Archiv der Kategorie: Thriller & Krimis

Koontz, Dean R. – Wächter, Der

Das Leben eines heiß gefragten Hollywood-Schauspielers ist hart. Das bezieht sich nicht alleine darauf, dass ein im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehender Mensch wie Channing Manheim Knochenarbeit verrichten muss, für die er völlig zu Recht mit Abermillionen Dollar entlohnt wird, sondern nimmt auch Bezug auf die Anfechtungen, die zu verkraften sind. Das geht manchmal ans Eingemachte, wenn nicht nur die schauspielerische Leistung zurechtgerückt wird, sondern das persönliche Schicksal bedroht wird. Dann werden auch Lichtgestalten wie Manheim zu winzigkleinen Menschen, mit allen Mitteln darum bemüht, das eigene Dasein vor Widrigkeiten zu beschützen.

Noch drängender wird diese Frage nach dem behütenden Schutz, sobald über die eigene Persönlichkeit hinaus nahe Menschen bedroht sein könnten. Manheim ist allein erziehender Vater (soweit bei der permanenten Abwesenheit von Manheim von einer Erziehung gesprochen werden kann, andererseits könnte es bei seinem Naturell durchaus sein, dass Kinder von der Nicht-Anwesenheit profitieren …), und Fric, sein zehnjähriger Sohn, lebt im Grunde alleine in einer prächtigen, großen, komfortablen Villa. Alleine mit einer ganzen Handvoll Bediensteten und … Sicherheitskräften, zu denen die zweite Hauptperson des Romans zählt, der ehemalige Polizist und jetzige Sicherheitschef Ethan Truman.

Auf diese beiden Personen – Fric und Truman – konzentriert sich Dean Koontz in seinem aktuellen Thriller. Er beleuchtet die Handlungswege von beiden parallel, schildert dabei den Arbeitsalltag von Truman, der gleich zu Beginn ein weiteres ominöses Päckchen mit einem schwer erklärbaren Inhalt erhält, und die grauen Tage von Fric, der mehr oder minder auf sich alleine gestellt ist und für den die Lektüre in der hauseigenen Bibliothek zu den aufregendsten Stunden des Tages zählt.

Beide kennen sich wenig, die Diskrepanz zwischen dem gut lebenden Fric und dem gewissenhaft agierenden Truman ist zu groß, zumal Fric eher misstrauisch und zurückhaltend anderen Menschen gegenüber agiert. Diese Vorbehalte mehren sich noch, als Fric im Einklang mit den seltsamen Päckchen mysteriöse Telefonanrufe erhält, die er aber erst einmal für sich behält. Wer sollte einem versponnenen Jungen wie ihm auch glauben.

Nicht weniger bizarr sind die Erlebnisse Trumans, der plötzlich einen tot geglaubten alten Freund wieder sieht. Schritt für Schritt enthüllt sich vor Trumans Augen eine unglaubliche zweite Daseinsebene, und damit betreten wir als Leser endlich Neuland, durchschreiten gemeinsam mit Truman eine Linie, die unsere reale Welt trennt von dem „danach“. Für Truman ist dies derart albtraumhaft und dermaßen unglaublich, dass auch er diese Informationen fürs Erste verschweigt; erst später öffnet er sich einem ehemaligen Kollegen aus dem Polizeidienst, der ihn in der Folgezeit diensteifrig unterstützt und letztlich auch an der Aufklärung des Falles beteiligt.

Dean Koontz zählt nach vielen Jahren des bedächtigen Aufbaus mittlerweile zur ersten Garde der amerikanischen Thriller-Autoren. Im Gegensatz zu den in einer, nun ja, „realistischen“ Welt handelnden Epigonen der Kollegen knüpft Koontz als alter Horror-Haudegen seine Fäden von dieser unserer Welt hinüber in eine Schattenwelt, in eine Todeswelt, in eine irreale Ebene des Lebens, die bevölkert ist von Toten oder Nicht-Toten oder unerklärlichen Existenzen. Jedenfalls vermischt er Gruselelemente sehr eifrig mit kriminalistischen Geschehnissen und bezieht gerade daraus seine wichtigen Spannungstopoi; das Unerklärliche wirkt auf den Leser bedrohlich, weniger der nicht ungewöhnliche, in seiner Entfaltung tausendmal gelesene Kriminalfall. Der ist alltäglich, seine Aufklärung dagegen nicht.

Darauf muss man sich auf den 740 Seiten einlassen können. Es ist nicht jedermanns Sache, eine solche Art von „Deus ex Machina“ in einem in der Jetztzeit spielenden Roman zu akzeptieren; wenn Truman nicht mehr weiterweiß, dann steht gewissermaßen der Engel bereit. Das mag als ein reflektierendes Element für eigene Handlungen seine Reize haben, aber als tragender Faktor bei der Lösung des Falles mutet es so manches Mal arg an den Haaren herbeigezogen an.

Trotz dieser Vorbehalte: Koontz spielt rücksichtslos seine Trumpfkarten aus, nachdem er so richtig Fahrt aufgenommen hat. Dazu benötigt er eine etwas zu lange Strecke, auf der er in ermüdender Drängelei ein ums andere Mal den Wohlstand Manheims beschreibt; irgendwann weiß auch der letzte unaufmerksame Leser, in welch praller Üppigkeit Fric lebt, wie viele Bücher hier und dort gestapelt sind, wie viele Kandelaber auf wie vielen Tischlein in den zigtausend Zimmer, Räumen und Sälen thronen … ach, das ist wirklich zu viel des Beschreibens, das ödet in diesen überbordenden Dimensionen irgendwann an.

Und hört doch glücklicherweise wieder auf, nachdem Koontz sich so richtig ausgetobt hat. Erst da, nach etwa mehr als einhundert Seiten, kann sich das Interesse des Lesers an den Figuren entfalten. Und erst da wird es spannend und interessant, und Koontz’ Karten stechen ohne Frage: Er verwöhnt mit sehr schönen Metaphern, schreibt sehr gute und unterhaltsame Dialoge und verwendet dazu gut gesetzte Spannungsmomente.

Das passt dann alles und hinterlässt letztlich doch das Gefühl, sich durch einen geschickt konstruierten, von zwei glaubwürdigen Charakteren geprägten Thriller gelesen zu haben. „Der Wächter“ liest sich immerhin so spannend, dass sich die Seiten wie von selbst umblättern …

_Karl-Georg Müller_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de veröffentlicht.|

Ben Benson – Alle haben Angst

benson-angst-cover-kleinIn einer amerikanischen Kleinstadt treibt eine jugendliche Autoknacker-Bande ihr Unwesen. Ein Polizist wird eingeschleust, doch misstrauische Ganovengenossen und unglückliche Zufälle lassen ihn auffliegen und in Lebensgefahr geraten … – Mittelmäßig spannende aber als Zeitdokument interessante Geschichte: Im US-Amerika der unmittelbaren Nachkriegszeit führt das Establishment Krieg gegen die aufmüpfige Jugend. Die eigentliche Kriminalhandlung dient als Aufhänger für moralinsaure Horrorvisionen, welche einen gravierenden Generationskonflikt höchst einseitig ‚erklären‘ und unverhohlen autoritäre ‚Hinweise‘ zur Beilegung liefern sollen.
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Dennis Lehane – Shutter Island

Lehane shutter island cover 2015 kleinAus einer abgeschiedenen Anstalt für wahnsinnige Straftäter ist eine Patientin verschwunden. Zwei US-Marshalls ermitteln vor Ort und kommen geheimen Menschenversuchen auf die Spur. Die Verantwortlichen bemühen sich daraufhin, die unerwünschten Zeugen auszuschalten … – Spannender Psycho-Thriller, in dem nichts und niemand ist, wie es und wer er scheint. Die Auflösung ist der Vorgeschichte wie so oft nicht gewachsen, was jedoch das Vergnügen an diesem gut erzählten Garn nur geringfügig schmälert.
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Smith, Sarah – dunkle Haus am See, Das

Aus uraltem österreichischen Adel stammt er, der Baron Alexander von Reisden; verarmt zwar, aber dank erfolgreicher Börsenspekulationen wieder zu Geld gekommen und als fähiger Biochemiker in der Fachwelt hoch angesehen. Er ist jung, gut aussehend, bei seinen Freunde beliebt, der Titel öffnet ihm in der Gegenwart des Jahres 1906 gesellschaftlich alle Türen. Aber Reisden ist ein Einzelgänger, seit er vor fünf Jahren seine Gattin bei einem von ihm verschuldeten Automobilunfall verlor, einen Nervenzusammenbruch erlitt und nach einem Selbstmordversuch lange Monate in einem Sanatorium verbringen musste.

Ein Fachkongress in der US-amerikanischen Metropole Boston verwickelt Reisden in eine bizarre Affäre, die einer der prominentesten Familien der Stadt seit Jahrzehnten argen Verdruss bereitet. 18 Jahre zuvor war Island Hill, der Stammsitz der steinreichen Knights, einsam gelegen am Matatonic-See im US-Staat New Hampshire, Schauplatz eines Morddramas geworden. William, Selfmade-Millionär, Räuberbaron, Kriegsgewinnler, religiöser Fanatiker und seiner Familie ein kaltherziger, böser Patriarch, hatte seine zahlreichen Kinder im Jahre 1887 entweder überlebt oder verstoßen. Nur sein Enkel Richard leistete ihm Gesellschaft, den der alte Mann mit brutaler Gewalt zu seinem Universalerben heranzog. Dies erregte offensichtlich den Neid von Jay French, von dem es hieß, er sei das illegitime Kind eines Knight-Sohnes, der im Bürgerkrieg gefallen war. Als „Bastard“ von der Erbfolge ausgeschlossen und vom Großvater huldvoll als Privatsekretär angestellt, erschoss der gekränkte French eines Tages William Knight im Streit und entfloh – so die Familiensaga. Richard, der die Bluttat beobachtete, weigerte sich zu reden. Drei Tage später verschwand auch er spurlos.

Das Knight-Vermögen fiel an Richards Erben: Gilbert Knight, den letzten von Williams Söhnen, den dieser Jahre zuvor enterbt und aus dem Haus gejagt hatte. In den folgenden Jahren weigerte sich dieser Gilbert, seinen Neffen für tot erklären zu lassen. Sein Glauben an dessen Fortleben trägt durchaus irrationale Züge. Ein Schock soll ihn zwingen, das stets Aufgeschobene endlich nachzuholen: Alexander von Reisden sieht dem verschollenen Richard zum Verwechseln ähnlich. Er soll dessen Stelle einnehmen, um sich dann in Gilberts Anwesenheit zu demaskieren. Aber der Plan misslingt: Gilbert erkennt Reisden uneingeschränkt als Richard an – bitter vor allem für Pflegesohn Harry, der endlich offiziell das Knight-Erbe antreten und die schöne Perdita Halley ehelichen wollte. Aber auch Reisden bereut es, sich auf das seltsame Spiel eingelassen zu haben. Er tritt die Flucht nach vorn an, beschließt, sich als Amateur-Detektiv zu versuchen und endlich Richards Schicksal zu klären. Mit den Knights bezieht er Island Hall, inzwischen zum düsteren Spukhaus verfallen, um dort die vor Jahren erkaltete Spur wieder aufzunehmen. Die daraus resultierenden Schwierigkeiten bei den Ermittlungen sind freilich nicht die einzigen Hindernisse, gegen die Reisden anrennt. Längst nicht alle Beteiligten des Knight-Dramas sind so ahnungslos oder gar unschuldig wie sie zu sein vorgeben, und das bringt den schwermütigen Detektiv recht bald in Teufels Küche …

„Das dunkle Haus am See“ ist ein historischer (oder besser: historisierender) Kriminalroman der besseren Sorte, d. h. überzeugend nicht nur als sauber geplotteter und schriftstellerisch umgesetzter Thriller, sondern auch harmonisch verschmolzen mit der Realität des Jahres 1906. Diesen Punkt darf man nicht unterschätzen, denn allzu oft setzen Autoren gar zu offensichtlich auf die Vergangenheit als exotische Kulisse, die ganz allein eine 08/15-Krimihandlung – meist grob verschnitten mit Elementen des Herz-Schmerz-Genres – transportieren soll. Nicht besser sind jene Schreiberlinge, die geradezu manisch historische Fakten zusammenzutragen, um darunter mit ihrer Geschichte auch das Publikum zu begraben. Sarah Smith findet indes den goldenen Mittelweg, der da heißt: Historisch wird es nur dort, wo es der Handlung dienlich ist. Das zu realisieren, ist schon Herausforderung genug.

Smith meistert sie, was sie allerdings nicht in den Stand einer schriftstellernden Heiligen erhebt, wie uns der Klappentext glauben machen möchte. Bei nüchterner Betrachtung besticht dieser Roman jedenfalls nicht unbedingt durch Originalität. Alte Familienskandale in ebensolchen Gemäuern werden immer Interesse erregen. Neu sind sie als Grundlage eines Kriminalromans aber sicher nicht. Wie so oft ist es die Variation einer bekannten Melodie, die den wahren Genuss bringt. Hier besteht sie vor allem in der wohltuenden Abwesenheit jener hysterische Gefühlsduseligkeit, die fälschlich mit der „guten, alten Zeit“ in Verbindung gebracht wird, als die Menschen angeblich Gefangene einer stets erdrückenden, weil restriktiven Gesellschaftsordnung waren und Ausbruchsversuche unweigerlich in theatralischem Geschrei und Tränen endeten. Smith macht nun deutlich, dass die Welt vor einhundert Jahren zwar durchaus eine andere war, jedoch auch von ihren weiblichen Bewohnern nicht als reine Hölle empfunden wurde. Perdita Halley widersetzt sich erfolgreich dem ihr vorbestimmten Leben als Hausfrau und Mutter; sie startet allen Hindernissen zum Trotz eine Karriere als Künstlerin, ohne dass sie dafür von ihrer Familie in Acht und Bann getan wird. In einem Anne-Perry-Roman wäre mindestens der unsensible Harry für seine Selbstsucht mit einem schmalzigen Schurkentod „bestraft“ worden.

Mit Baron Alexander von Reisden ist Smith eine interessante Figur geglückt; dies allerdings nicht wegen, sondern trotz ihrer überkomplizierten, eher von Klischees als von Tragödien geprägten Vergangenheit. Gibt Reisden nicht gerade den weltschmerzgeplagten Schwermüter, treten seine angenehmeren Wesenszüge zu Tage: Als Naturwissenschaftler nennt er die Dinge beim Namen und geht ihnen auf den Grund. Ihn zum österreichischen Adligen amerikanischer Herkunft zu machen, ist ein geschickter Zug der Verfasserin, denn es erhebt Reisden zum Wanderer zwischen den Welten: der Alten und der Neuen, aber zwischen den gesellschaftlichen Schichten. Deshalb kann er ganz selbstverständlich sein zweites Abenteuer in der französischen Hauptstadt Paris erleben.

Leider wird ihn auch besagte Perdita Halley dorthin begleiten. Nur Sherlock Holmes konnte sich als personifizierte Denkmaschine ganz auf seine kriminalistische Arbeit konzentrieren, ohne dass seine Leser, besonders aber seine Leserinnen ihm dies übel nahmen. Die Zeiten haben sich jedoch geändert: Nun ist ein Privatleben für jeden Detektiv verpflichtend. Also muss es – die historische Realität wird hier problemlos mehr oder weniger ausgeklammert – neben dem Helden eine selbstbewusste, ihr Schicksal selbst gestaltende Frau geben, die nichtsdestotrotz auf der Suche nach Mr. Right ist, den sie und der sie nach vielen gefühlswalligen Verwicklungen auch finden wird – wenigstens im Roman dürfen Wünsche endlich einmal wahr werden! So erlebt Perdita das Abenteuer Emanzipation, nur dass sie das leider nicht wirklich zur interessanten Figur reifen lässt. Zur Abrundung des richtigen Kloß-im-Hals-Ambientes wird sie zusätzlich mit Blindheit geschlagen; nützt auch nichts. Stattdessen wundert und ärgert sich der Leser (hier einmal ausdrücklich in seiner maskulinen Variante angesprochen), dass die Verfasserin so einen Wirbel um ein ziemliches Gänslein entfesselt, während sie Anna Fen, die tatsächlich frei denkt und handelt, nicht nur stiefmütterlich behandelt, sondern regelrecht verstößt – sie war wohl selbst ihrer geistigen Mutter ein bisschen zu arg vom Leben verdorben.

Solche Einwände dürfen aber als marginal bezeichnet werden. Es überwiegt die Freude an der mit sicherem Pinselstrich rekonstruierten Welt des frühen 20. Jahrhunderts, jener eigentümlichen Epoche, die ungestüm den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt feierte, ohne mit den Kehrseiten konfrontiert zu werden, und schon modern im heutigen Sinne war, aber in gewisser Weise noch mittelalterlich. In Europa gab es noch Könige, die wirklich herrschten, in den USA ersetzten sie feudale Brachial-Kapitalisten, die sogar noch mächtiger waren. Der I. Weltkrieg würde dieser Märchenwelt nachdrücklich ein Ende machen, aber hier lässt sie Sarah Smith noch einmal aufleben. Das dafür nötige Rüstzeug hat ihr ein Studium der Filmkunde und Literatur in London und Paris sowie in Harvard verschafft – nicht die angebliche Nachfahrenschaft zu einer der berühmt-berüchtigten Hexen von Salem, wie kaum ein Werbetext vergisst dümmlich einzuflechten. Heute lebt sie in Boston, Massachusetts (Aha!), ist verheiratet, hat zwei Kinder und hält zwei graue Katzen (eine Klappentext-Weisheit).

Die „Alexander von Reisden/Perdita Halley“-Trilogie umfasst die Bände:

1. The Vanished House (1992; dt. „Das dunkle Haus am See“)
2. The Knowledge of Water (1996; dt. „Lautlose Wasser“) – dtv galleria 20333
3. A Citizen of the Country (2000; dt. „Das Geheimnis von Montfort“) – dtv galleria 20539

Nach Auskunft der Verfasserin ist die Serie damit abgeschlossen – aber was heißt das schon in der Literatur-Welt … Natürlich gibt es auch eine Website: http://www.sarahsmith.com (die freilich etwas angestaubt wirkt).

Laymon, Richard – Vampirjäger

Sam scheint als Lehrer ein bisher ziemlich gewöhnliches und langweiliges Leben geführt zu haben. Bis zu dem Abend, an dem seine Jugendliebe Cat plötzlich, nur mit einem blauen Bademantel bekleidet, vor seiner Tür steht. Dazu muss man wissen, dass Sam natürlich immer noch unsterblich in Cat verliebt ist, auch wenn er sie zehn Jahre nicht gesehen hat. Und so bedarf es auch fast keiner Überredungskünste ihrerseits, ihn zu einem Mord anzustiften.

Cat hat es nämlich faustdick hinter den Ohren. Ihren Ehemann hat sie schon vor ein paar Jahren beseitigen lassen, doch nun macht ihr der damals angeheuerte Killer zu schaffen. Der ist nämlich ein Vampir und besucht sie alle paar Nächte, um ihr das Blut auszusaugen. Drum will Cat den Kerl, Elliot ist sein Name, loswerden und braucht dazu Sams Hilfe.

Sam schlägt sich auch ganz gut als gedungener Mörder, doch stehen er und Cat nun vor einem Problem: Denn obwohl Vampire in Filmen immer sehr praktisch und zeitsparend zu Staub zerfallen, passiert mit Elliot gar nichts. Er blutet den Teppich voll und ist ansonsten eine ziemlich durchschnittliche Leiche. So machen sich Cat und Sam also mitten in der Nacht auf, um die Leiche in einem tiefen Loch weit weg von L.A. zu verscharren …

So einfach, wie die beiden sich diese Aktion vorstellen, ist sie aber lange nicht. Denn „Elliots Fluch“, wie sie ihr schlechtes Karma schon bald nennen werden, macht sich bald bemerkbar. Die beiden sind einfach vom Pech verfolgt. Zuerst kommen sie durch einen geplatzten Reifen von der Straße ab, dann geraten sie in die Fänge eines ziemlich zwielichtigen Bikers und von da an geht es rapide abwärts für Cat und Sam …

Man sollte es gleich zu Anfang sagen: Ein Vampirroman ist Richard Laymons „Vampirjäger“ wohl kaum. Elliot der Vampir ist eine wenig eindrucksvolle Gestalt mit seinen Fängen aus Stahl und seinem lächerlichen Cape. Und so wird er dankbarerweise auch relativ schnell ins Jenseits befördert. Seine reichlich seltsame Erscheinung und die Tatsache, dass er weder zu Staub zerfällt noch übermäßig auf Sonnenlicht reagiert, lässt beim Leser darüberhinaus die Vermutung aufkommen, dass Elliot nur ein Spinner ist; ein Außenseiter, der hinter der Maske des Vampirs seine brutale Sexualität auslebt. Auch Cat und Sam sind sich nie so ganz sicher, ob sie mit Elliot nun einen wahren Blutsauger um die Ecke gebracht haben. Doch sicherheitshalber befolgen sie die ungeschriebenen Regeln für Vampirjäger genau – man kann ja nie wissen!

Aber wie gesagt, Elliot ist für den Hauptteil des Romans tot und im Kofferraum von Cats Wagen verstaut. Statt eines Vampirromans bekommt der Leser also eine Art Horror-Road-Movie (als Buch, versteht sich) mit einer starken Prise Erotik und Sex. Denn natürlich bleiben Sams Gefühle für Cat nicht lange unerwidert. Nach einigen zaghaften Annäherungsversuchen fallen die beiden, im Angesicht der Todesgefahr, förmlich übereinander her – was macht es schon, dass sie gerade einen Autounfall hinter sich haben und beide ziemlich lädiert sind?

Laymon beschreibt auf stolzen 440 Seiten gerade mal einen Tag im Leben von Cat und Sam. Zugegeben, an diesem Tag passiert außergewöhnlich viel und außergewöhnlich Seltsames. Trotzdem erklärt Laymon mit akribischer Genauigkeit, was seinen Protagonisten gerade widerfährt. Dies kann zu Ermüdungseerscheinungen beim Leser führen. Wenn man nachts um zwei ins Bad geht, ist es relativ logisch, dass man das Licht anmacht. Solche Dinge müssen nicht extra erzählt werden. Sie hemmen das Vorankommen der Handlung und verlängern das
Buch unnötig.

Laymon schreibt eindeutig für ein männliches Publikum, das garantiert den meisten Spaß an seiner erotisch aufgeladenen Atmosphäre haben wird. Sams Fixierung auf Cats Busen und das allgemeine Fehlen jeglicher Unterwäsche im Roman wird Frauen schnell langweilen. Laymon kann ganze Seiten damit zubringen zu beschreiben, wie Cats Bluse über ihre Haut rutscht und ein Stück Brust freilegt. Hochrutschende Kleider, freigelegte Schenkel und schweißnasse Haut sind ein wichtiger Bestandteil von Laymons Romanwelt.

Die andere wichtige Zutat ist Gewalt. Nachdem Cat und Sam ihre (ohnehin nur minimal vorhandene) Moral abgeschüttelt haben, haben sie kein Problem mit Mord, Gewalt, Brechstangen, Waffen und einem guten Schuss Folter. Mit zunehmendem Genuss lassen sie sich in die Halbwelt von Kleinkriminellen und Verbrechern hinab und teilen so gut aus, wie sie einstecken müssen.

Für zarte Gemüter ist Richard Laymon also nichts. Auch klassische Horrorelemente findet man nur spärlich, stattdessen setzt er auf Brutalität und Gewalt und lässt das Blut genüsslich spritzen. Cat und Sam unternehmen eine wilde Reise hinab in den Sumpf menschlicher Abgründe – wem „Kalifornia“ gefallen hat, der wird auch „Vampirjäger“ lieben!

Wer härtere Gangarten mag, der greift mit „Vampirjäger“ zum richtigen Buch. Zusammen mit Cat und Sam darf man sich als Leser genussvoll dem Blutrausch aus zweiter Hand ergeben und den Bösen ordentlich eins auf die Mütze geben. Und auch wenn es klischeehaft und kaum überraschend ist, so freut man sich doch, dass der Held wider Willen am Ende die wunderschöne und tapfere Frau gewinnt und sie beide bis ans Ende ihrer Tage glücklich leben … Oder zumindest so lange, bis der nächste Unruhestifter vorbeikommt.

Catherine Aird – Schlossgeheimnisse

aird-schlossgeheimnisse-kleinIn einem englischen Schloss wird der Archivar des Hauses erschlagen. Offenbar drohten seine Recherchen unerfreuliche Familiengeheimnisse bloßzulegen. Diese Familie stellt denn auch die Runde der Verdächtigen, denen die Polizei auf den Zahn fühlt … – Kleiner aber ausgesprochen feiner ‚Kuschelkrimi‘ („Cozy“), der liebgewonnene Klischees (Mord im Schloss, bevölkert von kauzigen Zeitgenossen) gelungen in die Gegenwart transponiert. Der an sich simple Plot wird mit knochentrockenem Wortwitz präsentiert, der dieses Werk endgültig zum Lektürespaß adelt.
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Gary Braver – Das Elixier

Das geschieht:

1980 spürte Biochemiker Dr. Christopher Bacon im Dschungel von Papua-Neuguinea heilsamen Pilzen nach, Weil er dabei seinem einheimischen Begleiter, dem Schamanen Iwati, das Leben rettete, weihte ihn dieser in das Geheimnis der Tabukari-Pflanze ein, die dem Menschen Unsterblichkeit schenkt; er selbst sei auch schon 130 Jahre alt, eröffnete Iwati damals dem staunenden Freund.

Sechs Jahre später tüftelt Bacon immer noch an einer Version des Wundermittels, das er „Tabulon“ nennen möchte. Inzwischen werden seine Labormäuse steinalt. Bacon würde gern selbst die eigene Medizin versuchen, gäbe es nicht hässliche Nebenwirkungen gäbe: So manche Maus holt plötzlich die Zeit ein, die sie dank Tabulon betrügen konnte. Das Ende ist ebenso spektakulär wie tödlich, was Bacon klugerweise zur Zurückhaltung mahnt. Allerdings muss er erfahren, dass ihn sein alter Freund und Mitforscher Dexter Quinn, den er als einzigen ins Vertrauen zog, schnöde hinterging: Quinn hat sich heimlich Tabulon injiziert. Die Wirkung entsprach tatsächlich dem Sturz in den Jungbrunnen, bis es ihm eines Tages ergeht wie besagten Mäusen. Gary Braver – Das Elixier weiterlesen

Erwin, Birgit – Lichtscheu

Pater Matteo, direkt aus dem Vatikan angereist, soll den Wissenschaftler Victor Westcamp in einer unheimlichen Nachtaktion im Londoner Tower taufen. Wer wusste schon, dass der Tower seinem Zweck als Verlies noch immer nachkam? Matteo findet Victor in einem stockfinsteren Keller, mit Silberketten gefesselt, abgemagert, aber von einer charismatischen Aura umgeben, die ihn sofort sympathisch erscheinen lässt. Matteo verspritzt sein Weihwasser über dem Gesicht des anscheinend Verrückten, der sich für einen Vampir hält. Die Haut schlägt Blasen, der Mann schreit, Matteo ist schockiert. Welche Krankheit ist das, die Menschen wie den mythischen Vampir empfindlich gegen Weihwasser macht? Bevor er Hals über Kopf aus dem Tower flieht, gewährt er Victor eine Bitte: Seiner Tochter Silver von diesem Treffen erzählen, mit der Aufforderung, seinen Weg zu vollenden. Er würde in dieser Nacht sterben.

Matteo findet Silver, und damit gerät er in einen Strudel der Ereignisse, der ihn zu verschlingen droht. Mord und Intrigen, grausame Foltern – er findet den Vatikan in der Mitte des Geschehens, und wie soll er seine brennende Liebe zu Silver mit den silbernen Augen bewältigen?

Wir sehen, wie Matteo immer weiter abrutscht und sich in einem Netz aus Geheimnissen und Mythen verstrickt, die gegen seine tiefste Überzeugung stehen. Die aktuellen Geschehnisse verbinden sich mit dunklen Punkten in der Vergangenheit seiner Familie, eine große Verwirrung verzerrt sein Wirklichkeitsbild und bringt ihn schließlich zu einer Auflistung der Toten, die er zu beklagen hat. Dass „Gott“ einer dieser für Matteo Toten ist, entwickelt sich vor allem in der zweiten Hälfte der Geschichte zur Offensichtlichkeit – für Matteo widersprechen sich die Lehren der Kirche und die nahezu offensichtliche Existenz von Vampiren, die fast mit allen mythologischen Schwächen und Stärken behaftet sind. Er fragt sich nur nicht, wie ein Vampir von Weihwasser angegriffen werden kann, wenn es keinen Gott gibt.

Selbstironisch lässt Birgit Erwin ihren Protagonisten fragen, ob er sich in einem Roman von Dan Brown befinde, bei all den dunklen Machenschaften, in die der Vatikan verwickelt ist – wovon der normale Priester im Allgemeinen nichts weiß. Nach der letzten Stellungnahme der Kirche, die Dan Browns „Sakrileg“ ächtete, lassen sich diesbezüglich tatsächlich Verbindungen knüpfen (ich kann aufgrund der offenen Ironie nur vermuten, dass sich die Autorin davon nicht beeinflussen ließ).

Obwohl „Lichtscheu“ der erste Roman der Autorin ist, fesselt sie den Leser mit großem Geschick ab der ersten Seite. Sowohl theoretisch als auch kreativ überzeugt Erwin ohne Einschränkung, ja begeistert sogar und kann sich problemlos mit Meistern der Belletristik messen lassen.

[…]|
»Mach, dass es nur ein Traum war! Oh. Mein. Gott!«
Ohne die Augen zu öffnen, tastete er nach der Wolldecke, die sich auf Höhe seiner Kniekehlen zu einem harten Klumpen zusammengeballt hatte, und zerrte sie über seinen schutzlosen, sündigen Körper.
»Vergib mir, Vater, vergib mir, vergib mir …«, flüsterte er.
»Soll ich rausgehen, während du dich kasteist, oder ist es dir lieber, wenn ich zusehe. Macht dich das scharf?«|
[…]
Auszug aus „Lichtscheu“, Seite 107.

Intrigen werden gesponnen, Matteo verliert den Glauben an die Menschen und an Gott, und obwohl er von jedem nur benutzt zu werden scheint, macht er weiter, und auch wenn es ihn abstößt, sucht er weiter. Seine Tage als „Laufbursche, der keine Fragen stellt“ sollen für ihn vorbei sein, und außerdem ist da noch seine brennende Liebe zu Silver. Mit dem unerwarteten Faustschlag (Erwin vertieft sich mit uns in Matteos Gedanken und überrascht uns ebenso wie ihn) beginnt der phantastische Teil der Geschichte, die trotzdem nicht an Realismus verliert. In einem Strudel jagen sich nun die Erkenntnisse, die sich teils widersprechen und neue Rätsel aufgeben, bis Matteo in einem letzten Aufbäumen die Wahrheit erkennt, und im gleichen Moment, in dem er die Fesseln des Benutzten abwirft, neuerdings Opfer einer Beeinflussung wird.

Es bleiben einige wenige Fragen offen, zum Beispiel konnte ich mir die Bestandsaufnahme ganz zum Schluss nicht völlig erschließen, denn wenn ich Matteos Mutter einbeziehe, erhält die Liste einen Sinn, der eine andere gelistete Person ausschließt. Insgesamt macht „Lichtscheu“ Lust auf mehr, es entreißt uns der Wirklichkeit und lässt erst wieder los, wenn das letzte Wort gelesen ist. Und genau das ist für mich das wichtigste Kriterium für einen guten Roman.

_Birgit Erwin_ wurde in Aachen geboren und studierte Anglistik und Germanistik. Seit September 2003 ist sie Studienreferendarin an einem Gymnasium, nebenbei schreibt sie Rezensionen und Geschichten. 2003 und 2004 belegte sie jeweils den zweiten Platz beim Jahreswettbewerb der [Storyolympiade.]http://www.storyolympiade.de Ihr Preis: Die Möglichkeit, einen Roman zu schreiben.
Mit „Lichtscheu“ erschien ihr Erstling, ein weiterer Thriller ist für 2006 geplant und soll unter dem Titel „Neun Leben“ ebenfalls im [Wurdack-Verlag]http://www.wurdackverlag.de erscheinen.

Charlotte Link – Der fremde Gast

„Mach Fremden nicht die Tür auf“, so schärft man es kleinen Kindern immer wieder ein, Charlotte Links aktueller Thriller macht aufs Schärfste deutlich, was einem blühen kann, wenn man sich nicht an diesen Leitsatz hält. Hatte ich bislang nur vier von Links historischen Gesellschaftsromanen gelesen, so bekam ich durch ihr neu erschienenes Taschenbuch nun endlich die Möglichkeit, auch einen ihrer Thriller zu lesen. Wieder einmal beweist Link eindrucksvoll, dass sie Leser an ihre Bücher fesseln kann und zu unterhalten weiß. Einmal angefangen, kann man ihre Werke nicht mehr aus den Händen legen, „Der fremde Gast“ stellt hier keine Ausnahme dar …

Wenn der Mörder zweimal klingelt

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Zoran Drvenkar – Du bist zu schnell

_Die Hintertür im Hirn_

Eines Nachts wacht Marek davon auf, dass seine Freundin Val ihn wachschüttelt. Sie erkennt ihn nicht und schreit ihn an: „Was hast du hier verloren? Was tust du in meinem Bett, du Penner? Los, verschwinde!“

Diese nächtliche Episode, verschieden farbige Pillen in ihrer Kosmetiktasche, die Tatsache, dass er fast nichts über ihre Vergangenheit weiß, all das macht Marek schon länger misstrauisch.
Eines Abends findet er Val völlig aufgelöst in ihrer Wohnung. Im Bad liegt zusammengekrümmt die Leiche ihrer Sandkastenfreundin Jenni. Am Spiegel steht mit ihrem Blut der Satz: „Wo bist du gewesen?“

Val leidet seit Jahren unter einer Psychose, die sie durch Medikamente im Griff zu haben scheint. Sie führt ein ganz normales Leben, doch wenn die Tür zur Psychose geöffnet ist, sieht Val die Welt in Zeitlupe, träge und schleichend. Daneben sieht sie einige wenige Menschen, die sich in normalem Tempo fortbewegen: die Schnellen. Von ihnen geht die Bedrohung aus. Doch sind sie bloß ein Hirngespinst oder gibt es sie wirklich? Val ist überzeugt, dass sie etwas gesehen hat, was sie nicht hätte sehen dürfen und nun dafür bestraft wird.

Val, Marek und Jennis Freund Theo erzählen ihre Version der Geschichte abwechselnd, in atemlosen Rückblenden. Der Wechsel der Erzählperspektiven macht einen Großteil der Spannung aus: Was ist wahr? Was ist Wahn? Und was ist eigentlich wirklich geschehen?

Trotz des blutigen Auftakts: Reißerische Szenen stehen in diesem psychologischen Thriller nicht im Mittelpunkt. Es geht vielmehr um Gefühle, die im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut gehen, um seelische Grausamkeit sich selbst und anderen gegenüber. Die Grenzen zwischen „Verrücktsein“ und so genannter Normalität sind hier fließend. Das ist das wirklich Schockierende daran.

Ein Buch, das man kaum aus der Hand legen kann. Und wenn man es schließlich fassungslos zuklappt, geht es einem noch lange nicht aus dem Kopf.

Zoran Drvenkar ist als Sohn kroatischer Einwanderer in Deutschland aufgewachsen und hat sich hierzulande schon als Kinder- und Jugendbuchautor einen Namen gemacht. „Du bist zu schnell“ ist seine erste Veröffentlichung, die sich ausschließlich an Erwachsene richtet.

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 288 Seiten

Hardwick, Michael – Fluch von Baskerville, Der (Sherlock-Holmes-Criminal-Bibliothek Band 1)

Es ist gar nicht so einfach, über Michael Hardwick etwas mehr zu erfahren, als der knappe Verlagstext hergibt, zumal die Notiz 1:1 von einer englischen Site übernommen wurde, die einem dann laufend von der Suchmaschine präsentiert wird. Der Vermerk, Hardwick sei der Erste, „dem seit Christopher Morley das ‚Sign of the Four‘ der |Baker Street Irregulars of America| verliehen wurde“, klingt beeindruckend, obwohl es dem Normalleser wenig sagen mag. Über das „Sign of the Four“ wenigstens liest man, es sei „eine der denkbar höchsten Auszeichnungen für einen Verehrer von Sherlock Holmes, der sich um ihn verdient gemacht hat“; nun gut. – Hardwick, so die Notiz weiter, war Leiter des Bereichs Drama bei der BBC und deren führender Drehbuchautor. Sein Roman „Prisoner of the Devil“ „wird von vielen als das beste Sherlock-Holmes-Abenteuer angesehen, das nach dem Tod Conan Doyles geschrieben wurde“ (wer auch immer diese ominösen „Vielen“ sein mögen). Einiges schrieb Hardwick zusammen mit seiner Frau Molly. Und er ist mittlerweile verstorben. Lebensdaten werden nicht genannt. Genau so fehlen Originaltitel, Erscheinungsjahr und Copyright des vorliegenden Buches. Daher von mir ein paar Ergänzungen: John Michael Drinkrow Hardwick (1924 – 1991) verfasste insgesamt 14 Sherlock-Holmes-Pastiches, darunter Theaterstücke, Romane und 1985 die besagte Autobiographie. „Prisoner of the Devil“ kam 1979 heraus, und das hier zu besprechende Buch erschien 1987 unter dem Titel „The Revenge of the Hound“ (also „Die Rache des Hundes“ – nix mit „Fluch“ und „Baskerville“).

In diesem Abenteuer schreiben wir das Jahr 1902. Queen Victoria ist tot, Edward VII. hat den Thron bestiegen. Das „Viktorianische Zeitalter“ ist dahin, Europa und die Welt stehen vor großen Veränderungen. Der deutsche Kaiser W Zwo macht durch militärische Umtriebe besorgt. Und was halten eigentlich Russland und Frankreich von der Macht des British Empire?

Doch auch für den Meisterdetektiv wird sich einiges ändern. Zum einen steht Dr. Watson zum dritten Mal auf Freiersfüßen, eine junge Amerikanerin ist die Glückliche. Zum anderen meint Holmes, seine Zeit sei abgelaufen: Die moderne Gesellschaft mache die Menschen dermaßen gleich, dass seine Methode, aus individuellen Einzelheiten zu deduzieren, sich bald erledigt haben werde. Dabei ist er kein Fortschrittsfeind, er nutzt eifrig das Telefon und sagt diesem für die Polizeiarbeit eine große Zukunft voraus. Ansonsten aber hat sich in der Baker Street 221B nicht viel verändert. Die gute Mrs. Hudson sorgt immer noch fürs leibliche Wohl, und immer noch führt man bei Drinks und einer Pfeife Rededuelle am Kamin – wie die Fans des Meisterdetektivs es lieben. Hardwick kennt seinen Holmes ausgezeichnet, das Buch ist voll von Bezügen zu anderen Fällen und von genau nachempfundenen Figuren. Und es gelingt ihm, selbst einen guten Holmes-Fall zu konstruieren, mit genug Verwirrung, Spannung und Flair.

Zuerst kommen Gerüchte auf, der Hund von Baskerville treibe nun in Hampstead Heath sein Unwesen – jedenfalls wurde ein Landstreicher von einer mysteriösen Bestie angefallen. Dann stößt man bei Straßenbauarbeiten in Tyburn auf die Gebeine gehenkter Verbrecher – und mit Watsons Hilfe werden Oliver Cromwells Knochen samt seines Schwertes identifiziert (Cromwell wurde nach Wiedererrichtung der Monarchie aus seiner Gruft geholt und nachträglich „hingerichtet“). Bald darauf stiehlt jemand Knochen und Schwert, was Holmes nicht freut, denn er meint, in diesen unruhigen Zeiten könnten solche „Reliquien“ benutzt werden, um einen Umsturz herbeizuführen. Außerdem verschwindet in Lausanne Lady Frances Carfax. Diesen Fall kennen wir von Doyle selbst; Hardwick parodiert die Eingangsszene der Geschichte recht witzig. Ebenfalls entnimmt er der Vorlage, dass Watson an Holmes’ Stelle auf den Kontinent reisen muss und dort unverhofft auf den Meister trifft, der undercover operiert. Dann folgt wieder Hardwick pur: Als die beiden mit der Fähre nach England zurückkehren, wird an Bord ein chinesischer Steward ermordet. Außerdem sucht Mycroft Holmes seinen Bruder auf und lädt ihn zum König ein, der Holmes bittet, von der Frau eines Industriellen einen Brief zurückzuerlangen, den Edward dieser Dame geschrieben hat, als er noch Prince of Wales war (Irene Adler lässt grüßen, worauf Hardwick selbst hinweist). Was noch? Das Denkmal für Cromwells „Henker“ Charles II. vor Victoria Station wird enthauptet, und der vom Hund angefallene Landstreicher verschwindet spurlos: so viele Puzzleteile. Man hofft und wünscht nur, es möge Hardwick gelingen, sie zu einem stimmigen Ganzen zu fügen – alles muss schlüssig miteinander zu tun haben, oder der Autor hat versagt.

Hardwick schafft es. Am Ende ergibt alles einen Sinn, haben wir einen Fall mit brisantem politischen Hintergrund, in dem sogar Karl Marx eine kleine Rolle spielt, und das nicht nur, weil das Geschehen auf Highgate Cemetery kulminiert. Hat sich der Leser streckenweise gefragt, was das alles soll, wird er nun reichlich entschädigt – die Schluss-Szenen sind exzellent gelungen. Ansonsten bilden rätselhafte Morde, ein undurchsichtiger Lord, Bestien, Verkleidungen, Verfolgungen, Grüfte, Geheimbünde und ein wie immer ratloser Inspektor Lestrade genau die Mischung, auf die man hofft. Gewiss fragt man sich, ob Watsons Heiratspläne im Buch noch eine andere Funktion haben als die, den Meister anfangs abzulenken, oder ob nicht ein etwas zu großer Zufall die beiden gerade an Bord des Schiffes führt, auf dem der Steward ermordet wird, was wiederum mit allem anderen in Verbindung steht. Ich fand die Anhäufung immer neuer Fälle bis zur Hälfte des Buches mitunter ein wenig zu verwirrend und manche Anspielung auf „Der Hund von Baskerville“ allzu raffiniert … doch hilft die Sympathie für den großen fiktiven Briten, solche Dinge wegzustecken und einfach weiterzulesen. Was Hardwick jedenfalls sehr gut beherrscht, ist das Sherlock-Holmes-Milieu mit all seinen Facetten, mit den Eigenheiten der beiden Hauptfiguren und ihren immer interessanten Wortgefechten. Dies ist also eindeutig ein gutes Abenteuer des unsterblichen Detektivs.

© _Peter Schünemann_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de veröffentlicht.|

Richard Condon – Der Manchurian Kandidat

Das geschieht:

1951 gerät in Korea ein US-amerikanischer Spähtrupp in einen chinesisch-sowjetischen Hinterhalt. Die Männer werden in die nordostchinesische Mandschurei verschleppt, wo sie der Neurologe Yen Lo einer neuen Form der Gehirnwäsche unterzieht. Aus jungen Patrioten werden kommunistisch programmierte „Schläfer“, die als Kriegshelden in die USA zurückkehren, während sie weiterhin geistig „ferngesteuert“ werden.

Sergeant Raymond Shaw ist ein idealer (mandschurischer) Kandidat für dieses Projekt. Als Sohn einer einflussreichen Familie hat er Kontakte bis ins Weiße Haus. Er sieht gut aus und kommt in den Medien an. Das verschafft ihm die notwendige Bewegungsfreiheit. Richard Condon – Der Manchurian Kandidat weiterlesen

Ludlum, Robert / Lynds, Gayle – Paris-Option, Die

Robert Ludlum sollte in Expertenkreisen eigentlich ein sehr bekannter Name sein, hat der Schriftsteller doch zu Lebzeiten die Ideen zu 27 Romanen gegeben und so die beeindruckende Anzahl von 210 Millionen verkauften Büchern erreichen können. Solche Absatzzahlen erreicht man schließlich nicht mir irgendwelchen Groschenromanen (hoffe ich zumindest).

Unter Ludlums Werken befinden sich unter anderem die Geschichten um den Profikiller Jason Bourne, der ja unlängst in Streifen wie „Die Bourne-Verschwörung“ und „Die Bourne-Identität“ zu Kinoehren gekommen ist. Weiterhin zu dieser Serie gehören übrigens auch der dritte Teil, „Das Bourne-Ultimatum“ und ein neuer Band von 2004, „The Bourne Legacy“, verfasst von Eric Van Lustbader nach Vorgaben von Ludlum.

30 Jahre lange widmete sich Ludlum seiner Karriere als Buchautor, nachdem er 1971 mit „Das Scarletti-Erbe“ sein Erstlingswerk abgeliefert hatte. Im März 2001 verstarb Robert Ludlum schließlich im Alter von 73 Jahren und hinterließ weitere Ideen zu spannenden Thrillern, die im Folgenden noch nachbearbeitet wurden, unter anderem von Gayle Lynds, der auch für die Bearbeitung der aktuellen Veröffentlichung „Die Paris-Option“ verantwortlich ist.

Dementsprechend war ich auch gespannt auf den Inhalt dieses vorerst letzten Romans, einem 600-Seiten-Thriller mit durchaus aktuellem Hintergrund, der ein Jahr nach Ludlums Tod weiterbearbeitet wurde – doch genau diese (vor allem stilistische) Überarbeitung könnte dem Buch schließlich auch zum großen Nachteil gereicht haben. Wie sich nämlich schon sehr schnell, eigentlich schon nach der ersten Lesestunde, herausstellt, ist „Die Paris-Option“ (übrigens der dritte Teil der so genannten Covert-One-Serie) nur eine recht mäßige Lektüre, die zudem inhaltlich mächtig aufgeblasen und unnötig ausgeschmückt scheint. Zusätzlich hält sich Ludlum bzw. Lynds mit übertriebenen Beschreibungen nicht zurück; wenn die Supermacht USA wirklich so toll wäre und alle Frauen Lynds‘ Körperschema erfüllten, dann wäre die Welt nämlich perfekt. Aber kommen wir erst einmal zum Inhalt, um den genauen Sachverhalt darstellen zu können:

Eine Bombenexplosion im berühmten Pariser Pasteur-Institut wird zum Schicksalsschlag für den berühmten Wissenschaftler Emile Chambord, der diesem Anschlag zum Opfer fällt. Chambord arbeitete gerade an der Entwicklung eines DNA-Computers und schien mit dieser Tätigkeit schon sehr weit fortgeschritten; sein tragischer Tod jedoch machte diesen wichtigen Forschungsschritt zunichte und zerstörte auch noch sämtliche wichtigen Unterlagen.

Doch auch weiterhin spielen sich im direkten Umfeld seltsame Dinge ab. Urplötzlich verschwinden amerikanische Kampfjets vom Radarschirm, und kurze Zeit später scheint sich zwischen diesen beiden konträren Gegebenheiten ein Zusammenhang zu entwickeln.

Covert-One-Agent Jon Smith fliegt höchstpersönlich nach Paris, um die Verbindung zwischen dem Anschlag auf das Labor des Wissenschaftlers und den Drahtziehern, die den Weltfrieden bedrohen, zu analysieren und ihnen auf die Schliche zu kommen.

Eigentlich ist die Sache schon nach kurzer Zeit klar, denn bevor Lynds im Buch den nächsten Schritt beschreibt, ist der Leser ihm in Gedanken schon wieder ein ganzes Stück voraus. Vorhersehbarkeit ist daher auch das größte Manko dieser partiell einigermaßen spannenden Geschichte. Doch auch die eben angesprochene Schwäche, dass wirklich jede kleine Maus in aller Ausführlichkeit beschrieben wird und Lynds zeitweise den Blick fürs Wesentliche verliert, schmälert die Spannung erheblich.

Was mich an „Die Paris-Option“ aber am meisten nervt, ist dieser unterschwellige politische Hintergrund. Die Weltpolizei USA wird mal wieder als der Retter des Weltfriedens angepriesen, während die übrigen Staaten nicht in der Lage sind, ihre internen Probleme zu lösen; eine Tatsache, die sich grundlegend in vielen Ludlum-Romane abspielte, hier aber überhand nimmt. Zwar wird das Böse dieses Mal von einer anderen Macht verkörpert als man das gewohnt ist, aber dieses recht dämliche Gut-gegen-Böse-Gehabe, welches sich durch den gesamten Roman zieht, wirkt auf mich vollkommen überladen.

Dasselbe gilt im Prinzip auch für die klischeehafte Darstellung des Hauptdarstellers. Jon Smith ist ein Superheld, wie er im Buche steht – im Comic-Buch. Insbesondere hier neigt Lynds zur vollkommenen Übertreibung und verliert den Boden unter den Füßen.

Schade ist dies alles, weil die Grundzüge der Story eigentlich sehr gut sind, in ihrer hier vorliegenden Darstellung aber nie echte Spannung aufkommen lassen. Hätte Lynds/Ludlum die Sache von einer anderen Seite aus angepackt, sämtliche Klischees außen vor gelassen und zudem dafür gesorgt, dass der Leser nicht bereits recht früh erahnen kann, wie die Geschichte um den Covert-One-Agenten ausgehen wird, hätte man nämlich an dieser Stelle höchstwahrscheinlich nur wenig Anlass zum Meckern gehabt. So hat Lynds nämlich im Endeffekt nicht nur seinem eigenen Ruf als Autor geschadet, sondern auch dem Namen des verstorbenen Ideengebers – den ich hier nachfolgend aber noch einmal als Ausnahmeautor hochhalten möchte.

Mehr über Robert Ludlum erfährt man unter http://www.ludlumbooks.com.

http://www.heyne.de

Dan Brown – Diabolus

Dan Browns Kirchen-Thriller „Illuminati“ und „Sakrileg“ platzieren sich beständig an der Spitze internationaler Bestsellerlisten. Die immense Popularität dieser Romane zeigt sich auch in der für 2006 mit internationalen Stars wie Tom Hanks, Jean Reno und Audrey Tautou geplanten Verfilmung von „Sakrileg“. Bis zum Erscheinen seines nächsten Buches, Thema sind diesmal die Freimaurer, dürfte noch einige Zeit vergehen. Brown selbst gibt an, er wäre noch nicht weit genug fortgeschritten, um einen Termin nennen zu können.

Grund genug für den |Lübbe|-Verlag, Browns damals nur mäßig erfolgreiches Erstlingswerk „Digital Fortress“ unter dem deutschen Titel „Diabolus“ auf den Markt zu bringen.

_Wer überwacht die Wächter?_

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Michael Pearce – Die Schätze des Pharao

Das geschieht:

Kairo, die alte Metropole am Nil, ist im Jahre 1908 die Hauptstadt der autonomen osmanischen Provinz Ägypten. Doch das Osmanische Reich – der „kranke Mann am Bosporus“ – ist politisch zerrüttet und wirtschaftlich am Ende. In Ägypten mussten die Osmanen schon vor dreißig Jahren die Hilfe der Briten erbitten, um sich an der Macht zu halten. Die Briten kamen gern – und blieben. Seither ist der Zhedife – der einheimische Herrscher über Ägypten – nur eine Galionsfigur; die wahre Macht übt der Generalkonsul aus, der seine Anweisungen aus London erhält.

Die Ägypter hat niemand um ihre Meinung gefragt. Sie sind die Fremdherrschaft allerdings gewöhnt und haben sich in ihrer Mehrheit damit abgefunden. Nichtsdestotrotz gibt es eine nationalistische Untergrundbewegung, die von den Briten scharf im Auge behalten wird. Das ist die Aufgabe der Geheimpolizei, der in Kairo Captain Gareth Owen, der „Mamur Zapt“, vorsteht. Offiziell sorgt er für die öffentliche Ordnung in der Stadt und verfolgt Verbrechen, die an Reisenden aus dem Ausland begangen werden.

In diesem Zusammenhang lernt Owen die junge amerikanische Kunstexpertin Enid Skinner kennen. Sie unternimmt eine Studienreise und hat einen Onkel, der womöglich der nächste Präsident der Vereinigten Staaten wird. Unter diesen Voraussetzungen bemühen sich ihre britischen Gastgeber, Miss Skinner sehr zuvorkommend zu behandeln, obwohl diplomatische Zurückhaltung für sie ein Fremdwort ist. So macht sie sich für eine strenge Ausfuhrkontrolle für altägyptische Bodenaltertümer stark. Überall im Land graben Archäologen im Auftrag europäischer und amerikanischer Museen, Kunsthändler oder privater Sammler nach den Schätzen der Pharaonenzeit. Mit großer Selbstverständlichkeit werden sie anschließend außer Landes geschafft.

Bisher verhallten die Protestrufe der wenigen Mahner, die diese Kleinodien im eigenen Land halten wollen, ungehört. Sollte sich allerdings jemand finden, dessen Stimme Gewicht hat und sich im Ausland gegen die organisierten Plünderungen erhebt, könnte das lukrative Geschäft in Gefahr geraten. Hat aus diesem Grund jemand versucht, Miss Skinner vor einen Straßenbahnwagen zu stoßen? Als sie wenig später die Ausgrabungsstätte Deir al Bahari im Süden des Landes besucht, wird ein weiterer Anschlag auf ihr Leben verübt. Captain Owen reist Miss Skinner nach. Er möchte die Gelegenheit nutzen, sich selbst ein Bild von den Grabungs- und Kunsthandelspraktiken zu machen – und stößt in ein Wespennest …

Archäologie zwischen Fundsicherung und Grabraub

„Die Schätze des Pharaos“ ist der sechste (und nicht der zweite, wie uns der Klappentext weismachen möchte) Fall des „Mamur Zapt“ Gareth Owen im Ägypten der britischen Kolonialzeit. Die buchstäblich farbenfrohe Kulisse des Orients ist es, die diesen Krimis ihre Originalität verleiht. Ägypten um die Jahrhundertwende ist ein hochinteressanter Schauplatz, der sich für einen Thriller geradezu anbietet, liefern sich hier doch gleich vier Staaten (Osmanisches Reich, Ägypten, England und Frankreich) einen stillen, hinter den Kulissen erbittert geführten Machtkampf um das strategisch wichtige Land als Einfallstor zum afrikanischen Kontinent.

Im vorliegenden Band rücken die politischen Querelen ein wenig in den Hintergrund. Pearce greift ein Thema auf, das den meisten Lesern in der geschilderten Deutlichkeit wahrscheinlich unbekannt ist. Streift man heute durch die großen Museen für Altertumskunde in Europa, um die riesigen Sammlungen exquisiter Kunstschätze aus Ägypten, dem antiken Griechenland oder Rom zu bestaunen, denkt man meist nicht darüber nach, wie diese Kostbarkeiten an Orte gelangten, für die sie definitiv niemals bestimmt waren.

Diese Sammlungen sind die eindrucksvollen Zeugen einer Ausgrabungspraxis, die einst allerorts üblich war: Finanziere eine archäologische Grabung in einem fremden Land, zahle den Einheimischen ein wenig Kleingeld – du kannst es beschönigend „Zoll“ nennen – und lasse alles dorthin schaffen, wo du es zu sehen wünscht. Klar, dass hier dem Missbrauch buchstäblich Tür und Tor geöffnet wurden. Es gab freilich kaum ein Unrechtsbewusstsein, denn schließlich kamen die Kostbarkeiten in die kundigen Hände derer, die sie zu würdigen wussten.

Auch die Ägypter hatten nichts gegen diesen Kunst-‚Handel‘ einzuwenden, denn er brachte Geld ins Land. Den Rahm schöpften zwar neben dem Zhedifen die örtlichen Paschas und anderen aristokratischen Würdenträger ab, aber die Bevölkerung fand immerhin sichere Arbeitsplätze auf den Grabungen und verdiente mit Grabraub, Schmuggel und dem Verkauf von Fälschungen gut nebenbei.

Lästige Beeinträchtigungen eines lukrativen Geschäfts

„Die Schätze des Pharao“ spielt in einer Epoche, in der sich erster Protest gegen solche systematischen Plünderungen zu formieren beginnt. Es muss bitter für Idealisten vom Schlage einer Miss Skinner gewesen sein: Sie mögen damit gerechnet haben, dass sie sich in ihrem Bestreben, die Kunstschätze Ägyptens zu retten, den Zorn der ausländischen ‚Kunstfreunde‘ zuzogen. Doch auch die Ägypter selbst, für die sie besagte Schätze retten wollten, leisteten Widerstand oder blieben uninteressiert. Nach Jahrhunderten der Fremd- und Misswirtschaft existierte in der breiten Bevölkerung kein Bewusstsein für oder Stolz auf die eigene große und großartige Geschichte. Erst das Ende der Kolonialzeit brachte hier einen Wandel.

Aus der geschickten Umsetzung dieses Themas und den sich daraus ergebenden Konsequenzen zieht „Die Schätze des Pharaos“ seinen Unterhaltungswert. Auch der Rückblick in die Geschichte der britischen Schatten-Kolonie Ägypten besticht durch das offensichtliche Wissen des Autors um Land und Leute; Michael Pearce kennt die späte Phase der afrikanisch-britischen Kolonialgeschichte noch aus seiner Jugend im ägyptischen Sudan, in den er nach einigen Jahren in England als Lehrer zurückkehrte.

Wohl aus diesem Grund ist Pearce die Figurenzeichnung ausgezeichnet gelungen. Was aus der „Mamur-Zapt“-Serie hätte werden können, zeigen die in ähnlichen Kulissen spielenden, überlangen, vor angelesenem Buchwissen raschelnden, peinlich ‚komischen‘ Abenteuer um die viktorianische Archäologin Amelia Peabody, ihren Göttergatten und den unsäglichen Wundersohn Ramses, mit denen Elizabeth Peters viel zu viele Jahren die Freunde des Historienkrimis traktierte.

Land mit echten Leuten

Gareth Owen ist nicht der Tee trinkende, knarzige britische Offizier, der die ‚Wilden‘ väterlich Mores lehrt, sondern ein Mann, der selbst zu einer Minderheit zählt; er ist Walliser, was seinen Aufstieg in die höheren gesellschaftlichen Schichten und damit eine echte berufliche Karriere verbaut, ihn aber hellhörig macht für die Stimmen des ‚gewöhnlichen‘ Volkes.

Auch die einheimischen Ägypter müssen sich nicht mit der Rolle der pittoresken, wahlweise treuherzigen oder schurkischen ‚Eingeborenen‘ bescheiden. Pearce erspart ihnen auch das Schicksal des politisch korrekten Historienthrillers, der die Rolle des Bösewichts stets dem Ausländer überträgt, während die ‚edlen Wilden‘ sich als tragische Helden und Opfer darstellen lassen müssen. Pearces Ägypter sind – egal ob armer Wasserhändler, frustrierter Regierungsbeamter oder feudaler Pascha – Menschen mit den üblichen Ecken und Kanten. Die Schwierigkeiten einer quasi mittelalterlichen Gesellschaft im beginnenden 20. Jahrhundert gehen nicht nur auf die koloniale Fremdherrschaft zurück, sondern sind durchaus hausgemacht. Pearce verdichtet dies geschickt in der schwierigen Beziehung Owens zur unkonventionellen Aristokratentochter Zeinab, die weder von den Vorgesetzten und Kollegen des einen noch von der Familie der anderen gern gesehen wird.

Dass Michael Pearce neben feinem Humor Sarkasmus keineswegs fremd ist, stellt das zwiespältige aber sehr konsequente Finale seiner Geschichte unter Beweis. Glanzvoll kann Captain Owen die diversen Verbrechen des bis dato rätselhaften Falls aufklären und alle daran Beteiligten festsetzen – nur um sie sogleich wieder ziehen lassen zu müssen, da ihnen die riesigen Gesetzeslücken in Sachen Kunst-‚Handel‘ besser bekannt sind als dem Mamur Zapt. Der Verzicht auf den im Krimi auch heute noch üblichen Sieg des ‚Guten‘ rundet das Bild eines nicht tiefgründigen aber in den Grenzen seines Genres stimmigen, immer unterhaltsamen Romans ab. Dennoch merkwürdig mutet die Entscheidung der britischen „Crime Writers‘ Association“ an, dieses Buch 1993 mit einem „Last Laugh Dagger“ als humorvollsten Kriminalroman des Jahres auszuzeichnen.

Autor

Michael Pearce (*1933) wuchs im britisch beherrschten Sudan auf. Er verließ das Land nach einer Ausbildung zum Übersetzer, kehrte aber später als Lehrer dorthin zurück. Seine Kenntnis der russischen Sprache setzte Pearce während des Kalten Krieges für den militärischen Geheimdienst ein.

Herkunft und Berufserfahrung schlagen sich in der schriftstellerischen Karriere nieder. Pearce war bereits Mitte 50, als er seinen ersten Roman veröffentlichte. „The Mamur Zapt and the Return of the Carpet“ war gleichzeitig Start einer bis heute fortgesetzten Serie um den britischen Geheimpolizisten Gareth Owen im kolonialen Ägypten um 1900.

2004 begann Pearce eine zweite Reihe. Stets mit „A Dead Man in…“ beginnend, spielen die Abenteuer von Sandor Seymour, einem Officer in Scotland Yards 1883 gegründeter Special Branch, den das Außenministerium ruft, wenn es gilt, in der politisch turbulenten Ära vor dem I. Weltkrieg Verbrechen in Diplomatenkreisen aufzuklären.

Taschenbuch: 272 Seiten
Originaltitel: The Mamur Zapt and the Spoils of Egypt (New York : HarperCollins Publishers Ltd. 1992)
Übersetzt von Peter Pfaffinger
http://www.randomhouse.de/diana

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Mankell, Henning – Rückkehr des Tanzlehrers, Die

Mit der „Rückkehr des Tanzlehrers“ präsentiert uns Henning Mankell erstmals einen anderen Kriminalhelden, hier ermittelt kein Kurt Wallander mehr in Ystad, sondern ein gewisser Stefan Lindman aus Boras. Welcher Teufel mag Mankell geritten haben, als er sich Lindman ausdachte und damit viele Wallanderfans enttäuschte, denn der liebe Kurt hätte doch wirklich noch den einen oder anderen Fall lösen können, auch wenn er immer wieder von tiefen Zweifeln und Depressionen befallen wird. Aber genau das ist es doch, was wir an ihm lieben. Ob Lindman ihm da das Wasser reichen kann? Wir werden sehen …

Herbert Molin lebt nach seiner Pensionierung abgeschieden und versteckt in einem kleinen Häuschen am Waldesrand, nachts plagt ihn die Angst vor Schatten, sodass er sich die dunklen Stunden mit Puzzles und dem Tanz mit einer lebensgroßen Puppe vertreiben muss. Schlafen kann er nur tagsüber. Doch eines Nachts ist alles anders, sein Hund schlägt an und hört plötzlich auf zu bellen. Molin greift zur Schrotflinte und will den nächtlichen Besuch auskundschaften, aber dann werden schon sämtliche Fensterscheiben in seinem Haus zerschossen und er spürt Tränengas in seinen Augen. Sein Mörder ist gekommen und peitscht Molin eiskalt zu Tode …

Stefan Lindman ist jung, erst 37 Jahre alt und doch ist er schwer krank. Die Diagnose lautet „Zungenkrebs“ und trifft den Kriminalbeamten aus heiterem Himmel, dabei hatte er sich gar nichts dabei gedacht, als er den Knubbel in der Zunge erfühlt hat. Noch wenige Wochen bleiben ihm, bis er sich zur Strahlenbehandlung ins Krankenhaus einweisen lassen muss. Zunächst überlegt er, ob er spontan Urlaub auf Mallorca machen soll, hört dann aber, dass sein ehemaliger Kollege Herbert Molin brutal ermordet worden ist und so beschließt Lindman, stattdessen nach Härjedalen zu reisen, um sich dort ein wenig umzusehen und die Ermittlungen zu beobachten.

In Sveg angekommen, mischt Lindman sich schnell in die Ermittlungen ein, was vom leitenden Beamten Rundström gar nicht gern gesehen wird, doch macht Stefan wichtige Entdeckungen und kann dadurch den Fall vorantreiben. In Molins Nähe finden sich nämlich Zeltspuren von einer Person, die ihr Opfer zuvor genau ausspioniert hat, auch die Verbindung zu einer älteren Dame wird hergestellt. Elsa Berggren scheint der einzige Mensch zu sein, zu dem Molin neben seinem Nachbarn Abraham Andersson noch Kontakt hatte. Als Lindman in Berggrens Wohnung einbricht, findet er eine SS-Uniform und auch Molins Tagebuch legt eine Spur bis in die Zeit des zweiten Weltkrieges. Das Motiv für den Mord muss weit zurückliegen, doch dann geschieht ein weiterer Mord und alles gerät durcheinander …

Henning Mankell bleibt sich selbst treu, indem er seiner Geschichte einen Prolog vorschaltet. Als Einstieg in sein Buch wählt er einen historischen Ausflug in die Zeit des zweiten Weltkrieges, der Leser lernt hier einen Henker kennen, der speziell für zwölf Hinrichtungen nach Deutschland eingeflogen wird. Auch ein besonders grausamer Mann – Josef Lehmann – ist dabei, doch dessen Bruder konnte fliehen und somit seiner gerechten Strafe entkommen. Die Hinrichtungen gehen problemlos über die Bühne und der Henker kann nach Hause fliegen. Zunächst ergibt der Prolog im Kontext des Buches keinen Sinn, der Zusammenhang zu Herbert Molin fehlt völlig und man fragt sich einige Weile, was Mankell mit dieser Einleitung bezwecken wollte. Es ist klar, dass er hier schon Hinweise auf das Mordmotiv eingestreut hat, doch sind diese lange Zeit nicht zu deuten.

Nach dem kurzen Prolog springt Mankell ins Jahr 1999 und präsentiert seinen neuen Krimihelden, nämlich Stefan Lindman, und auch hier bedient er sich seines altbekannten Erfolgsrezeptes, denn was die Figur des Wallander ausmachte, waren unter anderem seine Zweifel und Fehler. Wallander wirkte authentisch durch seine Macken und Eigenarten und in ähnlicher Manier wird einem Stefan Lindman dargeboten, der sogleich mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat. Fast möchte er sich aufgeben und davonlaufen, auch seine Beziehung zu Elena steht auf der Kippe, da er spontan davonreist, ohne sie zu informieren. Lindman muss ständig an die bevorstehende Behandlung denken und verfällt immer wieder in Depressionen. Genau wie Wallander arbeitet er oftmals auf eigene Faust und zwar eher am Rande der Legalität. Lindman bricht heimlich in Häuser ein und mischt sich in einen Kriminalfall ein, der nicht in seiner Zuständigkeit liegt. Anfänglich musste ich mich beim Lesen dazu zwingen, in Lindman eine neue eigenständige Person zu sehen. Zu groß waren die Parallelen zu Wallander, zu sehr war ich an den guten alten Kurt gewöhnt. Doch im Laufe des Buches gewinnt Lindman immer mehr an Größe, er bekommt seine Zweifel in den Griff und nähert sich auch Elena wieder an, er will gegen seine Krankheit kämpfen und den Mord an Herbert Molin auflösen. Er gibt nicht auf, so schwer es ihm oftmals auch fällt. Als Leser wird er einem dadurch schließlich trotz der Vorbehalte sympathisch, man muss einfach mit ihm mitfiebern und das Beste für ihn hoffen.

Henning Mankell legt stets viel Wert auf seine Charakterzeichnungen, muss in diesem Buch allerdings wieder von vorne beginnen, keine bekannte Figur tritt auf, die lediglich weiterzuentwickeln ist, alle handelnden Charaktere müssen neu eingeführt werden. Neben Stefan Lindman liegt hier der Schwerpunkt auf seinem Kollegen Guiseppe Larsson, Herbert Molin und auch auf dem Mörder selbst. Besonders das Bild von Herbert Molin setzt sich erst nach und nach zusammen, im Laufe der Ermittlungen werden immer neue Informationen aufgedeckt, die schlussendlich ein ziemlich gutes Bild des Opfers ergeben, das in seiner Vergangenheit einige Leichen im Keller begraben hat.

Zwischendurch wechselt Henning Mankell häufiger die Perspektive. Während ein Handlungsstrang die Ermittlungen in Sveg verfolgt, widmet ein anderer sich dem Mörder Molins, der dem Leser hierdurch schon recht früh vorgestellt wird. Dennoch dauert es länger, bis man die Motive erahnen oder hinter die Fassade blicken kann, denn als der zweite Mord geschieht, gibt Mankell seinem Roman eine sehr interessante Wende, die zu überraschen weiß.

Im Grunde genommen fehlt uns nur ein typisches Mankell-Element, nämlich die eingebauten Cliffhanger, die die Spannung immer wieder ins Unermessliche steigern und den Leser an das Buch fesseln. Meist schafft Mankell dies durch den vergesslichen Wallander, der ahnt, dass er etwas Entscheidendes übersehen hat, den Gedanken aber nicht zu fassen bekommt. Ähnliche Anwandlungen hat auch Stefan Lindman, jedoch fällt ihm schließlich doch in jeder Situation ein, was er vergessen zu haben glaubte. So muss der Leser hier nicht mit zittrigen Fingern weiterblättern – immer in der Hoffnung, doch endlich erlöst zu werden und den entscheidenden Hinweis zu bekommen.

Die Cliffhanger hat Henning Mankell allerdings auch in der „Rückkehr des Tanzlehrers“ nicht nötig, da er seinen Spannungsbogen perfekt zu inszenieren weiß. Als Leser muss man nur den kurzen Prolog „überstehen“, schon ist man wie gewohnt mitten in der Handlung und wohnt einem grausigen Mord bei. Anschließend häufen sich schnell die Hinweise, die das Tatmotiv trotzdem arg im Dunkeln lassen. Geschickt platziert Mankell an den richtigen Stellen neue Informationen, die den Leser doch wieder in das Geschehen einbinden, weil man selbst aktiv am Miträseln ist ob des Motivs. Rein vom Kenntnisstand ist der Leser der Polizei an jeder Stelle voraus, da der Leser den Prolog aus dem zweiten Weltkrieg kennt und schnell dem Mörder und seinen Gedanken begegnet. Allerdings erfährt man erst spät genug über die Hintergründe, um die richtigen Schlüsse ziehen und das Geschehen durchschauen zu können. Meiner Meinung nach ist Mankell ein Meister des Spannungsbogens, denn keines seiner Bücher konnte ich zwischendurch leicht aus der Hand legen, spätestens ab der Mitte jedes Buches fühlt man sich fast schon gezwungen weiterzulesen, so musste ich auch bei diesem Kriminalroman die letzten 200 Seiten unbedingt am Stück lesen.

Sprachlich dagegen beschränkt Mankell sich auf das Minimum. Um seinen Roman rasant voranzutreiben, hält er sich nicht mit komplizierten Satzkonstruktionen auf, die das Lesen erschweren würden, auch seine Wortwahl ist stets einfach und klar. Nie ist man gezwungen, einen Satz zweimal zu lesen, weil er beim ersten Lesen nicht verständlich wäre. All dies führt dazu, dass Mankells Kriminalromane immer wieder zu einem großartigen Lesevergnügen werden, auch wenn man dem Autor sicherlich nicht bescheinigen kann, dass er ein großer Literat ist, die Sprache hat er nicht neu erfunden, er weiß aber hervorragend, sich ihrer mit relativ einfachen Mitteln zu bedienen. Genau so lieben wir das!

Doch die „Rückkehr des Tanzlehrers“ hat noch mehr zu bieten, denn Henning Mankell greift ein heißes Thema auf. Schon im Prolog reist man nach Deutschland und erlebt Hinrichtungen während des Zweiten Weltkrieges mit. Nicht lange lässt Mankell seine Leser im Unklaren darüber, dass sein Buch vom Nationalsozialismus handelt, früh entdeckt Lindman die SS-Uniform und liest in Molins Tagebuch von dessen Vergangenheit bei der Waffen-SS. Wieder einmal bedient Mankell sich eines brisanten Themas, das er kritisch betrachtet und zu dem er Stellung nimmt. Vermutlich findet Mankells Standpunkt sich in Stefan Lindman wieder, der es gar nicht glauben kann, dass es auch im Jahre 1999 Nazis in Schweden gibt und dass er ihnen nun so nahe kommt wie vielleicht nie zuvor. Lindman fragt sich, wie dies unentdeckt bleiben konnte und ob diese Untergrundorganisation Größeres plant. Er hat Angst vor möglichen Konsequenzen und kann das nationalsozialistische Gedankentum nicht annähernd nachvollziehen. Dass dieses Thema hochaktuell ist und nicht einfach vom Himmel fällt, hat sich erst im Herbst 2004 in Deutschland bei zwei Landtagswahlen gezeigt. Henning Mankell ist es immer wieder ein Anliegen, selbst seinen Unterhaltungsromanen eine Boschaft mitzugeben; dem treuen Leser ist es nicht neu, dass Mankell gesellschaftliche Missstände anklagt und offene Kritik übt. Gerade dies ist ein weiteres seiner Markenzeichen, das mir persönlich sehr gut gefällt, da der Leser hoffentlich zum eigenen Mitdenken angeregt wird.

Insgesamt ist Henning Mankell erneut ein hervorragender Kriminalroman geglückt, dessen Spannungsbogen sofort mitreißt und den Leser stets zum Mitraten animiert. Die Charakterzeichnungen fügen sich prima in das Gesamtbild des Buches ein, und Mankell schafft es, dass einem sogar Stefan Lindman sympathisch wird, der den allseits beliebten Kurt Wallander zwischenzeitlich verdrängt hat. Wieder einmal nimmt Mankell sich eines wichtigen Themas an, das er kritisiert und zu dem er offen Stellung bezieht; so trägt dieses Buch neben dem eigentlichen Kriminalfall eine Botschaft weiter, die den Leser zum Nachdenken bringen soll. Auch wenn das Buch außerhalb der Wallanderreihe entstanden ist, sind die typischen „Mankell-Merkmale“ enthalten, sodass jeder bisherige Fan auch mit diesem Buch höchst zufrieden sein dürfte. Darüber hinaus hat Mankell einen Namen in die Handlung eingestreut, der treuen Fans bekannt vorkommen dürfte. Trotz meiner kleinen Vorbehalte angesichts des neuen Krimihelden hat Mankell mich vollkommen überzeugt und erneut einen erstklassigen Krimi vorgelegt.

Loewe, Elke – Engelstrompete

Die deutsche Autorin Elke Loewe aus Hüll an der Niederelbe machte sich in den letzten Jahren einen Namen im Kriminal- und Historiengenre und veröffentlicht nun mit „Engelstrompete“ den dritten Roman, der sich um das Geschehen in dem fiktiven Dörflein Augustenfleth und die Erlebnisse Valerie Blooms rankt. Fans der Serie sei versichert, dass dies sicherlich nicht der letzte Roman aus Augustenfleth war, denn noch immer ist das Geheimnis um Tante Robbies Tod nicht aufgeklärt, da der dubiose Dorfarzt weiterhin untergetaucht ist …

Zur Zeit des Schützenfestes platzt in das friedliche Idyll der kleinen Deichstadt Augustenfleth der Tod des Pfarrers Jonny Sonnenberg. Die kleine Lilly ist es, die den Pastor tot in der Kirche findet und schreiend mit dieser neuen Information durch Augustenfleth läuft. Zuerst trifft sie auf Valerie Bloom, die den Abend mit ihrem Nachbarn „Taxi-Enno“ verbringt, der auch sogleich in die Kirche eilt, um nachzusehen, ob er noch erste Hilfe leisten und den Pfarrer retten kann. Schnell spricht sich dieses Unglück in der Kleinstadt herum, sodass die Einwohner höchstpersönlich in der Kirche nach dem Rechten sehen wollen.

Der neue Arzt im Dorf diagnostiziert schnell einen natürlichen Tod duch Herzversagen, doch das kann keiner so recht glauben, auch wenn Sonnenberg ein ungesundes Leben geführt hat, denn er war noch jung und sah vor seinem Tod ganz gesund aus. Die Gerüchte gehen also um in Augustenfleth und schnell werden erste Verdachte geäußert. Auch Jonny Sonnenberg wird posthum Opfer von Mutmaßungen und Verdächtigungen. Vor seinem Tod lebte er sehr zurückgezogen und hatte kaum Kontakt zu seinen Gemeindemitgliedern, nur den Kindergottesdienst führte er stets mit besonderer Sorgfalt durch. Kann es vielleicht einen Grund für einen Selbstmord gegeben haben? Oder ist er gar ermordet worden?

Die Augustenflether scheinen es zu glauben und haben in Enno auch schnell einen potenziellen Mörder gefunden, da dieser sich einige Zeit zuvor skeptisch über Sonnenberg geäußert hatte. Enno, der sich viele Freiheiten herausnimmt und beruflich als Taxifahrer arbeitet, muss schnell feststellen, dass seine Nachbarn zu harten Bandagen greifen, denn die Reifen seines Taxis werden durchstochen und eines Tages liegt sogar eine tote Ratte auf seinem Autodach. Wer will ihm hier etwas anhängen? Besonders seine Nachbarin Valerie aus München möchte wissen, was hinter Jonny Sonnenbergs Tod steckt. Was ist wirklich passiert in Augustenfleth? Ihr detektivisches Gespür ist geweckt.

Zunächst zeichnet Elke Loewe ein friedliches dörfliches Idyll der kleinen fiktiven Stadt Augustenfleth an der Elbe, die Schwalben bauen ihre Nester und beobachten die Dorfbewohner bei ihrem alltäglichen Leben. Alles ist still und friedvoll, Valerie lässt sich von Enno über Blumen und besonders die Engelstrompete belehren. In diese ruhige Szenerie platzt die kleine Lilly und verkündet lautstark, dass sie den Pfarrer tot in der Kirche hat liegen sehen. Schnell ist es vorbei mit der friedlichen Stille, denn es dauert nicht lange, bis die Augustenflether über die wahren Hintergründe des Todes oder auch Mordes anfangen zu spekulieren. Sonnenberg war ihnen nie ganz geheuer, da er viel zu zurückgezogen für einen Gemeindepfarrer lebte; kaum jemand wusste Genaueres über ihn. So sind die Einwohner des kleinen Dorfes mit Klatsch und Tratsch schnell bei der Hand, besonders Enno rückt bald in den Mittelpunkt der Verdächtigungen.

Im Mittelpunkt des Buches steht wie in den beiden Vorgängerkrimis („Die Rosenbowle“ und „Herbstprinz“) erneut Valerie Bloom, die nach dem Tod ihrer Tante Robbie deren Bauernkate bewohnt und vom geerbten Geld lebt. Erst seit drei Jahren wohnt Valerie in Augustenfleth und ist daher noch nicht vollkommen in den Dorfklatsch involviert, die meisten Einwohner deuten ihr gegenüber daher stets nur ihre Zweifel an, halten sich mit Informationen aber zurück. Valerie wird immer misstrauischer, da sich zudem Enno immer merkwürdiger verhält, doch kommt sie in ihren Nachforschungen kaum voran. Besonders am Anfang kam mir der Gedanke an Miss Marple, da Valerie ähnlich wie die Grande Dame der Krimihelden unentwegt versucht, hinter die Geheimnisse des Mordes zu blicken und dabei in jeder Situation überaus neugierig agiert.

Elke Loewe schafft es dabei, zunächst ein eindrucksvolles Bild der Landschaft und Idylle von Augustenfleth zu entwerfen, um es sogleich zu zerstören durch das hereinbrechende Unglück und Misstrauen der Dorfbewohner. Ganz unterschwellig werden Verdächtigungen ausgesprochen und Nachbarn bedroht, die Atmosphäre wird immer geladener, was nicht nur an den Unwettern liegt, die zeitweise über die Elbe herüberkommen. Im Verlauf des Romans wird nur ganz allmählich Spannung aufgebaut; so geht es erst ruhiger zu, nachdem Sonnenbergs Leiche entdeckt ist. Hier nimmt sich Loewe viel Zeit, um ihre Hauptfigur Valerie Bloom weiterzuentwickeln. Im Laufe des kurzen Buches lernen wir Valerie von vielen Seiten kennen, wir durchleben ihre Angst angesichts ihrer ungewissen Zukunft mit, ihre Zweifel in Bezug auf ihren selbst geschriebenen heiteren Frauenroman und auch die Zweifel in Bezug auf Jonny Sonnenberg und seinen angeblich natürlichen Tod. In jeder Situation ist Valerie dabei, der Leser verlässt sie nie, sodass Valerie zu einer richtigen Freundin wird.

Sämtliche Figuren wirken wir aus dem wirklichen Leben gegriffen und erscheinen völlig glaubwürdig So plagen Valerie wie viele andere junge Frauen ganz normale Selbstzweifel in Anbetracht einer eher ungewissen Zukunft. Valerie Bloom weiß nicht, was sie vom Leben erwarten soll und wo sie einmal hinmöchte; der Leser erlebt all diese Gefühlsregungen hautnah mit und kann sie verstehen und sogar nachvollziehen. Aber auch die restlichen Dorfbewohner werden mit alltäglichen Macken und Sorgen vorgestellt, selbst der typische Dorfklatsch darf hier nicht fehlen. So gefielen nicht nur die Charakterzeichnungen ausgezeichnet, sondern auch die Schilderung der gesamten Szenerie und all der handelnden Personen, auch wenn aufgrund des geringen Buchumfangs natürlich nicht jeder einzelne Mensch ausführlich hervorgehoben werden konnte.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt auch auf der detaillierten Beschreibung sämtlicher Pflanzen und Blumen. Allerlei Blüten finden Erwähnung, und wenn Enno von seinen Pflanzenzüchtungen schwärmt, wird auch der Leser mit diversem Hintergrundwissen über Botanik gefüttert. Für Laien wie mich gehen diese pflanzenkundlichen Erörterungen allerdings an mancher Stelle zu weit, da mir die Historie der Engelstrompete (Brugmansia arborea) und der Unterschied zwischen Brugmansia und Datura eher nebensächtlich erschienen und die Handlung an sich nicht vorantrieben. Nebenbei entsteht durch den Detailreichtum ein immer besseres Bild von Augustenfleth, sodass der Leser sich direkt in die Deichlandschaft versetzt fühlt und hautnah dabei ist.

Über weite Strecken des Buches plätschert die Handlung allerdings nur vor sich hin, da Elke Loewe sich mit näheren Charakterbeschreibungen und Schilderungen der Szenerie im kleinen Dorf zu sehr aufhält. Die Spannung bleibt dabei ein wenig auf der Strecke, denn lange Zeit passiert nichts, das die Handlung vorantreiben könnte. Immer wieder werden unter der Hand die gleichen Verdachtsmomente geäußert, sodass die Geschichte auf fast 200 Seiten nicht recht ins Rollen kommen will. Dem Leser werden dabei genug Informationen an die Hand gegeben, um selbst Mutmaßungen über ein mögliches Mordmotiv anstellen zu können. Schnell scheint klar, was der Pfarrer Sonnenberg zu verbergen hatte. Leider verrät der Klappentext aber im Grunde genommen schon alles, was überhaupt aufgedeckt wird. Für Krimi-ungeübte Leser mag das Ende überraschend kommen, doch wenn man ehrlich zu sich selbst ist, war dies das einzig sinnvolle Ende überhaupt, das einem nicht viel mehr entlocken konnte als ein leichtes Lächeln auf den Lippen und dem Gefühl, es selbst doch schon lange geahnt zu haben. Darüber hinaus streut Elke Loewe nebenbei viele Hinweise ein, die den wahren Täter eindeutig entlarven können, wenn man die richtigen Schlüsse zieht. Ein Mitraten wird hierdurch also ermöglicht, was das Buch doch wieder lesenswert und interessant macht, da man sich als Leser eingebunden fühlt und am Ende keine hanebüchene Auflösung erfahren muss, die vom Himmel fällt.

Es hätte nicht viel gefehlt, um das Buch zu etwas ganz Besonderem zu machen, da die Schilderungen sehr sympathisch und gelungen sind, doch fehlen typische Elemente, die in einem Kriminalroman die Spannung aufrecht erhalten und aufbauen. Um überhaupt Nervenkitzel und Spannung zu empfinden, sollte man vor Lektüre des Buches tunlichst den Klappentext übersehen, da er fast alles verrät, was im Buch passieren wird. Sprachlich gefällt „Engelstrompete“ sehr gut, oftmals merkt man durch die spezielle Wortwahl, dass eine deutsche Autorin am Werke war und kein Übersetzer, der einen fremdsprachigen Text in die eigene Sprache übertragen musste. Elke Loewe hat ein nettes Buch mit glaubwürdigen Charakteren in einer hübschen kleinen Dorfidylle geschaffen, das durchaus zu unterhalten weiß. Doch kann es sich nicht mit Kriminalromanen à la Henning Mankell messen, da Spannung und Grusel etwas zu kurz kommen, fast könnte man das Buch trotz des Todesfalles als „niedlich“ bezeichnen. Mir persönlich sind die Augustenflether dennoch so ans Herz gewachsen, dass ich nun trotz schleppenden Spannungsbogens auch die anderen beiden Bücher über Valerie Bloom lesen werde. Zu einer uneingeschränkten Lobeshymne reicht es jedoch leider nicht aus.

Kirino, Natsuo – Umarmung des Todes, Die

Japanische Literatur fristet in Europa in gewissem Sinne ein Schattendasein. Nur wenige Autoren bringen es auch hier zu Erfolg, und wer mehr als einen oder zwei japanische Autoren in seinem Bücherregal vorweisen kann, der darf schon fast als weltoffen gelten. Haruki Murakami kennt man hierzulande noch, Banana Yoshimoto eventuell auch noch, aber Natsuo Kirino? Nie gehört. Dabei gehört sie in ihrer Heimat zu den angesehensten zeitgenössischen Autoren. Bereits für ihren Debütroman wurde Kirino mit dem angesehensten japanischen Preis für Kriminalliteratur ausgezeichnet. Mit „Die Umarmung des Todes“ (Originaltitel „OUT“) gelang ihr endgültig der ganz große Durchbruch.

Dabei verspricht die japanische Literatur durchaus verlockende Abwechslung. Bücher, die in einem gänzlich anderen Kulturkreis als dem eigenen spielen, haben schon aufgrund dessen einen ganz eigenen Reiz. Sie verändern den Blickwinkel und erweitern nicht zuletzt den Horizont. So verhält es sich auch mit Natsuo Kirinos Erfolgsroman „Die Umarmung des Todes“.

Die Handlung ist am Rande von Tokio angesiedelt. Vier Frauen arbeiten dort in der Nachtschicht einer Lunchpaketfabrik. Tagsüber schmeißen sie den Haushalt und kümmern sich um die Familie, nachts schuften sie in der Fabrik, um den Lebensunterhalt aufbringen zu können. So geht es auch Yayoi Yamamoto. Während sie sich in der Fabrik abrackert, um endlich das Geld für eine eigene bescheidene Wohnung aufbringen zu können, hat ihr nichtsnutziger Gatte Kenji nichts besseres zu tun, als das Geld mit beiden Händen wieder zum Fenster rauszuschmeißen. Als er eines Abends vor Yayoi tritt und ihr offenbart, dass er die gesamten Ersparnisse der vierköpfigen Familie verspielt hat, sieht Yayoi plötzlich rot und bringt Kenji im Affekt um.

Doch was macht sie nun, mit einer Leiche am Hals? Yayoi hat Glück, dass sie sich auf ihre drei Freundinnen aus der Lunchpaketfabrik so gut verlassen kann. Kollegin Masako bietet Yayoi gleich an, bei der möglichst spurlosen Beseitigung der Leiche zu helfen. Auch die stets zupackende Yoshië ist mit von der Partie und die geldgierige Kuniko ebenso. Zusammen zerlegen sie Kenjis Leiche in Masakos Badezimmer, packen sie handlich portioniert in Müllsäcke und entsorgen sie ganz galant mit dem Hausmüll.

Doch als ganz so einfach stellt sich die Entsorgung einer Leiche eben doch nicht heraus. Glauben die vier Frauen anfangs noch, die Sache sei gut gelaufen, treten schon bald die ersten Komplikationen ein, die eine Kette von Ereignissen nach sich ziehen, die so niemand vermutet hätte. Immer tiefer geraten sie in den Sog des Verderbens, aus dem es kein Zurück mehr gibt …

Vier Frauen, die eine Leiche zerlegen und entsorgen. Das klingt zunächst einmal nach einer ziemlich krassen und blutigen Geschichte, die in Pulp-Fiction-Manier völlig überzogen sein muss. Stellenweise wirkt die Geschichte wirklich ein wenig so (insbesondere wenn es um das eigentliche, recht rational und in kühler Logik vollzogene Zerlegen des leblosen Kenji geht) und man fragt sich unweigerlich, was ein Quentin Tarantino wohl aus diesem Stoff machen würde. Den Roman aber auf diesen Aspekt zu reduzieren, würde einen gänzlich falschen Eindruck erwecken. Ich denke, Kirinos Intention ist auch eine ganz andere. Sie zeigt vielmehr vier Frauen, die aus ihrer ohnehin schon gesellschaftlich schwierigen Lage immer weiter an den Rand rücken. Sie lassen die Normalität hinter sich und überschreiten eine Grenze, ohne dass es für sie ein Zurück gäbe, und sie bereuen es nicht – zu keinem einzigen Zeitpunkt.

Um die Selbstverständlichkeit, mit der die vier Frauen die ausgetretenen Pfade ihres alten Lebens hinter sich lassen, verstehen zu können, setzt sich Kirino intensiv mit den Figuren und deren Psyche auseinander. Die Tat an sich ist nicht das eigentlich Schockierende, erschreckender sind die Konsequenzen, die sich daraus ergeben und die Art, wie die verschiedenen Personen damit umgehen.

Etwas hinterhältig ist dabei die Tatsache, dass man als Leser kaum umhin kommt, mit den Täterinnen mitzufiebern. Man drückt ihnen insgeheim die ganze Zeit über die Daumen, dass sie mit ihrer Tat davonkommen, was über kurz oder lang auch moralische Fragen aufwirft. Gut, Kenji war ein grauenvoller Ehemann und, um es ganz drastisch auszudrücken, er war ein richtiges Schwein. Aber sollte seine Frau deswegen mit einem Mord davonkommen dürfen?

Diese Fragen sind auch deswegen so interessant, weil Kirinos Täterinnen von Anfang bis Ende ziemlich naiv wirken. Besonders Yayoi neigt dazu, die Wirklichkeit auszuklammern, getreu dem Motto, dass Probleme schon verschwinden werden, wenn man sie nur lange genug ignoriert. Eine ähnlich verzerrte Wahrnehmung hat Kuniko. Sie lebt in einer Traumwelt und orientiert ihr Leben an den Fotos diverser Hochglanzmagazine. Sie ist oberflächlich und auf Äußerlichkeiten fixiert. Sobald sie auch nur ein paar Yen in der Tasche hat, gibt sie sie auch schon wieder für neue Klamotten aus. Wie sie ihre Rechnungen bezahlen soll, darüber macht sie sich erst Gedanken, wenn sie sie nicht mehr bezahlen kann.

Yoshië ist die Arbeitswütige der vier Frauen. Sie schleift die anderen bei der Arbeit mit durch, schuftet am Band für zwei und das, obwohl sie tagsüber noch die Pflege ihrer undankbaren, übel gelaunten Schwiegermutter am Hals hat. Masako ist von dem Quartett noch die Weltgewandteste. Als Yayoi sie anruft, weiß sie schnell, was zu tun ist und obwohl auch sie sich zunächst überwinden muss, steht sie zu ihrem Plan der Leichenbeseitigung. Logik und Rationalität siegen über den Ekel.

Jede der vier hat Probleme zu Hause, jede hat selbst schon genug Sorgen am Hals, auch ohne sich noch die möglichst spurlose Beseitigung einer Leiche aufzubürden. In gewisser Weise zeigen die Familien der vier Frauen einen recht bunten gesellschaftlichen Querschnitt. Als Teilzeitkräfte auf Nachtschicht nehmen sie alle eine gesellschaftliche Randstellung ein und haben es als Frauen und Mütter ohnehin schon schwerer als die Männer, wenn es um Anerkennung geht. Und so schlummert oft schon in den teils recht ausführlichen Beschreibungen der Figuren ein Ansatz von Kritik am spannungsreichen Kontrast Japans zwischen alten Traditionen und moderner, verwestlichter Konsumgesellschaft.

Vertieft wird Kirinos Sozialkritik durch weitere Nebenfiguren. Da wäre Kazuo, der Brasilianer japanischer Abstammung, der seinen Platz in der japanischen Gesellschaft nicht so recht findet und sie als Außenstehender betrachtet. Und dann wäre da noch die Figur des Kredithais Jumonji, der gleich zwei japanische Klischees gleichzeitig bestätigt. Er spielt sich gerne als Möchtegern-Yakuza auf und hat eine Schwäche für Oberschülerinnen. Kirino lässt ihren Figuren viel Raum zum Agieren, belebt die Handlung durch das Wechselspiel unterschiedlicher Charaktere und gibt der Geschichte trotz der Oberflächlichkeit und Naivität ihrer Hauptfiguren eine gewisse Tiefe.

Im Kern von Kirinos Geschichte steht nicht der Mord an sich und das Beseitigen der Leiche. Selbiges nimmt lediglich das erste Drittel des Buches ein. Interessanter und spannender sind die Verwicklungen und Folgen der Tat. Wie geht es danach weiter? Verraten sich die vier Frauen irgendwie, vielleicht sogar nur zufällig? Kirino zeigt, wie sich die Figuren unter dem Einfluss des Erlebten zu verändern beginnen und stellt damit die Psyche der Täterinnen und die Abgründe der menschlichen Seele in den Mittelpunkt. Die vier Frauen geraten durch die Tat in einen dunklen Sog, der sie immer weiter ins Verderben zieht. Die Geschichte nimmt dabei teils recht absurde und verrückte Züge an und wird mit jeder Wendung der Ereignisse schwärzer – „Nippon Noir“ eben.

Kirinos Erzählweise wirkt jederzeit souverän. Sie hält gekonnt alle Fäden zusammen, wechselt immer wieder die Perspektive, beleuchtet teilweise das gleiche Ereignis aus unterschiedlichen Blickwinkeln und baut einen kontinuierlich ansteigenden Spannungsbogen auf. Der Plot ist in sich stimmig und bis ins Detail ausgefeilt, die Sprache klar und gradlinig. Ohne, dass man es großartig merkt, fängt man beim Lesen mit der Zeit an, das Buch zu verschlingen. Man ist zunächst merkwürdig fasziniert und später mitgerissen von Handlungsverlauf und Figurenentwicklung. Kirino weiß den Leser um den Finger zu wickeln und verabschiedet sich am Ende mit einem furiosen Finale aus der Geschichte, über das man noch eine Weile nachsinnen kann.

Unterm Strich ist Natsuo Kirino mit „Die Umarmung des Todes“ ein wirklich gelungener Roman geglückt. Für den durchschnittlichen Europäer schon aufgrund des interessanten Einblicks in den japanischen Alltag interessant, aber darüber hinaus ein Roman, dem eine spannungsreiche Symbiose aus präziser, sozialkritischer Betrachtung und düsterer, psychologisch ausgefeilter Krimihandlung zugrunde liegt. Für Freunde düsterer, etwas ausgefallener Krimikost absolut zu empfehlen.

Hill, Reginald – Wald des Vergessens, Der

Detective Superintendent (dieses Mal in der Übersetzung seltsamerweise & unnötig als „Kommissar“ betitelt) Andrew Dalziel, „der dicke Andy“ (auch „das Ekelpaket“, „der fette Bastard“ usw.) genannt, absolutistischer Herr der Kriminalpolizei von Mid-Yorkshire, muss zu seinem Ärger kurzfristig auf seinen besten Ermittler und Freund Peter Pascoe verzichten. Dem ist seine streitbare Oma Ada gestorben, um deren Bestattung und Nachlass er sich nun zu kümmern hat. Dabei fällt ihm aus einem Geheimfach des großmütterlichen Sekretärs ein altes Foto in die Hände. Es zeigt seinen Urgroßvater, der während des Ersten Weltkriegs in einer der vielen Schlachten bei Ypern 1917 gefallen ist.

Peter wird neugierig. Über ihren Vater hatte Ada nie reden wollen. Stattdessen stellte sie einen lebenslangen Hass auf alles Militärische zur Schau. Weil ihn das schlechte Gewissen plagt – mit der Großmutter hatte er sich vor Jahren zerstritten -, stellt er Nachforschungen über seinen Vorfahren an. Aus Interesse wird rasch Besessenheit, denn Peter stellt fest, dass ein düsteres Geheimnis das gar nicht so offizielle Ende des alten Soldaten umgibt.

In Mid Yorkshire lauert freilich schon Andy Dalziel auf seine Rückkehr. Militante Tierschützer haben ein versteckt im Wald gelegenes Pharmalabor überfallen. Es misslang ihnen, durch den Sperrgürtel ins Innere vorzudringen. Stattdessen fanden sie in einem Schlammloch ein menschliches Skelett. Dies lag dort wohl schon länger als das Labor existiert. Trotzdem ist Dalziel misstrauisch. Ihn irritiert der enorme Sicherheitsaufwand, der hier getrieben wird. Der Laborleiter ist auffallend nervös. Unter dem paramilitärisch gedrillten Wachpersonal erkennt Dalziel alte Bekannte, die manches Gefängnisjahr abgebrummt haben. Was geht also wirklich vor hinter diesen vorzüglich abgeschirmten Mauern – und hat Dalziels neue Liebe, die anarchistische Cap Marvell, etwas damit zu tun …?

Die Lektüre eines Dalziel/Pascoe-Romans von Reginald Hill bereitet dem vergnügten Leser jedes Mal eine Überraschung: Was hat sich der Verfasser nun wieder einfallen lassen, um sein Publikum zu unterhalten? Es gibt D/P-Krimis à la Agatha Christie, Politthriller, Noir-Parodien, Geister treten auf … Hills Fantasie sind offenbar keine Grenzen gesetzt. Mit Genreelementen treibt er sein intelligentes Spiel. Puristen mögen ihm das übel nehmen. Wagemutige Leser dagegen schätzen es, immer wieder intelligent aufs Glatteis geführt zu werden – nun mit einem Historien-Drama; einem halben jedenfalls, denn Hill vergisst auch jene nicht, die einen „richtigen“ Mordfall gelöst sehen möchten (um stattdessen doch wieder aufs Kreuz gelegt zu werden).

Der Erste Weltkrieg, den man in England immer noch den „Großen“ nennt, gehört in die Reihe der nationalen Triumphe und Tragödien der Inselnation. Der zeitlich nähere Kampf gegen Nazideutschland verdeckt manchmal die Erinnerung an die unmenschlichen Schützengrabenschlachten zwischen 1914 und 1918, denen 750.000 Engländer zum Opfer fielen.

Der Triumph bestand darin, dass Großbritannien 1918 zu den Siegernationen gehörte. Auf diese Seite wird vor allem von offizieller Seite gern und oft aufmerksam gemacht. Von der Tragödie spricht man dagegen weniger gern: Tatsache ist, dass dieser Sieg nicht wegen, sondern trotz militärischer Befehlshaber errungen wurde, die ihre Soldaten unzureichend ausgerüstet in völlig sinnlose Kämpfe schickten, wo sie nicht selten täglich zu Zehntausenden umkamen. Erst recht nur ansatzweise thematisiert wird das Schicksal von Kämpfern wie dem älteren Pascoe, die zwar überlebten, durch das erlebte Grauen in den Kraterlöchern und Schützengräben jedoch buchstäblich verrückt wurden. Sie verdarben das glanzvolle Siegesbild, befleckten es gar, denn manchmal taten sie das Undenkbare: Statt für das Vaterland in einem namenlosen Schlammloch zu verrecken, ergriffen sie die Flucht, wollten nur nach Hause. Die Konsequenz: der Tod durch ein Hinrichtungskommando, das aus den eigenen Kameraden bestand. Es braucht keinen Feind, um vom Krieg verschlungen zu werden. Diese bittere Lektion ist es, die Peter Pascoe lernen muss, der auf seiner Zeitreise seine schwierige Familiengeschichte bewältigt und erleidet.

Wem das zu schwermütig klingt, sei auf die Eskapaden des fidelen Falstaff-Kriminalisten Andy Dalziel hingewiesen. In regelmäßigen Abständen tritt er in seiner unnachahmlichen Art auf die Bühne. Als Polizist dieses Mal kaum gedämpft von seinem Partner, läuft er zu ganz großer Form auf. Wie ein Tornado fällt er über Freund und Feind, über Verdächtige, Kollegen und ignorante Amtsträger gleichermaßen her. Kein bisschen lässt er sich durch die ungeschriebenen Regeln des Establishments beeindrucken: Hilfst du mir, dann geb’ ich dir – und Maul gehalten vor dem dummen Pöbel! Nichtsdestotrotz kennt Dalziel sich aus im Gefüge der Macht. Er ist seinen Gegnern stets einen Schritt voraus und verwirrt sie mit unerwarteten Schachzügen. So dröselt er den rätselhaften Todesfall am Großlabor denn auch von hinten auf und schlägt bei den Ermittlungen erstaunliche Hasenhaken. Natürlich löst er den Fall – aber der Leser darf sich an einer wendungsreichen Jagd erfreuen.

„Fröhliches Mäandern“ ist ohnehin ein Markenzeichen der Dalziel/Pascoe-Romane. Viele Krimileser der alten Schule (Untat – Ermittlung – Überführung – Sühne) ärgern sich über die Abschweifungen, die den Verfasser manchmal den roten Faden aus den Augen verlieren lassen. Reginald Hill hält sich nicht daran. Wieso auch, ergänzt er den klassisch strengen Handlungsablauf doch durch unterhaltsame Episoden, die zudem eine Chronik von Mid-Yorkshire erkennen lassen, die über nun schon viele Bände fortgesetzt wird. Und Vorsicht: Es kann durchaus sein, dass eine scheinbare Nebensache an anderer Stelle oder gar in einem späteren Roman wieder aufgegriffen wird. Insofern ist es natürlich schade, dass die D/P-Serie in Deutschland völlig planlos erscheint.

Nebenbei streut Hill, der Literaturkenner, wieder reichlich Zitate aus alten, halb oder ganz vergessenen Buch- oder Theaterklassikern ein. Man muss sie nicht zur Kenntnis nehmen. Sie bieten ein zusätzliches (intellektuelles) Vergnügen, denn sie kommentieren das Geschehen und geben versteckte Hinweise auf den Fortgang der Handlung. Zum ersten Mal folgt dem Roman zudem ein Glossar, das jene Anspielungen auflöst, welche die Übersetzung nicht überstanden – Hill ist ein Meister des Wortspiels – oder zu schade zum Überlesen sind; ein hübscher Einfall.

Mehr Raum als sonst räumt Reginald Hill wie schon gesagt dem unvergleichlichen Dalziel ein. Normalerweise dosiert er dessen Auftritte klug, so dass man sich freut, ihn wirken und wüten zu sehen. Peter Pascoe und – auf seine eigene, stille Weise – Sergeant Wield puffern seine Einmannfeldzüge normalerweise ab. Wir lesen außerdem oft nur indirekt über Dalziels Eskapaden, die von ehrfürchtigen Kollegen, Freunden und den vom Dalziel-Blitz Getroffenen im Stile von Heiligenlegenden erzählt werden. So nutzt sich die Figur nicht ab und kann ihre Einzigartigkeit sichern.

Dieses Mal stellt Verfasser Hill seinen Helden vor eine sogar für ihn schwere Herausforderung: Dalziel verliebt sich. Das ist für einen Mann seines Charakters eine ernste Sache, zumal die Angebetete erstens ebenfalls über einen veritablen Dickkopf verfügt und zweitens als Verdächtige in mindestens einem Mordfall gilt, was den auf Freiersfüßen wandelnden (oder besser stampfenden) Dalziel zu einem aberwitzigen Eiertanz zwischen Balz- und Ermittlungsspielchen zwingt.

Peter Pascoe ist der zögerliche oder besser nachdenkliche Part des dynamischen Duos. Nur zu oft muss Dalziel darauf achten, dass aus Denken nicht Grübeln wird. Pascoe neigt dazu, die Welt sehr schwer zu nehmen. Ihm geht das Talent seines Vorgesetzten und Freundes ab, Unerfreuliches an sich abtropfen zu lassen wie eine Ente das Wasser. Die Suche nach dem getilgten Urgroßvater ist ein Beispiel für Pascoes Engagement sowie sein Talent, sich in eine Sache zu verrennen. Dazu kommt seine liberale Ader, die ihm manchen inneren Konflikt beschert. Pascoe ist nicht zufrieden mit dem System, das allzu viele Schlupflöcher für schlaue Strolche mit guten Beziehungen bietet, während mancher arme Tropf auf der Strecke bleibt. Forciert wird dieser Konflikt durch Peters Gattin Ellen, eine nur mühsam zu mäßigende Radikale, die um der guten Sache gern bereit ist, öffentlichen Ärger zu beschwören, was der Karriere ihres Ehemanns verständlicherweise nicht gerade förderlich ist.

Dieses Mal geht es also gegen die Pharmaindustrie bzw. ein Labor, in dem Präparate an Tieren getestet werden. Ein militantes „Rettungskommando“ Mid-Yorkshirer Aktivistenfrauen begibt sich auf einen nächtlichen Einsatz. Was mit den befreiten Kreaturen geschehen soll, die in der freien Natur schneller umkommen würden als im besagten Labor – darüber haben sie sich keine Gedanken gemacht. Das ist auch unwichtig, denn es geht primär um „die Sache“: Hier macht sich Hills ironischer Witz besonders deutlich bemerkbar. Die meisten seiner Figuren sind leicht überzeichnet. Den Dalziel/Pascoe-Romanen fehlt der seifenoperliche Grundton, der pseudodramatisch-kitschige Beziehungsdramen aus einem schwierigen Polizistenleben in den Kriminalplot zwingen will. Hill kann ernst, nachdenklich, traurig werden. Er stülpt dies der Handlung jedoch nicht über oder lässt es diese gar überwuchern. (Man lese nur einen Elizabeth-George-Thriller aus jüngerer Zeit, dann ist sogleich klar, was gemeint ist.)

Lässt Hill also den nötigen Ernst vermissen? Wer legt eigentlich fest, dass nur ein „ernster“ Krimi ein „guter“ Krimi ist? Genau diese Haltung räumt zumindest hierzulande einem Henning Mankell immer das Primat vor einem Reginald Hill, einem Ian Rankin, einem Carl Hiaasen ein, die wichtige Themen und kluge Gedanken mit Witz präsentieren. Das ist ausgesprochen ungerecht sowie falsch, und das scheint auch dem deutschen Publikum klar geworden zu sein, das inzwischen die D/P-Serie so aufmerksam zur Kenntnis nimmt, dass sich die Lücken zwischen den übersetzten Bänden allmählich schließen.

Reginald Hill wurde 1936 in Hartlepool im Nordosten Englands geboren. Drei Jahre später zog die Familie nach Cumbria, wo Reginald seine gesamte Kindheit verbrachte. Später studierte er an der University of Oxford und arbeitete bis 1980 als Lehrer in Yorkshire, wo er auch seine beliebte Reihe um die beiden ungleichen Polizisten Andrew Dalziel und Peter Pascoe ansiedelte.

Deren Abenteuer stellen nur eine Hälfte von Hills Werk dar. Der Schriftsteller ist fleißig und hat insgesamt mehr als 40 Bücher verfasst – längst nicht nur Krimis, sondern auch Historienromane und sogar Science-Fiction. Einige Thriller erschienen unter den Pseudonymen Dick Morland, Charles Underhill und Patrick Ruell. Erstaunlich ist das trotz solcher Produktivität über die Jahrzehnte gehaltene Qualitätsniveau der Hill-Geschichten. Das schlägt sich u. a. in einer wahren Flut von Preisen nieder. Für „Bones and Silence“ zeichnete die „Crime Writers‘ Association“ Hill mit dem begehrten „Gold Dagger Award“ für den besten Kriminalroman des Jahres 1990 aus. Fünf Jahre später folgte der „Diamond Dagger“ für seine Verdienste um das Genre. Reginald Hill lebt mit seiner Frau Pat in Cumbria.

In Deutschland erschienen die frühen Dalziel/Pascoe-Romane im Wilhelm-Goldmann-Verlag. Nach mehr als zehnjähriger (beklagenswerter) Pause nahm sich das Verlagshaus |Europa| der Serie an und veröffentlichte die neueren Episoden vorzüglich übersetzt und angemessen im Hardcover. Die Taschenbuch-Ausgaben erscheinen bei |Knaur|. Inzwischen hat der Erfolg wohl auch hierzulande Reginald Hill endlich gefunden: Der 20. D/P-Roman („Die Launen des Todes“) erscheint bei Droemer, zeitgleich bringt Europa den „Wald des Vergessens“ auf den Buchmarkt.

Die Dalziel/Pascoe-Serie:

01. A Clubbable Woman (1970, dt. „Eine Gasse für den Tod“) – Goldmann Krimi Nr. 4070
02. An Advancement of Learning (1971, noch kein dt. Titel)
03. Ruling Passion (1973, noch kein dt. Titel)
04. An April Shroud (1975, noch kein dt. Titel)
05. A Pinch of Snuff (1978, dt. „Der Calliope-Club“) – Goldmann Krimi Nr. 4836 u. 4991
06. A Killing Kindness (1980, dt. „Der Würger von Yorkshire“) – Goldmann Krimi Nr. 5230
07. Deadheads (1983, dt. „Welke Rosen muss man schneiden“) – Goldmann Krimi Nr. 4996
08. Exit Lines (1984, noch kein dt. Titel)
09. Child´s Play (1987, dt. „Kein Kinderspiel“) – Goldmann Krimi Nr. 5054
10. Under World (1988, dt. „Unter Tage“) – Goldmann Krimi Nr. 5108
11. One Small Step (1990, noch kein dt. Titel)
12. Bones and Silence (1990, dt. [„Die dunkle Lady meint es ernst“) 194 – Europa Verlag
13. Recalled to Life (1992, dt. [„Ins Leben zurückgerufen“) 350 – Europa Verlag
14. Asking for the Moon (1994, noch kein dt. Titel)
15. Pictures of Perfection (1994, dt. [„Der Schrei des Eisvogels“) 206 – Knaur TB Nr. 62441
16. The Wood Beyond (1996, dt. „Der Wald des Vergessens“)
17. On Beulah Height (1998, dt. „Das Dorf der verschwundenen Kinder“) – Europa Verlag (geb.)/Knaur TB Nr. 61984
18. Arms and the Women (1999, dt. [„Das Haus an der Klippe“) 633 – Europa Verlag (geb.)/Knaur TB Nr. 61983
19. Dialogues of the Dead (2001, dt. [„Die rätselhaften Worte“) 857 – Europa Verlag (geb.)/Knaur TB Nr. 62400
20. Death´s Jest-Book (2002, dt. „Die Launen des Todes“) – Droemer Verlag (geb.)
21. Good Morning, Midnight (2004, noch kein dt. Titel)
22. For Love nor Money (2005; noch kein dt. Titel)
23. Secrets of the Death (2005; noch kein dt. Titel)

Wir treffen unsere Helden außerdem in:

Pascoe´s Ghost and Other Brief Chronicles of Crime (1979, dt. „Das Rio-Papier und andere Kriminalgeschichten“) – Goldmann Krimi Nr. 5216

Arnaud Delalande – Das Vermächtnis von Mont Saint-Michel

Vor fast einem Jahrtausend verschwand eine bedeutende Reliquie. Sie könnte einem kriminellen Kirchenfürsten den Weg auf den Papststuhl bahnen, weshalb dieser zwei Wissenschaftler, die sich ihm idealistisch in den Weg stellen, die Mafia auf die Hälse hetzt … – Einer jener Munkel-Thriller, deren Autoren im Kielwasser von Dan Brown nach Lesern fischen, die den Vatikan gern als Brutstätte uralter Geheimnisse und Intrigen sehen. Der Plot ist – freundlich ausgedrückt – unkompliziert und die Figurenzeichnung flach wie die sprichwörtliche Briefmarke, was die unfreiwillige Komik des Werkes nicht ausgleichen kann. Arnaud Delalande – Das Vermächtnis von Mont Saint-Michel weiterlesen