Archiv der Kategorie: Belletristik

Marie Schönbeck – Schokolade am Meer – Süße Wünsche: Roman (Die Schokoladen-Reihe, Band 1)

Worum geht’s?

Ein großer Tag für Hannah, denn heute wird sie ihrem Verlobten Sven vor Gott die ewige Treue schwören. Der Tag, der eigentlich der Schönste ihres Lebens werden sollte, entwickelt sich jedoch zu einem wahren Albtraum, denn kurz vor der geplanten Zeremonie erfährt Hannah, dass Sven bereits verheiratet ist.

Wenige Tage später ereilt Hannah eine weitere schicksalshafte Neuigkeit, denn sie wurde von ihrer Tante Bente zur alleinigen Erbin ihres Hauses ernannt. Um vor Sven und dem Liebeskummer zu flüchten, nutzt sie die Gelegenheit, den Ort, an dem ihre Tante ihr Leben verbracht hat, zu besuchen. Kurzerhand reist sie auf die berühmte nordfriesische “Schokoladeninsel” Möwesand. Direkt fühlt sie sich dort wohl und findet Zuflucht. Außerdem lernt sie Thies Lorentz kennen, einem der drei Lorentz-Brüder, die die Schokoladenmanufakturen auf der Insel führen. Sein Charme schmeichelt ihr sehr, doch schon bald muss sie sich die Frage stellen, ob er sie auch wirklich mag, oder ob es in Wahrheit nur auf ihr Erbe abgesehen hat.

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Jeanette Winterson – Verlangen

Als Villanelle ihr Herz verlor

Zwei Menschen wachsen in der Ära Napoleons auf und finden zueinander am unwahrscheinlichsten Ort: in den Schützengräben vor Moskau, wo die Grande Armée des Korsen lagert, hungert und friert. Doch die Lady hat ein Geheimnis, denn sie kommt aus Venedig, einer Stadt, in der fast alles möglich ist …

Die Autorin
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Guy de Maupassant – Die Nichten der Frau Oberst. Erotischer Roman

Humorvoller Klassiker der erotischen Literatur

Julia und Florentine sind die Nichten der Frau Oberst Briquart. In erotischer Hinsicht haben sie keinen blassen Schimmer, als sie sich mit jeweils einem Verehrer einlassen. Florentine heiratet den impotenten Georges, einen Vetter, während Julia dem Werben des feschen polnische Emigranten Gaston Saski nachgibt. Als seine Konkubine muss sie leider erfahren, dass ihm seine Spielschulden über den Kopf gewachsen sind. Während sie sich vergeblich ein Kind wünscht, steht Julia vor dem Abgrund der Armut. Doch Hilfe naht, wenn auch von unerwarteter Seite…
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Michel Gall – Der andere Robinson Crusoe

Liebesnöte eines Ausgesetzten

Robinson Crusoe verbrachte 20 Jahre auf einer frauenlosen Insel. Wie er mit seinen sexuellen Problemen fertig wurde, hat Daniel Defoe uns nicht verraten, wohl aber jetzt Michel Gall mit diesem Buch. Robinson tat’s ganz anders, als Sie vermuten!. (Verlagsinfo) Im Buch selbst verbringt Crusoe sogar 25 Jahre auf seiner Insel, die laut Defoe vor der Küste des Orinoko-Deltas lag.

Der auf Französisch geschriebene Roman „La vie sexuelle de Robinson Crusoe“ wurde erst 1963 im Buchklub von Claude Tchou veröffentlicht. Das Buch muss also viel früher geschrieben worden sein. Es dauerte nochmal 20 Jahre, bis Moewig es 1982 auf Deutsch publizierte.

Nach den Worten eines Kritikers handelt es sich um einen „gut geschriebenen Leitfaden zu Masturbation, Tierliebe, Homosexualität, Erinnerung und die Kraft der Phantasie.“ Der Leser ist gewarnt.
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Almudena Grandes – Atlas der Liebe. Frauenroman

Der Atlas der Humangeografie (aus weiblicher Sicht)

Sie sind alle um die vierzig und ganz verschieden: Rosa, Ana, Marisa und Fran. Vier spanische Frauen, die der Zufall zusammengeführt hat: In einem großen Verlag geben sie 1998 gemeinsam einen „Atlas der Humangeographie“ heraus. Vor zwanzig Jahren waren sie noch jung gewesen, offen und neugierig auf das Leben und die Liebe, jetzt schauen sie zurück und fragen sich, was denn geblieben ist von den Wünschen und Sehnsüchten von damals.

Die Autorin
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Ingeborg Drewitz – Gestern war Heute – Hundert Jahre Gegenwart

Der Roman „Gestern war Heute – Hundert Jahre Gegenwart“ von Ingeborg Drewitz beschreibt das Leben einer kleinbürgerlichen Familie in Berlin vom Geburtsjahr der Hauptfigur Gabriele 1923 bis zum Jahr 1978. Dabei zweigt sich vor allem, was in den Familien an Problemen, Gewohnheiten und vor allem Rollenverhältnissen gleichgeblieben ist und was sich verändert hat. So ist zum Beispiel das unterschiedliche Emanzipationsbestreben der verschiedenen Frauen in dieser Familie ein zentrales Thema des Romans: Die Urgroßmutter und die Großmutter Gabrieles zweifeln ihre Rolle als Hausfrau und Mutter gar nicht an. Aber schon Susanne, die Mutter der Hauptperson, hat eine Chance auf Karriere, weil sie gelernt hat Klavier zu spielen.

Als Gabriele auf die Welt kommt gibt sie diese Zukunftspläne jedoch zu Gunsten der Familie auf. Gabriele ist in dieser Hinsicht eine gegensätzliche Figur. Schon an den ersten Wörtern: „Ich“ und „Heute“ (S. 26) die das Kind spricht kann man ihren Drang nach Selbstverwirklichung erkennen. Sie engagiert sich in der Nazizeit für verfolgte Randgruppen und später gilt ihr Engagement einer Zeitschrift, die sie mit einigen anderen zusammen herausgeben möchte. Als sie dann mit der Begründung „Warum eigentlich nicht“ (S.188) heiratet und auch bald ein Kind bekommt, verwirft sie ihre Emanzipationspläne und schlüpft in genau die Frauenrolle hinein, die sie eigentlich vermeiden wollte.

Doch irgendwann bemerkt sie, dass sie so nicht glücklich werden kann, verlässt ihren Mann Jörg und zieht mit den beiden Kindern zu einer Freundin. Über diese Zeit erfährt man als Leser nur das, was Gabriele in ihren Briefen an Jörg schreibt. Dies hat den Nachteil, das man nur Gabrieles Sicht der Dinge erfährt und eine Gegendarstellung von Jörgs Standpunkt aus ausbleibt. Nach dem Tod der jüngeren Tochter Cornelia, die in der Schule beim Geländerrutschen verunglückt, kehrt Gabriele wieder zu Jörg zurück, weil sie an der Selbstverwirklichung zweifelt, die ihrer Meinung nach durch den Tod immer wieder aufgehoben werden würde.

Bei der letzten Generation in diesem Buch, zeigen sich zwei unterschiedliche Frauenbilder: Die älteste Tochter Renate ist in der 68er-Bewegung engagiert und setzt sich für die „Emanzipation aller“ (S. 369) ein. Sie verlässt dazu die Familie und lebt in einer Wohngemeinschaft mit anderen Jugendlichen zusammen. Doch auch sie kann ihre Ziele nicht erreichen, denn am Ende steht sie unbeachtet auf der Straße und verteilt Flugblätter gegen die Fußball Weltmeisterschaft in Argentinien 1978. Das dritte und letzte Kind Claudia, das erst auf die Welt kommt, als Gabriele wieder bei Jörg lebt, verhält sich vollkommen anders: Sie stellt die Rolle der Frau gar nicht in Frage, heiratet früh und bringt einen Sohn zur Welt.

Deutsche Geschichte

Doch der Roman handelt nicht nur von der Entwicklung der Frauen, sondern beinhaltet auch viele geschichtliche Inhalte, die natürlich immer aus der Perspektive der Personen geschildert werden. Besonders sind Themen wie der Zweite Weltkrieg, der Mauerbau und die 68er-Bewegung in das Romangeschehen mit eingearbeitet. Manche Geschehnisse fallen dafür ganz oder zum Teil weg, weil sie für Gabriele und die Menschen in ihrem Umfeld nicht so wichtig sind.

Schreibweise

Ein Problem in dem Roman stellt jedoch die Schreibweise von Ingeborg Drewitz dar: So erschweren häufige Perspektivenwechsel, unvollständige Sätze und fehlende Zeichenangaben bei wörtlicher Rede das Lesen. Gleichzeitig macht dies das Buch jedoch interessanter, weil es auch beim zweiten Lesen noch nicht langweilig wird.

Wer sich also für die oben beschriebenen Themen interessiert und sich mit einem anspruchsvolleren Schreibstil anfreunden kann, der kann sich das Buch getrost kaufen.

Leseprobe:

„Es ist alles so schnell gegangen, Jörgs Anstellung bei Schering, im Altbau, sehr beengt, aber Chemie – da wird was draus! Und seine Frage. Und ihre zögernde Antwort: Warum eigentlich nicht? Warum eigentlich nicht. Sie mögen sich. Sie erzählt ihm von dem Sommertag in Grünau. Ganz nüchtern, ganz offen wollen sie beginnen. Seine Mutter ist gestorben, ein Männerhaushalt, der Vater und der Sohn brauchen eine Frau.
Angst, Angst vor dieser Idylle: Mann und Frau, vielleicht auch ein Kind oder zwei. Angst vor der Immer-Wiederkehr: Mann und Frau und Mann und Frau. Angst vor dem Leben, das Mutter gelebt hat und Großmutter und Urgroßmutter: Draußen die Welt und hinter den vier Wänden – nein keine Geborgenheit.

Bisher hat sie doch immer gehofft, mit jedem Jahr deutlicher zu werden, endlich wieder so unbefangen Ich zu sagen, wie als Kind. ICH.“ (S. 188)

Die Autorin

Ingeborg Drewitz (* 10. Januar 1923 in Berlin als Ingeborg Neubert; † 26. November 1986 in West-Berlin) war eine deutsche Schriftstellerin. (Quelle: Wikipedia.de)

Werke

Dramen

Unio mystica – ein Spiel. 1949
Alle Tore werden bewacht. 1955

Hörspiele

Das Labyrinth. 1962
Der Mann im Eis. 1976 ISBN 3-15-009834-3
Hörspiele. Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 1977

Erzählungen

Und hatte keinen Menschen. Eckart-Verlag, Berlin/Witten 1955
Im Zeichen der Wölfe. Sachse & Pohl, Göttingen 1963 (enthält u. a. Der Hund)
Eine fremde Braut. Erzählungen. Claudius-Verlag, München 1968
Der eine, der andere. Stuttgart: Werner Gebühr 1976. Neuausgabe: Goldmann TB 6386, 1981, ISBN 3-442-06386-8
Bahnhof Friedrichstrasse. Hrsg. von Agnes Hüfner. Claassen, Hildesheim 1992, ISBN 3-546-00021-8

Romane

Der Anstoß. Schünemann, Bremen 1958
Das Karussell. Sachse & Pohl, Göttingen 1969
Gestern war heute: Hundert Jahre Gegenwart. Claassen, Düsseldorf 1978 ISBN 3-546-42185-X. Zahlreiche Neuausgaben.
Oktoberlicht oder Ein Tag im Herbst. Nymphenburger, München 1969. Neuausgabe: Fischer TB 5479, Frankf./M. 1983, ISBN 3-596-25749-2
Wer verteidigt Katrin Lambert? Stuttgart: Werner Gebühr 1974. Neuausgabe: Fischer TB 1734, Frankf./M. 1976, ISBN 3-596-21734-2
Das Hochhaus. Stuttgart: Werner Gebühr 1975. Neuausgabe: Goldmann TB 3825, München 1979, ISBN 3-442-03825-1
Eis auf der Elbe. Tagebuchroman. Claassen, Düsseldorf 1982, ISBN 3-546-42188-4. Neuausgabe: Goldmann TB 6740, München 1984, ISBN 3-442-06740-5
Eingeschlossen. Claassen, Düsseldorf 1986. Neuausgabe: Goldmann TB 8947, München 1988, ISBN 3-442-08947-6

Autobiographische Prosa

Mein indisches Tagebuch. Radius-Verlag, Stuttgart 1983. Neuausgabe: Rowohlt, rororo 7993, Reinbek 1986, ISBN 3-499-17993-8
Hinterm Fenster die Stadt. Aus einem Familienalbum. Claassen, Düsseldorf 1985. Neuausgabe: Goldmann TB 9205, München 1988, ISBN 3-442-09205-1
Lebenslehrzeit. Autobiographie 1932-1946. Radius-Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-87173-706-2
Die ganze Welt umwenden: ein engagiertes Leben. Claassen, Düsseldorf 1987. Neuausgabe: Goldmann TB 9391, München 1989, ISBN 3-442-09331-7

Sachbücher

Die dichterische Darstellung ethischer Probleme im Werke Erwin Guido Kolbenheyers. Univ. Diss., Berlin 1945
Berliner Salons: Gesellschaft und Literatur zwischen Aufklärung und Industriezeitalter. Haude & Spener, Berlin 1965, Schriftenreihe: Berlinische Reminiszenzen Band 7.
Leben und Werk von Adam Kuckhoff. Friedenauer Presse, Berlin 1968
Bettine von Arnim. Romantik – Revolution – Utopie. Biographie. Diederichs, Düsseldorf/Köln 1969, Claassen, Hildesheim 1992, ISBN 3-546-00025-0
Zeitverdichtung: Essays, Kritiken, Portraits; gesammelt aus 2 Jahrzehnten. Europaverlag, Wien/München/Zürich 1980, ISBN 3-203-50745-5
Kurz vor 1984. Radius-Verlag, Stuttgart 1981
Gekürzte Neuausgabe: 1984 – am Ende der Utopien: Literatur und Politik; Essays. Goldmann TB 6699, München 1984, ISBN 3-442-06699-9
Schrittweise Erkundung der Welt. Reise-Eindrücke. Europaverlag, Wien u. a. 1982, ISBN 3-203-50745-5
Unter meiner Zeitlupe. Porträts und Panoramen. Europaverlag, Wien u. a. 1984
Junge Menschen messen ihre Erwartungen aus, und die Messlatten stimmen nicht mehr – die Herausforderung: Tod. Radius-Verlag, Stuttgart 1986, ISBN 3-87173-724-0

Taschenbuch: 416 Seiten
ISBN-13: 978-3123537004
www.klett-cotta.de

Anton G. Leitner (Hg.) – Das Gedicht Nr. 8: Vom Minnesang zum Cybersex

Erotische Zeilensprünge

„Gedichte sind plötzlich hip und sogar ziemlich sexy“, schreibt die Süddeutsche Zeitung anno 2000 erstaunt zu diesem „Erotik-Special“ von „Das Gedicht“. Der Schreiber hält den 160-Seiten-Band aus dem Anton G. Leitner Verlag für „ein freches Meisterstück, zuweilen anstößig und ungewöhnlich authentisch“. Wer sich „angestoßen“ fühlt, greife sofort zur hilfreichen Collection von schwarzen Zensurbalken, die sich in passender Größe über die Seite schieben lassen.

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Audrey Blake – Die Chirurgin von London

Worum gehts?

Nachdem Nora Beady beide Elternteile verloren hat, wächst sie bei dem Chirurgen Horace Croft auf. Im Gegensatz zu anderen jungen Damen, die sich mit Handarbeiten und höflicher Konversation beschäftigen, assistiert Nora lieber bei Operationen und Sektionen. Die Medizin und deren Techniken sind ihre Leidenschaft. Doch als Dr. Croft den jungen Arzt Dr. Gibson einstellt, muss Nora ihr Wissen vor ihm verbergen. Jedoch findet sie sich mit der Rolle der anständigen Dame nicht so einfach ab und schließlich greift sie eines nachts selbst zum Skalpell. Prompt wird sie von Dr. Gibson erwischt. Dieser weiß nicht so recht, ob er entsetzt sein oder Noras Fähigkeiten bewundern soll.

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Richard Werther – Die Diva der Liebe. Erotischer Roman

Frivoler Aufstieg einer Berliner Diva

Hemmungslos ist die junge Berliner Göre Lore. Sie lebt für die Liebe, aber sie lebt auch von der Liebe, die sie anderen Männern schenkt, die sich für sie interessieren. (Verlagsinfo) Der Roman beschreibt den Aufstieg einer Groschenhure aus dem Berliner Scheunenviertel in wesentlich höhere Kreise, wo sie als dominante Frau zahlreiche Männerherzen bricht.
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Lisette Allen – Normannenliebe. Erotischer Roman


Eroberungen im Namen der Liebe

Elena, ein 22jähriges Sachsenmädchen, erlebt anno 1070 in einem Kloster den Angriff der Normannen und wird in die Festung des Normannenkriegers Aimery verschleppt. Sie ist ausgewählt, um seine Gespielin zu werden, doch dies bringt den Zorn der Lady Isobel mit sich, welche die kleine Elena von nun an schikaniert und los werden will.

„Normannenliebe“ ist ein erotischer Roman aus der bekannten englischen Black-Lace-Reihe des Virgin-Verlags, in der seit Jahren erfolgreich sinnliche Fantasien für heterosexuelle Frauen verlegt werden. (Alle anderen Reihen wurden seither eingestellt.) Lisette Allen ist wahrscheinlich ein Hausname seitens des Verlags.
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Craig Clevenger – Der geniale Mister Fletcher

Mr. Ripley war gestern – heute ist Mr. Fletcher. Oder Mr. MacIntyre. Oder Mr. Edward. Oder Mr. Bishop. John Vincent hatte schon viele Namen und behält keinen für lange Zeit. Rastlos wechselt der begnadete Fälscher von einer Identität zur nächsten. Wie eine moderne Antwort auf den „talentierten Mr. Ripley“ lebt John Vincent unter dem Deckmantel anderer Namen. Als er am Beginn des Romans mit einer Überdosis Tabletten im Magen und Drogen im Blut ins Krankenhaus gebracht wird, heißt er gerade Daniel Fletcher.

Und dieser Daniel Fletcher sitzt nun einem Psychiater gegenüber, der seinen Geisteszustand begutachten soll. Macht Fletcher seine Sache gut und überzeugt den Gutachter davon, mental und psychisch fit zu sein, spaziert er am Ende als freier Mann zur Tür hinaus. Vermasselt er seine Vorstellung, riskiert er, in der psychiatrischen Abteilung weggesperrt zu werden.

Fletcher ist gerissen, hochintelligent, eiskalt und geradezu brillant. Seinen Job als Fälscher hat er zu höchster Perfektion gebracht, doch im Gespräch mit dem Psychiater steht für Fletcher viel auf dem Spiel und das nagt an ihm. Es geht nicht nur um sein Leben, das er verständlicherweise nicht bis ans Ende seiner Tage zugedröhnt und ruhig gestellt in einer geschlossenen Anstalt verbringen will. Es geht auch um seine Freundin Keara, die Fletcher in Gefahr glaubt. Aber um sie retten zu können, muss er erst einmal den Psychiater davon überzeugen, dass er weder verrückt noch selbstmordgefährdet ist …

Mein Eindruck

In den USA hat Craig Clevenger für seinen Debütroman „Der geniale Mister Fletcher“ viel Lob bekommen. Leonardo diCaprio hat sich bereits die Filmrechte gesichert. Wer weiß, vielleicht sehen wir ihn schon bald wieder als Fälscher auf der Flucht über die Kinoleinwand hetzen, so wie schon in Steven Spielbergs Film „Catch me if you can“.

Vielversprechend scheint dieses Filmprojekt sich schon jetzt zu entwickeln und das hat vor allem zwei Gründe: Chuck Palahniuk, der Autor von „Fight Club“, der für Craig Clevengers Roman voll des Lobes ist („Bei Gott, das ist mit Abstand das beste Buch, das ich in den letzten Jahren gelesen habe.„), schreibt das Drehbuch. Und darüber hinaus ist das Buch wirklich sehr gut. Herrn Palahniuks Meinung möchte ich mich zwar nicht vorbehaltlos anschließen, dafür habe ich in den letzten Jahren einfach schon zu viele gute Bücher gelesen (unter anderem eben auch von Chuck Palahniuk), aber es ist definitiv ein Roman, für den all das Lob berechtigt ist.

Die Hauptfigur

Clevenger konzentriert sich in seiner Geschichte gänzlich auf die Hauptfigur. Andere Figuren agieren höchstens am Rand, im Mittelpunkt steht Daniel Fletcher, mit seiner Lebensgeschichte und mit Blick auf sein „Duell“ mit dem Psychiater. Mit Fletcher hat Clevenger einen Protagonisten, der so viel Aufmerksamkeit absolut verdient hat. Ein Typ, der bis auf die letzte Seite etwas Rätselhaftes behält, dessen Geschichte zu fesseln weiß, und dessen Lebensart so skurril und faszinierend wirkt wie der voll ausgebildete zweite Mittelfinger an seiner linken Hand.

Fletcher wollte als Kind Verrenkungskünstler („contortionist“) im Zirkus werden. Als Erwachsener ist er genau das, nur auf etwas andere Art. Seine Verrenkungen vollzieht er, indem er immer wieder in andere Identitäten schlüpft. Clevenger erzählt die Lebensgeschichte dieses Verrenkungskünstlers und skizziert dabei ein faszinierendes Psychogramm. Fletcher ist absoluter Perfektionist, macht keine Fehler, ist stets Herr der Lage und hat alles im Blick, so dass er nie die Kontrolle verliert. Bis auf eine Ausnahme: Von Zeit zu Zeit plagen ihn Migräneanfälle, die so heftig sind, dass sie meistens mit einer Überdosis Schmerzmittel im Bauch in komatösem Zustand im Krankenwagen enden. Das ist Fletchers Schwachpunkt. Doch er weiß mittlerweile, wie er sich aus solchen Situationen, wenn seine Person mehr Aufmerksamkeit bekommt, als ihm lieb ist, herauswindet. Er ist geübt im Umgang mit Psychiatern, durchschaut das Frage-Antwort-Spiel. Dennoch lässt ihn die ausgiebige Begutachtung durch Dr. Carlisle ins Schwitzen kommen.

Immer wenn er mit einer Identität in den Mittelpunkt des Interesses von wem auch immer rückt, taucht er ab, macht sich unsichtbar und nimmt einen neuen Namen und ein neues Leben an. Dabei geht er geradezu detailbesessen vor. Er entwickelte eine komplexe Biographie, ohne Lücken, besorgt sich alle nötigen Papiere und lebt unauffällig. Unsichtbar zu sein, entspricht Fletchers Idealbild. Und diese Unsichtbarkeit betreibt er mit einer selten gesehenen Perfektion.

Aber ganz ohne Schwächen und Fehler kommt eben auch Daniel Fletcher nicht aus, und so zeigt Clevengers Roman letztendlich auch, wie winzige Fehler und Zugeständnisse an andere den Einzelgänger verwundbar machen. Es folgt eine Kettenreaktion von Ereignissen, die der Autor mit viel Liebe zum Detail darstellt. Eine Sache bedingt die nächste und Fletchers Lügengerüst gerät ins Wanken.

Doch Fletcher ist eiskalt berechnend und hochintelligent, und so darf der Leser staunend und fasziniert verfolgen, wie Fletcher versucht, die Dinge wieder unter Kontrolle zu bekommen und sich aus seiner brenzligen Situation herauszuwinden. Die Auflösung ist dabei derart gewieft eingefädelt, dass man Clevenger nur zu so viel Erfindungsreichtum beglückwünschen kann.

Man merkt dem Roman zu keinem Zeitpunkt an, dass es sich um ein Debüt handelt. Gerissen entwickelt Clevenger einen Plot, der am Ende richtig aufgeht, ohne lose Enden zurückzulassen. „Der geniale Mister Fletcher“ ist dabei ein Lesegenuss, der gleichermaßen faszinierend wie fesselnd ist und das unter anderem auch, weil Clevenger dem Leser praktisch eine Anleitung zum Fälschen einer Identität liefert. Er zählt die Schritte auf, erläutert Fletchers Vorgehensweise und weist auf mögliche Schwachpunkte hin. Zur Nachahmung wohl eher nicht empfohlen, aber auch deswegen so spannend zu lesen, weil da eben noch der Reiz des Verbotenen mitschwingt. Die Figur Daniel Fletcher nimmt den Leser gefangen und lässt ihn bis zum Ende nicht mehr los.

Auch sprachlich ist „Der geniale Mister Fletcher“ ein erfrischendes Lesevergnügen. Clevengers Stil ist sehr direkt und offen, teilweise hart und explosiv wie der Lebenswandel seines Protagonisten. Im Klappentext wird der Roman mit den Werken von Paul Auster verglichen. Das vereinfacht die Sache zwar vielleicht ein bisschen zu sehr, aber der Vergleich ist nachvollziehbar. Beide Autoren haben in ihren Werken etwas Magisches und Fesselndes, dem man sich nicht entziehen kann. Sie üben gleichermaßen Faszination aus, mit einem gewieften und absolut gekonnten, intensiven Erzählstil.

Unterm Strich

Alles in allem ein Roman, der sich als der lobenden Worte würdig erweist. Eine Hauptfigur, die absolut faszinierend ist und eine Geschichte, die von der ersten bis zur letzten Seite bis ins Mark überzeugt. Ein Erzähler, der mit einem packenden Psychogramm zu fesseln und zu erstaunen weiß. Bei einem derart gerissenen Debütroman darf man sicherlich gespannt sein, was von Craig Clevenger in den nächsten Jahren noch so kommen mag. Den Namen sollte man sich in jedem Falle merken.

Taschenbuch: 314 Seiten
Originaltitel: The Contortionist’s Handbook
ISBN-13: 978-3351030346

https://www.aufbau-verlage.de/

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Sarah Copeland – Ehlanas Erwachen. Erotischer Roman

Erotische Begegnung aus der anderen Dimension

4000 Jahre nach unserer Zeit kämpfen die letzten Reste der Menschheit unter brennender Sonne ums Überleben. Zweitausend Menschen verharren in endlosem Kälte-Schlaf, während die anderen versuchen, sie aufzuwecken. Sinnenlust ist lange vergessen; die Menschen leben ohne körperliche Liebe. Nur verborgene Träume sind ihnen geblieben.

Ehlana, die Historikerin und Zeitreisende, wird zur Brücke zwischen ihrer Zeit und unserer Gegenwart. Sie entdeckt, dass ihre Ur-Instinkte der Schlüssel zur anderen Welt und zu ihrem eigenen Erwachen sind.

Ein erotischer Roman aus der bekannten englischen „Black-Lace“-Reihe, die hierzulande als „Velvet Dreams“ auftritt.
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Paula Lambert – Eine Frau mit Penetrationshintergrund. Roman

Aus dem Lotterbett ins Kloster

Paula hatte sie alle: Esoteriker, High- Performer und Elektriker. Fazit: Sie kennt viele Männer, mit denen sie Sex haben kann, aber sie kennt keinen, der bei ihr bleibt. Das muss sich ändern. Gutmensch Korbinian wäre genau der Richtige, doch der findet Paula viel zu oberflächlich. Also begibt sich Paula in ein Kloster auf Sinnsuche – die tatsächlich zu einer durch und durch sinnlichen Erfahrung wird … (Verlagsinfo)

Die Autorin
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Davernos – Julie. Eine Meisterin der Liebe

Früh übt sich, was ein Meister, pardon: eine Meisterin werden will: Julie. Schon als Heranwachsende verspürt die hübsche Julie heftiges Liebesverlangen. Zunächst sind es noch recht harmlose Spiele, die sie mit anderen Mädchen erprobt. Bald aber geht sie zu den viel interessanteren der Erwachsenen über und sammelt bei ihnen, unermüdlich aktiv, die reizvollsten Erfahrungen.

Bisexuell veranlagt, verführt Julie in der Folge Jungen und Mädchen auf jede nur denkbare Weise: die unschuldige Judith, John, den Bruder ihrer „Spielgefährtin“ Maud, und seine Kameraden. Sie treibt es mit der Erzieherin Germaine und dem Gärtner Bacchio und schließlich, nach dem Spiel zu zweit, zu dritt, zu viert, in schrankenloser Ausgelassenheit mit einem halben Dutzend junger Burschen… (Verlagsinfo Goldmann)

Die Autorin
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Alfred de Musset (zugeschrieben) – Gamiani oder Zwei tolle Nächte. Erotischer Roman

Liebesraserei bis zum Tode

„Gamiani oder Zwei tolle Nächte“ (1833) zählt zu den berüchtigtsten Romanen der erotischen Literatur (erstes Erscheinungsverbot: Lille 1868; zweites Verbot: Paris 1889.) Dies ist die Geschichte der liebestollen Gräfin Gamiani, die die „Wonne der Männerliebe“ verschmäht und in einer „von heißester Leidenschaft durchpulsten Sprache“ ihre orgiastischen Abenteuer in einer Klostergemeinschaft erzählt, die sie dazu gebracht haben, nur noch an den tollsten Exzessen ihre Befriedigung zu suchen und zu finden. (Verlagsinfo) Hauptfigur und Erzähler ist indes der Kavalier Alcide, der sich mit der 15-jährigen Fanni verbündet, um die Gräfin zu befriedigen und zu beobachten. Er ist auch der einzige Überlebende…
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Gwendolyn Morgan – Art of the Master. Erotischer Roman

S&M-Erotik: Die Kunst des dominanten Malers

Indem sie als Aktmodell posiert, verdient sich die englische Uni-Absolventin Janine ein bisschen Geld dazu. Im Kunstkurs lernt sie den erfolgreichen Maler Crispin James kennen, der sie einlädt, für ihn Modell zu stehen. Doch der dominante Mann, der sie erregt, führt einen sehr strengen Haushalt. Hier hat Janine unerwartete Konkurrenz von anderen attraktiven Frauen. Wenn sie Crispin erobern will, muss sie besonders einfallsreich sein…
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Michel Gall – Erotische Träumereien um Odysseus

Liebesabenteuer zwischen Kalypso, Kirke und Nausikaa

Odysseus, der unsterbliche Abenteurer, ist auch ein Meister im Umgang mit Frauen – voller Hingabe und Phantasie, doch behält er immer die Oberhand. Hier erzählt Michel Gall, der Bestseller-Autor, von den erfreulicheren Fährnissen und Listen des großen Odysseus. Seine Abenteuer machen sogar dem Zyklopen Angst.

Der Homer-Held liebt Frau und Tochter von König Äolos Tag und Nacht auf die vielfältigste Art und Weise. Als er nach einem Monat immer noch vom Leder zeiht, schickt ihn der gelangweilte und besorgte König lieber fort. Auch die Sirenen haben nichts zu singen – Odysseus kann es ständig bringen. Und Gattin Penelope, deren Treue auf harte Proben gestellt wird, darf erst recht stolz auf ihren Griechen sein. Der Heimkehrer hat seine probaten – und erprobten – Mittel, jeden Widersacher aus dem Feld zu schlagen… (korrigierte Verlagsinfo)

Der Autor
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Holly Cartwright – Marie’s Masters. Erotischer Roman

Wie man seine Hemmungen verliert

Die schöne, aber emotional gehemmte Marie tritt eine Stelle in einer anderen Stadt an. Es ist das De Sade Museum, und es macht seinem Namen alle Ehre. Der Leiter des Museums hat Marie offenbar zu einem ganz bestimmten Zweck eingestellt. Um diesen zu erreichen, unterwirft er sie etlichen BDSM-mäßigen Übungen. Schon bald steigt Maries Selbstvertrauen. Sie entdeckt auch in dem Vermieter ihres Zimmers einen höchst dominanten und lehrreichen Gebieter. Aber welche Rolle spielt dessen Gattin, die renitente Isabelle?
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Karl Timlich – Fiekchen oder Die zärtlichen Briefe (auch „Schule des Amor“)

Von Weibsteufeln, Mannsbildern und Galgenstricken

Beim Papaspiel bringt das junge Fiekchen dem unerfahrenen Wilhelm die Liebe bei. Ihr Spiel fliegt auf, und sie brennen durch. Sorgen müssen sie sich nicht machen, denn Fiekchen sorgt für den Unterhalt… (Verlagsinfo) Ein Roman in 25 Briefen, im 18. Jh. geschrieben von vier jungen Menschen. „Fiekchen“ nannte übrigens der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I von Preußen seine Frau.
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