[NEWS] WOLFGANG HOHLBEIN: Pestmond

Neues von Wolfgang Hohlbein: „Pestmond“ erscheint bei Egmont LYX.

In Ägypten verliert sich die Grenze zwischen Leben und Tod, und Andrej muss sich einem neuen Feind stellen: Abu Dun! Wie ein Dämon fährt der Nubier in die Reihen des Sultans und seiner Gegner. Erst als Unschuldige sterben, kann Andrej ihn von der dunklen Seite zurückholen, und gemeinsam verfolgen sie die zwischen den Fronten stehende Murida, die inzwischen das Land verlassen hat und nach Norden flieht. Als ihr Andrej und Abu Dun folgen, ahnen sie nicht, dass Murida nicht Rettung, sondern Verderben bringt – und dass nicht nur für sie selbst, sondern auch für die Kinder einer ganzen Stadt …
(Verlagsinfo)

Gebundene Ausgabe, 500 Seiten

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

HUI BUH – Neue Welt: Im Bann des Schwarzspukers (Folge 8)

Zur Story

Dass Dorfwirtin Roswitha Rosenbach einen Geister-Voll-Tick hat, ist ein offenes Geheimnis. Doch nun hätte sie obendrauf auch noch gerne ein eigenes Hausgespenst für ihr Wirtshaus – allerdings sind die Auflagen der Geisterbehörde ein solches offiziell zu erhalten für sie unerfüllbar. Bleibt nur der Schwarzmarkt in der Geisterwelt, weiß der vorlaute HUI BUH zu berichten und wird gleich darauf von Roswitha solange massiv bedrängt, bis er schließlich doch einwilligt, ihr bei der höchst illegalen Beschaffung eines so genannten „Schwarzspukers“ behilflich zu sein. Der Gaukler-Geist Wallhalldor tritt so in ihre Dienste. Als Roswitha samt diesem von der königlichen Familie eingeladen wird, sind alle angetan von „ihrem“ galanten Gespenst. Bis auf HUI BUH, der die neue, überaus begabte Spuk-Konkurrenz gar nicht gutheißen mag. Doch ahnt selbst er noch nicht, welch verdammt gefährliche Laus sie sich da tatsächlich in den Pelz gesetzt bzw. ins Haus geholt haben. Nicht weniger als Schloss Burgeck steht nämlich auf dem Spiel.
HUI BUH – Neue Welt: Im Bann des Schwarzspukers (Folge 8) weiterlesen

Penny Hancock – Ich beschütze Dich

Worum gehts?

Sonia, eine Frau in den Vierzigern, lebt ein zurückgezogenes Leben am Themseufer. Eines Nachmittags steht überraschend der Neffe einer einstigen Freundin vor ihrer Türe, um sich eine Musikplatte auszuleihen. Je länger Jez‘ Aufenthalt bei ihr andauert, desto mehr wird Sonia bewusst, in welche Abgründe sie sein Auftauchen zieht und dass sie plötzlich mehr und mehr dazu bereit ist, jede Grenzen zu überschreiten. Durch ihn fühlt sie sich in ihre Kindheit zurückversetzt und sie beschließt Jez bei sich zu halten – für immer …

Penny Hancock – Ich beschütze Dich weiterlesen

Meyer, Kai – Geisterseher, Die

_Der Autor_

Kai Meyer ist 1969 geboren, muss sich in kürzester Zeit alles von Bildungswert angelesen haben und hat sich nach erfolgreicher redaktioneller Tätigkeit 1995 entschlossen, Berufsschriftsteller zu werden. Die Geisterseher ist demnach sein Einstiegsroman in die professionelle Zunft und er kann inzwischen auf 50 Titel zurückblicken (mindestens zehn finden sich in unseren Bücherregalen) sowie Übersetzungen in 30 Sprachen. Er ist einer der erfolgreichsten Phantastikautoren und ist überzeugt: „Unsere Phantasie (d. h. Wünsche, Träume, Ziele) beeinflusst unseren Alltag weit mehr als die Entscheidung, welches Auto wir kaufen.“

_Bildungskanon_

Natürlich wissen wir, dass es einen Goethe und einen Schiller gegeben hat und Letzterer früh starb. Grimms Märchen kann man auch getrost zur geläufigen Bildung rechnen und dass auch E. T. A. Hoffmann ein Zeitgenosse war, mag man noch wissen. Nehmen wir noch die Rosenkreuzer und die Illuminaten hinzu, darf sich unsere Bildung immer noch nicht erschöpfen, wenn man sich nicht durch den Autor erst auf die Sprünge helfen lassen möchte. Die Grand Dame von August dem Starken (Gräfin Cosel) müssen wir uns in Töchtern und Töchterstöchtern fortgesetzt denken. Elisabeth von Recke, die gegen Mystizismus ins Feld zog, werden wir nicht unbedingt kennen und auch nur wenige werden noch des Betrügers Graf Cagliostro gewahr sein. Mit all diesen Gestalten, sollten sie einem entfallen sein, kann man in Meyers Roman ein Wiedersehen feiern, es kommen noch einige andere verbürgte dazu und es ist der Fairness des Autors sehr anzurechnen, dass er den Leser mit seinen Bildungslücken nicht allein lässt, sondern in einem eigenhändigen Nachwort klarstellt, was man seiner Bildung wirklich zuschlagen kann und was eben nur mal so ausgedacht ist. In jedem Fall, das kann man mit Sicherheit sagen, wird Ihnen Meyer in dem, was er alles weiß, an Bildung voraus sein.

_Die Gärtnerin wars _

Da Meyer ja aus dem Krimigenre kam, wundert es nicht, dass er die Geschichte nach einem Erfolgsrezept des Krimis ausgehen lässt, das wohl lautet: „Der Gärtner wars.“ es ist hoffentlich nicht zu viel verraten, wenn es diesmal eine weibliche Person war, die quasi aus der Unscheinbarkeit geholt wurde und zum Universaltäter gekürt wird. Schiller sollte in seinen letzten Zügen doch den Geisterseher, sein einziges Romanfragment, vollendet haben. Die Brüder Grimm, die in Wirklichkeit erst später die Bekanntschaft mit Weimar machten, sind als Boten für die wenigen hundert Meter bis zu Goethes Wohnhaus ausersehen. Dieser kurze Weg reicht aber, dass das Manuskript geraubt werden konnte und von da an geht es geografisch ein wenig durch Osteuropa, bildungstechnisch durch die ganze damalige Bildung und okkultes Wissen. Sprachlich können wir uns aber auch in Weimar zu Hause fühlen, wo gleich am Anfang die Sonne Gold ins Pflaster „legiert“. Der Schatz besteht also nicht nur in reichlich Action und Spannung nach dem Vorbild eines Dan Brown, sondern auch in den sprachpoetischen Einfällen des Autors, die bei aller Fragwürdigkeit des Inhalts die Lektüre zu einem Gewinn machen. Die Logik, die sich in Wilhelm Grimms, dem Ich-Erzähler, Bruder Jacob Grimm konzentriert. Wenn die dann ab und an in Gang gesetzt wird, ist man mit der eigenen Logik schon meistens am Ende und kann nur staunen. Trotzdem darf man den Maßstock der Logik nicht zu streng an das Buch legen, sonst fiele einem auf, dass es bereits zu Anfang des Buches eine logische Handlung hätte geben können, die dann das ganze Herumreisen und Morden weitgehend überflüssig gemacht hätte. Die diversen Morde sind ein Kapitel für sich. Es werden einige anatomische Kenntnisse dem Leser abverlangt, aber den Physiker mag zweifeln lassen, ob das Blut eines im Bett Erstochenen einem artesischen Brunnen gleich bis an die Zimmerdecke aufschießen kann. Den Mediziner mag wundern, wie ein Gift in wenigen Stunden zur kompletten Verwachsung von Organen führen kann. Man hat eben einfach zu wenig Erfahrung in solchen Dingen und wir leben zum Glück in einer recht friedlichen Zeit. Da so Morde unserer täglichen Erfahrungswelt einigermaßen entzogen sind, ist es eine Frage, ob man sie dann in der zeitgenössischen Literatur nicht auch entbehren könnte, will man sich nicht wie Wilhelm des Öfteren übergeben müssen.

_Fazit_

Die Geisterseher gelten in Fankreisen als ein schwächerer Meyer, aber die Packungsdichte an Wissenswertem dürfte von anderen Büchern, die mehr Fantasy-Inhalt haben schwerlich zu überbieten sein. Demjenigen, der selbst etwas beschlagen in den Bildungsinhalten ist, und dem demzufolge weniger Spektakuläres geboten werden kann, steht offen, sich immer noch an den sprachlichen Einfällen zu erfreuen. Vielleicht hätte es dem Buch noch besser getan, wenn es nicht ein Dan Brown Pendant hätte sein wollen.

|Paperback, 361 Seiten
ISBN-13: 978-3746625324 |
http://www.aufbau-verlag.de

_Kai Meyer bei |Buchwurm.info|:_
[Interview mit Kai Meyer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=11
[„Dschinnland“ 5340 (Die Sturmkönige 1, Buchfassung)
[„Dschinnland“ 5635 (Die Sturmkönige; inszenierte Lesung zu Band 1)
[„Wunschkrieg“ 5744 (Die Sturmkönige 2, Buchfassung)
[„Wunschkrieg“ 5641 (Die Stürmkönige; inszenierte Lesung zu Band 2)
[„Die Wellenläufer“ 3247 (Hörbuch)
[„Die Muschelmagier“ 3252 (Hörbuch)
[„Die Wasserweber“ 3273 (Hörbuch)
[„Der Brennende Schatten“ 4506 (Hörspiel)
[„Die Vatikan-Verschwörung“ 3908 (Hörspiel)
[„Frostfeuer“ 2111 (Hörbuch)
[„Die Alchimistin“ 73
[„Das Haus des Daedalus“ 373
[„Der Schattenesser“ 2187
[„Die Fließende Königin“ 409
[„Das Buch von Eden“ 890 (Hörbuch)
[„Das Buch von Eden“ 3145
[„Der Rattenzauber“ 894
[„Faustus“ 3405
[„Seide und Schwert“ 3558 (Das Wolkenvolk 1, Hörbuch)
[„Lanze und Licht“ 4549 (Das Wolkenvolk 2, Hörbuch)
[„Drache und Diamant“ 4574 (Das Wolkenvolk 3, Hörspiel)
[Das Wolkenvolk – Seide und Schwert, Buch 1: „Wisperwind“ 5809 (Graphic Novel)

|Die Alchimistin – Das Hörspiel:|
1) [„Der Stein der Weisen“ 5052
2) [„Das Erbe des Gilgamesch“ 5155
3) [„Die Katakomben von Wien“ 5220
4) [„Das Kloster im Kaukasus“ 5263
5) [„Die Unsterbliche“ 5379
6) [„Die Schwarze Isis“ 5406
7) [„Der Schatz der Templer“ 5427
8) [„Der Alte vom Berge“ 5448

|Die Sieben Siegel|:
01 [„Die Rückkehr des Hexenmeisters“ 6209
02 [„Der schwarze Storch“ 6210
03 [„Die Katakomben des Damiano“ 6211
04 [„Der Dornenmann“ 6212
05 [„Schattenengel“ 6213
06 [„Die Nacht der lebenden Scheuchen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6580
07 [„Dämonen der Tiefe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6581
08 [„Teuflisches Halloween“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6582
09 [„Tor zwischen den Welten“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=6583

Bernhard Borge – Der Nachtmensch

Das geschieht:

Die Freunde Bernhard Borge, Autor erfolgreicher Kriminalromane, Kai Bugge, Psychologe, und Inspektor Hammer von der Kriminalpolizei der norwegischen Hauptstadt Oslo schließen eine Wette ab: Bugge und Hammer werden den nächsten Dall gemeinsam aufklären, und Borge wird quasi als Sekundant festhalten, wer den Sieg davonträgt: der moderne Seelenforscher oder der traditionelle Spürhund. Die Gelegenheit ergibt sich, als Borge von seinem Vetter in die Sommerfrische eingeladen wird. Helge Gårholm hat in seiner an einem einsamen Fjord gelegenen Villa „Seewind“ wie so oft eine illustre Gesellschaft um sich geschart, Er ist ein Frauenheld, der seine Gefährtinnen betrügt und gegeneinander ausspielt. Kann er gleichzeitig einen oder gar mehrere Rivalen vor den Kopf stoßen, ist ihm das umso lieber.

Bernhard Borge – Der Nachtmensch weiterlesen

Bernhard Borge – Der Nachtmensch

Borge Nachtmensch Cover kleinDas geschieht:

Die Freunde Bernhard Borge, Autor erfolgreicher Kriminalromane, Kai Bugge, Psychologe, und Inspektor Hammer von der Kriminalpolizei der norwegischen Hauptstadt Oslo schließen eine Wette ab: Bugge und Hammer werden den nächsten Dall gemeinsam aufklären, und Borge wird quasi als Sekundant festhalten, wer den Sieg davonträgt: der moderne Seelenforscher oder der traditionelle Spürhund.

Die Gelegenheit ergibt sich, als Borge von seinem Vetter in die Sommerfrische eingeladen wird. Helge Gårholm hat in seiner an einem einsamen Fjord gelegenen Villa „Seewind“ wie so oft eine illustre Gesellschaft um sich geschart, Er ist ein Frauenheld, der seine Gefährtinnen betrügt und gegeneinander ausspielt. Kann er gleichzeitig einen oder gar mehrere Rivalen vor den Kopf stoßen, ist ihm das umso lieber.

Bernhard Borge – Der Nachtmensch weiterlesen

John Sinclair Classics – Dämonos (Folge 14) (Hörspiel)

_Die Handlung:_

Johns Kreuz ist verschwunden. Gestohlen! Von einem Mann namens Garry Santer. Auf der Jagd nach dem mächtigen Talisman stößt John Sinclair auf den Namen „Dämonos“. Ein Mensch? Ein Dämon? Nur eines ist gewiss: Dämonos sammelt Augen, als Teil eines mörderischen Rituals. Aber mit welchem Ziel? John Sinclair ermittelt – doch der einzige Informant, der ihm weiterhelfen könnte, treibt entsetzlich verstümmelt die Themse hinunter … (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Dieses CLASSICS-Gruselabenteuer ist die Hörspielumsetzung des Heftromans mit der Nummer 49, der erstmalig im August 1974 an den Kiosken unter dem Serientitel „Gespenster-Krimi“ zu kaufen war.

Lasziv, wie gewohnt extrem stimmungstötend und jeden Satz aus dramaturgischen Gründen sprachrhythmisch zerhackend, führt die Sprecherin den Hörer in die schaurige Atmosphäre dieser Geschichte. Dabei unterbricht sie direkt und immer wieder die wirklich überzeugend gute Sprecherleistung der hektisch agierenden Akteure. Ihre Art, die Dinge zu schildern, die da im Hintergrund grad vor sich gehen, passt leider so nicht zum Genre. Den direkten Vergleich zu anderen Varianten hat der Hörer, wenn Dietmar Wunder als John Sinclair selbst die Szenenbeschreibungen übernimmt. Schon wirds wesentlich spannender.

Auch dieser CLASSICS-Geschichte merkt man deutlich an, dass sie aus den Anfangszeiten der beliebten Gruselserie stammt. Das Ganze ist sehr krimilastig und fühlt sich eher nach einem Edgar-Wallace-Szenario an, als nach einem Fall für einen Geisterjäger. Ein vermisstes Mädchen, ein paar verstümmelte Leichen, ein wenig angedeuteter Okkultismus … das klingt alles nicht wirklich neu und packend, wird aber von den Machern des Hörspiels mit Musik und Effekten interessant und spannend aufbereitet. Nebenbei ist übrigens auch Johns Kreuz verschwunden, aber das scheint ihn irgendwie nicht so übermäßig zu stören. Ähnlich gehts Dr. Radcliffe, der mit herausgeschnittenen Augen immer noch Rede und Antwort stehen kann, anstatt wie am Spieß zu schreien oder ganz einfach tot zu sein.

Stattdessen blicken wir John bei seinen Ermittlungen über die Schulter und werden hin und wieder von ein paar Buh!-Effekten erschreckt. Und wo steckt eigentlich der titelgebende Dämonos die ganze Hörzeit über? Dieser Krimi zeigt uns die Handlung meist nur aus der Sicht der „Guten“ und was die „Bösen“ so machen, das muss man sich denken. Alles aber entwickelt sich hier Schritt für Schritt und deutet auf eine finale und auflösende Konfrontation hin, ein klassischer Krimi halt.

Die Effekte sind wie gewohnt üppig vorhanden und bereichern die Geschichte ungemein. Allein der schwirrende Dolch, der an einer Stelle während eines Kampfes zu hören ist, klingt eher nach einem Videospiel und der „monotone Singsang“, von dem Erzählerin spricht … tja, der fehlt komplett, denn im Hintergrund ist nichts davon hören. Da ist dann eher eine Tropfsteinhöhlen-Kulisse am tropfen. Und auch die Ratten sind nicht sonderlich gut gelungen. Ein hohes elektronisches Fiepen ist zu hören, wenn sie auftreten. Das tut ganz schön in den Ohren weh.

|Die Sprecher und ihre Rollen:|

John Sinclair – Dietmar Wunder
Erzählerin – Alexandra Lange
Sarah Boyd – Merete Brettschneider
Dr. Radcliffe – Osman Ragheb
Sir James Powell – Achim Schülke
Dämonos – Florian Krüger-Shantin
Benjamin Walt – Gerald Paradies
Cindy Nichols – Katharina von Keller
Betta – Freya Trampert
Glenda Perkins – Ilya Welter
Albert Nichols – Uwe Hügle
Rose Nichols – Carla Becker
Garry Santer – Gudo Hoegel
Brian – Robin Brosch
Old Paddy – Hasso Zorn
Ansage – Jürgen Holdorf

sowie Nicolas König, Peter Woy, Patrick Bach und Marco Göllner

|Technik-Credits:|

Hörspielskript und Regie: Dennis Ehrhardt
Sounddesign, Schnitt und Mischung: ear2brain productions
Musik: Andreas Meyer
Gitarren im John-Sinclair-Theme: Jan Frederik
Produktion: Marc Sieper (Lübbe Audio)

|Die Ausstattung:|

Die CD steckt in einem Jewel-Case. Das Booklet-Faltblatt, das in bluroten Farbtönen einen rotäugigen Dämonos zeigt, der aufgrund seines muskulösen Aussehens und dem flatternden Cape irgenwie wie ein Superheld oder Superschurke aussieht. enthält eine Aufstellung nebst Cover der bereits veröffentlichten CLASSICS-Folgen sowie der kommenden Folge „Die Bräute des Vampirs“. Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits.

_Mein Fazit:_

Der gewohnt perfekte Grusel, den das Sinclair-Team hier dem Hörer beschert, wird leider durch einen anfangs extrem hohen Wortanteil der Sprecherin getrübt, die mit ihrer Sprechweise nicht zum Genre passt. Später schildert Dietmar Wunder selbst dann die Szenen und zieht den Hörer richtig in die Story hinein.

Die Sprecher, die Musik und die mit viel Liebe zum Horror-Detail arrangierten Effekte hingegen, passen wie der Dolch ins Auge, auch wenn es sich hier eher um einen reinen Krimi handelt als um eine Dämonen-Jagd, wie sie der Sinclair-Fan aus der 2000er-Reihe gewohnt ist.

Keine wirklich außerordentlich frische Grundidee, aber dennoch ein guter Krimi, der dann doch recht schnell und einfach zu Ende geht. Hier ist der Weg spannender und unterhaltsamer als das Ziel, auch wenn John erstmalig drüber nachgrübelt, dass sein Kreuz nicht ganz harmlos zu sein scheint.

|1 Audio-CD
Spieldauer: 75:47 Min.
Tracks: 10
ISBN-13: 978-3-7857-4380-5|
http://www.luebbe-audio.de

Über 50 Rezensionen rund um den beliebten Geisterjäger |John Sinclair| findet ihr in [unserer Datenbank]http://buchwurm.info/book

TKKG – Der vertauschte Koffer (Folge 181)

_Die Handlung:_

Wenn jemand freiwillig auf eine Viertelmillion Euro verzichtet – dann muss er entweder verrückt sein, oder er hat etwas zu verbergen. Welche der beiden Möglichkeiten trifft auf die reizende, ältere Dame zu, die Klößchen im Zug kennengelernt hat? Warum will sie nicht zugeben, dass der Koffer mit dem Riesenbatzen Geld ihr gehört? Und was hat ihr Sohn mit der Sache zu tun? Tim, Karl, Klößchen und Gaby forschen nach – und begeben sich dabei in große Gefahr … (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

In das neue Abenteuer starten wir diesmal ausnahmsweise nicht aus Sicht eines Gangstern, wir erleben auch nicht die komplette TKKG-Bande, sondern Willi, ganz allein, im Zug … auch mal was Neues, aber nicht lange und nicht ganz ungefährlich für Klößchen. Dann aber gehts erstmal nur noch ums Essen und wir brauchen uns keine Sorgen mehr zu machen.

Aber nach einer Menge albernen Gegackers gehts auch endlich los mit dem neuen Fall und einem Koffer voll Geld, den Willi offenbar im Zug mit seinem eigenen verwechselt hat. Na ja, oder auch nicht, denn es dauert schon über eine halbe Hörstunde, bis die Freunde die Sache zu einem offiziellen Fall erklären. Vorher wird das Wenige, was es bis dahin an Story gab, extrem breitgetreten und in die Länge gezogen. Das fühlt sich fast an wie eine ungekürzte 1:1 Umsetzung der Romanvorlage … wobei das auch mal eine tolle Idee für das nächste Jubiläum wäre. Nebenbei gibts dann noch die Info, dass es in Afrika Kinderarbeit gibt und man sein Geld in der Schweiz nicht mehr ganz so sicher vor der deutschen Steuerbehörde verstecken kann. Ersteres ist für die jüngsten Hörer der Zielgruppe sicher erschreckend zu erfahren, das Zweite wird sie aber so gar nicht interessieren.

Interessant und daher irgendwie ein wenig langweilig ist aber, dass TKKG mit jeder Vermutung recht haben. Egal was sie recherchieren, egal auf welche Idee sie für welchen Hintergrund kommen, es stimmt. Da gibts dann auch leider keine Überraschungen mehr zu erleben und keine plötzlichen Wendungen, die alles noch einmal auf den Kopf stellen würden. Auch wenn es zwischendurch immer mal recht dramatisch und hektisch wird, an der Auflösung ändert das nichts. Und warum fahren TKKG eigentlich mit 250.000 Euro durch die Gegend als wäre es nix? Warum rufen sie nicht die Polizei und lassen das Geld abholen? Ach so, verstehe, dann könnte es ja keine Zwischenfälle mehr auf dem Weg geben …

Dem eingefleischten Fan wird in dieser Folge übrigens auffallen, dass das Fernbleiben von Gabys Papa mit einer Dienstreise erklärt wird. Entweder hat sich der Verlag noch nicht auf einen neuen Sprecher als Ersatz für den vor über einem Jahr verstorbenen Edgar Bessen festgelegt oder aber es wird gar keinen Kommissar Glockner mehr zu hören geben. Zum Glück wird er laut Verlag nicht auf Dauer durch Kommissar Hassel ersetzt werden, der tritt nämlich auf wie im Kasperletheater, sehr überzogen und auf ein Kindergarten-Live-Publikum abzielend unsympathisch. Auch wenn das Skript die Rolle so vorgibt, fügt sie sich nicht wirklich in das Gesamtbild ein und wirkt wie ein Fremdkörper. Vielleicht aber auch, weil „die Guten“ eigentlich immer nett und freundlich sind, Hassel aber recht schnell nervt und nicht nur TKKG. Ab der kommenden Folge soll Wolfgang Draeger wieder den Job des Kommissar Glockner übernehmen, das hatte er damals zum Einstand der Serie auch schon über 30 Folgen lang gemacht.

Auffällig ist in diesem Hörspiel die Schleichwerbung für Ricola und google, wobei das Halsbonbon allerdings nicht mit Namen genannt wird, die Internet-Suchmaschine schon.

Und erstmalig ist mir hier aufgefallen, dass der TKKG-Hund Oscar altert, als Gaby ihn mit „er kann zwar nicht mehr besonders gut gucken“ beschreibt. Deutet das darauf hin, dass es bald einen neuen Hund gibt?

|Die Sprecher und ihre Rollen:|

Erzähler: Wolfgang Kaven
Tim: Sascha Draeger
Karl: Niki Nowotny
Klößchen (Willi): Manou Lubowski
Gaby: Rhea Harder
Frau Sauerlich: Marianne Bernhardt
Elfriede Düsberg: Heidi Berndt
Bruno Düsberg: Leonhard Mahlich
Kommissar Hassel: Guido A. Schick
Enno: Fabian Harloff
Piet: Lutz Harder
Zugansage: Eberhard Haar
und Oskar, der schwarz-weiße Cockerspaniel

|Trackliste:|

1. Eine Zugfahrt mit Beule
2. Schweizer Käsefondue
3. Damenunterwäsche
4. Missglückter Koffertausch
5. Einbruch ohne Diebstahl
6. Fiese Verdächtigungen
7. Elfriede packt aus
8. Ein Sohn auf Abwegen
9. Kampf um den Koffer
10. Gaby in Gefahr
11. Ehrlich währt am längsten
12. Uhrenvergleich

|Technik-Credits:|

Buch: Katja Brügger nach Motiven von Stefan Wolf
Hörspielbearbeitung und Effekte: André Minninger
Redaktion: Wanda Osten, Maike Nagel
Geräusche: Wanda Osten
Produktion und Regie: Heikedine Körting
„TKKG – Die Profis in spe“: Bonda / Büscher
Cover Illustration: Comicon S. L. – nach Artwork-Vorlagen von Reiner Stolte Rahmendesign: KB&B
Gestaltung: Atelier Schoedsack

|Die Ausstattung:|

Die Hörspiel-CD steckt in einem Jewel-Case und ist in „TKKG-Blau“ bedruckt. Das Booklet-Faltblatt, das ernst schauende und radelnde Juniordetektive zeigt, enthält eine Aufstellung der bereits veröffentlichten Folgen. Dazu gibts dann noch die Sprecher und ihre Rollen sowie die Technik-Credits auf der Rückseite nachzulesen.

_Mein Fazit:_

Zugute halten kann man dieser Folge, dass kein Mensch aufgrund des Klappentextes auf die Lösung dieses Falles kommen würde. Die Hintergründe sind zwar interessant, aber TKKG treffen mit jeder Vermutung ins Schwarze und nach anfänglichem In-die-Länge-ziehen der Story gehts dann leider komplett ohne Überraschungen ins Ziel. Ok, ein wenig übertrieben hysterische Dramatik und Action gibts schon auf dem Weg, aber das wirkt irgendwie sehr konstruiert.

Für ein Kinder- und Jugendhörspiel eignet sich die Grundidee nicht wirklich und die Umsetzung ist auch eher konfus als fesselnd, grad für die jüngeren Hörer.

|1 Audio-CD mit 65:15 Minuten Spieldauer
Vom Verlag empfohlen ab 6 Jahren
EAN: 887654283320|
http://www.natuerlichvoneuropa.de
http://www.tkkg.de

Fünf Freunde und das Gorillakind in Gefahr (Folge 100)

_Die Handlung:_

Bei einem Besuch in New Haven machen die Fünf Freunde eine ungewöhnliche Entdeckung: In einem Schiffscontainer sitzt ein junger Gorilla, und im Hafen weiß niemand, wo er hingehört. Kurz entschlossen nehmen die Fünf Freunde das Tier in ihre Obhut. Doch damit geraten sie selbst in Gefahr und schon bald in ein aufregendes Abenteuer. (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Zu runden Jubiläen gibts bei manchen Hörspielserien gern mal extra lange Mehrteiler in schmucken Schubern oder Sonderausgaben auf bedruckten Picture-Vinyl-Scheiben. Die Macher der „Fünf Freunde“ haben sich etwas komplett anderes einfallen lassen, bis auf die Sache mit dem Schuber, den gibts hier auch. Sie wollen etwas für Gorillas tun. Das ist zwar nicht das Erste und vielleicht auch nicht das Zwölfte, auf das ein „Fünf Freunde“-Fan jetzt gekommen wäre, aber löblich ists allemal.

So wird im Zusammenhang mit der Jubiläumsfolge ein bundesweiter Aufruf unter dem Titel „Stark für Gorillas“ an Schüler gestartet, alte Handys zu sammeln, damit diese recycelt werden können. Und daraus soll unter anderem das Erz Coltan gewonnen werden, das hauptsächlich aus afrikanischen Minen stammt, für die der Lebensraum der Tiere immer weiter weichen muss. Und in Afrika gibts auch Gorillas und schon haben wir den Bogen zurück zum Titel der Folge gespannt … crazy, right?

Folglich hätte der Titel auch jedes andere in Afrika vorkommende und bedrohte Tier beinhalten können, da Gorillas aber verdammt nah am Menschen sind, soll das wohl die Menschlichkeit noch ein wenig mehr kitzeln und den Bezug zu diesen bedrohten Menschenaffen herstellen. Schließlich gehören sie zu den wenigen Tieren, die sich ihrer selbst bewusst sind. Versuchen Sie das mal einem Hund zu erklären, der jeden Tag den gleichen Spiegel ankläfft!

Für die Aktion „Stark für Gorillas“ wurde der bekannte Schauspieler Hannes Jaenicke gewonnen, der hier auch eine Gastrolle spricht. Und auch der Verlag lässt sich nicht lumpen und spendet für jeden Handabdruck, der von Schulklassen auf Plakate gepresst eingesandt werden kann, einen Euro.

Nach dem Werbungsteil für die hoffentlich erfolgreiche Aktion nun aber zum Hörspiel:

Endlich Sommerferien … ist ja auch erst das 100. Mal, dass die Freunde Ferien haben. Und wieder gibts in Radelreichweite etwas Neues zu entdecken. Diesmal gehts nach New Haven, wo grad Container abgeladen wurden. Dass die Jungdetektive da aber so einfach rumlaufen dürfen, das verwundert schon.

Auch seltsam ist, dass die Jungs und Mädchen so gar keine Vorsicht walten lassen, als sie den Gorilla finden. Einen „Och, ist der süß“-Faktor haben ja so ziemlich alle Tierkinder, aber dennoch können sie angreifen, verletzen und Krankheiten übertraben. Von daher ist die Herangehensweise von Julian, Dick, Anne und George extrem naiv und eigentlich nicht zur Nachahmung empfohlen. Und noch eine Unverständlichkeit ist auch, dass die Freunde das Gorilla-Kind so einfach mitnehmen dürfen. Wird unter diesen Umständen nicht immer erst ein Tierarzt gerufen? Auch die authentischen Tiergeräusche, die immer mal wieder eingespielt werden, klingen nicht nach einem Knuddeläffchen, sondern nach einem durchaus ernst zu nehmenden Tier.

Und was für ein Zufall … erfahren wir doch sonst selten bis nie, woran Onkel Quentin immer so forscht … hat er genau zu diesem Fall etwas über Gorillas beizusteuern. Und was für Abenteuerhörspielfreunde auch nicht uninteressant ist: Gibts außer Bobos unbekannter Herkunft auch einen interessanten Fall zu lösen? Wie wäre es mit einer Kindesentführung, bei der die Entführte unnatürlich cool reagiert? Wird wohl an der jahrelangen Erfahrung liegen.

Die Ermittlungsarbeiten der Freunde sind zum Glück für den Hörer nicht ganz so gradlinig und eintönig, wie man das befürchten könnte. Und ein wenig turbulent, abwechslungsreich und spannend gehts dabei auch zu. Welcher Rolle dem prominenten Gastsprecher Hannes Jaenicke dabei zukommt, das erfahren wir gegen Ende dann auch. Interessanterweise klingt seine Sprecherleistung im Vergleich zur Stammbesetzung ein wenig leblos, steif und abgelesen. Außerdem hat er dabei eine ganz seltsame und immer gleiche Sprachmelodie.

|Die Sprecher und ihre Rollen:|

Erzähler: Lutz Mackensy
Julian: Ivo Möller
Dick: Jannik Endemann
Anne: Theresa Underberg
George: Alexandra Garcia
Onkel Quentin: Gordon Piedesack
Transportfahrer: Gustav-Adolph Artz
Mr. Carpenter: Gerhart Hinze
Mr. Shelter: Hannes Jaenicke
Mr. Jackson: Robin Brosch
Kommissar Wilbert: Achim Schülke
Polizist: Niki Nowotny
Timmy, der Hund
Bobo, das Gorillakind

|Trackliste:|

1. Schreie aus dem Container
2. Ein Gorillakind in Kirrin
3. Unheimlicher Besuch auf der Felseninsel
4. Eine verdächtige Holzlieferung
5. Fünf Freunde auf heißer Spur
6. Onkel Quentin in Gefahr
7. Ankunft in letzter Minute
8. Der Trick von George und Bobo

|Technik-Credits:|

Buch: Katrin McClean
Produktion und Regie: Heikedine Körting
Redaktion: Hilla Fitzen, Wanda Osten
Effekte: Andre Minninger,
Geräusche: Wanda Osten
Musik: Tonstudio EUROPA

|Die Ausstattung:|

Die türkis bedruckte CD steckt in einem Jewel-Case, das aus jubiläumstechnischen Gründen in einem Pappschuber steckt. Der zeigt exakt das, was das Jewel-Case auch zeigt. Das Booklet ist diesmal umfangreicher als sonst. Die Liste der bereits veröffentlichten Folgen gibts diesmal zusätzlich noch als „Cover-Version“ mit farbigen Bildern. Außerdem gibt es noch Kurzbeschreibungen zu den einzelnen „Freunden“, zu Timmy dem Hund und Enid Blyton. Zusätzlich gibt es noch ein paar Infos zu Pro Wildlife und dem Schauspieler Hannes Jaenicke, die die Aktion „Stark für Gorillas“ unterstützen.

_Mein Fazit:_

Die Prämisse ist nicht sonderlich verschachtelt und die Story schnell zusammengefasst. Das Abenteuer um den Gorilla Bobo, das auf die jüngsten Hörer der Zielgruppe zugeschnitten ist, bietet hierbei kindgerechte Spannung.

Ein wenig Dramatik, ein wenig Stress, ein paar böse Männer, die Böses im Schilde führen und ein paar Infos über den Lebensraum der Gorillas und dass vom Aussterben bedrohte Tiere gern von skrupellosen Geschäftsleuten gehandelt werden. Das wird hier geboten und unterhält eine gute Stunde kurzweiliger als eine einfache „Wem gehört der Affe?“-Story, die hier zum Hörerglück nicht geboten wird.

|1 Audio-CD mit 59:03 Minuten Spieldauer
Vom Verlag empfohlen ab 5 Jahren
EAN: 886972310022|
http://www.natuerlichvoneuropa.de

_Die |Fünf Freunde|-Hörspiele bei |Buchwurm.info|:_
Folge 74: [„… verfolgen den Wilderer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4674
Folge 86: [„… und die verlorenen Blüten“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6365
Folge 87: [„… und das rätselhafte Sternbild“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6519
Folge 93: [„… und das Geheimnis des Winterwaldes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7400
Folge 94: [„… und die Sturmflut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7549
Folge 95: [„… in der Höhle des Urmenschen“ (Folge 95)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7720
Folge 96: [„… und das gefährliche Treibgut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7839
Folge 97: [„… auf der Spur der Silberdiebe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7957
Folge 98: [„… und die Legende der Zwillingseiche“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8112
Folge 99: [„… und der seltsame Leuchtturm“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8236
Folge 100: [„… und das Gorillakind in Gefahr“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=XXXX

Baxt, George – Mordfall für Noël Coward

_Das geschieht:_

New York während der Wirtschaftskrise 1935: Noël Coward, britischer Bühnenautor und Schauspieler, droht der Ruin. Der Vorzeige-Snob muss sich als Nachtclub-Sänger verdingen. Immerhin ist das „Cascades“ ein feines Etablissement, obwohl es von drei Erzgaunern geführt wird, die sich euphemistisch „Vivaldi“, „Beethoven“ und „Bizet“ nennen. Tatsächlich heißen sie Brunetti, Goldfarb und O’Shaughnessy, und die Polizei ist schon lange hinter ihnen her, ohne ihnen bisher je etwas nachweisen zu können.

Seit jeher verdient das Trio gut durch Mädchenhandel. Zwar weit entfernt, in Schanghai, zieht die Polizei die Leiche der Sängerin Maxine Howard aus einem Fluss; sie trägt eine Drahtschlinge um den Hals. Maxine arbeitete allerdings undercover für die US-Behörden und hatte offenbar zu viel gewagt. Inspektor Wang eilt aus Schanghai nach New York, um seinem alten Studienkameraden und Freund Detective Jacob Singer bei den Ermittlungen zu unterstützen.

Singer freut sich, bei diesem Fall quasi dienstlich seinem Hang zur Society- und Künstlerwelt New Yorks nachgeben zu können. Er lässt sich geschmeichelt von Coward bei seinen Ermittlungen begleiten. Der Künstler fühlt sich zum Detektiv berufen. Tatsächlich ist er denkbar ungeeignet, zumal nicht nur die drei Gangster argwöhnisch werden: Da ist auch Electra Howard, eine praktizierende Voodoo-Priesterin, die den Mördern ihrer Schwester Maxine blutige Rache geschworen hat. Mit im Spiel ist Nicholas Benson, ein Schriftsteller mit tragischer Vergangenheit, die er Diana Headman, einer Sängerin, und ihrer Mutter Millicent verdankt, deren genaue Rollen beim Tod ihrer Gatten ungeklärt sind.

Sie alle treffen im „Cascades“ zusammen und belauern einander. Den ersten Fehler begeht freilich das allzu wissbegierige Revuemädchen Edna. Es endet mit einem Blasrohr-Pfeil im Hals. Edna wird nicht das letzte Opfer bleiben, und es sieht ganz so aus, als träfe ihr Los auch den allzu unbekümmerten Noël Coward …

_Vergangenheit als Spielplatz_

Es gab einen Noël Coward, dem in den 1930er Jahren in den USA eine Karriere im Showbusiness gelang. Da dies in rauen Zeiten geschah, war Coward wahrscheinlich in die eine oder andere kriminelle Affäre verwickelt. Ganz sicher hat er jedoch niemals dabei geholfen, einen Mädchenhändler-Ring zu sprengen: Der „Mordfall für Noël Coward“ ist definitiv Fiktion.

Jeder Schriftsteller, der reale Personen in erfundenen Handlungen auftreten lässt, geht ein Risiko ein. Er muss darauf achten, die Wahrheit nicht gar zu sehr zu verbiegen und darf z. B. aus Noël Coward keinen Spion à la James Bond machen. (Coward zog übrigens in späteren Jahren nach Jamaika und wurde Nachbar von – Ian Fleming.) Sogar der historische Laie merkt so etwas und ist (zu Recht) verärgert.

George Baxt wagt es und siegt glänzend. Dabei versucht er nicht einmal, sich sklavisch an die Coward-Biografie zu halten, sondern bedient sich geschickt der Maske, die dieser ebenso exzentrische Mensch wie geniale Künstler der Welt präsentierte. Noël Coward à la Baxt ist der liebenswürdig-boshafte Dandy, der in einen ihm angemessen Kriminalfall gerät.

„Mädchenhandel“ ist an sich ein ernstes Thema, aber dennoch klingt dieser Begriff heute altmodisch und sogar etwas lächerlich. Genau darauf spekuliert Baxt, denn nur in diesem Klima der Nostalgie gedeiht seine Geschichte, die primär eine Nachschöpfung des klassischen angelsächsischen Kriminalromans ist, wie sie typisch war für die Zeit, in der „Mordfall für Noël Coward“ spielt.

|Die gelebte Legende|

Er gilt noch heute als Verkörperung britischer Eleganz in ihrer unnachahmlichen Mischung aus Eleganz, Hochnäsigkeit und boshafter Ironie: Noël Coward (1899-1973). Ein echtes künstlerisches Multitalent war er, der als Schauspieler (Film, Theater) und Sänger in Stücken auftrat, die er oft selbst geschrieben hatte. In der Gesellschaft kultivierte er oben skizziertes Bild, was ihn daheim zum Liebling sogar des Königshofes machte. In den ‚Kolonien‘ wartete man in New York und Hollywood neugierig auf diesen Vorzeige-Briten, der auch die Neue Welt erobern konnte.

Dass Coward homosexuell war, wusste praktisch die gesamte Welt; es spielte nie eine Rolle, denn er war diskret bis zur Selbstverleugnung und erregte deshalb in einer wenig toleranten Ära kein unerfreuliches Aufsehen. George Baxt weiß alle Facetten dieser ungewöhnlichen Persönlichkeit spielerisch einzusetzen, sodass sogar durchklingt, wie mühsam Coward sein Versteckspiel oft gefallen sein muss. Trotzdem interessiert hier natürlich weniger der wahre Noël Coward (der die vornehme Fassade trotz mancher persönlicher Schicksalsschläge bis zu seinem Tod aufrecht zu erhalten wusste), sondern der von den Medien und dem kollektiven Gedächtnis geschaffene Über-Gentleman.

|“Screwball“-komödiantisch ausgeklammerter Ernst|

Jacob Singer ist wie immer liebenswert rampenlichtsüchtig und ansonsten unauffällig; der perfekte Gastgeber für die nur locker nach ihm genannte Krimi-Reihe Nicht der Detektiv (bzw. hier Polizist) steht im Mittelpunkt. Interessanter sind die prominenten Persönlichkeiten, die Georg Baxt Revue passieren lässt.

Hattie Beavers markiert den schmalen Grat, auf dem Baxt in seiner Rekonstruktion der 1930er Jahre wandelt. Sie tritt als Black-Mama-Dienstbotin und damit in einer jener Klischee-Rollen auf, in die Amerikas schwarze Bürger im Film oder auf der Bühne lange abgedrängt wurden. Baxt spielt hier entweder mit heute politisch unkorrekten Klischees, um diese noch deutlicher anzuprangern, oder er sah sich im Zwiespalt, seiner Geschichte sonst eine außer der Zeit stehende Figur aufprägen zu müssen: Rassendiskriminierung gehörte in dieser Ära zum US-amerikanischen Alltag. In gewisser Weise sorgt Baxt für Abhilfe, indem er mit Electra Howard einen selbstbewussten schwarzen Zeitgenossen auftreten lässt. Auch Inspektor Abraham Wang ist alles andere als ein radebrechender, serviler Charlie-Chan-Chinese.

Leicht ist der Tonfall, und schlimmer als jeder Mord ist es, wenn den Beteiligten im flotten Wortgefecht die Paraden (und die Drinks) ausgehen. Übertreibung geht völlig in Ordnung, sodass problemlos eine leibhaftige Voodoo-Priesterin, ein chinesischer Inspektor, drei Operetten-Gangster oder der monumentalzinkige Komiker Jimmy Durante auftreten können. Als wär’s ein Bühnenstück von Noël Coward selbst, so läuft die unterhaltsame Story bis ins furiose (und feurige) Finale logisch, aber leicht und locker vor den Augen des Lesers ab; auch das ist gewollt, und es funktioniert.

_Verfasser_

George Baxt wurde am 11. Juni 1923 in New York, Stadtteil Brooklyn, geboren. Der Überlieferung nach war er ein Wunderkind, dessen erste Geschichte bereits 1932 veröffentlicht wurde. Auch am Theater versuchte sich das Multi-Talent; sein erstes Stück wurde gespielt, als Baxt gerade 18 war – und nach einem Tag abgesetzt.

Baxt erweiterte unverdrossen die Palette seiner Aktivitäten, schrieb für Bühne, Film und Fernsehen, arbeitete als Theateragent und für die Presse und lernte dabei viele der Künstlerinnen und Künstler kennen, die er später in seinen Thrillern auftreten ließ. In den 1950er Jahren zog Baxt nach England. Dort schrieb er eine Reihe von Drehbüchern für Horrorfilme wie „Circus of Horrors“, „Horror Hotel“ oder „Burn, Witch, Burn“: solide, trashige B-Movie-Ware, die noch heute gern im Nachtprogramm finanzschwacher TV-Sender gezeigt wird.

Seltsamerweise schrieb Baxt erst 1966 seinen ersten Roman („A Queer Kind of Death“). Der Titel verrät es: Hier startete die für ihre Zeit noch ungewöhnliche (insgesamt zehnbändige) Serie um den homosexuellen Privatdetektiv Pharoah Love. Weniger konträr, sondern für das breite Publikum verfasst war die „###- Murder-Case“-Serie, die Baxt 1984 begann; für das „###” ist jeweils der Name eines berühmten (weiblichen oder männlichen) Künstlers (meist Filmstars) einzutragen. (Band 4 bildet die einzige Ausnahme.) Als Ermittler trat in allen diesen Romanen Detective Jacob Singer auf.

Mit großem Erfolg führte George Baxt die Reihe über 13 Bände fort. Mit „The Clark Gable and Carole Lombard Murder Case“ verabschiedete er sich 1997 von Jacob Singer und trat in den Ruhestand. Am 28. Juni 2003 starb George Baxt kurz nach seinem 80. Geburtstag in New York City.

|Gebunden: 284 Seiten
Originaltitel: The Noël Coward Murder Case (New York : St. Martin’s Press 1992)
Übersetzung: Gertraude Krueger
ISBN-13: 978-3-251-30106-5|

_George Baxt bei |Buchwurm.info|:_
[„Mordfall für Tallulah Bankhead“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1002

Queen, Ellery – Willkommen, Mr. Fox

_Das geschieht:_

Davy Fox ist ein Kriegsheld, der in seinem Heimatstädtchen Wrightsville von den Bürgern, die ihn seit seiner Geburt kennen, von seiner Familie und von Gattin Linda ungeduldig bzw. sehnsüchtig erwartet wird. Hoch dekoriert aber tief bekümmert kehrt Davy zurück, denn was er auf den Schlachtfeldern des II. Weltkriegs erlebt hat, verstärkte noch sein Nervenleiden: Als Davy zehn Jahre alt war, musste er miterleben, wie die Polizei seinen Vater abführte. Bayard wurde beschuldigt, seine Gattin Jessica vergiftet zu haben. Obwohl er dies abstritt, sprachen die Beweise so eindeutig gegen ihn, dass Bayard 1933 zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt wurde.

Davy glaubt, des Vaters Mörder-Gen geerbt zu haben. Im Krieg hat er sich abreagiert, indem er die bösen Japse scharenweise niedermähte. Nun liegt er in jeder Nacht wach neben Linda im Bett und kämpft gegen den Impuls an, ihr den Hals zuzudrücken. Als er ihm unterliegt, kommt Linda nur knapp mit dem Leben davon. Sie hält zu Davy und glaubt nicht an einen Familienfluch. Stattdessen bittet sie einen alten Freund, den Mordfall Jessica Fox wieder aufzurollen: Ellery Queen, Kriminalschriftsteller und Privatdetektiv, soll Bayards Unschuld beweisen, um damit Davys Komplex ad absurdum zu führen.

Trotz der Aussichtslosigkeit des Unterfangens stimmt Queen zu. Es gelingt ihm sogar, Bayard für die Dauer der Ermittlungen aus dem Gefängnis zu holen: Queen will die Tat in Wrightsville und in dem seit 1933 leer stehenden Fox-Haus detailgetreu rekonstruieren, um Fehler in der Beweisführung zu finden. In der Tat kommt es zu einer Überraschung: 1933 hatte Bayard seinen Bruder Talbot mit Jessica erwischt. Ebenfalls erst jetzt gesteht Emily, Talbots Frau, von der Affäre gewusst zu haben. Weitere Lücken tun sich im Tathergang auf, was Queen ebenso freut wie Sorgen bereitet: Sollte der wahre Täter fürchten, nach vielen Jahren noch ertappt zu werden, müsste er (oder sie) aktiv werden, um mögliche Zeugen zum Schweigen zu bringen – und genauso geschieht es …

_Der Kriminalroman wird ungemütlich_

Ellery Queen hatte 1945 als Figur eine bemerkenswerte Entwicklung hinter sich: Gestartet war er 1928 als klassischer Gentleman-Detektiv, der sich reich und blasiert dazu herabließ, Verbrechen nicht deshalb aufzuklären, weil die Polizei zu dumm war, sondern weil es ihn interessierte. Die langweiligen Attitüden des realitätsfernen Laffen legte Queen rasch ab. Er verdiente sich seinen Lebensunterhalt selbst (wenn auch als Kriminalschriftsteller), legte mit dem Standesdünkel jegliche Berührungsängste ab und mischte sich unters Volk.

Ende der 1930er Jahre gingen die Vettern Frederic Dannay und Manfred B. Lee, die sich hinter dem Schriftsteller-Pseudonym „Ellery Queen“ verbargen, einen großen Schritt weiter. Hatte das Lösen eines Kriminal-Rätsels bisher eine recht mechanische, auf die Ermittlung als Kunst und Handwerk zentrierte Handlung bedingt, schloss dieser Vorgang nunmehr ausdrücklich das psychologische Element ein: Morde und andere Untaten werden nicht aus heiterem Himmel begangen. Verbrechen haben eine Vorgeschichte, in welcher Menschen und ihre Taten wichtige Rollen spielen.

Der II. Weltkrieg und die damit einhergehenden Umwälzungen machten die Erkenntnis, dass das Böse vor allem im Menschenhirn wurzelt, zum Allgemeingut. Selbst Hollywood konnte sich dem nicht mehr verschließen. Die 1940er Jahre wurden zur großen Zeit des „Crime Noir“, der Krimis der „Schwarzen Serie“, deren Protagonisten nichts Menschliches mehr fremd war.

|Kleinstadt-Hölle auf Erden|

Der Ellery Queen des Jahres 1945 konnte sich in diesem gewandelten Umfeld gut behaupten. Auch er schreckt nicht mehr vor ‚unangenehmen‘ Wahrheiten zurück, zu denen die Anerkennung eines Phänomens gehörte, das lange „Kriegsneurose“ genannt aber vor allem vom Militär als Lappalie abgetan wurde: Soldaten sollten kämpfen. Wurden sie verwundet, flickte man sie wieder zusammen, damit sie ihren Job fortsetzen konnten. Wer sich dem verweigerte, obwohl ihn weder Beine, Arme oder Augen fehlten, galt als Drückeberger und Schwächling.

Doch gegen den armen Davy Fox fahren Dannay & Lee noch schwerere Geschütze auf. Schon in Friedenszeiten und Kindertagen hat sein Gemüt Schaden genommen. Der eigene Vater hat die Mutter umgebracht. Er wird verhaftet und landet für immer im Gefängnis. Für die Familie gilt er als tot, über Bayard Fox wird nicht gesprochen. Die ‚Schande‘ ist dennoch allgegenwärtig, denn die Familie Fox lebt in Wrightsville, einer Kleinstadt, die nur oberflächlich alle Eigenschaften einer Dorfidylle zeigt.

Faktisch ist Wrightsville eine Brutstätte der unbilligen Neugier, des unterdrückten Hasses und der üblen aber heimlichen Nachrede. Da man eng aufeinander hockt, versucht man, die Bosheiten nicht ausbrechen zu lassen. Stattdessen kocht man sie im eigenen Saft und steigert nur ihre Intensität. Stets steht man unter nachbarlicher Aufsicht, werden Worte und Taten kommentiert. Im Guten und vor allem im Bösen bleibt die Ortschronik lebendig: Nicht einmal tot kann man Wrightsville entkommen.

|Verbrechen als Familienerbe?|

In diesem Klima wuchs Davy Fox auf – und entwickelte eine eigene Wahnvorstellung: Er glaubt, von einem Mörder-Gen befallen zu sein, das ihm sein Vater vererbte. Die Vorstellung vom Bösen, das quasi wie ein Virus weitergegeben wurde, hatte 1945 schon eine lange Tradition im Kriminalroman. Sie war angenehm logisch, denn obwohl ihr jegliche wissenschaftliche Basis fehlte, ‚erklärte‘ sie, was man nicht verstand und verstehen wollte: Selbst dort, wo Familienstand, Vermögen und Erziehung es doch verhindern sollten, wurden Menschen kriminell. Wo man in früheren Zeiten vielleicht einen Fluch verantwortlich gemacht hätte, konnten nun böswillig den Familienstammbaum heimsuchender Fremdlinge mit „bösem Blut“ haftbar gemacht werden.

Träfe dies zu, wäre Davy Fox verloren. Glücklicherweise glaubt Ellery Queen nicht an Kleinstadt-Psychologie, sondern an harte Fakten. Der Teufel steckt dieses Mal buchstäblich im Detail. Selten sah sich der Detektiv einer so lückenlosen Indizienkette gegenüber wie im Fall Bayard Fox. Jedes Glied nimmt er unter die Lupe – und wird jedes Mal enttäuscht: Die Behörden haben einst gründlich gearbeitet.

Haben sie natürlich nicht, denn sonst fände diese Geschichte ein rasches und trauriges Ende. In der dicht verwobenen Beweisfolge gibt es eben doch Lücken. Sie werden von denen, die mit Queen den Fall neu aufrollen, als Lappalien abgetan. Der erfahrene Rätselkrimi-Leser weiß, dass dem ganz sicher nicht so ist und Queen hier den Strohhalm gefunden hat, mit dessen Hilfe er langsam aber sicher jenes Beweisgebäude niederreißen wird, das Polizei und Justiz vor zwölf Jahren aufwändig errichteten.

|Wird er oder wird er nicht?|

Die Spannung wird dieses Mal dadurch geschürt, dass nicht nur der Leser Ellery Queen über die Schulter schaut: Ein ganzes Rudel verzweifelter Füchse hängt buchstäblich an seinen Lippen. Vor allem Linda, Davys Gattin, macht aus ihrem Herzen nie eine Mördergrube. Aus heutiger Sicht ist sie sogar kontraproduktiv mit ihrem ständigen Greinen und Händeringen, weil es mit Bayards Rehabilitierung nur schleppend vorangeht.

Hier zeigt sich das Alter dieses Kriminalromans nicht nur nostalgisch, sondern negativ. Welcher Unterhaltungswert wohnt Frauen inne, die primär als Nervensägen agieren? Die Zeitgenossen sahen dies natürlich anders. Mit dem gesellschaftlichen Status ihrer Männer steht und fällt die Position der Fox-Frauen. Sie kennen es nicht anders, weshalb auch die düpierte Emily beim einst untreuen Talbot Fox bleiben wird.

Ellery Queen lässt sich nicht drängeln. Er wird dadurch zum ausgleichenden Element, das der Handlung gut bekommt. Unter der modernen Psychologie kommt immer wieder die altbekannte Frage zum Vorschein: „Whodunit?“ – Wer ist es gewesen. Nicht immer konnten Dannay & Lee den Seifenoper-Gehalt der späteren Queen-Krimis so gut unter Kontrolle halten wie dieses Mal. Mit „Willkommen, Mr. Fox“ ist ihnen eines ihrer Glanzstücke gelungen. Die Spannung steigt bis zum Finale, das wider Erwarten & den gesunden Menschenverstand die scheinbar festgefügte Indizienkette sprengt, damit Queen die Einzelteile in neuer Reihenfolge zusammensetzen kann. Jetzt plötzlich springt dem kunstvoll genas geführten Leser ins Gesicht, wo seine Denkfehler lagen.

Das Tüpfelchen auf diesem I bietet ein Finaltwist, der genau diese Erkenntnissicherheit noch einmal umwirft: Es war alles ganz anders. Solche Tricks gelingen selten bzw. selten so gut wie hier. Kein Wunder, dass nicht nur Literaturkritiker diesen 17. Band der Serie für einen der besten Ellery-Queen-Romane überhaupt halten!

_Autoren_

Mehr als vier Jahrzehnte umspannt die Karriere der Vettern Frederic Dannay (alias Daniel Nathan, 1905-1982) und Manfred Bennington Lee (alias Manford Lepofsky, 1905-1971), die 1928 im Rahmen eines Wettbewerbs mit „The Roman Hat Mystery“ als Kriminalroman-Autoren debütierten. Dieses war auch das erste Abenteuer des Gentleman-Ermittlers Ellery Queen, dem noch 25 weitere folgen sollten.

Dabei half die Fähigkeit, die Leserschaft mit den damals beliebten, möglichst vertrackten Kriminalplots angenehm zu verwirren. Ein Schlüssel zum Erfolg war aber auch das Pseudonym. Ursprünglich hatten es Dannay und Lee erfunden, weil dies eine Bedingung des besagten Wettbewerbs war. Ohne Absicht hatten sie damit den Stein der Weisen gefunden: Das Publikum verinnerlichte sogleich die scheinbare Identität des ‚realen‘ Schriftstellers Ellery Queen mit dem Amateur-Detektiv Ellery Queen, der sich wiederum seinen Lebensunterhalt als Autor von Kriminalromanen verdient!

In den späteren Jahren verbarg das Markenzeichen Queen zudem, dass hinter den Kulissen zunehmend andere Verfasser tätig wurden. Lee wurde Anfang der 1960er Jahre schwer krank und litt an einer Schreibblockade, Dannay gingen allmählich die Ideen aus, während die Leser nach neuen Abenteuern verlangten. Daher wurden die meisten der neuen Romane unter der mehr oder weniger straffen Aufsicht der Cousins von Ghostwritern geschrieben.

|Taschenbuch: 187 Seiten
Originaltitel: The Murderer Is a Fox (New York : Little, Brown and Company 1945)
Übersetzung: Ursula von Wiese
ISBN-13: 978-3-453-03844-8|
http://neptune.spaceports.com/~queen
http://www.heyne-verlag.de

_Ellery Queen bei |Buchwurm.info|:_
[„Chinesische Mandarinen“ 222
[„Der nackte Tod“ 362
[„Drachenzähne“ 833
[„Das Geheimnis der weißen Schuhe“ 1921
[„Die siamesischen Zwillinge“ 3352
[„Der verschwundene Revolver“ 4712
[„Der Giftbecher“ 4888
[„Das Haus auf halber Straße“ 5899
[„Und raus bist du!“ 6335
[„Schatten über Wrightsville“ 6362
[„Spiel mit dem Feuer“ 6459
[„Die trennende Tür“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7138
[„Sherlock Holmes und Jack the Ripper“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7343
[„Die verräterische Flasche“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7755
[„Die Zange“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7789
[„Das zwölfte Geschenk“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8130

George Baxt – Mordfall für Noël Coward

Baxt Mordfall Coward kleinDas geschieht:

New York während der Wirtschaftskrise 1935: Noël Coward, britischer Bühnenautor und Schauspieler, droht der Ruin. Der Vorzeige-Snob muss sich als Nachtclub-Sänger verdingen. Immerhin ist das „Cascades“ ein feines Etablissement, obwohl es von drei Erzgaunern geführt wird, die sich euphemistisch „Vivaldi“, „Beethoven“ und „Bizet“ nennen. Tatsächlich heißen sie Brunetti, Goldfarb und O’Shaughnessy, und die Polizei ist schon lange hinter ihnen her, ohne ihnen bisher je etwas nachweisen zu können.

Seit jeher verdient das Trio gut durch Mädchenhandel. Zwar weit entfernt, in Schanghai, zieht die Polizei die Leiche der Sängerin Maxine Howard aus einem Fluss; sie trägt eine Drahtschlinge um den Hals. Maxine arbeitete allerdings undercover für die US-Behörden und hatte offenbar zu viel gewagt. Inspektor Wang eilt aus Schanghai nach New York, um seinem alten Studienkameraden und Freund Detective Jacob Singer bei den Ermittlungen zu unterstützen.

George Baxt – Mordfall für Noël Coward weiterlesen

Hjorth & Rosenfeldt – Die Frauen, die er kannte

Die Fälle des Sebastian Bergmanns:
„Der Mann, der kein Mörder war“ (November 2011)
Die Frauen, die er kannte
„Die Toten, die niemand vermisst“ (erscheint im Juli 2013)

 

Worum gehts?

Innerhalb von kurzer Zeit wurde bereits das dritte Opfer in Stockholm bekannt. Abermals eine junge Frau in einem hellblauen Nachthemd, die zunächst brutal vergewaltigt und anschließend durch einen Kehlenschnitt getötet wurde. Alles deutet auf einen nicht unbekannten Serienmörder hin, Edward Hinde. Seltsamerweise sitzt dieser jedoch seit Jahren im Hochsicherheitstrakt eines schwedischen Gefängnisses.

Hjorth & Rosenfeldt – Die Frauen, die er kannte weiterlesen

Ellery Queen – Willkommen, Mr. Fox

Queen Fuchs Cover Heyne 1990 klein
Das geschieht:

Davy Fox ist ein Kriegsheld, der in seinem Heimatstädtchen Wrightsville von den Bürgern, die ihn seit seiner Geburt kennen, von seiner Familie und von Gattin Linda ungeduldig bzw. sehnsüchtig erwartet wird. Hoch dekoriert aber tief bekümmert kehrt Davy zurück, denn was er auf den Schlachtfeldern des II. Weltkriegs erlebt hat, verstärkte noch sein Nervenleiden: Als Davy zehn Jahre alt war, musste er miterleben, wie die Polizei seinen Vater abführte. Bayard wurde beschuldigt, seine Gattin Jessica vergiftet zu haben. Obwohl er dies abstritt, sprachen die Beweise so eindeutig gegen ihn, dass Bayard 1933 zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt wurde.

Davy glaubt, des Vaters Mörder-Gen geerbt zu haben. Im Krieg hat er sich abreagiert, indem er die bösen Japse scharenweise niedermähte. Nun liegt er in jeder Nacht wach neben Linda im Bett und kämpft gegen den Impuls an, ihr den Hals zuzudrücken. Als er ihm unterliegt, kommt Linda nur knapp mit dem Leben davon. Sie hält zu Davy und glaubt nicht an einen Familienfluch. Stattdessen bittet sie einen alten Freund, den Mordfall Jessica Fox wieder aufzurollen: Ellery Queen, Kriminalschriftsteller und Privatdetektiv, soll Bayards Unschuld beweisen, um damit Davys Komplex ad absurdum zu führen.

Ellery Queen – Willkommen, Mr. Fox weiterlesen

James, Mia – Schule der Nacht, Die (Ravenwood 1)

_|Ravenwood|:_

Band 1: _“Die Schule der Nacht“_
Band 2: „Gefangene der Dämmerung“

Auf eine neue Schule zu kommen, ist nie einfach. Wenn diese aber nicht zu einem passt und zu allem Überfluss auch noch ein Geheimnis zu hütet, ist es gleich dreimal kein Zuckerschlecken. Diese Erfahrung muss auch die Protagonistin von Mia James in „Die Schule der Nacht“, dem ersten Band der Ravenwood-Trilogie, machen.

April Dunne ist nicht sonderlich begeistert, als sie wegen des neuen Jobs ihres Vaters von Edinburgh nach London ziehen und ihr altes Leben und ihre Freunde hinter sich lassen muss. Dass sie von nun an auf eine teure Privatschule namens Ravenwood gehen soll, verschlimmert die Sache noch. Die Sechzehnjährige fühlt sich zwischen ihren hübschen, gut angezogenen und reichen Mitschülern schnell alleine. Zum Glück findet sie in Caro Jackson, einer Außenseiterin an der Ravenwood, schnell eine gute Freundin.

Viel Zeit für Schwermut bleibt April nicht. Bereits bei ihrer Ankunft geht es in ihrem Stadtviertel, dem teuren Highgate, hoch her. Ein berühmter Sänger wurde ermordet. Als April eines Abends über den Highgate-Friedhof läuft, wird sie beinahe Zeugin eines weiteren Mordes an einem jungen Mädchen – aber eben nur beinahe. Gabriel Swift, einer ihrer neuen Mitschüler, rettet sie unsanft davor, den Mord zu beobachten.

Von da an glaubt April, dass der gut aussehende Gabriel sie nicht leiden kann. Auch sonst benimmt er sich ihr gegenüber merkwürdig, doch da ist er nicht der Einzige. Nachdem bekannt wird, dass sie am Abend des Mordes am Tatort war, interessieren sich plötzlich einige der beliebtesten Ravenwoodschüler für sie. Diese neue Beliebtheit ist ungewöhnlich für sie und umso verwirrender, als sowohl Caro als auch Aprils Vater Andeutungen machen, dass an der Ravenwood nicht alles mit rechten Dingen zugeht. April möchte dies nicht glauben, aber dann wird ihr Vater ermordet …

_“Ravenwood – Die Schule der Nacht“_ ist nicht das erste und nicht das letzte Jugendbuch, das sich mit weiblichen Teenagern und finsteren Vampiren beschäftigt. Die Frage ist vielmehr, ob es diesem Thema etwas Neues hinzufügen kann oder nicht.

April Dunne als Hauptperson kann dazu nur wenig beitragen. Das junge Mädchen wirkt blass und hat zu wenige Kanten. Es ist nicht April, die die Geschichte erzählt. Vielmehr erzählt die Geschichte April. Sie ist einfach zu verständnisvoll und versteht Dinge zu schnell, um wie ein richtiger Teenager zu wirken. Es fehlt das Rebellische, Eigenständige, was sie hervorheben könnte. Sie wirkt meist mehr wie eine Statistin ihrer eigenen Geschichte.

Auch die Handlung selbst bietet wenig Neues. Die Autorin baut einen soliden, aber konventionellen Spannungsbogen, der einige Wendungen hat, aber nur wenige Überraschungen. Dass James bekannte Londoner Legenden wie Jack the Ripper in ihre Geschichte einzubauen versucht, ist eine gute Idee, die sie aber nicht konsequent genug durchzieht. Dank des flotten Erzähltempos und der verschiedenen Erzählstränge lässt sich „Die Schule der Nacht“ schnell und angenehm lesen. James schreibt gut und sauber. Ihr Schreibstil hat etwas Berichtendes und verzichtet auf Wortspielereien. Sie macht keinerlei handwerkliche Fehler, aber ein Pageturner ist die Geschichte trotzdem nicht. Erst das Ende verspricht mehr. Der Cliffhanger kommt überraschend und schafft es tatsächlich auf den letzten Seiten noch mal Spannung aufzubauen.

_Letztendlich lässt sich_ die Eingangsfrage einfach beantworten: Nein, Mia James kann dem Genre nichts Neues hinzufügen. Es fehlt ihr an originellen Ideen und der richtigen Hauptfigur. „Die Schule der Nacht“, der erste Band der „Ravenwood“-Reihe, kann in einem Wort als „solide“ beschrieben werden. Es ist nicht sonderlich gut, aber auch nicht sonderlich schlecht. James leistet sich keine groben Schnitzer, aber eben auch keine echten Überraschungsmomente.

|Taschenbuch: 603 Seiten
Originaltitel: By Midnight
Deutsch von Anja Galic
ISBN-13: 978-3442477715|
http://www.goldmann-verlag.de

Jesser, Jody Duncan/Pourroy, Janine – Batman – Das Making-of der Dark-Knight-Trilogie

_Inhalt:_

Gegliedert in die drei Abschnitte „Vorproduktion“, „Produktion“ und „Postproduktion“ rekonstruieren die Film-Journalistinnen Jody Duncan Jesser und Janine Pourroy die Entstehungsgeschichte jener „Batman“-Trilogie, die Christopher Nolan zwischen 2005 und 2012 mit weltweit grandiosen Einspielergebnissen auf die Kinoleinwand brachte.

_Vorproduktion_

In einem ersten Kapitel („Drehbuch“) gehen Jesser/Pourroy auf die Geschichte der Figur ein. 1939 war Batman als Comic-Held erstmals auf Verbrecherjagd gegangen. Seitdem hatten Fernsehen und Kino mehrfach die Figur aufgegriffen. Die beiden von Tim Burton 1989 („Batman“) bzw. 1992 („Batman Returns“) gedrehten Filme gelten nicht nur als Klassiker, sondern schlugen sich auch an den Kassen bemerkenswert erfolgreich. Zwei weitere Fortsetzungen („Batman Forever“, 1995; „Batman & Robin“, 1997) hatten das hoffnungsfroh und einträglich gestartete Franchise jedoch erst beschädigt und schließlich zerstört.

Anfang des 21. Jahrhunderts konnte man davon ausgehen, dass die wütenden Zuschauer die Zumutungen der beiden letztgenannten Streifen vergessen hatten, und einen Neubeginn riskieren. Dieses Mal wollte man es richtig machen, was u. a. die Rückkehr zum düsteren, tragischen, beinahe manischen „Batman“ erforderte, der an der sich selbst auferlegten Verpflichtung, Gotham City lumpenfrei zu halten, zu zerbrechen droht.

Für „Batman Begins“ fiel die Wahl des finanzierenden Warner-Bros.-Studios auf den Regisseur und Drehbuchautor Christopher Nolan, der bisher eher ‚kleine‘ Filme gedreht hatte, die beim Publikum und bei der Kritik aufgrund ihrer betont realistischen Machart großen Anklang gefunden hatten. Diesen Realismus wollte Nolan auch in ’seinen‘ Batman-Film einbringen – eine Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen, denn in einer Ära digitaler Spezialeffekte beharrte Nolan auf ‚altmodischen‘ Filmtricks, die u. a. den kompletten Überschlag eines echten Sattelschleppers in Längsrichtung vorsahen; dies nicht in einem Studio, sondern in einer richtigen Straße zwischen echten Häusern.

Realismus wurde zum Motto der „Batman“-Produktion, wie Jesser/Pourroy exemplarisch in den Kapiteln „Szenenbild“ und „Kostüme und Make-up“ belegen. Es beeinflusste auch die „Besetzung“, musste der Darsteller des Batman doch in der Lage sein, unter einem schweren Kostüm glaubhaft Emotionen und gleichzeitig den Eindruck zu vermitteln, sich heldenhaft in Häuserschluchten stürzen zu können, um überlebensgroße Bösewichte zu bekämpfen.

|Produktion|

Nolans Beharren auf Realismus i. S. von Glaubhaftigkeit durchzieht die gesamte Trilogie. Jesser/Pourroy rollen die ungemein komplexen, von Schwierigkeiten bzw. Herausforderungen geprägten Produktionen von „Batman Begins“ (Kap. 5), „The Dark Knight“ (Kap. 6) und „The Dark Knight Rises“ (Kap. 7) detailliert auf. Der oben erwähnte Sattelschlepper-Stunt wurde zur Kleinigkeit angesichts der Erschaffung einer rasch gigantomanisch anmutenden Parallelwelt, die manchmal nur in einer ehemaligen Luftschiff-Halle eingerichtet werden konnte – im Maßstab 1 : 1, wie Nolan es bevorzugt, weil beim Dreh die Schauspieler buchstäblich sehen, was im Drehbuch beschrieben steht, und das Auge des Zuschauers bestätigen kann, dass hier ohne Tricks und doppelten Boden gearbeitet wurde.

Was selbstverständlich nicht zutrifft, wie Jesser/Pourroy vor allem im Kapitel „Spezialeffekte und Stunts“ enthüllen: Die „Batman“-Trilogie zeigt die gesamte Bandbreite des filmtechnisch Machbaren, die durch Nolans zunächst in der Umsetzung oft für unmöglich gehaltene Vorgaben deutlich verbreitert wurde. Der Aufwand ist beachtlich, die Wirkung enorm.

|Postproduktion|

Dieser Aufwand setzte sich in einer Postproduktion fort, die drei bereits in der Produktion teuren Filmen noch einmal Folgekosten im dreistelligen Millionen-Bereich bescherte. Wie Jesser/Pourroy deutlich machen, lassen sich sowohl optisch monumentale als auch emotionale Szenen im Feinschliff aufwerten. „Schnitt, Musik und Sound“ (Kap. 9) heißen die drei Bereiche, in denen entsprechende Instrumente zum Einsatz kommen, wenn vor der Kamera längst Ruhe eingekehrt ist.

Einmal mehr beeindruckt der Aufwand, den beispielsweise die Sound-Spezialisten auf der Suche nach dem einen, neuen, nie gehörten Klang treiben. Endlich gewürdigt werden in Kapitel 10 („Optik“) die Digital-Hexer, die auch Nolan dort bemühen musste, wo die reale Technik definitiv versagte oder kein Mensch ohne direkte Gefahr für Leib & Leben vor die Kamera treten konnte. Zudem wurden die ‚realistischen‘ Aufnahmen nachträglich aufwändig bearbeitet, denn Hollywood weiß, wie sich Realismus künstlich verstärken lässt.

Selbst ein mit Einfallsreichtum, Liebe und Talent entstandener Film ist ein Produkt. Im 11. Kapitel („Marketing“) decken Jesser/Pourroy die Tricks auf, mit denen ein Film zum potenziellen Blockbuster getrimmt wird. Die klassischen Methoden des Trommelrührens werden im 21. Jahrhundert längst durch ein ausgefeiltes virales Marketing ergänzt. Der Aufwand ist gewaltig – hier wird nicht nur sprichwörtlich mit der Wurst nach der Speckseite geworfen.

|Gewichtige Form|

Wenn eine Filmtrilogie weltweit Zuschauer und Dollars in vierstelliger Millionensumme in die Kinos lockt bzw. einspielt, ist ein Monolith wie dieses Buch durchaus angemessen. Christopher Nolans „Batman“-Filme bieten über ihren Kassenerfolg hinaus hochwertige Unterhaltung. Dies geht über die reinen Action-Szenen hinaus, die den Atem stocken lassen. Dem ‚menschlichen Faktor‘ wird viel Spielraum gegeben, was eigentlich den einem Comic entlehnten und deshalb charakterlich eher zweidimensionalen Figuren eine bisher nicht gekannte Tiefe verleiht.

Die Entstehung dieser drei Filme rief eine Industrie auf den Plan, deren Können und Potenzial zwar bekannt ist: Hollywood lässt seit mehr als einem Jahrhundert routiniert Träume wahr werden. Dennoch macht sich der Zuschauer kein echtes Bild von dem Aufwand, der tatsächlich getrieben wird. Den Film-Journalistinnen Jesser und Pourroy ist zu verdanken, dass dieses Kunsthandwerk einem zu Recht faszinierten Leser vor Augen geführt wird. Es bleibt nur das Staunen – beispielsweise über die Anfertigung einer ganzen Serie von Bat-Mobilen, die über ihr eindrucksvolles Styling hinaus tatsächlich fahr- und sprungbereit waren, obwohl die auf den Effekt fixierten Konstruktionen eigentlich jeder physikalischen Logik spotteten.

|(Ge-) wichtiger Inhalt|

Dem trägt dieses Buch Rechnung, das bereits durch seine optische Opulenz beeindruckt. Layouter Chip Kidd zieht in Sachen Text- und Bildgestaltung alle Register seines Handwerks. Nichts bleibt hier dem Zufall überlassen, damit sich die Form wirkungsvoll mit dem Inhalt verbindet.

Aufgeschlagen klaftert „Batman – Das Making-of …“ beinahe einen halben Meter. Das Papier ist dick und glänzend; es bringt die ausschließlich farbigen Fotos bis in die Details brillant zur Geltung. Der Einband ist wuchtig und hält den Papierblock trotz seiner Masse sicher fest. Als Bettlektüre eignet sich dieses Buch nur bedingt, da es mit 2 Kilogramm Gewicht mächtig auf den Magen drückt.

Als Schwachpunkt entpuppt sich ausgerechnet der Text. Die nüchterne Erkenntnis lautet, dass in „Batman – Das Making-of …“ nicht die Informationsvermittlung im Vordergrund steht. Tatsächlich ist dies ein typisches „Coffee Table Book“, das ‚unauffällig‘ auf entsprechenden Möbelstücken platziert wird und den Besitzer vor Gästen als fein- bzw. kunstsinnigen Zeitgenossen adeln soll.

|Höhere Weihen für ein Comic-Action-Drama|

Der durch Erfahrung klug weil zuvor oftmals aufs Glatteis geführte Leser wird bereits misstrauisch, wenn er im Buchtitel das Wort „offiziell“ entdeckt. Es signalisiert auf der einen Seite den freien Zugang zu primären Informationsquellen. Nicht selten durften die Autorinnen die Dreharbeiten beobachten, die sonst |top secret| sind. Auch hinter den Kulissen waren sie dort anwesend, wo erwischte Medienvertreter ansonsten mindestens nach Guantanamo verschleppt werden. Sie sprachen mit den Beteiligten vor und hinter der Kamera und wurden mit exklusivem Material versorgt.

Diese Bevorzugung hat freilich ihren Preis: |Wes Brot ich ess, des‘ Lied ich sing|, heißt ein altes Sprichwort, das in der multimedialen Gegenwart keineswegs an Geltung eingebüßt hat. Im Gegenteil scheint die Forderung an den Journalisten, Abstand zum Gegenstand seiner Recherche zu halten, um die standesgemäße Objektivität wahren zu können, längst ein altmodisches Auslaufmodell zu sein. Besonders skrupellose Vertreter ihrer Zunft verwischen die Spuren gut bezahlter Manipulationen, die einen Bericht zur verkappten Werbung degenerieren lassen.

Jesser und Pourroy gehören zu den Hofberichterstattern, woraus sie nie einen Hehl machen bzw. machen zu müssen glauben. Sie scheinen tatsächlich den eigenen Hosianna-Rufen Glauben zu schenken. Es fällt schwer, nicht gänzlich dem Zynismus zu verfallen, weil Jesser/Pourroy sich nicht einmal die Mühe machen, ihre auf Hochglanz geschönte Darstellung durch wenigstens einige Flecken glaubhafter wirken zu lassen.

|Der Preis des Privilegs|

Der Arsch von Christopher Nolan muss nicht nur der Himmel auf Erden, sondern auch gewaltig sein. So könnte man böse folgern, wenn man Jesser/Pourroy als ‚Journalistinnen‘ vertraut. Nicht nur sie, sondern praktisch alle vor und hinter der Kamera an der „Batman“-Trilogie Beteiligten haben sich am genannten Ort versammelt und stets sehr wohl dort gefühlt.

Man urteilt als Rezensent automatisch grob, wenn man ständig über dreiste Schwurbeleien wie diese stolpert: Kurz nach Abschluss der Dreharbeiten zu „The Dark Night“ starb Heath Ledger, der Darsteller des Jokers. Der Kopf des Marketing-Teams, das die 185 Mio. Dollar teure Produktion global anzupreisen hatte, wird von Jesser/Pourroy mit folgender Reaktion zitiert: |“Heath verstarb, als unser Marketing gerade eine Pause eingelegt hatte … und wir hatten Zeit, um diesen Verlust zu verstehen, zu trauern und unsere nächsten Schritte zu planen. Zuerst haben wir uns mit seiner Familie getroffen und haben ihnen dargelegt, was wir zukünftig machen wollen.“| Das Ergebnis: |“Wir haben uns zusammengesetzt und haben beschlossen, dass wir wie geplant weitermachen, denn Heath war ein so wichtiger Teil des Films.“| (S. 296)

Die salbungsvolle Verlogenheit, mit der diese angebliche Zusammenkunft geschildert wird, prägt generell den Buch-Text in einem Maß, das zunächst irritiert, dann stört und schließlich ärgert. Auf die „Batman“-Filme können und dürfen die Beteiligten stolz sein. Dennoch geht es um einen als Fledermaus maskierten, selbst ernannten Rächer, der grotesk maskierte Comic-Schurken verprügelt. Es gibt keinen tieferen Sinn in der „Batman“-Saga. Jesser/Pourroy gehören zu denen, die ihr einen Subtext aufzwingen, der ihr mehr schadet als nutzt.

Sie, die ‚Journalisten‘, stellen sich dabei in den Dienst des Filmstudios, das mit seinem Produkt möglichst viel Geld verdienen will. Folgerichtig wurden die Dreharbeiten zum letzten „Batman“-Film nicht einfach abgeschlossen: „Epilog: Die Legende endet“, heißt es ehrfurchtsvoll bei Jesser/Pourroy, die seit vielen Jahren ihr Geld mit der Herstellung von „Büchern zum Film“ verdienen und dies auch in Zukunft zu tun gedenken. Die Auftraggeber können mit ihren Leistungen zufrieden sein. Der Leser ist es nicht.

|Gebunden: 305 Seiten
Originaltitel: The Art and Making of the Dark Knight Trilogy (New York : Harry N. Abrams 2012)
Übersetzung: Peter van Suntum
ISBN-13: 978-3-86873-460-7|
http://www.knesebeck-verlag.de

[NEWS] STEFANIE SIMON: Feuer der Götter

Fantasy bei Knaur: „Feuer der Götter“ von Stefanie Simon.

Als der jungen Naave eines Tages ein waschechter Feuerdämon gegenübersteht, gefriert ihr buchstäblich das Blut in den Adern. Denn Feuerdämonen sind die gefährlichsten Geschöpfe der Welt, das weiß Naave aus schmerzlicher Erfahrung – schließlich tötete eines dieser Wesen ihre Mutter. Allerdings scheint dieser spezielle Feuerdämon verletzt zu sein, denn er bricht vor ihren Augen bewusstlos zusammen. Äußerst widerwillig hilft sie dem Fremden, nicht ahnend, dass sie damit Ereignisse auslösen wird, die ihre Welt von Grund auf verändern werden.
(Verlagsinfo)

Taschenbuch, 432 Seiten

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

Jody Duncan Jesser/Janine Pourroy – Batman: Das Making-of der Dark-Knight-Trilogie


Inhalt:

Gegliedert in die drei Abschnitte „Vorproduktion“, „Produktion“ und „Postproduktion“ rekonstruieren die Film-Journalistinnen Jody Duncan Jesser und Janine Pourroy die Entstehungsgeschichte jener „Batman“-Trilogie, die Christopher Nolan zwischen 2005 und 2012 mit weltweit grandiosen Einspielergebnissen auf die Kinoleinwand brachte.

Vorproduktion

In einem ersten Kapitel („Drehbuch“) gehen Jesser/Pourroy auf die Geschichte der Figur ein. 1939 war Batman als Comic-Held erstmals auf Verbrecherjagd gegangen. Seitdem hatten Fernsehen und Kino mehrfach die Figur aufgegriffen. Die beiden von Tim Burton 1989 („Batman“) bzw. 1992 („Batman Returns“) gedrehten Filme gelten nicht nur als Klassiker, sondern schlugen sich auch an den Kassen bemerkenswert erfolgreich. Zwei weitere Fortsetzungen („Batman Forever“, 1995; „Batman & Robin“, 1997) hatten das hoffnungsfroh und einträglich gestartete Franchise jedoch erst beschädigt und schließlich zerstört.

Anfang des 21. Jahrhunderts konnte man davon ausgehen, dass die wütenden Zuschauer die Zumutungen der beiden letztgenannten Streifen vergessen hatten, und einen Neubeginn riskieren. Dieses Mal wollte man es richtig machen, was u. a. die Rückkehr zum düsteren, tragischen, beinahe manischen „Batman“ erforderte, der an der sich selbst auferlegten Verpflichtung, Gotham City lumpenfrei zu halten, zu zerbrechen droht.

Jody Duncan Jesser/Janine Pourroy – Batman: Das Making-of der Dark-Knight-Trilogie weiterlesen

[NEWS] JACKSON PEARCE: Drei Wünsche hast du frei

„Drei Wünsche hast du frei von Jackson Pearce gibt es bei Knaur jetzt auch als Taschenbuch.

Als Viola von ihrem Freund verlassen wird, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie wünscht sich nichts mehr, als wieder glücklich zu werden – und beschwört so ver­sehentlich einen Dschinn herbei. Er ist jung, er sieht gut aus … und er ist furchtbar schlecht gelaunt, denn er hält Menschen für ungemein nervtötend. Aber bevor er in seine Heimat zurückkehren kann, muss er Viola drei Wünsche erfüllen. Und das ist nicht so einfach, wie es sich anhört …
(Verlagsinfo)

Taschenbuch, 288 Seiten

Unsere Rezension zum Buch findet sich HIER!

Der Verlag bietet unter dieser dieser Adresse eine Leseprobe an.

Weitere Bücher von Jackson Pearce bei buchwurm.info:
„Blutrote Schwestern

Lynch, Scott – Sturm über Roten Wassern (Gentleman Bastards 2)

Gentleman Bastards:

1 „Die Lügen des Locke Lamora“
2 „Sturm über roten Wassern“
3 „Die Republik der Diebe“ (August 2013)

Nach den Ereignissen des ersten Bandes sind Locke und Jean in Tal Verrar gelandet. Wie alle Städte verfügt auch diese über eine unermesslich reiche und dekadente Oberschicht, allerdings besteht sie hier aus Kaufleuten, nicht aus Adligen. Kein Grund für Locke, hier keinen großen Coup durchzuziehen. Bis er feststellen muss, dass die Soldmagier auf die Verstümmelung eines der ihren genauso rachsüchtig reagieren wie auf seinen Tod …

Bedingt durch den Ortswechsel sind natürlich außer Locke und Jean sämtliche Charaktere neu.

Requin ist Chef des Sündenturms, des exclusivsten Spielcasinos der Stadt, abgesehen davon verfügt er über Spitzel und Schlägerbanden überall in der Stadt. Obwohl er sich im Grunde nicht in Politik einmischt, ist es kein Geheimnis, dass er mit den Stadträten, den Priori, sympathisiert. Abgesehen davon ist er dafür bekannt, ein Liebhaber von Antiquitäten zu sein.

Stragos ist der Archont, der militärische Oberbefehlshaber von Tal Verrar, und der politische Rivale der Priori, ein ehrgeiziger, rücksichtsloser Mistkerl, der es für ein erstrebenswertes Ziel hält, selbst die Natur durch ausgeklügelte Maschinen der Kunsthandwerker aus Tal Verrar zu ersetzen.

Und dann wäre da noch Zamira Drakasha, die Kapitänin der |Giftorchidee|, intelligent, tough und eine hervorragende Anführerin. Sie hat bereits eine schmerzhafte Niederlage gegen Stragos‘ Marine einstecken müssen, und obwohl sie sich seither von Tal Verrar fernhält, heißt das nicht, dass sie es ihm nicht liebend gerne heimzahlen würde.

Die Charakterzeichnung war schon im ersten Band nicht allzu tiefschürfend, das hat sich hier nicht geändert. Die genannten Personen sind kaum detaillierter oder intensiver dargestellt als Nebenfiguren wie Caldris oder Selendrí. Trotzdem besitzt jede von ihnen genug eigenes Profil, um nicht zweidimensional zu wirken.

Auch die Entwicklung der Handlung entspricht dem Vorgänger. Scott Lynch läßt sich Zeit mit der Entwicklung seines Plots. Einhundertfünfzig Seiten vergehen, ehe der Leser überhaupt eine Ahnung davon entwickelt, was für einen Coup Locke und Jean geplant haben. Gerade als es interessant zu werden beginnt, und der Leser sich zurücklehnt, um genüsslich zuzusehen, wie die beiden ihren Plan immer weiter in die Tat umsetzen, kommt ihnen wieder die Politik dazwischen. Locke braucht all sein schauspielerisches Geschick und all seinen Einfallsreichtum, um zwischen seinen beiden Gegnern – dem geschäftlichen und dem politischen – so zu lavieren, dass er sich und Jean nicht den Hals bricht. Bei all dem ist er nicht mehr in der Lage, die Ereignisse noch in die Richtung zu lenken, die er gerne hätte.

Und so finden die beiden Gentleman-Gauner sich schließlich ganz gegen ihren Willen auf einem Schiff wieder, das Richtung Süden segelt, um dort eine Horde Piraten zum Krieg aufzustacheln. Natürlich kann ein solches Unternehmen unter dem Kommando zweier so ausgemachter Landratten nur schiefgehen!

Trotz des steigenden Drucks auf Locke und Jean verläuft die Geschichte erstaunlich spannungsarm. Da es die beiden ungefähr bei der Hälfte des Buches aufs Meer verschlägt, müssen erneut Charaktere eingeführt und eine neue Umgebung anschaulich gemacht werden. Abgesehen davon passiert auf einer Schiffsreise in der Regel ziemlich wenig. So bleiben der Sturm und das Entern eines kleinen Kauffahrers eher kurze Actionepisoden, Teil eines durchgehenden Spannungsbogens sind sie nicht.

Dennoch wird es nie langweilig. Ob der Autor nun ausführlich beschreibt, wie Locke und Jean zwei reiche Damen im Spielcasino ausnehmen, oder wie sich der Alltag auf einem Piratenschiff abspielt, die Darstellung wirkt stets lebendig und einfallsreich. Manche Szenen waren für den eigentlichen Verlauf der Handlung nicht wirklich relevant, so zum Beispiel die Durchfahrt durch die Salon-Passage, oder Drakashas Konfrontation mit Rance, sie verliehen der Geschichte jedoch Flair und Abwechslung.

Gegen Ende schließlich wird es dann doch spannend. Abgesehen von der Seeschlacht schlägt der Autor noch einige Haken, die für Überraschungen sorgen, ohne die Logik zu verbiegen, und wartet mit einem gemeinen kleinen Schlusstrick auf.

Mir hat der zweite Band genauso gut gefallen wie der erste. Scott Lynch hat ein Händchen für die richtige Mischung aus Gaunerei, Charme, Lügen, Intrigen, Action, Humor und Dramatik, wobei letztere dankenswerterweise jegliches Pathos vermissen lässt. Seine Protagonisten sind hervorragende Sympathieträger, der Plot hintersinnig und gut durchdacht, sein Setting ist stimmungsvoll und lebendig.

Da stört es mich nicht im geringsten, dass diesmal ein Faden der Handlung nicht abgeschlossen ist. Ich werde den nächsten Band sowieso auf jeden Fall lesen.

Scott Lynchs beruflichen Werdegang, bevor er seinen ersten Roman veröffentlichte, könnte man salopp mit über-Wasser-halten umschreiben, als Tellerwäscher, Kellner und dergleichen. Nachdem die ersten beiden Bände über Locke Lamora innerhalb relativ kurzer Zeit erschienen sind, hat der Dritte nun doch etwas länger gedauert. Grund dafür könnte das Prequel „Bastards and Knifes“ sein, das 2011 veröffentlicht wurde, bisher aber nur auf Englisch erhältlich ist. Die Fortsetzung „The Republic of Thieves“ erscheint nun voraussichtlich im März diesen Jahres, die Herausgabe der deutschen Übersetzung unter dem Titel „Die Republik der Diebe“ ist für August geplant.

Taschenbuch: 944 Seiten
Originaltitel: Red Seas under Red Skies
Deutsch von Ingrid Herrmann-Nytko
ISBN-13: 978-3453531130

http://www.scottlynch.us/
http://www.lockelamora.co.uk/
http://www.heyne.de

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)