Tufts, Gayle – Weihnacht at Tiffany\’s

Gayle Tufts schafft es immer wieder, mit ihrem sympathischen Denglisch-Kauderwelsch die kulturellen Unterschiede zwischen ihrer Ex-Heimat Amerika und ihrer Neu-Heimat Deutschland herauszukehren. Dabei kriegen stets beide Seiten ihr Fett weg, Deutsche mit all ihren kulturellen Absonderlichkeiten genauso wie die den Deutschen in nichts nachstehenden Amerikaner. Auch beim Thema Weihnachten scheiden sich zwischen Amerika und Deutschland die Geister: Lebkuchen und Christkindlmarkt diesseits des Atlantiks, Lamettawahn und Kitschalarm auf der anderen Seite.

In „Weihnacht at Tiffany’s“ schildert Gayle Tufts nun also ihre Erfahrungen mit dem Weihnachtsfest beiderseits des Atlantiks, und wer Gayle Tufts kennt, der weiß, dass das keine trockene Angelegenheit ist, sondern reichlich Stoff zum Schmunzeln birgt. Dabei ist Gayle Tufts ein bekennender Weihnachts-Fan, und so liegt der Humor auch mehr im Kleinen, als dass Tufts sich eines unsentimentalen Brachial-Humors bedienen müsste, der in einem einzigen Rundumschlag alles an Weihnachten durch den Kakao zieht.

Dass Gayle Tufts das ganze Drumherum an Weihnachten sehr schätzt, lässt sie immer wieder deutlich werden. Sie ist mit den großen „Christmas Shows“ des amerikanischen Fernsehens groß geworden, und das hat ihre Weihnachtseinstellung sehr mitgeprägt, ohne dass sie dabei den Bezug zur Realität verloren hätte. Immer wieder streut sie Anekdoten ein, erzählt von ihren diversen Weihnachtserlebnissen in Deutschland und mit ihrer Familie in Amerika. Sie versteht es, die Komik der Situation herauszukehren, und das auf eine verschmitzte, schwarzhumorige Art, die sie sehr sympathisch wirken lässt.

Ein Teil des Buches schildert Gayles Tufts Erlebnisse während ihrer eigenen „Christmas Show“, die unter dem Titel „White Christmas“ vor einiger Zeit in Berlin lief. Sie berichtet von den Vorbereitungen, den Arbeiten vor und hinter der Bühne, und von den unterschiedlichen Dingen, die Weihnachten für die an der Show beteiligten Menschen bedeutet. Das ist für den Leser nicht zu jedem Zeitpunkt gleichermaßen interessant, vor allem, weil mir bei „Weihnacht at Tiffany’s“ die Gagdichte nicht ganz so hoch zu sein scheint, wie es noch bei [„Miss Amerika“ 2557 der Fall war.

Dennoch macht die Lektüre von „Weihnacht at Tiffany’s“ in der Summe wirklich Spaß. Dass nicht jede Seite vor Schenkelklopfern überquillt, sorgt immerhin auch dafür, dass Gayle Tufts mit ihrer Hommage an das Weihnachtsfest auch ein wenig weihnachtliche Stimmung hervorzaubert. Das Buch an einem verregneten Adventssonntag mit der Kuscheldecke auf dem Sofa zu lesen, trägt wirklich dazu bei, dem Leser ein bisschen weihnachtlich ums Herz werden zu lassen.

Zusätzlich serviert Gayle Tufts im Laufe des Buches immer wieder Auszüge aus dem „Holiday Songbook“: Weihnachtslieder, die in ihren Anekdoten eine Rolle spielen. Meistens ist einfach nur der englische Text abgedruckt, teilweise gibt’s eine Übersetzung von Gayle Tufts und in einigen wenigen Fällen hat sie die Texte in ihr ganz eigenes, so sympathisches Denglisch-Kauderwelsch umgedichtet.

Mit das Schönste an „Weihnacht at Tiffany’s“ aber sind „Gayles ultimative Christmas Top Ten“: die zehn besten Weihnachtssongs, die zehn besten Weihnachtsoutfits, zehn Dinge, die man Kindern auf keinen Fall schenken sollte, die zehn besten Weihnachtsfilme oder zehn Dinge, die man unbedingt an Weihnachten tun sollte – alles fundiert begründet und mit einen Augenzwinkern erzählt.

Mit dieser bunten Mischung aus Anekdoten, Songs und Gags schafft Gayle Tufts es in jedem Fall, dem Leser ein bisschen Weihnachtsstimmung zu bereiten – und das auf eine gleichermaßen charmante wie humorvolle Art. „Weihnacht at Tiffany’s“ ist schöne, locker-leichte Unterhaltungslektüre zur Weihnachtszeit.

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Godderidge, Ulrig / Floch, Adrien – Slhoka 3 – Die weiße Welt

Band 1: [„Die vergessene Insel“ 3795
Band 2: [„Die Gärten der Sangali“ 4090

_Story_

Im siebten Jahr des Krieges der Flammen befinden sich Slhoka und Svendai noch immer auf der Flucht vor den kompromisslosen Okranern. Lediglich dieses unberechenbare Duo scheint nämlich noch imstande, das von Coroner Kraal unter Gewalteinfluss geführte Volk davon abzuhalten, die Superwaffe endgültig zu errichten und das fehlende Element, das Xhodium, als Katalysator in das Zerstörungsprojekt einzubauen. Nun jedoch sind die beiden mit ihrem Flugzeug in der Nähe der Front abgestürzt und müssen sich sowohl vor den Herrschern und Armeen aus Zeide als auch vor den Okranern rechtfertigen. Gleich mehrfach entrinnen sie in letzter Sekunde der Gefangenschaft und ihrem sicheren Ende. Kraal zeigt sich indes erfinderisch und belebt Slhokas umgekommene Geliebte Leidjill, um sie unter Hypnose für seine Zwecke zu manipulieren. Trotz heftigen Widerstands gelingt es schließlich, das Xhodium an Ort und Stelle zu bringen und den Befehl für den Einsatz der Waffe zu geben – mit einem unerwarteten Ziel …

_Persönlicher Eindruck_

Man spürt im dritten Band des Vierteilers aus den Federn von Godderidge und Floch, dass die Geschichte langsam aber sicher zielgerichtet aufs Finale zusteuert. Das Tempo wird in „Die weiße Welt“ von Beginn an verschärft, aber auch die einzelnen Beziehungsgeflechte nehmen noch einmal an Brisanz zu und machen den Plot wesentlicher schwerer durchschaubar, als er es zunächst war. Vor allem die unterschiedlichsten Bündnisse avancieren mit zunehmender Dauer zu kaum durchdringbaren Mysterien. Auf Seiten der Okraner scheint man sich vorerst wie ein Fähnchen im Wind zu drehen, zeigt indes später die wahre Seite der tyrannischen Führung, während auch die Zeider sich mit aller Macht gegen alles und jeden stellen, Zweckverbindungen knüpfen und sie unverhofft und plötzlich wieder für den eigenen Profit brutal zerschlagen.

Ergo entwickelt sich die Story zu einem heftigen, rasanten Wechselspiel, in dem die sehr individuell strukturierten Charaktere oftmals das überraschende Zünglein an der Waage abgeben. Das Handeln der Protagonisten ist ebenso unvorhersehbar wie das ihrer Gegner, die Transparenz wird mitunter völlig verdeckt, was angesichts der zahlreichen spannungsfördernden Wendungen jedoch nachhaltig zu begrüßen ist. Lediglich der Grad der wachsenden Komplexität hätte etwas gediegener ansteigen können, da diese neue Undurchschaubarkeit der Storyline und in diesem Sinne die Verschärfung der verschachtelten Inhalte nach dem eher gradlinigen Beginn der Serie nunmehr nur noch schwierig zu verarbeiten sind.

Dennoch: Der Fortschritt der Geschichte im Geschwindigkeitsrauschist fabelhaft inszeniert, die Individualität von „Slhoka“ wird durch die enorme Vielschichtigkeit der Erzählung ein weiteres Mal eindrucksvoll forciert. Allerdings stellt genau dieser Umstand das Dream-Team Godderidge/Floch vor ein erhebliches Problem: Mit dem nächsten Band soll die Geschichte bereits enden, dabei sind noch eine ganze Reihe nur dezent ausgearbeiteter Stränge bis auf weiteres offen. Mit anderen Worten: Es wird für die beiden Männer hinter dem Comic-Projekt „Slhoka“ ungleich schwieriger sein, einerseits das erneut erhöhte Niveau zu halten und andererseits die Geschichte zufriedenstellend zu Ende zu bringen und dabei besagte Handlungsaspekte ausreichend abzuschließen. Angesichts des bislang besten, hier vorliegenden Bandes darf man aber selbst diesbezüglich guter Dinge sein. „Slhoka“ hat sich in kürzester Zeit zu einer der besten Publikationen aus dem |Splitter|-Verlag gemausert und erlebt nun den vorläufigen inhaltlichen Höhepunkt. So dicht, so farbenfroh, so schnell und so abwechslungsreich – dieser Comic hat es wirklich in sich!

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Kalkofe, Oliver / Welke, Oliver / Pastewka, Bastian / Baumann, Tobi – Wixxer, Der. Das Hörspiel zum Film

_Besetzung_

Even Longer / Erzähler: Oliver Kalkofe
Very Long: Bastian Pastewka
Earl of Cockwood: Thomas Fritsch
Dieter Dubinsky: Olli Dittrich
Butler Hatler: Christoph Maria Herbst
Miss Pennymarket: Tanja Wenzel
Doris Dubinsky: Anke Engelke
Sir John: Wolfgang Völz
Dr. Brinkman: Oliver Welke
Smeerlap: Lars Rudolph
Miss Drycunt: Eva Ebner / Ingeborg Lapsin
Rather Short: Thomas Heinze
Fritti: Daniel Steiner
Pommi: André Meyer

_Story_

London graut es vor der nächsten Attacke des gefürchteten neuen Serienkillers. Die Unterwelt erschaudert seit geraumer Zeit vor dem Wixxer, einem skrupellosen Unbekannten, dessen Spezialität der Mord an Schwerverbrechern und zweifelhaften Subjekten ist. Im aktuellen Fall begeht der Killer jedoch einen großen Fehler; er mordet vor den Augen eines ostdeutschen Ehepaars und kann sein Antlitz nicht länger vor der Öffentlichkeit verbergen. Die Eheleute Dubinsky zahlen jedoch einen hohen Preis für die Beobachtung des Attentats auf den Mönch mit der Peitsche; die Hausdame Doris wird verschleppt und lässt den völlig orientierungslosen Dieter hilflos zurück.

Als Scotland Yard die Ermittlungen ein weiteres Mal startet, entsendet Sir John seine besten Männer, zum einen den tollpatschigen Very Long, zum anderen den rücksichtslosen Even Longer, der immer noch nicht über den Verlust seines vormaligen Kollegen Rather Short hinweggekommen ist. Ihr Weg führt zunächst nach Blackwhite Castle, zum Anwesen des anrüchigen Earl Of Cockwood, der in diesem mysteriösen Gemäuer seine Mopszucht vorantreibt, insgeheim aber seine Brötchen mit dem illegalen Handel mit Girlgroups verdient. Allerdings scheint der Adlige eine weiße Weste zu haben und selbst vom Wixxer bedroht zu werden. Als sich schließlich selbst legendäre Gauner wie der Frosch mit der Maske öffentlich gegen eine Zusammenarbeit mit dem gesuchten Serienkiller bekennen, droht die Situation zu eskalieren. Long und Longer stehen unter Zugzwang: Wer wird das nächste Opfer sein? Und welcher verruchte Misanthrop verbirgt sich tatsächlich hinter der Maske des Wixxers?

_Persönlicher Eindruck_

Wenn die Elite der deutschen TV-Comedy zusammentrifft und sich an geschichtsträchtiges Material heran begibt, darf die wachsende Fangemeinde wahrlich Großes erwarten! Dementsprechend war es auch kaum verwunderlich, dass der erste Teil der Edgar-Wallace-Parodie „Der Wixxer“ auch über die Landesgrenzen hinaus ein großer Erfolg war und mit noch größeren Albereien den Produktionen von Michael Herbig gehörige Konkurrenz machte. Nun treiben Kalkofe und Co. auch im Hörspielsektor als Long und Longer ihr Unwesen und bringen mit der leicht gekürzten Audio-Fassung des Stücks ein zweites Mal die Lachmuskeln in Wallung. Und siehe da, die Umsetzung ist keinen Deut schwächer als die cineastische Fassung, was schlicht und einfach daran liegt, dass „Der Wixxer“ vermehrt auf seine Dialoge und nicht so sehr auf Szenen- und Situationskomik ausgelegt ist. Humor ist schließlich auch nur dann schön, wenn er gleichzeitig anstößig und intelligent ist!

Die Story ist dabei ein echter Kracher und gleichsam eine unrespektable Aufarbeitung des Werkes von Edgar Wallace. Regisseur Tobi Baumann lässt unzählige Zitate der alten Krimi-Klassiker in parodierter Form neu aufleben, erschöpft einen Großteil des humoristischen Potenzials, welches die legendären Streifen und Bücher einst aufboten und schafft es dabei dennoch, eine spannende Kriminal-Inszenierung zu erschaffen, die auch ohne den albernen Unterton prima funktionieren würde.

Andererseits lebt „Der Wixxer“ natürlich beinahe ausschließlich von den kaum mehr zählbaren Schenkelklopfern. Alleine schon das brutal komische Sammelsurium unterschiedlichster Antihelden mit solch zensurwürdigen Namen lässt den Comedy-Liebhaber zu Beginn aufhorchen. Long, Longer oder doch Short, hier wird mit sinnbildlich primitiven Mitteln aus dem Vollen geschöpft und erfolgreich adaptiert. Unterdessen wagen sich die Macher auch an einige zweifelhafte Themen heran; Christoph Maria Herbst als Hitler-Soundalike ist gewagt, aber sicher einer der Höhepunkte des Hörspiels, wohingegen die beiden ostdeutschen Gestrandeten eine echte Wucht sind, zumindest aber ein Fünftel der hiesigen Bevölkerung vor den Kopf stoßen. In diesem Sinne ist das Ganze durchaus mit den Kultwerken eines David Zucker vergleichbar; der Mann hinter Filmen wie „Die unglaubliche Reise in einem total verrückten Flugzeug“ und „Die nackte Kanone“ setzte ebenfalls auf versteckt intelligente Dialoge im Rahmen einer aberwitzigen, zunächst sinnentleert anmutenden Handlung und agierte derweil so effizient wie kaum ein anderer im internationalen Comedy-Mainstream. Und auf seinen Werken fußen indirekt auch die Schandtaten der merkwürdigen Detektive Pastewka und Kalkofe, die netten Seitenhiebe in Richtung Medien, Klatschpresse, Trends und Hyes sowie die kluge, einerseits alberne, andererseits aber dann doch überraschend spannende Story.

Das Hörspiel steht dem Filmvergnügen daher auch abgesehen von der fehlenden Videospur in nichts nach; die Atmosphäre der Leinwand-Parodie stellt sich ohne langes Hadern ein, der Witz ist auch ohne die vertrauenswürdigen Gesichter der deutschen Genre-Elite unschlagbar und die auditive Umsetzung an sich macht nicht weniger Spaß als die cineastische Fassung. „Der Wixxer“ ist ein astreines Beispiel dafür, dass Hörspiele und Kinostreifen durchaus auf einem Level agieren können! So vergnügt und originell ist Humor in diesem Bereich selten adaptiert worden.

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Tess Gerritsen – In der Schwebe

Als in einer um die Erde kreisenden Raumstation versehentlich Mikroorganismen freikommen, erweisen sie sich als mutiert und lebensgefährlich. Während an Bord fieberhaft nach einem Gegenmittel gesucht wird, werden ‚unten‘ schon Raketen in Stellung gebracht … – Schwammige Mischung aus (Medizin-) Thriller und Science Fiction, wobei ersterer unter zu vielen zwischenmenschlichen Problemchen und letzte unter sichtlicher Genre-Unsicherheiten leidet: wohl eher ein Werk für die Leser/innen von „Lady-Thrillern“.
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Anne Fine – Schwesternliebe

So verschieden sie auch sind, die vier Schwestern Liddy, Heather, Stella und Bridie, alle um die vierzig, halten seit ihrer Kindheit zusammen wie Pech und Schwefel. Fast jedes Wochenende verbringen sie gemeinsam. Die sensible, grundehrliche Liddy ist geschieden und hat zwei kleine Kinder, Bridie ist verheiratet und engagierte Sozialarbeiterin, Heather ist der unterkühlte Single und Stella die brave Harmoniesüchtige, die in ihrem Mann Neil das perfekte Gegenstück gefunden hat. Als Liddy den netten George kennenlernt und eine Beziehung eingeht, freuen sich ihre Schwestern für ihr neues Glück.

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Martin, George R. R. / Crowell, Mike / Avery, Ben / Miller, Mike S. – Heckenritter, Der

_Story_

Als Knappe des respektierten Heckenritters Ser Arlan ist der wagemutige Dunk in seiner Jugend durch alle Lande gezogen. Stolz vertrat er seinen Meister und gelangte an seiner Seite selber zu Ritterehren. Als Ser Arlan am Wegesrand infolge einer Erkrankung tot zurückbleiben muss, beschließt Dunk, sein Erbe anzutreten und an seiner statt am Turnier in Ashford teilzunehmen. Doch der einstige Knappe hat seine neue Mission völlig unterschätzt; als er in den königlichen Gefilden eintrifft, wirkt er ohne würdige Ausrüstung geradezu hilflos und muss sein Pferd gegen die benötigten Silberstücke eintauschen. In dem jungen Burschen Egg hat er allerdings einen würdigen Stallburschen gefunden, der Dunk alias Duncan der Große treu ergeben ist.

Während die ersten Kämpfe schließlich das Publikum unterhalten, begeht der etwas unbeholfene Heckenritter eine riesige Torheit. Dunk hatte schon längere Zeit die Augen auf eine Puppenspielerin geworfen, der er auch die Bemalung seines Schildes anvertraut hatte. Als diese öffentlich des Verrats an der Krone bezichtigt wird, weil sie in einer ihrer Vorführungen das Wappen des Throns beschmutzt habe, greift Duncan der Große ein. Er schlägt dem Prinzen in seiner Wut ins Gesicht und wird mit sofortiger Wirkung vor Gericht gestellt. Unter gemilderten Umständen wird ein Gottesurteil gefällt. Duncan muss sich Prinz Aerion im ‚Urteil der Sieben‘ im Kampfe stellen. In nur einer Nacht ist es an ihm, sechs Gefährten zusammenzusuchen, um seine Unschuld mit Lanze und Schild zu beweisen. Doch in diesen schweren Zeiten fühlt sich niemand dem törichten Neuling verbunden …

_Persönlicher Eindruck_

Im permanent wachsenden, verlagseigenen Fantasy-Repertoire hat Deutschlands wohl renommierteste Comic-Schmiede |Panini| in den vergangenen Monaten bereits einige echte Meisterwerke hervorgebracht, man denke nur an die fantastischen Adaptionen von Salvatores „Saga vom Dunkelelf“ oder den meisterhaften Transfer von Howards legendärer Sagengestalt „Conan“. Nun jedoch hat man die Messlatte noch ein weiteres Mal nach oben gesetzt. Mit „Der Heckenritter“ folgt jetzt eine Geschichte aus dem Umfeld der sieben Königreiche, der Sagenwelt von George R. R. Martins modernem Fantasy-Klassiker [„Das Lied von Eis und Feuer“, 3651 welches ja nach Meinung nicht weniger Genre-Liebhaber das bislang beste Werk der phantastischen Literatur ist. Dementsprechend schwierig war natürlich auch die Umsetzung dieser illustrierten Erzählung, vor allem bedingt durch die enorm hohen Erwartungen, an denen jüngst ja auch schon die gezeichnete Fassung von Michael Moorcocks „Elric – Die Erschaffung eines Hexers“ scheiterte. Doch Ben Avery, hierzulande noch ein Greenhorn in der Comic-Abteilung, hat bei dieser Adaption fantastische Arbeit geleistet und nicht nur in seinem Genre, sondern generell in der illustrierten Literatur einen echten Meilenstein geschaffen – ganz so wie einst Martin, als er seine ersten Geschichten aus dem Land der sieben Königreiche zum ersten Mal dem Publikum vorstellte.

Dabei nimmt sich Martins Erbe die erforderliche Zeit, um die Detailfülle der Originalvorlage würdig auszudehnen. Ganz langsam kreiert er die faszinierende Sagenwelt, zehrt aber von Beginn an von der fantastischen Atmosphäre, die sowohl die Charaktere als auch die grandiosen Schauplätze umgibt. Schwierigkeiten bekommt man als Neuling lediglich bei der Ansammlung der teils gleich klingenden Ritternamen, was man jedoch nicht kritisch auslegen kann, schließlich handelt es sich hierbei ausschließlich um eine Frage der Orientierung, die spätestens zur Mitte der Story tadellos gemeistert werden kann. An derartige Unwegsamkeiten denkt man aber eigentlich schon ab dem Moment nicht mehr, an dem Dunk Ashford erreicht und seine Prüfung als Ritter vorbereitet. Von dort an entwickelt sich die zunehmend spannendere Geschichte behäbig aber sehr bestimmt fort, scheut bei der Darstellung von phantastischen bzw. transferierten mittelalterlichen Themen und emotionalen Inhalten nicht zurück und setzt alle Hebel in Bewegung, um die majestätische Erzählung mit einem bezaubernden Finale zu beenden. 160 Seiten voller erhabener Schlachten, hinterhältiger Intrigen und zwischenmenschlicher Dramen später ist man sich schließlich gewiss: Avery hat dem Verlag sein bisheriges Fantasy-Meisterstück beschert und – natürlich auch dank der genialen Vorlage – mit diesem Werk neue Maßstäbe gesetzt.

In diesem Sinne bleibt natürlich zu hoffen, dass der Autor mit der offiziellen Vorgeschichte zum „Lied von Eis und Feuer“ erst den Anfang einer neuen, darauf basierenden Comic-Serie geschaffen hat. Im Zweigespann mit seinem zeichnenden Kollegen Mike S. Miller wäre er jedenfalls sicherlich imstande, das grandiose Vorwerk von Fantasy-Ikone R. A. Salvatore noch zu übertreffen und das gesamten Genre maßgeblich zu beeinflussen. Dass Martins Originalromane hierzu das nötige Potenzial besitzen, steht außer Frage, ebenso wie Averys Qualitäten, schwere Lasten wie den Erwartungsdruck zu seinen Gunsten auszuspielen. Mit „Das verschworene Schwert“ steht eine weitere Adaption schon in den Startlöchern. Nach den überwältigenden Eindrücken von „Der Heckenritter“ ist die Vorfreude auf alles noch Folgende jedenfalls unermesslich groß!

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Scholl-Latour, Peter – Zwischen den Fronten

Man sollte auf keinen Fall das Vorwort übergehen. Im nur halbseitigen Vorwort von Peter Scholl-Latours neuem Buch „Zwischen den Fronten“ steht als zentraler Satz das Zitat Leopold von Rankes: „Der Historiker muss alt werden, da man große Veränderungen nur verstehen kann, wenn man persönlich welche erlebt hat.“ Gemäß diesem Motto hat der 83-jährige Scholl-Latour dieses Mal keinen Reisebericht, sondern einen Essay geschrieben, und er will dabei die Gegenwart aufschließen wie ein Historiker die Vergangenheit. Die gelegentlichen lateinischen Zitate mag man als Wink verstehen, dass der Autor dabei vielleicht einige spätrömische Zeithistoriker als Vorbild im Sinn hatte. Seine teils schonungs- und illusionslosen Urteile etwa, die quer zum unbekümmerten Zeitgeist stehen, erinnern gelegentlich an Sallust.

„Zwischen den Fronten“ besteht aus vier Aufsätzen über die USA, den Orient, China und – für den weltweit Reisenden bemerkenswert – Europa. Auch wenn Scholl-Latour 2007 wieder ausgiebig gereist ist und dabei gewonnene Erkenntnisse in den Text einfließen lässt, ist das Buch insgesamt eine auf die lange Sicht angelegte Betrachtung unserer heutigen Welt. Viele Erlebnisse von früheren Reisen in den letzten Jahrzehnten und Verweise auf die entfernte Geschichte finden sich ebenso wie kleine Beobachtungen und Gespräche aus diesem Jahr, die symptomatisch große Entwicklungen verdeutlichen sollen. Dabei legt der Autor wirkmächtige Einflussgrößen hinter den bewussten Absichten der Politik bloß: typische historische Abläufe, wirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten, geopolitische Konstanten und nicht zuletzt die überlieferte Kultur und Religion.

Besonders die Religion: Die erstaunliche Unterstützung des jüdischen Staates durch die in Europa mindestens als aufdringlich geltenden amerikanischen Christen des Bible Belt beruht auf der Erwartung, dass die Anwesenheit der Juden auf biblischem Boden eine Voraussetzung für die Wiederkehr des Messias sei. Der Orientkenner Scholl-Latour führt die Feindschaft zwischen den Juden und den arabischen – also ebenfalls semitischen – Moslems auf die biblische Rivalität der Abrahamssöhne Isaak und Ismael zurück. Der Hass zwischen Sunniten und Schiiten geht auf verschiedene religiöse Autoritäten zurück, die bereits in der frühesten islamischen Geschichte kurz nach dem Tod Mohammeds in blutigen Fehden lagen. Eine ferne, teils mythische Vergangenheit ist also eine mächtige Größe der Gegenwart. Die Erlahmung der Religion in der alten Welt mag, so Scholl-Latour, ein Grund für die geistige und politische Schwäche Europas sein.

Die meisten deutschen Auslandsjournalisten wirken nur als Beobachter, nicht als Analysten. Für das Thema China heißt das, die rasante technische und wirtschaftliche Entwicklung wird berichtet, aber nicht zu erklären versucht. Peter Scholl-Latour bietet dagegen eine Deutung, die die heutige chinesische Mentalität als ein Produkt aus sozialistischem Gemeinschaftssinn, kapitalistischem Initiativgeist und einer Rückbesinnung auf konfuzianische Ordnungs- und Staatsbegriffe betrachtet. Die vor allem vom Westen betriebene Globalisierung und die damit einhergehende Verknappung, also Verteuerung der Güter richtet sich durch ein China aus diesem Geist als Waffe gegen sich selbst. Die autoritäre Führung Pekings sichert sich mit ihrer bescheidenen und „emsigen“ Bevölkerung afrikanische Bodenschätze, indem sie in rohstoffreichen Gebieten Afrikas eine effiziente Aufbauarbeit leistet, die die nordamerikanischen und europäischen Volkswirtschaften so günstig gar nicht mehr erbringen könnten. Wie eine Ouvertüre zu diesem Thema erwähnt der Autor schon im ersten Kapitel die chinesischen Gemeinden in Amerika mit ihrem schnell wachsenden Wohlstand.

Amerika sieht Scholl-Latour ohnehin sehr schwarz. Er erwähnt nicht nur die bekannten außenpolitischen und geheimdienstlichen Schlappen der letzten Jahre. Wenn es um Präsident Bush geht, zeigt sich der sonst so nüchterne Autor schon etwas polemisch. Bemerkenswert ist, dass er im Amerika-Kapitel auf drei selbst erlebte, schwere militärische Niederlagen zurückblickt, nämlich die der deutschen Wehrmacht 1945 sowie der französischen Kolonialtruppen in Indochina und Algerien. Auch die hier aufkommende Untergangsstimmung mag den Leser an spätantike Vorbilder denken lassen.

Im Kapitel über Europa legt Scholl-Latour, bekanntermaßen ein Bewunderer Charles de Gaulles, einen Schwerpunkt auf Frankreich. Einige Hoffnung scheint er dabei auf die außenpolitischen Konzepte (Mittelmeer-Union) des neuen Präsidenten Sarkozy zu setzen. Dessen Darstellung ist etwas blass, Scholl-Latour räumt ein, ihn nicht persönlich zu kennen. Es bleibt abzuwarten, ob Sarkozy, der die Wahl u. a. durch seine entschiedene Ablehnung der von den USA forcierten türkischen EU-Mitgliedschaft gewann, zu seinem Wort stehen wird. Die deutsche Politik, die sich nur noch in Wahlkampfkrämerei erschöpft, wird durch wenige, aber treffende Beispiele in ihrer Substanzlosigkeit vorgeführt. „Eine deutsche Außenpolitik, die diesen Namen verdient, gibt es ebenso wenig wie ein deutsches strategisches Konzept.“ (S. 284) Das deutsche Wunschdenken von einem Orient nach westlichem Vorbild wird allein durch die entgegengesetzte geschichtliche Entwicklung widerlegt. Sowohl die Türkei als auch der Iran waren in der Vergangenheit westlich orientierter und in religiöser Hinsicht toleranter als heute. Selbst im Irak des Diktators Saddam Hussein waren Christen vor religiöser Verfolgung sicher, während sie heute trotz amerikanischer Besatzung am helllichten Tag ermordet werden.

Im erwähnten Vorwort weist der immer noch aktive Peter Scholl-Latour es weit von sich, schon eine Autobiographie geschrieben zu haben. Aber dennoch ist der Großessay „Zwischen den Fronten“ so etwas wie ein Vermächtnis. Der weitgereiste Autor, der mehrere Jahrzehnte Zeitgeschichte hautnah miterlebt hat, gibt aus seinen Erfahrungen einen Überblick über die weltpolitische Lage. Neben dem Hauptthema machen zudem die ereignis- und geistesgeschichtlichen Exkurse und die Anekdoten am Rande die Lektüre lohnend.

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Hein, Corinna – Jules Suche

Jule braucht nicht viel zum Leben. Alvus ist ihr Zuhause, ein kleines gottverlassenes Dorf irgendwo im Nichts. Das zumindest glaubt Jule, denn für sie existiert nur das: der kleine Teich, die Ziegen, mit denen sie den Stall teilt, die Dorfbewohner, die Mücken, die ihr den Arm zerstechen. Ihre Welt ist klein, sie reicht nur so weit, wie Jule blicken kann, und doch führt sie ein überaus zufriedenes Leben.

Im Dorf dagegen hält man sie für verrückt. Ist einfach eines Tages aufgetaucht, mit dieser riesigen Narbe am Kopf, und kann sich an nichts erinnern. Trotzdem scheint niemand beunruhigt genug, die Polizei zu rufen. Man kümmert sich um sein eigenes Leben, Jule wird geduldet, und keiner kommt auf die Idee, dass jemand sie vermissen könnte. Am allerwenigsten Jule selbst.

Jule könnte bis an ihr Lebensende so weiterleben, in ihrem eigenen kleinen Paradies, in dem sich alles fügt und die Dinge ihren Platz haben. Wäre da nicht … natürlich ein Mann. Wostok kommt aus dem Wald, aus diesem dunklen Nichts, direkt auf Jule zu. Sie verbringen eine gemeinsame Nacht und am nächsten Morgen schnappt er sich sein Moped und verschwindet wieder. Ohne ein Wort.

Doch Jule ist erwacht. Sie will diesen Wostok wiederfinden, will wissen, woher er gekommen ist, was sich hinter dem Wald befindet. Und so beginnt sie zu laufen. Der Waldweg wird bald zu einer asphaltierten Straße, die asphaltierte Straße führt in eine Stadt und als der LKW-Fahrer, der sie freundlicherweise mitgenommen hat, sie in diesem Betondschungel ausspuckt, weiß sie zunächst nicht, wohin sich wenden.

Jule jedoch ist ein Glückskind. Ihr scheint das Schicksal immer hold. Und so landet sie zunächst bei einer Gruppe Hausbesetzern, später dann bei einem Schnellimbiss. Die Jahre vergehen und aus dem Schnellimbiss wird ein Restaurant. Sie versteckt ihr verdientes Geld in einer Keksdose, weil sie nicht weiß, was damit anfangen, aber sie vergisst nie ihre Suche.

„Jules Suche“, der Debütroman einer jungen Schriftstellerin aus dem allertiefsten Osten, ist auf nur reichlich hundert Seiten vieles auf einmal, ohne je überfrachtet zu wirken. Er ist Entwicklungsroman, verfolgt er doch das Erwachsenwerden dieser geheimnisvollen Jule. Er ist Wenderoman, spielt sich doch die Handlung in den frühen 90er Jahren ab. Da sind die Anklänge des magischen Realismus, die Jules Geschichte zuweilen fast märchenhaft wirken lassen. Selbst einige versteckte religiöse Motive sind zu finden, wenn Jule zu Anfang des Buches in diesem paradiesischen Zustand von gleichzeitiger Ahnungslosigkeit und völliger Zufriedenheit lebt. Doch wie in der Bibel auch, kann es so nicht bleiben. Bei Jule zerstört der Einbruch von außen, nämlich Wostoks plötzliches Auftauchen, das Gleichgewicht ihres Lebens. Das Ereignis lässt sie erwachen – Wostoks Gegenwart erweckt ihren Geist, seine Berührung ihren Körper – und schickt sie auf die Suche.

Diese Suche scheint zunächst etwas diffus – sie sucht nach diesem Mann und nach dem, was sich außer ihrem Dorf in der Welt befindet –, doch wird bald klar, dass der Sinn ihrer Suche ein ganz anderer ist. Sie sucht ihren Platz und letztendlich sich selbst. Denn was ihr nicht bewusst war, ist die Tatsache, dass sie selbst verloren war.

Die Autorin erzählt die Geschichte einer jungen Frau vor dem Hintergrund der Wendezeit. Vieles ist mittlerweile über die DDR und über den Fall der Mauer geschrieben worden. Im Vergleich mit all den kuriosen, kritischen, reflektierenden, erschöpfenden Ansichten über die DDR und die Wendezeit wirkt „Jules Suche“ geradezu zurückhaltend. Die deutsch-deutsche Geschichte drängt sich nie in den Vordergrund, gleichzeitig fungiert sie aber auch nicht nur als Schablone, vor der die Charaktere agieren sollen. Die Wende ist etwas, das einfach passiert, das die Menschen überrollt, an Jule jedoch vorbeirollt. Für sie finden Politik und gesellschaftliches Leben nicht statt, und so nimmt sie zwar Veränderungen wahr, kann sie auch benennen, sie ist jedoch nicht fähig, diese Veränderungen bis zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen.

Ungemein knapp und ökonomisch werden Prozesse nachgezeichnet, die in den Jahren nach der Wende überall in Ostdeutschland zu beobachten waren: der rückkehrende Wessi, der die unbedarften Zonis übers Ohr hauen und den großen Schnitt machen will, der ABV, der plötzlich nichts mehr zu beobachten hat, der Aufsteiger, der die Gunst der Stunde nutzt. Sie alle sind versammelt und der Leser darf ihren Aufstieg (und Niedergang) verfolgen. Geradezu als Überdosis gestaltet Corinna Hein hier den ganzen Wahnsinn der 90er Jahre, konzentriert auf ein unbedeutendes Dorf irgendwo in Ostdeutschland.

Corinna Hein, Jahrgang 1977, hat einige Veröffentlichungen im Kurzgeschichten- und Lyrikbereich vorzuweisen. Ihr erster Roman, „Jules Suche“, hat im |Ronald Hande|-Verlag ein Zuhause gefunden, der einige Titel zum Thema DDR-Geschichte im Programm hat. Wie so oft bei kleinen Verlagen, darf man auch vom RH-Verlag keine Perfektion verlangen. Ein fähiger Lektor hätte den Text sicherlich noch an der ein oder anderen Stelle abrunden und schlichte Satzfehler korrigieren können. Trotzdem vermag das schmale Bändchen den Leser zu fesseln. Sprachlich einfach traumhaft, spickt Corinna Hein ihren Text mit Bildern, die erst im Kopf des Lesers ihre ganze Farbenpracht entfalten werden. Fast meint man, der Nebel der Geschichte würde schon über Jule und ihrem Dorf Alvus hängen, so verträumt und märchenhaft kommen manche Passagen daher. Doch dann werden lakonisch und mit messerscharfer Zunge Lebensschicksale rezitiert und man realisiert, dass man sich doch fast noch im Hier und Heute befindet.

Jule hat ihre Unschuld verloren, und diesen Riss kann auch alles spätere Glück nicht kitten. Ihre Reise ist exemplarisch für eine ganze Generation, und doch bleibt sie als Einzelschicksal märchenhaft schön. Definitive Leseempfehlung!

http://www.rh-verlag.de
http://www.corinnahein.net

Schultz, Mark / Olivetti, Ariel – Superman/Batman vs. Aliens/Predator

_Story_

Ein neuer verheerender Konflikt droht der unwissenden Weltbevölkerung, und dies schon seit mehreren Jahrtausenden. Eine gestrandete Predator-Rasse hat sich in den tiefsten Höhlen im Andengebiet verschanzt und plant von dort aus die Ausbreitung in klimatisch angenehmere Gefilde. Dieser Bund von Jägern ist an einen bestimmten Code gebunden, welcher jede Begegnung direkt zum körperlichen Konflikt avancieren lässt, was auch Batman bei der Analyse hinterhältiger Machenschaften in einem Stahlwerk zu spüren bekommt.

Er folgt der Spur des aggressiven Jägers und trifft im peruanischen Gebirge auf seinen alten Gefährten Clark, der eigentlich als Journalist vor Ort ist, schließlich aber nach einer Attacke der Predators in den Konflikt involviert wird. Mit verbündeten Kräften durchforsten die beiden Helden das Höhlennetzwerk ihrer neuen Kontrahenten und stellen dabei fest, dass diese neue Aliens züchten, um ihren Erhalt zu sichern. Jedoch ist ein neuer Standort für die Predators ungemein wichtig, da das raue Klima der Gebirgskette und der bevorstehende Ausbruch eines Vulkans ihren unnatürlichen Lebensraum bedrohen. Obwohl die außerirdische Rasse den Menschen feindlich gesonnen ist, sieht Superman keine Notwendigkeit in der Vernichtung dieser Lebensformen. Stattdessen plant er, sie von ihrer Gefangenschaft auf der Erde zu befreien und ihnen somit ein sicheres Leben auf einem anderen Planeten zu schenken. Allerdings zeigen sich die fremden Wesen wenig kooperativ, und als schließlich die Regierung Wind von der Sache bekommt und mit einem Atomschlag droht, tickt für das dynamische Duo die Zeit unerbittlich …

_Persönlicher Eindruck_

Die 52. Ausgabe von „DC Premium“ bietet einmal mehr einen regelrechten Overkill an ehrwürdigen Titelträgern. Erneut machen Batman und Superman gemeinsame Sache, jedoch sind ihre Gegner dieses Mal von einem ganz anderen Kaliber. Statt der üblichen schurkischen Charaktere müssen die beiden Superhelden sich mit kampfeslustigen Predators und einer heranwachsenden Alien-Brut auseinandersetzen, die in ihrem blinden Überlebenswahn und dank ihrer Jägerinstinkte zu keiner Friedensverhandlung imstande sind. Die einzige Handlungsstrategie scheint offensichtlich; das außerirdische Leben gehört ausgelöscht, die Bedrohung umgehend vernichtet. Allerdings kehren unsere beiden geliebten Stars dieses Mal nicht ihre rationale Seite heraus, sondern gehen ungewöhnlich emotional an die Sache heran.

Supermans Moral verbietet es ihm, Leben unnötig zu zerstören, ganz gleich, welche bösen Absichten auch noch dahinter stecken mögen. Also sucht er nach Mitteln und Wegen, den eigentlichen Weg der Predators nachzuzeichnen, ihre missliche Lage nachzuempfinden und die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, alle Überlebenden der extraterrestrischen Lebensform zurück ins All zu befördern. Natürlich geht dies jedoch nicht reibungslos vonstatten. Die Aliens widersetzen sich jeglicher guter Absicht, und Supermans Plan, die Festung der Einsamkeit zum vorübergehenden Standort seiner eigentlichen Feinde zu machen, entpuppt sich als vorübergehendes Fiasko. Als auch noch die Regierung die Unterstützung versagt und sogar mit dem Einsatz von Atomsprengkörpern droht, wird die Lage ernst. Eine Stunde Zeit bleibt den beiden Köpfen, ihr Problem zu lösen und die Fremdlinge unbeschadet aus der Atmosphäre zu befördern. Eine Stunde, die leider Gottes so vorhersehbar wie nur eben möglich verläuft.

Nun, das Aufeinandertreffen der beiden ungewöhnlich konstituierten Fronten ist bei weitem nicht so spektakulär, wie man es anfangs noch hoffen durfte. Die Geschichte ist recht flach, die zahlreichen Zufälle mitunter bedenklich und das gesamte Geschehen derart durchschaubar, dass man bereits nach der Hälfte der Zeit das vermeintliche Happy-End absehen kann. Statt des erwarteten Showdowns kommt es zu einigen eher verhaltenen Konfrontationen, deren Darstellung ebenso unbefriedigend ist wie die einzelnen Lösungsvorschläge der verschiedenen Konflikte. An Ambitionen mag es zwar insgesamt nicht mangeln, jedoch sind die Ideen ziemlich mäßig und auch in ihrer Umsetzung größtenteils recht dürftig. Dieser Umstand wird schließlich noch von den stimmungsarmen Illustrationen unterlegt, die fast ausschließlich am Computer entstanden sind und dies auch durchweg erkennen lassen. Hier fehlt die Lebendigkeit und Dynamik früherer Publikationen, was jedoch mittlerweile zu einem generellen Problem in den Mini-Serien bei DC geworden ist. Insofern ist die Fehde zwischen Batman und Superman auf der einen und den Aliens und Predators auf der anderen Seite auch ein aktueller Maßstab für den Output der berühmten Comic-Schmiede. Nach den beiden Maga-Crossovers um die „Infinite Crisis“ ist erst einmal die Luft raus, und genau dies bekommt der Leser in dieser neuen Sonderausgabe sehr deutlich zu spüren.

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Ellis Kaut – Meister Eder und sein Pumuckl

Der erste Pumuckl-Band umfasst folgende Geschichten:

„Spuk in der Wekstatt“:

Der Meister Eder ist ein freundlicher älterer Herr, der seit vielen Jahren eine Schreinerwerkstatt führt. Bei den Kunden ist er für seine sorgfältige Arbeit und seine Gutmütigkeit beliebt. Ab und zu trifft er sich mit befreundeten Handwerkskollegen auf einen Stammtisch, ansonsten lebt er zurückgezogen und recht einsam. Eines Tages fällt Meister Eder auf, dass ständig Gegenstände verschwinden oder herunterfallen, obwohl er sich nicht erinnern kann, dass er sie auch nur berührt hätte. Er schiebt die Vorfälle auf seine Vergesslichkeit – bis er an einem Leimtopf einen Kobold entdeckt. Der kleine Kerl mit dem roten Wuschelkopf heißt Pumuckl und spukt seit einiger Zeit in der Werkstatt herum. Bisher war er unsichtbar, doch wenn ein Kobold an etwas hängen- oder klebenbleibt, wird er zwangsläufig sichtbar. Außerdem muss er bei dem Menschen bleiben, der ihn gesehen hat. Für Meister Eder beginnt eine aufregende Zeit mit seinem neuen Gefährten, der natürlich jede Menge Unsinn anstellt …

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Russell, Philip Craig / Palmiotti, Jimmy / Busiek, Kurt / Howard, Robert E. – Conan 5: Die Juwelen von Gwahlur & Die Tochter von Midora

[„Conan 1 – Die Tochter des Frostriesen und andere Geschichten“ 2840
[„Conan 2 – Der Gott in der Kugel und andere Geschichten“ 3156
[„Conan 3: Der Elefantenturm und andere Geschichten“ 4028
[„Conan 4: Die Halle der Toten und andere Geschichten“ 4044

_Inhalt_

|“Die Juwelen von Gwahlur“|

Conan reist auf der Suche nach neuen Abenteuern und Auftraggebern in das Königreich Keshan. Bemüht, sein Vermögen und seinen Ruhm alsbald weiter auszubauen, tritt er vor den König und bietet seine Dienste als Anführer seiner Streitmacht an. Allerdings kommt ihm sein alter Feind Thutmekri in die Quere und unterbreitet dem König ein weitaus lukrativeres Angebot, so dass Conan das Nachsehen hat. Allerdings gelüstet es den teuflischen Kontrahenten einzig und alleine nach den Juwelen von Gwahlur, einem der mächtigsten Schätze des Reiches, um den sich geheimnisvolle Mythen und Kulte ranken. Angestachelt von den intriganten Ränken kommt Conan Thutmekri zuvor und stellt sich gegen die Schurken seines Feindes, enttarnt ein falsches Orakel und jagt verbissen nach dem wertvollen Schatz. Doch was steckt wirklich hinter den Zähnen von Gwahlur?

|“Die Töchter von Midura“|

In einer Schenke der heiligen Stadt Gouvia landet Conan in einer selbst verschuldeten Prügelei und wird daraufhin von den Wachen des Königs inhaftiert. Der Barbar unternimmt einen Fluchtversuch, landet jedoch einmal mehr in den Armen der Königstochter Valensa, die den mächtigen Krieger einmal mehr aufs Kreuz legt. Dennoch bietet der König ihm einen fairen Deal für seine Entlassung; Conan soll die entführte Zwillingsschwester Valensas, Hannah, wieder zurück in die heilige Stadt bringen, um die sichere Thronfolge zu gewährleisten. Gemeinsam mit der übermütigen Valensa und zwei Kriegern reist er den Entführern der zweiten Königstochter nach – und macht sich selbst zum Mittelpunkt einer außerordentlichen Tragödie …

_Persönlicher Eindruck_

Die fünfte Ausgabe der deutschsprachigen „Conan“-Reihe verläuft nicht nach dem althergebrachten Strickmuster. Statt die amerikanische Serie wie üblich fortzusetzen, greifen die Macher der Comics auf zwei Mini-Serien aus den Jahren 2004 und 2005 zurück. Grund hierfür: Die Originale sind noch nicht so weit fortgeschritten, als dass eine deutsche Fortsetzung schon umsetzbar gewesen wäre. Bevor nun im März nächsten Jahres mit „Die Dämonen von Khitai“ der reguläre Nachfolger auf den Markt kommt, müssen die Fans sich zunächst einmal mit einem rückblickenden Interludium begnügen.

Allerdings haben die Initiatoren nicht bloß irgendeinen Comic ausgewählt, sondern zwei kleine Serien, die der heutigen Reihe direkt vorausgingen und erst zu der Entwicklung der zeitgemäßen Conan-Abenteuer führten. Den Anfang macht dabei die recht spannende Geschichte um den mysteriösen Schatz von Gwahlur. Der Leser stößt hier auf einen längst gereiften, inzwischen 37 Jahre alten Barbaren, dessen grundlegendes Gemüt weitaus rauer und aggressiver ist, als man es bislang aus seinen Abenteuern kennt. Der Titelheld ist nicht mehr gänzlich der ehrbare Streiter, der für Recht, Ordnung und einen ordentlichen Tagelohn kämpft, sondern gibt sich als Dieb und Intrigant wesentlich unmoralischer und abgebrühter. Dementsprechend unvorhersehbar sind seine Handlungsschritte sowie die Story im Allgemeinen, die innerhalb der vier kurzen Kapitel doch einige sehr plötzliche Wendungen erfährt. Diese Unvorhersehbarkeit ist auch in den sehr schön ausgeprägten Charakterzeichnungen festgehalten, ganz besonders im unsteten Barbaren, der sich hier keinen gängigen Konventionen mehr unterordnet und seinem eigentlich Status des kompromisslosen Barbaren gerechter denn je wird. Lediglich der Zeichenstil ist für eine moderne Ausgabe der Klassiker-Serie ein wenig altbacken ausgefallen. Philip Craig Russell, im Übrigen auch Autor des Plots, orientiert sich an den ganz alten Conan-Comics, was grundsätzlich ja auch nicht verkehrt ist, dennoch aufgrund der fehlenden Detailfülle nicht die erwünschte Stimmung hervorruft. Im Gegensatz zur überzeugenden Geschichte hat „Die Juwelen von Gwahldur“ daher unter illustrativen Aspekten einige leichte Abzüge verdient.

Fast schon umgekehrt ist das Resümee für die zweite, etwas kürzere Mini-Serie dieses fünften Sammelbands. „Die Töchter von Midora“ zeichnet einen recht simplen, stringenten Plot ohne wirkliche Tiefe, im Rahmen der Serie auch ein wenig ungewöhnlich. Conan fehlt bisweilen das furchterregende Antlitz, seine Mitstreiter sind äußerst beliebig ausgewählt und die Geschichte an sich reißt den Leser auch nicht wirklich mit. Es fehlt an fesselnden Inhalten und markanten Ereignissen, sieht man mal vom allzu brutalen Gemetzel um den hier leicht naiv vorgestellten Cimmerier ab. Indes sind die Zeichnungen hier auf einem höheren Niveau angesetzt und viel stärker den zuletzt veröffentlichten Abenteuern Conans nachempfunden. Zumindest diesbezüglich gibt es einen dezent erkennbaren, roten Faden, der alle bisherigen Ausgaben der deutschen Serie zusammenhält.

Trotzdem ist der Doppelband nicht ganz so stark wie die bisherigen Geschichten um den unverwüstlichen Kämpfer. Die Epik einstiger Tage kommt ein wenig zu kurz, die notwendige Tiefe kann hingegen gerade wegen der Kürze der Storys nicht erzielt werden. Insofern bieten beiden Geschichten nette Unterhaltung und zudem auch interessante Aspekte und Charaktereigenschaften des Cimmeriers, jedoch keinen Fantasy-Bombast, wie man ihn seit Release des Debütbandes „Die Tochter des Frostriesen …“ regelmäßig geboten bekam. Nichtsdestotrotz sollten Conan-Fans nicht auf „Die Juwelen von Gwahlur & Die Tochter von Midura“ verzichten. Ein gewisses Level ist nämlich immer noch gewährleistet, und das ist selbst im vergleichsweise schwächeren, neuen Werk immer noch höher als in 90 Prozent aller vergleichbaren Publikationen!

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Richard Dalby (Hg.) – O du grausame Weihnachtszeit. Schaurige Geschichten zum Fest

16 teils klassische, teils eigens für diese Sammlung geschriebene Erzählungen erinnern an die Tradition, zu Weihnachten Geistergeschichten zu erzählen. Dabei werden gängige Festtagsbräuche hinterfragt oder grimmig konterkariert, und selbst bei Wahrung der feierlichen Harmonie bleibt Sentimentalität sorgfältig ausgeschlossen, sodass diese Storys sich trotz manchmal hohen Alters ihren Unterhaltungswert bewahren konnten.
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Fossum, Karin – Evas Auge

Nach ihrer Scheidung leidet die alleinerziehende Eva Magnus unter Geldproblemen. Ihre Arbeit als Malerin bringt nicht viel ein, ihre kleine Tochter, das fröhliche Pummelchen Emma, soll ohne Sorgen aufwachsen. Eine zufällige Begegnung mit Jugendfreundin Maja bringt sie auf eine Idee. Die lebenslustige Maja arbeitet als Prostituierte, verdient damit gut und schlägt Eva vor, es ihr gleichzutun. Eva nutzt die Chance, bei einem Kundenbesuch im Nebenzimmer zuzuschauen und sich Einblicke in das Metier zu verschaffen. Das Treffen verläuft jedoch völlig anders als geplant und Eva wird ungewollt Zeugin eines Verbrechens …

Bald darauf werden in der norwegischen Kleinstadt Engelstad zwei Leichen gefunden, der erstochene Egil Einarsson in einem Fluss und Maja Durban, erwürgt in ihrer Wohnung. Einarsson, der Frau und Kind hinterlässt, verschwand, nachdem er angeblich seinen Wagen einem Käufer vorführen wollte. Nichts deutet darauf hin, dass sich Einarsson und Maja kannten, doch der ruhige, verwitwete Kommissar Sejer vermutet bei zwei Morden innerhalb so kurzer Zeit dennoch einen Zusammenhang.

Eva Magnus, die als Freundin der Verstorbenen befragt wird, gibt sich unwissend. Als ihre Tochter jedoch ausplaudert, dass sie und ihre Mutter die Leiche im Fluss entdeckt haben, wird Sejer misstrauisch, denn Eva hat die Polizei nicht verständigt. Nach weiteren Ermittlungen bestätigt sich sein Verdacht, dass Eva Einarsson kannte. Merkwürdig ist auch, dass Evas Geldprobleme seit kurzem abgenommen haben. Während Sejer untersucht, in welcher Verbindung Eva zu den Morden stehen könnte, wird die junge Frau bedroht. Jemand ist ihr auf den Fersen …

Eine unfreiwillige Verbrechens-Zeugin und finanzielle Verlockungen bilden die Folie für diesen Debütroman, der gleichzeitig auch das erste Buch mit dem Ermittler Kommissar Sejer ist, dem bislang noch sechs weitere folgten.

|Gelungene Charaktere|

Im Mittelpunkt steht die talentierte, aber erfolglose Malerin Eva Magnus, eine Frau mit vielen Facetten und nachvollziehbaren Schwächen, die zufällig in ein Verbrechen hineingezogen wird. Eva ist mit Leib und Seele Künstlerin. Sie lehnt Auftragsarbeiten ab und lässt sich allein von ihrer Inspiration leiten. Ihre Bilder bestehen aus schwarzen Leinwänden, in die sie mit dem Spatel helle Stellen einritzt, eigenwillige Kreationen, die nur schwer Käufer finden. Neben der Kunst sind ihr verwitweter, kranker Vater Markus und ihre kleine Tochter Emma ihre einzigen Haltepunkte im Leben. Die Rechnungen türmen sich immer höher, das Telefon wurde bereits abgestellt, Töchterlein Emmas geliebte Ausflüge zu McDonalds werden zum unerschwinglichen Luxus. Daneben plagen sie die Sorgen über ihren Vater, der aufgrund einer Gehbehinderung seine Wohnung nicht mehr verlassen kann und zunehmend schwächer wird^, sowie das deutliche Übergewicht ihrer Tochter, die bald in die Schule kommt und dort vermutlich Hänseleien ausgesetzt sein wird. Immer tiefer gerät der Leser in den trostlosen Alltag der Eva Magnus vor dem Hintergrund eines düsteren skandinavischen Herbstes. Die Tage werden kürzer, die Temperaturen immer kälter und Gleiches geschieht mit Evas Leben.

Das Wiedersehen mit Maja, der lustigen und quirligen Freundin aus Kinder- und Jugendtagen, die Eva durch einen Umzug entrissen wurde, bringt eine Wendung. Der Gedanke an Prostitution schreckt Eva ab, doch Maja ist der lebende Beweis dafür, wie schnell sich mit scheinbar einfacher Arbeit das große Geld verdienen lässt. Nur wenig fehlt noch, damit Maja ihren Traum vom kleinen Hotel in Frankreich verwirklichen und ein unabhängiges Leben führen kann. Die Versuchung ist groß für Eva, die Vorstellung gewinnt an Reiz. Was folgt, ist ein Absturz in die Tiefen eines Verbrechens und einen Strudel weiterer Abgründe, der sich von Eva nicht mehr kontrollieren lässt. Scham und Angst halten sie davon ab, der Polizei ihre Zeugenaussage abzuliefern; einerseits fürchtet sie, selber als Verdächtige zu gelten, und andererseits quält sie der Gedanke, ihre Tochter und ihr Vater könnten erfahren, dass sie mit der Idee spielte, als Prostituierte zu arbeiten.

Ein vielschichtiger Charakter ist auch Kommissar Sejer. Der große, souveräne Mann mit der ruhigen Art ist ein gewissenhafter Ermittler, dessen Argusaugen kein Detail übersehen. Beinahe beiläufig erfährt man vom Krebstod seiner geliebten Frau und seiner Einsamkeit, durch die er sich mit seinem Leonberger Kollberg hinwegtröstet. Sejer entgeht nicht, dass Eva Magnus etwas zu verbergen hat, auch wenn er nicht erraten kann, um was es sich handelt. Ihn fasziniert diese einsame Frau mit den außergewöhnlichen Bildern, die so wenig über sich preisgibt, die in ein brutales Verbrechen verwickelt zu sein scheint und gleichzeitig offensichtlich eine liebevolle Mutter ist, die für ihr Kind zu beinah jedem Opfer bereit ist.

|Spannung und Tiefe|

Es ist kein typischer Thriller oder Krimi, der den Fokus auf die Spannung legt, und doch fesselt der Roman den Leser von Anfang bis Ende. Die düstere, realistische und von Romantismen freie Atmosphäre lässt bis zum Schluss Zweifel an einem guten Ausgang. Die Protagonistin ist keine strahlende Heldin, sondern vielmehr eine Frau, deren Schwäche ihr zum Verhängnis wurde und die in einem Lügengerüst gefangen ist. Es ist nicht vorherzusehen, ob Eva von der Polizei überführt wird, ob der Mörder sie findet und ausschaltet oder ob sie einen Weg entdeckt, ihrer fatalen Situation zu entrinnen. Faszinierenderweise hofft man einerseits, dass Kommissar Sejer ihre Lügen durchschaut und ihr seine Hilfe und polizeilichen Schutz bietet – auf der anderen Seite aber versetzt man sich unwillkürlich auch in Eva hinein, die alles daransetzt, ihre Fassade aufrechtzuerhalten, und drückt ihr die Daumen. Kurz vor Ende kann der Roman zudem noch mit einer überraschenden Wendung aufwarten, die einige Dinge noch einmal in ein anderes Licht rückt.

|Kaum Schwächen|

Reizvoll und gewöhnungsbedürftig zugleich ist die Chronologie des Romans, der mit dem Fund der beiden Leichen beginnt. Erst etwa in der Mitte setzt ein detaillierter Rückblick ein, in dem aus Evas Leben vor den Morden erzählt wird. Der Klappentext allerdings geht chronologisch vor und fasst nur den Rückblick zusammen, sodass man nach seiner Lektüre schon zumindest die Umstände eines Mordes kennt. Dadurch wird die Spannung ein wenig geschmälert, was allerdings nicht dramatisch ist angesichts der Konzentration auf die psychologischen Vorgänge. Das Ende ist ein wenig zu offen gehalten; die Hauptfragen werden zwar geklärt, doch es bleibt Raum für einige Spekulationen, was das weitere Schicksal mehrer Figuren angeht.

_Fazit:_

Ein fesselnder, vielschichtiger Thriller über eine Frau, die Zeugin eines Mordes wird und zwischen die Fronten von Gesetz, Versuchung und Gewissen gerät. Obwohl durchaus spannend, liegt der Fokus auf den ausgefeilten Charakterdarstellungen. Deswegen und auch wegen der nicht chronologischen Erzählweise keine ganz leichte Lektüre, aber sehr empfehlenswert.

_Die Autorin_ Karin Fossum wurde 1954 in Norwegen geboren. 1974 und 1978 erscheinen zwei Gedichtbände von ihr, ehe sie ihre Kinder bekam und eine schriftstellerische Pause einlegte. 1995 erschien ihr Debütroman „Evas Auge“ mit dem Ermittler Kommissar Sejer. Es folgten sechs weitere Bände, u. a. „Fremde Blicke“, „Dunkler Schlaf“ und „Stumme Schreie“.

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Trudi Canavan – Magier (Das Zeitalter der Fünf 2)

Band 1: „Priester“

Trudi Canavan hat sich mit ihrer ersten Trilogie „Die Gilde der Schwarzen Magier“ ihren Platz in den Bestsellerlisten erobert – und das vollkommen zu Recht. Wie wenige andere Autoren schafft sie es, sympathische Charaktere und faszinierende Völker zu zeichnen und die Spannung zum nächsten Buch immer weiter zu steigern. So auch bei ihrer zweiten Fantasy-Trilogie „Das Zeitalter der Fünf“, zu der inzwischen der zweite Band vorliegt. Dass die Kritiken des Einstiegsbandes nicht durchweg positiv waren, finde ich zwar schade, denke aber, dass es an den zu hohen Erwartungen liegt und daran, dass Canavan diesen ersten Band als Vorstellung und Einstieg in eine komplexe Reihe braucht, die im Laufe der Zeit noch mehr Faszination und Spannung entwickelt. So habe ich mit Spannung zum zweiten Teil „Magier“ gegriffen und wurde nicht enttäuscht …

Wiedersehen mit alten Freunden

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Salvatore, R. A. / Merlau, Günter / Elias, Oliver – Drizzt – In Acht und Bann (Die Saga vom Dunkelelf 5)

Folge 1: [„Der dritte Sohn“ 2978
Folge 2: [„Im Reich der Spinne“ 3055
Folge 3: [„Der Wächter im Dunkel“ 3082
Folge 4: [„Im Zeichen des Panthers“ 4458

_Story_

Nach dem Verlust von Zaknafein, der sich letztendlich doch zugunsten seines Sohnes Drizzt geopfert hat, entflieht der berüchtigte Dunkelelf der Unterwelt endgültig und ertastet mit seinem Panther Guenhwyvar zum ersten Mal die Oberfläche, die Welt der Menschen. Seine ersten Begegnungen dort sind aber alles andere als freundlich; in der Welt des Lichts gerät er mit einigen bösartigen Gnollen aneinander und schützt durch seinen unermüdlichen Einsatz unwissend eine Bauernfamilie vor deren hinterhältigem Angriff. Allerdings wurden die Gnolle von den mächtigen Bargest entsandt, die wiederum Rache schwören und Drizzt zu ihrem neuen Feindbild erklären.

Unterdessen ist der Dunkelelf trotz seiner Rettungsaktion kein gerne gesehener Gast im Reich der Menschen. Die Bevölkerung an der Oberfläche traut dem seltsamen Neuling nicht und jagt ihn alsbald. Der flinke Roddy McGristle veranstaltet eine regelrechte Hetzjagd auf den unsicheren Elfen und macht ihn schließlich auch für den Tod seines geliebten Hundes verantwortlich. Eine weitere List der Bargest resultiert schließlich im Tod der Familie, die Drizzt als einzige unterstützt hat. Erwartungsgemäß wird der Vertreter des Hauses Do’Urden verdächtigt und verfolgt. Doch die Bauern lassen sich nicht länger täuschen und entdecken schließlich die wahren Intentionen des Dunkelelfen. Sie schenken ihm die Freiheit und entlassen ihn in sein eigentliches Abenteuer, das Leben als Waldläufer …

_Persönlicher Eindruck_

Auch im fünften Teil der Fantasy-Reihe von R. A. Salvatore kommt die populäre Titelfigur nicht zur Ruhe. Nach all den Intrigen und brutalen Ränken in der Unterwelt schöpft er Kraft und Hoffnung aus seiner Flucht in die Welt des Lichts, erfährt jedoch sehr bald, dass die Menschen von Maldobar über ähnlich unliebsame Eigenschaften verfügen. Als Sonderling wird er nicht akzeptiert und trotz seiner hehren Handlungen als Sündenbock abgestempelt. Die konservative Welt von Maldobar folgt ihren eigenen Gesetzen und einer strengen Hierarchie, an deren Spitze der raffinierte Roddy McGristle steht. Sein Einfluss täuscht die naiven Bauern ein ums andere Mal und rückt den Dunkelelfen immer deutlicher ins Abseits. Drizzt jedoch bleibt standhaft und durchschaut das fiese Spiel, das die feindlichen Bargest und der heimliche Anführer des Bauernvolks mit ihm treiben. Allen Androhungen zum Trotz kämpft er für die bedrohten Bauern und zeigt seine Ehrbarkeit, bis sein Durchsetzungsvermögen schließlich die Früchte der Ernte trägt und seine einmalige Position ihm zunutze wird.

Die Geschichte ist erneut sehr spannend, folgt jedoch einem bereits hinlänglich bekannten Leitmotiv. Erneut fehlt es dem Protagonisten an Akzeptanz und Zugehörigkeit; er verspricht sich von seinem neuen Leben eine liebevollere Zukunft und möchte in der Abgeschiedenheit der Wälder nach dem jahrelangen Konflikt mit seiner Herkunftsfamilie endgültig zur Ruhe kommen. Doch letztendlich kommt er lediglich vom Regen in die Traufe. Die Welt oberhalb seiner verruchten Heimat bietet ihm alles andere als die erhoffte Freiheit; Zwiste und Intrigen sind auch hier an der Tagesordnung, und darüber hinaus macht er erneut Bekanntschaft mit einem ungleichen Machtgefüge, welches er in leicht abgeschwächter Form schon in den Kreisen der Drow erleben durfte. Dennoch ist das Szenario ein gänzlich Neues; die Boshaftigkeit der Menschen begründet sich nicht einzig und alleine auf tiefstem Hass, ihnen geht es vornehmlich um den Erhalt ihrer Gemeinschaft und der Verteidigung ihrer Liebsten, nicht jedoch um den Machtausbau und gänzlich unmoralische Ziele. Dennoch, ihre konservative Einstellung lässt keine Freiheit für Offenheit gegenüber neuen Völkern, wie der Titelheld bei seiner Ankunft schmerzlich erfährt. Auch wenn sich die vermeintlichen Gegner nun verlagert haben – die grundlegende Struktur bleibt dieselbe. Drizzt kämpft gegen die natürlichen Ungerechtigkeiten seiner direkten Umgebung, dies aber in einem äußerst bravourösen, vorzeigbaren Setting.

Die Geschichte neigt sich im fünften Teil einem neuen Höhepunkt zu; das Szenario wechselt die Rahmenbedingungen und den Schauplatz, bleibt aber ähnlich spannend und rasant wie die vier bisherigen Folgen der Serie. Allerdings weht in „In Acht und Bann“ ein frischer Wind, bewirkt durch gänzlich neue Figuren und eine nicht ganz so finstere Handlung. In Sachen Spannung tritt der Hörer aber daher keinesfalls zu kurz; es geht erneut Schlag auf Schlag und mit reichlich Action voran, wobei auch am Tempo nicht gespart wird. Begünstigt durch die starken Effekte und die superbe musikalische Untermalung entwickelt sich das Ganze wiederholt zum regelrechten Spektakel im Rahmen eines opulenten Bombast-Sounds und dazu mit euphorischen Mitwirkenden. Ergo: „Die Saga vom Dunkelelf 5 – In Acht und Bann“ ist eine sehr starke Fortsetzung einer ohnehin schon über alle Zweifel erhabenen Reihe!

_Besetzung:_

Drizzt Do’Urden: Tobias Meister
Tephanis: Robert Missler
Bartholomäus Distelwolle: Karl Straub
Connor Distelwolle: Jonas Zumdohme
Liam Distelwolle: Caspar v. Hollander
Taube Falkenhand: Maren Garn
Kellendil: Stefan Brentle
Kempfana: Uwe Hügle
Montolio DeBrouchee: Günter Kütemeyer
König Graul: Helmut Gentsch
Roddy McGristle: Wolf Frass
Bürgermeister Delmo: Günter Merlau, Sen.
Mutter Distelwolle: Heidi Straub
Eleni Distelwolle: Gwenyth Dimonye
Fret Felsenschmetterer: Kurt Glockzin
Ulgulu: Konrad Halver
Nathak: Kurt Glockzin
Runan: Martin Schleiß
Ornok: Peter Woy
in weiteren Rollen: Günter Merlau, Udo Baumhögger, Frederik Bolte, Jens Pfeifer

Drehbuch: Oliver Elias, Günter Merlau nach einer Geschichte von R. A. Salvatore
Regie & Produktion: Günter Merlau Produktionsassistenz: Udo Baumhögger Lektorat, Disposition, Regieassistenz: Patricia Nigiani
Sounddesign: Udo Baumbögger, Günter Merlau
Musik: Günter Merlau / BMG
Layout & Gestaltung: Oliver Graute
Coverillustrationen: Tim Seeley / Blond
Innenillustrationen: William O’Conner

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Kerr, Philip – Janus-Projekt, Das

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Europa in Trümmern. Von den Ideologien, den Träumen und Wunschvorstellungen eines Dritten Reiches existierten nur noch Städte, die knapp einer vollständigen Zerstörung entgangen sind. In jedem Straßenzug zeugten die Skelette der zerbombten Gebäude von einem Vernichtungskrieg. Der „totale Krieg“ forderte seine Opfer, und diese waren beileibe nicht nur Soldaten und Parteimitglieder des Deutschen Reiches.

In den Jahren nach dem Krieg entgingen viele Kriegsverbrecher ihrer Strafe. Sich der Verantwortung zu entziehen, zu fliehen in dem Wissen, unmenschliche Schwerverbrechen begangen zu haben, gehörte zur üblichen Verhaltensweise der Offiziere der SS und anderer NS-Organisationen. Auf so genannten „Rattenlinien“ versuchten Verbrecher wie Klaus Barbie, Josef Mengele und Adolf Eichmann, sich der Gerichtsbarkeit der Siegermächtige zu entziehen. Argentinien war in dieser Zeit unter der Regierung von Perón ein beliebter Zufluchtsort.

Es gab einige Organisationen und Verbände, die ein Interesse daran hatten, derartigen Verbrechern zu helfen, nicht selten waren es die Geheimdienste der Alliierten, selbst der Vatikan war behilflich bei der Flucht aus Nachkriegsdeutschland. Kurz vor Ende des Krieges, als sich bereits abzeichnete, dass der Krieg verloren war, soll es eine berüchtigte Gruppe von Nazisympathisanten gegeben haben, die unter dem Namen „Odessa“ fungierte. Mit Geld, Einfluss und straff organisierten Plänen gelang es ihnen, einige Kriegsverbrecher der Justiz zu entziehen. Aber warum schützten die Geheimdienste der Siegermächte solche Kriegsverbrecher?

Der Kalte Krieg betrat die Weltbühne und das Gespenst des Kommunismus bedrohte und verängstigte die Staaten, auf anderer Seite hingegen schürte der Kapitalismus den Neid und auch die Sorgen. Wissenschaftler, Generäle, Ärzte und Geschäftsmänner, die in anderen Zeiten für ihre Verbrechen verurteilt und bestraft würden, entgingen so ihrem Tod – ihr Wissen und ihre Ideen waren für die konkurrierenden Staaten ein allzu wertvolles Hab und Gut.

Im neuen Roman „Das Janus-Projekt“ von Philip Kerr, der in der Nachkriegszeit spielt, geht es um genau dieses Thema.

_Story_

München, 1949. Vier Jahre nach dem verlorenen Krieg gehört der ehemalige Polizist und jetzige Privatdetektiv Bernhard (Bernie) Gunther zu den desillusionierten Deutschen, die zwar den Krieg überlebt haben, aber ansonsten alles als verloren betrachten. Seine Frau ist in einer psychiatrischen Klinik untergebracht, und er selbst führt in der Nähe des ehemaligen Konzentrationslagers in Dachau ein wirtschaftlich marodes Hotel, das keine Gäste beherbergt. Ein Neuanfang will ihm aber nicht gelingen, zu schwer liegen die Erinnerungen an die Erlebnisse der Ostfront auf seiner Seele. Verbittert geht er seiner Idee nach, das einzig Richtige zu tun, das er tun kann – als Privatermittler tätig zu werden.

Nach dem Tod seiner Frau versucht er sich in München eine Existenz aufzubauen. Noch immer gibt es unzählige vermisste Familienmitglieder, die es zu finden gilt, demzufolge auch genug zahlungswillige, suchende Klienten, die ihn beauftragen könnten. Andererseits gibt es noch genug Kunden, die immer noch beweisen wollen, dass ihre nächsten Angehörigen keine Nazis waren, und Bernie Gunther soll ihnen dabei helfen.

Die zweite Möglichkeit ist für seine Verbitterung und seinen daraus resultierenden Sarkasmus nicht ohne Probleme, aber er passt sich schnell der geforderten Situation an und übernimmt den Auftrag einer Frau Britta Warzok, die ihn darum bittet, Beweise für den Tod ihres Ehemannes zu beschaffen. Frau Warzok möchte wieder heiraten, und so lange ihr Ehemann offiziell nicht für Tod erklärt wurde und nur als vermisst eingestuft wird, stellt sich genau dies als sehr störendes Problem dar.

Bernie Gunthers Recherchen und Ermittlungen führen ihn wieder einmal in gefährliche Kreise. Noch immer versuchen ehemalige Nazi-Größen, die junge Bundesrepublik, die von den alliierten Siegermächten besetzt wird, zu verlassen. Und diese Kriegsverbrecher, denen der Tod droht, sehen in den sensiblen Ermittlungen des Privatdetektives ein Problem. Gunther läuft in eine Falle, wird gefoltert und zusammengeschlagen, aber am Leben gelassen. Ein freundlicher Arzt nimmt sich seiner an, versorgt und behandelt ihn, wenig später lernt er einen Erich Grün kennen, der durch eine Verletzung, die er im Krieg erlitt, an den Rollstuhl gefesselt ist. Die beiden Männer freunden sich an und Gunther bietet sich an, für Grün eine Erbschaft anzutreten – Gunther und Grün sehen sich ungemein ähnlich, und die Zeit und der Krieg sollten ausreichen, um an seiner statt die Formalitäten erledigen zu können.

Gunther muss nach Wien reisen, und dort erfährt er, dass er eine Marionette in einem teuflischen Spiel ist. Eingebunden und benutzt in einer weitreichenden Verschwörung, sieht er seine eigene Überlebenschance darin, dieses Komplott aufzudecken, doch schnell bemerkt er, dass im Untergrund noch allzu viele Nazis existieren, die über Leichen gehen, dass er zu einem Spielball der Geheimdienste geworden ist, und auch israelische Killerkommandos auf der Suche nach Kriegsverbrechern kennen nur ihre eigenen Gesetze …

_Kritik_

„Das Janus-Projekt“ ist ein spannender Unterhaltungsroman von Philip Kerr. Allerdings vermischt der Autor die Fakten mit vielen Fiktionen, die zwar unterhalten können, aber nicht zu Ende gedacht wurden.

Die Geschichte spielt in der jungen Bundesrepublik Deutschland, die ein schweres Erbe zu tragen hat. Der Krieg ist verloren und die gerade entstandene Republik kämpft noch immer mit den moralischen Altlasten und Verbrechen des Terror-Regimes. Niemand will mehr von der Vergangenheit reden, es wird verdrängt, ignoriert und totgeschwiegen – doch die Vergangenheit holt einen doch immer wieder ein. Schließlich kann eine ganze Nation, eine ganze Generation nicht einfach von der kriminell ausgearteten ideologischen Bühne hüpfen.

Leider, und genau das ist einer der großen Kritikpunkte, habe ich ebendieses gelebte Schuldbewusstsein im täglichen Miteinander vermisst. Einzig und allein der Hauptcharakter Bernie Gunther lebt noch immer in seiner Vergangenheit, die er nicht vergessen kann oder will und die er versucht, mit einem gewissen sarkastischen Zynismus zu bekämpfen.

Betrachtet man den Roman neutral, so ist die Story dennoch keine neue. Sicherlich baut sie Spannung auf, aber hätte der Autor sich mehr Zeit gelassen, vielleicht einen mehrteiligen Thriller aus der Story gemacht, so hätte dies der Geschichte mehr grundlegende Substanz verliehen. Der Kalte Krieg, der für die nächsten Jahrzehnte die politische Weltbühne beherrschen wird, lässt nicht nur Bernie Gunther zum Spielball werden, auch die gesuchten Naziverbrecher sollen gezwungen werden, gegen die rote Gefahr zu kämpfen. Auch diese Thematik wird nicht zu Ende gedacht, nur angerissen, mehr nicht.

Recht, Unrecht, Moral und Ethik hätten die Säulen dieses Romans werden können, doch leider schildert Kerr die Konsequenzen nicht überzeugend. Immer wieder reißt Kerr diese dunklen Fakten an, aber nur inkonsequent. Diese Motivation im Sinne der Spannung zwar in allen Ehren gehalten, aber so verwandelt sich das Fundament in brüchiges Einerlei. Egal welcher Nation seine Charaktere angehören, sie sind nur sehr schlicht charakterisiert; entweder verfügen sie über edle Motive oder sie sind einfach nur böse. Philip Kerr verrennt sich in seinem Alibihintergrund und beweist in Laufe seiner Geschichte, was er, wenn er an das „Dritte Reich“ denkt, damit an Klischees verbindet. Selbst die Nachkriegszeit und die daraus resultierenden Konfrontationen, egal ob nun politisch oder menschlich, vernachlässigt er.

Die Handlung überlässt der Autor allerdings nicht dem Zufall; es dauert seine Zeit, bis sich die eigentliche Story entwickelt und Bernie Gunther zeigen kann, was so in ihm steckt. Dessen Charakterentwurf muss ich dabei wirklich loben. Seine zynische Art und Herangehensweise und seine Vergangenheit, für die er sich nicht unschuldig führt, machen ihn wirklich sympathisch und sehr menschlich. Einzig und allein der Humor wirkt in manchen Passagen etwas überdosiert und unpassend. Trotzdem könnte dies aber den Roman für manchen Leser retten.

Leider schafft es der Autor auch hier nicht, die Waage im Gleichgewicht zu halten. Es kann und darf nicht sein, dass einzig und allein die Hauptfigur des Bernie Gunther so etwas wie ein Gewissen vorzuweisen hat, ihr Handeln hinterfragt und sich selbst manchmal als sehr kritisch ansieht und damit die einzige Figur bleibt, die so empfindet. Gunthers Schuldbewusstsein, und da steht er weit und breit alleine da, wirkt gerade deshalb oftmals nicht glaubwürdig oder zu überzeichnet.

Philip Kerr hat es aber gut gemeint und aktiv versucht, der Nachkriegszeit ein Gesicht zu geben, doch auf mich wirkte er mit seiner Agenda oftmals überfordert. Die Grenzen zwischen Recht und Unrecht sind zu gradlinig gezeichnet, ohne Grenzland, in dem man Schwächen und Stärken wiederfindet.

Allein schon aus dieser schweren Epoche in Form eines Spannungsromans zu erzählen und dabei genau bemessene Proportionen zu wählen, ist sicherlich schwer und sollte vielleicht Autoren überlassen werden, die diese Zeit er- und überlebt haben oder sich mit der Problematik in den Nachkriegsjahren politisch und gesellschaftlich intensiv auseinandergesetzt haben.

_Fazit_

„Das Janus-Projekt“ ist ein reiner Unterhaltungsroman. Nicht mehr oder weniger. Die Fiktion wird mit nebulösen Fakten vermengt und Philip Kerr schafft es nicht, die Story und ihre Charaktere in konsequenter Weise zu entwickeln. Es gibt keine rein gute und heile Welt, wie sie hier propagiert wird, auch wenn wir uns dies immer wünschen.

Meinen Erwartungen und Ansprüche verfehlt dieser Roman leider völlig. Ein detailliertes Grundgerüst mit allen Facetten von Politik und Gesellschaft, mit Schuld und Sühne, der Vergebung und Vergegenwärtigung wäre sinnvoll gewesen, dann hätte dieser Roman ein wunderbar spannendes und zugleich glaubhaftes Zeugnis abgegeben.

Der Roman ist der vierte aus Kerrs Reihe um den eigensinnigen Gunther, aber man kann sicherlich „Das Janus-Projekt“ lesen, ohne die drei vorherigen Titel zu kennen.

_Der Autor_

Philip Kerr wurde 1956 in Edinburgh geboren. Heute lebt er in London. Mit dem Roman „Das Janus-Projekt“ schließt er die Berlin-Reihe um den Privatdetektiv Bernhard Gunther ab. Aus dieser Reihe sind noch die Romane „Feuer in Berlin“, „Im Sog der dunklen Mächte“ und „Alte Freunde – neue Feinde“ erschienen.

http://www.rowohlt.de

_Philip Kerr auf |Buchwurm.info|:_

[„Game over“ 4245
[„Der Coup“ 2174
[„Der zweite Engel“ 500
[„Newtons Schatten“ 440
[„Esau“ 136

Salvatore, R. A. / Dabb / Semeiks – gesprungene Kristall, Der (Die Saga vom Dunkelelf 4)

Band 1: [„Heimatland“ 2498
Band 2: [„Exil“ 2843

_Story_

Nach seiner schweren Jugend in der Unterwelt hat Drizzt Do’Urden seine Freiheit als Waldläufer in den Regionen des Eiswindtals gefunden. Er agiert als Berater der Räte von Zehnstädte und schließt sich seinen neuen Genossen im Kampfe an, wird aber nicht allerorts gleichberechtigt akzeptiert. Als sich ein Barbarenstamm schließlich aufmacht, das Reich der Zwerge einzunehmen, eilt Drizzt seinem engsten Verbündeten Bruenor zur Hilfe und bewahrt Zehnstädte vor dem vorzeitigen Untergang. Im Kampf schützt der Zwergenhäuptling außerdem einen jungen Barbaren vor dem sicheren Tod, gibt ihn jedoch in die eigene Sklaverei.

Jener Sohn, Wulfgar, wächst in den nächsten fünf Jahren unter Bruenors Obhut zu einem gefürchteten Krieger heran und bekommt schließlich vom Dunkelelfen den Feinschliff. Ein halbes Jahrzehnt nach dem ersten Angriff auf das Eiswindtal fühlt sich der gestandene Krieger immer mehr seinen neuen Verbündeten zugehörig und stellt sich sogar gegen sein Volk, als er von dessen Verrat erfährt. Die Barbaren haben sich nämlich ebenso wie Oger, Orks und Riesen an den verwegen Magier Akar Kessell verkauft, der mit einem Relikt aus alten Zeiten selbst Dämonen zu unterwerfen vermag.

Als Kessell die Horden um sich schart, um Zehnstädte endgültig dem Erdboden gleichzumachen, ist der einstige Barbar ebenso gefragt wie seine beiden Lehrmeister und der verschmitzte Halbling Regis Knurrbauch. Die von Crenshinibon verliehene Kraft macht Kessell zum derzeit mächtigsten Mann der Oberwelt – und nur ein geschickter Streich kann ihm diese Macht je wieder rauben …

_Persönliche Meinung_

Die Zeiten, in denen Drizzt Do’Urden gegen die frevelhaften Auswüchse seiner eigenen Familie kämpfen und bestehen muss, sind mit dem vierten Band der „Saga vom Dunkelelf“ vorerst vorüber. Mit seinem Aufstieg in die Oberwelt und der endgültigen Flucht aus dem Reich der Spinnenkönigin beginnen für den mächtigen Dunkelelfen neue Abenteuer, aber auch erneut unsichere, schwer vorhersehbare Zeiten. Die Lebewesen seiner Herkunft sind an der Oberfläche Faerûns nicht gerne gesehen, da die Dunkelelfen in der Vergangenheit zu oft bewiesen haben, dass ihre Ehre eher zweifelhaft ist, und das ihnen gegebene Vertrauen häufig missbraucht wurde. Trotz seiner guten Absichten und seiner zahlreichen Hilfestellungen im Kampf wird Drizzt von manchen Königen und Häuptlingen nicht akzeptiert, teils sogar völlig abgelehnt.

Doch der gutherzige Kämpfer aus dem Hause Do’Urden lässt sich von der Haltung der Bürger in Zehnstädte nicht abschrecken; ungeachtet der entgegengebrachten Abscheu lässt er sich von Moral und Ruhm treiben, findet alsbald Verbündete und wird schon kurze Zeit nach seiner Ankunft auf seine Standhaftigkeit und Loyalität getestet. Doch selbst als er seinen neuen Angehörigen im Kampfe beisteht, erfährt er weiterhin nicht den gebührenden Respekt. Den hingegen erfährt der neue Schützling Bruenors, der versklavte Jüngling Wulfgar, der seinem Todesurteil durch die Gefangenschaft entrinnen konnte. Ausdauernd leistet er seinen fünfjährigen Pflichtpfand im Hause der Zwerge ein, knüpft eine innige Freundschaft mit dem Dunkelelfen und wird als Sohn und Freund aus der Sklaverei entlassen.

Unterdessen wird das gesamte wacklige Bündnis von Zehnstädte von einer unbekannten Bedrohung heimgesucht. Der intrigante Magier Akar Kessell hat sich mangels vorhandener Fertigkeiten für den radikalen Weg entschieden, seinen Meister getötet und das vielleicht stärkste Artefakt der Macht in seinen Besitz gebracht, um das Volk des Eiswindtals zu unterjochen. Während er Dämonen beschwört, ganze Völker manipuliert und seinen Angriff auf die Städte des Rats vorbereitet, ist man in Zehnstädte noch immer damit beschäftigt, die Freundschaft zu befestigen und gemeinsam gegen das bevorstehende Unheil vorzugehen. Zu diesem Zeitpunkt ahnt jedoch noch niemand, dass ausgerechnet der Dunkelelf das Zünglein an der Waage sein wird.

Drizzts neuestes Abenteuer markiert einen eindeutigen Wandel, fort von der klassischen Fantasy-Serie und mehr hin zu unabhängigeren Handlungssträngen. „Der gesprungene Kristall“ ist nach der Trilogie um die Jugend des Dunkelelfen der erste Roman, der prinzipiell für sich alleine stehen könnte und keiner längeren Vorgeschichte bedarf. Die Charaktere sind größtenteils neu und unbekannt, die Motive des Protagonisten schnell ersichtlich und das Szenario im Wesentlichen weitaus simpler strukturiert als die bisherigen Ausgaben der Saga. Allerdings ist der neue Lebensabschnitt des Dunkelelfen sphärisch auch kaum mit den vorherigen Storys zu vergleichen; die Finsternis ist nicht bloß optisch gewichen, die Bösartigkeit der meisten Beteiligten nicht so Ehrfurcht erregend, wie man dies bisher gewohnt war. Aber auch die zahlreichen Ränke sind nicht ganz so detailliert ausgearbeitet, was die Brisanz der Handlung zumindest im direkten Vergleich eher entschärft.

Dennoch ist „Der gesprungene Kristall“ inhaltlich ein weiterer Dauerbrenner aus der Welt der „Vergessenen Reiche“. Die Story ist spannend, temporeich und einem echten Fantasy-Epos definitiv würdig, dazu auch in dem Maße fortschrittlich, dass Salvatore und das Comic-Team sich nicht durchweg an den Erstveröffentlichungen aus dieser Sagenwelt orientieren. Eine neue Dynamik zeichnet das Bild und bringt mächtig Bewegung in die Reihe, fordert allerdings auch den Tribut der entschärften, unterschwelligen Aggressionen, die dieses Meisterwerk in den Bänden eins bis drei als eines der prägenden Elemente auszeichneten. Dennoch: Eine gelungene, teilweise fast wieder geniale Fortsetzung ist der vierte Teil der Saga ohne Zweifel – und das sowohl im Bezug auf Story und Tempo als auch hinsichtlich der grafischen Aspekte. Fans kommen ohne Wenn und Aber auch an „Der gesprungene Kristall“ nicht vorbei!

http://www.paninicomics.de/vergessene-reiche-s10333.html

Hannes Hegen (Hrsg.) / Lothar Dräger (Text) / Edith Hegenbarth (Zeichnungen) – Die Digedags in Sankt Louis (Amerikaserie, Band 8)

Unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen erschienen im „Mosaik“ Monat für Monat die Abenteuer des zwergenhaften Trios bestehend aus den mutmaßlichen Brüdern Dig, Dag und Digedag – kurz: „Die Digedags“. Allerdings nur im Osten der Republik, denn im Westen waren (und sind) die drei umtriebigen Wichte – und Vorväter der etwas bekannteren „Abrafaxe“ – weitgehend unbekannt. Nach der Wiedervereinigung wurde es still um die Digedags, bis 2005 alle bisher erschienenen Geschichten vom wiederauferstandenen Verlag Junge Welt noch einmal als Sammelbände zu je vier Heften komplett neu aufgelegt wurden.

Die Digedags

Hannes Hegen (Hrsg.) / Lothar Dräger (Text) / Edith Hegenbarth (Zeichnungen) – Die Digedags in Sankt Louis (Amerikaserie, Band 8) weiterlesen

Lumley, Brian / Festa, Frank / Lueg, Lars Peter / Matern, Andy – Necroscope 7 – Blutlust

_Action in der Wamphyr-Welt_

1989 im russischen Uralgebirge. Der britische Spion wurde durch ein Dimensionstor in eine andere Welt gestoßen. Während in seiner Welt die Vampire versuchen, erneut auf der Erde Fuß zu fassen, erforschen Simmons, seine telepathische Gefährtin Zak und sein Verfolger Karl die fremde Welt, aus der die Vampire stammen. Steile Felstürme mit mächtigen Festungsanlagen, eine Sonnen- und eine Sternseite, Krieger auf Drachenschwingen greifen an. Aus den Schatten versuchen die Fangarme der Wamphyri nach den Eindringlingen zu haschen. Ist ein Überleben unter diesen Bedingungen möglich?

_Der Autor_

Brian Lumley wurde 1937 in England geboren. 1981 beendete er mit 44 Jahren seine Militärkarriere. Seither arbeitet er als freier Schriftsteller. Seine ersten Veröffentlichungen standen ganz unter dem Einfluss von H. P. Lovecrafts |Cthulhu|-Mythos. 1986 schuf Brian Lumley mit seiner Vampir-Saga „Necroscope“ eine der erfolgreichsten Horror-Serien der Welt.

Alleine in den USA haben sich seine Bücher weit über zwei Millionen Mal verkauft. So wie Brian Lumley den Vampir darstellt, hat es noch kein Autor zuvor gewagt. Mittlerweile hat Brian Lumley mehr als 50 Bücher veröffentlicht und schreibt fleißig weiter. Er und seine Frau Barbara Ann leben in Devon im südwestlichen England. (Verlagsinfo)

Band 1: [Erwachen 779
Band 2: [Vampirblut 843
Band 3: [Kreaturen der Nacht 2371
Band 4: [Untot 2963
Band 5: [Totenwache 3000
Band 6: [Das Dämonentor 4368
Band 7: Blutlust
Band 8: Höllenbrut

_Der Sprecher_

Lutz Riedel ist ein hochkarätiger Synchron-Regisseur und die deutsche Stimmbandvertretung von „James Bond“ Timothy Dalton. Er war auch „Jan Tenner“ in der gleichnamigen Hörspielserie. Ich schätze besonders seine Interpretation von H. P. Lovecrafts Schauergeschichten wie etwa [„Das Ding auf der Schwelle“. 589 Er zeigt hier seine herausragenden Sprecher-Qualitäten, die den Hörer mit schauriger Gänsehaut verzaubern.

Der Berliner Schauspieler hat u. a. Timothy Dalton (James Bond) und Richard Hatch (Kampfstern Galactica) synchronisiert. Auch Richard Gere, Samuel L. Jackson und Christopher Walken hat er schon gesprochen. Lutz Riedel ist mit seiner Kollegin Marianne Groß verheiratet.

Riedel liest einen von Frank Festa bearbeiteten und gekürzten Text. Für Regie, Produktion und Dramaturgie zeichnet Lars Peter Lueg verantwortlich, für Schnitt, Musik und Tontechnik Andy Matern.

_Der Regisseur Lars Peter Lueg_

Der Verlag in eigenen Worten: „Nach 10 erfolgreichen Jahren in der Musik- und Medienbranche als Musikproduzent, Künstlermanager, Leiter von Multimediaprojekten und Tontechniker in verschiedenen Tonstudios war es an der Zeit die vorhandenen Kontakte und Erfahrungen zu nutzen, um eine vollkommen neue und andersartige Firma zu gründen.

Ein kompetentes Netzwerk von ca. 20 spezialisierten Unternehmen lässt LPL sehr effektiv und unabhängig arbeiten. Durch eine Passion für Filme, (Hör)Bücher und (Hör)Spiele, die sich dem Thema Horror verschrieben haben, sind Lars Peter Lueg und seine Partner mit viel Herzblut dabei. LPL stellt ausschließlich Produkte her, hinter denen der Verlagsleiter auch zu 100 % steht.“

_Der Komponist_

Andy Matern wurde 1974 in Tirschenreuth, Bayern geboren. Nach seiner klassischen Klavier-Ausbildung arbeitete er einige Jahre als DJ in Clubs. Seit 1996 ist er als freiberuflicher Keyboarder, Produzent, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits mehr als 120 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen.

Bereits Andy Materns erste Hörbuch-Rhythmen erreichten schnell Kultstatus bei den Fans und der Fachpresse. Durch seine musikalische Mitarbeit wurde [„Der Cthulhu-Mythos“ 524 zum besten Hörbuch des Jahres gewählt (Deutscher Phantastik Preis 2003). Seine Arbeit zum Hörbuch „Illuminati“ erreichte 2007 zweifachen Platinstatus. Andy Matern lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfos)

_Vorgeschichte (Necroscope 6)_

Michael „Jazz“ Simmons ist ein britischer Spion, der es bis ganz tief ins Herzland der Sowjetunion geschafft hat. Mit Hilfe von ein paar ukrainischen Dissidenten, die sich als Pelztierjäger und Fischer im Ural durchschlagen, ist es ihm gelungen, bis auf den Pass zu gelangen, der in die radioaktiv strahlende Schlucht hinunterführt, in der das ominöse Perchorsk-Institut liegt. Es verbirgt sich seit rund fünf Jahren hier, hineingebaut in den Untergrund, und ein Staudamm versorgt es mit Elektrizität. Doch zu welchem Zweck? Kam von hier wirklich jenes Objekt, das die Amerikaner über der Hudson Bay abschossen?

Leider ist auch Simmons‘ Glückssträhne zu Ende. Den ersten Angreifer kann er zwar noch erwischen, doch der zweite ist zu schnell. Und die Annäherung des dritten bekommt er schon gar nicht mehr mit. Wochen später, tief unten im Perchorsk-Institut. Jazz erwähnt die Monster, die von hier kämen. Sicherheitschef Tschingis Kuf entgegnet: Nein, sie kommen von einer anderen Welt! Er führt ihn ins verbotene, abgeschottete und schwer bewachte Innerste des Perchorsk-Instituts. Hier unten muss eine Kernschmelze oder dergleichen stattgefunden haben. Der Fels ist nämlich zu Magma erstarrt. Hier entwickelte ein genialer Kernphysiker einen Energieschirm gegen aus den USA anfliegende Raketen. Doch der Test ging schief und erzeugte ein Dimensionstor in einer andere Welt. Das Tor liegt in der schwer bewachten Lichtkugel, die Kuf Simmons zeigt.

Woher man denn wisse, dass es sich um ein Tor handle? Ganz einfach, meint Kuf, etwas ist durchgekommen. Und zwar nicht ein- oder zweimal, sondern fünfmal in drei Jahren. Von vier „Begegnungen“ bekommt Simmons Filme gezeigt, doch einen „Besucher“ bekommt er live zu sehen. In einem Glaskäfig schlängelt und windet sich ein schwarzes Ding, das Formen von irdischen Wesen wie Wolf, Fledermaus usw. nachahmen kann. Und es ernährt sich ausschließlich von blutigen Fleischabfällen. Nach dem zu urteilen, was der Krieger, der fünfte Besucher, geschrien hat, steht es in Zusammenhang mit den „Wamphyri“. Ist es ein Vampir? Der Verdacht liegt nahe.

Was soll Tschingis Kuf nur mit seinem britischen Gast anfangen? Er verfällt auf eine hübsche Methode, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Mr. Simmons wird eine Reise ohne Rückfahrschein antreten. Jazz bleibt keinerlei Wahl, als ihm Kufs baumstarker Gorilla Karl Vjotsky einen Rucksack mit Camping-Ausrüstung auf den Rücken packt. Natürlich will er wissen, wohin die Reise gehen soll. Dreimal darf er raten …

_Handlung_

Jazz Simmons marschiert unter einer sengenden Sonne, die sich ungewöhnlich langsam bewegt, auf eine Bergkette zu. Er befindet sich immer innerhalb der Sphäre, als Karl Vjotsky ihn einholt, und zwar auf einem Motorrad. Doch als Karl und Jazz aufeinander feuern, bewegen sich ihre Waffen sehr ungewöhnlich, und damit hat Karl nicht gerechnet. Er wird vom Motorrad geworfen, das sich Jazz sofort schnappt und davonrast.

Nach wenigen Minuten gelangt er an den Rand der Sphäre und betritt die eigentlich Anderwelt. Leider hat Jazz nicht mit dem Höhenunterschied an der Schwelle gerechnet. Der Sturz verbeult das Vorderrad und weil das Bike kein Werkzeug an Bord hat, muss Jazz es aufgeben und zu Fuß weitergehen. Auch sein Walkie-Talkie ist nach einem Kommunikationsversuch nichts mehr wert, und er wirft es weg.

Karl hat ein wenig mehr Glück. Er kann das Bike mit seinem Werkzeug reparieren, und mit seinem Walkie-Talkie erhält er sogar Empfang mit einem weiteren Menschen, der aus seiner eigenen Welt kommt. Es ist Zekyntha Föner, genannt Zek, eine Telepathin des russischen E-Dezernats, die man hierher verbannt hat. Wie es ihr wohl geht, kann Karl nicht herausfinden, denn die Verbindung reißt ab. Karl fährt auf Jazz‘ Spur, bis er an einen Wall gelangt und südwärts muss. Die Landschaft ist karg und von felsigen, kahlen Bergen beherrscht. Da erspäht er etwas, das sich von den Felsen erhebt und auf ihn zufliegt. Er kennt dieses Vieh von den diversen Begegnungen am Dimensionstor. Es ist ein Riesendrache, und ein Reiter lenkt das Flugwesen genau auf Karl zu …

|Die Nomaden|

In der Nähe einer Bergfestung, die einen Pass über den zentralen Gebirgszug bewacht, stößt auch Jazz auf Zek Föner. Sie hat einen großen Wolf bei sich, der ihr aufs telepathische Wort gehorcht. Zek erklärt dem Neuankömmling ein paar Dinge über diese Welt, gesteht aber auch, dass sie gerade in der Tinte sitzt. Ihr Beschützer und der Nomade, mit denen sie lebt, ein gewisser Lardis, ist auf eine Expedition aufgebrochen, und nun will dessen zweiter Mann, ein gewisser Arlek, Zek an einen der Wamphyri-Fürsten verkaufen, die über das Land herrschen und mit ihren teuflischen Kräften jeden Unbewaffneten in einen zombiehaften Untergebenen verwandeln.

Kaum gesagt, sind die beiden auch schon von Arleks Leuten umzingelt und bedrohen sie mit Armbrüsten. Jazz muss seine Waffen abgeben und wird niedergeschlagen. Als er wieder erwacht, ist er gefesselt. Später trifft ein Unterhändler Arleks ein, mit einer Botschaft des Wamphyri-Lords Saitis. Saitis wisse bereits vom Eintreffen Michael Simmons‘ in dieser Welt. Aber woher? Diese Frage klärt sich gleich darauf, als Zeks Walkietalkie zum Leben erwacht. Es ist Karl Vjotsky. Er wurde von Lord Saitis‘ Krieger gefangen genommen. Gleich darauf ist Saitis selbst zu hören. Arlek verlangt im Austausch für die beiden „Magier“ – er meint Zek und Jazz -, künftig von Saitis in Ruhe gelassen zu werden. Saitis ist einverstanden, kann aber nicht für die zwanzig anderen Wamphyri-Lords sprechen. Und er will auch die Waffen des Eindringlings. Arlek ist einverstanden.

Es dauert nicht lange, und drei Gestalten tauchen in der Nacht auf, um sich Zek und Jazz zu nähern, die Arlek als Beute für Saitis zurückgelassen hat. Die drei sind Saitis selbst sowie zwei seiner furchterregenden Krieger. Jazz erinnert sich an ein Video, das ihm Kuf gezeigt hat. Ein solcher Krieger brach einmal durch das Dimensionstor, und die Wächter hatte erheblich Mühe, ihn zur Strecke zu bringen. Die drei nähern sich vorsichtig und kreisen ihre Beute ein.

Zeks Wolf gelingt es, Jazz‘ Fesseln durchzubeißen, so dass er gleich darauf Zek befreien kann. Jetzt muss er nur noch an seine Maschinenpistole gelangen. Und schon bald wird die Sonne aufgehen. Doch da ist auch schon einer der Krieger heran und bedroht Jazz mit seinem klingenstarrenden Kampfhandschuh. Vielleicht sollte Jazz doch lieber auf die Sonne warten …

_Mein Eindruck_

Bislang bewegte sich der neue Unterzyklus um Michael Simmons auf dem relativ festen Boden der sattsam bekannten Spionageromane und Agenten-Action. Mit dem Einführen der Sphäre und dem Dimensionstor betrat die Geschichte das Terrain der Science-Fiction, mit dem schwarzen Wamphyrwesen in Perchorsk das des Horrors. Nun kommt jedoch noch ein weiteres Genre hinzu: Fantasy.

Denn wofür sonst sollen wir die Wamphyr-Fürsten sonst halten als für Kollegen jedes Unterweltherrschers, der je die Seiten von Conan-Geschichten, des walisischen Mabinogion oder des „Herrn der Ringe“ zierte? Der Herr von Annwn, der walisischen Unterwelt, kann kaum grausamer sein als Lord Saitis, erzeugt er doch selbst mit einem schwarzen Kessel eine Armee von Zombiekriegern – man schlage in Lloyd Alexanders TARAN-Zyklus nach. Lord Saitis erschafft aus normalen Menschen durch Infektion mit seinem Wamphyr-Parasiten entsprechende Zombiekreaturen. All dies erklärt die Telepathin Zekyntha ihrem neuen Lover Jazz Simmons in allen Einzelheiten.

Saitis und seinesgleichen reiten nicht auf Motorrädern, sondern selbstredend auf Drachen. Sie bewegen sich von Festung zu Festung, als wären sie Nazgûl auf der Pirsch. Aber anders als die Neun sind sie untereinander zerstritten und neiden einander das Territorium und die Untergebenen. Zu diesen zählen hünenhafte Krieger, aber auch Höhlenbewohner und andere unterlegene Wesen.

Kein Wunder, dass sie auch an Magie glauben. So bezeichnen sie Telepathie und andere Künste wie etwa das Weissagen. Das Einzige, was sie vereint, ist der Hass auf einen Eindringling, den Zek als den „Herrn des westlichen Gartens“ bezeichnet. Wie es scheint, steht dieser mysteriöse Mann in Verbindung mit Berlin in der DDR (man schreibt das Jahr 1989). Das bedeutet wohl, dass es noch ein Dimensionstor auf dieser Welt geben muss …

|Action|

Nach dem anfänglichen Kampf gegen Karl Vjotsky sieht sich Michael Simmons etwa zur Halbzeit den oben genannten drei Wamphyri-Gestalten gegenüber. Diese Art von Action durchzieht erfreulicherweise die ganze Geschichte, wobei es wie zu erwarten am Schluss zu einer dramatischen Zuspitzung der Lage unserer beiden Helden Zek und Jazz kommt. Nur durch eine überraschende Wendung gelingt es ihn, mit heiler Haut davonzukommen. Wie es zu dieser Wendung kommt, macht den Leser bzw. Hörer gespannt auf die Fortsetzung (s. u.).

Die Action kann aber auch nur ein simpler Sparringkampf sein. Jazz hat offenbar im Verlauf seiner Agentenausbildung auch einige Trainingsstunden in Kampfsport investiert, doch leider wird uns nicht verraten, in welcher Disziplin. Da er Handkantenschläge einsetzt, tippe ich mal auf Karate, denn sie kommen in verteidungsorientierten Disziplinen wie Aikido und Jiu-Jitsu nicht vor.

|L’amour|

Weibliche Leser und Hörer kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Es wird sie freuen zu erfahren, dass Zekyntha nicht nur eine amouröse Beziehung zu Jazz anfängt, sondern auch des langen und breiten von ihrer Bekanntschaft mit der Wamphyri-Lady Karén erzählt. Dieser diente sie mit Hilfe ihrer Gedankenleserei, bei der sie herausfand, dass die männlichen Wamphyri-Lords ein Komplott gegen die Lady planen. Zum Dank ließ die Lady Zek wieder frei.

|Der Sprecher|

Lutz Riedel liefert wieder eine beachtliche Leistung ab. Er ruft, wenn es angebracht ist, dramatische Aktion oder Anspannung darzustellen. Flüstern deutet Geheimniskrämerei an. Doch als er die Sprechweise des autoritären Lord Saitis umzusetzen hat, muss Riedel seine tiefste und kräftigste Stimmlage hervorkramen, um sowohl Majestät als auch Unerbittlichkeit und Grausamkeit auszudrücken. Und dies nicht nur einmal, sondern mehrere Male. Das direkte Gegenteil dazu ist die Stimmlage Zeks, die ein klein wenig höher angesiedelt ist als die von Michael Simmons, der ganz „normal“ spricht.

Am Anfang der Handlung gilt es, einen Befehl so langsam auszusprechen, wie dies durch die Zeitdilatation im Dimensionstor verursacht wird. Da ruft Riedel ganz langsam – eine besondere Leistung, die eine gute Atemtechnik erfordert. Für einen geübten Sprecher wie Riedel allerdings ein Kinderspiel.

|Die Musik|

Geräusche gibt es keine, aber dafür eine gut abgemessene Menge an Musik. Diese ist nicht in den Hintergrund verbannt, sondern dient (außer als Intro und Extro) der Abgrenzung der einzelnen Kapitel wie auch deren Unterabschnitte. Diese Abschnitte sind aufgrund der nichtlinearen Erzählstruktur oftmals mit Rückblenden durchsetzt. Die Musik Andy Materns tritt sehr selten im Hintergrund in Erscheinung, höchstens als Übergang zur Pause.

In meinen Notizen habe ich überall das Auftreten von Pausenmusik eingetragen, und dabei stellt sich ein deutliches Muster heraus. Sobald eine Szene ihren Höhepunkt erreicht hat, wird sie oftmals abgebrochen, damit sie sich in der Vorstellung des Lesers bzw. Hörers fortspinnen lässt. Sofort setzt Musik ein, die diesen Vorgang auf emotionaler Ebene steuert und stützt. Auf einer geistigen Ebene tritt hier allerdings eine kleine Verschnaufpause ein …

Man sollte auch bedenken, dass wir es diesmal mit einer gekürzten Fassung zu tun haben. Statt der vorherigen sechs CDs sind es diesmal nur noch vier. Abgebrochene Szenen sind zwar mitunter sehr wirkungsvoll, aber wer weiß, was dabei alles verschwiegen wird.

_Unterm Strich_

Während mich die Grundstory in „Necroscope 6: Dämonentor“ stark an Lovecrafts „Berge des Wahnsinns“ erinnerte und entsprechend kalt ließ, so eröffnet das Dimensionstor nach dem Muster von „Stargate“ ein paar aufregende Möglichkeiten, einen ordentlichen Actionplot zu beginnen. Der Kampf mit dem Krieger aus der Anderwelt, eine Szene in „Dämonentor“, war schon mal ein guter Anfang. Die Action wird in Band 7 noch einmal ordentlich ausgebaut, ohne jedoch zu einem bestimmenden Element zu geraten. Ebenso wichtig ist es für Jazz, mehr über die Verhältnisse auf dieser Welt zu erfahren, auf der die Wamphyri eine dominierende Bedrohung darstellen.

Alles in allem gibt es hie und da gute Action, die in einem spannenden Finale gipfelt. Das bedeutet einen klaren Schnitt mit den vorangegangenen Bänden, was auch durch die zeitliche Kluft von acht Jahren ausgedrückt wird. Dass die Sowjetunion immer noch existiert, legt die Vermutung nahe, dass sich die Ereignisse vor dem Jahr 1989 abspielen, in dem das Buch erstmals veröffentlicht wurde. Damals begann der Untergang des Sowjetregimes und die Entstehung der heutigen GUS-Staaten. „Interessante Zeiten“ also, real wie auch fiktiv.

Der Sprecher Lutz Riedel stellt wieder einmal seine Engagiertheit für die Horrorliteratur unter Beweis, ebenso wie die Flexibilität seines Sprechorgans und seiner Darstellungskraft. Am Schluss wendet er sich direkt an den Hörer, um die Fortsetzung „Höllenbrut“ anzukündigen.

|300 Minuten auf 4 CDs
Aus dem Englischen übersetzt von Hans Gerwien|
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de
http://www.festa-verlag.de
http://www.brianlumley.com
http://www.andymatern.de

Drizzt – Im Zeichen des Panthers (Die Saga vom Dunkelelf 4)

Folge 1: „Der dritte Sohn“
Folge 2: „Im Reich der Spinne“
Folge 3: „Der Wächter im Dunkel“

Story

Nach seiner Verbannung aus der Stadt der Tiefengnome setzt Drizzt seine Reise durch die Unterwelt fort. Doch auf der Flucht vor seiner rachsüchtigen, grausamen Mutter hat er Verstärkung bekommen. Belwar Dissengulp, der Höhlenvater der Tiefengnome, hat sich dem verhassten Sohn des Hauses Do’Urden angeschlossen und streift an der Seite des Dunkelelfen und seines Panthers Guenhwyvar durch die finstersten Regionen des unterirdischen Raumes. Auf ihrer Flucht durch die unergründeten Labyrinthe erlebt Drizzt dann eine herbe Überraschung; sein einstiger, längst totgeglaubter Mentor Zaknafein steht ihm plötzlich wieder Angesicht zu Angesicht gegenüber, dieses Mal jedoch verzaubert und fest entschlossen, den ausgesiedelten Dunkelelfen zu töten.

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