Archiv der Kategorie: Fantasy / Science-Fiction

Schwekendiek, Margret – Gefrorene Zeit (Titan-Sternenabenteuer 21)

Band 18: [Spur ins Parakon 1951
Band 19: [Tabu-Planet 1966
Band 20: [Die Anachronisten 1967

Nach dem letzten Band hat sich die Spannung des |Parakon|-Zyklus immer näher zu einem Höhepunkt bewegt, der nun mit „Gefrorene Zeit“ wieder langsam abklingt. Im vierten und finalen Buch dieser Serie innerhalb der „Titan“-Reihe wird die gesamte Geschichte aufgelöst, jedoch weitaus schneller, als das so manchem Leser lieb sein mag. Margret Schwekendiek, die hier alleine verantwortlich zeichnet, lässt die Erzählung zum Schluss hin in sich zuammenbrechen und klärt die wichtigsten Ereignisse innerhalb von wenigen Seiten auf. Die gesamte Spannung, die man über immerhin drei Bücher aufgebaut hat, wird mit einem Schlag weggefegt, und irgendwie ärgert man sich darüber auch ein wenig, denn schließlich haben die Autoren auch vorher nie mit genauen Beschreibungen gegeizt und die Geschichte durchgehend schön ausgeschmückt. Dies ist hier allerdings nicht der Fall; im Gegenteil, ständig werden Szenarien aus der Vergangenheit neu zitiert, was für diejenigen, die erst mit diesem Band einsteigen, sicherlich auch willkommen ist. Aber man darf insgeheim ja schon erwarten, dass alle Leser sich dem Zyklus von Anfang an widmen, und genau diese müssen jetzt nicht erneut vorgekaut bekommen, was sich auf dem Planeten T’earr zugetragen hat, oder warum Eleni Demetrios nun in der Krankenstation der Asteroidenwerft liegt. Und das sind nur einige der Fakten, die man hier neu aufgesetzt bekommt …

_Story_

Die Besatzung der TITAN hat sämtliche Systeme auf dem Planeten T’earr mit Hilfe der Antitronik lahmgelegt, um so auch sicherzustellen, dass man auf der Flucht von diesem seltsamen Ort nicht erneut verfolgt und angegriffen wird. Für die T’earron hat dies entsetzliche Folgen: Die gesamte Kontrolle über den Planeten geht verloren und in Windeseile bricht in der sonst so geordneten Welt die Anarchie aus. Weil die stellaren Impulse nun auch nicht mehr empfangen werden können, besteht für die Rasse der T’earron die Gefahr, völlig ausgelöscht zu werden. Doch ein Regierungsmitglied hat für den Ernstfall vorgesorgt und entsendet als letzten Rettungsanker ein verstecktes Schiff, das nicht in den Sog der Antitronik geraten ist, um die Menschen an Bord der |TITAN| um Hilfe zu bitten. Doch die trauen dem Braten nicht ganz, zumal die Besatzung des entsandten Schiffes sich bei der Kontaktaufnahme nicht besonders klug anstellt und versehentlich auf das Schiff der Menschen schießt …

Währenddessen sucht die Spezialeinsatztruppe der Space Police, die Pioneers, weiterhin nach einer Spur der Entführer von Amos Carter. Man hat mittlerweile herausgefunden, wer genau hinter den Anschlägen steckt, und so weiß man auch, dass die Entführer absolut keine Skrupel haben und nicht davor zurückschrecken würden, den Vorsitzenden der CRC auf der Stelle zu töten. Schließlich entdeckt man das feindliche Schiff in den Ringen des Saturn, verliert es aber ständig wieder aus den Augen und plant deshalb, den Entführern bei ihrer Rückkehr zur Asteroidenwerft eine Falle zu stellen. Als Sicherheitschef Thomas Chiavelli dann aber über Funk ein Bild des bereits furchtbar entstellten Carter gesendet bekommt, überschlagen sich die Ereignisse, und die Vorbereitungen für einen Hinterhalt laufen auf Hochtouren …

_Meine Meinung_

Bewegt man sich in der ersten Hälfte des Buches noch vornehmlich auf dem bekannt hohen Niveau – selbst wenn die mehrfachen Rückblenden irgendwann zu stören beginnen – kann es der Autorin später gar nicht schnell genug gehen. Zwischenzeitlich wird man den Eindruck nicht los, als wollte Margret Schwekendiek die Sache endlich zu Ende bringen und keine neuen Gedanken mehr spinnen und verfolgen. Ein sehr gutes Beispiel ist der Zwist zwischen der Besatzung der |TITAN| und den T’earron. Enorm ausschweifend wurde im Voraus die Geschichte dieses Volkes mit all ihren Besonderheiten erzählt, und auch die anarchischen Zustände, die auf dem Planeten T’earr vorherrschen, kommen in „Gefrorene Zeit“ noch sehr gut herüber. Doch dann wird in der Kürze der noch verbleibenden Zeit zügig heruntergerasselt, dass das Volk Hilfe braucht, die |TITAN| trotz aller Bedenken zur Rettung eilt und das war’s dann.

Ein anderes Beispiel ist die Entführung von Amos Carter: So zügig, wie dieser Teil der Handlung auf den letzten Seiten aufgelöst wird, kann die Spannung kaum abflachen. Den Leser hätten hier sicherlich noch einige Einzelheiten mehr interessiert, doch die kann Schwekendiek nicht liefern. Im Grunde genommen wäre hier vorher noch genügend Potenzial für zwei Bände dagewesen, aber man hat sich dann schließlich entschieden, alles in einem zu bündeln. Das hätte ganz bestimmt auch noch irgendwie anständig funktionieren können, jedoch hätte man dann von den vielen Rückblicken auf die vergangene Geschichte absehen sollen, denn die davon betroffenen Tatsachen sind dem Leser zu diesem Zeitpunkt schon allesamt bekannt gewesen.

„Gefrorene Zeit“ ist deswegen zwar immer noch kein schlechtes Buch, aber als Abschluss eines so guten Zyklus hätte man sich eine etwas umfassendere Darstellung und eine breiter gefächerte Auflösung der Story gewünscht. Ich kann meine Enttäuschung jedenfalls nicht verbergen und finde es irgendwie schade, dass man zum Ende die Lektüre nicht in gebührendem Maße abschließen kann. Wer die Serie aber bis hierhin verfolgt hat, muss natürlich auch dieses Buch lesen – trotz aller Kritik.

Und trotz aller Kritik freue ich mich jetzt auch schon auf den neuen Zyklus, bei dem sich die „Titan-Sternenabenteur“ in den Bereich Social-Fiction bewegen werden. Mehr dazu demnächst in der Rezension zu „Todesanzeigen“, dem Folgeband.

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Huff, Tanya – Auf Teufel komm raus (Die Chroniken der Hüter II)

Band I: [Hotel Elysium 1481

Die Hüterin Claire Hansen hat die Aufgabe, die strukturelle Integrität der Barriere zwischen der Welt und der metaphysischen Energie, die sie umgibt, zu bewahren. Dazu kann sie hinter diese Barriere greifen und sich der vorhandenen Möglichkeiten bedienen. Kurz gesagt, sie flickt mit Magie die Hülle des Universums, damit nichts Böses eindringen kann. Zunächst bestand das kosmische Reparaturteam nur aus Claire und ihrem etwas älterem Kater Austin, nachdem Claire jedoch bei ihrer letzten Unfallstelle im Hotel Elysium den Zuschauer Dean McIsaac kennen gelernt hat, ziehen sie nun zu dritt durch Kanada und flicken einen Riss nach dem anderen.

Das Leben könnte so schön sein, gäbe es da nicht Claires kleine Schwester Diana, die über zu viel Macht und zu wenig Verantwortungsgefühl verfügt. Die zukünftige Hüterin handelt ständig äußerst unüberlegt und beschwört damit die größten Katastrophen herauf. Nicht zuletzt war es ja auch Diana, die die böse Hüterin im Hotel Elysium aus ihrem Schlaf weckte und dadurch beinahe alle Macht der Hölle auf die Welt losgelassen hätte. So geht ihr auch dieses Mal ein gut gemeinter Zauber gründlich schief. Aus Versehen fängt sie die Kraft der Liebe zwischen Dean und Claire ein, als diese sich nach einem schlimmen Streit versöhnen. Diese manifestiert sich als Engel, leider jedoch ohne Botschaft und ohne Ziel; so kann er nicht wieder zurückkehren und wandert ziellos durchs Land auf der Suche nach einer zu verkündenden Botschaft oder Aufgabe.

An sich wäre ein Engel auf Erden ja nichts Schlechtes, doch leider erlaubt seine verlängerte Anwesenheit den Mächten der Hölle, einen Dämon auf die Erde zu schicken, der durch die alles überstrahlende Gegenwart des Engels von den Hütern nicht bemerkt werden kann. Während der Engel Samuel sich durch die Sehnsüchte eines sechzehnjährigen Mädchens und die Ängste ihres überfürsorglichen Vaters nicht als geschlechtsloser Rauscheengel, sondern als ein mit Genitalien versehener Teenager mit dem Aussehen eines Boybandmitglieds manifestierte, findet sich der Dämon Byleth plötzlich mit dem voll ausgestatteten Körper eines pubertierenden Mädchens auf Erden wieder. Für beide ist dieser Zustand äußerst ungewohnt und mehr als hinderlich bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. So versucht Samuel natürlich, den Menschen zu helfen, wird jedoch durch seine nicht gerade heilige Gestalt ständig missverstanden. Byleth hingegen weiß zwar ganz genau, was ihre Aufgabe ist, nämlich so viel Unheil anzurichten wie nur möglich, wird aber durch ihre menschliche Form daran gehindert, Magie einzusetzen. Natürlich versucht sie so bösartig wie nur menschenmöglich zu sein, verhält sich dabei aber nur wie ein typischer Teenager.

Durch einen Zufall stolpert Claire über den Riss, durch den die Dämonin die Erde betreten hat, und entdeckt dabei Spuren ihrer Anwesenheit. Um sie aufspüren zu können, müssen Claire, Dean und Austin zunächst alles dafür tun, den Engel zu finden und zurückzuschicken. Und zwar schnell, bevor der Dämon zu viel Schaden anrichten kann. Leider hat das Trio die Rechnung ohne Claires vorwitzige Schwester Diana gemacht, die es mal wieder nicht lassen kann, sich einzumischen.

„Auf Teufel komm raus“ ist eine gelungene Fortsetzung der „Chronik der Hüter“, die aber durchaus für sich alleine gelesen werden kann. Erneut findet man sich in einer absurden Welt voller sprechender Katzen, fluchender Gartenzwerge und göttlichen bzw. höllischen Wesen mit pubertären Problemen wieder. Die Handlung spielt anders als im „Hotel Elysium“ nicht mehr nur an einem Ort, sondern führt mit viel Witz und Tempo quer durch Kanada auf der Suche nach dem Engel und dem Dämon. Äußerst amüsant sind vor allem die Begegnungen der beiden „Besucher“ mit den nichts ahnenden Zuschauern. Die Auflösung der spannenden Geschichte kommt überraschend, denn wer hätte gedacht, dass ein Engel wie eine Katze ist – nur eben anders.

Barclay, James – Nachtkind (Die Chroniken des Raben 5)

Band 1: [„Zauberbann“ 892
Band 2: [„Drachenschwur“ 909
Band 3: [„Schattenpfad“ 1386
Band 4: [„Himmelsriss“ 1815

Nach vier Büchern war die grundlegende Handlung der „Chroniken des Raben“ eigentlich abgeschlossen: Das Land Balaia war gerettet, die Wesmen vertrieben und die Drachenvölker vor ihrer Ausrottung bewahrt worden. Doch James Barclay wäre nicht der geniale Fantasy-Autor, der er nunmal ist, hätte er nicht eine weitere innovative Idee im Hinterkopf, um die Geschichte weiterzuentwickeln und eine neue Bedrohung für Balaia zu kreieren.

„Nachtkind“, der vorletzte Band dieser Reihe, spielt daher auch fünf Jahre nach dem großen Sieg, den die Söldnerarmee „Der Rabe“ eingeleitet hatte. Die einzelnen Mitglieder der Truppe sind mittlerweile im ganzen land verstreut, die Kontakte eigentlich abgebrochen und „Der Rabe“ inaktiv bzw. aufgelöst. Dann aber ereignen sich erneut schreckliche Dinge, die die teils verstrittenen Mitglieder wieder zusammenbringen – doch nichts ist mehr so, wie es einmal war …

_Handlung_

Erienne ist auf der Flucht – vor ihrem Kolleg in Dordover, vor Selik, dem totgeglaubten Anführer der Schwarzen Schwingen, und vor einem ganzen Land, das in ihrer Tochter Lyanna die Ursache für die ganzen Naturgewalten sieht, welche seit einiger Zeit die Städte und Wälder in Balaia heimsuchen. Das gemeinsame Kind von Denser und ihr scheint nämlich das Kind zu sein, von dem eine uralte Prophezeihung einst behauptete, dass es diejenige Person sei, die die Magie des Einen Weges wieder einführen könnte. Doch das Kolleg der Dordovaner kann die von Lyanna entfesselte Magie nicht mehr kontrollieren und dementsprechend auch nicht mehr für seine eigenen Zwecke einsetzen, so dass man sich gezwungen sieht, Lyanna zu töten.

Aus diesem Grund reist Erienne mit der Hilfe einiger befreundeter Elfen nach Herendeneth, zur Insel der Al-Drechar, der Begründer des Einen Weges. Dort glaubt sie, für ihr Kind Schutz zu finden und erhofft sich außerdem, dass es den uralten Magiern gelingt, die Magie ihrer Tochter unter Kontrolle zu bringen.

Sechs Wochen nach ihrem Verschwinden bittet Vuldaroq aus Dordover Eriennes Mann Denser um Hilfe. Denser erfährt erst jetzt vom Schicksal Lyannas und sucht alsbald den Unbekannten Krieger in seinem Wirtshaus auf, um ihn um Hilfe zu bitten. Dessen Frau ist zwar nicht sonderlich begeistert, lässt ihn aber ziehen, damit Densers Kind beschützt und gerettet werden kann. Auch Ilkar schließt sich dem Raben wieder an. Hirad hingegen ist nicht sonderlich begeistert von der Idee, Denser zu unterstützen. Er ist enttäuscht vom xeteskianischen Magier, weil er nicht wie versprochen das Tor zur Drachenwelt geöffnet hat und die Kaan-Drachen seitdem in Balaia festsitzen und dem Tod geweiht sind. Trotzdem schließt er sich der Truppe an und zieht mit ihr nach Arlen, wo man die zurückgekehrte Erienne in Empfang nehmen will.

Allerdings ist der Rabe nicht mehr die verschworene Einheit, die er mal war. Immer wieder gibt es innere Konflikte, und als Hirad sich schließlich vor der feindlichen Armee aus Lystern verplappert und den Ankunftsort von Erienne versehentlich preisgibt, kommt es zum Eklat und zur Trennung zwischen Hirad und dem Raben. Währenddessen wird Lyannas unkontrollierte Kraft immer stärker und die Gefahr für Balaia von Tag zu Tag größer …

_Meine Meinung_

Nach dem hervorragenden Vorgängerband fiel es mir anfangs schwer, eine neue Geschichte um den Raben zu akzeptieren, vielleicht auch aus Sorge, nicht mehr dieselbe Magie zu spüren, die noch von allen vorangegangenen Büchern aus dieser Reihe ausgegangen war. So dauerte es zunächst auch eine Zeit, bis ich wieder in der Geschichte drin war, schließlich setzt Barclay hier einen fast komplett neuen Strang an, der aber natürlich auf den Ereignissen der Vergangenheit beruht. Aber nun sind die Bedingungen vollkommen anders. Der Rabe ist komplett übers Land verstreut, die Gemeinschaft ist bei weitem nicht mehr das, was sie mal war, und auch die Charaktere haben sich zu ziemlichen Eigenbrödlern verwandelt. Denser war schon immer sehr eigenwillig, oft auch sehr egoistisch, bei ihm hat sich bis auf die plötzlich aufgeflammte Angst kaum etwas geändert. Das kann man für Hirad und den Unbekannten nicht behaupten: Ersterer scheint seine Erfüllung darin gefunden zu haben, als Drachenmann die Kaan zu beschützen und vergisst dabei fast vollständig die Welt um sich herum. Der Unbekannte hingegen hat eine Familie gegründet und sich mental vollkommen von der Protektorenarmee lösen können. Dieser Gemütswandel und seine neue Verantwortung bewegen ihn letztendlich auch dazu, Denser bei der Suche nach Lyanna zu unterstützen, schließlich kann er sich nur allzu gut vorstellen, wie schlimm es sein muss, sein Kind einer solchen Bedrohung ausgesetzt zu sehen.

Als Letzter ist dort Ilkar; der Elfenmagier lässt sich wie gewohnt nicht in die Karten schauen, wirkt aber im Verlaufe der Geschichte immerzu sehr besorgt – zum einen um die Entwicklung innerhalb des Raben, zum anderen um die bevorstehende Katastrophe in Balaia und die damit verbundenen Auswirkungen auf sein gerade wieder aufgebautes Kolleg in Julatsa.

Die innere Zerissenheit aller Beteiligten bestimmt auch schließlich die Atmosphäre von „Nachtkind“. Ohne Zweifel ist der fünfte Band der düsterste der gesamten Serie, in Sachen Spannung aber trotzdem auf dem bekannt sehr hohen Level. Nach einer kurzen Einleitung überschlagen sich die Ereignisse förmlich, und wiederum gelingt es dem Autor exzellent, zwischen den vielen verschiedenen Szenarien hin und her zu schwenken, dabei aber den eigentlichen Plot nie aus der Hand zu geben. Gleichermaßen wiederholt sich daher auch das Empfinden des Lesers: Man fühlt sich gefesselt und kommt nicht mehr von dem Buch los. Man fühlt sich geradezu dazu gezwungen, die Geschichte um den verzweifelten Denser, den hitzköpfigen Hirad, die bestürzte Erienne, den zerstreuten Unbekannten, den sehr ruhigen Ilkar und das kleine Mädchen, von der eine große Bedrohung auszugehen scheint, in sich aufzusaugen.

„Nachtkind“ ist eine überaus gelungene Fortsetzung des in sich abgeschlossenen Zyklus nach „Himmelsriss“. Die Reise des Raben geht weiter, doch die Stimmung ist eine andere. Der fünfte Teil der Reihe beschäftigt sich in erster Linie mit dem finsteren Seelenleben der Hauptpersonen, und weil man nie genau weiß, welche Rolle die Mitglieder des Raben jetzt tatsächlich einnehmen, geht auch von der Unsicherheit auf Seiten des Lesers noch eine zusätzliche Spannung aus, die ich schwer in Worte fassen kann. Einen Moment möchte ich aber noch schildern, nämlich den, als ich das letzte Kapitel begonnen habe: Man beginnt zu schwitzen, in der Gewissheit, dass der Band gleich zu Ende sein wird, die Handlung jedoch noch nicht. Auf jeder Seite steigt die Begeisterung proportional zum Aufkeimen der Enttäuschung darüber, dass man jetzt wieder eine halbe Ewigkeit bis zur Fortsetzung warten muss, an. Der letzte Band „Elfenmagier“ ist für März 2006 angekündigt. Ich hoffe, dass er trotzdem früher erscheint …

Fallon, Jennifer – Kind des Schicksals (Dämonenkind Band 3)

Band 1: [Kind der Magie 1328
Band 2: [Kind der Götter 1332

Wider erwarten ist es gegen Ende des zweiten Bandes den Kariern nicht mehr gelungen, R’shiel nach Karien zu bringen. Stattdessen hat das Dämonenkind mit Hilfe der Hüter den Spieß umgedreht und die Karier gefangen genommen. Aber Tarjanian ist schwer verwundet. Um ihn zu retten, bittet sie die mit ihrer Familie verbundenen Dämonen, eine Verschmelzung zu bilden und den Blutverlust auszugleichen.
Das hat ungeahnte Folgen!

Die Dämonenverschmelzung hat den Bann der Liebesgöttin Kalianah aufgehoben. Als Tarjanian aus der Bewusstlosigkeit erwacht, ist seine Liebe zu R’shiel erloschen. Dass es diese Liebe überhaupt gab, ist ihm nicht nur ein Rätsel, sondern sogar ein Gräuel! Sofort stürzt er sich erneut ins Getümmel, versucht, durch Zerstörung der Fähren das karische Heer am Überqueren des Gläsernen Flusses zu hindern. Kurzzeitig hat er Erfolg, wird aber von den Kariern gefangen genommen und landet schließlich in einer Zelle der Zitadelle, wo er auf seine Hinrichtung wartet.

R’shiel dagegen ist, nachdem sie Damin und Adrina quasi zwangsverheiratet hat, um dadurch Frieden zwischen Fardohnja und Hythria zu stiften, mit den beiden eilig nach Hythria geritten. Sie will nach Groenhaven und die Magiergilde um Rat bitten, wie sie mit Xaphista fertig werden kann. Aber anstatt sich mit Xaphista zu beschäftigen, muss sie sich mit Politik herumärgern. Hythria steht am Rande eines Bürgerkrieges, und Adrinas Vater wirft Brakandaran aus dem Palast, als er von der Heirat erfährt. Abgesehen davon hat die Magiergilde zwar ein riesiges Archiv, nur lässt sich dort keinerlei Hinweis darauf finden, wie Xaphista zu bezwingen sein könnte!

Während R’shiel sich im Süden herumschlägt, gehen Korandellan, der den Zufluchtsort der Harshini aus der normalen Zeit fernhält, allmählich die Kräfte aus.

Und Xaphista hat sich höchstpersönlich aufgemacht, um dem Dämonenkind das Handwerk zu legen …

Klingt alles in allem gar nicht schlecht. Leider halten die viel versprechenden Anlagen nicht ganz, was sie verheißen.

R’shiel ist inzwischen ein ziemlich harter Brocken. Wenn es zur Erreichung ihrer Interessen notwendig ist, wird sie ziemlich derb und rücksichtslos, Drohungen und Erpressungen inklusive! Dennoch setzt sie sich nach einem missglückten Anschlag auf ihr Leben für den Attentäter ein, vollkommen abgebrüht ist sie also noch nicht. Die Aussage Zegarnalds, dergemäß die viele ihr widerfahrene Unbill durchaus in seiner Absicht lag, um sie zu stählen, nimmt R’shiel ihm allerdings äußerst übel. So hat die enorme Energie, die sie in die Einigung zwischen Hythria und Fardohnja steckt, nicht allein den Zweck, wertvolle Bundesgenossen für Medalon zu finden, sondern nebenbei auch, Zegarnalds Macht zu beschneiden.

Im Übrigen gibt es zu den Charakteren nicht mehr viel zu sagen. Tarjanian muss erst die Tatsache seiner unechten Liebe zu R’shiel verdauen, mehr wird dem Leser über seine Gedanken nicht mehr verraten. Damin und Adrina lernen endlich zusammenzuarbeiten, anstatt sich zu streiten. Und Brakandaran verliebt sich in R’shiel, da er aber im ersten Band mit dem Tod um R’shiels Leben geschachert hat, damit sie ihre Bestimmung erfüllen kann, bedeutet ihr Sieg über Xaphista gleichzeitig seinen Tod.
Vor allem die beiden letztgenannten Entwicklungen sind ziemlich absehbar.

An Personenentwicklung wird also nicht mehr allzu viel geboten. Die Handlung hat folglich einiges auszugleichen. Und das gelingt ihr nicht. Trotz einiger Bewegung in den Ereignissen schafft es die Autorin nicht, den Spannungsbogen wirklich straff zu ziehen. Zu glatt, zu flüssig werden alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt.

Anhand Meister Dranymirs Warnung, wie schwierig es sei, auf einem Drachen zu reiten, sollte man erwarten, dass R’shiel wirklich ernsthafte Probleme damit hat, wenn sie schon nicht runterfällt. Letztlich hat sie aber nur ein paar steife Knochen, die sie wie durch ein Wunder kein einziges Mal stolpern oder irgendwo anrempeln lassen! Als sie zusammen mit Damin Adrina aus den Fängen ihrer Entführer befreit, sind alle Feinde taub, niemand hört die knarrende Tür, niemand ihre Schritte auf der Treppe! Ein paar Komplikationen, wenigstens kleine, hätten da mehr draus machen können!

Und wie durch einen wunderbaren Zufall kommen die Hüter gerade im entscheidenden Moment, um den Kampf um Groenhaven zu Damins Gunsten zu entscheiden, obwohl sie eigentlich in Krakandar hätten sein sollen: weil nämlich Feldhauptmann Denjon etwas verwechselt hat und deshalb nach Groenhaven geritten ist! Das wirkt konstruiert und unglaubwürdig, zumal die vorgekommene Verwechslung nicht genauer erklärt wird. Und immerhin gelten die Hüter als Musterbeispiel für Kompetenz und Tüchtigkeit!

Auch die Ereignisse in der Zitadelle sind etwas unausgereift.
Nach zweihundert Jahren geschürten Hasses auf die Harshini genügt eine fröhliche Party, um die Medaloner plötzlich zu Harshini-Freunden zu machen? Eher unwahrscheinlich.
Und hat die Puffmutter Humbalda Loclon nach dem Handstreich der Hüter wirklich nur aus der Zitadelle gerettet, um ihn danach bei den karischen Priestern auf Slarn zu deponieren? Welchen Zweck sollte das haben? Hier wurde das Potenzial von Humbaldas gefährlichem Charakter völlig verschenkt, außerdem fehlt etwas, das ihre Handlungsweise plausibel macht.

Andererseits fehlt eine Hinleitung auf die Tatsache, dass Hochmeister Jenga ausgerechnet von Gawn getötet wurde, dem Hüter, den Tarjanian im ersten Band wegen der Schlappe gegen die Hythrier zur Schnecke macht. Gawns Werdegang unter der karischen Besatzung liegt völlig im Dunkeln. Wo kam der Kerl auf einmal her? Und wieso hat er so viel Befehlsgewalt? Eigentlich war er doch ein Nichts.
Am erstaunlichsten fand ich das Auftauchen des Seher-Steins der Zitadelle. Bei einem so großen Komplex wie der Zitadelle wäre zu erwarten gewesen – und R’shiel hat das ja auch erwartet -, dass der Stein schwer zu finden sein würde. Stattdessen fällt er den Anwesenden quasi einfach vor die Füße, und das war in dem Moment absehbar, als Shananara beschloss, den großen Saal wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen, um die Seele der Zitadelle zu beruhigen. Das fand ich dann doch etwas enttäuschend!
Hinzu kommt, dass Xaphistas Versuche, das Dämonenkind aufzuhalten, sich darauf beschränken, einen Attentäter zu suchen, der sie töten soll. Ein ziemlich kümmerlicher Einsatz! Xaphista ist ein Gott! Der zu diesem Zeitpunkt mächtigste Gott überhaupt! Fällt ihm denn nicht mehr ein?

Bleibt nur zu sagen, dass der dritte Band hinter dem zweiten ein gutes Stück zurückfällt. Irgendwie hinterlässt das Buch beim Leser am Ende den Eindruck, der Autorin sei in der Zielgeraden einfach die Puste ausgegangen. Die Handlung ist nicht konsequent durchdacht, Ideen wurden nur halbherzig ausgebaut. Viele Dinge blieben unklar, dafür waren andere zu vorhersehbar. Spannung wollte einfach nicht so recht aufkommen, da Herausforderungen zu problemlos gemeistert wurden. Der Protagonistin fehlt ein ernst zu nehmender Gegenspieler, da Xaphista, der diese Rolle eigentlich in diesem Band hätte ausfüllen sollen, weder Kraft noch Einfallsreichtum zeigt.
Aus zwei mäßig guten und ein mittelmäßigen Band ergibt sich für den Gesamtzyklus folglich untere Mittelklasse.

Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht. Zumal in diesem Fall auch das Lektorat absolut mangelhaft war.

Jennifer Fallon stammt aus einer großen Familie mit zwölf Geschwistern. Sie hat in den verschiedensten Jobs gearbeitet, unter anderem als Kaufhausdetektivin, Sporttrainerin und in der Jugendarbeit. Letzteres scheint ihr immer noch nachzuhängen, unter ihrem Dach leben außer drei eigenen Kindern einige obdachlose Jugendliche als Pflegekinder. Schreiben tut sie nebenher. Die Trilogie |DemonChild| war ihre erste Veröffentlichung. Außerdem stammt die Trilogie |Second Sons| aus ihrer Feder. Derzeit schreibt sie an den |Hythrun Chronicles|, dem Prequel zu ihrer |DemonChild|-Trilogie. Auf Deutsch sind diese Bände jedoch noch nicht erschienen.

http://www.jenniferfallon.com/

_Jennifer Fallon bei |Buchwurm.info|:_

[„Kind der Magie“ 1328 (DemonChild Band 1)
[„Kind der Götter“ 1332 (DemonChild Band 2)
[„Kind des Schicksals“ 1985 (DemonChild Band 3)
[„Erbin des Throns“ 2877

Mommers, Helmuth W. (Hg.) / Borsch, Frank / Gruber, Andreas / Haubold, Frank W. / Thiemeyer, Thomas – Legende von Eden, Die (und andere Visionen)

|Phantastische Ausblicke in die Welt der Zukunft von den besten deutschen Science-Fiction-Autoren der Gegenwart|

_Tobias Bachmann_
DIE FEHLENDE STUNDE
Was wäre, wenn sich unsere Welt plötzlich in eine kafkaeske verwandelte …

_Frank Borsch_
AUSGLEICHENDE GERECHTIGKEIT
… wenn es nicht Auge um Auge ginge, sondern zwei Augen für eins …

_Rainer Erler_
AN E-STAR IS BORN
… wenn eine Filmdiva Zicken machte, bis den Studiobossen der Kragen platzt …

_Andreas Gruber_
WEITER ODER RAUS
… wenn Reality-Shows auf die blutige Spitze getrieben würden …

_Marcus Hammerschmitt_
2 HOCH 64
… wenn die Erde von ihren wahren Herrschern übernommen würde …

_Frank W. Haubold_
DIE LEGENDE VON EDEN
… wenn eine fremde Macht ein interstellares Komplott aufdeckte …

_Oliver Henkel_
HITLER AUF WAHLKAMPF IN AMERIKA
… wenn Carolina eine preußische Provinz wäre und Hitler auf Wahlkampfreise ginge …

_Desirée & Frank Hoese_
SCHÄTZE DER ZUKUNFT
… wenn wir verlorene Schätze der Vergangenheit für die Zukunft retten wollten …

_Michael K. Iwoleit_
PLANCK-ZEIT
… wenn der Urknall gerade erst stattgefunden hätte …

_Thorsten Küper_
SPIEGELBILD DES TEUFELS
… wenn ein skrupelloser Geschäftemacher seine Haut um jeden Preis retten wollte …

_Thomas Thiemeyer_
MATERIA PRIMA
… wenn eine fremde Spezies sich unsere Erde als Siedlungsplanet auserwählte …

_Ernst Vlcek_
NEULICH IM GARTEN EDEN
… wenn die Vertreibung aus dem Paradies ganz anders verlaufen wäre …

_Andreas Winterer_
COSMO POLLITE UND DER ZWISCHENFALL IM INTERSTELLAR EXPRESS
… wenn Cosmo Pollite, Held des Universums, wieder einmal zuschlagen würde …?

Mittlerweile erschien im Oktober die zweite Ausgabe der von Helmuth W. Mommers herausgegebenen SF-Kurzgeschichtenanthologie-Reihe |VISIONEN| im |Shayol|-Verlag. „Die Legende von Eden und andere Visionen“ wartet – wie auch schon [Band 1 1892 – erneut mit Science- und Social-Fiction vom Feinsten auf. Dreizehn Autoren unterhalten den Leser sozial-kritisch bis humoristisch, und dies, wie schon im Vorband, in einer erfreulich großen Bandbreite. Mir erscheint Band 2 sogar noch ausgereifter und bietet eben jene Steigerung, die man sich bei einer solchen Reihe erhofft, weil in „Die Legende von Eden“ keine Story vom erzählerischen Niveau abfällt; und das ist in Anthologien ja meist das Manko – Hier nicht!

Der ein oder andere Autor beeindruckt hier ein weiteres Mal durch seine Erzählkunst, aber auch neue sind hinzugekommen. Eine ausgewogene Mischung also. Auf die für mich interessantesten Beiträge möchte ein wenig näher eingehen, dabei stets darum bemüht, nichts vorwegzunehmen.

Begonnen wird dieser SF-Reigen von _Rainer Erler_, dessen satirische Geschichte Hollywood gehörig auf die Schippe nimmt und zeigt, was im Zeitalter der Technik alles möglich ist. Da wird eine exzentrische Schauspielerin, die grade „en vogue“ aber den Filmbossen höchst unbequem ist, durch ein Computer-Double ersetzt und vermarktet. Das wirft in uns die bange Frage auf: Sind wir alle (bald) ersetzbar?

_Thorsten Küper_s „Spiegelbild des Teufels“ ist eine meiner Favoritenstorys. Es geht um den Protagonisten Lasar und seine Klone und die beiden Frauen, die eine enge Bindung zu ihm haben. Um die eigene Existenz rankt sich der Hauptplot und Thorsten Küper vermag es, Charaktere zu erschaffen, die den Leser fesseln, die ihn auf subtile Art in das Geschehen mitreißen und diesen gerade deshalb nachdenklich stimmen.

_Oliver Henkel_s „Hitler auf Wahlkampf in Amerika“ hat mich am meisten angesprochen, vom Stil, Plot und der Recherche her. Die unterschiedlichen Gefühle der Personen, ihre Beweggründe, Abneigungen, das Zeitgeschehen, alles wird von dem Autor so lebendig vermittelt, als wäre man selbst „mittendrin“. |Das| ist Social-Fiction mit Sahnehäubchen! Und macht Lust darauf, mehr von diesem Autor zu lesen.

Wie sieht es derweil mit den humorvollen Geschichten dieses Bandes aus?

_Andreas Winterer_s „Cosmo Pollite und der Zwischenfall im InterStellar Express“ ist wirklich groovy. Anders kann man es nicht ausdrücken. Sein Roboterüberfall und „etwas anderes“ Geiseldrama ist für alle, die nicht auf der Humorleitung stehen, haargenau das Richtige. Beruhigend ist auch, dass in der Zukunft Harald Schmidt ein Thema ist. Bei Andreas Winterer lachen vielleicht nicht alle Schnittstellen, aber sie schmunzeln, wenn sie ein Gespür für Komik haben. Da kann ich nur zitieren: „Freiheit für alle Roboter (Aufzüge und Toaster!)!“

Bei _Ernst Vlcek_s „Neulich im Garten Eden“ kam ich denn aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus. So perfekt und prägnant habe ich noch keine Schöpfungsgeschichte (mal aus einem anderen Blickwinkel, der Leser lasse sich überraschen!!!) zu lesen bekommen! Was einmal mehr beweist: Ernst Vlcek weiß zu schreiben und vor allem zu unterhalten! Und vor allem beweist er – mehr als andere – dass MMR recht hat mit seiner goldenen Regeln: Zwei Worte sind gut, eins ist besser. Wie wahr, wie wahr. Es ist Schreib|kunst| mit wenigen Worten, so vortrefflich zu unterhalten!

Aber auch _Frank Borsch_s „Ausgleichende Gerechtigkeit“ weißt vom Plot her zu überzeugen. |Mein Freund Harvey| einmal anders! Urkomisch lebendige „Auge um Auge, Zahn um Zahn“-Story mit cineastischen Einschlägen. Spätestens beim nächsten Fahrraddiebstahl werden Sie sich daran zurückbesinnen.

Die für mich ungewöhnlichste Geschichte stammt von _Andreas Gruber_. Er schildert in „Weiter oder raus“ die Sensationslust der Medien und vor allem in uns selbst. Um eine horrende Gewinnsumme zu kassieren, lassen sich die drei Kandidaten, aus den unterschiedlichsten persönlichen Gründen, ohne Anästhesie verstümmeln, lassen sich Gliedmaßen amputieren, die dann thematisch Bestandteil von zwischengeschalteten Werbespots sind. Makabre Medienschelte at its best!

Auch _Frank Haubold_s Story hebt sich ab. Die Kurzgeschichten des Autors weisen ja immer eine hohe erzählerische Dichte auf; so auch diese stilistisch ausgereifte und zu Recht titelgebende. Sie bringt dem Leser auf Haubold-Weise das Thema „Leben nach dem Tod“ näher. Großartig. Ich hoffe, der Autor wird auch ein weiteres Mal in dieser Reihe Aufnahme finden.

Im hinteren Teil des Bandes wird wie in Band eins der Künstler des Covermotives vorgestellt. Darüber hinaus verfasste der Herausgeber einen Jahresrückblick in Sachen Kurzgeschichten und fügt eine Auflistung der SF-Geschichten des Jahres 2004, die er für die besten hält, an. Ein brauchbarer Hinweis für diejenigen, die mehr aus diesem Genre lesen wollen.

Bleibt noch die Aufmachung des Titels: Das Covermotiv in warmen Erdtönen – von Thomas Thiemeyer, der ja kein Unbekannter im phantastischen Genre ist – ist schön anzusehen und künstlerisch stimmungsvoll umgesetzt. Druck und Papier, Satz und Lektorat sind ebenfalls erstklassig.

An „Die Legende von Eden“ stimmt alles (auch wenn ich mir nach wie vor Innenillustrationen in einer solchen Reihe wünsche). Gut, dass es Kleinverlage wie |Shayol| gibt, die solchen Reihen eine Chance einräumen. Davon sollten sich die Großverlage wieder eine gehörige Scheibe abschneiden. Ich zolle sowohl Herausgeber als auch Verlag meinen literarischen Respekt und hoffe, dass uns die Reihe möglichst lange erhalten bleibt. Bei mir hat sie zumindest eines schon längst bewirkt: Meine Vorbehalte gegen des Genre aufzugeben und Lesefreude auch für die SF zu wecken.

Troy Denning – Die Belagerung (Die Rückkehr der Erzmagier, Band 2)

Band 1:  „Der Ruf“

Im zweiten Teil der neuen Trilogie von Troy Denning – „Die Rückkehr der Erzmagier“ – geht es weitaus gradliniger zu als noch im komplexen ersten Band, der wegen seiner Masse an verschiedenen Handlungseinheiten irgendwann nur noch schwer durchschaubar war. Dieses Problem konnte der Autor im zweiten Teil über weite Strecken lösen, und dennoch krankt auch „Die Belagerung“ an verschiedenen Schwerpunktverschiebungen, die sich bei der Vielzahl an Schlachtszenarien vor allem aus der übertriebenen Darstellung von Kampfhandlungen, Sprüchen und Ergebnisanalysen zusammensetzen. Fast könnte man sogar sagen, dass die eigentliche Erzählung gerade deswegen auch hier nicht so ganz an Schwung gewinnen möchte, selbst wenn es eigentlich mit permanent hohem Tempo vorangeht. Aus genau diesem Grunde darf man letztendlich zwar auch von einer Steigerung sprechen, aber dennoch fällt es mir nach zwei Dritteln der Geschichte recht schwer, mit der ganzen Sache warm zu werden.

Troy Denning – Die Belagerung (Die Rückkehr der Erzmagier, Band 2) weiterlesen

Schwartz, Susan / Schwekendiek, Margret – Anachronisten, Die (Titan-Sternenabenteuer 20)

Band 18: [Spur ins Parakon 1951
Band 19: [Tabu-Planet 1966

_Story_

Die |Titan| sitzt weiterhin im Parakon fest, kann den unerwarteten Angriffen allerdings standhalten und strandet schließlich auf dem zivilisierten Planeten des dort entdeckten Sonnensystems. Nachdem man von einer Eskorte ins Stadtzentrum gebracht wurde, treffen sich einige Crew-Mitglieder des Schiffes mit der Regierung der T’earron – so nennt sich das auf diesem Planeten lebende Volk -, um dort der Ursache des plötzlichen Beschusses auf die Schliche zu kommen.

Die T’earron verhalten sich sehr friedlich und erzählen im Folgenden die lange, traditionsreiche Geschichte ihres Volkes, lassen dabei aber auch keinen Part ihrer immer blutigeren Historie aus. Am Ende wissen Shalyn Shan, Patrick und Cyberjohn Five, dass sie es hier mit einer herrschsüchtigen Rasse zu tun haben, die nicht akzeptieren kann, von anderen Völkern entdeckt zu werden, und deshalb am Ende ihres Berichts auch wieder dazu übergeht, ihre kurzzeitig soziale Haltung abzulegen. Doch die Besatzung der |Titan| war die ganze Zeit über auf der Hut und kann so gerade noch aus dem feindlichen Gebiet fliehen, jedoch nicht, ohne dass die T’earron sie verfolgen …

Auf der Asteroidenwerft geht die Suche nach den Attentätern und weiteren Komplizen der Entführer munter weiter. Thomas Chiavelli hat den Ausnahmezustand ausgerufen und erklärt fortan jeden für potenziell verdächtig. Entsprechend vorsichtig geht die Space-Police, deren Verhältnis zu den Führern der Werft indes ein wenig besser geworden ist, auch bei ihren Ermittlungen vor und beobachtet jede noch so kleine Bewegung mit Argusaugen. Als ein weiterer Attentäter, der sich schließlich als ein Mogk herausstellt, versucht, die beiden Patientinnen Eleni Demetrios und Luisa di Cantoras durch einen Sabotageakt umzubringen, können die Beamten noch rechtzeitig intervenieren. Und nun hat man auch wieder eine neue Spur, die sie auf die schon öfter ins Visier genommenen Lunadocks führt. Oberleutnant Peter Henjean schickt daher einen Teil seiner Spezialeinheit Pioneers auf den Mond, um dort die vermeintlichen Drahtzieher zur Strecke und die Ursache für die Entführung des CRC-Chefs in Erfahrung zu bringen …

Auch auf Akat ist man in Aufruhr. Zwei Suuraner versuchen, die komatöse Anne Crawford wieder zum Leben zu erwecken, entdecken aber schließlich, dass die Frau nach ihrem Experiment mit den Mind Controllern wohl kaum noch zu retten sein wird. Währenddessen machen sich ihre mitgereisten Kollegen im Geheimen auf die Suche nach weiteren Mogks, die auf Akat vermutet werden, können aber in einem Hinterhalt überrumpelt werden …

_Meine Meinung_

„Die Anachronisten“ steht ganz im Zeichen des neu entdeckten Volkes der T’earron. In einzelnen Rückblicken wird deren Geschichte ebenso aufgerollt wie das seltsame Verschwinden der Andorer, mit denen die T’earron einst in Kontakt standen, sich aber gezwungen sahen, dieses Volk auszurotten, um die eigene Rasse zu bewahren und auf einem neuen Planeten neu zu etablieren. Von dort an sind die T’earron quer durch die Galaxis gesiedelt, haben mehrere Planeten angegriffen und die dort lebenden Wesen ausgelöscht, um sich von den dort ausgesandten stellaren Impulsen zu ernähren. Im ganzen All war schließlich die Rede von einigen mysteriösen Raumpiraten, die blitzschnell zuschlagen und die individuellen Welten vereinnahmen, doch die |Titan| ist das erste Schiff, das die T’earron entdeckt und mit ihnen Kontakt aufnimmt.

Alleine dieser Nebenstrang ist sehr spannend und detailreich aufgebaut, wobei besonders die Beschreibungen der einzelnen Wesen sehr gut gelungen ist. Susan Schwartz, die hier als Hauptautorin verantwortlich zeichnet und sich teilweise von der etatmäßigen Autorin Margret Schwekendiek hat unterstützen lassen, geht sehr genau auf die Geschichte dieses unentdeckten Volkes ein, schwenkt aber wie gewohnt immer wieder zu anderen Szenarien über, wenn ein weiteres Mysterium über die T’earron aufgeklärt wurde. Insgesamt werden aber sowieso sehr viele Rätsel in diesem Buch gelöst. So bekommt man auf der Asteroidenwerft endlich eine etwas konkretere Spur, erfährt mehr über das seltsame Parakon und begreift auch endlich, worunter Anne Crawford tatsächlich leidet bzw. was hinter ihrem Zustand genau steckt. Andererseits werden aber auch wieder neue Richtungen eingeschlagen, bei denen die Spannung letztendlich auch nicht abflaut. So bleibt man erst einmal im Dunkeln über die fortschreitende Reise der |Viana|, die sich ihren fremden Gegnern aus dem Parakon zunächst entledigt hat. Hinzu kommt die spektakuläre Flucht der |Titan|, deren Ende weiterhin ungewiss ist, schließlich sieht man sich einer Überzahl von Verfolgern ausgesetzt. Und natürlich stehen die Hintergründe hinsichtlich des Kidnappings von Amos Carter sowie die schwer zu vermutenden Zusammenhänge mit den Machenschaften bei der Space-Police und den Lunadocks nach wie vor aus, auch wenn Thomas Chiavelli und die Space-Police eine genauere Vermutung haben …

Wie schon die Vorgänger aus diesem Zyklus, kann auch „Die Anachronisten“ voll und ganz überzeugen, zumal auch hier wieder ganz neue Rätsel entstehen und neue Charaktere eingeführt werden. Selbst die Einbeziehung von Wesen, die nach kurzen Rückblicken wieder verschwinden, stellt sich als günstig heraus, weil so die Eigenschaften der T’earron noch besser beschrieben werden können und die ganze Geschichte, die sich bis zum aktuellem Zeitpunkt genau so entwickelt hat, sofort schlüssig erscheint – nicht ohne gewisse Mysterien beizubehalten. Zudem fügt sich Susan Schwartz wunderbar in den Stil ihrer Vorgänger(innen) ein und ist sofort in der Lage, das Niveau dieser sehr guten Space-Opera aufrecht zu erhalten.

Fazit: Noch heute werde ich die Fortsetzung „Gefrorene Zeit“ in Angriff nehmen – ich denke, das reicht, um meine ungebrochene Begeisterung auszudrücken.

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Schwekendiek, Margret / Bekker, Alfred – Tabu-Planet (Titan-Sternenabenteuer 19)

Für den zweiten Teil des Parakon-Zyklus in der Reihe der „Titan-Sternenabenteuer“ hat Alfred Bekker seine Vorgängerin Antje Ippensen als Co-Autorin abgelöst und beschreibt hier die Ereignisse auf der Asteroidenwerft, während Margret Schwekendiek weiterhin von der Fahrt der drei Raumschiffe |Suuran|, |Titan| und |Viana| berichtet. So viel zu den Rahmenbedingungen, nun aber auch direkt zur Action, denn von der gibt es in „Tabu-Planet“ noch weitaus mehr als im [Vorgänger-Band. 1951

_Story_

Die |Titan| ist nach ihrem Sprung ins Parakon in einem seltsamen Schlauch gelandet, der die ganze Besatzung in einem ungewöhnlichen Tiefschlaf versetzt. Bis auf den Cyborg Cyberjohn Five leidet das gesamte von Shalyn Shan geführte Team unter Atemnot und fällt in ein längeres Koma. Cyberjohn Five befürchtet, dass die Mannschaft dem Tode geweiht ist, kämpft aber beflügelt durch einen letzten Hoffnungsschimmer gegen das Aufgeben des Lebensmutes an. Doch auch auf ihn hat der mysteriöse Tunnel eine verheerende Auswirkung; der Cyborg wird von Bildern aus seiner Vergangenheit heimgesucht, aus der Zeit, als John noch ein Mensch war und seine Mutter ständig in Aufruhr versetzte. Als die Besatzung der |Titan| später dann wieder aufwacht, wird sie von eigentümlichen Luftblasen angegriffen, die ebenfalls Erinnerungen an die individuelle Vergangenheit der Crew wecken. Doch der Ärger will nicht enden, denn nachdem Lukas Hagens Idee, in dem Tunnel einen weiteren Sprung zu riskieren, von Erfolg gekrönt wird, entdecken die Insassen des Schiffes einen unbekannten Planeten, auf dem es ebenfalls menschenähnliches Leben gibt. Doch das dort lebende Volk scheint nicht gerade friedlich zu sein und nimmt die |Titan| alsbald unter Beschuss …

Zur gleichen Zeit versucht die Space-Police, dem Anschlag auf die Asteroidenwerft auf die Spur zu kommen, reibt sich dabei aber immer wieder mit Amos Cartwer und seinem Team. Die Ursache: Einige Mitglieder der Rechtsvertretung versuchen seit geraumer Zeit, die von Carter geführte CRC auszustechen, weshalb man vor Ort befürchtet, die Polizeitruppe könnte Firmengeheimnisse ausspionieren. Der sture Carter lässt sich indes weiterhin nicht dazu bewegen, sich auf der Erde in Sicherheit zu bringen oder zumindest auf der Werft selber einen Sicherheitsdienst in Anspruch zu nehmen. Die Strafe folgt sofort: Bei der ersten Unachtsamkeit wird Carter von einigen jener Leute, die auch den Anschlag auf die Raumwerft verübt haben, entführt – und das, obwohl das ganze Zentrum von Mitgliedern der Polizeieinheit umgeben ist …

_Meine Meinung_

In „Tabu-Planet“ kommt Schwung in die Geschichte rein, denn das Erzähltempo nimmt im zweiten Band des Parakon-Zyklus schlagartig zu. Nachdem man jetzt mit den einzelnen Charakteren (und vor allem mit ihren Eigenarten) sehr gut vertraut ist, gewinnt die Handlung merklich an Farbe. Sehr gut gelungen ist den beiden Autoren hierbei erneut der Wechsel zwischen den verschiedenen Szenarien. In dem Moment, in dem sich die Ereignisse auf der |Titan| überschlagen, schwenkt man zur Asteroidenwerft herüber, und umgekehrt läuft’s ähnlich. Das verleiht der Angelegenheit natürlich eine Menge Spannung, und zudem schadet es der Story in diesem Falle definitiv nicht, weil sich die gegenseitig aufeinander aufbauende Spannungskurve immer mehr steigert und die Storyline nie aus dem Ruder zu laufen droht.

Darüber hinaus werden die verschiedenen Schauplätze weiter ausgbaut. Nachdem die |Viana| und die |Titan| getrennt werden, entwickeln sich hier weitere parallel ablaufende Stränge, in denen sich eine Menge ereignet. Aber auch durch die Konflikte mit der Space-Police, die Diskussionen zwischen Amos Carter und Thomas Chaivelli über die Sicherheit des CRC-Bosses und das seltsame Verhör mit zwei Personen, die bei den Anschlägen aktiv beteiligt waren, wird der Rahmen, in dem sich die Geaschichte bewegt, ein ganzes Stück weiter ausgebaut und eröffnet zugleich neue Rätsel, die es in den Folgebänden zu lösen gilt.

Zusätzlich zu alldem gehen die beiden Autoren hier auch noch genauer auf die verschiedenen Charaktere ein, die allesamt über eine ganz besondere Eigenschaft zu verfügen scheinen, nämlich über einen verdammten Dickkopf. Seien es nun die Crew-Mitglieder der |Titan|, die Verantwortlichen bei der CRC, die Mitglieder der Space-Police oder aber zum Schluss die Bewohner des von der |Titan| entdeckten fremden Planeten. Das verleiht der Sache zusätzlich ein wenig Humor, der zwischendurch auch immer mal wieder willkommen ist.

Alles in allem ist „Tabu-Planet“ somit nicht nur die logische und erneut schlüssig umgesetzte Fortsetzung von „Spur ins Parakon“, sondern gleichzeitig eine ziemlich drastische Steigerung gegenüber dem Vorgänger, die sich schließlich in fast allen Punkten deutlich zeigt. Spätestens jetzt ist der letzte Funken Skepsis bezüglich dieser Serie verflogen, nachdem ich anfangs noch befürchtet hatte, dass „Titan“ lediglich ein Abklatsch von „Perry Rhodan“ sein könnte. Genau das trifft nämlich ganz bestimmt nicht zu!

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Robin Hobb – Der weiße Prophet (Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher III)

Band 1: Der lohfarbene Mann
Band 2: Der goldene Narr
außerdem: Der Adept des Assassinen (Die Legende vom Weitseher 1)
und ergänzend: Der Ring der Händler

Prinz Pflichtgetreu hat es nicht gerade leicht. Als einzigem Erben des Weitseher-Throns ist es an ihm, den Frieden zwischen den Sechs Herzogtümern und den Äußeren Inseln der als Piraten gefürchteten Outislander zu schließen. Zumal es noch nicht lange her ist, dass man mit diesen in einen brutalen Krieg verwickelt war, der seinen Vater König Veritas das Leben gekostet hat.

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Andreas Brandhorst – Der Zeitkrieg (Kantaki 3)

Mit dem „Zeitkrieg“ legt Brandhorst den Abschluss seiner dreibändigen Kantaki-Saga vor. Es gilt, offene Handlungsstränge zu beenden und zusammenzuführen und dabei noch eine dem hohen Anspruch der Vorgängerromane gerechte Handlung zu entwickeln. Eines kann man bereits vorwegnehmen: Eigenständig lesbar ist dieser Roman kaum, da die Motivation der Protagonisten bereits zwei Bücher lang Platz und Zeit hatte, zu wachsen und mit Leben gefüllt zu werden.

Andreas Brandhorst ist einigen Lesern von SF-Serien vielleicht ein Begriff durch seine langjährige Tätigkeit als Übersetzer von StarWars- und Terry-Pratchet-Romanen. Als Autor ist er seit seinem Antritt mit dem Kantaki-Universum erneut im Blickfeld. Sein Beitrag zum Perry-Rhodan-Taschenbuch-Zyklus „Lemuria“ (in sechs Bänden bei Heyne) gilt als Höhepunkt der Serie. Brandhorst lebt und arbeitet in Italien.

Einstieg in den Kantaki-Zyklus

Die Menschheit ist abhängig von der überlichtschnellen Raumfahrt der Kantaki. Diese Wesen haben den Glauben an eine transzendente Entwicklung des Universums, den sie über alles andere stellen. Dieser Glaube umfasst das absolute Verbot von Zeitmanipulationen. Einfach gesagt, sehen die Kantaki in sich so etwas wie Zeitwächter. Verstößt ein Volk gegen ihren Kodex, bestrafen sie es mit Isolation.

Vor einigen Generationen kam es zum ersten Zeitkrieg, bei dem die sogenannten Temporalen besiegt und in die zeitlose Zone, das Null, verbannt werden konnten. Sie arbeiten seither an einer Möglichkeit, auszubrechen und erneut mittels Zeitmanipulationen gegen die Realität vorzugehen.

Schlüssel sind zwei Menschen: Diamant und Valdorian. Diamant ist Pilotin eines Kantaki-Schiffes und steht damit außerhalb der Zeitlinie, Valdorian ist Wirtschaftsmagnat und Führer der größten menschlichen Macht in der Milchstraße. Der Konflikt zwischen diesen beiden Menschen verhilft den Temporalen zum Ende des zweiten Romans „Der Metamorph“ zum Ausbruch aus dem Null.

Der Zeitkrieg

Er tobt jetzt seit subjektiven 15.000 Jahren, der Widerstand (vor allem unterstützt durch Kantaki, ihre Piloten und befreundete Völker, die durch sie außerhalb der Zeitlinien stehen) ist kurz vor dem Zusammenbruch. Durch ihre Manipulationen entwickelten die Temporalen einen |Ozean der Zeit|, in dem es von verschiedensten Zeitlinien nur so wimmelt. Sie versuchen, den großen, endgültigen Kollaps der Realität herbeizuführen.

Valdorian entkommt seiner Gefangenschaft. Er soll nun benutzt werden, um die Rebellenstützpunkte aufzuspüren und den Sieg endgültig zu machen. Diamant stößt in mehreren Teilen zu den Rebellen. Ihr realstes Ich findet die eine Zeitlinie, in der der Ursprung aller Manipulationen stattfand und von den Temporalen mit allen Mitteln gegen die Korrektur durch die Rebellen geschützt wird. Ein Eingriff zum richtigen Zeitpunkt würde den Krieg ungeschehen machen und die Gefahr für das Universum bannen, aber die Entscheidung darüber bleibt ihr verwehrt. Es ist Valdorian, der den Schlüssel trägt, aber gleichzeitig kommt mit ihm auch die größte Gefahr …

Kaleidoskop

Zeit ist nicht völlig erfassbar. Die Thematik des Romans bringt es aber mit sich, dass die Zeit in ihren unmöglichsten Ausformungen eine tragende Rolle spielt. Brandhorst löst das Problem, indem er die Zeitlinien visualisiert: Im Ozean der Zeit wimmelt es von bunten Fäden, die alle eine eigene Zeitlinie darstellen, innerhalb der die Geschichte andere Wege geht als in den anderen. Die realste Zeitlinie, die ursprüngliche Linie, ist braun, dicht bei ihr liegende Linien sind blau oder violett. Die braune Linie liegt verborgen inmitten dieses zeitlichen Kaleidoskops, dort ist der Ausgangspunkt aller Manipulation.

Der Roman wird allen Ansprüchen und Erwartungen gerecht: Er ist äußerst komplex in seiner Handlung und im Thema, entwickelt dabei die Protagonisten weiter und führt ihre Konflikte zu Höhe- und Wendepunkten. Valdorian, dessen weltlicher Handlungspart in „Diamant“ zwar bereits einen Hauptteil ausmachte aber hinter der Faszination der transzendenten Welt der Kantaki zurückblieb, tritt immer stärker in den Mittelpunkt und erweist sich als Schlüsselfigur. Das Dilemma für die „gute“ Seite: Valdorian war ein arroganter und egozentrischer Mensch, der auch vor Morden nicht zurückschreckte.

Zeitweise gelingt Brandhorst die absolute Verwirrung. Da handeln die Ichs verschiedener Zeitlinien auf ein Ziel zu, bis man ihre temporale Herkunft in dem Durcheinander verloren hat. Das wird irgendwann wieder aufgedröselt, man meint zumindest zu erkennen, wer jetzt der Richtige ist und wer erst durch die Manipulationen existent geworden ist.

Kritisiert wurde in den beiden ersten Romanen „Diamant“ und „Der Metamorph“ oft, dass die Welt polarisiert ist. In den Konflikten Valdorians vor allem zum Ende des „Metamorph“s hin entwickelte sich bereits ein Ansatz für Grauzonen; im „Zeitkrieg“ erhalten schließlich alle Beteiligten ihren Hintergrund. Sogar die Temporalen, anscheinend die „Bösen“ der Trilogie, werden auf ihren Antrieb untersucht. Vor allem in diesem Zusammenhang bringt Brandhorst berührende und kosmische Erkenntnisse ans Licht. Die Transzendenz der kantakischen Philosophie erlangt etwas mehr Realität, aber sogar die Handlungen hoch überlegener Wesenheiten sind keinesfalls schwarz-weiß gemalt. Ihre Motivationen sind für uns schwer verständlich; Brandhorst gelingt eine vereinfachte Darstellung, indem sich diese unverständlichen Beweggründe als eine Art gefährlichen Spieltriebs zeigen.

Was sich für den Leser etwas schwieriger gestaltet, ist die Entwicklung Valdorians. Er ist der Schlüssel, aber um im positiven Sinn seine Wirkung zu haben, bedarf es einer menschlichen Wesensänderung. Um die Möglichkeit, die ihm eingeräumt wird, auch in unserem Verständnis richtig zu nutzen, musste Brandhorst alle Künste der Charakterentwicklung aufbieten.

Fazit

„Der Zeitkrieg“ wird allen Erwartungen gerecht, obwohl es an einigen wenigen Stellen den Anschein machte, als müssten unbedingt begonnene Fäden zur Lösung einbezogen und zu Ende gesponnen werden, so dass ein paar Handlungsaspekte durchaus vorhersehbar waren. Trotzdem ist der Roman eine sehr unterhaltsame, spannende und erhebende Leseerfahrung. Leider bleibt direkt nach dem Ende ein etwas schales Gefühl zurück: Ein Kreis ist geschlossen, Ursache und Wirkung heben sich auf, die Protagonisten stehen am Anfang vor einer unbekannten Zukunft. Und gewiss ist, dass man nicht alle Unbilden der Zukunft aus dem Weg räumen kann. Probleme finden immer eine Lücke.
Insgesamt eine umfassende, ausgefeilte, gefährliche und spannende Zukunftsvision, die ihre Beachtung verdient.

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)


 

Schwekendiek, Margret / Ippensen, Antje – Spur ins Parakon (Titan-Sternenabenteuer 18)

Mit dem 18. Band der „Titan“-Reihe starten die beiden Autorinnen Margret Schwekendiek und Antja Ippensen mit einem neuen Zyklus, dem so genannten Parakon-Zyklus. Diese Idee ist hauptsächlich deswegen entstanden, weil einige Leser den Wunsch geäußert hatten, dass die damals liegen gebliebenen Geheimnisse der „Promet“-Reihe irgendwann weiterverfolgt werden sollten, und deshalb geht man mit diesem hier vorliegenden Taschenbuch auch wieder komplett zurück zu den Wurzeln der Serie.
Dabei war es dem Herausgeber ein Anliegen, sowohl klassische Figuren in die Geschichte einzuflechten, gleichzeitig aber auch die von Thomas Ziegler entwickelte Welt nicht aus dem Auge zu verlieren.
In Band 18, „Spur ins Parakon“ geht es in erster Linie um Ereignisse, die in der ersten Hälfte von „Promet Classics 6“ eine Rolle spielten. Mehr dazu in der folgenden Inhaltsangabe:

_Story_

Vor 17 Jahren stieß die „Promet II“ auf ihrem Jungfernflug auf den Planeten Akat/Okan. Auf diesem Planeten entdeckte die Crew die größte bekannte Stadt in der gesamten Galaxis, jedoch völlig leblos und inaktiv. Dennoch werden genau hier, im Zentrum eines scheinbar nicht mehr bewohnten Planeten, stellare Impulse registriert.

Die Spur dieser Impulse führt zu einem riesigen Wasserplaneten, auf dem ebenfalls kein Leben entdeckt wird. Als sich das Schiff „Tereschkova“ jedoch auf den Weg zu diesem Planeten macht, um die Impulse aufzuspüren, wird es vom Gedankenstrom der dort lebenden Goldschater mit einem Schlag vernichtet. Für die beiden stärksten und stabilsten Schiffe der CRC herrscht von da an Alarmbereitschaft. Beim Versuch, nach Überlebenden der Raumschiffexplosion zu suchen, entdecken sie ebenfalls diesen Planeten, werden aber Zeugen einer weiteren, noch viel mächtigeren Explosion …

An anderer Stelle herrscht größte Aufregung: Luisa di Cantoras erwartet in der Asteroidenwerft die Ankunft ihres neuen Vorgesetzten Amos Carter. Doch was genau macht sie so nervös? Und warum bricht sie kurz vor seiner Ankunft völlig zusammen? Carter ist ebenfalls nicht frei von Sorge; Insider haben herausbekommen, dass ein Anschlag auf ihn geplant ist, jedoch sind keine genauen Details bekannt. Beim Probelauf eines neuen Antriebs kommt es dann aber doch zur befürchteten Katastrophe …

Für mich war dieser Band der Einstieg in die Serie, und auch wenn ich bislang noch keine Informationan zu „Titan“ hatte und auch die „Promet“-Reihe nur vom Hörensagen her kenne, ist es mir außerordentlich leicht gefallen, in die Geschichte hineinzukommen. Die beiden Autorinnen haben einen sehr einfachen, leicht verständlichen Stil und überfallen den Leser auch nicht mit überzogenen, für die Handlung völlig unwichtigen Details. Stattdessen stellen sie die beiden verschiedenen Handlungsstränge sofort in den Mittelpunkt und beginnen direkt mitten im Geschehen. Keine lange Einleitung ist hierfür nötig, schließlich benutzen Schwekendiek und Ippensen im Laufe des Buches immer wieder die Gelegenheit, um genauere (für die Handlung relevante) Rückblicke einzuwerfen, die jede Unstimmigkeit im Keim ersticken. So erfährt man nach und nach mehr über die Entwicklung auf dem rätselhaften Wasserplaneten, blickt Schritt für Schritt hinter das Mysterium um die stellaren Impulse und kann auch den Gedankengängen der sehr gut dargestellten Hauptfiguren stets sehr leicht folgen.

Wegen all dieser Gründe werden jetzt sicherlich viele mit Parallelen zur wohl berühmtesten Weltraumserie „Perry Rhodan“ kommen, aber diese sind auch gerne willkommen, schließlich handelt es sich auch hier um eine nicht zu komplexe, auf die einzelnen Veröffentlichungen aufbauende Space-Opera, bei der ich bereits nach diesem ersten Buch das sehr gute Gefühl habe, dass mir „Titan“ noch ziemlich lange Freude bereiten wird. Der Einsteig mit „Spur ins Parakon“ hat definitiv sehr gut gemundet, und die Spannung ist mit dem Ende des Buches noch einmal richtig angewachsen. Die besten Voraussetzungen also für eine starke Fortsetzung und für mein weiteres Interesse an dieser vielversprechenden, wenn auch nicht unbedingt superspektakulären Reihe. Daher wage ich zum Ende dieser Rezension auch das Fazit, dass jeder, der auf „Perry Rhodan“ steht, „Titan“ ebenfalls mögen wird. Auf ins Parakon!

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Denning, Troy – Ruf, Der (Die Rückkehr der Erzmagier 1)

Mit „Die Rückkehr der Erzmagier“ hat Troy Denning eine weitere Fantasy-Reihe kreiert, die sich thematisch auf das Rollenspiel „Dungeons & Dragons“, genauer gesagt auf die Kampagnenwelt „Vergessene Reiche“, stützt und daher gerade für erfahrene Spieler interessant sein sollte. Denning hat bis dato schon mehr als 20 Romane unter seinem Namen sowie dem Pseudonym Richard Awlinson geschrieben, darunter den Bestseller „Waterdeep“ und weitere auf Rollenspielen wie „Forgotten Realms“ und „Planescape“ basierende Werke.
Mit „The Summoning“ bzw. „Der Ruf“ legt er nun den Grundstein für eine weitere Trilogie, die in vielen Punkten erstaunlich zahlreiche Ähnlichkeiten mit einem gewissen Tolkien-Klassiker aufweist …

_Story_

Der Grabwächter Galaeron Nihmedu entdeckt eines Tages in einer der zu bewachenden Kammern menschliche Grabräuber – so glaubt er zumindest. Bei seinem ungeschickten Versuch, die Gräber vor den vermeintlichen Räubern zu retten, wird jedoch ein Schutzzauber gebrochen, der einigen gefährlichen Monstern erlaubt, wieder aus ihrem Verlies auszubrechen. Diese Wesen, die man als Phaerimm kennt, waren über Jahrhunderte in den tiefen Gemächern eingsperrt und werden alsbald zur größten Bedrohung, die Galerons Heimat Immereska je gesehen hat.

Nachdem er sein Misstrauen gegenüber den Menschen abgelegt hat, beschließt der Elf, sich deren Zauberer Melegaunt und seiner Gefährtin Vala anzuschließen, um die Ursache der von Magie ernährten Monster aufzuspüren und die Bedrohung auszurotten. Jedoch rennt der Gruppe die Zeit davon, und die Tatsache, dass einige ihrer elfischen Mitstreiter in einem Gefecht mit den Phaerimm nur schwer angeschlagen befreit werden können, macht die Sache nicht leichter. Dennoch gehen Vala, Melegaunt und Galeron ihren Weg und finden unterwegs immer neue Gefährten, die sich dem gemeinsamen Ziel, die Heimat zu retten, anschließen. Trotz allem ist Galaeron allerdings von Zweifeln geplagt und tritt dem Magier Melegaunt sehr skeptisch gegenüber. Sein Misstrauen bringt die Mannschaft des Öfteren in Schwierigkeiten, aber schlussendlich gelingt es der Gruppe dennoch, die mächtigen Erzfeinde der Phaerimm wieder zum Leben zu erwecken und ihre Chancen auf den zunächst aussichtslos erscheinenden Sieg gegen die magischen Monster zu erhöhen …

Während ich dieses Buch gelesen habe, gab es immer wieder irgendwelche Schwierigkeiten in Bezug auf die Handlung. Anfangs greifen allzu viele verschiedene Charaktere ins Geschehn ein und erschweren den Zugang. Das alles wird noch dadurch begünstigt, dass auch die Beziehung zwischen den einzelnen Völkern und Menschen nie so wirklich klar ist, alle Probleme mit bis dato unbekannten Sprüchen gelöst werden und Autor Troy Denning immer wieder von einem Ort zum anderen springt, was zur Folge hat, dass man nie so genau weiß, was denn jetzt genau Sache ist. Genau dieses Manko hat sich leider über die ersten 200 der insgesamt rund 480 Seiten gezogen und mich das Buch das ein oder andere Mal entnervt zur Seite legen lassen.

Schließlich gelingt es dann aber dennoch, sich in der von Denning geschilderten Welt zurechtzufinden, denn ab dem Zeitpunkt, an dem der Riese Aris die Truppe verstärkt, sieht man endlich mal klarer, weil der Autor hier die einzelnen Schauplätze ausführlicher beleuchtet und die Szenensprünge nicht mehr so rasant folgen. Es kann aber nicht verschwiegen werden, dass das hohe Erzähltempo und die manchmal komplexen Situationsbeschreibungen immer wieder zur unnötigen Verwirrung führt, was schließlich zu vermeiden gewesen wäre, hätte man manches Detail genauer dargestellt.

Nun gut, das hindert die Geschichte trotzdem nicht daran, in der zweiten Hälfte des Buches eine wirklich gute Entwicklung durchzumachen, bei der die Spannung von Seite zu Seite steigt. Zwar werden die Magie und die damit verbundenen Zaubersprüche im Verlauf des ganzen Romans relativ unbefriedigend geschildert, weshalb man auch immer wieder zweimal lesen muss, was welcher Zauber nun genau bezweckt, doch ansonsten kann die Geschichte hinsichtlich des Aufbaus und vor allem der Logik richtig schnell wachsen und weiß trotz des irgendwann vorhersehbaren Endes dennoch zu gefallen.

Am besten gelungen ist dem Autor dabei die Figur des stets von Zweifeln geplagten Galaeron, dem Hauptcharakter dieses Buches, ohne den Immereska und die gesamte Welt gar nicht erst in Gefahr geraten wäre. Alleine durch ihn bekommt der Roman die nötigen Wendungen und schließlich auch die Spannung, die sich anfangs bei den vielseitigen Darstellungen von Monstern, Magie, wichtigen Figuren und Ländern und Elfen nicht so richtig einstellen will.

Es liegt mir jetzt fern, „Der Ruf“ als sehr gute Fantasy-Literatur anzupreisen, dafür weist die Geschichte einfach zu viele (teils auch logische) Mängel auf. Aber schlecht ist die Erzählung von Troy Denning dann auch nicht, und wer schließlich bis zum Ende bei der Stange bleibt, wird letztendlich auch belohnt und sicher auch die Fortsetzung „Die Belagerung“ mit Interesse verfolgen.

Heitz, Markus – Rache der Zwerge, Die

|“Es sind hier und da arge Spötteleien über die Zwerge zu vernehmen. Sie seien von geringem Wuchs, widerborstig, bevorzugten eine äußerst verschrobene Art des Frohsinns, tränken nur nachtschwarzes Bier und wüssten Gesänge erst dann zu schätzen, wenn sie aus hundert Kehlen dröhnten. Zudem opferten sie eher ihr Leben, als dem Feinde zu weichen. Wahrlich, ich sage Euch: Wer einmal wie ich zu Gast in ihren majestätischen Hallen weilen durfte, der vermag zu sagen: Es stimmt alles.

Lachen wir also nicht über sie, als seien sie putzige Kinder mit langen Bärten, sondern preisen wir ihre vortreffliche Art, die uns vor dem Untergang bewahrt hat. Und das mehr als einmal.“|

(Auszüge aus dem zehnbändigen Werk „Mein Leben und meine einzigartigen Heldentaten. Erinnerungen des Unglaublichen Rodario“ und aus „Die Rache der Zwerge“)

Aller guten Dinge sind drei, sagt zumindest der Volksmund. Im Falle von Markus Heitz‘ drittem Band der Zwergen-Saga, „Die Rache der Zwerge“, trifft er damit voll ins Schwarze. Nach den Erfolgsromanen „Die Zwerge“ und „Der Krieg der Zwerge“ schwingen die kurzbeinigen bärtigen Gesellen wieder einmal ihre Äxte, um das Geborgene Land vor dem Bösen zu verteidigen. Leider ist „Die Rache der Zwerge“ wohl das vorerst letzte Abenteuer von Tungdil und seinen Freunden, wie Markus Heitz in seinem Vorwort deutlich durchklingen lässt.

_Handlung_

Das Geborgene Land wird erneut bedroht. Die Duplikate des magischen Diamanten werden von merkwürdigen Mischwesen aus Ork/Albae/Maschinen geraubt. Mit jedem Duplikat, das verschwindet, ist die Chance größer, dass der Feind das Original, Quell von fast unglaublicher magischer Kraft, erbeutet. Da ist natürlich Eile geboten. Außerdem werden die Zwerge noch von einer ganz speziellen Gefahr bedroht. Monströse Maschinen machen die Stollen der Bergfesten unsicher und haben schon einige Zwergenleben gefordert.

Und so beschließt Großkönig Gandogar, den größten Held des Geborgenen Landes zu reaktivieren: Tungdil Goldhand. Doch die Bestürzung ist groß, als der Träger der Feuerklinge in schrecklicher Verfassung erscheint. Er ist wegen einer Familientragödie dem Alkohol verfallen. Das bemerkt auch schnell sein alter Kumpane Boindil.

Trotzdem werden die beiden mit einer Auswahl der besten Krieger ins Jenseitige Land geschickt, um den Ereignissen auf den Grund zu gehen, schließlich gibt es solche Geschöpfe des Bösen seit der Reinigung durch die Avatare nur noch dort. Doch die Untersuchung bleibt relativ erfolglos, das Einzige, was man findet, ist ein merkwürdiger bartloser(!) Zwerg; da ihm allerdings die Flucht geling, kehrt man mit leeren Händen wieder heim. Zu ihrem Erstaunen bemerken sie bei ihrem Eintreffen beim Großkönig, dass eine Abordnung der Elben bei den Zwergen wartet, die die Lebensweise dieses Volkes erforschen soll.

Da Ingrimmsch, wie immer, nicht die Klappe halten kann, wird er gleich als Abgesandter in das Elbenreich Alandur geschickt, um den guten Willen der Zwerge zu demonstrieren. Doch alleine hat dieser gar keine Lust und schnappt sich den im Saufkoma liegenden Tungdil, packt ihn auf ein Pony und nimmt ihn einfach mit, um unterwegs an ihm einen zwergischen Schnellentzug zu praktizieren. Bei den Elben angekommen, merken die beiden schnell, dass irgendetwas nicht stimmt, und machen eine sehr merkwürdige Entdeckung.

An einem anderen Ort im Geborgenen Land ist der Unglaubliche Rodario, seines Zeichens der „Kaiser der Schauspieler“, mit seinem Curiosum unterwegs, um nach seinem verschwundenen Freund Furgas zu suchen. Der Magister-Technikus ist nach dem Tode seiner Familie spurlos verschwunden. Doch zuerst findet er die liebliche Tassia, die ihn nicht nur um den Finger wickelt, sondern Furgas auch gesehen haben will. Als Rodario dann seine Suche nach Furgas intensiviert, bekommt er eines Nachts Besuch und wird unter Anwendung von Gewalt aufgefordert, die Suche sofort zu beenden. Doch der Unglaubliche Rodario wäre nicht so unglaublich, wenn er sich von so etwas ins Bockshorn jagen lassen würde …

_Mein Eindruck_

Markus Heitz hat es mal wieder geschafft, einen Fantasy-Roman vorzulegen, den man am liebsten in einem Zug durchlesen würde. Dabei gelingt es ihm vortrefflich, keine Langeweile entstehen zu lassen, was bei über 600 Seiten Buchstärke durchaus erwähnenswert ist. Doch ist es nicht nur ein Wiedersehen mit Charakteren, die man aus den Vorgänger-Romanen lieb gewonnen hat, zumal ja die Mortalität der Figuren relativ hoch war.

So sind jetzt eigentlich nur noch Tungdil, Boindil und Rodario übrig, die im ersten Teil das Geborgene Land gerettet haben. Doch auch diese sind nicht mehr die Gleichen, die sie einmal waren. Tungdil ist von Kummer zerfressen, bei Boindil ist das zu heiße Blut nach dem Tode seines Zwillingsbruders merklich abgekühlt und Rodario hat in Tassia endlich eine ihm ebenbürtige Gefährtin gefunden.

So schafft Heitz es, dass die bekannten Protagonisten wieder für den Leser interessant und nicht so leicht zu durchschauen sind. Oder hätte sich jemand Boindil in Liebe entflammt (ich meine damit keine Schlacht!) vorstellen können?! Leider spielt Tassia im Verlauf der Geschichte nur noch eine Nebenrolle, dabei hat die Figur deutliches Heldenpotenzial. Na ja, irgendwas Negatives muss ich zu diesem Roman auch mal anmerken dürfen …

Auch ist wiederum alles etwas größer geraten als in „Der Krieg der Zwerge“. Die Monster sind schrecklicher, aber vor allem ist die Kombination aus Magie und Technik neu und um einiges gefährlicher als die pure Magie in den Vorgängern. So ist auch der Verschleiß an zumeist menschlichen Truppen enorm. Wenn Heitz nicht das vorläufige Ende der Serie angesagt hätte, könnte man denken, spätestens nach Band fünf wäre das Geborgene Land komplett entvölkert. Das möchte ich ausdrücklich nicht als Kritik verstanden wissen, sondern soll verdeutlichen, wie spektakulär die Romankulisse ist.

Durch diesen Einsatz der neuen Elemente wie die Technik in Kombination mit der Magie und durch die Einführung neuer Rassen aus dem Jenseitigen Land wird eine Faszination für das Neue aufgebaut und somit der Spannungsbogen hoch gehalten. Dadurch umgeht Heitz geschickt die Gefahr, dass die Zwergen-Reihe zu einer Aneinanderreihung von Schlachten mit Orks verkommt, zumal diese keine erwähnenswerte Rolle in „Die Rache der Zwerge“ einnehmen. Auch wird auch diesmal nicht mit Kabale gegeizt, denn es sind einige ziemlich überraschende und entsprechend interessante Wendungen in der Handlung vorhanden.

_Fazit_

„Die Rache der Zwerge“ ist erneut ein rasantes Fantasy-Spektakel der kurzweiligen Art und steht den Vorgängern in nichts nach. Es macht einfach einen riesigen Spaß, den Zwergen auf ihrem Weg beizustehen. Wenn man dem Vorwort Glauben schenkt, war das zwar vorerst der letzte Teil, auch wenn das Ende (das ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten werde) geradezu nach einer Fortsetzung schreit. Doch das könnte schwierig werden, denn die Entfaltungsmöglichkeiten im Geborgenen Land scheinen etwas erschöpft und das Jenseitige Land etwas arg phantastisch. Allerdings habe ich Ersteres auch nach „Der Krieg der Zwerge“ gedacht und bin darin (zum Glück) eindrucksvoll widerlegt worden.

_Der Autor_

Markus Heitz, geboren 1971, arbeitete als Journalist bei der Saarbrücker Zeitung, ehe sein erster Roman [„Schatten über Ulldart“ 381 mit dem deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet wurde. Dem folgten nicht nur einige Fortsetzungen der „Ulldart – Die dunkle Zeit“-Reihe und einige SHADOWRUN-Romane, sondern auch die Bestseller „Die Zwerge“ und „Der Krieg der Zwerge“ sowie inzwischen auch „Die Rache der Zwerge“. Damit ist er zu einem der erfolgreichsten Fantasy-Autoren Deutschlands geworden.

|Bitte beachtet auch mein [Interview]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=56 mit dem Autor anlässlich des Erscheinens des vorliegenden Abschlussbandes der Trilogie.|

Anika Flock – Die Kristallwandler

_Die Autorin_

Anika Flock wurde 1974 in Worms geboren, wuchs in der Nibelungenstadt am Rhein auf und machte dort 1994 ihr Abitur. In Mannheim studierte sie Diplom-Anglistik mit den Schwerpunkten Amerikanistik und Betriebswirtschaft. Gleich nach dem Studium schrieb sie eine erste, grobe Fassung der „Kristallwandler“, bis sie eine Stelle als Online-Redakteurin antrat. Ende 2002 wechselte sie wieder in eine geringfügige Beschäftigung, um wieder mehr Zeit für das Schreiben zu finden. Im Februar 2005 veröffentlichte Anika Flock ihre eigene Anthologie namens „Das Auge der Elster“, eine Sammlung tierisch-phantastischer Kurzgeschichten.

_Story_

Die Völker der Koldaren und der Aeniren leben beide in der Welt Naru, wissen aber nichts von der Existenz des jeweils anderen Volkes. Zwischen der Heimat der einzelnen Stämme liegt nämlich ein als lebensgefährlich verrufener Streifen Land namens Sturmbann, der die beiden Seiten trennt. Während die Koldaren auf der vulkanischen Tagseite Narus leben, müssen sich die Aeniren mit der eiseskalten, ungemütlichen Nachtseite dieser Welt zufrieden geben.

Eines Tages mischen sich das Wetter und die Götter, gleichermaßen aber auch die Politiker in das Leben der dort lebenden Menschen ein, und beide Völker sehen sich dazu gezwungen, den gefürchteten Landstreifen aufzusuchen und endlich zu erkunden, was sich darin und dahinter verbirgt. Mittendrin in dieser Bewegung: die Koldarin Meruna und der Aenire Elderas, die unfreiwillig miterleben müssen, wie das Weltbild der beiden Völker unwiderruflich erschüttert wird und sich die Geschichte der Welt Naru komplett ändert.

_Meine Meinung_

Eines muss man vorab schon mal sagen: Ganz unabhängig von der eigentlichen Geschichte ist es manchmal eine ziemliche Qual, dieses unförmige, seltsam aufgebaute Buch zu lesen. Nicht nur das ungewöhnliche Format, sondern vor allem die kleine Schrift auf den recht großen Seiten bereiten einem ständig Probleme, was dazu führt, dass man immer wieder in der Zeile verrutscht und zwischendurch auch schon mal Kopfschmeren bekommt, weil das alles die Wirkung einer absoluten Reizüberflutung entwickelt. Warum nicht einfach die Geschichte auf eine größere Seitenzahl erweitern und den Leser schonen? Das wäre weitaus angenehmer gewesen …

Davon mal abgesehen, ist die Geschichte zwar nicht wirklich genial, aber immerhin recht gut gelungen und auf einem stets guten Niveau angesiedelt. Ein Problem besteht lediglich darin, dass sich Anika Flock immer sehr lange daran aufhält, Landschaftsbilder und Personen ausufernd zu charakterisieren, so dass die Handlung manchmal stockt und zu schleppend vorankommt. Das Erzähltempo ist folglich (gerade zu Beginn) auch ziemlich gering, weshalb man öfter mit sich ringen muss, die Lektüre fortzusetzen.

Die Erzählung als solche hingegen kann sich dann aber doch sehen lassen. Die Geschichte um die Koldarin Meruna und den Aeniren Elderas entwickelt sich nach anfänglichem Stocken sehr gut und bekommt nach gut hundert Seiten dann endlich auch ein gesundes Maß an Spannung verpasst, wobei natürlich erst einmal alles auf die Begegnung mit dem mysteriösen Sturmbann bzw. dem Treffen der beiden unabhängigen Völker hinausläuft. Irgendwann kommt der Moment, da findet man sich endlich in der Phantasiewelt Naru zurecht und bekommt einen Zugang zu den beiden Hautfiguren, ohne dass dieser durch exzessiv betriebene Personen- und Lokalbeschreibungen unterbrochen oder gestört wird. Und so wächst das Ganze dann bis hin zu einem irgendwann schon zu erahnenden, aber dennoch sehr gut inszenierten Finale, das weiterhin einige Fragen offen lässt, den Leser aber dann nach dem harten Kampf durch die anstrengenden Seiten entsprechend belohnt.

Es gibt zwar sicher bessere Romane als „Die Kristallwandler“, und der Aufbau des Buches spricht auch nicht gerade dafür, sich einmal mit dem neuen Roman von Anika Flock auseinander zu setzen, aber insgesamt betrachtet, hat sich das Buch dann doch noch gelohnt und die vielen, zwischendurch aufgekommenen Zweifel ob der Rahmenbedingungen für den Leser vergessen lassen. Mit der entsprechenden Konzentration wird man jedoch die hier aufgeworfenen Hürden meistern – aber auch nur dann!

Meißner, Tobias O. – dunkle Quelle, Die (Im Zeichen des Mammuts 1)

_Odyssee einer Idee._

Das Mammut ist ein spannendes Projekt, ein ehrgeiziges Projekt, und hat eine äußerst ungewöhnliche Entstehungsgeschichte: Meißner hatte das Universum des Zyklus schon in den Neunzigerjahren skizziert, im Alter von 23 Jahren, ohne nennenswerte schriftstellerische Erfahrung, und ohne eine Vorstellung, wie ein Projekt von der angestrebten Größe bewältigt werden könnte.

Daher beschritt er andere Wege und rief eine Fantasy-Rollenspiel-Kampagne ins Leben, die auf seiner Skizze basierte, eine Kampagne für sieben Mitspieler, mit einer Laufzeit von sieben Jahren (!!!). Am Ende der Kampagne hatte Meißner 230 handbeschriebene Seiten, ein voll entwickeltes Universum, einen voll entwickelten Plot und Figuren, die über sieben Jahre in unterschiedlichen Köpfen reifen konnten. Die Geschichte ruhte. Wiederum sieben Jahre, bis Meißner [„Das Paradies der Schwerter“]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=35 veröffentlichte und damit, wie er sagt, das Mammut geweckt hatte.

Und ich habe nun die Ehre, dem Mammut bei seinen ersten Schritten über die Schulter zu lugen:

_Von Bürokraten und Schmetterlingsmenschen._

Es ist auf den ersten Blick ein recht übliches Szenario: Schwerter, Pferde, Magier, Räuber, Ritter, Götter und Zauberwesen bevölkern eine vorindustrielle Welt, die man via Zeigefinger über eine detailreiche Landkarte bereisen kann.

Von jenem glitzernden Fantasy-Zauber bekommt Rodraeg Delbane aber wenig zu spüren. Seine Abenteuerlust ist verpufft, er hat sich als Turnierkämpfer versucht und ist durch den Kontinent gezogen, hat dabei erfahren, dass „Abenteuer“ aus frieren, hungern und weglaufen bestehen, und landete schließlich im Rathaus der kleinen Stadt Kuellen, um als Schreiber des Bürgermeisters höfliche Antragsablehnungen zu verfassen und scheußliche Gedichte für Ehrenbürger.

Dann plötzlich taucht Naenn bei ihm auf. Das zierliche Schmetterlingsmädchen zieht Rodraeg in ihren Bann. Sie erklärt ihm, dass die Menschen des Kontinents nicht mehr auf das Gleichgewicht der Natur achteten, es würde geerntet, was nie gesäht wurde, erklärt sie ihm, und deswegen bräuchte es eine Gruppe, die die Wahrung dieses Gleichgewichts gewährleistete. Er, Rodraeg Talavessa Delbane, sei als Einziger übrig geblieben, der in Frage kommt, eine solche Gruppe zu gründen und zu leiten.

Rodraegs Abenteuerlust befreit sich aus ihrer Gruft, und er willigt ein: Er lernt den |Kreis| kennen, den Geheimbund, der hinter allem steckt, zieht dann mit Naenn in die Stadt Warchaim und errichtet dort den Stützpunkt des Mammuts, wie er seine Gruppe zu nennen beschließt. In Warchaim findet er auch seine ersten Mitstreiter, und die hat er auch bitter nötig, denn schon bald flattert der erste Auftrag des Kreises in die Basis des Mammuts:

Der Lairon-See hat unter schrecklichen Verschmutzungen zu leiden, und das Mammut soll dem einen Riegel vorschieben. Voller Tatendrang macht sich die Gruppe auf den Weg, doch was sich wie ein harmloser Routineauftrag anhört, gerät außer Kontrolle; Rodraeg beginnt allmählich zu begreifen, welche Bürde er sich aufgeladen hat – aber auch wie wichtig das Mammut ist.

_Die sanfte Beschleunigung eines Riesen._

Die Spannungskurve lässt sich Zeit, ehe sie in die Gänge kommt. Im ersten Drittel des Buches erfährt man viel über Rodraeg und über das Schmetterlingsmädchen, man lernt den Kontinent kennen, seine Regeln, seine Götter, seine Rituale, seine Gesetze und seine Geschichte, man lernt den Kreis kennen, die Motive der Auftraggeber und die Auftraggeber selbst.

Man bekommt die Möglichkeit, Rodraeg dabei zu beobachten, wie er in seine Rolle hineinwächst, wie seine naiven Vorstellungen von der Realität verdrängt werden, und wie er wiederum darauf reagiert. Ebenso genau kann man die Gefährten betrachten, die er um sich schart: Bestar und Migal, zwei sympathische Großmäuler, junge Soldaten ohne Kriegserfahrung, die das Herz aber am rechten Fleck tragen, und Hellas, der geheimnisvolle Bogenschütze, der ein düsteres Geheimnis mit sich herumschleppt.

Spannung will dabei nicht wirklich aufkommen, all das erfährt man in der entspannten Atmosphäre der Stadt Warchaim, wo das Mammut ohne jeglichen Druck seinen Stützpunkt errichtet. Aber, und das ist der entscheidende Punkt, langweilig liest sich das deswegen noch lange nicht. Rodraeg tastet sich an seine Aufgabe heran, der Leser nimmt an seinen Zweifeln und Ängsten teil, spürt die Unsicherheit jeder Entscheidung, die Rodraeg fällt, und wenn er sich einmal sicher ist, bringt ihn das Schmetterlingsmädchen mit ihren Einwürfen wieder ins Wanken. Genauso verhält es sich mit seinen Mitstreitern: Sie öffnen sich nicht sofort, tasten ab, suchen Nähe, ziehen sich wieder zurück, Misstrauen und Vertrauen streiten ständig gegeneinander, und die Motive, warum sie sich der Gruppe angeschlossen haben, könnten unterschiedlicher nicht sein: das Mammut ist alles, nur keine idealistische Heldenvereinigung.

Dann muss sich der zusammengewürfelte Haufen plötzlich dem ersten Auftrag stellen. Die Spannungskurve steigt allmählich. Obwohl sich die Aufgabe trivial anhört, spürt man genau, dass das Mammut keine Ahnung hat, was es anstellen soll, wenn es erst einmal an seinem Ziel angelangt ist. Schließlich steht die Gruppe vor der geheimen Fabrikation am Lairon-See. Jedes Mitglied des Mammuts hat eine eigene Vorstellung davon, wie der Situation zu begegnen ist. Rodraeg setzt die seine durch, er ist der Anführer. Und dann bricht das Chaos los.

_Die Erfahrung eines Rollenspielers._

Auch wenn die Spannung spät anzieht, sie tut es deftig. Plötzlich bekommt nämlich auch die gemächliche Vorgeschichte ein unerwartetes Gewicht: Man fürchtet um jeden einzelnen Gefährten, jetzt erst bemerkt man, wie lieb man sie alle gewonnen hat und man kann das Buch nicht auf die Seite legen, obwohl die Uhr schon lange mahnend in Richtung Schlafzimmer zeigt.

Meißner lässt die Figuren alleine Regie führen, ob das nun Rodraeg betrifft, der sich voll und ganz auf seine Diplomatie verlässt, oder Migal, der seine Wut unkontrolliert aufbrausen lässt: Niemand trifft eine Entscheidung, die nicht seiner tiefsten Überzeugung entspricht, welche fatalen Folgen das auch für den Rest der Gruppe haben mag.

Die Erfahrungen am Lairon-See kehren das Wesen der Figuren heraus, sie tragen Narben davon, schwere, leichte, wenig körperliche und viele seelische. Am Ende des Buches weiß man, dass mit der „dunklen Quelle“ ein Auftakt verglommen ist. Er hinterlässt einen grellen Nachhall und viele Fragen: Was hat es, Teufel auch, mit dem Kreis auf sich? Was ist die tatsächliche Aufgabe des Mammuts? Denn eines ist bis zur letzten Seite spürbar: Jede Information, die Meißner uns gibt, hat einen Sinn, und man kratzt nur an der Oberfläche des Abenteuers, in das die Gefährten geraten sind.

_Also_: Auch wenn sich die Spannung zu Beginn noch in Grenzen hält, oder wenn sich der Plot anfangs wie Öko-Fantasy mit Greenpeace-Botschaft liest, ist dieses Buch eine echte Bereicherung für die Fantasy-Landschaft. Daran ändert auch nichts, dass Meißner recht viel erzählt und es nicht seine Stärke ist, Bilder im Kopf des Lesers entstehen zu lassen.

„Die dunkle Quelle“ ist ein solides Stück Fantasy, das sich den Konventionen genau an den Stellen verweigert, wo das dringend notwendig ist, ohne dabei den verträumten Elfenstaub vollends zu missachten, den dieses Genre ausmacht. Meißners besondere Stärke sind die Figuren, die einem einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen. Auch wenn das Mammut noch lange nicht am Thron eines George R. R. Martin rütteln kann, hat es einen spannenden und unterhaltsamen Weg beschritten, dem zu folgen sich lohnt. Respekt, Herr Meißner!

Lewis, Clive Staples – Ritt nach Narnia, Der (Die Chroniken von Narnia, Band 3)

[Das Wunder von Narnia 1858
[Der König von Narnia 1758
[Der König von Narnia 356 – Hörbuch

Der dritte Teil der „Chroniken von Narnia“ ist für meinen Geschmack der bisher beste, weil einerseits Clive Staples Lewis hier ein wenig von seiner Rolle als Kinder- und Jugendbuchautor abgewichen ist, und andererseits die Geschichte noch ein ganzes Stück spannender ausfällt als der Plot in den vorherigen beiden Bänden. Neue Charaktere werden in die Handlung integriert, das Anfangsszenario ist komplett neu und der Verlauf noch weitreichender als in „Das Wunder von Narnia“ und „Der König von Narnia“, aber dennoch findet sich der Leser sofort wieder in der Welt von Narnia zurecht und wird, selbst wenn er die beiden anderen Bücher noch nicht gelesen hat, kein Problem damit haben, einen Einstieg zu finden.

_Die Geschichte:_

In Kalormen ist das Leben ganz anders als in Narnia. Die Menschen leben nicht dringend in Frieden miteinander, und auch nicht jedes Lebewesen wird gleich behandelt. Zudem besitzen die Tiere nicht die Gabe zu sprechen. Mitten in diesem Land, das südlich von Narnia gelegen ist, wohnt der junge Shasta bei seinem Adoptivvater, einem Fischer, der seinen Jungen lediglich für die harte Arbeit rund um seine Hütte benötigt. Natürlich fühlt sich Shasta mit seinem derzeitigen Leben nicht erfüllt, meckert aber nicht herum, weil er dankbar ist, dass Arsheesh ihn seinerzeit aufgenommen hat. Als jedoch eines Tages ein adliger Arashin die Hütte des Fischers aufsucht, um den Jungen als Burschen zu erwerben, sieht Shasta die Möglichkeit, andrenorts ein neues, glücklicheres Leben zu beginnen. Da jedoch meldet sich das Pferd des Arashin zu Wort und erzählt Shasta von den grausamen Bedingungen, unter denen der Junge im Falle des Falles leben würde. Noch bevor Shasta seinem Erstaunen über die besonderen Fähigkeiten des Tieres Ausdruck verleihen kann, schließt er sich dem Gaul bei der Flucht an und tauft es bei seinem ersten Ritt auf den Namen Bree.

Gemeinsam wollen die beiden in die ursprüngliche Heimat des Pferdes nach Narnia reisen, um dort ihr Glück zu finden. Doch der Weg dorthin ist nicht gerade leicht zu bewältigen. Sie werden von Rittern gejagt, von Löwen verfolgt und müssen diverse Hindernisse nehmen. Als sie eines Tages auf die Königstochter Aravis und ihr ebenfalls sprechendes Pferd Hwin teffen, schließen sich die beiden Gruppen zusammen und reiten gemeinsam nach Narnia.
Doch schon in Tasbaan werden Shasta und die anderen voneinander getrennt. Der fliehende Junge wird mit Corin, dem Sohn des Königs vom Archenland, verwechselt und auf direktem Wege in dessen Kammer geführt.

Natürlich genießt er den plötzlichen Luxus als potenzieller Königssohn, entschließt sich bei Corins Rückkehr aber wieder Fersengeld zu geben, bevor man ihn als Betrüger entlarvt, und macht sich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt mit Aravis und den beiden Pferden. Doch auch diese Gruppe kommt nicht ungeschoren durch die Stadt und muss sich verstecken. Als man schließlich wieder vereint ist, steht Shasta aber auch schon wieder die nächste Gefahr bevor. Prinz Rabadash will das friedliche Land Narnia angreifen und Königin Suse ehelichen. Nur Shasta ist in der Lage, den König rechtzeitig zu warnen, und macht sich alsbald allein auf den Weg zum Palast von Narnia. In einer großen Schlacht entscheidet sich schließlich das Schicksal des Landes von Löwenkönig Aslan.

_Meine Meinung:_

Wie ich bereits sagte, ist „Der Ritt nach Narnia“ das mit Abstand spannendste Narnia-Buch bislang, gleichzeitig aber auch das härteste (in Bezug auf die Handlung). In Form des jungen Shasta, der eigentlich der Zwillingsbruder von Prinz Corin ist, findet man auf Anhieb eine Identifikationsfigur, mit der man sich auf den Weg nach Narnia und durch spannende Abenteuer begibt und den man sofort in sein Herz geschlossen hat. Die Tatsache, dass er nicht gerade der geschickteste Vertreter seiner Art ist, macht ihn umso sympathischer. Dagegen wirkt die weibliche Hauptfigur Aravis stets kühl und zickig, was ihre sehr wechselhafte Beziehung zu ihrem männlichen Gegenpart aber erst besonders reizvoll macht. Shasta hat nicht nur damit zu kämpfen, überhaupt nach Narnia zu gelangen, nein, er muss gleichzeitig auch noch um die Gunst von Aravis buhlen – zumindest bis man gemeinsam am Ziel angelangt ist. Auch hier arbeitet Clive Staples Lewis wieder mit moralischen Inhalten. So muss Aravis am Schluss erkennen, dass sie mit ihren Vorurteilen bezüglich Shasta nicht Recht hatte. Dieser wiederum muss erkennen, dass er die Fehler anderer nicht als Maßstab für sein eigenes Verhalten nehmen darf, während der Hengst Bree später bei der Begegnung mit Aslan feststellt, dass er mit seiner Ehrlichkeit immer am weitesten kommt.

Wie auch schon zuvor, so gibt es auch hier immer wieder einige Parallelen zur Bibelgeschichte, die aber keine missionarische Funktion übernehmen, schließlich war es die Hauptintention des Autors, eine spannende Geschichte zu schreiben, und genau das ist ihm hier erneut vortrefflich gelungen!
Ich habe mit diesem Band mehr Freude denn je an den „Chroniken von Narnia“ bekommen und kann „Der Ritt nach Narnia“ aus diesem Grunde vor allem auch Neueinsteigern empfehlen – zumal jene, die bereits bei den ersten beiden Bänden ‚Blut geleckt‘ haben, auch mit dieser Fortsetzung ganz sicher am Ball bleiben werden. Viel Spaß mit diesem Buch, denn den werdet ihr garantiert haben!

Die Reihe in der chronologischen Erzählfolge:
* 1956 Das Wunder von Narnia (engl. The Magician’s Nephew)
* 1950 Der König von Narnia (engl. The Lion, the Witch and the Wardrobe)
* 1954 Der Ritt nach Narnia (engl. The Horse and His Boy)
* 1951 Prinz Kaspian von Narnia (engl. Prince Caspian)
* 1952 Die Reise auf der Morgenröte (engl. The Voyage of the Dawn Treader)
* 1953 Der silberne Sessel (engl. The Silver Chair)
* 1956 Der letzte Kampf (engl. The Last Battle)

Veröffentlichungsreihenfolge:
* 1950 Der König von Narnia (engl. The Lion, the Witch and the Wardrobe)
* 1951 Prinz Kaspian von Narnia (engl. Prince Caspian)
* 1952 Die Reise auf der Morgenröte (engl. The Voyage of the Dawn Treader)
* 1953 Der silberne Sessel (engl. The Silver Chair)
* 1954 Der Ritt nach Narnia (engl. The Horse and His Boy)
* 1956 Das Wunder von Narnia (engl. The Magician’s Nephew)
* 1956 Der letzte Kampf (engl. The Last Battle)

Verlags-Website zur Narnia-Welt: http://www.narnia-welt.de/

Narnia-Filmseite: http://www.narnia.de

[Der Reiseführer durch Narnia 1664

Armin Rößler (Hrsg.) – Golem & Goethe

»Golem & Goethe« ist die vierte Science-Fiction-Anthologie aus dem Wurdack-Verlag. Hier soll neuen Talenten die Möglichkeit gegeben werden, neben erfahrenen Autoren veröffentlicht zu werden. Angesichts der Schwierigkeiten auf dem Buchmarkt und in der Science Fiction, speziell im Sektor der Kurzgeschichten, ist allein die Regelmäßigkeit und steigende Qualität der Reihe bewundernswert und zu würdigen. Denn die Vorlieben deutscher Leser liegen ganz klar bei allem anderen als bei Kurzgeschichten. Schade, ist doch gerade dieses Forum eine wichtige Spielwiese für neue Autoren, um ihre Fertigkeiten zu testen.

In »Golem & Goethe« melden sich 21 Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Wort. Hören wir, was sie zu sagen haben:

Golem & Goethe – Stefan Wogawa
Die Titelstory lebt von ihren unwahrscheinlichen Zufällen, aus denen sich neue Wendungen ergeben. Allein schon die Darstellung des Verhältnisses zwischen dem Frachterkommandanten und seinem Schiffsrechner ist ungewöhnlich und lädt zum Schmunzeln ein. Auf diesem guten Einstieg findet die Erzählung eine sichere Basis. Unterhaltsame Zerstreuung für zwischendurch.

Ball des Anstoßes – Axel Wichert
Phantastische Konflikte zwischen Menschen und Nicht-Menschen, Wichert bezeichnet sie als »Virtuelle« (möglicherweise Roboter, Androiden, …) – ein Meister dieses Themas war zweifellos Isaac Asimov. Schon lange kommt es immer wieder zu Verdrängungen von Arbeitskräften durch Werkzeuge. Was geschieht mit den Menschen in so einem Fall? Wichert gewährt uns einen Blick in die Zukunft hinsichtlich dieses Details: »Virtuelle hielten sich an Vorschriften, aber die besten Hacker blieben die Menschen.« Hervorragend gezeichnete Entwicklung.

Interferenz – Bernhard Schneider
Was mit der harmlosen Zerstreutheit eines Quantenphysikers zu beginnen scheint, entwickelt sich schnell zu unglaublichen Interferenzerscheinungen, die sich die Protagonisten über Paralleluniversumstheorien zu erklären versuchen. Entgegen Einsteins »Gott würfelt nicht!« reichen wissenschaftliche Erklärungen nicht aus. Möglicherweise hat Gott doch seine Finger im Spiel, wenn es um die letzten Geheimnisse des Universums geht. Die Frage bleibt nur, wie durch Interferenzen die Erkenntnis verhindert werden kann.

Berechtigte Fragen – Arnold H. Bucher
Tatsächlich ist völlig unwichtig, was ein Kesslok ist. Und warum man ihn weder beschäftigen noch unterbringen darf. Wichtig sind allein die Berechtigungsnachweise, die uns unsere deutsche Zukunft im Bürokratenland aufzeigen. Absolut vorstellbar, gar so weit weg sind wir davon nicht mehr. Vor einigen Tagen ging die »Berliner Hundehölle« durch die Medien. Ein deutliches Beispiel für die Aktualität der Problematik, selbst wenn die mediale Aufschauklung des Höllenthemas offensichtlichen BILD-Charakter hatte.

Echos – Heidrun Jänchen
SETI ist ein Begriff. Damit im Zusammenhang ergibt der Titel allein schon einen Sinn und bewirkt die Einbildung des Storyverlaufs. Immerhin erweist sich die Assoziation teilweise als Trugschluss und die fragmentarische Erzählweise bewirkt gleichzeitig eine Spannung, so dass es doch noch den Aha-Effekt am Ende gibt. Wie schon bei Jänchens Beitrag zum Vorgänger »Überschuss« ist das Stückwerk der Geschichte etwas schwierig lesbar, summiert sich aber endlich zu einem sinnvollen Gesamtbild.

Trichterbecher wachsen – J. Th. Thanner
Nachbarskonflikte sind die eine Sache, der sich Thanner widmet. Tragisch sind ihre Auswirkungen. Interessant ist die Darstellung der anderen Sache, der Konflikte zwischen Spezies, die sich zumindest einseitig nicht als intelligent erkennen.

Die heilige Mutter des Lichts – Frank W. Haubold
Haubold entwirft eine erschreckende Zukunftsvision, die nur allzu logisch die Fehler der menschlichen Entwicklung ausmerzen will. Nach einer großen Katastrophe kommt es zu einem Neuanfang. Welche menschliche Unart führte zu allem Elend? Krieg. Darum organisiert die PACEM das Leben der Überlebenden. Aber wäre diese Vision mehr als eine Utopie? Ist wirklich der Schrecken aller Kriege nur auf Männer zurück zu führen? Man erinnert sich vielleicht nur des Nibelungenlieds, in dem Krimhild aus Rachegelüsten ein grausiges Gemetzel verursacht. Haubolds Vision liest sich drastisch und zeigt mit unwahrscheinlich kalter Logik einen möglichen Weg.

Die Abteilung für kosmische Täuschungen – Uwe Hermann
Belustigende Unterhaltung für zwischendurch, eine auf die absolute Spitze getriebene Verschwörung.

Kontrolle – Petra Vennekohl
Das alte Lied in neuem Gewand: Privilegierte Gruppen versuchen immer und überall, ihre Privilegien zu verteidigen – um jeden Preis. Was sich als Lösung anbahnt, ist im Vorfeld spürbar, aber durch die Erkenntnis der Protagonisten erhält die Geschichte eine dramatische Note.

Der Schwamm – Axel Bicker
Diese Geschichte kann richtig berühren in ihrer Ausdrucksstärke: Aus Todesangst geborener Forscherdrang führt zu brutalen Methoden und ethischer Unverantwortlichkeit, im Endeffekt doch aus Selbstsucht. Bicker lässt uns an dieser Entwicklung aus der Sicht des Opfers teilhaben. Es scheint wie eine lebendige Abstraktion von Tragödien, die sich in Verbindung von Wissenschaft und Habsucht unter Menschen abspielen.

Weiße Elefanten – Marlies Eifert
Was nicht sein darf, ist nicht. Und nach gegenteiliger Erkenntnis die historische Ausrichtung auf einen völlig nebensächlichen Aspekt. Tragisch.

Roda – Edgar Güttge
Äußerst unterhaltsam, mit viel Witz und Kreativität geschrieben! Güttge wird den Erwartungen voll gerecht. Sein Hang zur Übertreibung macht aus seinen Geschichten wundervolle Komödien, die sich doch an gesellschaftlichen Eigenarten orientieren.

Zwischenstopp auf Prox – Armin Möhle
Gut erzählte Geschichte über Beziehungen – leider kommt ihre Pointe nicht klar zum Ausdruck.

Tod einer Puppe – Nina Horvath
Die Handlungsumgebung ist etwas unvollständig, das tut der Geschichte aber keinen Abbruch: Hier entsteht eine aufwühlende Stimmung. In ihrer Kürze ist die Geschichte perfekt.

Redpointer – Alexander Kaiser
Eine umfangreiche Geschichte, deren Knackpunkt sich in der Darstellung gegen Ende befindet. Die Handlung der Erzählung dient eher der Verschleierung als der Auflösung, es werden aber gleichzeitig gute Einblicke in die Aufgaben der Protagonisten gewährt. Im Endeffekt ordnet sich also die Verschleierung der Erkenntnis unter, so dass eine sehr spannende Geschichte entsteht, deren Umfeld großräumig ausbaufähig ist. Hervorragende Ideen stapeln sich hier.

Hinaus in die freie Natur – Olaf Trint
Nachdem sich die Menschheit vor einer vergifteten Umwelt zurückziehen musste, gelingt Wissenschaftlern die Erneuerung außerhalb der von Menschen bewohnten Bereiche. Dem normalen Menschen ist ein Leben außerhalb der eigenen vier Wände inzwischen unvorstellbar geworden. Ist er so anpassungsfähig, wie immer behauptet wird? Würde er sich nicht eher von einer völlig fremden Umgebung überfordert sehen? Trint zeigt ironisch und mit guter Erzähltechnik, was eine Flucht vor der Natur nach sich ziehen könnte. Dabei geht er noch radikaler vor als sein großer Vorgänger Isaac Asimov in seinen »Baley«-Romanen.

E T A 7 – Christian Savoy
Die Bedeutung von E T A 7, »Estimated Time of Arrival: sieben Jahre«, geht ziemlich unter in der kompakten Erzählung. Davon abgesehen, entwickelt Savoy die Menschheit unter dem Druck einer potenziellen, unaufhaltsamen Bedrohung und wirft dabei Streiflichter auf Persönlichkeiten der Entwicklung und auf wegweisende Geschehnisse. Sehr fesselnd geschrieben und mit einem der Menschheit entsprechenden dramatischen Ende.

Reproduktion – Melanie Metzenthin
Knackige Geschichte über das Thema der Akzeptanz künstlicher Menschen als echte Individuen.

Cinema Mentale – Thomas Kohlschmidt
Dramatischer Verlauf eines Versuchs, mit einer andersartigen, blutrünstigen außerirdischen Intelligenz Kontakt aufzunehmen. Die thematische Ähnlichkeit zu Bickers »Schwamm« ist erstaunlich und nicht zu übersehen. Fehlgeschlagene Erstkontakte beschäftigen uns anscheinend stark – ein Zeichen unserer unvollkommenen Bereitschaft oder unserer Angst? Eindrucksvoll geschrieben.

Die nach uns kommen – Birgit Erwin
Ein Endzeitszenario aus der Sicht eines Kindes. Das Mädchen versteht nicht die Beweggründe seines älteren Bruders, der die Welt noch vor dem Krieg kannte. Aber durch ihre Augen erhaschen wir einen Hauch der neuen Welt und der brutalen Ausweglosigkeit. Bedrückend.

Der Gravo-Dom – Armin Rößler
Geradlinige Story, deren Entwurf höchst interessant ist. Lowes Gedanke »Ich habe Zeit« widerspricht allerdings seiner Infektion durch die Auftraggeber. Was genau ist mit ihm passiert, als er seinem Ziel so nahe war? Der Umschwung ist schwer verständlich. Unterhaltsam ist die Story aber allemal.

Fazit

Was in dieser Anthologie an Ideenvielfalt und technischen Fertigkeiten zusammenkommt, ist beachtenswert. Dieses Mal gibt es keinen einsamen Favoriten, alle Geschichten sind auf einem sehr hohen Niveau angesiedelt. Fünf Erzählungen heben sich nochmals ein wenig ab. Sie berühren den Leser richtig und stehen für den jeweiligen Charakter ihrer Art: Schneiders »Interferenz« für die Wissenschaft, Bickers »Schwamm« für den Erstkontakt, Güttges »Roda« für überbordenen Humor, Horvaths »Tod einer Puppe« für erschreckende Versuche, Savoys »E T A 7« schließlich für das Kosmische.

Nicht zu vernachlässigen ist das Vorwort zu diesem Band! Selten war ein Vorwort so lesenswert wie dieses; damit hat Rößler scharf vorgelegt, was schwer zu toppen sein wird.

Insgesamt bietet die Sammlung spannende, tief gehende, lustige, düstere und ergreifende Unterhaltung, der sich niemand entziehen sollte. Zwar bleibt das Gefühl von vorwiegend pessimistischen Visionen geprägt, wird aber von humor- und wundervollen Erzählungen gut aufgelockert. Mehr davon!

broschiert, 196 Seiten
ISBN-13: 978-3938065136

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Schnett, Beverly – Völker der Sonne. Der Aufbruch der Menschheit in das Sonnensystem

Edition Kaitain ist ein Verlag für Erotik, Phantastik und Wissenschaft. Eine seltsame Kombination, wie sicher nicht nur ich finde, und beim Blick in das dort erschienene Werk „Völker der Sonne“ werde ich auch darin bestätigt, dass das Buch von Beverly Schnett aufgrund der skurillen Verbindungen aus erotischer Freizügigkeit und moderner Science-Fiction nicht ganz so funktioniert, wie man sich dies vielleicht gewünscht hätte.

Im Mittelpunkt des Geschehens stehen bei diesem Buch verschiedene Figuren, die infolge von aneinandergereihten Episoden in den Themenbezug eingeflochten werden. Da wäre als Erste Amal, ein Mädchen deutsch-arabischer Abstammung, das als erste schwerelose Tänzerin Karriere macht. Ihre Geschichte ist recht zügig erzählt. Sie trifft einen guten Freund, tanzt vor ihm, zieht sich aus und schläft mit ihm. Davon selber schwer beeindruckt, startet sie eine Reise in den Weltraum, wo sie ihrer Begabung weiter nachgehen und Karriere machen möchte.

Im nächsten Kapitel wird der Schwerpunkt der Brisanz anderweitig verlagert: Maurice und Manuel leben irgendwo in der Gegend um den Planeten Merkur. Maurice hat sich in seinen Freund verliebt und lässt, um desen Gunst zu erlangen, eine Geschlechtsumwandlung an sich vollziehen. Gemeinsam bekommen sie den Sohn Mari Jose. Während dieser erwachsen wird, geht andernorts der wilde Beischlaf weiter. Mal hier, mal da eine Runde Sex, aber alles total billig dargestellt und wenig sinnlich – von knisternder Erotik keine Spur!

Wie auch immer, Mari Jose wird zum Hauptakteur des nächsten Plots und angelt sich eine recht alte Dame als Partnerin. Aber dies hält nicht für lange, denn wiederum wenige Zeit später unterwirft er sich einem Mann, der vorher schon eine ‚Sicherheitskopie‘ bzw. einen Klon von Mari Jose erstellt hat …

Oh Mann, das hier ist wirklich kein Buch, das man einfach so mal liest. Ziemlich durchgeknallt, was die Autorin hier so alles zusammenschmeißt. Im Grunde genommen geht es allerdings nur um eins, nämlich billige Effekthascherei in Form von vielen bildlichen Sexszenen, die im Endeffekt jedoch mehr abschrecken als antörnen – oder was immer der Zweck dieser Handlungen sein soll. Jeder darf hier mal mit jedem in die Kiste, Tabus gibt es keine. Und dementsprechend wird die komplette, immer wieder zweirangige Handlung vollkommen in den Hintergrund gedrängt, weil gerade wieder Figur A ein Techtelmechtel mit Person B hat.

Ich habe echt keine Ahnung, wer so etwas ernsthaft gut finden soll, denn warum sollte man sich als Liebhaber pornographischer Inhalte die Mühe machen, dieses wirre Buch zu lesen? Die rein visuelle Variante ist da doch weitaus leichter konsumierbar und erforder viel weniger Mühe. Und außerdem: Meistens ist dort die Handlung auch noch sinniger …

Tut mir Leid, aber Beverly Schnett bekleckert sich hier ganz und gar nicht mit Ruhm und überantwortet das eh schon bizarre Thema der vollkommenen Absurdität. Das Ganze dann auch noch mit schlechter Science-Fiction zu mischen, schlägt dem Fass schließlich den Boden aus und zerstört auch noch das letzte bisschen Atmosphäre. Nein, nein, das hier zu lesen gleicht purer Zeitverschwendung – und diese vertane Zeit bereue ich im Nachhinein ganz deutlich!

http://www.edition-kaitain.de/

Montillon, Christian – Vorstoß in die Intrawelt (Atlan – Intrawelt 2)

Band 1: [„Wächter der Intrawelt“ 1889

„Vorstoß in die Intrawelt“ ist der zweite Roman des zwölfbändigen Zyklus „Atlan – Intrawelt“. In dieser Schwesternserie zur großen Perry-Rhodan-Reihe geht es vor allem um die Abenteuer des Arkoniden Atlan, der seit seiner Entstehung eine unerklärliche Faszination auf die Leser ausübt.

_Christian Montillon_
ist der Autor des vorliegenden Romans, bisher beschränkte sich seine Tätigkeit im so genannten Perryversum auf Romane der Atlanserie. Diese Art von Einstieg gelang bereits einigen Perry-Rhodan-Autoren, die sich in der Atlanserie ihre Sporen verdienten und den Sprung in die Hauptserie schafften, zuletzt geschehen mit Michael M. Thurner, der mittlerweile sogar die Ideenfabrik für die Atlanserie bildet.

Atlan gelangt also unbekleidet in die Intrawelt, wo er gleich von zwei gewalttätigen Wesen attackiert wird. Eine verlogene Echse errettet ihn aus den Händen der Angreifer, nur um ihn seinem Herrn auszuliefern, für den Atlan fortan Sklavendienste zu leisten hat. Während seiner Arbeit erkundigt er sich nach Fakten über die Welt, bekommt aber nur Mythen zu hören. Immerhin scheint Jolo, die Echse, bereits etwas vom Flammenstaub gehört zu haben, doch schweigt er sich aus.

Die ursprünglichen Angreifer haben inzwischen ein größeres Heer gesammelt und greifen das Lager an, um sich zu rächen und Atlan zu töten. Im Handgemenge kann Atlan entkommen, ihm zur Seite soll nun Jolo stehen, als Gefährte und Führer, da er sich einigermaßen auskennt in der näheren Umgebung.

Zuerst kehrt Atlan zurück an den Ort seiner Ankunft, doch der Tunnel ist unpassierbar, Atlan vorerst gefangen in der künstlichen Hohlwelt. Ihm bleibt nur die Erledigung seiner Aufgabe …

_Tricks, Erfahrung, Stil_

Montillon müht sich auf den ersten Seiten erfolglos ab, eine transzendente Atmosphäre zu schaffen und den leider überstrapazierten |sense of wonder| zu beschwören – der Text wirkt gestelzt und abgerungen. Wer sich als Leser durch diese Seiten kämpft, wird aber belohnt: Der Großteil des Romans ist klassische Abenteuergeschichte, und hier zeigt Montillon sein Können. Die Geschichte liest sich flüssig und spannend, die Charaktere sind überzeugend gezeichnet, auch wenn wir sie leider zum Großteil nicht wiedersehen werden, da sie (wie so viele Seriencharaktere) frühzeitig und zu Atlans Gunsten das Zeitliche segneten.

Montillon setzt endlich mal glaubwürdig Atlans große Erfahrung im Zweikampf um, so dass er problemlos gegen einige Angreifer besteht, obwohl er nackt und unbewaffnet und die Schwerkraft ungewohnt hoch ist. Allerdings lässt er sich von Jolo täuschen, was wohl nötig ist, aber negativ zu Buche schlägt. Immerhin lässt Montillon ihn erkennen, dass er beeinflusst wurde und worauf er achten muss.

Erwähnenswert ist noch das Titelbild (was zum Leidwesen der Grafiker meist zu kurz kommt in Besprechungen): Arndt Drechsler ist als Künstler verantwortlich für die tollen Titelbilder der „Bas-Lag“-Romane von China Miéville bei Lübbe; mit dem Titelbild zu Intrawelt 2 zeigt er mal wieder seine Fertigkeiten. Bis auf das steril wirkende Gesicht Kytharas ist es ein gelungenes Bild.

_Fazit_

Zum ersten Band des Zyklus eine deutliche Steigerung, wenn auch mit Schwächen am Anfang. Der Sinn des Zyklus ist klar: Ausschöpfung des Potenzials „Atlan“ über möglichst interessante Abenteuergeschichten mit vielen unterschiedlichen Charakteren, eine Spielwiese für Jungautoren. Montillons Beitrag ist auf jeden Fall eines: sehr unterhaltsam.

|Infos| unter http://www.atlan.de/

Haensel, Hubert – Wächter der Intrawelt (Atlan – Intrawelt 1)

Mit dem vorliegenden Roman startet die Schwesterserie zu Perry Rhodan einen neuen Kurzzyklus: „Atlan – Intrawelt“ ist das Motto, unter dem sich zwölf Heftromane in zweiwöchiger Erscheinungsweise versammeln.

_Hubert Haensel,_
Perry-Rhodan-Autor und Redakteur der so genannten „Silberbände“, gibt mit dem ersten Intraweltroman ein Gastspiel bei |Atlan|. Informationen zu seiner Person und zur Perry-Rhodan-Serie finden sich unter http://www.perry-rhodan.net.

Der Intraweltzyklus schließt direkt an die Geschehnisse des letzten Zyklus um den „Dunkelstern“ an. Atlan und seine sexy Begleiterin Kythara werden von einer eigentlich belanglosen Opposition vor dem Zugriff der Machthaber (Lordrichter) gerettet und begeben sich aufgrund Atlans überragender Tauglichkeit in ein neues Abenteuer: In der Intrawelt sei |Flammenstaub| zu finden, mit dem der Opposition eine mächtige Waffe gegen die Lordrichter zur Verfügung stehen würde. Die Hohen Mächte des Kosmos haben allerdings ihre Finger im Spiel, so dass es nur privilegierten Persönlichkeiten möglich ist, die Intrawelt zu erreichen bzw. zu verlassen.

In einer sternentstehungsaktiven Interstellarstaubwolke werden Atlan und Kythara fündig: Die durch Abstoßfelder gesicherte Intrawelt taucht auf. Das Problem ist nur, wie man sie erreichen soll …

_Atlan, sein Extrasinn und Egozentrum_

Haensel liefert einen routinierten Roman ab, der Rückblicke auf die direkten Vorgängerzyklen gewährt und so ein gewisses Verständnis für neue Leser schaffen soll. Gleichzeitig muss der Roman selbst einen eigenen Reiz ausstrahlen, um neue Leser zu halten und alte Leser neu zu animieren. Das gelingt Haensel nur durch das auftretende Rätsel um die Intrawelt und den Wächter derselben, ansonsten ist der Roman nur brauchbar als Rückblick. Der Titel „Wächter der Intrawelt“ ist eher irreführend, da zwar der Wächter ein interessantes Wesen ist, aber nur eine untergeordnete Rolle spielt und in der Unendlichkeit des Weltraums verschwindet. So bleibt zwar die geschaffene Faszination, aber ob wir das Wesen wiedertreffen werden, bleibt fraglich.

In seiner großen Routine ist dem Autor ein durchaus gravierender Fehler unterlaufen, und zwar in der Darstellung von Atlans Verhältnis zu seinem Extrasinn. Natürlich ist es für Neuleser unverständlich, was der Extrasinn genau ist und wieso er als Logiksektor nur unqualifizierte Bemerkungen macht. Schlimmer ist aber die Hauptaussage des Sinns. Er nennt Atlan mehrfach „Barbar“, was zweifellos eine Verwechslung durch Haensel sein muss, denn wir wissen aus der frühen Perry-Rhodan-Serie, dass der Extrasinn den Arkoniden Atlan stets mit „Narr“ beschimpfte, Atlan selbst die gegen die Arkoniden junge Rasse der Terraner, allen voran Perry Rhodan selbst, als Barbaren tituliert.

Der entscheidende Wächter vor Atlans Eintritt in die Intrawelt ist ein krakenähnliches Wesen, das anscheinend in seiner Entscheidungsfähigkeit beeinträchtigt ist, denn es will erst nur Kythara den Zugang gewähren. Atlan und Kythara wehren sich vehement und verlangen eine erneute Prüfung, um zu zweit gehen zu können, doch das Wesen kehrt seine Entscheidung um hundertachtzig Grad und verwehrt nun Kythara den Weg. Atlans Ego ist beruhigt, er darf passieren und tut dies auch ungeniert ohne seine Begleitung. Schade für den männlichen Leser, denn die Passage ist nur im Adams- bzw. Evakostüm gestattet.

_Fazit_

Insgesamt ein Roman, der trotz einer gewissen Langatmigkeit noch lesbar ist, vor allem aber durch einen sehr kurzen Abschnitt Faszination für ein anscheinend doch irrelevantes Wesen und die Andeutung des behandelten Rätsels lebt. Eine Steigerung in den Folgebänden wäre wünschenswert.

|Infos| unter http://www.atlan.de/