Archiv der Kategorie: Rezensionen

Ritter, Ulrike – Tuonuove II – Mering und die Nibelungen

Im mittelalterlichen Nibelungenepos wird die Ortschaft Mering in Schwaben namentlich genannt. Mering galt als Inbegriff einer erfolgreichen Kultivierung der mittelalterlichen Urlandschaft, welche die durchziehenden Nibelungen in fataler Weise missachteten. Die Künstlerin Ulrike Ritter hat dies zum Thema ihrer Bilder gemacht und legt eine experimentelle Dokumentation vor, in der sie die illustrativen Elemente eines Ausstellungskataloges mit der inhaltlichen Intensität wissenschaftlicher Forschung verbindet. Sie stützt sich in ihren Recherchen vor allem auf die Geschichte des Grafengeschlechts Ilsung von Möringen, das als Stifterfamilie der Hundeshagen`schen Nibelungenhandschrift in Frage kommt.

Das Nibelungenlied lässt die Burgunden genau die „tuonuove“ erreichen, wo die Südseite der Donau von der Paar als kleinerem Nebenfluss und moorigen oder auch schon damals kultivierten und landwirtschaftlich genutzten „Inseln“ bestimmt wird. Mit der Durch- und Überquerung von Donau und Paar, der Tuonuove, einer Art kleineres Zweistromland, mit Hilfe des Schiffes des erschlagenen Fährmanns und durch ihre kriegerische Auseinandersetzung mit dem Markgrafen Else und seinem Bruder wird das Vorhaben „Nibelungen“ negativ in einen blindwütigen Kriegszug verkehrt, der voraussichtlich allen das Leben kostet.

Der Markgraf Else, der im Gegensatz zu seinem Bruder Dankwart nicht von den Burgundern erschlagen wird, weist schon wegen seines schnellen Anritts aus Möringen eindeutig auf die Grafen Ilsung hin, auch wegen einer berühmten Kaiserurkunde, eine der Donauinseln betreffend, die Graf Adalbero Ilsung von Möringen und dessen „Moringa“ nennt. In der weiteren Recherche ihrer Familienchronik spricht noch mehr für die Zusammengehörigkeit der erforschten Familien zum Nibelungenlied. Aus einer alten Urkunde aus dem Besitz des Adelsgeschlechts Gossenbrot wurde eine Falzverstärkung für das Hundeshagen`sche Folio erstellt. Eine andere dortige Adelsfamilie, die Gumpenbergs, kaufte im Jahre 1554 die Ortschaft (Probstei) Pförring, die in den Nibelungen ebenfalls namentlich erwähnt wird.

Kriemhild überquert die Donau bei Pförring. Anhand der lang anhaltenden Beziehungen der Ilsungs zu der Hundeshagen`schen Handschrift um 1200, der frühesten der bekannten Handschriften (bis ins 16. Jahrhundert im Besitz der Ilsungs), geht die Künstlerin und Autorin auch auf wesentliche Inhalte des Nibelungenliedes ein. Diese Handschrift wurde im 15.Jahrhundert wahrscheinlich von Sigismund Ilsung neu gebunden. Die Rolle von Markgraf Else und seinem Bruder Dankwart ist in der gesamten Handlung sehr gering, dafür aber hochgradig signifikant. Wie der Bischof von Passau, der ebenfalls nicht mit einem historisch korrekten Namen benannt ist und eine wichtige, historisch-reale Randfigur darstellt, ist der Markgraf Else (für Ilsung) aus Möringen „fast“ korrekt betitelt und damit als Stifterfigur indiziert. Sie komm bei ihrer Untersuchung nebenbei auch zum Resultat, dass der häufig gemachte Unterschied zwischen der Klage als christlichem und dem Nibelungenlied als weltlichem Text nicht nachvollziehbar ist und aufgrund ihrem Hintergrund einer falschen Theorie entspricht. Angefügt sind dann die Bilderserie der Künstlerin in einer radikalen Stilmischung sowie eine CD-Rom.

|74 Seiten, 27 Farbabbildungen, 22 S/w-Abbildungen, mit CD-Rom (Bilder und Texte)
Format 29 cm x 20 cm, Paperback|

http://www.electroniclandscape.de/

Wallace, Edgar / Herwald, Hans-Joachim – Edgar Wallace: Das Gesicht im Dunkeln (Hörspiel) (Folge 01)

Um Verwirrungen vorab vorzubeugen: Es gibt auch einen gleichnamigen Film, dessen Handlung mit dem Plot des Hörspiels zu „Das Gesicht im Dunklen“ aber rein gar nichts zu tun hat.

_Story_

Das Halsband der Königin von Schweden wird gestohlen, und obwohl sich einige bekannte Kleinkriminelle in der Gegend befinden, taucht das Schmuckstück kurze Zeit später bei der jungen Audrey Bedford auf. Die gerade nach London gereiste junge Dame geht einer gemeinen Intrige auf den Leim, und da trotz ihrer Unschuld alle Indizien gegen sie sprechen, wird sie von Inspektor Shannon verhaftet. Der jedoch glaubt an Audreys Unschuld, und als diese nach neun Monaten wieder auf freien Fuß kommt, bleibt er stets in ihrer Nähe, um die näheren Umstände des Komplotts zu untersuchen.

Der Inspektor tappt jedoch im Dunkeln, denn einige mysteriöse Dinge ereignen sich: Da ist zum Beispiel das seltsame Haus in der Curzon Street, das Shannon ein Rätsel aufgibt. Dann ist da der ehemalige afrikanische Strafgefangene Dan Torrington, dessen Rolle unklar ist. Und außerdem schnüffelt noch der kleine Privatdetektiv Willit herum …

_Besetzung_

Chronist/Erzähler: Eckart Dux
Captain Dick Shannon: Tomas Kröger
Inspector Steel: Tim Knauer
Audrey Bedford: Steffi Kindermann
Dora Elton: Barbara Fenner
Lacy Marshalt: Robert Missler
Slick Smith: Guido Zimmermann
Dan Torrington: Rolf Jülich
Willit, Privatdetektiv: Holger Potzern

_Meine Meinung_

Prinzipiell lässt sich das Hörspiel „Das Gesicht im Dunkeln“ mit dem kurzen Fazit „viele Details, zu wenig Raum“ beschreiben. Damit ist gemeint, dass die Erzählung rein inhaltlich überaus umfangreich ist, sich aber in der Kürze dieser einen CD nicht so richtig entfalten kann. Das führt gerade zu Beginn auch zu größerer Konfusion. Blitzschnell sieht man sich mit zahlreichen Charakteren konfrontiert, die man – erschlagen von der Flut an Informationen – gar nicht so richtig einzuordnen weiß. Speziell vor der Inhaftierung von Audrey Bedford sind so einige wichtige Beziehungsgeflechte, so zum Beispiel die zwischen Audrey und Dora Elton, nur unzureichend beschrieben, was aber für das bessere Verständnis durchaus wichtig gewesen wäre. So fällt es einem nach der raschen Einleitung auch erstmal gar nicht leicht, der Handlung so richtig zu folgen, und wenn dann die eigentliche Action beginnt, hat man noch gar nicht verarbeitet, worum es jetzt tatsächlich geht.

Höchste Konzentration ist also gefordert, um am Ball bleiben zu können, und wenn einem dies schließlich gelungen ist, wird man doch noch mit einer recht guten Geschichte belohnt, die sich im Verlaufe des Hörspiels noch zu steigern weiß und mit einem gelungenen Ende aufwarten kann.

Die Leistung der Synchronsprecher hingegen ist durchweg stark; die Geschichte lebt, und das vor allem dank der weiblichen Akteure, die hier die Maßstäbe setzen.

Was gibt es sonst noch zu sagen? Nun, „Das Gesicht im Dunkeln“ ist ein typischer Edgar Wallace. Man findet hier viele bekannte Elemente, wie zum Beispiel familiäre Verstrickungen und Intrigen, wieder und obendrein auch erneut die Rolle des Opfers in einer weiblichen Person – leider aber in eine viel zu kurze und streckenweise überladene Erzählung verpackt.

_Fazit_

„Das Gesicht im Dunkeln“ ist bei Weitem nicht das beste Hörspiel der Edgar-Wallace-Reihe. Obwohl die Erzählung einiges zu bieten hat und im Grunde genommen auch durch einen sehr schön herbeigeführten Spannungsaufbau glänzt, kann die Geschichte aufgrund ihrer anfänglichen Komplexität und der beinahe schon übereinander gequetschen Handlungseinheiten nur bedingt überzeugen. Daher ist das Hörspiel auch nur für hartgesottene Wallace-Fans interessant.

Arthur Conan Doyle – Eine Studie in Scharlachrot [Sherlock Holmes]

Im London der frühen 1880er Jahre lernt der Arzt Dr. Watson den „beratenden Detektiv“ Sherlock Holmes kennen. Die beiden Männer werden Freunde, und so ist Watson an Holmes’ Seite, als dieser den Mord an einem reichen Amerikaner aufklärt und eine düstere Geschichte von Fanatismus, Betrug und Mord ans Tageslicht bringt – Erster, schon gelungener Auftritt des legendären Mr. Holmes, wobei die eigentlich spannende Story nicht mit der Figurenzeichnung mithalten kann.
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Flessner, Bernd – Die drei ??? – Survival-Buch

Schon damals in den Anfangszeiten der Serie in Deutschland ließ themenbezogene Sekundärliteratur nicht lange auf sich warten. Detektivisches Einmaleins wie Spurensuche und -sicherung, Tipps und Tricks beim Beschatten etc. wurden alsbald immer wieder in Buchform unter dem zugkräftigen ???®-Label feilgeboten. Damit die Detektivspielerei in der Realität auch weiter gehen kann – zur Not auch in freier Wildbahn auf sich allein gestellt – veröffentlichte Bernd Flessner bei |Franckh-Kosmos| im Dezember 2005 den neuesten, quasi überlebenswichtigen Streich: Das Survival-Buch der drei ???. Der Untertitel versichert, dass Justus, Peter und Bob höchstdaselbst Outdoor-Tipps erteilen. Und die sehen – sehr zur Freude von Autor und Verlag – von den dafür aufgerufenen 9,95 € keinen einzigen Cent, denn sie sind bekanntlich nur fiktiv.

_Das Buch_

Ausnahmsweise handelt es sich diesmal nicht um ein Hardcover, sondern um ein Paperback. Es kommt serienmäßig im schützenden Klarsicht-Umschlag. Damit ist es rein äußerlich auch schon einmal für den Outdoor-Einsatz gerüstet und kann – so anscheinend die Intention dahinter – ein gewisses Maß an vorwitzigem Spritzwasser und Schmutz der Wildnis verknusen. Das Cover-Design hält sich ansonsten an die lange Jahre gewohnte und erprobte Cooperate Identity, will heißen, hauptsächlich in schwarz gehalten und mit dem unverzichtbaren, dreifarbigen Fragezeichen-Logo verziert.

Irgendwie haben sich neuerdings 128 Seiten bei |Kosmos|‘ ???-Publikationen etabliert, auch dieses Buch weist erschreckend exakt diese Seitenzahl auf. Zumindest nominell. Davon gehen dank Vorsatz, Inhaltsangabe, Raum für eigene Notizen und die verlagsinterne Werbung am Ende noch einige Seiten ab. Effektiv bleiben gut 116 Seiten, die mit den versprochenen Informationen gefüllt wurden. Diese beschränken sich nicht nur auf Text, sondern bieten zum besseren Verständnis des Gelesenen auch zahlreiche Abbildungen. In der Hauptsache Zeichnungen, diese stammen von Alexander Jung.

_Zum Inhalt_

Man muss schon Interesse für Outdoor-Aktivitäten aufbringen, das ist Grundvoraussetzung für die sinnvolle Benutzung des Buches. Es enthält nichts, was man nicht eigentlich schon von Kindesbeinen an wissen sollte, aber dessen Vermittlung heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist. Über das Campen und die grundlegenden Kenntnisse der Orientierung im Gelände – per Karte, mit (oder auch ohne) Kompass. Vielen urban aufwachsenden Kindern und Jugendlichen dürfte das Wissen über solche Sachen jedoch ziemlich abgehen, da gilt schon der heimische Garten als Outback, Fußmärsche, die länger dauern als maximal fünf Minuten zur nächsten Fritten-Ranch – zu Currywurst und Pommes Bahnschranke – gar als Desaster.

Die Tipps und Tricks von „Justus“, „Peter“ oder „Bob“ sind hilfreich, dem drohenden Hungertod weit weg von Mamis Hausmannskost oder außerhalb der Reichweite irgendwelcher Fresstempel zu entgehen, auch wenn die Drei diese Informationen von Autor Bernd Flessner in den Mund gelegt bekommen. Die drei Detektive dienen hier natürlich lediglich als zugkräftiges Transportmedium. Überhaupt: Die gebetsmühlenartig im Buch verwendete und andauernd wiederholte „Wir, die drei ???, …“-Phrase nervt. Der durchschnittliche Jugendliche mag vielleicht unbeschlagen sein, was das Überleben in freier Natur angeht, doof ist er aber sicher nicht. Irgendwann muss mal gut sein, auch der letzte Leser hat’s bestimmt kapiert, dass dies ein ???-Spin-off ist.

Der Inhalt an sich stimmt in etwa mit dem überein, was man auch im „Reibert“ bzw. in der Zentralen Dienstvorschrift (ZdV) für/über „Formaldienst und Überleben im Felde“ (Im Soldatenjargon mehr oder weniger liebevoll „Dschungelbuch“ getauft) findet. Beides nie gehört? Aha. Drückeberger. Also nicht beim Militär gewesen. In allen drei Werken findet man Anleitung, wie man trotz mancher widriger Umstände nicht frühzeitig das Feldgeschirr reichen muss. Nützliche Dinge, wie man sich orientiert, Feuer ohne Feuerzeug macht und auch, in welche Produkte der (hauptsächlich westeuropäischen) Flora und Fauna man recht bedenkenlos seine gierigen Zähne schlagen kann, all das ist dort feinsäuberlich nachzulesen.

Im Gegensatz zum soldatischen Treiben sind im Zivilen jedoch einige Abstriche zu machen. So vermittelt das Buch neben solchen rechtlichen Aspekten auch den schonenden Umgang mit der Umwelt beim Kampieren. Nicht dass die Kiddies auf die Idee kommen, mit einem netten kleinen Lagerfeuer gleich den ganzen Wald abzufackeln oder dergleichen. So fällt beispielsweise auch das Wegballern unschuldiger Feld-, Wald-, und Wiesenbewohner unter Wilderei, liebe Kinder, was der Text auch pflichtschuldig kundtut. Selbst das Erlegen eines Tieres mit selbstgepfriemelten Pfeil und Bogen ist untersagt und wenn der Magen noch so knurrt. Das Fangen eines Fisches mit bloßer Hand kurioserweise aber nicht. Na denn: Viel Erfolg.

Beim Bund nannten wir das Biwaken in Anlehnung an die sinnentleerte Dialogzeile aus „Rambo“ auch scherzhaft: „Überleben im Wald – Ohne Schmerzen!“. Das würde als Untertitel zum „Survival-Buch“ auch recht gut passen. Ein Teil der (Standard-)Lektüre für Landser findet sich schließlich auch bei Flessner – in stark abgespeckter Form und mit Detektivspielerei (u. a. Beschatten, Spurenlesen und -sichern etc.) als Hintergrund. Abschließend kann das Erlernte in die Praxis umgesetzt werden. Bei drei unterschiedlich schwierigen Szenarien, deren Zeitaufwand von wenigen Stunden bis hin zur einer schlappen Woche reichen, kann man dann beweisen, ob man auch von der chipsfressenden Couch-Potato zum outdoorgestählten, würdigen und umweltbewussten „Detektiv“ wurde. Mit Appetit auf Regenwürmer und Heuschrecken.

_Fazit_

Über die Marketing-Masche mag man denken, wie man will, vom vermittelten Wissen her gibt es nichts zu meckern. Man hat hier einen guten, allgemeinen Leitfaden für das Biwak-Leben abseits der Fast-Food-Reservate von Mäckdonaldsstan an der Hand. Das Buch ist jugendgerecht aufbereitet, doch ohne den manchmal arg gezwungen wirkenden ???-Kontext und die detektivischen Abenteuer-Vorgaben, die heutige Jugendliche bestenfalls mit hochgezogener Braue quittieren dürften, wär’s noch besser. Needless Knowledge? Nein, das vermittelte Wissen kann sich durchaus als sehr nützlich erweisen, doch bevor man sich dieses Buch zulegt (oder eventuell gar verschenkt), ist sicherzustellen, dass auch tatsächliches Outdoor-Interesse besteht – alleine ein glühender ???-Fan zu sein, reicht definitiv nicht.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_
Die drei ???® Survival-Buch
– Tipps und Tricks von Justus, Peter und Bob –
Text von Bernd Flessner
Illustrationen von Alexander Jung
Franckh-Kosmos, Stuttgart 12/2005
128 Seiten, broschiert mit Klarsicht-Schutzumschlag
ISBN: 3-4401-0464-8

Volker Helten (Hrsg.) – Zeitsprünge – Die Nibelungen in Dormagen

Seit der Eröffnung des [Nibelungenmuseums]http://www.nibelungenmuseum.de/ 2001 in Worms und den einhergehenden Wormser Festspielen sind die Nibelungen wieder im gesamten deutschen Sprachraum in den kulturellen Mittelpunkt des Bewusstseins gerückt. Allerorts versucht man Bezüge herzuleiten, um von dem damit verbundenen erfolgreichen Marketing etwas mitzuprofitieren. So auch in Dormagen, das bislang noch nie mit den Nibelungen in Verbindung gebracht werden konnte. Dass der Geschichtsverein Dormagen nun doch auf Spurensuche gegangen ist, geht auf Ralf Koneckis (Mythenforscher und Skandivanist) zurück, der aufgrund der Ländernamen in der Thidreksaga fündig wurde und in Dormagen den Ort des Kampfes zwischen Siegfried und dem Drachen vermutet.

Die Forschungen Otto Höflers erweiternd, der Siegfried mit Arminius gleichsetzte, setzt sich nach Koneckis die Siegfried-Gestalt aus drei verschiedenen „Siegfrieden“ zusammen und der Drache entspricht keinem mythologischen Tier, sondern einem spätrömischen Fähnrich mit Drachenstandarte. Auf Dormagen stößt er, da in der Thidreksaga der Ort der Drachentötung mit einer „Gnitaheide“ bezeichnet ist und Dormagen zu deutsch „Kiesfeld“, mittelalterlich „Gnitaheide“ (Geröllebene) lautet und sich dort sowohl ein Fahnenheiligtum (Drachenfahne) wie auch ein Mithraeum (Truppenkasse mit Goldschätzen) befanden. Auch in der Edda wird „Fafnir“ noch als Mann geschildert, der einem spätrömischen „Draco“, einem Fähnrich mit Drachenstandarte, zugeordnet werden kann.

Die Thidrek-Sage (um 1250) entstand entgegen vieler Meinungen erst nach dem Nibelungenlied und wurde im Gegensatz zu dieser als chronikartiges Werk verstanden. Obwohl aus den Kreisen des Geschichtsvereins nun versucht wird, ein Siegfried-Drachendenkmal vor dem Rathaus von Dormagen zu verwirklichen, sind in diesem Heft nicht nur Beiträge für Koneckis These zu finden, sondern auch kritische Gegenstimmen veröffentlicht. Aufwertend für Nibelungen-Interessenten sind allemal die zusätzlichen Beiträge, in welchen die Ursprünge der Nibelungensage von der Edda bis zum mittelalterlichen Nibelungenlied dargestellt sind, eine Übertragung der Nibelungen in das mittelalterliche Wertesystem erfolgt, die höfische Kultur und das Rittertum im Nibelungenlied in Augenschein genommen werden, an historischen Bezügen Hunnen und Burgunder erforscht werden und sich zwei weitere Beiträge der Schatzsuche und den Drachen- und Drachentötermythen widmen. Abgeschlossen wird mit einer knappen, aber dennoch sehr ausführlichen Zusammenfassung des Nibelungenliedes. Auch die vielen – in ihrer Auswahl durchaus als seltener anzusehenden – verwendeten Schwarzweiß-Fotos und Illustrationen sprechen für den Kauf der netten A-4-Broschüre.

Taschenbuch ‏ : ‎ 72 Seiten
http://www.geschichtsverein-dormagen.de/

ISSN: 1611-2245

Günter Merlau – Caine – Das Amulett von Kyan\’Kor (Folge 1)

Mit dem Start dieser Reihe beginnt auch gleichzeitig die Ära eines neuen deutschen Hörspiel-Labels namens |Lausch|. Die Hamburger Firma will sich mit dem Startschuss fortan im Bereich der phantastischen Hörspiele etablieren und setzt mit der ersten Folge der auch als Roman bei Basilisk erschienenen Reihe „Caine“ auch direkt ein deutliches Zeichen. Sprachlich sehr modern, soundtechnisch futuristisch und fast schon Hollywood-mäßig cool gibt sich die Debüt-Produktion dieses Labels und verpasst dem Genre eine lange nicht mehr dagewesene Frische.

_Besetzung_

Günter Merlau – Caine – Das Amulett von Kyan\’Kor (Folge 1) weiterlesen

Kemp, Paul S. – Auferstehung (Der Krieg der Spinnenkönigin 6)

Mit „Auferstehung“ schließt Paul Kemp anstelle des ursprünglich geplanten Autors Mel Odom die sechsteilige AD&D-Serie „Der Krieg der Spinnenkönigin“ ab. Er und fünf weitere Jungautoren erzählten die Geschichte um das Verschwinden der Drow-Göttin Lolth und die Suche einer in sich zerstrittenen Gruppe Drow mit keineswegs uneigennützigen Motiven. AD&D-Starautor R. A. Salvatore selbst begnügte sich mit der Rolle als Schirmherr und konzentrierte sich stattdessen auf die Fortsetzung der Abenteuer des beliebten Dunkelelfen Drizzt Do’Urden (Die Rückkehr des Dunkelelf, Band 1: [Die Invasion der Orks). 476

Bis in den Abgrund der Dämonennetze hat es die Gruppe um die Lolth-Hohepriesterin Quenthel, den Draegloth Jeggred, den Magier Pharaun und die ehemalige Leibsklavin Halisstras, Danifae, bereits gebracht. Den Waffenmeister Ryld Argith hat bereits sein Schicksal ereilt, der Söldner Valas Hune hat sich nach Menzoberranzan abgesetzt, wo der Erzmagier Gromph bereits seinen Sieg über die Verräter aus dem Haus Agrach Dyrr feiert. Halisstra dagegen hat sich von Lolth abgewandt und dient nun Eilistraee, in deren Auftrag sie Lolth töten und Ryld rächen will.

Doch Zweifel plagen sie. Die Macht Lolths ist groß, und Eilistraee hilft ihr nicht wirklich. Zudem hört sie den Ruf Lolths, die nach ihrer Yor’thae – Auserwählten – ruft. Auch Danifae und Quenthel hören ihn, und obwohl Quenthel eine der höchsten Priesterinnen Lolths ist, scheint Danifae ebenfalls hoch in ihrer Gunst zu stehen … Wen wird Lolth erwählen?

Paul Kemp setzt drei Schwerpunkte in „Auferstehung“: Der Zwist zwischen den Drowfrauen und die Zweifel Halisstras treiben sie durch viele Kämpfe und Prüfungen bis hin zu Lolth selbst. Dieser Teil der Geschichte ist besonders gut gelungen, denn es ist wirklich bis zum letzten Satz nicht abzusehen, wen Lolth nun letztlich erwählt. Geschickt lockt Kemp den Leser auf falsche Fährten und regt zum Spekulieren an

In Menzoberranzan stellt er den Erzmagier Gromph hervorragend dar und lässt sich viel mehr einfallen als seine Vorgänger, die ihn hauptsächlich mit Kampfzaubern um sich werfen ließen. Er bindet Gromphs Assistenten in die Handlung ein und schildert höchst unterhaltsam, wie der Magier mit List und Tücke in den Stammsitz des Hauses Dyrr eindringt, um das Seelengefäß des Lich endgültig zu zerstören.

Einzig der Auftritt des Ultrolothen Inthracis schwächelt. Er und die Yugolothen der Blutkluft sind nicht gerade die bekannteste Gruppierung in den Vergessenen Reichen, hier macht sich ein wenig der Zwang der Reihe bemerkbar, wirklich jedes Monster zumindest einmal erwähnt haben zu müssen. Hier ist der einzige Zweck, Quenthel und Danifae auf den Weg zu Lolth eine Armee Yugolothen in den Weg zu stellen – was diese dazu bringen wird, einige noch mächtigere Dämonen zu beschwören, womit wirklich jeder Unhold in dieser Serie vertreten gewesen sein dürfte.

Paul Kemp ist von allen sechs Autoren der Reihe als letzter naturgemäß der mit den meisten zu erfüllenden Vorgaben. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern achtete er auf konsequente Charakterisierung seiner Figuren. So ändert sich der Charakter Quenthels oder Pharauns nicht so drastisch wie bei einigen seiner Vorgänger, was man ihm hoch anrechnen muss. Allerdings liegt seine Stärke weniger in der Charakterisierung oder Hervorhebung eines einzelnen Charakters, er versteht es vielmehr blendend zu unterhalten. Er wechselt oft geschickt den Handlungsort und die Perspektive, spielt vor allem sehr gekonnt mit der brennenden Frage, wer Lolths Yor’thae sein wird. So liest sich „Auferstehung“ kurzweiliger und spannender als manche zu AD&D-regelwerksgetreuen Kampforgien ausgeartete Romane der Reihe.

_Fazit:_

Ein würdiges Finale für den „Krieg der Spinnenkönigin“. Paul Kemp und Richard Lee Byers konnten mich besonders überzeugen, sie können sich durchaus mit Salvatore messen, ohne so verbraucht wie der Altmeister zu wirken. Ideenreich und voller Elan präsentierten sie ihre Geschichten, wobei Byers der Kreativere war, Kemp kann dagegen mit einem wirklich großartigen Finale punkten – etwas, an dem selbst Salvatore oft gescheitert ist. Es ist nicht bekannt, warum der ursprünglich geplante Autor Mel Odom sich aus dem Projekt zurückgezogen hat, allerdings hat sich Paul Kemp als glücklicher Ersatz herausgestellt. Denn Odom hat sich in seiner bisherigen Karriere eher als Autor mit Abschlussschwäche erwiesen, mir persönlich sagt Kemps Schreibstil zudem wesentlich mehr zu.

Die wunderschöne Umschlaggestaltung wurde von |Feder & Schwert| direkt vom englischen Original übernommen, für die ausgezeichnete Übersetzung zeichnete erneut Ralph Sander verantwortlich. Lektorat und Korrektorat verdienen ebenfalls ein Lob, der „Krieg der Spinnenkönigin“ ist qualitativ sicher die beste AD&D-Serie in deutscher Ausgabe.

Für Kenner der Vergessenen Reiche und Freunde der Dunkelelfen gehört der „Krieg der Spinnenkönigin“ einfach zum Pflichtprogramm.

Weitere Besprechungen aus dieser Reihe bei |Buchwurm.info|:
[Zersetzung 183 (Band 1)
[Zerstörung 677 (Band 4)
[Verheerung 1113 (Band 5)

Günther, Christian / Djurdjevic, Marko – Degenesis

|Die Gasmaske: Ein Symbol für die moderne Idee der Apokalypse. Dahinter schlummert der Schrecken eines alles verheerenden Weltenbrandes, so erlebt in zwei Weltkriegen. Kaum verwunderlich, dass die Gasmaske zu einer Ikone des Endzeit-Genres wurde. Das Endzeit-Rollenspiel „Degenesis“ macht da keine Ausnahme.|

Gasmasken wurden zum ersten Mal im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Seitdem hat sich dieses Schutzinstrument zu einem ästhetischen Symbol fern seiner kriegstechnischen Bedeutung entwickelt. Als künstlerisches Mittel transportiert die Gasmaske Eindrücke von Hoffnungslosigkeit, Tod und Zerstörung. Ein Mensch, der eine Gasmaske trägt, wirkt entstellt und unmenschlich. Jeder ahnt: Das Ende ist nah. Hinter dem Symbol schlummern die Angst und der Schrecken eines alles verheerenden Weltenbrandes, so erlebt im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Beinahe mischt sich der Gasmaske eine religiöse Bedeutung bei. Humoristisch könnte das Gerät allenfalls von Monty Python eingesetzt werden. Die Gasmaske taugt als Symbol für die moderne Idee der Apokalypse. Kaum verwunderlich, dass sie zu einer Ikone des Endzeit-Genres wurde. Das Endzeit-Rollenspiel Degenesis bildet da keine Ausnahme. Die Welt hinter der Gasmaske – könnte ein Untertitel lauten.

Degenesis spielt in einer fünfhundert Jahre entfernten Zukunft. Weder Glaskuppeln noch Magnetschwebebahnen prägen die Landschaft. Kein hohes politisches Gremium sorgt für Frieden und Wohlstand auf der Welt. Die Zivilisation ist am Ende. Besser: Sie war am Ende. Sie ersteht gerade wieder neu aus der Asche des Weltenbrandes. Eine Reihe von Asteroiden schlug auf der Erde ein, seitdem herrschte Dunkelheit. Die neue Welt im 26. Jahrhundert gleicht einem Kaleidoskop menschlichen Elends. Die meisten Trümmer des Urvolks sind längst zu Staub zerfallen. Zwar versucht der Kult der Chronisten, die Vergangenheit anhand alter Artefakte zu rekonstruieren, doch ihr Bemühen gleicht einer Farce. Angesichts des täglichen Überlebenskampfes streiten sich die Kulte und Kulturen Europas lieber um die Tage, die da kommen werden, als um ihre Vergangenheit. Gekämpft wird mit rauen Methoden, es gilt das Recht des Stärkeren. Am Rande von Eis, Kratern und Urwäldern glänzt jenseits des Mittelmeeres das Reich Africa. Scheu klopft dort die Zivilisation wieder an die Pforten der Menschheit, erste neue Städte und Regierungen haben sich gebildet. Über all dem schwebt, bedrohlich und mysteriös, der Homo degenesis, eine kollektive Lebensform, die sich über Europa ausbreiten und alles in ihren Bann ziehen will.

Die _Entwicklung_ von Degenesis begann vor über sechs Jahren. In der Schublade von Christian Günther lagen die ersten Entwürfe für ein apokalyptisches Rollenspiel. Dunkel und skurril, glaubhaft und gut spielbar sollte es sein. Unter dem Titel „Endzeit-Europa“ waren erste Eindrücke im Internet zu bestaunen. Im Jahre 2001 gelang „Degenesis“ dann der Sprung in die Profi-Arena. Aus dem Fan-Projekt war ein erstes gedrucktes und im Fachhandel erhältliches Produkt geworden: Der Einsteigerband „Ein Stern wird fallen“ enthielt Kurzregeln und eine kleine Kampagne. Die Basis für eine Weiterentwicklung war gelegt. 2004 erschien schließlich das Grundregelwerk unter der Federführung von Christian Günther und Marko Djurdjevic. Optisch wie inhaltlich konnte das neue Spielsystem überzeugen. Inzwischen präsentiert der eigens gegründete Verlag |Sighpress| die zweite Auflage des Grundregelwerks von „Degenesis“. Im Jahr 2005 erschien das Quellenbuch „Justitian“. Weitere Hintergrundbände und Szenarien sind geplant.

Der _Aufbau_ des umfangreichen Grundbuches gliedert sich in vier große Kapitel. Unter „Primal Punk“ erlebt der Leser eine lebendige Einführung in die Welt von „Degenesis“. Er erfährt in groben Zügen, worum es geht und welche Völker (Kulturen) und Professionen (Kulte) es gibt. Dass an dieser Stelle noch nicht alle Geheimnisse gelüftet werden, ist ein Pluspunkt und fördert das Lesevergnügen. In dem zweiten Kapitel „KatharSys“ geht es etwas trockener zur Sache. Hier werden die grundsätzlichen Spielmechanismen erklärt: Charaktererschaffung, Würfelproben, Kampf, Charakterentwicklung und Heilung. Das dritte Kapitel „Almanach“ beschäftigt sich mit der verfügbaren Hardware: Drogen, Waffen, Munition und Fahrzeuge. Die Geheimnisse der Welt verbergen sich im vierten Kapitel „Sperrzone“. Hinzu kommen Informationen über Gegner, Psychonauten und Tipps für die Gestaltung eines Spielabends.

Die _Regeln_ von „Degenesis“ basieren auf zehnseitigen Würfeln (W10). Die Charaktererschaffung ist unkompliziert und dauert nicht länger als 30 Minuten. In einem Kaufsystem entscheidet der Spieler, welche angeborenen Attribute seiner Figur er fördern und welche erlernten Kenntnisse er steigern will. Hinzu kommen einige Daten zu Waffen, Rüstungen und Spezialisierungen. Damit ist der Charakter auch schon fertig und einsatzbereit. Besonders schön: Mit der regeltechnischen Entwicklung einer Figur geht auch die inhaltliche Ausarbeitung einher. So genannte Prinzipien (z. B. Einzelgänger, Gier oder Stolz) geben Richtlinien für das Rollenspiel der Figur an.

Die _Gestaltung_ von „Degenesis“ verdient besondere Erwähnung. Der schwarzweiße Band präsentiert detaillierte Darstellungen von Figuren und Gegenständen. Außerdem werden die Seiten immer wieder von archaischen Zeichen, Tintenklecksen und Brandspuren unterbrochen. Inhalt und Layout ergänzen sich so wechselseitig und verdichten die Atmosphäre beim Lesen.

„Degenesis“ beeindruckt mit Vielfalt, simplen Regeln und einer komplexen Welt, die auf mehreren Ebenen funktioniert. Das Grundbuch ist gleichermaßen ein spannendes Lesevergnügen als auch ein solides Rollenspiel. Die Autoren beweisen, dass das Endzeit-Genre unzählige mögliche Zugänge erlaubt und nicht so starr und einseitig ist, wie gemeinhin angenommen wird. Die Wahl fällt schwer, ob man seine Spielgruppe aus einem unterirdischen Bunker ans Tageslicht führen will, ob man sie bei einer Reise durch Europa auf die Psychonauten stoßen lässt oder ob man sie im Rahmen einer einzelnen Kultur in Abenteuer verstrickt. Wer ein Fantasy-Setting vermutet, das lediglich von rostigen Pistolen und Gasmasken durchdrungen ist, liegt falsch. Bei „Degenesis“ herrscht ein tolles Gleichgewicht zwischen archaischer Barbarei und Science-Fiction. Die durchgedrehten Ideen, die hinter den Psychonauten, den Sporen und den Erden-Chakren schlummern, bieten auch Rollenspiel-Veteranen Neues. Also: Gasmaske anlegen und los!

http://www.degenesis.de

John Sinclair – Die Totenkopf-Insel (Folge 2)

_Besetzung_

John Sinclair – Frank Glaubrecht
Erzähler – Joachim Kerzel
Sir James Powell – Karl-Heinz Tafel
Linda Grey – Birgitta Weizenegger
Ansage – Fred Bogner
Jerry Flint – Henning Bornemann
Nathan Grey – Holger Dollmann
Captain Barrel – Thomas Friebe
Proctors Gefangener – Walter Gontermann
Adam Preston – Matthias Haase
Marina Held – Silke Haupt
Doktor – Jörg Kernbach
Wache – Simon Hauschild
Wache – Lutz van der Horst
Wache – Florian Göbels
Gärtner Jos – Thomas Lang
Basil Proctor – Jochen Malmsheimer
Colonel Ryker – Klaus Nierhoff
Ansage – Monika Rydell
Rick Terry – Udo Schenk
Wache – Philipp Schepmann
Geister-Pirat – Horst Schroth

_Story_

Der Millionär Proctor hat von einem sagenhaften Schatz gehört, der sich vor der Küste Cornwalls befinden soll. Einst wurde dieser Schatz vom Seeräuber Barrel und seiner Mannschaft gestohlen, doch ihr Schiff sank kurz vorm Erreichen des Festlandes, und der Schatz verschwand in den Tiefen des Meeres. Als Proctor sich schließlich daran macht, den Schatz zu bergen, treten die untoten Seeräuber auf den Plan und verletzen den Millionär auf grausame Weise. Nur wenn es ihm gelingt, eine Mannschaft zusammenzustellen, mit welcher der untote Kapitän seinen Schatz bergen kann, soll er wieder zu alter körperlicher Verfassung zurückfinden und darf den Schatz dann auch behalten.

Als eines Tages ein Agent des Secret Service vor „Proctor Island“ verschwindet, wird auch John Sinclair mit dem Fall vertraut gemacht. Der Geisterjäger begibt sich anschließend selber auf die Insel, die der verschwundene Agent in seinem letzten Notruf als ein Land mit einem schwebenden Totenkopf beschreibt, wird jedoch kurz vor Erreichen seines Ziels mitsamt seinem Helikopter abgeschossen. Als er wieder aufwacht, ist er selber einer der Gefangenen Proctors, der nun nur noch die Ankunft des Zombie-Kapitäns erwartet und sich seinem Ziel sehr nahe sieht. Wird Sinclair es schaffen, aus dieser aussichtslosen Situation zu entfliehen?

_Meine Meinung_

In „Die Totenkopf-Insel“ steht John Sinclair als Hauptakteur gar nicht immer im Vordergrund. Die Geschichte spielt sich nämlich vornehmlich auf „Proctor Island“ ab und beschäftigt sich hauptsächlich mit den grausamen Vorgängen im Verlies des Millonärs, der gerade seine Sklaven-Mannschaft für den Auftrag des untoten Kapitäns zusammenstellt. Erst später steigt der ziemlich coole (in diesem Falle sogar manchmal zu coole) Geisterjäger ins Geschehen ein, ist aber im Endeffekt nur eine von vielen Figuren in diesem relativ kurz geratenen Hörspiel. Und wenn er dann mal in Aktion tritt, glänzt er meist durch unangebracht lockere Sprüche, selbst in der bedrohlichsten, ausweglosesten Lage. Dies nimmt der Story teilweise ein wenig den Ernst der eigentlichen Thematik und verwandelt den Geisterjäger in einen etwas zu lässigen Charakter, dessen ‚Alles-im-Griff‘-Ausstrahlung nicht immer sonderlich angebracht ist.

Davon mal ganz abgesehen ist „Die Totenkopf-Insel“, die zweite Folge der Reihe, trotzdem ein sehr kurzweiliges Hörvergnügen, das vor allem durch die verschiedenartigen Klangeffekte zu glänzen weiß. Die enorm düstere Atmosphäre auf der Insel des Millionärs und dessen Greueltaten werden jedes Mal mit entsprechenden Sounds unterlegt, und das ist der Gesamtstimmung der Erzählung auch sehr zuträglich.

Schade ist lediglich, dass die Geschichte nicht weiter ausgeschmückt wurde. Wie ich schon sagte, der eigentliche Hauptcharaktr greift erst relativ spät ins Geschehen ein, und wenn er dann die mysteriöse Totenkopf-Festung erreicht hat, überschlagen sich die Ereignisse und kommen auch relativ zügig zu einem abrupten Ende. Die Erzählung hätte dabei noch eine ganze Menge mehr hergegeben; so hätte man die Hintergründe zum Verschwinden des Schatzes zum Beispiel näher beleuchten oder aber die Ursprünge von „Proctor Island“ beschreiben können, was aber leider nicht geschehen ist. Doch: Hätte, wäre, wenn – ein recht ordentliches und definitiv hörenswertes Hörspiel ist diese zweite Episode allemal und Fans von John Sinclair kommen gerade im letzten Teil voll auf ihre Kosten. Zur Auswahl der besten Sinclair-Folgen gehört „Die Totenkopf-Insel“ allerdings nicht.

http://www.sinclairhoerspiele.de/

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Johan Christiansen, Thomas Plischke, Verena Stöcklein – Mater Ecclesia (Engel RPG)

_Allgemeines_

Selbstverständlich hat die Angelitische Kirche im [„Engel“-Rollenspiel 1876 einen, wenn nicht |den| zentralen Posten inne. Doch ist es nicht so einfach, die „Mater Ecclesia“, die Mutter Kirche, zu verstehen oder glaubwürdig darzustellen, da die Strukturen und Namen relativ verworren und kompliziert sind.
Die Kirchendiener sind zahlreich und deren Aufgabengebiete ebenso. Zwar werden die grundlegenden Titel, Posten und Begrifflichkeiten im „Engel-Grundregelwerk“ kurz behandelt, doch wird nur recht oberflächlich an der Materie gekratzt. Die „Mater Ecclesia“ geht hier tiefer und gewährt mannigfaltigen Einblick in die Strukturen, Dogmen und Arbeitsweisen der Angelitischen Kirche.

_Inhalt_

Grundsätzlich ist der Quellenband in fünf Kapitel unterteilt:

1. |Credulitas et Dogma|

Diese Kapitel widmet sich besonderem Maße den Dogmen der Angelitischen Kirche. Oberflächlich betrachtet, mögen diese zwar der katholischen Kirche der Mittelalters ähneln, doch gibt es einige wichtige und grundlegende Unterschiede. Als Beispiel kann man hier die Kindesverehrung anführen, die es untersagt, ein Kind zu bestrafen, doch auch in Angelegenheiten des Zölibats unterscheiden sich die beiden Institutionen wesentlich. Zusätzlich wird hier auch auf die komplizierten Hierachien der heiligen Mutter Kirche eingegangen.

2. |Clerus|

Hier geht es um die Kleriker der fünf Engelsorden. Einen Großteil des Klerus bilden die Monachen und Beginen, doch gibt es auch weitaus spezialisiertere Kleriker innerhalb der „Mater Ecclesia“, von denen ein Normalsterblicher im 27. Jahrhundert noch nie etwas gehört hat, wie zum Beispiel die Peccati, die sich mit verbotener Technik befassen. Auch die Auswirkungen der Angelitischen Dogmen auf die Baukunst werden hier mit einem Kirchenplan anschaulich erläutert.

3. |Ordinibus Templorum|

Ohne die Templer wäre die Kirche nicht nur ihrer größten militärischen Macht beraubt, sondern gar fast verteidigungslos. In diesem Kapitel werden die Sitten und Gebräuche der Templer behandelt sowie der Aufbau ihrer Armaturen (Einheiten). Fortführend wird auf die regional- und ordenstypischen Stärken und Schwächen der Templer eingegangen sowie deren eigene Dogmen und den Glauben an das innere Licht.

4. |Sevitores Profani Domini|

Die Angelitische Kirche hat nicht nur geweihte Diener. Alle, die für die Kirche arbeiten, aber nicht Teil dieser sind, werden hier vorgestellt. Seien es nun die Beutereiter, die Zugvögel (Söldner) oder die großen Handelshäuser unter der Kontrolle der Kirche.

5. |Dramatis Personae|

Hier ist natürlich das „Who is Who?“ des 27. Jahrhunderts vertreten. Neben den Beratern des Pontifex Maximus, den Konsistorialkardinälen, wird darin auch noch eine Reihe von nichtkirchlichen Persönlichkeiten aufgeführt, die jedem Spielleiter genug Anreize für eine Chronik bieten sollte. Die meisten dieser Figuren im Dramatis Personae sind voll ausgearbeitet und sofort einsatzfähig.

Im Appendix gibt es noch einen Abschnitt, der |Machinationes| heißt. In diesem werden die Regeln für das Spielen eines menschlichen Charakters in der Welt von „Engel“ kurz dargelegt, allerdings hauptsächlich auf das W20-System bezogen. Doch wer in der Lage ist, nach dem Arcana-System zu spielen, ist auch fähig, diese Informationen richtig zu interpretieren, daher ist das kein wirklicher Mangel.

_Aufmachung_

Die Aufmachung ist genauso vorbildlich wie beim „Engel-Grundregelwerk“. Besonders erwähnenswert, weil besonders wertvoll, finde ich die bildliche Darstellung der Monachen, Beginen und Templer, da jeweils eine Auswahl jedes Ordens mit Kleidung und eventueller Bewaffnung dargestellt wird. Das ist daher so hilfreich, weil die Kleider und das Aussehen dieser Kirchendiener sich grundlegend von denen heutiger Klerikaler etc. unterscheidet. Durch diese Bilder erhält man einen guten Eindruck in die Welt und die Leute, die im „Engel“-Rollenspiel leben und vorkommen. Daher erleichtert dies die Visualisierung sowohl für den Spielleiter (schließlich muss er sie ja beschreiben) und Spieler enorm.

_Mein Eindruck_

Die „Mater Ecclesia“ ist der wohl wichtigste Quellenband für „Engel“. Zum einen wird die Angelitische Kirche in fast jeder Chronik im Mittelpunkt stehen oder zumindest am Rande vorkommen; zum anderen ermöglicht dieses Buch endlich das Spielen eines menschlichen Protagonisten. Dies ist daher so wichtig, weil die Auswahlmöglichkeiten bisher auf Engel der fünf Orden beschränkt waren und das Spielen menschlicher Personen anhand von mangelnder Information seitens des „Engel“-Grundregelwerks nicht sinnvoll möglich war. Durch die „Mater Ecclesia“ ist es nun möglich, dies zu tun, was auf einen weitaus größeren Handlungsspielraum innerhalb des Spieles hinausläuft. Auch sind im Quellenband passende Arcana-Charakterbögen zum Herauskopieren enthalten.

Zudem ist die „Mater Ecclesia“, obwohl sie voll von Dogmatik und Kirchenhierachie ist, durchaus für sich genommen lesenswert, da die Geschichten und Information sehr plastisch, teilweise witzig (hier empfehle ich vor allem den Heiligen der Michaeliten namens Desian von Reinmeer) und durchweg anschaulich geschrieben sind.

_Fazit:_ „Mater Ecclesia“ ist ein Top-Quellenband, der für Spielleiter (fast) unverzichtbar ist, aber wegen der vielen geheimen Informationen nicht in neugierige Spielerhände gehört.

|Ergänzende Rezension:| [Engel – Grundregelwerk 2.0 1876

Dava Sobel – Die Planeten

Sachlich und poetisch zugleich bringt uns Dava Sobel die Planeten unseres Sonnensystems (plus Sonne und Erdmond) nahe. Nicht wissenschaftliche Vollständigkeit ist das Ziel, sondern der neue Blick auf scheinbar Bekanntes. Sobel macht deutlich, dass neben dem naturwissenschaftlich erfassbaren Sonnensystem gleichwertig jenes Sonnensystem steht, das der Mensch sich in seiner Kunst, seiner Literatur, in seinen Mythen und in seinen Religionen schafft. Sie legt in eleganter, doch verständlicher Sprache schwierige Sachverhalte anschaulich dar und beschert uns eine ungewöhnliche Mischung aus Sachbuch und Gedankenspiel.
Dava Sobel – Die Planeten weiterlesen

Wiesler, André – Altes Eisen (Shadowrun #56)

|“Zehn Jahre ist es her, seit Lulatsch, Clown, Grizzly und Madame Trix ihren letzten Coup gelandet haben. Und ein Jahrzehnt ist in der sechsten Welt eine lange Zeit, vor allem für die kurzlebigen Orks und Trolle. Sie haben die Straßen der ADL hinter sich gelassen, aber wie heißt es so schön: Niemand verlässt die Schatten ganz. So holt die Vergangenheit die Runner ein und lässt sie erkennen, dass sie im Jahr 2064 vor allem eines sind: Altes Eisen …“| (Klappentext)

_von Chris Sesterhenn
mit freundlicher Unterstützung unseres Partnermagazins http://www.ringbote.de/ _

_Trockene Fakten – die äußeren Werte:_

„Altes Eisen“ ist ein weiterer „Shadowrun“-Roman aus dem |Heyne|-Verlag. Wie schon so oft, passt das Titelbild nicht besonders gut zu dem Roman, aber es kommt auch viel mehr auf den Inhalt an. Die Geschichte verteilt sich in dem Taschenbuch auf 426 Seiten, was einem sehr guten Durchschnittswert entspricht.

_Worum geht es überhaupt? – zum Inhalt:_

André Wiesler präsentiert mit „Altes Eisen“ einen neuen Roman aus der Welt von „Shadowrun“. Die gesamte Handlung dreht sich um die Runnergruppe „Die Crew“, bestehend aus dem Riesen Lulatsch (Joseph), dem Troll Grizzly (Marko), den beiden Orks Trix (Helen) und Clown (Nikolai) sowie der Elfe Winter und dem Mensch Dietrich. Vor zehn Jahren gelang diesen Runnern ein großartiger Coup. Sie widmeten sich ihrem Privat- und Familienleben, zogen sich mehr oder weniger aus den Schatten zurück. Doch dann ist es nach der langen Zeit des Wartens soweit: Helen, die nach dem erfolgreichen Coup für die Crew ins Gefängnis gegangen ist, wird aus der Haft entlassen und der Zeitpunkt ist gekommen, die verbleibende Beute unter den Teammitgliedern aufzuteilen und einen Lebensabend im Wohlstand zu garantieren. Doch dann kommt alles ganz anders als geplant. Die ehemaligen Runner sind gezwungen, noch einmal zu zeigen, was die Crew wirklich vermag. Und dabei gilt es, die Schatten der Vergangenheit zu bewältigen.

_Zuckerbrot und Peitsche – Pro und Contra:_

Der Roman „Altes Eisen“ von André Wiesler präsentiert eine wirklich gelungene Geschichte. Die einzelnen Szenen sind sehr detailliert und plastisch beschrieben. Jeder Abschnitt lädt zum zügigen Weiterlesen ein, Langeweile kommt in diesem Buch nie auf. Von Kapitel zu Kapitel wechselnd, erfährt der Leser in zwei Handlungssträngen von den aktuellen Ereignissen und den Geschehnissen vor zehn Jahren. Zusammen ergibt dies auf sehr geschickte Art und Weise ein rundum gelungenes Gesamtwerk.

Die Charaktere der Geschichte waren vor zehn Jahren professionelle und sehr begabte Runner. Mit ihren Talenten und ihrer Cyberware gelingt es ihnen, einen nicht für möglich gehaltenen Raub zu begehen. Auch wenn dieser nicht hundertprozentig glatt verlief, so wartet in der „Gegenwart“ dennoch eine beachtliche Beute auf die Helden von damals. In den vergangenen Jahren wurden aus den einzelnen Teammitgliedern ein angesehener Imageberater für Metamenschen (Joseph), das Oberhaupt einer großen Orkfamilie (Nikolai), ein Häufchen Elend, welches nur von der Verpflichtung, einen Hund zu füttern, noch am Leben gehalten wird (Marko) oder eine selbstbewusste Orkfrau, die ihren Lebensabend in Ruhe verbringen will (Helen). Und dieses ‚alte Eisen‘ muss nun zeigen, was es in der Gegenwart noch alles auf dem Kasten hat.

Allein die Idee ist schon lesenswert, aber die Umsetzung macht das Ganze zu einem besonderen Lesevergnügen für „Shadowrun“-Fans und solche, die es noch werden wollen. Sehr gelungen sind die teilweise enormen Unterschiede der einzelnen Charaktere in den beiden Handlungssträngen. Es entbehrt nicht eines gewissen Humors, wenn beispielsweise der ehemalige Straßensamurai eine Waffe aufnimmt und seine Smartgun-Verbindung meldet, dass die Cyberware ein dringendes Update benötigt.

Wer unbedingt auch einen Punkt auf der Contra-Seite haben will, muss schon etwas länger suchen. Unter Umständen könnte die phasenweise etwas sehr auf Erwachsene bezogene Schreibweise nicht gerade für junge Leser geeignet sein (wobei Gewalt eher als letzter Ausweg beschrieben wird). Aber es gibt noch wesentlich schlimmere Szenen in anderen Publikationen.

_Für wen lohnt es sich? – meine Einschätzung:_

Der Roman von André Wiesler ist ein richtiges Highlight unter den Romanen aus dem „Shadowrun“-Universum. Ich kann jedem SR-Fan (und allen, die es noch werden wollen) diesen Roman nur wärmstens ans Herz legen. Der Leser erhält für sein Geld viel Unterhaltung und Kurzweil – seit langer Zeit wieder einmal ein wirklich überzeugender SR-Roman.

_Fazit:_ „Altes Eisen“ von André Wiesler bietet eine hervorragend umgesetzte Idee. Im Vergleich mit anderen Romanen aus der Welt von Shadowrun liegt dieser Roman eindeutig im oberen Bereich der Rangliste. Fans sollten sich dieses Highlight nicht entgehen lassen, daher kann ich eine uneingeschränkte Kaufempfehlung geben. Um es mit Grizzlys Worten zu sagen: „So wird das gemacht!“

Zeilinger, Anton – Einsteins Spuk

Der bekannte Physiker und Nobelpreisträger [Richard Feynman]http://de.wikipedia.org/wiki/Richard__Feynman prägte einst den Satz „Ich denke, man kann mit Sicherheit sagen, dass niemand die Quantenmechanik versteht“ und brachte damit die Schwierigkeiten der Quantenphysik auf den Punkt. Dennoch birgt dieses Teilgebiet der Physik eine Faszination, welche sogar auf Nicht-Wissenschaftler überspringt. So wird beispielsweise in |Star Trek|-Newsgroups heftig über Quantenmechanik diskutiert, denn dort gibt es zahlreiche Tüftler, die sich Gedanken darüber machen, unter welchen Bedingungen die Warp-Geschwindigkeit doch möglich ist, obwohl bereits Einstein feststellte, dass Lichtgeschwindigkeit die begrenzende Geschwindigkeit ist (zumindest für Materietransport).

Mit diesen Fragen und noch vielen anderen mehr beschäftigt sich der nicht minder berühmte [Anton Zeilinger,]http://de.wikipedia.org/wiki/Anton__Zeilinger der insbesondere bekannt ist für das Phänomen der „Quantenteleportation“ und der erst kürzlich mit der Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität Berlin ausgezeichnet wurde. Ein besonderes Anliegen ist dem österreichischen Physiker aber auch die populärwissenschaftliche Vermittlung schwieriger quantenmechanischer Fragen, die sich oftmals dem gesunden Menschenverstand entziehen. So durfte ich selbst auf einer Tagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft erleben, wie der große Anton Zeilinger mit strahlenden Augen und einigen Geschichten aus dem Nähkästchen einem teilweise fachfremden Publikum seine Forschungsarbeit vorstellte, sodass jeder einzelne Zuhörer seine Aha-Erlebnisse hatte. Beeindruckt von dieser Leistung, freute ich mich umso mehr auf „Einsteins Spuk“, welches beginnend bei den Grundlagen der Quantenphysik das Feld aufrollt, bis Zeilinger sich auch komplizierten Vorgängen der Verschränkung widmet.

In „Einsteins Spuk“ beginnt Anton Zeilinger tatsächlich bei den grundlegenden Prinzipien der (Quanten-)Physik, er erklärt ausführlich den Welle-Teilchen-Dualismus des Lichtes und stellt dabei die bahnbrechenden Experimente vor. Einen besonderen Schwerpunkt legt Zeilinger auf das Doppelspaltexperiment, welches er seine zwei imaginären Physikstudenten Alice und Bob auch durchführen und diskutieren lässt. In Exkursen erzählt Zeilinger über Glasfasertechnik oder auch die [Unschärferelation,]http://de.wikipedia.org/wiki/Heisenbergsche__Unsch%C3%A4rferelation die sich nicht ohne weiteres auf makroskopische Objekte wie ein Auto anwenden lässt. Später erklärt der Autor, was man sich unter der Polarisation von Licht vorzustellen habe und taucht dabei immer tiefer in die Physik ein.

Das Besondere an diesem Buch ist allerdings nicht nur der Inhalt an sich, welchen wohl jeder einigermaßen kundige Physiker hätte erklären können, sondern die Art, wie Zeilinger uns sogar schwierigste Physik präsentiert. In vielen Situationen lässt er seine jungen Studenten Alice und Bob zum Experiment treten und erzählt eigentlich „nur“ die Geschichte dieser beiden neugierigen jungen Studenten. Alice und Bob hören eine spannende Vorlesung bei Prof. Quantinger – dessen Name wohl nicht nur zufällig dem des Anton Zeilinger ähnelt – und führen angespornt von dem neuen Wissen eigene Experimente durch. Angeleitet durch Quantinger und seine Mitarbeiter arbeiten Alice und Bob an verschiedenen Versuchen und diskutieren die Erkenntnisse miteinander. Und genau dies sind die spannendsten Stellen im Buch. Anfangs wissen Alice und Bob nicht viel über die Probleme der Quantenmechanik, doch anhand von ausgewählten Experimenten kommen sie nach und nach der Natur des Lichtes und der [Quantenverschränkung]http://de.wikipedia.org/wiki/Quantenverschr%C3%A4nkung auf die Spur, die Einstein einst „spukhafte Fernwirkung“ genannt hat.

Während Alice und Bob also ihren Lernprozess durchmachen, haben wir teil an ihren Fragen und Gedankengängen. Durch gezielte Fragen und Versuche durchschauen die beiden Physikstudenten immer besser, was bei Quantingers Experimenten wirklich passiert. Und obwohl die beiden natürlich deutlich schneller lernen als der normale Student, helfen sie den Lesern dabei, selbst neue Erkenntnisse zu gewinnen. Alice und Bobs Fragen und Diskussionen sind es, an denen wir uns inhaltlich und fachlich entlang hangeln können und somit schließlich selbst der Quantenmechanik auf die Spur kommen. Fast schon wie ein Roman wird uns hier die Geschichte der Quantenphysik erzählt, sodass man bei der Lektüre zwischendurch sogar vergisst, dass man hier ein populärwissenschaftliches Buch in der Hand hält.

Doch Zeilinger erzählt mehr als nur diese Geschichte, in welcher Alice und Bob zwischen Vorlesung und Experiment hin- und herpendeln. Zwischendurch wohnen wir selbst Quantingers Vorlesung über die [Polarisation]http://de.wikipedia.org/wiki/Polarisation bei und lernen somit zeitgleich mit unseren beiden Protagonisten einiges mehr über das Licht. Methodisch erweist Zeilinger sich als sehr vielfältig, sein populärwissenschaftliches Buch wird aufgepeppt durch Cartoons und nette Anekdoten, außerdem helfen uns viele Bilder dabei, die teils komplizierten Gedankengänge Zeilingers nachzuvollziehen. Dennoch wird es wohl für jeden Leser irgendwann einen Punkt im Buch geben, an dem er fachlich aussteigen muss. Speziell die Bell’sche Ungleichung eignet sich wohl nicht sonderlich gut für die Vermittlung an fachfremdes Publikum.

Aber nichtsdestotrotz schafft Zeilinger es nicht nur, dem geneigten Leser inhaltlich eine Menge neues Wissen mit auf den Weg zu geben, er regt darüber hinaus zum verstärkten Nachdenken über philosophische Konsequenzen der Quantenmechanik an. So wird sich der Leser sicher einige Gedanken darüber machen, was bei der Teleportation eines Menschen passieren könnte oder was wäre, wenn wir wirklich alle keinen freien Willen hätten. Und wer am Ende immer noch nachvollziehen kann, was Anton Zeilinger hier schreibt, der wird sogar erfahren, wie Zeilingers Verschränkungsexperimente im Detail funktionieren und wie Quantenkryptografie prinzipiell abläuft. Inhaltlich hat der Autor hier also eine Menge hineingesteckt, was auf den ersten Blick vielleicht gar nicht auffallen mag. Doch „Einsteins Spuk“ ist nicht nur unglaublich lehrreich, sondern macht darüber hinaus richtig Spaß zu lesen, weil Physik hier nicht nüchtern dargeboten wird, sondern eingepackt wird in eine nette Geschichte, an der jeder interessierte Leser Gefallen finden wird.

So steigt am Ende meine Hochachtung vor Anton Zeilinger noch weiter an, denn wer ein so kompliziertes Teilgebiet der Physik wie die Quantenmechanik so lebendig und interessant darstellen und eingängig erklären kann, der beweist, dass er nicht nur ein begeisterter Physiker ist, sondern sein Wissen auch gerne an andere weitergeben möchte. In diesem Sinne freue ich mich auf seine weiteren populärwissenschaftlichen Werke, die sicherlich nicht minder spannend ausfallen werden!

Fleischhauer, Wolfram – Buch, in dem die Welt verschwand; Das

„Das Buch, in dem die Welt verschwand“ von Wolfram Fleischhauer ist mittlerweile auch als Hörbuch erhältlich. Der Autor selbst hat sich seinen Roman von 2003 erneut vorgeknöpft und übernimmt hier die Rolle des Erzählers. Leider jedoch gelingt es ihm nur ansatzweise, die Geschichte lebhaft darzustellen. Warum ist das so? Wir wollen einmal einen genaueren Blick auf diese Audioproduktion werfen:

_Story_

Nürnberg um 1780, kurz vor der Französischen Revolution: Der junge Lizenziat Nicolai Röschlaub wird vom Kammerherrn Selliong in die Gemächer des erkrankten Grafen von Alldorf gebeten, kann aber bei seiner Ankunft nur noch dessen Tod feststellen. Bereits seine Kinder und seine Frau fielen einer mysteriösen Krankheit zum Opfer, und auch der Graf selbst scheint an dem schleichenden Gift unbekannter Herkunft gestorben zu sein.

Der tragische Tod des Grafen bleibt aber nicht der einzige Zwischenfall: Kurze Zeit später wird inmitten eines Waldes die Leiche von Selling gefunden, der auf brutale Art und Weise ermordet und geradezu abgeschlachtet wurde.

Nach und nach stellt sich heraus, dass Alldorf im ganzen Land Schulden gemacht hat, um irgendwelche kriminellen Machenschaften zu finanzieren. Das geliehene Geld ist allerdings verschwunden, und der einzige Mann, der darüber etwas wissen könnte, wäre der ermordete Kammerherr.

Als die Tragweite des Falles klar wird, nimmt sich Justizrat Di Tassi der Sache an, der als Erstes die am Fundort von Sellings Leiche entdeckte Magdalena Lahner sprechen möchte. Das Mädchen leidet allerdings noch an einem Trauma infolge der schrecklichen Beobachtungen – es hat das grausame Vergehen gänzlich beobachtet – und ist nicht vernehmungsfähig. Röschlaub nimmt sich der Dame an und verliebt sich prompt in sie. Deshalb macht er sich auch zur Aufgabe, Magdalena vor Di Tassi zu schützen, was den Justizrat wiederum dazu bringt zu vermuten, dass Nicolai mit der Lahner unter einer Decke steckt und ebenfalls mit den Todesfällen in Verbindung steht.

Dennoch arbeiten Di Tassi und Röschlaub fortan zusammen. Dabei führt ihre Spur zu einer Serie von Postkutschenüberfällen, die nach einem merkwürdigen Muster stattfinden. Nicolai durchschaut dieses Muster schnell und macht dabei eine schreckliche Entdeckung: Auf der Landkarte ergeben die Punkte, an denen die Anschläge stattgefunden haben, ein riesiges kopfstehendes Kreuz.

Jetzt beginnt Röschlaub, allein Ermittlungen anzustellen, weil sein Vertrauen in Di Tassi ebenso schwindet wie das zu Magadalena. Die beiden kommen sich zwar rein körperlich näher, aber das junge Mädchen ist nach wie vor ein Mysterium für den Lizenziaten. Als er schließlich feststellt, dass er nicht gegen eine normale Räuberbande, sondern gegen verschiedene religiöse Verschwörer und sektenartige Geheimbünde angeht, wird seine Vorstellungskraft von dem, was sich derzeit in Deutschland zuträgt, vollständig gesprengt.

Wolfram Fleischhauer gilt unter Kennern bereits als Experte für historische Romane. Dementsprechend umfassend und detailgetreu wird daher auch die Epoche, in der die Geschichte spielt, dargestellt. Rein faktisch gesehen lässt der Autor jedenfalls gar nichts anbrennen, seien es nun die Umgangsformen, die Beschreibungen der politischen Situation oder der Überblick über die religiösen Gruppierungen und die verschiedenen Freidenker, die zur Zeit der Aufklärung in aller Munde waren.

So weit, so gut. Doch leider gibt es hier auch ein großes |Aber|, und das betrifft die Entwicklung der fiktiven Handlung, die Fleischhauer langsam, um nicht zu sagen behäbig aufbaut. Dem Autor gelingt es nur teilweise, die guten Ideen, die sich aus dem Hintergrund der Geschichte ergeben, in eine spannende Story umzuwandeln, was sich manchmal sogar derart äußert, dass „Das Buch, in dem die Welt verschwand“ einem Bericht ähnelt. Fleischhauer reiht im Laufe des Plots vornehmlich nur Fakten aneinander, lässt aber währenddessen kaum Spannung aufkommen. Natürlich fragt man sich mit fortschreitender Erzähldauer, wer oder was genau hinter den Anschlägen auf die Postkutsche steckt, was genau Alldorf mit dem ‚geborgten‘ Geld bezweckte und warum Selling umgekommen ist, aber das Level eines echten Krimis erreicht die Geschichte nicht einmal ansatzweise.

Im Hinblick auf den historischen Hintergrund wird das Ganze dann auch erst zum Ende hin interessant, wenn die philosophischen Anteile des Romans schlagartig zunehmen und der Name Immanuel Kant ins Spiel kommt, der schließlich auch das Buch, auf das der Titel anspielt, geschrieben hat. Doch gleichermaßen wird auch in dem Moment, wo die Handlung sich von jeglichen Strukturen loslöst, deutlich, warum genau der Spannungsaufbau zum Scheitern verurteilt ist. Die wichtigsten Personen werden nämlich erst zum Ende hin eingeführt, und erst dann wird auch klar, worum es in der Geschichte eigentlich geht. Bis dahin hat man sich nämlich fast ausschließlich mit Geplänkel aufgehalten, das die Erzählung überhaupt nicht vorangebracht hat und nur noch bedingt mit dem Ende in Verbindung steht.

Die Gedanken sind frei – dieser bekannte Slogan ist der Leitfaden von „Das Buch, in dem die Welt verschwand“ -, aber leider sind die Gedanken in diesem Fall dann so frei, dass der Autor zunächst versäumt, der Geschichte einen spannenden Aufbau zu verpassen, und es anschließend auch nicht mehr schafft, die erzählerische Kurve zu den freidenkerischen Zügen geschmeidig zu nehmen. Die Erzählung als solche bekommt daher auch nur das Prädikat ‚durchschnittlich‘ von mir zugesprochen.

Als Vorleser gibt Fleischhauer aber leider auch nicht immer eine besonders gute Figur ab. Gerade die ersten beiden CDs des acht Silberlinge umfassenden Hörbuches wirken ein wenig lustlos und dröge, aber das mag auch an dem zumeist lediglich Tatsachen beschreibenden Aufbau liegen. Im weiteren Verlauf, speziell dann, wenn der Aktionsreichtum ein wenig zunimmt (so zum Beispiel, als Nicolai infolge seiner Unwissenheit und der Verschwiegenheit seiner Begleiter immer wütender wird), kann sich der Autor aber in seiner zweiten Rolle noch gehörig steigern und meistert seine Lesung abschließend dann doch ganz ordentlich. Ein wenig mehr Motivation hätte die Geschichte aber dennoch vertragen können.

Insgesamt ist das Hörbuch zu „Das Buch, in dem die Welt verschwand“ allenfalls für Fans des Autors und Anhänger historischer, philosophischer Romane interessant. Als spannender Krimi funktioniert das Ganze indes nicht besonders gut.

|Bitte beachtet ergänzend auch Dr. Michael Drewnioks [Rezension 265 zur Buchfassung bei uns.|

John D. MacDonald – Alptraum in Pink [Travis McGee 2]

Ermittlungen führen den Gelegenheits-Detektiv Travis McGee nach New York und in die Fänge einer Gaunerbande, die sich in einer ‚Nervenheilanstalt‘ eingerichtet hat und vor allem reiche Kunden behandelt, denen anschließend etwas zustößt … – Selbstverständlich landet McGee in seinem zweiten Abenteuer in jenem Irrenhaus, das er nicht mehr verlassen soll; der flaue Plot zieht sich in die Länge und bleibt dort hängen, wo Autor MacDonald seine Hauptfigur auflisten und kommentieren lässt, was falsch auf der Welt läuft: schwatzhaft und langweilig.
John D. MacDonald – Alptraum in Pink [Travis McGee 2] weiterlesen

Clark, Mary Higgins – Nimm dich in acht

Die New Yorker Psychologin Dr. Susan Chandler moderiert eine beliebte Radiosendung. Als aktuelles Thema hat sie sich das Buch „Verschwundene Frauen“ des Psychiaters Dr. Donald Richards ausgesucht, den sie in ihrer Sendung dazu befragt. Auf eigene Faust hat sie den Fall der vermissten Regina Clausen aufgetan, die vor drei Jahren nach einer Kreuzfahrt nicht mehr zurückkehrte. Während der Sendung meldet sich eine anonyme Anruferin, die von einem Verdacht berichtet. Vor zwei Jahren lernte sie auf einer Schiffreise einen Mann kennen, der ihr einen Ring mit der Gravur „Du gehörst mir“ schenkte. Genau so ein Ring befand sich auch in Regina Clausens Gepäck. Susan wittert eine heiße Spur und bittet die Anruferin zu einem Treffen. Doch am nächsten Tag wird die Frau vor ein Auto gestoßen und liegt im Koma.

Es folgen weitere Anschläge auf Personen, die Hinweise zu Regina Clausens Verschwinden liefern können. Während die Polizei im Umfeld der Betroffenen ermittelt, vermutet Susan, dass sie einem Serienkiller auf der Spur ist, der sich seine Opfer unter alleinreisenden Frauen auf Kreuzfahrten sucht. Spätestens nachdem sie Regina Clausens Mutter, die schwerkranke Jane Clausen, kennen lernt, fühlt sie sich verpflichtet, die Wahrheit über das Verschwinden dieser Frau herauszufinden.

Dabei stößt Susan auch in ihrem eigenen Umfeld auf Unstimmigkeiten: Was hat den Autor Don Richards bewogen, ein Buch über diese Fälle zu schreiben? Welches falsche Spiel treibt Jane Clausens Anwalt Douglas Layton mit seiner Klientin? Etwas Entspannung erhofft sich Susan von der Bekanntschaft mit dem reichen und attraktiven Alex Wright, bis sich herausstellt, dass sich auch ihre Schwester Dee für ihn interessiert. Bei ihren Nachforschungen kommt Susan dem Kreuzfahrt-Mörder immer näher, ohne zu ahnen, dass er schon längst seine Jagd auf sie begonnen hat …

Unterhaltsame Dutzendware ist das passende Prädikat, um diesen Thriller einzuordnen. Wie in so vielen anderen ihrer Romane verlässt sich Mary Higgins Clark auf bewährte Zutaten, die zu einem unspektakulären, aber doch über weite Strecken spannenden Katz-und-Maus-Spiel gemixt werden.

_Sympathie für den Hauptcharakter_

Das Schema des Romans ähnelt dem Rest ihrer Werke: Eine junge, sympathische und attraktive Frau wird in einen mysteriösen Mordfall verwickelt und startet auf eigene Faust Ermittlungen, bei denen sie ins Visier des Täters gerät. Von diesem Grundriss weicht die Autorin auch in dieser Geschichte nicht ab. Dr. Susan Chandler präsentiert sich somit als austauschbare Protagonistin, die sich kaum von den Hauptfiguren der anderen Werke abhebt. Sie ist relativ jung, attraktiv und sehr erfolgreich, ohne dabei eingebildet zu sein. Im Gegenteil, Susan stammt aus einer reichen Familie, hält selbst aber nichts von Standesdünkel. Besonders deutlich wird ihr netter Charakter in der direkten Gegenüberstellung mit ihrer Schwester Dee. Dee ist die oberflächlichere der beiden Frauen, die ihren inzwischen tödlich verunglückten Mann seinerzeit Susan ausgespannt hat und auch an Alex, der Susan den Hof macht, verdächtig viel Interesse äußert. In diesem Vergleich ist es nicht schwer, sich solidarisch mit Susan zu zeigen und ihr Glück und Erfolg auf ihrer Mörderjagd zu wünschen, zumal ihre Familiensituation grundsätzlich einige Komplikationen und Probleme beinhaltet. In Susans leserfreundlichem Charakter liegt eine der Stärken des Romans, da man zwangsläufig mit der netten Psychologin mitfiebert. Das Fehlen von auffälligen Ecken und Kanten verhindert zwar, dass sich ihre Figur nachhaltig einprägt, sorgt aber bei der geneigten Durchschnittsleserin für ein hohes Maß an Identifikation.

Die weiteren Personen sind allesamt lebendig genug, um dem Leser einigermaßen klar vor Augen zu stehen, doch auch hier sind markante Figuren Mangelware. Da wäre die nette Jane Clausen, die so dringend den Wunsch verspürt, noch vor ihrem Tod die Wahrheit über das Schicksal ihrer Tochter Regina zu erfahren. Nicht nur Susan, auch der Leser fühlt mit der älteren Dame, die sich nach einem erlösenden Lebensabend sehnt. Da wäre der zurückhaltende Psychiater Don Richards, der durch Susans Sendung in den Fall verwickelt wird und ein starkes persönlichen Interesse an der Aufklärung zu haben scheint und immer wieder seine Mithilfe anbietet. Der zweite Mann, der in Susans Leben tritt, ist der gutaussehende und charmante Alex Wright, der die Gefühle der Psychologin mehr beeinflusst, als ihr lieb ist. Eine wichtige Rolle spielt auch der schmierige Anwalt Douglas Layton, dem Susan nicht über den Weg traut.

_Konstruierte Tätersuche_

Wie in jedem Mary-Higgins-Clark-Roman ist die Autorin bemüht, den Täter so lange wie möglich geheim zu halten und den Verdacht parallel auf mehrere Personen zu schwenken. Für diese Taktik bedient sie sich gerne Cliffhangern, die sie am Ende eines Kapitels einsetzt. Meist fallen diese Cliffhanger in Form von doppeldeutigen Äußerungen einer Figur, die man sowohl als harmlose Bemerkung als auch als Täterschaft deuten kann. Dieses Prinzip verliert leider nach mehrmaliger Anwendung seine Wirkung, weil allzu offensichtlich ist, dass bestimmte Sätze nur fallen, um eine Person in verdächtiges Licht zu setzen. Auch der Rest der Handlung leidet unter auffälligen Konstruktionen, die das gesunde Maß zuweilen übersteigen. Das zeigt sich vor allen an den vielen Zufällen, die in Susan Chandlers Mörderjagd mit hineinspielen. Dabei sticht vor allem heraus, wie leicht es zu sein scheint, Zeugen und Hinweise für den Mörder von Regina Clausen zu finden.

Den Anfang macht die hellseherische Begabung einer Freundin des Beinah-Opfers Carolyn Wells, die sich als anonyme Anruferin in Susans Sendung mit einbringt. Eine kurze Berührung des Rings verrät ihrer Freundin, dass eine tödliche Bedrohung dahinter lauert. Darüberhinaus spielt diese Begabung keine weitere Rolle. Somit bleibt sie billige Effekthascherei, um die Beteiligten für das drohende Unheil zu sensibilisieren. Ein weiterer Griff in die Zufallskiste ist auch die spätere Meldung einer junge Frau, die den Täter damals im Laden beim Ringekauf beobachtet hat. Anschließend kommt noch der Ladenbesitzer selbst ins Spiel, der sich über die Jahre hinweg Aussehen und Namen des Kunden gemerkt hat. Das ist wenig plausibel, wenn man bedenkt, dass die gekauften Ringe weder wert-, noch schmuckvoll sind und der Käufer nur alle paar Monate in den Laden kam. Noch unglaubwürdiger wird es dann, als der Besitzer des Sexshops gegenüber den Kunden als verdächtig einstuft, obwohl er selbst nie etwas mit ihm zu tun hatte. Den Höhepunkt der Konstruktionen erreicht die Handlung aber an der Stelle, an der Susan entdeckt, dass der Mörder bei seinen wechselnden Identitäten stets den gleichen Vornamen an erster oder zweiter Stelle einbaut. Allein die Tatsache, dass der Täter dadurch mutwillig seine Entdeckung riskiert, macht sein Vorgehen unwahrscheinlich und die Entlarvung für den Leser unerfreulich einfach.

Ein weiteres Manko des Romans ist die fast hundertprozentige Gewissheit, dass den Leser am Ende ein mehr oder weniger glücklicher Ausgang erwartet. In keinem der etwa fünfzehn Mary-Higgins-Clark-Romane, die ich bislang gelesen habe, wird auf ein Happyend verzichtet, wenn der Schluss auch nicht zwangsläufig unter dem Motto „Friede, Freude, Eierkuchen“ steht. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass die Protagonistin bei ihren Ermittlungen selbst ums Leben kommt, ist dementsprechend gering. Umso wichtiger wäre es in dem Fall, die Zwischenhandlung vom üblichen Einheitsbrei abzuheben, wenn schon die Frage, ob der Täter letztlich gefasst wird, nicht mehr aufgeworfen wird. Die ganz große Spannung bleibt somit aus, da man nicht wirklich um den guten Ausgang der Geschichte bangt, sondern sich in der Gewissheit sonnt, dass alles sein gerechtes Ende nimmt.

Nicht weiter tragisch, aber etwas unglücklich ist der deutsche Titel, der viel zu belanglos daherkommt und kaum dafür geschaffen ist, sich dem Leser einzuprägen. „Nimm dich in acht“ ist eine Plattitüde, die auf so ziemlich jeden Psychothriller passt und als Titelwahl ausgesprochen lieblos und nichts sagend daherkommt. Passend ist dagegen der Originaltiel „You belong to me“, der zwar auf den ersten Blick ebenfalls belanglos zu sein scheint, aber wenigstens Bezug auf den Roman nimmt, indem er die Gravur des mörderischen Ringes aufgreift. Eine unveränderte Übersetzung nach „Du gehörst (zu) mir“ ins Deutsche wäre an dieser Stelle angebracht gewesen.

_Lockere Unterhaltung_

Trotz dieser Schwachpunkte bleibt unterm Strich ein solider Thriller, der dank seiner lockeren und flüssigen Sprache zwei bis drei Tage unterhaltsames Lesevergnügen bietet. Der Stil der Autorin gleitet munter dahin, ohne an den Leser besondere Anforderungen zu stellen. Es ist das ideale Buch, das man sich abends im Bett genehmigt, wenn man für anspruchsvollere Lektüre bereits zu müde ist. Es ist das ideale Buch, das man auf eine lange Zugfahrt oder mit ins Wartezimmer nimmt. Es ist das ideale Buch, das man trotz glühender Hitze am Strand aufschlägt. Die Sätze sind weder kompliziert noch übermäßig lang, es fallen keine Fremdwörter. Aufgrund der weiblichen Hauptfigur werden sich vor allem Frauen zur Zielgruppe zählen. Aber auch Jugendliche, die erste Thrillererfahrung sammeln wollen, sind mit diesem Roman gut bedient. Sogar zartbesaitete Leser mit empfindlichen Mägen dürfen sich ruhig an die Lektüre wagen, denn obwohl Mrs. Clark im Thrillermilieu zuhause ist, finden sich hier wie in den meisten anderen Werken nur wenige blutige Szenen.

_Fazit:_ Ein leicht verdaulicher Thriller, der vor allem von seiner sympathischen Protagonistin und dem Rätselraten um den Täter lebt. Der solide Gesamteindruck wird leider durch die übertrieben konstruiert verlaufende Mördersuche und die vielen Zufälle, die der Ermittlerin in die Hände spielen, geschmälert. Dank des einfachen und unkomplizierten Stils bleibt ein relativ spannender Roman ohne blutige oder schockierende Szenen, der sich leicht und locker in wenigen Tagen herunterliest.

_Mary Higgins Clark_, geboren 1929, zählt zu den erfolgreichsten Thrillerautorinnen der Welt. 1975 erschien ihr erster Thriller „Wintersturm“, der zum Bestseller avancierte. Seitdem verfasste sie Dutzende von Krimi- und Thrillerromanen, die regelmäßig die Spitzenplätze der Bestsellerlisten belegen.

John D. MacDonald – Abschied in Dunkelblau [Travis McGee 1]

Bootseigner Travis McGee fahndet für eine betrogene Frau nach dem gestohlenen Familienerbe. Er gerät an einen mörderischen Heiratsschwindler, der es gar nicht schätzt, dass ihm jemand die Tour vermasselt, und soll auf dem Grund des Ozeans enden … – Der erste Band einer insgesamt 21-bändige Serie ist ein solide geplotteter Thriller und einem reizvoll angeknacksten Helden, der eigentlich ein Ritter und stets bereit ist, schönen Frauen zu helfen; leider neigt McGee zum Philosophieren, und was einst beinahe Literaturqualität erreichte, klingt heute platt und peinlich: ein zwiespältiges, immerhin endlich ungekürztes Vergnügen.
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Harris, Charlaine – Vampir, der mich liebte; Der

„Der Vampir, der mich liebte“ ist mittlerweile der vierte Roman aus Charlaine Harris‘ Serie um die gedankenlesende Kellnerin Sookie Stackhouse. In den vergangenen drei Bänden konnte der geneigte Leser Sookies Wandlung vom schüchternen Mauerblümchen zur heißen Vampirgeliebten verfolgen – mit all den Nebenwirkungen, die so eine Beziehung mit sich bringt. Sookies Romanze mit dem Vampir Bill hat ihr zwar in Sachen Sex die Augen geöffnet (und dafür gilt es durchaus, dankbar zu sein), doch gleichzeitig führt sie zu einigen Beinahe-Zusammenstößen mit dem Tod. Da Bills Vampirvorgesetzter Eric Sookies Gedankenleserei nur zu gern für seine Zwecke einsetzt, landet sie mit schöner Regelmäßigkeit in potenziell tödlichen Situationen und wird zusammengeschlagen, gebissen und herumgeschubst.

Am Ende des dritten Bandes „Club Dead“ hatte Sookie nun die Nase voll. Sie will all diese Vampire und Gestaltwandler einfach nur noch aus ihrem Leben haben und beendet ihre Beziehung zu Bill. Für das neue Jahr nimmt sie sich vor, nicht wieder zusammengeschlagen zu werden. Doch entwickelt sich Sookies Leben in „Der Vampir, der mich liebte“ natürlich nicht zu einem erholsamen Kaffeekränzchen. Als sie von der Neujahrsfeier im „Merlotte’s“ nach Hause kommt, liest sie einen halbnackten Vampir auf der Straße auf. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich dieser als Eric, der Besitzer der Vampirbar in Shreveport. Der selbstbewusste und von seinen Reizen überzeugte Eric hat sein Gedächtnis verloren, was zu einer interessanten Nebenwirkung führt: Er wird nett und umgänglich und Sookie fühlt sich immer mehr von ihm angezogen.

Die Vampire in Shreveport sind außer sich, als sie von Erics Veränderung erfahren. Scheinbar hat sich ein Hexenzirkel im Gebiet breit gemacht und will nun die Geschäfte nicht nur der Vampire, sondern auch der Werwölfe übernehmen. Da Eric sich weigerte, seine Bar aufzugeben, wurde er mit einem Fluch belegt. Erics Untergebene organisieren einen Großangriff auf die Hexen und verstecken derweil ihren Anführer bei Sookie, um ihn aus der Schusslinie zu bringen.

Es kommt, wie es kommen muss: Während Sookie Erics unwiderstehlichen Reizen erliegt, verschwindet ihr Bruder, werden einige Gestaltwandler in Shreveport blutig niedergemetzelt, macht ein Werwolf ihr Avancen und es geht generell heiß her. Ob Sookie ihren Vorsatz fürs neue Jahr halten kann, muss der Leser allerdings selbst herausfinden.

Mit „Der Vampir, der mich liebte“ ist die Romanreihe um Sookie vom kleinen Verlag |Feder & Schwert| zum großen |dtv| gewandert, der für den unhandlichen und lieblosen Titel verantwortlich zeichnet. (Im Original führen alle Romane das Wort „dead“ im Titel.) Das lässt zunächst auf nichts Gutes hoffen. Zum Glück aber werden diese Ängste schnell beruhigt. Die Übersetzung von Britta Mümmler ist absolut flüssig und macht den Roman auch in der deutschen Fassung zum Pageturner. Und auch Charlaine Harris selbst hat mal wieder einen Schmöker allererster Güte vorgelegt.

Zwar verschwindet der Gut-Vampir Bill recht schnell von der Bildfläche, er wird jedoch elegant durch Eric ersetzt, der in diesem Band nun endlich zum Zuge kommt (im wahrsten Sinne) und zu einem Hauptcharakter avanciert. Während Bill ein Frauenversteher ist, ist Eric ein Charmeur, ein Verführer und ein Sexgott. Über drei Bände hinweg musste die weibliche Leserschaft darauf hoffen, mehr von ihm zu sehen und hier endlich übergibt Harris dem blonden Vampir die Bühne. Zwar hat sein Gedächtnisverlust zu einigen Charakterveränderungen geführt, doch ist er immer noch ein Traum von einem Mann und im Bett kaum zu schlagen, wie Sookie bald selbst am eigenen Leibe feststellen darf. Selbst eingefleischte Bill-Fans werden einsehen müssen, dass es zwischen Sookie und Eric aufs Heftigste knistert – ein wahres Fest für die geneigte Leserin.

Auch Harris‘ romaneigene Mythologie wird weiter ausgebaut. Vampire, Gestaltwandler und Werwölfe wurden bereits in den vergangenen Bänden eingeführt. Nun sind die Hexen und Wiccas dran. Zwar stellen sie eine große Gefahr dar, doch dies resultiert hauptsächlich aus der Tatsache, dass man nicht recht weiß, welche Begabungen und Fähigkeiten sie besitzen. Harris hält sich hier also noch alle Türen offen und man darf hoffen, dass sie in Zukunft noch etwas näher auf die Hexen eingehen wird.

Doch wie steht es eigentlich mit der Entwicklung von Harris‘ Hauptfigur Sookie? Es ist schon erstaunlich, welche Wandlung sie in den vergangenen Romanen durchgemacht hat. Auf Grund ihrer Behinderung (das Gedankenlesen) schüchtern, unerfahren und mit nur wenigen sozialen Bindungen, hat sie sich mittlerweile zu einem heißen Feger mit etlichen Verehrern entwickelt. Zwar sind alle diese Verehrer Supras (also Übernatürliche), aber immerhin. Was sich jedoch nicht geändert hat, ist Sookies freche Schnauze. Immer noch mit viel Verve und trockenem Humor erzählt sie von ihren Abenteuern und wie sie sich mehr schlecht als recht finanziell über Wasser hält. Denn im Grunde ist Sookie eine ganz normale junge Frau mit alltäglichen Problemen. Sie hat zu wenig Geld, ihr Auto ist ein reiner Schrotthaufen, ihr Job stresst sie und ihre Beziehungen gehen in die Brüche. Nur hat sie es darüberhinaus mit lauter Vampiren und Werwölfen zu tun, was all ihre anderen Probleme nur noch verkompliziert.

Charlaine Harris‘ Vorrat an Ideen scheint unerschöpflich. Mit jedem Band werden ihre Romane flotter und unterhaltsamer, ohne Ermüdungserscheinungen zu zeigen. Ihre Charaktere, obwohl bis zu einem gewissen Grad stereotyp, bleiben trotzdem immer liebenswert und überzeugend, und man kann nicht anders, als mit der gutmütigen Sookie mitzufiebern. Harris‘ Universum gewinnt immer mehr an Tiefe und Farbenfreude, je mehr übernatürliche Wesen es bevölkern. Bisher wirkt es damit auf keinen Fall überladen oder forciert. Trotz des hölzernen deutschen Titels ist „Der Vampir, der mich liebte“ also wieder eine absolute Leseempfehlung!

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[„Vorübergehend tot“ 788

[„Undead in Dallas“ 939

[„Club Dead“ 1238

Max Allan Collins – CSI Las Vegas: Das Versprechen

In Las Vegas treibt wieder ein Serienkiller sein blutiges Unwesen. Das CSI-Team um Gil Grissom tappt (zu) lange im Dunkeln, weshalb sich die Leichen häufen. Schließlich taucht ein zweiter Mörder auf, der dem ersten als ‚Vorbild‘ diente, und metzelt sich empört durch die Wüstenstadt, um den frechen Nachahmer zu strafen … – Mittelmäßiger, aber routiniert geschriebener und flott zu lesender Roman zur erfolgreichen TV-Serie „CSI Las Vegas“, der den Ton der Vorlage vorzüglich trifft. Für Fans daher ein Muss, doch auch für ‚normale‘ Krimileser taugliche Lektüre. Max Allan Collins – CSI Las Vegas: Das Versprechen weiterlesen

Chrono, Nanae – Peace Maker Kurogane 03

[Buch 1 1888
[Buch 2 1940
[DVD]http://www.powermetal.de/video/review-584.html

_Story:_

Nach dem Yamanami aufgrund seines Verrats an der Shinsengumi Seppuku begehen musste, trauern einzelne Mitglieder der Samurai-Schutztruppe um den verstorbenen weisen Mann. Außerdem sind die genauen Umstände seines Todes nicht bekannt, doch noch weiß man nicht, was in der Vergangenheit mit Yamanami geschehen ist. Als seine heimliche Geliebte Akesato von seinem Tod erfährt, beschließt sie, ebenfalls in das Reich der Finsternis einzutauchen und Yamanami dort wiederzutreffen.

Derweil bezieht die Shinsengumi ein neues Hauptquartier, wobei der Umzug allerdings mit großen Sorgen verbunden ist. Der Krankenstand innerhalb der Schutztruppe ist bedenklich hoch; ungefähr ein Drittel ist davon betroffen. Das ruft den berühmten Arzt Dr. Matsumoto auf den Plan, der sich vor Ort ein Bild macht und die Kranken untersucht. Während er bei einem Mitglied eine tödliche Diagnose stellt, interessiert sich sein junger Kollege für das plötzliche Dahinscheiden von Yamanami …

Tetsu hingegen wird wieder von seiner Vergangenheit eingeholt. Während einer überraschenden Begegnung mit einem scheinbaren Riesen, der sich später als sein alter Freund Suzu entpuppt, spürt er, mit welchem Hass dieser geladen ist. Tetsu stellt ihn zur Rede und erfährt dabei, was sein neuer Kontrahent in der letzten Zeit getrieben hat und dass Suzu vor nichts mehr zurückzuschrecken scheint. Tetsus Bruder Tatsu hingegen stößt überraschenderweise wieder auf den geheimnisvollen Ryoma Sakamoto. Dieser zeigt ihm seine Pistole, auf die Tatsu im Folgenden ganz versessen ist. Der coole Sakamoto will ihm seine Waffe jedoch nicht überlassen – unter anderem, weil er befürchtet, dass sich der Lauf der Pistole eines Tages auf die eigenen Leute richtet, und damit auf Tatsus kleinen Bruder.

Und am Ende ist da noch Kashitaro Ito, der hinterrücks eine Intrige spinnt, um seinen Einfluss innerhalb der Shinsengumi zu steigern und schließlich selber an die Macht zu kommen …

_Meine Meinung_

Das Abenteuer geht weiter und wird im dritten Band wieder um einiges düsterer. Nach dem etwas leichter verständlichen zweiten Band wird die Handlung im dritten Manga nun wieder ziemlich komplex, weil hier erneut sehr viele Sub-Plots abgehandelt werden. Parallel zu den neuen Geheimnissen um Suzu, Sakamoto und den seltsamen Arzt bleiben die alten Mysterien jedoch bestehen. Warum musste Yamanami sterben? Welche Geheimnisse barg seine Vergangenheit, so dass er sich gezwungen sah, aus der Shinsengumi auszutreten? Und was ist mit Akesato geschehen, die nach ihrem Todesschwur nicht mehr gesehen wurde? Wie entwickelt sich die Geschichte von Tetsunosuke zu seinem Bruder bzw. zu Suzu? Wer genau verbirgt sich hinter der Person des Ryamo Sakamoto? Und was wird aus der tödlich erkrankten Soji Okita?

Nanae Chrono hat mal wieder einige Rätsel aufgeworfen und spannt den Bogen dieses Mal sehr weit – manchmal vielleicht sogar ein wenig zu weit. Bislang ist nämlich noch keine Handlungseinheit so richtig abgeschlossen worden, und es fällt immer schwerer, dem umfangreichen Plot noch zu folgen. Es geschehen in kürzester Zeit enorm viele Dinge, und manchmal ist es auch erforderlich, bestimmte Passagen ein zweites Mal durchzublättern, um ein besseres Verständnis der jeweiligen Situation zu erreichen. Es erfordert also schon eine gewisse Übung, diese Reihe zu bewältigen und die durchaus vorhandene Logik zu durchschauen. Aber – und da bleibe ich bei meinem bestehenden Fazit zum letzten Buch – sobald man sich einmal in die Geschichte der Shinsengumi hineingearbeitet hat, lohnt sich diese Reihe voll und ganz, zumal die Zeichnungen dieses Mal auch wieder sehr gut geworden sind.

Wer sich für „Peace Maker Kurogane“ interessiert, sollte übrigens auch mal die Verlagsseite von [Tokyopop]http://www.tokyopop.de ansurfen; hier findet man alle weiteren Infos.