John Sinclair – Der Mann, der nicht sterben konnte (Folge 71)

Die Handlung:

Russland, 1908: Die Region Tunguska wird von einer gewaltigen Explosion erschüttert. War es ein außerirdischer Meteorit? War es eine unbekannte Waffe? Was auch immer es war, es hatte Auswirkungen auf die Anwohner der Region! Denn heute, über 100 Jahre später, reist einer von ihnen nach London und sinnt auf Rache …
(Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

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Jeschke, Wolfgang – Partner fürs Leben (Gesammelte Werke – Band 2)

_Top Science-Fiction aus deutschen Landen, mit kleinen Ausfällen_

Dieser zweite Band der Gesammelten Werke Wolfgang Jeschkes enthält neben dem Kurzroman »Meamones Auge« aus dem Jahre 1992 weitere sechs Geschichten, die Jeschke in den vergangenen fünfzehn Jahren geschrieben hat und die bisher noch nicht in Buchform vorlagen. Darin beschäftigt er sich in bester sozialkritischer Tradition mit den Möglichkeiten und Gefahren der modernen Naturwissenschaften, nicht zuletzt der Gentechnologie und der vielfältigen Gefährdung unserer Umwelt. (Verlagsinfo)

_Der Autor_

Wolfgang Jeschke, geboren 1936 in Tetschen, Tschechei, wuchs in Asperg bei Ludwigsburg auf und studierte Anglistik, Germanistik sowie Philosophie in München. Nach Verlagsredaktionsjobs wurde er 1969-1971 Herausgeber der Reihe „Science Fiction für Kenner“ im Lichtenberg Verlag, ab 1973 Mitherausgeber und ab 1977 alleiniger Herausgeber der bis 2001 einflussreichsten deutschen Science-Fiction-Reihe Deutschlands beim Heyne-Verlag, München. Von 1977 bis 2001/02 gab er regelmäßig Anthologien – insgesamt über 400 – heraus, darunter die Einzigen mit gesamteuropäischen Autoren.

Seit 1955 veröffentlicht er eigene Arbeiten, die in ganz Europa übersetzt und z.T. für den Rundfunk bearbeitet wurden. Er schrieb mehrere Hörspiele, darunter „Sibyllen im Herkules oder Instant Biester“ (1986). Seine erster Roman ist „Der letzte Tag der Schöpfung“ (1981) befasst sich wie viele seiner Erzählungen mit Zeitreise und der Möglichkeit eines alternativen Geschichtsverlaufs. Sehr empfehlenswert ist auch die Novelle „Osiris Land“ (1982 und 1986). Eine seiner Storysammlungen trägt den Titel „Schlechte Nachrichten aus dem Vatikan“.

_Die Erzählungen _

_1) „Meamones Auge“ (Kurzroman, 1994)_

In ferner Zukunft haben die Menschen Planeten um Planeten erobert, ausgebeutet, verwüstet und wieder verlassen. Gentechnik und Terraforming-Methoden erlauben ihnen, dass ganze Planeten oder Monde mit künstlich geschaffenen Lebewesen und Pflanzen ausgestattet und schließlich als Nahrungsquellen abgeerntet werden können. Aber der Mensch ist die alte Bestie geblieben, egoistisch, machtbesessen und manchmal genial in seiner Kunst, zum Beispiel in der Gentechnik.

Auf Confringet, einem Mond des Riesenplaneten Meamone, hat sich unvorhergesehen intelligentes Leben entwickelt. Der despotische Herrscher des Planeten schickt seine Soldaten und Jäger aus, das Wesen zu fangen. Seine junge Tochter, rebellisch und eigenwillig, verdächtigt ihn, ihre Mutter vor Jahren in die ringsum liegende karge Wüste verbannt zu haben, wo sie bei den feindseligen Wüstenbewohnern unweigerlich umkommen musste.

Die junge Frau, Meta, steht auf der Seite der Entrechteten und ergreift natürlich Partei für das Wesen Om, als man es eingefangen in den Palast zurückbringt. Sie entdeckt, dass sie sich telepathisch mit Om verständigen kann. Er betrachtet sie als eine Göttin und „Geistschwester“.

Als die Kreaturenhändler sich für Om interessieren, um ihn an die Gen-Designer zu verschachern, probt die junge Frau den Aufstand – vergeblich. Oms Gene sollen den großen Gentechnikkonzernen zusätzliche Möglichkeiten bereitstellen, willfährige Intelligenz in Organismen einzubauen. Ein Horrorszenario von kompletten Planetenbevölkerungen mit künstlichem Bewusstsein, künstlicher Religion usw. wird an die Wand gemalt. Um warum sollten Metas telepathische Fähigkeiten nicht auch ihrem Vater etwas wert sein? Meta befürchtet, ebenfalls verkauft zu werden – womöglich ebenso wie ihre verschwundene Mutter.

Die Raumschiffe, die die weit entfernt voneinander liegenden Welten miteinander verbinden, indem sie mit Beinahe-Lichtgeschwindigkeit wissenschaftlich und militärisch wertvolle Güter transportieren (Gensequenzen werden hingegen digital übertragen), werden von telepathisch begabten „Rufern“ gesteuert. Sie haben Kontakt mit „Horchern“ auf den angeflogenen Welten. Meta beschließt, sich zu einer Horcherin ausbilden zu lassen und den Planeten zu verlassen. Man hat ihr gesagt, auch ihre Mutter haben diesen Weg gewählt. Nun sucht sie ihre Spur.

Nach einem relativistischen Zeitraum von 300.000 Confringet-, aber nur wenigen Bordjahren, kehrt Meta in ihr Heimatsystem zurück. Wie schon bei ihrem Abflug vorauszusehen, wurden die Meamone-Monde Confringet und Conteret, die sich den gleichen Orbit geteilt hatten, bei einem Zusammenstoß zertrümmert. Doch der große dunkle Wirbelsturm auf dem Riesenplaneten, „Meamones Auge“, besteht immer noch – und starrt Meta gleichgültig an.

|Mein Eindruck|

Jeschkes Roman enthält Anklänge an das exzentrische Himmelskörpersystem in „Helliconia“ des englischen Autors Brian W. Aldiss, an die DUNE-Navigatorengilde und die arabisch anmutenden Wüstenbewohner in den Wüstenplanet-Romanen von Frank Herbert, an die italienische Palastkultur der Renaissance sowie an die Gentechniker auf Jackson’s Hole in den „Barrayar“-Romanen von Lois McMaster Bujold. Insgesamt ist dies eine ziemlich hochkarätige Ahnenreihe. Die neuartige Mischung dieser Elemente hebt Jeschkes Roman aus der Masse der angelsächsischen Science-Fiction heraus, bleibt dieser aber verbunden. Dem Leser ist nachdenklich machende Unterhaltung ist gewährleistet.

Auffällig ist die bei fast allen Figuren außer dem Herrscher anzutreffende hohe Rationalität, wie moralisch verwerflich auch die jeweiligen Handlungen sein mögen. Doch angesichts der beständigen Bedrohung durch den ko-orbitalen Mond Conteret sollte man erwarten, dass sich eine Weltuntergangsreligion entwickelt habe, deren Priester einen beachtlichen gesellschaftlichen Einfluss ausüben. Diese Kaste fehlt ebenso wie die Ausübung irgendeiner Religion. Das wirkt etwas unplausibel.

_2) „Partner fürs Leben“ (1994/96, Kurd-Laßwitz-Preis 1996)_

Der alte Hessler fristet seinen Lebensabend in der Klinik von Prof. Dr. Scheufele, der an ihm die Creutzfeld-Jacob-Krankheit feststellt: BSE. Das kommt von Hesslers Vorliebe für rohes Rindfleisch. Schon macht sich Vergesslichkeit in Hesslers Hirn bemerkbar.

Zum Glück hat der alte Ingenieur in seinen besten Jahr vorgesorgt: durch die Lifelong Partnership Association, kurz LPA. Dies stellt praktisch eine Art Körperversicherung dar: Indem der Versicherungsnehmer seinem lebenslangen Partner eine bestimmte Prämie zahlt, kommt dieser mit seiner Familie zu Wohlstand und kann sich was aufbauen. Dafür verpflichtet er sich im Versicherungsfall das benötigte Organ zu spenden – in diesem Fall erst ein Auge, dann das andere.

So geschieht es, doch die Folgen unerwartet. Die Partnerschaft findet auch auf geistig-emotionalem Gebiet ihre Umsetzung. Hessler träumt von Reisfelder in Indonesien, die ein Muslim sehen würde, sowie dessen Frau, die liebliche Nining. Und Jono, sein Partner in Indonesien, verspürt auf einmal Appetit auf tierisches Eiweiß, ein unerhörter Luxus in seiner ländlichen Gemeinde …

|Mein Eindruck|

Das nenn‘ ich mal eine richtige Entwicklungshilfe: Sie funktioniert in beide Richtungen. Natürlich würde es gegen eine solche Art der Körperversicherung, wie schon der Autor voraussah, erhebliche Proteste geben, nicht zuletzt von der Kirche. Andererseits: Wer seinen Körper, wie viele im Westen, durch Fehlernährung – BSE war 1994 in den Schlagzeilen – zugrunde richtet, der kann gleichzeitig auch was Gutes tun, indem er seinen Lifelong Partner unterstützt, statt in eine Lebensversicherung einzuzahlen, in deren Genuss nur seine Verwandten und Nachkommen kämen. Es gibt dem Begriff „Leibrente“ eine ganz neue Bedeutung …

_3) „Der Geheimsekretär“ (1999)_

Zwei Leute blicken im Jahr 2100 zurück auf das Jahr 2000, als alles noch ganz anders war. Einer der beiden Leute ist ein Mensch, wie es scheint, doch der andere ist der titelgebende Geheimsekretär, eine Künstliche Intelligenz, die in einem Ring ihren Sitz hat. Der Großvater des Menschen traf damals die Großmutter, was für ein Glück.

Wenn man sich heute die Südostschweiz anschaut, dann hat sich doch einiges gebessert. Die Antigravitation macht vieles besser. So gibt es etwa kein Parkplatzproblem mehr – die Autos schweben ja über dem Dorf. Und auch Hochwasser gehören der Vergangenheit an. Der LKW-Durchgangsverkehr saust mit Schallgeschwindigkeit durchs Tal, wie eine Magnetschwebebahn auf Anti-G-Schienen. Fast geräuschlos, wenn es den Überschallknall nicht gäbe. Na, das ist doch was.

|Mein Eindruck|

Der Autor sollte einer Zeitung in der Südostschweiz um Chur, wo ja bekanntlich viel Durchgangsverkehr herrscht, eine kleine Story zur Jahrtausendwende schreiben. Herausgekommen sind einige witzige Ideen zu den Folgen der Erfindung der Antischwerkraft und zu den Folgen der Datenflut im Internet. Mehr bringt der Dialog aber auch nicht.

_4) „Allah akbar and so smart our NLWs“ (1999?)_

NLW sind non-lethal weapons, also nicht tödliche Waffen. Ihren Einsatz verfolgen die beiden Techniker von GLUE, dem genetischen Aufspür- und Ausführungskommando der USA, in Afghanistan. Der Talibanführer, den ihre miniaturisierten und als Fliegen getarnten Beobachtungsdrohnen, im Visier haben, ist nicht bloß ein Kämpfer, sondern auch ein homosexueller Pädophiler.

Das Verstecken unter Tarnnetzen, um den Spähaugen der Satelliten zu entgehen, nützt den Taliban nichts, denn sie werden ja sowohl optisch beobachtet als auch genetisch aufgespürt. Dennoch merkt der Rebellenführer, dass mit den Fliegen etwas nicht stimmt: Sie starren ihn alle an. Seine Reaktion kommt zu spät für ihn und seine Leute. Sie werden von kleinen Spinnen in Kokons eingesponnen und vom Gift künstlicher Käfer bewegungsunfähig gemacht.

Das ist zwar alles ganz nett, aber wie hält man die Gefangenen davon ab weiterzukämpfen? Gar nicht, meint der andere Techniker. Solche Gefangenen werden von anderen Taliban getötet. Weiß der Geier, warum.

|Mein Eindruck|

Die Landschaft ist zwar nicht die Afghanistans, sondern Syyriens, aber der Autor hat sie selbst gesehen (1984), deshalb wirkt sie so authentisch. Ebenso die Bewohner, auch wenn die Gedankengänge des homosexuellen Pädophilen sicher nur Spekulationen bleiben können. Aber das ist nur Nebensache.

Der Blickwinkel springt zwischen ihm und den in den USA stationierten Technikern hin und her. Der Krieg hat eine groteske Form der Telepräsenz angenommen, bei der keine physischen Soldaten mehr eingesetzt werden, sondern mikrominiaturisierte und ferngesteuerte Waffen – eben die titelgebenden NLWs.

_5) „Das Geschmeide“ (2004, Kurd-Laßwitz-Preis)_

Auf der Siedlerwelt Cartesius, die schon lange vor den Menschen besiedelt gewesen ist, geschieht ein schrecklicher Frevel. Das Geschmeide der Götter, in dem Generationen von lebenden Göttinnen eingeschlossen sind, ist mutwillig gestohlen worden. Die Diebe aus der Flotte haben es auf die Diamanten abgesehen. Doch selbst als der Abgesandte der Flotte eine wiederhergestellte Version des Geschmeides zurückbringt, ändert dies nichts. Vier der Diamanten sind nicht mehr die ursprünglichen. Die aktuelle lebende Göttin, die Keschra, stirbt an der Aufregung und die Flottenabgesandten müssen sich vor den wütenden Pilgern im abgelegenen Keschra-Kloster in Sicherheit bringen.

Palladier, der als Dolmetscher Zeuge dieser skandalösen Vorgänge wurde, liegt verletzt im Hospital und versucht, das Vorgefallene zu verstehen. Trägt er eine Mitschuld? Doch die Bürgermeisterin der Siedler versichert ihm, es verhalte sich ganz anders. Es sei eine Folge der Zeitverschiebung, dass die Angehörigen der Flotte mutwillig mit den Siedlerwelten umsprängen: Sie erleben durch die Lichtgeschwindigkeit vier oder fünf subjektive Jahre Flugzeit, während auf den Welten Zehntausende von Jahren vergingen. Ihr Zuhause sei daher das Schiff im Raum, nicht die besuchten Welten.

|Mein Eindruck|

Trotz anfänglicher Wirrnis gelingt es dem Autor, ein spannendes und interessantes Garn zu weben. Was wie eine Fantasyerzählung beginnt, weitet schrittweise den Blickwinkel aus, bis daraus eine Science-fiction-Erzählung geworden ist. Die entworfenen Welten und Kulturen könnten die Grundlage für ein DUNE-mäßiges Epos abgeben, doch der Autor hat den kleinen Rahmen gewählt – und so viel mehr gewonnen als mit einem Epos. (Die Story gewann den KLP, nachdem sie in Andreas Eschbachs Anthologie „Eine Trillion Euro“ erschienen war.)

_6) „Lucia“ (2005)_

Gerd und Linda machen sich Sorgen um ihr „Baby“ und eilen zum Ort, wo sie Lucia beobachten können. Dr. Klein und Dr. Wittig wirken sehr besorgt. Die Bilder, die sie hereinbekommen, sind nicht ganz das, was sie erwartet haben. Denn Lucia befindet sich am denkbar heißesten Ort des Sonnensystems: in den äußeren Schichten der Sonn. Sie ist eine Sonde und wird vom Orbiter, der sie filmt, beobachtet. Wird sie es schaffen, diese Feuerprobe zu bestehen?

|Mein Eindruck|

Zunächst scheinen sich Linda und Gerd um einen jungen Menschen („Baby“) zu sorgen, doch nach wenigen Seiten wird klar, dass unser Autor absichtlich irregeführt hat: Das „Baby“ ist die Sonnensonde. Die Feuerprobe gilt ihrer schützenden Haut: Wird die spezielle Beschichtung die extreme Hitze aushalten? Diese Beschichtung wird von den Amis (von wem sonst?) „Skunk Coating“, also Stinktierbeschichtung, genannt.

Der Autor hat diese kleine Story für eine Firmen-Anthologie geschrieben, und diese Firma stellt – wen wundert’s? – eben solche Beschichtungen her. Der Grund ist jedoch weniger der finanzielle Anreiz, als vielmehr eine Hochachtung vor solchen Technikern, die auf Jeschkes eigener Ausbildung in Handwerk, Technik und Uni beruht – dies erklärt sein Begleitwort im einzelnen.

_7) „post-OP“ (2007)_

Der Erzähler ist in einer deutschen Klinik operiert worden. Seltsamerweise bestehen sowohl das Personal als auch die Patientenschaft aus Menschen, die zwar deutsch sprechen, aber aus anderen Ländern stammen: Bosnien, Äthiopien, Griechenland, Albanien, Türkei usw. Er wird froh sein, wenn er wieder nach Hause darf.

|Mein Eindruck|

Auch diese Story war eine Auftragsarbeit, und es ist beileibe keine SF-Erzählung: Die Anwesenheit der vielen „Ausländer“ ist ja bereits heute Realität. Der Herausgeber Hannes Riffel bestand trotzdem darauf, den Text in diese Auswahl aufzunehmen. Immerhin: Die Wahrnehmung von Fremdheit ist eines der zentralen Themen der Zukunftsliteratur.

_8) Vorwort von Franz Rottensteiner_

Nachdem er die Misere des gewandelten Verlagsmarktes abgehandelt hat, kommt der bekannte Herausgeber („Suhrkamps Phatastische Bibliothek“, „Quarber Merkur“, usw.) auf die Spielarten der Science-Fiction zu sprechen, zwischen den Polen der Faktenpopularisierer und den Fabulierern. Dann endlich beginnt er Jeschke einen Stellenwert zuzuweisen und dessen Werke unter ihren verschiedenen Aspekten zu beurteilen.

Rottensteiner sieht Jeschke meistens unter den Fabulierern und Weltenschöpfern, besonders in „Meamones Auge“, „Der letzte Tag der Schöpfung“ usw., aber auch als Reiseführer bei einer Odysssee, etwa in „Osiris Land“. Aber Jeschke stütze sich durchaus auf wissenschaftliche Fundamente, nicht nur in „Meamones Auge“ (das an Aldiss‘ „Helliconia“ erinnert), sondern auch in „Das Cusanus-Spiel“, einem Zeitreise-Roman.

_Unterm Strich_

Der stärkste Text in diesem Mittelband der Trilogie gesammelter Jeschke-Erzählungen ist zweifellos „Meamones Auge“. Der Kurzroman greift einen Traum der Gentechnik auf und verlegt ihn zwischen die Sterne. Das ist durchaus spannend und anrührend zu lesen. Leider gibt es, wie im gesamten Band, keine einzige Illustration zu dieser Geschichte, anders als im Heyne-SF-Band von „Meamones Auge“.

Auf dem zweiten Rang finden sich die Erzählungen „Partner fürs Leben“, das auch die Medizin globalisiert, und „Das Geschmeide“, das zwischen Fantasy und Science Fiction wandert. Beide Texte erhielten zu Recht den Kurd-Laßwitz-Preis.

Die restlichen Texte kann ich leider nur als Füllsel ansehen. Mag auch ab und zu, besonders in „Allah akbar“, eine Menge Einfallsreichtum dahinterstecken, so beleuchten die handlungslosen Stories lediglich schlaglichtartig mögliche Entwicklungen. Nichtsdestotrotz steht in ihnen immer der Mensch im Mittelpunkt, als Täter wie auch als Opfer, so etwa von neuester Technik. Es sind Short Short Storys, wie sie v. a. in den USA gepflegt werden (Isaac Asimov hat davon 1984 bei Goldmann einen ganzen Band veröffentlicht).

Was Rottensteiner zu erwähnen vergisst, ist die bemerkenswerte Tatsache, dass Jeschke zu den wenigen deutschen SF-Autoren gehört, die auch in Übersee veröffentlicht worden sind, insbesondere in Großbritannien und den Vereinigten Staaten. (Rottensteiner publizierte Jeschke in den USA in mindestens einer Anthologie, wie Jeschke berichtet.) Damit befindet sich der Autor in einer Riege mit Andreas Eschbach und Frank Schätzing.

Die drei Illustrationen von Thomas Franke (zwei auf dem Umschlag, eine auf dem Frontspiz) illustrieren das Aufeinandertreffen bzw. die Koexistenz von Natur und Technik, Gestern und Heute, Tradition und Wissenschaft. Ganz besonders gefiel mir dabei der urwüchsige Schamane auf dem Frontispiz.

|Taschbenbuch: 192 Seiten
ISBN-13: 978-3926126788|
[www.shayol.net]http://www.shayol.net

_Wolfgang Jeschke (als Herausgeber) bei |Buchwurm.info| [Auszug]:_
[„Titan-1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4724
[„Titan-2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7346
[„Titan-3“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7347
[„Titan-4“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7086
[„Titan-5“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7087
[„Titan-6“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4327
[„Titan-7“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4486
[„Titan-8“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3747
[„Titan-9“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4274
[„Titan-10“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3687
[„Titan-11“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4509
[„Titan-12“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4538
[„Titan-13“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7350
[„Titan-14“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7348
[„Titan-15“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7351
[„Titan-16“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7349
[„Titan-18“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7353
[„Titan-19“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7352
[„Titan-20“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7354

Grimbert, Pierre – Macht der Dunkelheit, Die (Die Götter 3)

_|Die Götter:|_

Band 1: [„Ruf der Krieger“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7307
Band 2: [„Das magische Zeichen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7422
Band 3: _“Die Macht der Dunkelheit“_
Band 4: „Das Schicksal von Ji“ (13.08.2012)

_Die Suche der Erben_ nach den Geheimnissen der sagenumwobenen Insel Ji geht in eine weitere Runde: „Die Macht der Dunkelheit“ heißt der dritte Teil Pierre Grimberts „Die Götter“-Saga, in dem Damián, Guederic, Lorilis, Josion, Maara, Najel und Souanne weiterhin die Spuren ihrer verschwundenen Eltern verfolgen, um herauszufinden, ob Götter und Dämonen tatsächlich auf die Welt zurückgekehrt sind. Behilflich sind den Protagonisten dabei diesmal verschlüsselte Aufzeichnungen von Damiáns und Guederics Vater, die der mittlerweile befreundeten Gruppe zwar zahlreiche Hinweise für ihre Suche geben, ihnen aber schlussendlich auch eine unglaubliche Überraschung eröffnen: Sind die Erben möglicherweise selbst die wiedergeborenen Götter und Dämonen?

_Als Pierre Grimbert_ im zweiten Teil „Das magische Zeichen“ endlich tiefer in die eigentliche Geschichte der Saga einstieg, nachdem er sich im ersten Band „Ruf der Krieger“ größtenteils darauf beschränkte, Vorgeschichte, Schauplätze und Personen vorzustellen, hatte ich mich schon gefreut. Endlich wurde es spannend, endlich passierte etwas. Vom dritten Band der Saga erhoffte ich mir dann natürlich, dass Grimbert die einmal aufgebaute Spannung des vorherigen Teiles nutzen, sie weiter steigern und die Handlung weiter vorantreiben würde. Doch leider stellt „Die Macht der Dunkelheit“ diesbezüglich eher ein Schritt nach hinten dar. Die Geschichte wird zwar fortgeführt, schleppt sich jedoch über zahlreiche Seiten eher gemächlich vor sich hin, ohne dass etwas wirklich Aufregendes passiert, sodass der Spannungsbogen nach und nach in sich zusammenbricht. Und das bei ist bei gerade einmal 280 Seiten (erneut hängt der eigentlichen Geschichte ein „kleines Lexikon der bekannten Welt“ an). Da bekommt man glatt das Gefühl, Grimbert hätte krampfhaft versucht, so viele Seiten wie möglich voll zu bekommen. Erst im letzten Viertel des Buches nimmt der Autor wieder etwas Fahrt auf und besonders das Ende von „Die Macht der Dunkelheit“ kommt dann doch ziemlich überraschend. Das allein reicht jedoch nicht aus, um dieses Werk wirklich empfehlenswert zu machen. Dafür genügt es auch nicht, dass sich dieses Buch, ähnlich wie seine Vorgänger, aufgrund der einfachen Sprache recht schnell liest und sich deshalb gut als Lektüre zwischendurch eignet.

_Meiner Meinung nach_ hätte man die ersten beiden Bände der Saga problemlos zu einem Werk zusammenschnüren können und wahrscheinlich wird das beim dritten und vierten Band ähnlich sein. Dennoch ist „Die Macht der Dunkelheit“ natürlich kein schlechtes Buch, Fans von Grimbert oder klischeehafter Fantasy-Literatur generell finden bestimmt auch Gefallen an diesem Teil der Saga. Dennoch bleibt natürlich zu hoffen, dass es im vierten Teil, „Das Schicksal von Ji“, wieder etwas mehr zur Sache geht.

|Taschenbuch: 336 Seiten
Originaltitel: Le Souffle des Aieux
Ins Deutsche übertragen von Sonja Finck und Bettina Arlt
ISBN 978-3453528093|
[www.heyne.de]http://www.heyne.de

Houot, André – Siebengestirn 1: Die gelbe Zone

_|Siebengestirn|:_

Band 1: _“Die gelbe Zone“_
Band 2: „Angusalem“
Band 3: „Sektor Glypha“
Band 4: „Blindgänger“

_Story:_

Die Menschen an Bord des Observatorium Nord nutzen ihre Besuchsrechte an der Oberfläche des Planeten zu verschiedenen Zwecken. Einem älteren Herrn, der seit geraumer Zeit gegen die Kontrollmechanismen propagiert, wird sein handeln jedoch zum Verhängnis: Die Wachen verschleppen ihn, und auch sein Sohn, der Widerstand leistet und um das Leben seines Vaters fürchtet, wird in die Zellen des Observatoriums verbannt, wo ihn qualvolle Momente erwarten. Ein weiterer Mensch mit weißem Bart beobachtet das Szenario und wehrt sich gegen seine Festnahme, die darauf begründet, sich von seiner Gruppe gelöst zu haben. Doch noch vor seiner Verurteilung gelingt ihm die gewaltsame Flucht, auf der er den Alten von seinen Qualen befreit, seinen Sohn Araal mitführt und schließlich mit letzter Kraft die verseuchte Wüste Antades erreicht. Hier treffen die beiden auf eine Schlepperkarawane, denen sie sich anschließen und alsbald als nützliches Werkzeug im Kampf gegen die gewaltsamen Nomaden aktiv werden. Ihre Reise führt sie schließlich zum Heiligtum von Katatonien, einer neutralen Zone, in der die Flüchtigen sich in Sicherheit wähnen. Doch die Taten des Mannes, den die Schlepper Chronover getauft haben, haben sich bereits herumgesprochen und machen ihn ruckartig zum Feindbild von Herrscher Devergon. Mit aller Macht versucht man, sich Chronover zu entledigen und auch seine Mitwisser verschwinden zu lassen. Aber der erfahrene Kämpfer mit dem weißen Bart ist nicht so schnell abzuschütteln …

_Persönlicher Eindruck:_

Puh, diesen ziemlich vertrackten Komplex, den André Houot im ersten Band seiner neuen Serie „Siebengestirn“ kreiert hat, will man erst einmal verdaut haben. Die Story basiert zwar auf den Mitteln der klassischen Science-Fiction und macht sich deren unterkühlte Atmosphäre geschickt zunutze, ist aber in ihrem Anfangsstadium stellenweise fast schon zu kompliziert aufgebaut, als dass man den wirren Sprüngen der Handlung und der Vielzahl der Geheimnisse, die sich hinter den Charakteren verbergen, überhaupt noch folgen könnte. Und dies macht „Die gelbe Zone“ bis auf Weiteres zu keinem angenehmen Ereignis.

Zunächst verfolgt der Autor allerdings noch einen sehr linearen Strang und schildert recht ausführlich die grausame Vorgehensweise in den Observationssektoren. Die Menschen werden genötigt, sich unmissverständlich resoluten Regeln unterzuordnen und die Weisungen des Regimes bedingungslos zu akzeptieren; andernfalls drohen Qualen, Schmerzen und ein schleichender Tod. Die Darstellung ist konsequenterweise auch sehr brutal, untermauert aber die beklemmende Grundstimmung des ersten Akts sowie der gesamten Szenerie, die daher auch inhaltlich vorerst keine Zweifel erlaubt. Mit fortschreitender Seitenzahl fällt es aber zunehmend schwerer, nachzuvollziehen, was die Protagonisten beabsichtigen und aus welchen Motiven sie handeln. Houot gibt kaum Informationen über seine Schachfiguren preis, gibt keinen Raum, ihre Strategie zu analysieren, geschweige denn, dass Informationen über die Herkunft und Vergangenheit von Chronover oder Araal herausgefiltert werden können. Alles unterliegt einem übergeordneten Mysterium, welches starr aufrechterhalten wird, und das auch infolge der actionreichen Wendungen nicht zu entschlüsseln ist. Man erfährt lediglich, dass Chronover ein erfahrener Widerstandskämpfer ist, der in allen Wissenschaften Erfahrungen und Routine mitbringt und demzufolge auch in den aussichtslosen Situationen, von denen sich in „Die gelbe Zone“ einige bieten, die Ruhe bewahrt und sich clever aus ihnen herausmanövriert. Aber was weiter hinter dieser Figur steckt, wie sich das beschriebene Regime tatsächlich konstituiert, und warum die Sache überhaupt so weit ausarten konnte, dass eine derart gewaltsame Diktatur ihre Berechtigung bekommen hat, all das kann man sich nach den Erlebnissen des ersten Albums von „Siebengestirn“ noch nicht zusammenreimen.

Daher ist es auch relativ schwer, Zugang zur Story zu bekommen und nüchtern ihre Qualität zu beurteilen, weil man einfach mehr lesen und wissen muss, um das Konstrukt besser zu verstehen und sich auf die Geschehnisse auf dem verseuchten Planeten einzulassen. Der erste Eindruck ist sicherlich sehr interessant, die Erzählung baut einen anständigen Spannungsbogen auf, und die Charaktere üben eine ähnlich große Faszination aus wie die Präsentation des frostigen Settings. Aber um wirklich mehr zu „Siebengestirn“ sagen zu können, bedarf es weiterer Informationen, die der nächste Band sicher liefern wird. Bis dahin sei lediglich darauf verwiesen, dass „Die gelbe Zone“ nichts für schwache Nerven ist und „Siebengestirn“ als Serie definitiv sehr schwere Kost ist!

|Graphic Novel: 48 Seiten
ISBN-13: 978-3868693270|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu

Antje Szillat – Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt (Rick 1)

Rick:

01 „Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt“
02 „Acht Pfeifen an Bord und kein Land in Sicht“

Die Nöte eines Elfjährigen: Rick als Liebessaboteur

Rick ist elfeinhalb Jahre alt und wohnt mit seinem Pa, dessen Kumpel Wutz und Kater Gismo in einer hundertprozentigen Männer-WG! Rick ist Eishockeystürmer und sein Leben wirklich cool, bis sich sein Pa ausgerechnet in Ricks Lehrerin verknallt. Die hat auch noch einen nervigen Sohn, von dem Ricks Pa denkt, sie könnten Freunde werden. Alarmstufe Rot, deshalb schmiedet Rick einen perfekten Plan, damit die zwei sich schnell wieder aus seinem Leben verziehen – doch damit geht der Ärger erst richtig los … (Verlagsinfo)

Die Autorin

Antje Szillat – Wie man seine durchgeknallte Familie überlebt (Rick 1) weiterlesen

Steding, Andreas – Firenze (Gesellschaftsspiel)

_Spielidee:_

Florenz im 12.-14. Jahrhundert: Der Einfluss der reichen Familien ist nicht mehr einzig und allein auf Politik und Wirtschaft beschränkt; auch die Architektur wird immer weiter von den noblen Herrschaftsfamilien der Stadt geprägt. Im steten Konkurrenzkampf errichten sie neue Turmbauten als Statussymbole, um das Prestige in der Stadt anzuheizen.
In „Firenze“ übernehmen die Spieler schließlich die Rolle ihrer Bauherren und beteiligen sich am Bau dieser Türme, jedoch unter verschiedenen Risiken. Denn entlohnt wirkt lediglich derjenige, dem es gelingt, in jeder Runde weitere Steine an sein Bauwerk anzulegen. Gelingt dies nicht, muss das Projekt wieder abgerissen und neu gestartet werden. Wem es schließlich gelingt, bei der Planung der großen Bauten die cleverste Strategie zu fahren und gleichzeitig die Gunst einiger erfahrener Gehilfen zu nutzen, wird in „Firenze“ die meisten Prestigepunkte sammeln und schließlich auch das Spiel gewinnen.

_Spielmaterial:_

* 1 Spielplan
* 4 Bauplätze
* 88 Bausteine
* 52 Aktionskarten
* 8 Übersichtskarten
* 36 Siegel
* 7 neutrale Siegel
* 4 kleine Siegel
* 19 Balkonplättchen
* 4 Etagenplättchen
* 1 Spiel-Ende-Plättchen
* 4 Prestigemarker
* 1 Beutel
* 1 Anleitung
* 1 Übersichtsblatt

Das Spielmaterial fällt in erster Linie durch eine feine Grafik und eine Menge Liebe zum Detail auf. Gleichzeitig hat man für die Turmbausteine stabile Holzartikel gewählt, die sich in ihrer Konstellation prima aufeinander stapeln lassen und die Sache auch praktikabel machen. Zwar wirkt das Ganze in der späteren Auslage auf dem Spielbrett ein bisschen klobig, doch diese Kleinigkeit wird durch die feinen Illustrationen auf den Karten sowie auf dem eigentlichen Spielplan schnell wieder ausgebügelt. Insgesamt ist das Material stimmig gewählt und im Hinblick auf die Praxis nahezu makellos.

_Vorbereitung:_

Der Spielplan wird zunächst ausgebreitet und mit reichlich Material bestückt: Das Plättchen für das Spielende findet ebenso Platz wie die Bonus-Plättchen für denjenigen, der einen Turm einer bestimmten Höhe als Erstes konstruiert hat. Die Balkonplättchen werden verdeckt und schließlich vier herausgezogen, die man anschließend auf die dazugehörigen Balkone verteilt. Wer später im Spiel einen Turm mit der gleichen Höhe erbaut, bekommt durch diese Plättchen weitere Prestigepunkte. Als Letztes werden fünf neutrale Siegel auf beliebige Balkone verteilt, wobei man darauf achten sollte, dass alle Türme in etwa gleich bestückt sind.

Nun werden die übrigen Materialien an die Spieler verteilt. Jeder Spieler erhält die Siegel und den Prestigemarker in der gewählten Farbe. Beginnend mit dem Startspieler bekommt jeder zwei (+1, je nach Position im Uhrzeigersinn) weiße Bausteine, die später als ‚Währung‘ oder eben als Baumaterial genutzt werden können.
Ist dies geschehen, nimmt man die obersten sechs Aktionskarten vom Nachziehstapel, legt diese in die Auslage und zieht für jede Karte vier neue Bausteine aus dem Säckchen, die man schließlich bekommt, wenn man in der Aktionsphase die jeweilige Karte aussucht. Sobald die Prestigemarker auf dem Spielplan angelegt sind, kann das Spiel beginnen.

_Spielverlauf:_

„Firenze“ ist in insgesamt sechs Spielphasen pro Runde eingeteilt, die jeder Spieler durchgängig absolvieren kann, bevor er das Zepter an seinen linken Mitspieler übergibt. Manche dieser Phasen sind optional ausführbar, andere wiederum verpflichtend. Doch eines haben alles gleich: Man muss bereits clever taktieren, um sich in jeder Situation einen eigenen Vorteil zu verschaffen. Gespielt wird eine Runde im nachstehenden Verlauf:

1) Karte wählen

In der Auslage auf dem Spielbrett befinden sich insgesamt sechs Karten zur freien Auswahl, die jedoch unterschiedlich erschwinglich sind. Die Karte ganz links ist umsonst zu haben, je weiter man jedoch nach rechts schreitet, wird ein aufsteigender Preis fällig, der in Bausteinen entrichtet werden muss, welche wiederum auf die übrigen Karten links in der Auslage verteilt werden, um diese noch lukrativer zu machen. Allerdings sind die Karten mit den meisten Bausteinen nicht zwingend diejenigen, die am meisten lohnen. Denn manche Ereignisse und Figuren sowie ein Teil der Festkarten haben negative Folgen für das Spiel, die man nur in Kauf nehmen sollte, wenn man dringend einen Baustein einer bestimmten Farbe benötigt. Die Wahl einer neuen Aktionskarte ist jedoch zwingend.

2) Stein tauschen

Wer dringend einen bestimmten Baustein benötigt, kann ihm zum Kurs von 3:1 gegen einen Stein tauschen, der sich auf einer der Karten befindet. Damit wertet er diese Karte natürlich auf, da von nun an zwei weitere Steine darauf liegen. Und da der Kurs hoch ist, muss man sich diesen Schritt gerade anfangs doppelt überlegen, denn Bausteine sind in den ersten Runden noch rar. Wer jedoch eine Brücke bei den Aktionskarten ergattert, kann hierdurch ein besseres Tauschverhältnis schaffen und diese Aktion lukrativer gestalten.

3) Türme bauen

Wer sich entschließt, seine Bausteine dazu zu verwenden, den Turmbau zu beginnen, sollte schauen, dass genügend Nachschub parat liegt. Denn wer in einer Runde ein bestimmtes Turmprojekt nicht weiter fortsetzen kann, ist gezwungen, das Gebäude wieder abzureißen. Gebaut werden können immer nur Steine gleicher Farbe. Jedoch ist es möglich, mehrere Türme verschiedener Farben gleichzeitig zu errichten. Es gilt jedoch die Bauregel, dass ab dem dritten ergänzten Stein auch Kosten entrichtet werden müssen. Diese steigen proportional. Allerdings kann man auch nur bis zu sechs Steine anbauen, was vom Kostenaufwand her betrachtet, schon ein Wagnis ist. Türme bauen ist ein optionaler Schritt, muss aber schließlich weiterverfolgt werden. Einige Aktionskarten sind hier behilflich, indem sie die Baukosten reduzieren bzw. schlimmere Folgen abwenden. Überdies muss man auch schauen, welche Farbe man wählt, da unterschiedlich viele Bauteile im Spiel sind. Entscheidet man sich beispielsweise für den violetten Turm, der am Ende auch die meisten Punkte liefert, muss man sich darüber im Klaren sein, dass hier nur relativ wenige Steine im Umlauf sind, Nachschub also schwerer zu beschaffen und daher das Risiko eines Abrissmanövers größer ist.

4) Bauruinen abreißen

Kann man im vorherigen Schritt einen Turm nicht weiterbauen, ist man nun gezwungen, ihn zur Ruine zu deklarieren. Die Hälfte der Bausteine bekommt man zwar zurück, doch gelten die Baumaßnahmen in den letzten Runden damit auch als unbedeutend.

5) Aufträge erfüllen

Wer nun glaubt, dass einer oder mehrere Türme hoch genug sind, um einen Auftrag zu erfüllen, kann die Türme abgeben und dafür ein Siegel auf dem farblich passenden Turm auf dem Spielbrett platzieren. Hier ist genau beschrieben, wie viele Prestigepunkte man dafür erhält. Jeder Balkon eines Turmes kann aber nur einmal genutzt werden, so dass im fortschreitenden Spielverlauf immer weniger Optionen bzw. Aufträge zur Verfügung stehen.

Wer einen Auftrag einer bestimmten Turmhöhe als erster erfüllt, bekommt hierfür Bonuspunkte. Außerdem sollte man beachten, dass die Balkonplättchen Zusatzpunkte bringen und man nach Möglichkeit eines hiervon nutzt, wenn man den Turmbau plant und abschließt.

6) Limits überprüfen

Am Ende einer jeder Runde ist es lediglich legitim, zehn Bausteine in seinem Lageer und fünf Handkarten zu besitzen. Überschüssige Materialien müssen abgeworfen werden, wobei es bei den Karten noch spezielle Regeln gibt, welche Karten weggelegt werden dürfen und welche nicht. Befindet man sich jedoch im Rahmen dieser Limits, hat man nichts weiter zu befürchten.

Während all dieser Rundenphasen ist es jederzeit möglich, Aktionskarten auszuspielen bzw. die Gunst bereits ausliegender Karten zu nutzen. Sobald ein Spieler schließlich all seine Siegel auf den Türmen des Spielbretts ausgelegt hat, bekommt er das Spielend-Plättchen und die damit verbundenen fünf Prestigepunkte und läutet die letzte Spielrunde ein. Jeder Spieler ist noch einmal am Zug, anschließend wird gewertet. Hierbei werden die Anteile an den Türmen mit Punkten honoriert und ergänzt, sowie die verbliebenen Handkarten herangezogen. Wer nach der Abrechnung das meiste Prestige innehat, hat das Spiel gewonnen.

_Persönlicher Eindruck:_

Die Mechanismen in „Firenze“ sind zwar stellenweise sehr interessant, wirklich neu ist das Spielsystem am Ende aber nicht. Es wird gepokert und taktiert, und die strategische Komponente wird ausreichend befriedigt – doch insgesamt ist man doch von zu vielen Faktoren abhängig, sei es nun, welche Karten neu in die Auslage kommen (und inwiefern man überhaupt die Chance hat, an diese Karte heranzukommen, bevor sie von einem anderen Spieler weggeschnappt wird) oder wie schnell man generell an die benötigten Bausteine kommt, die man für den Weiterbau zwingend gebraucht. Außerdem ist die Punkteverteilung der fünf Türme ein wenig ungünstig gewählt, da vor allem in den niedrigeren Balkonstufen kaum Abstufungen existieren und man besonders zu Beginn des Spiels fast schon beliebig agieren kann, ohne größere Konsequenzen befürchten zu müssen. Zwar sind die vergleichsweise leichter zu errichtenden Türme bald erbaut und nicht mehr nutzbar, doch alles in allem hätte man hier bei der Detailarbeit noch etwas feiner vorgehen können, um „Firenze“ etwas taktischer zu gestalten. Oder anders gesagt: Oftmals führen viele glückliche Umstände zum individuellen Spielverlauf, so dass man partiell vom Spiel gespielt wird. Und das ist gerade für gewiefte Strategen nicht rundum befriedigend!

Andererseits bietet der neue Pegasus-Titel eine anständige Dynamik und erfordert gezielte Planungsmaßnahmen, damit überhaupt ein Vorsprung im Spielverlauf zu erzielen ist. Es ist nötig, einige Züge vorauszudenken, was gerade im Spiel zu viert eine knifflige Angelegenheit ist und sich zu einer ordentlichen Herausforderung mausert. Unter diesem Gesichtspunkt ist die zuvor geäußerte Kritik nicht mehr ganz so schwerwiegend, aber eben auch nicht ganz vergessen. Suboptimal ist das Ganze lediglich beim Spiel zu zweit, da man die Aktionsmöglichkeiten nicht so konsequent ausspielen kann und es dem Gegenspieler immer wieder leichtfertig möglich ist, einen Rückstand ohne größere Überlegungen auszugleichen. Im direkten Vergleich geht hier definitiv einiges an Spieltiefe verloren!

_Summa summarum ist „Firenze“_ daher ein guter Einsteiger für den längeren Spieleabend und mit einer Spielzeit von ca. 60 Minuten auch überschaubar. Einen wirklichen Knaller haben Pegasus aufgrund der mangelnden Feinarbeit zwar nicht herausgehauen, doch im Hinblick auf die gute Mischung aus vertrauten Mechanismen, neuen Elementen und trotzdem kaum eingeschränkten Spielspaß kann man den Titel von Andreas Steding ruhigen Herzens denjenigen empfehlen, die auf der Suche nach einem leichten Strategiespiel sind.

|Firenze
Brettspiel von Pegasus Spiele für 2-4 Spieler ab 12 Jahren
Dauer: 45-90 Minuten
Autor: Andreas Steding
Illustration: Michael Menzel
EAN 4250231713705|
[www.pegasus.de]http://www.pegasus.de

Luca Novelli – Einstein und die Zeitmaschinen (Szenische Lesung)

Weisheit durch Scheitern: Einsteins Ideen erklärt

Der berühmte Wissenschaftler Albert Einstein erzählt selbst kurzweilig und packend von seinem Leben und seinen Forschungen, seiner Liebe zur Physik, seiner Geige und seiner Einstellung zu Atomwaffen und Krieg. In der Schule war er mittelmäßig, beruflich verdiente er jahrelang wenig Geld als Mitarbeiter des Patentamtes. Doch plötzlich kursieren seine Ideen in der ganzen Welt! Wissenschaftliche Texte geben eine Einführung in die Theorien des Physikers, die alle Vorstellungen von Raum und Zeit infrage stellten. Zum Beispiel die Relativitätstheorie. (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt diese szenische Lesung ab 10 Jahren.

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Schüller, Martin – TATORT: Das Phantom

Die dienstälteste Krimiserie des Deutschen Fernsehens hat nach inzwischen 40 Jahren einen weiteren Ableger bekommen. Seit Ende 2009 erscheinen – nicht nur für die, denen die beinahe täglich auf irgendeinem öffentlich-rechtlichen Sender stattfindenden TV-Wiederholungen nicht ausreichen – ausgewählte Episoden als Taschenbuch-Ausgabe im |Emons|-Verlag. Dabei basieren die Romane, der bislang stets bereits im Fernsehen zu sehen gewesenen Fälle, auf dem jeweiligen Originaldrehbuch. Für das langjährige Kölner Ermittlerteam Ballauf/Schenk übernimmt Martin Schüller die Adaptionen (übrigens ebenso für die Münsteraner Thiel/Boerne). Die Geschichte zu „Das Phantom“ stammt von Drehbuchautor Norbert Ehry. Die entsprechende WDR-Produktion wurde im Juni 2003 erstmals in der ARD ausgestrahlt.

_Zur Story_

Der brutale Raubüberfall auf eine Tankstelle wird für Hauptkommissar Freddy Schenk zu einer unangenehmen Begegnung mit der Vergangenheit. Die Überwachungskamera zeigt den Täter eindeutig aber den hat Schenk vor 6 Jahren – wegen Überfällen nach exakt diesem Strickmuster – vermeintlich eingebuchtet. Ronald Lochte hat seine Unschuld stets beteuert, wurde aber auch nicht zuletzt durch die Zeugenaussage seiner damaligen Ehefrau, schwer belastet und letztendlich zu 9 Jahren verknackt. Nun sieht es so aus, als habe er tatsächlich einen kriminellen Doppelgänger. Den können Ballauf und Schenk auch dingfest machen, doch es ist bereits zu spät: noch bevor sie den tragischen Justizirrtum endgültig aufklären können, ist Lochte – offenbar in einer Kurzschlussreaktion aufgrund eines geplatzten Straferlasses – bereits aus der JVA ausgebrochen, verletzte einen Wachmann dabei (versehentlich) tödlich und befindet sich seither auf der Flucht. Er wird bei seiner Suche nach Freiheit, Gerechtigkeit und einem Stückchen Vergeltung immer mehr in eine Gewaltspirale gezogen, die weitere Opfer fordert.

_Eindrücke_

„Das Phantom“ ist nach „Die Blume des Bösen“ der zweite (chronologisch jedoch ältere) Köln-Fall, den Martin Schüller für die Taschenbuchreihe novellisierte. Max Ballauf, Freddy Schenk sowie ihre unterstützenden Figuren Franziska Lütgenjohann und Dr. Roth sind inzwischen recht gut in der Welt der Buchstaben angelangt. Natürlich hat man als Kenner der TV-Serie bei der Lektüre stets die Darsteller-Gesichter von Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Tessa Mittelstaedt und Joe Bausch vor Augen, das erleichtert, zumindest was die Hauptfiguren angeht, diesem Personenkreis das Kopfkino erheblich. Bei den Nebenrollen muss man zumeist dann schon passen, sofern man die entsprechende Folge nicht grade noch frisch im Kopf hat – oder sie sogar besonders prominent mit einem Gaststar besetzt war. Auf ausführliche Personenbeschreibungen wird in aller Regel nämlich verzichtet. Da ist „Das Phantom“ nicht anders. Die Charaktere bleiben von den Äußerlichkeiten her recht vage, was als Erbe des Drehbuchs gelten mag, das auf solcherlei Sachen keinerlei Rücksicht zu nehmen braucht.

Im Roman gelten jedoch naturgegeben ganz andere Regeln und Erzählstrukturen, will man das Publikum bei der Stange halten. Hier gibt es keine Schauspieler und andere audio-visuelle Tricks, mit denen man arbeiten kann. Genau das ist dann auch speziell bei dieser Geschichte ein wenig die Crux. Zum Beispiel Freddy Schenks Fake-Hinrichtung wirkte auf dem Bildschirm um Längen besser. Aber nicht nur das. Bleibt bei der TV-Version noch ein wenig länger im Dunklen, wie der flüchtige Ronald Lochte denn nun wirklich innerlich tickt, leistet Martin Schüller in der Buchfassung rasch einen charakterlichen Offenbarungseid, indem er uns Lesern einen recht genauen Einblick in die Psyche Lochtes gewährt. Das ist etwas, was sein Verhalten fast schon immer gleich entschuldigend erklärt. Natürlich ist er an der Eskalation, die schlussendlich drei Menschen das Leben kostet selbst schuld. Gerade aus solch unbeabsichtigten Situationen können bekanntlich ganz üble Selbstläufer entstehen. Quod erat demonstrandum: Darüber geben beide Fassungen (TV und Roman) beredt Auskunft. Jede auf ihre eigene Art und nach ihren eigenen Gesetzen der Erzählkunst.

_Fazit_

„Das Phantom“ ist ein ziemlich düsterer und irgendwie auch deprimierender Fall über eine eigentlich vollkommen unnötige Flucht sowie deren schwere Folgen. Martin Schüller müht sich redlich das Bestmögliche aus dem Drehbuch herauszuholen, dennoch bleiben die Charaktere gegenüber der Fernsehfassung durch die Bank blass und vage. Dem Roman fehlt die schauspielerische Darbietung, sprich das Visuelle, von dem die TV-Folge stark lebt. Stattdessen muss im Buch fast schon zwangsläufig mehr mit Worten erklärt werden, als dem (nachweislich möglichen) Spannungsbogen zuträglich ist. Zumindest im direkten Vergleich. Unter dem Strich steht ein schnell konsumierter Kriminalroman für TATORT-affine Leser, die von ihren Lieblingsfiguren nicht genug bekommen können, der allerdings weder Tiefe noch Raffinesse der filmischen Vorlage erreicht.

|Taschenbuch, 154 Seiten
Martin Schüller nach einem Drehbuch von Norbert Ehry
Erstveröffentlichung: Oktober 2010
ISBN 978-3-89705-747-0|
[Emons Verlag]http://www.emons-verlag.de

_Der TATORT bei |Buchwurm:|_
[40 Jahre TATORT – Das Lexikon]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7281
[Köln: Die Blume des Bösen]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6803
[München: A gmahde Wiesn]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6804
[Saarbrücken: Aus der Traum]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6547
[Berlin: Blinder Glaube]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5914
[Kiel: Borowski und die einsamen Herzen]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7105
[Hannover: Erntedank]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7000
[München: Starkbier]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7149
[Bremen: Strahlende Zukunft]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5956
[Münster: Tempelräuber]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6549
[Leipzig: Todesstrafe]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6346

von Michalewsky, Nikolai (als Mark Brandis) – Mark Brandis: Raumposition Oberon (Weltraumpartisanen – Band 22)

_Mark Brandis bei |Buchwurm.info|:_

Band 01: [„Bordbuch Delta VII“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 02: [„Verrat auf der Venus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 03: [„Unternehmen Delphin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 04: [„Aufstand der Roboter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 05: [„Vorstoß zum Uranus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 06: [„Die Vollstrecker“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 07: [„Testakte Kolibri“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 08: [„Raumsonde Epsilon“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
Band 09: [„Salomon 76“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 10: [„Aktenzeichen: Illegal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6801
Band 11: [„Operation Sonnenfracht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6802
Band 12: [„Alarm für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6882
Band 13: [„Countdown für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6908
Band 14: [„Kurier zum Mars“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6938
Band 15: [„Die lautlose Bombe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6962
Band 16: [„PILGRIM 2000“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7167
Band 17: [„Der Spiegelplanet“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7194
Band 18: [„Sirius-Patrouille“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7267
Band 19: [„Astropolis“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7390
Band 20: [Triton-Passage]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7391
Band 21: [Blindflug zur Schlange]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7618

_Band 22: Raumposition Oberon_

Es war eine der erfolgreichsten deutschen SciFi-Serien der Siebziger- und Achtzigerjahre. Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) alias „Mark Brandis“ schuf mit dem gleichnamigen Titelhelden, einen wahren Klassiker. Zwischen 1970 und 1987 brachte er es immerhin auf 31 Bände, wobei die originalen Hardcover des |Herder|-Verlages nur noch antiquarisch, und – zumindest die Erstauflage – zu teils horrenden Preisen, zu bekommen sind. |Bertelsmann| scheiterte beim Versuch, sie als doppelbändige Taschenbuchausgaben über den hauseigenen Buchclub wieder zu etablieren. Bis zum Jahr 2000 senkte sich allmählich immer mehr Vergessen über die „Weltraumpartisanen“.

Ausgerechnet in diesem seinem Todesjahr startete NvM den letzten Versuch der Wiederbelebung und Neuausrichtung seiner Figur, kam aber über ein einziges – wenig beachtetes und noch weniger geliebtes – Buch nicht mehr hinaus. Erst weitere acht Jahre später nahm sich der |Wurdack|-Verlag der Original-Serie noch einmal, mit der ihr gebührenden Ernsthaftigkeit, an und legte sie komplett neu auf: Jedes Quartal erscheinen seither zwei Bände als broschierte Sammlerausgaben für je 12 Euro. Dabei wurde der Inhalt (sogar die alte Rechtschreibung) unangetastet gelassen, das äußere Erscheinungsbild jedoch deutlich modernisiert und gelegentlich einige Randbeiträge eingebaut.

_Vorgeschichte_

Der Weltraum unseres Sol-Systems wird bereist und die nächsten Himmelskörper sind auch bereits kolonisiert. Die Zeiten einzelner Nationalstaaten sind lange vorbei. Nur zwei große Machtblöcke belauern sich auf dem Mutterplaneten Erde noch: Die Union Europas, Afrikas und Amerikas (EAAU) und die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR). Commander Mark Brandis, unfreiwilliger Bürgerkriegsheld (Band 1 – 4) und später wieder als Cheftester in der zivilen Institution VEGA tätig (Band 5 – 20), hat in seiner bewegten Laufbahn schon so manchen heiklen Job im Dienste der Erde übernommen. Dabei ficht der deutschstämmige Kosmopolit und -pilot vehement für Humanität, Gerechtigkeit, Demokratie und gegen Militar- sowie Rassismus. Kurzum: Eine bessere und friedlichere Welt. Seit Band 21 ist er nun Vormann der UGzRR, der unabhängigen Gesellschaft zur Rettung Raumschiffbrüchiger.

_Zur Story_

Sommer/Herbst 2083. Die UGzRR hat sich als von den Machtblöcken unabhängiger Raumrettungsdienst gut etabliert. Die Akzeptanz bei Raumpiloten aller Herren Länder ist inzwischen recht groß. Besonders wenn man dort erstaunt wie erfreut feststellt, dass der Service, den die kleine Flotte mit Sitz in Las Lunas leistet, kostenlos ist. Diese tragen EAAU und VOR gleichermaßen. Doch das Zeichen Malteserkreuzes und die demonstrative Neutralität schützt nicht immer vor Übergriffen. Leider. Ein HERCULES-Transporter mit augenscheinlich technischen Schwierigkeiten reagiert auf keinerlei Kontaktversuche – dabei bieten gleich zwei Schiffe ihre Hilfe an. Darunter die „Elsa Brandström“ mit Commander Mark Brandis als Gast an Bord. Der vermeintlich harmlose Havarist scheint wohl ein Waffenschmuggler zu sein und attackiert unversehens mit versteckt installierten Waffensystem. Nur durch Glück – und seinen offenbar schwächelnden Energiezellen – passiert nichts Schlimmeres. Der Zwischenfall bleibt nicht ohne Schäden an Material und Nerven – und ohne Folgen auch nicht.

Mancher UGzRR-Commander würde seine Mühle zum Selbstschutz gern mit Energiekanonen ausstatten lassen. Die strategische Raumflotte der EAAU ist mit einem solchen Danaer-Geschenk an die Organisation herangetreten. Der Preis dafür wären kleinere Patrouillendienste, um etwa solchen Waffenschiebern das Handwerk zu legen. Man hat derzeit alle Hände voll zu tun, die Separatistenbewegung auf der Venus in Schach zu halten. Da kämen der EAAU ein paar billige Deputys grade recht. Brandis als 1. Vormann und Repräsentant der UGzRR lehnt dies kategorisch ab. Waffen auf zivilen Raumrettungskreuzern in humanitärer Mission? Undenkbar! Man sei schließlich keine Truppe von willigen Hilfssheriffs. Bei einer Abstimmung des Kommando-Rates darüber unterliegt er jedoch und wird als Vormann abberufen – Brandis und seine „Henri Dunant“ schickt man einstweilen zur ungeliebten Position nahe beim Uranus-Mond Oberon. Während sich im Sonnensystem ein kosmisches Unwetter-Phänomen zusammenbraut, geht sein Nachfolger lieber auf Verbrecherjagd.

_Eindrücke_

Schon der zweite Band der nahtlos über die Leserschaft hereingebrochene UGzRR-Ära stellt die junge Organisation vor die erste Feuertaufe und steht natürlich ganz im Zeichen der humanitären wie pazifistischen Message, welche NvM so gern in seinen Romanen verwendet. Mit der, an die DGzRS angelehnte, Raumrettungsflotte hat er dafür natürlich ein nahezu ideales Transportmedium, mit deren Zielsetzungen sich wohl jeder sofort identifizieren kann. Selbstverständlich gibt es auch wieder einen passenden, charakterlich nicht ganz so koscheren, Gegenspieler, welcher Brandis‘ schöne caritative Welt empfindlich stört. Klar, dass der letztendlich vom stets moralinsauer weichgespülten Hauptdarsteller triumphal einen auf den verbeulten Raumhelm bekommt. Gleichzeitig gönnt er einer seiner offensichtlichen Lieblingsfiguren mal eine kleine Pause: Grischa Romen ist auf Lehrgang, diesmal also nur eine Randnotiz wert, fiedelt nicht, spielt keine Mundharmonika, mobilisiert keine anderen Zigeuner und ist auch sonst an der Rettung des Sonnensystems – pardon der UGzRR – persönlich mal nicht beteiligt. Überraschung.

Dafür ist es weitaus weniger überraschend, dass genau der schon so oft aufgekochte SAR-Brei mit allen seinen üblichen Querelen von A bis Z kredenzt wird, was für sich alleine vor diesem Setting ja nicht verwunderlich ausnimmt und auch vollkommen OK ist. Dummerweise tapert NvM bei genauerer Betrachtung dabei jedoch von einem Figuren-Stereotyp (Ivan Stroganow darf u. a. ständig Captess Katos verhunzte Metaphern übersetzen, was auf Dauer dann irgendwann doch ziemlich unlustig wird und sogar nervt, dass Brandis nicht mal selbst drauf kommt) und Story-Klischee ins Nächste und lässt auch diesmal wieder das Verständnis des Lesers in naturwissenschaftliche Zusammenhänge – sprich: (Astro-)Physik – in ihren Grundfesten erzittern. Zwei Asteroiden-Hurrikane, die sich verhalten wie irdische Atlantik-Tiefdruckgebiete über der Biskaya, sind in der Science-Fiction bis dato unbekannt gewesen und tauchten hernach auch nie wieder in irgendeiner ernst zu nehmenden Publikation – fiktiv oder dokumentarisch – auf. Aus gutem Grund: Unfug. Spannend ist der Kladderadatsch aber doch. Auch wenn der Ausgang vollkommen klar ist.

_Fazit_

Schraubt man sein naturwissenschaftliches Wissen heutiger Tage auf ein Minimum zurück, was Kenner und Liebhaber der Serie ohnehin längst gewohnt sind, ist die 2. UGzRR-Story mit ihrer gefälligen, humanistisch-pazifistischen Message gar nicht mal so übel und liest sich flott runter. Sogar für Quereinsteiger ist diese Geschichte durchaus geeignet, die Kenntnis aber mindestens des Vorgängerbandes („Blindflug zur Schlange“) anzuraten. Leider ist sie ansonsten wenig originell, da sie sich schon wieder einmal vieler bereits häufig verwendeter Versatzstücke aus dem MB-Baukasten bedient, sowohl was die Figurenzeichnung angeht (NvMs Frauentypisierung wäre z. B. für Psychoanalytiker sicher nicht ganz uninteressant) als auch dem Plot selbst. Somit rangiert „Raumposition Oberon“ dennoch im stabilen Mittelfeld und es ist begrüßenswert, dass dieses Stück nostalgischer, deutscher SciFi derzeit eine kleine Renaissance erlebt.

|Taschenbuch, 176 Seiten
Ersterscheinung: 1982
ISBN: 978-3-938065-79-2|
[www.wurdack-verlag.de]http://www.wurdack-verlag.de

_|Mark Brandis| als Hörspiel:_
01 [„Bordbuch Delta VII“ 4995
02 [„Verrat auf der Venus“ 5013
03 [„Unternehmen Delphin“ 5524
04 [„Aufstand der Roboter“ 5986
05 [„Testakte Kolibri 1“ 5984
06 [„Testakte Kolibri 2“ 5985
07 [„Vorstoß zum Uranus 1“ 6245
08 [„Vorstoß zum Uranus 2“ 6246
09 [„Raumsonde Epsilon 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6467
10 [„Raumsonde Epsilon 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6468
11 „Die Vollstrecker 1“
12 „Die Vollstrecker 2“
13 [„Pilgrim 2000 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7059
14 [„Pilgrim 2000 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7060
15 [„Aktenzeichen: Illegal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7128
16 [„Operation Sonnenfracht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7129
17 [„Alarm für die Erde“ (Teil 1)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7479
18 [„Alarm für die Erde“ (Teil 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7480
19 „Sirius Patrouille“ (geplant für März 2012)

Luhn, Usch – Nele und die neue Klasse (Nele 1)

_|Nele|:_

Band 1: _“Nele und die neue Klasse“_
Band 2: „Nele auf dem Ponyhof“
Band 3: „Nele und die Geburtstagsparty“
Band 4: „Nele und die wilde Bande“
Band 5: „Nele geht auf Klassenfahrt“
Band 6: „Nele und der indische Prinz“

Obwohl Nele sich in ihrem neuen Zuhause auf Burg Kuckuckstein pudelwohl fühlt, hat sie doch ein bisschen Bammel vor dem ersten Tag in der neuen Klasse. Dann aber lernt sie die fröhliche Quasselstrippe Tanne kennen, und weiß, dass sie eine tolle neue Freundin gefunden hat. Kann da der erste Schultag wirklich so schlimm werden? Ja, sogar noch schlimmer: Bereits vor der ersten Stunde gerät sie in Streit mit der fiesen Josefine und plötzlich passieren Nele lauter schreckliche Missgeschicke … (Verlagsinfo)

_Kritik_

Die Autorin Usch Luhn hat mit Nele einen ansprechenden Charakter geschaffen, der die Zielgruppe der sieben bis zehn Jahre alten Mädchen anspricht.

Mit einem leicht zu lesenden Erzählstil, der durch prägnante Sätze auch für Leseanfänger leicht nachvollziehbar ist, wird der Zielgruppe Rechnung getragen. Geeignet ist „Nele“ daher schon für Erstleser ab der zweiten Klasse, wird aber auch von etwas älteren Mädchen noch angenommen. Viele Aspekte, die für jüngere Mädchen nachvollziehbar sind, wie beispielsweise ein nerviger Bruder und eine enge Mädchenfreundschaft werden durch das Leben in einer echten Burg und den verrückten Papagei „Plemplem“ aufgefrischt. Aber nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen machen Neles Leben aus, sie muss auch Neid auf ihr Talent beim Sport und Streiche ihrer Mitschüler ertragen.
Auf detaillierte Beschreibungen der Figuren wird verzichtet, dies ist allerdings auch nicht nötig, da diese direkt auf dem Umschlaginnenseiten vorgestellt werden. Schöne Zeichnungen zeigen die Darsteller und diese werden hier kurz vorgestellt. Auch Umgebung und die Burg, auf der es spuken soll, werden durch Illustrationen von Franziska Harvey bildlich gemacht. Der Text bezieht sich somit ausschließlich auf die altersgerechte Handlung. Ansprechende Dialoge und ein schlichter Sprachstil fördern so schon das erste selbstständige Lesen.

Aus der Perspektive eines Erzählers werden die Abenteuer von Nele und ihren Freunden erzählt. Dabei konzentriert sich Usch Luhn auf Nele und ihre Sicht der Dinge.

Fröhlich frech und optimistisch kommt die liebenswerte Darstellerin daher. Junge Mädchen können sich spielend mit der ansprechenden Figur identifizieren. So ist ein Charakter geschaffen worden, der die Zielgruppe durch einen wichtigen Lebensabschnitt begleiten kann. Auch Neles Familie und Freunde sind authentisch und ansprechend konzipiert. Für den nötigen Witz sorgt der Papagei „Plemplem“, der die Familie auf Trab hält.

Die Aufmachung des Buchs ist altersgemäß. Auf dem Cover sind die Hauptdarsteller abgebildet und der Titel durch eine niedliche Schreibweise, die durch freche rote Punkte unterstrichen wird, fällt der Titel ins Auge. Nicht nur auf den Umschlaginnenseiten befinden sich die Illustrationen von Franziska Harvey, auch der Text wird immer wieder von diesen aufgelockert. Interessant sind die langen Kapitelüberschriften, die einen Teil des Kommenden vorwegnehmen, dabei aber die Neugier schüren.

_Autorin_

Usch Luhn kommt aus der Steiermark und lebt abwechselnd in Berlin und am Wattenmeer in Ostfriesland. Sie ist Kommunikationswissenschaftlerin, unterrichtet an einer Filmschule und schreibt eigene Filmdrehbücher sowie Kinder- und Jugendbücher.

_Das meint die Zielgruppe_

Mir hat das Buch „Nele und die neue Klasse“ sehr gut gefallen. Nele ist lustig, sportlich und gibt nicht auf, das gefällt mir. In kurzer Zeit hatte ich das Buch durchgelesen und möchte unbedingt mehr von Nele, der Burg, Tanne und dem Gespenst Graf Kuckuck lesen. Am Ende wird sogar noch gezeigt, wie man tolle Freundschaftsbänder macht. Wer gerne lustige und spannende Bücher liest, dem würde ich dieses Buch empfehlen. |(Cèline, 10 Jahre)|

|Gebundene Ausgabe: 128 Seiten
ISBN-13: 978-3570139516
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 8 – 10 Jahre|
[www.randomhouse.de/cbjugendbuch]http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch

Rausch, Roman – Kinderhexe, Die

_Hexen müssen brennen – auch wenn es Kinder sind._

Würzburg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges: Grausam wütet der Hexenwahn, die Scheiterhaufen lodern höher als je zuvor. Als auch die alte Hebamme Babette sterben muss, schwört ihr Pflegekind Kathi Rache. Zusammen mit einer Freundin gibt sie an, auf einem Hexensabbat Bürger der Stadt gesehen zu haben. Die Nachricht vom Hexenflug der Mädchen verbreitet sich wie ein Lauffeuer, und bald kann niemand mehr seiner Haut sicher sein. Immer mehr Männer und Frauen fallen den tödlichen Bezichtigungen zum Opfer. Und am Ende sehen sich auch die Kinder selbst vom Feuertod bedroht … (Verlagsinfo)

_Kritik_

Roman Rausch lässt in seinem Werk „Die Kinderhexe“ das Grauen einer Hexenverfolgung wieder lebendig werden. Fakt ist, tatsächlich wurden in Würzburg um 1629 viele Menschen der Hexerei verdächtigt. Diese Menschen unterschiedlichen Alters und Ranges wurden im Hexenprozess gefoltert, geköpft und anschließend verbrannt. Darunter auch Kinder. So ist es nachvollziehbar die Hexenprozesse auch einmal aus der Perspektive der Kinder zu erzählen, eine Anschauungsweise, die bisher selten berücksichtigt wurde. Aberglaube, aber auch in großem Masse Hab- und Machtgier trieb die Menschen zu grauenvollen Taten, die vor niemandem haltmachten.

Von der ersten Seite an packend, erzählt der Autor Roman Rausch uns von den finsteren Würzburger Hexenprozessen. Detailliert und authentisch werden das Leben und die Schauplätze beschrieben. Der Leser wird hier nicht geschont, auch Folter und Verzweiflung beschreibt der Autor schon fast greifbar. Durch einen klaren Schreibstil ist der Roman leicht zu lesen und spielend verständlich. Was jedoch schnell auffiel, auf zeitgemäße Sprache und Dialoge verzichtet der Autor konsequent. Dies mag dazu beitragen, dass die Leser dem Geschehen folgen können, ohne sich dem damaligen Sprachgebrauch befassen zu müssen, besonders in den Dialogen fehlt diese altertümliche Sprache dann aber doch. Dennoch zieht der dramatische und glaubhafte Plot seine Leser schnell in den Bann und lässt auch so schnell nicht mehr los. Besonders das Elend und die erschreckende Lebensweise der Kinder sind authentisch dargestellt. Schon die ersten Seiten vermitteln Beklemmung und so soll es, bis zu dem etwas abrupten Ende, weitergehen. Zielstrebig wird anhand eines roten Faden, der sich geradlinig durch den Roman zieht, die Geschichte ausgebaut. So bleibt der vorliegende Roman immer spannend und nachvollziehbar.

Eine beklemmende Spannung zieht sich durch die komplette Geschichte. Nicht nur die Folter und Hinrichtung der vermeidlichen Hexen, sondern besonders dass, was aus einem von Kindern ersponnenen Racheplan letztendlich werden kann und welche Folgen dies nach sich zieht, ist beängstigend reell geschildert. So fiebert der Leser mit den eigentlich so unschuldigen Kindern einem hoffentlich guten Ende entgegen.

Aus der beobachtenden Perspektive eines neutralen Beobachters werden rückblickend die Ereignisse geschildert. Dabei konzentriert sich dieser Erzähler meist auf Kathi, sodass die Leser einen tiefen Einblick in diese Persönlichkeit erhalten. Nur manchmal ändert sich die Perspektive, dann, wenn Rabe Kolk zu Wort kommt.

Die Wahl Roman Rauschs Figuren ist aus dem Rahmen fallend und daher zugleich außergewöhnlich. Die lebendige Protagonistin Kathi wurde glaubwürdig konzipiert und vermag es, in Erinnerung zu bleiben. Logisch ist auch was sie aus Rache in ihrem großen Schmerz, eine überlebenswichtige und geliebte Person zu verlieren, unternimmt. Ebenfalls nachvollziehbar ist, wie sich ein Mensch unter den gegebenen Lebensbedingungen entwickelt.

Leider bleiben die anderen Kinder recht blass, sicherlich sind sie ausreichend entwickelt und der Handlung Rechnung zu tragen. Dennoch fehlt hier ein wenig Tiefe, um lange in Erinnerung zu bleiben.

So manches Mal verwischen die Grenzen zwischen gut und böse, so kann der Leser sogar bei den Antipoden sich auf so manche Überraschung gefasst machen.

Die Umschlaggestaltung ist absolut passend zum Inhalt, ein Würzburger hält sich im Hintergrund, ein junges Mädchen und das grausame Feuer machen klar was die Leser erwarten dürfen. Gleich auf den ersten Seiten sind historische Karten Würzburgs abgebildet. Leider fehlt zum Schluss ein Nachwort, das sich auf die historischen Ereignisse bezieht.

_Autor_

Roman Rausch, 1961 in Würzburg geboren, arbeitete nach dem Studium der Betriebswirtschaft im Medienbereich und als Journalist. Für seine Trilogie um den Kommissar Johannes Kilian wurde er 2002 auf der Leipziger Buchmesse mit dem „Book on Demand“-Award ausgezeichnet. Im gleichen Jahr gründete Roman Rausch gemeinsam mit Blanka Stipetic die Schreibakademie storials (www.storials.com).

Mehr über den Autor und sein Werk: [www.Roman-Rausch.info]http://www.Roman-Rausch.info

_Fazit_

Der Roman „Die Kinderhexe“ von Roman Rausch ist düster und grausam, so wie man sich das Mittelalter vorstellt. In die Wirren des Dreißigjährigen Krieges eingebettet, erleben die Leser hier eine beklemmende Geschichte mit einem leider allzu wahren Kern. Die ungewöhnliche Wahl seiner jungen Protagonistin macht den Titel zu etwas nie Dagewesenem.

„Die Kinderhexe“ ist ein solider historischer Roman der Grausamkeit aufzeigt, mit einer düsteren Atmosphäre authentische wirkt und durch die ungewöhnliche Wahl seiner Protagonisten in Erinnerung bleibt.

|Taschenbuch: 384 Seiten
ISBN-13: 978-3499257100|
[www.rowohlt.de ]http://www.rowohlt.de/verlag/rororo

Ange (Autoren) / Démarez, Thierry (Zeichner) – Maries Drachen 2: Rache

_|Maries Drachen|:_

Band 1: [„Armance“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7650
Band 2: [„Rache“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7649
Band 3: „Armaury“

_Story:_

Mit dem siegreichen Kampf gegen das Ungeheuer ist es Marie und ihrem Gefährten William gelungen, die lange verschollene Schwester Armance zu befreien und mit ihr gemeinsam den Rachefeldzug gegen diejenigen zu starten, die vor 15 Jahren ihr Dorf und einen Teil ihrer Familie vernichtet haben. Ihre Spur führt nach Mailand, wo sie Georg von Aichelin, einen der Rädelsführer des Attentats vermuten, der jedoch wie vom Erdboden verschluckt scheint. Auf dem Ball des unrechtschaffenen Grafen Orsini wollen Marie und William die Schwester Georgs antreffen und den verschwundenen Mörder aufspüren – doch sie werden lediglich Zeuge eines versteckten Ritualmordes, für den die Mailänder Obrigkeit die französische Eskorte alsbald verantwortlich macht. Gemeinsam mit Jean von Clermont, der sie einst noch der Hexerei anklagen sollte, flieht Marie und nimmt dabei den Auftrag an, eine gewichtige Schatulle des Papstes in das französische Kaiserreich zu tragen. Doch die politischen Wirren sind ihr im Wege, und da Clermont öffentlich den Grafen köpft und somit den ganzen Hass der Mailänder gegen Frankreich richtet, ist ihre Flucht zur französischen Grenze von vielen kleinen Scharmützeln gezeichnet. Kurz vor der Ankunft erfährt Marie schließlich die schreckliche Wahrheit um den Verbleib des Georg von Aichelin – und wird gleichzeitig Zeugin des Verrats ihres jüngeren, ebenfalls gesuchten Bruders Lou, dessen Verbleib nach dem damaligen Attentat immerzu fraglich blieb …

_Persönlicher Eindruck:_

Auch wenn die zweite Episode aus Anges neuer Reihe „Maries Drachen“ ein wenig versöhnlich stimmt und die vielen Ungereimtheiten, die noch im Debütalbum „Armance“ auftraten, ein wenig zu kaschieren weiß, fällt es dem renommierten Autorenpaar relativ schwer, die Geschichte in einen überzeugenden Komplex zu integrieren. Immer wieder wird die Handlung von allzu konstruierten Wendungen unterwandert, und nicht selten bekommt man den Eindruck, dass Anne und Gerard noch gar kein klares Ziel vor Augen haben, was den Fortgang der Erzählung betrifft.

Hierzu passt, dass der rasante Szenenwechsel ins mittelalterliche Mailand erst einmal keinem logischen Gedankengang unterliegt. Die Suche nach Georg von Aichelin ist zwar das Motiv, weiter in den Süden zu reisen, doch die Art und Weise, wie und in welchem Maße Marie und ihre Gefährten Einfluss nehmen können, mutet doch sehr merkwürdig an. Es bleibt zum Beispiel ungeklärt, wie die einst der Hexerei bezichtigte Protagonisten plötzlich eine wichtige Mission im Auftrag des Papstes begleiten darf. Ebenfalls zweifelhaft ist ihre Teilnahme am Ball des Grafen Orsini, der mit verschiedenen Gaunern paktiert, um sich gegen Frankreich zu verbünden. Insbesondere in diesen Szenen kann man kaum nachvollziehen, warum der Hauptakteurin ihr ‚Glück‘ so leicht in die Hände fällt bzw. warum sie geradezu spielerisch an den Anlässen der Obrigkeiten teilnehmen darf, ohne dass ihr sozialer Rang oder ihr allgemeines Image dies rechtfertigen könnten – und unter dem Aspekt der Logik verlaufen sich dementsprechend auch wieder alle Spuren.

Andererseits ist die Geschichte diesmal sehr ansprechend umgesetzt, bekommt ein angenehm flottes Tempo und erfreut sich auch einer ordentlichen Dynamik im Hinblick auf die zahlreichen Wendungen. Dennoch ist „Rache“ von vielen zu raschen Zeit- und Ortswechseln gekennzeichnet, die den rein erzählerischen Anteil herunterfahren und die Sache auf ungünstige Weise beschleunigen. Ange haben sich relativ wenig Zeit genommen, etwas mehr ins Detail zu gehen und die wichtigen Handlungspunkte auch adäquat miteinander zu verknüpfen. Doch was drängt die beiden Franzosen?
Immerhin bekennen sie ein bisschen mehr Farbe bei der Darstellung der Charaktere; die gegensätzlichen Ziele der beiden Schwestern kommen sehr gut zum Vorschein, die Eifersüchteleien eines William machen seine Stellung im gesamten Komplex transparenter, aber auch Jean von Clermont, der bis dato noch schwer einzuschätzen war, indes seine Position, wenngleich sie hinsichtlich der moralischen Vorwände, unter denen er arbeitet, auch nicht immer glaubwürdig weiterentwickelt wird. Aber zumindest hier macht man endlich mal einen durchsichtigen Anfang und nimmt der Story einen Teil ihrer leider immer noch omnipräsenten Hektik. Und Letztgenannte ist es schließlich auch, die jeden Anflug von Euphorie schnellstens wieder ausbremst, weil man zu keinem Zeitpunkt des Geschehens genau einschätzen kann, welche verworrenen Breaks Ange wieder einfügen werden.

Letzten Endes ist auch „Rache“ nicht vom Format der Ange-Großtaten, was vorrangig daran festzumachen ist, dass die beiden Autoren keine klare Linie fahren und die Atmosphäre des Comics nach wie vor von einigen logischen Patzern beeinträchtigt wird. Darüber hinaus ist die teils sehr brutale Präsentation ein weiterer Kritikpunkt, der bei der Gesamtbewertung nicht außer Acht gelassen wird. Die Szene, in der William einen Jugendlichen erdrosselt, ist jedenfalls hart an der Grenze. Von daher kann man kaum einschätzen, ob „Maries Drachen“ noch in die richtige Bahn gelenkt werden kann. Die ersten beiden Kapitel, auch wenn eine qualitative Steigerung zu verzeichnen ist, sind jedenfalls noch nicht das Gelbe vom Ei!

|Graphic Novel: 56 Seiten
ISBN-13: 978-3868691573|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu

Ange (Autoren) / Démarez, Thierry (Zeichner) – Maries Drachen 1: Armance

_|Maries Drachen|:_

Band 1: [„Armance“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7650
Band 2: [„Rache“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7649
Band 3: „Armaury“

_Story:_

Im zarten Alter von zwölf Jahren wird die junge Marie auf ihre bis dato wichtigste Prüfung vorbereitet; einem traditionellen Ritual zufolge soll sie auf die Jagd gehen und das Herz eines Tieres ins Dorf bringen, so wie es bereits ihre beiden älteren Schwestern vor ihr getan haben. Auf dem Weg in den Wald erhält sie von ihrem Onkel Pate ein übergroßes Schwert, mit dessen Hilfe sie tatsächlich ein Tier erlegt. Doch bei ihrer Rückkehr in ihr Dorf wird sie von einem grauenvollen Bild erschüttert: Die Häuser stehen in Flammen, allerorts liegen Leichen, und selbst eine ihrer Schwestern sowie ihre Eltern wurden grausam getötet.

15 Jahre später arbeitet Marie mit ihrem Kumpan William als Söldnerin und verdient sich mit allerhand schmierigen Kämpfen ihr Tagegeld. Gleichzeitig wird sie von Visionen genährt, von eigenartigen Wesen, die sie als Drachen wahrnimmt, und gegen deren Aura sie ebenfalls ankämpft. Als sie eines Tages die Spur des Mannes aufnimmt, der für das Massaker in ihrer Heimat verantwortlich ist, sieht sie endgültig die Chance, Rache zu üben und das Schicksal ihrer Familie zu vergelten. Doch Marie handelt übereilig und wird der Hexerei angeklagt. Lediglich die Anhörung eines Ordensbruders steht ihrer Verurteilung noch im Wege. Als sie schließlich aus unerklärlichen Gründen befreit wird, nährt sie ihre Hoffnung, endgültig ihre Lebensaufgabe erfüllen zu können. Aber erneut ist Marie in eine Falle getappt und scheint nun genau demjenigen Mann ausgeliefert zu sein, der bereits ihre Angehörigen auf dem Gewissen hat …

_Persönlicher Eindruck:_

Das Autorenpaar Anne und Gerard, kurz Ange, hat in den vergangenen Jahren bereits reichlich interessante Beiträge zum phantastischen Segment des französischen Comics beigetragen, man denke nur einmal an „Das verlorene Paradies“ oder „Die Legende der Drachenritter“. Bemerkenswert bei diesen Serien war stets, dass die Story keinem konventionellen Strickmuster folgte und man eigentlich nie wissen konnte, was den Leser in einer Fortsetzung eines jeden Albums erwarten würde. In diesem Sinne scheint „Maries Drachen“ deutlich von der Norm abzuweichen, weil der Plot sehr stringent aufgebaut ist, gerade zu Beginn arg durchschaubar ist, aber auch im Hinblick auf den inhaltlichen Background weit weniger kreativ scheint, als die teils recht philosophisch bestückten, eingangs erwähnten Werke.

Hinzu kommt im Eingangskapitel „Armance“, dass die Charaktere bis auf Weiteres sehr farblos und beliebig gewählt sind, und man irgendwie noch gar keinen richtigen Zugang zu den Protagonisten bekommt. Hauptdarstellerin Marie beispielsweise fällt als typische Identifikationsfigur sehr stark aus den bewährten Rastern heraus, da sie weder edelmütig und tapfer präsentiert wird wie die meisten ihrer Genre-Kolleginnen, noch nach einem bedachten Strickmuster agiert, welches für den Leser auch nachvollziehbar bleibt. Zwar ist ihr jahrelanger Hass auf die Rädelsführer des Attentats verständlich und dementsprechend auch spielerisch transparent gemacht, doch ihr überstürztes Vorgehen sowie die einzelnen Schritte ihres Handelns, erscheinen auf den ersten Blick ein wenig merkwürdig und undurchdacht. Warum zum Beispiel gibt sie sich nach ihren Kämpfen beliebigen Gespielen hin, wo sie doch eigentlich klüger und begehrter ist? Oder warum wütet sie in einer Nacht- und Nebelaktion durch die Stadt des Herzogs und instrumentalisiert ihre Verzweiflung bei der Suche nach ihrer Schwester, von der sie weder weiß, ob sie noch lebt, noch wo sie sich befinden könnte? Marie hat als tragende Akteurin der Geschichte eine große Last auf ihren Schultern, der sie in ihrer Rolle in „Armance“ aber noch nicht wirklich gewachsen ist. Und das lässt sich in weiten Teilen der Handlung leider auch nicht überspielen.

Davon abgesehen gestalten sich diverse Einzelheiten und Fakten der Story noch sehr verworren. Maries Visionen werden nicht näher beleuchtet oder erklärt, jedoch soll man schon den Zusammenhang verstehen, in dem sie auftreten bzw. welchen Stellenwert sie haben. Die Diskrepanz zwischen eigentlich elementaren Dingen und ihrer reellen Umsetzung ist gerade in diesem Punkt sehr groß und macht die Geschichte sehr unbeständig und wackelig. Einerseits wird um verschiedene Dinge viel Lärm gemacht, andererseits verkommen sie dann aber auch wieder zur Nebensache.

Und derlei Dinge erlebt man im Auftakt von „Maries Drachen“ leider relativ häufig, schlussendlich wirklich zu häufig. Die Verstrickungen der einzelnen Charaktere sind überdies noch sehr unglaubwürdig aufgearbeitet, die Rolle einiger Mitwirkender scheint beliebig, und da all dies auch noch in einem leider recht austauschbaren, spätmittelalterlichen Setting stattfindet, dem in Sachen Innovatiion auch der Lack abblättert, hält sich die Begeisterung trotz einzelner gelungener Akzente innerhalb der Erzählung noch spürbar in Grenzen.

Zweifellos steckt einiges an Potenzial in diesem neuen Ange-Titel, jedoch muss viel mehr Ruhe und Beständigkeit in die Sache kommen und außerdem daran gearbeitet werden, die inhaltlichen Andeutungen auch insofern verständlich zu machen, dass die Story einen Sinn ergibt. Erst dann scheint der Weg für einen weiteren interessanten Fantasy-Comic geebnet, und erst dann stehen die Pforten für mehr konzeptionelle Tiefe so weit offen, dass man sich gerne in die neue Welt, die Anne und Gerard hier geschaffen haben, fallen lässt. Bis dato muss man allerdings festhalten, dass „Maries Drachen“ noch nicht so recht überzeugt und die beiden Autoren, im Gegensatz zu ihrem zeichnenden Partner Thierry Démarez, noch weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben!

|Graphic Novel: 55 Seiten
ISBN-13:978-3868691566|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu

Licia Troisi – Der Fluch der Assassinen (Die Schattenkämpferin 3)

Die Schattenkämpferin-Trilogie:

Band 1: „Das Erbe der Drachen“
Band 2: „Das Siegel des Todes“
Band 3: „Der Fluch der Assassinen“

Story:

Nach der teils triumphalen Rückkehr der einzelnen Gefährten beschließt der Rat des Wassers, die Gilde der Assassinen endgültig zu vernichten und die Schreckensherrschaft Dohors‘ parallel hierzu zu einem friedlichen Ende zu führen. Auch Dubhe fühlt sich inzwischen ihrer Aufgabe verpflichtet und reist mit der ungleichen Magierin Thena nach Makrat, um die Herkunft ihres Siegels zu ergründen und es durch den Tod des kriegstreibenden Königs endgültig zu verbannen. Als Mägde verkleidet fallen die beiden jedoch schnell in die Hand von Sklavenhändlern und werden auf dem Markt als neue Hilfskräfte feilgeboten. Ausgerechnet Learco, Dohors Sohn, verpflichtet Thena und Dubhe für seine Dienste, nicht wissend, wen er künftig mit sich führt. Während ihrer treuen Dienste am Hofe von Dohor erforschen Dubhe und Thena die Bibliothek des Königs und werden für ihre Hartnäckigkeit belohnt. Gleichzeitig nähern sich auch Learco und Dubhe immer weiter an – eine Begebenheit, die in der Schattenkämpferin Gefühle weckt, die ihr bislang in dieser Intensität immer fremd waren. Dubhe offenbart sich schließlich dem ungeliebten Königssohn und überredet ihn zur Verschwörung gegen den finsteren Herrscher. Doch bevor ihr Attentat umgesetzt werden kann, wird der Hochverrat bekannt.

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Victor Gunn – Spuren im Schnee

Gunn Spuren im Schnee kleinDer tödliche Autounfall eines reichen Landedelmanns entpuppt sich als schlau eingefädelter Mord. Zwei Beamte von Scotland Yard nehmen die Ermittlungen auf, die sie nicht nur auf die Spur eines genialen Schwindels, sondern auch in mindestens eine Todesfalle führt … – Ein früher Krimi der Cromwell/Lister-Serie; routiniert aber noch nicht so glatt wie spätere Folgen, trickreich geplottet und altmodisch spannend: Macht Spaß!
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Corbeyran, Èric (Autor) / Grun (Zeichner) – Metronom 2: Die Station im Orbit

_|Metronom|:_

Band 1: [„Null Toleranz“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7637
Band 2: [„Die Station im Orbit“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7646
Band 3: – nur angekündigt –

_Story:_

Nach dem Verschwinden ihres kurzzeitigen Verbündeten Florreal Linman widmet sich Lynn Forrester wieder weitestgehend ihrem Alltag. Lynn ist Teil einer Theatergruppe, die ein sozialkritisches Stück einprobt, möchte sich jedoch nicht zu weit in den Zirkel ihrer Mitwirkenden integrieren, da sie derzeit bereits genügend Schwierigkeiten hat. Nach der jüngsten Probe wird sie von ihrem Schwager Ralph abgefangen, der die Proben beobachtet hat und ihr gewaltsam mitteilt, dass sie in seiner Familie nie mehr willkommen ist.

Derweil erlebt Linman während seiner Inhaftierung eine überraschende Wende; da in der Zwischenzeit 200 weitere Exemplare des „Metronom“ an alle erdenklichen Regierungsmitglieder verteilt wurden, wird er mangels weiterer Beweise freigelassen. Alsbald sucht er wieder den Kontakt zu Lynn und verspricht diesmal, sie nicht mehr im Stich zu lassen. Ein einflussreicher Freund beauftragt Linman, mehr über das Virus in Erfahrung zu bringen, von dem auch Doug Forrester befallen scheint. Diese Gelegenheit nutzt der ehemalige Reporter, um sich in die Orbitalstation einzuschleusen, auf der Doug in Quarantäne gelagert wird – und mit an seiner Seite: die wagemutige Lynn, die endgültig bereit ist, sich einem Widerstand anzuschließen und die Wahrheit über ihren Mann in Erfahrung zu bringen. Doch ihre Mission verläuft nicht tadellos. Und schon bald sind die beiden gezwungen, zum Äußersten zu greifen …

_Persönlicher Eindruck:_

Im zweiten Band des Èric Corbeyran geschaffenen Dreiteilers „Metronom“ nimmt die Geschichte ordentlich Tempo auf, kommt vor allem im Action-Bereich langsam aber sicher in Fahrt, wahrt jedoch auch ihren bewusst sterilen Charakter, um die klirrend kühle Atmosphäre aufrechtzuerhalten. Insofern gelingt es quasi spielerisch, den Faden wiederzufinden und auf inhaltlicher Basis zu folgen, was natürlich auch dadurch begünstigt wird, dass sich der Autor in keinen allzu verworrenen Komplex verstrickt hat, sondern schön stringent, manchmal leider auch zu linear und einspurig das fortführt, was er in „Null Toleranz“ geschaffen hat.

Allerdings bekommt „Metronom“ im mittleren Kapitel etwas mehr Tiefe, da sich die einzelnen Geheimnisse zu lichten beginnen und man die Kontrollaspekte des totalitären Regimes noch besser einschätzen kann. Es wird kräftig manipuliert, beobachtet, kontrolliert und schließlich in einem Maße überwacht, welches jedem Freidenker schon fast das entsprechende Urteil aufdiktiert – und dieses endet mit einem Aufenthalt samt Gehirnwäsche in einer der Gefängnisstationen des Staates.

In einer solchen landet auch Florreal Linman, wird aber nach dem ausbleibenden Schuldbekenntnis überraschenderweise wieder auf freien Fuß gelassen. Seltsamerweise wird er sofort erwartet und beauftragt, mehr über das eigenartige Virus in Erfahrung zu bringen, welches auf der Station im Orbit in Quarantäne gelagert wird. Komisch ist das Ganze gerade deswegen, weil Linman kurz davor noch des Hochverrats bezichtigt wurde, nun aber nicht einmal weiter unter Beobachtung bleibt und schließlich einen gänzlich neuen Coup gegen den Staat starten kann, ohne sich Sorgen um seine Bewährungsauflagen machen zu müssen. In dieser Hinsicht agiert Corbeyran – unglücklicherweise unter vielen anderen Beispielen – ziemlich inkonsequent und streift der Story auch irgendwo einen Teil ihrer Glaubwürdigkeit ab. Doch auch sonst scheint die von ihm entworfene Maschinerie zu lückenhaft, als dass „Metronom“ authentisch erscheinen könnte. Die unvorsichtige Entlassung ist eine Passage, die eigenartig anmutet; die Tatsache, dass sich Lynn problemlos in die Mission einschleusen kann, gibt weitere Zweifel auf. Und da der Autor auch nicht wirklich versucht, die Bedeutung des titelgebenden Metronoms etwas weiter zu vertiefen und der Aussendung der Bücher, die hier noch intensiviert wird, logisch erscheinen zu lassen, kann die Geschichte ihren erhöhten künstlichen Anteil nie so recht entfernen.

Löblich bleibt lediglich, dass die Action vehementer in den Strang einzieht und „Metronom“ viel mehr Fahrt aufnimmt als im diesbezüglich eher ernüchternden ersten Band. Und auch die bessere Identifikation mit den Hauptfiguren, die in „Die Station im Orbit“ ohne weitere stilistische Hilfsmittel gelingt, bringt den Leser näher an die Erzählung heran und bricht diese distanzierte Hülle, die zuletzt noch über dem Ganzen schwebte. Und dennoch ist „Metronom“ in letzter Instanz nicht überzeugend, weil die wenigen eigenständigen Passagen zu gekünstelt eingeflochten werden, weil die meisten Ideen jeglicher Kreativität entbehren, und weil Corbeyran es nach wie vor nicht geschafft hat, den schmalen Grat zwischen klassischer Science-Fiction und unabhängiger Story souverän zu meistern.

|Graphic Novel: 56 Seiten
ISBN-13: 978-3868692396|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu

Leo Perutz – Der schwedische Reiter. Historischer Roman

Ein Doppelleben auf Zeit

Die Welt ist aus den Fugen: Der Krieg zwischen August dem Starken und Karl XII. von Schweden hat Schlesien um 1700 im Würgegriff. Regimenter durchziehen das Land und üben erbarmungslose Lynchjustiz. Die Bauern, aber auch Banden von Räubern und Vagabunden kämpfen ums nackte Überleben. Ein christlicher Bischof bietet den Verfolgten letzte Zuflucht: In seinen Steinbrüchen und Schmelzöfen „stöhnen an Karren geschmiedet die Lebendig-Toten, die sich vor dem Galgen in die Hölle geflüchtet haben“.

An der deutsch-polnischen Grenze um das Jahr 1700 prellt ein Dieb einen adeligen schwedischen Offizier, der desertiert ist, um Namen und Existenz. Zwar gelingt es ihm, dessen Verlobte Maria Agneta zu erringen, doch zuletzt greift das Schicksal ein, entwirrt die verschlungenen Fäden und zwingt ihn zur Sühne für seine Doppelexistenz. (abgewandelte Verlagsinfo)
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Reng, Ronald – Robert Enke – Ein allzu kurzes Leben

_Es ist zwei Jahre her,_ seit dem Tod des Hannoveraners und Nationaltorhüters Robert Enke. Doch das Thema Depression wird seit seinem Selbstmord sensibler und offener diskutiert.

In unserer Leistungsgesellschaft, die durch das Streben nach mehr Erfolg und öffentlicher Selbstdarstellung dominiert wird, sind persönliche Schwächen oder gar psychische Krankheiten ein Tabuthema. Schwäche ist gleichbedeutend mit der Aura des inakzeptablen Versagens. Auch im Leistungssport sind psychische Krankheiten – Depressionen, Angstzustände, Burn-out anzutreffen. Auch Profisportler sind nur Menschen, ihr Geld, ihr Vermögen, schützt sie nicht vor dem Druck zu versagen. In der Dunkelheit werden auch ihre inneren Schreie heller und die Einsamkeit ist trotz Erfolg, Geld, Ruhm eventuell immer einen Schritt voraus.

Der vorliegende Roman zeigt nicht nur Einblicke in das Profifußballgeschäft, sondern auch das Leben mit einer Depression. Doch nicht nur Robert Enke ist bzw. war ein Opfer seiner Depression, auch seine Frau Theresa litt, kämpfte und sorgte sich um ihn. Ihre Kraft muss enorm gewesen sein und ihr Arrangement nach dem Selbsttod ihres Mannes selbstlos und bewundernswert.

_Die Angst vor dem persönlichen Versagen_

Das Buch beginnt mit der chronologischen Laufbahn eines talentierten jungen Mannes, der den Schritt wagt und ins Profigeschäft einschlägt. Anfangs ein Kind voller Lebensmut und Optimismus, bei jedem beliebt und nichts konnte ihn aus der Ruhe bringen. Ein starker Charakter, so scheint es, doch die Vorboten der Schatten hatten ihn schon in Griff. Als 16-Jähriger im Fußballmagazin „Kicker“ als Jugendfußballer vorgestellt. Nur ein Jahr später der Profivertrag bei Carl Zeiss Jena. Immer schon wollte er der perfekte und fehlerlose Torwart sein, ein Vorbild, ein Idol – diesen Anspruch an sich selbst konnte er nicht erfüllen. Immer höher hinaus, immer schneller an Reaktionen und Reflexen, niemals dem Gegner oder sich nur einen Hauch von Angst zeigen oder spüren lassen. Zwar entwickelte Enke zu diesem Zeitpunkt einen inneren Schutzmechanismus, doch frei von Ängsten und Sorgen wurde er nie.

_Die Angst einfangen oder weglaufen?_

Schwierigen Situationen geht man gerne aus dem Weg oder man stellt sich ihnen. Es gibt kaum eine andere Alternative. Als Robert Enke bei Benifica Lissabon unterschreibt, wollte er wenige Stunden später alles hinwerfen. Seine persönlichen Stärken und Erfolge übersah er, als wären sie niemals dagewesen. Die Ängste beherrschten ihn völlig und letztlich gewannen sie immer wieder mehr Schlachten um die Seele des jungen Mannes.
2003 kommt die erste Depression durch. Theresa und Robert Enke hatten eine glückliche Zeit in Lissabon. Ein Transfer nach Barcelona beendete diesen Zustand schnell. Sein Selbstbewusstsein schwand von Tag zu Tag, oftmals hatte er Schwierigkeiten, sich auf einen geregelten Tagesablauf einzustellen. Seine Trainingseinheiten beim Königsclub Barcelona waren desaströs. Vor Angst gelähmt, wurde er schnell den Ansprüchen seines Trainers und des Vereins nicht gerecht.

Er suchte sich professionelle Hilfe, nicht zuletzt haben ihm seine Frau und sein bester Freund dazu geraten. Entgegen seiner innerlichen Überzeugung wechselte er nach Istanbul und nach zwei Spielen löste er seien Vertrag auf. Die ersten Selbstmordgedanken kamen an die Oberfläche und er erkannte, dass er eine Therapie machen muss, wollte er nicht alles verlieren – auch nicht seine liebende Frau Theresa, die zeitweise immer wieder am Ende ihrer Kräfte war.

Als seine Tochter Lara geboren wurde, verlagerten sich seine Prioritäten. Tragisch wurde es allerdings für die Enkes, als bei Lara ein Herzfehler diagnostiziert wurde. Trotzdem ist seine Tochter der Lebensmittelpunkt für ihn und selbst beim zweitklassigen Verein Teneriffa findet er den notwendigen Halt.

Der Wechsel nach Hannover, zurück nach Deutschland, ist für die junge Familie der notwendige Schritt und Rückhalt für sie durch Familie und Freunde.

Bei Hannover 96 wird er zum Medienliebling und zum Starspieler. Durch seine brillanten Leistungen wird er in die Nationalmannschaft gerufen. Der Druck, der damit auf ihm lastet, lässt seine Ängste wieder aufleben. Die Angst davor, dass seine Krankheit entdeckt wird, verschlimmert die Situation. Den Tod seiner Tochter Lara verkraftet er letztlich vielleicht nur durch die Hilfe seiner Frau. Auch die Überlegung, sich stationär behandeln zu lassen, lässt er fallen, denn das wäre dann auch das eventuelle Ende seiner Karriere. Nur durch Einnahme von Antidepressiva funktioniert er bei Einsätzen in der Bundesliga. Innerlich zieht er sich immer mehr und mehr zurück – und tötet sich wenig später.

_Kritik_

In dem Buch „Ein allzu kurzes Leben“ geht es nicht darum, von dem Fußballer und Torhüter Enke zu berichten. Sein Freund Ronald Reng erzählt die Geschichte eines Mannes, der an dem beständigen Druck zugrunde gegangen ist. Dem Leser fällt es schwer zu begreifen, warum Ronald Reng und Robert Enkes Frau Theresa es nicht schaffen konnten, Robert zu helfen. Doch durch die persönliche Nähe und Freundschaft fehlte eventuell auch die Distanz, unkonventionelle Wege zu gehen.

Ronald Reng verschönert oder idealisiert nichts, sondern setzt sich kritisch mit dieser Krankheit Depression auseinander. Durch die persönlichen Einblicke in Robert Enkes Tagebücher und Notizen und vielen, intensiven Gesprächen mit seiner Familie und Freunden, zeigt sich Robert Enke von seiner menschlichen, verletzten Perspektive.

Doch immer wieder sieht man auch, wie verantwortungsvoll und stark Robbi Enke auch war. Wie hilfsbereit er zu Kollegen und Nachbarn gewesen ist. Er beteiligte sich nicht an Intrigen oder Machtspielen innerhalb des Vereins, er wollte immer nur über Leistung überzeugen.

_Fazit_

Ein allzu kurzes Leben von Ronald Reng und Robert Enke ist ein Testament, ein berührendes Plädoyer für das Verstehen und Begreifen dieser Krankheit, die auch erfolgreiche Menschen zerstören kann und in unserer Gesellschaft noch viel zu sehr tabuisiert ist. Es ehrt den Menschen Robert Enke, aber es ist auch ein Vermächtnis, eine Mahnung zu kämpfen. Nicht nur der Patient, auch die Angehörigen sind von dieser Krankheit betroffen.

Ein allzu kurzes Leben ist nicht nur Fußballern zu empfehlen, sondern insgesamt ein sensibles Buch, das aufklärt und zu verstehen hilft. Großartig!

_Autor_

Ronald Reng, geboren 1970 in Frankfurt, lebt als Sportreporter und Schriftsteller in Barcelona. Sein Bestseller »Der Traumhüter«, das glänzende Porträt eines unbekannten Torwarts, erreichte über die Fußballgemeinde hinaus eine große literarische Leserschaft. Für Reportagen über Robert Enke wurde er mehrmals mit dem Großen Preis der Deutschen Sportjournalisten ausgezeichnet. Zuletzt erschien sein Roman »The Funny German«

|Taschenbuch: 432 Seiten
Verlag: Piper Taschenbuch (November 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3492273169|
[www.piper-verlag.de]http://www.piper-verlag.de/piper/index.php

Child, Lee – Outlaw

_Die |Jack Reacher|-Romane:_

Band 1. „Größenwahn“
Band 2. [„Ausgeliefert]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=905
Band 3. [„Sein wahres Gesicht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2984
Band 4. [„Zeit der Rache“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=906
Band 5. [„In letzter Sekunde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=830
Band 6. „Tödliche Absicht“
Band 7. [„Der Janusmann“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3496
Band 8. [„Die Abschussliste“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4692
Band 9. [„Sniper“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5420
Band 10. [„Way Out“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5893
Band 11. [„Trouble“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6756
Band 12. _“Outlaw“_

_Klappentext_

Zwei gottverlassene Dörfer in Colorado. Hope und Despair. Hoffnung und Verzweiflung. Dazwischen nichts weiter als meilenweit Niemandsland. Jack Reacher, per Anhalter unterwegs, strandet ausgerechnet in Despair. Er will nur einen Kaffee trinken und dann weiterziehen, doch vier düstere Gesellen wollen ihn wegen Landstreicherei von der Gemarkung verweisen. Reacher geht die Freiheit zwar über alles, aber einen Platzverweis lässt er sich nicht bieten. Und sein untrüglicher Instinkt sagt ihm, wenn jemand etwas zu verbergen hat …
(Verlagsinfo)

_Kritik_

Jack Reacher ist und bleibt ein Einzelgänger und ein wirklich eigensinniger und sehr selbstbewusster Charakterkopf. Wer die Figur des Jack Reachers schon kennt, der ohne Gepäck und quasi Besitz durch die USA reist, wird hier nicht weiter überrascht sein, wie sich die Eskalationsspirale entwickeln wird.

Im Zuge der Handlung lernen wir den Besitzer einer wohl hochmodernen Metall-Recycling Firma kennen, der die Stadt regiert, da die meisten Bewohner von Despair bei ihm angestellt sind. Und in Despair geschieht nichts, ohne dass Jerry Thurman, der ebenso ein Prediger wie auch Geschäftsmann ist, davon Kenntnis hat. Dass Reacher die logische Schlussfolgerung zieht, dass hinter den Firmentoren Eigenartiges geschieht, bestätigt sich indirekt wenig später, als er einen militärischen Stützpunkt in der Nähe dieser beiden Ortschaften findet – und hier sind Elitesoldaten eingesetzt!

Lee Child ist Amerikaner und damit ein wahrer Patriot seines Landes. Dass er als Autor aktuelle Themen und Probleme seines Landes und deren Gesellschaft in seine Handlung einbaut, ist nicht überraschend. Doch vermeidet er ganz klar eine offene Stellung zu den Themen. Stattdessen führt er dem Leser vor Augen, was Vorurteile kombiniert mit Macht und auch religiösen Vorstellungen mit einer abhängigen Gesellschaft anrichten können.

Dass sich Reacher, dem seine persönliche Freiheit über alles geht und sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, damit die Konfrontation eröffnet, ist naheliegend. Ihn treibt nicht die Suche nach Gewalt und Tod an, sondern sein Verständnis für Gerechtigkeit, Gleichheit, Recht und Freiheit. Damit ist er in vielen Augen sicherlich der „einsame“ Cowboy, der edel und selbstlos durch die Prärie reitet. So einfach allerdings verhält es sich nicht. Reacher ist hart, erbarmungslos und geht keine Kompromisse ein. Zugleich aber immer warnend und fair, natürlich bis zu einem gewissen Punkt. Ist dieser „Point of no Return“ allerdings überschritten, gibt es für ihn keine emotionale Grenze mehr und er tötet ohne Gewissen oder spätere Reue.

„Outlaw“ ist hier auch keine Ausnahme. Etwas andere Wege dagegen geht der Autor, wenn er Reacher in absurde Szenen einsetzt, die manchmal etwas überzogen komisch wirken sollen. Schaltet man das Kopfkino ein, so kann man sich ein feines Lächeln nicht verkneifen. Selten gab es in den anderen Romanen aus dieser Reihe solch abgefahrene Situationen.

Die Spannung in diesem Roman bleibt anhaltend konstant, nicht weiter dramatisch oder gar überraschend, sondern pendelt sich auf einem Niveau ein, das Unterhaltung garantiert.

_Fazit_

„Outlaw“ von Lee Child ist nicht der stärkste Roman aus der „Jack Reacher“-Reihe, aber vielleicht einer der originellsten, wenn man überzeichneten Humor und Logik einfach ignoriert.

Als Verfilmung ist dieser Stoff im Verhältnis zu den anderen Abenteuern des Jack Reachers eher unspektakulär. Aber das muss er auch nicht, hier gibt es ganz andere Möglichkeiten.

Für alle Fans dieser Reihe bietet sich kein ungewohntes Bild, ein Titel, den man auch außerhalb der Reihe lesen kann, allerdings auch einer den man nicht unbedingt lesen muss.

_Autor_

Lee Child wurde in den englischen Midlands geboren, studierte Jura und arbeitete dann zwanzig Jahre lang beim Fernsehen, wo er u. a. so hochklassige Thrillerserien wie »Prime Suspect« (»Heißer Verdacht«) oder »Cracker« (»Für alle Fälle Fitz«) betreute. 1995 kehrte er der Fernsehwelt und England den Rücken, zog in die USA und landete bereits mit seinem ersten „Jack Reacher“-Thriller einen internationalen Bestseller. Seither fesselt er seine Fans mit immer neuen atemberaubenden „Reacher“-Romanen. Er wurde mit mehreren hoch dotierten Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem »Anthony Award«, dem renommiertesten Preis für Spannungsliteratur.

|Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Originaltitel: Nothing to Lose (Jack Reacher 12)
Verlag: Blanvalet Verlag (21. November 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3764504205|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet

James, Peter – Du sollst nicht sterben

_Inhalt_

Im Jahr 1997 wurden fünf Frauen vom sogenannten „Schuh-Dieb“ vergewaltigt. Der Täter suchte sich immer Frauen, die sich kurz vorher neue und sehr teure Schuhe gekauft hatten. Die Schuhe nahm er nachher mit. Damals kam der „Schuh-Dieb“ davon, denn Detective Superintendent Roy Grace gelang es nicht, ihn zu fassen. Zwölf Jahre später gibt es erneut eine Vergewaltigung einer jungen Frau, die dem Muster vom „Schuh-Dieb“ verdammt ähnelt. Detective Grace beginnt, erneut zu ermitteln. Kurze Zeit später gibt es noch weitere Opfer und eine Frau verschwindet spurlos. Kann Detective Grace den Täter diesmal stellen?

_Kritik_

„Du sollst nicht sterben“ von Peter James ist der 6. Fall in dem Detective Superintendent Roy Grace ermittelt. Das Buch ist von Anfang bis Ende durchweg fesselnd. Es fängt bereits mit einer packenden Szene an. Die Kapitel sind genau passend lang, um auch mal eine Pause einzulegen. Die Story ist einfach zu lesen und verläuft gradlinig.

Die Geschichte spielt generell im Jetzt. Einige Kapitel handeln allerdings von den Vorfällen und Ermittlungen aus den Jahren 1997/1998, die eine wesentliche Rolle spielen. Am Anfang eines jeden Kapitels wird mitgeteilt, ob das Kapitel im Jetzt oder in der Vergangenheit spielt, so dass man nicht durcheinanderkommt. Zu Anfang ist es allerdings nicht ganz so leicht, die Schilderungen von heute und damals auseinanderzuhalten. Aber nach ein paar Seiten legt sich das und man wird voll von der Story eingenommen.

Die Charaktere des Protagonisten Detective Superintendent Roy Grace ist recht liebenswert konzipiert. Er liebt seine Frau, aber auch seinen Job. Es ist schwer für ihn, beides unter einen Hut zu bekommen, da die Arbeit ihn natürlich sehr vereinnahmt. Aber meistens schafft er es doch, seine Frau mit seinem Charme zu besänftigen, wenn er wieder mal Überstunden machen muss.

Die Handlungen werden aus den Perspektiven von verschiedenen Personen beschrieben. Einmal aus der Sicht des Detectives, dann aus der Sicht der Opfer und auch aus der Sicht des Täters. Trotzdem auch die Sicht des Täters dargestellt wird, ist die Story unheimlich spannungsreich und man weiß nicht, was als Nächstes passiert oder wie und wann die Ermittlungen zu wichtigen Ergebnissen führen. Der Autor versteht es, einen im Dunkeln zu lassen, obwohl er jede Menge Details verrät. Es passiert immer wieder etwas Unerwartetes, was den Leser auf eine andere Fährte führt. Man ahnt dieses oder jenes und zum Schluss ist man doch überrascht, welches Ende es nimmt.

_Autor_

Peter James war lange Jahre in den USA als Drehbuchautor und Filmproduzent tätig. Seit seiner Rückkehr nach England widmet er sich vorrangig dem Schreiben. Seine Thriller-Serie mit Detective Superintendent Roy Grace ist mittlerweile in 33 Sprachen übersetzt. Der Autor lebt im Londoner Stadtteil Notting Hill und in seinem Landhaus in Sussex. (Verlagsinfo)

_Fazit_

„Du sollst nicht sterben“ von Peter James ist wieder einmal ein wirklich gelungener Thriller, der den Leser bis zum Schluss fasziniert. Die letzten hundert Seiten habe ich in einem Rutsch gelesen, da es wirklich super spannend war und ich wissen wollte, wie es nun ausgeht. Der Klapptext verspricht also nicht zu viel. Das Buch ist jedem Thriller-Fan nur zu empfehlen und auch ich werde noch weitere Fälle von Detective Roy Grace gerne lesen.

|Gebunden: 400 Seiten
Originaltitel: Dead Like You
Übersetzt aus dem Englischen von Susanne Goga-Klinkenberg
ISBN-13: 978-3502101987|
[www.fischerverlage.de]http://www.fischerverlage.de

_Peter James bei Buchwurm.info:_
[„Mein bis in den Tod“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2493
[„Stirb schön“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3154
[„Stirb ewig“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3268
[„Nicht tot genug“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5969
[„So gut wie tot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6003
[„Und morgen bist du tot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6601