Schlagwort-Archive: Bastei Lübbe

Arnaldur Indridason – Schattenwege. Island-Krimi

Die Liebe der GIs: eine Vergewaltigung Islands

„Ein alleinstehender Mann wird ermordet in seiner Wohnung entdeckt. Auf seinem Tisch liegen Zeitungsberichte über einen Mordfall aus den Kriegsjahren: Die junge Rósmunda war damals am Nationaltheater in Reykjavik aufgefunden worden. Die Wohnung des alten Mannes wirkt abgesehen von diesen Artikeln unverdächtig.

Bei einem gemeinsamen Essen mit seiner Ehemaligen Marta erfährt der pensionierte Polizist Konrad von dem Fall. Als sie ihm von den Zeitungsberichten erzählt, wird er hellhörig, denn dieser Fall ist ihm aus seiner Kindheit bekannt…“ (Verlagsinfo)

Konrad bietet der völlig überlasteten Marta an, sich in dem Mordfall umzuhören und stößt auf eine weitere Mordermittlung, die Anfang 1944 ergebnislos verlief. Aber warum wurde der alte Mann, der damals einer der Ermittler war, erst jetzt getötet? Er muss auf eine brisante Information gestoßen sein.

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Jessica Salmonson (Hg.) – Neue Amazonen-Geschichten

Schach dem Tyrannen! Feministische Fantasy

Nach dem weltweiten Erfolg ihrer Anthologie „Amazonen!“, die den World Fantasy Award erhielt, legt die engagierte Fantasy-Autorin und Feministin Jessica Amanda Salmonson mit diesem Band weitere Geschichten um kämpfende Frauen vor.

„Die Erzählungen in diesem Buch wollen sicher in erster Linie unterhalten. Aber die Tatsache, dass Frauen zum ‚Schwert‘ greifen, bedeutet in einer Gesellschaftsform wie der unseren einen Akt der Revolution… In diesem Kontext ist ‚Amazonen‘ keine eskapistische Fantasy, sondern hat einen unleugbaren subversiven Charakter.“ Jessica A. Salmonson (Verlagsinfo)
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Larry Niven – Geschichten aus dem Ringwelt-Universum

Nur für Niven-Komplettisten: Storys aus dem Known Space

„Zum ersten Mal vollständig und in deutscher Sprache werden hier alle Kurzgeschichten Nivens vorgestellt, die sich mit dem Universum beschäftigen, dessen wichtigste Welt die Ringwelt ist.

Vom 20 bis 31. Jahrhundert spannt sich der Bogen der Storys, in denen Larry Niven eine Vision der Eroberung des Weltraums und der Kolonisierung der Galaxis durch den Menschen entwirft.“ (Aus der Verlagsinfo)

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Wolfgang Krege – Elbisches Wörterbuch. Nach J.R.R. Tolkien

Do you speak Elbisch?

Solch ein Werk hat uns noch gefehlt: ein elbisches Wörterbuch! Damit können die Elben nun endlich den Klingonen Konkurrenz machen, von denen es ebenfalls bereits ein Wörterbuch gibt (von Marc Okrand, einem der Star-Trek-Experten). Mal sehen, wer das Rennen macht. Bis es soweit ist, behelfen wir Stuttgarter uns immer noch mit Schwäbisch (bekanntlich können wir ja alles – außer Hochdeutsch).

Wolfgang Krege ist am bekanntesten geworden durch seine neue Übersetzung des „Herrn der Ringe“, die durchaus umstritten ist. Die Rubriken des Buches im Einzelnen:
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Justina Robson – Mappa Mundi. SF-Roman

Anstrengende Rebellion gegen Gedankenkontrolle

Totale Gedankenkontrolle – ein (Alb-)Traum, mindestens so alt wie George Orwells „1984“ aus dem Jahr 1948. Doch die künftige Nanotechnologie in Verbindung mit Gentechnik wird es Regierungen erlauben, Steuerungsbefehle an Menschen zu verbreiten, die als unscheinbare Grippeviren übertragen werden. „Mit einem hatschi! wirst du ein anderer Mensch“, könnte man sagen.

Doch was kann man gegen diese Forschung unternehmen und wie kann der Erfolg erreicht werden? Die englische Wissenschaftlerin Natalie Armstrong macht es vor. Dass in ihrem Kampf auch Opfer nötig sind, ist unausweichlich. Dass die Welt eine völlig andere wird, sowieso …

Die Autorin
Justina Robson veröffentlichte diesen ihren zweiten Roman bereits 2001. Das Buch wurde nach Angaben des Verlags für den „Arthur C. Clarke Award“ als bester Science-Fiction-Roman des Jahres nominiert, erhielt ihn aber nicht. Und das wohl zu Recht.
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Laurell K. Hamilton – Herrscher der Finsternis (Anita Blake 10)

Reihenfolge der Anita-Blake-Romane (Links zu unseren Rezensionen am Schluss):

01 [„Bittersüße Tode
02 [„Blutroter Mond
03 [„Zirkus der Verdammten
04 [„Gierige Schatten
05 [„Bleiche Stille
06 [„Tanz der Toten
07 [„Dunkle Glut
08 [„Ruf des Blutes
09 [„Göttin der Dunkelheit
10 Herrscher der Finsternis
11 „Jägerin des Zwielichts
12 „Nacht der Schatten
13 „Finsteres Verlangen
14 „Schwarze Träume
15 „Blinder Hunger
16 „The Harlequin“
17 „Blood Noir“
18 „Skin Trade“
19 „Flirt“
20 „Bullet“
21 „Hit List“
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Anne McCaffrey / Elizabeth Ann Scarborough – Die Gesänge des Eisplaneten (Eisplanet 01)

Planetenabenteuer für Katzen-Freunde

Bei einem Überfall von Terroristen wurden ihre Lungen verätzt; seither gilt Major Yanaba Maddock als kampfunfähig. Doch in Wahrheit hat man sie auf einen heiklen Geheimauftrag geschickt: Sie soll den fernen Eisplaneten Petaybee erforschen. Dort geschehen seltsame Dinge: Kostbare Metalle, die aus dem Weltall entdeckt wurden, lassen sich nicht mehr orten, und mutierte Wesen sollen im Inland ihr Unwesen treiben. Yanaba versucht hinter das Geheimnis all dieser unerklärlichen Phänomene zu kommen – und sie entdeckt plötzlich, daß sie wie durch ein Wunder zusehends gesundet und daß heilige Gesänge über den Planeten wehen, als würde ein Gott die Menschen von Petaybee rufen. (Verlagsinfo)
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Dave Duncan – Das Tor ins Gestern (Das Große Spiel 1)

Dave Duncan ist den meisten deutschen Fantasy-Lesern durch seine beiden Pandemia-Zyklen bekannt. Waren diese schon ziemlich gelungen, so soll die Trilogie „Das große Spiel“ laut Kritik noch besser sein. Ich kann das bestätigen, denn schon der erste Band liest sich fast von alleine. Weitere Zyklen des Autors sind „Das Siebte Schwert“ und „Des Königs Klingen“.

Handlung

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Laurell K. Hamilton – Göttin der Dunkelheit (Anita Blake 9)

Nur eine halbe Göttin!

Reihenfolge der Anita-Blake-Romane (Rezensions-Links siehe unten):

Anita-Blake-Serie

Deutsche Ausgaben

Laurell K. Hamilton: Bittersüsse Tode. 3. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2003. ISBN 978-3-404-15053-3. (OT: Guilty Pleasures)
Laurell K. Hamilton: Blutroter Mond. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2005. ISBN 978-3-404-15258-2. (OT: Laughing Corpse)
Laurell K. Hamilton: Zirkus der Verdammten. 2. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2005. ISBN 978-3-404-15371-8. (OT: Circus of the Damned)

Laurell K. Hamilton: Gierige Schatten. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2006. ISBN 978-3-404-15466-1. (OT: The Lunatic Cafe)
Laurell K. Hamilton: Bleiche Stille. 2. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2006. ISBN 978-3-404-15548-4. (OT: Bloody Bones)
Laurell K. Hamilton: Tanz der Toten. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2007. ISBN 978-3-404-15626-9. (OT: The Killing Dance)
Laurell K. Hamilton: Dunkle Glut. 2. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2007. ISBN 978-3-404-15756-3. (OT: Burnt Offerings)
Laurell K. Hamilton: Ruf des Blutes. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2009. ISBN 978-3-404-15972-7. (OT: Blue Moon)
Laurell K. Hamilton: Göttin der Dunkelheit. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2010. ISBN 978-3-404-16410-3. (OT: Obsidian Butterfly 1. Teil)

Laurell K. Hamilton: Herrscher der Finsternis. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2010. ISBN 978-3-404-16442-4. (OT: Obsidian Butterfly 2. Teil)
Laurell K. Hamilton: Jägerin des Zwielichts. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2010. ISBN 3-404-16054-1. (OT: Narcissus in Chains 1. Teil)

Laurell K. Hamilton: Nacht der Schatten. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2011. ISBN 3-404-16588-8. (OT: Narcissus in Chains 2. Teil)
Laurell K. Hamilton: Finsteres Verlangen. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2012. ISBN 978-3-404-16677-0. (OT: Cerulean Sins)
Laurell K. Hamilton: Schwarze Träume. 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2013. ISBN 978-3-404-16740-1. (OT: Incubus Dreams 1.Teil)
Laurell K. Hamilton: Blinder Hunger 1. Auflage. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2013. ISBN 978-3-404-16806-4. (OT: Incubus Dreams 2.Teil)
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Norman Spinrad – Flammenritt

Hoffnung für den Exodus zu den Sternen

„Zweitausend Schiffe rasen durch die Leere des Raums…

An Bord die letzten Überlebenden der Erde – auf der Suche nach einer neuen Heimat für die Menschheit…

Besatzung und Passagiere scheinen gefangen in einem zur Wirklichkeit gewordenen Traum…

Und die endlosen Tiefen des Alls bergen ein letztes, düsteres Geheimnis…

Für diesen außergewöhnlichen Roman erhielt Norman Spinrad, eines der herausragenden Talente der Science Fiction, 1975 den Jupiter Award.“ (Verlagsinfo)

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Laurell K. Hamilton – Ruf des Blutes (Anita Blake 8)

Anita Blake, ihres Zeichens Animator und Vampire Executioner, gerät immer tiefer in die Fänge der Unterwelt in St. Louis. Ihr Leben war einmal so wunderbar einfach: Vampire, Werwölfe und andere Nasties waren Monster. Monster galt es zu vernichten. Dazu benutzte man schwere Waffen, am liebsten Anitas Liebling, ihre Browning High Power. Doch in letzter Zeit sind Anitas Prioritäten durcheinander gekommen.

Immer öfter ist sie dabei, die Monster vor anderen Monstern zu retten, anstatt sie zu vernichten. Keinen geringen Anteil an diesem Lebenswandel haben die beiden Männer in ihrem Leben: Jean-Claude, der mächtigste Vampir der Stadt, und Richard, der Pack Leader des örtlichen Werwolfrudels. Im Moment teilt die gefürchtete Anita Jean-Claudes Bett (Sarg), doch kann sie Richard auch nicht wirklich vergessen. Nicht zuletzt, weil sie an beide Männer durch eine Art Blutpakt gebunden ist, der die drei zu einem mächtigen Triumvirat in Monster Town macht.
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Laurell K. Hamilton – Dunkle Glut (Anita Blake 7)

Anita Blake ist tough, aber selbst sie ist mit ihrer momentanen Situation ein wenig überfordert. Als Animator und Vampirhenker von St. Louis ist sie schon von Berufs wegen mit Monstern und Magie vertraut. Schließlich hat sie übernatürliche Biologie studiert! Doch in letzter Zeit fällt es ihr immer schwerer, die Monster aus ihrem Privatleben heraus zu halten. Jean-Claude, der mächtigste Vampir der Stadt, hat einen Narren an Anita gefressen, die er Ma-Petite nennt und mit weißen Rosen überhäuft. Doch da ist auch noch Richard, eigentlich Anitas erste Wahl, wenn es um Männer geht. Allerdings stellt sich Richard als Werwolf heraus und im letzten Band, [„Tanz der Toten“, 3679 musste Anita feststellen, dass ihr Magen revoliert, wenn Richard zum Wolf mutiert. Also ist ihre Beziehung auf Eis gelegt und Anita fällt in die wartenden Arme Jean-Claudes. Doch Anita, Richard und Jean-Claude verbindet auch das Triumvirat, durch das sie ihre Kräfte und Energien vereinigen können, das sie aber auch unauflösbar miteinander verbindet. Kompliziert …
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Laurell K. Hamilton – Tanz der Toten (Anita Blake 6)

Anita Blake ist ein Animator – jemand, der Tote als Zombies wieder zum Leben erweckt. In St. Louis, wo Autorin Laurell K. Hamilton (siehe unten) ihre Romane spielen lässt, lässt sich damit gutes Geld verdienen, denn Anita ist zudem noch einer der mächtigsten Totenbeschwörer überhaupt.

Im letzten Band der Serie, „Bleiche Stille„, schaffte sie es sogar, einen ganzen Friedhof wiederzuerwecken. Anita ist außerdem noch der offizielle Vampirhenker des Staates. Wenn Vampire gegen das Gesetz verstoßen, ist es ihre Aufgabe, sie zur Strecke zu bringen. Und diese Arbeit hat sie auch bis vor nicht allzu langer Zeit mit Überzeugung gemacht. Entgegen der landläufigen Meinung und dem amerikanischen Gesetz hält sie Vampire nämlich nicht für ganz normale Bürger, sondern für Monster. Man geht ihnen entweder aus dem Weg oder man tötet sie. Zimperlich ist Anita in der Hinsicht nicht gerade …
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Alexander, Lloyd – Taran – Der Spiegel von Llunet

Dies ist der vierte Roman eines fünfbändigen Fantasy-Zyklus, der es vielleicht nicht mit Tolkiens „Herr der Ringe“ aufnehmen kann, der aber ebenso stark auf Mythen und Fantasythemen zurückgreift. Und die Hauptfigur Taran, die im Laufe des Zyklus eindrucksvoll heranreift, lieferte wie Tolkiens „Herr der Ringe“ die Vorlage zu einem Zeichentrickfilm.

|Der Autor|

Lloyd Alexander, geboren 1924, ist der Autor der „Chroniken von Prydain“ (= Britannien). Ähnlich wie bei Tolkien, der mit „The Hobbit“ (1937) zunächst eine Fantasy für Kinder schrieb, beginnt auch Alexander mit einer leichtfüßigen Kinder-Fantasy, um dann jedoch schnell auf tiefere, dunklere Themen zu sprechen zu kommen. Der erste und Teile des zweiten Bandes fanden Eingang in einen gleichnamigen Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1985: „Taran und der Zauberkessel“.

Der |Taran|-Zyklus

1. „Taran und das Zauberschwein“ bzw. „Das Buch der Drei“ (engl. The Book of Three) (1964)
2. „Taran und der Zauberkessel“ bzw. „Der schwarze Kessel“ (engl. The Black Cauldron) (1965)
3. „Taran und die Zauberkatze“ bzw. „Die Prinzessin von Llyr“ (engl. The Castle of Llyr) (1966)
4. „Taran und der Zauberspiegel“ bzw. „Der Spiegel von Llunet“ (engl. Taran Wanderer) (1967)
5. „Taran und das Zauberschwert“ bzw. „Der Fürst des Todes“ (engl. The High King) (1968) – Gewinner der Newbery Medal, 1969
6. „Der Findling und andere Geschichten aus Prydain“ (engl. The Foundling) (1973) – Sammlung von Kurzgeschichten, die in Tarans Welt Prydain spielen

_Handlung_

Endlich will sich Taran auf die Socken machen, um herauszufinden, wer seine Eltern sind. Auf dieser Wanderung begleitet ihn lediglich der Tiermensch Gurgi, der sein treuster Begleiter geworden ist. Zunächst zieht Taran zu Gurgis Entsetzen zu den drei weisen Frauen, die in den Marschen von Morva leben. Orddu rät ihm, sich selbst im „Spiegel von Llunet“ zu erkennen, der im östlichen Gebirge zu finden sei.

Sodann lernen sie den Bauern Aeddan kennen und erfahren, dass es allen Bauern und dem Land allgemein schlecht geht, denn der Todesfürst Arawn hat alle Geheimnisse darüber, wie man das Land am besten bebaut, geraubt, so dass die heutigen Bauern nur noch die einfachsten Methoden anzuwenden wissen. Entsprechend gering ist ihr Ertrag; er bewahrt sie gerade mal so vor dem Verhungern.

Auch das Land selbst ist alles andere als sicher. Bewaffnete Ritter glauben nicht, dass ein Sauhirte ein so edles Pferd wie Melynlas besitzen kann und schnappen es ihm unterm Hintern weg. Auf der Burg der Ritter treffen sie ihren Herrn, Fürst Goryon den Kühnen, der so ehrpusselig ist, dass es Taran ein Leichtes ist, ihm den störrischen Melynlas wieder abzuschwatzen. Wenig später gelangen sie zur Burg von Goryons Feind, Fürst Gast dem Großmütigen. Er ist aber nur großmütig und freigebig gegen sich selbst, und alle anderen müssen an seiner Tafel hungern. Hier trifft Taran auch Fflewdur Fflam wieder, den Barden mit der wahrheitsliebenden Harfe und der Riesenmiezekatze Llyan.

Zusammen gelangen sie an König Smoits Burg, den wir schon aus Band 2, „Der schwarze Kessel“, kennen: ein Bär von einem Mann, aber nicht gerade einer der hellsten Köpfe. Als die Kunde vom Krieg zwischen Goryon und Gast eintrifft, weiß Taran als Einziger den Konflikt zu aller Zufriedenheit zu schlichten. Dass er Smoit das Leben rettet, trägt nicht wenig zur Autorität des Sauhirten bei.

Als nächstes verliert Taran sein gutes Schwert an einen Banditen namens Dorath. Doch das ist gar nichts gegen das, was eine Kreatur namens Morda anrichtet. Dieser Möchtegern-Weltbeherrscher hat den Zwergen ein magisches Kleinod aus dem Haus der Zauberer von Llyr gestohlen und den Gefährten Doli in einen Frosch verwandelt. Beim Versuch, dem durchgeknallten Morda das Handwerk zu legen, werden Fflewdur und Gurgi verwandelt, doch an Taran scheitert der Irre. Warum nur? Das sei hier nicht verraten.

In einer Bergschlucht stoßen Taran und Gurgi auf einen verkrüppelten Schafhirten namens Craddoc, der behauptet, Tarans Vater zu sein. Das kann Taran nicht widerlegen, und so hilft er dem Alten, seine verfallene Hütte, seine Herde und seine Weiden wieder auf Vordermann zu bringen. Auch Craddoc stöhnt über die Verluste, die Fürst Arawn verursacht hat. Doch als Craddoc schwer stürzt, ertappt sich Taran bei dem Wunsch, der Alte, der ihn hier ein halbes Jahr festgehalten hat, möge sterben, damit er wieder frei sein und weiter wandern könne. Ein magisches Geschenk Eilonwys, ein Horn der Zwerge, ruft Hilfe herbei …

Als wichtigste Station erweist sich jedoch das Land der „Freien Commots“. Diese Menschen regieren sich selbst und helfen einander. Taran lernt, Glück zu erkennen, ein neues Schwert zu schmieden, einen neuen Mantel zu weben und eine Schale zu töpfern. Es sind Wege, die Welt zu erkennen, aber auch sich selbst. Doch dann scheint alles aus, als sich ihm der Bandit Dorath abermals in den Weg stellt. Nun wird Taran erkennen, aus welchem Holz er geschnitzt ist – oder ob sein Schwert brechen wird.

_Mein Eindruck_

Das Buch hat eine ganz andere Struktur als die vorhergehende Trilogie: Es besteht aus Episoden. Die Kämpfe sind in der Mehrzahl nicht heroischer Natur, sondern dienen dazu, Taran mehr über sein Inneres mitzuteilen. Der Hilfsschweinehirt erfährt nun, wo sein Platz in der Gesellschaft ist und wozu er alles fähig oder nicht fähig ist. Der Zweck der Wanderung ist also ein zweifacher: Selbsterfahrung und Erfahrung der Welt.

Und um diese Welt ist es nicht gut bestellt. Es ist eine Welt unter dem Schatten des Todesfürsten Arawn, der ihr Wissen und Kraft aussaugt und diese Beute für sich selbst hortet. Arawn ist der negative Pol der Schöpfung, und es sieht so aus, als stünde seinem Ent-Wirken keine positive Kraft entgegen. Die menschlichen Herrscher sind untereinander zerstritten oder pervertieren Werte. Taran weiß es noch nicht, doch das HEILEN der Welt ist seine Aufgabe. Diese wird er im nächsten, dem letzten Band der Chroniken von Prydain erfüllen. Und wie immer ist der Preis für den Erfolg sehr hoch. Darin gleicht Taran Frodo Beutlin bei Tolkien sowie Alvin Maker bei Orson Scott Card.

_Unterm Strich_

Die Geschichte ist in diesem Band wider Erwarten nicht weniger spannend als in den Vorgängerbänden. Der Schwerpunkt scheint nun allerdings auf die innere Entwicklung der Hauptfigur verlagert zu sein. Das aber geht nicht ohne dramatische Szenen vor sich, die die Lektüre wirklich lohnenswert machen. Wie in Band 3 gibt es auch hier wieder Auflockerung in Form von heiteren Szenen.

_Die Übersetzung_

… stammt nun vom dritten Übersetzer, der sich an dem Zyklus versucht. Machte zu Anfang Otfried Preußler einen ausgezeichneten Job, so schrieb Roland Vocke den 3. Band zu einem zeitgenössischen Kindermärchen um, was an sich schon recht fragwürdig war. Aus einem literarischen Meisterwerk wurde eine 08/15-Story.

Obendrein wurde in Band 3 die neue deutsche Rechtschreibung umgesetzt, so dass von da ab der erweiterte Infinitiv mit „zu“ nicht mehr durch Komma abgetrennt wird {was von der neuen Rechtschreibung so durchaus nicht vorgesehen war; Anm. d. Lekt.}. Das erweist sich an etlichen Stellen nun als Stolperstein beim Lesen. Der Leser muss sich erst klarmachen, wo denn der Hauptsatz aufhört und der Nebensatz anfängt. Inzwischen wurde diese Regelung wieder aufgegeben, aber im vorliegenden Band 4 setzt sich diese Malaise anderweitig fort. Übersetzer ist nun Ulrike Killer, die etliche Jahre bei |Klett-Cotta| die Hobbitpresse als Lektorin betreute (bis 2003). Sie führt sich schlecht ein, indem sie auf Seite 31 das Wort „mannighaft“ statt des vertrauten und richtigen „mannigfach“ verwendet. Der DUDEN kennt das Wort „mannighaft“ nicht. Handelt es sich um eine Verwechslung mit „mannhaft“? Das kann auch nicht sein, denn die Sprecherin Orddu redet von sich selbst – und sie ist keineswegs ein Mann. „Mannighaft“ ist also ebenso falsch wie „mannhaft“.

Im weiteren Text treten noch etliche Druckfehler wie etwa vergessene Punkte und Ausrufezeichen auf. Gegenüber den ersten beiden Bänden ist unterm Strich ein starker Abfall der Qualität der Textform und der Übersetzung an sich festzustellen. Hoffentlich setzt sich dieser negative Trend nicht bis in Band 5 fort.

David & Leigh Eddings – Belgarath der Zauberer (Das Auge Aldurs, Bd. 1)

Der wilde Zauberer und Weltenlenker

Jahrhundertelang tobte der Krieg, nun ist er endlich beendet, und das Leben nimmt wieder seinen gewohnten Lauf. Es gibt nur noch einen Menschen, der von den fast vergessenen Zeiten zu erzählen weiß, als die Götter noch über die Erde wandelten. Einen Menschen, der noch weiß, wie der Dunkle Gott Torak das Auge Aldurs stahl und die Welt spaltete, wie die Menschen in einen erbarmungslosen Konflikt gezogen wurden, den Krieg der Götter. Einen einsamen, letzten Zeugen, genannt der Alte Wolf: Belgarath der Zauberer. Und er war von Beginn an Teil dieser Geschichte… (Verlagsinfo) Belgarath ist der erste Schüler des Gottes Aldur. Er lebt schon so lange, dass die meisten ihn nur für eine Gestalt aus den Legenden halten. Die Prophezeiung nennt ihn den Ewigen.

Millionen Leser haben David Eddings zwei Superseller-Sagas „Die Belgariad“ und „Das Malloreon“ verschlungen, Millionen werden auch die zwei Vorgeschichten dazu verschlingen: „Belgarath der Zauberer“ und „Polgara die Zauberin“ über Belgaraths Tochter Polgara. In einer schönen bibliophil anmutenden Aufmachung hat Bastei Lübbe Belgaraths Geschichte (das heißt seine Version davon) in der neu geschaffenen „Bibliothek der phantastischen Literatur“ veröffentlicht.
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Laurell K. Hamilton – Bleiche Stille (Anita Blake 5)

Anita Blake verbeißt sich in ihre Arbeit, denn es wird ein harter Tag werden. Allerdings steht sie vor zwei Aufträgen, die selbst sie an ihren Fähigkeiten zweifeln lassen: Sie soll einen ganzen Friedhof mit zweihundert Jahre alten Gräbern erwecken und zugleich herausfinden, wer drei Teenager bestialisch ermordet hat, mit einer Mordmethode, die selbst ihr völlig unbekannt ist … und das will etwas heißen! (Verlagsinfo)

Laurell K. Hamilton (s.u.), ihres Zeichens amerikanische Fantasy-Autorin, ist eine vielbeschäftigte Frau. Ihre beiden Romanserien um die Vampirjägerin Anita Blake und die Sidhe-Prinzessin Merry Gentry scharen eine immer größere Fangemeinde um sich, und folglich muss ständig Nachschub an Lesefutter geschaffen werden. Die „Anita Blake, Vampire Hunter“-Serie umfasst mittlerweile mehr als ein Dutzend Bände (s.u.) und „Bleiche Stille“ ist bereits die fünfte deutsche Episode um die Vampirjägerin.
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Indridason, Arnaldur – Abgründe

_|Kommissar Erlendur Sveinsson|:_

Band 1: |Synir Duftsins|, 1997 (deutsch: [„Menschensöhne“ 1217 2005)
Band 2: |Dauðarósir|, 1998 (deutsch: [„Todesrosen“ 5107 2008)
Band 3: |Mýrin|, 2000 (deutsch: [„Nordermoor“ 402 2003)
Band 4: |Grafarþögn|, 2001 (deutsch: [„Todeshauch“ 2463 2004)
Band 5: |Röddin|, 2002 (deutsch: [„Engelsstimme“ 2505 2004)
Band 6: |Kleifarvatn|, 2004 (deutsch: [„Kältezone“ 4128 2006)
Band 7: |Vetrarborgin|, 2005 (deutsch: [„Frostnacht“ 3989 2007)
Band 8: „Kälteschlaf“
Band 9: „Frevelopfer“
Band 10: _“Abgründe“_
Band 11: „Furðustrandir“ (noch ohne dt. Titel)

Island war auf der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt als Ehrengast geladen. Neben den vielen nordischen Autoren, die uns regelmäßig mit ihren Thrillern begeistern, stellt sich nun auch der isländische Top-Autor Arnaldur Indriðason mit seinem neuesten Werk „Abgründe“, erschienen im Lübbe-Verlag, vor.

Auch wenn man schon viele Thriller seiner Autorenkollegen kennt und gelesen hat, um es dann gleich mal vorwegzunehmen: „Abgründe“ ist wirklich nur ein Krimi für absolut eingefleischte Fans des Autors. Doch diesmal spielt nicht der bekannte und beliebte Kommissar Erlendur den ermittelnden Charakter, sondern Kommissar Sigurdir Oli betritt den Tatort.

_Inhalt_

Als sein bester Freund und ehemaliger Schulkamerad Patrekur, Sigurdir Oli um einen Gefallen bittet, ahnt dieser nicht, dass er wenig später bis über beide Ohren selbst in den Fall involviert sein wird.

Patrekurs Freund Hermann und seine Frau werden erpresst. Offensichtlich wurde das Ehepaar in einem Swingerklub fotografiert und kompromittiert. Da das Ehepaar Personen des öffentlichen Lebens sind, kann dieser Skandal ihnen Ämter und Zukunft mit einem Schlag rauben. Sigurdir Oli nimmt sich diesem Erpressungsfall an und sucht wenig später das hochverschuldete Paar auf, das in Besitz dieser brisanten Fotos ist. Als Sigurdir Oli Lina und Ebeneser in ihrer Wohnung aufsucht und zur Rede stellen will, findet dieser Lina schwer verletzt am Boden liegen. Fast zu spät bemerkt der Kommissar, dass der Täter noch in der Wohnung ist. Nach einem kurzen Kampf kann der mutmaßliche Täter jedoch entkommen und Lina wird schnellstens ins Krankenhaus gebracht, wo sie wenige Tage später an den Folgen ihrer Kopfverletzung stirbt.

Da Sigurdir Oli auf eigene Faust gehandelt und seine Kollegen und Vorgesetzten nicht über den Erpressungsfall informiert hat, kommt es zu Spannungen mit einem Kollegen Finnur, der ihn sowieso kritisch sieht. Dennoch verfolgt Sigurdir Oli den Fall weiter und findet heraus, dass vor einem Jahr bei einem Ausflug ein bekannter Banker in den Tod stürzte. Veranstalter dieser Tour waren Lina und Ebeneser. Letzterer streitet die Vorwürfe ab und verweigert auch eine Zusammenarbeit mit der Polizei. Infolge seiner Ermittlungen landet Sigurdir Oli schließlich in der Welt von dubiosen Finanzgeschäften in denen isländische Banken verwickelt sind …

_Kritik_

„Abgründe“ von Arnaldur Indriðason ist ein sehr durchschnittlicher Krimi und gehört mit Sicherheit nicht zu stärksten des isländischen Autors. Als ein großartiger Erzähler von spannenden und tiefgründigen Szenarien, übertreibt er es in diesem Roman. Da sich Kommissar Erlendur im Urlaub an den Ostjorden befindet, wollte der Autor seinen Kollegen Oli etwas ins rechte Licht rücken und ihm diesmal die Lösung des Falles anvertrauen. Doch die ausführliche Interpretation seines schwierigen Privatlebens sollte nicht als Nebengeschichte den Großteil der Geschichte abdecken.

Und nicht nur das: Der Autor wiederholt gerne einmal mehr, dass Oli ein Faible für die USA hat, mitsamt seinen Sportarten und Actionfilmen. Der Leser erhält ebenso einen intensiven Blick in das zerstörte Eheleben des Kommissars und seiner Beziehungen zu seinen Eltern, die alles andere als einfach erscheint.

So viele Probleme und Baustellen des Kommissars wirken ermüdend, möchte der Leser doch den Hauptplot verfolgen und nicht über Umwege und Kreuzungen immer wieder abgelenkt werden. Allein durch diese Charakterzeichnung baut sich so recht keine Sympathie oder gar Verständnis für den komplizierten Kommissar auf.

Ein weiterhin überflüssiger Part ist die Nebengeschichte, in der sich ein Obdachloser an seinem Stiefvater rächen möchte, der ihn als Kind misshandelt hat. Hier fragt man sich dann schnell, warum diese Erzählstränge überhaupt eingebaut wurden, da diese mit der Haupthandlung so gar nicht kombinierbar sind!

Widmen wir uns der eigentlichen Geschichte, so bleibt nicht viel Positives übrig. Es dreht und wendet sich alles um das Motiv und hier kommt dann die herrschende Finanzkrise auf die Bühne. Auch wenn das Thema schon seit Längerem immer wieder interessant und aktuell von Nachrichten in Szene gesetzt wird und man quasi mit der Nase auf die Probleme gestoßen wird, so wirkt dies völlig überflüssig.

_Fazit_

Arnaldur Indriðason hat mit Sicherheit ein großes schriftstellerisches Talent und weiß dieses einzusetzen, doch bei diesem vorliegenden Roman „Abgründe“ wirkt vieles deplatziert und überflüssig.

Vermissen wird der Leser mit großer Wahrscheinlichkeit einen logischen roten Faden und Nebengeschichten, die den Charakteren auf den Leib geschrieben sind, um den Hauptplot ausbauen zu können. Stattdessen empfindet man wenig bis gar keine Emotionen beim Lesen dieses Titels. Spannung, die einen mitfiebern lässt oder Dialoge, die tiefgründig und abwechslungsreich erzählt werden, vermisst man ebenso schnell wie sympathische oder lebensechte Charaktere.

„Abgründe“ von Arnaldu Indriðason ist ein Krimi für die überzeugten Fans des Autors. Wer das erste Mal zu diesem Autor greift, wird voraussichtlich tief enttäuscht sein.

_Autor_

Arnaldur Indriðason, Jahrgang 1961, war Journalist und Filmkritiker bei Islands größter Tageszeitung. Heute lebt er als freier Autor bei Reykjavik und veröffentlicht mit großem Erfolg seine Romane. Sein Kriminalroman „Nordermoor“ hat den „Nordic Crime Novel’s Award 2002“ erhalten, wurde also zum besten nordeuropäischen Kriminalroman gewählt, und das bei Konkurrenz durch Hakan Nesser und Henning Mankell!

|Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
ISBN-13: 978-3785724194|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Arnaldur Indriðason bei |Buchwurm.info|:_
|Napóleonsskjölin|, 1999 (deutsch: [„Gletschergrab“ 3068 2005)
|Bettý|, 2003 (deutsch: [„Tödliche Intrige“ 1468 2005)
[„Tödliche Intrige“ (Hörspiel)]http://buchwurm.info/REDAKTION/review/book.php?id__book=7155

Laurell K. Hamilton – Gierige Schatten (Anita Blake 4)

„Gierige Schatten“ ist bereits der vierte Roman aus Laurell K. Hamiltons „Anita Blake, Vampire Hunter“ Serie. Für alle, die die bisherigen Romane nicht gelesen haben, hier eine kleine Einführung in die Welt Anita Blakes:

Anita Blake, 24, klein, schlank und drahtig, lebt in St. Louis und verdient ihre Brötchen damit, dass sie bei Animators Inc. Tote wieder zum Leben erweckt. Im Nebenjob hilft sie der Polizei bei übernatürlichen Fällen als Sachverständige (schließlich hat sie mal übernatürliche Biologie studiert). Doch damit nicht genug; in der Vampirgemeinde von St. Louis ist sie außerdem als der Scharfrichter bekannt, da sie auch ganz gern mal den ein oder anderen Untoten (endgültig) um die Ecke bringt.

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Laurell K. Hamilton – Zirkus der Verdammten (Anita Blake 3)

Anita Blake im Zirkus der Verdammten

Den Namen Anita Blake sollte man sich unbedingt merken. Die Heldin von Laurell K. Hamiltons Romanserie ist zwar jung und zart gebaut, passt aber ansonsten in kein gängiges Heldenschema. Ihrer Tätigkeit als Animator und Vampirjägerin geht sie nicht in kurzen Röcken und perfekten Frisuren nacht (wie wir das von einer ihrer Kolleginnen kennen, die hier unerwähnt bleiben soll), sondern kleidet sich am liebsten in Hosen und weite T-Shirts – weil man Waffen dort am besten verstecken kann. Anita arbeitet bei der Firma Animators Inc. und erweckt dort Tote wieder zum Leben, denn durch ihre besonderen Fähigkeiten als Totenbeschwörer hat sie Kontrolle über die kürzlich Verstorbenen.

Nebenbei fungiert sie beim Spukkommando – einer Polizeieinheit, die sich mit übernatürlichen Vorfällen befasst – als Beraterin. Bei seltsamen Morden wird sie hinzugezogen, um die verdächtigen Monster einzugrenzen. In „Zirkus der Verdammten“ hat es das Spukkommando mit einem Pack Vampire zu tun, das scheinbar im Rudel Menschen tötet. Nun sind Vampire zwar per Gesetz ganz normale Bürger der USA, doch töten dürfen sie natürlich trotzdem nicht.

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Alexander, Lloyd – Setzerjunge, Der (Westmark-Trilogie 1)

Die Westmark-Trilogie ist nach den „Prydain-Chroniken“ um Taran ein weiterer interessanter Zyklus von Lloyd Alexander. Die Neuausgabe erscheint bei |Bastei Lübbe| in einer schönen Aufmachung im Taschenbuchformat. Der Schauplatz ist diesmal nicht ein Fantasy-Wales aus grauer Vorzeit, sondern eher das 17. oder 18. Jahrhundert irgendwo in Europa.

|Der Autor|

Lloyd Alexander, geboren 1924, ist der Autor der „Chroniken von Prydain“, des Taran-Zyklus. Ähnlich wie bei Tolkien, der mit „The Hobbit“ (1937) zunächst eine Fantasy für Kinder schrieb, beginnt auch Alexander mit einer leichtfüßigen Kinder-Fantasy, um dann jedoch schnell auf tiefere, dunklere Themen sprechen zu kommen.

Die Westmark-Trilogie, die der Bastei-Lübbe-Verlag mit „Der Setzerjunge“ beginnt, ist ebenso abenteuerlich, hat aber weitaus mehr politische Untertöne: Sie spielt in einem Phantasieland, das auf dem technischen Stand des 17. bis 18. Jahrhunderts ist und über ein Feudalsystem beherrscht wird. Der erste Band wurde laut Verlag mit dem |American Book Award| ausgezeichnet.

Die Westmark-Trilogie:
1. Der Setzerjunge (09/2004)
2. Der Turmfalke (01/2005)
3. Die Bettlerkönigin (02/2005)

_Handlung_

Theo ist als Waisenjunge aufgewachsen. Eines Tages hat sich der Drucker Anton seiner erbarmt und ihn als Gehilfen und Diener aufgenommen, unbezahlt natürlich. So erlernt Theo das Handwerk des Druckens und Setzens, nebenbei natürlich auch das Lesen und Schreiben, was keineswegs selbstverständlich ist. Denn es gibt Leute, die haben etwas gegen gebildete Menschen. Menschen, die lesen, haben so häufig eine andere Meinung als von den Herrschenden gewünscht.

Der wichtigste unter diesen Herrschenden ist Cabbarus, der frischernannte Premierminister von Westmark. König Augustin ist über das Verschwinden seiner Tochter Augusta betrübt und neigt zur Melancholie, so dass er sich kaum noch um Staatsgeschäfte kümmert, und das nutzt der skrupellose Cabbarus rücksichtslos aus – ja, er will sogar als Adoptivsohn anerkannt werden, um den König später zu beerben. (Für dessen willkommenes Ableben würde er schon sorgen …)

Früher konnte Setzermeister Anton gut von den Schriften der Gelehrten der Uni Freyborg leben, doch seitdem der absolutistische Premierminister Cabbarus an der Macht ist, müssen alle Druckerzeugnisse genehmigt werden. Und dieses Glück widerfährt nur den wenigsten Schriften, eigentlich nur den harmlosesten und dümmsten. Die Zeiten sind wahrlich mager geworden.

Daher übernimmt Theo, als Anton einmal außer Haus ist, mit größtem Vergnügen einen neuen, supereiligen Druckauftrag, den ihm ein Zwerg im Auftrag eines gewissen Dr. Absalom erteilt: eine Flugschrift, die die heilenden Dienste des Dokotors anpreist. Die ganze Nacht hindurch rackert Theo mit Lettern und Setzmaschine, bis er endlich ein paar Prüfbögen produzieren kann. Der inzwischen zurückgekehrte und ebenso erfreute Anton hilft ihm dabei.

Doch da taucht kurz vor Abholung der Flugschrift die Feldmiliz unter dem Kommando eines Offiziers in der Druckerei auf. Als Theo und Anton Widerstand gegen die Beschlagnahmung ihres Werkstattinventars leisten, kommt es zum Kampf, in dessen Verlauf Theo den Offizier schwer verletzt. Theo und Anton müssen fliehen. Da taucht der Zwerg auf, der über das Ergebnis des Zwischenfalls nicht erbaut ist und wieder verschwindet. Auf der Flucht opfert Anton sein Leben für Theo, der aus der Stadt flieht.

Als sich Theo vor den Toren der Stadt dem Zwerg und dessen Herrn, Doktor Absalom, anschließt, ahnt er noch nicht, dass er sich mit Leuten eingelassen hat, die es weder mit der Wahrheit noch mit der Wirklichkeit besonders genau nehmen. Tatsächlich können sie in Verkleidung sogar eine Milizpatrouille täuschen, die nach einem entflohenen Setzerlehrling sucht. Aber auch Theo ist bestens verkleidet.

Auf einer der Jahrmarktsveranstaltungen der beiden Schwindler schließt sich ihnen ein ungepflegt erscheinendes Mädchen an, das sich „Bohnenstange“ nennt. Sie ist Bauchrednerin und soll daher als Orakel auftreten. Theo bringt ihr das Lesen und Schreiben bei, wofür sie sich revanchiert, indem sie ihn die Zeichensprache der Taubstummen lehrt. Diese hat sie als Gehilfin eines Diebes erlernt. Fortan können sie sich stumm unterhalten. Es dauert nicht lange, und die beiden empfinden mehr als Kameradschaft füreinander.

Leider ist Theo der Ansicht, dass er Bohnenstange nicht der Gefahr aussetzen kann, mit einem gesuchten Verbrecher zusammenzusein. Und außerdem fordern der Zwerg und Dr. Absalom mit ihren Betrügereien wirklich das Schicksal heraus. Bevor das ein böses Ende nimmt, setzt er sich mitten in der Nacht ab.

In der Universitätsstadt Freyborg schließt sich er sich jungen Männern an, die gar aufrührerische Reden wider den König führen. Ihr Wortführer ist ein gebildeter Ex-Adliger, der sich Florian nennt. Florian ist noch radikaler als die anderen: Er will sogar die Monarchie abschaffen. Dennoch verehrt ihn Theo ebenso wie alle anderen: Für ihn übersetzt und schreibt Theo gerne, so zum Beispiel Bittbriefe an den Premierminister Cabbarus und seine Gefängnisverwaltung, die viele brave Bürger Freyborgs gefangenhält.

Theo ahnt nicht, dass er vom Regen in die Traufe geraten ist: Bei diesem Freyborg-Zirkel um den verehrten Florian handelt es sich um Revoluzzer. Und ihr Ziel ist ausgerechnet die Hauptstadt, in der man Theo steckbrieflich sucht.

_Mein Eindruck_

Ich habe diesen unterhaltsamen Roman auf meinem letzten kurzen Madrid-Trip gelesen. Er hat mir vor allem während der langweiligen Wartezeiten auf der Rollbahn prächtig die Zeit vertrieben. Damit meine ich nicht etwa, dass dieses Buch voller schmutziger Witze steckt. Das halte ich in einem Jugendbuch für eher unwahrscheinlich (aber wer weiß, wie weit es mit der Jugend von heute noch kommt?). Vielmehr wollte ich die Figuren näher kennen lernen und wissen, wie es ihnen ergeht.

|Kein Taugenichts|

Theo ist nämlich, obwohl eine Vollwaise, ein aufgeweckter Bursche, der trotz seiner Jugend schon über ein ausgebildetes moralisches Gewissen verfügt. Diese Ansichten, die immer wieder auf die Probe gestellt werden, hat er sich einerseits aus den gelehrten Büchern in Meisters Antons Bibliothek angelesen, andererseits auch immer wieder mit seinem Lehrmeister und Mentor diskutiert.

Dazu gehören Grundsätze, die für uns seit der Aufklärung im 18. Jahrhundert selbstverständlich geworden sind. Doch zu Theos Zeiten ist das herrschende Gesellschafts- und Regierungsystem der absolutistische Feudalismus: Alles muss nach der Pfeife des Königs tanzen – oder zumindest nach der seines Premierministers. Die Königin hat leider nichts zu melden, und der Leibarzt des Königs, ein rechtschaffener Freidenker, wird vom Hofe verbannt, woraufhin er von Cabbarus sogar noch einen Attentäter hinterhergeschickt bekommt.

Dies alles erinnert doch stark an die französischen Verhältnisse unter Kardinal Richelieu – in populärer Form nachzulesen in Alexandre Dumas‘ Mantel-und-Degen-Abenteuer „Die drei Musketiere“. Natürlich versucht der Autor in seinem Jugendroman keine Gesellschaftsanalyse, geschweige die Schilderung einer Revolution. Vielmehr dürften sich die jungen amerikanischen Leser, an die sich dieses Buch zunächst richtete, an die Zeiten vor dem Unabhängigkeitskrieg erinnert fühlen, also an die Kolonien vor 1776. Die Leser dürften wie ihre Vorväter die Abschaffung des unterdrückenden Systems herbeigesehnt haben.

|Aus Märchenlanden|

Auch dem deutschen Leser ist diese Epoche nicht so wahnsinnig fern, kommt sie doch in zahlreichen Märchen der Brüder Grimm noch in recht lebendiger Form vor, weil nämlich deren erste Sammlung Anfang des 19. Jahrhunderts entstand. Davor sammelten sie fleißig Geschichten, die mündlich überliefert wurden und selbst damals schon recht alt waren.

Doch wer nun erwartet, dass sich Theo den Revoluzzern anschließt, sieht sich enttäuscht. Es würde auch gar nicht zu dieser Figur passen, legt er doch eher ein Verhalten an den Tag, das auf Unauffälligkeit abzielt: Er möchte nicht von der Miliz gefunden und am nächsten Baum aufgeknüpft werden. Vielmehr lebt er in Freyborg quasi im Untergrund.

|Etwas mehr Action, bitte!|

Was nun die Handlung voranbringt, ist zur gelinden Enttäuschung des Lesers nicht Theos oder Florians Eigeninitiative, sondern ein Komplott des Premierministers, der seinem König eine besondere „Freude“ machen möchte. Augustus hat nämlich die Nase voll von all den Totenbeschwörern, die Cabbarus anschleppt, damit sie dem König die Rückkehr der verschwundenen Prinzessin Augusta prophezeien. Diese Scharlatane schmeißt Augustus raus, so dass Cabbarus auf reellen Ersatz sinnt. Einer seiner Spione präsentiert ihm diesen Ersatz auf dem Silbertablett (gegen ein bescheidenes Entgelt, versteht sich): Es ist Bohnenstange in ihrer Eigenschaft als Orakelpriesterin …

Nun ist es natürlich Theos Aufgabe, die gefangene Freundin wieder zu befreien. Leider gerät er dabei selbst in die Bredouille. Also ist der Offenbarungen und Fährnisse noch lange kein Ende. Deshalb konnte ich das Buch erst weglegen, als das letzte Kapitel begann. Dieses Kapitel ist der Epilog und bereitet den Leser auf den Folgeband vor.

|Fantasy? Welche Fantasy?|

Nun darf sich der Leser zu Recht fragen, warum dieses Buch in einer Fantasyreihe erscheint. Bislang sind nämlich weder Zauberer noch Ritter noch irgendwelche Wunderwesen aufgetreten – und das ändert sich auch nicht. Immerhin gibt es einen – nicht ganz genau definierten – kulturellen und geschichtlichen Hintergrund, der wie für ein Märchen geschaffen ist.

Tatsächlich ist dies auch der passendere Rahmen für diese Geschichte. Es gibt wirklich zauberhafte Szenen, aber „zauberhaft“ insofern, als sie die Vorstellungskraft des Lesers fesseln und anregen: Orakelvorstellungen, Totenbeschwörungen und ganz besonders das Grande Finale am Hofe des Königs, als es zu besagten Offenbarungen kommt (und die keinesfalls verraten werden dürfen).

_Unterm Strich_

In den „Chroniken von Prydain“ siedelte der Autor seine humorvollen Helden-Geschichten noch im mythisch-überzeitlichen Raum an. In der Westmark-Trilogie verlegt er den Schauplatz der Story in den geschichtlichen Raum, obwohl weder Zeit noch Ort ganz genau festzumachen sind.

Spannung, Humor, Romantik und eine gehörige Portion Action und Fantasie, die dieser Roman mitbringt, haben mich genügend gut unterhalten, um den Auftaktband der Westmark-Trilogie weiterzuempfehlen. Ich bin schon gespannt, wie es mit Theos Abenteuern weitergeht. Im Auftrag des Hofes soll er „die Verhältnisse im Königreich“ erkunden. Vielleicht lässt sich da ja noch einiges beheben, was Cabbarus einst angerichtet hat.