Archiv der Kategorie: Rezensionen

Winter, Alex – Ein Gespür für Mord

In einer Zeit, in der legendäre Krimi-Spürnasen wie Sherlock Holmes ein schier unaufhaltsames Revival feiern, ist die moderne Literatur händeringend darum bemüht, neue Helden zu finden. Starke, gefestigte Charaktere mit dem besonderen Etwas sind gefragt; außergewöhnliche Fähigkeiten ebenso wie markante Macken. Dementsprechend viele neue Krimi-Serien gehen derzeit an den Start und jeder will die gesuchte Figur in seinem Roman gefunden haben.

Der schweizerische Schriftsteller Alex Winter kommt der Vorstellung von einer solchen Ikone schon ziemlich nahe. Daryl Simmons, sein Titelheld, ist nämlich ein sehr smarter Kerl, mit dem man sich auf Anhieb anfreundet, weil er einerseits ein gewiefter Ermittler ist, andererseits aber auch einen gewissen Charme ausstrahlt, der einem sehr schnell sympathisch ist. Und noch etwas: Simmons ist als Weißer bei den Aborigines aufgewachsen und stark in den Ursprüngen dieser Kultur verwurzelt. Das Wissen um die Traditionen seiner ‚Brüder‘ und natürlich sein cooles, herzliches Auftreten helfen ihm in seinem ersten literarischen Auftritt dabei, einen verzwickten Fall zu lösen.

_Story_

Daryl Simmons hat den Polizeidienst in Perth endgültig satt. Schon mehrfach hat er bei seinem Boss Garratt um eine Versetzung gebeten, und auch eine endgültige Beurlaubung hat er schon ins Auge gefasst. Eines Tages kommt dem Obersten dieser Drang zur Landflucht gerade recht: Ein Freund hat ihn um Hilfe gebeten, um einen mysteriösen Todesfall aufzuklären. Garratt schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen kann er seinen besten Mann zwangsbeurlauben und trotzdem weiterarbeiten lassen, und zum anderen kommen die Ermittlungen im Zuge des Todes von Floyd Butler auf einer Farm im Outback endlich ins Rollen.

Simmons hat es bei der Ankunft auf dieser Farm allerdings nicht leicht; hart muss er um die Akzeptanz der übrigen Mitarbeiter kämpfen, die dem verdeckt ermittelnden Kommissar sehr skeptisch entgegentreten. Erst nach und nach wird Daryl als echter Kerl akzeptiert und kann sich durch das neu gewonnene Vertrauen erste Informationen zu Butlers Tod erfragen. Obwohl er seinen Chef im Dunkeln tappen lässt, kommt langsam aber sicher Licht in die Sache – bis dann eine weitere Leiche gefunden wird und den Fall erneut zurückwirft. Doch Simmons gibt nicht auf, denn die Anzahl der Verdächtigen ist überschaubar und erste Vermutungen scheinen ihn auf die richtige Fährte zu führen. Nur die Motive der potenziellen Täter scheinen unklar. Als dann auch noch die beliebte Meena spurlos verschwindet und einen dubiosen Abschiedsbrief hinterlässt, gerät der Beamte in Zeitnot. Doch Daryl hat noch eine Geheimwaffe: das Wissen, das er aus der Lehre bei den Aborigines gesammelt hat, und welches ihm im direkten Umfeld eines weiteren Stammes nun entscheiden weiterhelfen soll …

_Meine Meinung_

Als absoluter Australien-Liebhaber war dieses Buch natürlich eine echte Pflichtlektüre, zumal Alex Winter die Kultur und die Landschaft des kleinen Kontinents immer wieder in die Geschichte integriert und ihr letztendlich auch eine entscheidende Bedeutung zuspielt. Allerdings kommt die Geschichte trotz aller interessanten Facetten nicht so richtig in Schwung. Bevor Simmons überhaupt mal richtig ins Geschehen eingreift, ist schon mehr als die Hälfte des Buches durch, denn statt die Seiten mit einem gewissen Spannungsaufbau zu füllen, verliert sich Alex Winter zunehmend darin, das Leben auf der Farm zu beschreiben. Die Geschichte ist dabei in einem Fluss geschrieben und lässt sich insgesamt auch sehr angenehm lesen, jedoch mangelt es ihr bisweilen an einer klar erkennbaren Struktur. In aller Seelenruhe erzählt Alex Winter, wie sich Daryl Simmons langsam aber sicher im Tross der Farmer einlebt und dort nicht immer auf Gegenliebe stößt, vergisst allerdings manches Mal, dass eigentlich die Morde und das Verschwinden von Meena im Mittelpunkt stehen. Viel zu spät besinnt sich der Autor darauf, für einen klaren Höhepunkt zu sorgen und diesen aufzubauen. Selbst wenn er am Ende mit einem ziemlich überraschenden Ende aufwarten kann, ist die Erzählung über weite Strecken eher unspektakulär und gewinnt nach sehr behäbigem und überaus langem Einsteig erst sehr spät an Fahrt.

Was mich weiterhin an „Ein Gespür für Mord“ stört, sind diese haltlosen Andeutungen. Nicht selten taucht irgendwo die Aussage auf, dass der verdeckte Ermittler in Gedanken bereits eine Spur verfolgt, die dann aber nicht benannt wird. Auf diese Weise Spannung zu schaffen, funktioniert beim ersten Mal noch ganz gut, wirkt aber auf die Dauer etwas einfallslos.

Dem entgegen sammelt Winter bei der Beschreibung von Landschaft, Menschen und Kultur wiederum mächtig Pluspunkte. Die Darstellung von traditionellen Bräuchen und kulturellen Eigenheiten zeugt von intensiver Recherche und verleiht dem Roman auch deutlich mehr Farbe als die recht simple und schwerfällig voranschreitende Story, und ich muss auch zugestehen, dass mich hier nicht selten das Fernweh gepackt hat. Das Problem an der Sache ist, dass die eigentliche Erzählung im Zuge dessen schon mal vernachlässigt wird. Es gelingt dem Autor viel zu selten, das Land Australien und den Roman „Ein Gespür für Mord“ zu einer Einheit zu verschweißen; irgendwie läuft beides nebeneinander her. Dass ich mich zum Schluss dann doch noch gut unterhalten gefühlt habe, liegt (neben den Rahmenbeschreibungen) in erster Linie an der sehr interessanten Wendung kurz vor Schluss, die den Verlauf der Geschichte noch mal ein wenig auf den Kopf stellt. Sowieso geizt Winter nicht mit guten Ideen, nur will vor lauter Harmonie und etlichen Annäherungsversuchen der Hauptdarsteller kein richtiges Krimi-Feeling entstehen.

Für kurzweilige Unterhaltung ist „Ein Gespür für Mord“ daher auch gut geeignet; als undurchschaubarer Thriller taugt das Ganze aber nur bedingt. Australien-Liebhaber sollten aber dennoch überlegen, sich dieses recht überschaubare Werk anzuschaffen, denn die genannten Qualitäten sollten dieses Klientel definitiv zufrieden stellen. Ansonsten gilt: Kann man lesen, tut man’s nicht, hat man kein herausragendes Buch verpasst.

Heitz, Markus – Ritus

_Handlung_

|1764 Südfrankreich|

Jean Chastel und seine zwei Söhne Pierre und Antoine jagen die Bestie vom Gévaudan, die seit einiger Zeit fast tagtäglich Bürger und Bauern der Umgebung bestialisch zerfleischt. Die Obrigkeit geht von einem Wolf aus, doch die Chastels haben die Bestie schon von Angesicht zu Angesicht gesehen und sind sich sicher, sie ist ein Loup-Garou, ein Werwolf. Die Morde lasten schwer auf ihrem Gewissen, weil die drei Männer glauben, dass die Bestie auf Rache sinnt, da die Chastels bei ihrem ersten Zusammentreffen deren Gefährten erlegten.

Doch gibt es da noch ein Problem, denn der Werwolf hatte es damals geschafft, die beiden Söhne zu verletzen, und die Anzahl der Opfer steigt und steigt, doch die Bestie vom Gévaudan ist einfach nicht zu fassen. Nach kurzer Zeit werden auch schon die Chastels verdächtigt, etwas mit der Bestie zu tun zu haben, und zu allem Unglück schaltet sich auch noch die heilige Mutter Kirche in die Angelegenheit ein …

|2004 Deutschland|

Eric von Kastell ist ein Werwolfjäger, dessen Familie schon seit Generationen gegen die Wandelwesen (es gibt nicht nur Werwölfe, sondern auch noch anderer Wandelwesen) kämpft. Er ist zwar mit allerlei Waffen und technischen Geräten für die Jagd ausgestattet, doch als sein Vater bei einem Einsatz ums Leben kommt, steht er alleine da. Zu allem Unglück wird auch noch das alterwürdige Kastell-Anwesen von den Wandelwesen gesprengt.

Das alles schreckt Eric aber nicht, denn als er Anzeichen entdeckt, dass sich eine schon lange gesuchte Bestie in St. Petersburg versteckt, setzt er sich kurz entschlossen ins Flugzeug Richtung Russland. Dort trifft er nicht nur auf vermummte Schergen, die das Werwesen schützen wollen, und ihm nach dem Leben trachten, sondern auch die verführerische Wolfsforscherin Lena …

_Der Autor_

Markus Heitz, geboren 1971, arbeitete als Journalist bei der Saarbrücker Zeitung, ehe sein erster Roman „Schatten über Ulldart“ mit dem deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet wurde. Dem folgten nicht nur einige Fortsetzungen der „Ulldart“-Reihe und einige SHADOWRUN-Romane, sondern auch die Bestseller „Die Zwerge“ und „Der Krieg der Zwerge“ sowie inzwischen auch „Die Rache der Zwerge“. Damit ist er zu einem der erfolgreichsten Fantasy-Autoren Deutschlands geworden. „Ritus“ ist sein neuester Roman und wird, voraussichtlich im August, mit „Sanctum“ fortgesetzt.

_Mein Eindruck_

Die Geschichte der „Bestie vom Gévaudan“ ist in Frankreich das, was bei den Briten „Jack the Ripper“ ist. Tatsächlich wurden in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts im Süden Frankreichs etliche Menschen, und vor allem Kinder, getötet und bestialisch zerfleischt. Sogar ein Museum ist der Bestie gewidmet, obwohl die Morde niemals aufgeklärt wurden und es bis heute im Dunkeln verborgen liegt, wer oder was die „Bestie vom Gévaudan“ war.

Einigen wird die Story bekannt vorkommen, denn der Film „Pakt der Wölfe“ beschäftigt sich mit der gleichen Legende. Heitz schließt sich der Interpretation des Filmes nicht an, sondern spinnt aus dem Stoff der Geschichte einen spannenden Werwolfroman.

Dadurch, dass er zwei Geschichten aus jeweils verschiedenen Regionen und Zeitepochen erzählt, einmal im frühneuzeitlichen Frankreich und einmal im Nordost-Europa des 21. Jahrhunderts, wird die Lektüre extrem kurzweilig, denn die Geschichten bilden einen interessanten Kontrast: Klassischer Horror trifft auf schnelle durchgestylte Action, frühneuzeitlich religiös geprägtes Denken auf wissenschaftlich rationales Kalkül.

So hat Eric die Werwolfjagd schon beinahe perfektioniert, weshalb ihm auch dementsprechend viele Wandelwesen zum Opfer fallen, ganz im Gegensatz zu Jean, der lange Zeit vergeblich versucht, die Bestie zu stellen. Durch den Zeitsprung, der mit jedem Kapitel erfolgt, ist eine enorme Abwechslung geboten, die den Leser an das Buch fesselt. Zudem verkommt „Ritus“ nicht zu einem reinen Zähne-und Klauen-Gemetzel, denn der Horror ist gut dosiert.

Desweiteren schafft es Heitz, nicht nur seinen Protagonisten eine Persönlichkeit einzuhauchen, sondern auch die Nebencharaktere sind liebenswert gestaltet. Da wären etwa der Moldawier Malesky, die Äbtissin Gregoria oder die Wolfsforscherin Lena zu nennen, die alle ihren ganz eigenen Charme haben und weit davon entfernt sind, bloße Stichwortgeber zu sein, wie es so oft in actionlastigen Romanen vorkommt. Auch die vermeintlichen Protagonisten sind alles andere als stromlinienförmige Superhelden, denn die beiden haben so ihre ganz eigenen Probleme und Macken, so dass besonders Jean mit extremen persönlichen und ethischen Problemen konfrontiert wird und daran zu zerbrechen droht. Selbst die Werwesen sind nicht nur dumme Fressmaschinen, sondern intelligent, gerissen und mit einer eigenen Persönlichkeit ausgestattet.

Die Orte, an denen die Handlung spielt, sind sehr plastisch und anschaulich beschrieben. Hier ist besonders die Szene zu nennen, in der Eric mit seinem Porsche Cayenne durch den Englischen Garten in München rast: Durch die genaue Beschreibung, wo er sich gerade befindet und welche Punkte des Gartens er passiert, hat man Gefühl, auf dem Beifahrersitz zu sitzen, zumal die Szene auch noch ziemlich witzig ausgestaltet ist.

Sowohl positiv als auch negativ schlägt zu Buche, dass sich Heitz mit den Werwolfsmythen aus der ganzen Welt auseinander gesetzt hat. Positiv deshalb, weil er es sich so ermöglicht hat, nicht nur den wölfischen Archetyp zu benutzen. Negativ, weil er davon leider nur wenig Gebrauch macht. Zwar kommen auch Werschakale vor, doch ist der Unterschied zwischen einem Wolf und einem Schakal nicht so groß, dass er als exotisch zu bezeichnen wäre. Heitz regt die Phantasie an, welche verschiedenen Wandelwesen es noch geben könnte, doch befriedigt er sie dann nicht. Man wird sozusagen angefüttert und dann nicht zufrieden gestellt, so dass man gespannt sein darf, ob in der Fortsetzung „Sanctum“ noch einige exotische Wandelwesen auftauchen.

Etwas merkwürdig mag der Schluss des Romans anmuten, da der Leser fast komplett im Ungewissen gelassen wird, was speziell den ungeduldigen Konsumenten bitter aufstoßen dürfte, denn aufgeklärt wird nur wenig. Doch muss man hier berücksichtigen, dass von Anfang an klar war, dass „Ritus“ als zweiteiliger Roman konzipiert worden ist, der erst in „Sanctum“ seinen Abschluss findet. Wer also wirklich so neugierig ist, dass ihn so etwas stören könnte, sollte lieber noch warten, bis „Sanctum“ erschienen ist, und dann beide Romane hintereinander lesen.

Störend sind die zahlreichen Rechtschreib- und Grammatikfehler, hier hätte man seitens des Lektorats/Korrektorats wirklich mehr Sorgfalt erwarten können, denn solche Fehler sind für den Leser besonders ärgerlich und behindern den Lesefluss. Ausdrücklich lobenswert ist die ansprechende Umschlaggestaltung, in düsterer unheimlicher Optik, mit roten hervorstehenden Lettern, die den Buchtitel darstellen, und einem skelettartigen Baum im Hintergrund. Das passt einfach!

_Fazit:_ Es gibt wenige wirklich gute Werwolfromane. „Ritus“ zählt auf jeden Fall zu den „Perlen“ dieses Genres: Klassischer Horror, stylische Action, zwei verschiedene Geschichtsepochen, wirklich interessante Charaktere und die Interpretation eines wahren Hintergrundes machen ihn zu einem wahren Lesevergnügen, auf dessen Fortsetzung man gespannt sein darf.

Home

|Markus Heitz bei Buchwurm.info|:

[Interview mit Markus Heitz]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=56
[Schatten über Ulldart 381 (Die Dunkle Zeit 1)
[Trügerischer Friede 1732 (Ulldart – Zeit des Neuen 1)
[05:58 1056 (Shadowrun)
[Die Rache der Zwerge 1958
[Die dritte Expedition 2098

Sträter, Torsten – Hit the Road, Jack! (Jacks Gutenachtgeschichten 3)

Band 1: [„Hamöglobin“ 1416
Band 2: [„Postkarten aus der Dunkelheit“ 1417

Ja, aber hallo! Man braucht gerade einmal die ersten beiden Kurzgeschichten von „Hit the Road, Jack!“ zu lesen, um zu wissen, dass man sich in der blutigen Welt Torsten Sträters befindet.

Der Mann ist meiner Meinung nach ein echter Könner. Niemand außer ihm schafft es innerhalb von nur wenigen Seiten komplette Storys zu erzählen, die zum einen flüssig wie Schmierseife, zum anderen boshaft wie Belzebub persönlich und zuletzt so unvergleichlich beißend ironisch sind, dass dem Leser beim Genuss der Kurzgeschichten vor inniger Schadenfreude die glasklaren Säfte aus den Augen schießen, wobei man sich gleichzeitig ernsthaft überlegt, ob man nun schallend lachen oder schmerzhaft kotzen soll. Nun, Alltagsgeschäft in Sachen Sträter!

Der Dortmunder schüttelt sich die Brachiallyrik im Dutzend aus den Gelenken, immer wohl bedacht, die biestigste Pointe ans Ende zu heften, die sich das abgedrehteste Hirn südlich des Nord- und nördlich des Südpols überhaupt vorstellen kann. Herr Sträter dürfte ahnen, dass dieses Kompliment aus tiefster Seele kommt.

Ein Koch, der sich mächtig über einen Gast freut, dem sein meisterliches Menü zu schmecken scheint und der sich umso mehr freut, seine erschaffenen Kreationen von jenem Gast auch nach dem Verzehr wieder zurückzubekommen. Diese reichlich geschmackvoll gestaltete Hirnakrobatik und stilgerecht wahnwitzig, ironisch und furztrocken beendete Geschichte startet ein Buch voller Kurzweil und grauenhaftem Perfektionismus. Voller Witz und Tücke, voller Humor und heftigstem Horror.

Torsten Sträter muss man als Horrorfan einfach lieben, weil er ein Mann der Extreme ist, der definitiv keine halben Sachen macht. Wenn man lacht, dann schmerzt der Magen. Wenn man kotzt, dann schmerzt er ebenfalls. Sträters Storys gehen also quasi so oder so durch den Magen. Wenn der Ruhrpöttler wie in der Kurzgeschichte „Zimt“ mit der Ekelkeule ausholt und von sich zersetzenden Gangstern und Agenten erzählt, von sekretierenden Gewebeklumpen, die in dumpf stinkenden Katakomben dem Ende entgegenatmen, steht einem die Magenbrühe eigentlich schon oberhalb des Pförtners, oberflächlich leicht zuckend durch die zerebral vibrierende Speiseröhre. Yeah, that´s it! Horror ist Spaß und Torsten Sträter ist der Beweis dafür!

Erwähnte ich eigentlich schon, dass „Hit the Road, Jack!“ der dritte und zugleich letzte Teil von Sträters Kultreihe „Jacks Gutenachtgeschichten“ ist, in der bereits die fabelhaften Werke „Hämoglobin“ und „Postkarten aus der Dunkelheit“ erschienen sind? Nun denn! Diejenigen, die von diesen Büchern überzeugt waren, dürfen blind zuschlagen. Denn Sträters Neustes ist eine Steigerung in jeder Hinsicht. Noch bestialischer, noch brutaler, noch zwingender und noch witziger. Definitiv keine leichte Kost. Wohl eher Vollwert für hartgesottene Mägen, aber immer mit einem deftigen Schalk im Nacken. Irgendwie erinnern mich die Storys an Filme wie „Creepshow“, die auf Horrorcomics aus den Sechzigern und Siebzigern basieren. Aus ähnlichem Holz strikt Sträter seine Bücher. Aus einem Tick Realität, einem noch größeren Tick Abnormität und einer dicken Schippe Absurdität.

Okay, wer bis hierhin durchgehalten hat, wird sich das Buch kaufen. Und Leute, ihr macht dabei keinen Fehler. Es sei denn, ihr kauft euch danach nicht auch noch die Vorgänger! Das |wäre| ein Fehler. Ich persönlich kann die Ideen des Autors und meinen Spaß an der Sache prima wie folgt mit den Worten Sträters zitieren und vergleiche das Buch mit einem in „Hit the Road, Jack!“ erwähnten Kühlschrank: |“Wie ein Sarkophag steht er da, bereit, tote Dinge aufzunehmen und zu bewahren, bis ich die Tür öffne. Oder lebende, bis ich die Tür öffne. Er funktioniert in dieser Hinsicht einwandfrei. Ich habe Hunger.“| Und wie ich Hunger habe …

http://www.eldur-verlag.de

Blazon, Nina – Im Bann des Fluchträgers (Woran-Saga 1)

Nina Blazon gehört zu den vielversprechendsten Namen in der deutschen Fantasylandschaft. Kein Wunder also, dass sie bereits für ihr Debüt den Wolfgang-Hohlbein-Preis des |Ueberreuter|-Verlags abgesahnt hat. Und das zu Recht!

Blazon hat eine sehr schöne, nüchterne Art, ihre Geschichten in Worte zu fassen, ohne dabei in den weit verbreiteten, schwülstigen Fantasyslang zu verfallen oder bei den Charakteren zu dick aufzutragen. Letztere sind angenehm authentisch, auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht ein bisschen seltsam klingt; schließlich spielt das Buch in einer Fantasywelt, die sich so sehr von der unsrigen unterscheidet, dass die Autorin jedem Strauch, jedem Tier einen eigenen Namen gegeben hat. Da gibt es so genannte Jalafrüchte oder Tjärgpferde, die sich ihren Reiter selbst aussuchen und der Legende nach aus Schaumkronen geboren wurden. Blazon hat ihre Welt perfekt durchkomponiert und geht sehr selbstverständlich damit um. Sie erläutert zum Beispiel nicht, worum es sich bei den uns fremden Begriffen handelt, sondern lässt sie sich selbst durch ihre Handlungen und Eigenschaften erklären. Das hat natürlich manchmal den Nachteil, dass der Eindruck eines Ranjögs nur oberflächlich bleibt, doch in den meisten Fällen gelingt dieser Geniestreich.

Die Charaktere von „Im Bann des Fluchträgers“, dem ersten Band der Woran-Triologie, stehen der Welt im Bezug auf Tiefe in nichts nach. Die Hauptperson des Buches, der junge Waldmensch Ravin, ist weder ein Held noch ein Antiheld, sondern ein angenehm normaler Junge mit viel Mut. Als sein älterer Bruder Jolon, ein Shanjaar (Heiler), auf einmal in eine tiefe Bewusstlosigkeit fällt, nachdem er einen gefährlichen Kristall in die Hand genommen hat, versucht er alles, um den Älteren zu retten. Er reitet zu Gislans Burg, wo die Königin des Landes residiert, und bittet ihre Hofshanjaar um Hilfe. Doch diese können Jolon auch nicht helfen. Nur Laios, der Älteste, macht dem Jungen Hoffnung, indem er ihm von der magischen Quelle der Skaardja erzählt. Obwohl es sich dabei mehr oder weniger um ein Märchen handelt, bricht Ravin mit dem ungeschickten Zauberlehrling Darian an der Seite in das ferne und gefährliche Land Skaris auf. Auf dem Weg dorthin stoßen sie auf die Jerriks, ein Volk von Flüchtigen, das sich im Wald versteckt und vom herrschsüchtigen Badok gejagt wird. Obwohl die Jerriks ein dunkles Geheimnis vor ihnen zu verbergen scheinen, schließen sie sich deren Lager an. Wenig später werden sie von Badok und seinen Reitern überfallen und in dessen Burg verschleppt. Obwohl nur zu zweit, wollen Ravin und die junge Halbworan Amina (eine Woran ist eine düstere Kreatur, eher Tier als Mensch und im Besitz von dunklen Kräften), deren Verwandlung noch nicht komplett ist, ihre Freunde retten. Doch als sie Badoks Burg erreichen, müssen sie feststellen, dass nicht nur die Jerriks in Gefahr sind, sondern das ganze Land und dass sie auf dem schnellsten Weg die Königin warnen müssen …

Blazons größter Pluspunkt ist ihre Geradlinigkeit. Sie erzählt ohne viel schmückendes Beiwerk oder unnötige Einzelheiten ihre Geschichte, und gerade dadurch gelingt es ihr, ungeheuer viel Spannung aufzubauen. „Im Bann des Fluchträgers“ ist ein Pageturner erster Güte, der einen so schnell nicht mehr loslässt. Es macht aber auch einfach Spaß, dieses Buch zu lesen, schon alleine wegen des bereits gelobten Schreibstils, der kein Wort zu viel verliert und trotzdem ein sehr lebendiges, buntes Bild der gut durchdachten Fantasywelt abgibt.

Ist das wirklich das Debüt?, wird man sich während der Lektüre fragen, denn so souverän wie die Autorin mit Inhalt, Personen und Sprache umgeht, will man das gar nicht glauben. Manche Schriftsteller müssen jahrelang schreiben, um so gut und vor allem so locker und selbstverständlich ihr Handwerk zu beherrschen. Eine Eins mit Stern, Frau Blazon!

http://www.ninablazon.de
[Fantasy bei Ueberreuter]http://www.ueberreuter.de/ueberreuter/index.php?usr=&phd=4&content=22

Haubold, Frank W. (Hg.) / Müller, Wilko jr. / E.-E., Marc-Alastor / Peters, Stephan / u. a. – schwerste Gewicht, Das (EDFC Jahresanthologie 2005)

Eine Videovorführung, die buchstäblich eine Ewigkeit dauert, ein Gehirn, das verzweifelt nach Gesprächspartnern sucht, eine Flamme, die unter Depressionen leidet, und der drohende Einbruch in ein anderes Universum: Neunzehn manchmal skurrile, manchmal melancholische, in jedem Fall aber im besten Sinne phantastische Geschichten erwarten den Leser im neuen Fantasia-Band, der EDFC-Jahresanthologie 2005.

Bekannte Autoren und hoffnungsvolle Nachwuchstalente aus Bulgarien, Deutschland und Österreich dokumentieren einmal mehr die faszinierende Vielfalt phantastischer Literatur, die allen Unkenrufen zum Trotz lebt und gedeiht. Die Erzählungen und Kurzgeschichten aus den Bereichen Science-Fiction, Fantasy und Horror wurden von Frank W. Haubold ausgewählt und von Gabriele Reinecke illustriert.

_Inhalt:_

Matthias Falke: Das schwerste Gewicht
|Eine Videovorführung, die buchstäblich eine Ewigkeit dauert …|

Heidrun Jänchen: Sprich mit mir
|Ein Gehirn, das verzweifelt nach Gesprächspartnern sucht …|

Natalia Andreeva: Bitteres Licht
|Ewige Jugend – wenn ein Zauber zum Fluch wird …|

Stephan Peters: Dorothea
|Eine Auferstehung der weniger appetitlichen Art …|

Dietmar Füssel: Die kleine Flamme
|Eine Flamme, die unter Depressionen leidet …|

Stefan Pfister: Der klappernde Bahnhofsvorsteher
|Das unvermutete Ende einer nächtlichen Zugfahrt …|

Christian Fischer: Sand und Würfel
|Eine Entdeckung, die nicht nur unser Universum betrifft …|

Wilko Müller jr.: Hass
|Eine Unfallserie, die sehr menschliche Ursachen hat …|

Barbara Schinko: Verbrechen aus Liebe
|Eine Hexe und ihr ewig junger Liebhaber …|

Frank W. Haubold: Das ewige Lied
|Der ewige Soldat auf dem Weg in einen aussichtslosen Kampf …|

Volker Groß: Des-Illusion Alice
|Ein Traum, der abrupt endet …|

Marc-Alastor E.-E.: Vergessen sei der Wechselbalg
|Ein Wüstengeist in tödlicher Mission …|

Silke Rosenbüchler: O je, du Fröhliche
|Ein unerfüllbarer Weihnachtswunsch …|

Sven Kloepping: Alpha Centauri
|Ein Grenzwächter, der sich nicht erinnern darf …|

Jasmin Carow: Der Rattenkönig
|Wenn eine Plage übermächtig wird …|

Hartmut Kasper: Uschepti
|Unterwegs in einem fliegenden Sarg …|

Helga Schubert: Irgendwas mit Pudica
|Ein verrückter Gärtner und seine Schützlinge …|

Michael K. Iwoleit: Das Urteil
|Die Menschheit auf dem Prüfstand …|

Alexander Amberg: Die Rückkehr
|Ein Zauberring, der Wünsche wörtlich nimmt …|

_Der Herausgeber:_

Frank W. Haubold wurde 1955 in Frankenberg geboren und lebt im sächsischen Meerane. Er studierte Informatik und Biophysik in Dresden und Berlin. Seit 1989 schreibt und veröffentlicht er Erzählungen und Kurzgeschichten unterschiedlicher Genres (Science-Fiction, Fantasy, Gegenwart). Nach Einzelbeiträgen in verschiedenen Anthologien und Zeitschriften veröffentlichte er 1997 sein erstes Buch, den Episodenroman „Am Ufer der Nacht“, 1999 zusammen mit Eddie M. Angerhuber die Sammlung „Der Tag des silbernen Tieres“ sowie 2001 und 2003 die vielbeachteten Erzählungssammlungen „Das Tor der Träume“ und „Das Geschenk der Nacht“. Seit 1996 Mitglied des 1. Chemnitzer Autorenvereins e. V., für den er mehrere Anthologien herausgab. Weitere Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften, Magazinen und Anthologien (u. a. bei |Heyne|, |Lübbe| und |BLITZ|).

_Rezension:_

Der Herausgeber Frank W. Haubold kündigte eine Anthologie mit |ungewöhnlichen| Kurzgeschichten an. Das ist ihm schon einmal insoweit gelungen, dass die Bandbreite der Kurzgeschichten durch alle Genres reicht. Auch die Plots sind teilweise erfrischend „anders“ als in vergleichbaren Anthologien und sichern abwechslungsreiche Lesekost.

Der Band startet gleich mit der Titelgeschichte „Das schwerste Gewicht“ von Matthias Falke, in der eine Gruppe von Menschen Rückblicke aus ihrem Leben präsentiert bekommt, die entweder dunkel oder aber ausschweifend waren und die Anwesenden psychisch „nackt“ vor den anderen dastehen lässt. Nicht genug damit, werden ihnen diese Rückblicke in stetiger Folge präsentiert. So werden sie zu Gefangenen und Entblößten ihrer eigenen Vergangenheit.

„Bitteres Licht“ von Natalia Andreeva ist die erste atmosphärische Geschichte. Das Thema |Ewige Jugend| wird hier einmal anders abgehandelt; interessant ist auch der Mutter-Tochter-Konflikt, den die Autorin einflicht. Man mag den Stil von Natalia Andreeva lieben oder nicht, eines hat er: Wiederkennungswert. Und er weiß „angenehm“ zu unterhalten. Meist sind Andreevas Texte „licht“, von einer höheren Ebene und daher sprechen sie vielleicht nicht alle an, aber schlecht sind sie nicht.

Erstes richtiges Highlight ist „Dorothea“ von Stephan Peters, der wie immer souverän fabuliert und das Thema Wiederkehr in einem Fiction-Rahmen darbietet. So also sieht Robottechnik aus und so also kann Wiederauferstehung ablaufen.

Stefan E. Pfister stellt uns in „Der klappernde Bahnhofsvorsteher“ einen Zugreisenden vor, der an einem abgelegenen Bahnhof aussteigt, bei dem dubiosen Dr. Petronius landet und dort Merkwürdiges über sich erfährt. Biomechanismen und Kabelekstase gewinnen für ihn plötzlich an Bedeutung.

Wilko Müller jr.: „Haß“ zeigt uns, wie vernichtend Hassgefühle sein können, wenn sie ausufern und Eigendynamik entwickeln – und wie schnell sie zum Bumerang werden. Ein Plot, der uns nachdenklich stimmen sollte.

Barbara Schinkos „Verbrechen aus Liebe“ ist eine feine Geschichten rund um das unendliche Leben einer Hexe und ihres Liebhabers, die nicht voneinander lassen können, die auf Gedeih und Verderben aneinander gekettet sind. So also endet die absolute Vereinigung?

Sprachlich wirklich |herausragend| ist einzig der Beitrag „Vergessen sei der Wechselbalg“ in der Welt Praegaia von Marc-Alastor E.-E, einem Autor, von dem man auf jeden Fall mehr lesen sollte und der erfreulicherweise keinen Mainstream anbietet!

Silke Rosenbüchlers „O je, du Fröhliche“ ist eine humorvolle, erotisch angehauchte Story um einen ganz speziellen Frauenwunsch an den Weihnachtsmann, der unerfüllt bleibt, trotz aller Verführungskünste. Santa Claus ist eben doch kein „ganzer Kerl“, dank seiner kindergerechten Figur.

Helga Schuberts „Irgendwas mit Pudica“ führt den Leser auf anschauliche Weise an die Besonderheiten der Pflanzenwelt heran. An den Rachenblütler „Löwenmaul“, die Blutblume, die Glockenrebe … sie alle zeigen, dass sie sich zu wehren wissen, wenn man ihnen nicht respektabel begegnet – und dass es keine UNkräuter gibt. Sollten Sie jemals einen Schatz suchen, richten Sie Ihr Augenmerk auf die Pflanze |Rühr-mich-nicht-an|.

So viel zu den Kurzgeschichten, alle seien hier nicht näher erwähnt, das nähme dem geneigten Leser zu sehr die Spannung, es sei aber so viel gesagt: Er wird hier gut unterhalten! Dazu trägt auch die Story des Herausgebers bei!

Bliebe die Aufmachung: Das Covermotiv von Michael Mittelbach kommt morbid daher und spricht stimmungsvoll an. Dem zum Kontrast stehen die schwarzweißen Innengrafiken von Gabriele Reinecke, die sehr schön auf die jeweilige Story abgestimmt sind. Die Schrift erfreut durch angenehm augenfreundliche Größe und untermauert den Lesegenuss.

Fazit: Eine lesenswerte, abwechslungsreiche Anthologie mit einigen Highlights, die ich nur empfehlen kann!

|174 Seiten mit 8 ganzseitigen Illustrationen von Gabriele Reinecke
und einem Titelbild von Michael Mittelbach|
http://www.edfc.de

Knaak, Richard A. – Dämonenseele, Die (WarCraft: Krieg der Ahnen, Buch 2)

Band 1: [„Die Quelle der Ewigkeit“ 1258

Zwar konnten Malfurion, Krasus, Rhonin, Illidian und die Nachtelfen unter Führung Lord Ravencrests einen ersten Vorstoß der Brennenden Legion nach Kalimdor stoppen, doch das Tor inmitten der Hauptstadt der Elfen, Zin-Azshari, in das Reich des Dämonenherrschers Sargeras steht noch immer offen. Mit Unterstützung der verderbten Königin, Azshara, und der Kaste der Hochwohlgeborenen strömen unaufhörlich Heerscharen von Dämonen in die Welt, darunter auch mächtige Gefolgsleute des Bösen, wie der gefürchtete Archimonde oder der wiedererweckte Lord Xavius. Die eigentliche Schlacht steht also noch bevor.

Während Rhonin, Krasus und Malfurion dafür plädieren, die anderen Völker Kalimdors, Zwerge und Tauren, um Hilfe zu bitten, setzen der arrogante Ravencrest und seine Mannen auf einen Alleingang ihres Volkes und rennen prompt in einen Hinterhalt der Brennenden Legion. Im allerletzten Moment und unter großen Verlusten können sie eine vernichtende Niederlage abwenden und beschließen daraufhin in ihrer Euphorie – nicht klüger als vorher – Zin-Azshari ohne Hilfe zu befreien, um ihre vermeintlich unschuldige Herrscherin zu retten. Allerdings reicht der Arm Sargeras schon bis in die Reihen der Helden. Fasziniert und angezogen von der Mächtigkeit der Magie der Brennenden Legion wird Illidian zunehmend unberechenbarer, während gleichzeitig seine Eifersucht auf den Bruder, Malfurion, ins Unermessliche wächst, telepathisch geschürt durch den dämonischen Xavius.

Unterdessen treibt der schwarze Drache Neltharion seine finsteren Pläne voran. Mittels seiner Magie und mit Unterstützung der ahnungslosen übrigen Clans schmiedet der Erdwächter unter dem Vorwand, die Legion bekämpfen zu wollen, die Drachenseele, ein machtvolles magisches Artefakt, mit dem er alles Unreine vom Antlitz der Welt fegen und sich selbst zum absoluten Herrscher krönen möchte. Krasus, der weiterhin mit seinem Alter Ego Korialstrasz eng verbunden ist, und der Druide Malfurion spüren die drohende Gefahr. Sie machen sich auf den Weg zu den Drachen, nur um festzustellen, dass sie zu spät gekommen sind, und der Erdwächter den Verrat schon begangen hat.

Nachdem der erste Band der „Krieg der Ahnen“-Trilogie noch rundherum überzeugen konnte, beginnt Richard A. Knaak nun deutlich zu schwächeln. Zwar befleißigt er sich weiterhin eines gefälligen, angenehm zu lesenden Stils, führt den Leser mit lockerer Hand durch seine epische Geschichte, im Aufbau der Handlung und in der Zeichnung der Charaktere zeigt er jedoch unverkennbar eine große Einfallslosigkeit.

Wenn Neltharion quasi aus einer Rolle Pfefferminzdrops (oder irgendetwas anderem) mal so eben ein gewaltiges Artefakt, die Drachenseele, bastelt, Malfurion im Vorübergehen von Cenarius die mächtigste druidische Magie eingetrichtert bekommt, Illidian und Rhonin mit fast göttlicher Macht Legionen von Dämonen plätten und Tyrande, kaum dass sie ihrem Schülerinnendasein entwachsen ist, zur „Mutter Mond“ avanciert, dann sind das [Kotaus]http://de.wikipedia.org/wiki/Kotau vor Erfahrungspunkte-geilen und Level-maximierenden Warcraft-Spielern und ihrem Greinen nach mehr Power, mit nachvollziehbarer oder gar glaubhafter Charakterentwicklung hat das nichts mehr zu tun.

Beliebigkeit und Opportunismus auf der einen Seite, vollkommene Vorhersehbarkeit auf der anderen: die Protagonisten – angefangen bei „A“ wie Archimonde, über „N“ wie Nachtelfenklüngel und seine zeitgereisten Verbündeten bis hin zu „X“ wie Xavius – agieren stereotyp und klischeehaft, spielen die ihnen zugedachten Rollen zu perfekt, sind Fantasycharaktere nach Schema „F“, ohne Ecken und Kanten und daher ohne Überraschungen. Leser, die nach Band 1 gehofft hatten, die Dreiecksbeziehung „Illidian, Malfurion & Tyrande“ werde sich wenigsten ansatzweise originell gestalten oder die Anatgonisten zögen mehr als kleinkarierte Intrigen ab, werden bitter enttäuscht.

Ähnliche Einfallslosigkeit zeichnet die Schlachten und Kämpfe aus: vorhersehbar bis zum letzten Tröpfchen Blut; plastisch geschildert und dennoch langweilig, da stets irgendein Zauber aus der großen Wundertüte der Guten ebendie triumphieren lässt. Nur in ganz wenigen Momenten entsteht ein „Sense of Wonder“, etwa wenn Malfurion und Krasus im Reich der Vogelgöttin Aviana erwachen oder der Druidenschüler seine Zauber wirkt; immer dann blitzt die Fantasie hinter dem Handwerk auf.

Etwas, wofür nicht der Autor verantwortlich zeichnet und das mich im ersten Band aufgrund der weniger bedeutenden Rolle der Nachtelfen noch nicht störte, ist die fehlende Übersetzung der sprechenden Nachnamen der Elfen. Es mag sein, dass ich tatsächlich „Das Schwarze Auge“-geschädigt bin oder grundsätzlich eine gewisse anglophobe Haltung habe, aber Namen wie Rivertree, Shadowsong, Whisperwind, Feathermoon, Stareye u.a.m. stören meines Erachtens die Atmosphäre in einem deutschen Text. Dass es auch anders geht, dass sich gerade solche Namen fantasievoll und kongenial übersetzen lassen, wurde – und ich weise immer wieder gerne daraufhin – im |Covenant|-Zyklus Donaldsons schon vor vielen Jahren bewiesen.

Fantasy-Durchschnittskost, die zwar gut geschrieben, aber in vielerlei Hinsicht zu vorhersehbar und zu wenig originell ist, um überzeugend zu sein.

|Originaltitel: Warcraft: War of the Ancients Trilogy Book 2 – The Demon Soul
Übersetzung: Claudia Kern|

© _Frank Drehmel_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|

Christa Bernuth – Innere Sicherheit

Literarisch betrachtet ist die Auseinandersetzung mit dem System der DDR noch recht wenig abgegrastes Territorium. Besonders in der Unterhaltungsliteratur muss dieses Thema eher selten als Romanszenario herhalten. Umso schöner und interessanter, mit „Innere Sicherheit“ von Christa Bernuth einmal einen Krimiplot vor dem Hintergrund des DDR-Regimes serviert zu bekommen, verspricht doch allein schon dieser Umstand Abwechslung vom sonst oft so üblichen Einheitsbrei des Krimigenres.

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Daniel Stashower – Sherlock Holmes und der Fall Houdini

Das geschieht

Im April des Jahres 1910 steht das britische Empire auf dem Gipfel seiner Macht. Doch die Regierung weiß um die anstehenden Umwälzungen, die vor allem das aufstrebende Deutsche Reich unter Kaiser Wilhelm II. in den Kreis der Weltmächte drängen lassen. Diplomaten und Spione geben sich im Parlament und bei Hofe die Klinke in die Hand. Zu allem Überfluss lässt der fragile Gesundheitszustand des Königs sein rasches Ende erwarten. Seinem Sohn ist Edward leider nur als Weiberheld ein Vorbild gewesen. Kronprinz George konnte sich keinen unpassenderen Zeitpunkt für seine Liason mit der deutschen Gräfin Valenka aussuchen. Er hat ihr allerlei Briefe geschrieben, die ihn, den baldigen König George V., zu kompromittieren drohen.

Denn man hat sie gestohlen – aus dem hermetisch verschlossenen Tresorraum von Gairstone House, einem Landsitz der Regierung außerhalb Londons! Für Scotland Yard, hier vertreten durch Inspektor Lestrade, steht der Täter fest: Im Savoy-Theater tritt der Illusionist Harry Houdini auf, der als Ausländer ohnehin verdächtig ist sowie sich als Entfesselungskünster weltweit einen Namen gemacht hat. Indizien lassen auf eine Täterschaft des Künstlers schließen. Also setzt Lestrade Houdini fest. Glücklicherweise hat dessen Gattin Beatrice kurz zuvor den bekannten Detektiv Sherlock Holmes engagiert. Daniel Stashower – Sherlock Holmes und der Fall Houdini weiterlesen

Ligotti, Thomas – Alptraum-Netzwerk, Das (Edgar Allan Poes Phantastische Bibliothek Band 2)

_Der Fänger im Schlafmohnfeld._

Edgar Allen Poe ist eine wichtige Persönlichkeit der phantastischen Literatur, so weit nichts Neues. Seine teils delirierenden Streifzüge durch bizarre Alpdruckwelten sind noch heute Inspiration für Autoren. Um dem Rechnung zu tragen, hat der |BLITZ|-Verlag „Edgar Allen Poes Phantastische Bibliothek“ ins Leben gerufen, eine literarische Verbeugung vor dem opiumschmauchenden Wort-Virtuosen. Aber es irrt sich, wer glaubt, dass der |BLITZ|-Verlag eine Horde von Nachwuchstalenten verpflichtet hat, um in Poe’schen Werken zu wildern. Natürlich hat Herausgeber Markus K. Korb den deutschen Phantastik-Underground nicht außen vor gelassen, (er selbst hat ja den ersten Band zu der Reihe beigesteuert), aber gleichzeitig hat er einige Schätze von Autoren geborgen, die dem deutschsprachigen Leser bisher nicht zugänglich waren.

_Veteran gegen Nachwuchs: K.O. in der 2. Runde._

Markus K. Korb hat in „Grausame Städte“ (Band 1 der Phantastischen Bibliothek) gute Arbeit geleistet, aber mit Thomas Ligotti steigt ein Meister in den Ring, der seinen Vorgänger gnadenlos von der Matte putzt. Der 1953 geborene Amerikaner durchlebte eine Phase wachsender Depressionen, die im August 1970 in Agoraphobie gipfelte, der Angst, sich jenseits bekannter Orte zu bewegen. Seine Geschichten sind das Ventil für seine Ängste, das Sprachrohr seiner rabenschwarzen Weltsicht, die in ihrem Nihilismus einem H.P. Lovecraft durchaus ebenbürtig ist. Dabei ist Ligotti aber „realistischer“ (so weit man das bei ihm sagen kann), er streift dem Bösen nicht die Maskerade kosmischer Ungetüme über, sondern sucht es mitten unter uns, beleuchtet den Alltag dabei mit derartig bitterem Humor, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt.

_Meine Arbeit ist noch nicht erledigt._

Unscheinbarer könnte ein Storytitel kaum sein. Dementsprechend überrascht war ich über die schiere Sprachgewalt, mit der Ligotti den Arbeitsalltag von Frank Dominio darstellt. Ausgeblutet ist dieser, angeekelt vom Karriere-Streben seiner Kollegen, vom Mobbing und vom Schleimen in der Chefetage. Mit bitterstem Zynismus betrachtet er die Beziehungen seiner Kollegen unter sich, muss hilflos mitansehen, wie sie ihm, dem Außenseiter, das berufliche Grab schaufeln, weil er es wagt, sich nicht dem braven Blöken unterwürfiger Angestellter anzuschließen. Dementsprechend vor die Tür gesetzt, sieht er seinen Ausweg nur noch in einem Amoklauf, doch dann kommt plötzlich alles ganz anders …

Hört sich nach Standard an? Nur bis man es gelesen hat! Ligotti möchte in seinen Storys nicht das „echte Leben“ imitieren, von Anfang an ist klar, dass man es hier mit einem Gleichnis zu tun hat, mit einem rabenschwarz gezeichneten Abgesang auf die Welt. Das fängt schon mit Dominios sieben Gegenspielern an, den Sieben Zwergen, (oder sieben Schweine, wie er sie nennt): Barry, Harry, Perry, Mary, Kerrie, Sherry, angeführt von Richard, dem Doc. Man erlebt die komplette Geschichte aus Dominios Perspektive heraus, und es dauert nicht lange, bis man von seinem Ekel angesteckt wurde. Beispiel gefällig? Bitteschön:

|Allgemein gesagt: Erwarte nichts als alptraumhafte Obszönitäten, die geboren werden, wenn menschliche Köpfe miteinander Verkehr haben. Noch allgemeiner gesagt: Was immer geboren wird, wächst letzten Endes zu einer alptraumhaften Obszönität heran – im „großen Ganzen“. Für mich selbst gesagt: Es gibt keine Engel, es sei denn Engel des Todes … und ich würde nie wieder meinen Platz unter ihren Reihen anzweifeln, oder es an Entschlossenheit mangeln lassen, in ihren wilden Reihen zu dienen.|

_Ich habe einen speziellen Plan für diese Welt._

Wiederum eine Horror-Story, die sich innerhalb einer seelenlosen Firma abspielt. In einer unbenannten Stadt mit dem wenig verheißungsvollen Spitznamen „Murder City“ hat diese Firma ihren Sitz, und wie jede Firma will sie wachsen, sich durch Umstrukturierungsmaßnahmen optimieren, um aus „Murder City“ schließlich wieder eine „Golden City“ zu machen. Stattdessen verdrängen bizarre Zombie-Mitarbeiter die Belegschaft, und ein ätzender, gelber Nebel breitet sozialen Verfall über die Stadt …

Stilistisch ähnlich zum Vorgänger, von dünnerer Handlung, aber von massiver sprachlicher Dichte, die unter die Haut geht. Mehr über die Story zu verraten, hieße den Leser vorab eines bitteren Erlebnisses zu berauben.

_Das Alptraum-Netzwerk._

Nur zehn Seiten lang, aber mit Abstand das verstörendste Werk aus diesem Sammelband: Es ist keine Erzählung im eigentlichen Sinn, sondern ein Flickwerk aus „Kleinanzeigen“, Videosequenzen, Träumen, Gedankenblitzen und vielem mehr, die alle die Entwicklung eines Mega-Konzerns beschreiben, beginnend im Jetzt und in einer weit entfernten, ultra-bizarren Zukunft endend. Nirgends ist Ligottis Zynismus so ätzend, sein Menschenekel so ausgeprägt wie im Alptraum-Netzwerk. Seine Sprache ist kalt, abstrakt, teilnahmslos und zeichnet den Wolf im Menschen mit skalpellartiger Schärfe:

|Aus dem Notizbuch eines Leiters:
Und wäre ich dazu entschlossen, mich nur vom Fleisch meines eigenen Personals zu ernähren, ohne Zugang zu den Leuten der anderen überlebenden Aufseher oder sonstigem Personal zu haben, so bestünde die größte Herausforderung darin, jeden von ihnen im essbaren Zustand zu halten und zugleich meinen Verbrauch zu regulieren.|

_Erzähltechnische Kreativität vs. Lesefluss._

Nun zeichnet sich bei den Zitaten eines ab: Ligotti erzählt kraftvoll und gewählt, aber er hält sich nicht an die Konventionen der Mainstream-Literatur. Seine Sätze sind mitunter lang und kompliziert, seine Vergleiche sind eher abstrakt als bildreich und gerne verzichtet er auf die klare Auflösung der Fragen, die sich während der Erzählungen ergeben mögen. Dabei merkt man ihm aber an, dass er das mit voller Absicht tut, Verstörung ist sein elementarstes Stilmittel, und nichts liegt ihm ferner als eine Anbiederung an den Entspannungs-Leser.

Dementsprechend ist „Das Alptraum Netzwerk“ ein Sammelband, der polarisieren dürfte: Wer sich unter gutem Horror eine Ansammlung rotgetränkter Phantastereien erwartet, liegt hier vollkommen falsch. Zynische Kreaturen allerdings finden hier eine heilsam boshafte Abrechnung mit den alltäglichen Perversionen der „Normalgesellschaft“. Und wenn ich schon so oft zitiert habe in dieser Rezension, kommt es auf ein drittes Mal auch nicht an. So soll der geneigte Leser selbst entscheiden, ob ihm das gewisse Quäntchen Misanthropie zueigen ist, um Werke genießen zu können, über deren Motive der Autor Folgendes schreibt:

|Haß auf das System im weitestmöglichen Sinn. In diesem Fall diente das System der Firmenumgebung als Mikrokosmos für das größere System des Lebens, das sich schließlich eindeutig als das ultimate Objekt des Abscheus herausstellt.|

Da lacht einem doch das schwarze Herz in der modrigen Brust! Eine Schande nur, dass es gerade mal ein Bruchteil von Ligottis Werk in den deutschen Sprachraum geschafft hat. Eine Schande vor allem, wenn man bedenkt, dass der nihilistische Kurzgeschichten-Autor schon seit zwanzig Jahren seine giftige Feder schwingt …

http://www.BLITZ-Verlag.de

Parzzival, S.H.A. – Germania (Titan-Sternenabenteuer 23)

Band 22: [„Todesanzeigen“ 2063

„Germania“ ist der zweite Band des neu begonnenen Social-Fiction-Abschnitts innerhalb der „Titan“-Reihe und erzählt die Geschichte um die seltsame Liebe zwischen Shalyn Shan und der rätselhaften Monja weiter fort – dieses Mal allerdings in sehr knapper Form. Auf gerade mal 157 Seiten bringt es dieses Buch, und die Ersparnisse beim Umfang der Story machen sich dann leider auch sehr negativ bemerkbar. Doch nicht nur das; auch das neu betretene Feld namens Social-Fiction will einfach nicht greifen. Statt Innovation bildet sich in „Germania“ zum ersten Mal im Laufe der Serie echte Langeweile heraus, so dass man nur hoffen kann, dass die Reihe schon bald wieder zu den ursprünglichen Weltraumabenteuern zurückkehrt.

_Story_

Für Michael Moses, den mächtigsten Menschen der Erde, soll die feierliche Einweihung seiner neuen Metropole Germania zum bedeutendsten Ereignis in seinem ganzen Leben werden. Die Stadt, die nach den Plänen des Dritten Reiches entworfen wurde, soll die Machtstellung des kompromisslosen Wirtschaftsgiganten noch weiter stärken und zudem weitere Arbeitsplätze sichern. Doch noch bevor die Festivitäten richtig in Gange kommen, wird Germania von einem furchtbaren Orkan heimgesucht. Eine Gruppe von Klimaterroristen hat einen hinterhältigen Anschlag auf die neue Zentrale von Moses’ World-Market-Imperium ausgeübt und damit das gesamte Gleichgewicht der Erde ins Wanken gebracht. Denn nicht nur in der Wüste Arizonas, wo Germania entstanden ist, sondern auch an anderen Schauplätzen wird die Naturkatastrophe zu einer echten Bedrohung, bei der auch mehrere Menschen ihr Leben lassen.

Moses und der befreundete CRC-Chef Amos Carter starten Verhandlungen mit den Terroristen und stellen dabei fest, dass diese die Kontrolle über den erpresserischen Eingriff in das Weltklima vollständig verloren haben. Trotzdem lässt der Germania-Gründer die Basis der Terroristen stürmen und ihre ‚Bewohner‘ vor laufender Kamera vernichten. Doch dies ist nicht die einzige Katastrophe, mit der die Menschen in Germania und Umgebung zu kämpfen haben; auch eine Gruppe von mutierten Rattenfröschen macht die Erde unsicher.

Und während all dies geschieht, ist Monja weiterhin auf der Suche nach ihrer Vergangenheit. Ihre neue Lebensgefährtin Shalyn Shan begleitet sie bei der Erkundung des jüngsten folgenreichen Blackouts und stößt dabei auf noch mehr Rätsel. Noch immer steht die Frage im Raum, wer diese Monja wirklich ist, und was sich hinter ihrer Vergangenheit verbirgt. Obwohl Shalyn der hübschen Monja total verfallen ist, weiß sie nicht, was sie von der Sache halten soll. Und noch bevor sie zu ersten Lösungen kommen kann, gerät sie selber in Gefahr …

_Meine Meinung_

Ich habe im Laufe dieses Buches mehrmals darüber nachgedacht, die Geschichte aus der Hand zu legen und dieser Serie bis auf Weiteres meine Freundschaft zu kündigen. Bereits das vorangegangene Buch war nicht gerade berauschend, wobei dort noch eine in sich schlüssige und auch weitestgehend spannende Story aufzufinden war. In „Germania“ sind all diese positiven Eindrücke ausnahmslos verschwunden. Die Geschichte ist nicht nur dröge und langweilig, sie ist auch von vorne bis hinten leicht durchschaubar. Überraschungen hält Autor(in) S.H.A. Parzzival indes keine mehr bereit. Aber wie soll das bei einer übertrieben schnellen Erzählgeschwindigkeit auch funktionieren? Wie soll man beispielsweise die Bedrohung durch den gravierenden Klimawandel auf sich wirken lassen, wenn sie mit einem Schlag wieder ausgeräumt zu sein scheint – und das, bevor sich die tatsächlichen Auswirkungen offenbart haben …? Der Autor schließt den mit Abstand wichtigsten Handlungsabschnitt schon ab, ehe er sich überhaupt hat entwickeln können, und das macht die Sache immer unglaubwürdiger. Man hätte eine ganze Reihe mit dem Attentat auf Germania und dessen Folgen füllen können; Parzzival reichen dazu ungefähr 80 Seiten, dann sind jegliche Ansätze versaut und das letzte bisschen übrig gebliebene Atmosphäre gänzlich zerschmolzen. Wenn es das ist, was die Macher von „Titan“ unter einem Social-Fiction-Thriller verstehen, wird es Zeit, das Genre frühzeitig zu begraben!

Kaum besser fällt die Kritik bezüglich der beiden Hauptcharaktere Shalyn Shan und Munja aus. Schön, dass sich die beiden Turteltäubchen an jeder Stelle herzen müssen – aber ist es wirklich glaubhaft, dass man sich während der größten Klimakatastrophe, die die Welt je gesehen hat, lächelnd küsst? Na ja, ich weiß nicht. Aber es kommt noch schlimmer: Germania ist noch nicht von der Bedrohung entlastet, da springen die beiden in Shalyns Privat-Pool und machen sich da planschend ein paar schöne Stunden. Tut mir Leid, aber spätestens in dieser Szene hat das Buch völlig verloren und bringt die Serie infolgedessen leider auch in Verruf. Beschämend, was S.H.A. Parzzival aus dem tollen Charakter Shalyn Shan gemacht hat. Eingeschworene Anhänger werden die Augen verdrehen, wenn sie das lesen. Aber gut, meine Aufgabe ist es nicht, enttäuscht zu schimpfen. Wohl aber möchte ich klarstellen, dass die Serie auf dieser billigen Ebene keine Zukunft hat. „Germania“ ist das Negativ-Beispiel dafür, wie man einen mühsam erarbeiteten Ruf in kürzester Zeit wieder ruinieren kann. Meine Bitte an das Autorenteam: Schickt die „Titan“ wieder zurück in den Weltraum und lasst sie fremde Welten erkunden. Pseudo-innovative Inhalte wie die hier gebotenen will absolut niemand lesen!

Grangé, Jean-Christophe – schwarze Blut, Das

Der französische Krimiautor Jean-Christophe Grangé zählt auch international zu den Erfolgsautoren; insbesondere sein Roman [„Die purpurnen Flüsse“ 936 verkaufte sich nicht nur in den Buchläden hervorragend, auch die Verfilmung wurde zu einem Verkaufshit an den Kinokassen. Nun hat Jean-Christophe Grangé seinen neuen Thriller „Das schwarze Blut“ vorgelegt, der ebenfalls eine hervorragende Drehbuchvorlage liefert, sodass wir diese Geschichte sicherlich in absehbarer Zeit auch auf der Kinoleinwand wiederfinden werden.

Im Zentrum des vorliegenden Thrillers stehen zwei männliche Protagonisten: Auf der einen Seite lernen wir den Sensationsreporter Marc Dupeyrat kennen, der seit Jahren fasziniert ist von Morden, Mördern und ihren Motiven. Ihm gegenüber steht der Freitaucher und Massenmörder Jaques Reverdi, der seine Faszination für das Morden auch in die Tat umsetzt.

Schon in seiner Schulzeit wurde Marc mit einem blutigen Selbstmord auf der Schultoilette konfrontiert, doch spätestens, seit seine Verlobte Sophie einem brutalen Verbrechen zum Opfer fiel, möchte Marc die Beweggründe eines Mörders verstehen. Als er nun die Chance wittert, mit dem mutmaßlichen Massenmörder Jaques Reverdi Kontakt aufzunehmen, verwandelt sich Marc in „Elisabeth Bremen“ und schickt dem Mörder unter diesem Pseudonym Briefe in ein malaiisches Gefängnis.

Mit diesen Briefen trifft Marc Dupeyrat einen Nerv bei Reverdi. Zunächst stellt dieser seiner Brieffreundin Elisabeth einige unangenehme Aufgaben, um ihre Vertrauenswürdigkeit zu testen. Doch als er beginnt, ihren Ausführungen zu glauben, schickt er sie los zu einer blutigen Schnitzeljagd, auf der sie die furchtbaren Geheimnisse des französischen Massenmörders ergründen wird.

Während Reverdi also in einem malaiischen Gefängnis auf seinen Prozess wartet, wandelt Marc auf Reverdis Spuren und findet sukzessive heraus, auf welch grausame Weise Reverdi seine Opfer ermordet hat. Nach und nach verwandelt Marc sich gedanklich dabei immer mehr in den Massenmörder, er versetzt sich in die Lage des Mörders und schleicht sich in dessen Gedanken ein, doch in seinen Briefen ist Marc wieder die bewundernde Elisabeth, nur sein eigentliches Ich rückt immer weiter in den Hintergrund.

Am Ende erkennt Marc das Geheimnis des schwarzen Blutes und möchte aus diesem Wissen Profit ziehen, doch ahnt er noch nicht, welche Folgen sein Handeln haben wird; denn Reverdi gelingt die Flucht aus dem Gefängnis und hiermit beginnt sowohl für Marc wie auch Khadidscha, die Pate gestanden hat für „Elisabeth Bremens“ Foto, ein Alptraum …

In routinierter Weise erzählt Jean-Christophe Grangé seine gut durchdachte Geschichte. Zunächst steht die Entwicklung der Hauptcharaktere im Mittelpunkt der Erzählung. Hier lernen wir auf fast hundert Seiten die beiden männlichen Hauptfiguren kennen, die auf den ersten Blick gar nichts gemeinsam zu haben scheinen, die sich dann aber doch ähnlicher sind, als den beiden bewusst ist. Grangé entwickelt hierbei interessante Charaktere und gibt ihnen einen persönlichen Hintergrund, der den Figuren Leben einhaucht und sie größtenteils glaubwürdig erscheinen lässt. Insbesondere der undurchschaubare und mutmaßliche Massenmörder Jaques Reverdi, der seine Opfer brutal misshandelt und ermordet, birgt eine unglaubliche Faszination. Reverdi ist leidenschaftlicher Freitaucher und erreicht größere Tiefen als alle seine Konkurrenten, er findet seine persönliche Erlösung in der [Apnoe,]http://de.wikipedia.org/wiki/Apnoe die auch bei seinen Mordritualen eine große Rolle spielt.

Der Beginn des Buches mutet zunächst etwas ziellos und gemächlich an, es kommt nicht so recht Spannung auf, außerdem bleibt unklar, worauf Grangé hinaus will; ganz langsam entwickelt er seine Geschichte und setzt Stein auf Stein, bevor er sein Erzähltempo anzieht und uns mitnimmt auf den Weg der Erkenntnis. Die ersten hundert Seiten lesen sich daher recht schleppend, doch dann reißt uns die Story mit und entführt uns an exotische Tatorte, die dem Leser einen Schauer über den Rücken laufen lassen. Eins ist klar: Grangé verheimlicht nichts, er präsentiert uns haarklein die grausamen Mordrituale und beschönigt nichts.

In dem Moment, wo Marc sich auf die Reise nach Südostasien begibt, nimmt die Erzählung ein unglaubliches Tempo auf, das einen nicht mehr loslässt. Wir werden ähnlich gepackt wie Marc Dupeyrat und möchten unbedingt das Rätsel des schwarzen Blutes ergründen und erfahren, wie aus dem vaterlosen kleinen Jungen Jaques Reverdi ein kaltblütiger Killer werden konnte.

Jean-Christophe Grangé beweist nicht nur eine blühende und grausige Fantasie, sondern auch ein großes Erzähltalent, denn er schafft es, uns Personen und Situationen bildlich vor Augen zu führen. Wenn sich Marc im Unwetter auf eine kleine düstere Insel begibt und Reverdis Mordhütte aufsucht, wenn dort der Bambus raschelt und Marc im Dunkeln eine konservierte Leiche ausgräbt, bekommen wir eine Gänsehaut und sind hautnah dabei, wir können uns dieser Geschichte nicht mehr entziehen. Empfindliche Leser sollten daher von diesem Buch lieber Abstand nehmen und auf einen neuen Roman von Rosamunde Pilcher warten, doch Fans von Thomas Harris und Jonathan Nasaw werden hier auf ihre Kosten kommen, zumal Grangé einige deutliche Anleihen bei Harris vornimmt, wenn beispielsweise Reverdi zunächst in Elisabeth Inneres vordringen will, bevor er ihr selbst etwas anvertraut. Das Hannibal Lector’sche „quid pro quo“ wird hier zitiert, aber auch an anderer Stelle erinnert Grangé an „Das Schweigen der Lämmer“.

Der Spannungsbogen setzt zwar vergleichsweise spät ein, doch ist er durchaus gelungen, da er mitzureißen weiß. Nur am Ende übertreibt es Grangé; hier möchte er noch mal alles umkrempeln und greift einmal zu oft in die Trickkiste, sodass dem erfahrenen Thrillerleser beim Zuklappen des Buches doch ein müdes oder sogar genervtes Lächeln auf die Lippen kommt. Am Ende wird man das Gefühl nicht los, dass Grangé mit der Brechstange versucht hat, seinem Buch ein innovatives Ende zu geben, doch so ganz kann es einfach nicht überzeugen.

Auch einige logische Unstimmigkeiten trüben den Lesegenuss, denn Reverdi ist auf der einen Seite der eiskalte und überlegte Killer, der mit ausgefeilten Methoden arbeitet und nie Interviews gibt, doch dann verliebt er sich Hals über Kopf in eine fremde Brieffreundin und vertraut ihr seine innersten Geheimnisse an, er macht sie praktisch zu seinem Lehrling und schickt sie blindlings auf den Weg der Erkenntnis. Das nehme ich dieser Romanfigur einfach nicht ab. Auch Marc Dupeyrat offenbart eine nervtötende Naivität, wenn er nach seiner Rückkehr einen Bestseller über Reverdi verfasst und tatsächlich zu glauben scheint, dass niemand die Parallelen erkennen würde oder dass er mit seinen Holzfällermethoden den Killer überlisten könnte. Dem Ganzen die Krone setzt allerdings die Szene auf, in der Reverdi und Khadidscha schließlich vor Reverdi fliehen müssen und dabei die sicheren Mauern eines großen Hotels verlassen, um lieber zu Fuß des Nachts in einen dunklen Wald zu flüchten, obwohl dies bislang immer Reverdis liebste Mordkulisse war und ihr Auto direkt vor dem Hotel steht.

Doch wird sich „Das schwarze Blut“ sicherlich trotz dieser Schönheitsfehler blendend verkaufen und auch verfilmen lassen; vielleicht steht Jean Reno hier zur Abwechslung einmal Pate für den Killer Reverdi, die Rolle des Dupeyrat wird sich wohl kaum mit Reno besetzen lassen. Jean-Christophe Grangé ist mit diesem Thriller sicherlich kein großer Wurf gelungen, dafür leistet er sich zu viele Schnitzer, nichtsdestotrotz gefällt das vorliegende Buch ganz gut, vertreibt es einem doch auf unterhaltsame Weise die Zeit bis zum nächsten Nasaw oder einem besser durchdachten Grangé.

Cook, Thomas H. – Verhör, Das

Mit „Das Verhör“ hat sich Thomas H. Cook in die absolute Meisterklasse des abgründig düsteren Psychothrillers eingeschrieben, und wer gern Krimis mit dem freundlichen Prädikat „entspannende Unterhaltung“ liest, sollte besser die Finger davon lassen. Eine Ewigkeit ist das her, dass ich einen Krimi tatsächlich(!) nicht mehr aus der Hand legen konnte, z. B. als ich vor Jahren diese Schwäche für Danny Upshaw entwickelte. Danny Upshaw, der direkt aus James Ellroys L.A. der 50er kam (vgl.: „Blutschatten“), ist eine dieser Figuren, die man nicht vergessen kann, ebenso wenig wie die unbehaglichen, ja peinlichen Momente, die mit einer derartigen Lektüre einhergehen: Wenn man nämlich spät nachts anstatt endlich zu schlafen ins Dunkle hineinhorcht und plötzlich unzählige verdächtig knarrende Geräusche im stillen Haus wahrzunehmen glaubt.

Thomas H. Cooks Psychothriller „Das Verhör“ spielt ebenfalls in den 50er Jahren und ist ebenso fesselnd, so cool und düster beängstigend wie ein Ellroy – mit der Garantie, dass Cooks Figuren einen nicht so schnell wieder loslassen werden.

Es sind nur noch 12 Stunden, die der Polizei bleiben, um den Hauptverdächtigen, Albert Jay Smalls, des Mordes an einem achtjährigen Mädchen zu überführen. Gelingt es ihnen in diesen wenigen Stunden nicht, Smalls in einem letzten Verhör zu einem Geständnis zu bewegen, ist der völlig verwahrloste Obdachlose wieder ein freier Mann. Ein Bürger, der sich wieder im Park herumtreiben wird und der mit seiner Vorliebe für kleine Mädchen vielleicht jetzt schon sein nächstes Opfer in Gedanken vor sich sieht. Dem Polizeichef persönlich liegt viel an der Aufklärung des Falles, und so setzt er in dieser letzten Nacht seine besten Leute auf Smalls an, dem, sollte er im regulären Verhör die Tat nicht gestehen, ein Verhör der anderen Art droht. Doch zunächst versucht das eingespielte Team Norman Cohen und Jack Pierce den verschüchterten, schweigenden Verdächtigen, dem seine Schuld auf die Stirn geschrieben zu sein scheint, unter Druck zu setzen. Als dieser in einem unbedachten Moment ein Detail aus seiner Jugend preisgibt, verfolgt Pierce die Spur, die ihn in Smalls Vergangenheit führt, während Cohen das Verhör allein fortsetzt. Ein verzweifelter Wettlauf gegen die Zeit beginnt, bei dem nicht nur der Verdächtige bedrohlich nah an die Grenzen der nervlichen und körperlichen Belastbarkeit stoßen wird.

„Das Verhör“ ist (wie z. B. auch der gleichnamige Film mit Romy Schneider und Lino Ventura – ein Klassiker, der Cook als Vorbild gedient haben mag) ein großartig subtil gezeichnetes Psycho-Kammerspiel. Durch Rückblenden, Nebenschauplätze und einhergehende Handlungsstränge wird es jedoch aufgelockert, so dass die Action durchaus nicht zu kurz kommt. Dennoch sind es die finsteren Strömungen der Seele, die Abgründe der Psyche, die Cook nie aus den Augen verliert. Unterschwellig brodeln sie in jeder der Figuren, und dem Autor gelingt es exzellent, immer wieder das eine Thema der „Fehler und Irrtümer“ in zahlreichen Variationen an seinen ebenso unterschiedlichen wie überaus realistischen Charakteren durchzuspielen. Nach dem zwölfstündigen Verhörmarathon hat sich die ganz persönliche Verzweiflung fast jeder Figur offenbart. Ein Seelenstriptease, der immer neue Fragen aufwirft und der gerade, weil er lediglich mögliche Antworten und Erklärungen aufzeigen kann, im Laufe der Handlung immer spannender wird. Wie grausam und clever aber Cook seine Handlungsstränge wirklich verwoben hat, wird erst auf der letzten Seite deutlich, das ist absolut famos! Der Stil ist eigentlich leicht zu durchschauen: Eine einzige Suggestion ist es, der man sich jedoch nicht entziehen kann und die eine ungeheuer dunkle Atmosphäre schafft. Das Verhör ist äußerst beunruhigend, beklemmend. Es ist aber auch sehr urban, verdammt sexy. Ein absolutes Muss.

© _Anna Veronica Wutschel_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|

Fritz Leiber – Der unheilige Gral (Die Abenteuer von Fafhrd und dem Grauen Mausling 1)

Nehwon ist eine mittelalterlich anmutende Welt, in der die Magie zum alltäglichen Leben gehört. Götter, der Tod und Dämonen mischen sich gern persönlich in die Geschicke der Menschen ein. Das Land zerfällt in große und kleine Länder und Stadtstaaten, die in der Regel feudal regiert werden. Recht und Ordnung werden vom jeweiligen Herrscher definiert und mit Schwert und Dolch durchgesetzt. Die Landkarte weist viele weiße Flecken auf, außerdem gibt es mysteriöse Stätten, die anscheinend Passagen in fremde Welten oder Dimensionen ermöglichen.

Fritz Leiber – Der unheilige Gral (Die Abenteuer von Fafhrd und dem Grauen Mausling 1) weiterlesen

Blaudez, Lena – Spiegelreflex. Ada Simon in Cotonou

Die Projektionsfläche, die Afrika, ‚der dunkle Kontinent‘, bietet, ist groß und scheint allzu häufig durch eine eher naive Faszination für das Exotische bestimmt. Nomaden, Naturvölker und natürlich auch Vodou; der direkte Kontakt zur Natur, zu Übersinnlichem und den Verstorbenen erscheinen ebenso verlockend wie beängstigend. Dazu gesellt sich eine grausame Geschichte, die in den Köpfen vorwiegend durch den immer wieder in Mode kommenden Kolonialstil und Hollywood-Verfilmungen präsent ist. Hinzu kommt, dass das weltpolitische Tagesgeschehen oft derart brisant scheint, dass Hungersnöte, Epidemien, Völkermorde und Diktaturen in Afrika schnell zur Randnotiz werden. Ein Kontinent, der im Chaos zu versinken scheint. Vor allem im frankophonen Raum Schwarzafrikas gibt es allerdings immer mehr hervorragende SchriftstellerInnen, die uns Europäern spannende, andere und ungeahnte Einblicke in das afrikanische Denken und Handeln geben könnten. Könnten, da viele Texte oft gar nicht erst ins Deutsche übersetzt werden. Weitaus angenehmer scheint es nämlich, sich dem Fremden, dem Exotischen über das Bekannte zu nähern. Und so stapeln sich die Werke überraschend vieler deutsch-afrikanischer schriftstellernder Prinzessinnen, Massais etc. in den Buchläden und finden reißenden Absatz.

Und jetzt also auch noch ein Krimi! Einer, der mitten in Westafrika, im kleinen Staat Benin, spielt. Von einer deutschen Autorin – die sich allerdings auszukennen scheint, die der erotischen Exotik nicht wirklich erliegt und deren Debütroman fast in jeder Hinsicht hinreißend und überzeugend gelungen ist.

Ada Simon, die Protagonistin in Lena Blaudez‘ „Spiegelreflex“, liebt Afrika, und insbesondere das westafrikanische Benin ist für sie zu einer zweiten Heimat geworden. Als Fotoreporterin hat sie das Land schon oft bereist und kennt sich für eine Europäerin hervorragend aus. Und da sich Fotos von Afrikanerinnen, die auf traditionelle Weise ihre Produkte herstellen, gut in die westlichen Industrienationen verkaufen lassen, kann sie hier bestens ihrem viel geliebten Beruf nachgehen. Dass derartige Reisen für eine |yovo|, ein Weiße also, nicht ganz ungefährlich sind, merkt Ada direkt nach der Ankunft am Flughafen. Denn anstatt sie zu ihrem Hotel zu fahren, entführt sie der Taxifahrer in einen dunklen Hinterhof, wo offensichtlich Menschen für den Vodou-Kult ‚gesammelt‘ werden. Als Europäerin hat Ada aber noch mal Glück, denn in Afrika ist ‚eine weiße Leiche eine besondere Leiche‘, und somit handelt man sich mit entführten, getöteten |yovos| nur unnötigen Ärger ein.

Am nächsten Morgen scheint das Leben wieder in Ordnung zu sein. Ada genießt die Atmosphäre und trifft ihren alten Freund Patrick in Papa Pauls |Champagner-Bar|. Die Freude über das Wiedersehen ist groß, zu erzählen gibt es viel. Ada schmiedet Pläne für ihre Fotoreise und knipst sich – wie Fotografen das nun einmal tun – durch die Bar, um das Flair festzuhalten. Als kurz darauf Patrick erschossen wird, ist bald klar, dass Ada den Mörder abgelichtet haben muss. Und dass ein derartiger Beweis von skrupellosen Mördern nicht hingenommen werden kann, versteht sich ebenfalls von selbst. Die Bedrohung wird überdeutlich, doch Ada macht sich trotz aller warnenden Einschüchterungsversuche auf ihre Reise durch das Land, beschützt nur durch ein Gris-Gris und eine Vodou-Zeremonie.

Wohl nicht ohne Hintergedanken lässt die Autorin Blaudez ihre Protagonistin Ada Simon während ihrer Reise immer wieder in Bulgakows „Der Meister und Margarita“ lesen. Handelt es sich doch hierbei um ein Hauptwerk russischer Literatur über Moral, Unterdrückung und Geldgier, in dem übrigens die Schwarze Magie keine unbedeutende Rolle spielt. Und zweifelsohne ist auch Spiegelreflex. Ada Simon in Cotonou ein Sittenbild nicht nur der afrikanischen Kultur. Ein spannendes Sittenbild voller Abenteuer, das Gut und Böse in vielerlei Schattierungen aufzeichnet und das Zeitgeschehen mit dem Übersinnlichen verflechtet. Das gelingt so faszinierend, dass es kaum stört, dass die eigentliche Krimihandlung etwas dürftig – dafür aber immerhin sehr realistisch anmutet. Korruption, Kredite, Spenden, Bodenschätze: Es sind das Geld und die Macht, die regieren, die ganz privaten Vorteile eines jeden. Und über allem regiert der Vodou, der Staatsreligion ist. Ada Simons Fotoreportage wird eine Reise von Projekt zu Projekt und niemanden scheint es zu stören, dass, sind die Gelder einmal geflossen, weitere Unterstützung, Ersatzteile etc. benötigt werden, um tatsächlich Hilfe zu leisten. Die Jagd nach den richtigen Fotos, der richtigen Kameraeinstellung wird mit der Zeit zunehmend zur Flucht vor Patricks Mördern. Ada Simon erscheint dabei ebenso professionell wie naiv. Extrem cool auf alle Fälle, wenn sie durch die Wüste rast, ohne Passierschein dazu gezwungen ist, Beamte zu bestechen, afrikanische Frauen beim Hirsestampfen fotografiert oder über afrikanische Märkte bummelt, um die Ingredienzien für eine Vodou-Zeremonie zu besorgen. Ada ist von dem Land, durch das sie fährt, das sie in Bildern dokumentiert, fasziniert. Sie lässt sich auf die Kultur ein, ohne den Anspruch, sie zu vollends zu verstehen. Vor allem aber lässt sie sich durch nichts so schnell beeindrucken.

Bemerkenswert an „Spiegelreflex“ ist vor allem der Stil. (Wenig ‚fraulich‘ soll er sein, was wohl heißen soll: Auch Männer dürfen sich an die Lektüre wagen?) Wie der Titel es vorgibt, erzählt Lena Blaudez wie durch die Perspektive einer Kamera reflektiert und distanziert, beschreibt mal schonungslos drastisch, mal liebevoll, fast immer amüsant in unendlichen Facetten den afrikanischen Alltag. Mal bietet sie mit dem Breitwinkel ein buntes Panorama, mal zoomt sie wie beiläufig dicht an Persönliches, Menschliches, Tragisches. Wir sehen einen Teil Afrikas durch Adas Linse, wir hören, riechen, fühlen und schmecken mit ihr – und das macht eindeutig Lust auf mehr! Und da der zweite Band schon geschrieben sein soll und Ada Simon auf den letzten Seiten von Spiegelreflex plant, nach Kamerun aufzubrechen, bleibt am Ende nur die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. Vielleicht ja in Douala! Oder am Strand von Limbé?

© _Anna Veronica Wutschel_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|

John Sandford – Kalter Schlaf

Das geschieht:

Lucas Davenport, Ermittler in der Abteilung Öffentliche Sicherheit im Stab des Gouverneurs von Minnesota, wird gerufen, wenn sich ein Verbrechen ereignet, das sich nicht ins übliche kriminalistische Raster fügt. Der Mord an dem Russen Oleschew in der Stadt Duluth fällt in diese Kategorie, hat man ihn doch mit einer Waffe erschossen, die mehr als ein halbes Jahrhundert alt sein muss.

Hektik bricht aus, als sich herausstellt, dass der Ermordete der Sohn eines einflussreichen Geschäftsmanns ist, der es im neuen Russland zu Macht und Geld sowie besten Verbindungen zur Regierung gebracht hat. Außerdem werden ihm Verbindungen zur russischen Mafia nachgesagt. Der zornige Vater fordert Aufklärung, aus Russland schickt man die „Ermittlerin“ Nadeschda Kalin. Das ruft den US-Geheimdienst auf den Plan, der nicht ohne Grund vermutet, dass Kalin zur ‚Konkurrenz‘ gehört und mehr weiß als sie verlauten lässt. John Sandford – Kalter Schlaf weiterlesen

Heller, Jane – geliehene Mann, Der

Amy Sherman arbeitet in einem großen Verlagshaus, besitzt ein nettes Apartment in Manhatten und führt eigentlich ein glückliches Leben – bis sie auf der Straße zufällig ihrer Erzfeindin begegnet. Tara Messer war früher seit Schulzeiten ihre beste Freundin, bis Amy sie vor vier Jahren eines Tages mit ihrem damaligen Verlobten Stuart im Bett erwischte. Die Freundschaft zerbrach auf der Stelle, Stuart und Tara heirateten und Amy blieb verlassen zurück, betrogen von den zwei wichtigsten Menschen in ihrem Leben. Tara moderiert inzwischen eine Radiosendung, während Stuart als Vorstand der familieneigenen Feinkostkette fungiert. Tara sieht nicht nur blendend aus, sondern schwelgt auch noch in Reichtum und offenbar in einer glücklichen Ehe. Um ihrer Rivalin keinen Triumph zu gönnen, erzählt Amy, sie sei mit ihrem Traummann verlobt und heirate demnächst. Da sie davon ausgeht, dass sie Tara nie wieder sehen wird, macht sie sich über ihre Lüge keine weiteren Gedanken.

Leider erfährt Amy kurz darauf, dass ihre Notlüge Folgen nach sich zieht. Ihre Chefin eröffnet ihr, dass ausgerechnet ihr Verlag Taras Lifestyle-Buch „Einfach schön“ mit Tipps zum schöneren Leben herausbringen wird. Amy soll die Promotion dafür übernehmen und alle weiteren Pläne mit Tara abklären. Um ihren Job nicht zu gefährden, lässt sich Amy widerwillig darauf ein. Dabei steht sie aber bald vor einem Problem, denn Tara will unbedingt Amys Verlobten kennen lernen und gleichzeitig die alte Freundschaft wiederbeleben. Für Amy steht fest: Ein Mann muss her und zwar am besten einer, der Tara schwer beeindruckt. Nach und nach scheiden alle Männer in Amys Bekanntenkreis dafür aus. Da erfährt sie per Zufall, dass Tara von Tony Stiles, einem Krimiautor aus Amys Verlag, schwärmt. Tatsächlich ist Tony Stiles sehr attraktiv, beruflich erfolgreich, hat oft mit Amy zu tun und wäre ideal für die Rolle ihres Alibi-Verlobten. Es gibt nur einen Haken – Amy und Tony können sich nicht leiden.

Doch Amy will sich diese Chance nicht entgehen lassen. Sie setzt alles ein, um Tony zu umgarnen und sein Vertrauen zu gewinnen, damit er sich auf das Spiel einlässt. Dabei stellt sich überraschend heraus, dass Tony gar nicht so unsympathisch ist, wie es den Anschein hatte …

Das Prinzip von Jane Hellers Romane funktioniert immer ähnlich: Im Mittelpunkt steht eine Frau zwischen dreißig und vierzig, beruflich erfolgreich, aber Langzeitsingle, die in humorvollem Tonfall von ihrem Leben erzählt und auf überraschenden Umwegen zu ihrem Traummann kommt. Ein Happy-End ist, trotz aller Wirrungen, unvermeidlich, weshalb Jane Hellers Romane sehr vorhersehbar sind. Dass sie trotzdem für gute Unterhaltung sorgen, liegt vor allem an der witzigen und lockeren Präsentation und der auf Sympathie getrimmten Hauptfigur.

|Durchschnittsfrau als Identifikationsfigur|

Wer bereits andere Romane der Autorin gelesen hat, wird bei der Ich-Erzählerin womöglich ein Déjà-vu verspüren. Ihr Hauptziel ist es, die Leserin zu ihrer Verbündeten zu machen und zur Identifikation einzuladen. Aus diesem Grund ist Amy Sherman eine sympathische Frau mit beruflichem Erfolg, aber keine überragende Schönheit und vor allem mit diversen Macken ausgestattet. Sie ist keine perfekte Barbiepuppe wie ihre einstige Freundin Tara, sondern eine natürliche Frau, die ihre Umwelt mit viel Ironie und sich selber mit ebenso viel Eigenhumor betrachtet und kommentiert. Der geneigten Leserin fällt es leicht, sich zu Amy hingezogen zu fühlen, vor allem im Kontrast zu Tara Messer, die geradezu dem Klischee einer Konkurrentin entspricht. Trotz des guten Ausgangs, an dem man nie wirklich Zweifel hat, muss sich Amy im Verlauf der Handlung durch einige Probleme quälen und brenzlige Situationen meistern, von denen man viele aus dem eigenen Leben erkennt. Umso erfrischender ist es, dass Amy mit ihrer trockenen Art diesen Widrigkeiten mit Sarkasmus begegnet, die alles halb so schlimm aussehen lassen. Ob es die aufgetakelte Erzfeindin, die stressige Chefin oder der Klatsch verbreitende Assistent ist, alles wird mit einer ordentlichen Portion Galgenhumor betrachtet, die man sich selber in solchen Lagen herbeizuwünschen pflegt. Dabei darf man nicht vergessen, dass das Thema des Romans den Stoff für ein Drama geboten hätte – Fremdgehen und Betrug von der besten Freundin, Liebeslügen und berufliche Strapazen sind hier auf dem Parkett vereint, allerdings wohlbemerkt immer mit einem Augenzwinkern und schwarzem Humor präsentiert.

|Vorhersehbare Lovestory|

Dennoch reicht dieser Roman in keiner Hinsicht an andere Werke von Jane Heller heran. Einer der Gründe dafür ist, dass die meisten der Vorgänger die altbekannte Lovestory mit Hindernissen mit einer kriminalistischen Handlung kombinierten. Stets gerät dabei die Protagonistin per Zufall in ein Mordkomplott hinein, ermittelt auf eigene Faust, lernt dabei den Mann ihrer Träume kennen und überführt am Ende, nach einem furiosen Showdown, den Mörder. Selten wurden Mörderjagden amüsanter beschrieben als bei Jane Heller, sodass es letztlich fast nebensächlich ist, wer der Täter war, weil man es bedauert, dass seine Festnahme die witzigen Ermittlungen der Ich-Erzählerin beenden. Die Romane aber, in denen Jane Heller diese soliden Pfade verlässt und sich auf die Lovestory allein konzentriert, fallen in ihrem Charme und ihrer Überzeugungskraft deutlich dagegen ab. Das gilt in eingeschränktem Maß für „Fahr zur Hölle, Liebling“ und offensichtlicher für „Wer zuletzt lacht“ und so auch hier. Zwar tangiert auch hier im letzten Drittel ein mögliches Verbrechen die Handlung, doch dieses kriminalistische Element wirkt aufgesetzt und kann keinem Vergleich mit den Killerjagden früherer Werke standhalten. Dieses Prinzip wirkt sich auch negativ auf die Vorhersehbarkeit aus. War es früher nicht so schlimm, dass man den guten Ausgang schon ahnte, weil man immerhin noch rätseln konnte, wer der Täter ist und wer ihm bis zu seiner Ergreifung noch zum Opfer fällt, so ist es hier schon schwerer, sich von der Handlung fesseln zu lassen. Gerade die anfängliche offenkundige Abneigung zwischen Amy und Tony ruft eher Langeweile hervor. Bereits bei der ersten Begegnung der beiden weiß man, dass es letztlich auf eine Beziehung zwischen ihnen hinauslaufen wird. Zunächst sorgen noch die bissigen Wortduelle der beiden für Unterhaltung, aber auch das hat ein Ende, als sich Tony viel zu rasch auf das Verlobungs-Spiel mit Amy einlässt. Dabei legt er auch noch, um die Übertreibung zu vervollständigen, eine solche Bereitwilligkeit an den Tag, dass man sich als Leser fast über diese Konstruktion ärgert. Selbst wenn sich die beiden plötzlich extrem sympathisch finden, ist das noch kein plausibler Grund, damit sich Tony ohne Zögern über Monate hinweg als Verlobter ausgibt – und das auch noch, wo er ihr zuvor erklärte, dass er eine entschiedene Abneigung gegen Lügen besitzt. Zwar treten gegen Ende des Buches noch einmal Schwierigkeiten und Vertrauensprobleme zwischen dem frischgebackenen Pärchen auf, aber auch hier ist klar, dass das Happy-End nur verzögert, nicht verhindert wird.

|Aus Feind wird Freund|

Zu geradlinig verläuft auch die Versöhnung zwischen Amy und Tara. Ein uneingeschränktes Happy-End gibt es hier zwar nicht, aber dafür, dass Amy sich einst zutiefst von ihr verraten fühlte, kommen sich die Frauen wieder sehr nah. Um diese Entwicklung zu unterstützen, findet etwa in der Mitte des Romans ein Perspektivenwechsel statt. Statt Amy erzählt nun Tara aus ihrer Sicht die Dinge, die zu ihrer Ehe mit Stuart geführt haben und wie sie die Wiederbegegnung mit ihrer einst besten Freundin empfunden hat. Der Clou dabei ist, dass Tara natürlich in mancherleih Hinsichten nicht ganz so schuldig ist wie von Amy gedacht und hinter ihrer Fassade so manches Problem lauert, das man angesichts des perfekt inszenierten Barbie-Lebens nicht vermuten würde. Allerdings erwartet man bei einem solchen Perspektivenwechsel beinah zwangsläufig, dass der Erzähler die Dinge anders sieht und man mit einer ganz neuen, gegensätzlichen Sicht konfrontiert wird. Eine echte Überraschung hat Taras Erzählung daher für den Leser kaum zu bieten. Spätestens nach den ersten Seiten hat man begriffen, worauf ihre Darstellung der Ereignisse hinausläuft, sodass der Unterhaltungswert in dieser Phase noch einmal gebremst wird. Die Handlung an sich ist natürlich extrem unrealistisch, was man sich auf jeden Fall schon vor dem Lesen klarmachen muss.

|Lockere Unterhaltung|

Ein Plus dagegen ist wiederum der Schreibstil, der keine weiteren Anforderungen an den Leser stellt. Die Ich-Erzählerin spricht mit lockerer Zunge und wendet sich hin und wieder mit einer rhetorischen Frage sogar direkt an die Leser, angenehmerweise aber ohne damit zu penetrant zu werden. Wenn einem dieser joviale Tonfall zusagt, wird man leicht dazu verführt, das Buch in einem Rutsch herunterzulesen

_Fazit_

Ein leicht zu lesener und mit lockerer Feder geschriebener Frauenroman, der sich mit viel Humor mit dramatischen Themen wie Fremdgehen, Betrug in Freundschaften und problematischen Liebesbeziehungen befasst. Der flüssige Stil sorgt dafür, dass man das Buch innherhalb kurzer Zeit ohne große Konzentration durchlesen kann. Abzüge gibt es allerdings für die Vorhersehbarkeit und die mangelnde Spannung. Alles in allem ein durchschnittlicher Roman der Autorin, die es in ihren Krimis sehr viel besser kann.

_Jane Heller_ wurde 1950 in New York geboren. Sie arbeitete mehrere Jahre lang im Verlagsgeschäft, ehe sie selber zu schreiben begann. Heute lebt sie mit ihrem Ehemann in Florida. Weitere Werke sind u. a.: „Die Putzteufelin“, „Wie Feuer und Wasser“, „Willkommen im Club“ und „Liebe im Preis inbegriffen“.

Schröder, Rainer M. – Fall von Akkon, Der (Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 1)

Die Hafenstadt Akkon im Jahr 1291: Die letzte Bastion der christlichen Kreuzfahrerstaaten im Heiligen Land steht vor dem Fall. Jerusalem ging bereits im Jahr 1244 unwiderruflich an die Mamelucken verloren, die Belagerung Akkons stellt nur noch das letzte Kapitel der unvermeidbaren Vertreibung der Kreuzfahrer aus Outremer dar.

Doch Templergroßmeister Guillaume de Beaujeu hält eisern die Stellung, obwohl er weiß, dass kein nennenswerter Entsatz aus Europa zu erwarten ist. Man hat das Heilige Land bereits aufgegeben. Bei einem der letzten trotzigen und vergeblichen Ausfälle der Templer werden Gerolt von Weißenfels und drei weitere Ordensbrüder im Chaos der hastigen Flucht von ihren Abteilungen getrennt und drohen den wütenden Sarazenen in die Hände zu fallen. Ein geheimnisvoller, uralter Mann im Habit der Templer rettet sie auf wundersame Weise: Staubböen blasen den Verfolgern ins Gesicht, die Erde tut sich vor ihnen auf und lässt sie stürzen.

Der alte Mann offenbart den vier verblüfften Templern ihre Bestimmung: Er gehört zur geheimen Bruderschaft der Arimathäer, deren Existenz sonst nur noch dem Großmeister der Templer bekannt ist. Sie sollen das größte Geheimnis der Christenheit vor den Ungläubigen bewahren: den Heiligen Gral.

Während Akkon untergeht, erhalten die Vier ihre Weihe zu Gralsrittern. Doch die Schergen des Bösen sind bereits in Akkon eingedrungen und keineswegs mit den Moslems identisch …

_Der Autor_

Rainer M. Schröder (* 1951) beschreibt sich selbst als Mann mit vielen Neigungen und Talenten. Bevor er im Jahr 1977 zum Schriftsteller wurde, studierte er Gesang, später Jura und Theaterwissenschaften, arbeitete als Lokalreporter für rheinische Lokalzeitungen und den Rundfunk. Beeinflusst von Autoren wie Jack London und Joseph Conrad, unternahm er zusammen mit seiner Frau abenteuerliche Reisen, von den Everglades über den stürmischen Nordatlantik bis in die australische Wildnis. Zusammen mit dem berühmten Schatztaucher Mel Fisher tauchte er nach der spanischen Schatzgaleone Atocha, diese Erlebnisse verarbeitete er in seinem Abenteuerroman „Das Goldriff“. Heute lebt er in Palm Coast, Florida.

Während Rainer M. Schröder in Deutschland vor allem als Jugendbuchautor mit Schwerpunkt auf historischen Themen bekannt ist, veröffentlichte er unter dem Pseudonym Ashley Carrington umfangreiche historische Gesellschaftsromane für ein erwachsenes Publikum. „Der Fall von Akkon“ stellt den ersten Band der Trilogie „Die Bruderschaft vom Heiligen Gral“ dar, mit der Rainer M. Schröder sowohl jugendliches als auch erwachsenes Publikum erreichen will.

_Historie mit Indiana-Jones-Einschlag_

Geballtes Recherchewissen und Detailreichtum erwarten den Leser von der ersten Seite an: Von Organisation und Tagesablauf der Templer, dem Verhältnis der Ritterorden untereinander und der politischen Situation zu dieser Zeit bis hin zur Bauweise von Belagerungsmaschinen sowie der Befestigungsanlagen Akkons trumpft Schröder auf. Dabei geizt er nicht mit hilfreichen Fußnoten und Erklärungen: So ist zum Beispiel „Outremer“ nichts anderes als eine altfranzösische Bezeichnung für das Heilige Land, die ganz einfach und nachvollziehbar als „Übersee“ übersetzt werden kann. Ebenso wird erklärt, warum die Tore Akkons in einem rechten Winkel hinter den Mauern liegen: So wird der Einsatz schwerer Rammböcke durch den Knick und Platzmangel verhindert, die Schwachstelle Tor lässt sich so auch besser verteidigen.

Am Beispiel der vier zu Gralsrittern aufsteigenden Templer wird auch plastisch dargestellt, wer damals in der Regel dem Orden angehörte: Sehr viele Templer stammten wie Gerolts übermäßig stolzer und spöttelnder Freund Maurice von Montfontaine und der Gründer Hugo von Payens aus Frankreich, nachgeborene Söhne aus Adelsfamilien wie Gerolt von Weißenfels wählten oft den militärisch organisierten Orden anstelle des Klosterlebens. Ein armer Ritter Christi war gewiss keiner der Ritter des Ordens, denn man musste mindestens das Vermögen haben, um drei Pferde und seine Ausrüstung selbst zu stellen. Als „Sergeanten“ wurden dienende Brüder ohne den nötigen Stand oder materielle Güter bezeichnet, sie trugen einen schwarzen oder braunen Mantel anstelle des weißen Habits mit dem Beausant (rotes Templerkreuz). Woher der Ausdruck „Saufen wie ein Templer“ stammt, demonstriert vor allem der Schotte McIvor von Conneleagh. Ungewöhnlich, wenn auch nicht unmöglich, ist Schröders vierter Templer, Tarik el-Kharim, ein Nachfahre christlicher Beduinen.

Die Schilderung der Belagerung und der Zustände in der Stadt ist sehr überzeugend gelungen, das fantastische Element stellt der vorerst namenlose uralte Gralshüter dar, der die Vier zu Gralsrittern weiht und ihnen die Segnungen des Grals demonstriert – langes Leben, die Fähigkeit in allen Zungen (Sprachen) zu sprechen und für jeden der vier Ritter eine besondere individuelle Gabe …

Hier zeigt sich ein anfangs netter Indiana-Jones-Einschlag; der alte Gralshüter erinnert von seiner Erscheinung und seiner Geschichte frappierend an Steven Spielbergs „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“. Dieses Mal sind die bösen Feinde des Grals jedoch keine Nazis, sondern so genannte „Iskaris“; Menschen, die sich unter ihrem Anführer Sjadú (Judas-Anagramm) dem Fürsten der Hölle verschworen und sich nach dem Gottesverräter Judas Ischariot benannt haben. Ihr Ziel ist es, den Gral zu stehlen und zu entweihen; wie die Gralshüter besitzen sie übermenschliche Fähigkeiten. So sind sie fast nur durch Enthaupten, In-Stücke-schlagen oder einen Stich ins Herz zu töten. In Gegensatz zu den Gralsrittern riechen die Bösewichter aber lustigerweise leicht mufflig und verrottet; insbesondere für die geschärften Sinne eines Gralshütern sind sie so relativ leicht zu erkennen.

Bedenken habe ich hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung der Trilogie; zwar wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Fähigkeiten, die der Gral verleiht, sich nur langsam entfalten, aber wenn die Vier bereits in diesem Band Macht über Feuer, Wasser, Luft und Erde besitzen und Maurice bereits jetzt mit der Hand in einen Marmorblock eindringen kann, befürchte ich eine Mutation der vier Gralshüter zu |Marvel|-Superhelden nach Art der „Fantastischen Vier“. In diesem Band halten sie sich jedoch glücklicherweise noch zurück.

Dieser Fakt, der bei Indiana Jones mit einem Augenzwinkern und Humor übergangen werden kann, passt hier leider nicht so Recht zur Geschichte, die zwar humorvoll geschrieben wurde, aber ernster und realistischer ist, sich an historischen Fakten stärker orientiert und besonders auf diesem Gebiet auch auftrumpfen kann. Der Schreibstil und die Sprache Rainer M. Schröders sind zwar relativ neutral und gehoben, dennoch dringt der Jugendbuchautor des Öfteren durch. Das zeigt sich auch in der Charakterisierung der vier sympathischen Helden: Gerolt ist ein ernster und pflichtbewusster Templer, der es mit Ehre und Pflicht oft etwas zu genau nimmt. Der Franzose Maurice ist dagegen eitel, standesbewusst und oft etwas vorlaut. Der schottische Hüne McIvor sowie Tarik, der die Weisheit der Wüste scheinbar mit Löffeln gefressen hat, runden so die recht stereotype Heldentruppe ab, was nicht heißt, dass sie nicht überzeugen könnte, ganz im Gegenteil. Die Abenteuer dürften auch abenteuerlustige Erwachsene mehr als zufrieden stellen; wer Jack London und Joseph Conrad liebt, wird Rainer M. Schröders Romane ebenso verschlingen. Die abenteuerliche Flucht der Templer aus Akkon quer über das Mittelmeer verschlägt sie schließlich bis nach Kairo und in höchste Gefahr für Leben und Gral …

_Spannende Abenteuerliteratur in glänzender Aufmachung_

Rainer M. Schröder hat den Bogen raus: Sein Roman ist nicht nur spannend und unterhaltsam, er ist auch exzellent recherchiert, sein Literaturverzeichnis im Anhang des Romans füllt sechs Seiten. So ist der Roman weitaus lehrreicher und gehaltvoller als gewöhnliche Abenteuerliteratur. Auch hebt er sich in seiner hochwertigen Aufmachung weit von der Masse ab: Bereits der Schutzumschlag mit dem silber glänzenden Schwertheft, dessen Hintergrund rautenförmig ausgestanzt ist und einen Blick auf drei Templer in typischer Ordenstracht zeigt, ist ungewöhnlich wertig und ansprechend. Ein silbernes Lesebändchen sowie der vorzügliche Druck und der mit schwarzen Ornamenten auf roten Grund verzierte Qualitätseinband laden geradezu ein, dieses hochdekorative Buch ins Bücherregal zu stellen. Hochwertiges Kartenmaterial rundet die positive Erscheinung noch weiter ab. Der Inhalt muss sich ebenfalls nicht verstecken und macht Lust auf mehr: Von 1291 bis zum Untergang des Templerordens im Jahr 1314 könnte sich die Trilogie erstrecken, mehr als genug Stoff für weitere packende Abenteuer der vier Gralshüter.

Der nächste Band der Trilogie scheint in Ägypten zu spielen, er trägt den Titel |“Das Amulett der Wüstenkrieger“| und wird voraussichtlich im Juni 2006 erscheinen.

Offizielle Homepage von Rainer M. Schröder:
http://www.rainermschroeder.com/

Homepage des Arena Verlags:
http://www.arena-verlag.de/

|Siehe ergänzend dazu auch die [Rezension 2344 von Maren Strauß.|

Lohner, Alexander – Jesustuch, Das

Der Zweifel an Festgelegtem und Bestehendem ist momentan eines der Kernthemen der modernen Literatur. Vor allem die Geschichte des Neuen Testaments wird derzeit in Form verschiedener Verschwörungstheorien angegriffen und angezweifelt. Illuminaten, Katharer und andere mysteriöse Gruppen sind die Helden der aktuellen Bestseller-Autoren, und es ist noch kein Ende dieser Entwicklung in Sicht. Alexander Lohner schlägt in seinem Roman „Das Jesustuch“ jedoch einen etwas traditionelleren Weg ein, der aufgrund der anhaltenden Religions- und Glaubenskriege nach wie vor auf dem aktuellen Stand ist. Hier thematisiert er die von Vorurteilen behaftete Kritik an fremden Glaubensrichtungen und wandert dafür zurück ins 13. Jahrhundert zur Zeit der Kreuzzüge. Nun sind gerade die Kriege aus dieser Ära ein sehr populäre literarisches Gebiet, das auch immer mal wieder gerne erkundet wird. Und eigentlich arbeitet Lohner in „Das Jesustuch“ auch keine grundlegend neuen Erkenntnise heraus. Aber dennoch ist dieser Roman ein echtes Goldstück, bei dem Historisches wunderbar in einen fiktiven Plot eingeflochten wurde, ohne in irgendeine klischeebesetzte Schublade hineinzurutschen. Hut ab, kann man da bereits einleitend sagen!

_Story_

Wir schreiben das Jahr 1270, als König Ludwig IX. zum siebten Kreuzzug aufruft, dem zahllose ehrfürchtige junge Menschen folgen. Unter ihnen ist auch der adelige Jüngling Jean-Pierre, der ein Stück der verloren gegangenen Familienehre durch seinem Einsatz im Krieg wieder gutmachen möchte. Gegen den Willen seiner Angehörigen macht er sich auf den Weg nach Tunis, von wo aus die Befreiung der heiligen christlichen Stätten losgetreten werden soll.

Doch schon auf der Überfahrt gerät der junge Franzose in Schwierigkeiten, als sein Schiff durch einen Sturm von der restlichen Flotte getrennt und schließlich von Piraten erobert wird. Die gesamte Mannschaft wird von den Gefolgsleuten des Emirs in Gefangenschaft genommen und als Druckmittel benutzt, um den Rückzug des französischen Heeres zu erwirken. Jean-Pierre kommt durch seinen gehobenen Stand eine Schlüsselrolle zu, die ihm jedoch auch gewisse Freiheiten ermöglicht. Vom Status her eine Geisel, genießt er im Palast des Emirs immer mehr Freiheiten. Infolgedessen lernt er auch den Prinzen Khalid näher kennen, mit dem er fortan einige sehr philosophische Diskussionen über die Unterschiede und Motivationen ihres Glaubens führt. Die beiden werden schließlich zu sehr guten Freunden und vergessen dabei gänzlich die Umstände, unter denen Jean-Pierre in die ‚Obhut‘ des muslimischen Herrschers geraten ist. Besonders Jean-Pierre bekommt, nach wie vor von den Vorurteilen des Christentums beherrscht, bald eine ganze andere Meinung vom islamischen Glauben und lernt, ihn zu akzeptieren, denn in gewissem Sinne verfolgen sowohl die Christen als auch die Muslime die gleichen Ziele.

Über Khalid lernt Jean-Pierre dann auch Nathanael kennen, mit dem er nach Jerusalem aufbricht, um die legendären heiligen Orte zu erkunden, die er einst befreien sollte. Durch weitere Gespräche und neue Meinungen erlangt der französische Christ letztendlich ein komplett anderes Bild vom Islam als jenes, das man ihm vor den Kreuzzügen auferlegt hatte. Doch dies hat seinen Preis: Jean-Pierre wird von seiner Religion als Ketzer und Verräter am eigenen Glauben angeklagt!

_Meine Meinung_

Intoleranz, Starrsinn und blinde Gefolgschaft – die Attribute, die der Autor den Vertretern des christlichen Glaubens im 13. Jahrhundert auferlegt, sind keineswegs erstrebenswert, aber dennoch in ihrer Darstellung sehr realistisch. Dabei ist „Das Jesustuch“ beileibe keine grundlegende Kritik gegen das Christentum, geschweige denn eine direkte Anklage gegen das kriegerische Volk, das aus Unwissenheit und fehlender Bereitschaft zur Akzeptanz einer weiteren Religion wahllos Menschen umgebracht hat. So etwas hätte man schließlich auch auf 200 Seiten abhandeln können, ohne dabei zu sehr in bereits erprobte, klischeetriefende Fußstapfen zu treten.

Stattdessen nähert sich Lohner dem Thema auf eine eher zurückhaltende, unterschwellig auch spirituelle Art, die besonders durch die sehr tiefgreifenden Diskussionen zwischen Jean-Pierre und Khalid sowie später auch Nathanael geprägt wird. Natürlich sind derweil die Kreuzzüge in vollem Gange und die Kriegshandlungen werden in diesem Roman sicher nicht minder umfassend behandelt wie die eigentliche Auseinandersetzung mit dem Glauben, doch das Buch ist insgesamt von einer sehr angenehmen Ruhe durchwirkt, von der man sich gerne anstecken lässt.

Der Autor beweist hierbei allerdings auch sein ausführliches Hintergrundwissen, durch das es ihm ziemlich leicht fällt, seine Darstellungen der verschiedenen Religionen bzw. das Pro und Kontra mit schlagkräftigen Argumenten zu belegen. Es wäre ein Leichtes gewesen, das Interesse für den Islam und später für das Judentum durch eine klug inszenierte Verschwörung gegen das ‚böse‘ Christentum zu wecken und die in Europa verbreitete Glaubensrichtung an den Pranger zu stellen, indem lediglich die von ihr erzeugten Missstände verurteilt werden, aber eine solche Herangehensweise liegt Alexander Lohner fern.

In seinem Buch stehen nämlich immer noch die fiktiven Charaktere und somit auch die erzählte Geschichte im Vordergrund, und erst danach folgen die historische Einarbeitung sowie die sehr frei gestaltete Diskussion, bei der allerdings auch die Eigenschaften der Hauptfiguren und deren derzeitige Stellung eine bedeutende Rolle spielen.

Dadurch, dass sich Lohner im Verlauf der Geschichte zahllose Möglichkeiten zur weiteren Entwicklung offen lässt, gelingt es ihm zudem, von einem Spannungshöhepunkt zum nächsten zu gelangen. Wichtig ist diesbezüglich, dass die befürchteten Ausschweifungen der Gespräche, von denen ich denke, dass sie durch die Inhaltsangabe in ihrem Umfang überschätzt werden, gänzlich ausbleiben. Sie sind der Kern der Entwicklung von „Das Jesustuch“, beeinträchtigen aber nicht die sich fortlaufend wandelnde Erzählung.

Und dennoch ist es im Endeffekt nicht die Handlung als solche, sondern verstärkt die aus ihr resultierende Botschaft, die einem in Erinnerung bleibt, die man gleichzeitig als moralischen Aufruf verstehen darf, nicht mit blinder Fahrlässigkeit gegen Unbekanntes, in diesem Falle Religionen, zu wettern, wenn man die wahren Hintergründe nicht aus erster Hand kennt. Es hat etwas von dieser „erst denken, dann handeln“-Mentalität, allerdings viel schöner verpackt und facettenreich inszeniert.

Es ist auf jeden Fall überaus interessant, welche Einzelheiten der Autor der Historie entlockt und wie er sie in das Gerüst seiner Erzählung integriert. „Das Jesustuch“ ist demzufolge auch ein sehr empfehlenswertes Buch, das in einer Zeit, in der Djihad auf einem ganz anderen, bedrohlicheren Level ausgeführt wird, aktueller denn je ist. Und außerdem wird hier bewiesen, dass die Beschäftigung mit diesem Thema nicht immer gleich zur innerlichen Verkrampfung führen muss; die Grundstimmung dieses Romans ist nämlich trotz der weit reichenden Thematik so entspannt, dass man mit Freuden darin eintauchen kann.

Paul Stewart, Chris Riddell – Rook und Twig, der letzte Himmelspirat (Die Klippenland-Chroniken V)

Buch I: Twig im Dunkelwald
Buch II: Twig bei den Himmelspiraten
Buch III: Twig im Auge des Sturms
Buch IV: Twig – Fluch über Sanktaphrax

Neue Helden braucht das Land, diese alte Weisheit gilt wohl auch für das sagenumwobene Sanktaphrax, die Heimat der Himmelspiraten, durch die einst der beliebte Twig reiste. Mit dem fünften Teil der „Klippenland-Chroniken“ ist es dann auch schließlich so weit: Ein neuer Hauptcharakter wird eingeführt, nämlich der junge Rook, der zu den Ausgesandten gehört, die Sanktaphrax vor dem erneut drohenden Untergang bewahren sollen. Doch die Trennung von Twig als zentraler Figur kann natürlich nur funktionieren, wenn dieser auch in „Rook und Twig, der letzte Himmelspirat“ einen wichtigen und letztendlich entscheidenden Gastauftritt hat.

Paul Stewart, Chris Riddell – Rook und Twig, der letzte Himmelspirat (Die Klippenland-Chroniken V) weiterlesen

Jonathan Latimer – Rote Gardenien

Das geschieht:

Ein neuer Fall für William Crane, der in der Detektivagentur des knurrigen Colonel Black arbeitet. Der Industriemagnat Simeon March will den mysteriösen Tod seines Sohnes aufgeklärt wissen. John March wurde tot in der Garage gefunden, erstickt an den Abgasen seines Wagens, den er angeblich reparieren wollte. Leichtsinn, meint die Polizei, die nicht irritiert, das auch Johns Cousin Richard einem ähnlichen ‚Unfall‘ zum Opfer fiel.

Simeon March scheut den Skandal, den ein Mord in der Familie bedeuten würde. Er verdächtigt Carmel, seine Schwiegertochter, die mit John keine gute Ehe geführt hat. Auch mit Richard war sie sehr vertraut, und jetzt zieht sie die Aufmerksamkeit von Peter, dem jüngeren March-Sohn, auf sich. Zu denken gibt March sr. auch, dass über den Leichen von Richard und John deutlich der Duft von Gardenien schwebte, die in Carmels Lieblingsparfüm reichlich Verwendung finden. Jonathan Latimer – Rote Gardenien weiterlesen