Schlagwort-Archive: Heyne

Joachim Körber (Hg.) – Das vierte Buch des Horrors

koerber buch des horrors 4 cover brcInhalt:

In zehn Erzählungen wird die Entwicklung der unheimlichen Literatur zwischen 1870 und 1900 nachgezeichnet:

– Vorwort, S. 7-10

– Gustav Adolfo Becquer: Das Teufelskreuz (La cruz del diablo, 1871), S. 11-34: Der böse Ritter rächt sich für seinen Tod und lässt sich als Gespenst auch mit Gottes Hilfe nur schwer unterwerfen.

– Villiers de l’Isle-Adam: Vera (Vera, 1874), S. 35-48: Die Trauer des Witwers ist so stark, dass er die verstorbene Gattin durch die Kraft der Einbildung scheinbar ins Leben zurückholt.

– Robert Louis Stevenson: Der Leichendieb (The Body Snatcher, 1884), S. 49-62: Der skrupellose Arzt entledigt sich scheinbar perfekt eines Erpressers, doch dieser rächt sich für sein grausige Ende.

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Ellery Queen – Willkommen, Mr. Fox

Queen Fuchs Cover Heyne 1990 klein
Das geschieht:

Davy Fox ist ein Kriegsheld, der in seinem Heimatstädtchen Wrightsville von den Bürgern, die ihn seit seiner Geburt kennen, von seiner Familie und von Gattin Linda ungeduldig bzw. sehnsüchtig erwartet wird. Hoch dekoriert aber tief bekümmert kehrt Davy zurück, denn was er auf den Schlachtfeldern des II. Weltkriegs erlebt hat, verstärkte noch sein Nervenleiden: Als Davy zehn Jahre alt war, musste er miterleben, wie die Polizei seinen Vater abführte. Bayard wurde beschuldigt, seine Gattin Jessica vergiftet zu haben. Obwohl er dies abstritt, sprachen die Beweise so eindeutig gegen ihn, dass Bayard 1933 zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt wurde.

Davy glaubt, des Vaters Mörder-Gen geerbt zu haben. Im Krieg hat er sich abreagiert, indem er die bösen Japse scharenweise niedermähte. Nun liegt er in jeder Nacht wach neben Linda im Bett und kämpft gegen den Impuls an, ihr den Hals zuzudrücken. Als er ihm unterliegt, kommt Linda nur knapp mit dem Leben davon. Sie hält zu Davy und glaubt nicht an einen Familienfluch. Stattdessen bittet sie einen alten Freund, den Mordfall Jessica Fox wieder aufzurollen: Ellery Queen, Kriminalschriftsteller und Privatdetektiv, soll Bayards Unschuld beweisen, um damit Davys Komplex ad absurdum zu führen.

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Lynch, Scott – Sturm über Roten Wassern (Gentleman Bastards 2)

Gentleman Bastards:

1 „Die Lügen des Locke Lamora“
2 „Sturm über roten Wassern“
3 „Die Republik der Diebe“ (August 2013)

Nach den Ereignissen des ersten Bandes sind Locke und Jean in Tal Verrar gelandet. Wie alle Städte verfügt auch diese über eine unermesslich reiche und dekadente Oberschicht, allerdings besteht sie hier aus Kaufleuten, nicht aus Adligen. Kein Grund für Locke, hier keinen großen Coup durchzuziehen. Bis er feststellen muss, dass die Soldmagier auf die Verstümmelung eines der ihren genauso rachsüchtig reagieren wie auf seinen Tod …

Bedingt durch den Ortswechsel sind natürlich außer Locke und Jean sämtliche Charaktere neu.

Requin ist Chef des Sündenturms, des exclusivsten Spielcasinos der Stadt, abgesehen davon verfügt er über Spitzel und Schlägerbanden überall in der Stadt. Obwohl er sich im Grunde nicht in Politik einmischt, ist es kein Geheimnis, dass er mit den Stadträten, den Priori, sympathisiert. Abgesehen davon ist er dafür bekannt, ein Liebhaber von Antiquitäten zu sein.

Stragos ist der Archont, der militärische Oberbefehlshaber von Tal Verrar, und der politische Rivale der Priori, ein ehrgeiziger, rücksichtsloser Mistkerl, der es für ein erstrebenswertes Ziel hält, selbst die Natur durch ausgeklügelte Maschinen der Kunsthandwerker aus Tal Verrar zu ersetzen.

Und dann wäre da noch Zamira Drakasha, die Kapitänin der |Giftorchidee|, intelligent, tough und eine hervorragende Anführerin. Sie hat bereits eine schmerzhafte Niederlage gegen Stragos‘ Marine einstecken müssen, und obwohl sie sich seither von Tal Verrar fernhält, heißt das nicht, dass sie es ihm nicht liebend gerne heimzahlen würde.

Die Charakterzeichnung war schon im ersten Band nicht allzu tiefschürfend, das hat sich hier nicht geändert. Die genannten Personen sind kaum detaillierter oder intensiver dargestellt als Nebenfiguren wie Caldris oder Selendrí. Trotzdem besitzt jede von ihnen genug eigenes Profil, um nicht zweidimensional zu wirken.

Auch die Entwicklung der Handlung entspricht dem Vorgänger. Scott Lynch läßt sich Zeit mit der Entwicklung seines Plots. Einhundertfünfzig Seiten vergehen, ehe der Leser überhaupt eine Ahnung davon entwickelt, was für einen Coup Locke und Jean geplant haben. Gerade als es interessant zu werden beginnt, und der Leser sich zurücklehnt, um genüsslich zuzusehen, wie die beiden ihren Plan immer weiter in die Tat umsetzen, kommt ihnen wieder die Politik dazwischen. Locke braucht all sein schauspielerisches Geschick und all seinen Einfallsreichtum, um zwischen seinen beiden Gegnern – dem geschäftlichen und dem politischen – so zu lavieren, dass er sich und Jean nicht den Hals bricht. Bei all dem ist er nicht mehr in der Lage, die Ereignisse noch in die Richtung zu lenken, die er gerne hätte.

Und so finden die beiden Gentleman-Gauner sich schließlich ganz gegen ihren Willen auf einem Schiff wieder, das Richtung Süden segelt, um dort eine Horde Piraten zum Krieg aufzustacheln. Natürlich kann ein solches Unternehmen unter dem Kommando zweier so ausgemachter Landratten nur schiefgehen!

Trotz des steigenden Drucks auf Locke und Jean verläuft die Geschichte erstaunlich spannungsarm. Da es die beiden ungefähr bei der Hälfte des Buches aufs Meer verschlägt, müssen erneut Charaktere eingeführt und eine neue Umgebung anschaulich gemacht werden. Abgesehen davon passiert auf einer Schiffsreise in der Regel ziemlich wenig. So bleiben der Sturm und das Entern eines kleinen Kauffahrers eher kurze Actionepisoden, Teil eines durchgehenden Spannungsbogens sind sie nicht.

Dennoch wird es nie langweilig. Ob der Autor nun ausführlich beschreibt, wie Locke und Jean zwei reiche Damen im Spielcasino ausnehmen, oder wie sich der Alltag auf einem Piratenschiff abspielt, die Darstellung wirkt stets lebendig und einfallsreich. Manche Szenen waren für den eigentlichen Verlauf der Handlung nicht wirklich relevant, so zum Beispiel die Durchfahrt durch die Salon-Passage, oder Drakashas Konfrontation mit Rance, sie verliehen der Geschichte jedoch Flair und Abwechslung.

Gegen Ende schließlich wird es dann doch spannend. Abgesehen von der Seeschlacht schlägt der Autor noch einige Haken, die für Überraschungen sorgen, ohne die Logik zu verbiegen, und wartet mit einem gemeinen kleinen Schlusstrick auf.

Mir hat der zweite Band genauso gut gefallen wie der erste. Scott Lynch hat ein Händchen für die richtige Mischung aus Gaunerei, Charme, Lügen, Intrigen, Action, Humor und Dramatik, wobei letztere dankenswerterweise jegliches Pathos vermissen lässt. Seine Protagonisten sind hervorragende Sympathieträger, der Plot hintersinnig und gut durchdacht, sein Setting ist stimmungsvoll und lebendig.

Da stört es mich nicht im geringsten, dass diesmal ein Faden der Handlung nicht abgeschlossen ist. Ich werde den nächsten Band sowieso auf jeden Fall lesen.

Scott Lynchs beruflichen Werdegang, bevor er seinen ersten Roman veröffentlichte, könnte man salopp mit über-Wasser-halten umschreiben, als Tellerwäscher, Kellner und dergleichen. Nachdem die ersten beiden Bände über Locke Lamora innerhalb relativ kurzer Zeit erschienen sind, hat der Dritte nun doch etwas länger gedauert. Grund dafür könnte das Prequel „Bastards and Knifes“ sein, das 2011 veröffentlicht wurde, bisher aber nur auf Englisch erhältlich ist. Die Fortsetzung „The Republic of Thieves“ erscheint nun voraussichtlich im März diesen Jahres, die Herausgabe der deutschen Übersetzung unter dem Titel „Die Republik der Diebe“ ist für August geplant.

Taschenbuch: 944 Seiten
Originaltitel: Red Seas under Red Skies
Deutsch von Ingrid Herrmann-Nytko
ISBN-13: 978-3453531130

http://www.scottlynch.us/
http://www.lockelamora.co.uk/
http://www.heyne.de

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

David Goyer & Michael Cassutt – Himmelsschatten

Im August des Jahres 2019 kehren die USA in den Weltraum zurück: Was eigentlich als Mondfahrt geplant war, wird zum Planetenbruchstück „Keanu“ umgeleitet, das – von weit außerhalb des Sonnensystems kommend – diesem einen Besuch abstattet. Bevor „Keanu“ wieder den Weiten des Alls verschwindet, will man ihn erforschen. Die „Destiny 7“ wurde unter dem Kommando von Zack Stewart auch deshalb an den Start gebracht, um der ‚Konkurrenz‘ eins auszuwischen: Ein russisch-indisch-brasilianisches Konsortium hat das Raumschiff „Brahma“ in den Raum geschossen. Auf keinen Fall werden die USA Taj Radhakrishnan und seinen drei Kollegen das Feld allein überlassen!

Sowohl der „Destiny“ als auch der „Brahma“ gelingt die Landung auf dem 100 km durchmessenden Himmelskörper, der sich vor Ort als außerirdisches Raumschiff entpuppt. Die insgesamt sieben Raumfahrer schließen sich zwecks Untersuchung zusammen, während auf der Erde Hektik ausbricht: Für die USA gilt immer noch eine 1948 erlassene Militärdoktrin, nach der außerirdische Intelligenzen als potenzielle Feinde zu betrachten sind.

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Joan D. Vinge – Die Schneekönigin (Tiamat 1)

_Der |Tiamat|-Zyklus:_

_“Die Schneekönigin“ _(„The Snow Queen“, 1980, deutsch bei Heyne, 1983)
„Die Spur der Schneekönigin“ („World’s End“, 1984, deutsch bei Bastei-Lübbe, 1984)
„Die Sommerkönigin“ („The Summer Queen“ 1991, deutsch bei Heyne, 1991)
„Tangled Up in Blue“ (2000, ohne dt. Titel)

|Planetare Abenteuergeschichte à la Asimov|

Als auf Tiamat der 150-jährige Winter zu Ende geht, sollen die Schneekönigin und ihr Liebhaber traditionsgemäß dem Meer geopfert werden. Doch die immer noch attraktive Herrscherin Arienrhod denkt nicht daran, die Macht abzugeben. Sie hat technisches Wissen von anderen Welten geholt, mit denen sie den leichtlebigen und primitiven Sommer-Leuten ein Schnippchen zu schlagen gedenkt. (Verlagsinfo)

Die Handlung ist quasi eine Abwandlung von Hans Christian Andersens Märchen von der Schneekönigin, die sich ihre Liebhaber zu deren Unglück ins kühle Bett holt. Dies ist der erste Band der Schneekönigin-Trilogie, und für dieses Buch erhielt die Autorin 1981 den HUGO-Award der amerikanischen Science-Fiction-Leser.

_Die Autorin_

Joan Carol Dennison Vinge (* 2. April 1948 in Baltimore, Maryland) ist eine US-amerikanische Science-Fiction-Autorin. Vinge studierte zunächst Kunst auf dem College, wechselte aber später ihr Hauptfach und erhielt 1971 ihren Bachelor in Anthropologie von der San Diego State University. In erster Ehe war sie von 1972 bis 1979 mit den Science-Fiction-Autor Vernor Vinge verheiratet. 1980 ehelichte sie den Science-Fiction-Herausgeber James Frenkel, mit dem sie zwei Kinder hat.

Ihre erste Erzählung „Tin Soldier“ konnte sie 1974 in der Anthologiereihe Orbit 14 veröffentlichen. Weitere Geschichten folgten in verschiedenen Science-Fiction Magazinen wie „Analog“, „Asimov’s ScienceFiction“ und „Omni“ sowie diversen Anthologien.

1978 erhielt sie für ihre Erzählung „Eyes of Amber“ (deutsch: Bernsteinaugen) ihren ersten Hugo Award und 1981 für den Roman „The Snow Queen“ (deutsch: Die Schneekönigin) einen weiteren Hugo sowie den Locus Award. Ihr Roman „Psion“ (1982) wurde von der American Library Association als eines der besten Bücher des Jahres für junge Erwachsene bezeichnet. Sie wurde für weitere Preise nominiert, so unter anderem für den John W. Campbell Best New Writer Award. (Quelle: Wikipedia) Mit Romanfassungen von bekannten Filmen wie „Return of the Jedi“ oder „DUNE“ hat Vinge bestens verdient.

|Werke|

|Der Himmels-Chroniken-Zyklus:|
• „The Outcasts of Heaven’s Belt“. (1978 , deutsch: In den Trümmern des Himmelssystems. Moewig, 1981)
• Legacy. (1980, deutsch: Vermächtnis. Bastei-Lübbe, 1982)

|Der Cat-Zyklus|
• „Psion“. (1982, deutsch: Psion. Heyne, 1985)
• Catspaw. (1988, deutsch: Katzenpfote. Heyne, 1990)
• Dreamfall (1996)

_Handlung_

Als auf dem Planeten Tiamat der 150-jährige Winter zu Ende geht, sollen die herrschende Schneekönigin und ihr Liebhaber traditionsgemäß dem Meer geopfert werden. Doch die immer noch attraktive Herrscherin Arienrhod (ein walisischer Göttername, der „Silberrad“ bedeutet) denkt nicht daran, die Macht abzugeben. Sie hat technisches Wissen von anderen Welten, der technisierten Hegemonie, geholt, mit denen sie den leichtlebigen und primitiven Sommer-Leuten ein Schnippchen zu schlagen gedenkt. Das Klima wird tropisch, und eigentlich sollten die Süd-Staaten der Welt die Herrschaft übernehmen.

Arienrhod hat ihr Leben durch ein aus dem Blut der Meermädchen gewonnenes Elixier verlängert. Zudem hat sie Klone von sich selbst anfertigen lassen. Ihr Liebhaber Sparks ist ebenfalls einer davon. Sparks war aber zuvor mit Moon Dawntreader, einem weiteren Klon, verlobt. Moon, die eine wahrsagende Sibylle ist, begibt sich auf die Suche nach ihrem verschwundenen Verlobten.

In die vielen Abenteuer, die sie dabei erlebt, sind u.a. ein weiblicher Offizier der Hegemoniepolizei, der frühere Lover der Königin, Herne, ein sehr pflichtbewusster Polizeisergeant und ein Mann von einem anderen Planeten namens Ngenet verwickelt.

|SPOILER|

Mit dieser Truppe gelingt es Moon, die Intrigen der Schneekönigin zu vereiteln, das Massaker an den – wie sich herausstellt – intelligenten Meermädchen zu beenden, Arienrhod ihrem verdienten Ende zuzuführen und selbst Sommerkönigin zu werden. Sie ist die erste Sibylle, die erkannt hat, dass in ihrem Gehirn alle Daten der technischen Errungenschaften der Hegemonie gespeichert sind. Diesmal wird also der Abzug der Hegemonie nicht gleichbedeutend mit dem Entzug der technischen Gaben und dem Rückfall in die Primitivität eines Bauernstaates sein. Moons Gefährte auf dem Thron soll Sparks werden.

_Mein Eindruck_

Obwohl die angesichts einiger vorausgegangener Erzählungen Joan Vinges (sie war mit Science-Fiction-Autor Vernor Vinge verheiratet) hochgespannten Erwartungen nicht voll erfüllt wurden – es gibt ein paar Durchhänger und die Originalität der Ideen (s. u.) lässt mitunter zu wünschen übrig – bleibt „Die Schneekönigin“ ein spannender und phantasievoller Abenteuerschmöker mit einigen intensiven gefühlsvollen Szenen.

Die Handlung ist gewissermaßen eine Abwandlung von Hans Christian Andersens Märchen von der Schneekönigin, die sich ihre Liebhaber zu deren Unglück ins kühle Bett holt, so dass deren Geliebte (im Märchen ist es Gerda) sie retten müssen. Ich dachte aber auch an die Eiskönigin in „Der König von Narnia“ (The Lion, the Witch, and the Wardrobe) von C.S. Lewis, die sich den jungen Edmund in ihr kühles Schloss holt. Daraufhin müssen seine drei Geschwister Peter, Suse und Lucy ihn retten kommen.

Die kosmische Konstellation des exzentrischen Tiamat-Sonnensystems, das 150 Jahre Winter beschert, gemahnt stark an Asimovs klassische Story „Einbruch der Nacht“, in der ein extrem langer Tag von mehreren tausend Jahren Dauer sein abruptes Ende findet – mit schwerwiegenden Konsequenzen für die Psyche der Bewohner dieser Planeten. Aber auch in der Helliconia-Trilogie wurden sehr lange Winter und Sommer erfolgreich zu einer dramatischen Handlung verarbeitet. Inzwischen wissen die Astronomen, dass exzentrische Planetenumlaufbahnen die Norm sind – und nahezu runde bzw. nur leicht elliptische Umlaufbahnen wie die in unserem Sonnensystem die krasse Ausnahme.

Vinge setzte diesen preisgekrönten Erfolgsroman mit „World’s End“ (Die Spur der Schneekönigin“, dt. bei Bastei-Lübbe) mit wenig Erfolg fort. Weit wichtiger ist der Abschluss des Zyklus mit der ebenfalls preisgekrönten Duologie „Die Sommerkönigin“ (1992), die seitenmäßig sehr umfangreich ist. Der Heyne-Verlag hat alle drei Bände 1993 in einer sehr schön aufgemachten Ausstattung veröffentlicht.

|Broschiert: 560 Seiten
Aus dem US-Englischen übertragen von Joachim Körber,
Mit Illustrationen von Ursula Olga Rinne
ISBN-13: 978-3453308800|
http://www.heyne.de

Deas, Stephen – goldene Feuer, Das (Drachenthron 3)

Der Drachenthron:

Band 1: „Der Adamantpalast“
Band 2: „Der König der Felsen“
Band 3: „Das goldene Feuer“
Band 4: „The Black Mausoleum“ (noch ohne dt. Titel)

Kithyr, der Blutmagier, hat den Adamantspeer des Sprechers gestohlen. Doch obwohl er nicht an die Mythen glaubt, die sich um dieses uralte Artefakt ranken, scheint der Speer tatsächlich mehr zu sein als nur eine Waffe …

Jehal, der nur zu bereit war, den Speer für sein Leben einzutauschen, muss derweil feststellen, dass Zafir nicht nur den Angriff bei Evenspire überlebt, sondern auch sofort zum Gegenschlag ausgeholt und Lystra samt ihrem Neugeborenen als Geiseln genommen hat.

Hyrkallan schäumt seit dem Untergang Evenspires vor Wut und würde am liebsten einen Krieg vom Zaun brechen. Solange er allerdings nicht mit Jaslyn verheiratet ist, hat er keinerlei Befehlsgewalt, und Jaslyn weigert sich, den Drachen zu verlassen, den sie für ihren wiedergeborenen Vidar hält …

Jeiros versucht derweil, den Zankhähnen klar zu machen, dass die Drachen eine weit größere Gefahr darstellen als politische Rivalen, weil die alchemistischen Tränke zur Neige gehen.

Schneeflocke wiederum hat beschlossen, dass sie Kemir für ihren weiteren Feldzug zur Befreiung der anderen Drachen nicht mehr braucht …

Der dritte Band des Drachenthron-Zyklus wartet mit Charakterentwicklungen der eher unerwarteten Art auf:

Kemir war als Söldner schon immer hart gesotten, und inzwischen wird ihm nicht einmal mehr schlecht, wenn Schneeflocke mit ihren Opfern spielt. Und doch hat der enge Kontakt mit der Gleichgültigkeit der Drachen gegenüber jedwedem menschlichen Leid Spuren hinterlassen. Kemir scheint der Gewalt müde.

Aber auch Schneeflocke hat sich offenbar durch den verstärkten Kontakt mit Artgenossen verändert. War sie im letzten Band noch bereit, sich auf Kemir einzulassen, scheint er ihr inzwischen nur noch lästig zu sein.

Am verblüffendsten jedoch war Jehals Entwicklung. Er scheint das Schicksal seines Onkels tatsächlich zu bedauern, noch erstaunlicher war sein versiegendes Interesse an allem, was mit Politik und Intrige zu tun hat. Sein plötzlich erwachtes Verantwortungsbewusstsein setzte dem Ganzen schließlich die Krone auf.

Eine Enttäuschung war dagegen Jaslyn. Sie taucht lediglich in zwei oder drei Szenen auf, und ihr Drachenwahn hat sie so eindimensional werden lassen, dass sie kaum noch als Person zu bezeichnen ist.

Einerseits war das alles durchaus gut gemacht. Andererseits mangelt es dem Buch mehr denn je an einer Identifikationsfigur, denn Jaslyn taugt aufgrund ihrer Einschränkung bestenfalls noch als Spielstein. Außerdem ist der Handlung durch Jehals Entwicklung derjenige Charakter mit dem meisten Biß verloren gegangen. Bleiben Zafir, Kithyr und Schneeflocke. Und Vidar… obwohl dieser als eigenständiger Charakter bisher nicht allzu viel verspricht. Vorerst ist er – Schneeflockes Aussagen zum Trotz – einfach nur rachedurstig und mordlüstern, von den Überlegungen, der Intelligenz und Lernfähigkeit, die Schneeflocke an den Tag legt, war bei ihm in diesem Band nichts zu spüren. Ob sich das noch ändert, wird sich zeigen.

Tatsächlich ist die Person Kithyrs wohl die interessanteste von allen. Die Informationen, die der Leser gleich zu Beginn des Buches erhält, werfen eine Menge neuer Fragen auf. Und sie verschieben die Gewichtung hin zu den Taiykatei, die am Ende dieses ersten Bandes zum ersten Mal als eigenständige Personen auftauchen, und nicht nur als Bezeichnung für eine fremde Rasse. Ihre Motive, Ziele und Pläne bleiben allerdings noch immer unerwähnt. Der Leser weiß, dass sie unbedingt Drachen wollen, aber nicht wofür. Dasselbe gilt für den Adamantspeer.

Die Verlagerung dieses Artefaktes aus einem staubigen Keller hinein ins Geschehen verändert ebenfalls die Balance der Geschichte. Auf einmal wird die Vergangenheit des Kontinentes interessant, all die alten Geschichten, die von Königen, Alchemisten, Gardisten und Drachenreitern gleichermaßen für bloße Legenden gehalten werden. Und mit ihr die Magie. Die silbernen Männer, um die Schneeflocke bisher bewusst einen weiten Bogen gemacht hat, scheinen über Fähigkeiten zu verfügen, die sich von denen Kithyrs oder denen der Alchemisten grundlegend unterscheiden.

Letztlich läuft es darauf hinaus, dass die Demontage von Figuren wie Jehal, Jaslyn und Kemir den Weg freigemacht haben für eine Ausweitung des Ereignishorizonts. Das Geschehen des nächsten Bandes wird sich nicht mehr auf kleine Konkurrenzkämpfe zwischen rivalisierenden Königen um Macht und Reichtum beschränken, sondern ein zweites, ein fremdes Volk miteinbeziehen, das mit dem bisher beschriebenen lediglich durch die Existenz der Drachen verbunden zu sein scheint. Auf jeden Fall bietet sich hier eine Fülle von Möglichkeiten in jeglicher Hinsicht: Magie, historischer Hintergrund, Kultur.

Vielleicht wird es dann auch ein wenig spannender. Denn Spannung ist noch immer das eine Detail, das diesem Zyklus ein wenig fehlt. Daran haben weder die vielen Ärgernisse, mit denen Kemir sich herumschlagen muss, etwas geändert, noch das Duell zwischen Zefir und Lystra, nicht die große Schlacht zwischen zwei Dracheheeren und auch nicht der Kampf um den Adamantpalast. Nicht einmal das drohende Verhängnis, das der Leser dank Jeiros auf die Welt zukommen sieht, schafft das. dass es Stephen Deas gelungen ist, immer wieder für Überraschungen zu sorgen, dass die Entwicklung der Handlung nie wirklich vorhersehbar ist, reichte für Abwechslung, für Kurzweil, für wachgehaltenes Interesse. Aber nicht für feuchte Hände oder gar abgekaute Nägel.

Ich persönlich würde ich diesen Band nur knapp auf denselben Rang wie Band eins einstufen. Die Drachen haben sich in der Tat zu den mächtigsten und gefährlichsten Geschöpfen der Fantasy entwickelt, das Attribut geheimnisvoll trifft allerdings kaum noch zu. Bestenfalls könnte man sie noch als unberechenbar bezeichnen. Für mich haben sie damit jegliche Anziehungskraft verloren, was übrig bleibt, ist lediglich einer von mehreren Machtfaktoren. Die Charakterzeichnung ist von gleicher Qualität wie bisher, bietet aber noch immer keinen Sympathieträger. Dieses Manko stellt den Hauptspannungskiller dar, denn wenn einem die Leute, von denen man umgeben ist, bestenfalls gleichgültig sind, mit wem soll man dann mitfiebern?

Was das Buch trotz all dem lesenswert macht, ist die Entwicklung der Handlung. Stephen Deas sorgt geschickt dafür, dass immer, wenn das Potenzial eines Aspektes ausgeschöpft ist, ein anderer bereitsteht, um die Lücke zu füllen. Und der Ausblick auf den nächsten Band verspricht eine ganze Menge neues Potential, auch in Bezug auf die Figurenriege, die durch die Taiytakei zwangsläufig eine Erweiterung erfahren wird. Vielleicht findet sich unter den neuen Charakteren ja endlich auch jemand, der sympathisch genug ist, um den Leser auf seine Seite zu ziehen.

Stephen Deas ist Engländer und arbeitete nach einem abgeschlossenen Physikstudium in der Raumfahrttechnik, ehe er mit „Der Drachenthron“ seinen ersten Roman veröffentlichte. Seither ist er fleißig mit Schreiben beschäftigt. Der vierte Band des Zyklus erschien in England im August letzten Jahres unter dem Titel „The Black Mausoleum“. Außerdem ist der Zyklus Memory of Flames inzwischen bis Band vier gediehen, auf Deutsch bisher aber nicht erhältlich.

Taschenbuch 528 Seiten
Originaltitel „The Order of the Scales“
Deutsch von Beate Brammertz
ISBN-13: 978-3-453-52532-0

www.stephendeas.com
www.randomhouse.de/heyne

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Craig Rice – Mord im Gerichtshof

rice-mord-im-gerichtshof-cover-1981-kleinIn einer abgelegenen Kleinstadt gerät ein Urlauber-Paar in einer Mordserie; während die örtliche Polizei gern auf die beiden Sündenböcke zurückgreifen würde, nimmt Privatdetektiv Malone auf solche Befindlichkeiten keine Rücksicht … – Band 5 der erfolgreichen Serie um John J. Malone ist unterhaltsam verworren und karikiert das US-Provinzleben im Stil der zeitgenössischen „Screwball“-Komödien: lesenswert.
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Gene Wolfe – Der fünfte Kopf des Zerberus

Unter Gestaltwandlern, Träumern und Klonen

Schauplatz ist ein fernes Sonnensystem, das aus zwei Planeten besteht, die von französischen Aussiedlern kolonisiert wurden. Die Franzosen rotteten die Aborigines auf Sainte Anne aus, die wahrscheinlich Gestaltwandler waren, und errichteten auf den zwei Welten unterschiedliche Herrschaftssysteme, die sich misstrauisch bis feindlich gegenüberstehen.

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Ludlum, Robert; Lustbader, Eric Van – Bourne-Befehl, Der (Jason Bourne 9)

_Die |Bourne|-Serie:_

1) Die Bourne-Identität (The Bourne identity)
2) Das Bourne-Imperium (The Bourne Supremacy)
3) Das Bourne-Ultimatum (The Bourne Ultimatum)
4) [Das Bourne-Vermächtnis]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5355 (The Bourne Legacy; von Eric Lustbader)
5) [Der Bourne-Betrug]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5537 (The Bourne Betrayal; von Eric Lustbader)
6) The Bourne Sanction / [Das Bourne Attentat]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6125 (von Eric Lustbader, 2008)
7) The Bourne Deception / Die Bourne-Intrige (von Eric Lustbader, Veröffentlichung 2009)
8) The Bourne Objective / [Das Bourne-Duell]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7652 (von Eric Lustbader, Veröffentlichung 2010)
9) _Der Bourne-Befehl_ ([The Bourne Dominion]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8078 , von Eric Lustbader, 2011)
10) The Bourne Imperative (von Eric Lustbader, 2012)

_Jason Bourne vs. Severus Domna: Showdown in Damaskus_

Severus Domna, eine mächtige internationale Organisation, schickt sich an, der amerikanischen Wirtschaft einen vernichtenden Schlag zu versetzen. Doch zuvor muss der Mann beseitigt werden, der ihr als Einziger gefährlich werden kann: Jason Bourne. Severus Domna ruft zum Mord an ihm auf. Ausgerechnet Bournes russischer Freund Boris Karpow wird auf den amerikanischen Topagenten angesetzt. Erst kürzlich zum Chef des russischen Nachrichtendienstes FSB-2 ernannt, verdankt Karpw seinen Aufstieg der Führungsspitze von Severus Domna. Kann Bourne seinem Freund noch trauen? Findet Karpow einen Weg aus der tödlichen Zwickmühle? Diesmal führen alle Wege nach Damaskus, wo sich aller Schicksal entscheidet …

_Die Autoren_

1) |Eric Van Lustbader|, geboren 1946, ist der Autor zahlreicher Fernost-Thriller und Fantasyromane. Er lebt auf Long Island bei New York City und ist mit der SF- und Fantasylektorin Victoria Schochet verheiratet. Sein erster Roman „Sunset Warrior“ (1977) lässt sich als Science-Fiction bezeichnen, doch gleich danach begann Lustbader, zur Fantasy umzuschwenken.

1980 begann Lustbader mit großem Erfolg seine Martial-Arts & Spionage-Thriller in Fernost anzusiedeln, zunächst mit Nicholas Linnear als Hauptfigur, später mit Detective Lieutenant Lew Croaker: The Ninja; The Miko; White Ninja; The Kaisho usw. Zur China-Maroc-Sequenz gehören: Jian; Shan; Black Heart; French Kiss; Angel Eyes und Black Blade. Manche dieser Geschichten umfassen auch das Auftreten von Zauberkraft, was ihnen einen angemessenen Schuss Mystik beimengt.

Zuletzt erschien bei uns die Kundala-Trilogie: „Der Ring der Drachen“, „Das Tor der Tränen“ und „Der dunkle Orden“. Da diese Fantasy ebenfalls in einem orientalisch anmutenden Fantasyreich angesiedelt ist, kehrt der Autor zu seinen Wurzeln zurück, allerdings viel weiser und trickreicher. Kürzlich hat er noch einmal eine Wendung vollziehen und schreibt nun die Thriller seines verstorbenen Kollegen Robert Ludlum fort, so etwa „Die Bourne-Verschwörung“. 2007 erschien der Mystery-Thriller „Testamentum“ in der Art von Dan Browns „The Da Vinci Code“. Danach veröffentlichte Lustbader Fortsetzungen von Robert Ludlums BOURNE-Serie.

2) |Robert Ludlum| wurde 1927 in New York City geboren. Nach dem II. Weltkrieg begann er eine Karriere als Schauspieler, die er verfolgte, bis er vierzig wurde, also bis 1967. Er studierte Kunstgeschichte und fing mit dem Schreiben an. 1971 schießt sein erster Thriller „Das Scarlatti-Erbe“, an dem er 18 Monate schrieb, an die Spitze der Bestsellerlisten. Als ähnlich erfolgreich erwiesen sich auch alle weiteren Romane, so etwa „Das Osterman-Wochenende“ (verfilmt), „Die Scorpio-Illusion“ oder „Der Ikarus-Plan“.

Seine Erfahrung als Schauspieler kam ihm zugute: „Man lernt, wie man die Aufmerksamkeit des Publikums behält.“ Seine Bücher wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt und erreichten eine Auflage von mehr als 280 Millionen Exemplaren (Verlagsangabe Heyne). Zuletzt wurden die drei legendären Bourne-Thriller mit Matt Damon höchst erfolgreich verfilmt. Ludlum lebte bis zu seinem Tod am 12. März 2001 mit seiner Frau Mary und seinen Kinder in Florida und Connecticut.

Mehrere Autoren schreiben an den Serien, die Ludlum schuf, weiter. Derzeit befinden sich die Verfilmungen zu „The Matarese Circle“/“Der Matarese-Bund“ (mit Denzel Washington) und „The Chancellor Manuscript“/“Das Kastler-Manuskript“ (mit Leonardo DiCaprio) in der Produktion. Außerdem gibt es seit 2008 das Videospiel „Robert Ludlum’s: Das Bourne-Komplott“ für PlayStation 3 und Xbox360.

_Handlung_

Die weltumspannende Geheimorganisation Severus Domna ist immer noch hinter Jason Bourne her. Denn er ist der Mann, der sie um einen sagenhaften Goldschatz betrogen hat, mit dem sie das westliche Währungssystem zerstören wollte. Nun wählt sich Benjamin el-Arian, der Leiter der Gruppe, ein neues Ziel aus: die strategischen US-Ressourcen an seltenen Erden, die in Kalifornien entdeckt wurden. Gelingt es ihm, die Vorräte in Indigo Ridge zu zerstören, könnten die Amerikaner keine Mobiltelefone, Tablet-PCs und Hightech-Waffen mehr bauen – sie müssten die Chinesen um diese Rohstoffe bitten, die bislang 97 Prozent der Vorräte kontrollieren und sie künstlich verknappen.

|Bourne|

Während Benjamin el-Arian eine weitere, gut getarnte Attentäterin auf den Weg schickt, begegnet Bourne im Camp eines kolumbianischen Drogenlords einem Mann, dem er Schlimmes angetan hat: Jalal Essai. Ihm gehörte der Laptop, der brisante Informationen über Severus Domna und deren Pläne enthielt und den er für Alex Cross, den Treadstone-Chef, stahl. Dabei verletzte Bourne ein muslimisches Gebot. Inzwischen aber hat sich Essai von Severus Domna losgesagt, weil diese ihm seine Tochter geraubt haben, und will sich widerwillig mit Bourne verbünden. Sein Ziel: Rache. Als erste Leistung verrät er Bourne, wen die Agenten el-Arians auf Bourne angesetzt haben: seinen guten Freund Boris Karpow.

|Karpow|

Erst kürzlich zum Chef des mächtigen russischen Sicherheitsdienstes FSB-2 ernannt, verdankt Boris Karpow seinen Aufstieg der Führungsspitze von Severus Domna. Doch er ist dafür einen Pakt mit dem Teufel eingegangen, mit seinem Kollegen Cherkesow. Dieser verlangt im Gegenzug von Karpow das Unvorstellbare: Er soll seinen Freund Jason Bourne eliminieren. Karpow ist bestürzt und wendet sich an seinen ältesten Freund und Mitkämpfer. Iwan Wolkin rät ihm herauszufinden, was ein Test ist und was ein Opfer.

Die Wege von Bourne und Karpow kreuzen sich in der Altstadt der syrischen Hauptstadt Damaskus. Kann Bourne dem Russen, dem er einst das Leben rettete, noch trauen? Und findet Boris Karpow einen Weg, sich aus der tödlichen Zwickmühle zu befreien? Ihnen bleibt nicht viel Zeit, denn schon bald sehen sie sich mit ihren größten Widersachern konfrontiert.

|Unterdessen|

Christopher Hendricks ist der neue Verteidigungsminister der USA und hat klammheimlich das ehemalige CI-Programm „Treadstone“ reaktiviert. Die einzigen beiden Agenten, die ihm zur Verfügung stehen, sind allerdings bislang nur die beiden geschassten CI-Agenten Soraya Moore, Jason Bournes Busenfreundin, und Peter Marks, ein exzellenter Computerermittler.

Der US-Präsident betraut Hendricks damit, die Security für Indigo Ridge, die kalifornische Mine für Seltene Erden, aufzubauen und zu leiten. Was Hendricks verwundert, ist der Umstand, dass die Firma NeoDyme, die diese Mine vermarktet, an der Börse derartig viel Erfolg hat, obwohl man vom Vorleben ihres Direktors Roy FitzWilliam wenig weiß. Als er Peter Marks auf FitzWilliams ansetzt, wird Peter um ein Haar Opfer einer Autobombenexplosion, gleich darauf wird er entführt. Nur Jason Bournes Freunde Tyrone und Deron können ihn vor einem höchst unerfreulichen Ende bewahren.

Nichtsahnend freundet sich Christopher Hendricks unterdessen mit seiner neuen Gärtnerin an. Diese Maggie Penrod ist bezaubernd, und da er noch immer seiner verstorbenen Frau Amanda nachhängt, fühlt er sich auf einmal recht einsam. Kann Arbeit allein ein Leben ausfüllen, fragt er sich? Wohl kaum. Zum Verdruss seiner Leibwächter trifft er sich mit Maggie immer öfter. Und zudem setzt sie ihm einen Floh ins Ohr: Er solle die Security von Indigo Ridge doch dem neuen CI-Direktor Danziger überlassen, denn der werde sich damit schon bald bis auf die Knochen blamieren. Doch Hendricks ahnt nicht, dass Benjamin El-Arian „Maggie“ geschickt hat, um Hendricks erst bloßzustellen und dann zu eliminieren …

|Paris|

Soraya Moore lebt unterdessen auf Alarmstufe Rot: Einer ihrer Kontakte in Paris wurde ermordet. Um herauszufinden, wer dahinter steckt, arbeitet sie erst mit einem jüdischen Inspektor der französischen Polizei zusammen, dann, als die Spur in die arabische Welt weist, mit ihrem ehemaligen Geliebten Amun Chaltoum, dem Chef des ägyptischen Geheimdienstes. Sie hätte es besser wissen sollen, als einen Juden und einen Araber Seite an Seite zu engagieren. Sie gehen sich um ein Haar gegenseitig an die Gurgel.

Doch der Auftrag ist zu wichtig. Er führt direkt zur Tarnorganisation The Monition Club von Severus Domna, die von El-Arian geleitet wird. Monsieur Donatien Marchand scheint harmlos genug, doch als Amun eine Wanze in dessen Büro anbringt, belauschen sie, wie er einen Mord in Auftrag gibt – und das Ziel sollen sie und ihre beiden Kollegen sein. Als sie Marchand in einen völlig von Arabern bewohnten Vorort folgen, tappen sie direkt in eine tödliche Falle …

_Mein Eindruck_

Dieser Band von Bournes Abenteuern führt einige Fäden, die mit Severus Domna zu tun haben, zu ihrem Ende. Die uralte Geheimorganisation der Römer sollte ursprünglich Okzident (dafür steht „Severus“, nach Kaiser Septimus Severus) und Orient (dafür steht seine syrische Gemahlin Domna) zusammenführen. Doch unter dem Angriff einer russischen Untergrundorganisation namens Almaz entschloss sich ihr Leiter, Benjamin El-Arian, sich mit einem scheinbar gemäßigten Muslimführer namens Semid Al-Qahhar zusammenzutun. Das war ein schwerer Fehler, denn Semid ist in Wahrheit ein islamistischer Terrorist, der versucht, Severus Domna für seine Zwecke zu missbrauchen. Und diese Pläne sehen den Sturz des amerikanischen Imperiums vor. Daher sein geplanter Angriff auf Indigo Ridge.

Diese Mine für Seltene Erden, die für neuartige Waffensysteme strategische Bedeutung haben, muss um jeden Preis geschützt werden, geht es nach dem US-Präsidenten. Deshalb die dortige Zentrale von Chris Hendricks, dem Verteidigungsminister, und seiner neuen Geliebten Maggie Penrod alias Skara Noren. Wie schon so häufig in Lustbaders Romanen wird die Liebe selbst dem entschlossensten Krieger zum Verhängnis, wenn er in dieser Hinsicht einen wunden Punkt aufweist. Und Hendricks hängt immer noch der verblichenen Amanda nach – dies ist seine Achillesferse. Und Skara nutzt sie weidlich aus, indem sie ihn überredet, die Security für Indigo Ridge abzugeben.

|Alles hängt zusammen|

Jason Bourne hat Skaras Mutter ermordet. Es war ein Auftrag Treadstones und ein völlig sinnloser Racheakt Alex Conklins dafür, dass Cristien Noren, Skaras Vater, ihn töten wollte. Skara hat zwei Zwillingsschwestern. Mikaela wollte das Geheimnis um ihren verschwundenen Vater Cristien lüften und kam dabei um, doch Kaja hat überlebt, indem sie nach Kolumbien ging. Hier lebte sie fünf Jahre mit einem Mann der Severus Domna zusammen – bis er abtrünnig wurde. Jason Bourne rettet das Paar und bringt es zu Don Fernando Herrera ins spanische Cadiz. Nun erfährt er erstmals von dem, was seine Tat, an die er sich krampfhaft zu erinnern versucht, angerichtet hat. Doch weil Kaja nicht weiß, wo Skara ist, kann er Treadstone 2.0 nicht vor ihr warnen. Und so tappen Treadstones neuer Herr Chris Hendricks ebenso wie dessen Mitarbeiter Peter Marks und Soraya Marks in tödliche Fallen.

|Alle Wege führen nach Damaskus|

Durch Jalal Essai weiß Bourne, dass sein Freund Karpow von Severus Domna angestiftet worden ist, ihn zu töten. Alle Wege führen nun zum östlichen Hauptquartier dieser Organisation: Es liegt in der verwinkelten Altstadt von Damaskus. Mehrere Showdowns, einer gewalttätiger als der vorhergehende, reihen sich hier crescendoartig aneinander, bis eine gewaltige Explosion die syrische Hauptstadt erschüttert. (Ein Vorausverweis auf den aktuellen Bürgerkrieg?) Unterdessen geht auch in Paris die Ermittlung Soraya Moores auf die Zielgerade …

Wie man sieht, ist für jede Menge Spannung, Intrige, Romantik und verdammt viel Action gesorgt. Aus Sicht des amerikanischen Lesers ist der ungewöhnlichste Aspekt an den Bourne-Büchern, dass sie fast durchweg im Ausland spielen, den Leser also an die exotischsten Orte führen. Um dieses Szenario zu genießen, ist seitens des Lesers ein Bildungsniveau erforderlich, das weit über das der Oberschule hinausgeht. Auch der Einsatz von Hightech ist in den Bourne-Romanen extrem hoch, so dass auch hier die Kenntnisse auf hohem Niveau sein sollten. Andererseits weiß heute jeder „Digital Native“, was ein USB-Stick, eine DVD und eine Webcam ist.

|Cliffhanger|

Durch ständige Cliffhanger wird der Leser erfreulicherweise dazu angehalten, weiterzublättern, um herauszufinden, wie es mit dem jeweiligen Erzählstrang weitergeht. Es wechseln sich mindestens vier Stränge ab: Bourne, Soraya, Karpov und Hendricks, Hie und da gibt es noch eine Nebenfigur, an deren Gedanken, Meinungen und Vergangenheit wir teilhaben dürfen. Die bei Weitem interessanteste Nebenfigur ist Skara Noren. Sie hat nämlich laut ihrer Schwester Kaja nicht nur eine Persönlichkeit, sondern gleich sechs verschiedene. Deshalb eigne sie sich ja auch so gut als Agentin und Attentäterin.

|Multiple Persönlichkeiten|

Das dissoziative Persönlichkeits-Syndrom ist keine Erfindung von Romanautoren, sondern eine medizinisch anerkannte Tatsache. Sie wurde schon in den achtziger Jahren von Daniel Keyes in Romanen ausgeschlachtet, später dann von Jonathan Nasaw. Dann aber war die Idee ein wenig ausgelutscht. Wohl deshalb hält sich Lustbader in der Schilderung dieser Dissoziation sehr zurück.

Gut möglich, dass gekürzt wurde. So erfahren wir nie, wie die sechs Personas in Skaras Kopf heißen, worin sie sich unterscheiden, welche Vorteile ihr Einsatz bietet und welches Ende sie nehmen. Dies müssen wir erschließen. Und der Epilog gibt dazu die besten Anregungen. Skara war nämlich gar nicht Skara, und sie war auch nie Maggie Penrod …

|Action|

Ein Mann liest die Bourne-Bücher ja vor allem wegen der Actionszenen, nicht etwa wegen der vielfach verschlungenen Intrigen. Auch im Kino ist Bourne der Kämpfer par excellence, und Matt Damon machte in allen drei bisherigen Filmen einen fantastischen Job. Ich kann zwar nicht erkennen, welche Kampfsportarten er alle kombiniert, weil ich ein Laie bin, der nur Judo kann, aber im Buch geht es definitiv karatemäßig zur Sache.

Und zwar stets mit tödlichen Folgen. Da werden reihenweise Genicke gebrochen, Kehlköpfe zerschmettert und Nasen eingeschlagen. Auch Boris Karpov ist in dieser Hinsicht keine Zimperliese. Wenn es Bourne dann doch mal trifft, ist das meist nur eine Fleischwunde. Und Soraya Moore? Es ist ein Wunder, wie sie sich mit einer massiven Gehirnerschütterung auf den Beinen halten und den Feind in der Höhle des Löwen stellen kann. Peter Marks ergeht es keinen Deut besser. Doch er hat wenigstens einen Schutzengel.

_Die Übersetzung _

Mitllerweile schlampt der Autor nicht mehr so wie bei seinen ersten vier Bourne-Romanen. Zumindest in den Originalausgaben. Entsprechende Fehler habe ich in meinen Rezensionen moniert. Sie wurden zum Glück in den deutschen Ausgaben allesamt korrigiert. Die vermeintliche Lücke, die ich im Kapitel 14 des Originals entdeckt zu haben glaubte, existiert nicht. Das hat mir ein Blick auf S. 232 in der Übersetzung bestätigt.

Am Anfang von Kapitel 25 wird kurz auf ironische Weise der Bob-Dylan-Song „Like a rolling stone“ zitiert: „How does it feel – to be on your own, no direction home?“ In der Übersetzung wird diese Zeile, die zu den berühmtesten der Popkultur gehört, wortwörtlich übersetzt, so dass keinerlei Assoziation an Bob Dylan übrigbleibt: >>“Na, wie fühlt man sich so“, spöttelte Zatschek. „So ganz allein, so weit weg von daheim?“<<

In Kapitel 32 taucht erstmals die Waffenbezeichnung AK-74 auf. Zuerst dachte ich, es könnte sich um einen Zahlendreher handeln und es müsste eigentlich „AK-47“ heißen, das berühmte Maschinengewehr der sowjetischen Armee. Das trifft jedoch nicht zu. Schon ein kurzer Blick in den entsprechenden Artikel der Wikipedia belehrte mich eines Besseren: Das AK-74 gibt es schon seit den siebziger Jahren (http://de.wikipedia.org/wiki/AK-74). Es ist das Standardgewehr der russischen Armee.

Die deutsche Übersetzung dreht das Rad der Zeit zurück. Ab Seite 535 heißt es wieder „AK-47“. Kalaschnikow baute das Gewehr anno 1947. Mehr dazu unter dem Wikipedia-Artikel (http://de.wikipedia.org/wiki/AK-47). Was soll der Leser davon halten? Es ist kein Beinbruch, wenn da nun AK-47 steht, aber Experten könnten doch die Stirn runzeln, wenn sie wissen, dass diese Antiquität bereits 1974 durch das AK-74 abgelöst wurde.

_Unterm Strich_

Dies ist mittlerweile der neunte BOURNE-Roman, so dass man mit Fug und Recht von einer Serie sprechen kann. Der jüngste Roman „The Bourne Imperative“ erschien Sommer 2012 und kommt wohl erst in einem Jahr nach Deutschland. Da das Gesetz der Serie herrscht, sollte der Leser ein paar Dinge beachten. Er kann nicht einfach mit diesem Roman einsteigen, denn dann verstünde er nur Bahnhof. Es gibt weder ein Glossar, ein Personenverzeichnis, noch Fußnoten. Quer- und Zurückverweise sind die einzige Hilfe, die er bekommt.

|München-Bashing|

Zweitens erscheinen mehrere Schauplätze in regelmäßigen Abständen. Dazu gehören Washington, D. C., als Sitz von CI, Regierung und Treadstone. Aber auch München ist ständig vertreten: Es ist das Reich des Bösen. Ein Sündenpfuhl, in dem hirnlose Säufer Sauerkraut und Wurst mampfen. Sie werden von einer nahezu allgegenwärtigen Polizeitruppe beschützt, die unseren Helden, hier ist es Karpov, in Bedrängnis bringt – und stark an die Gestapo erinnert. Dabei sitzt der wahre Feind in der Münchner Moschee, von wo er ein Spinnennetz von hier ausgebildeten Terroristen dirigiert.

Nein, Bashing ist kein bayerischer Vorort von München, sondern die Spezialität des Autors. Sogar die Bank des Bösen heißt Nymphenburger Landesbank. Das München-Bashing ist absolut ernstzunehmen. Und wem dies nicht gefällt, sollte keinen BOURNE-Roman mehr von Lustbader mehr lesen.

|Zensiert?|

Trotz dieser Eigenheiten hat mich auch dieser BOURNE-Roman außerordentlich gut unterhalten. Die Action gibt es massenweise, die Romantik kommt ebenfalls nicht zu kurz. Und wenn inzwischen der Sex und so einiges hinsichtlich der Psychologie weggekürzt worden sind, so lag das sicher nicht an Lustbader, sondern am Verlag. So erging es ihm ja bei den deutschen, zensierten Ausgaben seiner Romane „Der Ninja“, „Die Miko“ und „Schwarzes Herz“ (siehe dazu meine Berichte).

Im Übrigen waren den (amerikanischen) Lesern die beiden ersten BOURNE-Romane von Lustbader zu lang, vor allem wegen der ausführlichen Psychologie- und Biografie-Passagen. Diese hat der Autor also gestrafft und führt sie nur noch skizzenhaft aus. So liest sich der Text nun sehr straff und flott. Man sieht also, dass auch Leser Zensur ausüben können. Über Twitter steht der Autor in ständigem Dialog mit seinem Lesepublikum.

|Die Serie|

Im Epilog kommt das Gesetz der Serie wieder zum Tragen. Auch Jason Bourne hat nicht alles herausbekommen, was Severus Domna, Almaz, Treadstone und die Russen angeht. Dafür haben zwei schlaue alte Herren gesorgt, die inzwischen ihre eigenen Schäfchen ins Trockene gebracht haben. Der Kampf um Indigo Ridge, so scheint es, hat gerade erst begonnen.

|Die Übersetzung |

Bis auf zwei Eigenheiten, die ich oben erwähnt habe, finde ich die deutsche Übersetzung sehr gelungen. Auf den Stichproben, die ich gelesen habe, ist sie korrekt und flüssig zu lesen. Die Mehrschichtigkeit, das Markenzeichen von Lustbaders Erzählstil, ist durchaus wiederzuerkennen und dürfte auch dem deutschen Leser keine Schwierigkeiten bereiten. Schön wäre natürlich ein Personenverzeichnis gewesen, um es dem Einsteiger in die Serie einfacher zu machen, aber man kann nicht alles haben.

Das Titelbild entspricht genau dem der amerikanischen Vorlage. Im dynamischen und fotografischen Darstellungsstil reiht es sich in den Titelbildstil ein, der sich mittlerweile für die ganze Serie durchgesetzt hat. Wahrscheinlich hat sich dies der amerikanische Verlag auch vertraglich zusichern lassen.

|Hinweis|

Keines der oben erwähnten Bücher in der BOURNE-Reihe hat irgendetwas mit der Handlung des vierten Jason-Bourne-Films zu tun. Es ist also sinnlos, hier eine Buchvorlage zu suchen. Und der Leser findet in dem Film einen optischen Mehrwert, den er in den Büchern nicht bekommt.

|Gebunden: 560 Seiten
Originaltitel: The Bourne Dominion (2011 )
Aus dem US-Englischen übersetzt von Mag. Norbert Jakober
ISBN-13: 978-3453266940|
http://www.heyne.de

_Robert Ludlum bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Paris-Option“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1068
[„Die Ambler-Warnung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3493
[„Das Osterman-Wochenende“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6841

Stephen Deas – Der König der Felsen (Drachenthron 2)

Der Drachenthron:

Band 1:Der Adamantpalast“
Band 2: „Der König der Felsen“
Band 3: „Das goldene Feuer“ (Februar 2013)

Jehal scheint sein Etappenziel erreicht zu haben: seine Geliebte Zafir ist zur neuen Sprecherin ernannt worden. Und doch entwickelt sich sein Plan nicht wie vorgesehen! Zafir ist entschlossen, Shezira hinrichten zu lassen, was einen Krieg zur Folge hätte, den Jehal unbedingt vermeiden will. Außerdem scheint er zu seiner eigenen Überraschung allmählich Gefühle für seine junge Frau zu entwickeln …

Stephen Deas – Der König der Felsen (Drachenthron 2) weiterlesen

Lustbader, Eric Van – Robert Ludlum\’s The Bourne Dominion (Jason Bourne 9)

_Die |Bourne|-Serie:_

1) Die Bourne-Identität (The Bourne identity)
2) Das Bourne-Imperium (The Bourne Supremacy)
3) Das Bourne-Ultimatum (The Bourne Ultimatum)
4) [Das Bourne-Vermächtnis]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5355 (The Bourne Legacy; von Eric Lustbader)
5) [Der Bourne-Betrug]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5537 (The Bourne Betrayal; von Eric Lustbader)
6) The Bourne Sanction / [Das Bourne Attentat]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6125 (von Eric Lustbader, 2008)
7) The Bourne Deception / Die Bourne-Intrige (von Eric Lustbader, Veröffentlichung 2009)
8) The Bourne Objective / [Das Bourne-Duell]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7652 (von Eric Lustbader, Veröffentlichung 2010)
9) _The Bourne Dominion_ (von Eric Lustbader, 2011)
10) The Bourne Imperative (von Eric Lustbader, 2012)

_Der Schattenkrieger_

Eine mächtige internationale Organisation schickt sich an, der amerikanischen Wirtschaft einen vernichtenden Schlag zu versetzen. Doch zuvor muss der Mann beseitigt werden, der ihr als Einziger gefährlich werden kann: Jason Bourne. Ausgerechnet Bournes russischer Freund Boris Karpow wird auf den amerikanischen Topagenten angesetzt. Findet Karpow einen Weg aus der tödlichen Zwickmühle? (Verlagsinfo)

_Handlung_

Die weltumspannende Geheimorganisation Severus Domna ist immer noch hinter Jason Bourne her. Denn er ist der Mann, der sie um einen sagenhaften Goldschatz betrogen hat, mit dem sie das westliche Währungssystem zerstören wollte. Nun wählt sich Benjamin el-Arian, der Leiter der Gruppe, ein neues Ziel aus: die strategischen US-Ressourcen an seltenen Erden, die in Kalifornien entdeckt wurden. Gelingt es ihm, diese Vorräte zu zerstören, könnten die Amerikaner keine Mobiltelefone, Tablet-PCs und Hightech-Waffen mehr bauen – sie müssten die Chinesen um diese Rohstoffe bitten, die bislang 97 Prozent der Vorräte kontrollieren und sie künstlich verknappen.

Während Benjamin el-Arian eine weitere, gut getarnte Attentäterin auf den Weg schickt, begegnet Bourne im Camp eines kolumbianischen Drogenlords einem Mann, dem er Schlimmes angetan hat: Jalal Essai. Ihm gehörte der Laptop, der brisante Informationen über Severus Domna und deren Pläne enthielt und den er für Alex Cross, den Treadstone-Chef, stahl. Dabei verletzte Bourne ein muslimisches Gebot. Inzwischen aber hat sich Essai von Severus Domna losgesagt, weil diese ihm seine Tochter geraubt haben, und will sich widerwillig mit Bourne verbünden. Sein Ziel: Rache. Als erste Leistung verrät er Bourne, wen die Agenten el-Arian auf Bourne angesetzt haben: seinen guten Freund Boris Karpow.

Erst kürzlich zum Chef des mächtigen russischen Sicherheitsdienstes FSB-2 ernannt, verdankt Boris Karpow seinen Aufstieg der Führungsspitze von Severus Domna. Doch er ist dafür einen Pakt mit dem Teufel eingegangen, wie sich zeigt, mit seinem Kollegen Cherkesow. Dieser verlangt im Gegenzug von Karpow das Unvorstellbare: Er soll seinen Freund Jason Bourne eliminieren. Karpow ist bestürzt und wendet sich an seinen ältesten Freund und Mitkämpfer. Iwan Wolkin rät ihm herauszufinden, was ein Test ist und was ein Opfer.

Die Wege von Bourne und Karpow kreuzen sich in der Altstadt der syrischen Hauptstadt Damaskus. Kann Bourne dem Russen, dem er einst das Leben rettete, noch trauen? Und findet Boris Karpow einen Weg, sich aus der tödlichen Zwickmühle zu befreien? Ihnen bleibt nicht viel Zeit, denn schon bald sehen sie sich mit ihren größten Widersachern konfrontiert.

|Unterdessen|

Christopher Hendricks ist der neue Verteidigungsminister der USA und hat klammheimlich das ehemalige CI-Programm „Treadstone“ reaktiviert. Die einzigen beiden Agenten, die ihm zur Verfügung stehen, sind allerdings bislang nur die beiden geschassten CI-Agenten Soraya Moore, Jason Bournes Busenfreundin und Peter Marks, ein exzellenter Computerermittler.

Der US-Präsident betraut Hendricks damit, die Security für Indigo Ridge, die kalifornische Mine für Seltene Erden, aufzubauen und zu leiten. Was Hendricks verwundert, ist der Umstand, dass die Firma NeoDyme, die diese Mine vermarktet, an der Börse derartig viel Erfolg hat, obwohl man vom Vorleben ihres Direktors Roy FitzWilliam wenig weiß. Als er Peter Marks auf FitzWilliams ansetzt, wird Peter um ein Haar Opfer einer Autobombenexplosion, gleich darauf wird er entführt. Nur Jason Bournes Freunde Tyrone und Deron können ihn vor einem höchst unerfreulichen Ende bewahren.

Nichtsahnend freundet sich Hendricks unterdessen mit seiner neuen Gärtnerin an. Diese Maggie Penrod ist bezaubernd, und da er noch immer seiner verstorbenen Frau Amanda nachhängt, fühlt er sich auf einmal recht einsam. Kann Arbeit allein ein Leben ausfüllen, fragt er sich? Wohl kaum. Zum Verdruss seiner Leibwächter trifft er sich mit Maggie immer öfter. Und zudem setzt sie ihm einen Floh ins Ohr: Er solle die Security von Indigo Ridge doch dem neuen CI-Direktor Danziger überlassen, denn der werde sich damit schon bald bis auf die Knochen blamieren. Doch Hendricks ahnt nicht, dass Benjamin El-Arian „Maggie“ geschickt hat, um Hendricks erst bloßzustellen und dann zu eliminieren …

|Paris|

Soraya Moore lebt auf Alarmstufe Rot: Einer ihrer Kontakte in Paris wurde ermordet. Um herauszufinden, wer dahinter steckt, arbeitet sie erst mit einem jüdischen Inspektor zusammen, dann, als die Spur in die arabische Welt weist, mit ihrem ehemaligen Geliebten Amun, dem Chef des ägyptischen Geheimdienstes. Sie hätte es besser wissen sollen, als einen Juden und einen Araber Seite an Seite zu engagieren. Sie gehen sich um ein Haar gegenseitig an die Gurgel.

Doch der Auftrag ist zu wichtig. Er führt direkt zur Tarnorganisation The Monition Club von Severus Domna, die von El-Arian geleitet wird. Monsieur Donatien Marchand scheint harmlos genug, doch als Amun eine Wanze in dessen Büro anbringt, belauschen sie, wie er einen Mord in Auftrag gibt – und das Ziel sollen sie und ihre beiden Mitarbeiter sein. Als sie Marchand in einen völlig von Arabern bewohnten Vorort folgen, tappen sie direkt in eine tödliche Falle …

_Mein Eindruck_

Dieser Band von Bournes Abenteuern führt einige Fäden, die mit Severus Domna zu tun haben, zu ihrem Ende. Die uralte Geheimorganisation der Römer sollte ursprünglich Okzident (Severus) und Orient (Domna) zusammenführen. Doch unter dem Angriff einer russischen Untergrundorganisation namens Almaz entschloss sich ihr Leiter, Benjamin El-Arian, sich mit einem scheinbar gemäßigten Muslimführer namens Semid Al-Qahhar zusammenzutun. Das war ein schwerer Fehler, denn Semid ist in Wahrheit ein islamistischer Terrorist, der versucht, Severus Domna für seine Zwecke zu missbrauchen. Und diese Pläne sehen den Sturz des Amerikanischen Imperiums vor. Daher sein geplanter Angriff auf Indigo Ridge.

Diese Mine für Seltene Erden, die für neuartige Waffensysteme strategische Bedeutung haben, muss um jeden preis geschützt werden, geht es nach dem US-Präsidenten. Deshalb die Zentrale von Chris Hendricks, dem Verteidigungsminister, und seiner neuen Geliebten Maggie Penrod alias Skara Noren. Wie schon so häufig in Lustbaders Romanen wird die Liebe selbst dem entschlossensten Krieger zum Verhängnis, wenn er in dieser Hinsicht einen wunden Punkt aufweist. Und Hendricks hängt immer noch der verblichenen Amanda nach – dies ist seine Achillesferse. Und Skara nutzt sie weidlich aus, indem sie ihn überredet, die Security für Indigo Ridge abzugeben.

Jason Bourne hat Skaras Mutter ermordet. Es war ein Auftrag Treadstones und ein völlig sinnloser Racheakt von Alex Conklin dafür, dass Cristien Noren in töten wollte, Skaras Vater. Skara hat zwei Zwillingsschwestern. Mikaela wollte das Geheimnis um ihren verschwundenen Vater lüften und kam dabei um, doch Kaja hat überlebt, indem sie nach Kolumbien ging. Hier lebte sie fünf Jahre mit einem Mann der Severus Domna zusammen – bis er abtrünnig wurde. Jason Bourne rettet das Paar und bringt es zu Don Fernando Herrera ins spanische Cadiz. Nun erfährt er erstmals von dem, was seine Tat, an die er sich krampfhaft zu erinnern versucht, angerichtet hat. Doch weil Kaja nicht weiß, wo Skara ist, kann er Treadstone 2.0 nicht vor ihr warnen. Und so tappen Treadstones neuer Herr Chris Hendricks ebenso wie dessen Mitarbeiter Peter Marks und Soraya Marks in tödliche Gefahr.

Durch Jalal Essai weiß Bourne, dass sein Freund Karpov von Severus Domna angestiftet worden ist, ihn zu töten. Alle Wege führen nun zum östlichen Hauptquartier dieser Organisation: Es liegt in der Altstadt von Damaskus. Mehrere Showdowns, einer gewalttätiger als der vorhergehende, reihen sich crescendoartig aneinander, bis eine gewaltige Explosion die syrische Hauptstadt erschüttert. (Ein Vorausverweis auf den aktuellen Bürgerkrieg?) Unterdessen geht auch in Paris die Ermittlung Soraya Moores auf die Zielgerade…

Wie man sieht, ist für jede Menge Spannung, Intrige, Romantik und verdammt viel Action gesorgt. Aus Sicht des amerikanischen Lesers ist der ungewöhnlichste Aspekt an den Bourne-Büchern, dass sie fast durchweg im Ausland spielen, den Leser also an die exotischsten Orte führen. Um dieses Szenario zu genießen, ist seitens des Lesers ein Bildungsniveau erforderlich, das weit über das der Oberschule hinausgeht. Auch der Einsatz von Hightech ist in den Bourne-Romanen extrem hoch, so dass auch hier die Kenntnisse auf hohem Niveau sein sollten. Andererseits weiß heute jeder PC-User, was ein USB-Stick, eine DVD und eine Webcam ist.

|Cliffhanger|

Durch ständige Cliffhanger wird der Leser erfreulicherweise dazu angehalten, weiterzublättern, um herauszufinden, wie es mit dem jeweiligen Erzählstrang weitergeht. Es wechseln sich ungefähr drei bis Stränge ab: Bourne, Soraya, Karpov und Hendricks, Hier und da gibt es noch eine Nebenfigur, an deren Gedanken, Meinungen und Vergangenheit wir teilhaben dürfen. Die bei Weitem interessanteste Nebenfigur ist Skara Noren. Sie hat nämlich laut ihrer Schwester Kaja nicht nur eine Persönlichkeit, sondern gleich sechs verschiedene. Deshalb eigne sie sich ja auch so gut als Agentin und Attentäterin.

|Multiple Persönlichkeiten|

Das dissoziative Persönlichkeits-Syndrom ist keine Erfindung von Romanautoren, sondern eine medizinisch anerkannte Tatsache. Sie wurde schon den achtziger Jahren von Daniel Keyes in Romanen ausgeschlachtet, später dann von Jonathan Nasaw. Dann aber war die Idee ein wenig ausgelutscht. Wohl deshalb hält sich Lustbader in der Schilderung dieser Dissoziation sehr zurück.

Gut möglich, dass hier, wie im gesamten Manuskript zu merken, heftig gekürzt wurde (besonders auf S. 172/173 in der Orion-Ausgabe). So erfahren wir nie, wie die sechs Personas in Skaras Kopf heißen, worin sie sich unterscheiden, welche Vorteile ihr Einsatz bietet und welches Ende sie nehmen. Dies müssen wir erschließen. Und der Epilog gibt dazu die besten Anregungen. Skara war nämlich gar nicht Skara, und sie war auch nie Maggie Penrod …

|Action|

Mann liest die „Bourne“-Bücher ja vor allem wegen der Actionszenen, nicht etwa wegen der vielfach verschlungenen Intrigen. Auch im Kino ist Bourne der Kämpfer par excellence, und Matt Damon machte in allen drei bisherigen Filmen einen fantastischen Job. Ich kann zwar nicht zu erkennen, welche Kampfsportarten er alle kombiniert, weil ich ein Laie bin, der nur Judo kann, aber im Buch geht es definitiv karatemäßig zur Sache.

Und zwar stets mit tödlichen Folgen. Da werden reihenweise Genicke gebrochen, Kehlköpfe zerschmettert und Nasen eingeschlagen. Auch Boris Karpov ist in dieser Hinsicht keine Zimperliese. Wenn es Bourne dann doch mal trifft, ist das meist nur eine Fleischwunde. Und Soraya Moore – es ist ein Wunder, wie sie sich mit einer massiven Gehirnerschütterung auf den Beinen halten und den Feind in der Höhle des Löwen stellen kann. Peter Marks ergeht es keinen Deut besser. Doch er hat wenigstens einen Schutzengel.

_Unterm Strich_

Dies ist mittlerweile der sechste oder siebte BOURNE-Roman, so das man mit Fug und Recht von einer Serie sprechen kann. Der jüngste Roman „The Bourne Imperative“ erschien Sommer 2012. Da das Gesetz der Serie herrscht, sollte der Leser ein paar Dinge beachten. Er kann nicht einfach mit diesem Roman einsteigen, denn dann verstünde er nur Bahnhof. Es gibt weder ein Glossar, ein Personenverzeichnis, noch Fußnoten. Quer- und Zurückverweise sind die einzige Hilfe, die er bekommt.

|Mehr München-Bashing|

Zweitens erscheinen mehrere Schauplätze in regelmäßigen Abständen. Dazu gehören Washington, D. C., als Sitz von CI, Regierung und Treadstone. Aber auch München ist ständig vertreten: Es ist das Reich des Bösen. Ein Sündenpfuhl, in dem hirnlose Säufer Sauerkraut und Wurst mampfen. Sie werden von einer nahezu allgegenwärtigen Polizeitruppe beschützt, die unseren Helden, hier ist es Karpov, in Bedrängnis bringt – und stark an die Gestapo erinnert. Dabei sitzt der wahre Feind in der Münchner Moschee, von wo er ein Spinnennetz von hier ausgebildeten Terroristen dirigiert.

Nein, Bashing ist kein bayerischer Vorort von München, sondern die Spezialität des Autors. Sogar die Bank des Bösen heißt Nymphenburger Landesbank. Das München-Bashing ist absolut ernstzunehmen. Und wem dies nicht gefällt, sollte keinen BOURNE-Roman mehr von Lustbader mehr lesen.

|Zensiert?|

Dennoch hat mich auch dieser BOURNE-Roman außerordentlich gut unterhalten. Die Action gibt es massenweise, die Romantik kommt ebenfalls nicht zu kurz. Und wenn inzwischen der Sex und viel der Psychologie weggekürzt worden sind, so lag das sicher nicht an Lustbader, sondern am Verlag. So erging es ihm ja bei den deutschen, zensierten Ausgabe seiner Romane „Der Ninja“, „Die Miko“ und „Schwarzes Herz“.

Im Übrigen waren den (amerikanischen) Lesern die beiden ersten BOURNE-Romane von Lustbader zu lang, v.a. wegen der ausführlichen Psychologie- und Biografie-Passagen. Diese hat der Autor also gestrafft und führt sie nur noch skizzenhaft aus. So liest sich der Text nun sehr straff und flott. Man sieht also, dass auch Leser Zensur ausüben können. Über Twitter steht der Autor in ständigem Dialog mit seinen Lesern.

|Die Serie|

Im Epilog kommt das Gesetz der Serie wieder zum Tragen. Auch Jason Bourne hat nicht alles herausbekommen, was Severus Domna, Almaz, Treadstone und die Russen angeht. Dafür zwei schlaue alte Herren gesorgt, die inzwischen ihre eigenen Schäfchen ins Trockene gebracht haben. Der Kampf um Indigo Ridge, so scheint es, hat gerade erst begonnen. Und deshalb muss man sich sofort die Fortsetzung besorgen. Was ich natürlich sofort getan habe.

|Taschenbuch: 534 Seiten
ISBN-13: 978-1409121398|

_Robert Ludlum bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Paris-Option“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1068
[„Die Ambler-Warnung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3493
[„Das Osterman-Wochenende“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6841

Frederik Pohl & Cyril M. Kornbluth – Eine Handvoll Venus

Das Narrenschiff Erde

In einer übervölkerten Welt soll ein Raumschiff Kolonisten zur Venus bringen. Die Fowler Schocken Werbeagentur hat dafür die Exklusivrechte und will das Unternehmen möglich profitabel einfädeln. Mitch Courtenay wird Leiter des Programms. Doch gemäß der Devise „Geschäft ist Krieg“ sieht er sich im Handumdrehen als Zielscheibe für mehrere Anschläge, denen er glücklich entgeht. Erst in der Antarktis erwischt ihn der Gegner – er landet ganz unten: unter den verachteten Konsumenten. Doch wer ist sein ominöser Gegner?

Die Autoren

Frederik Pohl & Cyril M. Kornbluth – Eine Handvoll Venus weiterlesen

Ken Marschall; Donald Lynch – Titanic – Königin der Meere

Keine andere Katastrophe hat die Menschen so berührt, wie der Untergang der RMS Titanic am 14./15. April 1912, als sie auf ihrer Jungfernfahrt einen Eisberg streifte und sich der Atlantische Ozean nach etwas unter drei Stunden Todeskampf schließlich über dem geschlagenen Titanen schloss – zusammen mit der Titanic versanken die menschlichen Allmachtsphantasien, dass mit Technik allein alles zu beherrschen sei. Dieser Fortschrittsglaube des eduardinischen England (auch das „vergoldete Zeitalter“ genannt) zerbrach genauso, wie das Schiff, das diesen Way of Life so verkörperte, wie kein Anderes. Die anrührende Geschichte über die Verkettung mehrerer fataler Umstände liefert selbst heute noch genug Stoff, um Mythen zu nähren und diesen Luxusliner bestimmt noch lange im kollektiven Bewusstsein der Menschen zu halten.

Das Schiff und seine Geschichte – Ein Überblick

Über die Tragödie ist eine Menge geschrieben und noch mehr fabuliert worden. Kein anderes Schiff hat so viele Mythen und Sagen heraufbeschworen, wie die Titanic. Einiges hat sich bewahrheitet, Anderes hingegen ist hanebüchener und unhaltbarer Nonsens. Die Geschichte an sich dürfte eigentlich jedem einigermaßen bekannt sein, der Vollständigkeit halber seien sie hier – inklusive der hartnäckigsten Gerüchten – dennoch einmal grob zusammengefasst:

Gebaut wurde die Titanic als Zweites einer Reihe von drei Super-Linern für die White-Star Line auf der Werft von Harland & Wolff im irischen Belfast. Ihr Stapellauf fand bereits 1911 statt, danach wurde sie weiter ausgerüstet und komplettiert. Das Ganze dauerte ein gutes, weiteres Jahr. Zu dieser Zeit befand sich ihre ältere Schwester „Olympic“ bereits grade im Dienst und ihre jüngere – „Britannic“ – grade bei der Kiellegung. Die Titanic wurde auf Luxus ausgelegt, nicht auf Geschwindigkeit, was alle jene Gerüchte Lügen straft, dass die Titanic angeblich auf der Jagd nach dem „Blauen Band“ gewesen sein soll. Dazu wäre sie jedoch allein baulich nie in der Lage gewesen.

Ausgestattet mir „nur“ 3 Schrauben und vergleichsweise schwachen Niederdruck-Turbinen hätte sie es niemals mit der amtierenden Rekordhalterin „Mauretania“ der konkurrierenden Cunard-Line aufnehmen können. Dessen waren sich auch die Erbauer und Betreiber bewusst. Um optisch mehr Leistung vorzutäuschen, verpassten sie ihr sogar einen vierten Schornstein, obwohl der hintere ein Fake war, erachtete man es zu dieser Zeit als ein Muss 4 Schornsteine haben zu müssen. Eine Reederei, die was auf sich hielt, konnte es im heiß umkämpften Transatlantik-Verkehr nicht wagen, ein Schiff mit nur drei Schloten zu betreiben.

Konstruktiv war die Titanic ihrer Zeit weit voraus, doppelter Schiffsboden und elektro-magnetisch verschließbare Schotten konnten das Schiff selbst mit 3-4 gefluteten Sektionen noch an der Oberfläche halten, ein Szenario, dessen Eintreffen sich jedoch niemand wirklich vorstellen konnte, so kam die Presse zu der Aussage, sie sei unsinkbar – der Reederei gefiel eine solche Werbung natürlich und tat dementsprechend nichts diese Übertreibung zu dementieren oder zu bestätigen. Oft hat man den White-Star Offiziellen und der Werft unberechtigt vorgeworfen, eben jenes Attribut gar erfunden zu haben.

Die Kapazität der Rettungsboote entsprach buchstabengetreu dem Gesetz, niemand hat sich damals für ein Schiff dieser Größe Gedanken gemacht, ob das Fassungsvermögen für alle Menschen an Bord ausreichen würde – die Vorschrift sah eine Mindestanzahl an Rettungsbooten pro Bruttoregistertonne (BRT) vor, allerdings ging man seinerzeit von 10.000 BRT als absolutes Maximum aus. Ein Wert, den die Titanic bei Weitem überschritt – mehr noch: rein rechnerisch hatte sie laut Gesetz sogar zu viele Rettungsboote (!). Dass niemand auf die Idee kam, dass man wirklich ALLE Menschen von Bord bekommen muss, ist ein schlechter Treppenwitz der Geschichte.

Die schicksalshafte Jungfernfahrt beginnt schon nicht besonders, beim Auslaufen vom Dock ins offene Fahrwasser kommt es zu einer Beinahe-Kollision mit einem kleineren Passagierdampfer, der sich wegen des gewaltigen Sogs, den die Titanic allein schon durch ihre Masse erzeugt, losreißt und erst kurz vor dem Crash mit dem Ozeanriesen von Schleppern abgedrängt werden kann. Die Unglücksserie geht indes weiter in einem Kohlebunker bricht ein Feuer aus, dass erst beim Halt in Queenstown (heute Cobh) unter Kontrolle gebracht und gelöscht wird. Ohne weitere Zwischenfälle startet nun endlich die Passage über den Atlantik Richtung New York.

Die eintreffenden Eisbergwarnungen anderer Schiffe werden zum Teil wohl ignoriert, Kapitän Smith ordnet lediglich einen Kurs an, der weiter südlich liegt, als der ursprünglich geplante. So hofft er, den Eisberg-Gürtel ohne Probleme zu passieren. Der Reederei-Vorstand Bruce Ismay drängt ihn Volldampf zu fahren, auf das man schneller in New York sei, als geplant – das würde auch ohne „Blaues Band“ jede Menge positive Publicity geben. An Bord fühlen sich alle sicher und ein Besatzungsmitglied erklärt einer verängstigten Passagierin angeblich sogar noch süffisant: „selbst Gott kann dieses Schiff nicht versenken …“

Am 14. April gegen 23.40 sichtet Ausguck Frederik Fleet eine dunkle Masse in der spiegelglatten See direkt voraus – ohne Fernglas (bis heute ist nicht geklärt, warum keine vorhanden waren) ein schwieriges Unterfangen, seine Warnung an die Brücke: „Eisberg direkt voraus!“wird vom diensthabenden Offizier sofort in ein Ausweichmanöver umgesetzt, über dessen Sinnhaftigkeit man sich ebenfalls noch heute streitet: „Volle Kraft zurück! Ruder hart Backbord!“

Ein Schiff mit 269 Meter Länge stoppt man erst auf mehreren Kilometern und der Befehl die Maschinen rückwärts laufen zu lassen, ist auch erst mit einer gewissen Zeitverzögerung wirksam. Fazit: Der Bug der Titanic wandert zu langsam aus, die frontale Kollision ist zwar vermieden, doch der Eisberg schrammt an der Steuerbordseite vorbei und beschädigt die Außenhülle so unglücklich, dass 5 Sektionen Wasser fassen, zu viel für den Titanen. Der geweckte Kapitän schickt nach Schiffsbaumeister Andrews, der nach kurzer Expertise das Todesurteil spricht: „Eine, maximal zwei Stunden“, dann ist das stolze Schiff verloren.

In den folgenden zweieinhalb Stunden spielen sich die dramatischen Szenen ab, die wir aus vielen Filmen kennen, als man merkt, dass die Rettungsboote nicht ausreichen, um alle Passagiere auf dem nächtlichen Atlantik auszusetzen. Zuerst wird wegen der Furcht der Überladung sogar dazu übergegangen, die Boote nur halbvoll zu besetzen und abzufieren – als sich das Schiff um 02.20 am 15. April endgültig in die Tiefe Richtung Meeresgrund rauscht, haben lediglich 705 Passagiere überlebt, mehr als die doppelte Anzahl (1517) Menschen finden den Tod entweder auf dem Schiff selbst oder im eiskalten Wasser, das zu dieser Jahreszeit 0 bis -2° C kalt ist.

Das Klassendenken dieser Zeit hat dafür gesorgt, dass die Passagiere der dritten Klasse das Nachsehen hatten, nicht wenige der Reichen und Mächtigen der Epoche kamen zum Teil mit heiler Haut davon, während unter den Zweit- und Dritt-Klässlern ganze Familien ausgelöscht wurden, da man sie erst zu spät an Deck hat kommen lassen, das der 1. Klasse vorbehalten war. Dennoch ist die Katastrophe auch eine Geschichte von wohlhabenden Helden und Gentlemen, bei denen „Frauen und Kinder zuerst!“ praktiziert wurde. Legendär ist die Band Wallace Hartleys, die buchstäblich bis zum allerletzten Augenblick spielte – von den Musikern hat keiner überlebt.

Eindrücke

Ken Marschall ist spätestens seit der Entdeckung des Wracks durch Robert D. Ballard („Titanic – Geheimnis 3800 Meter unter Wasser“ – Ullstein, 1985) einer der angesehensten Illustratoren für Schiffe und Wracks. Marschall hat zudem ein starkes Faible für die RMS Titanic. Häufig ist er für den Meeresgeologen und Ballard (der hier übrigens das Vorwort bestreitet) tätig, der ihn bisher für nahezu alle seine Bücher engagiert hat. In diesem Band darf sich Marschall auch als Autor an seinem offensichtlichen Lieblingsschiff austoben und Bilder davon zum Besten geben, die so bis dato noch kaum publiziert worden sind – eine Augenweide, wie immer. Schon das Titelbild, welches die stolze Titanic in voller Fahrt von Steuerbord zeigt.

Donald Lynch ist Mitglied der „Titanic Historical Society“, eine Gruppierung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat das Andenken an den Luxusliner und seine Opfer zu bewahren. Viele Überlebende kannte Lynch noch persönlich aus diversen Interviews, auch wenn freilich heute kaum noch jemand übrig ist, der die Katastrophe miterlebte. Lynch schreibt immer noch gelegentlich für die Kolumne des „Titanic Communtator“, dem offiziellen Magazin der Society. Er sorgt als fachlicher Berater dafür, dass in diesem Buch mit hartnäckigen Mythen aufgeräumt wird, die sich immer noch um das Schiff ranken.

Auf 232 Seiten Hochglanzpapier kümmern sich die Autoren akribisch um die Entstehungsgeschichte des Schiffes angefangen bei der Planung bis hin zu den tragischen Verkettungen von Umständen, die zu ihrem Untergang führten, dabei stützen sie sich auf die Fakten, die im Ersterscheinungsjahr zugänglich und beweisbar waren. Mittlerweile haben sich zahlreiche Expeditionen zum Wrack begeben und dabei eine Reihe von Theorien überprüft – so konnte die nur kurz in diesem Band am Rande erwähnte russisch/kanadische Expedition sogar schlüssig nachweisen, dass die verwendete Stahllegierung des Rumpfes nicht unerheblich zur Leckbildung beitrug (so genannte „Kältesprödigkeit“). Es waren zum Zeitpunkt des Drucktermins aber eher ungeklärte Vermutungen, denn gesicherte Erkenntnisse.

Beim Hergang des Untergangs stützen sie sich vornehmlich auf die ermittelten Daten und Schlussfolgerungen ihres „Ziehvaters“ Robert D. Ballard – die geschichtliche Aufbereitung sammeln sie aus Zeitzeugenberichten und Publikationen zusammen, die zu diesem Thema mannigfaltig vorhanden sind. Kaum ein anderer Unglücksfall ist besser dokumentiert als dieser. Die Autoren geben sich Mühe auch die Aussagen im Kontext zueinander zu sehen, das heißt sie überlegen mit detektivischem Spürsinn, welche Geschichte nun plausibler ist und aus welchem Grund manche sicher geglaubte Tatsache sich später als falsch erweist. Als Beispiel sei genannt, dass nur 6 Überlebende berichtet haben, dass das Schiff noch an der Oberfläche auseinanderbrach – die restlichen knapp 700 Personen waren felsenfest überzeugt, dass sie in einem Stück unterging. Mittlerweile weiß man, dass eben diese 6 Zeugen recht hatten.

Fazit

Manche Mysterien werden uns vielleicht auf ewig verschlossen bleiben, doch nicht zuletzt dank dieses Werkes wird der Nebel immer mehr gelüftet und durch beweisbare Tatsachen ersetzt. Damit wird die Geschichte nicht um einen Deut weniger berührend. Da weiß der sachliche Stil Donald Lynchs zu gefallen – ganz ohne zu dramatisieren, lässt er das kurze Leben des Schiffes von der Kiellegung bis hin zu seiner Entdeckung Revue passieren, wobei so ziemlich alles Gesagte grundsätzlich noch immer wissenschaftlichen Bestand hat. Lediglich über einige Details ist man heute genauer im Bilde. Ken Marschalls superbe Illustrationen sind natürlich ein weiteres Pfund, mit welchem das Buch wuchert, sodass dieser opulent-hochwertige Bildband als ein Standardwerk zum Thema betrachtet werden kann. Schade, dass er inzwischen nur noch antiquarisch zu bekommen ist – und das auch noch ziemlich selten.

Hardcover, 232 Seiten – zahlreiche S/W und teils großformatige Farbbilder
Original-Titel: „Titanic – An Illustrated History“ Madison Press, New York / 1992
Text: Donald Lynch, Schiffs-Illustrationen: Ken Marschall
Übersetzung: Christian Quatmann
ISBN-13: 978-3453059306
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http://www.randomhouse.de/heyne

John Wyndham – Die Triffids

Der aktuelle Band der Heyne-Reihe „Meisterwerke der Science Fiction“ verlegt den 1951 in England erschienen Roman „The Day of the Triffids“ in schöner Aufmachung und bestätigt damit seinen Status als ein Meilenstein des Genres. Vor dem Hintergrund des Zeitalters und der apokalyptischen Drohung des Atomkrieges traf Wyndham genau den Nerv der Zeit. Dazu kommt eine Prise unkontrolliertes biologisches Experiment und daraus eine zweite Bedrohung für die Reste der Menschheit, auch wenn zu jener Zeit sicherlich die einfachen postapokalyptischen Szenarien noch nicht ausgelutscht waren. Romane wie „Luzifers Hammer“ erschienen erst in den Siebzigern und feilten detailliert an einer barbarischen Welt am Rande des Abgrunds. Wyndham umschiffte diese Klippen durch die Erschaffung der Triffids und hielt sich nur in kurzen beiläufigen Passagen mit ihrer Problematik auf. Die Triffids sind der Garant dafür, dass es wenig zu marodierenden, jegliche Menschenrechte verachtenden oder gar kannibalistischen Gruppierungen kommt, sondern das Hauptaugenmerk auf die sozialen Strukturen gelenkt wird.

Für die Menschen dieser Zeit hatte es jüngst gravierende Entwicklungen gegeben und die Balance der Atommächte war nicht kontrollierbar. England sah sich in eine ungewöhnlich passive Rolle gedrängt, die Sicherheit, die seine Bürger aufgebaut und in den Nachkriegsjahren erhofft hatten, schwand und machte der allgegenwärtigen Furcht Platz. In diese Situation platzte Wyndham mit seiner Dystopie einer weltumfassenden Katastrophe, die anfangs als Naturgewalt geschildert wird, bevor ihr später genau die Befürchtungen der Menschen jener Zeit als Urheber anvermutet werden, nämlich geheime, außer Kontrolle geratene Spezialwaffen.

Außerdem schafft es Wyndham, das unsterbliche London in wenigen postapokalyptischen Jahren und doch absolut glaubhaft zerbröckeln zu lassen und es, entgegen der Lebensart dieser Zivilisation, seines Status als Bollwerk ebenjener Zivilisation zu berauben, ja vielmehr, unnachgiebig seine Schwächen und seine Hilflosigkeit klar auf den Punkt zu bringen – sicherlich ein Vorgehen, das den stolzen Engländern Atemlosigkeit und Grauen bescherte.

Aus heutiger Sicht und unabhängig der damaligen Zustände liest sich der Roman wie ein flottes Stück dystopischer Unterhaltung, das man schwer in unsere Zeit verankern kann aufgrund seines geringen Umfangs, der daraus resultierenden kurzen Anrisse einiger Problematiken, die sich unter den Einflüssen heutiger Ziegelsteinliteratur weniger ausgefeilt geben, als man es gewohnt ist. Auch nicht mehr häufig anzutreffen sind die trotz der geringen Dicke aufgezeigten philosophischen Tendenzen, die Wyndham seinem Werk zugrunde legt und gerade seinen Ich-Erzähler in verschiedenen Gedankengängen oder Dialogen darbieten lässt. Hierin offenbart sich, dass diese Geschichte nur als Auslöser und Transporter für die Zukunftsvision – unter den unbeschreiblichen Zuständen jener Zeit entstanden und extrapoliert – dient und es hier weniger als heute üblich um die Charakterisierung der einzelnen Protagonisten und ihr Innenleben geht.

Wyndham vermutet eine unkontrollierte, als Satellit platzierte Waffe als Auslöser einer weltumspannenden Blindheit – nur die wenigen Menschen, die zum Zeitpunkt des Geschehens nicht die vermeintlichen Kometen beobachteten, blieben verschont und finden sich in einer zusammengebrochenen Welt ohne jegliche Infrastruktur wieder, in der es zu überleben, sich zu organisieren und menschlich zu bleiben gilt. Als zusätzlichen Faktor gerät ein biologisches Experiment außer Kontrolle, und die bewegungsfähigen, mit Giftgeißeln ausgestatteten Pflanzen, die Triffids, sorgen für einen ständig zu führenden Abwehrkampf der letzten Sehenden – die Blinden sind weitgehend schutzlos den lauernden Aggressoren ausgeliefert.

Gleich zu Beginn entsteht eine grandiose Situation, während der der Protagonist Bill Masen, von einer Triffid vergiftet, um sein Augenlicht fürchtet, da er eine entsprechende Behandlung über sich ergehen lassen musste und nun niemand erscheint, um ihm den Augenverband abzunehmen. Als er es schließlich selbst wagt, muss er erkennen, dass er einer der wenigen Londoner ist, die nicht erblindet sind! Großartige Parabel, eigentlich der Höhepunkt der Geschichte.

Insgesamt liest sich der Roman heute sehr flott und unterhaltsam, das verstörende Bild entfaltet sich erst im Kontext mit der Entstehungszeit. Die zügige, auf den Punkt steuernde Schreibweise hebt ihn gegen heutige Weitschweifigkeit angenehm ab, und die philosophische Betrachtung einer möglichen Gesellschaftsumordnung unter katastrophalen Bedingungen ist glaubhaft, wenn auch befremdlich in ihrer Ausrichtung. Aber wie einer der Protagonisten es ausdrückt, sind ethische und moralische Vorstellungen abhängig von den Umweltbedingungen, die das Überleben der Spezies bestimmen.

Broschiert, 300 Seiten
ISBN 13: 978-3-453-52875-8
Originaltitel: The day of the Triffid

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)


 

Loren D. Estleman – Blutiger Herbst

1881 brechen die Brüder Earp und Doc Holliday in Tombstone eine Schießerei vom Zaun, die drei Opfer fordert. Estleman offenbart hässliche Wahrheiten hinter der Legende und schildert die gar nicht ‚heldenhaften‘ Sieger vom OK-Corral als frühe Vertreter des organisierten US-Verbrechens: kein „Western“, sondern ein spannender Historien-Krimi aus einem zwar wilden aber niemals nostalgisch verklärten Westen. Loren D. Estleman – Blutiger Herbst weiterlesen

Clay & Susan Griffith – Schattenprinz (Vampire Empire 1)

Vampire Empire:

Band 1: „Schattenprinz
Band 2: „Nachtzauber“ (13.08.2012)
Band 3: „The Kingmakers“ (angekündigt, noch ohne dt. Titel)

„Vampire Empire“ – ein Vampirroman mit Schlagreim im Titel; das entbehrt nicht einer gewissen (vermutlich unfreiwilligen) Komik und man fragt sich zwangsläufig, ob mit dem Roman des Autorenduos Susan und Clay Griffith ein neuer Tiefpunkt des Genres erreicht ist.

Clay & Susan Griffith – Schattenprinz (Vampire Empire 1) weiterlesen

Cherie Priest – Boneshaker

Um den verschollenen Vater zu rehabilitieren, wagt sich der Sohn in eine von Giftgas, Räubern und Zombies durchzogene Geisterstadt; die Mutter folgt ihm, und beide geraten in ein an bizarren Überraschungen und Gefahren reiches Abenteuer … – Preisgekrönter Auftakt einer „Steampunk“-Serie, die in einer alternativen Vergangenheit spielt und Elemente der Science Fiction, der „urban fantasy“ und des Horrors mischt: wenig innovativ aber sehr kurzweilig und belebt durch kuriose Einfälle. Cherie Priest – Boneshaker weiterlesen

Andreas Brandhorst – Das Artefakt

Der Buchrücken verspricht wie eigentlich bei jedem seiner Romane „Brandhorst schreibt Space-Operas, wie man sie sich nur wünschen kann“ – so zitiert man dort Wolfgang Hohlbein. Der Titel ist immerhin so nichtssagend, dass man einfach den Haufen Geld für das aufgeplusterte Trade-Paperback hinlegen muss oder es eben sein lässt.

Andreas Brandhorst schreibt zahlreiche Übersetzungen und tritt seit seiner Kantaki-Serie nun auch verstärkt als Autor in Erscheinung. Man kann sagen, er ist der einzige deutsche Schriftsteller, der regelmäßig Space-Operas bei einem großen Verlag unterbringt. Was durchaus auch für den Unterhaltungswert seiner Romane spricht.

Die Geschichte beginnt mit der Wiedererweckung Rahil Tennerits, eines Missionars der „Ägide“, der während seiner wichtigsten Mission den Tod fand. Nun gibt es mehrere Probleme: Tennerits „Image“ ist fehlerhaft und zu alt, so dass er sich nicht an die Geschehnisse seines Todes, noch an die Einzelheiten seiner Mission erinnert. Die Raumstation, auf der er erweckt wird, ist menschenleer und wird von unbekannten Aggressoren heimgesucht, so dass Tennerit überstürzt aufbrechen muss, ohne sich vorbereiten zu können. Und seine Mission ist entscheidend für den weiteren Weg der Menschheit, denn die Hohen Mächte stehen vor der Entscheidung, die Menschheit an ihrem Wissen teilhaben zu lassen oder sie endgültig auszuschließen.

Für Tennerit beginnt eine irre Reise durch die Galaxis, immer knapp vor ominösen Verfolgern her, auf einer unmöglich anmutenden Mission und mit einer Vergangenheit belastet, die ihn stückweise einholt und auf einen Entscheidungspunkt zustrebt, der zugleich die Entscheidung für die Menschheit bringt.

Es ist eine typische Vorgehensweise, mitten in einer prekären Situation zu starten und die Hintergründe nach und nach aufzudecken. Typisch für Brandhorst ist außerdem, die Protagonisten mit einer ausschlaggebenden Vergangenheit auszustatten und über Schlaglichter in die Vergangenheit einzutauchen, um die Ursache für eine Wirkung aufzuzeigen, die schlussendlich die Entscheidung, die Wendung der Geschichte, dominiert. Das Ganze bettet er in eine spannende Verfolgungsjagd, über deren Verlauf man die Situation der Jetztzeit erfährt und im Fall einer neuen Weltenschöpfung die Gegebenheiten kennenlernt. Dadurch benötigt Brandhorst ein paar Seiten mehr, bis er zum Punkt kommt, doch das verleitet ihn zum Glück in diesem Roman nicht zu weitschweifenden Texten, wie dies in anderen heute üblichen Romanen im Ziegelsteinformat praktiziert wird.

Im Gegenteil liest sich „Das Artefakt“ zügig und durchweg flüssig, auch wenn sich die sich wiederholenden Situationen, aus denen der Protagonist keinen Ausweg zu haben scheint, mit der Zeit sammeln und die Spannung dann nicht mehr durch die Frage danach, ob, sondern höchstens wie überlebt wird, erzeugt wird.

Die Intrigen der Hohen Mächte untereinander und die Ursachen dafür liefern ein ganz eigenes interessantes Spannungsfeld, das auch ganz in typischer Souveränität von Brandhorst erzeugt wird. Spürbar ist hier ein erfahrener Erzähler am Werk, der bei diesem großformatigen Weltenspiel auch den „Sense of Wonder“ nicht vergisst.

Leider ist ein recht wichtiger Aspekt der Auflösung etwas konstruiert: Die Macht und die Fähigkeiten des Vaters Tennerits, der sich eigentlich von den höheren Zivilisationen abkapselte, kommen etwas plötzlich zum Tragen und haben größeren Einfluss auf das Geschehen als glaubwürdig wäre. Immerhin schaffen es die Ereignisse, ihn schließlich doch nur als Strohfigur im Spiel der intriganten Mächte zu entlarven.

Die technischen Aspekte bringen einige interessante Anwendungen von bekannten Vokabeln ein, innovative Neuerfindungen zeigen sich nicht. Doch aus dem mittlerweile ausgefeilten und umfangreichen Vokabular der Science-Fiction filtriert Brandhorst ein abgestimmtes, rundes Element für dieses Universum. So fällt es einem Science-Fiction-Fan leicht, sich in den Begrifflichkeiten zurechtzufinden, und auch der Neuling findet keine unüberwindbaren Barrieren.

So bleibt die Frage: Lohnt sich der Kauf oder lohnt er sich nicht? Hier gibt es kein einfaches Ja oder Nein zu nennen, denn da hinein zählt auch der Aspekt der Aufblähung durch das Format. Typischerweise erscheint ein erfolgreiches Tradepaperback bei |Heyne| in recht naher Zukunft auch als Taschenbuch, so dass es sich auch lohnen kann, noch etwas zu warten. Inhaltlich gesehen bekommt dieser Roman aber ein klares Ja, denn er bietet flotte Unterhaltung, ein interessantes Setting, eine unprofane Lösung und ein stimmiges Gesamtbild. Zwischen den deutschen Genreveröffentlichungen des Jahres wird „Das Artefakt“ mit Sicherheit einen guten Platz belegen.

Tradepaperback, 656 Seiten
ISBN: 978-3-453-52865-9

ORIGINALAUSGABE
Leseprobe
www.heyne.de

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)

Wolfgang Jeschke, Brian W. Aldiss (Hg.) – Titan-22

Am Ende aller Tage: untote Soldaten und goldene Männer

In der vorliegenden Ausgabe des Auswahlbandes Nr. 22 von „Titan“ sind nicht Beiträge zur „Science Fiction Hall of Fame“ gesammelt, sondern klassische SF-Erzählungen – Thema sind „Evil Earths“, also kaputte Erden. Dies ist der erste von zwei TITAN-Bänden zu diesem Thema (Teile 1 bis 3 des Originals). Die Originalerzählungen entstammen Magazinen, die heute nur noch schwer zugänglich sind, und zwar aus drei Jahrzehnten.

Wolfgang Jeschke, Brian W. Aldiss (Hg.) – Titan-22 weiterlesen

Seth Grahame-Smith: Abraham Lincoln – Vampirjäger

grahame-smith-lincoln-vampir-cover-kleinWeil Vampire seine Mutter töten, schwört Abraham Lincoln ihnen Rache und verfolgt sie erbittert; als Präsident der Vereinigten Staaten führt er sogar Krieg gegen die Blutsauger … – Weniger die bedingt originelle Hintergrundgeschichte, sondern das Geschick des Verfassers bei der ‚Neuinterpretation‘ historischer Fakten sorgt für Lektürevergnügen: eines der besseren der aktuell erfolgreichen „[Prominenter Name]-jagt-Vampire“-Mash-up-Garne.
Seth Grahame-Smith: Abraham Lincoln – Vampirjäger weiterlesen