Hennen, Bernhard – Drachenelfen (Drachenelfen 1)

_|Drachenelfen|:_

Band 1: _“Drachenelfen“_
Band 2: – nur angekündigt –
Band 3: – nur angekündigt –

_Nach den sehr erfolgreichen Reihen_ „Die Elfen“ und „Elfenritter“ widmet der deutsche Autor Bernhard Hennen den kriegerischen Naturgeistern nun einen weiteren dreibändigen Zyklus, genannt „Drachenelfen“. Darin entführt der Autor den Leser in eine längst vergangene Zeit, in der die Elfen bloße Werkzeuge der unter den mächtigen Devantharen regierenden Drachen waren. Die drei Bücher spielen vor den bisher erschienenen Reihen Hennens „Die Elfen“ und „Elfenritter“ und erzählen, wie einst die Menschen, angesiedelt in der Welt Daia, und die Elfen der Albenmark nach den Geheimnissen der den Göttern vorbehaltenen Welt Nangog strebten und wie schließlich der große Krieg zwischen den Alben und den Unsterblichen ausbrach.

_In die Trilogie einleitend_ werden im ersten Band “Drachenelfen” auf mehr als 1000 Seiten ausführlich die Geschichten der Hauptcharaktere erzählt, die im großen Finale schließlich aufeinander treffen. Da wäre zum Einen die eigensinnige und unbeugsame Elfe Nandalee, die einst einer nomadischen Elfensippe angehörte, auf der Jagd jedoch versehentlich einen Trollprinzen erschießt und daraufhin verstoßen wird. Doch Nandalee ist etwas ganz besonderes und wird deshalb von dem Drachenelfen Gonvalon vorm Erfrieren gerettet und auserkoren, ebenfalls eine Ausbildung bei den Himmelsschlangen zu machen. Von Anfang an knistert es zwischen den beiden, doch ihre Liebe steht unter keinem guten Stern, denn schon bald nimmt der „Dunkle“ Drachen die sture Elfe mit auf die Jagd nach einem unbekannten Mörder, der es auf die Alben abgesehen hat. Unterdessen wird der schüchterne und verträumte Bauer Artax Zeuge des Todes des tyrannischen, grausamen und selbstsüchtigen Unsterblichen Aaron und daraufhin von einem Devanthar gezwungen, dessen Rolle einzunehmen. Urplötzlich findet er sich im Körper Aarons wieder und muss einen Weg finden, mit seiner neu gewonnenen Macht, den Erwartungen seiner Untertanen und vor allem seinem eigenen Gewissen und seinen Moralvorstellungen zu finden. Die unerwartete Begegnung mit seiner großen Liebe Shaya, der Tochter eines anderen Unsterblichen, erschwert ihm diese Aufgabe, an der er ohnehin fast zu zerbrechen droht, sich jedoch immer wieder aufrappelt, zusätzlich. Zu guter Letzt mischen sich schließlich auch noch die Zwerge in die Machtspiele der Völker ein und arbeiten an einer Waffe, die die Herrschaft der Drachen für immer beenden soll.

_Diese verschiedenen Handlungsstränge_ bieten zwar, so meint man, genug Stoff, um über 1000 Seiten zu füllen, doch dem ist leider nicht so. Oder zumindest schöpft Hennen das Potenzial seiner Ideen nicht gänzlich aus und hier liegt auch das größte Problem des Buches „Drachenelfen“. Man wird das Gefühl einfach nicht los, Hennen rede hier und da um den heißen Brei und komme nicht so recht zur Sache, als hätte der Autor die Auflage bekommen, mindestens 1000 Seiten zu füllen. Anders lässt sich die künstlich in die Länge gezogene Erzählweise bei einem solch erfahrenen und professionellen Autor wohl auch nicht erklären. Natürlich gilt es jedoch auch, die zahlreichen Stärken des Werkes zu betonen, die schon die früheren Werke Hennens auszeichneten, z. B. die detailliert und interessant skizzierten Charaktere, deren menschliche Emotionen und Schwächen teilweise so stark herausgearbeitet wurden, dass man sich geradezu mit ihnen identifizieren könnte und die, je nachdem aus wessen Sicht gerade erzählt wird, einen ganz anderen Blickwinkel offenbaren und so Stück für Stück die ganze Geschichte um sie herum entstehen lassen. Vor allem aber das Geschick und die Raffinesse, mit der der Autor die einzelnen Handlungsstränge ineinander verwebt und die Story an verschiedenen Punkten zugleich vorantreibt, ohne dass man mal den Überblick verliert und entnervt zurück blättern und suchen muss, was in diesem Strang gerade geschehen ist.

_Deshalb und ebenso_ wegen der eleganten, bildhaften und dennoch simplen, verständlichen Sprache liest sich „Drachenelfen“ überaus flüssig und leicht, sodass es beispielsweise sehr gut geeignet für lange Zugfahrten ist. Doch auch, wer sich gern in Ruhe in ein Buch vertieft und sich ganz in die Geschichte einfühlen möchte, macht bei „Drachenelfen“ nichts falsch. Abgesehen von der bereits genannten Schwäche für Fantasy-Fans also den Kauf wert!

|Taschenbuch: 1072 Seiten
ISBN 978-3453266582|
http://www.randomhouse.de/heyne

13 weitere Rezensionen zu Titeln von |Bernhard Hennen| findet ihr in [unserer Datenbank]http://buchwurm.info/book

Ellery Queen – Die Zange

Queen Zange Cover kleinAls die Polizei von New York in einem bizarren Mordfall, der in einer fahrenden Straßenbahn begangen wurde, nicht mehr weiterweiß, schaltet sie den ehemaligen Schauspieler und Privatermittler Drury Lane ein, der einen noch längst nicht beendeten Rachefeldzug aufdeckt … – Der erste Band der Drury-Lane-Serie bietet Rätselkrimi-Klassik vom Feinsten, auch wenn sich der Verfasser zwecks finaler Auflösung arg nach der Decke strecken muss: für Genre-Fans ein Fest, doch dieses Buch ist selten!
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Chandler, David – Grab der Elfen, Das (Ancient Blades 2)

_|Ancient Blades|:_

Band 1: [„Die Metropole der Diebe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7154
Band 2: _“Das Grab der Elfen“_
Band 3: „Der Thron der Barbaren“ (Mai 2012)

Das hat man nun davon, wenn man sich mit einem Ritter wie Croy anfreundet! Man darf nicht nur Zeuge spielen bei einer Verlobung, bei der man viel lieber selbst der Bräutigam wäre, man wird auch noch wider Willen auf eine Queste an den unheilvollsten Ort des gesamten Kontinents geschleppt, um dort einen Dämon zu jagen! Aber was tut man nicht alles, um einem ungewöhnlich fähigen und hartnäckigen Attentäter zu entgehen …?

David Chandler hat seine Geschichte in diesem Band gewaltig erweitert.

Zunächst einmal gibt es neue Charaktere. Der sympathischere ist eindeutig Mörget, ein Barbar aus dem Osten, der wie Croy eine Ancient Blade trägt. Mörget ist laut, direkt und unkompliziert. Zumindest was seine Methoden angeht. Da die Steppenvölker aus dem Osten aber eigentlich nichts lieber täten, als Skrae zu erobern, ist seine Begleitung wohl trotz allem mit Vorsicht zu genießen. Prestwicke dagegen ist ein wahrer Bluthund. Zwar lächelt er stets freundlich, allerdings wäre er weit weniger unheimlich, wenn er einfach die Zähne fletschen würde. Er ist schnell, geschickt und zögert nicht, jede Möglichkeit zu nutzen, die sich bietet, wenn er damit seinem Ziel näher kommt. Dumm nur, dass nicht klar ist, was eigentlich sein Ziel ist! Denn für einen einfachen Auftragsmörder ist er einfach viel zu gefährlich.

Tiefgründig kann man die Charakterzeichnung auch hier nicht nennen, aber beide sind lebendig und treffend skizziert.

Die zweite Erweiterung betrifft die Örtlichkeit. Obwohl das relativ zu sehen ist, denn Malden verlässt zwar zum ersten Mal in seinem Leben die Stadt, in der er geboren wurde, die Reise selbst währt aber nur kurz, und die eigentliche Geschichte spielt sich hauptsächlich im Innern eines Berges ab. Immerhin aber hat der Autor sich für diesen Berg eine Menge einfallen lassen und seine Ideen sehr bildhaft beschrieben. Das hatte allerdings den Nachteil, dass ich persönlich nicht besonders glücklich darüber war, denn gefallen hats mir da nicht gerade. Wenn ich es mir hätte aussuchen können, wäre ich lieber tausend Jahre früher vorbeigekommen.

Und da sind wir auch schon beim dritten Aspekt, der ausgebaut wurde: dem geschichtlichen Hintergrund. Vor achthundert Jahren haben die Menschen Krieg gegen die Elfen geführt und sie vollständig ausgerottet. Nicht, dass Malden viel Ahnung von der Geschichte seines Volkes hätte, aber selbst das wenige, das er darüber weiß, betrachtet er mit einer gewissen Skepsis. Zu Recht, wie sich im Laufe der Handlung herausstellt. Schade nur, dass diese Entwicklung schon zu Beginn der Handlung so absehbar war.

Natürlich purzeln den Gefährten die Erkenntnisse nicht einfach so in den Schoß. Denn was sie zu ihrer Überraschung an den Wurzeln des Gebirges finden, will eigentlich überhaupt nicht gefunden werden. Und außerdem sind sie nicht die Einzigen, die in den finsteren Tiefen herumstolpern. Offenbar gibt es da noch mehr Leute, die sich für diesen sonst so gemiedenen Ort interessieren, die Frage ist nur, wieso?

Klingt eigentlich recht abwechslungsreich. Ist es auch. Trotzdem war ich mit diesem Band nicht so recht glücklich. Und das lag nicht nur daran, dass ich die Örtlichkeit als ausgesprochen unerquicklich empfand. Eher war es so, dass ich einen ernstzunehmenden Gegner vermisste. Denn der für diese Rolle am meisten geeignete Prestwicke ist die meiste Zeit abwesend, weil er die Truppe erst einmal einholen muss. Als er endlich auf der Matte steht, ist die Geschichte schon fast zu Ende. Die tatsächlich vorhandenen Gegner zeichneten sich einerseits vor allem durch derbe Ausdrucksweise, andererseits durch eine Mischung aus Naivität und geistiger Verwirrung aus. Die einzige wirklich interessante Herausforderung war die Falle in der Schmiede.

So blieb als Gesamteindruck am Ende hauptsächlich der von viel Herumgeirre im Dunkeln übrig. Und einige Details, die ich als unlogisch empfand. Zum Beispiel sollte es nicht möglich sein, einen Dämon, der in der Lage ist, durch eine Ritze zwischen Tunnelwand und Verschlussstein zu schlüpfen, die nicht einmal Wasser durchlässt, dadurch zu fangen, dass man einen Felsblock auf ihn drauffallen lässt! Und wie konnte Balint, die nach eigener Aussage nur kurz vor Malden und seinen Freunden ankam, in der kurzen Zeit gleich zwei heimtückische Fallen bauen? Außerdem kann ein wolkenhoher Berg, selbst wenn er stark ausgehöhlt wurde, kaum derart einstürzen, dass sich danach an derselben Stelle ein Tal befindet. Und selbst wenn das möglich wäre, dann müsste der Berg derart stark ausgehöhlt worden sein, dass ich mich frage, wo in aller Welt die Tunnelgräber den ganzen Abraum hingeschafft haben!

_Letztlich bleibt der zweite Band_ trotz der interessanten Neuzugänge, des exotischen Handlungsortes und der vielen unterschiedlichen Grüppchen, die sich gegenseitig belauern, hinter dem ersten Band zurück. Die größte und geheimnisvollste Bedrohung ist nur eine Randerscheinung und der Rest scheint vor allem ein einziges, großes Missverständnis zu sein. Die vorhersehbare Auflösung des Ganzen und die logischen Stolperer taten ein Übriges. Ich hoffe, im nächsten Band findet David Chandler zu seiner ursprünglichen Form zurück.

_David Chandler lebt in New York_ und arbeitete für die Uno, ehe er mit dem Schreiben begann. „Das Grab der Elfen“ ist der zweite Teil seines Zyklus |Ancient Blades|, der dritte Band der Reihe erscheint im Mai unter dem Titel „Der Thron der Barbaren“.

|Taschenbuch 513 Seiten
Originaltitel: A Thief in the Night
Deutsch von Andreas Decker
ISBN-13: 978-3-492-26755-7|
http://www.piper-verlag.de
http://www.ancientblades.com

Perry Rhodan – Menschheit am Scheideweg (Silber Edition 80, Teil 4 von 4)

Menschheit am Scheideweg:

Teil 1: 351 MB, 4:09 h, 47 Tracks
Teil 2: 370 MB, 4:22 h, 53 Tracks
Teil 3: 363 MB, 4:18 h, 52 Tracks
Teil 4: 415 MB, 4:53 h, 59 Tracks

Die Handlung:

Das Jahr 3460. Die Milchstraße steht unter der Herrschaft des technisch überlegenen Konzils der Sieben. Leticron, der oberste Helfershelfer der Invasoren, erstickt jeden Widerstand mit eiserner Faust. Die wenigen Menschen, die seinen Truppen entkommen konnten, haben sich in den Schutz einer Dunkelwolke geflüchtet. Da keimt unerwartet neue Hoffnung. Kroiterfahrn, der todkranke Angehörige des bislang unbekannten Konzilvolks Greikos, trifft in der Galaxis ein. Er glaubt, eine Insel des Friedens und des Wohlstands vorzufinden, geschaffen von der gütigen, gerechten Hand des Konzils. Wird es den Menschen gelingen, ihm die Augen für die Wahrheit zu öffnen? Erde und Mond treiben währenddessen nach der misslungenen Flucht durch den Hyperraum weiter im »Mahlstrom der Sterne«, einer unendlich weit entfernten Region des Alls. Noch wärmt das Licht hunderter Atomsonnen die Urheimat der Menschen – doch Perry Rhodan weiß, dass er eine neue Sonne für sie finden muss. Rhodans einzige Hoffnung sind die erklärten Feinde der Terraner. (Verlagsinfo für die komplette Silber Edition 80)

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Lissa Price – Starters (Starters 1)

_Die |Starters|-Dilogie_:

01 _“Starters“_
02 „Enders“ (Herbst 2012)

_Die Handlung:_

Nach dem Ausbruch eines tödlichen Virus gibt es nur noch sehr alte und junge Menschen. Mittellos kämpfen die 16-jährige Callie und ihr kleiner Bruder auf der Straße ums Überleben. Callie entschließt sich daher zu dem Undenkbaren: Sie verleiht ihren Körper an einen alten Menschen, dessen Bewusstsein übernimmt ihren Körper und kann so wieder jung sein. Doch alles verläuft anders als geplant … (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Seit Jugend-Dystopien hoch im Kurs stehen, wird jeder neue Roman, der auch nur annähernd in diese Richtung schaut, mit den „Hunger Games“ verglichen. Das ist eine Art „Herr der Ringe“-Phänomen. Wenn man aber das Genre mal zur Seite schiebt und auf die Idee schaut, die hinter dem Roman steckt, dann gibts doch so einige erhebliche Unterschiede und das macht „Starters“ interessant. Die Weichen für die aktuellen gesellschaftlichen Probleme bereitete ein dem Roman vorangegangener Krieg, der offenbar ohne Rücksicht auf Verluste geführt wurde, bei dem es keine Sieger gab und der die USA isoliert zurückgelassen hat. Dabei starben alle Menschen, die nicht schnell genug gegen die eingesetzten Sporen geimpft wurden … und die Geimpften waren die Jungen (die Starters) und die Alten (die Enders).

Ein wenig unlogisch erschien mir aber die Tatsache, dass die Enders reich wurden, durch den Verkauf von Dingen, die aufgrund der vielen Tode in der produzierenden Altersschicht keiner mehr produzieren oder reparieren konnte und daher immer neu gekauft werden müssen … wer aber stellt die denn dann her, wenn die Enders alle so alt sind, dass sie sich junge Körper mieten müssen, um wieder ein wenig Action im Leben zu haben?

Nehmen wirs halt mal so hin und schauen auf die Situation. Die Enders, werden also immer reicher und viele der Starters, die keine Familie mehr haben, immer ärmer … das sorgt schon mal grundsätzlich für Spannung, in die man seine Protagonisten werfen und um die man eine interessante Story wickeln kann. In die wird der Hörer auch sofort hineingezogen, denn sowohl die Autorin als auch die Sprecherin tun dazu ihr Übriges.

Zusammen mit Callie erfahren wir gleich zu Anfang, was es mit der ominösen und bestimmt nicht ganz legalen „Body Bank“ des Unternehmens Prime Destinations auf sich hat und welch verlockenden Angebote sie Teenagern in Not machen. Und schnell fragt sich der Hörer, was er an ihrer Stelle tun würde, um für die zu sorgen, die ihm noch geblieben sind … würde er nicht alles tun? Selbst wenn dies bedeutet, seinen Körper anderen zur Verfügung zu stellen … Menschen, die man nicht mag und denen man nicht mal vertraut? Das klingt nach einer Kreuzung aus moderner Prostitution und Sklaverei.

In dieses Setting baut die Autorin noch einen interessanten Twist ein, denn es geht nicht alles glatt bei der finalen Körper-Ausleihe von Callie. Und aus einem anfänglich grinsenden „Oh, cool!“ im Kopf des Hörers wird schnell ein „Oh, oh!“ und schließlich ein „Oh mein Gott!“, wenn Callie und ihm die Hintergründe bewusst werden und sich die Ereignisse abzeichnen, die es nun zu verhindern gilt. Aber auch dieser Twist birgt noch einen weiteren Twist und die Intensität steigert sich immer weiter, denn in „Starters“ ist nichts so, wie es auf den ersten Blick erscheint und auch bei den Menschen kann man sich da nie so sicher sein. Und immer, wenn der Hörer sich an eine neue Situation gewöhnt hat, setzt die Autorin noch einen drauf und zieht die Spannungsdaumenschrauben weiter an. Und das geht bis zur letzten Minute so weiter … sogar bis zur letzten Sekunde!

Und auch wenn dies der erste Teil einer Dilogie ist, so hat es die Autorin geschafft, sowohl ein befriedigendes Ende zu schaffen, als auch die Lust darauf zu wecken, sofort den nächsten Teil in den CD-Player zu werfen … wenn er denn nur schon erschienen wäre.

|Das Hörerlebnis|

Annina Braunmiller gelingt es von der ersten Minute an, das Gefühlsleben von Callie eindrucksvoll zu vermitteln. Ihre ganze Wut, Verwirrung, Liebe, die Verzweiflung und das Misstrauen den „alten Säcken“ gegenüber kommen so lebendig im Ohr des Hörers an, als würde die Sprecherin selbst diese Gefühle teilen. Und schon kurz darauf hat man das Gefühl, Callie erzählt ihre Geschichte selbst, so authentisch wirkt der Erzähltstil von Annina Braunmiller. Ihre Stimmlage und Stimmfarbe passen perfekt zur Protagonistin und sie kann auch auch prima damit spielen. Hier macht sich bemerkbar, dass sie ihr Talent als Synchronsprecherin auch in dieser Lesung einzusetzen weiß, was dem Hörer ein fesselndes Kopfkinoerlebnis bietet.

_Die Autorin und die Sprecherin_

|Lissa Price| ist Drehbuchautorin und lebt nach mehreren Aufenthalten in Japan und Indien heute mit ihrem Mann und gelegentlichen Rehen im Süden Kaliforniens. Ihr Roman »Starters« ist das höchstgehandelte Debüt der letzten Jahre. (Erweiterte Verlagsinfo)

|Annina Braunmiller|, Jahrgang 1985, ist die Synchronsprecherin von Kristen Stewart, der Bella Swan aus den „Twilight“-Verfilmungen. Sie absolvierte an der Stage School Hamburg eine Ausbildung zur Bühnendarstellerin für Gesang, Tanz und Schauspiel. Als Sprecherin ist sie u. a. auch die deutsche Stimme von „Camp Rock“-Star Demi Lovato. Sie lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfo)

_Mein Fazit:_

„Starters“ ist eine Jugend-Dystopie, die sich durch die spannende Grundidee von den anderen Romanen des Genres abhebt. Der Hörer erlebt mithilfe der genialen Annina Braunmiller Callies Gefühle hautnah mit und sitzt in einem Kopfkino, das auf eine Gefühlsachterbahn montiert wurde. Die Spannung steigt kontinuierlich an und ein Twist folgt dem Nächsten. Bis zur letzten Sekunde gibts hier fesselnde Unterhaltung, die mit zum besten gehört, was das Genre derzeit zu bieten hat.

Marketingtaktisch klug geplant, dass der Roman in Deutschland genau zum Kinostart der HUNGER GAMES erscheint.

|6 Audio-CDs
Laufzeit: 7:29 Minuten
Originaltitel: Starters
ISBN-13: 978-3492702638|
[www.osterwold.de]http://www.osterwold.de
[www.lissaprice.com]http://www.lissaprice.com

[NEWS] SARA SHEPARD: Lying Game – Und raus bist du (Lying Game 1)

SARA SHEPARD: Lying Game - Und raus bist du (Lying Game 1) „Lying Game – Und raus bist du“ … raus bist du noch lange nicht … Sara Shepard startet ihre erfolgreiche Jugendserie um Emma, ihre ermordete Zwillingsschwester Sutton und jede Menge Lügenspiele nun auch bei cbt.

Kurz vor ihrem 18. Geburtstag macht Emma via Facebook eine überraschende Entdeckung: Sie hat eine eineiige Zwillingsschwester! Doch noch bevor sie Sutton treffen kann, erhält sie die mysteriöse Nachricht, dass ihre Schwester tot ist – und sie ihre Rolle übernehmen soll. Der Beginn eines gefährlichen Lügen-Spiels: Aus Emma wird Sutton, um herauszufinden, was wirklich geschehen ist. Dabei übernimmt sie nicht nur Suttons Leben als makelloses Upperclass- Girl, die teuflischen Glamour-Freundinnen und Boyfriend Garret – sondern gerät auch in tödliche Gefahr. Denn nur der Mörder weiß, dass Emma nicht Sutton ist … (Verlagsinfo)

Broschiert, 320 Seiten
Originaltitel: The Lying Game

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

Unsere Rezension zum Roman findet ihr HIER.

Lying Game:
Band 1: „Und raus bist du
Band 2: „Never Have I Ever“ (noch ohne dt. Titel)
Band 3: „Two Truths and a Lie“ (noch ohne dt. Titel)
Band 4: „Hide and Seek“ (31.07.2012, noch ohne dt. Titel)

Strand, Jeff – Grabräuber gesucht – Keine besonderen Kenntnisse erforderlich

_“|Andrew Mayhem|“-Serie_

(2000/03) Grabräuber gesucht (Keine besonderen Kenntnisse erforderlich) |(Graverobbers Wanted [No Experience Necessary])|
(2001/03) Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte |(Single White Psychopath Seeks Same)|
(2004) |Casket for Sale [Only Used Once])|
(2009) |Suckers| (mit J. A. Konrath; Storys)
(2011) |Lost Homicidal Maniac [Answers to „Shirley”])|

_Das geschieht:_

Andrew Mayhem versucht sich als Privatdetektiv. Eine Lizenz besitzt er nicht und hat kaum Ahnung von seinem Traumjob, weshalb es immer wieder zu unerwarteten Zwischenfällen und hässlichen Zusammenstößen mit observierten Ehebrechern kommt. Chambers, eine Kleinstadt im US-Staat Florida, ist zudem kein einträgliches Pflaster für Detektive. Mayhem hat genug Zeit, seine beiden Kinder zu hüten, während Gattin Helen als Krankenschwester den Lebensunterhalt der Familie sichert.

Um endlich den Versager- und Schmarotzerstatus abzuschütteln, nimmt Mayhem einen bizarren und eindeutig illegalen Auftrag an: Klientin Jennifer Ashcroft bietet ihm 20.000 Dollar, um ihren in der Wildnis begrabenen Ehemann Michael auszubuddeln. Er wurde dummerweise mit einem Schlüssel bestattet, den sie dringend benötigt. Mayhem stellt lieber keine Fragen, sondern macht sich mit seinem widerwilligen Assistenten und Busenfreund Roger an die Arbeit.

Der Job nimmt ein spektakuläres Ende: Michael schießt aus dem Sarg auf die Grabschänder und stirbt anschließend an einem Herzschlag. Ein unsichtbarer Dritter schlägt Mayhem zusammen, schießt Roger zwei Pfeile in den Leib und zerstückelt Jennifer. Mayhem schickt er Videos, auf denen Menschen grausam gefoltert und getötet werden. Der Detektiv soll ihn suchen und finden. Weigert er sich oder informiert er die Polizei, werden fünf weitere Menschen sterben.

Mayhems Ermittlungen führen ihn zur obskuren Firma „Makabre Freuden“, der Michael Ashcroft als Geschäftsführer vorstand. Wie Mayhem herausfindet, werden hier nicht nur Horrorfilmchen gedreht. Einer der Mitarbeiter muss der Killer sein, doch leider kommt ihm Mayhem zu spät auf die Schliche und sorgt durch sein notorisches Ungeschick für eine dramatische Zuspitzung des Falls …

|Horror & Humor als bedingt erfolgreiche Mischung|

Man nehme einen simplen Krimi-Plot und polstere ihn durch möglichst schwarzen Humor sowie makabre Splatter-Effekte auf: So funktioniert „Grabräuber gesucht“ – oder auch nicht, denn noch mehr als üblich obliegt dem Leser die Entscheidung, ob ihm gefällt, was Jeff Strand da versucht. Der Autor hat sich auf ein gefährlich schmales Brett gewagt, denn man sollte sein schriftstellerisches Handwerk sehr gut beherrschen, um angesichts der genannten Mischung nicht ins Rutschen zu geraten. Strand hat nur phasenweise Erfolg und schliddert vor allem im großen Finale gefährlich ins Abseits, als er – plötzlich gar nicht mehr komisch – den Detektiv und den Killer um das Leben zweier Kinder schachern lässt, die in einer infamen Todesfalle stecken.

Generell passt ein Plot, der sich um Snuff-Filme dreht, bei denen Menschen vor laufender Kamera ermordet werden, nicht zum leichten Grundton dieses Romans. Der Humor konterkariert nicht das Grauen, sondern hinterlässt in solchen Passagen einen schlechten Nachgeschmack.

Ein Roman wie „Grabräuber“ stellt nicht nur den Leser, sondern auch die moderne Buchindustrie vor ein Problem. Wie vermarkte ich einen Roman, der nicht in eine bestimmte Schublade passt? Hier wird der komödiantische Faktor in den Vordergrund gestellt. Allerdings ist Strand nicht so geistreich wie er meint. Oder hat die Übersetzung dem ursprünglich grandiosen Witz den Garaus gemacht. Da sich die deutsche Fassung sehr flüssig liest, dürfte wohl die erste Vermutung ins Schwarze treffen.

|Humor ist … komplex|

Strand liegt im Prinzip richtig: Sein keinesfalls durch Originalität glänzendes Kriminalstück benötigt dringend ein wenig Pep. Erzählt wird nicht nur die allseits bekannte Geschichte vom ebenso irren wie genialen Killer, der ständig Rätselraten spielen will und trotzdem die Zeit findet, abenteuerliche Mordpläne in die Tat umzusetzen – erzählt wird außerdem sehr schlicht.

Über den Plot sollte man lieber nicht nachdenken, was Strand deshalb durch eingeschobene Skurrilitäten die manchmal besser – Michael Ashcrofts kurzfristige ‚Auferstehung‘ hat auf jeden Fall eine einprägsame Wirkung! -, manchmal schlechter und – immerhin selten – gar nicht gelungen sind.

Vor allem misslingt Strand die Schaffung einer Hauptfigur, die als Führer durch diese Welt der konstruierten Seltsamkeiten taugt. Schon der Name ist kein Wink, sondern ein Hieb mit dem sprichwörtlichen Zaunpfahl: „Mayhem“ bedeutetet Chaos, und das ist es, was unser Held entweder verbreitet oder in das er gerät. Leider kann sich Strand nicht entscheiden: Ist Mayhem das bevorzugte Opfer der Tücke des Objekts, oder steckt in ihm doch ein Kämpfer, der zum Vorschein kommt, wenn es richtig ernst wird? Doch wie erklärt sich dann, dass dieser Kämpfer immer wieder verschwindet und dem Trottel Platz macht?

|Chaot mit Familienanhang|

Mayhem zur Seite steht Kumpel Roger, der ebenfalls nicht durch Alltagstauglichkeit glänzen kann. Für einen zweiten Kampf-Trottel besteht in dieser Geschichte ohnehin kein Bedarf, weshalb Strand Roger durch einen Pfeilschuss so außer Gefecht setzt, dass er anschließend vor allem dann auftritt, wenn Mayhem seine Kinder irgendwo zwischenlagern muss.

Denn er ist ein Privatdetektiv mit Familie, die er in seine Arbeit einbezieht. Offenbar soll es witzig wirken, dass Mayhem beispielsweise zur Observation eines Friedhofes mit zwei altklugen, naseweisen Gören vorfährt. Daheim lauert selbstverständlich eine liebevolle aber strenge Gattin, die einerseits mit kurzem Geduldsfaden und andererseits unerklärlich nachsichtig Mayhems Eskapaden registriert. Auch für sie hat Strand keine Verwendung über diese Witzfunktion hinaus, weshalb er sie bald durch einen Beinbruch aus der Handlung nimmt.

|Aller Anfang ist schwer|

„Grabräuber gesucht“ zeigt Jeff Strand in der Frühzeit seiner Schriftsteller-Laufbahn. Die zur Sprache gebrachten Unbeholfenheiten mögen ihre Erklärung in dieser Tatsache finden. Zumindest im englischsprachigen Raum hat Strand in den vergangenen Jahren eine Produktivität an den Tag gelegt, die auf Publikumserfolg deuten lässt. Die „Andrew Mayhem“-Serie setzt er weiterhin fort.

Auf dem deutschen Buchmarkt ist ein erster Landeversuch anscheinend gescheitert. Nur die ersten beiden Romane erschienen; ein dritter Band wurde angekündigt; er hatte schon einen Titel („Sarg zu verkaufen – Nur einmal benutzt“), wurde aber aus dem Verlagsprogramm gestrichen. Wie es scheint, sind den Lesern die erwähnten Schwächen ebenfalls ungünstig aufgefallen.

Nun geht Jeff Strand in Deutschland in die zweite Runde. Vom Verkaufserfolg wird es abhängen, ob die Reihe dieses Mal über die volle Distanz Veröffentlichung findet. Schwächen lassen sich überwinden, und die unterhaltsamen Stellen in „Grabräuber gesucht“ sind zu zahlreich, um Zufall zu sein: Strand kann schreiben. Hier muss er noch lernen, dies ökonomisch einzusetzen und dem Gag nicht die Story zu opfern. Womöglich ist ihm dies inzwischen gelungen.

_Autor _

Geboren am 4. Dezember 1970 in Baltimore, US-Staat Maryland, zog Jeff Strand als Säugling mit seinen Eltern nach Fairbanks in Alaska. Nach deren Trennung siedelten er und seine inzwischen geborene Schwester mit der Mutter nach Kent in Ohio um. 1989 schrieb Strand sich an der „Bowling Green State University“ ein. Seinen Abschluss machte Strand im Fach Kreatives Schreiben.

Schon in seiner Studienzeit schrieb Strand Theaterstücke und Drehbücher. Ab Mitte der 1990er Jahre versuchte er sich auch an Romanen, wobei er die Genres Phantastik und Krimi gleichermaßen bediente bzw. gern mischte und sie mit schrägem Humor abschmeckte. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Manuskripte, von denen nur wenige vollendet wurden. Auch eine Veröffentlichung gelang Strand lange nicht; Seine Drehbücher wurden nie verfilmt, seine Storys und Romane abgelehnt.

Inzwischen in Tucson, Arizona, lebend und seinen Lebensunterhalt in der Erwachsenenbildung verdienend, arbeitete Strand weiter an sich und seiner Schriftstellerei. Auch diese Texte wurden nicht veröffentlicht, sodass Strand 1998 zunächst aufgab und Drehbücher für Filmkomödien schrieb, die ebenfalls keine Abnehmer fanden. Ratlos schickte er das Manuskript seines Romans „How to Rescue a Dead Princess“ an einen der zu diesem Zeitpunkt noch jungen Verlage, die sich darauf spezialisierten, Bücher nicht gedruckt, sondern als eBooks auf den Markt zu bringen.

Hier fand Strand endlich seine Nische. Seit 2000 war er gut im Geschäft. Seine Romane erschienen bei verschiedenen eBook-Verlagen. Weil er ‚vorgeschrieben‘ hatte, lagen genug druckfertige Manuskripte in seiner Schublade, sodass Strand in schneller Folge ’neue‘ Romane vorlegen konnte. Jeff Strand lebt und arbeitet in Tampa, Florida.

|Taschenbuch: 270 Seiten
Originaltitel: Graverobbers Wanted (No Experience Necessary) (Cincinnati/Ohio : Mundania Press 2003)
Übersetzung: Michael Krug
ISBN-13: 978-3-404-164196-7|
[jeffstrand.wordpress.com]http://jeffstrand.wordpress.com
[www.luebbe.de ]http://www.luebbe.de

Nicholls, David – Zwei an einem Tag (Lesung)

Es klingt nach Romantik pur: Auf ihrer Abschlussfeier lernen sich Emma und Dexter kennen, verbringen die Nacht zusammen und fragen sich dann, wo und wie sie wohl in 20 Jahren, also im stolzen Alter von 40, sein würden. Und tatsächlich beginnt in dieser Nacht eine ganz besondere Beziehung, obwohl Emma und Dex doch so unterschiedlich sind: Emma ist zwar ausgesprochen hübsch, ist sich dessen aber nicht bewusst. Sie würde zu gerne bei einem Verlag arbeiten und Karriere machen, doch klappt das nicht so recht. Dexter lässt dagegen nichts anbrennen, er landet mit allen Frauen im Bett, arbeitet später als Moderator und bereist die Welt. Die beiden schreiben sich Briefe – sie lange, gefühlvolle Briefe, er dagegen obercoole Postkarten, die in den meisten Fällen im Alkoholsuff entstanden sind. Treffen sich Emma und Dexter mal persönlich, so geht das meistens schief – sie beleidigen sich und merken nicht wirklich, was sie am anderen haben. Doch insgeheim denken sie immer intensiver über den anderen nach.

Emma beginnt eine Beziehung mit einem eher weniger erfolgreichen Comedian, zieht mit ihm zusammen, fragt sich aber dennoch dauernd, ob das wirklich die richtige Entscheidung war und wie es wohl mit Dexter (gewesen) wäre. Der dagegen hat ständig wechselnde Freundinnen, moderiert immer schlechtere Sendungen im Fernsehen. Aber schließlich lernt er eine ganz besondere Frau kennen, die ihm endlich klar macht, dass das Leben keine immer dauernde Party ist. Er trinkt weniger und versucht, seiner neuen Freundin alles Recht zu machen. Als er Emma auf einer Hochzeit wiedersieht, überreicht er ihr schließlich die Einladung zu seiner eigenen Hochzeit … Gibt es für Emma und Dexter noch eine Chance??

_Schicksalhafte Begegnung_

Die Geschichte von Emma und Dexter beginnt wie im Märchen: Beide feiern ihren Abschluss und starten ins richtige Leben. Die beiden verstehen sich gut und verbringen irgendwie die Nacht miteinander. Und obwohl sie doch so unterschiedlich sind und Dexter bereits eine Reise ins Ausland geplant hat, beginnen die zwei, über ihre (gemeinsame?) Zukunft zu philosophieren. Dexter versucht, sich Emma in 20 Jahren vorzustellen. Wie wird sie aussehen, was wird sie wohl machen? Und wird er noch eine Rolle in ihrem Leben spielen?

Aus diesem Gedankenspiel wird eine jahrelange Freundschaft, die allerdings nicht immer unter einem guten Stern steht. Dexter nimmt diese Freundschaft nicht immer ernst und schreibt Emma meist nur sehr oberflächliche Postkarten, die ihm hinterher schrecklich peinlich sind. Doch irgendwie kommen die zwei nicht voneinander los. Ein magisches Band zieht sie immer wieder zueinander. Aber dennoch kommen sie nie zusammen, immer kommt jemand anderes dazwischen – meist hat Dexter eine neue Flamme, deren Name es sich laut Emma gar nicht zu merken lohnt.

Es ist zunächst ein ewiges Hin und Her. Der Beginn der Geschichte findet praktisch ausschließlich im Schriftwechsel zwischen Dexter und Emma statt, ohne dass die beiden sich mal persönlich treffen. Und irgendwie kommt die Geschichte am Anfang auch gar nicht von der Stelle. In der ersten Hälfte des Hörbuchs musste ich mich voran quälen, denn mich packte die Geschichte einfach nicht. Über weite Strecken wird nicht klar, worauf David Nicholls eigentlich hinaus will, außerdem vermisste ich irgendwie seinen ganz besonderen witzigen Schreibstil, der mich in seinen Büchern immer an Nick Hornby erinnert hat und der mir beim Lesen immer wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich erstmals eine Geschichte von David Nicholls gehört statt gelesen habe, aber ich fand seinen Schreib- bzw. Erzählstil in diesem Fall nicht sonderlich gelungen. Wortwitz habe ich praktisch keinen erkannt, was ich etwas schade fand. Und auch seine Charakterzeichnung überzeugte mich zunächst nicht. Dexter wirkt schablonenhaft für den unreifen Mann aus gutem Hause, der nichts mit sich und seinem Leben anzufangen weiß und der glaubt, das Leben sei eine einzige, immerwährende Party. Lange dauert es, bis Dexter aus Emmas Schatten tritt und Profil entwickelt. Die erste Hälfte der Geschichte krankt aber meiner Ansicht nach an allen Ecken und Enden.

Glücklicherweise kriegt David Nicholls irgendwann die Kurve, lässt die Beziehung zwischen Dexter und Emma reifen, Dexter scheint endlich erwachsen zu werden und auch Emma beginnt zu wissen, was sie eigentlich vom Leben möchte – ein Mann scheint es nicht zu sein. Etwa ab der Hälfte war ich plötzlich in der Geschichte versunken, zumal mir wirklich nicht klar war, ob die beiden tatsächlich mal zusammen kommen werden und eine Chance als Paar haben. Diese Frage zog mich immer weiter mit, hier hatte David Nicholls mich endlich gepackt. Aber dann gibt er seiner Geschichte eine Wendung, wie ich sie nicht vorhergesehen hatte und die ich natürlich auch nicht verraten möchte. Nur so viel: Wer wie ich am Anfang seine Probleme mit „Zwei an einem Tag“ hat und wer nicht so recht in die Geschichte hinein findet, soll unbedingt bis zur Hälfte warten, denn dann wird die Story immer spannender und faszinierender und auch die Charakterzeichnung reift deutlich. In der zweiten Hälfte war ich plötzlich sehr begeistert!

_Auf die Ohren_

Die Kapitel sind wechselweise aus Dexters bzw. Emmas Sicht erzählt und je nachdem, wer gerade den momentanen Teil der Geschichte erzählt, spricht entweder Andreas Fröhlich für Dexter oder Nina Petri für Emma. Beides sind bekannte und anerkannte Hörbuchsprecher und obwohl ich persönlich Nina Petris Stimme nicht besonders mag, macht sie ihre Sache im Prinzip doch gut. Sie verleiht Emma Profil und bringt ihre Gefühlsschwankungen gut rüber. Andreas Fröhlich mag ich ohnehin sehr gern und natürlich überzeugt er wieder auf ganzer Linie, doch es gibt ein ganz großes Aber: Andreas Fröhlich hat eine sehr sanfte und gefühlvolle Stimme, Nina Petri dagegen eine tiefe, fast schon männlich wirkende Stimme – und meiner Ansicht nach passen beide Stimmen nicht zu den Rollen, die sie zu sprechen haben. Emma ist die unsichere junge Frau mit mangelndem Selbst- aber großem Sendungsbewusstsein – hier hätte ich mir eine höhere und vor allem zartere Stimme gewünscht, vielleicht Marie Bierstedt, die meist als Synchronsprecherin von Kirsten Dunst zum Einsatz kommt.

Dexter ist der obercoole Draufgänger, der eine Frau nach der anderen flach legt und dazu passt irgendwie die sanfte Stimme Andreas Fröhlichs nicht. Dexter hätte ich eine männlichere und viel rauere Stimme gegeben.

So bemühen sich sowohl Andreas Fröhlich wie auch Nina Petri sehr, ohne aber zu ihren Rollen passen zu können. Sehr schade, aber ich konnte mich bis zum Ende nicht mit den Stimmen und den zugehörigen Charakteren anfreunden, das passte einfach nicht.

_Es waren einmal zwei junge Menschen ,.._

Die Idee zur Geschichte ist sicherlich nicht so neu, dennoch macht David Nicholls, zumindest in der zweiten Hälfte, eine ausgesprochen gute Story daraus. „Zwei an einem Tag“ ist die Geschichte zweier junger Menschen, die sich zufällig begegnen und fortan zwar nicht recht zueinander finden, aber auch nicht voneinander lassen können. Irgendwie ist die Geschichte schon recht kitschig, wenn sie auch nie so trieft, wie man es aus den ZDF-Sonntagabendfilmen kennt, aber ich denke, David Nicholls hat hier schon eher für Frauen geschrieben. Die Geschichte beginnt zunächst schleppend und reißt nicht recht mit, dreht dann aber richtig auf und überzeugte mich im zweiten Teil auch sehr.

Leider krankt die Umsetzung als Hörbuch daran, dass die beiden Stimmen überhaupt nicht zu den beiden Hauptcharakteren passen. Nina Petri und Andreas Fröhlich sind ausgezeichnete Sprecher, aber nicht in den hier zugedachten Rollen. Ich denke, „Zwei an einem Tag“ sollte man vielleicht besser lesen, dann kann man in der ersten Hälfte auch mal quer über einige langatmige Passagen hinweg blättern und hat nicht das Problem, dass man sich mit den Stimmen nicht anfreunden kann. Für Liebhaber einer gut gemachten Liebesgeschichte ist „Zwei an einem Tag“ definitiv eine gute Wahl.

|Download-Version mit 7:58 h Spieldauer|
http://www.audible.de

Direkt-Link zum Titel bei audible: [Daniel Nicholls – „Zwei an einem Tag“]http://www.audible.de/pd/B004V3EYMW

auch erschienen als:

|6 Audio-CDs
Sprecher: Nina Petri & Andreas Fröhlich
ISBN-13: 978-3899033120|
http://www.hoerbuch-hamburg.de

_Daniel Nicholls bei |Buchwurm.info|:_

[„Keine weiteren Fragen“ 3258
[„Ewig Zweiter“ 4696

Tolstoi, Lev / Tolstaja, Sofia – Kreutzersonate / Eine Frage der Schuld

|Kämpfen Sie – bitte|

_1. „Der Mensch ist nicht monogam“_

Man darf dieser These nicht glauben, so wahr, wie sie auch sein mag und verleiten könnte Untreue hinzunehmen oder im Falle des Eintretens zu trösten. Nach dem Traktat Tolstois, anders können wir dessen Kreutzersonate nicht nennen, darf diese Erkenntnis einfach nicht gelten. Er behauptet doch nichts anderes, als dass das Ende des Geschlechtlichen im Sinne von dessen Verbrennendem, Zerreißendem, ja auch Mordendem nichts anderes wäre, als das Ende der Geschichte.

Man muss Ihnen wohl zumuten, auf diese Problematik einen rein männlichen Blick zu werfen. Wenn auch das Gegenstück, das Tolstois Frau Sofja liefert, angeblich ein Spiegelbild ihrer Verletztheit über dieses Outing ihres Mannes, des gefeierten russischen Dichters, ist und viel mehr Einblicke liefert in das reale Leben, mit dem die Frauen sich umgeben, sie einen wirklichen Roman daraus macht, fehlt ihr doch der Mut das Grundsätzliche dieser Sache anzuerkennen.

In ihrer Version des gemeinsamen Grundmusters, dass ein erfahrener Mann eine junge Frau ehelicht in der festen Absicht, nunmehr von seiner Verworfenheit zu lassen, die wohl auch ihre Familiengeschichte ist, gerät der Mord des Ehemanns an seiner vermeintlich untreuen Gattin geradezu zu einem Unfall, ein Zufall fast, dass ein marmornes Wurfgeschoss allzu genau trifft und auch noch tödlich ist, wir aber mehr um die zurückgelassenen Kinder bangen, als um sie.

Hat uns nun Tolstoi die Tür aufgetan zum Verständnis des Ganges der Welt, zu den Quellen der Kultur, dem Erwerb von Wissen, Selbstachtung und jeglicher Betriebsamkeit? Hat er einen Sinn ausgemacht in unserem lebenslangen Treiben und diesen in einem Trieb entdeckt, die Treue des geliebten Menschen sicherzustellen? Man kann das als zwei Varianten von Eifersuchtsdramen abtun, wobei er eine Abhandlung schreibt, die kaum noch romanhafte Züge hat und sie einen Allerweltsroman, um der Sache die Spitze abzubrechen, eine Rechtfertigung durch den Blick in die Wohlgesinntheit der weiblichen Seele, während er zeigt, wie die Imagination davon zum Verbrechen drängt, ohne diese überhaupt darzustellen.

_2. Das Ende der Welt_

Wenn man die Sache nur noch an der Oberfläche betrachtet, nicht gerade auch hinter den Liebesbeteuerungen des Partners das Gegenteil zu erforschen trachtet, wenn man nicht seine Kräfte aufbietet, die Treue des Anderen zu erhalten, wo man doch so großzügig die eigene als zusätzliches Beschwernis für ihn eingesetzt hat, wehrt man auch nicht der Knochenhand, die sich an den Glockenstrang gelegt hat, um das Ende der Welt einzuläuten.

In der modernen Welt ist Untreue eine Frage der Statistik geworden und dabei handelt es sich sogar um die reale und nicht die eingebildete, die diese beiden Romane darstellen. Ein Freund verzieh mir nicht, dass ich seine Attitüde durchschaute, mit der er die Untreue seiner Frau zu einer normalen Angelegenheit stilisieren wollte und als ich selbst eine Frau fand, die nicht nur schön ist, sondern mir auch die Treue hält, war dem Ehepaar der Umgang mit uns nicht mehr angenehm.

Indem man diese Eifersuchtsgeschichten als Spiegelbild der Ehe der Tolstois einstuft, gibt man dem Impuls nach, diese Probleme nicht mehr bei sich selbst zu suchen, sondern im Sinne dessen, wovon die Boulevardpresse lebt, voyeuristisch auszulagern. Wenn die Liebe zu sich selbst, wie man sagt, immer der Anfang eines romanhaften Lebens ist, dann erzwingt das noch nicht die Selbstliebe, weil die Romanhaftigkeit noch andere Ursachen haben kann.

Doch wollen wir überhaupt noch ein romanhaftes Leben? Wollen wir es nicht nur noch einfach möglichst bequem hinter uns bringen? Legen wir uns noch die Frage vor, ob das nicht eben das Ende der Welt ist? Man muss nicht zur Selbstliebe greifen, die einsam macht, ein billiger Ausweg ist, man kann sich auch den anderen verpflichtet fühlen, die im Begriff sind mit einem zusammen unterzugehen. Gerade das Glück der anderen sichern zu wollen ist eine viel tauglichere Waffe, die man wie jede zuerst gegen sich selbst zu richten hat. Wem es nicht gelingt, sich der Liebe seiner Liebsten zu versichern, der bringe gefälligst sich selbst um und nicht sie, aber umbringen sollte man sich unbedingt, weil das eben zur Romanhaftigkeit gehört und dem Ende der Welt wohl auch am entsprechendsten ist.

_3. Sollte man des Endes der Welt wehren?_

Mit Recht kann man heute pessimistisch sein, ob es legitim ist zu leben. Da wir immer älter werden, könnte man annehmen, dass unsere Aufgabe, die wir auf der Welt zu erledigen haben, größer geworden wäre. Eigentlich halten wir nur aus, oder besser, wir werden ausgehalten von der Medizin, die sich nicht fragt, wie lebenswert dies Leben wirklich noch ist, sondern jeden heilt und am Leben hält.

Tolstoi schmäht die Mediziner, weil sie die Sexualität zu einem notwendigen Bestandteil der Gesundheit erklärt hatten. Tolstaja verehrt sie, weil sie einer Mutter ersparen können, den Tod eines Kindes ertragen zu müssen. Es greift heute die Kritik, dass die Mediziner, die einst auch die führenden Naturforscher waren, heute vor der Beantwortung der Frage zurückschrecken, dass es sein kann, dass unser Leben gar nicht mehr lebenswert ist.

Der ältere Tolstoi – ganz Rigorist – hat radikale Konsequenzen gezogen, indem er den Fleischkonsum eingestellt hat, weil er die Augen nicht mehr vor dem Umbringen der Tiere für diesen Genuss verschließen wollte. Auch der Jagd hat er entsagt. Haben wir doch die ganze bisherige Geschichte darauf verwendet, uns zu sonnen, wie sehr wir doch die Krone der Schöpfung sind, so ist heute die damit verbundene Macht immer mehr infrage gestellt.

„Wären wir Menschen nicht mehr auf der Erde, würde es der Erde besser gehen“, sagte der Dalai Lama, räumt also nicht nur den Tieren, sondern selbst den toten Dingen ein Recht ein, das hinter dem unseren nicht zurücksteht. Das Ende der Menschheit wäre auch gar nicht das Ende der Welt, sondern so eine Art Müllzeitalter, wo unsere Hinterlassenschaften langsam wieder überwuchert würden. Wir erlebten solche Dinge schon des Öfteren mit zu viel gewordenen Bauten des Sozialismus oder das Ende der nicht mehr reparierbaren Dinge. Wer will, kann sich auch den Müllplatz der nicht mehr reparierbaren Liebesbeziehungen ansehen. Sollte man dessen nicht wehren? Ich meine – ja.

|Goethe wollte die Eitelkeit als Wert retten, Tolstoi das Verbrennende der Liebe, nun ist es an uns.|

|Gebunden: 432 Seiten
ISBN-13: 978-3-7175-2260-7|
http://www.manesse-verlag.de

Sara Shepard – Und raus bist du (Lying Game 1)

_|Lying Game|:_

Band 1: _“Und raus bist du“_
Band 2: „Never Have I Ever“ (noch ohne dt. Titel)
Band 3: „Two Truths and a Lie“ (noch ohne dt. Titel)
Band 4: „Hide and Seek“ (31.07.2012, noch ohne dt. Titel)

_Die Handlung:_

Kurz vor ihrem 18. Geburtstag macht Emma via Facebook eine überraschende Entdeckung: Sie hat eine eineiige Zwillingsschwester! Doch noch bevor sie Sutton treffen kann, erhält sie die mysteriöse Nachricht, dass ihre Schwester tot ist – und sie ihre Rolle übernehmen soll. Der Beginn eines gefährlichen Lügen-Spiels: Aus Emma wird Sutton, um herauszufinden, was wirklich geschehen ist. Dabei übernimmt sie nicht nur Suttons Leben als makelloses Upperclass-Girl, die teuflischen Glamour-Freundinnen und Boyfriend Garret – sondern gerät auch in tödliche Gefahr. Denn nur der Mörder weiß, dass Emma nicht Sutton ist … (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Mit Lügnerinnen hats die Autorin offenbar. Nach ihren Erfolgen mit den „Pretty Little Liars“ lässt sie nun die Zwillinge Emma und Sutton ein „Lying Game“ spielen. Und dass das extrem gefährlich (und für den mit dem Buch in der Hand auch manchmal recht verwirrend) sein kann, das lernen Emma und der Leser schnell. Denn, ohne es zu wollen, gerät Emma in eine Sache hinein, mit der sie nicht gerechnet hat und auch der Leser ist schockiert und gespannt darauf, wie sich die Dinge entwickeln.

An dieser Stelle zu verraten, dass ihre Zwillingsschwester Sutton tot ist, das ist kein Spoiler, das steht schon auf dem Buchrücken, aber auch im Prolog. Wir verfolgen nämlich zusammen mit Sutton, die als eine Art Geist über Emma schwebt, die Geschichte. Das ist schon eine seltsame, aber aufregende Erfahrung und sowohl der getötete Teenager als auch der Leser haben dabei schon ein ungutes und gruseliges Gefühl. Und wenn sich Sutton noch daran erinnern könnte, wer sie denn nun umgebracht hat, dann wäre das Buch wohl auch direkt mit dem Prolog schon zu Ende gewesen und es hätte keine Folgeromane gegeben.

So aber zieht die Autorin ihre Leser vom Vorspann an schon in ihr Storykonstrukt und wirft sie zusammen mit der armen Emma, die sich eigentlich auf die Begegnung mit ihrer unerwartet in ihr Leben getretenen Schwester freut, in eine völlig neue Umgebung, in der sich alle erstmal zurechtfinden müssen. Und als wäre es nicht genug, dass Sutton tot ist, muss Emma sie nun spielen … vor allen Freunden und auch vor Suttons Familie. Hier fiebert der Leser auf der einen Seite ständig mit, dass ihr „Lying Game“ von niemandem aufgedeckt und sie bloßgestellt und womöglich dann auch ermordet wird, auf der anderen Seite möchte man, dass sie sich doch jemandem anvertraut, um wenig ein bisschen weniger Last auf der Seele zu haben. Wie wäre es mit denn mit einer ihrer Freundinnen oder mit Garrett oder mit Ethan? Aber, wem kann sie wirklich trauen? Und, wer sagt denn, dass nicht einer ihrer Freunde der Mörder ist? Bei all den Lügenspielen wäre das kein Wunder.

Die 33 Kapitel (plus Prolog und Epilog), die auf die 320 Seiten des Romans verteilt sind, fliegen nicht nur so dahin, weil sie kurz und schnell geschnitten wie eine TV-Serie sind, sie sind auch wirklich fesselnd, weil sie so flüssig und lebendig geschrieben sind. Emma zu folgen ist eine Gefühlsachterbahn, die einfach nicht anhalten will und man möchte auch nicht, dass sie anhält, weil man Emma nicht allein lassen will. Und so wird auch der Story mehr Raum gegeben als der Charakterentwicklung oder -beschreibung. Mir aber gefällt das, ich mags, wenn etwas passiert und nicht ständig nur beschrieben, sondern die Spannung hochgehalten wird wird.

Die Unterschiede zwischen Emma und Sutton sind so groß wie der Unterschied ihrer Herkunft. Und so erleben wir zwei unterschiedliche Betrachtungsweisen aus zwei unterschiedlichen Welten. Die eine kommt aus einer Folge von Pflegefamilien, die nicht die Nettesten waren, die andere hatte alles, was sie wollte und lebte den Stil einer reichen und verzogenen Göre … tja, ob ihr das den Tod brachte oder die kranken Spiele, die sie mit ihren Freundinnen gespielt hat? Das Ganze noch mit einer ordentlichen Prise Mystery und Paranoia zu würzen, ist der Autorin perfekt gelungen und unterhält unglaublich gut.

Der eine oder andere Leser könnte allerdings schnell mal die Übersicht über die ganzen Charaktere verlieren, weil die Autorin so einige davon ins Spiel bringt. Und immer mal wieder gibts Wendungen, die das Lesetempo und die Spannung hochhalten.

Und wer damit leben kann, dass eventuell nicht alle auftauchenden Fragen in diesem ersten Band der Serie beantwortet werden, sondern im Gegenteil eher noch Neue dazukommen, der bekommt ein paar fesselnde Stunden geboten, die Lust auf den nächsten Band machen.

Wer sich bis dahin auf die in den USA erfolgreich gelaufene erste Staffel der TV-Umsetzung des Romans stürzen möchte, der wird sich wundern. Hier sind nämlich beide Schwestern am Leben und suchen nach ihrer leiblichen Mutter! Eine unheimliche Bedrohung, jede Menge verdächtige Geheimnisse, Lügner und Lügenspiele gibts aber auch hier. Wer offen genug für die Unterschiede ist, der wird auch hierbei viel Spaß haben.

_Die Autorin_

Sara Shepard hat an der New York University studiert und am Brooklyn College ihren Magisterabschluss im Fach Kreatives Schreiben gemacht. Sie wuchs in einem Vorort von Philadelphia auf, wo sie auch heute lebt. Ihre Zeit dort hat die „Pretty Little Liars“-Serie inspiriert, die in 22 Länder verkauft wurde und die, ebenso wie ihre neue Reihe „The Lying Game“, zum New-York-Times-Bestseller wurde. Inzwischen werden „Pretty Little Liars“ und „The Lying Game“ mit großem Erfolg als TV-Serien bei ABC ausgestrahlt. (Verlagsinfo)

_Mein Fazit:_

Ein Lügenspiel größer als das Nächste, eine ermordete Zwillingsschwester, ein Haufen Verdächtiger und ständige Paranoia sind nur einige der Zutaten, die „Lying Game – Und raus bist du“ zu einem Pageturner nicht nur für Teenager machen.

Bleibt zu hoffen, dass der Verlag auch die Folgebände veröffentlicht, damit die Neugier des Lesers befriedigt wird.

|Broschiert: 320 Seiten
Originaltitel: The Lying Game 1
ISBN-13: 978-3570308004|
[www.randomhouse.de/cbt]http://www.randomhouse.de/cbt/index.jsp

John Sinclair – Das Ölmonster (Folge 72)

_Die Handlung:_

Alarm in der saudi-arabischen Botschaft in London! Menschen verwandeln sich in blutrünstige Bestien und fallen über die Botschaftsangehörigen her. Doch dies ist nur der Anfang, denn aus dem Wüstensand nahe Riad erhebt sich ein Heer von Untoten, um die Menschheit für ihr Vergehen an der Natur zu bestrafen. Können Geisterjäger John Sinclair und sein Kollege Suko die Apokalypse aufhalten? (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Dieses Gruselabenteuer ist die Hörspielumsetzung des Heftromans mit der Nummer 215, der erstmalig im Jahr 1982 an den Kiosken zu kaufen war. Somit haben die Produzenten einen „Heftsprung“ von acht Romanen nach vorn gemacht.

Es geht in dieser Geschichte zwar um einen Dämon, El-Chadd, aber um einen, der einen Öko-Touch hat. Ist doch sein Hauptanliegen, die Erde vor der Ausbeutung durch den Menschen zu schützen. Und dass grad richtig tief und viel gebohrt wird, das passt ihm gar nicht. Und so gibts eigentich auch nicht nur ein Ölmonster, wie der Titel verheißt, sondern El-Chadd schickt eine ganze Menge schleimig, glitschige Gegner los, gegen die sich der Geisterjäger wehren muss. Ölmonster-Zombies sozusagen. Und das wars eigentlich auch schon, was die Handlung anbetrifft.

Wir erleben eine soundtechnisch prima umgesetzte Massenpanik in einem Hotel und lernen, dass Johns Gemme Ölmonster zum Platzen bringen kann, Sukos Dämonenpeitsche und auch Silberkugeln sind diesmal keine besonders hilfreiche Wahl. Der abschließende Show-down im Einkaufszentrum ist dann aber leider weniger dramatisch und packend, als die Musik es im Hintergrund gern vermitteln möchte.

Und dann gibts noch einen vorgeschobenen Drei-???-Abschlusslacher zwischen John und Suko, bei dem der Hörer auch grinsen muss … mehr, als er sich vielleicht vorher im Geisterbahnschauder gegruselt hat.

|Die Sprecher|

Da es hier so einige Arabisch sprechende Rollen zu besetzen gab, hat der Verlag sich entschlossen, dies nicht ausschließlich mit Deutschen zu tun, die einen (doch oftmals) schlechten oder in diesem Fall von Kai-Henrik Möller als Djamal Faruk überhaupt keinen Akzent auflegen. Laut Sprecherliste hat man für die Folge auf Sprecher zurückgegriffen, die ihre Wurzeln zumindest dem Namen nach nicht in Deutschland haben. Das tut der Authentizität der jeweiligen Rolle sehr gut.

Die Erzählerin führt mit gewohnt verrucht-rauchiger Liebes-Roman-Stimme durchs Programm und macht recht früh ihren ersten Aussprachefehler: Der Name „Liam“ (leitet sich von „William“ ab) wird nicht „Leiem“ ausgesprochen, sondern „Li-äm“. Aber, auch John Sinclair höchst persönlich und sein Chef sprechen den Namen falsch aus. Dann wirds wohl eine Regieanweisung gewesen sein.

Ansonsten sorgt das Sprecherensemble für ein lebendiges Glitschmonster-Kopfkino, das von reichlich Effekten und dramatischer Musik unterstützt wird.

|Die Sprecher und ihre Rollen:|

Erzählerin – Alexandra Lange-Behr
Erzähler (Intro) – Ronald Nitschke
John Sinclair – Frank Glaubrecht
Suko – Martin May
Djamal Faruk – Kai-Henrik Möller
Iskandar Chalid – Karim Chamlali
Liam Farell – Frank Jordan
Halim – Imtiaz ul-Haque
Raimond Jones – Erik Schäffler
Sir James Powell – Karlheinz Tafel
Page – Tim Kreuer
Ishaq – Frank Gustavus
Glenda Perkins – Ilya Welter

sowie: Romanus Fuhrmann, Shristian Gaul, Silke Haupt, Jürgen Holdorf, Hussein Saad und Chadi Soueidan

|Technik-Credits:|

Hörspielskript und Regie: Dennis Ehrhardt
Sounddesign, Schnitt und Mischung: ear2brain productions
Musik: Andreas Meyer
Gitarren im John-Sinclair-Theme: Jan Frederik
Produktion: Marc Sieper (Lübbe Audio)

|Die Ausstattung:|

Die komplett schwarze CD steckt in einem Jewel-Case. Das Booklet-Faltblatt enthält eine Liste der bereits veröffentlichten Folgen der „2000er“-Serie und der „Classic“-Serie. Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits.

_Mein Fazit:_

Zwar kämpft der Geisterjäger diesmal mit seiner Gemme gegen einen echten Dämon, der aber lässt sich recht einfach besiegen. Ölmonster statt Zombies, Öko-Grusel statt Horror. Eine durchschnittliche Folge, die dennoch phasenweise durch gutes Sounddesign und dramatische Musik Akzente setzen kann.

|Audio-CD
Spieldauer: 54 Min.
Tracks: 10
ISBN-13: 978-3-7857-4551-9|
[www.luebbe-audio.de]http://www.luebbe-audio.de

Wallace, Edgar / Herwald, Hans-Joachim – Edgar Wallace – Der Unheimliche (Folge 3) (Hörspiel)

Fast jeder kennt den englischen Dramatiker, Regisseur und Kriminalschriftsteller Richard Horatio Edgar Wallace (1875 – 1932), unter dessen Namen grade im deutschen Kino der Spätsechziger eine ganze Reihe inzwischen berühmt-kultige Filme entstanden. Sein Werk ist voller Evergreens der Krimiliteratur, an welche sich auch MARITIM bereits in den Achtzigern in Form von Hörspiel-Adaptionen machte. Damals noch mit Manfred Krug. Ab 2004 erfuhr die Serie dort eine Frischzellenkur und wurde noch einmal neu aufgelegt. Das heißt, andere bekannte Sprecher hinzugezogen und die Soundkulisse aufgepeppt. Lediglich die Musik blieb weitgehend unverändert. Inzwischen werden diese Hörspiele auch als Downloadfassung angeboten und es gibt sie entweder einzeln oder in einer Edition zu vier Folgen zusammengefasst.

_Zur Story_

Eigentlich arbeitet Elsa Marlowe gerne als Sekretärin für die Firma „Amery & Amery“ für die auch ihr Onkel und Vormund Maurice Tarn seit 35 Jahren tätig ist. Doch seit Major Paul Amery aus Indien zurückkam, um die Geschäftsführung zu übernehmen, weht dort ein anderer, barscher Wind. Obendrein scheinen er bzw. die Firma irgendwie in Drogengeschäfte verwickelt, worum sich zwei rivalisierende Londoner Rauschgiftbanden balgen: Die „Amateure“ und eine mächtige wie skrupellose Organisation namens „Soyoka“. Die ist bemerkenswerterweise erst so aktiv gegenüber der Konkurrenz, seit sich Amery – der offenbar über jede Menge Insider-Wissen verfügt – wieder im Lande befindet. Zufall?

Tatsächlich stellt sich heraus, dass Elsas Onkel einer der beiden Köpfe der „Amateure“ ist. Maurice Tarn will nach vermehrten Drohungen seitens „Soyoka“ aussteigen, bezahlt seinen Kompagnon aus, gedenkt Elsa zu heiraten (die davon überhaupt nichts hält) und sich nach Übersee absetzen. Tarn wird jedoch ermordet, just als ihn Inspector Bickerson von Scotland Yard befragen will. Major Amery, der überall seine Nase und Finger im Spiel zu haben scheint, wird nicht zuletzt wegen seiner rigiden Art und auch seines mysteriösen chinesischen Assistenten firmenintern hinter vorgehaltener Hand nur „Der Unheimliche“ genannt. Doch gehört er wirklich zum Syndikat, ist vielleicht dessen rechte Hand oder gar „Soyoka“ selbst?

_Eindrücke_

Eine Vorstellung der Figuren oder irgendwelches einleitendes Geplänkel gibt es nicht – es geht gleich in die Vollen. Ohne zu wissen, wer, wie, was und warum, sieht sich der Zuhörer gleich mit einer Vielzahl von Personen und Fakten konfrontiert, die zu sortieren zunächst unmöglich scheint. Das wird dadurch noch erschwert, dass ein paar der Stimmen recht nah beieinanderliegen, sodass es beim ersten Hören schwerfällt, die Charaktere auseinanderzuklamüsern, da man vorrangig darum bemüht ist, die ganzen Zusammenhänge irgendwie auf die Kette zu kriegen. Dabei sind nämlich einige handlungs- bzw. szenentechnische Rösselsprünge zu verdauen, die zunächst zusätzlich verwirren, sich später aber zumindest zum Teil zu einem stimmigen Gesamtbild zusammensetzen lassen. Spätestens beim zweiten Anlauf hat man dann den Durchblick und muss der recht komplexen Geschichte Respekt zollen. Sie geht letzten Endes ganz gut auf.

Auch wenn man vor Klischees und einer gewissen Grundnaivität nicht sicher ist. Etwa die junge, hübsche Dame, welche ausnahmslos auch stets (und meist gleichzeitig umstrittenes) Love-Interest ist, sowie natürlich häufig in Gefahr befindlich, selbstredend gerettet werden muss. Irgendwelche fiesen, undurchsichtigen Dunkelmänner (hier besonders passend der englische Originaltitel: „The Sinister Man“ – sinngemäß also: „Der Finstere“) flitzen ja praktischerweise immer durch Edgar-Wallace-Geschichten. Quasi als Standardausstattung. Genau das wollte das Publikum damals (und selbst heute noch) so haben und ist alles in allem natürlich auch ein absolutes Spiegelbild der Gesellschaft der Zwanzigerjahre bzw. ihrer Ideale. Das Hörspiel versucht dieses Flair einzufangen und es gelingt ihm sogar recht ordentlich – besser jedenfalls als einigen anderen Vertretern der Serie. Diesmal gibt es keine wirklichen Patzer in Sachen epochalem Kontext, sieht man einmal davon ab, dass die im Tanzclub zu hörende Musik nicht in diese Zeit gehört.

„Der Unheimliche“ ist keine der so bekannten Geschichten von Edgar Wallace, was angesichts der heute noch aktuellen, ja zeitlosen, Thematik schon etwas verwundert. Das Verwirrspiel um Soyoka und die Person Major Amerys ist bis zuletzt undurchsichtig. Erst kurz vor Toresschluss fallen die letzten Puzzleteile an ihren Platz. Dann aber recht hastig – vielleicht sogar schon eine Spur zu hastig. Die Erzählstruktur wirkt ohnehin zuweilen leicht konfus und so manchen Haken, den die Story schlägt, kann man nicht immer ganz nachvollziehen – speziell das Auftauchen und die endgültige Gewichtung einiger Figuren, die man bis zum späten Zeitpunkt ihres Erscheinens und Agierens in der Handlung kaum – oder überhaupt nicht – auf dem Radar hatte. Mr. Tame etwa, oder auch Yard-Inspector Bickerson, der die ganze Zeit immer wieder mal kurz auftaucht, aber irgendwie bis zum Showdown nicht viel zu beizutragen hat. Eckhart Dux als routinierter Erzähler hat dafür im Gegenzug eine ganze Menge zu erklären.

_Die Produktion_

Regie & Bearbeitung: Hans-Joachim Herwald
Musik: Alexander Ester
Buchadaption: Mik Berger

_Sprecher und Figuren:_

Eckhart Dux (Erzähler), Robert Missler (Major Paul Amery), Eva Michaelis (Elsa Marlowe), Michael Bideller (Dr. Ralph Hallam), Traudl Sperber (Luise Trene Hallam), Mark Bremer (Inspector William Bickerson), Marco Sand (Mr. Tupperwill), Christine Pappert (Jessie Tame), Kai Henrik Möller (Mr. Tame), Wolf Frass (Maurice Tarn)

_Fazit_

Atmosphärisch wie thematisch sicherlich der bislang authentischste Kriminalfall der neu aufgelegten Edgar-Wallace-Serie von MARITIM. Und spannend obendrein. Sprecherisch können alle Rollen diesmal voll überzeugen, auch die Musik (übrigens seit der Erstauflage der Reihe in den seligen Achtzigern unverändert) steuert ihren Teil dazu bei, dass dieses Hörspiel trotz einiger Schönheitsfehler beim Storytelling, dennoch Freude macht. Auch mehrfach, wenns beim ersten Mal mit dem Verständnis der kniffligen Zusammenhänge nicht so hinhaut. Schön, dass auch mal wieder ein Roman zum Zuge kommt, der (unverdient) nicht einen solchen Bekanntheitsgrad genießt wie etwa „Der Hexer“ oder andere des gleichen Kalibers. „Der Unheimliche“ braucht sich dahinter beileibe nicht zu verstecken.

|Hörspiel mit einer Laufzeit von ca. 64 Minuten
nach dem Roman „The Sinister Man“ (1924) von Edgar Wallace|

Erhältlich als:
CD/MC (Maritim 2006)
Download (Audible 2008), ungekürzte Hörspielfassung – ca. 60 MB, AAX-Format

|Direktlinks zu Audible:|

Als Einzeltitel – [Edgar Wallace – Der Unheimliche]http://www.audible.de/pd/B004V5F226?ref__=sr__1__1

Als Teil einer Sammlung – [Edgar Wallace – Edition 1]http://www.audible.de/pd/B004UW3DXA?ref__=sr__1__1

_Die Edgar-Wallace Hörspiel-Serie von MARITIM bei |Buchwurm|:_
01 – [Das Gesicht im Dunkeln]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2051
02 – [Bei den drei Eichen]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2094
03 – _Der Unheimliche_
04 – [Der Banknotenfälscher]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3229

McDermid, Val – Tödliche Worte

_Die STIMME und die VIPER: Verbrechen im Doppelpack_

Auf einer blutgetränkten Matratze wird in grotesk verrenkter Haltung die Leiche einer Prostituierten gefunden. Die Szene erinnert bis ins Detail an eine Mordserie, die zwei Jahre zurückliegt und mit einem Schlag aufhörte, als Derek Tyler gefasst wurde. Aber Tyler kann das neue Opfer eigentlich nicht getötet haben. Er sitzt hinter Gittern im Hochsicherheitstrakt einer psychiatrischen Haftanstalt und spricht mit niemandem ein Wort. Doch seine jahrelange Erfahrung als Profiler sagt Tony Hill, dass es nur Tyler gewesen sein kann. Detective Chief Inspector Carol Jordan glaubt das nicht. Ihr Team startet eine gewagte Undercover-Action, um den Killer zu stellen. Und das wird Carol noch bereuen … (Verlagsinfo)

Fall Nr. 4 für das Ermittlerduo Tony Hill und Carol Jordan.

_Die Autorin_

Die 1955 geborene Val McDermid wuchs in Kirkcaldy, einem schottischen Bergbaugebiet nahe St. Andrews, auf und studierte dann Englisch in Oxford. Nach Jahren als Literaturdozentin und als Journalistin bei namhaften englischen Zeitungen lebt sie heute als freie Schriftstellerin in Manchester und an der Nordseeküste. Sie gilt als eine der interessantesten neuen britischen Autorinnen im Spannungsgenre – und ist außerdem Krimikritikerin. Ihre Bücher erscheinen weltweit in 20 Sprachen. Für „Das Lied der Sirenen“ erhielt sie 1995 den Gold Dagger Award der britischen Crime Writers‘ Association. (Verlagsinfo)

_Handlung_

DCI Carol Jordan ist wieder aus Berlin zurück, doch seitdem sie in Deutschland vergewaltigt worden ist, muss sie sich erst einmal wieder zurechtfinden. Auch in ihrer eigenen Polizeiorganisation, denn diese war es, die sie erst als Lockvogel benutzte und dann ins offene Messer laufen ließ. Als ihr ehemaliger Chef John Brandon von der Bradfielder Polizei sie in London besucht, ist sie daher erst nicht bereit, seinem Wunsch, sie möge zurückkehren, um eine Eliteeinheit zu leiten, nachzukommen. Doch die Aussicht, bei der Arbeit wieder auf andere Gedanken zu kommen und Tony Hill wiederzusehen, stimmt sie um.

Zehn Wochen später begrüßt sie ihr Team, das jede Menge ungelöste Fälle aufzuklären hat. Zwei Mordserien brennen Inspector Don Merrick, Sergeant Paula McIntyre und den anderen auf den Fingern. Da sind zum einen die verschwundenen Jungen Tim Golding und Guy Lefevre, von denen sich nur ein Foto auf dem PC eines Pädophilen findet; und da ist eine neue Mordserie an Prostituierten, bei der der Mörder genauso vorgeht, wie vor zwei Jahren der verurteilte und in der Psychiatrie sitzende Mörder Derek Tyler. Seine Opfer verbluten, weil sie mit einem Gegenstand schrecklich verletzt worden sind.

„Wahrscheinlich hat er sie dabei auch noch auf Video aufgenommen“, vermutet Tony Hill, der inzwischen eine Halbtagsstelle in der Bradfielder Psychiatrie angenommen hat. Carol zieht ihn zu ihren Fällen hinzu; im Gegenzug bietet er ihr ein Quartier in seinem Souterrain an, das sie nach Gusto ausbauen kann. So muss sie nicht mehr bei ihrem Bruder Michael Unterschlupf suchen. Und ja, es gibt eine Tür zwischen ihrem und Tonys Stockwerk, die man verschließen kann.

Monate lang kann Carol keine Resultate vorweisen, so dass die Medien Druck auf Chef Brandon ausüben und er seinerseits Carol nahelegt, die gute alte Lockvogelmethode wieder zu nutzen, also genau jene Methode, die ihr schon einmal zum Verhängnis geworden ist. Da Paula McIntyre (deren Homosexualität nur der Kollegin Jan Shields von der „Sitte“ bekannt ist) dem Opferschema entspricht, hat sie die zweifelhafte Ehre, sich als Nutte auftakeln zu dürfen. Natürlich wird sie entsprechend verkabelt, bevor man sie als Köder auf die Straße schickt.

Zur gleichen Zeit machen sich zwei ihrer Kollegen auf den Weg in die Berge von Derbyshire, um die Gräber von Tim Golding und Guy Lefevre zu suchen – ein forensischer Geologe vermutet sie dort. Und Dr. Tony Hill macht sich auf den Weg in den Rotlichtbezirk, um ein Auge auf die Entwicklung der Dinge zu haben.

Nach mehreren vergeblichen Anläufen Paulas ergibt sich eine denkwürdige Nacht, an die sich die Bradfielder Polizei noch lange erinnern soll …

_Mein Eindruck_

Hätte ich bloß nicht die Verfilmung zuerst angesehen! So war ich der ganzen Vorfreude auf die Enthüllung des eigentlichen Drahtziehers beraubt – und die ist mindestens die halbe Miete für die Spannung des gesamten Romans. Es gibt zwar zwei Fälle, in denen Carol Jordan ermittelt, aber im Grunde interessiert uns nur der Nuttenmörder. Folgerichtig ignoriert die TV-Verfilmung den zweiten Fall mit den getöteten zwei Jungs völlig, wenn ich mich richtig erinnere. Das ist wirklich schade, denn die Ermittlung in diesen zwei Todesfällen wird Detective Inspector Don Merrick zum Verhängnis …

Die Identität des Drahtziehers im Rotlichtbezirk von Bradfield darf von mir natürlich nicht enthüllt werden. Im Grunde handelt es sich um einen Strippenzieher und Marionettenspieler, dem es letzten Endes um die Verdoppelung seines Machtgenusses geht. Er hat nicht nur Macht über das Opfer, sondern auch über den Täter: Er ist DIE STIMME. Er lenkt und steuert, tadelt und lobt, er ist allmächtig, und sein Erfüllungsgehilfe ist für ihn lediglich „der Affe“.

Für Tony Hill ist klar, dass ein solches Täterprofil auf schwere psychologische Defizite hinweist. Dieser Hunger nach Macht muss etwas anderes wettmachen, nämlich Vertrauens- und Liebesfähigkeit. Wahrscheinlich übt dieser Täter tagtäglich Macht aus, wird gefürchtet, weil er mit Vergeltung droht. Folglich traut sich keine der Prostituierten auch nur einen Piep zu sagen, wer die VIPER ist, von der Tony Hill von Derek Tyler erfährt. Die VIPER stößt zu, wann es ihr passt, und nimmt sich, was sie will. Nur ganz am Schluss traut sich die jüngste Prostituierte, Sam Evans, einem schwarzen Polizisten, der wie sie ein Außenseiter ist, einen Tipp zu geben. Wie sie erwartet hat, traut er seinen Ohren kaum …

DIE STIMME und DIE VIPER sind zwei wichtige Symbole, die sich leicht in den christlich-jüdischen Mythologiekontext einordnen lassen. DIE STIMME ist die Gottes und perverserweise ist DIE VIPER, die Schlange im Paradies, identisch mit DER STIMME. Es gibt also für die Opfer beider Kategorien keinerlei Entrinnen.

Bis Tony Hill dies verstanden hat, vergehen über 500 Seiten, was eine Menge ist. Und da gilt es etliche Längen zu überwinden – ganz besonders dann, wenn man, wie ich, die Lösung des Rätsels bereits kennt. Aber ich kämpfte mich durch und wurde mit einem Doppel-Finale belohnt, das in der Verfilmung überhaupt nicht bzw. ganz anders realisiert wurde. DIE STIMME weigert sich bis zuletzt, irgendeine Schuld anzuerkennen. Hill und Jordan haben größte Mühe, irgendwelche Beweise zusammenzutragen.

Es erscheint daher wie ein Gnadenerweis der Autorin persönlich, dass Derek Tyler als sein letztes Vermächtnis einen Hinweis auf ein Versteck gibt, in dem sich belastendes Material gegen DIE STIMME findet. Dieses Trumpf-As sticht denn auch endlich. Denn der Pfiff am ganzen Plot besteht ja darin, dass sich der Gegner stets im engsten Kreis der Ermittler befindet und sich somit perfekt schützen kann …

Ein zweiter Schwerpunkt ist der Aspekt der Ausgrenzung. Viele von uns und viele der Romanfiguren sind Außenseiter und suchen eine Möglichkeit, dieses – reale oder vermeintliche – Manko wettzumachen. Stacey Chen ist Chinesin und tut sich als EDV-Expertin hervor. Sam Evans ist Schwarzer und schnüffelt in den Schreibtischen seiner Kollegen nach belastendem Material – nicht fein, aber effektiv. Paula McIntyre ist lesbisch und will sich gegenüber Carol Jordan hervortun. Und dann ist da noch X, der für sein Außenseitertum einen ganz besonders teuflischen Ausgleich gefunden hat …

_Die Übersetzung _

Die Übersetzerin Doris Styron ist fest auf die Romane von Val McDermid abonniert; einzige Ausnahme ist die „Kate Brannigan“-Reihe. Styron pflegt die Umgangssprache und beherrscht sie aus dem Effeff. Das macht ihren Text ungemein lesbar. Und weil es keinen einzigen Druckfehler gibt (den ich gefunden hätte), bereitet der Text pures Vergnügen.

_Unterm Strich_

Wenn man die Lösung des Rätsels eines solch spannenden Romans schon kennt, muss man das Beste daraus machen. Ich widerstand der Versuchung, das Buch beiseite zu legen oder bei der Lektüre einzuschlafen – und wurde dafür mit einem völlig anderen Doppelfinale als in der TV-Verfilmung belohnt. Das war zugleich zufriedenstellend als auch aufschlussreich. Denn der „Puppenspieler“ lehnt jegliche Schuld ab und versucht die Cops, mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Ganz schön frech.

Und um ein Haar erfolgreich, wenn die Autorin nicht ein Einsehen gehabt hätte: Sie gewährt den Ermittlern ein posthumes Geschenk des verblichenen Derek Tyler. Das fand ich wenig plausibel, aber um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen, wünschte ich mir diesen Beweis auch.

Ansonsten ist der Roman ein routiniert abgespultes Spannungsgarn, das sich um die Konfigurationen der macht ebenso dreht wie um die Rettungsversuche der Opfer solcher Macht. Carol Jordan ist das Paradebeispiel für einen solchen Versuch. Sie findet den forensischen Geologen attraktiv, steigt mit ihm ins die Kiste und siehe da: Die seelische Heilung vollzieht sich auf wundersame Weise. Hätte ihr dies irgendein Mann empfohlen, wäre sie ihm natürlich ins Gesicht gesprungen und hätten ihn einen Chauvi gescholten. Sigmund Freud aber wusste Bescheid.

Apropos Psychoanalyse: Unser Oberheld Tony Hill erstellt zwar tolle Täterprofile, kommt aber bei seiner Lieblingspolizistin nicht zum Streich. Was für ein Kerl ist er überhaupt, fragt sich der enttäuschte Leser. Nun, er ist impotent, aber das bedeutet nicht, dass er seinen Charme oder seine Hinterlist eingebüßt hätte. So ist er es, der dem „Puppenspieler“ auf die Schliche kommt und ihn stellt. Einen Helden muss es mindestens in einem McDermid-Krimi geben, und Dr. Hill ist einer der schrägsten Helden, die man sich vorstellen kann. Deshalb war ja die 24-teilige Fernsehserie um ihn so erfolgreich.

Kurzum: Wer des Rätsels Lösung noch nicht kennt, wird auch mit „Tödliche Worte“ gut unterhalten. Wer die Pointe schon kennt, muss sich – wie immer in diesem Fall – auf eine Enttäuschung gefasst machen.

|Taschenbuch: 525 Seiten
Originaltitel: The Torment of Others (2004)
Aus dem Englischen von Doris Styron
ISBN-13: 978-3426629123|
http://www.droemer-knaur.de

_Val McDermit bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Lied der Sirenen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1498
[„Echo einer Winternacht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=703
[„Die Erfinder des Todes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2602
[„Das Moor des Vergessens“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6607
[„Nacht unter Tag“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6201
[„Schlussblende“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6609
[„Ein kalter Strom“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6662

Wolfgang Jeschke, Brian W. Aldiss (Hg.) – Titan-22

Am Ende aller Tage: untote Soldaten und goldene Männer

In der vorliegenden Ausgabe des Auswahlbandes Nr. 22 von „Titan“ sind nicht Beiträge zur „Science Fiction Hall of Fame“ gesammelt, sondern klassische SF-Erzählungen – Thema sind „Evil Earths“, also kaputte Erden. Dies ist der erste von zwei TITAN-Bänden zu diesem Thema (Teile 1 bis 3 des Originals). Die Originalerzählungen entstammen Magazinen, die heute nur noch schwer zugänglich sind, und zwar aus drei Jahrzehnten.

Wolfgang Jeschke, Brian W. Aldiss (Hg.) – Titan-22 weiterlesen

[NEWS] MEG GARDINER: Die Buße (Jo Beckett 3)

MEG GARDINER: Die Buße (Jo Beckett 3) War ihr Tod „Die Buße“ für etwas, das die Sängerin Tasia getan hat? Meg Gardiner lässt es die forensische Psychiaterin Jo Beckett nun auch im Taschenbuchformat bei Heyne aufklären.

Es sollte ihr großes Comeback werden. Tausende von Fans feiern Tasia McFarland, als sie, von einer Kugel tödlich getroffen, auf der Bühne zusammenbricht. Ein Unfall? Mord? Selbstmord? Jo Beckett nimmt die Ermittlungen auf. Fieberhaft rekonstruiert sie die letzten Stunden der Toten und stößt bald auf die entscheidende Spur: einen Songtext, in dem Tasia McFarland ihren Tod vorwegzunehmen scheint. (Verlagsinfo)

Broschiert, 512 Seiten
Originaltitel: The Liar’s Lullaby

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.

Jo Beckett:
01 „Die Beichte“
02 „Die Strafe“
03 „Die Buße

Watson, Ian – Räume des Paradieses, Die. SF-Erzählungen

_Sarkastische Ironie und andere Spezialeffekte_

Die einfallsreichen SF-Erzählungen machen den Storyband „Die Räume des Paradieses“ zu einem schönen Lesebuch mit unverkennbar religiösem Anflug für Romantiker mit gehobenen Ansprüchen.

_Der Autor_

Der Brite Ian Watson ist wohl der phantasievollste und skurrilste Autor unter vielen ähnlichen Autoren, wie sie die englische Science-Fiction hervorbringt. Watson gleiche H. G. Wells in seinem Erfindungsgeist und in seiner Ungeduld, schrieb die Literaturbeilage der angesehenen „Times“. Bei ihm weiß man nicht so recht, ob das noch New Wave oder schon New Age ist, aber er besitzt eine gehörige Portion Humor. Der Band enthält 16 Stories.

_Die Erzählungen_

Sehr amüsant ist die Jack-London-Hommage „Der Ruf der Wildnis: Die Version des Hundeflohs“, die mit ihrer an „Wolfsblut“ erinnernden Blutrünstigkeit bezaubert.

|SPECIAL: „Die World Science Fiction Convention von 2080″|

Ein feines Gegenbeispiel zu den üblichen Science-Fiction-Con-Bericht ist die in Edgar Pangborns Post-Holocaust-Welt angesiedelter Story „Die World Science Fiction Convention von 2080“. Mit sanfter Ironie beschreibt Watson ein Zeitalter, in dem Science-Fiction aller Schattierungen endlich zu dem geworden ist, was sie in einem Hitech-Zeitalter nicht sein kann: reine Mythologie.

Das Jahr 2080 sieht dem Anfang des 19. Jahrhunderts zum Täuschen ähnlich. Nach mehreren verheerenden Kriegen versucht die Menschheit immer noch, ihre Städte Neu Boston, Neu Chicago und so weiter aufzubauen. Die Land- und Seestrecken sind von Indianern oder Piraten gefährdet, wenn man nicht gleich das Opfer hungriger Wölfe wird.

Diesen traurigen Tatbestand muss auch unser Chronist bezüglich der verhinderten Besucher der World-Science-Fiction-Convention vermelden: Drei der Mitglieder der SF-Vereinigung haben es nicht geschafft, und weitere sind noch nicht eingetroffen. Er selbst ist aus Schottland nach Neu-Boston herübergesegelt und musste sich seine Passage selbst verdienen. Ein Glück, dass die Convention nur alle drei Jahre stattfindet. Sonst gäbe es womöglich noch heftigeren Mitgliederschwund.

Aber nun zur Tagesordnung: der BASAR, das BANKETT, der EHRENGAST, die PREISVERLEIHUNG – lang lebe die Tradition. Und wie sagt doch der Preisträger Ehrenpreises Jerry Meltzer? „Die Sterne gehören uns jetzt wirklich; denn es nicht absehbar, dass noch eine Rakete zu unseren Lebzeiten dorthin fliegen wird und sie uns stiehlt.“ Daher auch der Titel des Gewinnerromans „Wohin jetzt, Sternenfahrer?“

2083, also in drei Jahren, soll die nächste Convention im Fischerdorf Santa Barbara an der Westküste stattfinden. Das dürfte eine „interessante“ Durchquerung des Kontinents erfordern, stellt sich der Chronist vor.

|Mein Eindruck|

Der Autor ist von Haus aus Soziologe, und so kann es nicht verwundern, dass er auch die regelmäßigen Treffen der Autorengemeinschaft auf ihre Rituale und Grundbedingungen untersucht. Er tut dies nicht ohne Sympathie, und wer schon einmal die familiäre Atmosphäre einer solchen Convention geschnuppert hat, der ahnt, dass das Fehlen jedes einzelnen Mitglieds wehtut. Es ist, als würde ein Glied aus der Kette brechen oder ein Puzzleteilchen aus dem Bild fallen. Deshalb ist es nicht kurios, sondern sehr traurig, wenn die Verlustmeldungen am Anfang kommen.

Die Produktionsbedingungen für die Erzeugnisse der AutorInnen sind wieder auf ein mittelalterliches Gutenberg-Niveau herabgesunken. Ach, wie gut hatten es doch die Alten Meister Heinlein, Asimov und Le Guin! Ihre Bücher wurden auf der ganzen Welt verkauft. In unvorstellbaren Mengen, wohingegen heute jedes Buch als Inkunabel zu behandeln ist, die in der Bibliothek einen Ehrenplatz erhält.

Aber einen Vorteil hatte der ganze Prozess unbestreitbar für die Phantasie, findet Jerry Meltzer. Man sei nun wieder auf der Stufe von Jules Verne angekommen, dem großen Phantasten, der mit seinen „außergewöhnlichen Reisen“ (Voyages extraordinaires) die Phantasie wie schon einst Homer und Lukian zu ihrem Recht kommen ließ. Erst seit H. G. Wells musste sich die Science-Fiction ins Joch der Wissenschaft spannen und Utopias der Technik erfinden. Was für ein müßiger Unsinn! Man sieht ja, wohin das geführt hat.

Kurzum: Die Story mag nur wenige Seiten umfassen, bietet aber mehr Gedanken- und Emotionsfülle als so mancher dickleibige Actionwälzer.

|Der Rest vom Fest|

Das beliebte Thema Wirklichkeit, Traum und Tod behandelt Watson recht eingehend mit den Erzählungen „Die Räume des Paradieses“, „Einsicht“ und „Flamme und Heiler“. Durch Räume statt durch tage bewegt sich in der Titelgeschichte der mittels Kernspintomografie wiedergeborene Fitzgerald, bis ihm klar wird, dass möglicherweise das als Realität Erlebte ein Traum und die Träume Realität sind. (Das klappt auch so lange, bis er aufs Klo muss.)

„Einsicht“, vorgeblich eine Zeitreise-Geschichte, könnte man als Traum vom Sterben auffassen, der dem Zeitreisenden die Entscheidung abverlangt, in absolute Finsternis hinauszutreten. „Flamme und Heiler“ behandelt das Uraltthema gemeinschaftliche Träume und vermittelt eine Vorstellung von Hölle und Paradies, eventuell inklusive Fegefeuer.

Dem klassischen Thema der Begegnung mit Aliens widmen sich die Erzählungen „Alptraum“, „Die Knospe“, „Die Milch des Wissens“, Frieden“ und „Die künstlerische Note“. Meist geht es darin um elementare Missverständnisse, teils mit gutem, teils mit bösem Ausgang, und einmal machen wir Menschen das Beste draus, wenn die Welt schon untergeht. „Die tausend Schnitte“ dagegen versteht die Welt als Aufzeichnung, in der die Spielfiguren dem Regisseur einmal klarmachen, was sie davon halten. Das böse Ende (auch des Buches) bleibt leider ungeschnitten.

Die Titelstory des Originals „Sunstroke“ („Sonnenstich“) ist ziemlich schwach dagegen. Es geht um den Zusammenhang von Sonnenlicht und Schizophrenie, wissenschaftlich nicht so abwegig wie es klingt. Auch „Ein Brief von Gott“ ist ein wenig unterdurchschnittlich. Ein ziemlich überflüssiger Gott offenbart sich durch Riesensäulen. Als Sprachübung à la Charles Dickens darf „In den Pumpenraum mit Jane“ verstanden werden, wobei es um die Imaginationen einer prophetisch begabten Geisteskranken geht.

Die Vereinigung von Hardcore und Mystik probiert der Autor mit der Story „Jean Sandwich, der Gönner und ich“: gezielte Virusinfektionen zur Züchtung des Homo Superior machen eine Journalistin zur Walküre und einen Millionär zum Elf, wobei die geheimen Wünsche der Versuchspersonen zu Tage treten. Im Zeitalter von AIDS ein eher schlechter Scherz.

Am besten gefallen hat mir die Story „Heimkehr“. Indem die Amerikaner die Neutronenbombe entwickelten, hatten sie die kapitalistische Waffe schlechthin: Vernichtung des Lebens, Erhalt der Sachwerte. Das ließ die Sowjets (die gab’s damals noch) nicht ruhen, eine typisch kommunistische Bombe zu bauen, mit der den Leuten alles genommen werden kann, was sie besitzen, nur nicht das Leben. Wie sähe es also nach einem Neutronenkrieg aus? Hier 200 Mio. splitternackter Amerikaner, dort eine leere, völlig intakte UdSSR. Und die Folgen? Um das glauben zu können, muss man „Heimkehr“ gelesen haben: Die Amerikaner kehren in das Land ihrer Väter zurück (was zumindest auf die Indianer zutrifft). Ein schönes Beispiel sarkastischer Ironie.

_Unterm Strich_

„Die Räume des Paradieses“ ist ein schönes Lesebuch mit unverkennbar religiösem Anflug für Romantiker mit gehobenen Ansprüchen. Die Storys mögen meist nur wenige Seiten umfassen, bieten aber mehr Gedanken- und Emotionsfülle als so mancher dickleibige Actionwälzer. Es gibt nur wenige Ausfälle.

|Taschenbuch: 269 Seiten
Originaltitel: Sunstroke and Other Stories (1982)
Aus dem Englischen übertragen von Walter Brumm
ISBN-13: 978-3453010048|
http://www.heyne.de

_Ian Watson bei |Buchwurm.info|:_
[„Feuerwurm“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=848
[„Quantennetze“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1371

Wallace, Edgar / Herwald, Hans-Joachim – Edgar Wallace – Bei den drei Eichen (Folge 2) (Hörspiel)

Fast jeder kennt den englischen Dramatiker, Regisseur und Kriminalschriftsteller Richard Horatio Edgar Wallace (1875 – 1932), unter dessen Namen grade im deutschen Kino der Spätsechziger eine ganze Reihe inzwischen berühmt-kultige Filme entstanden. Sein Werk ist voller Evergreens der Krimiliteratur, an welche sich auch MARITIM bereits in den Achtzigern in Form von Hörspiel-Adaptionen machte. Damals noch mit Manfred Krug. Ab 2004 erfuhr die Serie dort eine Frischzellenkur und wurde noch einmal neu aufgelegt. Das heißt, andere bekannte Sprecher hinzugezogen und die Soundkulisse aufgepeppt. Lediglich die Musik blieb weitgehend unverändert. Inzwischen werden diese Hörspiele auch als Downloadfassung angeboten und es gibt sie entweder einzeln oder in Editionen zu jeweils vier Folgen zusammengefasst.

_Zur Story_

Kriminologe Socrates „Soc“ Smith besucht übers Wochenende, zusammen mit seinem Bruder Lexington, den ehemaligen Yard-Inspector John Mandle in dessen Landhaus, welches der durch Rheuma an den Rollstuhl gefesselte Ex-Polizist mit seiner Stieftochter Molly bewohnt. Mandle hat scheinbar vor irgendetwas Angst, denn sein Haus ist mit Alarmanlagen gesichert und überall sind Revolver deponiert. Molly behandelt der alte Bärbeiß wie einen Hund. Es passt ihm auch gar nicht, dass „Lex“ an seiner Stieftochter ganz offenbar Gefallen gefunden hat. In der Nacht bemerken Soc und Lex geheimnisvolle Morse-Lichtzeichen aus einer nahen Villa: „Komm. Drei Eichen“. Dort entdecken die Brüder morgens die Leiche John Mandles. Erschossen im Baum hängend. Einer von Mollys Schuhen findet sich am Tatort. Und was haben die beiden einzigen Nachbarn – der einsiedlerische Mr. Jetheroe und Mandles zeitgleich pensionierter Ex-Kollege Bob Stein – damit zu tun? Um das Rätsel zu lösen, muss Socrates in der Vergangenheit wühlen, bevor noch mehr passiert. Immerhin wird Stein überfallen, Jetheroe angeschossen, Mandles Haus abgefackelt und letztendlich verschwindet Molly auch noch spurlos.

_Eindrücke_

Wallace hatte 1924 inzwischen Routine im Verfassen von Kriminalgeschichten und wusste ziemlich genau, was das Publikum von ihm erwartete. So legte er mit „The Three Oaks Mystery“ auch eine Punktlandung hin. Düster, geheimnisvoll und spannend wird die Geschichte präsentiert – stets geschieht irgendetwas, das die Story vorantreibt. Längen gibt es de facto nicht, sieht man einmal von Socrates‘ ständiger Geheimnistuerei und seinen – ein klein bisschen überheblich-aufgesetzt wirkenden – Monologen bezüglich irgendwelcher Tatort-Spuren sowie seiner Vermutungen möglicher Zusammenhänge, die er auf der anderen Seite dann lieber doch „erst einmal für sich behalten möchte“, ab. Agatha Christies „Hercule Poirot“ könnte dies so nicht besser machen. Endgültig abgerechnet wird dann üblicherweise beim Showdown. Oder doch nicht? Nun ist die Liste der Verdächtigen nämlich sehr überschaubar. Aber mit der Aufklärung der Täterschaft, noch ein gutes Stück vor dem eigentlichen Ende, sind die Probleme noch lange nicht gelöst.

Von der Umsetzung her zeigt sich die Produktion auch von ihrer gekonnten Seite. Sprecher, Geräusche und Musik gehen allesamt in Ordnung – wiewohl Smith (Achim Schülke) und Stein (Volker Bogdan) stimmlich doch recht nah beieinander scheinen, was zumindest beim ersten Hören ein bisschen für Verwirrung sorgte. Die Pistolenschüsse klingen ein wenig zu „dünn“, es wird aber immerhin zwischen Revolver und Selbstlader ein Unterschied (auch tonal) gemacht. Ansonsten hat der ewig nörgelnde Rezensent nur sehr wenige und eher subjektive Kritikpunkte ausgraben können. Ein paar Anachronismen, die nicht so recht in die Zwanzigerjahre passen wollen, etwa: Auto(s), Telefon (zumindest in Privatnutzung) und auch ein (Motorrad-)Kurier dürften zu dieser Zeit wohl höchst unüblich wenn nicht gar utopisch gewesen sein. Auch die derart rasche Identifizierung der Fingerabdrücke bei Scottland Yard gehören eher in die heutige iPad-Generation, wiewohl jene Technik tatsächlich erstmals vom „Yard“ bereits sehr früh als Standardprozedur eingeführt wurde. Also Fingerabdrücke – nicht das iPad.

_Die Produktion:_

Regie & Bearbeitung: Hans-Joachim Herwald
Musik: Alexander Ester
Buchadaption: Mik Berger

_Sprecher und Figuren:_

Eckhart Dux (Erzähler), Achim Schülke (Socrates Smith), Till Endemann (Lexington Smith), Kai Hendrik Möller (Ex-Subinspector John Mandle), Volker Bogdan (Ex-Sergeant Bob Stein), Tanja Dohse (Molly Templeton), Marc Bremer (Detective Frank Weldon), Wolfgang Hartmann (Mr. Jetheroe)

_Fazit_

Zeitgleich mit „Das Gesicht im Dunkeln“ vertont und veröffentlicht, macht man hier jedoch nicht die gleichen Fehler wie dort, sondern eigentlich alles richtig. Die kleineren Kürzungen gegenüber der Vorlage (übrigens einem der besten bzw. spannendsten Wallace-Romane überhaupt) stören den Erzählfluss wie die Logik keineswegs und das durchweg sauber produzierte MARITIM-Hörspiel schafft es die dichte Atmosphäre des temporeichen, ausgeklügelten Kriminalromans über nahezu die gesamte Länge hinüberzuretten. Selbst die heute doch ziemlich naiv wirkende Liebesgeschichte im Hintergrund lässt sich schmerzfrei ertragen. Hände … Pardon … Daumen hoch.

|Hörspiel mit einer Laufzeit von ca. 71 Minuten
nach dem Roman „The Three Oaks Mystery“ (1924) von Edgar Wallace|

Erhältlich als:
CD/MC (Maritim 2004)
Download (Audible 2008), ungekürzte Hörspielfassung – ca. 72 MB, AAX-Format

|Direktlinks zu Audible:|

Als Einzeltitel – [Edgar Wallace – Bei den drei Eichen]http://www.audible.de/pd/B004UWXM1S?ref__=sr__1__1

Als Teil einer Sammlung – [Edgar Wallace – Edition 1]http://www.audible.de/pd/B004UW3DXA?ref__=sr__1__1

_Die Edgar-Wallace Hörspiel-Serie von MARITIM bei |Buchwurm|:_
01 – [Das Gesicht im Dunkeln]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2051
_02 – Bei den drei Eichen_
03 – [Der Unheimliche]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3770
04 – [Der Banknotenfälscher]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3229

Marmell, Ari – Dämon des Kriegers, Der (Corvis Rebaine 1)

_|Corvis Rebaine|:_

Band 1: _“Der Dämon des Kriegers“_
Band 2: „Die Tochter des Kriegers“

_Obwohl ich ein begeisterter Anhänger_ von Fantsy-Literatur bin, sagte mir der Name Ari Marmell nichts, bevor ich seinen Roman „Der Dämon des Kriegers“, Auftakt einer mehrteiligen Reihe, das erste Mal in den Händen hielt. Als ich begann, das Werk zu lesen, konnte ich mir jedoch auch nicht vorstellen, dass es sich bei dem 1974 geborenen Autor um einen blutigen Anfänger handelt. Doch umso überraschter stellte ich nach einigen Erkundigungen fest, dass dieses Buch tatsächlich das erste vollständig selbst erdachte Werk Marmells handelt, vorher erschienene Werke basierten auf Rollenspielen. Diese Neigung des Autors überrascht im Gegensatz dazu jedoch so gar nicht, denn Marmell bediente sich für „Der Dämon des Kriegers“ recht offen bei klassischen Rollenspiel-Charakteren, -Orten und -Szenarien.

_Doch zunächst zur Geschichte des Buches:_ Corvis Rebaine, „Schrecken des Ostens“ genannt, war einst ein mächtiger Kriegsfürst, der Angst und Schrecken unter den zivilisierten Völkern Imphallions verbreitete und für seine Gräueltaten bekannt war. Quelle seiner Macht und magischen Fähigkeiten war ein heimtückischer, intriganter und verschlagener Dämon, gefangen in einem Edelstein, den er immer bei sich trug. Doch eines Tages verschwand der Herrscher wie vom Erdboden.

„Der Dämon des Kriegers“ setzt um die 20 Jahre nach dieser Vorgeschichte an. Corvis nennt sich jetzt Cerris und hat sich in einem kleinen Dorf zur Ruhe gesetzt, eine Familie gegründet und sich so eine neue Identität erschaffen. Doch seine Vergangenheit holt ihn eines Tages wieder ein, als ein neuer Kriegsfürst, die „Schlange“ Audriss, das Land mit seiner blutrünstigen Armee überzieht und die Macht an sich reißen will. Als eine Gruppe Söldner schließlich Cerris‘ Tochter entführt, entmottet der etwas eingerostete frühere Kriegsherr seine alte Rüstung und zieht erneut los, um ein Heer aus Barbaren, Ogern, Menschenfressern und Hexen um sich zu scharen, seine Tochter zu retten und Audriss zu stoppen.

_Bereits diese Zusammenfassung_ sollte jedem klarmachen, womit er sich bei der Lektüre dieses Werks rechnen kann und was ich eingangs bereits über Marmells Hang zu Rollenspielen sagte, bestätigen. Zwar geht Ari Marmell kreativ zu Werke und spinnt aus seinen zahlreichen Ideen eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte, voll von Geheimnissen und auch so einigen Überraschungen, locker und bildhaft erzählt, gespickt mit jeder Menge Witz und Charme. Doch im Grunde hat man doch alles schon einmal irgendwo anders gehört, gelesen oder gespielt, wodurch die über 500 Seiten sich gefühlt auch deutlich länger dahin ziehen, als es notwendig gewesen wäre. Dazu kommt, dass insbesondere die Charaktere nur sehr oberflächlich skizziert werden und die Geschichte so auch insgesamt kaum Tiefgang entwickelt und den Leser so auf keiner Ebene wirklich zu berühren vermag.

Leichte Lektüre also, gut geeignet zum Zeitvertreib zwischendurch, allerdings alles andere als ein potenzieller Genre-Klassiker, an den man sich auch noch nach Jahren erinnert und den man bestens Gewissens weiterempfehlen würde.

|Taschenbuch: 544 Seiten
Originaltitel: The Conqueror’s Shadow (Corvis Rebaine 1)
ISBN-13: 978-3442267835|

_Ari Marmell bei |Buchwurm.info|:_
[„Vampire: Requiem“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1701

[NEWS] MIKAEL BERGSTRAND – Flucht ins Dunkel

Schwedische Krimispannung bei rororo: „Flucht ins Dunkel“ von Mikael Bergstrand.
Mikael Bergstrand - Flucht ins Dunkel

Schweden, mitten im Wahlkampf: Die junge Journalistin Leyla Abdallah berichtet über die neue Partei «Humanistische Alternative» und ihre extravagante Gründerin Josefin Mjörner. Die Partei setzt sich für Asylbewerber ein und versucht sie vor der Ausweisung zu bewahren. Auch die aus Afghanistan geflohene Familie Faqiri wähnt sich in Malmö in Sicherheit – bis plötzlich Vater Osman verschwindet und wenig später ermordet aufgefunden wird. Leyla recherchiert und stößt auf gefährliche Abgründe: in der Politik, aber auch in der Familie …
(Verlagsinfo)

„Ich habe einen neuen Liebling im Krimigenre: Mikael Bergstrand.“ Smålänningen

Taschenbuch, 464 Seiten

 

Leseprobe als Textlink.

 

[NEWS] PETER HØEG – Die Kinder der Elefantenhüter

„Die Kinder der Elefantenhüter“ von Peter Høeg erscheint bei rororo als Taschenbuch. Peter Høeg - Die Kinder der Elefantenhüter

Auf den ersten Blick sind die Finøs eine ganz normale Familie: Vater ist Pastor, Mutter spielt Orgel, brave Kinder. Doch an einem Karfreitag sind mit einem Mal die Eltern verschwunden, die schon einmal durch zweifelhafte Wundertaten mit der Justiz in Konflikt geraten waren. Also beginnen Peter und seine erstaunliche Schwester Tilte eine großangelegte Suchaktion. Inmitten falscher Heiliger und fanatischer Sinnsucher finden sie ihre eigene Tür zur Freiheit und zum Glück. (Verlagsinfo)

„Die Größe dieses Buches besteht darin, dass Høeg selbst das, was ihm ernst ist, in einen gigantischen Spaß verwandelt, wenn es der Sache dient. Natürlich kann man die irrwitzige, kalauernde, traumgleiche Heldengeschichte eines Jungen in all ihrer Lustigkeit auch als Parabel lesen, als ein Anreden und einen Protest gegen die Einsamkeit, die mit dem Erwachsenwerden und dem Herausgeschmissenwerden aus der heilen Kinderwelt unaufhaltsam einsetzt. Dem einen wie dem anderen kann man sich kaum entziehen.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Er kann das. Eine Geschichte spinnen, dass einem schwindlig wird. Einen Wortteppich weben, auf dem man davonschwebt. Bilder erzeugen, eines opulenter als das andere. Der Däne Peter Høeg ist ein Zaubermeister in der Alchemistenküche der schönen Literatur.“ Neue Zürcher Zeitung

„Voller Witz und Fabulierfreude, mit ausgeprägtem Sinn für Abseitiges und Skurriles, verbindet Høeg Familiendrama und Schelmenroman, Religionskritik und Kriminalroman.“ KulturSPIEGEL

Taschenbuch, 496 Seiten

Der Verlag bietet unter dieser Adresse eine Leseprobe an.