Stephen Chbosky – Das also ist mein Leben

Inhalt:

„Lieber Freund, das also ist mein Leben. Und ich will, dass du weißt, ich bin glücklich und traurig zugleich und versuche noch immer herauszufinden, wie das eigentlich sein kann.“ – Für den fünfzehnjährigen Charlie steht das erste Jahr an der High School an. Da er kaum Leute kennt, erschafft er sich einen Freund, dem er regelmäßig aus seinem Leben erzählt. Auf manchmal lustige, manchmal traurige Art versucht Charlie sein Leben zu ordnen und zu verstehen.

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Herzog, Ulrike-Amanda – Archäologie der Emotionen

_Sachbücher stehen ja_ in dem Ruf, eher trockene Lektüre zu sein. Der eine oder andere Autor mag vielleicht über die Gabe einer lockeren Schreibe verfügen und so sein Werk auch ein wenig unterhaltsam gestalten können. In der Regel erwartet der Leser von einem Sachbuch aber weniger Unterhaltung als Information.

Als Kriterium für die Rezension eines solchen Buches stehen an oberster Stelle deshalb die Fragen: Wie fundiert ist es? Und, wie verständlich hat der Autor sein Fachwissen dargelegt? Klingt eigentlich nicht allzu schwierig, vorausgesetzt, man hat selbst zumindest ein wenig Ahnung von der Materie. Ausnahmen bestätigen die Regel. Und eine dieser Ausnahmen ist „Archäologie der Emotionen“ von Ulrike-Amanda Herzog.

Das fängt schon damit an, dass dieses Buch sich der Zuordnung zu einer bestimmten Kategorie entzieht. Denn die Autorin ist sozusagen einer ganzheitlichen Herangehensweise gefolgt, anstatt sich auf eine einzelne Thematik zu beschränken. Wer dieses Buch liest, wird philosophischen Aspekten ebenso begegnen wie medizinischen, psychologischen und esoterischen.

Vor allem aber wird er der Autorin selbst begegnen, denn sie ist keine Fachfrau, sondern Laie. Ihre Ausführungen fußen ganz und gar auf ihrer persönlichen Erfahrung und ihren eigenen Gedanken, und dementsprechend viele persönliche Angaben über ihren Werdegang und ihre derzeitige Lebenssituation sind in dem Buch enthalten.

Wer nun davon ausgeht, dass der Text eines Laien zu einem solchen Thema kaum der Rede wert sein könne, wird bereits auf der ersten Seite eines anderen belehrt. Schon das Quellenverzeichnis zeigt, dass sich hier jemand ernsthaft und intensiv mit existenziellen Fragen auseinandergesetzt hat. Spürbar wird aber auch von Anfang an, dass es sich bei diesem Buch um mehr handelt als die pure Neuordnung von bereits bekannten Fakten. Statt dessen wurde die Thematik mit kritischen Augen betrachtet und aus den Fakten Schlüsse gezogen. Dass all dies ohne Anleitung von außen vonstattenging, bedeutet lediglich, dass die gezogenen Schlüsse die ganz eigenen der Autorin sind.

Voraussetzung dafür, dieses Buch mit Gewinn lesen zu können, ist allerdings, dass man sich auf die Gedankengänge der Autorin einlässt und bereit ist, ihr zu folgen, sich von ihr Schritt für Schritt durch das Buch führen zu lassen. Das ist nicht immer einfach. Dass mitten in einem persönlichen Kapitel plötzlich medizinische oder psychologische Absätze auftauchen, ist nicht unbedingt das Problem, obwohl mancher diese Wechsel vielleicht als sprunghaft empfinden mag. Tatsache ist, dass Ulrike Herzog in ihrem Buch nicht linear vorgeht. Sie bewegt sich vielmehr in einer Spirale, streift immer wieder Details, die sie anderswo in einem anderen Zusammenhang bereits dargelegt hat. Das ist durchaus gewöhnungsbedürftig.

Wer sich davon nicht abhalten lässt, darf die Emanzipation einer Frau miterleben, der es gelungen ist, trotz schlechter Startbedingungen und entgegen vieler Widerstände ihr Leben umzukrempeln, nach dem Motto: „Habe Mut, deine eigene Persönlichkeit zu akzeptieren“. Gelungen ist ihr das vor allem durch ihre Beharrlichkeit und ihr selbständiges Denken, das nicht bereit war, alles unbesehen hinzunehmen oder sich sogenannten Kapazitäten unterzuordnen.

Was man von dem Buch allerdings nicht erwarten darf, ist ein Patentrezept, wie man die eigenen speziellen Probleme löst. Dieses Buch gehört nicht in die Kategorie der überflüssigen und nutzlosen Ratgeber. Man könnte es als Ermunterungs- und Mutmach-Buch bezeichnen. Das Beispiel der Autorin ermutigt dazu, sich das eigene Leben, die persönliche Situation genau anzuschauen und herauszufinden, wo das Übel seine Wurzeln hat. Und es zeigt auf, dass es möglich ist, mit den eigenen Schwierigkeiten fertig zu werden, wenn man das wirklich will. Selbst wenn es nicht leicht ist und eine Menge Kraft kostet. Gleichzeitig ist es ein Weckruf, der mit unübersehbarem Finger auf Auswüchse in der Medizin und Gesellschaft zeigt, die für uns bereits so selbstverständlich sind, dass sie uns gar nicht mehr auffallen.

Vorurteile, Selbstbetrug, schierer Widersinn, alles wird in diesem Buch rausgekramt, ins Licht geholt und unter die Lupe genommen, mit einer beeindruckenden Mischung aus Sachlichkeit und persönlichem Engagement. Das ist sicher keine leichte Lektüre. Es ist eigenwillig, direkt, ungekünstelt und von geradezu schonungsloser Offenheit. Es regt dazu an, die eigenen grauen Zellen anzuwerfen, und sich über die Welt im Allgemeinen und die eigene Rolle darin im Besonderen mal wieder Gedanken zu machen. Die persönliche Philosophie der Autorin ist genau das, eine persönliche Philosophie. Die mag einige ihrer Leser zu Widerspruch reizen. Aber das tut der Welt im allgemeinen und dem Leser im Besonderen nur gut. Ich jedenfalls ziehe vor Ulrike-Amanda Herzog den Hut.

_Ulrike-Amanda Herzog_ ist Mutter von drei Kindern und lebt mit ihrer Familie in Hildesheim. Von Beruf Altenpflegerin arbeitet sie nebenbei bereits an ihrem nächsten Buch.

|Broschiert 336 Seiten
ISBN-13: 978-3-837-02889-8|

Fleischhauer, Wolfram – Torso

Wolfram Fleischhauer dürfte zurzeit einer der vielseitigsten deutschen Autoren sein. Immer wieder erobern seine Bücher die Bestsellerlisten – egal, aus welchem Genre sie denn stammen. Seit mich sein Roman „Drei Minuten mit der Wirklichkeit“ nachhaltig tief beeindruckt hat, wage ich immer wieder einen neuen Versuch und führe mir all seine Neuerscheinungen zu Gemüte. Mit „Torso“ hat er nun das Thrillerparkett betreten – dieser Spannungsroman spielt in Berlin und lässt seinen Lesern schnell einen Schauer über den Rücken laufen …

_Halb Mensch, halb Tier_

In einem leer stehenden Berliner Hochhaus macht die Polizei einen grausigen Fund – einen Torso bestehend aus halb Frau, halb Tier erschüttert selbst den erfahrenen Hauptkommissar Martin Zollanger. Der erste grausige Fund ist noch nicht verdaut, da taucht schon der nächste Torso auf – wieder eine makabre Kombination aus Mensch und Tier. Beide Torsi wirken wie einem schrecklichen Gemälde entsprungen – will der Täter damit eine Botschaft loswerden?

Zur gleichen Zeit versucht die junge Elin, Zollanger zu erreichen. Sie glaubt nicht an den Selbstmord ihres Bruders und will erreichen, dass die Ermittlungen wieder aufgenommen werden. Konsequent verfolgt sie die Spuren ihres Bruders, gräbt in seinen Arbeitsunterlagen und deckt dabei – ohne es zu merken – einen Skandal unfassbarer Tragweite auf. Bevor sie es sich versieht, wird sie zur Zielscheibe mächtiger Personen, die rücksichtslos ihre eigenen finsteren Machenschaften vertuschen möchten.

Auch ein dritter Torso führt die Polizei nicht auf eine heiße Spur. Doch Hauptkommissar Zollanger, ein ehemaliger Volkspolizist der DDR, benimmt sich immer merkwürdiger und immer auffälliger. Was hat er zu verbergen? Und wieso weicht er Elin aus? Fleischhauer wirft Fragen über Fragen auf, die einen wohl in Bann ziehen sollen.

_Etwas Neues wagen_

Wolfram Fleischhauer ist dafür bekannt, dass er nicht auf ein Genre festgelegt ist, genau das macht seine Bücher immer wieder überraschend, weil man nie genau weiß, was einen erwartet. Auch „Torso“ ist auf dem Buchdeckel ganz zurückhaltend als Roman bezeichnet, obwohl der Klappentext das Buch ganz klar als Thriller ankündigt. Doch auch wenn die Berliner Polizei drei schrecklich angerichtete Torsi findet, ist das Buch doch kein klassischer Thriller. Stattdessen versucht Fleischhauer, seinem Buch wieder die besondere Note zu geben. „Torso“ handelt von einem Finanzskandal, wie er kaum vorstellbar ist, wie er aber doch auch gut zu der desaströsen finanziellen Situation der deutschen Hauptstadt passt. Diese Grundidee ist nicht per se schlecht, doch leider konnte mich Fleischhauers Umsetzung in keinster Weise überzeugen:

Zunächst beginnt „Torso“ wie ein klassischer Spannungsroman, nämlich mit einem Leichenfund bzw. dem Fund von Leichenteilen. Dann macht Fleischhauer einen zweiten Handlungsstrang auf, der uns die Geschichte von Elin erzählt, die herausfinden will, was mit ihrem Bruder geschehen ist. Üblicherweise steigern verschiedene, parallel verlaufende Handlungsstränge ja die Spannung, wenn der Autor es schafft, an der richtigen Stelle die Szenerie zu wechseln. Doch dieses Mal bremsen die vielen Nebenschauplätze die Spannung völlig aus. Zu viel erzählt Fleischhauer drum herum, berichtet davon, dass Elin sich weigert, Bargeld zu nutzen und dass sie immer nur mit dem Fahrrad fährt und dass sie mal auf der Straße gelebt hat. Er erzählt von ihrem Bruder, was er beruflich gemacht hat, welche Freundin er zuletzt gehabt hat und und und. Kurz darauf stellt er uns eine weitere Hauptfigur vor, nämlich den Finanzmann Zieten, der ziemlich düstere Machenschaften am Laufen hat. In aller Ausführlichkeit präsentiert er uns den Karrieremann und seine Frau und lässt schließlich Zietens Tochter Inga entführen. Diese findet sich dann in einem Versteck wieder, wo ein als Mönch verkleideter Mann sie gefangen hält, der ihr aber wiederum auch erlaubt, ihr Zimmer zu verlassen. Fleischhauer berichtet lang und breit, was Inga beruflich macht und dass sie doch glatt denkt, dass diese Entführung Teil eines Vorstellungsgespräches als Test ihrer Reaktion sein könnte, bla, bla, bla. All dieses Drumherum mit Inga hat rein gar nichts mit dem eigentlichen Fall zu tun, diese Entführung verläuft komplett im Sande und man hat irgendwann das Gefühl, dass Fleischhauer selbst nicht mehr wusste, wozu er diese Entführung überhaupt eingebaut hat. Immer häufiger lässt Fleischhauer dann anklingen, dass Zollanger in der DDR als Volkspolizist gearbeitet hat und mit der Wende nicht klarkommt. Er macht Andeutungen über Zollangers physischen und psychischen Gesundheitszustand. Und plötzlich findet der Hauptkommissar selbst sich im Zentrum der Ermittlungen wieder.

Ich konnte diesen Ausführungen irgendwann gar nicht mehr folgen. Zu konfus zieht Fleischhauer seine Geschichte auf. Er erklärt uns recht schnell, was Zieten zu verbergen hat, wodurch auch schnell klar wird, aus welchen Gründen Elins Bruder sterben musste. Aber immer denkt man als Leser, da müsse jetzt „noch etwas Besonderes“ kommen, ein Knalleffekt, mit dem man nicht gerechnet hat, das große Aha-Erlebnis. Aber im Grunde genommen hat Fleischhauer nicht mehr zu erzählen, als er auf der Hälfte seines Buches schon verraten hat … Zwar wagt er am Ende noch mal den tiefen Griff in die Trickkiste, indem er einen eigentlich doch schon Toten wieder „auferstehen“ lässt, aber das nimmt man eigentlich nur noch mit einem müden Lächeln zur Kenntnis.

_Zerstückelt_

Ebenso zerstückelt, wie die Berliner Polizei die Leichenteile vorfindet, empfand ich das vorliegende Buch. Obwohl „Torso“ zunächst wie ein klassischer Thriller beginnt, dreht sich die Geschichte schließlich doch schnell um einen dicken Finanzskandal. Den wiederum deckt Fleischhauer aber so schnell auf, dass seiner Erzählung komplett die Luft ausgeht. Zudem schmückt er seine Erzählung mit allzu vielen Nebensächlichkeiten aus, die die Geschichte rein gar nicht voranbringen und damit auch oft wenig zu tun haben. Manchmal hat man beim Lesen das Gefühl, dass der Autor sich zwischenzeitlich selbst gar nicht mehr sicher war, was er eigentlich mit seinem Buch bezwecken will und in welche Richtung es sich entwickeln soll. Weder ist das Buch spannend, noch kann es mit interessanten Charakteren aufwarten. Schade, aber „Torso“ ist leider ein echter Fehlgriff, das kann Fleischhauer definitiv besser!

|Hardcover: 432 Seiten
Mit Schutzumschlag und Lesebändchen
ISBN-13: 978-3-426-19853-7|
[www.droemer.de]http://www.droemer.de

_Wolfram Fleischhauer bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Buch, in dem die Welt verschwand“ 265
[„Das Buch, in dem die Welt verschwand“ (Hörbuch) 2047
[„Die Verschwörung der Engel“ 2612
[„Schule der Lügen“ 3449
[„Der gestohlene Abend“ (Hörbuch) 5415

Interview mit Tanja Heitmann

_Um Sie den Lesern vorzustellen, würden Sie uns etwas über sich persönlich erzählen?_

Gern! Ich bin ein Mensch, der die Kunst beherrscht, Teetasse und Buch gleichzeitig in den Händen zu halten, und dabei pädagogisch wertvolle Kommentare zu Lego-Bauwerken von mir zu geben. Womit meine wichtigsten Persönlichkeits-Bausteine genannt wären: Kind – Buch – Multitaskingfähig. Na ja, und dann ist da auch noch die Sache mit meinem Hang zur Fantastik … über die lese ich nicht nur wahnsinnig gern, sondern lasse sie auch in meine Bücher einfließen.

_Zählen Sie sich selber zu den Bücherwürmern? Welche Autoren und Genre bevorzugen Sie?_

Ich gehöre zu der Sorte Mensch, deren Motto lautet: Ich lese, also bin ich. Dabei greife ich überwiegend zu fantastischer Literatur, gern auch Kinder- oder Jugendbuch, da bin ich ganz offen, solange ich von der Geschichte nur verzaubert werde.

_Ihr aktueller Buchtipp für unsere Leser?_

Gerade verschlinge ich alles von Kevin Brooks, dessen Bücher zwar fantastisch, die Geschichten jedoch realistisch sind. Außerdem liegt gerade „Der magische Dieb“ von Sarah Prineas auf dem Nachttisch und begeistert nicht nur meinen Sohn.

_Welche Interessen und Hobbys haben Sie außer dem Lesen?_

Hobbys keine, aber Leidenschaften: Ich liebe Malerei und finde alles wunderbar, was mit Gärten oder Parks zu tun hat. Außerdem bin ich eine echte Spaziergängerin, vor allem am Meer. Oh, und alles, was mit Essen zu tun hat – ob nun selber kochen oder verspeisen.

_Wie kamen sie zum Schreiben, gab es da einen bestimmten Auslöser? Was hat Sie inspiriert?_

Der Held meines ersten Romans – der Vampir Adam aus „Morgenrot“ – war auf seine Weise so eindringlich, dass ich mich an meinen Laptop gesetzt und seine Geschichte aufgeschrieben habe, anstatt sie als Tagtraum vorbeiziehen zu lassen.

_Wie teilen Sie sich Ihre Zeit zum Schreiben ein, und haben Sie dabei bestimmte Vorlieben, was die Umgebung oder die Tageszeit betrifft?_

Da das Schreiben mit meinem sechsjährigen Sohn und dem Brotjob als Literaturagentin konkurriert, bekommt es immer die Zeit, die irgendwie übrig bleibt. Dafür habe ich einen festen Platz, an dem meine Romane entstehen: am Küchentisch, in der Nähe zum Kühlschrank … womit wohl so ziemlich alles über meine Vorliebe beim Schreiben gesagt ist.

_In ein paar Tagen erscheint Ihr neuer Roman „Traumsplitter“. Wie schon in „Morgenrot“ und „Wintermond“ spielt hier ein Dämon, diesmal ein Inkubus (Anm.: männlicher Traumdämon), eine Rolle. Was fasziniert Sie an diesen Geschöpfen?_

Mich fasziniert ihre innere Zerrissenheit, das Pendeln zwischen Unmenschlichkeit (nicht im Sinne von Grausamkeit, sondern Fremdheit, Andersartigkeit) und den Resten ihrer Menschlichkeit. Es ist spannend, an der Seite meiner Helden zu sein, wenn sie nach dem richtigen Weg suchen. Und es ist genau so spannend meinen Heldinnen dabei zuzusehen, wie sie mit dieser ungewöhnlichen Herausforderung zurechtkommen.

_Welche Bedeutung haben Träume für Sie persönlich?_

Wenn ich aufwache, bleibe ich noch eine Weile mit geschlossenen Augen liegen und versuche mich an meine Träume zu erinnern. Ob sie gut oder schlecht waren, ist dabei gleichgültig, ich möchte sie gern halten. Unsere Träume verraten viel von uns, allerdings in Form von Geschichten, die wir nicht immer gleich verstehen. Sie sind ein Teil von uns, den wir nicht kontrollieren können und der sich uns oftmals entzieht. Wer ist noch nie mit diesem bittersüßen Empfinden aufgewacht, im Traum jemandem Einzigartigen begegnet zu sein und am Morgen blieb davon nicht mehr als eine Ahnung? Träume sind ganze Welten in uns, die wir nur im Schlaf betreten können … mit Ausnahme von Gabriel.

_In „Traumsplitter“ spielt unter anderem ein märchenhafter Garten eine wichtige Rolle, gibt es diesen wirklich?_

Ich liebe die Natur und noch mehr liebe ich verwilderte Gärten. Für den „Traumsplitter“-Garten gibt es entsprechend nicht nur ein Vorbild, sondern er ist eine wilde Mischung aus all den Zaubergärten, die ich in meinem Leben besucht habe. Ich mag sie alt und am besten nicht sonderlich gepflegt, also wenn der menschliche Gestaltungswille nur noch zu erahnen ist. Mir Ellas Garten bis ins kleinste Detail auszumalen, war ein wichtiger Part beim Schreiben, denn je besser ich mich dort auskannte, desto besser verstand ich auch meine Heldin.

_Haben Sie selber einen Lieblingscharakter in „Traumsplitter“ und hat dieser Ähnlichkeiten zu einer lebenden Person?_

Den Helden der eigenen Geschichte steht man ja automatisch sehr nah, weil man viel Zeit mit ihnen verbringe. Oftmals schleicht sich jedoch eine Nebenfigur ins Autorenherz … in „Traumsplitter“ ist das definitiv Kimi, Ellas ziemlich eigensinniger 15-jähriger Neffe, über dessen schrille Outfits und Empfindsamkeit, die er hinter krassen Sprüchen verbirgt, ich unheimlich gern geschrieben habe. Aber so wie alle meine Figuren ist Kimi erdacht und stolz darauf!

_Anders als in den bisherigen „Dämonen“-Büchern ist die Ambiente in „Traumsplitter“ auffallend sommerlich und schon fast leuchtend, wie kam es zu diesem Stilwechsel?_

Dass „Traumsplitter“ sich abheben würde, stand von Anfang an fest, als ich die „Dämonen“-Reihe entwickelt habe, nicht umsonst hieß er lange Zeit „Sommerroman“. Die meisten Geschichten um innerlich zerrissene Helden sind ihrer Natur entsprechend eher düster, aber in Gabriels Fall war das schlichtweg unmöglich. Sicherlich hat es mit dem Thema Träume zu tun, das ja niemals schlicht schwarz-weiß ist, aber eben auch mit meinem Paar: Ella und Gabriel sind trotz der Abgründe, die sich vor ihnen auftun, nicht unterzukriegen, sie sind „Sommernaturen“.

_Wie gefällt Ihnen das Cover zu „Traumsplitter“? Es ist ja doch ganz anders wie die Cover zu Ihren anderen Dämonenromanen._

Der Wechsel war in diesem Fall wichtig, weil „Traumsplitter“ halt aus der Reihe herausfällt und dass auch gezeigt werden sollte. Die Geschichte ist jünger, lichter und verspielter als „Morgenrot“ oder „Wintermond“. Ich bin ganz begeistert, weil die Coverillustration wichtige Elemente aus dem Roman aufgreift: Spiegel, Ranken, eine alte Villa …

_Für das Hörbuch zu „Traumsplitter“ wurde Annina Braunmiller, die deutsche Synchronstimme von Bella Swan (Biss-Reihe) arrangiert. Was sagen Sie zu dieser Wahl?_

„Schall & Wahn“ hatte Annina gebeten, „Traumsplitter“ einzulesen, weil sie zum einen eine wunderbare Sprecherin ist, die vielschichtig liest, und zum anderen, weil ihre Stimme schlicht zu Ella Johansen passt. Diese Leichtigkeit, mit der Aninna liest, das stimmt einfach.

_Was erwartet uns Leser künftig aus Ihrer Feder?_

Im Augenblick steckte ich in der Zwickmühle: Soll ich die seit Langem geplante Fortsetzung von „Morgenrot“ schreiben, die „Traumsplitter“-Geschichte weiterspinnen oder etwas ganz anderes machen? Eins steht zumindest fest: Dem fantastischen Jugendbuch bleibe ich treu, ich arbeite gerade am Abschlussband meiner „Schattenschwingen“-Trilogie.

_Und abschließend: Wenn Sie drei Wünsche für die Zukunft freihätten, welche wären das?_

Oh, Wünsche! Meine absolute Lieblingsfrage, die ich ganz persönlich beantworte, okay?

Das Erlernen der Kunst, nicht schlafen zu müssen, um mehr mit offenen Augen zu träumen.

Ein „In-der-Zeit-Zurückhopser“, damit ich einen gewissen jungen Herrn immer wieder in seinem sechsten Lebensjahr besuchen kann.

Einen Apparat, der meine Romanideen sofort in eine anständige, rechtschreibfehlerbehobene Fassung bringt, sodass ich ohne die elende Tipperei zur nächsten Idee übergehen kann.

_Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Gespräch genommen haben._

Cross, Kady – Mädchen mit dem Stahlkorsett, Das (Steampunk Chronicles 1)

_|Steampunk Chronicles|:_

Band 1: _“Das Mädchen mit dem Stahlkorsett“_
Band 2: „The Girl in the Clockwork Collar“ (2012, noch ohne dt. Titel)

_Inhalt:_

London im 19. Jahrhundert: Für die 16-jährige Finley könnte das Leben in London eigentlich so einfach sein, denn alles was man von ihr erwartet, ist gutes Benehmen und ein hübsches Aussehen. Beide besitzt sie, aber nicht nur das: Sie hat unmenschliche Kräfte, die stellenweise mit ihr durchgehen. Dadurch verliert sie ihre Arbeitsstelle und steht vor dem Nichts. Völlig verzweifelt trifft sie auf Griffin, der sie bei sich aufnimmt. Recht schnell wird klar, dass sie perfekt zu ihm und seiner kleinen Gruppe von Leuten passt, denn auch sie haben übermenschliche Kräfte, mit denen sie leben müssen. Zusammen mit ihren neuen Freunden möchte sie gegen das Böse auf Londons Straßen ankämpfen, doch Finley hat auch eine dunkle Seite in sich, die ihre Entscheidungen fordern …

_Eindruck:_

„Das Mädchen mit dem Stahlkorsett“ ist Kady Cross‘ erster Roman und gleichzeitig der Auftakt der „Steampunk Chronicles“-Reihe. Hinter dem Pseudonym Kady Cross versteckt sich die Bestseller-Autorin Kathryn Smith, deren Bücher regelmäßig bei PAN und Knaur veröffentlicht werden.

Für einen Streampunk-Roman ist „Das Mädchen mit dem Stahlkorsett“ okay, aber leider auch nicht mehr. Die Geschichte hat mich an vielen Stellen verwirrt und ich hatte einige Probleme, mich in das Buch hineinzufinden. Erst gegen Ende kam ich so langsam in die Story hinein, was aber für meinen Geschmack etwas zu spät war. Dadurch konnte kein wirklicher Lesespaß aufkommen und ich konnte mich weder in die Charaktere hineinversetzen, noch mit ihnen mitfiebern. Die Annäherungen der Protagonisten sind zaghaft und werden langsam aufgebaut, ohne zu kitschig zu wirken. Die Dialoge untereinander sind interessant, aber zum Teil sehr langatmig.

Der Schreibstil ist trotz mancher Langatmigkeit flüssig und die Handlung ist durchaus interessant, nur leider macht der erste Band eher den Anschein, als seien zwar viele Ideen vorhanden, aber nicht ganz so umgesetzt, wie man es sich erhofft hat. Einen großen Pluspunkt erhält die Autorin für ihre Recherche, denn (wahre) historische Ereignisse werden hier zum Teil richtig gut und interessant beschrieben. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Dadurch hat man die Protagonisten ein wenig besser kennengelernt. Am meisten wird jedoch aus der Sicht von Finley erzählt. Ihre Gedanken und Gefühle werden dem Leser gut herübergebracht, weisen aber auch ein paar Schwächen auf, da manche Gedanken sehr widersprüchlich sind. Hier kann man aber auch vermuten, dass es mit dem Alter der Protagonistin zusammenhängt.

Finley ist authentisch, mutig und versucht stets einen klaren Kopf zu behalten. Sie hat zwei Persönlichkeiten, was sie zu einer interessanten und facerettenreichen Protagonistin macht. Sie ist übermenschlich stark und kann sich und ihre Kräfte nicht immer kontrollieren, sodass sie schon öfters unfreiwillig ihre Arbeitsstelle wechseln musste. Ins Herz schließen konnte ich sie jedoch noch nicht, was an den bereits oben genannten Gründen liegt. Gleiches gilt hierbei auch für Jack, Griffin und Emily, wobei mir Letztere immer noch am besten gefallen hat.

Sehr gut hat mir gefallen, dass die Geschichte in London spielt und vor allem, wie die Stadt hier beschrieben wird. Obwohl die Geschichte Ende des 19. Jahrhunderts spielt, wirkt die Stadt stellenweise so modern wie das heutige London, aber auch gleichzeitig altmodisch. Die Mischung ist geradezu perfekt.

Die Covergestaltung ist ein absoluter Eyecatcher. Finley wird hier sehr gut dargestellt, vor allem ihr leicht patziger Gesichtsausdruck und ihre Körperhaltung passen perfekt zu ihren zwei Persönlichkeiten. Auch die Kleidung ist gut ausgewählt und passt ins 19. Jahrhundert. Die Kurzbeschreibung ist vom Verlag etwas zu lang geraten und verrät eindeutig zu viel, sodass ich während des Lesens kaum noch überrascht wurde. Hier wäre weniger mehr gewesen.

_Fazit:_

Insgesamt hat mich „Das Mädchen mit dem Stahlkorsett“ nicht unbedingt gelangweilt, aber auch nicht gänzlich von sich überzeugt. Man merkt der Autorin an, dass noch sehr viele Ideen vorhanden sind. Hoffentlich kann sie diese im zweiten Band besser umsetzen, der 2012 in den USA erscheint.

|Hardcover: 368 Seiten
Originaltitel: The Girl in the Steel Corset – Steampunk Chronicles Book 1
Ins Deutsche übertragen von Jürgen Langowski
ISBN 978-3453267404|
[www.heyne-fliegt.de]http://www.heyne-fliegt.de
[www.kadycross.com]http://www.kadycross.com

_Kady Cross als Kathryn Smith bei |Buchwurm.info|:_
|Traum|-Reihe:
Band 1: [„Tochter der Träume“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6021
Band 2: [„Wächterin der Träume“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6480

_Sabrina Reithmacher_

Rothfuss, Patrick – Furcht des Weisen, Die (Teil 1, Die Königsmörder-Chronik: Zweiter Tag)

_|Die Königsmörder-Chronik|:_

Erster Tag: [„Der Name des Windes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5367
Zweiter Tag: _“Die Furcht des Weisen“_ (Teil 1)
Zweiter Tag: „Die Furcht des Weisen“ (Teil 2, Februar 2012)
Dritter Tag: „The Doors of Stone“ (angekündigt, noch ohne dt. Titel)

_Kvothe ist noch einmal_ knapp einem Rausschmiss aus der Universität entgangen. Und eigentlich ist er der Meinung, er und Ambrose seien nun quitt. Aber dann versucht Ambrose, mit Denna anzubandeln …

_Wer jetzt glaubt,_ der zweite Band des Zyklus bestünde aus demselben Gerangel zwischen Kvothe und Ambrose wie große Teile des ersten, der sei beruhigt: Zwar kommen sich die beiden tatsächlich erneut in die Quere, Abrose selbst taucht aber nur sporadisch auf, sodass der Konflikt diesmal eher distanziert abläuft. Außerdem nimmt er nur einen Teil der Handlung ein. Der restliche Teil beschäftigt sich mit Kvothes übrigen Tätigkeiten während des neuen Trimesters. Da tut sich zunächst allerdings auch nicht viel Neues: die üblichen finanziellen Schwierigkeiten dominieren neben Ambrose und Denna weiterhin Kvothes Entscheidungen. Allein das neue Seminar bei Elodin, dem Meister der Namenskunde, bringt etwas frischen Wind in die sonst schon sattsam bekannten Details der Universität.

Das war zunächst trotzdem interessant zu lesen, ungefähr bei der Hälfte des Buches stellte sich dann aber doch so etwas wie leichte Ungeduld bei mir ein. Allmählich fand ich es an der Zeit, dass sich die Geschichte mal ein wenig voran entwickelte.

Zwar tat sie das dann nicht wirklich, dafür nahm sie zumindest eine andere Richtung. Denn Kvothe verlässt die Universität, um einen Auftrag anzunehmen, den ihm der noch immer unermüdlich nach einem Schirmherrn für ihn suchende Threpe besorgt hat. Das sorgte nicht nur für einen neuen, kulturellen Hintergrund und neue Figuren, sondern auch für ein völlig anderes Aufgabenfeld. Wobei Kvothes erste Maßnahme nicht unbedingt etwas mit dem zu tun hat, wofür er eigentlich an diesen Ort gekommen ist.

Das Verlassen der Universität sorgte also vor allem für Abwechslung. Bei den vielen Fragen, die noch aus dem ersten Band im Raum stehen, ist der Leser jedoch keinen Schritt weitergekommen. Im Grunde widmen sich nur zwei der kurzen Kapitel tatsächlich der Suche nach den Chandrian, eines davon sozusagen auf einem Umweg. Und auch von den vielen Geheimnissen, die Denna umgeben, wurde noch kein einziges auch nur andeutungsweise gelüftet. So bleibt wie schon beim ersten Band am Ende das Gefühl zurück, dass im Laufe der mehr als achthundert Seiten im Grunde gar nichts Wesentliches passiert ist.

Umso erstaunlicher, dass es mir – abgesehen von dem kleinen Anflug von Ungeduld kurz vor Kvothes Ortswechsel – während des gesamten Buches nie wirklich langweilig wurde. Das ist zum Teil Meister Elodins ungewöhnlichen Unterrichtsmethoden zu verdanken, zum Teil auch Nebencharakteren wie Devi oder dem neu auftauchenden Puppet, der zwar nur einen zwei Seiten kurzen Auftritt hat, aber trotzdem so interessant angelegt und lebendig dargestellt ist, dass ich ihn genauso faszinierend fand wie Denna oder Auri.

Einer der interessantesten Charaktere allerdings ist Tempi, ein Adem-Krieger, mit dem Kvothe sich anfreundet. Zum einen ist er ein stilles Wasser, dafür hat das, was herauskommt, wenn er den Mund aufmacht, wenigstens Hand und Fuß. Zum anderen steht Tempi für eine weitere neue Kultur. Die Details, die Kvothe bisher darüber herausgefunden hat, klingen ausgesprochen vielversprechend, und ich hoffe, dass Tempi dem Zyklus noch lange erhalten bleibt.

Der Schluß des Bandes hängt dann ziemlich in der Luft. Das ist kein Wunder, denn das englische Original wurde in der deutschen Übersetzung in zwei Teile geteilt. Und im Gegensatz zu manch anderer Gelegenheit fand ich die Aufteilung diesmal sogar sinnvoll. Denn die zweite Hälfte des Buches hat noch einmal gut fünfhundert Seiten. Einen Wälzer, der eintausendvierhundert Seiten dick wäre, könnte man kaum längere Zeit aufgeschlagen in der Hand halten.

Ein wenig enttäuscht war ich dagegen von der Bindung. Trotz sorgfältiger Behandlung ist das einmalige Lesen nicht spurlos am Buchrücken vorübergegangen, wofür ich angesichts der ansonsten edlen Aufmachung mit Leseband etc. nicht allzu viel Verständnis habe. Selbst Taschenbücher schneiden da besser ab.

_Insgesamt gesehen_ gefiel mir der zweite Band genauso gut wie der Erste. Kvothes neuer Konflikt mit Ambrose unterschied sich in seiner Form so weit von den bisherigen, dass ich ihn nicht als Wiederholung empfand, und Puppet, Devi sowie Elodin brachten genug Schwung und Extravaganz in die Geschichte, dass die alltäglicheren Aspekte sich davon mittragen lassen konnten, bis der Autor die Handlung schließlich in eine völlig neue Richtung lenkte. Dennoch hoffe ich, dass die Sache jetzt allmählich auch in Bezug auf Kvothes eigentliches Ziel ein wenig vorankommt. Nach zwei dicken Bänden voller Rätsel und Fragen, Gezänk und Alltäglichkeit wäre es wirklich Zeit für die eine oder andere Antwort.

_Patrick Rothfuss_ stammt aus Wisconsin. Lange Zeit unsicher, was er mit seinem Leben anfangen sollte, studierte er zahllose Fächer, bis die Universität ihn zwang, endlich irgendwo einen Abschluss zu machen. Inzwischen ist er an derselben Universität als Lehrkraft tätig, und die langen Winter in Wisconsin, die er früher mit Lesen verbrachte, verbringt er nun mit Schreiben. Der zweite Teil von „Die Furcht des Weisen“ erscheint im Januar nächsten Jahres. Ein Erscheinungstermin für den letzten Band der Trilogie steht noch nicht fest.

|859 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, Vorsatzkarte & Lesebändchen
Originaltitel: The Wise Man’s Fear. Kingkiller Chronicle Vol.2
Aus dem Englischen von Jochen Schwarzer und Wolfram Ströle
ISBN-13: 978-3608938166|
[www.patrickrothfuss.com]http://www.patrickrothfuss.com
[www.klett-cotta.de]http://www.klett-cotta.de/home
[www.hobbitpresse.de/PatrickRothfuss]http://www.hobbitpresse.de/PatrickRothfuss_autor1429.php

Ronald A. Knox – Der Mord am Viadukt

Auf einem Golfplatz wird die Leiche eines Mannes gefunden. Vier weltfremde Amateurdetektive versuchen sich an der Klärung des ‚Falls‘. Die Ermittlungen gestalten sich schwieriger als gedacht, bis der überraschende Hintergrund der Tat aufklärt ist … – Ein klassischer Kriminalroman mit mutwillig verwirrtem, liebevoll verspieltem Plot, kauzigen Figuren und viel Ironie; sogar die obligatorische Landkarte vom Tatort fehlt nicht und lädt den Leser zum Miträtseln ein, bis er (oder sie) vom Verfasser mit einer gänzlich unerwarteten Auflösung aufs Kreuz gelegt wird.
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Interview mit Andrea Schacht

Auf der Frankfurter Buchmesse stellte die bekannte Autorin Andrea Schacht sich meinen Fragen.

_Um Sie den Lesern vorzustellen, würden Sie etwas über sich erzählen?_

Ich lebe in der Nähe von Bonn. Ich habe zwei Katzen, eine davon ist rot-braun-schwarz mit einem weißen Pfötchen und einem weißen Ring um den Hals. Sie lüftet gerne ihren Bauch. Sie inspiriert mich sehr stark. Die andere ist klein, schwarz und gemein (lacht). Sie hat es noch nicht so ganz drauf, beim Schmusen die Krallen einzuziehen. Sie ist einfach sehr verspielt. Ich bin verheiratet, mein Mann ist derzeit in Berlin, das gibt mir viel Zeit zum Schreiben. In meinem früherem Leben war ich Ingenieurin.

_Zählen Sie sich selber zu den Bücherwürmern? Welche Autoren und Genres bevorzugen Sie?_

Ich lese gerne, vor allem Sachbücher. Eigentlich sogar lieber als Romane, was daran liegt, dass ich gerne recherchiere. Derzeit lese ich die Biografie von Josefine Baker. Die hat mich fasziniert, da ich mal in die Zeit der Zwanziger Jahre einsteigen wollte. Ansonsten über alles, was mich auch nur im entferntesten interessiert, das können Philosophie, Psychologie, Medizin, Sozialwissenschaften oder auch Geschichtswissenschaften sein. Ich schieße da querbeet und das alles inspiriert mich.

_Welchen Interessen und Hobbys widmen Sie sich sonst in Ihrer Freizeit?_

Ich tanze ziemlich ambitioniert Standard und lateinische Tänze mit meinem Mann zusammen!

_Wie kamen Sie zum Schreiben, gab es da einen bestimmten Auslöser? Was hat Sie inspiriert?_

Eine Katze! Ich war in einem Urlaub, ich glaube es war Lanzarote. Wir waren in einem Hotel, das ganz lange, mit blauem Teppichboden ausgelegte Gänge hatte. Jeden Abend, pünktlich um sieben Uhr, stolzierte ein schwarzer Kater – Schwanz hoch – diesen langen Gang entlang. Ich dachte irgendwas hat dieser Kater, ich würde zu gerne wissen: Was geht dem jetzt durch den Kopf? Was erlebt der hier im Hotel? Da müsste man doch eine Geschichte draus machen. So kam ich auf die Idee, einen Roman zu schreiben. Mein Gedanke: „Schreib doch mal eine Geschichte über diesen Kater“. Also habe mich hingesetzt und eine Geschichte über eine Katze geschrieben, wobei ich mich dann selber in eine Katze verwandelt habe. Dieses Buch „Der Tag mit Tiger“ hat auch sofort einen Verleger gefunden. Einen ganz kleinen Verlag, der das Buch dann auch gleich genommen hat und gesagt hat: „Das machen wir“! Das war dann zwar nur eine kleine Auflage, aber das hat mir Mut gemacht, weiter zu schreiben. Irgendwann bin ich dann bei Blanvalet gelandet und vor vier Jahren hat mich der Aufbau Verlag gefragt, ob ich noch weitere Bücher über Katzen hätte. Für Aufbau schreibe ich immer die Weihnachtskatzengeschichten. Ich habe Aufbau dann „Der Tag mit Tiger“ angeboten und seitdem gibt es dort die Serie um „Tiger“.

_Wie teilen Sie sich Ihre Zeit zum Schreiben ein, haben Sie dabei bestimmte Vorlieben, was die Umgebung oder die Tageszeit betrifft?_

Ich habe ein Arbeitszimmer, das betrete ich meistens morgens gegen 10 Uhr und verlasse es dann abends gegen 21 Uhr. Zwischendurch nehme ich mir dann eine, oder auch mal zwei Stunden, um in den Wald zu gehen. Einfach mal den Kopf freilaufen, Weite sehen und nicht immer nur den Bildschirm.

Bei meiner Arbeit gibt es drei verschiedenen Phasen. Da gibt es Phasen da schreibe ich ausschließlich oder ich recherchiere und es gibt Phasen, da plotte ich. Das Ganze mache ich im Wechsel, damit ich nicht alles zeitgleich mache.
Aber wenn ich schreibe, dann schreibe ich. Von morgens bis abends und das an jedem Tag der Woche.

_Haben Sie dabei nicht auch mal mit einer Schreibblockade zu kämpfen?_

Das ist mir noch nie passiert. Ich bin von der Muse geküsst. Von anderen habe ich so was schon gehört, aber ich habe das Glück, dass es mir bisher noch nie passiert ist. Das könnte aber auch daran liegen, dass ich einen fertigen Plot habe, ich habe mir, bevor ich schreibe, die Geschichte ja schon einmal erzählt. Ich mache das sehr gründlich und dann ist die Geschichte und der Szenenbau schon da.

_Was verbindet Sie generell mit den Samtpfoten, die in „Jägermond“ neben Feli und Finn, wichtige Rollen besetzen?_

Ich habe selber zwei Katzen, von denen eine sogar als echtes Vorbild für einen wichtigen Charakter in Jägermond Pate gestanden hat.

_Wie ist Ihnen die Idee zu „Jägermond – Im Reich der Katzenkönigin“ gekommen? Woher kamen die Ideen für Schauplätze und zu dem Thema?_

Die Idee zu Jägermond existiert bereits seit 20 Jahren und nahm ganz allmählich Gestalt an. Das fing damit an, dass mein Kater starb, das hat mich natürlich sehr, sehr unglücklich gemacht. Die Vorstellung, dass Katzen mehrere Leben haben, ist ja bekannt und ich habe mich dann gefragt: „Wo verbringen die Katzen die Zeit zwischen ihren Leben?“ Mir ist dazu die Idee der goldenen Steppen gekommen. Von diesem Gedanken aus spinnend bin ich immer weiter gekommen und irgendwann stand dann eine Katze mit einem Ohrring vor meiner Tür und sprach mit mir. Sie sprach rückwärts. So entstand das Buch „Red Gnirrho“, dies ist unveröffentlicht, aber dies ist die Wurzel der ganzen Jägermondwelt. Eben die Idee, dass es Ohrringe gibt, die es möglich machen, dass Menschen und Katzen sich verständigen können.

_Ist das Schreiben eines Jugendromans für Sie leichter oder schwieriger als für die Zielgruppe der Erwachsenen?_

Es ist anders. Dadurch, dass ich ja schon sehr viele historische Romane geschrieben habe, habe ich mich in diese Sprache sehr reingearbeitet – mit Ihr und Euch und so weiter – das ist eine Umstellung. Da musste ich mir anfangs auch mal sehr bewusst sagen: „Nimm jetzt mal die alten Wörter raus und verwende Gegenwärtige“. Das ist auch direkt meinen Testlesern aufgefallen, die dann gesagt haben: „Muss denn das schon wieder so ein mittelalterliches Wort sein?“(lacht). Das hat sich dann aber auch relativ schnell gegeben, denn wenn ich in dieser Sprache erst einmal drin bin, klappt das dann auch. Das ist etwas, woran ich wirklich gearbeitet habe und mich umgestellt habe.

Ich habe allerdings auch schon mal einen historischen Roman für Jugendliche geschrieben, „Die Blumen der Zeit“. Da haben die Jugendlichen es sehr geschätzt, dass die Sprache in dem Roman etwas altertümlich ist.

„Jägermond“ ist tatsächlich ziemlich anders, da ich die Katzenromane aber eh in der Gegenwart schreibe, war es wiederum keine so große Umstellung.

_Wie hat Ihnen der Ausflug in das Genre „Fantasy“ gefallen?_

Wunderbar! Es ist eben etwas komplett anderes, wenn man sich selber die Grenzen setzen kann. Klar, das Historische ist auch immer eine Fantasiewelt, man hat da ja nie gelebt, aber es gibt harte Fakten. Und in der Fantasy gibt es nur die Grenzen, die man sich selber setzt. Man muss es zwar so strukturieren, dass es eine glaubhafte Welt ist, aber das hat mir richtig Spaß gemacht.

_Bekannt sind Sie ja vor allem durch Ihre historischen Romane geworden, was fasziniert Sie an dieser Zeit?_

Eben auch, dass ich die Möglichkeit habe eine eigene Welt zu erschaffen, wenn auch unter anderen Bedingungen. Sehr interessant finde ich immer wieder auch die Überlegung: Wie anders waren die Menschen zu dieser Zeit? Das waren sie aber gar nicht, also musste ich herausfinden: Wenn die Menschen genau die gleichen Reaktionen haben wie heute, die gleichen Gefühle, wie reagieren sie dann, wenn die Umstände anders sind? Wenn man beispielsweise eine starre Kirche hat, die Vorgaben macht und Grenzen setzt, wie kann jemand, der eine Kodderschnauze hat, damit zurechtkommen? So ist meine Begine entstanden, die dann ja auch prompt auf die Nase fiel. Das sind so Sachen, die sich sehr positiv auf meine Kreativität auswirken.

_Wie sieht Ihre Recherche aus?_

Köln habe ich sehr intensiv abgearbeitet, unter anderem habe ich einen Stadtplan von Köln aus dem Mittelalter. Ich kenne mich ganz wunderbar in Köln aus … nur zu heutiger Zeit leider nicht mehr (lacht).

_Im November erscheint Ihr neuer Roman „Die Gefährtin des Vaganten“, können Sie uns hierzu schon etwas verraten?_

Er spielt in der Nähe von Köln (lacht), aber diesmal auf der Scheel Siek in Brück. In Brück haben sich die zwei ganz großen Handelsstraßen gekreuzt, die von Norden nach Süden und die von Westen nach Osten. An solchen Kreuzungen hat es natürlich immer Gasthäuser gegeben. Dies versprach, ein ausgesprochen spannendes Setting zu sein: Was passiert in so einem Gasthaus an einer großen Handelsstraße in der Nähe einer großen Handelsstadt? Es passiert einiges! Unter anderem geht es um eine sehr fragwürdige Reliquie und einen Bischof, der keiner ist.

_Was erwartet uns Leser künftig aus Ihrer Feder. Wird es mit den Abenteuern um Alyss van Doorne noch weitergehen?_

Von Alyss wird es nächstes Jahr den vierten Band geben. Außerdem ist ein weiterer Katzenroman („Der Spion im Kurbad“) geplant, der einmal völlig anders ist. Der Spion im Kurbad spielt 1871 in Bad Ems. Eine Katze, die dort einen Kriminalfall aufdeckt, ähnlich wie die Katze im Beichtstuhl. Auch mit „Jägermond“ wird es weitergehen.

_Und abschließend: Wenn Sie drei Wünsche für die Zukunft freihätten, welche wären das?_

Gesundheit, damit ich weiter schreiben kann, das wäre mir sehr wichtig.
Weiterhin so viele Ideen, wie ich sie jetzt habe.
Dass es meinen Katzen weiterhin gut geht.

_Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Gespräch genommen haben._

Das Copyright für das Foto liegt bei Barbara Frommann-Czernik

Lauenroth, Frank – Boston Run (Lesung)

Marathon – das ist Adrenalin pur. 42,195 km voller Anstrengung, Kampf gegen den inneren Schweinehund, aber auch voller Glücksgefühle, wenn die eigenen Beine einen schließlich die gesamte Strecke bis ins Ziel tragen. Einer der traditionellsten Marathonläufe ist der in Boston, der seit 1897 einmal im Jahr – am sog. Patriot’s Day im April – stattfindet. Rund um diesen geschichtsträchtigen Lauf hat der deutsche Autor Frank Lauenroth seinen packenden Thriller „Boston Run“ angesiedelt, der nun auch in einer ungekürzten Hörbuchfassung, gelesen von Johannes Steck, erhältlich ist.

_Auf Droge_

Mittelpunkt der Geschichte ist der Hobbyläufer Brian Harding, der dank einer ausgeklügelten Droge den legendären Boston Marathon gewinnen möchte. Eigentlich ist er nicht mehr als ein Durchschnittsläufer, doch sein Freund Christopher Johnson hat ein Dopingmittel entwickelt, das dem Läufer Kraft und Ausdauer schenkt und sich im Laufe des Marathons abbaut. Direkt nach der Ziellinie lässt sich das Mittel im Blut nicht mehr nachweisen, sodass Harding den Dopingkontrollen bedenkenlos entgegen blicken kann.
Getarnt als Fred Longer geht Harding ins Rennen. Durch die Droge aufgeputscht, kann er den Start gar nicht erwarten und möchte das Rennen am liebsten von vorne weg in Angriff nehmen, doch weiß er aus eigener bitterer Erfahrung, dass er es nicht übertreiben darf. Denn jede (Über-)Anstrengung führt dazu, dass sich das Mittel schneller abbaut und könnte dazu führen, dass es nicht bis ins Ziel reicht. So ist es ihm in Berlin passiert, wo er zu schnell ins Rennen gegangen ist und kurz vor dem Ziel eingebrochen ist und viele Läufer passieren lassen musste. Das soll sich in Boston nicht wiederholen.

Per Funk hält er Kontakt zu seinem Freund Christopher, der ihn immer wieder bremsen muss, denn das Mittel macht Harding extrem übermütig. Doch dauert es nicht lange, bis Christopher sich einem viel kritischeren Problem stellen muss: Sein ehemaliger Arbeitgeber, die NSA, hat erfahren, dass er in der Stadt ist und den Boston Marathon aufmischen will. Schnell ist die NSA ihm dicht auf den Spuren, da sie noch eine Rechnung mit ihm offen hat: Denn eigentlich hatte er die Droge im Auftrag der NSA entwickeln sollen, doch bevor die Formel dafür ausgereift war, hat Christopher nach einem Schicksalsschlag die NSA verlassen und all seine Forschungsergebnisse mitgenommen. Angeführt von Rachel Parker rückt das Team der NSA dem ehemaligen Kollegen schnell immer dichter auf die Pelle, bis dieser zu einem letzten Rettungsanker greifen muss …

Brian Harding alias Fred Longer spult derweil Kilometer um Kilometer ab. Als die NSA jedoch davon ausgehen muss, die Formel für die Wunderdroge nur noch in seinem Blut zu finden, beginnt eine atemberaubende Hatz auf den Marathonläufer – immer live verfolgt von Fernsehkameras, da Longer sich inzwischen an die Spitze des Feldes gesetzt hat und entsprechend große mediale Aufmerksamkeit erhält. Die Anschläge auf den Läufer werden allerdings immer perfider, immer gefährlicher, sodass Longer nicht nur fürchten muss, dass sich das Wundermittel in seinem Blut zu schnell abbaut, sondern dass die NSA ihn noch vor der Ziellinie schnappen kann …

_Atemlose Hatz_

Das Hörbuch von „Boston Run“ verspricht 345 Minuten Hochspannung. Obwohl die Lesung ungekürzt ist, gibt es keinerlei Längen. Die Geschichte setzt direkt vor dem Start zum Boston Marathon an, wenn Brian Harding sich das Wundermittel spritzt und sich in Fred Longer verwandelt. Und schon fiebert man als Zuhörer genau wie Longer dem bevorstehenden Start entgegen. Zunächst spaltet sich die Geschichte in zwei Handlungsstränge auf: Einmal begleiten wir Fred Longer auf seinem Weg vom Start in Hopkinton nach Boston und werden Zeuge seiner Gespräche mit Christopher Johnson. Hier erfahren wir recht schnell, mit welchen Mitteln Longer den Marathon gewinnen und auf sich aufmerksam machen will. Und wir hören, welche Ziele Johnson verfolgt, um sein Mittelchen zu Geld zu machen. In einem zweiten Handlungsfaden betreten wir das Studio des regionalen Fernsehsenders, der live vom Boston Marathon berichtet und alle wichtigen Läufer genau unter die Lupe nimmt. Den zwei Kommentatoren entgeht nichts und so werden sie auch schnell auf den ungewöhnlichen Läufer Fred Longer aufmerksam, von dem sie vorher noch nie etwas gehört hatten. Schnell kommt ein dritter Handlungsstrang hinzu, der sich um die NSA dreht. Hier werden wir Zeuge, wie Rachel Parker ihrem ehemaligen Kollegen Johnson auf die Spur kommt und recht schnell eine Ahnung davon hat, wo dieser sich verstecken könnte.

Im Laufe der Geschichte wechseln wir zwischen diesen einzelnen Handlungssträngen hin und her, werden mal Zeuge, wie die NSA Christopher Johnson umkreist und wie dieser die Gespräche über Funk mit seinem Freund Brian Harding einstellen muss, erfahren dann, wie die Fernsehreporter das spannende Geschehen beim Marathon beurteilen und müssen schließlich miterleben, wie Fred Longer – komplett auf sich allein gestellt – den perfiden Angriffen der NSA ausweichen muss. Passend zum Marathon, wo die Spitzenläufer immer mal wieder das Tempo erhöhen und an ihren Konkurrenten vorbeiziehen, schlägt auch Frank Lauenroth ein immer höheres Tempo an. In rasantem Wechsel springen wir von einer Szenerie zur nächsten und müssen diesen Schauplatz dann meist im spannendsten Moment wieder verlassen, weil Lauenroth uns zur nächsten Szene mitreißt. Zeit zum Luftholen bleibt kaum, Zeit für eine Hörpause erst recht nicht. Hat man das Hörbuch einmal begonnen und ist in der Geschichte versunken, möchte man die 345 Minuten am liebsten am Stück hören. Und eins ist sicher: Dafür benötigt man nicht ansatzweise so viel Ausdauer wie für einen Marathon, zumal uns Frank Lauenroth im Ziel seines Romans mit einem fulminanten Ende belohnt, das dem Zuhörer mit großer Sicherheit ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte.

Auch die Figuren gefallen gut. Da wäre einmal der Hobbyläufer Brian Harding, der nun den Höhepunkt seiner Sportlerkarriere vor Augen hat – den Sieg bei einem großen Marathon. Diesen Wunsch kann ihm wohl jeder Hobbyläufer nachfühlen, auch wenn man selbst froh wäre, überhaupt die ganze Strecke durchhalten zu können. Und so fiebert man von Minute zu Minute immer mehr mit Harding mit. Er wird nicht nur für die Fernsehreporter zum Liebling des Tages, sondern auch zum Helden für den Zuhörer, da er immer wieder den Anschlägen der NSA ausweichen muss. Ihm gegenüber steht der Tüftler Christopher Johnson, der extrem intelligent ist und entsprechend das Zeugs dafür hat, eine solche Wunderdroge zu entwickeln. So wundert es nicht weiter, dass er menschlich etwas unnahbar wirkt, da Lauenroth ihn eben verständlicherweise als „Laborratte“ charakterisiert. Die dritte Hauptfigur ist Rachel Parker, die ganz offensichtlich noch eine Rechnung mit ihrem ehemaligen Kollegen offen hat und die ihn an dem Tag des Marathons daher unbedingt finden und zur Rede stellen will. Als dies nicht mehr möglich scheint, macht sie umso erbarmungsloser Jagd auf Fred Longer, was sie als ziemlich taffe und rücksichtslose Karrierefrau wirken lässt. Doch so eindimensional, wie es scheinen mag, ist Rachel Parker gar nicht. Aber hierzu möchte ich nicht mehr verraten außer, dass Frank Lauenroth uns im Laufe der Geschichte noch zeigen wird, wie sehr der erste Schein bei Rachel Parker trügt.

_(Hochge-)Steck(t)_

Johannes Steck ist mir als Hörbuchsprecher bereits bekannt, da er nicht nur die spannenden Romane von Simon Beckett eingelesen hat, sondern auch zahlreiche Romane von Markus Heitz. Sein Name weckt daher hohe Erwartungen, doch diese kann er vollauf erfüllen! Gekonnt schlüpft er in die verschiedenen Rollen, spricht den konsequent laufenden Fred Longer genauso überzeugend wie den eigenbrötlerischen Christopher Johnson oder die aufgeregte Fernsehreporterin. Am beeindruckendsten fand ich Stecks schauspielerische Leistung immer dann, wenn wir ins Fernsehstudio geschaltet haben und er den Dialog zwischen den beiden Fernsehkommentatoren (eine weiblich, einer männlich) nachgesprochen hat – und wer häufig Sportereignisse im Fernsehen verfolgt, weiß, wie übertrieben aufgeregt, genau analysierend und beschreibend die Kommentatoren reden. Dies überzeugend – auch noch in wechselnden Rollen zweier Kommentatoren – nachzuspielen, ist sicherlich alles andere als einfach. Daher Hut ab vor Johannes Steck, der diese schwierigen Sprechsituationen bestens meistert und genau die angespannte Stimmung bei solchen Sportereignissen nachstellt. Sehr routiniert verleiht er all den verschiedenen Rollen seine Stimme und überzeugt dabei auf ganzer Linie. Seinem Vortrag merkt man an, dass er sein Fach (nämlich das Schauspielern) gelernt hat!

_Am Ziel_

Das vorliegende Hörbuch zum ohnehin schon sehr spannenden „Boston Run“ hat mich begeistert. Johannes Steck trägt auch schwierige Sprechrollen überzeugend vor und schafft es, in seinem Vortrag stets die richtigen Töne zu treffen und die passende Stimmung zu erzeugen. Beim Zuhören kann man vollkommen in der Geschichte versinken und sich von Steck nach Boston entführen lassen. Die fünf CDs sind viel zu schnell durchgehört!

|5 Audio-CDs
Spieldauer: 345 Minuten, 73 Tracks (ungekürzt)
Gelesen von Johannes Steck
ISBN: 978-3-941297-09-8|
[www.sportwelt-verlag.de]http://www.sportwelt-verlag.de

Eine Hörprobe bietet der Verlag [hier]http://www.sportwelt-verlag.de/Leseproben/Boston%20Run%20Demo.mp3 an.

Zu bestellen ist das Hörbuch beim Verlag unter [dieser Adresse]http://www.sportwelt-verlag.de/buechershop/product_info.php?info=p29_Boston-Run—8211–Der-Marathon-Thriller–Hoerbuch-.html

_Frank Lauenroth bei |Buchwurm.info|:_
[„Simon befiehlt“ 2478
[„Boston Run“ 5434

Ransom, S. C. – Nur ein Hauch von dir (Small Blue Thing 1)

_|Small Blue Thing|-Trilogie:_

Band 1: _“Nur ein Hauch von dir“_
Band 2: „Perfectly Reflected“ (noch ohne dt. Titel)
Band 3: „Scattering Like Light“ (01.01.2012, noch ohne dt. Titel)

_Inhalt_

Alex findet im Wasser der Themse einen silbernen Armreif. Als sie ihn putzt, fällt ihr schon auf, dass der Armreif sonderbar ist. Es sieht immer so aus, als würde zwischendurch ein Schatten über den Schmuckstein huschen. Als sie sich das Armband ums Handgelenk streift, sieht sie eine Erscheinung von einem wunderhübschen Jungen. Sie kann die Augen gar nicht von ihm lassen und ist sofort verliebt. Es scheint so, als ob der Junge auch Interesse an ihr hätte, doch wo genau kommt er her und wieso kann sie ihn sehen? Ist das der Beginn einer tollen Liebesgeschichte?

_Kritik_

„Nur ein Hauch von dir“ von S. C. Ransom ist die Liebesgeschichte eines Teenagers. Das Buch ist einfach geschrieben, die Sätze sind nicht allzu lang. Beim Lesen fliegen die Seiten nur so dahin. Zu Beginn zieht es sich ein wenig, bis endlich etwas Aufregendes passiert. Aber danach mag man das Buch gar nicht mehr zur Seite legen, da man gerne wissen möchte, wie es weitergeht. Die Kapitel sind nicht sehr lang und das Ende eines jeden Kapitels ist so gewählt, dass sich eine gewisse Spannung aufbaut und man geneigt ist, ohne Pause ins nächste Kapitel zu starten.

Die Protagonistin Alex ist mir sehr sympathisch, aber auch etwas langweilig. Der Junge namens Callum, den sie durch den Armreif kennenlernt, ist dagegen nicht so leicht zu durchschauen. Man weiß ja auch erst gar nicht, woher er kommt und wieso sie ihn überhaupt sehen kann. Als er seine Geschichte erzählt, wird die Sache deutlicher und auch ihm wird dadurch eine gewisse Sympathie zuteil. Komisch finde ich allerdings, dass die beiden sich bereits nach einigen „Treffen“ die Liebe gestehen. Im Buch kommen des Öfteren irgendwelche großen Liebesschwüre vor, so dass es etwas schnulzig rüberkommt. Mir ging es da etwas zu schnell zur Sache, denn Alex ist ja noch sehr jung.

Sehr fesselnd fand ich den Schluss. Die letzten hundert Seiten habe ich dann in einem Rutsch gelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, ob und wie sich die beiden dann letztendlich „bekommen“. Enttäuschend war das Ende nicht, aber man hätte etwas mehr rausholen können.

_Autor_

S. C. Ransom arbeitet als Headhunterin in London, doch auf dem Weg ins Büro und an den Abenden ist sie Schriftstellerin. Ihr erster Roman „Nur ein Hauch von dir“ war ein Geschenk zum zwölften Geburtstag ihrer Tochter und entstand zu großen Teilen unterwegs auf ihrem Smartphone. S. C. Ransom lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Surrey, England. (Verlagsinfo)

_Fazit_

„Nur ein Hauch von dir“ von S. C. Ransom ist alles in allem eine gelungene, romantische und fantasievolle Geschichte. Für Leser ab 12 Jahren zu empfehlen. Wahrscheinlich ist sie eher was für Teenager als für Erwachsene, da die Autorin diese ja für ihre 12-jährige Tochter geschrieben hat. Aber mir hat sie auf jeden Fall auch gefallen.

|Gebunden: 375 Seiten
Originaltitel: Small Blue Thing 1
ISBN-13: 978-3596854509|
[www.fischerschatzinsel.de]http://www.fischerschatzinsel.de

_Nadine Stifft_

Diamond, Lucy – Diät-Pralinen

_Inhalt_

Lauren, Maddie und Jess kennen sich noch nicht, aber alle haben ein Problem mit ihrem Gewicht und fangen aus unterschiedlichen Gründen eine Diät an. Lauren ist Besitzerin einer Partnervermittlung und fühlt sich einfach unwohl mit ihren vielen Kilos. Nach ihrer Scheidung möchte sie sich endlich mal wieder verlieben, aber wie soll das gehen, wenn sie sich nicht gut fühlt? Maddie arbeitet bei einem Radiosender und die hübsche Kollegin Collette ruft in ihrer Sendung eine Kampagne aus, wobei Maddie zu einer Abnehm-Gruppe gehen soll, um ihren Pfunden zu Leibe zu rücken. Und Jess will demnächst heiraten und einfach hübsch in ihrem Brautkleid aussehen, somit beginnt sie eine Diät. Alle drei treffen sich in der FatBusters Abnehm-Gruppe und werden schnell Freundinnen …

_Kritik_

„Diät-Pralinen“ von Lucy Diamond ist ein toller und gefühlvoller Roman. Er ist flüssig zu lesen und in einer einfachen Sprache geschrieben. Jedes Kapitel hat eine Überschrift und es ist angegeben, von welcher der drei sympathischen Protagonistinnen das jeweilige Kapitel handelt. Die Kapitel werden jeweils aus der Sicht von Lauren, Maddie oder Jess in der Ich-Form erzählt. Zuerst fällt es dem Leser etwas schwer, den Überblick zu behalten, wer nun wo arbeitet und aus welchen Gründen abnehmen will. Nach ein paar Kapiteln aber kann man die drei Damen sehr gut unterscheiden. Die Charaktere erzählen alle ihre eigene Geschichte, die sich nach und nach zu einer eigenen zusammenfügt, da Lauren, Maddie und Jess sich kennenlernen und immer mehr voneinander erfahren und ihre Freizeit miteinander verbringen. Sie werden Freundinnen.

Alle drei Protagonistinnen werden anschaulich und lebensnah beschrieben. Das Problem, welches alle drei teilen, macht sie noch sympathischer. Man erlebt, welche Gefühle, Ängste und Probleme sie beim Abnehmen haben. Es gibt Hochs und Tiefs in der Geschichte, die man selber mitfühlen kann. Die Familien oder Bezugspersonen werden mit eingeflochten, sodass sich ein gut nachzuvollziehendes Gesamtbild ergibt.

Lauren hat eine Partnervermittlung, ist aber selber geschieden und ziemlich einsam. Sie findet sich zu dick und meint, dass sie so niemals wieder einen Partner bekommen kann. Sie geht zu der Gruppe FatBusters, wo sie auf Maddie und Jess trifft. Maddie arbeitet in einem Radiosender und wird durch eine Kampagne zu der Gruppe geschickt, um diese zu testen. Allgemein findet sie sich aber auch zu dick und die Idee an sich nicht schlecht. Außerdem fängt sie an ins Fitnessstudio zu gehen, wo ihre Mutter für sie einige Probemonate gebucht hat. Sie berichtet im Radio über ihre Erfahrungen. Auch Jess will abnehmen, denn sie wird bald heiraten. Ihr Verlobter Charlie ist allerdings nicht sehr nett zu ihr und kommt sehr unsympathisch rüber. Alle raten ihr ab, ihn als Mann zu nehmen, worüber sie erstmal total sauer ist. Sie sieht nur das Gute in ihm.

Alles sind gute Gründe, um abzunehmen, aber man sollte es vor allem für sich und seine Gesundheit tun und nicht, um in ein Brautkleid zu passen, einen Partner zu finden oder wegen einer Radiosendung. Im Laufe der Geschichte merkt man allerdings, dass sich die Beweggründe und auch die Charaktere ein wenig verändern. Es wird positiver und man merkt, wie es ihnen allen drei guttut, etwas für sich zu tun. Für sich und keinen anderen. Außerdem finden sie durch die FatBusters- Gruppe Freundinnen, die mit ihnen durch dick und dünn gehen.

Mich haben alle drei Geschichten berührt. Es ist frisch und manchmal auch lustig oder traurig geschrieben, die Charaktere werden deutlich dargestellt und sind überzeugend. Die Problematik „Essstörung“ wird interessant verpackt und vielleicht wird einigen sogar dadurch Mut gemacht.

_Autor_

Lucy Diamond stammt aus Nottingham und hat für das Fernsehen und diverse Verlage gearbeitet. Seit ihren ersten erfolgreichen Kinderbüchern widmet sie sich heute nur noch dem Schreiben. Zusammen mit ihrem Mann und den drei Kindern lebt Lucy Diamond in der Nähe von Bath. Der nächste Roman ist bereits in Vorbereitung. (Verlagsinfo)

_Fazit_

„Diät-Pralinen“ von Lucy Diamond ist eine gefühlvolle und lebensnahe Erzählung. Ich fand sie spannend und würde sie jedem empfehlen. Besonders aber, wenn man selber mit diesem Thema zu kämpfen hat, ist sie interessant.

|Taschenbuch: 384 Seiten
Originaltitel: Sweet Temptations
Übersetzt aus dem Englischen von Nicole Seifert
ISBN-13: 978-3499256073|
[www.rororo.de]http://www.rororo.de

_Nadine Stifft_

Johnson, Ronald – Glutroter Horizont

_Das geschieht:_

Journalist Joe Lennard ist nur selten im heimatlichen London anzutreffen. Lieber hält er sich dort auf, wo just etwas los ist auf dieser Welt. Augenblicklich macht er jedoch Urlaub auf den Bahamas. Er hat die „Shark“, das Boot des alten Moses Mackay gechartert. Die beiden Männer kreuzen die karibische See.

Lennard möchte dem einsamen Atoll Bravo Key einen Besuch abstatten. Hier werden Moses und er von einem Hurrikan überrascht und müssen Unterschlupf in den Höhlen der kleinen Insel suchen. Während das Unwetter tobt, wird die „Firestreak“ auf die Klippen geworfen. Lennard und Moses können sechs Männer und eine Frau retten.

Damit ist es vorbei mit der Ruhe im Tropenparadies. Kapitän Carlos Camenidas und seine Leute entpuppen sich als bis an die Zähne bewaffnete Exilkubaner, die sich auf ihre Heimatinsel einschleichen wollen, um dort eine Konterrevolution gegen den verhassten Fidel Castro anzuzetteln.

Ein irrwitziger Plan, der Lennard misstrauisch stimmt, zumal er in Camenidas einen Castro-Anhänger wiederzuerkennen glaubt, dem er vor Jahren auf Kuba begegnet war. Ist der Kapitän ein Doppelagent? Lennard ist abgelenkt, denn da ist noch die junge Belle Brannigan, die mit den Männern reist. Sie ist von Camenidas und seinem Plan überzeugt, aber trotzdem nicht abgeneigt, sich in Lennard zu verlieben. Das sieht Caminidas gar nicht gern.

Die Motoren der „Firestreak“ sind defekt, also lässt Camenidas kurzerhand die „Shark“ besetzen. Lennard und Moses können flüchten. Sie planen den Kampf gegen die Piraten. Dabei müssen sie nicht nur wegen der feindlichen Überzahl vorsichtig sein, denn Camenidas hat inzwischen Belle von der Geliebten zur Geisel degradiert …

|Große Gewehre auf kleiner Insel|

Terror und Tod auf einer einsamen Tropeninsel: Wahrlich kein neuer Einfall, der hier freilich gut umgesetzt wurde. Der Kontrast zwischen dem paradiesischen Eiland und dem Kampf auf Leben und Tod ist freilich reizvoll und wird effektvoll genutzt. Ein Wirbelsturm, tiefe Höhlen, hohe Klippen, ein uraltes Fort aus bunter Piratenzeit: Johnston gelingt es, die Kulisse voll in den Dienst der Handlung zu stellen. Zu Lande und zu Wasser wird gerauft und geschossen (sogar ein Düsenjäger greift an), wobei das Meer zusätzlich von unfreundlichen Kreaturen bewohnt wird, die spannungsfördernd ins Geschehen eingreifen.

Anspruchsvoll ist unsere Geschichte nicht, aber es macht Spaß sie zu lesen. Man wird durchaus an die karibischen Episoden diverser James-Bond-Klassiker oder anderer Action-Streifen der 1960er Jahre erinnert, was sicherlich vom Verfasser gewollt ist. Die geradlinige Handlung und die wohldosierten Landschaftsbeschreibungen lassen vor dem geistigen Auge des Lesers sowieso einen Film ablaufen.

|Nicht denken, sondern handeln|

Unzweifelhaft ein (unvermuteter) Pluspunkt: die Figurenzeichnung. Sie fällt wesentlich vielschichtiger aus, als man es in einem simplen Abenteuerroman vermuten würde. Zwar ist Joe Lennard der rasende Reporter schlechthin; ein einsamer Wolf, der die Welt durchstreift und sich fürchtet, von einer Frau ‚angebunden‘ zu werden. Praktisch (aber logisch begründet) ist natürlich die Nahkampfausbildung aus Kriegszeiten, die auf Bravo Key eindrucksvoll zum Einsatz kommt.

Gleichzeitig sind Lennard Selbstzweifel und Schwächen nicht fremd. Gewalt erfüllt ihn mit Skrupeln, die nur der Selbsterhaltungstrieb überwinden kann. Außerdem hegt er trotz erheblicher Kritik mehr Sympathie für Fidel Castro und seine Sache, als es für einen braven angelsächsischen Kommunistenfresser dieser Ära üblich ist.

Lennard und der alte Moses Mackay sind Freunde und Kampfgefährten ohne peinliche Verbrüderungsobsessionen. Heutzutage fallen Passagen auf, die einzig dem Zweck dienen, zu verdeutlichen, dass „Neger“ (das durfte man damals noch sagen) und „Weiße“ einfach nur Menschen sind. In den 1960er Jahren war das noch längst keine Selbstverständlichkeit.

|Schöne Frau und nicht gar zu hässlicher Schurke|

Pech hat Belle Brannigan, denn die weibliche Gleichberechtigung war noch nicht ganz so weit. Abenteuerlustig ist sie, aber in die Karibik reist sie wahlweise als Geliebte oder Gefangene diverser starker Männer. Hier und da darf sie ihren Unmut über diverse Ungerechtigkeit äußern, aber dabei ist sie meist gefesselt sowie leicht beleidigt und läuft über den Sand davon, wobei der Verfasser ihre körperlichen Vorzüge zur Geltung kommen lässt.

Carlos Camenidas ist als Figur eine echte Überraschung. Er tritt entschlossen und rücksichtslos auf, aber ein menschenverachtender Fanatiker ist er nicht. In einem langen Rückblick schildert Johnston seinen traurigen Werdegang im korrupten, von mörderischer Geheimpolizei tyrannisierten Vor-Castro-Kuba. Camenidas ist der Repräsentant derer, die sich von der Revolution tatsächlich Gerechtigkeit erhofften. Dass sie den einen Diktator (Battista) gegen einen anderen (Castro) eintauschten, blieb ihnen unklar – sie wollten es eigentlich auch gar nicht wissen.

Nichtsdestotrotz endet für Camenidas dieses Abenteuer mit einer Niederlage, aber immerhin nicht mit jenem möglichst scheußlichen Tod, den ihm Hollywood als ‚gerechte Strafe‘ zweifellos reserviert hätte. Solche Ausgewogenheit vollendet den günstigen Eindruck, den dieser von der Zeit bzw. seinen Lesern längst vergessene aber unterhaltsame Roman hinterlässt.

_Autor_

Ronald Johnston (geb. 1926) ist viele Jahre für die britische Handelsmarine zur See gefahren. Diese Erfahrungen fließen in seine Abenteuerromane ein, die stets mit dem Wasser zu tun haben. Bekannt geworden ist er mit einer Serie über die Erlebnisse der fiktiven „Inoco-Oil-Company“-Tankerflotte, was in diesen politisch bzw. ökologisch korrekten Zeiten wohl kaum noch möglich wäre.

Dieser Johnston ist übrigens der Vater von Paul Johnston, der ebenfalls Schriftsteller geworden ist und dem sein Durchbruch mit der orwellschen Krimi/Science-Fiction-Serie um den schottischen Ermittler Quintilian Dalrymple gelang.

|Taschenbuch: 151 Seiten
Originaltitel: Red Sky in the Morning (London : Collins 1965)
Übersetzung: Hans-Ulrich Nichau|
[www.randomhouse.de/goldmann]http://www.randomhouse.de/goldmann

Jack Slaughter 15: Bedrohung aus dem All

_|Jack Slaughter|:_

Folge 1: [„Tochter des Lichts“ 5532
Folge 2: [„Tochter des Lichts 2: Professor Dooms Erwachen“ 5552
Folge 3: „Das Tor zur Hölle“
Folge 4: [„Virus in Jacksonville“ 6065
Folge 5: [„Am Ende der Welt“ 6079
Folge 6: [„Im Land der Vampire“ 6082
Folge 7: „Dr. Jekyll und Mrs. Hyde“
Folge 8: „Das Herr der Finsternis“
Folge 9: „Die Wurzel des Bösen“
Folge 10: [„Werwolf im Schafspelz“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6386
Folge 11: [„Im Haus des Todes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6508
Folge 12: [„Der dämonische Hellseher“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6741
Folge 13: „Der Ponyhof des Grauens“
Folge 14: [„Draculas großes Comeback“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7144
Folge 15: _“Bedrohung aus dem All“_

_Die Handlung:_

Ein Meteorit ist in Jacksonville eingeschlagen. Die Regierung versucht etwas zu vertuschen. Als nach und nach die Kämpfer für das Gute nicht mehr sie selbst sind, wird eines klar: Die Körperfresser sind gelandet! Nur Bob, der eigentlich Robert Stark heißt und ein erfahrener Weltraum-Cop ist, kann die Gefahr aus dem Weltraum abwenden. Doch reicht ein einzelner Mann aus, um gegen eine ganze Armee von Gehirnsoldaten anzutreten? (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Die Serie zeigt endlich wieder, dass sie auch lustig kann. Zwischen Beauty-Tipps der toten Grandma, ein langes, aber echt witziges „Ich packe meinen Koffer …“-Spiel von Professor Doom und einen Im-Schlaf-Sprecher („Du erinnerst mich an meine Mutter … das macht mich irgendwie geil“) stopfen die Macher dieses Hörspiels jede Menge dummer Sprüche und unnötige, aber lustige Bemerkungen.

Da macht es gar nichts, dass diesmal nicht Jackie Slaughter die Welt rettet, wie auch, es sind ja fast alle Beteiligten von außerirdischen Gehirnsoldaten übernommen worden, sondern Professor Doom himself. Der will es sich nämlich von Außerirdischen nicht nehmen lassen, die Welt zu zerstören. Aber eine Handlung gibts tatsächlich in dieser Folge, auch wenn die natürlich nicht allzu breit gefächert ist. Schließlich gehts ja um Blödsinn und nicht um Tiefsinn.

Nur wenig trübt den Schwachsinns-Spaß der „Bedrohung aus dem All“, die diesmal kein Horror, sondern Science-Fiction ist. Michael Pan kling als Piet gewohnt roboterhaft, auch nachdem er von den Außerirdischen übernommen wurde, ändert sich das nicht. Und im Ballettstudio, das auch ein Solarium ist, brummen die ganze Zeit die Solarien penetrant ins Ohr des Hörers, dass es wirklich unangenehm ist.

|Die Sprecher und ihre Rollen:|

Erzähler: Till Hagen
Tony Bishop: David Nathan
General Wilson: Sven Plate
Jack Slaughter: Simon Jäger
Dr. Kim Novak: Arianne Borbach
Bob: Andy Matern
Robert „Bob“ Stark: Dietmar Wunder
Piet: Michael Pan
Lloyd Skinner: Lutz Mackensy
Jean-C. Van Helsing: Thomas Nero Wolff
White Silk: Ulrike Stürzbecher
Grandma Abigail: Gisela Fritsch
Dog Hurley: Lutz Riedel
Flopper: Delphin Mitzi
Professor Doom: K. Dieter Klebsch
Basil Creeper: Rainer Fritzsche
Computer: Cathleen Gawlich
Mr. Ming: Fang Yu

|Technik-Credits:|

Idee, Konzeption & Story: Lars Peter Lueg
Dialogbücher: Devon Richter & Nikola Frey
Musik, Arrangements, Instrumente: Andy Matern
Weitere Gitarren: Stefan Ellerhorst
Regie, Produktion & Dramaturgie: Lars Peter Lueg
Aufnahmeleitung: Anno Storbeck
Artwork: Alexander Lux, torius
Product Management: dp

|Die Ausstattung:|

Die in EUROPA-Gruselserien-Neontönen bedruckte CD steckt in einem Jewel-Case. Im farblich dazu passend gehaltenen Booklet finden wir die Rollen und ihre Sprecher, die Cover der bislang erschienen Folgen sowie die Technik-Credits. Außerdem wird uns erklärt, aus welchen energierückgewinnenden Gründen Außerirdische so gern mit Kühen experimentieren.

_Mein Fazit:_

Kein Horror, sondern Science-Fiction. Nicht Jackie Slaughter, sondern Professor Doom. Nicht langweilig, sondern saukomisch. So ist diese Folge der Serie, die wieder richtig zugelegt hat und diesmal gern noch ein wenig länger hätte blödeln dürfen.

|Audio-CD: ca. 59 Minuten Spielzeit
Empfohlen ab 12 Jahren
UPC: 0602527615882|
[www.jack-slaughter.de]http://www.jack-slaughter.de
[www.lpl.de]http://www.lpl.de
[Myspace-Website]http://www.myspace.com/jackslaughtertochterdeslichts
[www.folgenreich.de]http://www.folgenreich.de
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Heitmann, Tanja – Traumsplitter

_Die Fotografin Ella Johanson_ ist in der Hafenstadt Sandfern aufgewachsen, bis ihre Eltern das Weingut ihrer Großeltern in Australien übernommen haben. Ella hat Sandfern und vor allem den magischen Garten ihrer Tante immer vermisst und so kehrt Ella an die Stätte ihrer Kindheit zurück. Doch alles kommt anders als erwartet. Ihr Halbbruder sollte einen Verwalter einstellen, um die Villa ihrer Tante in Schuss zu halten, doch dies ist nie geschehen und so muss Ella eine heruntergekommene Villa beziehen und renovieren. Lediglich der märchenhafte Garten, zwar verwildert, ist ihr Lichtblick. So bleibt Ella und stellt sich den Herausforderungen.

Auch ein handwerklich begabter Untermieter ist schnell gefunden, der umwerfend gut aussehende und charmante Gabriel. Schnell fühlt Ella sich zu Gabriel hingezogen und in den flirrend heißen Sommernächten beginnt sie, von ihm zu träumen. Doch dann muss sie feststellen, dass Gabriel tatsächlich den Weg in ihre Träume kennt und dafür einen hohen Preis zu zahlen hat. Bald ist auch Ella in Gefahr und der Boden unter ihr droht wie Glas zu zersplittern …

_Kritik_

In „Traumsplitter“ spielt, wie auch schon in Tanja Heitmanns Romanen wie „Nachtglanz“ und „Morgenrot“, ein Dämon eine zentrale Rolle. Ein Inkubus, ein männlicher Traumdämon, ermöglicht die Reise in fremde Träume, verlangt aber auch einen sehr hohen Preis für diese Gabe.

Tanja Heitman bedient sich einem außerordentlich flüssig zu lesendem Schreibstil, dem der Leser leicht über die 464 unterhaltsamen Seiten folgen kann. Geschickt wurden Fantasyelemente in eine Geschichte um eine junge Frau eingewoben, die sich jederzeit so ereignen könnte. Bildgewaltig und mit viel Liebe zum Detail, werden die Schauplätze und die Handlung beschrieben. Besonders der märchenhafte Garten Ellas verstorbener Tante liegt dabei im Fokus, dieser spielt unter anderm auch eine zentrale Rolle in Ellas Träumen. Ein feiner Spannungsbogen wurde von der Autorin geschickt in die Geschichte eingewoben. Bereits mit der ersten Begegnung von Ella und Gabriel steigt dieser langsam aber konstant an. Besonders das Geheimnisvolle um Gabriel trägt zur Spannung bei. Stetig entwickelt sich der Spannungsbogen weiter und zieht zum Showdown noch einmal kräftig an. Ebenso schafft es die Autorin, die Stimmungen in „Traumsplitter“ glaubwürdig weiterzugeben. So hat der Leser die Möglichkeit die Geschichte nicht nur miterleben, sondern fühlt und träumt auch mit. An sich wirkt das Ende in „Traumsplitter“ abgeschlossen, irgendwie bleibt aber auch noch Raum zum Weiterspinnen oder sogar einen weiteren Roman um den Inkubus. Das Zusammenspiel der verschiedenen realen und fantastischen Elemente ist ausgeklügelt und harmonische zusammengefügt.

Aus der Perspektive einer beobachtenden dritten Person werden die Ereignisse erzählt. Der Beobachter konzentriert sich dabei nicht auf Ella allein, auch Gabriel lernt der Leser sehr gut kennen. Oft ist der Leser Ella dabei etwas im Voraus und begreift schneller, was es mit Gabriel auf sich hat. Schnell fiebert der Leser so mit dem „Traum“-Paar und hofft, dass zum Ende doch alles gut ausgeht.

Die Darsteller sind allesamt sehr eindrucksvoll und vor allem glaubwürdig skizziert. Besonders die Protagonisten sind äußerst sympathisch und liebenswert. Die Entwicklungen, der sich die einzelnen Charaktere unterziehen, wirken begründet und realistisch. Aussehen und Charaktereigenschaften sind bei allen Darstellern vorhanden. Schnell kann der Leser sie einzeln zuordnen. Auch sucht der Leser vergebens nach überflüssigen Figuren, da alle das Ihre zum Geschehen beisteuern.

Für Ella läuft erst einmal alles ganz anders, als sie es sich vorgestellt hat. Sie stellt sich tatkräftig allen Hindernissen und nicht nur die Instandsetzung der traumhaften Villa gelingt ihr so mithilfe ihrer Freunde. Mutig kämpft Ella für ihr Glück und auch um das der Menschen, die ihr am Herzen liegen.

Gabriel wirkt sehr geheimnisvoll, vor allem auf Ella. Ein düsteres Geheimnis und der Preis den Gabriel zu zahlen hat sind stimmig konzipiert.

Neben Ella und Gabriel spielt auch Ellas Neffe Kimi (Konstantin) eine zentrale Rolle. Ella kennt ihn nur als schüchternes und sehr zurückhaltendes Kind und lernt nun den pubertierenden Kimi kennen. Durch sein auffälliges Aussehen will der Jugendliche provozieren und schafft dies auch zumeist. Hinter seiner Maske verbirgt sich aber auch ein sehr hilfsbereiter und sensibler junger Mann, den die Leser in Handumdrehen ins Herz schließen dürften.

Auch die Neben- und Randfiguren bringen verschiedenen Eigenschaften, die diese ausmachen und zu der Geschichte beitragen.

Das Cover ist absolut gelungen. Auf silbernem Hintergrund sind pinke Zeichnungen, die Bezug auf das Geschehen nehmen, abgebildet. Es ist wunderschön anzusehen. Eine kleine Zeichnung findet sich auch an den Kapitelanfängen wieder.

_Autorin_

Tanja Heitmann wurde 1975 in Hannover geboren und arbeitet in einer Literaturagentur. Sie lebt mit ihrer Familie auf dem Land. Ihr Debütroman „Morgenrot“ war ein sensationeller Erfolg und stand monatelang auf den Bestsellerlisten. Zuletzt bei Heyne erschienen: „Nachtglanz“.

_Fazit_

„Traumsplitter“ von Tanja Heitmann überzeugt neben einer realistischen Geschichte durch die fein eingestreuten Fantasyelemente. Besonders, da es sich hier um einen Roman handelt, der trotz der Fantasy nicht zu abgehoben wirkt. Das macht „Traumsplitter“ aus.

Zauberhaft hat Tanja Heitmann die Umgebung, in der „Traumsplitter“ spielt, entwickelt. Allein der märchenhafte Garten von Ella lädt zum Verweilen und Träumen ein. Aber nicht nur die zauberhafte Umgebung punktet, auch die sympathischen Charaktere, das sommerliche Flair und der abwechslungsreiche Plot verdienen Anerkennung.

Ich war von „Traumsplitter“ wahrhaft fasziniert und kann diesen Roman nur weiter empfehlen! Besonders weil dieser Roman nicht genretypisch düster war, sondern mit einer gewissen schon fast greifbaren sommerlichen Leichtigkeit punktet, wird „Traumsplitter“ zu etwas Besonderem.

|Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
ISBN-13: 978-3453266124|
[www.randomhouse.de/heyne]http://www.randomhouse.de/heyne

_Tanja Heitmann bei |Buchwurm.info|:_
[„Morgenrot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5865
[„Wintermond“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6345
[„Nachtglanz“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6674

Sebastian Fitzek – Der Augenjäger

_|Augen…|:_
Band 1: [„Der Augensammler“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6334
Band 2: _“Der Augenjäger“_

_Die Handlung:_

Dr. Suker ist einer der besten Augenchirurgen der Welt. Und Psychopath. Tagsüber führt er die kompliziertesten Operationen am menschlichen Auge durch. Nachts widmet er sich besonderen Patientinnen: Frauen, denen er im wahrsten Sinne des Wortes die Augen öffnet. Denn bevor er sie vergewaltigt, entfernt er ihnen sorgfältig die Augenlider. Bisher haben alle Opfer kurz danach Selbstmord begangen.

Aus Mangel an Zeugen und Beweisen bittet die Polizei Alina Gregoriev um Mithilfe. Die blinde Physiotherapeutin, die seit dem Fall des Augensammlers als Medium gilt, soll Hinweise auf Sukers nächste „Patientin“ geben. Zögernd lässt sich Alina darauf ein – und wird von dieser Sekunde an in einen Strudel aus Wahn und Gewalt gerissen … (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Wer den „Augensammler“ nicht kennt, sollte sich im Vorfeld überlegen, ob er nicht doch erst das erste Buch aus der Zorbach-Reihe liest oder sich von Simon Jäger vorlesen lässt. Denn ein Zurück gibt es nach ein paar Minuten nicht mehr, wobei, schon, aber ein sehr langweiliges Zurück. Gleich zu Anfang des Hörbuchs wird nämlich „Der Augensammler“ noch einmal kurz zusammengefasst und die Lösung nebst Stellungnahme des Täters bekanntgegeben. Wirklich abgeschlossen war der Teil ja nicht, denn Zorbach selbst war ins Visier des Täters geraten und sein Sohn war entführt worden. Von daher hat der Hörer mit Vorkenntnissen das Gefühl, es ginge direkt weiter und der Zugereiste ist nach der kurzen Einleitung auch auf dem gleichen Stand.

Wir lernen erst kurz den „Augenjäger“ kennen, bevor sich Zorbach erstmal weiter mit dem „Augensammler“ befassen muss. Den Teil mit dem „Augenjäger“ übernimmt seine Mitstreiterin aus dem Vorgängerband, Alina Gregoriev, die den gefangenen Dr. Suker physiotherapeutisch behandeln soll. Das könnte im Prinzip auch jeder andere tun, aber man verspricht sich von ihren Berührungen wieder Visionen, mit denen sie im letzten Fall bereits helfen konnte. So haben wir also hier zwei Handlungsfäden. Alexander auf der Suche nach seinem Sohn und Alina, die der Polizei beim Kampf gegen Dr. Suker hilft, der mich direkt an Hannibal Lecter aus „Das Schweigen der Lämmer“ erinnert hat.

Und genauso geistesgestört genial, genauso verwirrend widerlich und den Hörer schon nach kurzer Zeit nicht mehr loslassend, stürzt uns der Autor dann in den Abgrund der menschlichen Psyche. Da stellt sich dem Hörer schnell die Frage: Wer ist hier eigentlich gestört? Der, dem solche Dinge einfallen und der sie dann aufschreibt oder der, der das lesen will?

Ein Hörbuch wie ein Unfall: Man weiß, dass man eigentlich nicht sehen will, was passiert ist, aber man kann einfach nicht wegsehen, weil die Faszination des Unfassbaren seinen eigenen, verstörenden Reiz hat. Und so muss der Hörer auch hier wieder viele Stunden „durchleiden“ und eine Spannung „ertragen“, die kaum noch auszuhalten ist.

Durch seine schnörkellose Erzählweise und seinen authentischen Sprachstil entfacht Fitzek einen psychologischen Flächenbrand im stockdunklen Kopfkino des Hörers. Und während man sich immer weiter ins Hörbuch und die Geschichte hineinhört, immer mehr Grausamkeiten erlebt, die so unter die (Netz-)Haut gehen, dass man eigentlich zwischendurch eine Pause einlegen sollte, um sich draußen ein paar Blümchen anzuschauen, ist man Fitzek auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

Wie immer bei Fitzek bräuchte man sich während des Hörens eigentlich gar keine eigenen Theorien zurechtzulegen, weil er sie am Ende eh wieder über den Haufen schmeißt. Aber Theorien schmieden macht Spaß, das weiß auch der Autor, also wirft er uns immer wieder ein paar gemeine Brocken hin.

_Das Hörerlebnis:_

Simon Jäger, der Fitzek-Stammsprecher, macht den Job, den man von ihm gewohnt ist: Er geleitet den Hörer ins Psycho-Kopfkino und bietet ihm Popcorn an. Nur, um ihn im Anschluss direkt an den Sitz zu fesseln und die Kopfhörer an seinen Ohren festzukleben, damit er ihm nicht mehr entkommen kann.

Beschreibende Handlung, gesprochener Text, Sprechpausen im richtigen Moment, Modulation der Stimme … Jäger beherrscht die ganze Palette und wendet sie gekonnt und immer im richtigen Moment an. Und wenn er die ganzen Grausamkeiten beschreibt, dann tut er das mit so viel widerlichem Einfühlungsvermögen, dass man am liebsten vorspulen möchte, weil das kaum zu ertragen ist.

Jäger und Fitzek bieten zusammen dem, der sich traut, ein verstörend spannendes Psycho-Erlebnis.

_Der Autor:_

Sebastian Fitzek, Jahrgang 1971, geboren in Berlin, entschied sich nach dem Studium der Rechtswissenschaften und der Promotion zum Dr. jur. gegen einen juristischen Beruf und für eine kreative Tätigkeit in den Medien. Nach dem Volontariat bei einem privaten Hörfunksender wechselte er als Unterhaltungschef und später als Chefredakteur zur Konkurrenz und machte sich danach als Unternehmensberater und Formatentwickler für zahlreiche Medienunternehmen in Europa selbständig. Er lebt in Berlin, wo er derzeit in der Programmdirektion eines großen Hauptstadtsenders tätig ist. (Verlagsinfo)

_Der Sprecher:_

Simon Jäger, 1972 in Berlin geboren, ist neben seiner Tätigkeit als Synchronsprecher auch Autor und Regisseur. Bekannt ist er unter anderem als deutsche Synchronstimme von Matt Damon („Die Bourne Verschwörung“), Heath Ledger („Brokeback Mountain“), Josh Hartnett („Pearl Harbour“, „40 Tage und 40 Nächte“) und River Phoenix („Indiana Jones III“). (Verlagsinfo)

_Die Ausstattung:_

In einer umweltfreundlichen Papp-Klappbox stecken die vier CDs in Einschubschlitzen. Innen sind große Bilder von Autor und Sprecher abgedruckt und ein paar Infos zu ihnen. Die Fotos laden zum Schmunzeln ein, blickt Sebastian Fitzek doch übertrieben mysteriös und hält die Hände wie ein Boxer (obwohl es wohl so wirken soll, als würde er seinen Mantelkragen nach oben ziehen) und Simon Jäger schaut, als hätte er ein dringendes menschliches Bedürfnis oder die Frage „Wirklich? Noch ein Foto? Habt ihr nicht langsam genug?“ im Kopf. Dazu gibt es noch ein wenig Eigenwerbung des Verlags und eine kurze Klappeninfo … und auf der Rückseite noch ein Foto von Simon Jäger mit noch mehr Infos zu ihm.

_Mein Fazit:_

Fitzek gehen die Grausamkeiten, die aus der Tiefe der gestörten menschlichen Seele entspringen, offenbar nie aus. Immer neue Einfälle zaubert er aus seinem Psycho-Hut, um den Hörer mit immer neuen Ideen zu „quälen“. Perfekt gelesen von Simon Jäger, der im Kopfkino des Hörers einen Psycho-Sturm entfacht. Nichts für schwache Nerven, nichts für Weicheier, aber alles für Thriller-Fans, die auf „derbe Kost“ stehen. „Der Augenjäger“ ist ein packender Thriller, der den Zusatz „Psycho“ mehr als verdient hat.

Und, nein, ich bin nicht vom Verlag bestochen worden, um solch eine Werbung für den Titel zu machen, es hat halt einfach alles gestimmt.

|4 Audio-CDs
Spieldauer: 284 Minuten
Gelesen von Simon Jäger
ISBN: 978-3-7857-4561-8|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

Eine Hörprobe bietet der Verlag [hier]http://www.luebbe.de/Hoerbuecher/Spannung/Details/Id/978-3-7857-4561-8# an.

_Sebastian Fitzek bei |Buchwurm.info|:_
[„Amokspiel“ 3503
[„Das Kind“ 4601
[„Die Therapie“ 5230
[„Der Seelenbrecher“ 5280
[„Splitter“ 6044

Knox, Ronald A. – Tote im Silo, Der

_Das geschieht:_

Walter und Myrtle Halliford laden gern und oft Gäste auf ihr Landgut Lastbury Hall in der westenglischen Grafschaft Herefordshire ein. Auch Miles Bredon, Detektiv einer prominenten Versicherungsgesellschaft, steht dieses Mal auf ihrer Liste, obwohl er das Paar weder gut kennt noch schätzt. Doch Gattin Angela freut sich auf einige Ferientage außer Haus, sodass Bredon sich in sein Schicksal fügt.

Die Gesellschaft auf Lastburg Hall ist so fad, wie er befürchtet hatte. Walter Halliford schwärmt allzu ausgiebig von seinen Erfolgen als Landwirt, Gattin Myrtle ist neurotisch. Adrian Tollard, ein halbwegs erfolgreicher Schriftsteller mit skandalumwitterter Vergangenheit, mimt den Salon-Sozialisten, Phyllis Morel lebt nur für schnelle Autos, John Carberry, ein gescheiterter Minenbesitzer, ist ein grober Klotz, die Arnolds sind langweilig. Interessant ist nur Cecil Worsley, der in prominenter aber nicht näher definierter Stellung für den britischen Geheimdienst arbeitet. Ausgerechnet ihn finden Landarbeiter im Inneren des mächtigen Silos, der hoch über Lastbury Hall aufragt: Worsley ist an den von den gärenden Futterpflanzen aufsteigenden Gasen erstickt.

Wieso stieg er ausgerechnet in den Silo? Oder wurde nachgeholfen? Die Leiche weist keine Spuren von Gewaltanwendung auf. Wurde Worsley in eine Falle gelockt? Ist dies ein Anschlag regierungsfeindlicher Kräfte? Der beunruhigte Geheimdienst bittet Bredon, der bereits vor Ort ist, um Hilfe. Gattin Angela wird ihn wie üblich dabei unterstützen. Scotland Yard schickt Inspektor Leyland, einen alten Freund der Bredons, der im Hintergrund ebenfalls Nachforschungen anstellen soll.

Die drei Ermittler stehen vor einem Rätsel. Alibis sind falsch, Indizien verschwinden und tauchen subtil manipuliert wieder auf. Die Situation klärt sich erst, als Bredon erkennt, dass sich hinter dem einen ein gänzlich anderes Verbrechen verbirgt …

|“Die Landarbeiter lungerten untätig herum und erzählten sich in lautem Gälisch gruslige Geschichten von ähnlichen Unglücksfällen“|

Das von der Außenwelt isolierte Landhaus, dessen Bewohner gleichzeitig die Schar potenzieller Opfer und Täter ausmachen, war – um es gutmütig auszudrücken – schon 1933 kein außergewöhnlicher Schauplatz mehr. Ronald A. Knox verdeutlicht im dritten „Miles Bredon“-Kriminalroman, dass es einerseits nur eines interessanten Details bedarf, um ein neues Element in die Handlung zu bringen, die andererseits ganz klassisch durch einen scheinbar unlösbaren Fall mit verwirrenden, einander widersprechenden Indizien die übliche Spannung erfährt.

In diesem Fall ist der Tatort ausgerechnet ein Silo, also ein Behälter aus Stahl, in dem Grünfutter eingelagert wird, das sich durch langsame Eigengärung konserviert und einen Geschmack entwickelt, der dem Vieh, das im Winter damit versorgt wird, offenbar zusagt. Was prosaisch wirkt, ragt immerhin raketengleich und mehr als haushoch in die englische Landschaft, und sein Inneres ist – falls schlecht gelüftet – von tödlichem Gas erfüllt, was einen Futtertank zur ungewöhnlichen, schwer zu handhabenden aber zuverlässigen Mordwaffe aufwertet.

Da wir es hier mit einem Roman von Ronald Knox zu tun haben, sollte sich der Leser jedoch noch weniger auf den Schein der Dinge verlassen als sonst im Krimi-Genre. Zudem gibt sich der Verfasser keineswegs mit der Lösung des Rätsels zufrieden, wie ein ausgewachsener Mann in besagten Silo gelockt oder gehievt werden konnte. Auf dem Gelände des Gutes Lastbury Hall verteilt der Verfasser seltsame Indizien – einen Papierhut, einen Zigarrenstummel -, die wenig später nicht einfach verschwinden, sondern sich verwandeln. Ein Thermometer wird manipuliert, eine Mistgabel wechselt geisterhaft ihren Platz.

|“Selbstmord ist ein schwieriger Fall. Man hat keine persönlichen Erfahrungen“|

Der Tod ist im klassischen Kriminalroman keine Tragödie, sondern notwendiger Auslöser für ein Geschehen, das der Auflösung eines Rätsels gewidmet ist. Der arme Worsley bietet auf seinem Totenlager daher einen tragischen aber keinen schrecklichen Anblick. Wichtiger sind der geöffnete Kragenknopf seines Hemdes und die Pfeife des Gastgebers, die neben der Leiche entdeckt wird. Sie veranschaulichen die grundsätzlich limitierten Erklärungen für Worsleys Ende: Unfall – Selbstmord – Mord.

Der Leser geht natürlich von Mord aus, was Knox verpflichtet, die beiden Alternativen umso deutlicher als Möglichkeiten herauszustellen. Bevor der Verfasser sich im letzten Drittel entscheidet, hat er Klärungsgleichstand geschaffen. Der Leser ist wie geplant unsicher geworden und umso gespannter, wie Knox das Dunkel lichten wird.

Wer die beiden ersten Fälle von Miles Bredon kennt, wird nicht nur damit rechnen, sondern auch erwarten, mit einer gänzlich unerwarteten Auflösung konfrontiert zu werden. Wer hätte indes gedacht, dass sich Knox dieses Mal selbst übertreffen wird? Ein genialer Mord muss nicht perfekt sein: Was zum Treibriemen des Rätselkrimis geworden ist, wird hier völlig logisch auf die Spitze getrieben.

|“Und es war klar, dass in einem Haus, wo man Cocktails trank und das Frühstück im Bett einnahm, schmutzige Intrigen gespielt wurden.“|

Eine weitere Binsenweisheit, die den Erfolg eines „Whodunit“ ausmacht, ist die erfolgreiche Verschleierung des Täters. Er (oder sie) wird in der Regel in einer ganzen Gruppe Tatverdächtiger versteckt. Dies ist nicht nur effizient, sondern ergibt sich auch aus der Handlung.

Knox hält sich an das bewährte Schema. Allerdings charakterisiert er die Gesellschaft in Lastbury Hall ungleich schärfer als früher. Zwischen „Fußspuren an der Schleuse“ und „Der Tote im Silo“ liegen fünf reale Jahre, in denen ein rauer Wind durch Europa zu wehen begonnen hatte. In Deutschland standen die Nazis noch in den Startlöchern. Knox richtete seinen besorgten Blick deshalb weiter nach Osten. In der Sowjetunion hatte der stalinistische Terror begonnen, der den ohnehin konservativen Knox in seiner Meinung bestärkte, dass sozialistische Umtriebe, wie es sie auch in England gab, scharf beobachtet, verurteilt und beendet gehörten. Entsprechende Passagen bilden wenige aber schrille Misstöne in einem ansonsten vergnüglich realitätsfernen Kriminalroman.

Auffällig ist zweitens eine Dualität der Gesellschaft, die sich laut Knox in sachlich-konzentrierte, werteorientierte ‚vernünftige‘ Vertreter der älteren Generationen und eine schnell abgelenkte, richtungslose, auf simple Außenreize dressierte Jugend differenziert. Diese Wertung ging den ersten beiden „Bredon“-Krimis ab – und genau dies gewährleistet ihnen eine Zeitlosigkeit, die „Der Tote im Silo“ in dieser Ausschließlichkeit nicht für sich beanspruchen kann.

|“Eine vernünftige Frau fährt ihren Mann in einem Sack verpackt durchs Land“|

Glücklicherweise lässt Knox den Ernst nicht die Oberhand gewinnen. Schließlich ist sein Roman „Ironica gewidmet“, einer Muse, die zumindest in der antiken Mythologie nicht existiert. Besonders in der Beschreibung des einfachen Landvolks schwingt sich Knox in unerhörte Höhen knochentrockenen, nie verletzenden Humors auf (die der Übersetzer mit gebührender Sorgfalt und lobenswertem Geschick ins Deutsche rettet).

Erneut ordnet Knox – in diesem Punkt alles andere als konservativ – die weiblichen Figuren nicht einem ’schwachen Geschlecht‘ zu. Wie üblich ermittelt Angela Bredon im Team mit ihrem Gatten und Inspektor Leyland. Phyllis Morel betreibt eine Werkstatt und ist eine versierte Rennfahrerin, die auf den väterlichen Rat eines Richters, es auf der Straße doch etwas langsamer angehen zu lassen, mit offener Verachtung reagiert.

Miles Bredon selbst ist in seinem dritten Abenteuer als Figur ausgereift. Er hadert mit einem Schicksal, das ihn zu einer Arbeit als „Spion“ verurteilt, ist penibel bis zum Exzess, wenn er einen Tatort untersucht, und seine Auflösung erfolgt zuverlässig, kurz nachdem er zur Klärung seines Hirns eine Patience gelegt hat. Knox zeigt Bredon primär bei der Detektivarbeit – eine kluge Entscheidung bzw. eine von vielen klugen Entscheidungen, die eine Jagd nach diesem hierzulande längst vergriffenen aber antiquarisch recht gut greifbaren, großartigen Werk zum lohnenden Projekt machen.

Anmerkung: Die Kapitelüberschriften wurden dem Buchtext entnommen.

_Autor_

Ronald Arbuthnott Knox wurde als vierter Sohn des späteren Bischofs von Manchester und seiner Gattin Ellen Penelope French 1888 in Knibworth, Leicestershire, geboren. Schon im Jahre 1900 sehen wir den jungen Ronald in Eton. Er wurde Mitherausgeber des College-Magazins „The Outsider“ und schrieb noch als Schüler sein erstes Buch: „Signa Severa“ (1906), eine Sammlung englischer, griechischer und lateinischer Verse. Mit dem akademischen Grad eines Baccalaureus Artium in klassischer Literatur und Philosophie verließ er 1910 Balliol College, Oxford, und wurde Lehrer am Trinity College. 1911 wurde Knox zum Diakon der Anglikanischen Kirche geweiht, ein Jahr später zum Priester. Während des I. Weltkriegs lehrte Knox an der Shrewsbury School und arbeitete für den militärischen Geheimdienst.

Zum Schrecken seines Vaters konvertierte Knox 1917 zum Katholizismus. Er wurde 1918 katholischer Priester und ging 1919 ans St. Edmund’s College, Hertfordshire. Von 1926 bis 1939 war er Kaplan an der Oxford University. Dann zog er nach Shropshire, um mit dem Werk seines Lebens zu beginnen: Knox übersetzte im Auftrag der Bischöfe von England und Wales die lateinische Bibel neu ins Englische. Diese gewaltige Aufgabe beschäftigte ihn bis 1955.

Der Krimi-Freund Ronald Knox tat sich erstmals 1912 durch einen quasi-seriösen, satirischen Artikel mit dem Titel „Studies in the Literature of Sherlock Holmes“ hervor, der von der Prämisse ausgeht, der Meisterdetektiv sei eine reale Figur der Zeitgeschichte. Knox‘ Artikel wurde positiv aufgenommen; einer der amüsierten Leser war Arthur Conan Doyle selbst. Später trat Knox dem „Detection Club“ bei.

Seit 1925 schrieb er selbst Romane. Sein Erstling war „The Viaduct Murder“ (1925, dt. „Der Tote am Viadukt“). 1927 gab Versicherungsermittler Miles Bredon in „The Three Taps“ (dt. „Die drei Gashähne“) sein Debüt .Nur sechs Romane umfasst Knox‘ kriminalistisches Werk. (Es heißt, Knox habe seine Krimis zwischen der Acht-Uhr-Messe und dem Lunch verfasst.) Angeblich habe sein Bischof ihm ans Herz gelegt, sich auf theologische Themen zu beschränken. Wahrscheinlicher ist, dass Knox spätestens seit den 1930er Jahren keine Zeit mehr für seine Kriminalschriftstellerei aufbringen konnte.

Neben der Ausübung seiner Ämter beschäftigte Knox sich mit grundsätzlichen theoretischen Fragen des Glaubens. Er galt als eine der wichtigsten katholischen Stimmen in England und verfasste viele theologische Bücher und Schriften zu diversen Themen, die von einer eher konservativen Haltung zeugen. Im Alter zog Knox nach Mells, Somerset, wo er am 24. August 1957 starb.

|Taschenbuch: 176 Seiten
Originaltitel: The Body in the Silo (London : Hodder & Stoughton 1933)
Übersetzung: Lorenz Häflinger
[keine ISBN]|
[www.kirjasto.sci.fi/knox.htm]http://www.kirjasto.sci.fi/knox.htm
[www.ronaldknoxsociety.com]http://www.ronaldknoxsociety.com
[www.herder.de]http://www.herder.de

_Ronald A. Knox bei |Buchwurm.info|:_
[„Die drei Gashähne“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7309
[„Fußspuren an der Schleuse“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7407

Apocalypsis: Prolog – Zeichen

_|Apocalypsis|:_

_Prolog – „Zeichen“_ (13.10.2011)
Episode 1 – [„Dämonen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7465 (17.10.2011)
Episode 2 – „Uralt“ (24.10.2011)
Episode 3 – „Thoth“ (31.10.2011)
Episode 4 – „Baphomet“ (07.11.2011)
Episode 5 – „Insel des Lichts“ (14.11.2011)
Episode 6 – „Elixier“ (21.11.2011)
Episode 7 – „Vision“ (28.11.2011)
Episode 8 – „Seth“ (05.12.2011)
Episode 9 – „Wearily Electors“ (12.12.2011)
Episode 10 – „Die sieben Schalen des Zorns“ (19.12.2011)
Episode 11 – „Das Ding unter dem Stein“ (26.12.2011)
Episode 12 – „Konklave“ (02.01.2012)

_Die Handlung:_

Rom, Mai 2011. Nachdem Papst Johannes Paul III. überraschend zurückgetreten und spurlos verschwunden ist, werden enge Vertraute des Papstes bestialisch ermordet. Der Journalist Peter Adam recherchiert zusammen mit seiner amerikanischen Kollegin Loretta. Ihre einzige Spur ist ein Buch über mystische Symbole, die auf ein beunruhigendes Ereignis hinweisen, dass in zehn Tagen eintreten wird. (Verlagsinfo)

_Das Hörerlebnis:_

So muss sich eine inszenierte Lesung anhören! Ein Sprecher, der sich nicht nur Mühe gibt, sondern sein Handwerk auch versteht und ein Hintergrund, der den Hörer in ein unglaublich lebendiges und actiongeladenes Kopfkino einlädt. Ständig gibt es etwas zu hören … Musik, Effekte oder einfach nur eine Menge Hall für die Stimme des Sprechers, wenn es zur Szene passt.

Aber all das würde auch nicht viel nützen, wenn die Story langweilig wäre … ist sie zum Glück aber nicht, auch wenn man unbedarft leicht geneigt ist „Schon wieder eine Vatikanverschwörung?“ zu denken. Aus dauert nur einen Augenblick und dann fesselt (oder „friert“) die Kombination von Sprecher, Story und Hintergrund an seinen Kopfkinositz, von dem er gar nicht mehr aufstehen möchte.

Was hier allein im Prolog passiert, das dehnen andere auf ein Vielfaches aus. Hier kommt keine Langeweile auf, weil jeder Handlungsfaden interessant und spannend ist. Vom Verschwinden des Papstes bis hin zum Paukenschlag am Ende wird der Hörer nicht behutsam in die Story eingeführt, sondern ruppig hineingestoßen und das ist gut so, macht Spaß und Lust auf die kommenden Wochen und die Entwicklung der Geschichte.

_Apocalypsis – Das Konzept:_

Lübbe traut sich was. Mit einem Aufmarsch von Mönchskuttenträgern auf der Frankfurter Buchmesse stellte der Verlag Mitte Oktober 2011 seine neue Idee vor: |Apocalypsis|. Eine als „Webnovel“ betitelte Reihe von 13 Teilen, von der jede Woche Montag ein Teil erscheint. Und das tut er in verschiedenen Versionen: als reines eBook für den Kindle und andere Reader, als aufwendig inszenierte Lesung, als Smartphone- und Tablet-App, bei der als Schmankerl vor den zu lesenden Kapiteln kurze zur Szene passende Videosequenzen eingespielt werden oder interaktiv zu verwendende Gegenstände auf dem Text „liegen“. Und als read&listen-Version, bei der sich der Käufer das eBook vorlesen lassen kann, wobei jeder gelesene Satz, ähnlich wie beim Karaoke, farblich gekennzeichnet wird. Zum Anfixen potenzieller Käufer verteilte der Verlag den Prolog in allen Varianten kostenlos.

Wenn sich bei diesem Projekt der erhoffte Erfolg einstellt, wird der am 02.01.2012 veröffentlichte 13. Teil nicht der Letzte sein. Schon im Frühjahr soll es weitergehen.

_Der Autor:_

Mario Giordano, dessen Name nicht auf dem Cover steht, steckt hinter der Webnovel. Er studierte Psychologie und Philosophie an der Universität Düsseldorf. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten, Kinder- und Jugendbücher, Drehbücher und Hörspiele. Heute lebt Giordano in Köln. Sein Roman „Black Box“ (1999), der auf einer wahren Begebenheit (Stanford-Prison-Experiment) beruht, wurde unter dem Namen Das Experiment unter der Regie von Oliver Hirschbiegel verfilmt. Der Film wurde vielfach ausgezeichnet, Giordano erhielt dafür unter anderem beim Bayerischen Filmpreis den Drehbuchpreis. Für seinen Jugendroman „Der aus den Docks“ erhielt er den Hans-im-Glück-Preis 1998. Er gibt Drehbuchseminare an der Filmakademie Baden-Württemberg und dem Trickfilmfestival in Stuttgart (ITFS). Seit 2007 ist Mario Giordano außerdem als Mentor für TV-Serien bei der Akademie für Kindermedien tätig. (Quelle: Wikipedia)

_Der Sprecher:_

Matthias Koeberlin absolvierte die Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam. Im Jahr 2000 erhielt er den Günter-Strack-Fernsehpreis und 2007 gewann er gegen renommierte Konkurrenz als Bester Schauspieler den Deutschen Fernsehpreis. Matthias Koeberlin war bereits zweimal für den Deutschen Hörbuchpreis als Bester Sprecher nominiert: 2003 für DAS JESUS VIDEO und 2010 für DER HIMMEL IST KEIN ORT. (Verlagsinfo)

_Die MP3s:_

Die elf MP3-Dateien liegen in der Qualität von konstanten 160 Kbps und 44.1 kHz in Joint Stereo vor und tragen die Tracknummer am Ende des Dateinamens. Dies könnte bei einigen Playern zu Verwirrung führen. ID3 Tags hat der Verlag ebenso wenig spendiert wie ein Cover in den Dateien, die bei MP3-Playern mit Display immer nett anzuschauen sind.

_Mein Fazit:_

Wenn der Prolog stellvertretend für die gesamte „Webnovel“ steht, dann wird das eines der interessantesten und bestproduziertesten Projekte, die ich bislang gehört habe. So klingt eine Inszenierung, wenn sich die Macher wirklich Mühe geben. Hier gibts echtes Kopfkino und keine Langeweile. Der Prolog stellt die Weichen und Sprecher, Musik, Effekte und der Antichrist nehmen den Hörer mit auf eine wochenlange, spannende Reise.

|MP3-Download: 99 MB
Tracks: 11
Spieldauer: 1:18 Std.
Gelesen von Matthias Koeberlin
Auch als One-Track-Version oder Stream verfügbar
ISBN: 978-3-8387-6890-8|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

John Sinclair Classics – Die Nacht des Schwarzen Drachen (Folge 9)

_Die Handlung:_

Die Londoner Unterwelt ist in Aufruhr. Ein chinesischer Geheimbund mit dem Namen „Schwarzer Drache“ gewinnt immer mehr an Macht. Als die Tochter von Li Tse Feng, einem angesehenen Geschäftsmann, ermordet wird, nimmt Inspektor John Sinclair die Ermittlungen auf. Doch Li Tse Feng kennt das dämonische Geheimnis des „Schwarzen Drachen“ und will den Anführer auf eigene Faust stoppen. Sinclair bleibt nur wenig Zeit, um ein Blutbad zu verhindern. (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Dieses „Classics“-Gruselabenteuer ist die Hörspielumsetzung des Heftromans mit der Nummer 168, der erstmalig im Jahr 1976 an den Kiosken unter dem Serientitel „Gespenster-Krimi“ zu kaufen war. Auch das Tonstudio Braun hatte diese Geschichte bereits als Hörspiel veröffentlicht.

Ein Klassiker ist diese Folge schon allein deswegen, weil hier der aus den neuen „Sinclair 2000“-Folgen bekannte Suko zum ersten Mal in Erscheinung tritt.

Wolfgang Pampel ist als Erzähler wieder der nette Märchenonkel. Bei ihm entsteht bei mir immer sofort das Bild eines lieben Opas, der an der Bettkante eines Kleinkinds sitzt und aus einem Bilderbuch vorliest. Genauso „intensiv“ ist auch die Spannung, die er als Sprecher vermittelt, obwohl dies ja laut Coverdruck ein „Hörspiel für Erwachsene“ ist, was die vielen blutigen Effekte auch beweisen. Da passen dann die sehr grafisch umgesetzten Schreie und Todesgeräusche aus dem Hintergrund nicht wirklich zum Sprecher. Auch den bekannten Einführungstext liest er relativ unbeteiligt runter, als wäre es eine Anleitung für eine Waschmaschine. Wer den Vergleich mit Joachim Kerzel, den Sprecher der „Sinclair 2000“-Serie ziehen kann, der wird einen für den Hörer leider stark zu hörenden Spannungsabfall feststellen.

Das gleichen aber der stetig steigende Spannungsaufbau und nicht zuletzt die dramatische Musikuntermalung wieder aus. Auch die Sprecherleistung der Guten, Bösen und Sterbenden ist Sinclair-typisch prima und erweckt das Gespenster-Krimi-Kopfkino zum Leben. Und ein Gespenster-Krimi ist diese Geschichte auch, zwar mit den üblich satten „Matscheffekten“ versehen, aber dezenter, weil hier das „Krimi“ vor dem „Gespenster“ steht und John Sinclair noch in seinen Anfängen als Geisterjäger steckt.

John Sinclair und Suko, der hier als Chauffeur und Leibwächter von Li Tse Feng tätig ist, kämpfen zusammen gegen die Diener des Schwarzen Drachen, die mit ihren Tätowierungen anderen ihren Willen aufzwingen können. Nach dem großen Showdown mit dem Drachen, bei dem auch Li Tse Feng mitspielt, bekommt Suko von seinem Chef den Auftrag, in Zukunft John Sinclair zu unterstützen, der ihn daraufhin beim Yard unterbringen möchte.

Und nicht nur, weil Suko John in dieser Folge das Leben gerettet hat, entwickelt sich zwischen den beiden sofort eine enge Freundschaft, die noch zu vielen spannenden Abenteuern führen wird, wie der Serien-Fan weiß.

|Die Sprecher und ihre Rollen:|

Erzähler – Wolfgang Pampel
John Sinclair – Frank Glaubrecht
Sir James Powell – Karlheinz Tafel
Suko – Martin May
Li Tse Feng – Bernd Rumpf
Li Wang – Christian Schult
Jim Rander – Gerrit Schmidt-Foss
Captain Helder – Reiner Schöne
Tom Quarry – Philipp Schepmann
Lieutenant Bedell – Markus Pfeiffer
Lee – Tobias Kluckert
Sergeant Menon – Rainer Fritzsche
Mary Sinclair – Luise Lunow
Hang – Robin Kahnmeyer
Mrs. Tau – Liane Rudolph
Charlie – Thomas Nero Wolff
sowie: Hennes Bender, Marion von Stengel, Tanja Geke, Fred Bogner, Jörg Döring, Jan Spitzer, Anja Rybiczka, Berenice Weichert, Hans-Georg Panczak, Stephan Busch

|Technik-Credits:|

Produktion: Alex Stelkens (WortArt), Mac Sieper (Lübbe Audio)
Realisation: Ila Schnier von Wittich
Tontechnik und Schnitt: ear2brain productions
Musik mit freundlicher Genehmigung von Universal Publishing Production Music
Buch und Regie: Oliver Döring
Covermotiv: Timo Wuerz
Covergestaltung: Friedemann Weise, Inbeige
Artwork: Thomas Krämer, Druck & Grafik Siebel

|Die Ausstattung:|

Die CD steckt in einem Jewel-Case. Das Booklet-Faltblatt enthält eine Aufstellung nebst Cover der bereits veröffentlichten Folgen sowie der kommenden Folge „Die Insel der Skelette“. Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits.

_Mein Fazit:_

„Die Nacht des Schwarzen Drachen“ ist ein Krimi, der stetig an Spannung zunimmt, auch wenn das Übernatürliche erst gegen Ende bekämpft wird. Für alle Fans auf jeden Fall ein Muss, erleben sie doch hier, wie John Sinclair und Suko zu Freunden wurden. Krimi-Freunde ohne Sinclair-Vorwissen können hier aber auch auf ihre Grusel-Kosten kommen.

|1 Audio-CD
Spieldauer: ca. 53 Min.
Tracks: 10
ISBN-13: 978-3-7857-4375-1|
[www.luebbe-audio.de]http://www.luebbe-audio.de

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_
[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)
[„Im Jenseits verurteilt“ (Folge 57)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6469
[„Sakuro, der Dämon“ (Classics, Folge 5)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6765
[„Das Erbe des Schwarzen Tods“ (Folge 59)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6768
[„Verlorene Seelen“ (John-Sinclair-Jubiläumsbox)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6846
[„Ich stieß das Tor zur Hölle auf“ (Folge 60)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6888
[„Im Zentrum des Schreckens“ (Folge 61)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6889
[„Bring mir den Kopf von Asmodina“ (Folge 62)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6890
[„Tokatas Todesspur“ (Folge 63)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7004
[„Die Leichenkutsche von London“ (Folge 68)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7370
[„Die Nacht des Schwarzen Drachen“ (Classics, Folge 9)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7433

Moers, Walter – Labyrinth der träumenden Bücher, Das

_Walter Moers‘ „Zamonien“-Romane_ zählen für mich zu den fantasievollsten Romanen, die ich je lesen durfte und besonders „Die Stadt der träumenden Bücher“ habe ich geradezu verschlungen, so fesselnd, aufregend und erfrischend innovativ lasen sich die knapp 500 Seiten, auf denen Moers erstmals vom jungen Schriftsteller Hildegunst von Mythenmetz und seinen Abenteuern in Buchhaim erzählte. In „Das Labyrinth der träumenden Bücher“ spinnt Moers die Geschichte des Lindwurms nun endlich weiter.

200 Jahre sind vergangen, seit Buchhaim, die Metropole der Literatur, von einem verheerenden Feuer größtenteils zerstört wurde. Hildegunst von Mythenmetz, der Zeuge dessen wurde, wie der gefürchtete Schattenkönig den Katakomben der Stadt einst entstieg, um sich, indem er sich selbst anzündete und den Brand so verursachte, an seinem Schöpfer zu rächen, ist inzwischen zum berühmtesten und beliebtesten Schriftsteller Zamoniens avanciert. Vor lauter Beweihräucherung durch seine unzähligen Anhänger und nicht zuletzt sich selbst bemerkt er jedoch nicht, dass die Literatur selbst nur noch Nebensache seines Lebens ist. Eines Tages erreicht ihn jedoch ein Brief, der sein Leben aus der Bahn wirft. Hals über Kopf entschließt er sich, nach Buchhaim, das mittlerweile neu aufgebaut wurde, zurückzukehren und der geheimnisvollen Nachricht auf den Grund zu gehen. Dort angekommen muss er jedoch feststellen, dass von dem charmanten Städtchen Buchhaim, das er einst kannte, nicht viel übrig geblieben ist – stattdessen erblüht die Stadt in neuer Pracht und wartet mir zahllosen neuen Attraktionen und Schauplätzen auf. Hildegunst stürzt sich schnurstracks ins Getümmel, trifft dabei so einige alte Bekannte wieder, wie z. B. seinen Schriftstellerkollegen Ovidios, dem er zuletzt auf dem Friedhof der vergessenen Dichter begegnete und der nun das Orm erlangt hat, die Schreckse Izanuela oder den Eydeeten Hachmed Ben Kibitzer, und stolpert von einer Kuriosität der Stadt, z. B. den Qualmoirs, den Libronauten, den Puppetisten, dem Buchwein oder dem Biblionismus, in die Nächste. Dabei kommt er seinem ursprünglichen Ziel, nämlich den Absender des geheimnisvollen Briefes zu finden, jedoch kaum näher.

_“Das Labyrinth der träumenden Bücher“ ist_, besonders für einen Fan der Bücher Walter Moers‘, vergleichsweise enttäuschend. War „Die Stadt der träumenden Bücher“ meiner Meinung nach ein Meisterwerk der fantasievollen Literatur, das man vor Spannung unmöglich aus den Händen legen konnte, so ist „Das Labyrinth der träumenden Bücher“ eine Art unterhaltsames Reisetagebuch des Hildegunst von Mythenmetz, das den Leser zwar zu faszinieren und bei der Stange zu halten vermag, den sehr hohen Erwartungen, die man nach dem Vorgänger hat, jedoch nicht gerecht wird. Kurzweilig und locker erzählt der Autor über die aufregenden Erlebnisse des schnöseligen Lindwurms im Buchhaim und verwebt, genau wie man es von ihm kennt, eine Menge skurriler, amüsanter Ideen in die Geschichte, doch auch nur annährend so spannend wie sein Vorgänger, wird „Das Labyrinth der träumenden Bücher“ nie. Dies liegt vor allem daran, dass Moers die eigentliche Handlung kaum vorantreibt, sondern sich mit unzähligen Nebensächlichkeiten aufhält, sodass es zeitweise sogar so wirkt, als wollte er bloß so viele Seiten wie möglich füllen – die ziemlich langweilige 100-seitige (!!!) mythenmetzsche Abschweifung zum Thema Puppetismus ist hier wohl das deutlichste Beispiel. Erst in den letzten Kapiteln strafft Moers den Spannungsbogen merklich, ein großes Finale bleibt jedoch auch aus.

Doch der letzte Satz des Buches tröstet den Leser zumindest etwas: Hier fängt die Geschichte an. Im anschließenden Nachwort wird nämlich verraten, dass das Buch „Das Labyrinth der träumenden Bücher“ gesplittet werden musste, ein zweiter Teil, in dem Hildegunst von Mythenmetz dem Geheimnis des Briefes endlich auf den Grund geht, folgt. Warum das Buch geteilt wurde, ist zwar zumindest mir ein Rätsel, denn diesen ersten Teil hätte man problemlos um die Hälfte kürzen und das Buch als Ganzes veröffentlichen können, doch wenigstens bedeutet dies, dass das, was Moers in „Das Labyrinth der träumenden Bücher“ bietet, noch lange nicht alles ist, was wir von Hildegunst von Mythenmetz hören werden.

_Fans werden_, wie schon gesagt, wohl deutlich mehr von Walter Moers erwartet haben, doch alles in allem ist „Das Labyrinth der träumenden Bücher“ dennoch kein schlechtes oder auch nur durchschnittliches Werk. Der Autor hat sich jedenfalls erneut eine ganze Menge für seine Leser einfallen lassen, sodass sich die Lektüre in jedem Falle lohnt. Lesern, die mit Walter Moers bisher noch nicht in Berührung gekommen sind, sei jedoch empfohlen, sich eher einem anderen Werk des Autors zu widmen.

|Gebunden mit Schutzumschlag: 432 Seiten
ISBN 978-3813503937|
[www.randomhouse.de/knaus]http://www.randomhouse.de/knaus

_Katharina Beck_

_Walter Moers bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Stadt der träumenden Bücher“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2486
[„Adolf: Der Bonker“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2668
[„Der Schrecksenmeister“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4678
[„Rumeo & Die Wunder im Dunkeln“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4731
[„Der Schrecksenmeister“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5078

Lode, Christoph – Phoenixfeuer (Pandaemonia 3)

_|Pandaemonia|:_

Buch 1: [„Der letzte Traumwanderer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6879
Buch 2: [„Die Stadt der Seelen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6994
Buch 3: _“Phoenixfeuer“_

_Jackon hat Liam_ verraten. Und das bereut er nun bitterlich. Als er erfährt, dass Lady Sarka nicht vorhat, ihr Versprechen, Liams Leben zu schonen, zu halten, beschließt Jackon, etwas zu unternehmen.

Vivanas Tante Livia liegt derweil im Sterben und beharrt deshalb darauf, ihrer Nichte ihr Wissen und ihre Erinnerungen zu übertragen. Vivana ist jedoch zunächst mit der Flut an Informationen überfordert.

_An der Charakterzeichnung_ ändert sich in diesem Band nicht mehr viel. Vivana wird durch Tante Livias Erinnerungen noch ein wenig erwachsener, die übrigen Charaktere entwickeln sich aber nicht mehr weiter, und die Neuzugänge bleiben nur Randfiguren. Selbst der böse Nigromant Mahoor Shembar hat kaum Ausstrahlung. Er ist lediglich ein Mittel, um den Phoenix zu befreien, und könnte genauso gut ein nackter Holzknüppel sein.

Bleibt die Handlung, und auch die hinterlässt ein recht durchwachsenes Bild. Viele Ideen fand ich gar nicht schlecht, darunter die Beschreibung der Floßstadt in Jaro D’ar sowie der Wüstenruine Ilnuur. Die stimmungsvolle Beschreibung von Örtlichkeiten liegt Christoph Lode weit mehr als die Schilderung von Handlungsabläufen oder Dialogen, wo es immer wieder kräftig holpert. So empfand ich die Szene, als Lucien und Jacko zu Vivana, Godfrey und Nedjo stoßen, um die übrigen Gefährten aus dem Gefängnis zu befreien, ziemlich gekünstelt. Vivanas Zorn war gut gemacht, von Lucien hätte ich aber wesentlich mehr Durchsetzungsvermögen erwartet.

Noch störender fand ich, dass so viele der Akteure in ihrer Meinung so rasch umkippten. Das gilt nicht nur für Godfrey, Nedjo und Lucien, die sich von Vivana einfach überfahren lassen, sondern zum Beispiel auch für den Phoenix, der Jackons Bitte einfach nachgibt, ohne auch nur über eine andere Lösung nachzudenken.

Auch über ein paar Ungereimtheiten bin ich gestolpert. So versucht die |Jaipin|, dem Beschuß durch Lady Sarkas |Phoenix| auszuweichen, anstatt ihm einfach davonzufliegen, wo sie doch das schnellste Luftschiff der Welt sein sollte. Schließlich war die |Phoenix| ein ziemlich großes Schiff. Kaum vorstellbar, dass sie, als sie von Lucien bemerkt wurde, schon auf Schussweite herangekommen war, immerhin ist Lucien ein Alb.

Ebenfalls fragwürdig kam mir die Sache mit Umbra vor. Natürlich musste sie auf irgendeinem Weg erfahren, was tatsächlich mit ihrer Familie geschehen war. Der Weg, den Christoph Lode gewählt hat, ergab für mich allerdings nicht viel Sinn. Mama Ogda hat dafür gesorgt, dass Umbra sich den Kopf darüber zerbricht, wie es tatsächlich zur Auslöschung ihrer Familie kam. Allerdings wunderte ich mich, wo dabei für Mama Ogda die erwähnte Rache sein soll.

Zu alldem kommt noch, dass es dem Autor einfach nicht gelingt, echte Spannung aufzubauen. Kurze Abschnitte wie der Abstecher zu den Bleichen Männern oder die versuchte Zwischenlandung der |Jaipin| auf dem Weg nach Jaro D’ar bringen zwar etwas Action in die Handlung, verpuffen aber zu schnell, um einen durchgehenden Spannungsbogen zu erzeugen. Nicht einmal das Eindringen der Dämonen nach Bradost hat sich auf die Spannung ausgewirkt, weil die Lücke in der Mauer zwischen Menschenwelt und Pandaemonium durch Straßensperren abgeriegelt wurde. Seltsamerweise scheinen auch die flugfähigen Dämonen nicht in der Lage, eine solche Straßensperre zu überwinden. Und die Dämonen, die immerhin auf die Idee kamen, menschliche Körper zu übernehmen, um auf diesem Weg an den Sperren vorbeizukommen, sind zu doof, zuerst in der Stadt unterzutauchen, sondern greifen gleich die Soldaten an, die sie durch die Sperre gelassen haben, womit sie sich natürlich sofort verraten.

Mein erster Gedanke war, dass Christoph Lode hier absichtlich vorsichtig war, weil es sich bei |Pandaemonia| um eine Jugendbuch-Trilogie handelt. Es findet sich aber weder auf seiner Homepage noch beim Verlag ein entsprechender Hinweis, deshalb gehe ich davon aus, dass der Zyklus nicht explizit für Jugendliche geschrieben wurde. Dann allerdings hat der Autor sämtliches Potenzial verschenkt, das er im zweiten Band aufgebaut hat, zumal die Episode mit Ruacs Bruchlandung und der anschließenden Entführung durch die Dämonen sich ebenso schnell und einfach in Wohlgefallen auflöst wie die oben bereits erwähnten Szenen, sodass einer der gelungensten Aspekte des gesamten Zyklus letztlich zur Randerscheinung degradiert wurde. Schade!

_Bleibt zu sagen,_ dass der dritte Teil nicht gehalten hat, was der Erste versprochen hat. Statt dessen ist er sogar hinter dem ersten Teil zurückgeblieben. Da ein durchgehender Spannungsbogen fehlt, wirkt die Handlung unzusammenhängend, die einzelnen kleinen Höhepunkte wie lose aneinandergereiht. Die Protatonisten stolpern einfach über ein Hindernis nach dem anderen. Diese sorgen auch dafür, dass kaum ein Gespräch in Ruhe zu Ende geführt werden kann, was sogar die Dialoge, die oft auch so schon hölzern und unnatürlich wirken, ziemlich abgehackt erscheinen lässt. Außerdem ist vieles zu vorhersehbar, so zum Beispiel das Überlaufen Umbras oder Ruacs Ankunft in Jaro D’ar. Über all diese Mängel können selbst die stimmungsvollen Beschreibungen exotischer Orte nicht mehr hinwegtrösten. Was nützen die besten Ideen, wenn die Geschichte darum herum nicht gänzlich durchdacht und dann unbeholfen erzählt ist? Auch ein Jugendbuch kann sich das nicht erlauben.

_Christoph Lode_ stammt aus dem Rheinland und ist seit Jahren freiberuflicher Schriftsteller. Nach den Historienromanen „Der Gesandte des Papstes“ und „Das Vermächtnis der Seherin“ ist die |Pandaemonia|-Trilogie sein erster Ausflug ins Fantasy-Genre. Außerdem erschien Mitte April ein weiterer Historienroman des Autors unter dem Titel „Die Bruderschaft des Schwertes“.

|Broschiert 467 Seiten
ISBN-13: 9783-442-47175-1|
[www.randomhouse.de/goldmann]http://www.randomhouse.de/goldmann
[www.christoph-lode.de]http://www.christoph-lode.de