Archiv der Kategorie: Sachbuch

Caspers, Ralph / Westland, Daniel – Scheiße sagt man nicht! Die 100 (un)beliebtesten Elternregeln

Scheiße sagt man nicht. Und wenn man schielt, bleiben die Augen so stehen. Und mit vollem Magen darf man nicht schwimmen gehen.

Alle Kinder haben solche Sprüche schon von ihren Eltern gehört. Ralph Caspers, Moderator von „Wissen macht Ah!“ und Mitarbeiter bei der „Sendung mit der Maus“, hat 100 mehr oder weniger bekannte Elternregeln auf ihren Wahrheitsgehalt untersucht und sich dabei Rat aus der Wissenschaft geholt. Je nach Ergebnis hat er sie in seinem Buch „Scheiße sagt man nicht! Die 100 (un)beliebtesten Elternregeln“ in „Stimmt“, „Stimmt nicht“ und „Stimmt nicht ganz“ eingeteilt.

Caspers präsentiert seine Erkenntnisse in dem populärwissenschaftlichen bis populären Tonfall, wie er in seiner Sendung vorherrscht, und dazwischen ist er immer mal wieder für einen Kalauer gut. Seine lockere und leicht verständliche Sprache ist auf die jugendlichen Leser gerichtet, denen ganz offenkundig seine Sympathie gilt, auch wenn er ihnen manchmal das Ergebnis zumuten muss: Tja, da haben die Eltern wohl oder übel Recht. Insofern greift hier auch der Effekt der „Sendung mit der Maus“: Man erklärt für die deklarierte Zielgruppe der Kinder besonders einfach, und die Erwachsenen sind insgeheim erleichtert: „Jetzt verstehen wir es auch endlich.“

So erfahren wir von Caspers, dass man Essensreste wirklich nicht die Toilette hinunterspülen sollte, weil sich auch in zivilisierten Ländern mit funktionierendem Wasser-/Abwassersystem massenhaft Ratten in der Kanalisation tummeln, die nur auf solche Fütterungen warten. Andererseits ist laut Autor das Herunterschlucken eines Kaugummis oder einer kleinen Menge Zahnpasta ungefährlich.

Bei einigen hinterfragten Erziehungssprüchen bringt Caspers nichts Neues. Dass man bei Rot wirklich nicht über die Straße gehen sollte, andererseits aber der altbekannte Satz „Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ keine ethnologische Tatsachenbehauptung ist (und von Eltern auch nie so gemeint ist), dürfte jedem klar sein. Dennoch fördert das Büchlein auch bei vermeintlich eindeutigen Fällen noch einige interessante Hintergründe zutage. Vermutlich glaubt niemand, der auch nur das Alter der Schulpflicht erreicht hat, dass man durch das brave Leeressen seines Tellers schönes Wetter am folgenden Tag hervorrufen könnte. Aber wer hat gewusst, das dieser Spruch auf den zutreffenden plattdeutschen Satz zurückgeht: Iss deinen Teller leer, „dann gifft dat morgen godes wedder“, d. h. wieder Gutes oder Frisches – und nicht die aufgewärmten Reste von heute. Darüber, wie bereitwillig Erziehungsberechtigte diesen Spruch missverstanden haben, kann man nur spekulieren …

„Scheiße sagt man nicht!“ liefert also Eltern wie Kindern einiges an Munition zum Diskutieren. Jetzt kommt es nur darauf an, wer es als Erster liest und vor dem anderen geheimhalten kann. Illustriert ist das Taschenbuch mit teilweise echt witzigen Karikaturen Eva von Platens.

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Larson, Erik – Marconis magische Maschine

Guiglielmo Marconi und Dr. Hawley Harvey Crippen: Schon ihre Herkunft trennt sie buchstäblich durch Welten; der eine ist in Italien, der andere in den USA geboren. Auch in ihrem Werdegang sind sie grundverschieden. Marconi ist ein Erfinder, der sich dem drahtlosen Funk verschrieben hat. Seit 1894 experimentiert er wie besessen, und es gelingt ihm, die Entfernung zwischen Sender und Empfänger kontinuierlich zu steigern. Er geht nach England und wird berühmt, doch gleichzeitig wächst die Widerstand gegen den ‚Ausländer‘, der gern als Scharlatan hingestellt wird.

Crippen lässt sich zum homöopathischen Mediziner ausbilden und arbeitet für eine lange Reihe eher windiger Firmen, die rezeptfreie „Patentmedizinen“ auf den Markt werfen. Schon in jungen Jahren trifft er eine verhängnisvolle Entscheidung und heiratet eine Frau, mit der es keine Gemeinsamkeiten gibt. In den nächsten Jahrzehnten machen sich die selbsternannte Künstlerin und der unglückliche, allzu duldsame Gatte das Leben zur Hölle. Auch ein Umzug nach London bringt keinen Frieden. Scheidung ist in dieser Ära verpönt, der Druck wächst – und dann lernt Crippen die junge Ethel kennen. Seine Liebe wird erwidert, Gattin Cora misstrauisch. Keinesfalls will sie ihren Ruf sowie ihren Status als finanziell versorgte Ehefrau verlieren.

Der Druck wächst, Crippen steckt in der Klemme, die ihn 1910 einen verhängnisvollen Entschluss fassen lässt: Cora muss verschwinden! Der Arzt kennt sich mit Giften aus, aber er unterschätzt die Polizei. Nach und nach wird eine grausige Mordtat aufgedeckt. Mit seiner Geliebten will sich Crippen in die USA absetzen, wo sich ihre Spuren in dem riesigen Land verlieren werden. Die Reise per Schiff dauert nur wenige Tage, die das Paar in Verkleidung hinter sich zu bringen hofft.

Aber Crippen hat den Fortschritt gegen sich: Nach Jahren unermüdlicher, von Fehlschlägen begleiteter Versuch gelang es Marconi, den drahtlosen Funk ohne Entfernungsbeschränkungen zu realisieren. Seither werden immer mehr Schiffe mit Funk ausgerüstet. Auch an Bord der „SS Montrose“, mit der Crippen und Ethel reisen, gibt es eine Station. Als Kapitän Kendall die wahre Identität seiner Passagiere erkennt, lässt er mit Hilfe des Funks eine neue Ära der Kriminalgeschichte beginnen …

Forschung und Wissenschaft werden seit jeher gern nach der Alltagstauglichkeit ihrer Ergebnisse bewertet. Die Naturwissenschaft bietet in dieser Hinsicht die besseren Möglichkeiten. Noch immer ist es gelungen, aus der Arbeit von Chemikern, Physikern oder Astronomen wirtschaftlichen oder militärischen Nutzen zu schlagen.

Guiglielmo Marconi wird von denen, die misstrauisch auf das schwer kontrollierbare Treiben in teuren Labors blicken, besonders leicht ins Herz geschlossen, denn der Erfinder des drahtlosen Funks, der die Kommunikation zwischen Kontinenten und Meeren möglich machte, war nicht einmal ein Wissenschaftler, sondern ein Autodidakt, der seine Erfolge aufgrund unermüdlicher Versuche nach dem Prinzip Versuch & Irrtum erzielte. Außerdem stand für Marconi von Anfang an fest, dass er mit seiner Schöpfung reich und berühmt werden wollte.

Was ihn heute zum Helden einer globalisierten und kommerziellen Forschung machen würde, bereitete ihm zu seiner Zeit kurioserweise Schwierigkeiten, denn Ende des 19. Jahrhunderts sah der ‚wahre‘ Wissenschaftler sich ausschließlich seiner Arbeit verpflichtet, deren Ergebnisse zwecks Überprüfung den Kollegen mitzuteilen war. Marconi sperrte sich konsequent gegen diese Tradition und betrachtete diese Kollegen stattdessen als Konkurrenten.

Schon dieser ‚menschliche‘ Aspekt verleiht Marconis Biografie Spannung, resultieren aus seinem Charakter und seinem Werk doch zahlreiche Auseinandersetzungen und Intrigen, die eines Thrillers würdig sind. Gleichzeitig fesselt die Darstellung einer Technik, die nicht mit spektakulären Effekten sparte: Gleich mehrfach ließ Marconi in unwirtlichen Regionen gewaltige Teststationen mit himmelhoch ragenden Masten und bizarren Antennengebilden errichten, die wie dem Titelblatt eines Science-Fiction-Romans nachgebildet wirkten.

Erik Larson verlässt sich indes nicht auf die Anziehungskraft der Marconi-Saga. Er sucht sich ein Ereignis, das auch dem technisch absolut abholden Leser die historische Bedeutung der drahtlosen Kommunikation vor Augen führt. Womöglich fürchtet er, dass diese im 21. Jahrhundert so selbstverständlich geworden ist, dass der Zeitgenosse die Pioniertat Marconis nicht zu würdigen weiß.

Der Autor geht damit ein Risiko ein, denn die Wege von Guiglielmo Marconi und Dr. Crippen haben sich nie gekreuzt. „Marconis magische Maschine“ spiegelt das wider: Die ‚Handlung‘ spielt auf zwei Zeitebenen. Marconi erzielte seinen Durchbruch kurz nach der Jahrhundertwende. Die Jagd auf Crippen fand 1910 statt. Da waren Marconis eigentliche Schlachten im Grunde geschlagen, der drahtlose Funk zur akzeptierten Errungenschaft geworden. Dass Crippens Flucht vereitelt werden konnte, ist nachweislich dem Einsatz des Funks zu verdanken. Trotzdem stellt dieser Kriminalfall in der Geschichte der drahtlosen Kommunikation nur eine Episode dar. Larson spitzt seine Darstellung dagegen konsequent auf dieses Ereignis zu. Die Kapitel, in denen der Verfasser zwischen Marconi und Crippen ’springt‘, werden immer kürzer: Larson inszeniert das große Finale. Das wirkt bemüht, zumal er ansonsten zwei quasi isolierte Lebensgeschichten erzählt.

Diese Zweiteilung übernimmt er aus „The Devil in the White City“ (dt. [„Der Teufel von Chicago“), 492 seinem Bestseller aus dem Jahre 2003, in dem er Leben und ‚Werk‘ der Zeitgenossen Daniel Hudson Burnham und Herman Webster Mudgett gegenüberstellt: der eine ein Architekt, der sich darum bemüht, die Stadt der Zukunft zu bauen, der andere ein Serienkiller, dem im modernen Stadtleben die Möglichkeiten erkennt, seinem Mordtrieb nachzugeben.

Burnham und Mudgett waren Zeitgenossen und leben in derselben Stadt. Ihre Lebenswege ließen sich verweben. In „Marconis magische Maschine“ muss Larson eher kleben. Marconi spielte in Crippens Leben keine Rolle, und Crippen bewegte sich in anderen Kreisen als Marconi. Die Technik bildet den eigentlichen Berührungspunkt – eine Tatsache, die Larson anscheinend für nicht publikumstauglich genug hielt.

Die nur bedingt überzeugende Verknüpfung der Marconi- und Crippen-Viten irritiert. Sie schmälert freilich nicht den Informations- und Unterhaltungswert dieses Buches. Larson ist ein exzellenter Sachbuch-Autor: Er recherchiert aufwändig und kleidet die Fakten in eine Sprache, die auch den Laien schwierige technische Sachverhalte problemlos erfassen lässt. Marconi und Crippen bewegen sich durch einfühlsam und anschaulich geschilderte Welten, denn Larson bezieht die politische und kulturelle Realität der Vergangenheit jederzeit in seine Darstellung ein. Zum Verständnis historisch bedingter und deshalb heute oft schwer oder gar nicht verständlicher Sachverhalte trägt diese Einbettung nachhaltig bei.

Überhaupt bedient sich Larson eines Stils, der die Lektüre zum Vergnügen macht – ein Kompliment, das selbstverständlich die Übersetzerin einschließt. Larson schreibt lebendig, reiht nie trockene Fakten, sondern wählt aus dem Wust der zeitgenössischen Überlieferung zentrale bzw. relevante Ereignisse. Für Abwechslung sorgen gut ausgewählte Anekdoten, die den Fakten Leben einhauchen. Vor publikumswirksamen Tricks schreckt Larson ebenfalls nicht zurück: Im Vorwort schreibt er: „Ich bitte den Leser meine Leidenschaft für Abschweifungen nachzusehen. Wenn Sie beispielsweise über ein Stück menschliches Fleisch mehr erfahren, als Ihnen lieb ist, dann entschuldige ich mich im Vorhinein, auch wenn ich gestehen muss, dass es nur eine halbherzige Entschuldigung ist.“ Wer würde da nicht neugierig? Die Erwartungen werden nicht enttäuscht, wenn wir detailfreudig erfahren, auf welche groteske Weise der sanfte Dr. Crippen seine Gattin in „ein Stück menschliches Fleisch“ verwandelte. Niemand wird anschließend behaupten, ein Sachbuch müsse zwangsläufig langweiliger als ein Roman sein …

Erik Larson (geb. 1954) wuchs in Freeport, Long Island, auf. Er absolvierte die „University of Pennsylvania“, die er mit einem Abschluss in Russischer Geschichte verließ. Klugerweise ergänzte er dies mit einem Studium an der „Columbia Graduate School of Journalism“. Im Anschluss arbeitete er viele Jahre für diverse Zeitungen und Magazine.

Inzwischen hat Larson diverse Sachbücher veröffentlicht, von denen „Isaac’s Storm“ (1999, dt. [„Isaacs Sturm“) 2068 ihm den Durchbruch und Weltruhm brachte. Der Autor lebt mit seiner Familie in Seattle.

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Hanson, Neil – Nur das Meer war Zeuge

Tollesbury ist eine kleine Hafenstadt an der Nordseeküste der englischen Grafschaft Essex und im 19. Jahrhundert als Heimat besonders fähiger Seeleute bekannt. Trotzdem ist Arbeit rar, die Konkurrenz groß. Der junge Navigator Tom Dudley ist daher nach einem für ihn und seine Familie harten Winter im Frühjahr 1884 geneigt, auf ein verlockendes aber riskantes Angebot einzugehen: Als Kapitän soll er die Rennjacht „Mignonette“ von Tollesbury nach Sidney zu ihrem neuen Eigner überführen – eine Seereise von 10.000 Seemeilen! Dudley ist ein guter Seemann, aber die „Mignonette“ ist zwanzig Jahre alt und wurde für die Küstenschifffahrt, nicht jedoch für die hohe See gebaut. Doch der gute Lohn lockt, und so stellt Dudley nach einigen Schwierigkeiten eine kleine Crew zusammen, mit der er im Mai in See sticht. Mit ihm reisen Edmund „Ned“ Brooks als Vollmatrose und Schiffskoch, der Maat Edwin Stephens und der 17-jährige Richard Parker, der als Leichtmatrose auf seine erste große Fahrt geht.

Kapitän Dudley ist als Hochseeschiffer ein Neuling. Die Sicherheit von Schiff und Mannschaft steht für ihn an erster Stelle. Er steckt einen Kurs ab, der die „Mignonette“ fern bekannter Sturmzonen halten soll. Doch ihm entgeht, dass ihn seine Route weitab der befahrenen Segel- und Dampfschiffrouten führt. Das rächt sich bitter, als am 5. Juli 1884 die „Mignonette“ in einem gewaltigen Sturm binnen weniger Minuten sinkt. Die vier Männer können sich retten, doch als sich die Wogen glätten, finden sie sich auf der halben Strecke zwischen Afrika und Südamerika ohne Lebensmittel und Wasser in einem halb lecken Dingi von gerade einmal vier Meter Länge und 1,20 Meter Breite wieder. Fast drei Wochen halten die Schiffbrüchigen trotz unglaublicher Strapazen und Entbehrungen aus. Am Ende ihrer Kräfte, den Tod unmittelbar vor Augen, berufen sich Kapitän Dudley, Stephens und Brooks auf den „Brauch des Meeres“: Sie töten Richard Parker, den Schwächsten ihrer Crew, und verzehren ihn. Das rettet ihnen das Leben, bis sie Tage später vom deutschen Dreimaster „Moctezuma“ gefunden und aufgenommen werden.

Der „Brauch des Meeres“ ist eine in Seemannskreisen wohlbekannte, doch naturgemäß niemals schriftlich fixierte Regel, rührt sie doch an ein uraltes Tabu. Das soll Kapitän Dudley und seinen beiden Begleitern zum Verhängnis werden. Während sie sich in dem Bewusstsein, etwas Furchtbares, aber letztlich Unvermeidbares getan zu haben, an Bord der „Moctezuma“ allmählich erholen, braut sich über ihren Köpfen ein Sturm ganz anderer Natur zusammen: Kannibalismus passt gar nicht in das Selbstbild der stolzen Seefahrernation England, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Weltmacht aufsteigt. Der brave britische Seemann hat gefälligst gefasst und entschlossen und wenn möglich mit einem Hoch auf die Königin in den Tod zu gehen.

Das Unglück der „Mignonette“ wird zum Politikum, als das Innenministerium beschließt, an Dudley und seinen Begleitern ein Exempel zu statuieren, um auf diese Weise den verhassten „Brauch des Meeres“ endgültig auszurotten. Das unglückliche und völlig überraschte Trio, das aus seiner Tat keinen Hehl macht, wird des Mordes angeklagt. Es entspinnt sich ein Rechtskampf durch alle Instanzen, in dem die Angeklagten niemals eine Chance haben. Sie werden zum willkommenen Bauernopfer in einem politischen Schachspiel, das sie weder verstehen noch fassen können, als sie es endlich durchschauen. Dudley, Stephens und Brooks verlieren alles – ihre Freiheit, ihren Ruf, ihre Würde und schließlich ihre Selbstachtung, als sie in ihrer Not beginnen, einander zu verraten. Nach einem in den Annalen der Justizgeschichte einmaligen und beschämenden Schauprozess, der sich über Monate hinzieht, werden die drei Angeklagten zum Tode verurteilt – und sogleich zu einer sechsmonatigen Haftstrafe begnadigt.

Die Resonanz der Öffentlichkeit und vor allem der Presse hält sich anschließend in Grenzen, und so haben es die Drahtzieher auch geplant. Als die Überlebenden der „Mignonette“ dann freigelassen werden, geschieht dies in aller Stille. Ihr Leben ist zerstört. Verbittert bemühen sie sich um einen Neuanfang, doch die Ereignisse des Jahres 1884 werden sie bis zu ihrem Tode verfolgen.

Als die unglücklichen Überlebenden der „Mignonette“ gerettet werden, hat der Leser gerade die Hälfte des Buches erreicht. Das sorgt für Verblüffung, bis sich herausstellt, dass die Geschichte nun richtig beginnt. Manches Mal werden sich Kapitän Dudley und seine Gefährten wohl gewünscht haben, auf See umgekommen zu sein, während sie durch die unerbittlichen Mühlen der britischen Justiz gedreht wurden. Dem Mord als letztem Ausweg für ein Überleben folgte der ungleich verdammenswertere Mord durch eine unheilige Allianz von Politikern, Richtern und Anwälten und selbsternannten Streitern für den ‚britischen‘ Geist.

Entschlossen ist der Journalist und Historiker Neil Hanson in die mehr als ein Jahrhundert tiefe Schicht von Prozessakten, Zeitungsartikeln und Büchern zum Fall „Mignonette“ abgetaucht, um bis auf den Grund der Geschichte vorzudringen. Das eigentlich Unglaubliche ist ja die Tatsache, dass die Beteiligten des Justizskandals von 1884 ihr Tun kaum verbargen. Deprimierend ist die Erkenntnis, dass dazu auch kein Grund bestand: In den Augen des Gesetzes waren diejenigen, die über Kapitän Dudley und seine Männer ihr Urteil sprachen, durchaus im Recht – jedenfalls aus juristischer Sicht.

Die Urteil stand von vornherein fest. Den Weg dorthin zu verfolgen, ist dank Neil Hanson fesselnd, und die Fakten können wahrlich für sich selbst sprechen Auch die letzte Fahrt der „Mignonette“ und die Leiden der Schiffbrüchigen rekonstruiert der Autor mit großer Meisterschaft. Auffällig ist die kunstvolle Verschränkung der einzelnen Kapitel; im Erzählfluss tauchen immer wieder Brüche in Gestalt interessanter, doch eigentlich nicht zum Thema gehörender Exkurse auf, die jedoch an anderer Stelle plötzlich ihren wahren Sinngehalt offenbaren. Wie nebenbei erhält der Leser auf diese Weise Informationen nicht nur über den Kannibalismus in der Geschichte, sondern auch über die Handelsschifffahrt nach 1850, das Gesellschaftsleben, die Politik und die Justiz im England an der Schwelle zur modernen Industrienation.

Und die haben es durchaus in sich. Allgemein bekannt ist die rohe Grausamkeit, die auf den Schiffen der britischen Kriegsmarine an der Tagesordnung war. Hanson deckt nunmehr auf, dass es auf den Handelsschiffen keineswegs gesitteter zuging. Die perfide Geldgier skrupelloser Geschäftsmänner, die das Recht nach ihrem Gusto beugten, machte es möglich, unschuldige Seeleute auf halb wracken, überladenen und hoch versicherten Frachtschiffen – den berüchtigten „Seelenverkäufern“ – hinaus aufs Meer zu schicken, wo auf diese Weise Zehntausende ein elendes Ende fanden.

Aber auch mit der Solidarität der Seeleute untereinander war es nicht besonders weit her. In Literatur und Film weit verbreitet ist jene Szene, in der die im Ozean treibenden Überlebenden eines Untergangs in der Ferne das Segel eines anderen Schiffes sehen. Jubel angesichts der nahen Rettung bricht aus, und das zu Recht, denn später sehen wir die Geborgenen in Decken gehüllt an Bord des Retters in die Heimat zurückkehren. So selbstverständlich war dies allerdings gar nicht. Hanson legt dar, dass Schiffbrüchige weitaus öfter von anderen Schiffen entdeckt als gerettet wurden. Die Gründe reichten von eigener Lebensmittelknappheit über Furcht vor ansteckenden Krankheiten bis zu blanker Gleichgültigkeit.

Wenn es etwas einzuwenden gibt gegen die traurige, aber fesselnde Geschichte vom „Gesetz der See“, dann ist es der verhängnisvolle Drang des Verfassers, das tatsächliche Geschehen in eine solche zu verwandeln: Dieses Buch ist keine Dokumentation, sondern ein Tatsachenroman. Was Hanson zu dieser Form veranlasste, bleibt unklar; eventuell fürchtete er, seine Leser durch das allzu ausführliche Zitieren zeitgenössischer Quellen zu langweilen. Doch sein Drang, um jeden Preis zu unterhalten, geht auf Kosten der Glaubwürdigkeit. Dafür ist nicht einmal die offenkundige Unbeholfenheit des ehrgeizigen Romanciers verantwortlich, die allerdings auch der arg hölzernen deutschen Übersetzung anzulasten sein mag. (Dies wird unterstrichen durch den deutlichen Bruch zwischen der Geschichte der „Mignonette“ und dem Prozess gegen ihre Besatzung: Beide Teile wurden von verschiedenen – und unterschiedlich begabten! – Übersetzern ins Deutsche übertragen.)

Schlimmer ist Hansons Spiel mit der Realität. Schon früh schwant dem Leser wenig Gutes, wenn er Kapitän Dudley und seine Crew ausführliche und geradezu prophetische, scheinbar im Wortlaut zitierte Gespräche mit dem jungen Parker, dem späteren unglückseligen Menschenopfer, über das „Gesetz der See“ und jene, die ihm folgen mussten, führen sieht. Ans Herz gehen weiterhin zwei Begegnungen der Schiffbrüchigen mit möglichen Rettern, von denen sie jedoch schmählich im Stich gelassen werden. Erst im Nachwort muss man dann lesen, dass Hanson diese Episoden frei erfunden hat – der Melodramatik wegen und weil sich dieses traurige Geschehen so hätte ereignen können. Tatsächlich war die „Moctezuma“ das erste und einzige Schiff, das dem Dingi in den dreieinhalb Wochen seiner Irrfahrt begegnet ist.

Ein solcher ‚Kunstgriff‘ ist unredlich. Was nützt die sorgfältige Recherche, wenn der Leser ständig damit rechnen muss, manipuliert zu werden? Der Verdruss über diese überflüssige Effekthascherei sowie die hausbackene Übersetzung sind denn gewichtige Argumente gegen dieses ansonsten trotz (oder gerade wegen) seines düsteren Themas faszinierende und knapp, aber sorgfältig bebilderte Werk.

Conrad Anker/David Roberts – Verschollen am Mount Everest

Anker Robert Verschollen am Mount Everest Cover 2000 kleinNachdem 1999 der mumifizierte Leichnam des möglichen Mount-Everest-Erstbesteigers George Mallory gefunden wurde, kehrte die Geschichte der Gipfel-Expedition von 1924 in die multimediale Gegenwart zurück; auch dieses Buch erläutert Rolle und Bedeutung dieses historischen Unternehmens. Der faktenreiche Text leidet unter der Ärmlichkeit des Bildmaterials und ist nur einer von vielen, inhaltlich zum Teil deckungsgleichen Beiträgen zum Thema.
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Kenn Harper – Die Seele meines Vaters. Minik: Der Eskimo von New York

Aus dem polaren Norden bringt der ‚Forschungsreisende‘ Peary 1897 sechs Eskimos mit, die in New York ausgestellt werden. Bald sterben sie in der für sie ungesunden Umgebung; ihre Überreste werden seziert und im Museum ausgestellt, wo der einzige Überlebende später seinen Vater in einer Vitrine entdeckt … – Das Zeitalter der Entdeckungen hat seine Schattenseiten, unter denen der Rassismus weit oben rangiert. Autor Harper erinnert stellvertretend und sehr eindringlich an eine besonders trübe Episode.
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Maples, William R. / Browning, Michael – Knochengeflüster. Mysteriösen Kriminal- und Todesfällen auf der Spur

So mancher Berufszweig wird sich insgeheim glücklich schätzen über den weltweiten Siegeszug des Privatfernsehens, beschert ihm dieses doch die Aufmerksamkeit eines Publikums, das sich noch vor wenigen Jahren eher vor Lachen gewunden hätte oder vor Grauen geflohen wäre. Mit „Quincy“ (über den sich Maples amüsant zu beklagen weiß) und Gideon Oliver fing es schon vor Jahren sacht an, mit Patricia Cornwells Detektiv-Pathologin Kay Scarpetta oder Kathy Reichs‘ Temperance „Bones“ Brennan explodierte die Thriller- und „True Crime“-Szene förmlich vor Knochendetektiven. Seitdem giert die Welt nach Nachrichten und Bildern aus dem Leichenschauhaus, und sie bekommt reichlich, was sie begeht: wahrlich realen Horror und die Bekanntschaft mit jenen Menschen, die sich von Berufs wegen mit Leichen beschäftigen.

Zu ihnen gehört das exotische Völkchen der forensischen Anthropologen, das sich streng wissenschaftlich bemüht, aus den knöchernen Überresten meist übel geendeter Zeitgenossen deren Schicksal zu rekonstruieren. William R. Maples vom „Human Identification Laboratory“ des Florida-Museums für Naturgeschichte (das wiederum der örtlichen Universität angeschlossen ist), gilt seit Jahrzehnten als einer der Meister seines Faches.

Maples (unauffällig unterstützt von Co-Autor Michael Browning) schildert zunächst seine abenteuerlichen Jugend- und Wanderjahre – die offenbar zu allen Zeiten drückende Akademiker-Arbeitslosigkeit trieb ihn sogar zum Pavianfang nach Afrika -, welche – so ist das typisch für Biografien wie diese – schon die spätere Berufswahl anzukündigen schienen. Einen ersten Vorgeschmack erfuhr der junge William sogar bereits im zarten Alter von elf Jahren, als sich ihm die Möglichkeit bot, gemeinsam mit dem Vater und einem befreundeten Polizeibeamten die Autopsiefotos des berühmt-berüchtigten Verbrechenpärchens Bonnie & Clyde anzuschauen. Welches Kind könnte dieser Verlockung widerstehen …?

Schon wenige Jahre später verbrachte Maples glückliche Zeiten in der Gesellschaft malerisch verwester und zuvor erschossener, erschlagener, verbrannter, zersägter, zermahlener oder sonstwie einfallsreich zugerichteter Leichen. Darunter befanden sich so illustre Gestalten wie Francisco Pizarro (1478-1541), die koloniale Geißel Mittelamerikas, Zachary Taylor (1784-1850), Präsident der Vereinigten Staaten, den ein Imbiss aus rohem Gemüse, frischen Kirschen und eisgekühlter Buttermilch (kaum verwunderlich) auf das Sterbebett warf (oder war es doch eine Prise Arsen …?), Joseph Merrick, der „Elefantenmensch“ (dessen Skelett einst Michael Jackson käuflich erwerben wollte) oder die 1918 dilettantisch niedergemetzelte russische Zarenfamilie.

Aber auch über die ganz ’normalen‘ Toten weiß Maples grausige Geschichten zu erzählen. Mit Details (teilweise unerfreulich, wenn auch relativ dezent durch Fotos verdeutlicht) geizt er nicht, aber man muss ihm zugute halten, dass er nie wirklich spekulativ wird. Jawohl, die forensische Anthropologie weist als Wissenschaft bizarre Züge auf, und es ist schon eine besondere Sorte Mensch, die sich hier um die Wahrheitsfindung verdient macht. (Ich empfehle die ebenso beispielhafte wie bemerkenswerte Episode mit dem Leichentransport im nagelneuen Familienauto an einem heißen Sommertag …) Es ist durchaus faszinierend zu lesen, wie schwierig es heutzutage ist, eine unerwünschte Leiche tatsächlich verschwinden zu lassen. Der modernen Wissenschaft kann es gelingen, aus 10.000 (Maples hat nachgezählt …) Knochensplittern eines verbrannten Skeletts die Identität eines Menschen zu rekonstruieren. Schlechte Zeiten für Mörder also – wenn sie nicht darauf zählen könnten, dass Experten vom Schlage eines William Maples eher rar auf dieser Erde sind.

So kann man sich denn über „Knochengeflüster“ wohl ob des dämlichen deutschen Titels grämen (den amerikanischen Kollegen ist allerdings auch nichts wirklich Originelles eingefallen), doch dem Werk insgesamt Informationsgehalt und Unterhaltungswert keinesfalls absprechen. Sich über das Berufsbild eines Forensikers informieren zu wollen, ist keine Schande und verrät auch nicht den zukünftigen irren Serienmörder. Interesse und selbst sachte Neugier sind nur menschlich; bedenklich wird es erst, wo beides in kruden Ekeltourismus übergeht. (Das Internet wartet in dieser Beziehung mit einigen Überraschungen auf!)

Aber das muss sich Maples hier nicht vorwerfen lassen. Wer kann es ihm verdenken, dass er, der so viel weiß und zu erzählen hat, die Chance nutzen möchte, das Bild seines Berufsstandes ein wenig aus dem fahlen Dunkel des Seziersaals ins rechte Tageslicht zu rücken? Wie man mit dem Tabu-Thema Leichenforschung am besten umgeht, schildert der Autor an passender Stelle in der Einleitung: nämlich nüchtern und ohne vorgefasste Ressentiments.

Der normalsterbliche Zeitgenosse wird zwar auch nach der Lektüre einen weiten Bogen um jene Stätten schlagen, in denen die Kunst Dr. Maples und seiner Kolleginnen und Kollegen blüht, aber er hat aus der Flut einschlägiger und in der Regel wesentlich effekthascherischer ‚Sachbücher‘ einen Titel gefischt, der sich des Themas recht seriös annimmt, sehr gut geschrieben ist und auch noch sorgfältig übersetzt wurde!

http://www.springer.com/dal/home/birkhauser
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Bernie Chowdhury – Der letzte Tauchgang. Drama im Atlantik

Oktober 1992: Auf dem herbstlichen, schon ziemlich ungemütlichen Nordatlantik schaukelt 110 Kilometer vor der Küste des US-Staates New Jersey das Tauchexpeditionsboot „Seeker“. Es ankert über dem Wrack eines unbekannten deutschen U-Bootes, das hier in der Endphase des II. Weltkriegs torpediert wurde. Die Passagiere der „Seeker“: Sporttaucher und Hobby-Historiker, die unbedingt herausfinden wollen, ob sich womöglich Nazi-Bonze Martin Bormann 1945 wider alle Geschichtsbücher unter Wasser aus dem Staub der Berliner Reichskanzlei machen konnte … Bernie Chowdhury – Der letzte Tauchgang. Drama im Atlantik weiterlesen

Graf, Bernhard – schönsten Brücken der Welt, Die

Der Wunsch, natürliche Hindernisse durch überdimensionale Hilfsmittel zu überwinden, geht bereits auf das fünfte Jahrhundert zurück. Nach den ersten Schissbrücken, mit denen man einst den asiatischen und europäischen Kontinent verband, verfestigte sich die Idee zu fest verankerten Bauwerken von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer deutlicher und resultierte in den darauf folgenden 15 Jahrhunderten in einigen technischen wie physikalischen Wunderwerken, die inzwischen sogar zum festen Bestandteil einer jeden historischen Stadt hinzugezählt werden müssen. In diesem Sinne ist es weniger verwunderlich, dass die wohl legendärsten Brücken heutzutage auf dem alten Kontinent platziert wurden. Besonders in Italien hat man bereits sehr früh die Kunst des Brückenbaus entdeckt und an den ungewöhnlichsten Orten einzelne von einem Fluss getrennte Stadtteile miteinander verbunden. In der Folgezeit mutierte diese Idee immer deutlicher zum manifestierten Wahnsinn. Spätestens mit dem Bau der Golden Gate Bridge in der Mitte des letzten Jahrhunderts und der endgültigen Manifestation der Brücke des 25. April in Lissabon entstanden einige unfassbare Kunstwerke, deren unglaubliches Ausmaß dem Interessierten selbst auf dem Papier die Sprache verschlägt.

Im |area|-Verlag ist nun ein kleines Sammelwerk erschienen, welches sich mit dieser ganz speziellen Form der Baukunst näher beschäftigt und in majestätisch anmutenden Bildern die bedeutendsten und berühmtesten Brücken weltweit in Augenschein nimmt. Insgesamt 51 der architektonischen Wunder werden hier in einem gebundenen Album vorgestellt, darunter natürlich historische Denkmäler wie die Rialto-Brücke in Venedig oder die elegante Ponte Vecchio, die den florentinischen Teil des Arno überquert. Auf diesen geschichtsträchtigen Bauwerken liegt auch der eindeutige Schwerpunkt des Buches, dem es aber gerade in dieser Hinsicht ein wenig an tiefgründigeren Informationen mangelt. Kurz und knapp werden einige Hintergründe dargelegt und ein grober Gesamtüberblick über die Bauphasen und den ausführenden Architekten in den Raum gestellt, ergänzt eventuell durch einen Grundriss und Fotos der Brücken aus heutiger Sicht. Leider wird aber nicht berücksichtigt, dass besonders die altertümlichen Konstrukte oftmals eine sehr lange Geschichte haben und sich nicht selten auch ein echter Mythos darum rankt, der aber hier aufgrund der kurzen Textführung nicht in spezifischeren Details aufgearbeitet werden kann.

Dieses Problem ist bei den Brücken neueren Datums hingegen lediglich halb so dramatisch. Die Bosporus-Brücke beispielsweise als Tor von Europa nach Asien und zurück bedarf keiner aufgeschlüsselten Information, ebenso wenig wie das wohl opulenteste deutsche Brückenbauwerk, die Köhlbrandbrücke in der Umgebung des Hamburger Hafens. Und auch die Ostbrücke, das wohl gewaltigste Projekt in der Geschichte der europäischen Hängebrücken, sollte wohl jedem noch geläufig sein, war der Bau doch seinerzeit arg umstritten. Wer jedoch die Bilder dieses mächtigen Kolosses in „Die schönsten Brücken der Welt“ einmal beäugt, wird daran wohl keinen Gedanken mehr verschwenden und verblüfft staunen, inwieweit sich der Bereich der Architektonik im letzten Jahrhundert gerade auf diesem spezifischen Gebiet entwickelt hat. Sich dies nämlich mit Hilfe dieses Buches noch einmal zu vergegenwärtigen, verdeutlicht erst den enormen Wandel, der in dieser Sparte der Baukunst innerhalb des betroffenen Zeitraums stattgefunden hat.

Alles in allem ist „Die schönsten Brücken der Welt“ trotz der vergleichsweise knappen Hintergrundinformationen ein mehr als brauchbares Album geworden, welches vor allem mit durchweg atemberaubenden Fotografien Glanzpunkte setzt. Da hier wirklich bedächtig und fokussiert gearbeitet wurde und man sich insgesamt ausschließlich auf wahrhaftig bedeutsame Schauplätze beschränkt hat, muss man jedoch auch ein Kompliment für die tolle Auswahl abgeben. Abgerundet wird das Ganze durch ein übersichtliches Glossar mit den elementarsten Begriffen der Brückenbaukunst und jeweils einer Zeitleiste zu den wichtigsten Eckdaten eines jeden beteiligten Brückenbauers.

Fazit: Ein durchaus empfehlenswertes Buch für Freunde der Materie, welches zum erschwinglichen Vorzugspreis von gerade mal 12,95 € sogar fast schon verpflichtend ist.

http://www.area-verlag.de

area Verlag (Herausgeber) – Rezept-Box Pasta

Kochbücher … wo man nur hinschaut, überall reihen sich Stapel und Regale voller Kochbücher in den Supermärkten, allesamt mit dem Anspruch, in Sachen Quantität, Qualität, Übersicht und Preis-Leistungs-Verhältnis das augenscheinlich Beste und dazu natürlich auch Außergewöhnlichste darzustellen. Und dummerweise ertappt man sich dennoch immer wieder dabei, wie man der Versuchung nicht widerstehen kann, für einen kleinen Schein einen dicken Wälzer in den Wagen zu legen, bei dem man sich im Endeffekt darüber ärgert, dass man in ihm auch nichts anderes als den gewöhnlichen Rezeptemix entdeckt, der auch schon seine ‚Kollegen‘ im Küchenregal füllt. Wenn sich dann auch noch beim ersten Test einzelne Rückstände der erprobten Mahlzeit auf dem glänzenden Papier niederlassen, ist das Dilemma perfekt und der Ärger gleich doppelt groß.

Gerade für den letzten Problemfall hat sich der |area|-Verlag etwas Feines einfallen lassen. Statt des klobigen Nachschlagewerks im eher unhandlichen Format hat sich der Verlag jüngst auf kleine Blechboxen mit Rezeptkarten spezialisiert und in den verschiedensten kulinarischen Themengebieten derartige Sammelwerke auf den Markt gebracht, die alleine schon wegen des simplen Gebrauchs, nicht zuletzt aber auch wegen der anschaulichen Darstellung von Zutaten, Rezepten und Arbeitsschritten ein begrüßenswertes Novum in dieser restlos überfüllten Sparte sind, welches man ergo auch gerne willkommen heißt.

Eine dieser Boxen beschäftigt sich mit dem heiß diskutierten Bereich Pasta, einer Spezies, deren Zubereitung sich viele in Perfektion zu beherrschen anmaßen (oder es zumindest behaupten), die aber wegen ihrer vielfältigen, teils auch ungewöhnlichen Kombinationen ein ganz besonderes Fachgebiet für sich ist. Allerdings geht es im Rahmen der 50 Rezepte nicht um Extravaganz oder 5-Sterne-Küche, sondern um leichte Rezepte für die schnelle Küche, für die weder das Kochzeugnis noch lange Erfahrungen am Herd gefragt sind. Insofern kann man bei der „Pasta-Box“ also (ohne böse Wertung) von einem bestens geeigneten Studenten-Rezeptwerk reden, was nicht zuletzt dadurch untermauert wird, dass ein Großteil der Rezepte auf Fertigprodukte zurückgreift, welche werbewirksam dann hier auch noch produktbezogen empfohlen werden. Doch gerade dies sollte man unter dem Aspekt der schnellen, leichten Küche bedenkenlos gutheißen, denn auch wenn es sich viele sicher nicht eingestehen wollen, so sind die Fix-Produkte aus den Häusern mit den Großbuchstaben K und M doch insgeheim regelmäßige Gäste im heimischen Gewürz- und Zutatenschrank. Zumindest würde ich dies einmal bedenkenlos unterstellen.

Was die Variationen betrifft, die den Fundus der 50 Mahlzeiten ausmachen, deckt die Box indes eine ziemlich große Palette ab; auffällig ist dabei, dass viele Gerichte aus der Kombination Pasta plus Gemüse bestehen und die |area|-Küche in diesem Fall weitestgehend fleischarm bleibt. Das sollte gerade die experimentierfreudigeren Küchenlaien erfreuen, schließlich ist man der standardisierten Bolognese nach den ersten Gehversuchen doch schnell überdrüssig – und bei Zutaten wie Brokkoli, Schnittlauch, Erbsen und Wirsing(!) sollte schließlich für jeden Feinschmecker etwas dabei sein. Unterdessen ist auch ein relativ reichhaltiges Sortiment an fischhaltigen Zusammenstellungen inbegriffen, wobei es hier dann ausnahmsweise doch mal extravagant sein darf. Und natürlich sind bekannte Spezialitäten wie Lasagne, Canneloni und Spaghetti nach klassischer Machart ebenfalls nicht weit, wenn es um Zubereitungsvorschläge für die Pasta-Küche geht.

Nun noch einige Worte zum Aufbau und zur allgemeinen Nutzung: Sowohl Zutaten als auch Zubereitungstechniken sind kompakt, aber durchaus ausführlich und klar verständlich niedergeschrieben. Des Weiteren sind die Zeitangaben ziemlich exakt gehalten; man kann sich also nicht bloß grob nach ihnen richten. Kritisch betrachten muss man dem entgegen die Mengen; Pasta ist zwar eigentlich eine klassische Vorspeise, allerdings darf man die Mahlzeiten auf den Karten durchaus als Hauptgang verstehen, wobei die hungrige Familie mit den angegebenen vier Portionen wohl gerade mal den hart arbeitenden Vater sattbekommen wird. Hier sollte man also beim Kauf durchaus hinterfragen und analysieren, ob man nicht gleich die doppelte Menge kauft und kocht. Dann ist zumindest gewährleistet, dass niemand mit Hungergefühl vom Tisch aufsteht.

Ansonsten darf und muss man sich mit Kritik zur „Pasta-Box“ vornehm zurückhalten. Der übersichtliche Aufbau, dazu die leichte Verwendung am Arbeitsplatz – die Karten lassen sich wirklich prima zwischen den Töpfen und Pfannen verstauen und nehmen keinen anderweitig vergebenen Raum ein –, dann noch die Möglichkeit, leichte Unreinheiten auf den Oberflächen der Karten leicht mit einem Lappen zu entfernen und nicht zuletzt die wirklich gute Auswahl an Gerichten machen einen überzeugenden Eindruck. Selbst wenn hier nicht ganz unbewusst Werbung für einige Nahrungsmittelketten betrieben und auf deren Produkte verwiesen wird, kann man bei einem vergleichsweise niedrigen Preis von gerade einmal fünf €uro sicher nicht meckern. Eine handlichere Möglichkeit, das Kochen von Pastagerichten am heimischen Herd stressfrei zu gestalten, wird man so schnell jedenfalls nicht mehr finden.

http://www.area-verlag.de/

Spitra, Helfried / Kersken, Uwe (Hrsg.) – Germanen, Die

Die Geschichte der sogenannten „Germanen“ ist ein in der Geschichtsschreibung oftmals missbrauchtes Gebiet. In den vielen Jahrhunderten der Rezeption germanischer Geschichte gab es wohl keine Beurteilung, die man diesem riesigen Konglomerat von ursprünglich kultur- und glaubensverwandten Stämmen noch nicht hat angedeihen lassen. Von der Verklärung der Germanen im Nationalsozialismus und auch im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert bis hin zur weitgehenden Verachtung durch die griechische und römische Geschichtsschreibung der Antike haben die Germanen schon so manchen Ruf genossen oder erleiden müssen. In unserer Zeit ist man erfreulicherweise dazu übergegangen, die „germanische“ Geschichte nüchterner und differenzierter zu betrachten. Ein Beispiel hierfür liefert auch das Buch „Die Germanen“ (hrsg. v. Helfried Spitra und Uwe Kersken).

Bei dem vorliegenden Titel handelt es sich um das Begleitbuch zur vierteiligen |ARD/Arte|-Dokumentation „Die Germanen“. Wie es bei Begleitbüchern zu TV-Dokumentationen so oft der Fall ist, verfügt auch dieses Buch über eine Bebilderung, die sich oftmals aus dem Fundus der Fernsehvorlage bedient. Im Falle dieses Buches bedeutet das, dass verschiedene hochwertige und abwechslungsreiche Szenenbilder aus der TV-Dokumentation in das Buch integriert wurden. Man kann durchaus sagen, dass das Buch dadurch optisch sehr stark aufgewertet wird. Die gesamte Bebilderung und optische Aufmachung des Buches ist äußerst ansprechend gestaltet worden. Büsten, archäologische Fundstücke, Karten, Münzen und Filmszenen sind allesamt unter den Abbildungen vertreten und lassen diesbezüglich keine Wünsche offen. So weit zu den Vorteilen.

Ein etwas schwerer zu bewertender Aspekt ist die Frage nach dem Inhalt des Buches. Man kann zweifellos attestieren, dass die Themenauswahl für das gegebene Thema durchaus angemessen ist. Die Themen erstrecken sich von den ersten Kontakten der Germanen mit den Römern bis hin zur Völkerwanderung und frühen Christianisierung der Franken, bei zeitgleichem schrittweisem Rückgang der römischen Herrschaft über Europa. Zwischen Anfang und Endpunkt wird die Lebensweise der Germanen betrachtet, ebenso wie einzelne Etappen des vielgesichtigen Verhältnisses zwischen Germanen und Römern. Die Tatsache, dass dieser große Zeitraum auf etwa 200 reich bebilderten Seiten behandelt wird, weist jedoch schon auf die Beschaffenheit der enthaltenen Texte hin. Natürlich handelt es sich bei diesem Buch nicht um eine wissenschaftliche Auseinandersetzung, sondern um eine einfache Präsentation germanischer Geschichte. Die Artikel sind zwar leicht verständlich und gut geschrieben, jedoch gehen sie zu keinem Zeitpunkt wirklich in die Tiefe der zu behandelnden Materie.

Damit wären wir auch schon beim Fazit, das allerdings stark von der Erwartung des Lesers abhängt. Wer sich für einen kurzen, ansprechenden und leicht verständlichen Gesamtüberblick zur germanischen Geschichte interessiert, der kann beim Kauf dieses Buches absolut nichts falsch machen. Wer sich jedoch vertiefend und ernsthaft mit der Geschichte und Kultur der Germanen befassen will, der sollte lieber zu anderen und „biedereren“ Büchern greifen.

http://www.luebbe.de

Mick O’Hare – Wie dick muss ich werden, um kugelsicher zu sein?

Die Spitze des (Fragen-) Eisbergs

Sogar der in wissenschaftlichen Belangen absolut ahnungslose Zeitgenosse kennt jene raren Momente, in denen er (oder sie) eine alltägliche, selbstverständliche Handlung oder Beobachtung hinterfragt. Wie funktioniert das, und was wäre, wenn man die Ausgangssituation folgendermaßen variiert …? Das hier vorgestellte Buch belegt, dass solche Anwandlungen oft dann aufwallen, wenn man mit Freunden zusammensitzt und zecht.

Mick O’Hare, Redakteur der Zeitschrift „New Scientist“, der führenden englischen Wochenzeitschrift für Wissenschaft und Technik, kennt dieses Phänomen, denn weil oder wenn das Rätsel trotz versammelter Geisteskraft nicht zu knacken ist, wendet sich die Gesellschaft (die sonst vermutlich gern über die Vergeudung von Steuergeldern an nutzloses Forscherpack klagt) gern an ihn und seine Kollegen. 1994 kamen O’Hare & Co. auf den Einfall, solche Fragen in besagtem Magazin zur Diskussion zu stellen. Leser beantworten seitdem Fragen von Lesern, wobei die Redaktion des „New Scientist“ die Moderation übernimmt, d. h. Irrtümer korrigiert, Informationen ergänzt und Spinner aussortiert. Mick O’Hare – Wie dick muss ich werden, um kugelsicher zu sein? weiterlesen

Nick Yapp – True Crime. Die spektakulärsten Verbrechen der Geschichte

Inhalt:

– „Banditen und Anarchisten“ (S. 8-35): Die Geschichte des Verbrechens beginnt für Verfasser Yapp offensichtlich erst im 19. Jahrhundert und beschränkt sich auf den Wilden Westen der USA, das revolutionäre Mexiko Emilio Zapatas und Pancho Villas, springt kurz nach Großbritannien, dann zu den US-Desperados John Dillinger und Bonnie & Clyde, um dann im späteren 20. Jahrhundert mit der Baader-Meinhof-Gruppe (!) und der Terrorattacke auf die israelischen Sportler bei den Olympischen Spielen von 1972 auszuklingen.

– „Unrechtmäßiges Geld“ (S. 36-53) in möglichst hohen Summen zu ergaunern, ist das Ziel aller Berufskriminellen, was hier am Beispiel von Schwarzbrennern, Hochstaplern, Trickbetrügern, Finanzjongleuren, Schiebern, Räubern und Aktienschwindlern dargestellt wird. Nick Yapp – True Crime. Die spektakulärsten Verbrechen der Geschichte weiterlesen

Horn, Dennis / Fiene, Daniel – Podcast-Buch, Das: Das Radio des Web 2.0

„Was sind eigentlich Podcasts?“ Diese Frage bildet den Auftakt des vorliegenden Buches. So simpel und einfach diese Frage für den Fachkundigen auch klingen mag, so ist sie doch zugleich ein Indiz dafür, dass das Buch von Horn und Fiene den Leser tatsächlich „bei Null abzuholen“ vermag. Man muss keine besonderen Vorkenntnisse mitbringen, um sich anhand des Leitfadens dieses Buches tiefer in die Materie des Podcastens einzuarbeiten. Ebenso wie das Buch möchte ich zunächst noch mal kurz darauf verweisen, was ein Podcast denn nun überhaupt ist. Es handelt sich hierbei vereinfacht formuliert um abonnierbares „Internet Radio“. Die Qualität von gegenwärtig im Internet kursierenden Podcasts reicht dabei von „vertonten Weblogs“ über Comedy, Feuilleton und Ratgeber bis hin zu Nachrichtensendungen. So breit das Themenspektrum ist, so differenziert ist auch die Qualitätsskala der zurzeit im Internet verbreiteten Podcasts zu betrachten. Das Buch von Horn und Fiene führt den Leser jedoch schrittweise dazu, ein eigenes und hochwertiges Podcast zu entwickeln.

Ausgehend von der Einführung darüber, was Podcasts sind und welche Unterschiede zu beachten sind, wird das weite Feld des Podcastens sorgfältig und sukzessiv abgesteckt. Dies beginnt beim schlichten Hören von Podcasts, wobei das Autorenduo auch gleich einige der bekannteren Podcasts der Gegenwart vorstellt. Dies ist insofern sinnvoll, als man natürlich selbst kein gutes Produkt erstellen kann, wenn man die Konkurrenz nicht kennt. Durch Verweise auf bestehende Podcasts werden natürlich auch die Inspiration und Kreativität gefördert. Denn es ist eine Sache, über Podcasts zu lesen, aber eine andere, auch wirklich die Materie einmal mit eigenen Ohren erforscht zu haben.

Der nächste logische Schritt besteht natürlich dann im Ausprobieren. Zu diesem Zweck stellt das Buch zunächst die erforderliche Grundausstattung, die man für das Erstellen von Podcasts braucht, kurz und prägnant vor. Die nächsten Stufen bestehen nach der Aufnahme aus dem Schneiden des Materials, der Veröffentlichung und natürlich der Information über die rechtlichen Grundlagen beim Podcasten. Alles sind grundlegend wichtige Aspekte der Arbeit mit Podcasts und wurden nicht nur sinnvoll und übersichtlich gegliedert, sondern zudem auch in klarer und gut verständlicher Sprache dargestellt, die durchaus pointiert und auch angemessen humorig ist.

Das achte Kapitel dieses Buches ist besonders hervorzuheben, da es sich gewissermaßen mit dem Feinschliff eines Podcasts beschäftigt. Die Autoren, die natürlich beide vom Fach sind und sowohl über große Erfahrung mit den Medien Radio und Podcast verfügen, stellen in diesem Kapitel dem Leser ihren Erfahrungsschatz sehr anschaulich zur Verfügung. Der Leser wird mit den Grundregeln der Moderation und der Arbeit mit seiner eigenen Stimme sowie den Voraussetzungen für das Finden eines eigenen individuellen Stils vertraut gemacht. In den beiden letzten Kapiteln des Buches wird noch auf die Zweckmäßigkeit von Homepages zur Unterstützung des eigenen Podcasts und die Verdienstmöglichkeiten eines Podcasters hingewiesen.

Alles in allem handelt es sich bei dem „Podcast-Buch“ um einen klar gegliederten Ratgeber für angehende Podcaster. Die Bebilderung ist abwechslungsreich und unterstützt das Leseverständnis an vielen Stellen ungemein. Das Buch vermag es, Lust auf mehr zu machen, und außerdem überfordert es den Leser zu keiner Zeit. Selbst mit nur minimalen Vorkenntnissen kann der Leser maximalen Nutzen aus dem Buch gewinnen.

http://www.franzis.de/

Uhl, Alois – Sterben der Päpste, Das

Zwei Jahrtausende Sterben und Tod der Päpste werden kommentiert, die vielfältigen Todesursachen, die anschließenden Rituale und Verwicklungen, kuriose und interessante Begleitumstände.

Im Mittelalter waren turbulente Zustände an der Tagesordnung. Gregor VII., einst gefeiertes Idol, wurde von einem Gegenpapst verdrängt und starb im Exil. Die Leiche von Innozenz III. erfuhr eine Plünderung durch Unbekannte, der abgedankte Coelestin V. erlebte seine letzten Stunden eingesperrt hinter Burgmauern. Das nächste Kapitel widmet sich den Leibärzten der Päpste, ihren mitunter ausgefallenen Heilmethoden und ihrer lebensrettenden Einsatzbereitschaft. Es wird informiert über die Präparierung des Leichnams, die Überführung nach St. Peter und die typischen Darstellungen der Epoche wie den Totentanz in Verbindung mit dem Papsttum.

»Das Sterben der Päpste in der Renaissance und Barockzeitalter« berichtet von Mordanschlägen auf Alxeander VI. und Leo X. in den bewegten Zeiten der Borgia und Medici. Das nächste Kapitel widmet sich im Gegensatz dazu den Päpsten, die nach langer Krankheit und im hohen Alter dahinschieden. Es folgt eine Übersicht über diverse letzte Stunden der Päpste, über ihre Sterbezimmer und letzten Worte sowie über die Totenzeremonien und bemerkenswerte Reaktionen der Römer auf ihren verstorbenen Papst.

Der dritte Teil befasst sich mit den Gräbern der Päpste und ihre Legenden. Es beginnt mit dem Petrusgrab über die Bestattungen in der Calixtus-Katakombe, in San Giovanni in Laterano bis hin zu einem makaberen Transport päpstlicher Gebeine in einem Koffer per Eisenbahn. Das nächste Kapitel informiert über Papstgräber außerhalb von Rom, so unter anderem auch über letzte Ruhestätten in Deutschland und schließt mit einer Übersicht über die verschiedenen Grabmale, ihre Ausstattung und ihre Botschaften.

»Das Sterben der Päpste vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart« konzentriert sich auf Leben und Ableben der umstrittenen Päpste Pius VI., Pius VII. und Pius IX., auf den Übergang ins 20. Jahrhundert mit Leo XIII., hin zum viel diskutierten Pontifikats Pius XII., der während des Zweiten Weltkrieges amtierte und über dessen Ableben unsägliche, intime Details an die Öffentlichkeit traten. Mit Johannes XXIII. erlebte die Welt einen engagierten Sympathieträger als Papst, dessen Tod internationale Bestürzung hervorrief.

Das letzte Kapitel befasst sich mit Johannes Paul I. und Johannes Paul II. Der frühe und unerwartete Tod des 33-Tage-Papstes Johannes Paul I. sorgt bis heute für Debatten über einen möglichen Mordanschlag, auch wenn dies mittlerweile zurückgewiesen wird. Im Gegensatz dazu steht das zweitlängste Pontifikat in der Geschichte, das Johannes Paul II. ausübte, der Medienpapst, der trotz Attentat und einer Vielzahl von Krankheiten lange Zeit dem Tode trotzte, bis er am 2. April 2005 verstarb – ein von der Öffentlichkeit verfolgtes Sterben mit enormer Anteilnahme. Den Abschluss bilden zwei Kapitel über die Heiligsprechung der Päpste und den Bezug zum Jüngsten Gericht.

Bücher über Leben und Wirken der Päpste gibt es wie Sand am Meer – umso attraktiver ist da ein Werk, das den Fokus auf ihre letzten Stunden und die Zeit unmittelbar nach ihrem Tod legt. Der Autor Alois Uhl hat eine interessante Übersicht markanter Ereignisse zusammengestellt, die natürlich niemals vollständig sein kann, aber eine ausgewogene Mischung aus spektakulären Todesfällen und herkömmlichem Ableben darstellt.

|Bunte und informative Mischung|

Dabei arbeitet er sich chronologisch vor, vom frühen Mittelalter über das Renaissancezeitalter bis in die Gegenwart. Der Leser erfährt von Papstmördern und Schändungen nach dem Tod, von Konflikten mit Gegenpäpsten und einsamem Sterben in Gefängnissen. Auch wenn, gerade angesichts des Todes von Johannes Paul II., der dieses Thema wieder aktualisierte, inzwischen viele Details bekannt sind, ist es immer wieder interessant, über die zahlreichen Rituale und ihren Wandel im Verlauf der Zeit zu lesen.

So etwa die bis 1978 gültige Aufgabe des Camerlengos, des Kardinalkämmerers, der dreimal dem Verstorbenen mit einem Hämmerchen an die Stirn klopfte und ihn ansprach, um den Tod zu bestätigen, die Schriften des Zeremonienmeisters, die den Ablauf der Totenliturgie festlegen. Dabei kommen auch allerlei kuriose Vorfälle zur Sprache: Nach einer Tradition wurden nach dem Tod von Sixtus IV. seine persönlichen Gegenstände aus dem Sterbezimmer geräumt, mit der Folge, dass dem Zeremonienmeister kein Hemd zum Wechseln zur Verfügung stand, nicht einmal Tücher, um den gewaschenen Leichnam abzutrocknen. Noch härter traf es Alexander VI., gegen den der Zeremonienmeister einen persönlichen Groll hegte und der erst bestattet wurde, nachdem sein Körper bereits deutliche Verwesungsanzeichen aufwies.

|Respektvoll, aber nicht unkritisch|

Sehr angenehm liest sich der Tonfall, in dem das Werk verfasst ist. Der Autor befasst sich in respektvoller Weise, aber nicht unkritisch mit den Themen Kirche und Papsttum. Im Zentrum steht die Aussage, dass auch der Papst, »Seine Heiligkeit«, im Augenblick des Todes ein gewöhnlicher Mensch ist. So wie sich die Päpste menschliche Verfehlungen leisten, so bleiben sie auch nicht von menschlichen Leiden verschont. Sie erlebten schmerzhafte und einsame Tode, langwierige Krankheiten, lebensverlängernde Operationen, mühsame Genesungen, heimtückische Anschläge. Aufgeräumt wird mit dem Vorurteil des frommen und friedlichen Einschlafens, das längst kein Standard in der Geschichte des Paptstumes ist.

Und selbst wenn kein spektakulärer Tod hinter dem Ableben steht, kann der falsche Umgang des Vatikans damit zu großen Turbulenzen führen, etwa im berühmten Fall des »lächelnden Papstes« Johannes Paul I., der zwar ohne Leid und Schmerzen im Schlaf verstarb, über dessen mögliche Ermordung jedoch noch heute wild spekuliert wird – auch weil der Vatikan die Umstände, etwa die scheinbar skandalöse Auffindung durch eine Nonne, vertuschte, was den Gerüchten nur noch mehr Auftrieb verschaffte.

Obgleich der Autor Theologe ist, richtet sich das Werk in Inhalt und Tenor keinesfalls speziell an Christen und Kirchenanhänger. Sachkundig, neutral und mit einem Sinn für das Amüsante und Lächerliche wird hier mit Mythen aufgeräumt und ein Blick hinter die sonst so verschlossenen Kulissen des Vatikans geworfen. Keine Anbiederung schmälert diese Informationen, dafür aber wird der Leser mit allerlei interessanten und aufschlussreichen Details versorgt, die das Werk zu einem Sachbuch machen, das man gerne immer wieder aus dem Regal nimmt.

|Nur winzige Mängel|

Ein paar Bilder mehr hätten es ruhig sein dürfen, vor allem um den Anblick der lebenden Päpste nochmals ins Gedächtnis zurufen. Noch bedauerlicher allerdings ist das Fehlen eines Registers am Ende. Zwar verfügt das Werk über eine chronologische Struktur, doch da man bei der Vielzahl der Päpste eine spezielle Auswahl treffen musste, wäre ein Namensregister sehr angebracht gewesen. Entsprechendes gilt für ein Stichwortregister, etwa um Schlagwörter wie »Camerlengo« und andere Begriffe auf Anhieb zu finden.

_Als Fazit_ bleibt ein interessantes Sachbuch über die vielfältigen letzten Stunden der Päpste und die unmittelbare Zeit nach ihrem Tod, das mit Mythen abschließt und einen durchaus kritischen Blick hinter die Kulissen des Vatikans wirft. Den Leser erwartet eine informative Mischung aus kuriosen und alltäglichen Details aus zwei Jahrtausenden Geschichte des Papstums.

_Der Autor_ Alois Uhl, Jahrgang 1936, studierte Theologie, Philosophie und Pädagogik. Von ihm erschienen bereits die Sachbücher »Papstkinder« sowie »Die Päpste und die Frauen«.

http://www.patmos.de

Spignesi, Stephen – Titanic. Das Schiff, das niemals sank. Chronik einer Jahrhundertlegende

Auf dieser Welt gibt es Menschen, die müssen mindestens eines ihrer früheren Leben als Hamster geführt haben. Nach ihrer Wiedergeburt mögen sie zwar die Evolutionsleiter hinaufgestiegen sein, doch der Drang zu sammeln und zu horten prägt ihr Wesen und ihr Verhalten weiterhin überdurchschnittlich stark. Allerdings schleppen sie nun nicht mehr Maiskörner und ähnliche Esswaren in ihre Höhle, sondern Informationen. Ein Grundsatz ist freilich derselbe geblieben: Quantität geht allemal vor Qualität!

Steven Spignesi ist einer jener Zeitgenossen, die ihre Erfüllung darin finden, Daten, Fakten und Bilder zusammen zu tragen, lange Listen aufzustellen und dieses kunterbunte Gemisch dann als „Sachbuch“ zu verkaufen, ohne sich mit dem Spinnen eines roten Fadens aufzuhalten. Bevor er sich dem berühmtesten Schiffswrack der Weltgeschichte widmete, hat er wie beschrieben über den Regisseur und Schauspieler Woody Allen, die Beatles und den Schriftsteller Stephen King „informiert“. Die „Titanic“ ist längst zu einer prominenten Persönlichkeit geworden, so dass die vorliegende Kompilation recht gut in die Reihe der Spignesi-Werke passt.

Seit der Luxusliner zum wiederholten Male, aber 1997 dank James Cameron besonders spektakulär im Kino untergegangen ist, sind allerdings auch schon wieder einige Jahre vergangen. Das Interesse ist zwar noch da, das echte „Titanic“-Fieber allerdings geschwunden, die Flut der Bücher, TV-Dokumentationen und anderer profitabler Devotionalien längst abgeklungen. Spignesi kommt also eigentlich ein wenig zu spät, aber das passt gut ins Bild vom eifrigen, aber wenig inspirierten Freizeit-Autoren, der geduldig den Datenschutt seiner professionelleren Vorgänger durchsiebt und triumphierend das eine oder andere bisher übersehene oder leicht ramponierte, aber noch halbwegs präsentable Fundstück hervorzieht.

Zu den Wissenslücken, die Spignesi auf diese Weise schließen kann (ohne dass sie seinen Lesern bisher aufgefallen wären), gehört zum Beispiel der Fund der Auslaufgenehmigung der „Titanic“, die hier zum ersten Mal im Wortlaut abgedruckt wird. Wieso er gerade dieses Dokument (und einige weitere, historisch ebenfalls eher belanglose Quellen) präsentiert, darüber hüllt sich der Autor in Schweigen.

Ebenso willkürlich ausgewählt sind die weiteren Zeugnisse zur letzten Reise der „Titanic“, als da u. a. wären: eine (sehr) knappe Chronik der Ereignisse, die (lückenhaft) auch die Vorgeschichte sowie die Jahre der Suche ab 1912 erfasst und sogar einen Vorausblick bis ins das Jahr 2002 wagt (dann sollte nämlich die „Titanic II“ vom Stapel laufen, woraus bekanntlich nichts geworden ist); Kurzporträts einiger prominenter, aber auch „normalsterblicher“ Passagiere (immer eine probate Methode, Seiten zu füllen); natürlich Augenzeugenberichte vom Untergang selbst (quasi ein Blick aus jeder Perspektive auf das im Wasser versinkende Heck); Auszüge aus dem „Bericht zum Verlust der TITANIC“ des britischen Handelsministeriums (liest sich genauso spannend wie der Titel verheißt) oder eine Reihe von Artikeln aus Zeitungen des Jahres 1912 (wenig aussagekräftig, da schon die zeitgenössische Presse wilde Spekulationen der ohnehin nur bruchstückhaft bekannten Wahrheit vorzog).

In einem eigenen Kapitel raunt Spignesi verheißungsvoll von einem „Jahrhundert voller Geheimnisse“, die sich um die Tragödie ranken, doch wenn es dann gilt, Farbe zu bekennen, muss er zugeben, auch keine Lösungen parat zu haben. Kapitän Smiths letzte Worte bleiben also weiterhin ein Geheimnis, was wahrscheinlich seinem Ruf eher förderlich ist; wie peinlich, sollte sich etwa herausstellen, dass er mit einem Fluch auf den Lippen statt „Rule Britannia“ gestorben ist.

Widerstehen konnte Spignesi natürlich auch nicht der Versuchung, die gewagte Verschwörungstheorie eines wirrköpfigen „Titanic“-Chronisten aufzuwärmen, der in den 1990er Jahren der Presse behilflich war, die Sauregurkenzeit des Hochsommers zu überbrücken. Er behauptete, nicht die „Titanic“, sondern ihr Schwesterschiff, die „Olympic“, sei 1912 im Atlantik versunken bzw. im Zuge eines gewaltigen Versicherungsbetruges versenkt worden. Diese hanebüchene Mär wurde längst und mit Leichtigkeit widerlegt; Spignesi hätte gut darauf verzichten können, dies noch einmal im Alleingang zu „beweisen“, aber die Geschichte ist halt einfach zu schön!

Neben solchem Seemannsgarn dürfen natürlich einige Pfeiler des multimedialen „Titanic“-Epitaphs nicht fehlen. Spignesi fasst daher noch einmal zusammen, was ohnehin schon jede/r wusste: An Berichten über die Suche nach und die Entdeckung der „Titanic“ durch Robert Ballard und sein Team im Jahre 1986 herrscht wirklich kein Mangel, und auch Regisseur James Cameron schaute ein Jahrzehnt später die Weltpresse über die Schulter, als er sein ganz persönliches Monumentalwerk zur Tragödie drehte.

Wohl weil er nun gar nicht mehr wusste, wo er sie thematisch unterbringen konnte, auf ihre Wiedergabe aber nicht verzichten mochte, schließt Spignesi sein Werk mit einem seitenlangen Blick auf die Frachtliste der „Titanic“ – und siehe da: Was dort im Bauch des Riesenschiffs nach Amerika reisen sollte, birgt wahrlich keine Sensationen. Schön, dass man sich davon dank Spignesi selbst überzeugen kann; allerdings hätte man ihm dies durchaus geglaubt, hätte er es in ein, zwei Sätzen abgehandelt.

Obwohl der Untertitel etwas Anderes suggeriert, ist die „Titanic“ im Jahre 1912 sehr wohl im Meer versunken. Bis auf weiteres ist zu diesem Thema alles gesagt. Die echte „Titanic“ wird das nächste Mal 2012 ins Zentrum des öffentlichen Interesses rücken, wenn sich der Tag des Untergangs zum 100. Mal jährt. Wie Spignisi eindrucksvoll (wenn auch unfreiwillig) belegt, ist es ratsam, dem Schiff und seinen unglücklichen Passagieren bis dahin eine publizistische Pause zu gönnen. Doch „Titanic“ steht inzwischen nicht mehr für ein tragisches, historisch im Grunde wenig bedeutsames Ereignis: Über die Welt des Jahres 1912 sind wir so gut informiert, dass es absolut überflüssig ist, aufwändig nach Artefakten auf den Grund des Ozeans zu tauchen. Die sieben Buchstaben des Schiffsnamens bilden heute so etwas wie ein Markenzeichen, das sich aufgrund des traumhaft hohen Bekanntheitsgrades wunderbar vermarkten lässt. Leider ist es nicht möglich, den Namen gesetzlich schützen zu lassen – das muss ein Albtraum für Marketingstrategen sein.

Über das, was die „Titanic“ – im 21. Jahrhundert kaum mehr als ein Haufen rostigen Schrotts, der sehr bald in sich zusammenfallen wird – tatsächlich noch erwähnenswert macht, schweigt sich Spignesi leider aus – das Gerangel zahlreicher Interessengruppen nämlich, die sich unter dem Deckmantel vorgeblich ehrenwerter Motive erbittert darüber streiten, was mit dem Wrack geschehen soll. Ob es nun Gedenkstätten-Touristen sind, die über der Unglücksstätte ankern, Kränze über Bord werfen und Krokodilstränen im Andenken an Menschen vergießen, mit denen sie persönlich rein gar nichts verbindet, oder „Historiker“, die nach verbeulten Klosettschüsseln des Modells „TITANIC 1912“ angeln, um sie den ehrfurchtsvoll staunenden Nachfahren der versunkenen Seefahrer im Rahmen weltweit wandernder Sonderausstellungen wie Ikonen zu präsentieren, oder schlichte „Dokumentaristen“, die „nur schauen“ wollen und anschließend stolz verkünden, jedes am Wrack aufgewirbelte Sandkorn sorgsam zurück auf seinen Platz gelegt zu haben: Die wahre Lehre, die man aus diesem Trauerspiel ziehen kann (wenn man denn Wert darauf legt), ist doch wohl die, dass sich die Menschen seit 1912 nicht geändert (oder gebessert) haben. Eine fatale Mischung aus Unwissen, fehlgeleitetem Übereifer und Profitgier (abgerundet durch gute, alte Dummheit) hat die „Titanic“ untergehen lassen. Damals wie heute war und ist das Schiff unabhängig davon, ob es mit Volldampf gen USA fährt, am Meeresgrund vor sich hin rostet, durch eine Disneyland-Kopie nachgeäfft oder gar gehoben wird, nur ein Spielball divergierender Interessen. Womöglich ist das ja die wahre Tragödie der „Titanic“. (Nebenbei: Trotz aller galligen Einwände liest sich Spignesis Kuriositätenkabinett über lange Strecken durchaus flott und unterhaltsam – man darf eben nur nicht auf den Titel hereinfallen, der eine „Chronik“ oder gar „das komplette Handbuch“ in Aussicht stellt.)

Eberle, Henrik / Uhl, Matthias (Hgg.) – Buch Hitler, Das

„Das Buch Hitler“! Der Titel des Buches ist schlicht und reißerisch, sein Erscheinungsjahr aufschlussreich. Ein Jahr nachdem der deutsche Film „Der Untergang“ in den Kinos erfolgreich war, erschien das vorliegende Buch auf dem Markt. Die zeitliche Nähe kann man gewiss auch für Zufall halten, jedoch erscheint dies wenig naheliegend, wenn man sich die Hintergründe des Buches vor Augen führt. Bei dem „Buch Hitler“ handelt es sich um eine editierte Version eines Geheimdossiers des sowjetischen Nachrichtendienstes NKWD aus dem Jahre 1948/49. Das Dossier wurde ursprünglich für den russischen Diktator Stalin verfasst, der sich von dem Bericht Aufschluss über seinen nationalsozialistischen Widersacher und die Umstände seines Todes erhoffte.

Über das 672 Seiten umfassende Buch lassen sich positive und negative Gesichtspunkte anführen. Zunächst einmal sollte grundlegend erwähnt werden, dass es sich bei dem Buch weitestgehend um eine Quellenedition handelt, was bedeutet, dass der Originaltext zwar ins Deutsche übersetzt wurde, allerdings noch immer den Charakter eines Berichtes hat. Es handelt sich hierbei also keineswegs um Lesestoff, der stilistisch interessant formuliert wurde. Dies ist ein Charakteristikum der Quelle und kann daher nicht negativ bewertet werden, jedoch muss dies dem interessierten Leser vor dem Kauf des Buches klar sein. Ein in diesem Zusammenhang positiver Gesichtspunkt ist das umfangreiche Vorwort von Horst Müller, der dem Leser gleich zu Beginn einen sehr informativen und fundierten Einblick in das Gesamtthema des Buches vermittelt. Ebenfalls positiv fällt der Anhang des Buches auf, der mit einem kommentierenden Nachwort der Herausgeber, einer extrem umfangreichen Zusammenstellung von Kurzbiographien von vielen der im Buch erwähnten Personen und einem brauchbaren Literatur- und Quellenverzeichnis aufwarten kann. Die Bebilderung des Buches ist zudem angemessen, sowohl in Umfang als auch in Bildauswahl. Es wurde weitestgehend auf die altbekannten und sich stetig wiederholenden Abbildungen verzichtet, die sich in so vielen Büchern über Hitler und das Dritte Reich finden. Den großen Kritikpunkt, um den man bei der Bewertung dieses Buches auch nicht herumkommt, formulieren die Herausgeber in ihrem Nachwort gewissermaßen selbst:

|“Die Offiziere des NKWD waren ideologisch geschulte Marxisten-Leninisten und hatten daher fest gefügte Ansichten, wie Geschichte zu interpretieren sei. Bei der Abfassung des Buches Hitler stützten sie sich auf Aussagen von Personen, die ihre Ideologie nicht teilten. Außerdem waren sie gezwungen, den Voyeurismus des Auftraggebers Stalin zu bedienen.“|

Hinzu kommt noch der Umstand, dass sich der Bericht vor allem auf zwei gefangen genommene SS-Offiziere, die aus dem näheren Umfeld Hitlers stammten, beruft. Aus dieser Gesamtkonstellation ergeben sich gleich mehrere Probleme. Zum einen sind Zeitzeugenberichte |per se| schon als extrem problematisch anzusehen, da sie nicht nur von einer übermäßigen Subjektivität durchzogen sein können, sondern zudem auch oftmals einfach historisch falsche oder verfälschende Angaben beinhalten. Der Wert von Zeitzeugenaussagen wird vor allem durch die grenzenlose Überbewertung in der Populärwissenschaft landläufig überschätzt. Zu diesem grundsätzlichen Problem mit Zeitzeugen gesellt sich noch die Tatsache, dass es sich bei den beiden Hauptquellen um SS-Offiziere in sowjetischer Gefangenschaft handelte. Die Zuverlässigkeit der Quellen wird in dieser Konstellation vor allem durch den Umstand der sowjetischen Gefangenschaft tendenziell untergraben. Darüber hinaus zeigte bereits das angeführte Zitat auf, dass auch die Offiziere des NKWD mit dem Bericht eine bestimmte Erwartungshaltung ihres Diktators befriedigen mussten. Die ebenfalls bereits erwähnte „ideologische Vorfärbung“ der verfassenden russischen Offiziere und die spätestens mit dem Untergang der Sowjetunion zu Recht ebenfalls untergegangene marxistisch-leninistischen Geschichtssicht vervollständigen das breite Spektrum an Zweifeln, die man an dem Quellenwert des „Buches Hitler“ hegen darf.

Mit einem Rückgriff auf meine einleitenden Sätze möchte ich nun die Besprechung dieses Buches beschließen. Ähnlich wie das zugrunde liegende Dossier den „Voyeurismus“ Stalins befriedigen sollte, scheint „Das Buch Hitler“ den Voyeurismus vieler Deutscher befriedigen zu wollen. Wenn in der Werbung die Devise „Sex sells!“ gilt, muss in der populärwissenschaftlichen „Geschichtsforschung“ wohl gelten: „Hitler sells!“

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Loomis, Chauncey – Verloren im ewigen Eis. Der rätselhafte Tod des Arktisforschers Charles Francis Hall

Im Jahre 1845 laufen in England zwei Schiffe zu einer historischen Expedition aus: Sir John Franklin, Held zahlreicher Entdeckungsreisen, hat es sich in den Kopf gesetzt, endlich die sagenhafte Nordwestpassage zu finden, die angeblich quer über den nordamerikanischen Kontinent läuft und in den Pazifik mündet. Dieser natürliche Kanal würde die Reise zu den lukrativen Geschäftsgründen Asiens um einiges verkürzen. Neben handfeste wirtschaftliche Gründe treten darüber hinaus patriotische Erwägungen: Die Briten beherrschen die Weltmeere, ihr Empire breitet sich über den Globus aus, und deshalb stellen sie auch die tüchtigsten und fähigsten Forschungsreisenden – Punkt! Ein Vierteljahrhundert wurde bereits nach der Nordwestpassage gefahndet, und Franklin wird sie nun gefälligst finden!

Leider lehnt es die Realität ab, sich dieser Argumentation zu unterwerfen. Mit der |Erebus| und der |Terror| verschwinden über einhundert Menschen im Dunkel der nordpolaren Gewässer. Nächstenliebe ist eigentlich keine Eigenschaft, die das 19. Jahrhundert auszeichnet, doch John Franklin ist kein „normaler“ Mensch, sondern ein Idol seiner Epoche, und so wird sein ungewisses Schicksal als nationale Tragödie betrachtet. Zwischen 1848 und 1853 machen sich mehr als dreißig Suchmannschaften auf den beschwerlichen Weg in die endlosen Weiten der nordamerikanischen Polarwüste. Viele fallen selbst der grausamen Natur zum Opfer – und meist tragen sie allein die Schuld an ihrem Ende, denn die Entdeckungsreisenden aus Europa und den noch jungen USA erforschen ferne Länder nicht: Sie erobern sie, und je größer die Qualen sind, die sie dabei erleiden, desto süßer schmeckt der Sieg!

Daher haben sich Franklin und jene, die nach ihm kamen, niemals wirklich Gedanken darüber gemacht, dass es dort, wo sie frieren und hungern, schon seit ewigen Zeiten Menschen gibt: Die Inuit oder Eskimo haben sich an das Klima und die Lebensbedingungen angepasst und führen ein hartes, aber zufriedenes Leben. Aber sie sind Wilde und Heiden, und der wahre Gentleman stirbt eher in luftiger Tuchkleidung und mit einem Zylinder auf dem Kopf (das ist die Uniform für britische Offiziere zur See – und sie wird in der Nordsee wie in der Karibik oder auf dem Polarmeer getragen …), als dass er sich auf ihr Niveau begäbe!

Genau an dieser Mischung aus Unwissenheit, Hochmut und Dummheit ist die Franklin-Expedition längst zugrunde gegangen. Das ahnt man allmählich in Großbritannien und in den USA, wo die Suche aufmerksam verfolgt wurde, aber man weiß nichts Genaues. Unter denen, die diese Ungewissheit nicht nur zu schaffen macht, sondern zu Taten drängt, ist in der Stadt Cincinnati im US-Staat Ohio, einem Ort, der dem Nordpolarkreis denkbar fern liegt, der erfolgreiche Geschäftsmann und Verleger Charles Francis Hall. Niemand würde in ihm einen Nachfahren Columbus‘ oder Magellans vermuten, doch tatsächlich brodelt in Hall schon lange das Fernweh. Zwischen 1860 und 1871 unternimmt er zwei Expeditionen, die ihn jeweils über mehrere Jahre in den äußersten Nordosten des nordamerikanischen Kontinents führen. Aus dem enthusiastischen, aber unerfahrenen Abenteurer wird ein erfahrener Reisender, der nicht nur über-, sondern sich einlebt, weil er begreift, dass man in Norden nicht gegen, sondern mit der Natur leben muss. Hall lernt bereitwillig von den Inuit, er unternimmt ausgedehnte Fahrten über das Eis, findet die Relikte früherer Polarforscher – aber niemals eine Spur von der Franklin-Expedition.

Doch Charles Hall wird trotz aller scheinbaren Weltoffenheit niemals ein echter Bewohner des Nordens. Er kann und will nicht von seiner strengen Frömmigkeit ablassen. Mit den Inuit lebt er weniger zusammen, als dass er sich zu ihnen herablässt. Sein ungestümes Temperament bringt ihn immer wieder in gefährliche Situationen – kurz: Hall verlässt sich ahnungslos ein wenig zu sehr auf die Gunst des Schicksals. Er sieht sich als Bezwinger des ewigen Eises, und als solcher fasst er ein neues, schier wahnwitziges Ziel ins Auge: Er will als erster Mensch den Nordpol erreichen!

Mit der ihm eigenen Energie gelingt es ihm, ein Schiff zu finden und eine Besatzung zusammenzustellen, doch dieses Mal verlässt ihn sein Glück: Auf der [„Polaris“ 311 beginnt 1871 eine Reise ins Herz der Finsternis, die in Streit, Wahnsinn, Schiffbruch und womöglich Mord endet und die Überlebenden für den Rest ihres Lebens zeichnen wird …

„Verloren im ewigen Eis“ ist ein Sachbuch im besten Sinne des Wortes: Wissen wird dem Leser in leicht verständlicher Form präsentiert, ohne dass die Fakten „vereinfacht“ würden. Chauncey Loomis ist auf seine Weise selbst ein Besessener vom Schlage Halls, dessen Schicksal ihn seit Jahrzehnten bewegt. „Verloren …“ ist sichtlich das Resultat langwieriger und penibler Recherchen; kein Schnellschuss auf der Jagd nach dem Buchmessen-Bestseller der Saison. Chauncey hat viel Zeit in diversen Archiven verbracht; als Dozent für englische und amerikanische Literatur wusste er, wie und was er dort zu suchen hatte. Aber er klebte nicht an seinem Schreibtisch, sondern hat im Laufe der Jahre viele der Orte, die Hall einst bereiste, selbst besucht – und er ist dem Subjekt seiner Recherchen dabei buchstäblich bis ins Grab gefolgt.

So ist „Verloren …“ ein Kleinod auf dem Gebiet der historischen Reiseliteratur. Halls Erlebnisse werden immer wieder in die Geschichte des 19. Jahrhunderts eingebettet; vor diesem Hintergrund wird vieles klar, was heute fremd erscheint, denn die Welt vor 150 Jahren folgte eigenen, längst vergangenen Regeln. Mit spielerischer Leichtigkeit (die definitiv das Ergebnis harter Arbeit ist) verbindet Chauncey Fakten, Erläuterungen und Anekdoten zu einem echten „Pageturner“. Er hatte dabei Glück: Hall war ein eifriger Tagebuchschreiber. Aber auch hier zeigt sich Chaunceys souverän der Informationsflut gewachsen. Er zitiert nicht einfach, sondern wählt aus, prüft nach und interpretiert dort, wo es ratsam erscheint. Außerdem verschweigt er endlich einmal nicht jene Passagen, die kein so gutes Licht auf ihren Schreiber werfen. Es ist eigentlich eine bekannte Tatsache, dass berühmte Entdecker auf Reisen oft wenig von der menschlichen Größe an den Tag legten, die sie sich selbst in ihren Büchern bescheinigten, oder die ihnen ihre bewundernden Zeitgenossen und Nachfahren unterstellten. Dabei nahmen sie vor Ort durchaus kein Blatt vor den Mund und verewigten ihre (Un-)Taten womöglich selbst in später sorgfältig zensierten Aufzeichnungen. Hall war hier keine Ausnahme. Kluger Kopf, der, aber ungebildet, wie er war, hielt er sogar geradezu exemplarisch fest, wie die Forscher seiner Zeit über die unglücklichen Einheimischen kamen, ihnen Krankheiten, Alkohol oder die zweifelhaften Segnungen der christlichen Religion brachten, sie ohne Skrupel als lebendige Ausstellungsobjekte in die Fremde verschleppten oder wie selbstverständlich voraussetzten, von ihnen, die kaum echten Grund hatten, sich dem Forscherdrang zu ergeben, in gefährliche Region geführt oder gar noch bedient zu werden.

„Verloren …“ ist die erweiterte, aktualisierte Neuausgabe eines Buches, das zum ersten Mal Ende der 60er Jahre erschien. Chauncey tat gut daran, die Forschungsergebnisse der seither verstrichenen Jahrzehnte zu berücksichtigen, denn in der verstrichenen Zeit konnten doch einige damals notgedrungen offene Fragen geklärt werden. Aber in einem Punkt ist Chauncey hart geblieben: In der Frage, ob Charles Hall nun ermordet wurde oder einem Unfall zum Opfer fiel, legt er sich (zum Kummer seines Lektors) auch jetzt nicht fest. Die Indizien reichen eben für eine endgültige Entscheidung nicht aus, und Chauncey ist redlich genug, historische Genauigkeit vor marktschreierische Werbewirksamkeit zu setzen.

Mut beweist der Verlag mit der Wahl des Titelbildes. Wir sehen dort den kühnen Forscher Hall im Porträt gewürdigt; allerdings nicht als zeitgenössisches Foto oder Kupferstich, sondern so, wie er 1968 vorgefunden wurde, als ihn seine von Wissbegier durchdrungenen Nachfahren aus seinem eisigen Grab hoben – als verweste Leiche, deren Anblick selbst den (medien-)horrorerfahrenen Kindern des 21. Jahrhunderts schlaflose Nächte bereiten könnte.

Kakalios, James – Physik der Superhelden

Neulich an der Universität von Minnesota. Das neue Semester hat begonnen. Die Studenten strömen in den Hörsaal zu einer Einführungsveranstaltung. Es ist ein unübersichtliches Durcheinander, man drängelt, quetscht sich. Die Stuhlreihen sind bis auf den letzten Platz besetzt, einige Studenten müssen auf den Treppenstufen Platz nehmen. Professor James Kakalios räuspert sich und ordnet seine Papiere.

Eigentlich braucht er sie nicht. Was er sagen will, könnte er inzwischen auch im Schlaf von sich geben. Angefangen hatte alles mit einer einfachen Idee. Als Professor für Physik und Astronomie war es Kakalios wichtig, dass Studenten Spaß an seinem Fach haben. Zur Auflockerung, damit seine Zuhörer am Ball blieben, hatte er früher seine Vorlesungen immer wieder unterbrochen und physikalische Quiz-Fragen eingebaut. Und manchmal präsentierte er dabei auch ein physikalisches Beispiel aus der Welt der Comics, nur so, zum Spaß. Welche Voraussetzungen müssten erfüllt sein, damit Superman über ein Hochhaus springen kann? Wie viel Energie kostet es Flash, um so schnell wie der Schall zu rennen? Irgendwann wurde daraus eine Vorlesung. Er nannte sie „Alles, was ich über Naturwissenschaften weiß, habe ich aus Comics gelernt“. Und irgendwann wurde aus der Vorlesung ein Buch: „Physik der Superhelden“.

Für Kakalios hat Wissenschaft viel damit zu tun, Fragen zu stellen. Anstatt seine Studenten jedoch mit Flaschenzügen und schiefen Ebenen zu langweilen, nahm er sich die Welt der Superhelden vor. Auch hier ließen sich einfache physikalische Fragen formulieren und beantworten. Es geht dabei um die Vermittlung einfacher Grundregeln der Physik. So nähert sich Kakalios mit Hilfe von Spidey & Co Themenbereichen wie Kraft, Bewegung, Thermodynamik und Elektrizität.

Doch „Physik der Superhelden“ ist nicht nur ein schmackhafter Lesehappen für Jungphysiker. Auch Comic-Leser haben Freude an Kakalios‘ Werk. Inzwischen war der Physikprofessor schon auf vielen Comic-Conventions, um über sein Thema zu sprechen. Danach gab er manchmal Signierstunden. Wenn man ihn bat, etwas zu zeichnen, malte er den schematischen Aufbau eines Atoms und schrieb an den Rand: „Nicht die wirkliche Größe.“

James Kakalios ist selbst noch immer überrascht von dem Erfolg, den sein Buch hat. Es vermittelt nicht nur Einblicke in die Grundzüge der Physik und unterhält mit Hilfe von Superhelden, sondern kommt auch noch mit einer leichten, fröhlichen und lebendigen Sprache daher, dass das Schmökern eine wahre Freude ist.

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http://www.rogner-bernhard.de/

Graysmith, Robert – Zodiac. Auf der Spur eines Serienkillers

Ab 1968 wird in und um San Francisco der „Zodiac“ aktiv – ein Serienmörder, den nach eigener Auskunft pure Mordlust dazu bringt, vor allem junge Paare zu überfallen und niederzumetzeln. Er raubt nicht, er vergewaltigt nicht – er schreibt Briefe an die Presse, in denen er sich seiner Taten rühmt, sie detailliert schildert und die Fortsetzung seiner Mordserie ankündigt. Die Öffentlichkeit ist ebenso alarmiert wie fasziniert: Der „Zodiac“ weiß um seine Medienwirksamkeit und inszeniert sich als mysteriöse, böse Macht.

Die Polizei fahndet fieberhaft nach dem „Zodiac“. Dass sie ihn trotz zahlreicher Indizien nicht fassen kann, fördert den Nimbus des Serienkillers, der seine Jäger mit immer neuen Botschaften und auch telefonisch verhöhnt. Die Abstände zwischen seinen Mordattacken werden kürzer, seine Angriffe gewagter. Doch nie verliert der „Zodiac“ die Kontrolle, und die zeitgenössischen Ermittlungsmethoden reichen nicht aus, ihn zu finden. Nachdem er mindestens fünf Menschen getötet hat, kündigt er eine Änderung seiner Mordmethode an und taucht unter, schickt aber weiterhin Briefe mit neuen Mordgeständnissen.

Der Journalist Robert Graysmith gehört zu denen, die von Anfang an die „Zodiac“-Morde verfolgten. Die Zeitung, für die er Ende der 1960er Jahre arbeitete, wurde vom Killer mit Briefen und Karten „beehrt“. Graysmith konnte und wollte die Einstellung der Ermittlungen nicht akzeptieren. Viele Jahre sichtete er die vorhandenen Beweise, entdeckte neue Indizien und Zeugenaussagen, erstellte eine Liste möglicher Täter und fand schließlich „seinen“ Hauptverdächtigen, der alle Voraussetzungen erfüllte, der „Zodiac“ zu sein.

1986 veröffentlichte Graysmith sein Buch „Zodiac“, das erst jetzt in Deutschland erscheint. (Dazu mehr weiter unten.) Auf den Seiten 9-458 schildert der Verfasser in chronologischer Reihenfolge die Morde und die Ermittlungen der Polizei, ihre Erfolglosigkeit und seine eigene Odyssee in die Welt des „Zodiac“, die nach endlosen, immer wieder in Sackgassen endenden Bemühungen in der plausiblen Benennung des wahrscheinlichen Killers gipfelte. Freilich reichten die Beweise nie aus, diesen wirklich zu überführen. In einem Epilog muss Graysmith dies zugeben, bekräftigt aber noch einmal die Richtigkeit seiner Nachforschungen und fasst seine Argumentation zusammen.

In einem ausführlichen Anhang (S. 463-479) listet Graysmith sämtliche Äußerungen und Botschaften auf, die der „Zodiac“ hinterlassen hat. Seine Aufzeichnungen umfassen „Zodiacs“ Handschrift, seine Stimme und Sprechweise, seine Ausdrucksweise, Beschreibungen seiner Person, seines Autos, seiner Waffen, Geräte und Hilfsmittel, seiner (möglichen) Ausbildung und Kenntnisse, seiner Vorgehensweise. Abschließend folgt ein psychologisches Profil.

Das perfekte Verbrechen gibt es offenbar tatsächlich. Wie sonst ließe sich der „Erfolg“ des „Zodiac“ erklären, der scheinbar ungestört von einem bemerkenswerten Polizeiaufgebot seine Schreckenstaten verübte und von der Bildfläche verschwand, als er – und nur er – so entschied?

Der „Zodiac“ blieb freilich auch deshalb unvergessen, weil er seine Mordtaten stolz und dreist der Presse und der Öffentlichkeit präsentierte. Das haben nur wenige Serienmörder gewagt. „Jack the Ripper“ ist einer von ihnen und gehört bis heute zu den Kultfiguren seiner üblen Art. Der „Zodiac“ war noch wesentlich mitteilsamer, während er gleichzeitig die Kunst kultivierte, zwar viel zu sagen, aber keine relevanten Hinweise auf seine Person zu geben – eine beachtliche Leistung, die ihn als entweder sehr cleveren oder wirklich intelligenten Menschen kennzeichnet.

„Zodiac“, das Buch von Robert Graysmith, belegt freilich auch, dass der Mörder von den Beschränkungen der zeitgenössischen Kriminalistik profitierte. Noch definierte der Fingerabdruck die Möglichkeit einer Identifizierung – von den Möglichkeiten, die der DNA-Test beinhaltet, wagte man nicht einmal zu träumen. Auch die Vernetzung der beteiligten Behörden, der gemeinsame Zugriff auf zentrale Datenbanken, die beschleunigte Kommunikation – das gesamte Arsenal, das uns „CSI“-geschulten Laien heute so vertraut ist, war vor vier Jahrzehnten noch unbekannt. Auch die Frage, wie die Story, die Graysmith uns erzählt, im Zeitalter des Handys abgelaufen wäre, bleibt nicht aus: „Zodiac“ ist auch eine Reise zurück in die kriminalistische Vergangenheit.

Darüber hinaus ist es natürlich die Geschichte eines großen Versagens. Der „Zodiac“ wurde nie vom Arm des Gesetzes erreicht. Am mangelnden Einsatz der Beteiligten hat es sicher nicht gelegen; Graysmith vermag zu vermitteln, was er bereits in seinem Vorwort andeutet: „Wenn man die Geschichte rund um den Zodiac mit einem Wort charakterisieren müsste, so wäre dieses Wort ‚Besessenheit‘.“ (S. 12) Die Jagd kostete viele Beteiligte ihre Gesundheit und Karrieren, während der „Zodiac“ seine hämischen Kommentare abgab. Graysmith selbst gehört zu denen, die dem Rätsel verfielen – seine Ehe wurde geschieden, weil der „Zodiac“ zu seiner Obsession geworden war.

In den 1970er Jahren kamen die offiziellen Ermittlungen allmählich zum Erliegen; es fehlten neue Spuren. Graysmith rückt sich in seiner Darstellung nun selbst ins Zentrum, denn er gab nicht nach und siebte in Eigenregie das gut bestückte Feld der Verdächtigen – eine frustrierende Aufgabe, da die meisten Spuren wie gehabt ins Leere führten. Irgendwann trugen Graysmith‘ Mühen allerdings doch ihre Früchte – und dies ist der Zeitpunkt, an dem es für den Leser heißt vorsichtig zu werden. Graysmith ist überzeugt von seiner Lösung, die er uns detailliert vorstellt. Bei nüchterner Betrachtung kann man ihm glauben, muss es jedoch nicht: Die Jagd auf den „Zodiac“ litt immer unter einem Zuviel an viel versprechenden Andeutungen und einem Zuwenig an aussagenkräftigen Indizien.

Wie alle am „Zodiac“-Fall Beteiligten drehte und wendete Graysmith wieder und wieder die bekannten Belege. Diese sind indes oft ohne Verbindung und deshalb vielfältig interpretierbar, so dass sie sich leicht zu einem Bild fügen lassen, das sich der Fahnder wünscht. Mit der Realität muss es nicht identisch sein. Graysmith ist dieses Problem durchaus bekannt, doch er mag sich ihm offenbar nicht wirklich stellen. Verständlich ist das, denn er hat Jahre seines Lebens auf die Jagd nach dem „Zodiac“ verwendet und will eine Lösung, weil er sie nach allem Aufwand und Mühen „verdient“ hat. So funktioniert das wirkliche Leben freilich nicht. Graysmith legt letztlich nur eine weitere Vermutung vor, die er mit Fakten untermauern, aber definitiv nicht beweisen kann.

Der „Zodiac“ ist ein Serienmörder-Mythos wie Jack the Ripper geblieben. Das hat ihn „frisch“ gehalten: Wer hätte z. B. gedacht, dass sich die Plots von Filmklassikern wie „Dirty Harry“ (1971) oder „Exorzist III“ (1983) aus dem „Zodiac“-Fall speisen? Aktuell kommt im Frühling 2007 „Zodiac“, der Spielfilm, in die Kinos. David Fincher hat ihn inszeniert, der mit „Fight Club“, „Sieben“ oder „Panic Room“ Filmgeschichte schrieb. Das Drehbuch stützt sich stark auf Graysmith‘ Buch (ohne jedoch auf den „Hollywood-Touch“, d. h. die Verdrehung von Tatsachen des filmischen Effektes wegen, zu verzichten), das deshalb auch dort, wo es bisher unveröffentlicht blieb, als „Buch zum Film“ aufgelegt wird.

Was theoretisch eine erfreuliche Tatsache ist, erweist sich in der Praxis als Mogelpackung. Die Hauptkritik an der deutschen Ausgabe von „Zodiac“ gilt nicht Graysmith und seinem inzwischen inhaltlich wie formal angejahrten Werk, sondern dem |Heyne|-Verlag, der dieses Buch auf dem Stand von 1986 veröffentlicht. 2007 kommt wie gesagt David Finchers Thriller in die Kinos; ein weiterer Blockbuster ist zu erwarten, von dem sich der Verlag mit dem „Buch zum Film“ eine Scheibe abschneiden möchte. An sich nicht zu tadeln, doch in diesem Fall eine Zumutung, da mehr als zwei Jahrzehnte verstrichen sind, seit Graysmith sein „Zodiac“-Buch schrieb. Dieses markiert indes keineswegs den Endpunkt aller Ermittlungen. Seit 1986 wurde der Fall mehrfach wieder aufgerollt – zuletzt Anfang 2007. Der Fortschritt der kriminalistischen Wissenschaften und Techniken ermöglichte und forderte das.

Was zwischen 1986 und 2007 diesbezüglich geschah, bleibt uns jedoch vorenthalten. Dazu gehört die nicht unerhebliche Tatsache, dass jener Hauptverdächtige, dem Graysmith das Pseudonym „Robert Hall Starr“ gab, längst als Arthur Leigh Allen identifiziert ist. Der mutmaßliche „Zodiac“ starb 1992 und darf deshalb jetzt mit seinem richtigen Namen genannt werden. Auch sonst hat sich das Bild vom „Zodiac“ seit 1986 erheblich geschärft. Das quasi zu ignorieren und ein zwanzig Jahre altes Buch ohne entsprechende Nachträge auf den Markt zu bringen, ist deshalb eine Unverfrorenheit.

Natürlich musste sich Graysmith zu Allens Lebzeiten auch mit dem Bildmaterial zurückhalten. Wir sehen also nie ein Foto vom möglichen „Zodiac“. Die Fotostrecken beschränken sich auf die Wiedergabe der zodiacschen Schmähbotschaften, doch was sollen sie dem Leser in ihrer Häufung sagen? Darüber hinaus ist die Wiedergabequalität der Abbildungen auf dem Stand von 1986. Die Fotos sind schlecht belichtet, unscharf, oft so verkleinert, dass Details verschwinden. In der deutschen Ausgabe werden sie nicht einmal auf Fotopapier gedruckt.

Den deutschen Lesern, die sich über den aktuellen Status der „Zodiac“-Ermittlungen informieren möchten, bleibt deshalb nur das Internet; http://www.zodiackiller.com ist hier als erste Anlaufstelle zu nennen. Stets aktuell und mit reichem Fotomaterial garniert, wird man über den Stand der „Zodiac“-Forschungen in Kenntnis gesetzt. Dazu gibt es zahlreiche Links auf weitere Websites, was darauf hinweist, dass der „Zodiac“ auch im 21. Jahrhundert seinen festen Platz in der US-Alltagsgeschichte einnimmt. (Dies unterstreicht die Tatsache, dass der „Zodiac“-Stoff schon vor Fincher 1971, 1996 und 2005 verfilmt wurde.)

Robert Graysmith wurde als Robert Gray Smith am 17. September 1942 in Pensacola im US-Staat Florida geboren. Zum Zeitpunkt der „Zodiac“-Morde arbeitete er als politischer Karikaturist für den „San Francisco Chronicle“, die größte Zeitung in Nordkalifornien. Der Killer wandte sich mit seinen Botschaften gern an dieses Blatt, so dass Graysmith quasi einen Logenplatz hatte, was die polizeilichen Ermittlungen betraf. Er schaltete sich deshalb selbst journalistisch in die Suche ein und setzte sie fort, nachdem die erfolglos bleibende Fahndung abgebrochen wurde. Seine Ergebnisse schrieb Graysmith in zwei Büchern nieder. Er blieb dem „True Crime“-Genre treu und verfasste mehrere Werke über weitere mysteriöse Mörder.

http://www.heyne.de
http://wwws.warnerbros.de/zodiac/

Matzer, Michael / Lohse, Hartwig – Dateiformate

_IT-Fachbuch der anschaulich-professionellen Art_

Angenehm überraschend ist das Fachbuch „Dateiformate“ – schließlich sind IT-Bücher oft in einer Art von Fachchinesisch verfasst, dass es wenig Freude bereitet, sich damit zu befassen. Gleichwohl sind solche Ratgeber im Alltag des EDV-Anwenders häufig unerlässlich; je spezieller die Aufgabenstellung ist, desto notwendiger ist es, die Features eines Programmes auszureizen.

Ganz anders sind die Autoren Michael Matzer und Hartwig Lohse vorgegangen, da sie sich nicht im Fachjargon verstricken, denn sie nutzen eine klare und leicht verständliche Sprache, die auch einen Laien nicht verwirrt, darüber hinaus aber auch inhaltlich so formuliert ist, dass ebenso professionelle IT-Anwender perfekt bedient werden.

Auch Nutzer anderer Betriebssysteme als |Microsoft Windows| werden anschaulich informiert und z. B. über Nutzung diverser Dateiformate u. a. unter Linux und Apple Macintosh aufgeklärt. Vor allem das Konvertieren von Daten wird sehr fokussiert und hilfreich erklärt.

_Volle Power |MS Office|_

Kaum ein Format, sei es multimedial oder graphisch, wird außen vor gelassen, und natürlich werden auch Tipps und Tricks zu den populärsten Datenformaten unter |Microsoft Office| dargestellt. Mehr noch, das wohl bekannteste und am weitesten verbreitete Softwarepaket nimmt mit rund 150 Seiten einen großen Teil der Ausführungen in Anspruch. |Word| und der kleine Textverarbeitungsbruder |Works| (ist oft als Software bei neuen PCs dabei) sind mehr als nur Schreibprogramme, wie das Buch der beiden Autoren bald verrät.

Der Import und Export aus bzw. in andere Anwendungen wie |Corel WordPerfect|, |Lotus Word Pro| oder |StarWriter| (Teil von |OpenOffice| aus dem Hause |Sun Microsystems|) wird anschaulich erläutert, und auch sonstige Datenkonvertierungen von Textformaten werden beschrieben. Gleiches gilt für den Umgang mit der Tabellenkalkulation von |Microsoft|. Neben einer allgemeinen Übersicht kann man nachlesen, wie der Datenaustausch von |Excel| mit anderen Tabellenkalkulation wie beispielweise |Lotus 1-2-3| oder |Quattro Pro| von |Corel| funktioniert.

Bei solchem professionellen Aufwand erklärt sich nahezu von selbst, dass die Autoren auch die weiteren Features des |Office|-Pakets von |Microsoft| in Verbindung mit anderen Dateiformaten umschreiben. Besonders interessiert werden |Access|-Datenbankanwender sein; hier bewegt sich die Nutzung zunehmend in den semiprofessionellen und professionellen Bereich, denn die Datenkonvertierungen nehmen einen ausführlichen Platz ein.

Abschließend, um die meistgenutzten Anwendungen von |Microsoft Office| anzusprechen, wird ebenfalls der Dateiaustausch von Präsentationsprogrammen, konkret |Microsoft Power Point| mit beispielweise |Lotus Freeland Graphics| aufbereitet, aber auch der E-Mail-Client |Outlook| in Kooperation mit anderen Clients führt zu Hinweisen, Tipps, Tricks und Informationen.

Abschließend zum Thema Office-Paket vergisst das Autoren-Duo nicht, Office-Anwendungen unter |Apple Macintosh| anzusprechen, um nur eines von vielen Features anderer Betriebssysteme zu nennen. Der Vollständigkeit halber ist ebenfalls die Anwendung von Office unter dem Betriebssystem |Linux| zu erwähnen. Das Verwenden von |Windows|-Dateien unter anderen Betriebssystemen rundet den ausführlichen und professionellen Abschnitt über Dateiformate in Office-Anwendungen ab.

_Grafik, Ton, bewegte Bilder …_

Der zweite Teil des Sachbuchs befasst sich unter anderem mit Grafikformaten, Audio- und Videoformaten. Die Vielfalt ist zu enorm, um sie hier nochmals im Detail zu beschreiben. Entscheidend ist vor allem die Aufklärung durch die Autoren, wann und zu welchem Zwecks ein Dateiformat jeweils eingesetzt werden sollte. Gerade auch in Verbindung mit Uploads entsprechender Dateien ins Internet bedarf es häufiger Kompromisse: möglichst schmale Dateien bei dennoch bestmöglicher Qualität. Allerdings sind die im privaten Nutzerbereich des Internets eingesetzten Formate nicht das A und O der Ausführungen, vielmehr werden weitere Nutzungsmöglichkeiten von der Qualität als Druckformatvorlage bis zu Nutzung als optimales Bild zum Fotoausdruck beschrieben. Zugleich erhält der Leser, Video und Audio betreffend, einen Einblick über die optimale Nutzung, das optimale Sampling (Abtasten des Files) und mögliche Qualitätsverluste. Interessant ist für Neugierige stets die Chance, sich à la „Wie funktioniert eigentlich …?“ zu informieren.

Nicht vergessen werden sollte, dass sich das Fachbuch mit Dateiformaten, aber auch deren Import und Export in verschiedene Applikationen befasst. Dies führt auch wieder retour zu |MS Office|, da auch Grafiken oder Ton- und Bildformate (letztere z. B. in |Power Point|) importiert und integriert werden können.

Grundsätzlich, gerade bei der Bildbearbeitung, fallen hilfreiche Informationen auf, wie Grafiken optimal und verlustfrei genutzt werden können. Ernüchtert wird mancher Digitalfotograf, den Bildformate nur sekundär interessieren, feststellen, dass sein JPG-Bild bei der Bearbeitung stets stark verlustbehaftet ist und sich für die Bildweiterverarbeitung nach der Lektüre zu Alternativen wie einem PSD- oder BMP-Format umorientieren.

_Allerlei im Internet_

Sehr speziell wird es, wenn sich die beiden Autoren Dateiformaten des Internets annehmen. Grafik, Ton, bewegte Bilder – diese wurden bereits erläutert, doch gibt es insbesondere zur visuellen Darstellung kleinere Programmierformen und Tools, die das Webdesign lebendig werden lassen, Grafiken, die sich bewegen, Scripts, die ebenfalls im Browser für lebende Bilder oder Effekte sorgen.

Klassiker des Webs ist die Programmierung mit HTML, die Mutter aller Internetanwendungen, die seit weit länger als einem Jahrzehnt durch Zeichenfolgen simple Darstellungen nebst auch Einbindung von Grafiken erlaubt, während später Software-Tools die HTML-Programmierung im Hintergrund übernahmen und sich wie Textverarbeitungen anfühlten. Dieses HTML-Format mag noch das Fundament jeden Webauftritts sein, doch zeigen Michael Matzer und Hartwig Lohse auf, dass Weiterentwicklungen der letzten Jahre das WWW revolutionierten.

_GeZIPpt, Betrachten …_

„Ich habe dir die Dateien gezippt“, ein alltäglicher Ausspruch in neudeutsch oder „denglish“, und jeder Anwender weiß, was gemeint ist. Packprogramme wie |WinZip| vergessen die Autoren ebenfalls nicht, unterscheiden unter anderem die komprimierenden Formate ARJ, ZIP und RAR, teils bekannt auch durch die entsprechende Software, die vielmals kostenlos in PC-Heften auf beiliegenden CDs zu finden ist.

Auch Datei- und Bildbetrachter stellen die Autoren abschließend vor. Diese nützlichen kleinen Programme, die ebenfalls teils kostenlos sind, wie z. B. der |Acrobat Reader|, dienen der Betrachtung von Dokumenten oder auch Grafiken. Kompakt sind vor allem Tools wie das beispielsweise vorgestellte |ACDSee|, um Grafiken oder Fotos verschiedenster Formate darzustellen, Bilder schnell aufzufinden oder diese auf der Festplatte zu katalogisieren und organisieren, d. h. zu kopieren, verschieben und teils auch zu bearbeiten.

_Komplettpaket à la Matzer & Lohse_

Diese ausführliche Sammlung zum Thema Dateiformate hat es in sich: Sie ist anschaulich, kompetent und spricht sowohl den Laien als auch den fachlich versierten Anwender an. Nicht zu vergessen ist, dass die anschaulichen Ausführungen beider Autoren zusätzlich durch viele Screenshots zu einem besseren Verständnis bei der Ver- und Bearbeitung der beschriebenen Formate beitragen.

Genau diese Anschaulichkeit, die andere Werke vielmals vermissen lassen und dadurch wenig motivierend sind, sich in eine Materie einzuarbeiten, macht das Fachbuch „Dateiformate“ zusätzlich stark. Schritte der Bearbeitung können nachvollzogen werden, Screenshots sind ohnehin zum Wecken des Interesses das beste Mittel.

Das hohe Niveau der Ausführungen lässt manches IT-Berufsschulbuch verblassen. Zu oft wirken diese durch trockene Lehrinhalte und zu geringen Tiefgang schlicht spröde, lassen anschauliche Informationen vermissen. Das gesamte Werk hat den Level, auch als Lehrbuch für Fachinformatiker oder Auszubildende im Bereich der Mediengestaltung den Lernerfolg mitzugestalten und zu sichern.

Letztlich ist „Dateiformate“ unabhängig vom persönlichen Schwerpunkt der eigenen Arbeit am PC ein Allroundtalent. Verblüffend ist, dass Professionals sich ebenso wie Neugierige mit versiertem Wissen ausstatten können.

http://entwickler-press.de/