Archiv der Kategorie: Rezensionen

Bergting, Peter – The Portent – Zeichen des Unheils 1: Das Reich der Geister

Helden haben’s schwer. Da will man sich als Held nützlich machen und die Welt retten und eh man sich versieht, hat man selbige auch schon versehentlich zerstört. So ergeht es Milo, dem Helden in Peter Bergtings Comic-Werk „The Portent – Zeichen des Unheils 1: Das Reich der Geister“.

Milo ist der Held, der gesandt wurde, die Welt vor den Dämonen zu schützen und den Geist der Menschheit zu retten. Das zumindest glaubt der Rat und schickt Milo zusammen mit zwei Vertretern des Rates los, um genau diese Mission zu erfüllen. Die eine ist die junge Frau Lin, der andere ist der Wächter des Rates Alkuin. Sie sollen zusammen mit Milo Dai-Jiu den ersten und ursprünglichen Geist der Menschheit vor der Zerstörung durch den Mokkurkalven bewahren, einen mächtigen Diener des bösen Dämons Guishen, der die Macht über das Reich der Lebenden erringen will.

Doch die Mission misslingt, am Ende ist Dai-Jui zerstört und die Welt damit dem Untergang geweiht. Nun verdunkelt sich die Welt und das Zeitalter der Toten bricht heran. Milo muss sich in der Welt der Geister direkt Guishen zum Kampf stellen und versuchen, dort einen Sieg zu erringen, um das dunkle Schicksal der Menschheit abzuwenden …

Die Zusammenfassung von „Das Reich der Geister“ klingt nach einem gruseligen Horror-Fantasy-Mix, doch Peter Bergting vereint in „The Portent – Zeichen des Unheils“ einiges mehr. Peter Bergting selbst sagt, dass er das „F-Wort“ (Fantasy) nicht mag, auch wenn sein Verlag „The Portent“ als Fantasy vermarktet. Er sieht sein Werk vor allem als mythologisch inspirierte Horrorgeschichte, aber eben als eine Horrorgeschichte, bei der nicht einfach Dämonen abgeschlachtet werden, sondern als komplexe und vor allem auch dramatische Geschichte voller „echter“ Gefühle.

„The Portent“ ist von der ersten Seite an durch eine melancholische Grundstimmung geprägt, die den Charakter der Geschichte sehr stark dominiert. Bergting bedient sich ausgiebig chinesischer und nordischer Mythologien und bindet sie als feste Bestandteile in seine Geschichte ein. Durch diesen Mythenmix entsteht eine ganz faszinierende Grundstimmung, die „The Portent“ zu einem besonderen Genuss macht.

Mit Milo wirft Bergting eine Art tragischen Antihelden in den Ring. Milo hat gute Absichten, will ein großer Held werden und steht sich dabei doch einigermaßen selbst im Weg. Wenn man hört, dass die Hauptfigur versehentlichen die Welt zerstört, erwartet man einen trotteligen, tollpatschigen und witzigen Titelhelden. Doch diese Vorstellung deckt sich absolut nicht mit dem, was Bergting uns in der Person des Milo serviert. Milo ist selbstbewusst und geht keinem Kampf aus dem Weg. Ihn umgibt ein sonderbares Geheimnis, das sich im Laufe von „Das Reich der Geister“ auch nicht wirklich lüftet.

Die heimliche Heldin der Geschichte ist im Grunde Lin. Sie ist eine weniger ambivalente Figur als Milo, der Held und Zerstörer zugleich ist. Sie weiß, was zu tun ist und schreckt vor keinem Dämon zurück. Sie stellt sich mutig dem Kampf und stellt damit auch Milo leicht mal in den Schatten.

Peter Bergting hat „The Portent“ im Alleingang geschaffen. Er ist der alleinige Autor, er zeichnet und koloriert seine Geschichte selbst. Besonders die Zeichnungen verdienen dabei Lob. Die Farben spiegeln die wunderbar melancholische Atmosphäre der Geschichte wider, schaurige und düstere Elemente kommen sehr schön zur Geltung. Die Ausdruckskraft von Bergtings Geschichte liegt vor allem in der Kraft seiner Bildern begründet.

Ein Grund dafür ist sicherlich auch darin zu suchen, dass Bergting auf erzählerischer Ebene noch einige Schwächen offenbart, die den Lesegenuss von „The Portent“ leider trüben. Da Bergting seine Geschichte an manchen Stellen etwas verwirrend erzählt, da dem Leser manche Verknüpfungen und Zusammenhänge auch bei zweimaliger Lektüre nicht unbedingt klar werden, geht die Anziehungskraft von „The Portent“ eben in erster Linie von den Zeichnungen aus. Von der Geschichte selbst bleibt am Ende leider kaum etwas hängen. Klappt man den Comic zu, wird man das Gefühl nicht los, eine entscheidende Szene verpasst zu haben, und wenn man daraufhin das ganze Werk noch ein zweites Mal liest, ändert sich das Gefühl leider nicht wesentlich.

Manchmal sind es Bezüge zwischen Personen, die Bergting undeutlich lässt, mal ist es der gesamte Handlungsrahmen, der etwas wackelig erscheint. Der Leser bleibt mit vielen unbeantworteten Fragen zurück und dem Wunsch, Bergting hätte sich etwas klarer ausgedrückt. So bleibt der Gesamteindruck am Ende ein flüchtiger und es bleibt einfach zu viel Raum für Interpretationen. Man hat Schwierigkeiten, die Geschichte überhaupt richtig zu rekapitulieren, und so ist „The Portent“ eben auch ein sehr komplexes Werk, das nicht immer klar und verständlich ist. Das ist gerade deswegen sehr bedauerlich, weil ansonsten die Zutaten stimmen: hervorragende Zeichnungen, eine dichte Atmosphäre und ein eigentlich interessanter Plot.

„The Portent“ ist ein Stoff, aus dem man eigentlich Großartiges machen könnte, aber wenn unterm Strich in der Umsetzung nicht alle Elemente überzeugen können und die erzählerischen Mängel sich am Ende als großes Manko entpuppen, bleibt außer schönen Bildern und einer schönen Idee leider nicht mehr viel im Gedächtnis haften. Bleibt zu hoffen, dass Peter Bergting sich mit den folgenden Bänden der Reihe weiterentwickelt und diese anfänglichen Schwächen noch ausbügeln kann.

http://www.cross-cult.de/

Link, Charlotte – Echo der Schuld, Das

Das junge Aussteiger-Ehepaar aus Deutschland Livia und Nathan Moor hat zuhause alles verkauft und in ein Segelboot investiert. Doch der Traum von der Weltumsegelung platzt bald. Vor der schottischen Küste kollidieren sie mit einem Frachter. Mit letzter Kraft können Livia und Nathan ihr Leben retten. Das Segelboot sinkt und ihnen bleibt nichts als die Kleider, die sie tragen. Während Nathan das Schicksal mit Fassung trägt, bricht Livia völlig zusammen.

Der Unfall spricht sich im Dorf rasch herum. Auch die junge Engländerin Virginia Quentin, die mit ihrem Mann Frederic und ihrer kleinen Tochter Kim im Ferienhaus wohnt, hört davon. Kurz vor dem Unglück hatte Livia für sie im Garten gearbeitet und sich etwas Geld verdient. Virginia, die die junge Frau sympathisch fand, fühlt sich zur Hilfe verpflichtet. Gegen den Willen ihres Mannes gestattet sie den Moors, bis auf Weiteres in ihrem Ferienhaus zu leben. Dankbar nimmt das Ehepaar an, während die Quentins am nächsten Tag nach Hause nach Norfolk fahren.

Frederic, der politische Ambitionen verfolgt, reist beruflich nach London und Virginia bleibt mit Kim in Norfolk zurück. Überraschend steht auf einmal Nathan in der Tür. Seine Frau muss im Krankenhaus betreut werden und ist nicht transportfähig für die Rückreise nach Deutschland, er selber hat kein Geld, um sich im Ferienhaus zu versorgen. Widerwillig erlaubt Virginia dem mysteriösen Nathan, bei ihr zuhause unterzukommen. Einerseits fühlt sie sich von ihm bedrängt, andererseits kann sie sich seines Charismas nicht erwehren. Zur gleichen Zeit verschwinden zwei Mädchen in der Gegend und werden bald darauf ermordet aufgefunden. Virginia sorgt sich um ihre Tochter Kim. Hat etwa Nathan etwas mit den Vorfällen zu tun?

Charlotte-Link-Fans dürfen sich freuen: „Das Echo der Schuld“ ist nicht nur der aktuelle Roman der Autorin, sondern gehört auch mit zu ihren besten.

|Spannung in allen Handlungssträngen|

Gleich auf mehreren Ebenen wird eine Spannung entwickelt, die sich bis zum Ende des Buches zieht. Wie es für die Autorin typisch ist, verteilt sich die Handlung auf mehrere Stränge, die alle miteinander in Verbindung stehen. Die Haupthandlung konzentriert sich auf die beiden Ehepaare, das deutsche Paar Livia und Nathan Moor und ihre englischen Gastgeber Virginia und Frederic Quentin. Das Schiffsunglück bedeutet eine Zerreißprobe für die Moors, Livia erleidet einen körperlichen und seelischen Zusammenbruch, während ihr Ehemann die Dinge offenbar deutlich gelassener nimmt. Schon früh fragt man sich, was diese beiden grundverschiedenen Menschen eigentlich zu einer Ehe geführt hat und ob ihre Beziehung diese Katastrophe überstehen wird.

Ähnliches gilt für die beiden Engländer. Nicht genug damit, dass die Aufnahme der Moors für sie eine Belastung darstellt, auch zuvor deuten sich Spannungen an. Der bekannte Bankier Frederic sucht sein Heil in der Politik und drängt Virginia zu öffentlichen Auftritten an seiner Seite. Diese jedoch zieht sich lieber zurück und kümmert sich um Tochter Kim statt seine politischen Ambitionen zu unterstützen. Noch prekärer wird die Lage, als Frederic nach London reist und Nathan Moor sich bei Virginia einnistet. Trotz seiner leicht unheimlichen Aura fühlt sie sich zu diesem Fremden mehr und mehr hingezogen. Einerseits verunsichert durch seine aufdringliche und selbstbewusste Art, vertraut sie ihm in einer stillen Stunde Dinge aus ihrer Vergangenheit an, die selbst ihr Mann bislang nicht erfahren hat. Auch hier darf man gespannt sein, worauf diese Annäherung hinausläuft und inwieweit auch die Ehe von Frederic und Virginia zu zerbrechen droht.

Ein Nebenstrang führt in Virginias Vergangenheit. Sie erzählt Nathan von ihrem ehemaligen Lebensgefährten Michael, ihr bester Freund und Cousin aus Kindertagen, für den sie nie mehr als platonische Liebe empfinden konnte und mit dem sie ein schreckliches Geheimnis verbindet, das Virginia noch heute belastet. Neben diesen Rückblicken gleitet die Handlung letztlich auch zu den beiden Mädchen über, die zunächst spurlos verschwinden und später ermordet aufgefunden werden. Man gewinnt schmerzhaft realistische Einblicke in das Leid der zurückgelassenen Eltern, sodass man beinah dankbar ist, dass diese Handlung nicht so breit angelegt ist wie das Geschehen um die beiden Ehepaare. Als ein drittes Mädchen Gefahr läuft, in die gleiche Falle zu laufen, bleibt dem Leser nur ein banges Hoffen, dass wenigstens sie – wie auch die später verschwundene Kim – von diesem grausamen Schicksal verschont bleiben. Der Leser grübelt nicht nur über die Identität des Kindermörders nach, sondern auch über die zwischenmenschlichen Entwicklungen innerhalb der Beziehungen.

|Zwiespältige Charaktere|

Im Mittelpunkt steht Virginia, die sich im Verlauf der Handlung als vielschichtiger entpuppt als erwartet. Ihre bewegte Vergangenheit und das schreckliche Geheimnis, das sie mit Michael teilt und das „Echo der Schuld“, das sie seither mit sich herumträgt, sind der Grund für ihre in sich gekehrte Art und den Mangel an Ausgelassenheit. Ihre Hilfsbereitschaft gegenüber den Moors ist gut nachvollziehbar, während man ebenso die Abneigung von Frederic verstehen kann, der zu Recht befürchtet, dass sie sich auf eine große Belastung einlassen.

Der wohl interessanteste Charakter ist Nathan Moor. Seine Frau Livia, ein verstörtes, scheues Wesen, ist ein reiner Sympathieträger, während man für Nathan zunächst Abscheu empfindet. Sein gutes Aussehen und gewinnendes Auftreten können nicht über seine Unverschämtheit hinwegtäuschen. Empört verfolgt man, wie er Stellung in Virginias Haus bezieht und immer weiter in ihr Leben eindringt. Allerdings offenbart er auch eine sensible Seite und bringt Virginia dazu, ihr tiefstes Geheimnis zu offenbaren. Nach und nach begreift man, was für einen wichtigen Ausgleich der unbekümmerte Nathan im Gegensatz zum karriereorientierten Frederic für Virginia darstellt, sodass die anfangs rein negative Empfindung revidiert wird.

|Keine nennenswerten Schwächen|

Insgesamt ist „Das Echo der Schuld“ so grundsolide, dass man kaum etwas bemängeln kann. Etwas fragwürdig ist die Begründung, weshalb Virginia Nathan Moor tatsächlich bei sich zuhause einziehen lässt. Zwar ist ihr Ehemann Frederic für einige Tage verreist, doch es steht außer Frage, dass er über Tochter Kim früher oder später von dem unliebsamen Gast erfahren wird. Trotz allen rhetorischen Geschicks ist nicht ganz nachvollziehbar, warum Virginia Nathan so viele Freiheiten zugesteht und sich nicht überwindet, ihn an die deutsche Botschaft zu verweisen, zumal sich die Sympathie und Vertrautheit für ihn erst später ergibt.

Obwohl in leichtem Stil geschrieben, kann die Vielzahl der Handlungsstränge den Leser leicht überfordern. Mal geht es um Virginia und Frederic, dann um Nathan und Livia, dann um die ermordete Sarah und ihre Leidensgenossin Rachel, dann um die kleine Rachel, die Bekanntschaft mit dem Mörder schließt, und letztlich um Virginias Vergangenheit. Ein kleiner Kritikpunkt ist außerdem das Ende, das einen der Handlungsstränge offen lässt. Obwohl es kein zentraler Aspekt ist, wirkt dies beinah wie eine Aufforderung zu einer Fortsetzung.

_Unterm Strich_ liegt hier ein sehr unterhaltsamer und hochspannender Thriller vor, der nicht nur Fans von Charlotte Link ans Herz zu legen ist. Auf mehreren Ebenen entfaltet sich eine fesselnde Handlung, die sich um Ehedramen, Kindsmord und eine geheime Vergangenheit dreht. Die kleinen Kritikpunkte fallen dabei kaum ins Gewicht, sodass am Ende nur eine klare Empfehlung bleibt.

_Charlotte Link_, Jahrgang 1963, gehört zu den erfolgreichsten deutschen Autorinnen der Gegenwart. Fast alle ihre Bücher wurden zu Bestsellern. Ihre Spezialgebiete sind historische Romane sowie Psychothriller. Zu ihren bekanntesten Werken zählen: „Das Haus der Schwestern“, „Verbotene Wege“, „Die Sünde der Engel“ und die Sturmzeit-Trilogie („Sturmzeit“, „Wilde Lupinen“, „Die Stunde der Erben“). Mehrere ihrer Bücher wurden fürs Fernsehen verfilmt.

http://www.blanvalet.de

|Siehe ergänzend dazu:|

[„Am Ende des Schweigens“ 1606
[„Der fremde Gast“ 1080

Huston, Charlie (Autor) / Finch, David (Zeichner) – Moon Knight 1 – Ganz unten (100% Marvel 27)

_Story_

Einst war Marc Spector ein gefeierter Held. In der Gestalt des Moon Knight trat er für Gerechtigkeit ein, schlug dabei aber auch brutale Methoden an, um seinen Ruf schnell auszubauen. Mehrere Tode ist er gestorben, seitdem er einst unter dem Regiment des Gottes Khonshu wieder auferstanden war. Nun jedoch quält sich Spector verkrüppelt und von aller Welt missachtet durch sein Leben. Abgeschieden verbringt er seine Tage in der verlassenen Wohnung, verbittert über die Trennung von seiner langjährigen Gefährtin Marlene und den Schaden, der ihm zugefügt wurde.

Erst als ein merkwürdiges Komitee sich aufmacht, seine Freunde zu bedrohen und in Lebensgefahr zu bringen, sieht sich Marc gezwungen, wieder zur Tat zu schreiten. Zum ersten Mal seit ewiger Zeit tritt er wieder in die Öffentlichkeit und statuiert ein Exempel an seinen Gegnern. Doch wie der Moon Knight kurz darauf feststellen muss, befindet sich die größte Bedrohung in seinem Inneren – und ist dafür verantwortlich, dass Spector nach wie vor am Leben ist.

_Meine Meinung_

Die Geschichte von „Moon Knight“ ist in etwa vergleichbar mit der des „Ghost Rider“. 1975 wurde die Figur von Doug Moench und Don Perlin in der Serie „Werewolf By Night“ ins Leben gerufen und bekam später sogar ihre eigene Heftserie. Ende der Achtziger verschwand er dann für einige Zeit von der Bildfläche und kehrte lediglich für einige Gastauftritte zurück. Es war schließlich der renommierte Buchautor Charlie Huston, der die Figur im letzten Jahr wieder rekrutierte, nachdem er bereits lange Jahre eine tiefe Verbundenheit zum Rächer im weißen Gewand spürte. Unter dem Titel „The Bottom“ erschien schließlich zwischen Juni und November 2006 die Comeback-Serie, die nun, ein halbes Jahr später, auch auf dem deutschen Markt erhältlich ist, und dies als Sammelband in der Reihe „100% Marvel“.

Allerdings ist die Rückkehr ein zweischneidiges Schwert, welches über weite Strecken leider der erforderlichen Spannung entbehrt und erst bei der schlussendlichen Auflösung so etwas wie eine diesbezügliche Steigerung erfährt. Das Bild, das der (Anti-)Held bis dorthin abgibt, ist äußerst kümmerlich (was ja auch bezweckt ist), zieht sich in dieser Fassung jedoch auch ein Stück zu lange. Alleine die Rückblende in die Vergangenheit, die für neuere Fans sicherlich ein wichtiger Aspekt innerhalb der Geschichte ist, vollzieht sich über den Umfang eines gesamten Drittels der Story und wird lediglich von einzelnen Einsprengsel des verbitterten, an den Rollstuhl gefesselten Spector unterbrochen, der knallhart mit sich und seinem Leben abrechnet. Erst als die Dinge ins Rollen kommen und Spector von den jüngsten Ereignissen erfährt, gewinnt die Story an Schwung und entwickelt sich über einen angenehm komplexen Aufbau schließlich doch noch zu einem würdigen Vertreter der prestigeträchtigen „100% Marvel“-Serie.

Dabei ist interessant zu sehen, wie der Autor seinen geliebten Charakter auf allzu autodestruktive Weise darstellt. Spector lebt in einer Art Trance-Zustand, der ihm einerseits keine weitere Hoffnung erlaubt, ihn andererseits jedoch hoffen lässt, dass seine Gottheit Khonshu ihn wieder ins reale Leben zurückholt. Dieser Zeitpunkt scheint gekommen, als sein Erzfeind, der Taskmaster, wieder in sein Leben tritt und Unschuldige und Bekannte bedroht. Spector ringt mit seinen Kräften und der Aussicht, doch wieder den Bund mit Khonshu einzugehen, um Gerechtigkeit walten zu lassen. Doch erst nachdem er auf dieses Angebot zurückgegriffen hat, merkt er, dass er den Fesseln des ägyptischen Gottes hilflos ausgeliefert ist. Sein Leben ist an ihn gebunden, seine Zukunft von seinem Dasein als Moon Knight abhängig und sein Wille nach dem kurzen euphorischen Hoch wieder gebrochen. Ist diese uneingeschränkte Aufopferung jedoch auch diesen hohen Preis wert?

Nun, der Plot ist recht ungewöhnlich und lässt den eigentlichen Helden nur ganz kurz in der Rolle seines Alter Egos auftreten. Es ist zwar ein „Moon Knight“-Comic, doch beschäftigt er sich vornehmlich mit dem Mann hinter dem Mutanten und Rächer, nicht aber mit der Kreatur, die sich der vermeintliche Action-Fan herbeigesehnt hat. Das macht die Geschichte aber sicherlich nicht schlechter, wenngleich der Einstieg in den Sammelband einige kleine Probleme mit sich bringt. Ob es nun auch ein Comic ist, der dem Standard des Titels gerecht wird, vermag ich indes nicht zu beurteilen, weil mir die ersten Serien nicht geläufig sind. Auf jeden Fall bringt Houston aber einen interessanten Charakter des |Marvel|-Universums auf die Comic-Landkarte zurück und bietet mit „The Bottom“ bzw. „Ganz unten“ ein unterhaltsames, zwar nur bedingt spannendes, aber dennoch gutes Comic-Abenteuer.

http://www.paninicomics.de

_Charlie Huston bei |Buchwurm.info|:_

[„Der Prügelknabe“ 1469
[„Der Gejagte“ 1518
[„Ein gefährlicher Mann“ 3142

Gaiman, Neil – Anansi Boys

Nachdem Neil Gaiman sich schon mit seinem Vorgängerroman [„American Gods“ 1396 über das Leben der alten Götter in der modernen Welt ausgelassen hat, knüpft er inhaltlich mit seinem aktuellen Roman „Anansi Boys“ an diesen Themenkomplex an, wenngleich die Geschichte eine komplett eigenständige ist, die nicht die Kenntnis des Vorgängeromans erfordert.

Während der Leser in „American Gods“ zugesehen hat, wie der mythische Allvater Odin die alten Götter um sich geschart hat, um mit ihnen zusammen in einer letzten großen Schlacht gegen die Götter der Moderne (Fernsehen, Internet und Co.) anzutreten, steht diesmal vor allem eine Gottheit im Mittelpunkt: der afrikanische Spinnengott Anansi, bzw. dessen beiden Söhne Fat Charlie und Spider.

Alles beginnt damit, dass der große Anansi eines Abends auf einer Karaokebühne tot umfällt und damit seinem Sohn Charles (der immer nur Fat Charlie gerufen wird) das Leben schwer macht. Bei Anansis Beerdigung erfährt Charlie, dass sein Vater ein Gott war und er einen Bruder namens Spider hat, der im Gegensatz zu ihm alle göttlichen Eigenschaften des Vaters geerbt hat.

Als Spider kurz darauf Charlie besucht, gerät dessen Leben aus den Fugen. Spider nistet sich bei Charlie ein und bringt alles durcheinander, woraufhin Charlie seinen Job verliert, von der Polizei verhaftet und von seiner Verlobten abserviert wird. Für Charlie ist das zu viel und er will Spider schnellstmöglich loswerden. Doch wie wird man einen lästigen Gott los? Charlie setzt alle möglichen Hebel in Bewegung, was eine ganze Kette von Ereignissen auslöst, deren Ende nicht abzusehen ist …

Neil Gaiman selbst beschreibt „Anansi Boys“ als „Horror-Thriller-Geister-Romantik-Comedy-Familien-Epos“ und das ist trotz des sich hier offenbarenden, etwas obskur anmutenden Genremixes schon eine ausgesprochen treffende Umschreibung. „Anansi Boys“ ist wie so oft bei Gaiman ein Werk der so genannten „Urban Fantasy“, ein Fantasy-Roman, der im Hier und Jetzt spielt, mitten in unserer Realität.

Fat Charlie weiß nichts von Göttern und hat bis zum Tag der Beerdigung seines Vaters auch nicht gewusst, dass sie Teil der Realität sind. Charlie führt ein überaus geregeltes Leben. Er hat eine Verlobte, die er zu heiraten gedenkt. Sein Job als Buchhalter ist eher langweilig und sein Leben verläuft weitestgehend unspektakulär. Das ändert sich schlagartig, als Spider plötzlich vor seiner Tür steht. Mit Spiders Auftreten entwickelt der Plot zunehmend Tempo, Witz und Spannung. Spider stiftet Chaos in Fat Charlies Leben und sorgt damit auch in der Geschichte für so manche unerwartete Wendung.

Das, was sich aus diesen ganzen Verwicklungen dann im Laufe des Romans ergibt, ist zwar nicht unbedingt überraschend und geschieht vor allem zum Finale hin unter inflationärer Verwendung des Faktors Zufalls, aber das mag man Neil Gaiman im Grunde gar nicht übel nehmen. Er konstruiert eine so unterhaltsame und sympathische Geschichte mit so interessanten Figuren, dass so manche Zufälligkeit eigentlich keine störende Rolle spielt.

Zudem lässt sich nach „American Gods“ wieder eine eindeutige qualitative Steigerung feststellen. Krankte „American Gods“ noch an seinem voluminösen Umfang und schien Gaiman sich gerade bei den Nebensträngen der Handlung hier und da zu verzetteln, so jongliert er bei „Anansi Boys“ gekonnt mit den unterschiedlichen Figuren und Handlungsebenen. Der Plot ist straffer und gradliniger, als es noch bei „American Gods“ der Fall war. Wer dort noch so manche Länge im Plot kritisieren mochte, darf sich bei „Anansi Boys“ wieder auf einen äußerst unterhaltsamen und flotten Gaiman-Roman freuen.

Natürlich dürfte Neil Gaiman wieder vorrangig eine Fantasy-Leserschaft anziehen, dennoch spielt er erneut so schön an den Grenzen des Genres, dass „Anansi Boys“ sicherlich auch darüber hinaus seine Leser finden wird. Nicht umsonst hat das Buch es auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste geschafft. Es ist keine lupenreine Fantasy, die Gaiman mit „Anansi Boys“ abliefert. Er blickt über die Grenzen des Genres hinaus und würzt seinen Roman gleichermaßen mit Belletristik-, Thriller- und humoristischen Elementen. Gaiman versteht sich darauf, diese so unterschiedlichen Komponenten wohldosiert zu einem großen Ganzen zusammenzufügen. Trotz des Genremixes ist „Anansi Boys“ ein Roman aus einem Guss.

Erzählerisch ist es Neil Gaiman also nach dem etwas schwächeren „American Gods“ gelungen, ein absolut überzeugendes Werk abzuliefern. Mit Wortwitz erzählt er seine Geschichte, lässt seine sympathischen Hauptfiguren agieren und die Bösewichte intrigieren und lässt dabei so manchen schrägen Einfall einfließen. Damit schafft er einen Plot, der in gleichem Maße unterhaltsam wie spannend ist. „Anansi Boys“ wird dadurch zu einem Buch, das man eher widerwillig aus der Hand legen mag und bei dessen Lektüre die Zeit wie im Flug vergeht. Dass Gaiman für „Anansi Boys“ mit dem |British Fantasy Award| 2006 für den besten Fantasy-Roman ausgezeichnet wurde, ist durchaus verdient.

Bleibt unterm Strich also nur Lob für Neil Gaimans aktuellen Roman. Schräge Ideen hatte er schon immer, aber mittlerweile hat er sich auch als Erzähler zu einem echten Könner entwickelt. „Anansi Boys“ ist ein fein durchkomponierter Roman, der hochgradig unterhaltsam, witzig und spannend ist. Für Gaiman-Fans und Freunde der „Urban Fantasy“ ohnehin Pflichtlektüre, aber auch für Neueinsteiger in Sachen Neil Gaiman ein feiner Leckerbissen, der Lust auf mehr macht.

http://www.neilgaiman.de/
http://www.heyne.de

_Neil Gaiman bei |Buchwurm.info|:_

[„American Gods“ 1396
[„Sternwanderer“ 3495
[„Sandman: Ewige Nächte“ 3498
[„Die Wölfe in den Wänden“ 1756
[„Coraline – Gefangen hinter dem Spiegel“ 1581
[„Keine Panik! – Mit Douglas Adams per Anhalter durch die Galaxis“ 1363
[„Die Messerkönigin“ 1146
[„Verlassene Stätten“ 2522 (Die Bücher der Magie, Band 5)
[„Abrechnungen“ 2607 (Die Bücher der Magie, Band 6)

Keith Ablow – Der Diener Gottes

Das geschieht:

In diversen US-Staaten stellt ein Serienmörder seine Opfer aus: Er entführt Menschen, um sie dann zu vergiften und mit dem Skalpell die Muskeln, einzelne Organe oder Knochen wie für ein anatomisches Modell zu präparieren. Da der Täter keine ethnischen Minderheiten, Außenseiter oder andere Bürger zweiter Klasse metzelt, sondern seine ‚Schaustücke‘ unter den Angehörigen prominenter, d. h. politisch und wirtschaftlich einflussreicher Familien auswählt, erregen diese Fälle Aufsehen. Die Presse bläst zur Hetzjagd auf die mächtig unter Druck geratende Polizei.

Nach dem fünften Mord heuert in Washington Dr. Whitney McCormick, Direktorin der FBI-Abteilung für Verhaltensforschung, den Psychiater Frank Clevenger an. Schon oft hat er ihr bzw. dem FBI beratend zur Seite gestanden. Clevengers Spezialität ist die Erstellung psychologischer Profile, die zu verstehen helfen, was in den Köpfen von Gewalttätern vorgeht, damit man sie mit diesem Wissen identifizieren und aufhalten kann. Keith Ablow – Der Diener Gottes weiterlesen

Garfield, Richard – Magic: The Gathering – Weltenchaos – Themendeck »Ixidors Vermächtnis«

_Illusionen und Morphmagie_

Das dritte Themendeck der „Weltenchaos“-Edition ist dem Meisterillusionisten Ixidor gewidmet, einem hinterlistigen Gauner, dessen listige Täuschungen in die Geschichte des Spiels und der Romane eingegangen sind. Sein Vermächtnis lebt nun in diesem Set weiter, einem von blauem Mana beherrschten Themendeck, dem einzigen einfarbigen in dieser Edition. Und wie einst der Magier, so zielt auch „Ixidors Vermächtnis“ darauf ab, mit Verzauberungen, Hinterlisten und ganz besonders mit Hilfe der Morphmagie ein Spiel recht flexibel zu halten und den Charakter der eigenen Karten mit jeder Runde neu zu wandeln. Als Gegner weiß man nie so recht, wie die einzelnen Kreaturen und Sprüche nun konstituiert sind. Und das ist wohl die große, wenn auch einzige Stärke dieses blauen Decks.

_Karteninhalt_

Länder:
• 23x Insel
• 1x Wüste (zeitverschoben)
Kreaturen:
• 2x Korallenschlawiner (common)
• 2x Traumschleicher (common)
• 3x Einsichtiger Seher (common)
• 2x Springflut-Langfinger (uncommon)
• 1x Gedankenverdreher (zeitverschoben)
• 1x Meeresthaumaturgist (common)
• 1x Hammelpriester (zeitverschoben)
• 2x Tidenwanderer (uncommon)
• 1x Serendib-Hexenmeister (rare)
• 2x Formender Parasit (common)
• 1x Krummklauen-Umwandler (common)
• 2x Junger Mawcor (uncommon)
• 2x Ursprüngliches Plasma (common)
• 2x Aquamorphes Etwas (common)
• 1x Chronist der Ewigkeit (rare)
• 1x Jodahs Rächer (uncommon)
• 1x Laugenelementar (uncommon)
• 1x Blasenkropf-Schlange (common)

Andere:
• 1x Amulett der Piraterie (common)
• 1x Veraffung (uncommon)
• 2x Instabile Mutation (zeitverschoben)
• 2x Verhammelung (uncommon)
• 2x Launische Mutation (common)

_So spielt man das Deck_

„Ixidors Vermächtnis“ ist darauf ausgelegt, dass man die Fähigkeit der Gestaltenwandlung maximal ausreizt und sein Kartenset damit in jedem neuen Segment zu einer unberechenbaren Überraschungswaffe formt. Der Großteil der Kreaturen kann zum Beispiel zwischen verschiedenen Angriffs-/Widerstands-Wert-Kombinationen wählen und bleibt im Spiel somit auch eine Variable, die man je nach Situation zielgerichtet einsetzen kann. Das Aquamorphe Etwas zum Beispiel kann sich recht extrem wandeln, der Krummklauen-Umwandler hat diese Fähigkeit, und mit Ursprüngliches Plasma kann man sogar aus drei verschiedenen Alternativ-Werten den jeweils günstigsten heraussuchen. Um den Überraschungseffekt noch zu steigern, setzt man schließlich die vielen Morph-Eigenschaften ein, die fast jeder Kreatur innewohnen. Kreaturen wie der Formende Parasit können zu günstigeren Manakosten verdeckt aufgespielt werden, haben dann zwar nicht denselben Angriffswert, glänzen aber aus dem Hinterhalt als unkonventionelle Waffe, die einem Gegner den letzten Rest geben kann.

Die Zauber indes sind ganz unterschiedlicher Natur und dienen etwa der Zerstörung einer gegnerischen Kreatur („Veraffung“), der Dezimierung der Werte der feindlichen Armeen („Verhammelung“) oder der Verbesserung der eigenen Fähigkeiten („Launische Mutation“). Sie einzusetzen, ist zu beinahe allen Anlässen möglich, wobei sie im Bezug auf die eigentlichen Eigenschaften des Sets keine wirklich nennenswerten Kombinationen erlauben. Ob dies nun wirklich sinnig ist, steht auf einem anderen Blatt, genauso wenig wie die Effizienz der hier geforderten Fähigkeiten nicht erwiesen ist. Um die entsprechenden Sonderfähigkeiten auszuspielen, ist nämlich wieder ein enormer Manavorrat erforderlich, und bis dieser erst einmal aufgebaut ist, läuft man schnell in einen Hinterhalt, so dass es sich ziemlich schwierig gestaltet, ein Konzept zu entwickeln. Zumal die Kreaturen und ihre Fähigkeiten – Überraschungen und Gestaltwandlungen hin oder her – jetzt nicht ganz so berauschend sind wie in vergleichbaren Decks wie etwa dem gewaltigen „Endloser Marsch“ …

_Fazit_

Sowohl von der Besetzung als auch von der Konzeption ist „Ixidors Vermächtnis“ folgerichtig auch das schwächste und langweiligste Set. Die Idee, ein einfarbiges Deck aufzubieten, ist ja grundlegend nicht verkehrt, schließlich lernt man so die besonderen Fähigkeiten eines spezifischen Manas schneller und tiefgreifender kennen. Jedoch hätte man bei der Zusammenstellung auch ein wenig darauf achten sollen, dass die vielen Schwachstellen durch entsprechend starke Kreaturen und Sprüche wieder aufgefangen werden, was aber leider nicht der Fall ist. Außerdem ist der Überhang an Morph-Kreaturen auch nicht wirklich förderlich, weil man ihn in seiner Gesamtheit nie ausspielen können wird. Doch aus Mangel an Alternativen wird man sich am Ende fast ausschließlich darauf berufen müssen, weil die wenigen wirklich starken Karten einen zu großen Manavorrat erschöpfen und man dem Gegner auf Dauer etwas Effizientes entgegenbringen muss, um nicht sang- und klanglos unterzugehen.

Ein letzter Kritikpunkt betrifft schließlich noch die etwas lieblose Zusammenstellung des Decks. Zauber und Kreaturen greifen zwar allesamt auf blaues Mana zurück, lassen aber im Vergleich zu den übrigen Decks einen genaueren thematischen Zusammenhang vermissen. Klar, durch die Morph-Fähigkeit gibt es hier eine direkte Parallele, die sich durch die Fähigkeiten der meisten Kreaturen zieht, doch insgesamt wirkt das Ganze bei weitem nicht so kompakt und stimmig, was sich später beim Spiel, wo man mit „Ixidors Vermächtnis“ verhältnismäßig schlechte Chancen haben wird, dann auch leider bestätigt. Vielleicht ist es mit der Begeisterung über alle neuen „Magic: The Gathering“-Decks auch zu lange zu gut gegangen. Nach all den starken Vertretern aus der „Zeitspirale“ und dem 9. Haupt-Set wird hier die erste Schwachstelle im aktuellen Sammelkarten-Gefüge offenbart.

http://www.magicthegathering.de/
http://www.universal-cards.com
http://www.wizards.com/

|Siehe ergänzend dazu:|

[Magic: The Gathering 9. Edition – Schnelleinstieg 3335
[Magic: The Gathering – Haupt-Set – Themendeck »Armee der Gerechtigkeit« 3337
[Magic: The Gathering – Haupt-Set – Themendeck »Schon wieder tot« 3370
[Magic: The Gathering – Haupt-Set – Themendeck »Luftige Höhen« 3591
[Magic: The Gathering – Haupt-Set – Themendeck »Welt in Flammen« 3592
[Magic: The Gathering – Zeitspirale – Themendeck »Remasuri-Entwicklung« 3371
[Magic: The Gathering – Zeitspirale – Themendeck »Kreuzritter der Hoffnung« 3372
[Magic: The Gathering – Zeitspirale – Themendeck »Pelzige Pilzwesen« 3667
[Magic: The Gathering – Zeitspirale – Themendeck »Realitätsbruch« 3670
[Magic: The Gathering – Weltenchaos – Themendeck »Endloser Marsch« 3731
[Magic: The Gathering – Weltenchaos – Themendeck »Verwirrtes Hirn« 3734

[Magic: The Gathering – Zeitspirale-Zyklus Band 1 3720
[Outlaw 1864 (The Gathering: Kamigawa-Zyklus, Band 1)
[Der Ketzer 2645 (The Gathering: Kamigawa-Zyklus, Band 2)
[Die Hüterin 3207 (The Gathering: Kamigawa-Zyklus, Band 3)
[Die Monde von Mirrodin 2937 (Magic: The Gathering – Mirrodin #1)

Risa Wataya – Hinter deiner Tür aus Papier

Die japanische Schriftstellerin Risa Wataya gehört zu den Gefeierten in ihrem Land. 2003 erhielt sie, mit nur neunzehn Jahren, den bedeutendsten japanischen Literaturpreis für das Buch, das der |Carlsen|-Verlag 2007 auch in Deutschland veröffentlicht.

„Hinter deiner Tür aus Papier“ erzählt aus der Sicht der Teenagerin Hatsu, die sich bewusst dagegen entscheidet, Teil des Cliquengeflechts ihrer Oberschule zu sein. Damit riskiert sie zwar die Freundschaft zu Kinuyo, die gerade eine neue Clique gefunden hat, doch das ist ihr egal. Hatsu empfindet ihre Mitschüler als oberflächlich und verlogen – bis auf einen: Ninagawa mit dem überlangen Pony und den Stromausfallaugen.

Risa Wataya – Hinter deiner Tür aus Papier weiterlesen

Boothby, Ian – Futurama Comics 27

_Inhalt_

|“Robot-Robin Hood“|

Bender und Fry suchen im Holodeck ihres Schiffes neue Abenteuer, als sie plötzlich von einem seltsamen Fliegenvolk angegriffen werden, das es nicht nur auf ihre Ladung, ein überdimensionales Jauchefass, sondern auf das Leben der Insassen abgesehen hat. Mit einem gewagten Manöver landet die Besatzung auf einem merkwürdigen Planeten, auf dem der Sheriff von Bottingham regiert.

Er unterwirft das Volk mit unbezahlbaren Steuerforderungen und nutzt die Abwesenheit von König Richard Linux-Herz, um seine Tyrannei fortzutreiben. Bender lässt sich dies jedoch nicht lange bieten. Als gewiefter Taschendieb wird er schnell zum Held der Armen und bringt den korrupten Sheriff um den Verstand. Doch der Robot-Robin Hood gibt sich mit seinem ersten Diebesgut nicht zufrieden und plant, beim Bogenwettbewerb des Sheriffs die ganz große Beute zu machen.

_Meine Meinung_

Diese Geschichte ist der helle Wahnsinn und wahrscheinlich die zynischste, frechste Story, die Ian Boothby in seiner Karriere als „Futurama“-Autor bislang verfasst hat. Nie zuvor wurden so viele bissige Anspielungen und sarkastische Dialoge geführt, und nie zuvor durften sich begeisterte Fans verschiedener Kult-Serien, -Comics und –Legenden derart angegriffen fühlen wie in der Erzählung um den falschen Robin Hood in Gestalt Benders.

Direkt zu Beginn werden einige scharfe Geschosse abgefeuert, als Bender und Fry sich freizügig über „Star Trek“ lustig machen. Es folgen humorvolle Interpretationen der „Robin Hood“-Legende mit Inhalten wie der neunschwänzigen Katze, unzählige Seitenhiebe zum Comic-Helden „Richie Rich“, eine nette Parodie auf den „Star Wars“-Jedi-Lehrmeister Yoda, Anspielungen auf Dagobert Duck und seine Neffen sowie ein tolles Abschlussszenario im „Asterix“-Stil. Zwischendurch wird heiter gegen aktuelle Auswüchse der Soap-Landschaft gewettert („Lotta In Love“), ein merkwürdiges Bild der Beatles gezeichnet und derart viel Selbstironie verbreitet, dass der Schwenk von Bild zu Bild von einem dauerhaften Schmunzeln mit ständigen Lockerungsübungen der Lachmuskeln begleitet wird.

Schön ist vor allem, dass Boothby nicht einfach nur plump und ziellos umherschießt, sondern seine zynischen Kommentare stets an den Punkten der Handlung platziert, wo sie einfach exakt passen. Und dennoch werden gerade die krasseren Seitenhiebe eher beiläufig angefügt, was dem Comic eine Souveränität verleiht, wie man sie bislang beinahe ausschließlich aus der gleichnamigen TV-Serie kannte.

Schlussendlich hat der Autor damit genau das geschafft, was in einschlägigen Kreisen gerade an den Comic-Serien der Simpsons und eben derjenigen zu „Futurama“ immer wieder gerne als nicht existent kritisiert wird. In Band 27 nämlich bietet er der preisgekrönten TV-Produktion locker Paroli und präsentiert die wohl beste illustrierte Geschichte der bisherigen Serie.

[Panini Comics – Futurama]http://www.paninicomics.de/?s=gruppen&gs__gruppe=10311

Jochen Malmsheimer – Halt mal, Schatz. Alles über Planung, Kiellegung, Stapellauf und Betrieb eines Babys

Grade beim oft zu Unrecht als „Hechel-Seminar“ geschmähten Geburtsvorbereitungskurs wird werdenden Eltern gern die ein oder andere sinnvolle Literatur ans nervös pochende Herz gelegt. Dass die Damen von der hebenden Zunft allerdings doch mehr Humor und Selbstironie besitzen, als man ihnen gemeinhin zugesteht, bewies der dort in Form eines thematisch zum Kurs passenden, von CD vorgespielten Ausschnittes eines Comedy-Bühnenprogramms, zu welchem auch eine entsprechende Print-Version existiert. Mit dem vielsagenden Titel: „Halt mal, Schatz – Alles über Planung, Kiellegung, Stapellauf und Betrieb eines Babys“ präsentierte der (leider!) fast ausschließlich im Ruhrpott bekannte Kabarettist Jochen Malmsheimer 2002 im |Knaur|-Verlag sein erstes und bislang einziges Buch über die Freuden und Leiden des Kinderkriegens und -habens.

Zum Autor

Jochen Malmsheimer – Halt mal, Schatz. Alles über Planung, Kiellegung, Stapellauf und Betrieb eines Babys weiterlesen

Klosterman, Chuck – Fargo Rock City

Chuck Klosterman ist seit einigen Jahren als Redakteur bei prestigeträchtigen amerikanischen Medien wie der |Washington Post| und dem |Time Magazine| tätig und hat sich nicht nur mit seinen dortigen Kolumnen über das Amerika aus seiner Perspektive, sondern auch mit seinem zynischen letzten Buch „Eine zu 85 % wahre Geschichte“ weltweit einen Namen gemacht. Die Redaktionsarbeit ist jedoch nicht die einzige große Leidenschaft des erfolgreichen Autors; auch die härteren musikalischen Klänge zwischen traditioneller Rockmusik und Heavy Metal haben es dem ursprünglich aus der Provinz stammenden Klosterman angetan, was ihn unlängst dazu veranlasste, die Geschichte seiner eigenen Erfahrungen in Buchform zu erzählen und eine ganz persönliche Odyssee durch die Länder der heftigen Klänge zu starten.

Allerdings hat der Autor eine ganz eigene Sicht der Dinge, soll heißen unter klassischem Heavy Metal versteht Klosterman in erster Linie den Glam-Sound der späten Achtziger mit Bands wie MÖTLEY CRÜE, GUNS N‘ ROSES und CINDERELLA, die er in seinem neuen Werk „Fargo Rock City“ auch ganz offenkundig zu seinen Heroen erklärt. Und dies ist mitunter eine Tatsache, die den Einstieg in diese nette Lektüre ein wenig erschwert, schließlich liefert der Autor zumindest für den strengen europäischen Fan schon direkt zu Beginn einigen Anlass zur Grundsatzdiskussion, was die kategorische Einordnung der einzelnen Stilrichtungen betrifft. Tja, so sind wir halt, die Schubladendenker durch und durch …

Abgesehen von der genauen, korrekten Charakterisierung der einzelnen Sub-Genres der harten Musik ist „Fargo Rock City“ aber definitiv ein sehr lesenswertes Buch, weil es zumindest von der Grundeinstellung her betrachtet jedem Verfechter dieser Klänge aus dem Herzen sprechen sollte, und dies sowohl hinsichtlich der kritischen Auseinandersetzung und der altbekannten „subjektiven Objektivität“, mit der Klosterman über ’seine‘ Bands redet und andere in die Pfanne haut. Bisweilen entsteht bei seinen Erzählungen nämlich der Eindruck, man würde an irgendeinem Festival-Biertresen stehen und gerade mit einem langjährigen Fan über die Entwicklungen in der Szene und die guten alten Zeiten schwadronieren und fachsimpeln und unbewusst bewusst seine alten Helden in den Himmel heben. So viel zur Sympathie und Nahbarkeit, die die verschiedenen, im Rahmen eines größer angelegten Tagebuchs verfassten Kapitel ausstrahlen.

Inhaltlich ist „Fargo Rock City“ dementsprechend auch ein sehr persönlicher Erlebnisbericht, der irgendwo in einem Provinznest im Norden Amerikas beginnt, und zwar mit dem Tag, an dem Chucks großer Bruder die ersten MÖTLEY CRÜE-Platten mit nach Hause bringt. Die Begeisterung für die rauen Klänge war für den gerade mal elf Jahre alten Mini-Klosterman die Initialzündung in ein Leben als bedingungslos hartnäckiger Fan, der nach und nach Bands wie KISS und VAN HALEN in sein Herz schloss und harten Kram wie METALLICA sowie später die zerstörerische Grunge-Szene grundsätzlich verurteilt, weil sie seine Idole zugrunde gerichtet haben. Allerdings ist „Fargo Rock City“ dabei kein stringenter Text oder eine chronologisch dargestellte Rückblende in das Leben des Autors, sondern schon ein Kapitel für Kapitel sehr spezifisch angelegter Bericht über bestimmte Erlebnisse, die Klosterman mit gewissen Bands in Verbindung bringt und anhand dieses individuellen Aufhängers noch einmal näher beleuchtet. Darin enthalten sind sowohl Geschichten aus seinem Leben als Teenager und dem Einfluss der Pubertät auf seine Entwicklung als Heavy-Fan als auch Storys eines jungen Mannes, der seinen Fanatismus gegen die Rolle eines nüchternen Analytikers eingetauscht hat, der Klosterman bis zum heutigen auch geblieben ist.

Dies alles wird natürlich auch mit Ansätzen von Humor und stets auch von einer etwas klischeebelasteten Seite erzählt, wobei sich der Autor gottlob nicht als Komiker verkaufen möchte. Seine Intention bestand indes darin, ein zeithistorisches Dokument über die amerikanische Popkultur anhand seiner eigenen Erfahrungen zu schreiben und das Ganze mit Eindrücke, Meinungen und teils auch kritischen Stellungnahmen zu versehen, was ihm alles in allem auch sehr gut gelungen ist.

Von der kritischen Seite aus betrachtet ist lediglich anzumerken, dass Klosterman den Bogen zwischen informativer Dokumentation und persönlicher Schilderung teilweise etwas zugunsten seiner individuellen Sichtweise überspannt und somit teilweise die Distanz zur umfassenden Berichterstattung über den Metal der 80er und frühen 90er vermissen lässt. Allerdings ist dies eigentlich erst das Salz in der Suppe, welches „Fargo Rock City“ aus der großen Auswahl der einschlägigen Rockliteratur hervorhebt. Bloße Zeitdokumente gibt es nämnlich schon in einer gehörigen Vielzahl, und insofern ist dieses kurze, aber sehr unterhaltsame Werk eine erfrischende Erscheinung auf dem musikalischen Buchmarkt und auf jeden Fall empfehlenswert für Vertreter der hart rockenden Zunft.

http://www.rockbuch.de/

Sternmut, Norbert – Marlies

Von Normans Spielfeld und Marlies, der Hexe

Nach dem erfolreichen Krimi „Der Tote im Park“ folgt nun das Mittelstück einer Trilogie: „Marlies“. Der Leser darf sich auf alles gefasst machen, denn die rothaarige lüsterne Marlies macht sich wieder einmal über den wankelmütigen Schriftsteller Norman her, der selbstverständlich keine Chance gegen ihre Attacke hat.

Der Autor

Norbert Sternmut
Norbert Sternmut

Norbert Sternmut (= Norbert Schmid), geboren 1958, lebt in Ludwigsburg und arbeitet als Sozialpädagoge. Der Theaterautor, Rezensent, Maler, Lyriker und Romanschreiber erhielt Stipendien vom Land Baden-Württemberg und der Stadt Gerlingen. Er veröffentlichte zwanzig Einzeltitel seit 1980 und ist in über 50 Anthologien vertreten. Als Maler trat er mit 75 Ausstellungen an die Öffentlichkeit. Der gelernte Werkzeugmacher wurde nach einem Studium zwischen 1982 und 87 Sozialpädagoge und ist seit 1993 in der Bildungsarbeit im Bildungszentrum Stuttgart tätig. Mehr Infos gibt’s auf seiner Website www.sternmut.de.

Seit 1980 hat Sternmut eine ganze Reihe von Lyrikbänden veröffentlicht, darunter die von mir vorgestellten Bücher „Photofinish“, „Triebwerk“ und „Absolut, du“. In dem Band „88 Rätsel zur Unendlichkeit“ arbeitete er mit dem Grafiker Volker Funke zusammen: Die Rebus-artigen Rätselgrafiken harmonierten mit den frei assoziierenden Gedichttexten Sternmuts. Eine Webseite ergänzte das multimediale Werk auf der Zeit angemessene Weise.

Auf der Prosaseite ist seine Romantrilogie hervorzuheben, zu der „Der Tote im Park“ (1999), „Marlies“ (2003) und sein Roman mit dem Titel „Norm@n“ gehören. Eine Reihe von z.T. phantastischen Erzählungen erschienen in dem Band „Das Zeitmesser“ (Rainar Nitzsche Verlag, Kaiserslautern, 1997).

Handlung

Norman, der Schriftsteller, hat sich mit seiner Frau Regina und den zwei Kindern Lisa und Gloria (die nicht von ihm sind) fest eingerichtet in einer sicheren, gedeihlichen Umgebung, so dass er an seinem nächsten Roman schreiben kann. Was die mütterlich treu sorgende Regina allerdings nicht ahnt: Norman hat eine Geliebte, eine gewisse Eva Adam. (Man sieht: Namen tun hier wenig zur Sache.) Das dürfte für ihn zu einem gewissen Problem werden.

Marlies hat nämlich angerufen – Marlies, die Zerstörerin, Aphrodite und Kalí in einem, Normans femme fatale. Leider konnte Norman die Klappe nicht halten und erzählte ihr von Eva. Wenig später meldet sich der Herr Inspektor (der überhaupt keinen Namen hat) bei Norman an: Eva Adam sei ermordet (mit „aufgetrennten Brüsten“ und zerschnittenen Genitalien) aufgefunden worden, und ob der Herr Schriftsteller, dessen Fingerabdrücke man überall in der Eva-Wohnung gefunden habe, etwas Erhellendes dazu beitragen könnte? Norman kann nicht.

Als Marlies vor der Tür steht, während Regina beim Einkaufen ist, kann Norman ihr nicht widerstehen, so sehr er sich das auch wünschen würde – von wegen Treue zu Regina und so. Die anschließende Sexszene dauert so lange, dass Regina die beiden in ihrer Wohnung vorfindet. Regina wurde von ihrer Freundin Helga gewarnt, dass der Schriftsteller sie eines Tages enttäuschen würde. Regina stellt Norman auf die sanfte Tour vor die Wahl zwischen zwei Frauen. Doch er hält an ihr fest. Sagt er.

Der Verdacht des Herrn Inspektors gegen Norman wird immer dringender. Warum, bleibt vorerst unklar – Polizeigeheimnis. Allerdings gibt Norman das Verhältnis zu Eva Adam erstmals zu. Das ist wohl nicht so geschickt. Marlies lädt ihn zu einem Stelldichein bei sich ein, doch er erzählt ihr nochmals, dass Eva seine Geliebte gewesen sei und er seiner Frau „treu“ bleiben wolle. Nix da: Marlies‘ Verhältnis zum Schriftsteller, über das nun endlich mehr zu erfahren ist, verhindert, dass er sich ihr verweigern kann. Seine fatale Muse ist für ihn ebenso lebensnotwendig wie die treue Versorgerin.

Da taucht der Herr Inspektor auf und nimmt den Schriftsteller wegen dringenden Mordverdachts fest. Ob ihn Marlies oder Regina aus seiner Zelle herausholen, dürfte der zweite Teil des Romans zeigen.

Mein Eindruck

„Marlies“ ist zwar ein Krimi mit entsprechender Handlungsstruktur, aber es ist beileibe kein realistischer Roman im handelsüblichen Sinne. Das lässt sich schon an der Tatsache ablesen, dass es der Autor wagt, einer der wichtigsten Figuren eines Krimis, nämlich dem Ermittler, hier den Eigennamen zu verweigern. Unerhört, nicht wahr! Er ist einfach nur „der Herr Inspektor“ – eine Chiffre. Jeder Leser kann sie mit einem Gesicht versehen. Das gilt im Grunde auch für die übrigen Figuren in diesem Stück: Marlies, die fatale Muse; Regina, die mütterliche Ehefrau; Norman, der schwankende Schriftsteller, der wie sein Namensvetter Norman Bates (aus Hitchcocks „Psycho“) womöglich einen gravierenden Mutterkomplex hat.

Nicht nur die Figuren sind typisiert, als habe man es mit einem morality play zu tun, sondern auch ihre Sprechweise widerspricht dem mimetischen Prinzip, demzufolge die Figuren so sprechen sollten, wie es wirkliche Menschen tun. Sie deklamieren, argumentieren, überreden, beschwören, flehen einander an, sprechen mit Ausrufezeichen, Fragezeichen und was nicht alles. Der Ton erinnert an Theaterstücke, an hymnische Gedichte (Klopstock, Hölderlin usw.).

Dann wieder beschäftigt sich der Autor mit prosaischen Themen wie dem Leben in Ibbenbüren bei Osnabrück, von wo nie ein Bundespräsident o. Ä. gekommen ist. Auch Elfriede (Jelinek) und Peter (Handke) sowie (Martin (Walser) tauchen als Chiffren auf, herbeizitiert, wie es dem Zweck des Moments dienlich erscheint.

Eines wird also klar: Die Darstellung von Fakten, wie sie einem Krimi wohlansteht, ist hier nicht weiter von Belang. „Wahrheit“ ist nur ein Wort und Fiktion alles. „Wirklichkeit“ ist der Willkür ausgeliefert. Insofern hat es der Leser eher mit einer subjektiven Weltkonstruktion wie bei Joyce oder T. S. Eliot zu tun als mit einer realistischen Erzählweise, die sich eben an Realien festmacht. Die Bewusstseinsebenen wechseln ebenso leicht wie die Sprachebenen.

Gleichzeitig reflektiert der Ich-Erzähler, der sich selbst als „Norman-Figur“ auf die Bühne des Geschehens stellt, über die dargestellte Geschichte: Fiktion und Reflexion sind eng miteinander verknüpft. Selbst wenn „Norman“ also stürbe, so wäre dies relativ unerheblich: Dies ist nur für die Fiktion relevant, nicht aber für den reflektierenden Erzähler.

Für ihn ist die Fiktion eine Versuchsanordnung. Falls er sich in „Norman“ spiegelt, so findet sich Norman in einem Experiment der Beziehugnen zwischen drei Frauen: Marlies, Regina und Eva Adam. Eva wird schon bald aus der Gleichung entfernt, und wer weiß, was Regina noch zustößt? Falls Norman versucht, eine Position zu finden, so ist dieser Versuch wohl zum Scheitern verurteilt. Als Nicht-Handelnder, sondern Gelegenheit-Ergreifender, als Beobachter, ist er ein Spielball mehr oder weniger sichtbarer Kräfte – Marlies ist eine davon. Norman kann nur versuchen, möglichst „gut“ zu scheitern – frei nach Samuel Beckett. Woran sich die Qualität dieses Scheiterns bemisst, ist jedem Leser selbst überlassen.

Unterm Strich

Für den durchschnittlichen Krimileser, der nur eine einigermaßen spannende Unterhaltung für zwei bis drei Tage erwartet, nach denen er den nächsten Krimi „verschlingen“ kann, eignet sich „Marlies“ nur in sehr eingeschränktem Maß. Schon bald bildet nämlich das Spiel mit der Fiktion Stolpersteine auf dem Weg zur Unterhaltung. „Marlies“ bietet kein Paralleluniversum, sondern eine Spielwiese, auf der sich der Autor nach Belieben auslässt, wonach ihm der Sinn steht. Dafür muss der Leser nicht einmal den ersten Band der Trilogie, „Der Tote im Park“, kennen.

Wenn dies also kein „richtiger Krimi“ ist, dann ist es vielleicht ein erotischer Liebesroman? Die Marlies-Figur als verführerische Muse, die den Schriftsteller aus Reginas fürsorglichem Herrschaftsbereich in das Reich von Eros und Sexus entführt, ist die klassische Hexe. Und die Norman-Figur verbrennt sich an ihr regelmäßig die Finger, bedient sich ihrer aber ebenso gerne. (Die Sexszenen sind durchaus erotisch.) Wahrscheinlich schreibt er sogar über Marlies (lies = Lügen). Was aber, wenn dieser Erlebnisdurst seine Existenz zerstört?

Die wichtigste Ebene des Romans dürfte die des reflektierenden Spiels mit Figuren, Gedanken, Empfindungen und Erinnerungen sein. Der Autors verfügt hier über ein breites Repertoire, das durchaus seinen Reiz hat. Immer wieder verweist er auf Samuel Beckett, den alten Iren: „Das letzte Band“ und „Warten auf Godot“ sind in diesem Zusammenhang die maßgeblichen Werke. Gut, wenn man sie schon kennt. Das optimale Scheitern – vielleicht lässt es sich auf dieser Grundlage besser beurteilen. Der Leser sollte auf jeden Fall die nötige Spielfreude mitbringen.

Vielleicht klärt sich ja der Fall „Marlies“ im nächsten Band der Trilogie mit dem Titel „Norm@n“ (s.o.). Man sollte aber keine endgültigen Antworten erwarten.

Verlag: http://www.wiesenburgverlag.de

Ange / Xavier, Philippe – verlorene Paradies, Das – Band 3: Paradies

Band 1: [„Hölle“ 3712
Band 2: [„Fegefeuer“ 3713

_Story_

Verbannt aus dem Himmel und seiner Engelswürde beraubt, kehrt Gabriel auf die Erde zurück und erblickt dort ein wahrhaft fürchterliches Szenario. Die Bürger leben in Angst und Schrecken und sind den Naturgewalten schutzlos ausgeliefert, ohne dabei zu wissen, dass das drohende Ungleichgewicht, das nach dem Krieg zwischen Himmel und Hölle bevorsteht, für diese Entwicklungen verantwortlich ist. In einem kompromisslosen Rachefeldzug bricht Gabriel durch die Tore über eine Zwischenpassage erneut zu seinen alten Befehlshabern auf, um ihnen die Augen zu öffnen, vor allem aber auch seinen Schützling Julien zu schützen, den der führende Engel sich einst zunutze gemacht hat, um seine kriegerischen Absichten zu verwirklichen.

Juliens Kraft ist derweil angewachsen; der Konfrontation mit der Dämonin Anya, Gabriels Geliebter, trotzt er mit einem einzigen Handgriff und verdeutlicht damit seine Stellung als das Machtinstrument des naiven Engelsheers. Doch als Gabriel schließlich in den Himmel zurückkehrt und eine chaotische Rebellion auslöst, wird sich der Junge bewusst, dass er eventuell doch nicht der erhoffte Retter sein könnte, der das Paradies herbeiführen wird. Als schließlich die Horden der Hölle den Himmel stürmen, müssen sogar alle Engel einsehen, dass sie einem schrecklichen Irrtum erlegen sind …

_Meine Meinung_

Mit zunehmender Erzähldauer wird die Geschichte um Gabriel, Julien, Anya und die selbstgerechten Vertreter aus Himmel und Hölle immer komplexer und ausgefallener. Die Fronten verhärten sich und deuten hinter allerhand Gutgläubigkeit im Himmelsreich bereits den befürchteten Krieg an, in dem Gabriels ehemalige Verbündete sich endgültig die Verbannung der höllischen Geschöpfe erhoffen.

Die Bestie ist bereits erweckt, doch mit Juliens Hilfe soll sie endgültig vernichtet und somit die Vormachtstellung des Himmels besiegelt werden. Doch während Gabriels unfreiwilliger Rückkehr zur Erde hat der ehemalige Portalwächter zur Himmelspforte gesehen, welche Folgen die übermenschlichen Machenschaften beider Seiten haben. Die Welt wird von einem permanenten Erdbeben erschüttert, und allerorts entstehen Szenarien von Verderben und Zerstörung – Dinge, die Gabriel sich selbst in seinen schlimmsten Träumen nie ausgemalt hatte. Für ihn galt bislang immer nur die Treue und Unterwürfigkeit und somit das Pflichtbewusstsein, seine Aufgabe makellos auszuführen. Doch mit den wachsenden Selbstzweifeln und der endgültigen Enthebung seines Dienstes hat sich seine Perspektive drastisch gewandelt. Er war eingetreten, um die Bestie auszurotten und das Paradies herbeizuführen, doch als Dank für seine Dienerschaft blieb ihm nur eine Liste mit Anklagen, die ihn in die jetzige Situation brachte und den Hass auf diejenigen schürte, die sich der Realität anscheinend schon seit ewiger Zeit verschlossen haben.

Gabriel schwört Rache und unternimmt alles in seiner Macht Stehende, um Gerechtigkeit walten zu lassen. Ohne Gnade kämpft er sich empor, schlachtet ehemalige Verbündete ab und stellt sich den Widersachern, die sich für unantastbar halten. Bis zur Pforte zum Paradies dringt er vor, entdeckt aber dabei die Scheinheiligkeit dieses Ortes und beschließt nun erst recht, eine Revolution der rohen Gewalt über die Engel hereinbrechen zu lassen. Der Zeitpunkt könnte kaum besser sein: Die Schergen der Hölle stehen vor dem Tor – und der lange angekündigte Krieg kann endlich beginnen.

Abseits davon beginnt Julien seine Stellung zu erforschen und erprobt seine Kräfte an der überheblichen Anya. Darauf aufbauend hofft er, die ihm auferlegte Mission souverän zu lösen und seine neuen Verbündeten zufrieden zu stellen. Aber als das Chaos über den Himmel hereinbricht, kehrt er unverhoffter Dinge auf die Erde zurück. Traum oder Realität? Als Julien auf Gott trifft, fühlt er sich endgültig seiner Orientierung, aber auch seines Glaubens beraubt. Welche Rolle spielt er nur in diesem finsteren Machtspiel?

Es ist mitunter schwer, den Gedankensprüngen des Autorengespanns im dritten Teil der Serie zu folgen. Zu konfus sind phasenweise die Ideen, zu undurchsichtig die Wendungen. Lediglich Gabriels strikter und äußerst brutal aufgearbeiteter Weg zurück in den Himmel ist linear dargestellt und beschreibt dabei auch das hohe Tempo, mit dem man sich in „Paradies“ über weite Strecken bewegt. Doch am Ende verbindet sich die hohe Geschwindigkeit erneut mit einigen sehr philosophischen Ansätzen, sodass schlussendlich viele Fragen im Raume stehen bleiben, die man gerne schon hier beantwortet hätte – was aber natürlich nicht geschieht.

Unklar ist vor allem die Stellung Juliens und Anyas. Immer wieder säumen sie das Bild, und bei jedem Auftreten verrät ihre Ausstrahlung etwas komplett anderes über ihre allgemeine Rolle. Selbst der kleine Junge, der einst quasi als Opfer in die Sache hineingerutscht ist, schwankt zwischen den Parteien und wird damit zu einem entscheidenden Teil der Entwicklung zu einer noch komplexeren Handlungsstruktur. Dieser Schritt ist an sich zwar gar nicht zu kritisieren, doch wünscht man sich an gewissen Stellen schon ein bisschen mehr Transparenz, um der Story auch mit vollem Verständnis folgen zu können. Und dieser Aspekt ist in manchen Passagen dieses dritten Bandes einfach nicht gegeben.

Dennoch bleibt der Gesamteindruck letztendlich ein durchaus positiver, weil die beklemmende Atmosphäre des Plots sich einerseits noch verdichtet und die Wendungen, die die Geschichte nimmt, trotz der aufgezählten Schwierigkeiten, sehr interessant sind. Die Spannung ist mittlerweile auch auf einem Level angelangt, bei dem eine weitere Steigerung kaum noch möglich scheint, auch wenn das überraschende Ende für die weitere Zukunft eine weitere Intensivierung suggeriert. Insofern kann man sich auch auf einen weiteren Teil einer sehr eigenwilligen, wenn auch mit leichten Einschränkungen in der fehlenden Linearität der Story packenden Serie freuen, mit der die beiden Autoren einmal mehr ihre Sonderstellung als extravagante Künstler im Comic-Bereich unter Beweis gestellt haben. „Paradies“ führt die Reihe ansprechend und überzeugend fort und macht definitiv Lust auf mehr.

http://www.splitter-verlag.de

Finlay, Charles Coleman – verlorene Troll, Der

_Handlung_

Der Ritter Yvon und die Amme Xaragitte werden aus der belagerten Burg Lord Gruethrists geschickt, um das Baby ihres Herrschers, dessen Sohn Claye, vor den Belagerern in Sicherheit zu bringen. Auf der Flucht sind sie gezwungen, unter dem Heerbanner des verfeindeten Baron Culufres zu reisen. Als sie aber erfahren, dass ihr Ziel auch das Ziel der Angreifer ist, müssen sie ihre Pläne ändern und verstecken sich in den Bergen.

Dort fällt das Kind in die Hände der Trollin Windy und ihres Gefährten Ambrosius. Da Windys Kind gerade verstorben ist beschließt sie, das Baby als ihr eigenes großzuziehen. Dies stößt ihrem Partner und ihrer Sippe sauer auf, und Claye bekommt den Namen Made verpasst.

Die Jahre vergehen und Made sieht sich immer wieder Anfeindungen der anderen Trolle ausgesetzt. Also beschließt er, diesen den Rücken zu kehren und zu den Menschen zu gehen, um ein Weibchen zu finden. Doch die Gesellschaft der Trolle unterscheidet sich gänzlich von jener der Menschen und Made wird in einen Krieg hineingezogen, ohne zu wissen, was das eigentlich ist.

_Der Autor_

Charles Coleman Finlay lebt mit seiner Familie in Columbus, Ohio, wo er für das John Glenn Institute arbeitet. Seine Erzählungen erscheinen seit 2001 regelmäßig im |Magazine of Fantasy & Science Fiction| und wurden in zahlreichen „Best-of“-Anthologien abgedruckt. Einige standen zudem auf den Auswahllisten mehrerer Literaturpreise des Genres. Unter dem Titel „Wild Things“ ist ein Band mit Kurzgeschichten von Coleman Finlay erschienen. „Der verlorene Troll“ ist sein Debütroman.

_Mein Eindruck_

Obwohl „Der verlorene Troll“ beileibe kein schlechtes Debüt ist, hinterlässt er nach der Lektüre doch sehr zwiespältige Gefühle, da das Werk teilweise unter großen Qualitätsschwankungen leidet.

Aber widmen wir uns zuerst den positiven Aspekten. Finlay ist es gekonnt gelungen, Trolle zu erschaffen, die sowohl menschliche als auch tierische Züge in sich vereinen. Dies resultiert daraus, dass er die „klassischen“ Trolle mit einem starken Demokratiesinn ausstattet und sich bei ihrem sonstigen Verhalten und ihren Gesten an Primaten orientiert hat, wobei hier wohl besonders Gorillas Paten gestanden haben dürften. Nicht nur deswegen erinnert der ganze Stoff an „Tarzan“, die von Edgar Rice Burroughs erdachte Figur, die erstmals 1914 in Buchform erschien. Dadurch bedient sich Finlay ebenfalls der literarischen Tradition vom Helden, der von Tieren aufgezogen wurde, welcher neben „Tarzan“ etwa Mogli aus „Das Dschungelbuch“ von Rudyard Kipling oder „Romulus und Remus“, die legendären Gründer von Rom, die von einer Wölfin aufgezogen wurden, angehören.

Dieses altbekannte Motiv setzt er in einen Fantasy-Kontext und fertig ist „Der verlorene Troll“. Die Welt, die Finlay für seinen Roman erdacht hat, erinnert mich ein wenig an das von Robert E. Howard („Conan“) erdachte Hyperboreanische Zeitalter, gemischt mit einem Schuss nordamerikanischer, sprich indianischer Mythologie. Diese Mischung ist ihm vortrefflich gelungen, denn die verschiedenen Aspekte verbindet er geschickt zu einem sehr ansprechenden Gesamtbild.

Der Charakter von Made besticht einerseits durch seinen tierischen Habitus, aber auch durch seine sehr moderne Denkweise, was sein Verhalten zu Krieg und zur Natur betrifft. Finlay hat damit seiner Hauptfigur den Pathos des edlen Wilden verpasst, der diesem recht gut steht. Doch auch die Einfachheit seiner tierischen Erziehung bringt er gut zur Geltung. Als Beispiel hierfür ist besonders Mades erster Versuch, ein Menschenweibchen für sich zu gewinnen, geeignet. Man kann sich ausmalen, dass ein trollisches Werberitual nicht unbedingt gut bei der durchschnittlichen Frau ankommt. Ebenso sind die Verständnisprobleme und die daraus resultierenden Missverständnisse, die manchmal amüsant aber manchmal auch sehr gefährlich sind, sehr schön dargestellt. Made wird dabei nicht als Klischeewilder oder Dummkopf dargestellt, sondern Finlay erreicht mit dessen Darstellung vielmehr die Entlarvung von Widersprüchen und Kuriositäten im täglichen Sprachgebrauch. Hier überzeugt er mit vielen originellen und witzigen Ideen. Sehr gut gefällt übrigens auch die Aufmachung des Buches, bei der das Coverbild von Thomas Thiemeyer („Medusa“, „Reptilia“, „Magma“) heraussticht.

Leider hat der Roman auch einige Schwächen. Zuallererst nimmt das erste Kapitel, in dem die Flucht Yvons und Xaragittes beschrieben wird, knapp ein Viertel des Buches ein. Dieser Teil ist zwar durchaus kurzweilig und interessant geschrieben, doch ist er eigentlich für die weitere Handlung der Geschichte ziemlich uninteressant. Negativ fällt hier auch das größtenteils nicht nachvollziehbare Verhalten der Amme Xaragitte auf, die dem Leser eigentlich durchgehend auf die Nerven geht, so dass man richtig froh ist, sie irgendwann loszusein.

Im darauf folgenden Kapitel ‚Ein Junge im Kreis von Wölfen‘, in dem sich Made dann bei den Trollen befindet, steigert sich Finlay allerdings erheblich und kann dort seine literarischen Stärken wie das Einfühlungsvermögen in seine Figuren und seinen Humor gut zur Geltung bringen. Leider ist dieser Teil des Buches wiederum viel zu kurz, was manchmal den Eindruck vermittelt, das Buch sei eine Aneinanderreihung von Novellen, zumal zwischen den Kapiteln teilweise Jahre vergehen.

Als sich Made dann zu den Menschen begibt und in den Krieges hineingezogen wird, werden Finlays Beschreibungen, gerade bei Kampfszenen, häufig schwer nachvollziehbar und sind oft verwirrend beschrieben, was den Lesefluss doch deutlich verlangsamt und den Leser quasi zum nochmaligen Nachlesen zwingt. Besonders sauer aufgestoßen ist mir die teilweise haarsträubende deutsche Übersetzung. Wenn aus Timerwolves und Direwolves (urzeitlicher |Canis dirus|, wörtl. „Schreckens- oder Düsterwölfe“) nach der Übersetzung Timberwölfe (Amerikanische Grauwölfe) und Direwölfe werden, kann das nicht Sinn der Sache sein.

_Fazit_

„Der verlorene Troll“ ist zwar ein durchwachsenes, aber trotzdem lesenswertes Romandebüt von Charles Coleman Finlay. Der Autor offenbart ein großes erzählerisches Talent, das Hoffnung macht, zeigt dies aber leider noch zu wenig. Um zu den etablierten Größen des Fantasy-Genres aufzusteigen, fehlt daher noch ein gutes Stück Weg.

|Originaltitel: The Prodigal Troll, PYR Prometheus Books, New York 2005
Aus dem Englischen von Anja Hansen-Schmidt
Klappenbroschur, 444 Seiten
ISBN: 978-3-608-93786-2|
http://www.hobbitpresse.de/

MacBride, Stuart – Stunde des Mörders, Die

Nach einer katastrophal fehlgeschlagenen Razzia ist der ohnehin angeschlagene Ruf von Logan McRae, Detective Sergeant bei der Grampian Police im ostschottischen Aberdeen, endgültig ruiniert. Nur sein Chef Detective Inspector Insch stellt sich vor ihn, kann aber nicht verhindern, dass McRae zum „Versagerclub“ versetzt wird: Für die verschrobene, manieren- und rücksichtsfreie, nikotinsüchtige Detective Inspector Roberta Steel arbeiten jene Beamte, die für den Dienst schlicht zu dämlich sind oder bestraft werden sollen.

McRaes aktueller Fall ist entsprechend. Die alternde Prostituierte Rosie Williams wurde auf offener Straße zu Tode geprügelt. Niemand will sich der Routinesache annehmen, denn ein publicitywirksamer Massenmord beschäftigt die Grampian Police viel stärker: Sechs Menschen – darunter ein neun Monate altes Kind – wurden in ein baufälliges Haus eingeschlossen und lebendig verbrannt.

Auch ein kaltgestellter McRae ist ein guter Polizist, was DI Steel sehr wohl weiß und für sich auszunutzen gedenkt. Ihr neuer Untergebener findet Hinweise auf einen Serientäter, der mehr als eine Prostituierte umgebracht hat. Leider versteift sich Steel auf einen Verdächtigen, den McRae nicht für den Täter hält.

Als der Feuerkiller ein weiteres Mal zuschlägt, gerät McRae vorübergehend aus dem Sichtfeld seiner Vorgesetzten. Das gibt ihm die Gelegenheit, selbstständig zu ermitteln sowie sich in weitere berufliche Schwierigkeiten zu verwickeln. Die Fährte wird heiß – brandheiß, denn plötzlich stört McRae zwei Killer von „Malk the Knife“, dem heimlichen Herrscher von Aberdeens Unterwelt auf. Unklugerweise beschließt der Detective Sergeant mit einigen Kollegen einen „privaten“ Einsatz, der schrecklich schiefgeht und sie in die Gewalt zweier Gangster bringt, die im „Verhör“ für ihr Geschick im Umgang mit der Geflügelschere berüchtigt sind …

Ein Serien-Brandstifter, ein Serien-Totschläger, diverse vertierte Mafia-Killer, Kinderschänder und rachsüchtige Eheleute sind noch längst nicht alle Finsterlinge, mit denen es die Polizei von Grampion und vor allem Logan McRae zu tun bekommen. Wie schon in „Die dunklen Wasser von Aberdeen“, dem Startband der Serie um den unkonventionellen (gibt’s eigentlich auch andere?) Detective Sergeant McRae, ist der Plot auch dieses Mal ausgesprochen verwickelt bzw. zerfällt in verschiedene Subplots, die ein wenig zu zahlreich ausfallen und den Zufall stärker als manchmal glaubhaft bemühen, um zum Beispiel die heute im Krimi so beliebte „Überraschung in letzter Sekunde“ zu ermöglichen, nachdem der Fall (oder hier die Fälle) längst gelöst scheint.

Immerhin bleibt kein Rätsel ungelöst, während gleichzeitig die Weichen neu für die Fortsetzung der Reihe gestellt werden. McRae und die Grampian Police haben einige Strolche von den Straßen Aberdeens geholt, an den Verhältnissen, die sie dorthin brachten, hat sich jedoch nichts geändert. Vor allem „Malk the Knife“ bleibt ungeschoren und verliert viel Geld, was ihn nicht warnen, sondern reizen und zu neuen Schandtaten anstacheln wird.

Man darf gespannt sein, wie weit MacBride in dieser Hinsicht gehen wird. Der Bodycount ist in den McRae-Romanen schon jetzt für einen britischen Krimi der klassischen Schule ungewöhnlich hoch, doch sind die Schotten seit Jahrhunderten als kriegerisches Volk und nicht zimperlich bekannt. Auch die Freunde des explizit Ekelhaften werden erneut reichlich bedient, wenn Autor MacBride McRae über noch rauchende Feuerleichen oder in Auflösung begriffene Hundekadaver stolpern lässt. Gefoltert wird mit ungetrübter Sicht auf Täter und Opfer, und natürlich werden auch im Bereich der Pathologie neue Maßstäbe gesetzt. Selten wurden Sezierszenen so goretauglich in Szene gesetzt wie zur „Stunde des Mörders“. (Ein dummer weil nichtssagender Titel übrigens, der wohl der Verzweiflung über die Ratlosigkeit, eine deutsche Übersetzung für „Dying Light“ zu finden, geschuldet ist.)

Nicht mit Blut und Schmerz allein treibt MacBride seine Geschichte/n voran. Das menschliche Elend im Angesicht des Verbrechens, sondern auch im Zeitalter einer globalisierten Gesellschaft, die sich immer deutlicher in Gewinner (wenige) und Verlierer (die Mehrheit) scheidet, ist ein integraler Bestandteil der McRae-Romane. Schon vor langer Zeit hat der Krimi sein soziales Gewissen entdeckt. Die Beschwörung bzw. Anprangerung von Missständen funktioniert besser, wenn sie im Rahmen einer spannenden Handlung geschieht; bittere Medizin nimmt man lieber mit ein wenig Zucker. Wie sein Kollege Ian Rankin (jedoch nicht nur er) nimmt MacBride die unheilige Dreieinigkeit des 21. Jahrhunderts aufs Korn: Politik, Wirtschaft und (organisiertes) Verbrechen. Serienkiller sind daneben fast nur Belästigung, denn die von ihnen angerichtete Schäden halten sich in Grenzen. Mafiosi wie „Malk the Knife“ zerstören dagegen ganze Stadtteile, in denen sie praktisch die Macht an sich reißen und selbst die „unabhängige“ Presse für sich einspannen. Straßenkriminalität, Drogensucht, Prostitution, Frauenhandel: Endlos ist die Liste des Üblen, das dem folgt. MacBride integriert es immer wieder in die Handlung und entwirft ein Bild der Gegenwart, das die Resignation seines Helden erklärt.

Die brutale Wucht der Wahrheit wird geschickt durch einen Humor gemildert, der in seiner Intensität und Konsequenz ziemlich einmalig ist. Die Welt ist ein Irrenhaus, und man sollte sie deshalb nicht gar zu ernst nehmen, wenn man überleben möchte. Ein wenig Gelächter kann befreiend wirken. MacBride versteht die Kunst, es zu wecken (und der Übersetzer hat sich erfolgreich bemüht, den bekanntlich komplexen angelsächsischen Humor ins Deutsche zu retten). Er sieht die Situationskomik, die auch dem Traurigen und Tragischen innewohnt. Wie er sie in Szene setzt, irritiert manchmal, zumal MacBride ein wenig zu oft auf den Heiterkeitseffekt deftiger Flüche, drastischer Pornografie oder Körperausscheidungen setzt, aber er nimmt dem alltäglichen Grauen, das sonst in der Häufung, in welcher MacBride es auf seine Leser niedergehen lässt, schier unerträglich wäre, seine Schärfe.

Wenn es uns wirklich an Herz und Nieren gehen soll, schaltet der Verfasser den Humor plötzlich ab. Das lässt die Ernüchterung umso stärker wirken, denn jetzt zeigt MacBride, dass er auch Emotionen wie Grauen und Schmerz zu wecken versteht. Selbst gute Witze sind manchmal unangebracht. MacBride versteht dies und hält sich daran. Wenn der unglückselige Reporter Colin Miller Stück für Stück seine Finger unter der Geflügelschere seiner Peiniger verliert, ist das nur grauenhaft und nie komisch.

Wirklich „realistisch“ wirkende Personen treten in „Die Stunde des Mörders“ nicht auf. MacBride setzt auf die (gelungene) Überzeichnung seiner Figuren, die durch markante Marotten im Gedächtnis haften. Vor allem mit der Figur der DI Steel läuft der Verfasser dieses Mal zur Hochform auf. Sie erinnert nicht nur an Reginald Hills unvergleichlichen Andy Dalziel, sondern wirkt wie dessen verschollene Schwester im Geiste (und im Polizeidienst). Nichts und niemand ist vor ihrem drastischen Spott sicher, der dazu mahnt, Regeln und Normen in Frage zu stellen, statt sich ihnen anzupassen. Immer wenn man meint, den Charakter Steels in seiner ganzen Primitivität erfasst zu haben, schlägt uns MacBride ein Schnippchen, indem er plötzlich tiefere menschliche Regungen offenbart: Steel spielt die Rolle des Ungeheuers, die sie tarnt und ihr innerhalb des Systems eine Bewegungsfreiheit garantiert; eine Taktik, die sich besagter Dalziel ebenfalls zu Eigen gemacht hat.

Reginald Hill spielt freilich intellektuell in einer anderen Liga. Er schöpft seine Bosheiten aus einem immensen literaturgeschichtlichen Wissen, so dass manche Anmerkung des nur scheinbar grobschlächtigen Dalziel die Verwendung von Fußnoten erforderlich macht. Das ist bei MacBride überflüssig. DI Steel ist definitiv keine gebildete Person, wenn auch eine Persönlichkeit, und MacBride ficht in Sachen Humor wie bereits erwähnt eine wesentlich breitere Klinge.

Logan McRae drängt der Verfasser zeitweise zu stark in die Peter-Pascoe-Rolle des duldsamen Assistenten, der einerseits die Wand darstellt, an die Steel ihre einfallsreichen Bosheiten schmettert, während er andererseits die eigentliche Detektivarbeit leistet. In „Cold Granite“ wirkte McRae nicht so „vernünftig“. Er ist tatsächlich auch jetzt noch exzentrisch genug, doch er sitzt im Polizeirevier von Grampion, das so ausschließlich mit Witzbolden, Spinnern und Nulpen besetzt ist, dass es mit einem „richtigen“ Krimi schwer vereinbar scheint. Erst im Finale kommt der Querkopf und Querdenker McRae wieder zum Vorschein.

In der Darstellung seiner Mörder und Serienkiller lässt MacBride die notwendige Zurückhaltung walten. Es wäre kontraproduktiv, auch sie in Witzgestalten zu verwandeln. Als „normale“ Menschen kann man sie ebenfalls nicht betrachten. Ihre Seltsamkeiten erschrecken jedoch und stoßen ab. Das Böse ist nicht komisch, und seine Bekämpfung laugt aus. Kein Wunder, dass McRae und Co. sich in skurriles Verhalten flüchten. Sie sind uns in ihrer individuellen Verrücktheit ans Herz gewachsen, was uns – wie vom Verfasser geplant – gespannt auf den dritten Band der McRae-Serie warten lässt.

Stuart MacBride wurde (in einem Jahr, das sich nicht ermitteln ließ) im schottischen Dumbarton geboren. Die Familie zog wenig später nach Aberdeen um, wo Stuart aufwuchs und zur Schule ging. Studiert hat er an der University in Edinburgh, die er indes verließ, um sich in verschiedenen Jobs (Designer, Schauspieler, Sprecher usw.) zu versuchen. Nach seiner Heirat begann MacBride Websites zu erstellen, stieg bis zum Webmanager auf, stieg in die Programmierung ein und betätigte sich in weiteren Bereichen der Neuen Medien.

Stuart MacBride lebt heute wieder in Aberdeen. Über Leben und Werk informiert er auf seiner Website [www.stuartmacbride.com,]http://www.stuartmacbride.com die er um einen Autorenblog sowie eigene Kurzgeschichten erweitert hat.

Die Logan-McRae-Serie erscheint im |Wilhelm Goldmann|-Verlag:

1. [Die dunklen Wasser von Aberdeen 2917 („Cold Granite“, 2005)
2. Die Stunde des Mörders („Dying Light“, 2006)

http://www.goldmann-verlag.de

Way, Daniel / Texeira, Mark / Saltares, Javier – Ghost Rider 1 – Teufelskreis

_Story_

Johnny Blaze ist zurück auf der Erde, wird aber nach seiner Flucht aus der Hölle nach wie vor von Luzifer verfolgt. Doch bevor er sich für ein neues Leben außerhalb der Höllenfeuer rüsten kann, kehren die Flammen bereits in seinen Kopf zurück. An einer Raststätte begegnet er dem Teufel erneut und realisiert, dass er ihm nie entkommen kann. In Form des Ghost Riders gelingt ihm die kurzzeitige Flucht, die ihn sofort in die Arme von Stephen Strange führt.

Misstrauisch widersetzt sich der Ghost Rider den Angeboten seines Gegenübers und lädt ihn zum Kampf. Als er ihn dabei fast vernichtet, weil er ihn für eine weitere Inkarnation Luzifers hält, erkennt er erst den Fehler. Schließlich gelangt der Engel Numecet auf die Erde und öffnet Blaze die Augen: Der Teufel hat sich auf der ganzen Welt verstreut und sucht in 666 verschiedenen Gestalten nach dem Ghost Rider. Und für jede Inkarnation, die Blaze auf seinem Rachefeldzug tötet, werden die verbleibenden Geschöpfe stärker. Wiederum scheint für den stets Verfolgten kein Ausweg in Sicht.

_Meine Meinung_

Tatsächlich, |Marvel| haben ihn zurückgeholt, den legendären Ghost Rider, der nach einem kurzen Intermezzo auf den Kinoleinwänden und seinem Comic-Comeback in „100 % Marvel 26“ dringend wieder als Neuauflage herbeigesehnt wurde. „Die Straße zur Verdammnis“, die Geschichte aus besagtem Sonderband, legte schließlich den Grundstein für die Rückkehr des Flammenkopfs mit dem Höllenbike und setzte gleichzeitig die Basis für den ersten Teil der neuen Serie, die nun, zunächst halbjährig, in Sammelbänden auch den deutschen Markt wieder bereichern wird.

Mit „Teufelskreis“, der fünfteiligen Story des ersten Magazins, fällt das endgültige Comeback aber leider nicht ganz so spektakulär wie erhofft aus. Die sehr actionlastige Story kommt bei weitem nicht an die spannende Ursprungshandlung heran und abgesehen von einigen Duellen mit der satanischen Brut fällt die auf 124 Seiten verteilte Geschichte eher schwachbrüstig und unauffällig aus. Im Grunde genommen erhält man sogar am Ende den Eindruck, das hier Dargebotene sei lediglich die Einleitung zur richtigen Geschichte, doch nach der umfassenden Seitenzahl wäre diese Vermutung ja auch wieder ziemlich absurd.

Nun, dabei beginnt alles noch im angemessenen Rahmen. Der Ghost Rider entkommt der Hölle und sucht auf der Erde nach einem Unterschlupf. Luzifer höchstpersönlich macht ihm aber einen Strich durch die Rechnung und jagt ihn durch das gesamte Land. Ein unausweichliches Duell bringt die wahre Person hinter Johnny Blaze nach Tagen der Abstinenz wieder ans Tageslicht, doch mit ein wenig Geschick entgeht er den Fängen des Teufels, gerät aber direkt in eine weitere Konfrontation. Doch sein scheinbarer Widersacher ist gekommen, um ihn über die Wahrheit zu unterrichten. Blaze jedoch fürchtet, dass auch hinter Stephen Strange Luzifer steckt und bekämpft ihn mit fatalen Folgen. Dennoch wird ihm die wahre Geschichte über die Streuung der teuflischen Ausgeburten auf der Erde offenbart und ihm die Aussichtslosigkeit seiner Lage bewusst. Doch der Ghost Rider ist besessen vom Willen, auch die letzte Teufelsbrut in die Hölle zu verbannen – und somit endlich freizukommen.

So weit, so gut – rein inhaltlich mag der Auftakt der neuen Serie sicher einiges hermachen, doch da der wohl entscheidende Part lediglich im Dialog zwischen Numecet und dem Ghost Rider erörtert wird und die Action fast schon zur überflüssigen Nebenerscheinung absinkt (zumindest bezogen auf die Entwicklung der Story), gelingt es kaum, das Potenzial der Geschichte über die gesamte Handlung auszuschöpfen. Es sind lediglich einige einprägsame Momente und kurze Highlights, mit denen der Plot voranschreitet, aber eben nichts, was den Leser irgendwie aus der Reserve locken könnte.

Zieht man da den Vergleich zur Story in der |Marvel|-Spezialausgabe, ist es schon fast erschreckend, wie simpel und plump „Teufelskreis“ aufgebaut ist. Die Spannung bleibt weitestgehend auf einem erstaunlich niedrigen Level und die Umsetzung der Ideen ist sowohl auf die Erzählung als auch auf die Zeichnungen bezogen bei weitem nicht mit so viel Liebe zum Detail gestaltet worden wie noch in „Die Straße der Verdammnis“. Dass dann auch noch die Original-Zeichner der 90er-Serie, nämlich Mark Texeira und Javier Saltares, an der Sache beteiligt sind, macht das Gesamturteil sogar noch vernichtender. Keine Ahnung, woher diese Lieblosigkeit rührt, aber der Würde und dem Status eines echten „Ghost Rider“-Comics wird dieser erste Teil keinesfalls gerecht. Bleibt zu hoffen, dass es eine Ausnahmeerscheinung ist und nicht wieder zur Folge hat, dass eine weitere Reihe um diesen Helden nach kurzer Zeit eingestampft wird.

http://www.paninicomics.de/

|Siehe auch:|

[„Ghost Rider – Die Straße zur Verdammnis“ 3598

Bajram, Denis – Universal War One 2: Die Frucht der Erkenntnis

Band 1: [„Genesis“ 3694

_Story_

Nachdem es dem geflüchteten Balti tatsächlich gelungen war, in die mysteriöse Mauer um den Saturn einzudringen, er aber dafür sein Leben lassen musste, ist die Stimmung in der Schwadron Purgatory sehr mies. Als ihnen dann auch noch der Vorwurf gemacht wird, ihren entflohenen Kollegen zu decken, fällt Kalish und seinen Männern nichts Besseres ein als bei der Rückkehr eine Schlägerei anzuzetteln, infolge derer die gesamte Einheit inhaftiert wird. Doch der Admiral weiß ganz genau, dass der begabte Physiker Kalish die einzige Person ist, die weiß, wie man einen Vortex in der Mauer öffnet. Er ist gezwungen, die Bedingungen des ehemaligen Verbrechers anzunehmen, ihn und die Staffel wieder freizulassen und schlussendlich auch noch das Kommando für die dritte Einheit an Kalish abzugeben.

Vereint versucht die Besatzung der |Dschingis Khan|, in die Mauer einzudringen und sie zu durchfliegen, doch kurz nach ihrem Start werden sie von feindlichen Schiffen angegriffen. Die Verluste des Kampfes sind verheerend, und zum Schluss bleibt nur noch die dritte Einheit als Überlebende übrig. Dennoch gelingt es einem erlesenen Team, durch die Mauer zu kommen und das Geheimnis, das sich dort verbirgt, zu erkunden. Allerdings ist der Preis, den Kalish und Co. dafür bezahlen müssen, hoch. Einer ihrer Piloten kommt bei der Expedition ums Leben.

_Meine Meinung_

Also, wenn man den Idealfall für den Verlauf einer Comicserie beschreiben müsste, könnte man auch genauso gut die bisherigen beiden Bände von „Universal War One“ vorzeigen. Nachdem der erste Band noch sehr ausführlich damit beschäftigt war, den Leser in die Situation einzuführen und die prägnanten Charaktere mit all ihren individuellen Eigenheiten zu beschreiben, geht es nun im zweiten Teil schon richtig rasant zur Sache.

Die spektakuläre Flucht Baltis und die damit verbundenen Reaktionen und Rückschlüsse auf die Eigenheiten der seltsamen Mauer spalten das Team der |Dschingis Khan|. Die von allen Seiten geächtete Schwadron |Purgatory| wird dafür verantwortlich macht, dass ihr ehemaliger Verbündeter bei seiner Flucht ein riesiges Debakel ausgelöst hat, wohingegen dessen Leiche und die Veränderungen, die während seines kurzen Aufenthalts in der Mauer stattgefunden haben, scheinbar wertlos sind.

Die Situation eskaliert, und der fiese Colonel entledigt sich der Schergen, indem er sie in den Knast stecken lässt. Doch Admiral Williamson kann sich diesen Skandal nicht leisten – ebenso wenig wie den Verzicht auf Kalishs Hilfe. Nur er hat eine Möglichkeit gefunden, die Mauer zu öffnen, und somit ist er der wertvollste Verbündete für den Admiral. Doch Kalish ist nicht sofort zur Mithilfe bereit: Er fordert die sofortige Freilassung seines Teams und einen besonderen Status auf dem Schiff. Der Admiral hat keine Wahl, zumal auch seine Tochter der Schwadron angehört und sie auch seit jeher anführt.

Und tatsächlich gelingt es dem verrückten Kalish, einen Weg durch die Mauer zu finden, den viele andere Piloten jedoch mit dem Leben bezahlen müssen. Weiterhin entdeckt er mysteriöse Veränderungen im Raum-Zeit-Gefüge und stößt am Ende des Gebildes plötzlich auf den Uranus. Erschreckender noch als die Tatsache, dass die Nähe des grünen Planeten zum Saturn unrealistisch erscheint, ist dabei der Fakt, dass der Uranus in der Mitte gespalten wurde. Es gilt zu handeln und die Mauer endgültig zu zerstören – doch damit beschwört Kalish eine Macht, von der bislang noch niemand etwas geahnt hatte. Ein feindliches Volk scheint zu erwachen – und ihre Instrumente zeugen von ungeheurer Kraft.

„Die Frucht der Erkenntnis“ ist eine in jeglicher Hinsicht überwältigender Graphic Novel. Der zweite Teil der auf insgesamt sechs Bände ausgelegten Serie besticht durch eine intelligente Storyline, umwerfende Figuren, eine temporeiche Erzählung, blitzartige Wendungen und dazu auch noch einige tiefgreifende Emotionen, die gerade in den kurzen, aber eben markanten Flashbacks ihre Wirkung entfalten. Die faszinierenden Bilder, aber auch die erschreckenden Ereignisse ziehen den Leser sofort in ihren Bann, besonders die fabelhafte Inszenierung der Zerstörung des Uranus.

Der packende Cliffhanger zum Schluss setzt schließlich das i-Tüpfelchen und gibt die Bestätigung dafür, dass Denis Bajram mit „Universal War One“ ein echtes Saison-Highlight geschrieben hat, dem man sich spätestens nach dieser zweiten Episode nicht mehr entziehen kann. Und glaubt man der indirekten Vorankündigung auf der letzten Seite, steht die eigentlich brisante Handlung ja erst noch bevor … Keine Frage, das hier ist illustrierte Science-Fiction vom Feinsten.

http://www.splitter-verlag.de/

Cox, Greg – Underworld – Blutfeind

Seit Jahrhunderten tobt ein erbitterter Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen. Zwei moderne Episoden dieser Auseinandersetzung schildern die Filme „Underworld“ und „Underworld: Evolution“ (die – s. u. – unter diesen Titeln auch als Filmromane existieren), während „Underworld – Blutfeind“ vom Ursprung des Krieges erzählt: Einst lebten Vampire und Menschen im mühsam gewahrten Frieden miteinander. Die zwar unsterblichen und mit unglaublichen Kräften begabten aber zahlenmäßig unterlegenen Vampire hüteten sich, ihre menschlichen Nachbarn durch die Auferlegung eines allzu großen Blutzolls aufzubringen. Leider hielt sich eine dritte Partei nicht an diese Spielregel: Die Lycaner oder Werwölfe lebten als wilde Tierwesen in den Wäldern, aus deren Schutz sie immer wieder die Siedlungen der Menschen überfielen und für blutigen Terror sorgten.

Die Vampire versuchten solche Übergriffe zu stoppen, indem sie einerseits selbst Jagd auf die Lycaner machten und die Überlebenden andererseits versklavten. Einige konnten „zivilisiert“ werden. Anfang des 13. Jahrhunderts gehört Lucian zu ihnen. Seit zwei Jahrhunderten dient er der Lady Ilona auf Schloss Corvinus in den Karpaten. Sie gehört zum Hochadel der Vampire, ist sie doch mit dem Ältesten Marcus liiert, der in Kürze die Oberherrschaft über sein Volk übernehmen wird. Lucian ist wohlgelitten auf Corvinus, doch er gilt trotzdem als Wesen zweiter Klasse. Deshalb verbirgt er sorgfältig seine Liebe zur schönen Sonja, der Tochter Ilonas.

Wider Erwarten kommen sich die beiden näher, als nach besonders grausamen Übergriffen der Werwölfe der Mönch Ambrosius Ilonas Tross überfallen lässt, der den Schutz des Schlosses verlässt. Lucian und Sonja sind unter den wenigen, die entkommen. Ihre unmögliche Liebe keimt auf, die eines Tages dem erzürnten Marcus offenbart wird. Grausam ist seine Strafe, und der schwer verletzt entkommene Lucian gelobt ihm und allen Vampiren Rache – ein Schwur, den er seit acht Jahrhunderten mit unerbittlicher Konsequenz hält …

Die Existenz des „Underworld“-Franchises ist ein eigenartiges Phänomen, denn es stützt sich auf einen wirren Auftaktfilm und seine noch schlimmere Fortsetzung. „Underworld“ und „Underworld: Evolution“ bieten eindimensionale, inhaltlich aus besseren Filmen zusammengeklaubte, im epileptischen MTV-Stil geschnittene Horror-Action. Der tricktechnische Overkill, die dick aufgetragene „Coolness“ der harthölzernen Darsteller sowie Kate Beckinsale im hautengen Lederdress haben jedoch ihre Fans gefunden, denen mit einer breiten Palette diversen Schnickschnacks noch ein bisschen mehr Geld aus der Tasche gezogen werden soll.

Dazu gehören „tie-ins“, Romane zu den beiden Filmen, die aufgrund der flachen Handlung zwar wenig Inhalt vermuten lassen, aber andererseits ein wenig Sinn in die turbulenten Kloppereien zwischen Vampiren und Werwölfen bringen können. Die Niederschrift übernahm Greg Cox, ein Veteran auf dem Schlachtfeld des Filmromans, dem es tatsächlich gelang, „Underworld“ und „Underworld: Evolution“ zu zwei dicken Buchschwarten aufzuschäumen. Sicherlich wäre auch die Romanfassung des geplanten „Underworld“-Prequels aus seiner Feder geflossen, hätten die vergleichsweise enttäuschenden Kassenerträge des zweiten Teils nicht zu einem Stopp der Serie geführt. Ein Buch zur Vorgeschichte des Krieges zwischen den Untoten hat Cox dennoch geschrieben und es „Underworld: Blutfeind“ genannt.

Wie es sich für einen guten „Tie-in“-Fabrikanten gehört, hält sich Cox dicht an die dem „Underworld“-Fan vertrauten Fakten. Bei näherer Betrachtung verlegt er die bekannte Handlung einfach aus der Gegenwart in die Vergangenheit und verankert sie auf einem Fundament, das bewährt und haltbar ist, wurde es doch ausschließlich aus vielfach geprüften Elementen zusammengesetzt. Irgendwie müssen sich Vampire und Werwölfe einst bitter zerstritten haben. Komplexe Erklärungen widersprechen der Konstruktion des „Underworld“-Universums. Deshalb wählt Cox eine tragische Liebesgeschichte mit viel Dramatik und Verrat, denn das funktioniert auf bescheidenem Niveau immer.

Cox belastet uns nicht mit historischen Fakten; die Geschichte spielt um 1200 „in den Karpaten“. Man könnte die folgenden Jahrhunderte ebenso annehmen wie das Mittelalter, „Vergangenheit“ ist hier nur eine weitere Schablone, aus der Klischees gestanzt werden. Cox ist immerhin Profi genug, sein Garn ohne Knotenbildung abzuspulen. „Underworld: Blutfeind“ läuft ab wie geschmiert. Die simple, mit dicken Strichen weniger gezeichnete als angedeutete Story setzen das Kino im Kopf der „Underworld“-Leser in Gang, die auf einen „richtigen“ Film dieses Mal verzichten müssen. Für diejenigen, die sexy Selene und die Straßenschlachten zwischen Vampiren und Werwölfen im 21. Jahrhundert vermissen, hat Cox einen Handlungsstrang entworfen, der auch sie zufriedenstellt.

Damit hat Greg Cox nüchtern betrachtet seinen Job getan. Die geschäftsmäßige, beinahe zynische Kaltschnäuzigkeit, mit der das Produkt mit möglichst geringem Aufwand auf seine Verbraucher zugeschnitten wird, mag diejenigen, die wirklich „gute“ Horrorromane kennen bzw. zu erkennen vermögen, verblüffen und erschrecken. Für dieses Publikum wurde „Underworld: Blutfeind“ jedoch nicht geschrieben.

Romeo & Julia treten dieses Mal in unorthodoxen Gestalten auf, sind aber trotzdem leicht zu identifizieren: Der schmucke Werwolf liebt das schöne Vampirmädchen, aber ach, es trennen sie buchstäblich Welten: Lucian ist ein Sklave, für den sich seine Herren hin und wieder ein Wort des Lobes abringen, Sonja gehört nicht nur zum vampirischen Hochadel, sondern ist auch die Tochter von Marcus, einem Vampir-Ältesten, der sein untotes Volk als Herrscher leitet.

Lucian steht darüber hinaus zwischen den Stühlen, weil er als Lycaner einen Job ausübt, der ihm zunehmend zu schaffen macht: Er führt die Vampire in die Lager der „wilden“ Werwölfe, die anschließend ausgerottet oder in die Sklaverei verschleppt werden. Darin ist er gut, aber wenn Lucian das Elend sieht, das die Vampire mit seiner Hilfe über die Lycaner bringen, fragt er sich, ob er richtig handelt. Wer ist er, den seine Herren nicht nur „zivilisiert“, sondern auch manipuliert haben?

Der Funke der Rebellion wäre sicherlich noch lange nicht aufgeflammt, hätte die schöne Sonja ihn eines Tages nicht erhört. Damit bringt sie ihren Vater und alle übrigen Vampire gegen sich auf, rüttelt sie doch an einem grundsätzlichen Tabu ihres Volkes: Eine Vermischung der Rassen darf nicht stattfinden! Selbst Nikolai, Markus‘ Sohn, gilt als dekadent, weil er sich mit menschlichen Liebesdienerinnen umgibt. Doch die Lycaner stehen sogar noch tiefer in der Hierarchie – sie gelten als halb tierische Kreaturen, weil sie sich bei Vollmond in Wölfe verwandeln, die nicht mehr vom Verstand geleitet, sondern von Instinkten beherrscht werden.

Für Lucian geht es ums nackte Leben. Als die Liaison öffentlich wird, hat er sich im Grunde längst entschieden und weigert sich, in der ihm zugewiesenen Rolle zu verharren. Er wird seine Strafe nicht akzeptieren, weil er sich nicht als Verbrecher fühlt. Intelligent und entschlossen wie er ist, schlägt er sich auf die Seite derer, die allein ihn gegen die Vampire schützen können: Lucian – ein mondsüchtiger Spartakus – wird zum Herrn und Lehrer der Werwölfe, die sich unter seiner Führung der Macht bewusst werden, die sie zum gleichwertigen Gegner der Vampire werden lässt.

Wem das zu komplex und psychologisch anspruchsvoll erscheint, sei beruhigt: Es wird literarisch auf Kurzrasenniveau präsentiert und mit sämtlichen Klischees bestückt, die sich der Horrorfan denken (oder über die er sich ärgern) kann. Die angestaubte Konstellation bietet Raum für weitere Pappkameraden. Selbstverständlich sind sowohl Marcus als auch Victor – der ihm später auf den Thron folgt – engstirnige Gewaltherrscher, die zudem den Einflüsterungen tückischer Verräter zugänglich sind. Falls das Alter wirklich Weisheit bringt, hat sie einen weiten Bogen um unsere Vampirfürsten geschlagen. Das gilt ebenso für die Lycaner, obwohl Lucian sie erst ordentlich schleifen muss, damit sie sich in der ihnen zugewiesenen Gegnerrolle nicht völlig blamieren. Ketzerisch ist die Frage, wieso beide Parteien nach 800 Kriegsjahren keinen Schritt weitergekommen sind – ketzerisch deshalb, weil sie einen tieferen Sinn in „Underworld: Blutfeind“ vermuten ließe, den es ganz sicher (den „Underworld“-Fans sei es garantiert) nicht gibt.

Greg Cox (geb. 1959) gehört zu den Autoren, die sich mit Haut und Haaren dem Verfassen sog. „tie-ins“ verschrieben haben: Er schreibt sehr erfolgreich Romane zu Filmen und Fernsehserien, die zum jeweiligen Franchise gehören und mit ihren Erträgen zum Gesamtgewinn beitragen. Literarische Qualität ist in diesem Umfeld eher ein Schimpfwort. Weitaus wichtiger ist die rasche Produktion und pünktliche Lieferung eines Titels, der zum Film- oder Serienstart im Buchladen liegen muss. Dort bleibt er nicht lange, denn die Halbwertzeit für einen „Tie-in“-Roman ist kurz und in der Regel mit der Zeitspanne identisch, die ein Film im Kino und eine TV-Show im Fernsehen läuft.

Cox erfüllt auch die zweite Anforderung eines „Tie-in“-Routiniers: Er findet den „Ton“ der jeweiligen Filme, den er in seine Bücher überträgt. Die Leser entdecken, was sie an den Vorlagen schätzen, und nehmen dabei in Kauf, dass sie nie mit wirklich Originellem konfrontiert werden, weil das Franchise ein Verharren im Status quo fordert: Mögliche Entwicklungen sollen dem Film vorbehalten bleiben, der die höheren Einkünfte garantiert.

Seit anderthalb Jahrzehnten schreibt Cox spannende aber anspruchslose Geschichten zu Blockbustern wie „Daredevil“, „Underworld“ oder „Ghost Rider“. Im TV-Segment gehört er zu den „Stammautoren“ der „Star Trek“-Serien, die er nach ihrem Auslaufen um halbwegs eigenständige Fortsetzungen bereichern kann. Zu den Fernsehserien, die Cox in Buchform aufleben ließ, gehören „Roswell“ und „Alias“. Storys lieferte er zu Sammelbänden mit neuen Abenteuern von „Xena“ und „Buffy“.

Grex Cox lebt in Oxford, Pennsylvania. Über sein umfangreiches Werk informiert er auf seiner Website http://www.gregcox-author.com.

Die „Underworld“-Trilogie wurde von Greg Cox verfasst und erscheint im |Panini|-Verlag:

1. Underworld (TB Nr. 1308)
2. Underworld – Evolution (TB Nr. 1309)
3. Underworld – Blood Enemy (dt. „Blutfeind“, TB Nr. 1343)

http://www.paninicomics.de

Christopher, Paul – Luzifers Testament

Es gibt vier offizielle Evangelien. Die vier Evangelien des Matthäus, Markus, Lukas und Johannes wurden von den römischen Kaisern überarbeitet, angepasst und der gläubigen Christenheit präsentiert, die dabei war, die Götterwelt des römischen Reiches abzulösen.

Der eigentliche Grund in der Akzeptanz der Evangelien war natürlich die Motivation, die beiden Glaubensrichtungen friedlich nebeneinander praktizieren zu können. Ein kluger und wichtiger Schachzug, denn alles andere wäre leicht vorhersehbar zu einen frühen Religionskrieg eskaliert.

Es gab und gibt noch andere Zeugnisse aus dem Leben Jesus, z. B. die Apokryphen des Neuen Testaments (griechisch apókryphos: verborgen). Dieser Sammelbegriff bezieht sich auf mehr als einhundert Schriften christlicher Autoren zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert. Sie weisen durchaus eine interessante Ähnlichkeit auf und verfügen über grundlegende gemeinsame Merkmale. Trotzdem gehören diese weder zum Kanon des Neuen Testaments noch zu den akzeptierten und zum Lehren geeigneten Schriften der Kirchenväter.

Einige der Schriften haben beispielsweise das alltägliche Leben Jesu näher beschrieben. Vielleicht war dies mit ein Grund, diese nicht der Allgemeinheit zu eröffnen, denn was ist schon eine Gottheit, die menschlich wirkt, mit all ihren Fehlern und in ihrer Sterblichkeit?

Der amerikanische Autor Paul Christopher hat nun mit seinem zweiten bei uns erschienen Roman „Luzifers Testament“ eine nicht unbedingt neue, aber anders interpretierbare Geschichte zu dieser Thematik veröffentlicht.

_Die Geschichte_

Die bekannte Archäologin Finn Ryan besucht das noch immer geheimnisumgebene Ägypten, um nach ihrem erfolgreichen Studium ihren ersten Job bei einer vielversprechenden Ausgrabung anzutreten. Gerüchten und Mutmaßungen zufolge befindet sich hier das Grab eines Apostels. Als wissenschaftliche Zeichnerin sucht sie in der Nähe der lybischen Oase Al-Kufrah nach dem Grab.

Bei einem Routineflug über die Wüste stößt sie zusammen mit dem Piloten Virgil Hilts auf eine unbekannte, geheimnisvolle Höhle. In dieser liegen Leichen noch aus den Zeiten des Zweiten Weltkrieges, die keines natürlichen Todes gestorben sind. Bei einer der Leichen finden sie ein Goldmedaillon, dessen Inschrift auf Luzifer, den Lichtbringer verweist. Diese Inschrift deutet an, dass Jesus die Kreuzigung überlebt bzw. gar nicht erlitten hat, sondern als Eremit inmitten der Wüste weiterlebte und ein eigenes Evangelium verfasste.

Diese Theorie würde die bekannte Geschichte des Neuen Testaments, ja des christlichen Glaubens grundlegend verändern und in Frage stellen. Der Sohn Gottes, der nicht gekreuzigt worden und anschließend von den Toten wiederauferstanden ist, würde alles in Frage stellen, was die Kirche lehrt und lebt, was sie vermittelt und was ihr eine Daseinsberechtigung gibt.

Schnell werden Finn Ryan und Virgil Hilts zu Gejagten und sind auf der Suche nach der Wahrheit gezwungen, einen Weg über den gesamten Globus einzuschlagen. In der karibischen See liegt ein Schiffswrack, das den Schlüssel zu dem verschollenen Evangelium bergen soll. Ein mörderischer Wettlauf mit der Zeit und den anderen Interessenten entbrennt, denn es sind sich alle einig, dass die letzte Botschaft Christi die Geschichte völlig in Frage stellen könnte – eine Gefahr für die Kirche und ihre Machtstellung in der Welt …

_Kritik_

Romane rund um die katholische Kirche und mysteriösen Verschwörungstheorien haben nach den Veröffentlichungen des Trendsetters Dan Brown eine schier endlose Anzahl von Nachahmern auf die Bühne gerufen. Auch Christopher ist mit „Luzifers Testament“ einer dieser Trittbrettfahrer und unterhält den Leser mit seinen Theorien rund um das Leben und noch viel wichtiger dem Überleben Christi auf recht einfallslose Art und Weise.

Paul Christopher verfährt sich mit einer Geschichte um ein „verlorenes“ Evangelium in eine Schnitzeljagd, die die beiden Charaktere rund um die Welt reisen lässt. Leider kommt dabei die eigentliche Geschichte, die sich ja um die Evangelien herum abspielen sollte, völlig zu kurz. Völlig unzureichend recherchiert, findet der Autor keine plausible und vielleicht sogar interessante Theorie, stattdessen wird geschossen, gekämpft und gereist und selbst die Ausarbeitung der Protagonisten bleibt auf der Strecke.

Die beiden Hauptcharaktere Finn und Hilts haben beide kaum eine Vergangenheit, die ihren Figuren literarische und charakterliche Tiefe geben könnte. Viele Fragen stellen sich dem Leser schon auf den ersten Seiten und werden auch im Laufe der Geschichte und Entwicklung nicht zufriedenstellend erklärt. Hilts sollte eigentlich nur eine Nebenfigur sein, aber dessen Geschichte und seine heldenhafte Überlebenskünste bleiben in einem erzählerischen Nebel gefangen. Keine Erleuchtung, nicht mal ein Funken erzählerischen Tiefgangs hat sich mir präsentiert.

Was hätte aus der Idee geboren werden können, dass Jesus nicht gekreuzigt worden ist, sondern sich versteckt hat? Dass er ein eigenes Evangelium verfasst hat? Alles Ideen, die überhaupt nicht weiter verfolgt worden sind. Primär stand wohl das Abenteuer à la „Indiana Jones“ im Vordergrund. Es hätte ein toller Roman werden können, der seine Leser hätte fesseln und dazu motivieren können, selbst ein wenig in den Geschichten und Sagen der Evangelien zu recherchieren.

Was bleibt am Ende übrig? Nichts – der Leser wird nach den knapp 400 Seiten keinen Aha-Effekt erleben. Stattdessen wird er sich fragen, wo die Erklärungen für die haltlosen Theorien abgeblieben sind. Kein Nachwort des Autors, kein Hinweis auf historische Quellen oder Karten, die uns auf der Suche nach dem Sinn hätten zur Hilfe eilen können. Enttäuschend, geht man von dem Hintergrund aus, dass der Autor Paul Christopher Professor für Geschichte ist. Seine Erfahrungen zum Thema Fälscherei und Kunstraub während des Zweiten Weltkrieges hat er zwar im Roman ein wenig verarbeiten können, aber ansonsten hat er nicht gut und ausreichend genug recherchiert.

_Fazit_

Bringt man eine gewisse Erwartungshaltung in Bezug auf die Theorien des verschollenen Evangeliums in die Lektüre ein, kann der Autor seine Leser in keinerlei Hinsicht von seinen Thesen überzeugen. Weder besitzen seine Figuren so etwas wie eine Seele noch wirkt die Story fesselnd und glaubhaft. Zu viele kleine Ungereimtheiten offenbaren sich, zu wenige Theorien werden eingebracht, welche die Geschichte glaubhaft und vor allem abschließend voranbringen. Stattdessen wurde einfach nur Wert auf möglichst viele Actioneinlagen gelegt.

Dieses Feuerwerk hätte sich Paul Christopher ersparen und sein Augenmerk mehr auf die Geschichte selbst richten können, vielleicht wäre dann „Luzifers Testament“ zu empfehlen gewesen.

_Der Autor_

Paul Christopher ist Professor für die Geschichte des 20. Jahrhunderts an einer der großen Universitäten in Amerika. Zur Thematik Fälscherei und Kunstraub u. a. in Europa während des Zweiten Weltkrieges hat er einige wichtige Fachbücher veröffentlicht. Zu diesen Themen hält er weltweit Vorträge und ist Berater der UNO sowie Berater einer auf Kunstraub spezialisierten Sondereinheit der New Yorker Polizei. Zurzeit lebt er in den Vereinigten Staaten und in Europa.

http://www.heyne.de

Miller, John Jackson / Ching, Brian – Star Wars Sonderband 37: Knights Of The Old Republic II – Stunde der Wahrheit

_Story_

Auf den unterschiedlichsten Welten tobt die Invasion der Mandalorianer weiter. Allerorts wütet das erbarmungslose Volk und löscht in einem vernichtenden Krieg zahllose unschuldige Leben aus. Lediglich die Jedi scheinen in der Lage, sich auf Seiten der Republik für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen, doch auch ihre Welt ist zutiefst erschüttert, als eine Gruppe auszubildender Nachwuchs-Ritter von nur einer einzigen Person ermordet wird.

Der Hauptverdächtige für das Attentat bleibt dabei der verwegene Zayne Carrick, der fortan auf der Flucht ist, um seine Unschuld zu beweisen. Gejagt von den Hütern des Gesetzes, der Republik und den Schergen, die ihre grausame Tat vertuschen wollen, schlägt sich Carrick an der Seite einiger Kopfgeldjäger und Händler durch die Galaxis. Doch die Flucht endet inmitten eines weiteren Angriffs der Mandalorianer, den Zayne und sein Team nicht unbeschadet bestehen. Ihre Gefährtin Jarael wird im Glauben, eine Jedi zu sein, gefangen genommen und auf den Heimatplaneten des Kriegervolks verschleppt. Carrick, Camper und Co. machen sich an die Verfolgung und ziehen dabei einen mandalorianischen Deserteur auf ihre Seite. Doch während sie noch versuchen, Jarael aus den Fängen des fürchterlichen Dr. Demagol zu befreien, droht auch schon die nächste Gefahr. Zaynes alter Lehrmeister Lucien Draay, der tatsächliche Mörder der jungen Jedi-Schüler, sendet seine Jäger aus, um Carrick endgültig zu vernichten – und dem grausamen Draay sind alle Mittel recht.

_Meine Meinung_

Nachdem die beiden letzten „Star Wars“-Sonderbände nur wenig Herausragendes oder gar Begeisterndes aufbieten konnten, geht es nun mit dem zweiten, überaus spannenden Teil der „Knights of the Old Republic“ endlich wieder steil aufwärts. Die Fortsetzung um die Flucht des unschuldig verdächtigten Zayne Carrick im Rahmen eines allumfassenden Komplotts aus Lügen, Intrigen, hinterhältigen Machenschaften und von Hass getriebenen Machtspielchen ist dem Status des berüchtigten Sternenkriegs endlich wieder würdig und wartet zudem mit einigen (Anti-)Helden auf, wie sie das „Star Wars“-Universum nur in ihren besten Momenten hervorgebracht hat. Zayne Carrick, Jarael, ihre streitlüsternen Kumpanen, aber auch die Vertreter der anderen Seite können eine elementare Eigenschaft für sich verbuchen: Sie haben Ausstrahlung und Charisma, und vor allem ist ihr Handeln nicht vom permanenten Beharren auf ausgetretenen Klischees geprägt.

Carrick agiert zwar stellenweise wie der durchtriebene Han Solo in seinen besten Zeiten , ist währenddessen aber ungleich sympathischer und menschlicher. Er begeht gleich mehrfach entscheidende Fehler und ist sowohl als Mensch als auch als Jedi keinesfalls unantastbar. Dies hat für die Gesamthandlung natürlich auch einen enormen Effekt. Dadurch, dass Carrick definitiv nicht jeder Situation gewachsen ist und ohne die Schützenhilfe seiner zwielichtigen Verbündeten oft verloren wäre, ist er schon mal kein typischer Vertreter seiner Fraktion. Er ist kein standhafter Jedi, zwar mit vielen Talenten gesegnet, aber eben kein Abziehbild dessen, was innerhalb dieser Serie oft als Superheld verkauft wird – und damit ungleich willkommener als so mancher Skywalker-Klon, wie man ihn in manchen Comics leider häufiger antrifft.

Dieser markante Charakter färbt allerdings nicht ganz so direkt auch auf den Verlauf der Handlung ab, ist aber natürlich ihr wichtigster Protagonist. Dennoch sind es in „Knights of the Republic II“ gleich mehrere Personen, denen eine gehörige Bedeutung zukommt, so dass die gesamte, hier fortgesetzte Geschichte weiterhin absolut unberechenbar bleibt. Von Beginn an, vom ersten Täuschungsmanöver Carricks, eilt der Comic von Wendepunkt zu Wendepunkt, lässt Hoffnung für Zayne und seine Freunde ebenso schnell aufkommen wie sie auch wieder verschwindet, und berichtet von derart vielen Schauplätzen, dass man sich wundern muss, dass es den Autoren gelungen ist, bei dem vorgelegtem Tempo dennoch einen linearen, nicht allzu verschachtelten Plot aufzubauen. Sehr gut ist hierbei vor allem der Sprung zwischen den verschiedenen Haupt- und Nebensträngen gelungen. Der Weg von Zayne wird mit gleicher Vehemenz verfolgt wie das Schicksal des desertierten Mandalorianers, und während sich der Leser noch fragt, inwiefern die beiden einst gegnerischen Seiten künftig kooperieren könnten, erfährt man auch schon wieder mehr über den Werdegang und die Hintergründe des undurchsichtigen Lucien Draay.

Diese geschickte und insgesamt sehr elegant strukturierte Verquickung der unterschiedlichen Ereignisse treibt die Spannung letzten Endes auch mehrere Male bis zum Maximum und führt über ein zwischenzeitliches (Semi-)Finale in einen hoffnungsvollen Cliffhanger, der für den nächsten Band eine weitere Fortsetzung der hier aufgebotenen, genüsslichen „Star Wars“-Unterhaltung in Aussicht stellt. Kompliment an Autor John Jackson Miller und sein dreiköpfiges Zeichnerteam, die hier wirklich ganze Arbeit und einen der besten „Star Wars“-Sonderbände seit längerer Zeit erstellt haben!

http://www.paninicomics.de

Garfield, Richard – Magic: The Gathering – Weltenchaos – Themendeck »Verwirrtes Hirn«

_Verwirrende Spiele_

„Verwirrtes Hirn“ ist das wohl zerstörerischste Themendeck aus der neuen Edition „Weltenchaos“, sicherlich aber auch eines, welches zu spielen man über viele Partien lernen muss. Das Set zielt vor allem auf die Fähigkeit „Wahnsinn“ ab, die es bestimmten Figuren erlaubt, aus heiterem Himmel ins Spiel einzugreifen und bei entsprechendem Einsatz von Manakosten auch vor dem Friedhof bewahrt zu werden.

Gleichzeitig enthält das Set sowohl enorm destruktive und für den Angriff ungeheuer effiziente Kräfte und Kreaturen als auch regenerative Elemente, mit denen sich der Schaden, der in diesem durchaus verwirrenden Spiel bisweilen in Kauf zu nehmen ist, wieder ausgleichen lässt – mit anderen Worten: ein recht typisches rot-schwarzes Deck für Risikofreudige und diejenigen, die für den endgültigen Sieg auch gerne einiges einstecken.

_Karteninhalt_

Länder:
• 14x Sumpf
• 7x Gebirge
• 3x Immerändernde Weite (common)
Kreaturen:
• 4x Gedankenpeitschenremasuri (common)
• 1x Gefürchtetes Rhi (common)
• 3x Bestatter (zeitverschoben)
• 1x Dauthischlächter (zeitverschoben)
• 3x Eindringling il-Vec (common)
• 2x Riesenwildjäger (uncommon)
• 2x Hirnverschlinger (common)
• 1x Mirri der Verdammte (rare)
• 2x Nachtschattenmeuchler (uncommon)
• 2x Einsiedler-Gorgo (common)
• 2x Schlammiger Drubb (uncommon)
• 2x Pahntasmagorier (uncommon)
• 2x Rücksichtsloser Wurm (uncommon)
• 1x Magus der Arena (rare)
Andere:
• 1x Trauergesang der Kor (uncommon)
• 1x Verräterischer Drang (uncommon)
• 1x Dunkles Verdorren (common)
• 2x Blitzaxt (common)
• 1x Tyrannisieren (zeitverschoben)
• 1x Hitziges Temperament (zeitverschoben)
• 1x Zersetzung (zeitverschoben)

_So spielt man das Deck_

Zum ersten Mal, seit ich zu diesem Sammelkartenspiel gegriffen habe, ist es mir schwergefallen, eine gute Taktik auszumachen, um die Effizienz der Karten auch vollends zu nutzen. Was im Vergleich zu den übrigen Decks aus „Weltenchaos“ nämlich immer wieder stört, sind die hohen Kosten, die man einsetzen muss, um generell Fortschritte zu erzielen und sich eine gesunde Spielbasis aufzubauen. Zwar kann man mit Spontanzaubern wie der Blitzaxt gleich fünf Schadenspunkte beim Gegner erzielen, doch sind diese Karten erst einmal aus dem Spiel, ist der weitere Weg hart und beschwerlich.

Vor allem das Ausspielen der Kreaturen ist eine schwierige Sache, weil es oft eine halbe Ewigkeit dauert, bis die entsprechenden Länder im Spiel sind und man wertvolle Figuren wie die Phantasmagorier, den Einsiedler-Gorgo oder den schlammigen Drubb einsetzen kann. Ihre Fähigkeiten sind dafür zwar umso belangreicher und helfen einem beispielsweise, Karten zurück aus dem Friedhof zu holen oder im Spiel abzuwerfen bzw. nichtschwarze Figuren sofort zu zerstören, doch es geschieht oft, dass man bereits im Voraus derart in die Defensive gedrängt wird, dass man sein Mana an anderer Stelle ausspielen muss, um der Bedrängnis zu entkommen.

Im Optimalfall wäre es so, dass man vor allem die aggressiven Offensivzauber (wie eben die Blitzaxt) oder die Zersetzung ins Spiel bringt und mittels des rücksichtslosen Wurms sogar mehrfach einsetzt. Gleichzeitig sollte man die Besonderheiten des Wahnsinn-Effekts beherrschen und ihn zielgerichtet ausspielen, um spontan einen Blocker bereit zu haben oder aber im Kampf Unterstützung zu erhalten. Noch besser ist diesbezüglich der Bestatter, der einem ständig hilft, neue Karten aus dem Friedhof zu bekommen, was in der Anleitung treffend als Wiederbelebungsschleife bezeichnet wird. Hat man diese einmal aufgebaut, lässt sich auch mit dem Material arbeiten.

Mirri die Verdammte und der Eindringling il-Vec können dann langsam das großes Finale einläuten, in dem man dann mit dem Riesenwildjäger, Zaubern wie Tyranniseren, Blitzaxt und Zersetzung die Schlacht für sich entscheiden sollte. Aber dies auch genau so umzusetzen, ist in der Realität alles andere als einfach, weil man einerseits Geduld aufbringen muss, andererseits aber auch gehöriges Glück braucht, damit man während des Aufbaus von Ländern bzw. des effizienten Kartenstamms nicht vom Gegner überrannt wird, bevor man selber zum Angriff ansetzt. Für schwache Nerven ist „Verwirrtes Hirn“ – der Titel verrät es ja eigentlich auch schon – daher sicherlich nichts.

_Fazit_

In der Kritik habe ich schon mehrfach anklingen lassen, dass dieses Themendeck dem Profi-Standard der „Weltenchaos“-Reihe vollends gerecht wird. „Verwirrtes Hirn“ lässt sich nur schwer beherrschen und ist in jeder Partie eine dauerhafte Unbekannte, bei der viel davon abhängig ist, in welchem Tempo der Gegner zu seinen besten Karten kommt. Es dauert nämlich schon recht lange, bis man überhaupt einen Grundstein setzen kann, auf dem aufbauend sich schließlich die wichtigsten Effekte ausspielen lassen. Dies hemmt gerade zu Beginn die Motivation ganz besonders, weil man schnell in einen Hinterhalt gerät und es sich somit nicht leisten kann, wertvolles Mana nur in die Offensive zu stecken, wo man doch schon händeringend versucht, sich aus der unfreiwilligen Bedrängnis herauszuwinden. Dies ist dann auch eine deutlich negativ zu bewertende Seite des Decks.

Andererseits ist die Idee, die sich hinter „Verwirrtes Hirn“ verbirgt, schon ziemlich interessant. Man lernt, mit dem Risiko umzugehen und sich bzw. auch die Fähigkeiten seines Decks besser einzuschätzen. Gerade wer eine neue Herausforderung bzw. eine spannende Trainingseinheit sucht und sich im Rahmen der „Weltenchaos“-Sets messen möchte, kann hier (bei gleichwertigem Gegner) herausfinden, wie gut er wirklich ist. Wer es dabei dann auch noch schafft, Decks wie „Endloser Marsch“ in die Schranken zu weisen, darf zum Beispiel für sich beanspruchen, ein sehr guter Spieler zu sein – wobei das nötige Quäntchen Glück natürlich auch erforderlich ist.

Letztendlich bleibt die Meinung zu diesem Deck dennoch zwiegespalten. Wer ein kontrolliertes Spiel sucht, das zum größten Teil auf Strategie und weniger auf Glück basiert – und das sollte eigentlich der Anspruch jedes „Magic: The Gathering“-Spielers sein –, der sollte sich besser für ein anderes Themendeck entscheiden. Wer jedoch seine Möglichkeiten ausreizen und sich in schwierigen Situation beweisen möchte, kann hier beherzt zugreifen, denn „Verwirrtes Hirn“ verlangt selbst dem Profi einiges ab.

http://www.magicthegathering.de/
http://www.universal-cards.com
http://www.wizards.com/

|Siehe ergänzend dazu:|

[Magic: The Gathering 9. Edition – Schnelleinstieg 3335
[Magic: The Gathering – Haupt-Set – Themendeck »Armee der Gerechtigkeit« 3337
[Magic: The Gathering – Haupt-Set – Themendeck »Schon wieder tot« 3370
[Magic: The Gathering – Haupt-Set – Themendeck »Luftige Höhen« 3591
[Magic: The Gathering – Haupt-Set – Themendeck »Welt in Flammen« 3592
[Magic: The Gathering – Zeitspirale – Themendeck »Remasuri-Entwicklung« 3371
[Magic: The Gathering – Zeitspirale – Themendeck »Kreuzritter der Hoffnung« 3372
[Magic: The Gathering – Zeitspirale – Themendeck »Pelzige Pilzwesen« 3667
[Magic: The Gathering – Zeitspirale – Themendeck »Realitätsbruch« 3670

[Magic: The Gathering – Zeitspirale-Zyklus Band 1 3720
[Outlaw 1864 (The Gathering: Kamigawa-Zyklus, Band 1)
[Der Ketzer 2645 (The Gathering: Kamigawa-Zyklus, Band 2)
[Die Hüterin 3207 (The Gathering: Kamigawa-Zyklus, Band 3)
[Die Monde von Mirrodin 2937 (Magic: The Gathering – Mirrodin #1)