Archiv der Kategorie: Fantasy / Science-Fiction

Clive Barker – Galileo

Die Geschicke der Familien Barbarossa und Geary sind seit jeher miteinander verknüpft; die geheimnisvollen = übernatürlichen Wurzeln sind beinahe in Vergessenheit geraten, doch die Verbindung setzt sich konfliktreich in der Gegenwart fort … – Clive Barker verzichtet auf harten Horror und erzählt stattdessen eine (leicht fantasylastige) Romanze, die vor allem durch ihre Länge in Erinnerung bleibt, während die Handlung recht ereignis- und spannungsarm vorüberplätschert: Lektüre für hartgesottene Romantiker.
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Pratchett, Terry / Zimmer Bradley, Marion / White, Ted / Luserke, Uwe / Case, David / Smith, David C – Drachennächte

Mich würde durchaus interessieren, wer sich den Titel für dieses Buch ausgedacht hat: „Drachennächte“, das suggeriert spannende Fantasy-Literatur – und natürlich Drachengeschichten. Das Titelbild verstärkt diese Vermutung dann auch noch. Und ja, es gibt tatsächlich eine Geschichte mit einem Drachen, genau eine. Da es sich hier aber um einen Sammelband mit insgesamt zehn Erzählungen (davon sieben erstmals in deutscher Sprache) handelt, ist der Titel doch sehr irreführend und für mein Verständnis vollkommen falsch gewählt. Das sollte einleitend dringend mal erwähnt worden sein.

Ansonsten ist diese Kurzgeschichtensammlung ganz nett und gewährt einen Einblick in den Schreibstil der einzelnen Autoren, was im Falle von Leuten wie Terry Pratchett zum Beispiel auch sehr sinnvoll ist, denn die verrückte Welt dieses Schriftstellers ist nun mal nicht jedermanns Sache. Dabei ist es in diesem Falle aber unter anderem seine Geschichte, die im Gegensatz zu manchen durchschnittlichen, weniger spannenden Geschichten positiv heraussticht.

Daher möchte ich mich in dieser Rezension auch eigentlich nur auf diejenigen Erzählungen in Kurzvorstellungen konzentrieren, die mir bei „Drachennächte“ sehr gut gefallen haben.
Neben dem erwähnten Pratchett, der in der kurzen 15-Seite-Story „Die Trollbrücke“ die Geschichte von Cohen dem Barbaren erzählt, ist dies vor allem „Die Burg am Ende der Welt“ von Chris Naylor, eine recht philosophische Abhandlung mit düsterer Endzeitstimmung. Weiterhin interessant ist „Die Sonnwendherrin“ von Anna Kashina, mit 70 Seiten eindeutig das längste Werk in diesem Buch. Kashina lässt verschiedene Handlungsstränge nebeneinander laufen und schafft es in der relativ kurzen Zeit recht gut, zum Ende hin auf den Punkt zu kommen. Sehr gelungen!
Auch noch ganz passabel haben mir „Das Ungeheuer in der Kluft“ von David Case und das ebenfalls relativ kurze „Geburt eines Phönix“ von Marion Zimmer Bradley und Ted White gefallen, nur stellt sich auch hier manchmal heraus, dass in der Kürze nicht immer die Würze liegt und zudem gar keine Gelegenheit besteht, die Handlung auch nur leicht auszuschmücken.

Spannung ist somit auch das größte Mangelkriterium in dieser Ausgabe. Es gelingt einfach kaum einem der vertretenen Schreiberlinge, richtig packende Kurzgeschichten zu verfassen, wobei mir „Rot auf Silber“ von Uwe Luserke und „Der Mann, der den Drachen Griaule bemalte“ (hier haben wir auch den besagten Drachen) am langweiligsten erschienen. Und weil die meisten Storys jetzt wirklich nicht besonders erheiternd sind, kann „Drachennächte“ auch nur sehr bedingt weiterempfohlen werden. Eine Kurzlektüre von Anna Kashina hätte prinzipiell ausgereicht, denn diese Autorin ist zusammen mit Chris Naylor auch die einzige, die ich nach diesem Sammelwerk für mich habe entdecken können. Bis auf den berüchtigten Terry Pratchett ist sonst nur Mittelmaß vertreten.

Kurzum noch ein paar Worte zum Inhalt: Der ist bevorzugt düster, teilweise sogar recht melancholisch bzw. mit philosophischen Grundzügen ausgestattet. Es geht dabei sowohl um Rache als auch um Weisheit, es wird Magie thematisiert, Wunder kommen zum Vorschein und selbst der Fantasy-Laie findet sich hier schnell zurecht. Jedenfalls sind die einzelnen Storys recht einfach geschrieben und bieten keine komplexen Inhalte. Lediglich das besagte Werk „Die Sonnwendherrin“ ist etwas verzwickter. Ansonsten kann man „Drachennächte“ auch noch kurz vorm Einschlafen konsumieren, um sich in den Schlaf zu wiegen. Wirklich anspruchsvolle Kost sollte man allerdings nicht erwarten.

Unter Umständen sind die Ansprüche im Fantasy-Sektor mittlerweile überaus hoch, vielleicht gefällt diese Lektüre ja auch deshalb nur bedingt. Aber wenn ich die Ideen von manchen Vertretern hier mit denen von James Barclay oder George R. R. Martin, geschweige denn Tolkien oder Tad Williams vergleiche, dann ziehen die Beteilgten von „Drachennächte“ eindeutig den Kürzeren. Und damit wäre der letzte Satz zu dieser Rezension auch geschrieben.

Überblick der vertretenen Stücke:

Uschi Zietsch: „Sturmnacht“
Terry Pratchett: „Die Trollbrücke“
Anna Kashina: „Die Sonnwendherrin“
Uwe Luserke: „Rot auf Silber“
David Case: „Das Ungeheuer in der Kluft“
David C. Smith: „Geduld ist eine Tugend“
Hans Dieter Römer: „Am Rande“
Lucius Shephard: „Der Mann, der den Drachen Griaule bemalte“
Chris Naylor: „Die Burg am Ende der Welt“
Marion Zimmer Bradley & Ted White: „Geburt eines Phönix“

Cobley, Michael – Schattenkönige

Michael Cobley ist ein junger britischer Fantasy-Autor, der sich auf der Insel einen Namen als Herausgeber verschiedener Magazine gemacht hat. Sein erster Roman „Schattenkönige“ scheint auf den ersten Blick dem üblichen, britischen Geschmack für düstere Fantasy zu entsprechen:

Vor sechzehn Jahren überrannten die wilden Horden der Mogaun das Kaiserreich Kathrimantine, das seit dieser Zeit ohne Kaiser und Militär von willkürlich und gewalttätig herrschenden Kriegsherren geplagt wird. In dieser chaotischen Zeit befreit die junge Schwertkämpferin Keren Asherol den jungen Tauric aus den Händen ihres immer brutaler und maßloser werdenden Anführers Byrnak. Damit setzt sie eine unheilvolle Kette von Ereignissen in Gang, denn der Junge ist der letzte Spross des gefallenen Kaisers. Lordkommandeur Ikarno Mazaret und seine Hand voll Rebellen benötigen ihn als Thronerben und Galionsfigur für den Kampf gegen die Legionen der Schattenkönige. Zu allem Überfluss gehört auch ihr ehemaliger Kommandant Byrnak zu den sagenumwobenen Fünf, deren erklärtes Ziel es ist, ihren Gott, den Herrscher des Zwielichts, in die Welt zu holen …

_Ein altbekanntes Schema_

Einen Innovationspreis erhält Cobley für diese Rahmenstory sicher nicht. Einzig die Ausführung dürfte von Interesse sein, der Rest ist altbekannt. Halt – einige Extras hat sich Cobley ausgedacht. Ich möchte sie nicht im Einzelnen aufzählen, im Wesentlichen handelt es sich um den Unterschied zwischen der destruktiven Natur der Magie des so genannten |BrunnQuells| der Schattenkönige im Gegensatz zu der heilenden Magie der |ErdenMutter|. Leider steigert das weder die Tiefe seines Götter-Pantheons noch ist die Umsetzung in irgendeiner anderen Weise gelungen. Für die Ausdrücke |ErdenMutter|, |VaterBaum| und |JägerKinder| kann man dem bekannten Übersetzer (Wolfgang Thon) nicht den schwarzen Peter zuschieben, ebenso wenig für die karge Sprache Cobleys.

Karg beschrieben und ausgesprochen blutleer präsentieren sich alle Charaktere dieses Romans. Am ehesten könnte man Keren Asherol, der Schwertkämpferin, einen Ansatz von Persönlichkeit zugestehen, nämlich den einer von der Schlechtigkeit der Welt angewiderten Kriegerin. Vom blassen Tauric, der urplötzlich Tausende begeistern kann, sowie Lordkommandeur Mazaret kann man sich kaum ein Bild machen. Am ehesten noch von dem Schattenlord Byrnak, der das Potenzial zu einem interessanten Antagonisten gehabt hätte. Doch Cobley verwendet weder sprachlich noch in sonstiger Weise viel Worte oder Mühe, seinen Figuren auch nur Ansätze von Tiefe oder Charakter zu geben.

Wendet man sich hoffnungsvoll dem Szenario zu, einer düsteren, apokalyptischen Welt, sieht es ähnlich aus: trostlos. Diese Welt ist genauso leer, wie ihre Charaktere unterentwickelt sind. Einzig die sich untereinander nicht ganz grünen Schattenkönige geben ihr ein wenig Würze. Über die Mogaun selbst erfährt man – außer dass sie dem Schamanismus huldigen – so gut wie nichts. Geschmackssache sind die jedem Kapitel vorangestellten Lieder und Zitate historischer Personen. Sie könnten dem Buch eine nicht vorhandene Tiefe geben, auf mich persönlich wirkten sie allerdings wie pseudointellektuelle Binsenweisheiten des Autors. Wer auf Schlachten oder Action hofft, sollte seine Erwartungen auch herunterschrauben: Wirre, dürftig beschriebene Scharmützel in dem unnachahmlich kargen Stil Cobleys können nicht einmal dem hartgesottensten „Swords & Sorcery“-Fan mehr als ein Stirnrunzeln entlocken.

_Fazit_

Ein auf ganzer Linie enttäuschendes Buch, von dem man nur abraten kann. Blasse Charaktere und Cobleys enervierend karger, geradezu lustloser Erzählstil versetzen dem zumindest vom Szenario her etwas mehr versprechenden Roman den Todesstoß. Wer auf einen neuen Gemmell, Stackpole, Salvatore oder Erikson gehofft hat, dem sei gesagt: Selbst ihre schlechtesten Werke übertreffen dieses noch bei weitem. Um so erstaunlicher ist es, dass „Schattenkönige“ der Auftakt einer Trilogie ist – im August erscheint die Fortsetzung „Schattengötter“, der abschließende Band „Schattenkrieger“ ist für März 2006 geplant. Wer Interesse an dieser Art der Fantasy hat, sollte besser den Klassiker „The Black Company“ von Glen Cook, David Gemmells Drenai-Saga oder James Barclays [„Chroniken des Raben“ 892 lesen.

Homepage des Autors:
http://www.michaelcobley.com/

Brosnan, John – Anderwelt

Die beiden Romane von John Brosnan, die hier in einem Band erscheinen, wurden bereits 1997 unter den Titeln „Verflixt und zugehext“ und „Hokuspokus Hexenkuß“ in der |Allgemeinen Reihe| des |Heyne|-Verlags veröffentlicht. Neben der genialen Himmelsherren-Trilogie, die in der |Heyne|-SF-Reihe herauskam, sind diese beiden Bände leider die einzigen Werke Brosnans, die nach Wissen des Rezensenten auf Deutsch erschienen sind. Bedenkt man die Qualität dieser fünf Bücher, so ist dies um so bedauerlicher, denn vor allem die Trilogie um die Skylords gehörte wohl zum Besten, was die SF der 90er Jahre hervorgebracht hat.

Ganz so überragend sind die beiden hier in einem Band vorliegenden Fantasyromane zwar nicht, aber trotzdem stellen sie blendende Unterhaltungswerke dar, die sich durch frechen und despektierlichen Stil und süffisanten Humor auszeichnen. Im Gegensatz zu anderen Autoren satirischer Bücher gelingt es Brosnan aber, zudem noch eine spannende und wie aus einem Guss wirkende Geschichte zu erzählen und damit die arg dröge wirkenden Nummernrevuen mancher Kollegen zu vermeiden. Dabei pfeift der Autor völlig auf jedwede Political Correctness. Sein Held ist sogar dermaßen despektierlich, dass er sich bei einem Barbarenwettkampf, zu dem er sich gezwungen sieht, als „Travis der politisch nicht Korrekte“ anmelden will, was der Kampfrichter der primitiven Welt, in die es unseren Zeitgenosse Travis verschlagen hat, natürlich nicht versteht. Travis Begründung für seinen Namen: In seiner Welt müsse man schon verdammt heldenhaft sein, um sich als politisch nicht korrekt zu bezeichnen.

Auch sonst lässt der Protagonist verbal ganz schön die Sau raus, zumal er glaubt, sich in einer Computersimulation zu befinden. Dass ihn ein mächtiger Zauberer wirklich in die Parallelwelt namens Samella versetzt hat, will er zuerst nicht wahrhaben.

Denn eigentlich ist Travis Thompson Journalist und hatte einen Artikel über den mächtigen Gideon Leonard Prenderghast schreiben sollen. Bei Travis‘ Interview mit dem Magnaten hatte er diesen allerdings sehr undiplomatisch mit dessen dunklen Machenschaften und schmutzigen Geschäften konfrontiert, ohne zu ahnen, dass Prenderghast ein mächtiger Zauberer aus einer fernen Dimension ist.

Als Strafe findet sich der arme Travis schnell in einer barbarischen Welt voller Magie aber ohne Sanitäranlagen wieder, ausgestattet nur mit einem magischen Revolver, der ihm immerhin einige Macht verleiht. Zudem trifft er den Filmproduzenten Jack deSilva aus L. A., einen Spezialisten für trashige und manchmal auch schlüpfrige C-Filme, der es sich ebenfalls mit Prenderghast verscherzt hat und deshalb „verbannt“ wurde. Allerdings hat der mächtige Zauberer Jack zudem in einen kleinen, schmierigen, ewig Marlboro rauchenden Dämon verwandelt, was gut zu Jacks Charakter passt.

Und so steht der arme Travis plötzlich in einer fremden Welt da, die er zuerst für eine Computersimulation hält, und versucht verzweifelt den Schlüssel zu finden, der ihm die Wiederkehr in seine ursprüngliche Realität ermöglichen könnte, hat bald eine abgehalfterte Prinzessin am Bein, die ihm nur Ärger bringt und ist so richtig ratlos …

So weit, so trivial! Aber was Autor Brosnan aus dieser Ausgangssituation macht, ist aller Ehren wert. Eine schrillere Queste hat die Fantasy kaum je gesehen.

Egal, ob Travis von merkwürdigen Elfen angeschwuchtelt wird, er gegen eine Mischung aus Trollen und englischen Fußballhooligans kämpfen muss oder im zweiten Buch verzweifelt versucht, seine Heimatstadt London nach seiner Rückkehr vor der Verwüstung durch seine samellanischen Begleiter zu schützen – die beiden Romane sind durchgängig äußerst vergnüglich zu lesen.

Anderwelt ist sicherlich kein intellektueller Hochgenuss, aber spritzig und prickelnd wie eine Flasche Champagner ist die hier erzählte Geschichte zweifellos, voller Chuzpe und frech wie Oskar.

Da beginnt ein Kapitel auch schon mal mit der Einleitung: „Um genau 22 Uhr explodierte in einer Seitenstraße neben einem Platz im Londoner East End ein Huhn.“ (S. 300)

Wer sich also auf eine grelle Achterbahnfahrt einlassen möchte und wenigstens ein gerüttelt Maß Humor besitzt, dem sei das vorliegende Buch wärmstens empfohlen.

|Originaltitel: Damned and Fancy / Have Demon, Will Travel|

_Gunther Barnewald_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|

Hoffmann, Markolf – Flammenbucht (Das Zeitalter der Wandlung 2)

Das |Zeitalter der Wandlung|:
Band 1: [Nebelriss 473
Band 2: _Flammenbucht_
Band 3: [Schattenbruch 2288
Band 4: [Splitternest 4027

Mit „Nebelriss“ präsentierte der deutsche Autor Markolf Hoffmann den ersten Band seiner Tetralogie „Das Zeitalter der Wandlung“. In der „Flammenbucht“ der Insel Fareghi geht die spannende Geschichte weiter, die durch lebensechte Charaktere mit nachvollziehbaren Motivationen und die Sprachgewandtheit des Autors glänzen kann. Freunde von George R. R. Martin und seinem „Lied von Eis und Feuer“ werden den recht ähnlichen Stil der komplexen Geschichte mit ihren zahlreichen Charakteren schätzen.

_Das Zeitalter der Wandlung_

Die Welt Gharax wird im Norden von mehreren Königreichen, unter ihnen das Großreich Arphat, beherrscht, während im Süden das Kaiserreich Sithar sich in jahrhundertelangen Konflikten immer wieder der Herrschaftsansprüche Arphats erwehren musste. Doch diese kleinlichen Konflikte verblassen angesichts der Bedrohung durch die Goldéi, eine in Magie und Kriegskunst fortschrittliche Rasse, deren Überlegenheit so groß ist, dass sich ihnen sogar der stolze König Eshandrom von Kathyga unterworfen hat.

Das Ziel der Goldéi scheint nicht Reichtum oder weltliche Macht zu sein, denn sie erobern gezielt die Quellen der Magie, die einst von dem legendären Zauberer Durta Slargin gebändigt und nutzbar gemacht wurden. Diese sorgen für Regen, gute Ernte, lenken Meeresströme und ermöglichen alle bekannten Formen der Magie auf Gharax. Der Magierschüler Laghanos gerät in die Hände der Goldéi, die sein Gesicht mit einer goldenen Maske verunstalten, die ihm Schmerzen bereitet, aber auch eine ihm selbst noch nicht vollständig bekannte Macht über die Quellen gibt. Zwar wird er befreit, aber er gerät über die zersplitterten Magierlogen, die ihm weniger helfen denn sich seine Macht zunutze machen wollen, in die Hände einer Sekte, die „Mondschlund“, einen als Blender und Verräter verschrienen ehemaligen Weggefährten Durta Slargins, verehrt.

Währendessen gelingt es Fürst Baniter Geneder, den schwachen Kaiser Akendor zu einem Bündnis mit Arphat gegen diese seltsamen Wesen zu überreden. Was weder der Kaiser noch der „Silberne Kreis“, sein Thronrat bestehend aus den Fürsten Sithars, der die wahre Regierungsmacht darstellt, wissen, ist dass Baniter Königin Inthara von Arphat eine Hochzeit mit Akendor und damit eine Vereinigung beider Reiche schmackhaft gemacht hat. Doch während Baniter in Arphat seine nicht uneigennützigen Ränke spinnt, die zudem von Erfolg gekrönt scheinen, ändert sich in Sithar die Lage dramatisch: Kaiser Akendor wird ironischerweise infolge eines Nebenaspekts von Baniters Plan abgesetzt und für tot erklärt, obwohl er in Wahrheit aus dem Kerker entkommen kann. Sein Sohn Uliman wird aus Troublinien zurückgeholt und neuer Kaiser von Sithar. Doch dieser lässt sich nicht so leicht vom „Silbernen Kreis“ bevormunden, schlimmer noch, er wurde in der Magie ausgebildet und steht unter dem Einfluss der Magier.

Während es in Sithar zu Glaubenskriegen kommt und Nhordukael als Hohepriester der Aufständigen erfolgreich die Macht der nun gespaltenen Kirche des Tathril zerschlägt und auch dem kaiserlichen Heer Verluste zufügt, setzen die Goldéi ihren Eroberungsfeldzug fort und erobern Städte in Arphat.

An ganz anderer Stelle erkunden der troublinische Großmerkant Aelarian Truarc und sein Diener Cornbrunn die Lage: Der Leuchtturm von Fareghi, ebenfalls eine Quelle der Magie, ist unter die Kontrolle von Goldéi-Verbündeten geraten. Ohne ihn kann das Silbermeer nicht sicher befahren werden – eine Katastrophe für die gesamte Menschheit. Doch die beiden finden die Hintergründe der Invasion der Goldéi heraus und geraten unter den Einfluss von Mondschlund …

_Komplex, aber leider auch verzettelt_

Markolf Hoffmanns Markenzeichen ist seine sprachliche Finesse. Seine Figuren werden bereits durch ihre Sprachweise treffend charakterisiert; so merkt man Fürst Baniter seine Gerissenheit an, nicht umsonst wird er der „Luchs von Ganata“ genannt, während sich Laghanos Zweifel und Furcht sowie seine jugendliche Unerfahrenheit in diesem großen Ränkespiel auch in seinen Worten niederschlagen. Dabei verfällt er nicht in die bombastische und künstliche Phrasendrescherei, die man so oft als Wortgewandtheit verkauft bekommt.

Die Geschichte ist sehr komplex, es gibt zahllose Charaktere anstelle einer einzelnen dominanten Hauptfigur. Dies erinnert stark an George R. R. Martin, der einen ähnlichen Ansatz für sein „Lied von Eis und Feuer“ wählte. Dieser Ansatz gewährleistet glaubhafte, lebensechte Figuren und eine weniger märchenhafte, sondern real erscheinende Handlung.

Doch leider hat diese Methode er auch einen Nachteil, der sich in „Flammenbucht“ leider bemerkbar macht: Die Handlung ist so komplex, dass sie nur schleppend vorankommt, die häufigen Orts- und Personenwechsel sorgen zwar für Abwechslung, aber die Einflechtung neuer Handlungsstränge, die oft in keinen Zusammenhang zu den Ereignissen zu stehen scheinen, kann verwirren und stören. Zumal mir die Nebenhandlung um die blonde Meuchlerin und Leibwächterin Ashnada nicht gerade gefiel, sie war geradezu trivial, ein Gegensatz zu der sonst so ausgefeilten Welt. Ebenso ist der eher hilflose Laghanos bedingt durch diese Hilflosigkeit ein echter Langweiler; dabei kann man davon ausgehen, dass er in Zukunft eine der wichtigsten Figuren sein wird – in diesem Buch kommt er nur selten zum Zug. Während die Handlung im Kaiserreich nach wie vor auf hohem Niveau bleibt, wird mit den so genannten „Südseglern“ – einem Haufen in seltsamen Reimen redender Seefahrer, die einen vermuteten Südkontinent suchen – ein neuer Handlungsstrang eröffnet, über dessen Bedeutung man leider nur spekulieren kann. Hier lässt sich Hoffmann leider auf eine klischeehafte Mystifizierung durch Geheimnistuerei und die erwähnten lächerlichen Reime ein, ein geradezu fantasytypisches Klischee, das in meinen Augen eher eine ideenlose Lösung darstellt. Warum hat er sich diese Südsegler nicht einfach erspart, denn wirklich aktiv werden sie in diesem Buch ohnehin nicht, und ihr gesamtes künstliches Gehabe wäre überflüssig geworden.

Gelungen hingegen ist das Duo Aelarian Truarc und Cornbrunn. Der Großmerkant und sein Diener bringen den nötigen Humor in die Handlung, der in „Nebelriss“ fehlte. Ihre beiden Kieselfresser Grimm und Knauf entwickeln sich mitsamt ihren Herrchen zu echten Sympathieträgern. Sie bringen auch Licht in die dunklen Hintergründe der Goldéi-Invasion und lösen so manches Geheimnis auf. Doch leider wird die Geschichte von Durta Slargin und Mondschlund sowie der Verbindung zu den Goldéi etwas platt erzählt – eben einfach nur nacherzählt anstelle von erfahren.

Erwähnenswert ist ein im Prolog der Geschichte erwähnter Leitgedanke: Ist jede Stadt, die von Menschenhand errichtet wurde, dem Untergang geweiht? Diesen Gedanken verfolgt Hoffmann durch die Geschichte anhand legendärer Städte, über die das Unglück durch ihre eigenen Bewohner heraufbeschworen wurde – ein Schicksal, das einige große Städte Arphats und Sithars in diesem Buch teilen werden. Ein Gedanke, der im weiteren Handlungsverlauf auch hinsichtlich der Goldéi-Invasion eine tragische Wahrheit darstellt …

_Fazit:_ „Flammenbucht“ kann mit sprachlicher Gewandtheit, starken Charakteren, einer faszinierenden, komplexen Story und Welt weit abseits bekannter Klischees glänzen. Im Gegensatz zu „Nebelriss“ kommt auch der Humor nicht zu kurz. Leider hat sich Hoffmann mit den vielen Handlungssträngen verzettelt, dafür kamen wichtige zu kurz. Die Handlung wird immer komplexer und vielschichtiger, doch sie tritt leider auch auf der Stelle. Aber die Geschichte ist einfach zu gut, um lange darüber zu hadern. Auch dieses Buch endet wie bereits „Nebelriss“ mit einem Cliffhanger; der Folgeband „Schattenbruch“ wird vermutlich in zwei Bände aufgeteilt und schließt die Saga somit als Tetralogie ab. Wer G. R. R. Martin liebt, wird auch Markolf Hoffmanns „Zeitalter der Wandlung“ schätzen.

Auf der [Homepage]http://www.nebelriss.de/ von Markolf Hoffmann kann man Probekapitel von „Nebelriss“ und „Flammenbucht“ lesen, ebenso findet man weitere Informationen über die Welt Gharax und den Autor selbst.

Vardeman, Robert E. – Ruinen der Macht (Mechwarrior Dark Age 3)

Austin und Dale sind Brüder, Armeeangehörige, die häufig ihre Fähigkeiten in Mech-Simulatoren messen. Leider sind Austins Chancen gegen seinen großen Bruder Dale meist nur gering, wenngleich er sich beständig verbessert. Die Zeit, in der sie leben, macht es jedoch beinahe unmöglich, dass sie jemals in einem echten Mech sitzen und gegen den Feind vorrücken werden.
Nachdem das HPG-Netz zusammengebrochen ist, jenes Nachrichtensystem, welches auch die am weitesten voneinander entfernten Planeten zum Austausch von Informationen befähigt, ist eine zur Planung nutzbare interplanetare Kommunikation zum Erliegen gekommen. Mirach, der Planet, auf dem Austin und Dale leben, kann keinen Kontakt mehr zu fernen Absatzmärkten aufnehmen und die Wirtschaft erlebt schwere Zeiten. In dieser Situation ist an die Beschaffung von neuen Mechs gar nicht zu denken.

Doch ihre Zukunft soll nicht im Militär liegen, sondern in der Politik. So will es Ihr Vater, Baron Sergio Ortega. Der politische Führer hat seit jeher die Diplomatie höher bewertet als den Kampf und will nun, dass seine Söhne in seine Fußstapfen treten. Aber es gibt Elemente in der Regierung, die dem Baron seinen politischen Ansatz als Schwäche auslegen. Sie wollen ihn dazu bewegen, seine Leibgarde in die regulären Milizen zu überführen. Dies würde Kosten einsparen, was es dem Baron ermöglichen würde, mit entsprechenden Nachrichten das Volk zu beschwichtigen, weil das eingesparte Geld der Bevölkerung zugute käme.
Seine Söhne indessen drängen ihn dazu, diesen Entschluss noch einmal zu überdenken. Im Falle von Gefahr für die Regierung wäre eine sofortige Hilfe durch das Militär nicht mehr denkbar. Und diese Gefahren sind keine Illusion. Demonstrationen und Aufstände durch die unzufriedene Bevölkerung mehren sich.

Es kommt ganz anders. Dale, der ältere Bruder, muss mit ansehen, wie seine Freundin Hanna durch ein gezieltes Attentat ums Leben kommt. Dale weiß zu diesem Zeitpunkt nicht, dass die Befehle zu diesem feigen Mord von weit oben kommen. Während die Ortegas glauben, dass es kaum schlimmer werden kann, wird Dale während einer Gefechtsübung durch den Einsatz scharfer Granaten getötet.
Die Geschehnisse eskalieren, und die Dunkelmänner geben sich zu erkennen. Eine aussichtslose Lage, gäbe es da nicht Sergeant Death, einen ausgedienten Centurion-Mech, den Sergio Ortega in ferner Vergangenheit einmal steuerte und der nun ein Museumsstück ist. Trotzdem macht sich Austin verzweifelt daran, die Kampfmaschine zu reaktivieren.

Die Darstellung der Intrige, der treibenden Kraft hinter der Geschichte, nimmt einen großen Teil der Handlung ein. Dergleichen kennen erfahrene Battletech-Leser hauptsächlich aus den größeren Zwisten zwischen den einzelnen Häusern. Dies spielt hier überhaupt keine Rolle. Infolge des Zusammenbruchs der interplanetaren (schnellen) Kommunikation beschränkt sich die Handlung auf den Planeten und lässt übergreifende Handlungsbögen nicht zu.
Aber nach all den riesigen Schlachten, dem bekannten massigen Getümmel aus Mechs, Kröten und Artillerie, wirkt der geringere Umfang an technischen Finessen neuer und auch gut. Die Einschränkung auf wenige militärische Techniken macht es nicht notwendig, auch nur ein einziges Buch aus dem Battletech-Universum gelesen, noch das Spiel in irgendeiner Form gespielt zu haben.

Austin ist die Figur des jungen Mannes, der zwar über eine gewisse Ausbildung und Erfahrung bereits verfügt, doch dann durch die Umstände gezwungen wird, schnell erwachsen zu werden. Aus den Simulationen wird blutiger Ernst. Dieser Handlungsaufbau ist leider nicht besonders neu und Geschichten dieser Art müssen eine gute Variation des Themas bieten. Am besten funktioniert es, wenn die Geschichte filmisch gelesen wird, also man Bilder zur Hilfe nimmt, die durch die Erzählung im Kopf entstehen. Der junge Mann, der vor dem ausgemusterten Mech steht, den einst sein Vater steuerte, die Intrigen, die geheimen Treffen, das Übungsgefecht, das zum Fiasko gerät. Dann beginnt die Geschichte zunehmend Spaß zu machen und spannender zu werden.

Möglich, dass Fans des Battletech-Zyklus vom dritten Band des |Mechwarrior Dark Age|-Zyklus ein wenig enttäuscht sein werden. Aber ein Verlust an Techniken wegen des neuen Handlungsbogens schränkt natürlich auch die Möglichkeiten der Autoren in diesem Universum ein.
Neueinsteiger finden hier allerdings die Möglichkeit, sich langsam in dieses Universum einzulesen, weil es nicht zu den üblichen Begriffserschlagungen kommt, in denen eine Mech-Beschreibung der nächsten folgt und ein Waffensystemeinsatz an den folgenden gereiht wird. Entsprechend ist das angehängte Glossar zwar löblich, aber keine Voraussetzung, um der Geschichte folgen zu können.
Der Roman ist stilistisch |Battletech| angemessen, die Handlung jedoch eine Spur zu vorhersehbar, obgleich die Variation des zuvor erwähnten Themas des zum Kämpfen Gezwungenen hier und da Neues bietet.

Fazit: Nicht grundsätzlich originell, aber unterhaltsam geschrieben. Für neue Freunde des Battletech-Universums ein guter Einstiegsroman.

_Michael Nolden_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|

Lester Del Rey – Der unschuldige Roboter

Del Rey Roboter Cover kleinDas geschieht:

In einer zeitlich nicht näher bestimmten Zukunft sind die Planeten und großen Monde des Sonnensystems von Menschen besiedelt. Auch der große Jupiter-Trabant Ganymed trägt diverse Kolonien, die hauptsächlich vom Verkauf seltener Kräuter und Pilze leben. Sunvalley ist eine davon, geleitet von Gouverneur Roger Simpson. Sein Sohn Paul wächst auf dem luftleeren Mond auf – ein latent gefährlicher Ort für einen Heranwachsenden. Dem 16-Jährigen wurde daher schon als Kind ein Roboter zugeteilt. „Rex“ ist ein komplexes Gerät, das nicht nur als sturer Beschützer, sondern auch als Begleiter konstruiert wurde. In dieser Eigenschaft wurde er seinem menschlichen Herrn zum Freund. Paul hat Rex tief ins Herz geschlossen und teilt seine Gedanken mit ihm; menschliche Freunde sind rar auf Ganymed.

Damit ist es nun vorbei, denn Vater Roger wird auf die Erde zurückversetzt. Die Freude ist groß, bis sich herausstellt, dass Rex aufgrund der hohen Frachtkosten zurückgelassen werden soll. Das erträgt Paul nicht und rückt aus. Er will den weiten Weg zur Erde nur zusammen mit Rex antreten. Dieser ist einverstanden: Rex hat ein Selbstbewusstsein entwickelt. Das macht ihn zum echten Partner, der seinem menschlichen Freund aus mancher Schwierigkeiten helfen kann. Lester Del Rey – Der unschuldige Roboter weiterlesen

Markolf Hoffmann – Nebelriss (Das Zeitalter der Wandlung 1)

Das Zeitalter der Wandlung:
Band 1: Nebelriss
Band 2: Flammenbucht
Band 3: Schattenbruch
Band 4: Splitternest

Wem beim Stichwort „Fantasy“ eine bunte Truppe aus Bäcker- oder Magierlehrling, rotnasigem Zwerg sowie ähnlichen Rollenbildern und Stereotypen vorschwebt, die verständlicherweise für Brechreiz und gepflegte Langweile sorgt, den kann man verstehen.

Markolf Hoffmann – Nebelriss (Das Zeitalter der Wandlung 1) weiterlesen

Brennan, Herbie – Purpurkaiser, Der (Faerie Wars 2)

Natürlich ist die Geschichte nach den Geschehnissen um [„Das Elfenportal“ 313 noch nicht vorbei: Zwar sind die Portale zur Hölle (nach |Hael|) geschlossen, der Staatsstreich der Nachtelfen unter Lord Hairstreak abgewehrt und die wichtigsten Personen (bis auf Hairstreak selbst) gefangen oder untergetaucht, aber es ist klar, dass der Lord diese Niederlage nicht akzeptieren wird.

So ist die Krönung Pyrgus‘ ein besonderer Grund zur Vorsicht, denn in den zu erwartenden Massenaufläufen kann schnell mal dies oder jenes unbemerkt geschehen. Außerdem scheint alles an Holly Blue zu hängen, Pyrgus scheint sich nicht für den bevorstehenden Staatsakt zu interessieren. Henry als menschlischer Freund des designierten Purpurkaisers soll auch erscheinen und natürlich wird der neue Torhüter dabei sein: Mr Forgarty.

Aber dann entsteht ein Gerücht, das alles ändert: Der alte Kaiser ist nicht tot! Hairstreak macht sich die Lage zunutze; sein Neffe Comma, jüngster Sohn des alten Purpurkaisers, spielt ihm in die Hände und schickt Pyrgus, Blue und Forgarty ins Exil.

_Herbie Brennan_ schrieb seinen ersten Roman mit Mitte zwanzig. Seitdem hat er unzählige Bücher für Kinder und Erwachsene veröffentlicht, die in mehr als fünfzig Ländern und in einer Gesamtauflage von über 7,5 Millionen Exemplaren erschienen sind. Neben dem Schreiben entwickelt er Spiele und Computer-Software und arbeitet für das Radio. Er lebt in County Carlow, Irland. |(Verlagsinfo)|

Mittlerweile dürfte klar sein, dass diese Geschichte keine Erzählung für Jugendliche ist – zumindest nicht hauptsächlich. Eher ein Jugendroman für Erwachsene. Eigentlich merkt man kaum noch, dass von Jugendlichen die Rede ist – Pläne und ihre Ausführung stammen meist von ihnen, die Erwachsenen sind, bis auf die Bösewichte und wenige Ausnahmen, Nebenfiguren.

Brennan gelingt es wunderbar, an den Vorgänger anzuschließen, so dass erneut eine farbenprächtige und facettenreiche Welt entsteht, in der es von lustigen Geschöpfen wie dem „fliegenden Teppich“ – Entschuldigung: |Endolg| Flapwazzle oder dem enddarmbewohnenden Wangaramas-Wurm Cyril nur so wimmelt. Er verpasst Henry sogar eine regenbogenfarbene Ersatzhaut aus Spinnenseide, so dass davon ausgegangen werden kann, dass es zwischen ihm und den anderen Menschen der „Gegenwelt“ (also unserer Welt), vorzugsweise seiner Schwester Aisling, zu interessanten Begegnungen kommen wird – denn Brennan bastelt weiter an dieser Geschichte! Übrigens hat Aisling die tragbare Portalfernbedienung an sich gebracht und dürfte wohl auch über kurz oder lang ihren Besuch im Elfenreich machen.

Faszinierend ist die Betrachtung der elfischen Magie und ihrer Beziehung zur irdischen (hier auch als „Technik“ bekannt): Während dort ein Zauber normalerweise am Geruch zu erkennen ist und Beschwörungsformeln in der Luft sichtbar sind, bedarf es bei uns manchmal nur einer Kreditkarte oder eines Scheins Bargeld, um die elfischen Wesen zu verwirren. Das mächtigste Zauberbuch dunkler Magie hierzulande wurde schließlich von Papst Honorius III. geschrieben; mit seiner Hilfe lässt sich sogar ein Portal nach Hael öffnen.

Mit Blick auf die Charaktere wird deutlich, dass sich die Interessen der pubertierenden Jugendlichen zwischendurch regelmäßig dem anderen Geschlecht widmen, glücklicherweise beruht das Interesse jeweils auf Gegenseitigkeit. Henry hat seit seiner Begegnung mit Blue im Elfenportal eigentlich nichts anderes mehr im Kopf, Blue ihrerseits ist ihr Interesse an Henry auch deutlich anzumerken; Pyrgus trifft zufällig auf Nymph, die Tochter der Waldelfenkönigin |Kleopatra|, und ist sofort verschossen, während Nymph natürlich auch ein Lächeln für ihn übrig hat. Eine rückläufige Entwicklung macht quasi der alte Forgarty bewusst durch, als er heftiges Herzklopfen beim Anblick der ebenso alten Madame Cardui bekommt und plötzlich darauf brennt, sich persönlich an den Kämpfen zu beteiligen – anders als in seiner Jugend, wo er Kämpfen möglichst fern blieb. Außen vor steht nur Comma, der ja auch noch etwas jung ist (obwohl: der Oberkörper seiner nachthemdlichen Halbschwester Blue schien ihn durchaus zu interessieren). Er verbirgt aber noch ein paar Geheimnisse, die auch seinen Geschwistern zu schaffen machen.

Die Stimmung zu beschreiben ist schwer, am ehesten passt wohl: positiv, lebensfroh, scherzhaft – ohne aber lächerlich zu werden. Brennan überrascht wieder mit kreativen Details, die die Lektüre zu einem echten Genuss werden lassen. Wenn der Mann so gut gelaunt durchs Leben geht, wie er seine Geschichten erzählt, ist er ein glücklicher Mensch.

http://www.dtv.de/special__brennan/elfen__index.htm

Knaak, Richard A. – Quelle der Ewigkeit, Die (WarCraft: Krieg der Ahnen Buch 1)

Der Drachenmagier Krasus, die „humanoide“ Manifestation des uralten Drachen Korialstrasz, fühlt es als Erster: Etwas Unheilvolles greift nach der Wirklichkeit. Während er seinem Schüler, dem menschlichen Magier Rhonin, eine telepathische Botschaft schickt, um mit ihm gemeinsam der Bedrohung auf den Grund zu gehen, spüren auch die Orks das Nahen einer großen Gefahr und schicken den erfahrenen Veteranen Broxigar auf die Suche.

Als die Helden der Störung nahe kommen, werden sie durch einen dimensionalen Riss in die ferne Vergangenheit Kalimdors geschleudert, in eine Zeit, als die Quelle der Magie noch existierte und die Nachtelfen ein starkes Volk waren, als es weder Menschen noch Orks gab und die fünf machtvollen Aspekt-Drachen wohlwollend und kraftvoll der Schöpfung gegenüberstanden, sie noch nicht versklavt worden waren und „Neltharion, der Wächter der Erde“, noch nicht „Deathwing, der Zerstörer“ genannt wurde, in eine Zeit, kurz bevor die Brennende Legion zum ersten Mal über Kalimdor hereinbrach.

Broxigar gerät in die Gefangenschaft der Nachtelfen, für die der Ork nicht mehr als ein unbekanntes Tier ist, während Krasus und Rhonin unfreiwillige Gäste des weisen Waldgottes Cenarius werden.

Die junge elfische Priesterin Tyrande erkennt in Broxigar ein intelligentes Wesen und befreit ihn mit Hilfe ihres Freundes Malfurion Stormrage, eines Nachtelfen, der – von seinem Volk belächelt und verachtet – den „Weg des Druiden“ einschlug und zum Schüler Cenarius‘ wurde. Unterstützung erfahren die beiden durch Malfurions Zwillingsbruder, den Kriegsmagier Illidian, welcher selbst nach einer Prophezeiung eine wichtige Rolle in der Geschichte der Nachtelfen spielen wird.

Unterdessen weben in der Hauptstadt der Elfen Magier unter Führung Xavius‘, des korrupten, bösen Beraters der eitlen Königin Azshara, an einem Zauber, der ein Portal zur dämonischen Sphäre der Brennenden Legion öffnet, damit der Herr der Legion seine todbringenden Boten nach Kalimdor entsenden kann, auf dass sie sein Kommen der Welt offenbaren. Gleichzeitig werden die in ihrem Wesen magischen Nachtelfen in Folge des Rituals von der Quelle ihrer Macht und Magie abgeschnitten.

Krasus, der in der Vergangenheit nicht in der Lage ist, sich in seine Dracoform zu transformieren, macht sich auf die Suche nach den anderen Drachen, um sie eindringlich vor der Gefahr, die der Welt durch die Verzerrung der Wirklichkeit und die Ankunft der Brennenden Legion droht, zu warnen, während Rhonin, Tyrande und die beiden Brüder ihren Kampf gegen die Vorhut der Dämonen und den verschlagenen Xavius organisieren.

Dass der Autor sein Metier beherrscht, konnte er in zahlreichen Büchern unter Beweis stellen. „Die Quelle der Ewigkeit“ ist ein klassischer Sword-&-Sorcery-Roman. Mächtige Magier, Drachen, Dämonen und starke Krieger liefern sich Schlachten um eine exotische Welt, die sich nicht hinter den „Vergessenen Reichen“ Ed Greenwoods und R. A. Salvatores oder dem „Drachenlanze“-Zyklus von Margaret Weis und Tracy Hickman – zu welchem Knaak übrigens seinen Teil beiträgt – verstecken muss. Zwar fehlt Kalimdor hinsichtlich der politischen und kulturellen Gegebenheiten sowie der Fülle an Wesen, Unwesen und Gegenden noch die Komplexität Faerûns oder Krynns, aber die Welt von WarCraft ist jung und der Anfang vielversprechend.

Allerdings sind die Anlehnungen an die beiden großen Dungeons&Dragons-Settings unverkennbar. Auch wenn sich die Nachtelfen und Drachen im Detail von ihren Vorbildern mehr oder weniger deutlich unterscheiden, so hält sich die Originalität daher insgesamt in Grenzen. Dieses gilt auch für die Konstellationen der Protagonisten: zwei Brüder, die sich im Wettbewerb um die Gunst einer Frau zu entfremden scheinen, oder ein Lehrer-Schüler-Verhältnis, wie es Krasus und Rhonin bzw. Cenarius und Malfurion repräsentieren, wurden schon zu oft bemüht, um den Leser vollkommen zu überzeugen.

Das actionorientierte Buch gewinnt eher durch die interessanten Charaktere und den epischen Handlungsbogen denn durch die explizite Ausarbeitung eines eigenständigen Rassen-Backgrounds. Die herausragenden Protagonisten sind dabei eindeutig Malfurion, sein Bruder Illidian und der Drachenmagier Krasus: Malfurion wegen seines rebellischen, unangepassten Wesens, Illidian, weil er an einem Scheideweg angekommen scheint, der ihn von seinem Bruder wegführen könnte, und Krasus wegen seiner relativen Machtlosigkeit in Verbindung mit der bevorstehenden Konfrontation mit Neltharion, dem späteren Deathwing. Der Rest des Ensembles – einschließlich Rhonin – spielt zumindest in diesem ersten Band der Trilogie noch keine nennenswerte Rolle bzw. geht über Fantasystereotypen kaum hinaus, wobei insbesondere Tyrande ob ihrer Gut-Elflichkeit sogar ein erhöhtes Nervpotenzial aufweist. Alles in allem kann man konstatieren, dass die Nachtelfen – um ein altes Rollenspiel-Phänomen zu bemühen – mehr wie Menschen mit spitzen Ohren erscheinen, als ein fremdartiges, nichtmenschliches Volk.

Rein stilistisch gibt es an Knaaks Text nichts auszusetzen, so dass die Lesefreude von dieser Seite nicht getrübt wird. Hinsichtlich der Handlung bleibt abzuwarten, ob der Autor in den Folgebänden die Logikprobleme, die Zeitreisegeschichten in der Regel mit sich bringen, umschiffen kann.

Fazit: Ein kurzweiliger, solider „Sword & Sorcery“-Roman, der in guter „Dungeon & Dragons“-Tradition die Welt von WarCraft mit Leben erfüllt. Interessante, vielschichtige Figuren und der Beginn eines Handlungsbogens, der eine wahrhaft epische Story erwarten lässt, machen diesen ersten Teil der „Krieg der Ahnen“-Trilogie zu einem Vergnügen nicht nur für PC-Spiele-Fans.

|Originaltitel: Warcraft: War of the Ancients Trilogy Book 1 – The Well of Eternity
Übersetzung: Claudia Kern|

_Frank Drehmel_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|

Grubb, Jeff – Libertys Kreuzzug (StarCraft #1)

Michael Liberty ist ein guter Reporter der UNN, Universe Network News. Auf dem Planeten Tarsonis ist er bekannt für seine fundierte Berichterstattung, dafür, dass er auch noch nachbohrt, wenn es gefährlich wird. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass er sich den Unmut einiger hochgestellter Familien zugezogen hat. Sein Chef legt ihm nahe, dem Planeten Tarsonis für geraume Zeit den Rücken zu kehren.
Eine gute Gelegenheit dazu wäre eine längere Berichterstattung über die konförderierten Streitkräfte, denn Lobgesang auf die Armee ist in diesen Tagen immer gern gesehen.

Ehe sich Liberty versieht, befindet er sich an Bord der Norad II. Der Schlachtkreuzer befindet sich unter dem Kommando von Colonel Duke und Liberty verlebt eine höchst langweilige Zeit zwischen Soldaten, die zu einem großen Teil aus Schwerkriminellen bestehen, denen per Gehirnwäsche eine neue Konditionierung verpasst wurde. Die Frau, Emily Swallow, die Liberty als Verbindungsoffizier zugewiesen wird, ist gar eine Serienmörderin gewesen und erinnert sich an nichts mehr aus ihrer Vergangenheit. Liberty vermeidet es trotzdem, die Konditionierung auf die Probe zu stellen.

Eigentlich sollte die Norad II überholt werden, doch eine Meldung über eine furchtbare Katastrophe, ruft das Schiff ins Sara-System. Einer der beiden bewohnten Planeten, Chau Sara, wurde komplett ausgelöscht. Da, wo einst eine lebensfreundliche Oberfläche war, ist nur noch eine geschwärzte, glasähnliche Struktur übrig. Alles Leben wurde vernichtet. Seltsamerweise ahnt man bei der Konförderation, dass eine Fremdrasse namens Protoss hinter dieser Zerstörung steckt. Liberty ist sofort misstrauisch. Angeblich hatten die Menschen noch nie zuvor Kontakt zu anderen Völkern und nun kennt man sogar schon den Namen der anderen. Die Norad II wird beauftragt, den anderen Siedlungsplaneten, Mar Sara, zu evakuieren, denn mit der Rückkehr der Protoss wird gerechnet.
Auf Mar Sara angekommen zeigt es sich, dass die Evakuierungspläne eine reine Lüge sind. Die Siedler werden zusammengepfercht. Und sie sind nicht alleine auf dem Planeten. Ein Ekel erregendes Volk namens Zerg hat bereits einige kleine Außenposten übernommen. Liberty muss miterleben, wie Emily Swallow auf furchtbare Art ihr Leben verliert.
Schneller, als ihm lieb ist, überrollen den Nachrichtenmann die Ereignisse. Die Zerg sollten als Biowaffen eingesetzt werden. Doch hat die Konförderation die Rechnung ohne die Protoss gemacht, die ihrerseits die Zerg wie eine Seuche jagen und auslöschen. Liberty schließt sich zwangsweise einer Rebellengruppe unter der Führung von Arcturus Mengsk an, der es schließlich gelingt, die Zerg als Waffe gegen die Konförderation zu benutzen.

Das ist er also, der Roman zum Strategiespiel-Knaller von |Blizzard Entertainment|. Das Grundspiel „StarCraft“ und sein Expansion Set „Broodwar“ beeindruckten nicht nur durch ein gut durchdachtes Spielsystem, sondern auch durch eine spannende Handlung.

All diese aus dem Spiel bekannten Elemente finden sich im ersten Roman der „StarCraft“-Reihe. Allen voran jene Figuren wie Jim Raynor und Sarah Kerrigan, die Ghost, die in zahlreichen Missionen des Spiels eine wichtige Rolle spielen. Besonders Kerrigan, dem später in „Broodwar“ eine besondere Rolle zukommt, wird hier gut vorgestellt.
Bei dem vorliegenden Band handelt es sich um einen spannenden SF-Abenteuerroman, der zuerst sorgsam die Handlung aufbaut, ehe er in die Missionen einsteigt. Wer das Spiel gezockt hat, wird viele Szenarien wiedererkennen. Rettungs- und Erkundungsmissionen, vom Kriecher verseuchte Stationen und Landstriche, sogar jene Missionen, bei der Emitter in Feindesland platziert werden müssen, um die Zerg anzulocken.
Neben dem Wiedererkennungseffekt ist es erfreulich, dass der Autor nicht auf Leser setzt, die mit dem „StarCraft“-Universum bereits vertraut sind. Alles, was man wissen muss, erfährt man aus der Geschichte. Diese ist solide geschrieben und hält gerade, wenn man das Spiel nicht kennt, so manche Überraschung offen. Liberty schildert die Vorkommnisse aus seiner Sicht, stets mit einem einleitenden Kommentar zu jedem Kapitel und umreißt so den Hintergrund des „StarCraft“-Universums.

Die Erfindung der Zerg kann nicht verleugnen, gewisse Anleihen bei den allseits bekannten Aliens gemacht zu haben. Aber die Zerg setzen durch ihre Vielfalt noch eins drauf. Diese Ähnlichkeit zu den Aliens könnte den Roman auch für Alien-Fans interessant machen, vor allem für jene, die von der grottenschlechten Qualität der letzten Alien-Bände enttäuscht waren. Denn „Libertys Kreuzzug“ ist so, wie ein guter Alien-Roman hätte sein können.
Das Einzige, was wirklich schade an diesem Roman ist, ist, dass die Umsetzung für den deutschsprachigen Markt drei Jahre brauchte.

_Michael Nolden_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|

Luceno, James – Star Wars Episode III – Die illustrierte Enzyklopädie

Pünktlich zum Kinostart der dritten Episode der Star-Wars-Saga kommen auch schon die verschiedensten Merchandise-Artikel auf den Markt. Neben allerhand Action-Figürchen, Raumschiffen und sonstigem, beinahe unverzichtbarem, Fan-Nippes (wie blinkenden und dudelnden Plastik-Laserschwertern, Vader-Masken mit Vocoder etc.) natürlich auch diverse Druckerzeugnisse. Eines davon ist ein Buch, welches sich als illustrierte Enzyklopädie zu „Rache der Sith“ verstanden wissen will. So lautet jedenfalls der hochtrabende, deutsche Titel des von James Luceno zusammengestellten und von |Lucas Books| vertriebenen Werkes. Die deutsche Ausgabe der auf Hochglanz getrimmten Publikation übernahm die |vgs|, wo man das „visual dictionary“ werbewirksam eben mal zur „Enzyklopädie“ erhob. Ob man diesem Anspruch gerecht werden kann, erscheint schon auf den ersten Blick hinsichtlich des arg dürren Buchs fraglich.

_Corpus Galacti_

„Aufregende Fotos und umfassende Erläuterungen verraten alles über Charaktere, Kreaturen, Droiden und Ausrüstungsgegenstände […]“ verspricht der Teaser-Text auf der Rückseite, neben einigen anderen, vermeintlichen Segnungen, mit denen man dem potenziellen Sternen-Fanatiker Appetit auf vergleichsweise magere 64 (in Worten: „vierundsechzig“) Seiten |Star Wars| machen möchte. Zugegeben, die Optik ist ziemlich edel. Großformat und hochwertiges Papier machen schon mal was her, doch wie das immer so ist im Leben, kommt es ja nicht nur auf die Verpackung, sondern vielmehr auf den Inhalt an. Besonders dann, wenn dem nach jedem Informationsschnipsel gierendem Klientel dafür 15,90 € aus der abgewetzten Jedi-Kutte geleiert werden sollen. Hervorgehoben sei hier explizit das Attribut „alles“ aus dem oben wiedergegebenen Teaser – man darf zu Recht gespannt sein, wie dies auf den paar Seiten zu bewerkstelligen sein soll.

Von der geradezu verschwenderischen Seitenzahl muss man nämlich schon mal fünf Seiten für Vorsatzseiten, Inhaltsangabe und Einleitung abziehen. Erst auf Seite sechs wird der Leser in das Setup von Episode III auf einer Doppelseite eingeführt, inklusive eines kurzen Rückblicks auf das, was bisher geschah. Dem großen galaktischen Krieg und dem, was in dieser Episode auf welchen Planeten zu erwarten steht. Nach dieser knappen Orientierungshilfe geht es dann mit 33 Themenkomplexen, welchen (mit wenigen Ausnahmen) wiederum je eine Doppelseite gewidmet ist, weiter. Dabei ist „komplex“ leider nicht wörtlich zu nehmen, denn dominiert werden die jeweiligen Abschnitte von Illustrationen und Abbildungen. Der Begleittext nimmt sich dagegen kümmerlich aus. Zudem beanspruchen allein Anakin/Darth Vader, Die Klonkrieger, die Wookies und Palpatine/Darth Sideous gleich mehrere Kapitel für sich, die man ohne weiteres hätte zusammenfassen können

Verständlich, dass für den Rest der behandelten Themen auf den verbliebenen (wenigen) Seiten nicht mehr viel Raum für erschöpfende Informationen bleibt. Allerdings muss man zugute halten, dass auch Randfiguren und Ausrüstungsgegenstände und gelegentlich kleine (fiktive) Anekdoten immerhin Erwähnung finden und in den Kontext zur Geschichte gesetzt werden. Interessant sind insbesondere die Schnittzeichnungen etwa des Wookie-Bowcasters und auch der Abschnitt über General Grievous, einem Cyborg – halb Lebewesen, halb Droide. Leider verliert sich der simpel gestrickte Text durchgängig in oft absolut nebensächlichem Klimbim ohne geistigen Nährwert und Tiefe. Selbstverständlich ist irgendwie alles, was mit Star Wars (oder einer beliebigen anderen, erfundenen Geschichte) zu tun hat, streng genommen als „needless knowledge“ einzustufen, doch so needless muss es dann doch bitteschön nicht sein.

Besonders lächerlich, um nicht zu sagen kindisch-kitschig, sind aber die Beschriftungen zu Hinweispfeilen, die auf „Besonderheiten“ eines Gegenstands oder einer Person zeigen. Etwa „Ungewöhnlich ernster Gesichtsausdruck“ oder „Stoff wirkt schwerer, als er ist“ bei Obi-Wan, sind nicht die einzigen, sinnfrei-eleganten Einlassungen, die entweder zu Lachmuskelkatarrh oder wahlweise verständnislosem Kopfschütteln reizen. Es sind einige richtige Knaller darunter; der Autor sollte vielleicht eine Karriere als interstellarer Comedian anstreben, ich fürchte jedoch, er meint es vollkommen ernst. Mir ist nicht ganz klar, an welche Leserschaft sich das Buch richtet, der erwachsene Fan (zu welchen auch ich mich zähle) kommt sich etwas veralbert vor. Und dabei gehöre ich noch nicht mal zu den Dogmatikern, welche |Star Wars| als bierernst betrachten und jeden Anflug flockiger Schreibe als pure Ketzerei verschreien.

_Fazit_

Trivial und zu bildlastig. Die nette Aufmachung ist zwar nicht zu beanstanden, doch hapert’s am Gehalt. Schöne Bilder, aber wenig erhellender, oberflächlicher Text, der streckenweise geradezu peinlich kindisch ist. Unter einer Enzyklopädie versteht man für gewöhnlich eher einen fetten Wälzer mit Stichwortverzeichnis und Index. Idealerweise einen, der thematisch wirklich in die Tiefe geht und nicht etwas, das irgendwie den Flair und Charme eines Hochglanz-Werbeflyers versprüht. Aber bestimmt kein besseres Bilderbuch – fehlen eigentlich nur noch mitgelieferte Buntstifte, damit man sich seine Klonkrieger und Droiden selbst ausmalen kann. Scheinbar hält man die Fans für eine Bande Grenzdebiler. Die – für effektiv 60 Seiten – recht unverschämten 16 Euro sind für zwei Kinokarten, den (übrigens erstaunlich guten) [Roman 1163 oder schon mal als Anzahlung für die zukünftig erscheinende DVD wesentlich besser angelegt. Hol’s der Rancor.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

Originaltitel: „Star Wars Episode III – The Visual Dictionary“
Ersterscheinung: 2005, Lucas Books / DK / VGS
Seiten: 64 mit zahlreichen Abbildungen
Ausgabe: 1. Auflage / Hardcover
ISBN: 3-8025-3441-7

Schweikert, Ulrike – Seele der Nacht, Die (Die Legenden von Phantásien)

Tahâma ist ein Blauschopf, ein Wesen des Lichts, des Winds und des Klangs. Die Blauschöpfe sind friedliche Künstler, die ihre Tage damit verbringen, alle möglichen Instrumente zu bauen und damit zu musizieren. Außerdem lieben sie alle möglichen Arten von Windspielen, die sie kunstvoll aus bunten Kristallen zusammensetzen. Von Waffen und Kämpfen verstehen sie nichts.

Das ist auch der Grund, warum sich das gesamte Volk dazu entschlossen hat, sein friedliches Tal zu verlassen und auszuwandern. Das Nichts, das schon seit längerem Phantásien bedroht, ist inzwischen auch bei ihnen aufgetaucht, und die finsteren Wesen, die schon seit Urzeiten in den umgebenden Bergen leben, dringen ebenfalls immer weiter vor. Der Bote, der zur Kindlichen Kaiserin gesandt wurde, ist nicht zurückgekehrt, dafür waren Wanderer aus dem Land Nazagur zu Besuch, die diesen Ort als wahres Paradies beschrieben haben. Vor allem soll das Nichts dieses Land verschont haben.

Nun ist Tahâma allein in dem verlassenen Dorf. Sie will nicht fortgehen, ehe der Bote zurück ist, und tatsächlich taucht er eines Abends auf. Doch eines der Ungeheuer, die draußen umherstreifen, hat ihm eine Wunde beigebracht, die er nicht überlebt. Alles, was er Tahâma noch mitteilen kann, ist, dass die Kindliche Kaiserin einen gewissen Atréju mit der Rettung Phantásiens beauftragt hat. Und sein Entsetzen darüber, dass sein Volk nach Nazagur gezogen ist! Tahâma schiebt seine erschrockene Warnung auf die schlechte körperliche Verfassung kurz vor seinem Tod. Noch am selben Abend macht sie sich auf den Weg zu ihrem Volk.

Unterwegs trifft sie auf den Jäger Céredas, der von einem Wolf am Bein verwundet wurde. Ein Erdgnom namens Wurgluck kann die Wunde zwar heilen, ist damit aber überhaupt nicht zufrieden. Er weiß, dass es kein gewöhnlicher Wolf war, der Céredas da gebissen hat! Seine Besorgnis geht so weit, dass er den beiden folgt, um Céredas zu beobachten. Schon bald mehren sich die Anzeichen, dass seine Befürchtungen nicht unbegründet sind.
Dann erreichen sie Nazagur …

„Die Seele der Nacht“ ist Ulrike Schweikerts Beitrag zu den „Legenden von Phantásien“.
Ihre Tahâma ist ein recht entschlossenes Mädchen. Was sie sich einmal vorgenommen hat, das zieht sie auch durch, ob es nun die Suche nach ihrem Volk ist, die Rettung ihres Freundes Céredas oder ihr Entschluss, den Weisen der Stadt Krizha um Hilfe zu bitten. Natürlich schafft sie das alles nicht ohne Hilfe.

Wurgluck ist zwar ein kauziger kleiner Kerl und schnell beleidigt, aber er ist auch klug und ein wertvoller Berater sowie ein treuer Freund. Wohin Tahâma auch geht, der Erdgnom ist dabei, auch wenn er dafür reiten oder in einem Rucksack sitzen muss!
Céredas, der stolze Jäger aus den schwarzen Bergen, dagegen ist ein weit schwierigerer Geselle. Abgesehen davon, dass er ziemlich von sich eingenommen scheint, hat er die schlechte Angewohnheit, in der Nacht ständig davonzuschleichen, ohne den anderen Bescheid zu sagen. Je weiter sie ins Landesinnere kommen, desto launischer wird er.

Viel mehr gibt es über die Charaktere nicht zu sagen, was auch schon wieder etwas aussagt. Sie bleiben alle mehr oder weniger blass. Tahâma ist die typische Heldin, die entschlossen ist, das Böse zu vernichten und ihr Volk zu retten, notfalls auch alleine. Das lässt sich natürlich bis zu einem gewissen Grad nicht vermeiden, denn eine gleichgültige oder selbstsüchtige Protagonistin würde sich einfach aus dem Staub machen, und was gäbe es dann für eine Geschichte zu erzählen? Außer dieser Motivation ist ihre erwachende Liebe zu Céredas jedoch das Einzige, das man von ihr erfährt. Sie hat keine besonderen Neigungen oder Vorlieben, keine Zukunftspläne, keine Erinnerungen, an denen sie hängt.

Auch Céredas fehlt ein solcher Hintergrund. Zwar begleitet er Tahâma, um zu sehen, ob Nazagur auch seinem Volk Zuflucht vor dem Nichts bieten kann, verschwendet im Laufe der Reise jedoch nicht ein einziges Mal einen Gedanken an nahe stehende Personen wie Familienmitglieder oder Freunde. Für seine Launenhaftigkeit kann er nichts, wie sich schnell herausstellt, sie hat ihre Ursache in dem Wolfsbiss. Den inneren Kampf, den Céredas mit sich ausfechten muss, bekommt der Leser allerdings kaum mit, weil seine Gedanken nur drei- oder viermal kurz erwähnt werden, wenn es um seine wachsende Zuneigung zu Tahâma geht.

Tahâmas Gefühle wiederum scheinen lediglich daher zu kommen, dass Céredas sie ein paarmal aus warmen braunen Augen angesehen hat. Mehr erfährt man zumindest nicht.

Der Erdgnom mit seinem scharfen Verstand und seiner Kauzigkeit hätte das Potenzial zu einem wirklich liebenswerten Charakter gehabt. Ich konnte nur nicht verstehen, warum er den Mund nicht aufmacht! Er weiß ganz genau, dass Céredas von einem Werwolf gebissen wurde. Das sagt er den beiden auch. Außer ihm scheint sich aber keiner über die Folgen Gedanken zu machen, nicht einmal, als sie absehbar werden. Wurgluck warnt Tahâma durchaus vor Céredas, aber seine vagen Andeutungen sind nicht geeignet, das bereits verliebte Mädchen davon zu überzeugen, dass ihr Schwarm eine Gefahr für sie darstellt. Warum sagt er ihr nicht klipp und klar, was Sache ist? Zumal auch Aylana und Céredas selbst sie bereits gewarnt haben.

Abgesehen davon: Wieso wird Céredas durch den Biss eigentlich kein Werwolf, sondern ein Sklave des Schattenlords? Steht dieser in irgendeiner Verbindung zu Gmork? Und selbst wenn, der Gmork ist kein phantásisches Wesen. Unwahrscheinlich, dass er von einem Phantásier beherrscht werden könnte!

Noch schemenhafter als die Hauptfiguren bleiben die Nebenfiguren Aylana, ihr Bekannter Ýven und die Spinnenfrau. Sie sind reine Zweckfiguren. Aylana hilft Tahâmas Gruppe und bietet ihr Unterschlupf. Ýven versucht offenbar, den Grund des Universums zu erforschen. Der Versuch, in einem Gespräch zwischen Wurgluck und Ýven die Ursache für die Geschehnisse in Nazagur und ganz Phantásien herauszufinden, gerät allerdings eher vage. Die Spinnenfrau Crachna fügt dem nur wenig hinzu.

Natürlich kennen erfahrene Phantásien-Leser den Grund für das Nichts längst. Warum aber Nazagur davon verschont bleibt, dafür bietet die Autorin keine plausible Erklärung. Die einzige Frage des Buches, die beantwortet wird, ist die nach dem Wachstum Nazagurs: Wenn die Menschheit dazu übergeht, sich anstelle von Außergewöhnlichem nur noch Horror und Grausamkeit auszudenken, dann wird eben auch Phantásien zu einem einzigen Ort des Horrors und der Grausamkeit.

Die Autorin sagt selbst von sich, dass Vampire sie faszinieren. Ob aber deshalb der Schattenlord wie ein Abklatsch der unzähligen bereits existierenden Gruselfiguren wirken muss, ist eine andere Frage. Wer nimmt eine Schauerfigur ernst, deren gesamte Erscheinung aus einer Sammlung von Klischees besteht? Und wie kommt es, dass dieser Schattenlord sich offenbar der Tatsache bewusst ist, dass er ein erdachtes Geschöpf ist? Dass Crachna, die mit ihren Augen offenbar bis in die Menschenwelt sehen kann – was auch schon ungewöhnlich ist! – dies weiß, mag noch nachvollziehbar sein. Aber woher weiß es der Schattenlord? Überhaupt wissen in Schweikerts Geschichte ziemlich viele über die Menschenwelt bescheid, auch Ýven und Wurgluck. Sehr verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Geschichte zeitgleich zur „Unendlichen Geschichte“ spielt, einem Zeitpunkt also, wo seit unsagbar langer Zeit kein Menschenkind mehr in Phantásien gewesen ist und alle möglichen Wesen Boten zur Kindlichen Kaiserin schicken, weil sie nicht wissen, was es mit dem Nichts auf sich hat!

Das größte Manko des Buches ist jedoch, dass man kaum bemerkt, dass es in Phantásien spielt. Abgesehen davon, dass am Rande die Kindliche Kaiserin, Atréju, der Gmork und das Nichts erwähnt werden, lässt nichts darauf schließen, wo man sich befindet. Die Landschaften sind zwar abwechslungsreich, könnten sich aber genausogut in der Menschenwelt befinden. Von den Personen, die vorkommen, besitzen offenbar nur der Schattenlord und die Blauschöpfe außergewöhnliche Fähigkeiten. Die einzigen bunten Farbtupfer im ganzen Buch sind die Darstellungen im Zusammenhang mit der Magie der Kristalle und der Musik der Blauschöpfe und das Vorkommen des Erdgnoms. Enttäuschend! Hier hätte ich mir eindeutig mehr Einfallsreichtum gewünscht.

Dieser Band ist auf jeden Fall der schwächste der drei, die ich bisher gelesen habe. Außer nackter Handlung ist hier nicht viel zu holen. Keine Charaktere, mit denen man wirklich mitfiebern würde, eine Menge Fäden, die nicht miteinander verknüpft wurden, logische Brüche in sich und zur Vorlage … Dem Buch fehlt jegliches Flair, das man sonst mit dem Gedanken an Phantásien verbindet, und man fragt sich, wie lange es her ist, dass die Autorin die Vorlage gelesen hat. Dabei wäre bei nur rund 300 Seiten durchaus noch genug Raum gewesen, um Facetten zu vertiefen und Fragen zu beantworten. Was hat Aylana dazu bewogen, einfach geschehen zu lassen, was mit ihr geschah, ohne wenigstens den Versuch zu unternehmen, etwas dagegen zu tun? Ýven ist ein Forscher und rennt ständig mitten im Gespräch davon zu seinen Experimenten. Was denn überhaupt für welche? Welchen Zweck erfüllt eigentlich der Kristall Krísodul, wenn Tahâma ihre Musikmagie auch ohne ihn wirken kann? Und wieso kann ihr Großvater Centhân, der ja offenbar über ebenbürtige Fähigkeiten verfügt, Krizha ohne Krísodul nicht mehr beschützen? Fehlanzeige! Fast scheint es, als hätte die Autorin zu diesem Roman keine rechte Lust gehabt.

Ulrike Schweikert, gebürtig in Schwäbisch Hall, war nach der Schule zuerst im Bankwesen tätig, ging dann an die Universität, um Geologie zu studieren, schob später noch ein Studium in Journalistik nach. Mit „Die Tochter des Salzsieders“ wurde sie bekannt, seit „Die Hexe und die Heilige“ ist sie hauptberufliche Schriftstellerin. Ihre Krimis und Fantasygeschichten erscheinen unter dem Pseudonym Rike Speemann. In der Liste ihrer Arbeiten finden sich auch Jugendbücher und eine Theaterversion der „Tochter des Salzsieders“. Zurzeit schreibt sie an der Fortsetzung ihres Vampirkrimis „Der Duft des Blutes“.

Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
ISBN-13: 978-3-426-19643-4

http://www.droemer-knaur.de/home
http://www.ulrike-schweikert.de/

Der Autor vergibt: (2.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Stover, Matthew – Star Wars Episode III – Die Rache der Sith

Über Coruscant tobt eine erbarmungslose Weltraumschlacht. Nachdem die Separatisten unter der Führung von Count Dooku und General Grievous tolldreist den Regierungsplaneten angegriffen haben, setzen sich die Truppen der Republik zur Wehr. Bald schon wird aus der Verteidigung auch eine Rettungsaktion, denn ein Stoßtrupp aus Kampfdroiden unter der Führung von General Grievous hat den obersten Kanzler Palpatine entführt.
Niemand auf der Oberfläche des Planeten ahnt den wahren Hintergrund der Entführung. In Wahrheit will Palpatine alias Darth Sidous mit Count Dookus Hilfe den jungen Anakin Skywalker auf die dunkle Seite der Macht ziehen. Für Dooku scheint es eine leichte Angelegenheit zu sein, zuerst Obi-Wan Kenobi zu töten und dann Skywalker gefügig zu machen, doch der Adlige täuscht sich gewaltig. Die beiden Jedi spielen nur mit dem Grafen. Zwar gelingt es Dooku, Obi-Wan einstweilen außer Gefecht zu setzen, doch gegen Anakin ist er chancenlos.
Im letzten Augenblick erkennt er den wirklichen Plan von Darth Sidous: Anakin kann nur weiter auf die dunkle Seite gezogen werden, wenn er Dooku tötet. Sidous ist auf der Suche nach einem Schüler, der mächtiger ist als Dooku. So erfährt Dooku eine der elementaren Wahrheiten der Sith am eigenen Leib: Verrat ist eine Grundeigenschaft der Sith.

Mit letzter Kraft können die beiden Jedi und der Kanzler aus dem abstürzenden Schlachtkreuzer der Separatisten entkommen. Leider gelingt dem einzigen noch verbliebenen Anführer der Separatisten, General Grievous, ebenfalls die Flucht.

Die Situation auf Coruscant ist angespannt. Die Jedi haben mit Misstrauen den zunehmenden Machtbereich des Kanzlers registriert, aber sie haben ihn auch nicht verhindern können. Inzwischen sind sie sicher, dass der Sith Lord sich im unmittelbaren Umfeld des Kanzlers aufhält, aber mehr wissen sie nicht. Der Kanzler kann es nicht sein, denn er hat bereits die absolute Macht.
Mace Windu und Yoda weihen Obi-Wan in ihre Gedanken ein. Sie machen deutlich, dass der Jedi-Meister diese Geheimnisse für sich behalten soll, denn sie trauen selbst Anakin nicht. Skywalker mag der mächtigste Jedi von allen sein, doch er ist auch instabil.

Seit geraumer Zeit wird Anakin von schlimmen Ängsten geplagt. Seine Mutter verlor er bereits und nun fürchtet er sich davor, die, die ihm am nächsten stehen, zu verlieren. Palpatine, der ihn fördert wie ein väterlicher Freund. Obi-Wan, mit dem ihm eine tiefe Freundschaft verbindet. Und nicht zuletzt Padmé, seine geliebte Frau. Seine Träume zeigen ihm eine tote Padmé, eine Voraussicht, die für ihn furchtbarer ist als alles andere, was ihm widerfahren könnte.
Als Obi-Wan auf Geheiß des Jedi-Rates die Jagd nach General Grievous aufnimmt, kommt es auf Coruscant zum zweiten Akt der Tragödie. Die dunkle Seite der Macht sei in der Lage, Tote wieder zum Leben zu erwecken, so offenbart Palpatine seinem jugendlichen Freund. Als er außerdem seine Maske fallen lässt und sich als Sith Lord offenbart, ist es zu spät. Mace Windu und seine Freunde können den Sith nicht stellen. Wenig später gibt Palpatine die Weisung an die Klon-Truppen aus, Plan 66 auszuführen.
So geschieht es. Überall in der Galaxis richten die Klon-Soldaten ihre ehemaligen Anführer hin. Das Ende der Republik ist nahe.

„Die Rache der Sith“ ist wohl das Beste der bisherigen Filmbücher. Sein Stil ist gewöhnungsbedürftig, aber binnen kurzem weiß es sehr zu gefallen.
Lange haben die Fans darauf gewartet zu erfahren, wie George Lucas denn seine Geschichten zusammenfügen würde.

Die Auflösung ist gelungen. Anakin konnte letztlich nur durch die Angst zur dunklen Seite verführt werden. Im Grunde seines Herzens ist er kein schlechter Kerl. Doch er ist zu unerfahren, um nicht leicht verführt zu werden. Die Möglichkeit, mit Hilfe der dunklen Seite in der Lage zu sein, Padmé vom Tode zurückzuholen, wiegt für ihn schwerer als das Wohl seiner Freunde. Am Ende ist er bereit, für seinen neuen Lehrer alles zu tun, wenn nur seine Frau gerettet werden kann.
Für die Geschichte ist es sehr wichtig, dass Anakin trotz allem ein sympathischer Charakter ist. Er ist ein Heißsporn, der zwischen seinen eigenen Ansprüchen hin und her gerissen ist. Leider passen diese Ansprüche nicht zueinander und sie werden auch nicht zur Gänze von den anderen Jedi akzeptiert. Das Profil eines machtvollen Menschen, dessen Gefühle noch viel mächtiger sind und deshalb alles zunichte machen, was er sich wirklich gewünscht hat, ist ohne jegliche Widersprüche umgesetzt.
Der Brückenschlag vom kleinen Anakin Skywalker hin zum innerlich zerstörten Darth Vader ist letztlich von George Lucas sehr gut in Szene gesetzt worden.

Figuren, die bisher eine Randexistenz innerhalb der Geschichte führten, werden aufgewertet, andere hingegen müssen sich mit einer Nebenrolle begnügen. So auch Padmé. Zwar wird sie zum Stein des Anstoßes, ansonsten muss sie allerdings hinter der eigentlichen Handlung zurückstehen.
Andere Charaktere gewinnen an Profil, so zum Beispiel Bail Organa, jener Senator, der später die kleine Leia aufziehen wird. An der Seite der Senatorin Mon Mothma versucht er von der Republik zu retten, was zu retten ist. Letztgenannte Senatorin ist eine der Figuren, die bereits aus kleinen Nebenauftritten aus der alten Trilogie bekannt sind. Es wurde überhaupt sehr viel Wert darauf gelegt, dass sich mit dieser letzten Geschichte ein Kreis schließt. Der Leser macht hier bereits die Bekanntschaft mit Chewbacca, er erfährt, dass der Wookie und Yoda sich während einer gemeinsamen Kampfhandlung kennen gelernt haben.

Im Gegensatz zum Film nutzt das Buch die Gelegenheit, ausführlich auf die Gedankenwelt seiner Protagonisten einzugehen. Dann schaltet Autor Matthew Stover auf eine Art Reportage um, damit die eigentliche Handlung nicht unnötig unterbrochen wird. So merkwürdig dieser dokumentarische Stil während der eigentlichen Handlung auch ist, so viele wichtige Informationen liefert er doch zum Verständnis der Handlung. Es wird interessant sein zu sehen, wie der Film ohne diese Hilfsmittel auskommen will.

Der Roman folgt dem Drehbuch des Films. So spitzt sich die Handlung in einem sehr klassischen Aufbau immer weiter zu. George Lucas hat nie geleugnet, dass er sich vieler bekannter Themen bedient hat. Serien aus seiner Jugend, Sagen, ja selbst die Bibel mussten für Motive herhalten. So ist denn der Endkampf von Obi-Wan und Anakin ähnlich groß und dramatisch geraten. Anakins Auferstehung als Darth Vader wird als Triumph der Sith zelebriert, ein Triumph, der, wie der Fan weiß, nur von kurzer Dauer ist.

Anakin ist der Auserwählte, welcher der Macht das Gleichgewicht bringen wird, nur eben nicht zu der Zeit und auf dem Weg, den die Jedi gerne hätten. Daumen hoch für einen erstklassigen Abenteuerroman, der als Geschichte zum Film absolut für sich alleine stehen kann.

_Michael Nolden_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de veröffentlicht.|

Richard Matheson – Die seltsame Geschichte des Mr. C

matheson mr c cover kleinDas geschieht:

Ein Mann wird gejagt: Scott Carey, Mann der Mittelklasse wie aus dem Bilderbuch, wollte bei seiner Jagd nach dem American Way of Live nur einen Ruhetag einlegen. Mit seinem Bruder unternahm er einen Bootsausflug – und wurde vom radioaktiven Niederschlag eines Atombomben-Tests getroffen. Seitdem schrumpft Carey jeden Tag konstant um 3,6 Millimeter. Sein Leben hat sich in einen ewigen Albtraum verwandelt. Die Ärzte können ihm nicht helfen, die Medien verfolgen ihn, Ehefrau und Kind werden ihm zusehends fremd: Vater ist nicht mehr der Beste in der Familie Carey, und das bedrückt Scott mindestens ebenso wie sein ungewisses Schicksal.

Mehr als ein Jahr währt der Horror, der Carey Stück für Stück seines normalen Lebens beraubt. Die Menschen betrachten ihn als kuriose Missgeburt, und der zunehmend paranoide Mann wird emotional immer instabiler. Ins gesellschaftliche Abseits gedrängt, leidet Carey unter der Einsamkeit. Er fühlt sich schuldig, als seine Familie in wirtschaftliche Not gerät, weil er, der doch die Position des Oberhauptes und Brötchenverdieners ausfüllen müsste, in seiner Aufgabe ‚versagt‘. Dennoch kommt die finale Krise rascher als befürchtet, als die Hauskatze die Gelegenheit nutzt, sich für einige Unfreundlichkeiten ihres einstigen Herrn zu rächen. Dieser entkommt dem Untier zwar knapp, verirrt sich dabei jedoch in den Keller des Hauses. Richard Matheson – Die seltsame Geschichte des Mr. C weiterlesen

Luceno, James – Star Wars – Labyrinth des Bösen

|“Ich habe hier etwas für dich. Dein Vater wollte, dass du das hier bekommst, wenn du alt genug bist. Aber dein Onkel war dagegen. Er fürchtete, du könntest dem alten Obi-Wan auf irgend so einem törichten idealistischen Kreuzzug folgen wie einst dein Vater.“|
Obi-Wan zu Luke Skywalker (Episode IV – Eine neue Hoffnung)

Autor James Luceno, der sich bereits mit den Star-Wars-Romanen „Der Untergang“ und „Die letzte Chance“ seine Sporen im Universum des George Lucas verdiente, schickt die beiden Helden Obi-Wan und Anakin in den Endspurt, an dessen Ende das Finale in Episode III steht. So betrachtet, erlebt der Leser hier einen Teil dieses törichten Kreuzzuges, den Obi-Wan in dem eingangs erwähnten Zitat anspricht.

Vizekönig Nute Gunray ist auf der Flucht. Nach den ersten Intrigen, die zu den Auseinandersetzungen auf Naboo (Episode I) und später auf Geonosis (Episode II) führten, hat die Handelsförderation immer mehr Raum einbüßen müssen. Auf großer Breite befinden sich die Separatisten auf dem Rückzug. Viele haben sich bereits in Territorien am äußeren Rand eingeigelt. Anakin, der ein sehr persönliches Interesse daran hat, dass Gunray gefasst wird – da der Vizekönig mitverantwortlich für das Bombenattentat auf Padmé war (Episode II) –, muss die einstweilige Flucht des Vizekönigs in Kauf nehmen. Allerdings bleibt in der Festung des Flüchtigen ein mechanischer Stuhl zurück, dessen Holoaufzeichnungen einzigartige Bilder offenbaren: Darth Sidious.

Endlich, nach so langer Zeit, gibt es konkrete Beweise für einen weiteren dunklen Lord der Sith. Auch Yoda hatte schon vermutet, Count Dooku sei der geheimnisvolle Mann im Hintergrund, doch nun scheint es sicher zu sein, dass Dooku auch nur ein Schüler ist.

Derweil hat sich auf Coruscant vieles zum Schlechten gewendet. Die Notstandsgesetze erlauben es den Soldaten, sich überall und zu jeder Zeit Zutritt zu verschaffen und Kontrollen sowie Verhaftungen durchzuführen. Die Sicherheit der Regierungswelt ist trügerisch. Kanzler Palpatine schirmt sich hinter einer Unmenge von Beratern und einer illegalen, ganz in rot gewandeten Schutztruppe ab.

Die Einsprüche von Senatoren, allen voran Bail Organa und Padmé Amidala, die eine Entschärfung der strengen Sicherheitsbestimmungen wollen, werden von Palpatine charmant abgeschmettert.

Allerdings verblassen die Einsprüche der Senatoren vor den kommenden Ereignissen. Die Jedi aus Coruscant setzen sich auf die Spur von Sidious und sind ihm alsbald hautnah auf der Spur. Diese Entwicklungen gefallen Sidious und Tyranus alias Count Dooku überhaupt nicht. Doch schnell hat der Sith-Lord seine Pläne neu geordnet. Während Dooku ein Ablenkungsmanöver startet, leitet General Grievous einen Angriff auf Coruscant einzig mit dem Ziel, Kanzler Palpatine zu entführen. Der Krieg hält mit aller Macht auf der Regierungswelt Einzug.

Der vorliegende Star-Wars-Roman ist kein reiner Abenteuer-Roman. Er ist auch eine Geschichte, die die Aufgabe hat, Geheimnisse zu lüften und Zusammenhänge herzustellen. Angesichts der gesammelten Informationen, die hier vorgebracht werden, scheint es eine unglaubliche Aufgabe zu werden, Episode III ohne diese Hintergrundinfos zu verstehen.

Zwei zentrale Themen sind hier ganz besonders interessant. Count Dooku wird rigoros als Lord Tyranus enttarnt, jenen Sith-Lord, der das Werk des Jedi Sifo-Dias fortführte. Meister Sifo-Dias gab dereinst die Klon-Armee in Auftrag. Tyranus beseitigte nicht nur den Jedimeister, sondern auch noch jegliche Daten, die auf den Auftrag hinweisen konnten, ja sogar den Planeten Kamino, den Herstellungsort der Klone, löschte er aus den Archiven des Jeditempels.

Der andere wichtige Aspekt ist die Vorstellung des Generals Grievous. Grievous ist ein Cyborg, der in die Falle der dunklen Lords Sidious und Tyranus tappte. Grievous fiel einem Unfall zum Opfer und wurde in das Maschinenwesen umgewandelt, um dereinst die Droidenarmeen der Sith anzuführen. Ausgestattet mit sechs Gliedmaßen, wird Grievous nur von einem angetrieben: dem Hass auf die Jedi. Sein Wunsch: einmal dem jungen Anakin Skywalker im Kampf gegenüberstehen.

Obwohl das Cover eine solche Begegnung nahe legt, kommt es nicht dazu. Andererseits werden die Zuschauer der dritten Staffel der |Clone Wars| im letzten Viertel des Romans einiges von der Handlung wiedererkennen, einiges wird jedoch völlig neu sein.

Die Zeichentrickserie |Clone Wars|, welche die Lücke zwischen „Angriff der Klonkrieger“ und „Die Rache der Sith“ schließt, ist eindeutig für ein jüngeres Publikum bestimmt. Im vorliegenden Roman wird weniger Rücksicht genommen, einige Szenen und Personen sind durchaus bekannt, aber vieles nimmt eine völlig andere Wendung.

Eine kleine Anekdote am Rande erklärt auch ein wenig die Merkwürdigkeit, dass C3-PO und R2-D2 sich im Verlauf von Episode IV bis VI nicht an ihre Vergangenheit erinnern können. Ein silberner Protokolldroide namens TC-16 (ein ähnlicher sprechender Wasserfall wie C3-PO) hatte eine Begegnung mit einem Sith-Lord in den Tiefen von Coruscant. Seither scheint er über seherische Fähigkeiten zu verfügen. Er gibt C3-PO während der Kampfhandlungen auf Coruscant einen wichtigen Hinweis: Sollte dereinst einmal jemand C3-PO anbieten, den Gedächtnisspeicher zu löschen, solle er annehmen. Das sei besser, als in ständiger Angst und Verwirrung weiterzuexistieren.

|“Über tausend Generationen lang sind die Jedi-Ritter in der alten Republik die Hüter des Friedens und der Gerechtigkeit gewesen. Bevor es dunkel wurde in der Welt, vor dem Imperium.“|
Obi-Wan zu Luke Skywalker (Episode IV – Eine neue Hoffnung)

„Labyrinth des Bösen“ spannt einen guten Bogen hin zur „Rache der Sith“, spannend, mit vielen Auflösungen und Andeutungen, die nicht nur für die absoluten Star-Wars-Fans interessant sind. Beide Daumen rauf!

_Michael Nolden_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de veröffentlicht.|

Heitz, Markus – Schatten über Ulldart (Die Dunkle Zeit 1)

|Caradc erbrach Blut, tiefrot lief die Flüssigkeit über die Kleidung auf die Fliesen, füllte dort kleine Rillen und Unebenheiten der Oberfläche aus. „Tadc … Gefahr … jemand … töten“, heulte der Visionär und sackte zusammen. Er packte Matuc im Genick und zog dessen Ohr an seinen Mund. „Die Dunkle Zeit … kehrt zurück“, flüsterte er.|

Diese Prophezeiung des Mönchs Caradc versetzt den ganzen Kontinent Ulldart in Angst und Schrecken. Man schreibt das Jahr 436 nach Sinured, auf den sich diese Prophezeiung bezieht. Alle 111 Jahre droht die Wiederkehr des bösen Gottes Tzulan, dessen schrecklicher Heerführer Sinured und seine Monsterhorden eine Schreckensherrschaft errichteten, die erst eine Allianz aller Völker Ulldarts unter der Führung ihres Schutzgottes Ulldrael besiegen konnte. Sinured wurde mit seiner schwarzen Galeere auf der Flucht im Meer versenkt, Tzulan von den Göttern bestraft und der Legende nach seine Augen als zornig rot funkelndes Doppelgestirn an den Himmel geheftet.

Für Bruder Matuc ist klar: Stirbt Prinz Lodrik, der „Tadc“ und somit Thronfolger des Kabcar (Königs) von Tarpol, bricht die Dunkle Zeit über das Land herein. Der geheime Rat des Ulldrael-Ordens trifft Vorkehrungen, das Leben des Prinzen unter allen Umständen zu schützen.

Dieser ist jedoch ein fetter Nichtsnutz, über den jedermann spottet, sein stolzer Vater hält ebenfalls wenig von ihm und ist enttäuscht von seinem Sohn, der ganz und gar nicht nach dem Eroberergeschlecht des Hauses Bardric schlägt. Deshalb schickt er ihn mitsamt seinem weisen Berater Stoiko Gijuschka und dem starken Leibgardisten Waljakov unter einer Tarnidentität nach Granburg. Das soll nicht nur das Leben des spöttisch „Keksprinz“ genannten Sohnes schützen, er muss nach den Wünschen seines Vaters dort regieren lernen und ein Mann werden! Unter der Anleitung der beiden verliert Lodrik an Speck, lernt einiges über Politik und beweist ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Seine Reformbemühungen stoßen bei den selbstherrlichen Brojaken (Großbauern) auf Widerstand, doch seine Reformbemühungen bringen ihm den Respekt des Brojaken Miklanowo ein, der ein enger Freund und Berater des Gouverneurs wird, – und die Liebe seiner Tochter Norina.

Doch seltsame Kreaturen, die so genannten „Beobachter“, suchen Lodrik auf und nennen ihn „Hoher Herr“. Er selbst nimmt die Exekution eines Aufrührers vor, der für viel Unheil in der Provinz sorgte – und wird von einem Blitz getroffen. Doch er stirbt nicht, seine Augen glühen jedoch oft in einem unheimlichen Licht, die Flammen des Feuers verfärben sich in seiner Gegenwart. Schließlich erreicht eine Nachricht aus Ulsar den Prinzen: Der Kabcar ist tot! Lodrik macht sich umgehend auf den Rückweg in die Hauptstadt …

Derweil beunruhigen den geheimen Rat Nachrichten von Sumpfkreaturen, welche die alte Hauptstadt Sinureds wieder aufbauen. Der Freibeuter Torben Rudgass befördert einen seltsamen Passagier, der sich als tödlicher und skrupelloser Assassine entpuppt. Der Mönch Matuc wird noch einmal vor den geheimen Rat gebeten, um den exakten Wortlaut der Prophezeiung Caradcs zu wiederholen. Zur Bestürzung aller stellt sich dieser als zweideutig heraus: Ist Lodrik nun der Retter Ulldarts oder der Bote Tzulans? Der Rat entscheidet sich für Letzteres, Matuc erhält den heiligen Auftrag, Lodrik zu ermorden.

Der in solchen Dingen wenig erfahrene Mönch trifft auf seiner Mission die Kensustrianerin Belkala, eine Priesterin Lakastras. Mit dieser freundet er sich nach anfänglichen Problemen (er wollte sie als Ketzerin aufhängen lassen) an, und gewinnt mit ihrer Hilfe den übermäßig stolzen Ritter Nerestro von Kuraschka vom Orden der Schwerter des Gottes Angor als Eskorte.

Der 1971 geborene Markus Heitz, studierter Germanist und Mediävist sowie passionierter Rollenspieler, ist mittlerweile zum Shooting-Star der deutschen Fantasy geworden. Neben den sehr populären „Die Zwerge“ und „Der Krieg der Zwerge“ schrieb er bisher Romane für die Shadowrun-Serie. „Die Dunkle Zeit“ wurde 2003 mit dem Deutschen Phantastik-Preis für das „Beste Roman-Debüt National“ ausgezeichnet.

„Die Dunkle Zeit“ ist ein mittlerweile abgeschlossener Romanzyklus, der zuerst beim |Heyne|-Verlag erschien und mittlerweile von |Piper Fantasy| vertrieben wird. Der damalige fünfte Band wurde gesplittet und Kürzungen beseitigt bzw. der Roman ergänzt und erweitert, deshalb besteht die Serie bei |Piper| aus folgenden sechs Teilen:

1. Schatten über Ulldart
2. Der Orden der Schwerter
3. Das Zeichen des dunklen Gottes
4. Unter den Augen Tzulans
5. Die Magie des Herrschers
6. Die Quellen des Bösen

Ein 7. Band, „Trügerischer Friede“, ist geplant, dieser wird jedoch Auftakt des Folgezyklus „Die Zeit des Neuen“ sein.

Markus Heitz verdient ein großes Lob: Fantasyzyklen dieses Umfangs kennt man normalerweise nur aus den USA, man denke nur an David Eddings „Belgariad“-Saga oder Raymond E. Feists „Midkemia“-Romane. Mit diesen wird dieser Zyklus hinsichtlich des Weltentwurfs beziehungsweise hinsichtlich vieler archetypischer Charaktere verglichen, und ganz kann man dies nicht abstreiten.

Dennoch lassen sich diese Zyklen schwerlich miteinander vergleichen. Heitz hat den Ansatz eines Rollenspiel-Leiters gewählt: Er hat bekannte Figuren und Welten neu miteinander kombiniert, variiert und so mehr oder minder seine eigene, fantastische Welt geschaffen. Diese mag zwar nicht originell sein, denn bei vielen Figuren erinnert man sich sofort an ihr literarisches Vorbild, aber gut geklaut ist immer noch besser als schlecht erfunden.

So möchte ich hier nur die Beschreibung Sinureds anführen, der von seinen Feinden auch „Das Tier“ genannt wurde: Schwarze, verbrannte Haut, glühende Augen und eine gewaltige eiserne Rüstung. Auf dem Schlachtfeld führte er eine eisenbeschlagene Deichsel als Keule.

Mir drängte sich hier das Bild Saurons auf, der im Intro des „Herr der Ringe“ auch gegen eine Allianz aller Völker streitet und ebenfalls mit einem riesengroßen Streitkolben um sich schlägt. Geradezu Spoiler-Charakter hat die Prophezeiung hinsichtlich Lodriks, der seine edlen und guten Motive zunehmend mit brutalen Mitteln erreicht. Lodrik ist quasi der Darth Vader der Fantasyliteratur. Norina kann man getrost als das Äquivalent zu Anakins Padme ansehen, der in den Folgebänden auftretende Mortva Nesreca geht problemlos als dunkler Sith Lord durch, er wird Lodrik zum Entsetzen seiner Berater immer mehr „auf die dunkle Seite“ ziehen.

Diese Figuren sind etwas zu offensichtlich entliehen, aber das tut der Handlung keinen Abbruch. Finesse und subtile Charakterschilderungen sucht man zwar vergebens, alle Charaktere sind von vorneherein klar gezeichnet als gut oder böse, bis auf Lodrik, dessen weitere Entwicklung aber schnell absehbar ist. Dafür hält sich Heitz nicht lange mit Plänkeleien auf, er kommt zu Sache, die Handlung geht flott voran, es passiert immer irgendwo etwas auf der Welt. Sei es bei dem sympathischen Freibeuter Torben Rudgass, dem so wenig zueinander passenden Trio Infernale aus Priester, Fanatiker und Ketzerin – sprich Matuc, Nerestro und Belkala – oder bei meinen persönlichen Lieblingen, dem pralinenfressenden König Perdon von Ilfaris (das natürlich berühmt für sein Konfekt ist) und seinem schlauen Berater und Hofnarr Fiorell, die mit ihrem umfassenden Geheimdienst stets über die Lage in Ulldart Bescheid wissen und diese auf lustige und launige Weise kommentieren.

Alles in allem schlägt zu oft der Rollenspieler in Heitz durch, die klaren Archetypen und Charakterisierungen sind leider dementsprechend auch nicht mehr als Rollenspielfassade – aber auch nicht weniger. Unterhaltung und Abenteuer pur sind garantiert. In diesem Band hält Heitz sich angenehm zurück hinsichtlich des Erzähltempos, auch erlaubt er sich keine allzu verwunderlichen Patzer wie plötzliche Kehrtwendungen moralischer Art oder nicht nachvollziehbares Vertrauen zu einem dahergelaufenen Möchtegern-Verwandten bei unverständlichem Misstrauen gegenüber alten Freunden.

Der Einstiegsroman ist in dieser Hinsicht wesentlich besser als die Folgebände, die weniger ausgereift und teilweise gar hektisch erzählt werden. Die Vielfalt der Welt übertüncht sehr gut den nicht vorhandenen Tiefgang. Was Eddings mit Humor und Augenzwinkern erreichte, macht Heitz mit Tempo und Vielfalt und teilweise sogar originellen Einfällen wett. Mit komplexeren Weltentwürfen wie denen eines Robert Jordan, George R.R. Martin oder Raymond E. Feist kann sich seine Kreation aber nicht messen, in dieser Hinsicht sollte man nicht zu viel erwarten.

_Fazit:_ Ein kurzweiliger Zyklus mit echten Pageturner-Qualitäten. Der Plagiarismus kann bisweilen jedoch stören, ebenso die viel zu simplistische Schwarz-Weiß-Zeichnung der Charaktere. Aber Heitz hat sich erwiesenermaßen gute, erfolgreiche Ideen und Konzepte ausgeliehen und damit seine eigene Welt geschaffen, der es demzufolge nur ein wenig an Eigenständigkeit mangelt.

An einem jedoch gewiss nicht: Kurzweiliger, spannender, abenteuerlicher Unterhaltung – und das ist immer noch das Wichtigste. Wer anspruchsvollere Fantasy mit Tiefgang, neuen Ideen oder Szenarien sucht, wird hier nicht fündig. Wer jedoch von ewigen Endloszyklen genug hat, die Klassiker bereits kennt und einfach nur gut unterhalten werden will, kann bedenkenlos zugreifen.

Die einheitliche (das Amulett Tzulans vor einem jeweils wechselnden Farbhintergrund) und sehr ansprechende Neugestaltung der Romancover durch den |Piper|-Verlag setzt sich auch bei der Formatierung des Buchtextes und der Kapitelüberschriften fort, was zu dem wertigen Gesamteindruck beiträgt. Leider biegt sich der Buchrücken bereits nach einmaligem Lesen deutlich durch. Über eine mangelhafte Übersetzung kann man sich bei einem deutschen Autor naturgemäß nicht beschweren, das Lektorat hat zudem einige beklagte Rechtschreib- und Grammatikfehler der |Heyne|-Ausgabe bereinigt.

Homepage des Autors bzw. des Ulldart-Zyklus:
http://www.mahet.de/ und http://www.ulldart.de/

Isaac Asimov – Die Stahlhöhlen (mit: Die nackte Sonne) [Foundation-Zyklus 2]

Der Heyne-Verlag bringt derzeit den „erweiterten Foundation-Zyklus“ neu in einer einheitlichen Ausgabe heraus – ohne dabei allerdings chronologisch vorzugehen. So erschienen die Bände, die direkt mit der Foundation in Verbindung stehen, zuerst, und erst nach und nach folgen die frühen Romane, mit denen Asimov den Brückenschlag zwischen seinen beiden großen Werken vollführte: Robotergeschichten und Foundation. Der erste Band der Reihe, „Meine Freunde, die Roboter“, umfasst die wichtigsten und bekanntesten Robotergeschichten, in denen Asimov „Die drei Gesetze der Robotik“ formulierte und in jede denkbare Richtung diskutierte.

Erstes Gesetz:
„Ein Roboter darf keinem menschlichen Wesen Schaden zufügen oder durch Untätigkeit zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.“

Zweites Gesetz:
„Ein Roboter muss Befehlen gehorchen, die ihm von menschlichen Wesen erteilt werden, es sei denn, diese Befehle stünden im Widerspruch zum Ersten Gesetz.“

Drittes Gesetz:
„Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, es sei denn, dies stünde im Widerspruch zum Ersten oder Zweiten Gesetz.“

Im zweiten, vorliegenden Band „Die Stahlhöhlen“ finden sich die zwei Romane „The Caves Of Steel“ und „The Naked Sun“. Hier sind bereits zwei menschliche Gesellschaften anzutreffen, aus denen Asimov das spätere Galaktische Imperium entwickeln sollte. Die so genannten „Spacer“ sind Nachkommen der ersten großen Siedlungswelle der Menschheit, sie besiedeln fünfzig fremde Planeten, die so genannten „Äußeren Welten“. Durch Genmanipulation sind sie sehr langlebig, da einigermaßen keimfrei, allerdings auch sehr anfällig bereits gegenüber für Erdenmenschen unbemerkbaren Bakterien. Daraus entwickelte sich eine Angst vor Ansteckung, die schließlich zur Isolation der Erde führte. Außerdem benutzen die Spacer Roboter und entwickelten sie weiter, so dass sie auch technisch der Erde überlegen sind. Ihre Isolationspolitik und ihre instabile Immunität verhindert eine weitere Ausbreitung der Spacer über die bewohnbaren Welten der Galaxis.

Auf der Erde werden Roboter gehasst. Man sieht in ihnen vor allem Konkurrenten um die Arbeitsplätze, aber die Regierung kooperiert mit den Spacern, die sich für eine langsame Einführung der Roboter in die irdische Gesellschaft aussprechen.
Die Menschen leben in gigantischen Städten, riesige Bauten aus Stahl (= die Stahlhöhlen) und haben schon seit Generationen kein natürliches Licht oder die Freiheit unter offenem Himmel gesehen. Hier hat sich sogar eine Phobie entwickelt.

Es gibt eine kleine, abgegrenzte Siedlung der Spacer auf der Erde, und genau dort geschieht ein unerhörtes und für die wackeligen Beziehungen gefährliches Verbrechen: Ein Spacer wird ermordet! Elijah Baley, Ermittlungsbeamter der Polizei, wird auf den Fall angesetzt. Ihm zur Seite steht der absolut menschliche Roboter R. Daneel Olivaw, der ursprünglich dazu gebaut wurde, sich unauffällig unter den Menschen zu bewegen.

Baley fängt an, Informationen zu sammeln, tappt aber mehrmals in Sackgassen, ehe sich Licht am Horizont zeigt. Und plötzlich findet er sich in einer Intrige wieder, durch die ihm eine schlimme Bestrafung droht.

Der Autor

Isaac Asimov wurde 1920 in der Sowjetunion geboren, 1923 schon wanderten seine Eltern nach New York aus. Asimov studierte Chemie und arbeitete zeitweise als Dozent; bereits im Studium schrieb er seine ersten Kurzgeschichten. Er war ein sehr produktiver Autor, der neben Science-Fiction-Erzählungen auch populärwissenschaftliche Bücher veröffentlichte. Neben Robert A. Heinlein und Arthur C. Clarke zählt man Asimov zu den bedeutendsten SF-Schriftstellern des zwanzigsten Jahrhunderts. Er starb im Jahr 1992.

Ein „typischer Asimov“

Stilistisch gesehen, ist Asimov ein Unikat. Seine Romane sind geprägt durch Dialoge, die nur skizzierte Beschreibungen und beschriebene Handlung zulassen und trotzdem eine farbige Welt für die Vorstellung des Lesers entwerfen, in die er sich versenken kann. Gleichzeitig stellen sich den Protagonisten oft knifflige Aufgaben, die meist eine Jagd nach Informationen nach sich ziehen und im Kopf gelöst werden, ehe der Protagonist in einer verbalen Konfrontation die Lösung präsentiert und etwaige Täter überführt. Asimovs Geschichten erhalten dadurch oft den Anstrich einer Kriminalgeschichte, zumal die Protagonisten meist im Auftrag einer gerechten Organisation handeln (wie zum Beispiel Lucky Starr die Robotpsychologin Susan Calvin, die wiederum Anfang 2005 in dem ansonsten recht stimmigen Film „I, Robot“ sehr untypisch dargestellt wurde).

Elijah Baley ist Ermittlungsbeamter, passt also hervorragend in das typische Asimov-Muster. Im ersten Teil kommt Baley etwas christlich daher, kennt scheinbar die gesamte Bibel auswendig und zitiert mehrmals moralische Stellen. Es lässt sich aber zum Glück bemerken, dass dieser Charakterzug einen wichtigen Teil in der Stimmung der Geschichte ausmacht, indem er dem unpersönlichen R. Daneel einen Hauch Menschlichkeit verleiht.

Asimov stellt dem Leser nacheinander die Charaktere vor und fängt uns in einem Netz aus Indizien, die fast jeden für die Tat (es handelt sich in beiden Teilen um Mord) denkbar erscheinen lassen. Im ersten Teil ist das Rätsel sogar noch undurchsichtiger für uns, das tut dem zweiten Band allerdings keinen Spannungsmangel an, denn gekonnt werden wir durch die Details geleitet, aus denen sich die Welt der Menschen (Erdlinge und Spacer) zusammensetzt, und viele von Baleys Gedankengängen bleiben uns ebenso verborgen wie seinem Partner Daneel oder den Außenstehenden. So werden wir von Asimovs immer bestechender Logik überrascht, mit der er Baley die Fälle aufdröseln lässt, bis sich die Erkenntnis einstellt.

Es ist erstaunlich, wie detailliert Asimov eine Welt zu beschreiben vermag, indem er eine Ermittlung in einem Mordfall durchführen lässt. Dass dabei wieder einmal die Gesetze der Robotik attackiert und überprüft werden, macht erstens die Geschichte für den interessierten Leser noch lesenswerter und spricht außerdem für Asimovs Ehrgeiz, seine ambitionierteste Entwicklung hieb- und stichfest zu untermauern.

Es gibt ein paar kleine Schönheitsfehler, von denen einige wahrscheinlich in der Übersetzung gesucht werden müssen. So heißt Baleys Frau, genannt Jessie, zuerst noch „Jezebel“, was in biblischer Form „Isebel“ bedeutet. Am Ende des ersten Bandes wird es so dargestellt, als heiße sie wirklich Isebel. Noch härter ist, dass sie im zweiten Band plötzlich mit „Jessica“ vorgestellt wird … Einzig wirklich geärgert hat mich, als mir ein gedrucktes „frägt“ in die Augen sprang. Bisher war ich der Meinung, so was gäbe es wirklich nur umgangssprachlich, aber keinesfalls sollte es in einem Buch auftauchen! Nun, dagegen verblassen Kleinigkeiten wie „dass er neben mir gesessen war“ und solche Dinge.

Bleibt als Fazit zu ziehen, dass der Doppelroman wirklich außerordentlich unterhaltsam ist, für jederman empfehlenswert, der sich an der interessanten Art von Asimovs Stil und Logik erfreuen kann. Und glücklicherweise bleibt uns die Gewissheit, dass ein Roboter uns nicht ersetzen kann, denn „er ist zwar logisch, aber nicht vernünftig“.

Der erweiterte Foundation-Zyklus

Meine Freunde, die Roboter
Die Stahlhöhlen
Der Aufbruch zu den Sternen
Das galaktische Imperium
Die frühe Foundation-Trilogie
Die Rettung des Imperiums
Das Foundation-Projekt
Die Foundation-Trilogie
Die Suche nach der Erde
Die Rückkehr zur Erde

Kinkel, Tanja – König der Narren, Der (Die Legenden von Phantásien)

Die Weberinnen von Siridom sind berühmt für ihre kunstvollen Teppiche, und das zu Recht, denn diese Teppiche zeigen nicht nur irgendwelche beliebigen Muster, sondern Bilder. Bilder von längst vergangenen und fast vergessenen Geschehnissen aus Phantásien. Auf ihre Weise sind die Weberinnen Bewahrer der Geschichte, Historiker, und zu ihnen zu gehören, ist eine große Ehre.

Eine Ehre, mit der die junge Res nicht viel anfangen kann! Die Aussicht, ihr ganzes Leben in Siridom am Webstuhl zu verbringen, ödet sie an! Sie würde viel lieber mit den Trossen der Handelswagen auf Reisen gehen, um die Welt, die sie in ihre Bilder webt, selbst zu sehen! Völlig überraschend erhält sie die Gelegenheit: Ein Handelstross ist dem Nichts begegnet und kehrt völlig leer und grau zurück, nur die Zugtiere und eine Katze sind noch da. Der Gildenmeister verspricht zwar, eine Gesandtschaft zur Kindlichen Kaiserin zu schicken, macht sich aber stattdessen mit seiner ganzen Familie aus dem Staub! Res beschließt, selbst etwas zur Rettung Phantásiens zu unternehmen. Sie will den Verlorenen Kaiser finden. Ein einziger, uralter Wandteppich erzählt davon, dass dieser Kaiser Phantásien schon einmal gerettet hat, allerdings starb die Weberin vor der Vollendung des Teppichs, sodass niemand weiß, was aus dem Kaiser geworden ist. Bestellt wurde der Teppich von der Fürstin der Stadt Kading, deshalb beschließt Res, ihre Suche dort zu beginnen. Die Katze, die sie in dem leeren Handelstross gefunden hat, nimmt sie mit, denn die Katze hat behauptet, den Weg nach Kading zu kennen. Aber kann Res der Katze trauen?

Tanja Kinkels Phantásien-Geschichte spielt zeitgleich zu den Erlebnissen von Atréju, obwohl dieser namentlich kein einziges Mal erwähnt wird. Die Autorin spricht von einem Gesandten, den die Kindliche Kaiserin ausgesandt hat. Den genauen Zeitpunkt erfährt der Leser jedoch erst gegen Ende, als Res dem Wandernden Berg begegnet.

Res ist ein recht burschikoses Mädchen. Häuslichkeit liegt ihr nicht, sie will Abenteuer erleben. Vor allem aber will sie nicht alles, was es zu wissen gibt, aus zweiter Hand erfahren! Sie will ihre eigenen Erfahrungen machen! Allerdings hat sie sich diese Erfahrungen anders vorgestellt. Ganz allein in die Welt hinauszuziehen, ist eben bei weitem nicht so einfach wie in einer Gruppe, zumal eine der Erfahrungen zeigt, dass gute Absichten nicht unbedingt gute Taten, und gute Taten nicht unbedingt gute Folgen nach sich ziehen! Überhaupt ist das mit dem Gut und Böse gar nicht so einfach. So sind die Federwesen aus Haruspex überhaupt nicht erbaut von Res‘ Lebensrettungsaktion, und Haruspex ist nicht der einzige Ort, wo Res sich Feinde macht.

Die Katze unterstützt sie darin höchst erfolgreich. Nicht, weil sie Res wirklich schaden will! Nur liegt es eben nun mal im Naturell einer Katze, dass sie selbstsüchtig denkt. Die Katze ist meiner Meinung nach der gelungenste Charakter des ganzen Buches: Abgesehen von ihrem Egoismus ist sie auch noch ein bisschen arrogant, unberechenbar und gelegentlich auch hinterlistig. Sie hilft Res immer nur dann, wenn es ihren eigenen Interessen dient. Und sie hält sich immer und überall ein Hintertürchen offen. Dass sie mehr ist als eine Katze, hört Res zum ersten Mal von ihrem zweiten Begleiter Yen Tao-Tzu. Der Katze ist das gar nicht recht, denn er rührt damit unwissentlich an ein Geheimnis, das gerade Res keinesfalls erfahren darf.

Yen Tao-Tzu wird zu diesem Zeitpunkt allerdings von Res nicht ernst genommen, denn er ist geistig verwirrt. Für den Leser ist relativ schnell klar, dass er ein Menschenkind ohne Erinnerungen sein muss, aber Res ist Phantásierin und weiß nichts von Menschenkindern. Und es ist schwer, selbst die einfachsten Lösungen zu entdecken, wenn man nicht wissen kann, dass man die falschen Fragen stellt.

So fliegt Res mit ihren Begleitern einen langen Weg durch Phantásien, um ein Mittel gegen das Nichts zu finden, und kommt dabei zu vielen verschiedenen Orten und Wesen. Fast ein paar zu viele, könnte man meinen. Tanja Kinkels Geschichte beinhaltet fast doppelt so viele Stationen wie [„Die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillmann Trutz“ 1095 von Ralf Isau, aber die Ausarbeitung ist sehr unterschiedlich. Manche werden nur kurz gestreift, manche etwas ausführlicher behandelt. Insgesamt bleibt die Ausarbeitung Kinkels jedoch weit hinter Isaus zurück. Mag sein, dass die gut 350 Seiten nicht genug Platz hergaben für eine detailliertere Beschreibung, andererseits hätte mehr Raum dafür zur Verfügung gestanden, wenn Res ein paar Orte weniger bereist hätte. Stattdessen sind die Ausgestaltungen der verschiedenen Orte ziemlich oberflächlich geblieben und Kinkels Phantásien damit fern und diffus.

Auch die Charaktere der meisten Wesen, denen Res begegnet, haben nur wenig Tiefe. Einzige Ausnahme bilden diejenigen, die Res folgen bzw. verfolgen.
Die Leonesen wollen den Tod eines der Ihren rächen. Dass an diesem Tod nicht allein Res schuld ist, ist ihnen dabei völlig unwichtig. Aber Blutrache hatte ja auch noch nie etwas mit Logik oder Vernunft zu tun. Die Federwesen machen Res für den Untergang ihres Dorfes verantwortlich. Auf den Gedanken, dass das Nichts ihr Dorf auf jeden Fall verschlungen hätte, kommen sie nicht im Traum. Es ist einfacher, einen Schuldigen zu suchen! Die Fürstin von Kading schließlich ist eine Herrscherin, die fast ein wenig an Kaiser Nero erinnert: eitel, gelangweilt, gleichgültig und grausam. Im Laufe ihrer Reise trifft Res diese Wesen immer wieder an den unterschiedlichsten Stellen. Zusammen mit dem Umstand, dass auch in diesen Fällen das erste Zusammentreffen in der jeweiligen Heimat recht knapp ausfällt, vermitteln diese ständigen, vorübergehenden Treffen den Eindruck von Zerissenheit. Der Handlungsverlauf scheint irgendwie zerfasert und zerfleddert, was schade ist. Auch hier gilt: weniger wäre mehr gewesen, und ein Verfolger besser als drei.

Der Handlungsverlauf schwächelt auch noch an anderen Stellen.
So wird zum Beispiel nicht ganz klar, warum die Fürstin Res überhaupt verfolgt. Vielleicht wollte sie einfach nur die Scharte auswetzen, dass Res die Flucht gelungen ist, vielleicht empfand sie tatsächlich so etwas wie Respekt für diese Leistung und wollte Res deshalb als Verbündete, oder vielleicht befürchtete sie Konkurrenz. Wie auch immer, hier verliert sich Kinkel in Andeutungen, die entweder nur für höchst intelligente Leute nachvollziehbar oder generell einfach etwas zu wirr sind, um die Beweggründe und Ziele der Fürstin wirklich zu verstehen.

Ein weiterer Punkt, der ungeklärt bleibt, ist der, wie und warum Yen Tao-Tzu das Betreten von Kading überleben konnte. Die Autorin bietet lediglich einen Erklärungsversuch der Katze, der aber unlogisch ist, denn Yen Tao-Tzu ist ein Menschenkind und sein Leben daher, anders als vielleicht bei Phantásiern, nicht nur Gedanke sondern auch Körper. Yen Tao-Tzu selbst widerspricht der Katze unmittelbar, seine eigene Deutung aber erfährt der Leser nicht, weil die Autorin ihn von einem Federwesen unterbrechen lässt!

Dazu kommen logische Brüche zur Vorlage Michael Endes. Einen davon nimmt die Autorin bewusst in Kauf, nämlich die Tatsache, dass Yen Tao-Tzu auf irgendeine Weise von allein seine Sprache und seine Erinnerungen zurückerhält. Argax, das Äffchen aus der Alten Kaiser Stadt, stellt lapidar fest, dass das eigentlich nicht möglich sein sollte. Die Tatsache, dass Yen Tao-Tzu als einziges Menschenkind bewusst und freiwillig in die Alte Kaiser Stadt kam, kann dafür keine ausreichende Erklärung sein!

Die kategorische Aussage, dass Yen Tao-Tzu der kindlichen Kaiserin keinen neuen Namen geben kann, weil er es bereits einmal getan hat, ist ebenfalls so nicht richtig. Koreander erklärt Bastian am Ende der „Unendlichen Geschichte“, dass er Mondenkind nur so lange nicht wiedersehen könne, wie sie Mondenkind sei, dass er sie aber wiedersehen könne, wenn er ihr einen neuen Namen gäbe. Die Katze, mit der Res über diese Angelegenheit spricht, muss das wissen, denn sie ist ein Wanderer!

Trotz all dieser Mankos ist das Buch nicht wirklich schlecht. Wo sich die Autorin die Mühe gemacht hat, wirklich ins Detail zu gehen, sind die Darstellungen richtig gut gelungen. Das gilt ganz besonders für die Katze und die Federwesen aus Haruspex. Die übrigen Ideen hatten ebenfalls durchaus Potenzial und hätten im Falle einer genaueren Ausarbeitung eine echte Bereicherung für Phantásien darstellen können, was ja das erklärte Ziel dieser Buchreihe ist.

Bemerkenswert ist das Ende von Res‘ Reise, wo die Protagonistin in einem Aufwallen von Überdruss von der Heldin zur Antiheldin mutiert! Eine Wendung, die nicht unbedingt zu erwarten war und zusammen mit dem Charakter der Federwesen einen wirklich großen Wurf hätte bedeuten können, wenn sich Tanja Kinkel nicht in ihrer Fülle von halb Angedachtem verheddert, sondern sich auf diese Punkte konzentriert hätte.

Insgesamt ist „Der König der Narren“ durchaus lesenswert, auch wenn er meiner Meinung nach mit der „geheimen Bibliothek …“ von Ralf Isau nicht mithalten kann. Dafür fehlt ihm das gewisse Etwas, vielleicht das Quentchen mehr Fingerspitzengefühl, mit dem Isau seine Geschichte an die Vorlage angeschlossen hat, vielleicht auch einfach nur die konsequente und liebevolle Ausgestaltung der wenigen Orte und Personen, denen die Protagonisten begegnen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Frau Kinkel bisher eher Historienromane als Fantasy geschrieben hat. Jedenfalls hatte „Die geheime Bibliothek …“ eine Portion mehr Flair. Bleibt abzuwarten, was die übrigen Bände dieser Reihe noch zu bieten haben.

Tanja Kinkel stammt aus Bamberg, studierte in München unter anderem Germanistik und Theaterwissenschaften, hat mehrere Literaturpreise und Stipendien gewonnen. Außer Historienromanen, die größtenteils im Mittelalter spielen, hat sie inzwischen auch einen Roman über die Gründung Roms und einen „neuzeitlichen“ Roman geschrieben. Auch ein Jugendbuch mit dem Titel „Die Prinzen und der Drache“ findet sich in der Liste. „Der König der Narren“ war ihr letztes Buch, mit dem sie sich Anfang des Jahres auf Lesereise befand. Zur Zeit ist sie mit „Götterdämmerung“ unterwegs.

Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
ISBN-13: 978-3-426-19641-0

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