerika.

Seit Rashels Mutter getötet und ihr Bruder verschleppt worden ist, ist die Neunzehnjährige auf der Suche nach dem Vampir, der ihr das angetan hat. Bislang hat sie ihn noch nicht gefunden, doch dafür hat sie eine Menge anderer Blutsauger umgebracht und mit ihrem persönlichen Zeichen versehen, das ihr den Beinamen „Die Katze“ eingetragen hat. Obwohl sie meistens alleine arbeitet, schließt sie sich den Lancers an, einer Organisation von Vampirjägern.

Doch einer ihrer Einsätze geht schief. Nyala, die Neue bei den Lancern, wird von einem Vampir überwältigt und als Rashel ihr zur Hilfe eilt, lässt sie den Vampir auch noch laufen. Warum sie dies getan hat, weiß sie selbst nicht genau, denn Quinn war ihr noch nicht mal sympathisch. Oder doch? Immerhin hat er sie fast dazu gebracht, ihre Tarnung aufzugeben. Zum Glück nur fast, denn wenig später erfährt sie, dass eine Bande aus einem Untergrundclub junge Mädchen entführt. Als sie die naive Daphne aus den Händen der Kidnapper befreit, erhält sie neue Informationen, die es ihr ermöglichen, sich selbst als Köder in die Gruppe einzuschleusen. Dort macht sie eine schreckliche Entdeckung …

Von den drei Büchern der Reihe, die bislang in Deutschland veröffentlicht worden sind, ist „Jägerin der Dunkelheit“ das düsterste und erwachsenste – und damit auch das beste. Das Motiv der Vampirjägerin wird bei Smith zwar nur sehr oberflächlich abgehandelt und kann bei weitem nicht mit einigen Dark-Fantasy-Reihen der jüngeren Zeit mithalten. Das wiederum hängt hauptsächlich damit zusammen, dass Smith auch in diesem Buch den Fokus sehr stark auf die Liebesbeziehung zwischen Rashel und Quinn ausrichtet. Im Vergleich mit den vorherigen Büchern ist die Beziehung zwar dieses Mal wesentlich komplexer und weniger romantisch, hat aber das gleiche Ergebnis: Ewige, unbesiegbare Liebe. Wer auf echte Spannung und düsteren Horror steht, sollte daher die Finger von diesem Buch lassen, denn auf diesem Gebiet hat die Autorin nicht viel zu bieten.

Rashel ist mit großem Vorsprung die beste Hauptperson bis jetzt. Während Quinn dezent an Delos aus dem zweiten Band erinnert, sucht Rashel bislang ihresgleichen. Im Vergleich mit ähnlich gearteten Büchern ist sie sicherlich noch zu oberflächlich und wenig ausgearbeitet, aber durch den düsteren Touch der Geschichte wirkt sie wesentlich erdiger. Dass sie durch das Unglück in ihrer Kindheit getrieben wird, hätte zwar noch besser ausgearbeitet werden können, aber im Großen und Ganzen ist Rashel für ein Jugendbuch ganz in Ordnung.

An Smiths Schreibstil hat sich auch im dritten Buch nichts geändert. Er ist nach wie vor angenehm und leicht lesbar, aber nicht sonderlich originell. Doch wer weiß? Nachdem sich die Autorin bereits bei der Hauptfigur gesteigert hat, passiert sowas vielleicht auch noch bei ihrer Erzählweise.

„Jägerin der Dunkelheit“ ist ohne Frage das bislang interessanteste Buch in der Reihe. Im Vergleich mit ähnlichen Geschichten zieht es immer noch den Kürzeren, aber die Autorin hat sich gesteigert. Die düstere Seite der Geschichte erinnert schon eher an den Reihentitel und die Hauptfigur ist wesentlich erwachsener. In Anbetracht der Tatsache, dass die Autorin bislang in jedem Band andere Hauptfiguren einführt, ist es aber wohl leider so, dass Rashel dem geneigten Leser so schnell nicht wieder begegnen wird.

|Originaltitel: Night World – The Chosen
Aus dem Amerikanischen von Michaela Link
253 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3570306352|

http://www.cbt-jugendbuch.de

Susan Hill – Der Kampf um Gullywith

Susan Hill, Jahrgang 1942, ist seit beinahe 50 Jahren als Schriftstellerin aktiv. Ihr erster Roman wurde 1961 verlegt und legte den Grundstein für eine Laufbahn, die vor allem in den Siebzigern richtig ins Rollen kam. Nach einer längeren Pause kehrte sie zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts zurück, um sich verstärkt dem Krimi/Thriller-Segment zu widmen. Ihre Passion für Kinder- und Jugendbücher ist ihr jedoch immer geblieben. Mit „Der Kampf um Gullywith“ hat Hill wieder diese alte Leidenschaft befriedigt und eine absolut familientaugliche Story konzipiert, die ihr universelles Talent auch nach nahezu fünf Dekaden immer noch unterstreicht.

Story:

Für den jungen Olly bricht eine Welt zusammen, als er erfährt, dass seine Eltern von London in den ländlichen Lake District ziehen wollen. Und seine Vorahnung soll ich nicht täuschen: Das frostige Haus in Gullywith, das seit Jahren unbewohnt ist, macht überhaupt nicht den Eindruck, als könnte es jemals eine Heimat für Olly und seine Angehörigen werden. Als dann auch noch die ersten merkwürdigen Ereignisse die Szenerie erschüttern, drängt Olly darauf, die Gegend zu verlassen. Doch das geheimnisvolle rote Buch, in dem ständig irgendwelche Kapitel verschwinden und wieder auftauchen, strahlt eine unheimliche Faszination auf den Jungen aus. Als sich schließlich auch noch einige Steine in Bewegung setzen und mit ihren Runen offenbar eine Botschaft übermitteln wollen, ist Olly sicher, dass er das Rätsel von Gullywith lösen möchte.

Gemeinsam mit seiner Freundin KK und dem eigenartigen Nonny Dreever geht er den Geheimnissen auf die Spur und entdeckt ein uraltes Mysterium, das von einem fürchterlichen Racheplan kündet. Der Steinkönig, der vor ewigen Jahren mit seiner Burg untergegangen ist, wittert wieder Morgenluft und will sich nun endlich das zurückholen, was ihm seiner Meinung nach zusteht. Und jetzt, wo Olly in seiner neuen Umgebung doch noch Fuß gefasst hat, setzt er alles daran, Gullywith zu verteidigen und den Frieden zu wahren.

Persönlicher Eindruck:

Susan Hill versteht sich darauf, phantastische Geschichten zu schreiben, einfach nur zu erzählen und den Leser in den Fluss der Dinge eintauchen zu lassen. Auch wenn „Der Kampf um Gullywith“ in seiner Präsentation schlichter ist als der klassisch ausgelegte, moderne Fantasy-Roman, so sind die atmosphärische Dichte und die Darstellung des Mysteriösen auf einem unheimlich hohen Niveau, welches in erster Linie von der schlichtweg begabten Wortwahl und der Kunst, bedingungslos zu unterhalten, herrührt – beste Voraussetzungen also für eine fabelhafte Erzählung.

Doch leider ist „Der Kampf um Gullywith“ nicht ohne Fehl und Tadel, gerade was die Prioritäten im Storyboard angeht. Hill ist sehr stark auf die Szenerie fixiert und will den Ort Gullywith ständig im Fokus halten. Es geht um die alten Geschichten, die mysteriöse Vergangenheit, das tragische Drama um den Steinkönig und all die Folgen für die Jetztzeit, aber eben nur relativ selten um die Entwicklung des Protagonisten und der Figuren im Allgemeinen. Olly bekommt nur selten ein echtes Forum, um sein Charakterprofil mal ein Stückchen weiter auszubauen und als Handelnder innerhalb der Erzählung Akzente zu setzen. Er ist die wichtigste Person, zweifelsohne, aber Hill versäu,t es, ihm etwas mehr Individualität zu verpassen, ihn als eingängigen Charakter zu etablieren und – gerade im Jugendbuchsektor ein wichtiger Aspekt – ihn als Helden und Identifikationsfigur zu stärken. Sicher, er ist stets präsent, er führt den aktiven Part der Geschichte an, aber er ist nicht die Person, die die Handlung zusammenhält und die Verantwortung übernimmt, die ein solcher Roman auf sicheren Schultern verteilt wissen will.

Dem gegenüber steht mit dem Standort Gullywith und all seinen verborgenen Geheimnissen ein echtes literarisches Glanzstück, welches mit viel Liebe zum Detail aufbereitet wird. Die Story ist einerseits düster, andererseits aber auch wieder sehr sympathisch ausgearbeitet, so dass die geringe Tendenz zu jedwedem Horror-Thema schnell wieder unter den Tisch fällt – auch wenn sich bei einem vergleichbaren Flair derlei Dinge in der Behausung der Familie zutragen. Hinzu kommen viele gängige Elemente, deren erfrischend modifizierte Verwendung ein weiteres lobenswertes Charakteristikum dieses Buchs ist. Hill stützt sich auf einige bekannte Inhalten, kopiert aber zu keiner Zeit. Insbesondere die Story um die versunkene Burg des Steinkönigs wirkt originell und dank ihrer wendungsreichen Ausführung und der bis zuletzt gut versteckten Details bis in die Haarspitzen spannend.

Spannung – das ist schließlich auch das entscheidende Stichwort: Die kleinen Schwächen der Story würden sicherlich deutlicher zum Tragen kommen, wäre Susan Hill keine so brillante Erzählerin und wäre das Ganze nicht so spannungsvoll in Szene gesetzt. Denn auch wenn die Zielgruppe eher im Bereich der Anfänge der weiterführenden Schulen liegt, also eher die Altersgruppen von 10-14 Jahren, so empfinden auch geübte Semester hier das Prickeln wieder, welches eine überzeugende Handlung vorweisen sollte, und das infolge einer abwechslungsreichen, nicht zu durchsichtigen Geschichte als logische Konsequenz erscheint. Als Letztes gesellt sich noch so manch unkonventioneller Ansatz dazu, weil Hill nicht gegen Drachen kämpft, keine Fantasy-Epigonen verwendet und sich in kürzester Zeit ihre eigene Idee einer phantastischen Welt öffnet.

„Der Kampf um Gullywith“ ist daher eine ganze Menge, an vorderster Front aber ideenreich und kreativ in seinem Grundarrangement. Und trotz leichter Einschränkungen bei den Charakterzeichnungen ist die finale Empfehlung für diesen Roman eine Selbstverständlichkeit, die sich gewissermaßen schon im ersten Kapitel manifestiert!

350 Seiten, gebunden
Originaltitel: The Battle for Gullywith
Deutsch von Leonard Thamm
ISBN-13: 978-3499214943
www.rowohlt.de

Schwindt, Peter – Gwydion 04 – Merlins Vermächtnis

Band 1: [„Der Weg nach Camelot“ 2556
Band 2: [„Die Macht des Grals“ 3509
Band 3: [„König Arturs Verrat“ 4195

_Story:_

Längst hat Gwyn begriffen, dass das einst so strahlende Vermächtnis des Königs nicht das ist, was es über Jahre zu sein schien. Artus ist endgültig dem Wahn verfallen und hat sowohl die Moral als auch den Verstand verloren, der ihn einst zum heldenhaften Monarchen aufsteigen ließ.

Während Camelot sich vor dem finalen Angriff durch Artus Erzfeind Mordred fürchten muss, plant Gwyn, der einst als treuer Knappe zu Hofe arbeitete, das Unheil abzuwenden und wieder Frieden nach Britannien zu bringen. Doch der zum Fischerkönig aufgestiegene Jüngling ist verzweifelt, denn nur mit der Hilfe des Heiligen Grals wird er Mordred aufhalten und Camelot retten können – und ohne die Hilfe Merlins, der plötzlich verschwunden ist, scheint Gwyn aufgeschmissen.

Doch die unruhige Kämpfernatur hat in ihren Jahren als Knappe gelernt, dass es sich zu kämpfen lohnt. Gemeinsam mit seinen Verbündeten bereitet Gwyn sich in der magischen Festung Dinas Emrys auf die letzte Schlacht von Camelot vor – und darauf, dass die Gerechtigkeit in dem Maße siegt, wie es die ehrwürdige Tafelrunde von Anfang an beschworen hat.

_Persönlicher Eindruck:_

Mit „Merlins Vermächtnis“ findet eine der interessantesten und besten Jugendbuchreihen der vergangenen Jahre ein insgesamt sehr rasches, in vielerlei Hinsicht aber auch überraschendes Ende. Peter Schwindt, der bereits in den vergangenen drei Ausgaben ein eher ungewöhnliches Bild von der Tafelrunde zeichnete und deren Moral durch die Ummodellierung verschiedener Charaktere erheblich infrage stellte, weicht auch im Abschlussroman nicht von seinem unkonventionellen Ansatz ab. Die üblichen Helden verlieren einen Teil ihrer Anmut, die Geschichte ist bei weitem nicht mehr so heldenhaft, und durch die Tatsache, dass Schwindt einen echten Außenseiter zum Heroen seiner Geschichte gemacht hat, kommt das Ganze doch wieder der Artus-Sage in ihrer ursprünglichen Form nahe – und trotzdem ist es völlig anders.

In Band vier, dem vielleicht düstersten Part der gesamten Story, kommt es nun zum finalen Aufeinandertreffen der entscheidenden Figuren der modifizierten Handlung. Gwyn rüstet sich auf der Suche nach dem Heiligen Gral für den Konflikt in Camelot, Artus hat inzwischen vollends den Verstand verloren, Mordred nähert sich mit seinem zwiespältigen Charakter derweil noch am ehesten seinem klassischen literarischen Vorbild an, und Merlin, der geheimnisvolle Zauberer, wird hier in einen Mystiker verwandelt, dessen Motivation bis zuletzt sehr undurchsichtig ist. Kurzum: Auch in „Merlins Vermächtnis“ erlebt man die Artus-Sage ‚mal anders‘.

Doch genau jener Wagemut zahlt sich auch im abschließenden Teil von Schwindts Komplex deutlich aus. Der Überraschungseffekt der unzähligen Wendungen, die gerade zu Beginn erstaunlich häufig durch den Plot geistern, ist ein ständiger Begleiter, der die Spannung sofort auf das gewohnte Höchstmaß treibt. Dies wird dadurch ergänzt, dass viele Charaktere immer noch kein transparentes Erscheinungsbild aufweisen und ihre Unberechenbarkeit über den größten Teil der Story aufrechterhalten können. Abgesehen davon, dass man den Protagonisten nicht nur auf Schritt und Tritt verfolgt, sondern generell enorm viel über seine ‚Karriere‘ und seinen Aufstieg weiß, bleiben viele Elemente bis zuletzt Unbekannte, was gerade für einen eher jugendlich inspirierten Roman schon ziemlich ungewöhnlich ist – aber an dieser Stelle auch sehr gerne gesehen wird. Lediglich die leider etwas ruckartig absolvierte Schlusssequenz, in der Schwindt das Tempo eigentlich zu stark anzieht, passt hier nicht ganz ins Gefüge, weil die Zeit der Auflösung der vielen Geheimnisse und Intrigen nicht gebührend in Anspruch genommen wird.

Davon abgesehen werden Verfechter des klassischen Zyklus‘ sicher auch mit „Merlins Vermächtnis“ ihre Schwierigkeiten haben. Kritiken bis zum Missbrauch des Namens waren bereits zu lesen, was aber im Gesamtzusammenhang definitiv zu weit hergeholt ist. Denn auch wenn sich der Autor auf die bekannten Figuren stützt und grobe Züge der Originalhandlung adaptiert, strebt er grundsätzlich nicht danach, mit Namedropping zum Erfolg zu kommen. Eher steckt die Motivation, einem ausgelutschten Thema völlig neue Facetten abzugewinnen, hinter diesem Vierteiler, und die Frische, die nun auch der letzte Band der „Gwydion“-Saga nach außen trägt, bestätigt Peter Schwindt ein letztes Mal voll und ganz in seiner hervorragenden Arbeit. Einen würdigeren Abschluss als dieses düstere Finalkapitel hätte man sich kaum wünschen können!

_Fazit:_

Die „Gwydion“-Reihe bleibt bis zum Schluss eine durchweg überzeugend modifizierte Variante der Artus-Sage und punktet im Abschlusskapitel mit weiteren mutigen Wendungen und außergewöhnlich dargestellten Charakteren. „Merlins Vermächtnis“ sowie der gesamte Vierteiler gehören daher auch in jede gut sortierte Jugendbuchsammlung!

http://www.ravensburger.de

Smith, Lisa J. – Prinz des Schattenreichs (Night World 2)

_|Night World| beim Buchwurm:_

Band 1: [Engel der Verdammnis 6012

Lisa J. Smiths „Night World“-Reihe hat mit einer Romanze zwischen einer Hexe und einem normalen Jungen begonnen. In „Prinz des Schattenreichs“ setzt sich die Serie wesentlich düsterer fort, denn dieses Mal ist der Geliebte kein Mensch, sondern ein Vampir …

Als Miles, Maggies großer Bruder, verschwindet, hat sie ein merkwürdiges Gefühl. Sylvia, Miles‘ Freundin, behauptet, dass er bei einer gemeinsamen Bergtour verunglückt ist, aber Maggie glaubt ihr nicht. Als sie der jungen Frau folgt, findet sie heraus, dass ihr Gefühl sie nicht getrogen hat. Mit Sylvia stimmt etwas nicht, denn anstatt um ihren verstorbenen Freund zu trauern, schmeißt sie lieber eine Party. Als Maggie sie zur Rede stellen will, wird sie übermannt und erwacht in einer Kutsche, zusammen mit einer Handvoll anderer Mädchen, die behaupten, dass sie sich in einer Parallelwelt befinden und in die Sklaverei verkauft worden sind.

Zuerst ist Maggie verwundert, doch schnell wird ihr klar, dass die Nachtwelt genauso Realität ist wie übernatürliche Wesen wie Hexen, Vampire und Gestaltwandler. Trotzdem verlässt sie ihr Mut nicht. Sie stachelt ihre Mitgefangenen zur Flucht an, doch die ist bald beendet. Sie hat sich der geschwächten Arcadia angenommen, die ebenfalls in der Kutsche war, und kommt deshalb nicht besonders weit, als einer der Wächter sie stellt. Ein blauer Blitz rettet sie und tötet den Wächter. Er stammt von Delos, dem Vampirkönig, der in ein Komplott seines Urgroßvaters verwickelt ist, der die Welt beherrschen will.

Anders als erwartet ist Delos, trotz seiner Reißzähne, kein furchterregender Anblick. Als die beiden sich das erste Mal berühren, spüren sie eine Verbindung zwischen sich: Sie sind Seelengefährten. Zum Glück! Denn nur mit Delos‘ Hilfe kann es Maggie gelingen, die Sklaven der Nachtwelt zu befreien und den Plan von Delos‘ Urgroßvater zu vereiteln. Doch ist Delos‘ Liebe stark genug, um ihr, die er als minderwertigen Mensch ansieht, zur Seite zu stehen und dabei seinen eigenen Verwandten zu verraten?

Überraschenderweise setzt der zweite Band der Night-World-Reihe nicht dort an, wo der erste aufgehört hat. Die Hauptfiguren sind andere und auch das Thema ist anders. Hexen und Engel spielen dieses Mal keine Rolle. Dafür geht es hinab in die Nachtwelt, eine mittelalterlich angehauchte Parallelwelt, die von Vampiren regiert wird. Leider versäumt es die Autorin, diese Fantasiekulisse entsprechend auszugestalten. Sie greift auf bekannte Mittel – Gestaltwandler, Vampire, Sklaven – zurück und bringt nur wenige eigene Ideen ein. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen auch nicht die übernatürlichen Wesen, sondern Maggie, die mutig und mit Herz für andere Leute und sich selbst kämpft. Ihre Romanze mit Delos, der ebenfalls als Erzähler auftritt, nimmt weite Teile der Geschichte ein. Dass, genau wie im ersten Band der Reihe, erneut von „Seelengefährten“ die Rede ist, lässt erahnen, worauf diese Serie setzt: Tatsächlich geht es hauptsächlich um die Liebe auf harmlosem Teenagerniveau. Lisa J. Smith rettet die Geschichte aber, indem sie eine actionreiche, wenn auch nicht immer spannende Handlung bezüglich der Rettung der Sklaven einbaut.

Die Figuren sind leider typische Jugendbuchmassenware. Maggies Mut und ihre Selbstaufopferung sind zwar bewundernswert, aber etwas zu viel des Guten. Um authentisch zu sein fehlt es ihr an einer düsteren Seite, auch wenn ihre Kratzbürstigkeit in diese Richtung spielt. Delos, der gelangweilte, grausame Thronfolger, ist hingegen schon etwas besser. Seine innere Zerrissenheit wird gut dargestellt, auch wenn sie nicht besonders tief geht. Dadurch erhält das Buch auf jeden Fall einen gewissen Touch, der dem ersten Band der Serie abgegangen ist. Es ist etwas kantiger und damit auch spannender, obwohl der Schreibstil sich nicht wirklich geändert hat. Er ist nach wie vor flüssig zu lesen, aber nicht unbedingt originell.

„Prinz des Schattenreichs“ unterscheidet sich in vielen Punkten von der Vorgängergeschichte. Auch wenn immer noch eine Liebesgeschichte im Vordergrund steht, ist das Buch etwas düsterer und dadurch besser geworden.

|Originaltitel: |Night World – Black Dawn|
Aus dem Amerikanischen von Michael Link
285 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3570306345|

http://www.cbt-jugendbuch.de

Smith, Lisa J. – Engel der Verdammnis (Night World 1)

Lisa J. Smiths „Night World“-Serie wurde bereits 1996 in Amerika veröffentlicht. Im Zuge der grassierenden Romantic Fantasy-Welle hat sich |cbt| dazu entschlossen, die Jugendbücher auch in Deutschland zu veröffentlichen. Den Anfang macht der Band „Engel der Verdammnis“.

Gillian ist ein unauffälliger Teenager, der weder coole Freunde hat noch die richtigen Partys besucht. Das macht ihr mehr zu schaffen als sie zugibt. Eines Tages hört sie nach der Schule ein merkwürdiges Heulen aus dem Wald. Es klingt wie ein kleines Kind, doch als sie versucht, dem Geräusch auf den Grund zu gehen, fällt sie in einen Fluss und stirbt.

Doch als ihre Seele den Himmel erreicht, stellt ein wunderschöner Engel namens Angel sie vor die Wahl, wieder auf die Erde zurückzukehren. Gillian entscheidet sich dafür, aber Angel weicht, zurück im Leben, trotzdem nicht von ihrer Seite. Er wird zu ihrem täglichen Begleiter, einer beratenden Stimme im Kopf, von der niemand anders weiß. Mit Angels Hilfe schafft es Gillian, sich in ein cooles Mädchen zu verwandeln und außerdem ihren Schwarm David Blackburn um den Finger zu wickeln. Doch sie ahnt nicht, welchen Preis sie dafür zahlen muss. Als Tanya, Davids Ex-Freundin, böse Gerüchte über Gillian verbreitet, stachelt Angel sie dazu an, Tanya und ihre Mitstreiterinnen mit Magie zu verletzen. Erst spät merkt Gillian, dass Angel weit skrupelloser ist als sie glaubt und dass er noch viel mehr mit ihr vorhat …

Man merkt „Engel der Verdammnis“ an, dass es nicht Teil der Dark-Fantasy-Mode ist. Die Geschichte hat, abgesehen von ihrem Titel, nur wenig mit Vampiren, Werwölfen und Co. zu tun. Im Vordergrund stehen ganz klar Gillian, ihre Veränderung und ihre Liebe zu David. Die Zauberei und die Anwesenheit von Angel, der vielleicht doch nicht so engelsgleich ist wie zuerst gedacht, sind mehr schmückendes Beiwerk. Dementsprechend viel erzählt die Autorin aus dem Highschoolleben, doch sie bleibt dabei an der Oberfläche. Die Message, die sie dabei transportiert – nämlich, dass das coolste Mädchen zu sein nicht der Schlüssel zum Erfolg ist -, ist alles andere als neu und nicht besonders spannend. Die spärlich gesäten Dark-Fantasy-Elemente helfen der Geschichte kaum. Sie ist weder spritzig noch düster noch wirklich spannend, sondern viel mehr ein normales, romantisches Jugendbuch mit wenig Substanz, aber vielen Teeniegefühlen.

Gillian als Person wirkt wie ein Abklatsch aus anderen Jugendbüchern. Sie hat keine bedeutenden Ecken und Kanten, sondern ist das übliche Mauerblümchen, das sich über Nacht in eine |Femme fatale| verwandelt. Hier hätte man sich mehr Mut gewünscht, auch in Bezug auf David und die anderen Charaktere. Eine dezente Schwarz-Weiß-Zeichnung überschattet weite Teile der Geschichte, auch wenn die Autorin versucht, immer wieder Grautöne ins Geschehen zu bringen. Diese wirken jedoch aufgesetzt und merkwürdig pädagogisch.

Der Schreibstil von Smith ist in Ordnung. Er passt zum Genre und hat weder besonders negative Seiten noch besonders positive. Die Autorin schreibt altersgemäß, verleiht ihrer Hauptperson durch die Sprache aber keine Eigenständigkeit und der Geschichte dadurch keine zusätzliche Tiefe.

„Engel der Verdammnis“ überzeugt als Auftakt der „Night World“-Serie eher nicht. Von der Dark Fantasy, die das Buchcover verspricht, ist in der Geschichte wenig zu spüren. Lisa J. Smith bewegt sich außerdem in ausgetretenen Spuren und schafft es nicht, ihre Geschichte von anderen Jugendbüchern zu distanzieren.

|Originaltitel: Night World – Dark Angel
Aus dem Amerikanischen von Michaela Link
253 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3570306338|
http://www.cbt-jugendbuch.de

Baccalario, Pierdomenico – Century 1: Der Ring des Feuers

_Spannendes Jugendbuch: Lehrreiche Schnitzeljagd durch die Ewige Stadt_

Alle hundert Jahre wird die Menschheit herausgefordert. Alle hundert Jahre müssen vier Jugendliche ein großes Abenteuer bestehen. Weitere hundert Jahre später werden erneut vier Jugendliche in Rom auserwählt. Sie verbindet ein Geheimnis. Als ein Mann ihnen ein Köfferchen anvertraut, bevor er weiterflieht, finden sie darin eine seltsame Karte aus Holz. Die Herausforderung beginnt in Rom, der Stadt des Feuers, und damit ein gefährlicher Wettlauf gegen die Zeit. (Verlagsinfo)

_Der Autor_

Pierdomenico Baccalario wurde 1974 in Piemont geboren. Schon früh begeisterte er sich fürs Lesen und durchstöberte die riesige Bibliothek seiner Eltern nach abenteuerlichen Geschichten. An der literarischen Schule schrieb er selbst Geschichten, erfand Rollenspiele und die dazu passenden Welten. Nach der Schule studierte er zunächst Jura, bevor er sich dem Journalismus und dem Schreiben zuwandte. Gleich für seinen ersten Fantasyroman „Die Straße des Kriegers“ wurde er ausgezeichnet. Seine Bücher werden weltweit in über 20 Sprachen übersetzt. Bekannt ist er auch unter dem Pseudonym Ulysses Moore. „Der Ring aus Feuer“ ist der Aufakt zum CENTURY-Zyklus.

|Der CENTURY-Zyklus:|

1) Der Ring aus Feuer
2) Der Stern aus Stein
3) Die Stadt des Windes
4) Der Weg zur Quelle

Mehr Info und Probekapitel unter: http://www.thecentury.it/century/

_Handlung_

In einer einsamen Hütte, die mitten auf einer kahlen Eisfläche steht, sind zwei Männer und eine Frau versammelt. Sie warten gespannt auf eine Nachricht. Endlich erscheint eine vierte Frau: „Es beginnt – in Rom!“ Endlich kann es losgehen.

Durch eine Überbuchung geschieht es, dass im römischen Hotel Quintilia am 29. Dezember vier Jugendliche das gleiche Zimmer teilen müssen. Elettra ist die Tochter des Hotelbesitzers, der ihnen diese Unbequemlichkeit eingebrockt hat. Sie teilt sich die zwei Doppelstockbetten mit einer Französin namens Mistral, die Parfümherstellung studieren will; mit Harvey, dem trotzigen Amerikaner; und mit Sheng, dem lustigen Chinesen, der für seinen Vater eine Art Versuchskaninchen in Sachen Hotels-Testen ist.

Als sie sich kennenlernen, finden sie etwas Unglaubliches heraus. Harvey ist am 29. Februar geboren und findet, dass diese Merkwüdigkeit unschlagbar sei. Mistral ist erstaunt und seltsam berührt: Auch sie ist am gleichen Datum geboren. Und Sheng ergeht es ebenso. Elettra schweigt und geht zum Fenster. Natürlich ist auch sie an diesem Tag geboren. Aber was hat dieser „Zufall“ zu bedeuten? Oder hat das Schicksal sie alle hier zusammengeführt?

Elettra trägt nicht umsonst den Namen „Elektrische“, denn als sie Sheng berührt, versetzt sie ihm einen elektrischen Schlag, der sich in eine Lampe fortpflanzt, die sofort explodiert. Das Zimmer ist in Finsternis getaucht. Seltsamerweise aber auch das gesamte Viertel Trastevere. Und alle Viertel diesseits des jenseitigen Tiberufers. Als Sheng seine Augen wieder öffnet, leuchten seine Augen gelb wie die einer Eule und er sieht scharf wie ein Adler.

Da nun nichts mehr anzustellen ist und alle viel zu aufgeregt sind, um an Schlaf zu denken, gehen sie hinaus, um sich die vom Schneetreiben herbeigezauberte Winterwunderlandschaft anzusehen. Auf der dunklen Straße, die nur von Autoscheinwerfern beleuchtet wird, diskutieren die Menschen über die Ursache des Blackouts. Straßenbauarbeiten? Die vier Jugendlichen beginnen eine Schneeballschlacht, dann führt Elettra sie weiter zu jener Zone, von der aus man auf das hell erleuchtete restliche Rom schauen kann. Es die Brücke Quattro Capi, die älteste über den Fluss.

Hier torkelt und stürzt ein hagerer Mann vor ihnen in den Schnee, der ein Köfferchen an sich klammert. Er ruft um Hilfe, doch die Jugendliche sind wie erstarrt. Dann hört Elettra, wie er eine Zahl murmelt: „Neunundzwanzig.“ Sie rührt sich und hilft ihm auf. Er drückt ihr sein Köfferchen in die Arme und flüstert angsterfüllt, er werde verfolgt. SIE seien hinter ihm her. Und er eilt weiter. Direkt in die Arme seines Mörders, der sich als Geigenspieler am Tiberufer aufgestellt hat …

Am nächsten Morgen, den 30. Dezember, gehen die vier Kinder hinunter in den kuschelig warmen Keller des Hotels und stellen den Koffer vor sich auf ein Tischchen. Sollen sie es wirklich wagen, die Büchse der Pandora zu öffnen, fragt sich Elettra? Schließlich hat das Ding bereits ein Menschenleben auf dem Gewissen, wie sie aus der Zeitung erfahren hat, die ihr Harvey gab. Dennoch erscheint es ihnen besser, endlich Bescheid zu wissen, als stets in Ungewissheit zu leben, ohne zu ahnen, wer hinter dem Inhalt des Köfferchens her ist.

Elettra öffnet die Verschlüsse des Behälters. Als sie deren Verpackungen entfernt, kommen ein Regenschirm und vier hölzerne Kreisel zum Vorschein, eine hölzerne Karte mit einem seltsamen Labyrinth darauf, ein Zettel und – echt unheimlich – ein menschlicher Eckzahn mit einem eingravierten Ring darauf. Auf dem Zettel steht ein Rätsel: „Alle hundert Jahre ist es Zeit, die Sterne zu beobachten. Alle hundert Jahre ist es Zeit, die Welt kennenzulernen. Welche Rolle spielt es, auf welchem Weg du die Wahrheit suchst? An ein so großes Geheimnis gelangt man nicht nur aus einer Richtung. Solltest du es lüften, musst du es sorgfältig hüten, um zu verhindern, dass andere es entdecken.“ Alle sind ratlos.

Der Mörder trifft sich mit seinen Komplizen in einem Café. Er ist stinksauer, weil das Opfer einen wichtigen Gegenstand NICHT dabei hatte: ein Köfferchen. Sollte sein Auftraggeber davon erfahren, wäre der Tod des Versagers, der das Opfer hat entwischen lassen, lang und schmerzhaft. Also ziehen Beatrice, die Fahrerin des Mörders, und ihr Komplize, der alles verbockt hat, los, um den Verbleib des Köfferchens zu klären. Nicht, dass sie viel Hoffnung hätten. Doch auf der BrückeQuattro Capi meint es der Zufall gut mit ihnen: Da liegt eine Badekappe mit der Aufschrift „Hotel Domus Quintilia“ …

Unterdessen fasst sich Elettra ein Herz und packt den einzigen Gegenstand, der einen konkreten Hinweis enthält: den Regenschirm. Er trägt die Aufschrift des Café Greco. Und wo das liegt, weiß in Rom jedes Kind. Zusammen mit den Objekten aus dem Koffer, die sie in Shengs Rucksack stecken, traben sie los, um die Herausforderung anzunehmen.

_Mein Eindruck_

Wie in Dan Browns Bestsellern „Sakrileg“ und „Illuminati“ folgen die vier, die offensichtlich auserwählt wurden, dem Krümelpfad, den ihnen mehrere Hinweise legen. Als Erstes stoßen sie auf die Spur des getöteten Professors Alfred Van Der Berger, der ein wissenschaftlicher Assistent am Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte war. So steht es auf seiner Visitenkarte, die im Fototeil des Buches abgedruckt ist. Die Jugendlichen finden die Karte an der Unterseite eines Tisches im Café Greco. Und schon beginnt es.

|Schnitzeljagd|

Der Professor befasste sich mit einem Mythos, der an die mittelalterlichen Alchimisten erinnert und den auch Dan Brown in seinem Thriller „Das verlorene Symbol“ rudimentär wieder aufgreift: Dass die Sterne das Schicksal der Menschen bestimmen – „wie unten, so auch oben und umgekehrt“. In Van der Bergers Notizbuch ist die Rede von einem „Mädchen der Sterne“ und einem „Ring des Feuers“. Hinter Letzterem ist auch der Mörder her, und das Quartett ahnt, dass es verfolgt wird. Sie müssen schneller sein als der Mörder.

|Im Bauch Roms|

Die Geschichte führt die Vier in das tiefste und verwinkeltste Rom, irgendwo zwischen Trastevere und Coppedè, wo es recht merkwürdig gestaltete Häuser gibt (siehe Fotos). Es ist, als wolle der Autor den jungen Leser mit den verborgenen Geheimnissen seiner Stadt bekanntmachen. Aber dies ist kein Selbstzweck, denn nachdem das französische Mädchen, Mistral, entführt worden ist, bemühen sich Harvey und Sheng sie wiederzufinden. Sie stoßen auf einen Helfer des Professors, einen zerstreuten Elektroingenieur, und auf eine Zigeunerin, die ebenfalls einen Hinweis liefert.

|Der Ring des Feuers|

Die Schnitzeljagd führt in den Untergrund – wie könnte es anders sein? – und zu einem Showdown. Hier erweist sich, dass Elettra nicht umsonst von Unbekannt ausgewählt worden ist, sondern aufgrund ihrer beunruhigenden Eigenschaft, elektrische Felder wahrzunehmen und zu erzeugen. Sie folgt den Hinweisen und gelangt endlich zum Versteck des uralten Rings des Feuers, mit dem angeblich Prometheus den Göttern das Feuer stahl, um es den Menschen, seinen Geschöpfen, zu schenken.

|Bildungsreise|

Dieser Ring ist etwas völlig anderes als der Eine Ring in Tolkiens Fantasy-Bestseller. Der Autor weiß durchaus Originalität mit historischen Kenntnissen zu verbinden. Zugleich macht er seinen Leser unauffällig mit uralten Ideen auf eine Weise bekannt, dass diesem die Ideen brandneu vorkommen. Spannende Unterhaltung und Bildungsvermittlung gehen hier Hand in Hand.

|Der Killer|

Spannend wird das Buch nicht so sehr durch die Schnitzeljagd an sich, sondern durch die Bedrohung, die der besondere Killer dabei darstellt. Er tötet den Professor mit einem perfiden Mordinstrument, und er arbeitet nicht für sich selbst, sondern im Auftrag eines Mannes, dessen Namen (psst! Heremit Devil) man nicht laut aussprechen darf. Der Mörder mit dem deutschsprachigen Namen Jacob Mahler versetzt mit seinem Todesinstrument die vier Jugendlichen in einen tranceähnlichen Zustand, so dass sie leichte Beute für ihn darstellen. Diese Szene findet in einer der Wohnungen des Professors statt. Diese Wohnung erweist sich als Todesfalle. Was hat sich der Prof dabei nur gedacht?

Doch auch die Wohnung, wohin Mahler die Französin entführt, ist echt unheimlich. Dennoch müssen Harvy und Sheng sie betreten und auskundschaften. Man braucht keine Burgen mit Geistern wie etwa Minas Morgul, um vier normalen Jugendlichen echte Todesangst einzujagen. Und natürlich finden sie eine Leiche …

Doch eine Frage bleibt bis zum Schluss ungeklärt: Wie konnte es den Spielern des Century-Spiels gelingen, die vier Jugendlichen überhaupt auszuwählen und alle in Elettras Zimmer unterzubringen? Nur unter dieser Bedingung konnte das Spiel ja beginnen. Doch wer sich mit Krimis auskennt, der ahnt, dass es mit dem Hotel Domus Quintilia eine besondere Bewandtnis hat …

|Der Doku-Teil|

Diesmal würde ich ausnahmsweise dem Buch den Vorzug vor dem Hörbuch geben, denn es hat einen unschätzbaren Vorzug: einen Mittelteil, der auf Hochglanzpapier sämtliche Schauplätze des Buches dokumentiert, und zwar nicht nur mit einer Straßenkarte, sondern auch mit Fotos und Dokumenten wie etwa Kassenbons aus den vielen Cafés, die eine Rolle spielen.

Sofort findet sich der Leser im Labyrinth Roms zurecht. Zudem sieht alles durch die Dokumente äußerst realistisch aus. Hat die Schnitzeljagd nach dem Ring des Feuers etwa wirklich stattgefunden, fragt man sich unwillkürlich.

|Die Übersetzung|

Ein Italiener hat das Buch übersetzt, doch leider kennt sich Nicola Bardola zwar optimal mit Italien und seiner Kultur aus, aber nicht hundertprozentig mit Deutschland, seiner Sprache und seiner Kultur. So ziehen hierzulande die Sterne nicht ihre „Spur“, sondern ihre Bahn. Und wenn die Rede von Silvester dem Kater ist, dann heißt seine liebste Beute nicht „Twitty“, sondern „Tweety“, das Vögelchen.

_Unterm Strich_

Ich habe dieses spannende und lehrreiche Buch an nur einem Sonntag gelesen. Es ist sehr verständlich und flott im modernen Filmstil erzählt, außerdem findet die Handlung im Präsens statt, also sehr unmittelbar und anschaulich. Der jugendliche Leser lernt beim Abenteuer der vier jede Menge über die Ewige Stadt, aber auch über alte Mythen, Legenden und Kulte. Die Begegnung mit der Vergangenheit führt denn auch folgerichtig ganz weit hinunter in das Fundament einer besonderen Kirche, wo einer der Showdowns stattfindet. Hierbei geht es um Mystik, nicht um Magie, auch wenn Elettras großer Auftritt ganz danach anmutet.

Natürlich darf das Geheimnis des wahren Rings des Feuers nicht ungelüftet bleiben. Der Autor liefert uns eine verblüffend einfache Erklärung, wie Prometheus das Feuer vom Himmel holte. Nur mit der Behauptung, dass die ollen Sumerer Kelten gewesen sein sollen, kann ich mich nicht so recht anfreunden. Ich kann mir keine Bewohner von Uruk als rothaarige Barden vorstellen. Die Klärung dieser Frage überlasse ich aber gerne den Kulturhistorikern.

|Die Doku|

Ein besonderer Bonus ist der Dokumentationsteil in der Mitte des Buches, den man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Hiermit erweckt der Autor den Anschein, dass er selbst dort war, um das Abenteuer der Vier zu dokumentieren. Sein Mitarbeiter Iacopo Bruno trug noch ein paar Zeichnungen bei, die angeblich die Französin Mistral anfertigte. Auf diese Weise wird die Handlung anschaulich. Jede Seite ist mit einem der vier Kreisel markiert, die eine ganz besondere Rolle auf der hölzernen Karte spielen, die auf dem Titelbild abgebildet ist.

|Originaltitel: Century – L’anello di fuoco, 2006
Aus dem Italienischen von Nicola Bardola
335 Seiten, gebunden
Empfohlen ab 10 Jahren
ISBN-13: 978-3-8339-3201-4|
http://www.baumhaus-verlag.de
http://www.luebbe.de

Die drei ??? und die feurige Flut (Band 148)

So langsam nähert sich die beliebte Jugendserie einem weiteren Jubiläum. Der 150. Fall der drei Detektive kündigt sich für Anfang 2010 an. Vor einigen Bänden stieß Kari Erlhoff als Neuzugang hinzu und erweitert somit den Kreis der derzeit aktiven ???-Autoren von Vier (Marx, Nevis, Sonnleitner, Vollenbruch) auf nunmehr Fünf. Der im September 2009 erstmals veröffentlichte Band „feurige Flut“ ist, folgt man der in Fankreisen mittlerweile etablierten Chronologie der EUROPA-Hörspiele, die Nummer 148 – Die Bücher aus dem Hause |Franckh-Kosmos| besitzen nämlich keinerlei Nummerierung, das war schon in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts so. Als weitere Remineszenz an diese Zeiten darf auch das neuerliche Auftauchen einer alten Bekannten gelten, welche den Jungs seinerzeit fast den letzten Nerv raubte.

Die drei ??? und die feurige Flut (Band 148) weiterlesen

Marx, André – Die drei ??? und das versunkene Dorf

Die Erstveröffentlichung des 136. Falles des pfiffigen Detektiv-Trios aus dem fiktiven Rocky Beach in Kalifornien fiel im Februar 2007 ziemlich genau in das nahe Ende der Lizenzstreitigkeiten zwischen dem deutschen Stammverlag |Franckh-Kosmos| und den amerikanischen Rechteinhabern. Sehr zur Freude der treuen Leserschaft konnten die Stuttgarter die Zukunft der beliebten Serie retten und sich die Rechte sichern. Es gab daraufhin gottlob nur geringfügige Änderungen, wie das ® hinter „Die drei ???“ sowie ein kaum merklich abgeändertes Cover-Erscheinungsbild. Das macht die 2007er Erstausgaben fast schon zu Sammlerstücken, diese folgen nämlich noch dem alten Design, welches ab 2008 endgültig Geschichte ist – auch für spätere Auflagen der alten Bände.

_Zur Story_

Darren Duffs hat schon viel von den drei Fragezeichen gehört. Man könnte sogar behaupten, er ist ein glühender Verehrer. Umso aufregender für ihn, dass er einen potenziellen Fall für Justus, Peter und Bob anzubieten hat. Schließlich kann man vom kleinen, beschaulichen Kaff Ridgelake im Bundesstaat Oregon nicht gerade behaupten, es wäre eine vor Abenteuer sprühende Metropole. Doch ein nächtens geheimnisvoll leuchtender Bergsee? Das ist doch schon mal was. Interessant genug, um die Drei die beeindruckende Distanz von 700 Meilen auf sich nehmen zu lassen. Prompt verfransen sich die Detektive auf dem Weg ins Dorf und werden sogleich Zeuge davon, dass Darren nicht gesponnen hat. Mehr noch: Sie retten einen alten, verwirrten Mann aus dem eiskalten Wasser.

Statt Dankbarkeit schlägt dem Trio im Dorf aber Misstrauen entgegen. Die schrulligen Bewohner Ridgelakes, insbesondere der feindselige Wirt Joe Wilcox, mögen keine Fremden – das schließt auch Darren mit ein, obwohl er der Großneffe des Bürgermeisters ist. Bei diesem wohnen die Jungs auch, wobei Darren seinem Großonkel Cedric wohlweislich nichts von deren Detektivtätigkeit erzählt. Bei ihren Recherchen finden sie dann heraus, dass das „alte“ Ridgelake seinerzeit aufgegeben wurde, das Dorf aber immer noch existiert: Auf dem Grund des nahen Stausees. Den gesamten Ort scheint seither ein düsteres Geheimnis zu umgeben, welches auch das Leben in der neuen Siedlung beeinträchtigt. Um Klarheit zu bekommen muss man zuweilen tief tauchen … Gelegentlich auch mal in der Vergangenheit.

_Eindrücke_

André Marx gehört seit den Neunzigerjahren fest zum Establishment der so genannten „Neuen Ära“ der Serie, wobei er ein breites, wenn nicht sogar das bislang breiteste Themenspektrum in seinen Büchern aufzubieten hat. Sozusagen die Allzweckwaffe unter den ???-Autoren. Nicht alle seine Stories stoßen auf Begeisterungsstürme bei den Fans, was auch ziemlich unmöglich sein dürfte, im Großen und Ganzen liefert er jedoch stets zumindest solide Geschichten ab. Und auch nicht wenige Glanzlichter. Dazu gehört der Fall des versunkenen Dorfes ebenfalls. Die Zutaten sind zwar allesamt ziemlich bekannt und auf die eine oder andere Art sicher auch schon einmal verwendet worden. Doch wie so oft im Leben ist das jeweils eine Frage der richtigen Mischung.

Sieht man davon ab, dass es sicher recht unwahrscheinlich sein dürfte, ob die drei Jungs wirklich 700 Meilen mal eben so aus Jux und Dollerei für einen nicht mal sicheren Fall zurücklegen würden, ist die Geschichte stimmig und atmosphärisch dicht. Tragendes Element ist hierbei das versunkene Dorf selbst sowie das quasi unvermeidliche Tauchen dorthin, welches im Sinne des Spannungsbogens selbstverständlich nicht komplikationslos verlaufen kann und darf. Solcherlei Dinge regen naturgemäß die Fantasie an und sorgen auch für ein leichtes Schaudern. Dabei geht es aber nicht um reine Effekthascherei, das alles passt sich nahtlos in die intelligente und teilweise anrührende Rahmengeschichte ein, die am Schluss sogar noch mit einer recht unerwarteten Wendung auftrumpfen kann.

_Fazit_

Es ist alles vorhanden, was Fans – und solche, die es vielleicht werden wollen – gerne lesen: Ein spannendes Setup mit Action und Witz, eingebettet in ein wohldurchdachtes, schlüssiges Gesamtbild. Dass dabei natürlich auch so manches lieb gewonnene ???-Klischee bedient wird, gehört logischerweise dazu. Der routiniert verfasste, rasch verschlungene Band hat das Zeug dazu, ein moderner Klassiker zu werden und liefert einmal mehr den Beweis, dass auch heute nach nahezu 50 Jahren immer noch gute Bücher der Serie erscheinen.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die drei ??? und das versunkene Dorf“ – Band 136
Basierend auf Figuren von Robert Arthur
Erzählt von André Marx
Franckh-Kosmos, 2007/2008
Cover Illustration: Silvia Christoph
Redaktion: Martina Zierold
|128 Seiten Hardcover
ISBN-13: 978-3-440-11705-7|

Susanne Rauchhaus – Die Übersinnlichen

Ihr Romandebüt von 2008 lag nicht mehr als ein Jahr zurück, als Susanne Rauchhaus mit „Die Übersinnlichen“ bei Ueberreuter ihren zweiten Jugendroman veröffentlichte. Bisher war sie in engen Kreisen für regelmäßig erscheinende Kurzgeschichten bekannt, umso mehr kann man sich über ihren erfolgreichen Start in einem großen Publikumsverlag freuen.

Seit frühester Kindheit fühlt sich Jana als Außenseiterin, ja Monster mit unkontrollierbaren Kräften – und unkontrollierbar sind sie für das junge Mädchen tatsächlich. Mit ihrem aufbrausenden Temperament einher geht die Fähigkeit, |Dinge entstehen zu lassen|. Für den Leser beginnt es mit ihrem Erlebnis nach einem Kinobesuch, nach dem eine Mitschülerin mit einem Lehrer anbandelt. Als sie ihn zur Rede stellt, macht er sich lustig und bedroht Jana mit schlechten Noten und was ein Lehrer noch tun kann. In ihrer Wut fühlt Jana, wie der Schatten des Lehrers sich verdichtet, auf ihn zu geht und nach ihm greift – bis Jana in Panik an frische Erdbeeren denkt und den Spuk damit beendet.

Ihre Eltern sind es Leid, ständig den Wohnort zu wechseln, um Jana einen Neustart zu ermöglichen, nachdem wieder unmögliche Dinge passiert sind. Sie glauben nicht an ihre Kräfte, schicken sie aber nun auf ein Internat, das sich mit außergewöhnlichen Fällen beschäftigt. Und tatsächlich offenbart der Schulleiter vor Jana, dass es sich um eine Schule für besonders begabte Menschen handelt, denen geholfen werden soll, ihre Kräfte in den Griff zu bekommen und nützlich einzusetzen. Und selbst die Lehrer der normalen Fächer wissen nichts von den unglaublichen Aktivitäten der Schüler im Nachmittagsunterricht. Klar, dass sich dubiose Organisationen für die Kinder interessieren, und der Schulleiter täuscht seine Hilfsbereitschaft auch nur vor – was Jana fast zu spät bemerkt …

Meist sind es gute Charaktere, die einen gelungenen Roman ausmachen. Bei Jugendromanen sind es Identifikationsfiguren für die jungen Leser, also oft coole Typen, die aber stark mit inneren Konflikten kämpfen. Rauchhaus gelingt es gut, verschiedene Typen zu skizzieren, die alle auf Grund besonderer Erfahrungen zu dem geworden sind – oder eher auf dem Weg sind, jemand zu werden -, als den man sie kennen lernt.

Jana leidet über große Teile der Handlung unter ihrer Gabe, die sie nicht kontrollieren kann. Schon ihre Eltern haben ihr jedwede Entwicklung von Selbstbewusstsein unmöglich gemacht, und so offenbaren die Gefahren am Internat und ihre Mitschüler für sie den bestmöglichen Auslöser der Selbstentwicklung, der Befreiung. Das ist eine Entwicklung, die sich über den gesamten Roman hinzieht, zeitlich gesehen allerdings in wenigen Wochen abläuft. Doch in der Abgeschlossenheit eines Internats sind derlei Wandlungen (gerade in dem Alter) durchaus denkbar. So nimmt Jana schließlich das Zepter in die Hand und kämpft für die Freiheit und Eigenverantwortung ihrer selbst und ihrer Mitschüler. Ihr Temperament ist ihr in dieser Phase ein oft hilfreicher Partner.

Nick, der Junge, der in tranceähnlichen Zuständen hellseherische Zeichnungen anfertigt, ohne aus ihnen schlau zu werden, ist deprimiert, weil er oft die Zeichnungen erst im Nachhinein deuten kann und damit nicht in der Lage ist, schlimme Ereignisse abzuwenden. Er ist ziemlich zurück gezogen, erst sein schüchternes Interesse an Jana lockt ihn aus seinem eigenbrödlerischen Schutzpanzer. Man könnte die Augen verdrehen, wenn man den beiden so zusieht: Jana merkt natürlich nichts von Nicks Interesse.

Hannah, Telepathin, scheint auf unergründliche Weise mit Jana verbunden zu sein. Doch kommen die beiden nicht richtig in Kontakt, so dass hier die tragische Figur der Geschichte gezeichnet wird: Mit Hannahs Tod kommen die Ereignisse richtig ins Rollen, doch ist dieses unschuldige Opfer nicht mehr rückgängig zu machen und nimmt seine Geheimnisse und eine interessante Persönlichkeit frühzeitig mit ins Grab. Schade, denn Hannah war ein geheimnisvoller, mysteriöser Charakter, dem Rauchhaus hätte noch einiges entlocken können. So entpuppt sie sich nur als einsames missverstandenes und irregeleitetes Mädchen.

Dann gibt es noch die obligatorische Schmink-und-Glamour-Fraktion, die augenscheinlichen Dummchen der Schule, die aber ihre eingeschworene Clique haben wie in Teeny-Filmen gern vertreten. Außerdem eine gehasste Außenseiterin, die allerdings nur im Schatten von Hannah gehasst und gemieden wird, da sie das Mädchen verteidigt und ihr nachstellt, um ihre Geheimnisse zu ergründen. Allerdings weiß sie dafür erstaunlich wenig über Hannah. Der Schulleiter ist eben ein Erwachsener, der mit viel größerer zwischenmenschlicher Erfahrung arbeiten kann als die Jugendlichen. Dadurch kann er sie gut beeinflussen und im Zaum halten, ohne dass man ihm schnell böse Absichten unterstellen könnte. Erst die zufällig aufgedeckten dubiosen Geschäfte, deren Gegenstand die Schüler selbst sind, entblößen sein wahres Wesen.

Interessanter Weise stellen sich die Übersinnlichen schließlich der Polizei, statt wie sonst in solchen Geschichten üblich auf eigene Faust und ja ohne Kenntnis der Behörden für Gerechtigkeit zu sorgen. Immerhin muss die Polizei nur noch den Dreck weg machen, den Rest erledigen die Jugendlichen – und haben schließlich doch noch einen Plan für ihre Zukunft.

Den echten Bösewicht der Geschichte darf man hier nicht unterschlagen: Erst sehr spät erkennt man sein Wesen, wirklich böse ist er natürlich auch nicht, doch ein echter Fall für die Super Nanny, und selbst die hätte es mit ihm schwer. Seine Liebesbeweise äußern sich zum Beispiel darin, dass er andere Schüler runter macht oder in Gefahr bringt oder mit seinen unerkannten Fähigkeiten beeinflusst. Er verschließt sich jedem Verständnis für Moral und Gemeinschaftssinn, und doch spürt man dahinter die Versäumnisse seiner Kindheit.

Der Roman vereint einige wichtige Eigenschaften in sich, die ihn zu einem empfehlenswerten Buch machen: Spannend, sehr zügig und flüssig, unterhaltsam und gut ausgefeilte Charaktere. Dabei eine fast klassische Entwicklungskurve mit sich überschlagenden Ereignissen zum Finale und dem nachdenklichen Ende. Die Autorin sollte man im Auge behalten!

Broschiert: 271 Seiten
Verlag: Ueberreuter (15. Januar 2009)
ISBN-13: 978-3800054558

Willkommen


http://www.susanne-rauchhaus.de/

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Bettina Stietencron und Marianne Garff – Hans Stoffelchen

Gedichte für Kinder sollen niedlich und auf kindliche Art spannend sein, dazu ist es von Vorteil, wenn sie kurz und reich illustriert sind. Der Verlag |Freies Geistesleben| veröffentlicht kindgerechte kompakte Bilderbücher mit Geschichten/Gedichten über Zwerge, Trolle, Bären, Kobolde und andere Themen, die in kindlicher Fantasie eine große Rolle spielen können. Dabei geht es vor allem um die Bilder, in diesem Fall von der Künstlerin Bettina Stietencron, die für diese Gedichte den feinfühligen Hintergrund liefern.

Das Gedicht

Entnommen dem Band „Es plaudert der Bach. Gedichte für Kinder“ von Marianne Garff trägt es den Originaltitel „Es war einmal ein kleiner Tropf“. Dabei geht es um ein kleines Männlein, das in einer Scheune unter dem Dach wohnt und sich auf den Balken sitzend die Beine schaukelt, bis es eines Tages seine Pantoffeln auf diese Weise verliert. Der Erzähler des Gedichts schnitzt ihm darauf hin neue und freut sich über das Glück, das er dem Männchen beschert – und ist genau so überrascht von der Wirkung seines Geschenks …

Die Illustrationen

Die ganzseitigen Bilder überdecken meist die Doppelseite und zeigen das zu den Versen passende Bild mit liebevollen Details. So veranschaulichen zum Beispiel zwei Mäuse, die dem armen Tropf beim Pantoffeln anziehen zusehen, die Größenverhältnisse in friedlicher Atmosphäre.

Überhaupt schaffen die Farben und ruhigen Formen eine sehr harmonische Atmosphäre, so dass für Kinder nicht die Gefahr besteht, diese spannende Geschichte als Angst einflößend zu betrachten. Das Männchen hat einen bequem aussehendes rot kariertes Hemd an und eine gelbe Zipfelmütze über grau-weißen Haaren und einem struppigen Bart.

Vor dem gleichmäßigen Hintergrund der Bilder, die alle in warmen Farbtönen gehalten sind, fällt nur die Kleidung des kleinen Mädchens auf, das offenbar die Tochter des Erzählers ist und mit ihm gebannt verfolgt, wie Hans Stoffelchen auf die neuen Pantoffeln reagiert. Das Mädchen trägt einen strahlend blauen Rock über einem kontrastierten gelb leuchtenden T-Shirt. Dieses Mädchen ist die eigentliche Hauptfigur des Bilderbuchs, denn ihm gilt die erzählte Geschichte, in der ihr Vater sie auf Stoffelchen aufmerksam macht und wahrscheinlich auch für ihre Freude die winzigen neuen Pantoffeln schnitzt.

Das ist die Interpretation, die das Gedicht allein nicht hervorrufen kann, sondern die nur bei Betrachtung des Bilderbuches möglich ist. Damit gewinnt die Illustration für dieses Buch den Charakter des Schwerpunktes, denn sie vereinfacht die Interpretation nicht nur, sondern bringt das Gedicht den Kindern / der Zielgruppe erst richtig nahe.

Die Aussage, die das Gedicht abgesehen von seiner Spannung für Kinder interessant macht, nämlich die Aufwertung von der Uneigennützigkeit mancher Handlungen und was sich Positives daraus ergeben kann, indem man sich gegenseitig Freude bereiten will, ist natürlich direkt auf kleine Kinder zugeschnitten, die noch nicht alle Illusionen von Nächstenliebe an die egoistische Realität verloren haben.

Fazit

„Hans Stoffelchen“ ist ein wunderschönes kleines Bilderbuch, gut geeignet zum abendlichen Vorlesen und Träumen für die Kinder. Stietencrons Malerei erfasst mit sicherer Hand die Stimmung und verleiht dem Gedicht ein ganz neues Charisma.

Gebundene Ausgabe: 30 Seiten
ISBN-13: 978-3772518348

Für Kinder ab 3 Jahre
http://www.geistesleben.com/

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Sonnleitner, Marco – Die drei ??? – Der tote Mönch

Gut 140 Fälle hat das fiktive Juniordetektiv-Trio seit den Sechzigerjahren gelöst und immer noch erscheinen weitere Bände der beliebten Serie. Diese ist mittlerweile fest in deutscher Hand. Nach vielen und langjährigen Querelen hat der |Franckh-Kosmos| Verlag sehr zur Freude des Fandoms die Lizenzerechte erworben. Seither veröffentlicht man dort mit schöner Regelmäßigkeit neue Titel der Jugendbuchreihe. Der vorliegende Band „Der tote Mönch“ von Marco Sonnleitner gehört zu den aktuelleren Büchern und stammt aus dem Jahr 2008. Die Hörspielfassung wurde übrigens unlängst – wie üblich von |EUROPA| – vertont und steht seit Herbst 2009 ebenfalls in den Händlerregalen.

_Zur Story_

Ein ganz normaler Badetag am Strand von Rocky Beach beschert den drei Detektiven unverhofft einen neuen Fall. Auf dem Weg nach Hause werden sie Zeuge eines Beinaheunfalls auf der Küstenschnellstraße. Ein schwerer Truck hätte um ein Haar einen Mann überfahren, der geistesabwesend und unvermittelt die Fahrbahn betrat. Lo Wang – ein Chinese, wie man anhand des Namens unschwer erkennen kann – arbeitet und wohnt als Gärtner bei einer recht bekannten Bildhauerin des Ortes: Christine Harkinson. So viel können die drei Fragezeichen aus ihm heraus bekommen. Justus, Peter und Bob beschließen ihn aufgrund seines sichtlich angeschlagenen Nervenzustands persönlich bei Miss Harkinson abzuliefern.

Diese ist entsetzt. Lo Wang scheint aber in letzter Zeit permanent neben der Kappe zu sein. Er hat eine Heidanangst – nur wovor, das verrät er nicht. Die drei Detektive bieten ihr ihre Hilfe an und stoßen bei ihrer Observation des Gärtners ziemlich rasch auf die bewegte Vergangenheit des Grundstücks. Einst stand hier eine christliche Mission, von deren Ruinen sogar immer noch einige im Garten Christine Harkinsons zu sehen sind. Irgend jemand hat nun dem abergläubischen Lo Wang eingetrichtert, dass dort böse Geister wohnen – gerade auf dem alten Friedhof soll ein ganz besonders renitenter Spuk wandeln. Tatsächlich alarmiert Christine die drei Fragezeichen spät abends höchst besorgt, als sie unheimliche Geräusche unter ihrem Haus wahrnimmt. Das hat nämlich gar keinen Keller.

_Eindrücke_

Marco Sonnleitner ist immer gut für eine Gruselgeschichte. In seinem Portofolio für die Serie finden sich fast ausnahmslos Stories mit Mystery-Einschlag. „Der tote Mönch“ gehört zweifellos dazu, verschenkt aber ungewöhnlich viel Potenzial. Irgendwie will in den ersten zwei Dritteln des Buches keine rechte Atmosphäre aufkommen, wenngleich die Zutaten dafür durchaus zahlreich vorhanden sind. So vergeht zunächst Seite um Seite mit vergleichsweise ödem, detektivischem Klein-Klein. Zwar gewürzt mit einer Prise Humor, doch prinzipiell ziemlich spannungsarm. Erst zum Showdown hin zieht die Spannungskurve deutlich an, dann taucht erst der namensgebende Unhold auf und macht den Protagonisten das Leben schwer.

Diese Figur hätte schon wesentlich früher im Plot gelegentlich mal durchblitzen sollen, damit die Leserschaft wach und bei der Stange bleibt. So konzentriert sich der interessante Teil der, übrigens nicht immer ganz so plausiblen, Geschichte im letzten Drittel. Dabei hat sie unter anderem auch mit der begrenzten Anzahl an Mitwirkenden zu leiden, denn einer von denen muss schließlich der Bösewicht sein. Die Auflösung des Ganzen ist, auch ohne viel kriminologische Fantasie, recht nahe liegend und weder neu noch sonderlich originell – nach mittlerweile fast 150 Fällen ist es sicher auch schwer, stets ein unverbrauchtes Kaninchen aus dem Hut zu ziehen. Da sind Parallelen mit bereits vorhandenen Bänden kaum zu verhindern.

_Fazit_

Titel, Titelbild und Covertext versprechen mehr, als dieser Jugendroman der berühmten Serie tatsächlich halten kann. Immerhin handelt es sich beim 134. Fall des Trios dennoch um gesunde Mittelklasse, wobei der rasante Schluss und der gut dosierte Humor für den über weite Strecken stark zusammenkonstruiert wirkenden und lahmen Rest noch ein paar Punkte retten können. Schade, denn gerade atmosphärisch wäre weitaus mehr drin gewesen. Alles in allem ein Band, für dessen Besitz und offene Zurschaustellung im heimischen Regal man sich jedoch nicht schämen muss.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die drei ??? – Der tote Mönch“ – Band 134
Basierend auf Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Marco Sonnleitner
Franckh-Kosmos, 2007/2008
Cover Illustration: Silvia Christoph
Redaktion: Martina Zierold
128 Seiten Hardcover
ISBN-13: 978-3-440-11703-3

RICHELLE MEAD – Blutsschwestern (Vampire Academy 01)

Sie sind zwar keine Zwillinge, aber auf magische Art und Weise miteinander verbunden: Lissa und Rose sind die erwachsenere, etwas freizügigere Version von „Hanni und Nanni“. Sie wohnen im Internat St. Vladimir’s in Montana, wo sie alles Wichtige für ihr zukünftiges Leben in einer düsteren Welt voller Magie und Untoter lernen. Und wie gefährlich das sein kann, lernen sie im ersten Band der „Vampire Academy“-Reihe „Blutsschwestern“ auf brutale Art und Weise.

In Meads Welt gibt es neben normalen Menschen drei weitere „Arten“ von Wesen: Die Moroi, zu denen Lissa gehört, sind lebende Vampire, die zwar Blut brauchen, aber nicht töten; Strogoi sind tote Vampire, die die Moroi jagen und ausrotten wollen und sehr gefährlich sind; und dann gibt es noch die Wächter, zu denen Rose gehören wird, wenn sie ihre Ausbildung abgeschlossen hat. Die Aufgabe der Wächter ist es, auf die Moroi aufzupassen, damit diese den Strogoi nicht zum Opfer fallen.

Normalerweise leben Moroi und Wächter-Novizen im Internat St. Vladimir’s einträchtig nebeneinander her, doch bei Lissa und Rose ist das anders. Sie kennen sich schon sehr lange und sind durch ein magisches Band verbunden, durch das sie die Gefühle der anderen wahrnehmen können. Außerdem kann Rose sich manchmal in Lissas Gedanken hinein versetzen. Ein solches Band ist selten genug und es hilft den beiden, als jemand Anschläge auf Lissa verübt. Ein Unbekannter legt tote Tiere in ihr Zimmer, was sie in Angst und Schrecken versetzt und die wagemutige Rose alarmiert. Irgendjemand scheint es auf Lissas Leben abgesehen zu haben …

„Blutsschwestern“ ist Dark Fantasy mit einem Schuss Romantik, der genau auf die Zielgruppe jugendlicher Leserinnen zugeschnitten ist. Die Intrigen und Liebeleien auf dem Internat nehmen einen wichtigen Platz in der Handlung ein, genau wie das Liebesleben der Protagonistin und Erzählerin Rose. Diese hat damit zu kämpfen, dass sie allgemein einen etwas liederlichen Ruf hat, dass sich ihr guter Freund Mason für sie interessiert und dass sie ihren Privattrainer, den Wächter Dimitri, überaus attraktiv findet. Dimitri scheint Ähnliches für sie zu empfinden, doch er beruft sich stets auf den Altersunterschied von sieben Jahren und seine Position. Das macht das Training der Beiden nicht unbedingt einfach, besonders, da Rose manchmal sehr sturköpfig sein kann.

Daneben hat die Handlung noch einiges Anderes zu bieten: Erlebnisse aus der Vergangenheit der beiden Mädchen, eine verschwundene Lehrerin, Angriffe und Action, Magie und eine historische Gegebenheit, die für die Gegenwart sehr wichtig ist. Richelle Mead mixt in dem Buch sehr viel zusammen. Das tut der Geschichte nicht gerade gut. Es fehlt der Fokus, häufig passiert zu viel auf einmal. Gerade die Handlungselemente, die über den Internatshorizont hinausgehen, verblassen, weil sich sehr viel um das Miteinander der Schüler und Schülerinnen dreht. Das beschreibt die Autorin zwar sehr spannend und anschaulich, aber die Nebenhandlungen lenken davon ab.

Rose Hathaway, die siebzehnjährige Hauptperson, ist als solche keine schlechte Wahl. Sie ist zwar noch nicht ganz ausgereift und wirkt manchmal etwas fahl, aber auf weiten Strecken kann sie überzeugen. Das junge Mädchen ist frech, gewieft und man sollte sich nicht mit ihr anlegen. Sie ist kein braves Mädchen, besitzt aber durchaus anständige Charakterzüge. Ihr Humor und ihre Aggressivität machen sie zu einer kühnen Heldin, die den jugendlichen Leserinnen gefallen wird.

Die Identifikation mit Rose dürfte leicht fallen, da sie aus der Ich-Perspektive erzählt und ihre Gedanken und Gefühle (und manchmal auch die von Lissa) sehr lebendig und authentisch darstellt. Der Schreibstil der Autorin erinnert dabei stellenweise an den, der auch in Frauenromanen mit schlagfertigen Hauptfiguren angewendet wird. Mit ihrem bissigen Witz und der temperamentvollen Wortwahl macht Mead nichts falsch. Das Buch liest sich angenehm und schnell und Rose bekommt durch die Dialoge und Beschreibungen noch mehr Leben eingehaucht.

„Blutsschwestern“ ist ein guter Auftakt für eine Reihe von Vampirbüchern, die auf eine junge Zielgruppe zugeschnitten sind und diese vermutlich auch erreichen werden. Rose ist eine authentische und sympathische Hauptperson, deren Witz und Biss das Buch fast zu einem Vergnügen werden lassen, wäre da nicht die stellenweise etwas verwirrte Handlung. Doch die weiteren Bände von „Vampire Academy“ sollten Richelle Mead die Möglichkeit geben, dieses anfängliche Manko auszubügeln.

Originaltitel: Vampire Academy
Aus dem Englischen von Michaela Link
287 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3802582011

http://www.egmont-lyx.de

Schweikert, Ulrike – Lycana. Die Erben der Nacht 2

Band 1: [„Nosferas. Die Erben der Nacht“ 5084

Im ersten Band von Ulrike Schweikerts Jugendbuchreihe um „Die Erben der Nacht“ schickte die Autorin die Nachkommen der sechs europäischen Vampirclans zu den Nosferas nach Rom, um dort das Jahr in der Vampirakademie zu verbringen. Diese war ins Leben gerufen worden, um die Animosität zwischen den verschiedenen Familien zu überwinden und die Erben an den unterschiedlichen Stärken der Clans teilhaben zu lassen. In Rom zum Beispiel lernten sie, wie man am besten religiösen Symbolen widersteht ohne in Flammen aufzugehen – sicherlich eine nützliche Fähigkeit für einen Vampir.

_In der Fortsetzung_ „Lycana“ geht die Reise nun nach Irland. Alisa aus Hamburg, Franz Leopold aus Wien, Luciano aus Rom und all die anderen jungen Vampire reisen nach Dunluce, auf die Burg der Lycana. Gerade die hochnäsigen und auf Schau bedachten Dracas aus Wien rümpfen die Nase über die einfachen Verhältnisse auf Dunluce. Nicht nur gibt es in Irland nichts als Gras und Schafe, auch gehen die Lycana mit ihren vampirischen Servienten recht freundschaftlich um, was den Dracas sauer aufstößt, die es bevorzugen, ihre Diener bei jeder Gelegenheit herum zu kommandieren. Alisa jedoch ist begeistert von Irland, nicht nur ist sie gespannt auf das Land und darauf, was sie bei den Lycana wohl lernen wird. Auch freut sie sich auf ein Wiedersehen mit Ivy-Maire und ihrem Wolf Seymour, mit denen sie sich in Rom schnell angefreundet hatte.

Die Lycana haben die einzigartige Gabe, Tiere zu sich zu rufen und sie zu ihren Zwecken zu gebrauchen – zum Beispiel um Nachrichten zu überbringen. Und als I-Tüpfelchen sind sie sogar in der Lage, sich in verschiedenste Tiere zu verwandeln, also in Wölfe, Fledermäuse oder gar Falken, sollte ihnen der Sinn danach stehen. Es ist nun die Aufgabe der Erben, diese Fähigkeit ebenfalls zu erlangen, wobei sich einige besser anstellen als andere. Alisa und Franz Leopold begreifen das Prinzip recht schnell, Luciano hingegen plagt sich mit einigen Schwierigkeiten herum – und als er es dann endlich schafft, sich in einen Wolf zu verwandeln, ist dieser recht struppig und erstmal überhaupt nicht eindrucksvoll.

Die Lernerfolge der Erben werden jedoch jäh unterbrochen, als sich herausstellt, dass die Vampire von Unbekannten verfolgt werden. Um die Jungen in Sicherheit zu bringen, jagt der Anführer der Lycana, Donnchadh, mit ihnen über die gesamte Inseln, um sich schließlich auf Aughnanure zu verschanzen. Allerdings droht den Vampiren nicht nur Gefahr von dieser Seite, denn gleichzeitig schwelt der alte Konflikt zwischen den Lycana und den ebenfalls in Irland ansässigen Werwölfen wieder auf. Es droht zum offenen Krieg zu kommen und zu allem Überfluss bedient sich ein skrupelloser Werwolf auch noch eines kleinen Grüppchens Menschen, um seine Ziele zu erreichen.

_Das alles ist viel_ Stoff für einen Roman, doch Ulrike Schweikert setzt sich niemals unter Druck. Statt dessen lässt sie sich für ihre umfangreiche Geschichte mit ihrem zahlreichen Personal über 500 Seite Zeit. Dabei lebt das Buch über weite Strecken nicht nur von den lebendig beschriebenen Charakteren, sondern auch von der peniblen Recherche der Autorin, der es gelingt, Irland mit all seiner Schönheit und Mystik vor dem geistigen Auge des Lesers erstehen zu lassen. Hatte sie sich in [„Nosferas“ 5084 noch auf die Hochkultur gestützt, auf Bücher, Musik und Theater, so konzentriert sie sich in „Lycana“ statt dessen auf die Landschaft, auf Schlösser und Ruinen und auf alte keltische Mythen und Geschichten. So mutet dieser Band stellenweise etwas esoterisch an, beispielsweise wenn von „magischen Orten“ die Rede ist, an denen Kraftadern zusammenlaufen, die sich die jungen Vampire zunutze machen sollen. Doch schließlich handelt es sich bei „Lycana“ um einen Fantasyroman, und wo wenn nicht in Irland bieten sich solche Passagen an.

Wie schon im Vorgänger konzentriert sich Schweikert auf einige Hauptfiguren, nämlich Alisa, Franz Leopold, Luciano und Ivy-Maire und beleuchtet deren wachsende Freundschaft. Nun gibt es zwar auch die ersten Flirts und sogar einen ersten Kuss, doch ist Schweikert weitsichtig genug, ausreichend Konfliktpotenzial einzustreuen, um die Beziehungen zwischen den Charakteren auch noch in den folgenden Bänden spannend gestalten zu können.

Ebenfalls großen Raum innerhalb der Handlung nimmt eine wachsende Xenophobie ein. Schon in „Nosferas“ wurde der Gegensatz zwischen reinen und unreinen Vampiren skizziert. Jene, die wie die Erben als Vampire geboren wurden, sehen sich denen, die per Biss dazu gemacht wurden, als überlegen an und so werden diese Vampire als Servienten oder „Schatten“ gehalten. Gerade die Standes bewussten Wiener Dracas sehen in ihren Servienten keine gleichwertigen Vampire, Franz Leopold spricht sogar einmal fast wörtlich von unwertem Leben. In Irland jedoch sind sie vollwertige Mitglieder des Clans, dürfen Entscheidungen treffen und über ihr eigenes Leben bestimmen. Und tatsächlich mutet diese Unterteilung in Kasten seltsam an, sind es doch eigentlich die gebissenen Vampire, die mehr evolutionäre Vorteile aus ihrem neuen Dasein ziehen. Sie altern nicht (wohingegen die reinen Vampire einem Alterungsprozess unterworfen sind) und können unter Umständen sogar am Tag agieren (für reine Vampire offenbar unmöglich). Es bleibt abzuwarten, ob sich die Servienten auch in Zukunft damit zufrieden geben werden, als Diener ihr Dasein zu fristen.

Unbedingt erwähnt werden sollte, dass auch Bram Stoker und Oscar Wilde wieder auftauchen. Diesmal bekommen die beiden sogar ihren eigenen Handlungsstrang, zu dessen Höhepunkt Stoker ein weiteres Mal auf Ivy trifft. Sein Interesse an allem Übernatürlichen – und besonders an Vampiren – ist bereits geweckt und er hat im Verlauf der Handlung mehrmals die Gelegenheit, einen Blick auf die Blutsauger zu erhaschen. Schließlich sollte er langsam anfangen, Inspiration für seinen großen Vampirroman [„Dracula“ 210 zu suchen!

_Im Nachwort_ erläutert Schweikert ihre Prämisse für „Die Erben der Nacht“ so: |“Mir ist es wichtig, kurze Einblicke in die Historie des Landes, die Politik, Kunst und den Stand der Wissenschaften mit ihren damals neuen Erfindungen zu geben, sei es nun die Medizin, die Architektur oder die Technik neuer Maschinen.“| Ohnen Zweifel ist Schweikert dieses Vorhaben mehr als gelungen. Mit „Lycana“ hat sie einen astreinen Schmöker vorgelegt, der nicht nur Fantasy-Fans sondern auch Liebhaber historischer Geschichten und Abenteuerromane glücklich machen dürfte. „Die Erben der Nacht“ ist All-Age-Fantasy, die für wirklich jeden Leserkreis etwas zu bieten hat!

|542 Seiten, kartoniert
empfohlen ab 12 Jahren
ISBN-13: 978-3-570-30479-2|
http://www.cbj-verlag.de

Liebe Besucher meiner Internetseite,

Mehr von Ulrike Schweikert auf |Buchwurm.info|:

[„Nosferas. Die Erben der Nacht 1“ 5084
[„Der Duft des Blutes“ 4858
[„Die Seele der Nacht“ 1232 (Die Legenden von Phantásien)