Seit dem weltweiten Kinoerfolg der Bully-Produktion „Der Schuh des Manitu“ drehen die Medien immer völlig durch, wenn sich ein weiteres Comedy-Megaereignis anbahnt bzw. Herr Herbig wieder in einer solchen Produktion seine Finger im Spiel hat. Nach „Traumschiff Surprise“, der zweiten gefeierten Klamauk-Stafette des beliebten Entertainers, folgt nun drei Jahre später der nächste Film mit Bullys Beteiligung, und wieder ist der Rummel unheimlich groß. Dieses Mal hat man sich jedoch nicht an die Adaption eines cineastischen Kassenschlagers herangewagt, sondern stattdessen die beliebte Hörspiel-Reihe „Hui Buh“ mit einem frechen Kinostreifen bedacht. Parallel zum immer noch sehr angesagten Film erscheint über Hui Buhs Hauslabel |Europa| auch das zugehörige Hörspiel, womit sich der Kreis wiederum schließt.
_Story_
Hui Buh führt auf Schloss Burgeck ein herrliches Leben. Ungestört spukt er innerhalb der märchenhaften Gemäuer, wenn er nicht gerade seinen einzigen Weggefährten, den alten Kastellan, mit seinen Künsten beeindrucken will. Allerdings ist Hui Buh über sein Leben dennoch nicht sonderlich glücklich; zwar ist das Schlossgespenst das einzige seiner Art mit der Lizenz zum Spuken, aber aus unerfindlichen Gründen sind seine Aktionen bislang noch nie gruselig gewesen. Auch wenn der Kastellan sich Mühe gibt, sich von den zahlreichen Manövern des Geistes beeindruckt zu zeigen, erschrocken hat er sich in seiner gesamten Laufbahn als Königsdiener von Burgeck noch nicht.
Als eines Tages König Julius der 111. auf Burgeck auftaucht, ergibt sich für Hui Buh eine neue Chance, endlich doch noch seine Talente unter Beweis zu stellen, zumal das Gespenst überhaupt keine Sympathien für den Monarchen übrig hat. Dieser plant die Verlobung mit der liebreizenden Gräfin Leonora von Etepetete, und das schon bald, doch ausgerechnet das Schlossgespenst macht ihm hier einen Strich durch die Rechnung. Quasi als Racheakt verbrennt Julius die Lizenz seines neuen Feindes, ist sich allerdings nicht bewusst, was er damit anrichtet. Der unheimliche Daalor erscheint nämlich auf Burgeck und bedroht alle Bewohner des Schlosses. Nur mit vereinten Kräften kann es Hui Buh und Julius gelingen, den bösen Kontrahenten abzuwehren. Doch hierzu müssen sie erst einmal ihre Feindseligkeiten dem jeweils anderen gegenüber ablegen …
_Meine Meinung_
Bei der Betrachtung der Schauspieler, die an diesem modernen Märchen Anteil haben, kann man eigentlich schon davon ausgehen, dass die Kinofassung von „Hui Buh“ ein echter Knaller ist. Christoph Maria Herbst, Bully Herbig, Heike Makatsch und nicht zuletzt der mittlerweile verstorbene Hans Clarin haben sich bemüht, dem gruseligen Spaß ihren Stempel aufzudrücken, sind dabei aber leider (zumindest partiell) gescheitert. Nennen wir das grundlegende Problem direkt zu Beginn: „Hui Buh“ ist einfach nicht so lustig, wie man es eigentlich erwartet hätte. Hier ein flotter Spruch, dort ein paar fallende Gegenstände und der leider viel zu klischeegetriebene Aufguss einer „Gut vs. Böse“-Handlung sind die hauptsächlichen Merkmale des düsteren Familienkinos und enttäuschen die sehr hohen Erwartungen dann doch enorm.
Für meinen Geschmack liegt dies vor allem an der fehlenden Harmonie unter den Protagonisten. Damit meine ich jetzt nicht, dass die Schauspieler beim Dreh keinen Spaß hatten, das hatten sie nämlich ganz sicher, sondern eher, dass die Besetzung in dieser Form nicht so recht funktioniert. Zu viele starke Charaktere säumen das Bild, und jeder fordert seine Daseinsberechtigung. So ist die Produktion zum einen sehr stark auf Bully Herbig in der Doppelrolle Balduin/Hui Buh zugeschnitten, will aber auch dem trockenen Humor von Christoph Maria Herbst und dem kessen Auftreten einer Heike Makatsch gerecht werden. Und außerdem sind da ja auch noch Rick Kavanian und die Legende Hans Clarin, die ebenfalls Aufmerksamkeit für sich beanspruchen. Und leider Gottes funktioniert das nicht, wobei ich Herrn Herbst auch für eine Fehlbesetzung halte. Vielleicht sehe ich das zu engstirnig, aber für diesen Schauspieler sind derbe Rollen wie die des Büromiesmachers Stromberg tausendmal besser geeignet als die des jugendlichen Spaßmachers.
Nun, auf jeden Fall hat mich der Film schon im Kino nicht überzeugt, zum einen, weil die Story selbst für die vorgesehene Zielgruppe zu durchsichtig ist, und zum anderen, weil der Geist (nomen est omen) der bekannten Hörspiel-Serie hier in groben Zügen verfälscht wurde. Von der seltsamen Darstellung des Gespenstes mal ganz zu schweigen …
Damit wären wir beim Hörspiel angelangt, bei dem es sich um eine leicht gekürzte Fassung des Films handelt. Der Unterschied besteht hier weitestgehend darin, dass sämtliche Nebenschauplätze der Geschichte entfernt wurden, so zum Beispiel die bildliche Situationskomik oder die für die Entwicklung des Plots eher zweitrangigen Dialoge. Die Handlung wurde in 68 Minuten auf den Punkt gebracht, und dies von dem wunderbaren Erzähler Andreas Fröhlich (z. B. Dialogregie beim „Herr der Ringe“ und dort die Stimme von |Gollum| sowie |Bob Andrews| in „Die drei ???“), der seine Aufgabe hier entgegen des allgemeinen Gesamteindrucks wirklich fantastisch löst.
Ansonsten: Eine durchschnittliche Geschichte kann man kaum dadurch aufwerten, dass man sie kürzt, und da man im Film zumindest noch mal lachen durfte, wenn Hui Buh in alberner Manier durchs Bild huschte, gehen auch noch die wenigen wirklich guten Lacher verloren. Zurück bleibt lediglich eine sehr künstlich aufgebauschte, nicht allzu spektakuläre Geschichte, die auch von den großen Namen nicht gerettet werden kann. Gerade im Hinblick auf Bullys letzten beiden Leinwand-Volltreffer ist dies hier eine einzige Enttäuschung, bei der ich mir selbst beim ganz jungen Publikum vorstellen kann, dass sie nicht wirklich ankommt.
Schade drum, denn das Hörspiel ist an sich gut aufgemacht, enthält ein paar kurze Hintergrundinfos zu den einzelnen Figuren und fängt zumindest die Atmosphäre prima auf. Aber ebenso wenig wie Hui Buh zu spuken vermag, haut der Inhalt einen um. Weder im Kino noch auf dem silbernen Datenträger.
http://www.natuerlichvoneuropa.de/