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Brent Weeks – Schwarzes Prisma (Licht-Zyklus 1)

Licht-Zyklus:

Band 1: „Schwarzes Prisma“
Band 2: „Die blendende Klinge“
Band 3: „The Blood Mirror“ (voraussichtlich 2014, noch ohne dt. Titel)

Gavin Guile ist das Prisma, derjenige, der das Verhältnis der verschiedenen Farben innerhalb des Lichts und damit auch die Magie im Gleichgewicht hält. Das macht ihn zum nahezu mächtigsten Mann des Reiches. Was nicht bedeutet, dass er nicht mit Schwierigkeiten zu kämpfen hätte. Außerdem hat er ein extrem gefährliches Geheimnis…

Wer jetzt glaubt, die Geschichte klänge im Vergleich zur Schatten-Trilogie recht einfach gestrickt, der hat sich ziemlich geirrt. Tatsächlich wartet Brent Weeks‘ neuer Zyklus sogar noch mit mehr Handlungssträngen und Personen auf als sein erstes Werk.

Die Hauptfigur ist natürlich Gavin. Der Mann ist im Grunde ein recht anständiger Kerl. Hauptsächlich ist er mit dem Versuch beschäftigt, Missstände innerhalb der Reiche zu bereinigen. Allerdings lügt er wie gedruckt.

Gavins Vater Andross ist ein alter Mann, hält aber noch immer einen Sitz im Rat des Spektrums und macht Gavin dort das Leben schwer. Denn für Andross zählt nur der eigene, persönliche Vorteil, und es ärgert ihn ganz erheblich, dass Gavin sich seinen Befehlen nicht fügt.

Kip wiederum ist ein Bastard. Aufgewachsen in armen Verhältnissen, dick, unbeholfen und schwach, hält er sich selbst für einen Versager. Das Einzige, von dem er glaubt, dass er es gut kann, ist das Ertragen von Schmerz. Tatsächlich aber unterschätzt Kip seine Fähigkeiten.

Und dann wäre da noch Garadul, der Mann, der sich zum König von Tyrea ausgerufen hat, einfach weil er glaubt, die Macht dazu zu haben. Doch der Verbündete, auf den er sich da stützt, ist wesentlich gefährlicher als Garadul selbst …

Insgesamt entspricht die Qualität der Charakterzeichnung ziemlich genau dem, was man von Brent Weeks schon kennt. Nicht überaus intensiv, aber sehr gut nachvollziehbar, glaubwürdig und angenehm klischeefrei.

Noch besser gefallen hat mir der Entwurf der Magie. Magische Fähigkeiten beruhen auf Licht, wobei jede Farbe des Spektrums bestimmte Eigenschaften besitzt. Magiebegabte, die sogenannten Wandler oder Chromaten, können auf die Substanz dieser Spektralfarben, das Luxin, zugreifen und es für alles Mögliche verwenden, je nach Eigenschaft der Farbe. Diese Idee erlaubt nicht nur eine Vielzahl von Möglichkeiten, was die Nutzung von Magie angeht, sondern auch eine einfache Abstufung von Macht, abhängig davon, wie viele Farben jemand wandeln kann. Positiv ist auch, dass der Autor diese Fähigkeiten gedeckelt hat. Ein Wandler kann nur ein gewisses Maß an Farbe wandeln. Überschreitet er dieses Maß, hat das gefährliche Folgen, weshalb von Wandlern, die ihre Grenze erreichen, erwartet wird, dass sie sich einen Sterberitual unterziehen. Erwartungsgemäß sind damit nicht alle Wandler einverstanden.

Zwangsläufig bedeutet magische Macht in einer solchen Welt auch politische Macht. Bestes Beispiel dafür ist natürlich das Prisma, dessen Einflussmöglichkeiten auf die Politik auf seiner herausragenden Stellung beruhen, welche wiederum von seinen magischen Fähigkeiten abhängt. Denn logischerweise kann nur jemand die Farben des Lichts im Gleichgewicht halten, der auch auf jede einzelne davon zugreifen kann.

Um die Machtfülle eines solchen Superchromaten in Schach zu halten, gibt es den Rat des Spektrums, in dem jeweils ein Wandler jeder Farbe vertreten ist. Jeder dieser Wandler ist der Vertreter eine Satrapie. Und natürlich haben die alle unterschiedliche Interessen, was die Sache schon schwierig genug macht. Wenn dann auch noch Leute in diesem Spektrum sitzen wie Andross Guile, deren Entscheidungen lediglich den eigenen Interessen dienen, muss das früher oder später in einer Katastrophe enden. Eine solche Katastrophe gab es bereits, als zwei extrem mächtige Männer sich wegen einer Frau dermaßen in die Haare geraten sind, dass sie das gesamte Reich in einen grausamen Bürgerkrieg gestürzt haben: Gavin Guile und sein Bruder Dazen!

Das ist inzwischen zwar sechzehn Jahre her, die Auswirkungen sind aber noch immer zu spüren, vor allem in der Art und Weise, wie die damals unterlegene Satrapie Tyrea seither behandelt wird, in der unter anderem zum Beispiel Kip aufgewachsen ist. Kein Wunder, dass der selbsternannte König Garadul ausgerechnet Tyrea zu seinem Königreich machen will. In einer seit Jahren von allen Seiten ausgeplünderten Satrapie kann man prima als Befreier auftreten.

Weil es Gavin nicht gelingt, den Rat aus Duckmäusern, Kleingeistern und Egoisten rechtzeitig zur Raison zu bringen, nimmt er sich persönlich der Sache an. Ein gefährliches Unterfangen für einen Mann, der nicht nur Gegner hat, die seine Macht fürchten, sondern auch solche, die ihn persönlich hassen!

Das alles – die Magie, die politischen und sozialen Strukturen, die Familiengeschichte der Guiles, Gavins persönliche Geheimnisse – hat Brent Weeks zu einem dichten, nahtlosen Stoff verwoben. Das sorgt zum einen dafür, dass die Welt insgesamt wie aus einem Guss daherkommt, es tut andererseits auch den Figuren gut, die alle in einem engen Netz aus Beziehungen und Abhängigkeiten agieren. Keiner von ihnen tut etwas einfach nur so, alle haben sie ihre Beweggründe. Das ist vor allem ein dickes Plus für den Antagonisten, der dadurch zu einer echten Persönlichkeit wird, anstatt nur den Standardtypus des machthungrigen Bösewichts zu verkörpern. Zu keiner Zeit wirkt die Geschichte bemüht oder unglaubwürdig.

Auch Spannung findet sich, wenn sie sich auch nur langsam steigert. Die immer wieder eingestreuten Szenen über die Bemühungen des Gefangenen auszubrechen, über seine allmählichen Fortschritte, sorgt für eine unterschwellige Grundspannung. Der Großteil der Handlung ist aber so breit angelegt, dass der Aufbau der einzelnen Figuren und Stränge schon eine Menge Raum einnimmt. Vorerst ging das ein wenig auf Kosten eines echten Spannungsbogens. Mich hat das nicht gestört. Die Geschichte bietet so viele verschiedene Facetten, dass mir trotzdem niemals langweilig wurde.

Brent Weeks wollte schon als Junge Schriftsteller werden und hat sich deshalb nach dem College nicht mit dem Erlernen eines anderen Berufes aufgehalten, sondern gleich mit dem Schreiben begonnen. Bis jemand bereit war, ihm etwas dafür zu bezahlen, hielt er sich als Barkeeper über Wasser. „Der Weg in die Schatten“ war seine erste Veröffentlichung und der Auftakt zur Schatten-Trilogie, die inzwischen vollständig auf Deutsch erschienen ist. „Schwarzes Prisma“ ist der erste Band seines neuen Licht-Zyklus, dessen zweiter Band unter dem Titel „Die blendende Klinge“ ebenfalls bereits erschienen ist. Der Autor arbeitet derweil am nächsten Band.

Taschenbuch 800 Seiten
Originaltitel: Lightbringer 1 – Black Prism
Deutsch von Hans Link und Clemens Brumm
ISBN-13: 978-3-442-26816-0

www.brentweeks.com
www.randomhouse.de/blanvalet

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (9 Stimmen, Durchschnitt: 4,33 von 5)

Ari Marmell – Die Tochter des Kriegers (Corvis Rebaine 2)

Corvis Rebaine:

Band 1: Der Dämon des Kriegers“
Band 2: „Die Tochter des Kriegers“

_Obwohl mich „Der Dämon des Kriegers“,_ der erste Teil von Ari Marmells Buchreihe um den blutrünstigen Krieger Corvis Rebaine, nur mäßig begeistern konnte, war ich doch interessiert, wie Marmell die Geschichte im zweiten Band „Die Tocher des Kriegers“ weiterspinnt. Darin berichtet der Autor, was aus dem früheren Kriegsherrn, seiner Familie und dem Land Imphallion, die er im ersten Band vor den bösen Mächten beschützen wollte, geworden ist.

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Hanover, Daniel – Drachenschwert, Das (Dolch und Münze 1)

Dolch und Münze:

Band 1: „Das Drachenschwert“
Band 2: „The King’s Blood“ (noch ohne dt. Titel)

Geder Palliako wäre eigentlich gern ein Gelehrter und würde das Buch vor ihm lieber zu Hause übersetzen als in einem zugigen Zelt. Vor allem, weil die übrigen Adligen seiner Kompanie ihn ständig verspotten. Aber der König hat befohlen, die freie Stadt Vanai zu erobern …

Söldnerführer Marcus Wester hat genug vom Krieg. Doch das Einzige, was ihn vor einer Zwangsrekrutierung durch den Fürsten von Vanai schützt, ist ein Vertrag, den er nicht erfüllen kann, weil der Fürst seine Männer hat einsperren lassen. Es sei denn, er bekäme kurzfristig Ersatz irgendwoher …

Cithrin ist ein Mündel der mächtigen Medean-Bank, seit sie denken kann. Quasi ihr ganzes Leben lang hat der Leiter der Filiale in Vanai sie ausgebildet. Aber nichts, wirklich nichts hätte das junge Mädchen, das bisher kaum das Haus verlassen hat, darauf vorbereiten können, dass es Vermögenswerte der Bank vor dem drohenden Krieg aus der Stadt schmuggeln muss …!

Der Autor hat seine Geschichte mit einer ganzen Menge an Figuren bevölkert. Und interessant sind nicht nur die Hauptfiguren.

Geder ist im Grunde ein sanfter, freundlicher und gutmütiger Mensch. Aber er ist weder besonders stark noch besonders belastbar. Die vielen Demütigungen durch seine Standesgenossen gehen nicht spurlos an ihm vorüber, und dem Druck, den die Eroberung Vanais bedeutet, ist er letztlich nicht gewachsen. Gleichzeitig gehört Geder nicht zu den Leuten, die schnell und leicht verzeihen.

Marcus Wester hingegen ist vor allem ein guter Soldat und fähiger Anführer, zynisch, aber verlässlich und kompetent. Und er besitzt die Sorte von Anstand, die dafür sorgt, dass er des öfteren Entscheidungen wider jede Vernunft trifft.

Cithrin wiederum ist ein unerfahrenes junges Mädchen. Deshalb hat sie beim Verlassen Vanais vor allem eines: panische Angst vor Entdeckung! Aber sie ist nicht dumm, und sie hat gelernt, wie ein Geschäftsmann zu denken, und die Beschäftigung mit den Belangen des Bankwesens stärkt ihr Selbstbewusstsein ganz ungemein.

Unter den Nebenfiguren fand ich vor allem Clara bemerkenswert. Sie ist mit Dawson, dem Jugendfreund des anteanischen Königs, verheiratet. Und während Dawson, der Reaktionär, beinahe einen Bürgerkrieg vom Zaun bricht, nur um jegliche Art von gesellschaftlicher Veränderung in Antea zu verhindern, wirkt Clara stets besänftigend, dämpfend im Hintergrund, und sorgt so dafür, dass ihr Gemahl die Grenzen zivilisierten Benehmens nicht überschreitet, ohne jedoch ihrem Gatten zu irgendeinem Zeitpunkt ihre Unterstützung zu entziehen. Ein faszinierender Balanceakt.

Interessant ist auch Meister Kit, denn obwohl bereits bei dem Hinterhalt der Räuberbande klar war, mit wem der Leser es da zu tun hat, wird kaum etwas über seine Person verraten. Meister Kit fasziniert vor allem durch seine besondere Weltsicht und seine erstaunlichen Fähigkeiten, die vor allem auf der Theaterbühne zum Vorschein kommen.

Jeder einzelne von ihnen hat mir gut gefallen, vor allem Geder, dessen Entwicklung eine recht bedenkliche Richtung genommen hat. Die Darstellung wirkt jederzeit glaubhaft und echt, selbst Westers, der schon ziemlich dem Typus des mürrischen Haudegens entspricht. Und selbst diejenigen Charaktere, die noch weiter am Rand stehen, wie die einzelnen Schauspieler von Meister Kits Truppe, oder die diversen anteanischen Adeligen, sind alle, so knapp sie auch gezeichnet sein mögen, durchaus eigenständig und lebendig.

So bunt wie die Personenriege wirkt auch die Welt, die der Autor seiner Geschichte zugrunde gelegt hat. Allein dreizehn Menschenrassen gibt es, davon ein großer Teil mit tierischen Merkmalen wie Fell, Hauer, Schuppen oder Chitinpanzer. Zumindest teilweise wurden sie als Sklaven von den Drachen erschaffen, die einst die Welt beherrschten, ehe sie sich in einem verheerenden Bürgerkrieg selbst gegenseitig auslöschten. Jetzt herrschen die Erstgeborenen – man könnte sie als „normale Menschen“ bezeichnen – , und auch sie halten die anderen Rassen offenbar für minderwertig. Und dann gibt es noch, sozusagen am Ende der Welt, im von der Zivilisation vergessenen Osten, ein Kloster mit Mönchen, die eine Spinnengöttin verehren. Und die Ansichten darüber, welche Rolle diese Göttin in der Weltgeschichte gespielt hat, gehen offenbar ziemlich auseinander …

Der Entwurf der Gesellschaftsordnung entspricht sozusagen den Erwartungen: Es gibt Königreiche, von denen bisher allerdings ausschließlich Antea eine Rolle spielt, mit Adeligen, Kaufleuten, Handwerkern und Bauern sowie Söldnerheeren und den dazugehörigen Rangeleien um Macht und Einfluss.

Das gilt auch für die Handlung. Intrigen am Königshof von Antea, Krieg, eine Gruppe von Gefährten, die durch’s Land reist, das klingt alles nicht unbekannt. Ich könnte auch nicht sagen, daß die Geschichte besonders spannend gewesen wäre. Denn obwohl die Karawane nur knapp der Entdeckung durch das anteanische Militär entgeht, zeigt der parallel laufende Handlungsstrang um Dawson und seine Frau Clara, daß Antea im Grunde ganz andere Probleme hat als Vanai. Im Grunde ist die Eroberung dieser Stadt nur eine unbedeutende Episode innerhalb der anteanischen Politik und keiner Erwähnung wert, hätte nicht Geder Palliako daran teilgenommen!

Und auch Cithrins Flucht und ihr Neuanfang in Porta Oliva wären nicht unbedingt weltbewegend. Dass diese Ereignisse ein wichtiger Teil des Gesamtgeschehens sind, zeigt sich erst am Ende des Buches. Im Grunde sind die Eroberung Vanais und deren Folgen lediglich der Anstoß für etwas viel Weitreichenderes, Tiefgreifenderes. Etwas, das ganz bestimmt nicht angenehm werden wird!

Obwohl das Buch also trotz seines Umfanges eher eine Art Einleitung für die folgenden Bände ist, habe ich mich zu keiner Zeit gelangweilt. Das ist zum einen der gelungenen Charakterzeichnung zu verdanken. In jedem der einzelnen Handlungsstränge gab es eine oder mehrere Personen, die stark und interessant genug ausgearbeitet waren, um die Erzählung auch über weniger turbulente Stellen hinweg zu tragen. Ein wenig lag es auch an der oft nur angedeuteten Historie der Welt, die es erforderlich macht, dass der Leser gelegentlich seinen eigenen Kopf benutzt, um die einzelnen Teile zusammenzusetzen. Vor allem aber war der Verlauf der Geschichte eine einzige lange Kette von Ursache und Wirkung, eines kommt zum anderen, wobei teilweise auch sonst getrennt verlaufende Handlungsstränge einander bedingten. Und diese Kette entwickelte ihren ganz eigenen Sog. Der Leser ahnt im Grunde erst ziemlich gegen Ende, wohin die ganze Sache letztlich führen mag, und doch ist ihm mehr oder weniger die ganze Zeit über klar, dass die Protagonisten da unausweichlich in etwas hineinschlittern, das größer ist als die Frage, ob eine Gesellschaftsordnung reformiert werden sollte oder nicht, und bedeutender als der Kampf eines jungen Mädchens um seine Zukunft. Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird.

Daniel Hanover ist eines der Pseudonyme, hinter denen sich der Verfasser des Zyklus Die magischen Städte verbirgt. Warum in Deutschland allerdings die Autorennamen Daniel Abraham und M. L. N. Hanover zu Daniel Hanover zusammengemischt wurden, erschließt sich mir nicht ganz. „Das Drachenschwert“ ist der erste Band seines neuen Zyklus Dolch und Münze, auf Englisch ist auch der zweite Band bereits erhältlich unter dem Titel „The King’s Blood“. Ein Erscheinungstermin für die deutsche Ausgabe ist nicht bekannt.

Taschenbuch 670 Seiten
Originaltitel: „The Dragon’s Path“ (The Dagger and the Coin 1)
Deutsch von Simone Heller
ISBN-13: 978-3-442-26865-8

http://www.danielabraham.com/
www.randomhouse.de/blanvalet

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Charlotte Link – Der Beobachter

Inhalt

Samson lebt bei seinem Bruder und dessen Frau mit im Haus. Er hat bislang noch nie eine Beziehung zu einer Frau gehabt, ist aber fasziniert von der Damenwelt. Er beobachtet des Längeren schon viele Frauen aus seiner Straße. Er nimmt aus der Ferne Anteil an ihrem Leben und bekommt so vieles mit. Am allermeisten interessiert er sich für die schöne Gillian, die auch in seiner Nachbarschaft wohnt. Insgeheim liebt er sie und himmelt sie an. Seine Gedanken, Gefühle und Entdeckungen schreibt er jeden Abend auf. Als zwei ältere alleinstehende Damen grausam umgebracht und die Leichen durch Zufall gefunden werden, wird Samson verdächtigt. Er taucht unter und will auf keinen Fall der Polizei in die Hände geraten, weil er sagt, dass er unschuldig sei. Doch sagt Samson die Wahrheit oder handelt es sich bei ihm um den Psychopathen, der die Morde begangen hat?

Kritik

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Larke, Glenda – Magierin, Die (Die Inseln des Ruhms 3)

Die Inseln des Ruhms:

Band 1: „Die Wissende“
Band 2: „Der Heiler“
Band 3: „Die Magierin“

Glut und ihren Gefährten ist es auf Xolchaspack endlich gelungen, den Dunkelmagier Morthred zu vernichten. Flamme jedoch hat sich noch vor Morthreds Tod aus dem Staub gemacht und ist nach Breth gesegelt, um dort Morthreds ursprünglichen Plan auf eigene Rechnung durchzuführen. Ruath ist ihr gefolgt, aber außerstande, etwas zu ihrer Rettung zu unternehmen.

Während Flamme immer mehr unter den Einfluss der Dunkelmagie gerät, hat die Gruppe um Glut sich getrennt. Thor und Kelwyn machen sich auf den Weg nach Tenkor, um dort nach einem Heilmittel gegen die Dunkelmagie zu forschen. Glut und Dek versuchen derweil, Flamme wiederzufinden, um sie ebenfalls nach Tenkor zu bringen.

Noch einmal wurde die Riege der Figuren um zwei weitere ergänzt. Elarn ist ein Gezeitenreiter, eine Art Surfer, der als Bote zwischen der Hauptstadt der Wahrer-Inseln und der Hafenstadt Tenkor unterwegs ist. Außerdem ist er ein leichtfertiger, egozentrischer, junger Kerl, der sein Hirn zwischen den Beinen herumträgt und erst noch erwachsen werden muss.

Und dann ist da noch Jesenda, Dasriks Tochter. Sie ist nicht nur eine Silbin, sondern auch intelligent, schön und stolz. Außerdem besitzt sie einen ausgeprägten Hang zum Risiko. Und sie ist so nachtragend, dass man es schon als rachsüchtig bezeichnen muß.

Beide sind ausgesprochen gut und lebendig gezeichnet. Dasselbe gilt für Ruarth, der in diesem Band erstmals als Erzähler auftritt, und dessen Persönlichkeit dadurch erheblich an Tiefe gewonnen hat. Nicht nur wegen seiner Verzweiflung angesichts der Umwandlung Flammes, auch die Auswirkungen von Morthreds Tod, mit denen er zu kämpfen hat, wurden dadurch noch deutlicher. Überhaupt gehört die eindringliche Schilderung dessen, was den Dunstigen-Vögeln widerfahren ist, zu den gelungensten Aspekten des gesamten Zyklus.

Die Handlung wurde durch die zusätzlichen Erzähler ebenfalls um einen weiteren Strang erweitert. Das wirkt sich zunächst nicht allzu stark aus, da das Hauptaugenmerk dabei auf Ruarth und Elarn liegt. Erst zu Beginn des Showdowns wird auch wieder aus der Sicht von Glut und Kelwyn erzählt.

Der Spannungsbogen hat dadurch nicht gelitten. Tatsächlich hatte beim Lesen dieses dritten Bandes weder Durchhänger, noch fühlte ich mich durch Wiederholungen genervt. Zwar entwickelt dauert es ein wenig, bis Elarn und Jesenda eingeführt und aufgebaut sind, die Entwicklung in Breth sorgte jedoch dafür, daß die Handlung insgesamt auch während dieser Phase interessant blieb, zumal es der Autorin gelungen ist, beide Stränge allmählich aufeinander zuzuführen und so eine Situation zu schaffen, in der Glut und ihre Helfer gleich von zwei Seiten in die Zange genommen wurden. Zwar weiß der Leser, dass Glut überleben wird, wie hätte sie Shor iso Fabold aus Kell sonst die ganze Geschichte erzählen können. Flamme dagegen hat während des gesamten Zyklus nicht ein einziges Wort selbst erzählt …

Einige nette Details sorgten für zusätzlichen Pepp, darunter ein erneuter Auftritt des kauzigen Garwin Gilfeder, dessen medizinischer Blickwinkel auf das Phänomen der Magie eine angenehme Abwechslung bedeutete, sowie die Tagebucheinträge einer jungen Kellin, welche bisher nur in Shor iso Fabolds Briefen aufgetaucht ist, und die ebenfalls eine völlig andere Sichtweise beinhalten als die des Ethnologen.

Bleibt zu sagen, dass der dritte Band endlich gehalten hat, was seine Vorgänger versprochen haben. Er war interessant, abwechslungsreich und spannend und hat keine Fragen offen gelassen, sodass der Leser am Ende des Zyklus das Buch zufrieden zuklappen kann. Insgesamt betrachtet war der Zyklus vielleicht nicht einer der mitreißendsten, hat sich gegen Ende aber spürbar gesteigert, und die glaubwürdigen und lebendigen Charaktere sowie der gelungene Entwurf der Magie trösteten über die vorhandenen Schwächen hinweg.

Glenda Larke stammt aus Australien und wollte schon als Kind Schriftstellerin werden. Zunächst kam jedoch eine Heirat und ein Lehrerberuf dazwischen. Bei einem längeren Aufenthalt in Wien kehrte die Lust am Schreiben zurück, seither hat die Autorin den Einzelroman „Havenstar“ sowie die Trilogien The Mirage Makers und The Isles of Glory geschrieben. „Die Wissende“ ist der erste Band der Trilogie Die Inseln des Ruhmes und das erste ihrer Bücher, das ins Deutsche übersetzt wurde. Der letzte Band ihres jüngsten Zyklus Watergivers kam letztes Jahr in die Buchläden. Die nächste Trilogie mit dem Arbeitstitel |Sorcery and Spice| ist bereits in Arbeit.

Taschenbuch: 574 Seiten
Originaltitel: The Isles of Glory 3 – The Tainted
Deutsch von Susanne Gerold
ISBN-13: 978-3-442-26762-0

www.glendalarke.com
www.randomhouse.de/blanvalet

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Larke, Glenda – Heiler, Der (Die Inseln des Ruhms 2)

Die Inseln des Ruhms:

Band 1: „Die Wissende“
Band 2: „Der Heiler“
Band 3: „Die Magierin“

Glut ist zusammen mit Flamme die Flucht aus Gorthen-Nehrung gelungen. Die beiden Frauen haben beschlossen, dem Dunkelmagier zu folgen und ihn zur Strecke zu bringen. Aber gleich auf der nächsten Insel, die sie erreichen, geraten sie in die nächste Patsche … und an den Heiler Kelwyn Gilfeder, der eigentlich seine ganz eigenen Sorgen hat und nun auch noch in eine Angelegenheit hineingezogen wird, die seinen bisher eher beschränkten Horizont bei Weitem übersteigt.

Kelwyn Gilfeder ist der einzige, nennenswerte Neuzugang in der Geschichte, dafür aber gleich besonders nennenswert, denn seine Person erweitert die Riege der Erzähler in diesem Band. Gilfeder ist ein recht widersprüchlicher Charakter: so schusslig und ungeschickt er sonst ist, sobald er jemanden behandelt, ist er ruhig, selbstsicher und fähig. Er mag die Welt da draußen nicht, fühlt sich aber gleichzeitig durch die Beschränkungen in seiner Heimat eingesperrt. Sein Geist ist einerseits wissbegierig und offen für Neues, gleichzeitig aber streng rational und skeptisch gegenüber allem, was nicht wissenschaftlich erklärbar ist, wie zum Beispiel Magie, an die er nicht glaubt. Und seine Prinzipien geraten nur zu bald in Konflikt mit den Realitäten, mit denen ihn seine Reise mit Glut und Flamme konfrontiert.

Eine wirklich gelungene Charakterzeichnung, die Gilfeder schon allein deshalb zu einem Gewinn für die Geschichte macht.

Zusätzlich dazu erlaubt ein weiterer Erzähler die Ausweitung der Handlung auf zwei Stränge, was für ein wenig Abwechslung sorgte. Denn Gilfeder weigert sich zunächst, Glut und Flamme bei ihrer Aufgabe zu unterstützen. Gilfeder scheint eine besondere Art Weißbegabung zu besitzen, allerdings nicht wie Glut, die Silb- und Dunkelmagie sehen kann. Statt dessen kann er sie riechen, aber erst, als er regelrecht mit der Nase draufgestoßen wird, ist er bereit, diese ihm bisher unbekannten Gerüche als die von Magie zu akzeptieren. Und macht sich auf den Weg, den beiden Frauen zu folgen.

Bis dahin ist allerdings bereits die Hälfte des Buches gelesen. Und so interessant Gilfeder als neuer Charakter auch ist, zog sich die Geschichte anfangs doch ziemlich. Die Verwicklungen, anhand derer der Heiler auf die beiden Frauen trifft und sie letztlich begleitet, beleuchten zwar Gilfeders kulturellen Hintergrund und erklären damit auch seine Denkweise, ein Spannungsbogen entwickelt sich in dieser Zeit jedoch nicht. Da helfen auch die vielen Andeutungen auf Flammes sich erneut verschlechternden Zustand nichts, zumal die Ursache hierfür viel zu schnell klar ist. Tatsächlich verspürte ich gelegentlich den Wunsch, Glut und Gilfeder zu schütteln, weil sie so schrecklich schwer von Begriff waren.

In der zweiten Hälfte zieht das Erzähltempo dann etwas an, und es kommt erneut zur Konfrontation mit dem Antagonisten. Hier entwickelt sich zum ersten Mal Spannung, falls der Leser sich aber Antworten auf eine der Anspielungen erhofft, die bisher mehrfach fallen gelassen wurden, so hat er sich vorerst zu früh gefreut. Die Spannungskurve sinkt zunächst noch einmal ab, die Gefährten müssen ihrem Zielobjekt erst noch einmal hinterherjagen, ehe es schließlich auf einer weiteren Insel zum Showdown kommt. Da es sich um eine Trilogie handelt, ist am Ende des Buches natürlich noch immer nicht alles abgehakt, aber einige Fragen sind jetzt tatsächlich beantwortet.

So ist der Gesamteindruck am Ende erneut eher durchwachsen. Viele Aspekte – wie Gilfeders kultureller Hintergrund – waren durchaus interessant, im Verhältnis zu ihrer Relevanz aber ein wenig zu ausführlich ausgebreitet, und wirkten dadurch hemmend auf die Entwicklung der Handlung. Das kann der interessante Charakter des Heilers nicht ganz ausgleichen. Nachdem in der zweiten Hälfte vermehrt Bewegung in die Handlung kommt, wird die Lektüre spannender, und der Leser erhält endlich ein paar Antworten. Ein nettes Bonbon sind die eingestreuten Briefe des kell’schen Forschers an seinen Onkel, die die Handlung durch ihren anderen Blickwinkel immer wieder auflockern.
Eine wirklich fesselnde Lektüre war also auch der zweite Band nicht wirklich, da steckt immer noch Entwicklungspotenzial drin. Wer genug Geduld aufbringt, die anfänglichen Längen auszusitzen, kann sich aber zumindest gut unterhalten fühlen.

Glenda Larke stammt aus Australien und wollte schon als Kind Schriftstellerin werden. Zunächst kamen jedoch eine Heirat und ein Lehrerberuf dazwischen. Bei einem längeren Aufenthalt in Wien kehrte die Lust am Schreiben zurück, seither hat die Autorin den Einzelroman „Havenstar“ sowie die Trilogien The Mirage Makers und The Isles of Glory geschrieben. Der dritte Band der Trilogie Die Inseln des Ruhmes erscheint im Januar nächsten Jahres unter dem Titel „Die Magierin“. Die Autorin hat derweil ihre neue Trilogie Watergivers beendet, der dritte Band kam Anfang August in die australischen Buchläden.

Taschenbuch: 597 Seiten
Originaltitel: The Isles of Glory 2 – Gilfeather
Deutsch von Susanne Gerold
ISBN-13: 978-3442267613

www.glendalarke.com
www.randomhouse.de/blanvalet

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Joe Schreiber – Star Wars: Der Todeskreuzer

Es gibt ja nichts, was es nicht gibt. Da ein Horror-Roman im „Star Wars“-Universum lange zu den Dingen zählte, die es bis dato wirklich noch nicht gab, wurde im Ersterscheinungsjahr 2009 darob eine recht umfangreiche Internet-Werbekampagne gestartet. Allerdings war davon hierzulande dann nicht mehr so viel zu sehen und |Blanvalet| veröffentlichte die deutsche Fassung Joe Schreibers „Death Troopers“ eher unspektakulär im August 2010, als der künstlich erzeugte Hype aus den USA bereits deutlich abgeflacht war. „Der Todeskreuzer“, wie er hierzulande heißt, gehört zu den so genannten „Expanded Universe“ (kurz UE) Storys von George Lucas epochaler Sternenkrieger-Saga. Das heißt, er hat der eigentlichen Kerngeschichte nichts elementar beizutragen, sondern benutzt hauptsächlich die Kulisse und Figuren – in diesem Fall dürfen zwei sehr bekannte Schmuggler am Grauen teilhaben: Han Solo und Chewbacca.

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George R. R. Martin – Das Erbe von Winterfell (Das Lied von Eis und Feuer 2)

Das Lied von Eis und Feuer (überarbeitete Neuauflage):

01 „Die Herren von Winterfell“
02 „Das Erbe von Winterfell“
03 „Der Thron der Sieben Königreiche“
04 „Die Saat des goldenen Löwen“
05 „Sturm der Schwerter“
06 „Die Königin der Drachen“
07 „Zeit der Krähen“
08 „Die dunkle Königin“
09 „Der Sohn des Greifen“
10 „Ein Tanz mit Drachen“

Im Original:

01 „A Game of Thrones“
02 „A Clash of Kings“
03 „A Storm of Swords“
04 „A Feast for Crows“
05 „A Dance with Dragons“
06 „The Winds of Winter“
07 „A Dream of Spring“

Die Handlung:

Eddard Stark, der Lord von Winterfell, ist dem Ruf seines Königs und alten Freundes Robert Baratheon gefolgt und hat seine kalte Heimat im hohen Norden verlassen, um als Hand – als Roberts Berater und Stellvertreter – zu dienen. Eddard ist ein geradliniger, tapferer und aufrechter Mann, der sich jeder Gefahr mit dem Schwert entgegenstellen würde – doch die Ränke der Mächtigen bei Hof sind nichts, was man mit einem Schwert bekämpfen kann. Auch dann nicht, wenn man die Hand des Königs ist … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Weniger Seiten aber mehr Kapitel bietet der zweite Teil der Serie. Und wieder sind die Kapitel mit den Vornamen der Charaktere betitelt, um die es auf den folgenden Seiten gehen wird. Da dem Leser des ersten Bandes die Namen mittlerweile aber etwas sagen, fällt die Orientierung leichter und die Vorfreude, endlich zu erfahren, wie es mit ihm oder ihr weitergeht, ist groß … oder die Abneigung, je nachdem ob man dem „Team Stark“ oder „Team Lennister“ angehört.

In diesem Teil wird jede Menge gekämpft, intrigiert, beschuldigt, zu Felde gezogen, entführt und der Leser lernt die Erzählweise von George R. R. Martin erneut kennen: Gewöhne dich nicht zu sehr an einen Charakter, es könnte ihm etwas zustoßen. Und gegen Ende dieses Bandes müssen wir uns auch direkt von jemandem verabschieden, von dem wir das am Anfang des ersten Bandes sicher nicht erwartet hätten.

Aber so hält Martin die Spannung hoch. Nicht nur, dass er seine Schlachten ausführlich beschreibt, auch lässt er keinen seiner Charaktere in Sicherheit verweilen. Dies ist keine TV-Soap, in der nie einer der Hauptcharaktere sterben wird, hier kann es jeden erwischen. Vielleicht auch ein Grund, warum Martin sich so viele Figuren hat einfallen lassen, da kann er auch mal überraschend eine Hauptperson aus dem Rennen nehmen, ohne dass die Geschichte dann nicht mehr weitergehen könnte.

Und selbst die vermeintlichen Nebenschauplätze sind so interessant, dass der Leser an allen Fronten wissen will, was los ist. Daenerys Targaryen, die von ihrem Bruder mit einem „Wilden“, dem Stammesfürsten des Reitervolks, Khal Drogo, verheiratet wurde, wird irgendwann und irgendwie noch eine wichtige Rolle spielen, das spürt der Leser. Auch wenn sich ihre Wege mit keinem der anderen beschriebenen Häuser gekreuzt haben. Ihr Charakter macht die grundlegendste Entwicklung durch. Vom verschüchterten 13-jährigen zwangsverheirateten Mädchen bis hin zur selbstbewussten Anführerin. Und all das so glaubhaft beschrieben, dass der Leser es in seinem Kopfkino lebendig sehen kann.

Am Ende des Romans hat dann auch sie ihren dramatischen Auftritt und lässt die Wochen für den Neu-Leser erneut viel zu langsam vergehen, bis der nächste Band der Neuausgabe erscheint.

Geteiltes Buch ist halbes Buch

Der Verlag streitet gar nicht ab, die original Bücher geteilt zu haben und das mit der Neuausgabe auch gar nicht verändern zu wollen, im Gegenteil sind die Bücher ja nochmals durch eine großzügigere Aufteilung künstlich verlängert worden, um damit Mehreinnahmen zu erzielen.

Das ist ja nicht grundsätzlich verwerflich, kosten doch die Lizenzen für so ein bekanntes und beliebtes Werk eine Menge mehr als die Romane von eher unbekannten Autoren. Außerdem verlängert die Übersetzung vom Englischen ins Deutsche das Manuskript allein schon um ein Drittel, was auch zu Problemen führen könnte, will man die Seiten nicht komplett bedrucken oder einen Zeichensatz verwenden, den nur Brillenträger noch erkennen können.

Sicher gibt es dennoch Sonderausgaben der „Eis und Feuer“-Bücher, die den kompletten Text der geteilten Bücher enthalten, das sind dann aber auch ordentliche Ziegel, die nur angenehm im Regal anzusehen sind und schnell mal für eine Bänderdehnung im Handgelenk sorgen können, wenn man tatsächlich versucht sie zu lesen.

Die vollständig überarbeite Neuausgabe

Die Bezeichnung allein klingt schon nach „spezialgelagerter Sonderfall“. Was ist also neu, außer dem Cover, das durch seine schlichte Gestaltung edler wirkt als die Vorgängerversion?

Das merkt der Leser recht schnell (so er denn die alten Ausgaben kennt), wenn er die kartonierten Klappen öffnet, die die neu gezeichneten Kartenteile von Westeros freigeben. Hier wurde konsequent alles übersetzt, was es zu übersetzen gab. Früher hatte man sich noch Teile rausgepickt, die dann eingedeutscht wurden, hier heißt es jetzt „Weißwasserhafen“ statt „White Harbor“ und so weiter.

Auch gibts die aktuelle Rechtschreibung zu sehen, also „dass“ statt „daß“ und „Pass“ statt „Paß“. Bei den Kapitelanfängen hat der Verlag mehr Platz gelassen, was das Buch im Endeffekt noch mal um richtige viele (unnötige) Seiten länger macht.

Der Anhang wurde auch überarbeitet und durch eine Versetzung der Spiegelstriche übersichtlicher gemacht. Statt direkt mit einer Aufzählung der wichtigsten Häuser zu beginnen, gibts erstmal eine Kurzbeschreibung von Westeros und den wichtigsten Stämmen. Dann folgt die Vorstellung der Häuser in alphabetischer Reihenfolge. Dies ist eine sehr leserfreundliche Veränderung zum Vorgänger, denn grad der Neueinsteiger wird ziemlich oft im Anhang blättern (müssen), bei der Fülle an Charakteren und Häusern, die in diesem Roman zu finden sind. Auch wenn er sich sicher schon an viele der Figuren erinnern kann.

Und auch bei den Namen sowohl der Häuser als auch der Charaktere wurde die Eindeutschung weiter fortgeführt. Aus „Haus Greyjoy“ wurde „Haus Graufreud“, aus „Ser Arys Oekheart“ wurde „Ser Arys Eichenherz“ und Daenerys Targaryen heißt jetzt „Daenerys Sturmtochter“ und nicht mehr „Daenerys Stormborn“. Das kann man sicher alles gut nachvollziehen, warum aber das „Haus Lannister“ jetzt „Haus Lennister“ heißt, das erschließt sich mir nicht.

Die TV-Serie:

Im April 2011 startete die zehnteilige TV-Version des ersten Bandes „A Game of Thrones“ so erfolgreich im US-Fernsehen, dass sie direkt für eine weitere Staffel verlängert wurde. Sie orientiert sich stark am Buch (oder den ersten beiden Büchern, wenn man in Deutschland wohnt) und braucht sich weder bei Nacktheit noch bei Gewaltdarstellungen einzuschränken, da die Serie im Pay-TV läuft. Gerade das kommt bei den Fans der Serie sehr gut an.

In Deutschland wird der Sender TNT die zehn Folgen der ersten Staffel ab November 2011 zeigen … Winter is coming to Germany.

Die Dreharbeiten zur zweiten Staffel beginnen Ende Juli 2011.

Der Autor

George R. R. Martin, 1948 in Bayonne/New Jersey geboren, veröffentlichte seine ersten Kurzgeschichten im Jahr 1971 und gelangte damit in der Sciencefiction-Szene zu frühem Ruhm. Gleich mehrfach wurde ihm der renommierte Hugo Award verliehen. Danach arbeitete er in der Produktion von Fernsehserien, etwa als Dramaturg der TV-Serie „Twilight Zone“, ehe er 1996 mit einem Sensationserfolg auf die Bühne der Fantasy-Literatur zurückkehrte: Sein mehrteiliges Epos „Das Lied von Eis und Feuer“ wird einhellig als Meisterwerk gepriesen. George R. R. Martin lebt in Santa Fe, New Mexico. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Dramatik und Kämpfe an allen Fronten, alle Schauplätze sind spannend beschrieben, selbst die, die noch gar nichts mit den anderen zu tun haben. Bei George R. R. Martin ist kein Charakter vor dem plötzlichen Tod sicher, so wichtig er auch zu sein scheint. Auch das trägt dazu bei, dass das Kopfkino wieder unglaublich gut unterhält.

Taschenbuch: 544 Seiten
Originaltitel: A Game of Thrones (Seite 360 – 674)
Aus dem Amerikanischen von Jörn Ingwersen
ISBN: 978-3-442-26781-1
www.randomhouse.de/blanvalet

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

George R. R. Martin – Die Herren von Winterfell (Das Lied von Eis und Feuer 1)

Das Lied von Eis und Feuer (überarbeitete Neuauflage):

01 „Die Herren von Winterfell“
02 „Das Erbe von Winterfell“
03 „Der Thron der Sieben Königreiche“
04 „Die Saat des goldenen Löwen“
05 „Sturm der Schwerter“
06 „Die Königin der Drachen“
07 „Zeit der Krähen“
08 „Die dunkle Königin“
09 „Der Sohn des Greifen“
10 „Ein Tanz mit Drachen“

Im Original:

01 „A Game of Thrones“
02 „A Clash of Kings“
03 „A Storm of Swords“
04 „A Feast for Crows“
05 „A Dance with Dragons“
06 „The Winds of Winter“
07 „A Dream of Spring“

George R. R. Martin – Die Herren von Winterfell (Das Lied von Eis und Feuer 1) weiterlesen

Nick Lake – Der Novize des Assassinen

Die Blood Ninja-Trilogie:

Band 1: „Der Novize des Assassinen“
Band 2: „Das Blut des Assassinen“
Band 3: – geplant –

Vampire tummeln sich seit einigen Jahren munter in der fantastischen Belletristik. Die Fürsten der Dunkelheit beißen und kämpfen sich flugs durch alle Zeitzonen. Mal sind die Blutsauger in der Ausbildung, manchmal mimen sie den versnobten Gentleman, und genauso oft haben sie alle „Menschlichkeit“ verloren und vegetieren wie Tiere inmitten einer fast untergegangen Zivilisation.

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Gray, Claudia – Evernight

_Die „Evernight“-Reihe:_

Band 1: _“Evernight“_
Band 2: [„Evernight – Tochter der Dämmerung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6478
Band 3: „Hourglass“ (noch ohne dt. Titel)
Band 4: „Afterlife“ (noch ohne dt. Titel)

Ganz zu Beginn von Claudia Grays Jugendbuch „Evernight“ ist Bianca dabei, wegzulaufen. Eigentlich nicht wirklich, um wegzulaufen, sondern eher, um ihren Eltern eine Lektion zu erteilen. Diese haben sich nämlich erdreistet, die arme Bianca ins illustre Internat Evernight zu „verschleppen“, weil sie fortan dort als Lehrer arbeiten werden. Und Bianca tut dieser Tapetenwechsel auch ganz gut, finden besagte Eltern, denn in ihrem Heimatkaff hatte sie kaum drei Freundinnen und das ist für ein ordentliches Sozialleben einfach zu wenig.

Wie gut, dass Bianca im Wald auf Lucas trifft, der sie nicht umbringen will (wie sie zunächst annimmt), sondern nur auf dem Weg ins Internat ist. Zwischen den beiden entspinnt sich ein Gespräch. Bianca glaubt, endlich doch einen Verbündeten gefunden zu haben und darf nun hoffen, dass ihre Zeit in Evernight vielleicht doch nicht so schrecklich werden wird, wie zunächst befürchtet.

Nun ja, bis sich Bianca tatsächlich einlebt, verstreicht dann doch einige Zeit. Die anderen Schüler sind nämlich hauptsächlich arrogante Schnösel, während sich Bianca linkisch und unzulänglich findet. Lucas scheint sie anfangs zu ignorieren, nur um sie später gegen ihre Eltern aufzubringen. Doch natürlich können die beiden letztendlich nicht voneinander lassen. Bianca ist total in Lucas verknallt und stellt sich in ihrer Freizeit gern vor, was sie gern alles mit ihm anstellen möchte. Auch Lucas ist natürlich nicht abgeneigt, doch als sich in „Evernight“ dann doch noch so etwas wie ein Plot entspinnt, stellt sich heraus, dass Bianca ein Vampir und Lucas ein Vampirjäger ist und die beiden somit unterschiedlichen Lagern angehören. Romeo und Julia lassen grüßen.

_Vampir? Vampirjäger?_ Ja, denn tatsächlich bedient sich Gray beim Genre des Vampirromans und vermischt diesen mit ihrem Jugendbuchsujet, das irgendwie an eine Mischung aus „Der Trotzkopf“ und „Harry Potter“ erinnert. Das Problem dabei ist, dass Claudia Gray das Handwerk und die Regeln des Schreibens nicht wirklich ernst nimmt und in der Mitte des Romans einen Plot Twist aus dem Hut zaubert, der die Leserschaft wohl nicht nur überrascht, sondern auch erzürnt. Während die erste Hälfte von „Evernight“ so dahindümpelt und außer den bekannten Widrigkeiten des Internatslebens nichts Besonderes passiert, fällt Claudia Gray nach 150 Seiten plötzlich ein, dass sie einen Vampirroman schreiben wollte. Also eröffnet die Ich-Erzählerin Bianca dem reichlich verdutzten Leser, dass sie die Tochter von Vampiren ist und schon ihr Leben lang zu den Mahlzeiten einen Schoppen Blut zu sich nimmt. Einen so fundamentalen Fakt hätte man dem Leser schon früher präsentieren müssen, vor allem, da sich Bianca in der zweiten Hälfte des Romans praktisch ständig über ihr Vampirerbe, Blutmahlzeiten und die Geschichte der Untoten ergeht. Grays Vorhaben, Biancas wahre Identität in einem entscheidenden Moment zu enthüllen, hätte nur funktionieren können, wenn sie eine andere Erzählperspektive gewählt hätte (Lucas würde sich hier anbieten). Dann ließe sich der Roman jedoch lange nicht so gut als Mädchenlektüre vermarken, was vermutlich der einzige Grund ist, warum sich Gray gegen diese Taktik entschieden hat. Dann muss sie im Gegenzug aber auch mit einem deutlichen Punktabzug in der technischen Note leben.

Wieso nun Vampire auf ein Internat gehen? Das ist eigentlich eine ganz interessante Idee – wohl, weil der Ansatz nicht von Claudia Gray, sondern eigentlich von Anne Rice stammt. Denn wenn man ein jahrhundertealter Vampir ist, dann kann man schonmal den Anschluss an die sich immer schneller drehende Welt verlieren. Da hat man sich gerade an Automobile gewöhnt und plötzlich fliegen die Leute mit Überschall durch die Luft. Evernight soll also ein Refugium für Vampire sein, die sich in einer sicheren Umgebung mit dem Fortschritt in der Welt auseinandersetzen wollen. Und so gibt es dann auch Unterrichtsfächer wie „Moderne Technologien“, in denen die Schüler lernen sollen, wie man einen iPod mit Musik befüllt. Claudia Gray führt den Gedanken des Verharrens in einer vergangenen Zeit jedoch weiter und schließlich ad absurdum. Denn auch wenn die Idee natürlich verlockend ist, Vampiren eine Möglichkeit zu geben, Anschluss an die Zeit zu finden, so ist es reichlich hanebüchen, das wie in einer wirklichen Schule zu tun: Nicht nur müssen die – unter Umständen Jahrhunderte alten – Vampire Klassenarbeiten schreiben und Prüfungen bestehen, sondern sie haben auch nächtliche Ausgangssperren und leben, brav nach Männlein und Weiblein getrennt, in unterschiedlichen Bereichen des Internats. Wie seltsam …

Doch die Vampirebene wurde ohnehin nur eingefügt, um dem Ganzen eine gewisse Exotik zu verleihen und natürlich, um den Roman in einem momentan boomenden Genre platzieren zu können. Darüber hinaus bietet Claudia Gray weder Neues noch Überraschendes und noch nicht mal Interessantes. Denn im Kern dreht sich die Geschichte natürlich um Bianca und Lucas, die sich wollen, kriegen und dann vom bösen Schicksal wieder auseinandergerissen werden. Das ist, was die pubertierende Zielgruppe lesen will und da ist es auch ziemlich einerlei, dass die Liebesgeschichte nach Schema F verläuft und gefühlsmäßig immer nur an der Oberfläche kratzt. Immerhin gesteht Claudia Gray ihrer Protagonistin Hormone zu, und so darf sich Bianca wiederholt und im Detail vorstellen, was so abgehen würde, wenn sie und Lucas – naja, man kann sich das bildlich ausmalen. Dass das Ganze dann von seifenoperreifen Dialogen begleitet wird, liegt leider in der Natur der Sache.

_“Evernight“ ist Meterware_ ohne besonderes Alleinstellungsmerkmal. Es eignet sich daher für Leser, die ihre Lektüre ausschließlich nach dem „ist ungefähr wie Buch XYZ“-Kriterium auswählen. Das war auch dem Verlag klar, weswegen er die Leseempfehlung „Twilight-Fans aufgepasst“ in großen Lettern auf das Buch gepappt hat. Dass die „Twilight“-Welle, je mehr Bücher sie auf den Markt schwappen lässt, immer nur mehr literarischen Müll produziert, versteht sich dabei von selbst. „Evernight“ ist zumindest keine Mogelpackung. Es ist tatsächlich erste Wahl für „Twilight“-Fans, die das gleiche Buch und die praktisch gleichen Charaktere immer und immer wieder lesen möchten. Ob das so wirklich erstrebenswert ist, muss eben jeder für sich selbst entscheiden.

|Taschenbuch: 400 Seiten
Originaltitel: Evernight
ISBN-13: 978-3442375783|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet

David Anthony Durham – Die fernen Lande (Acacia 2)

Acacia

Band 1: Macht und Verrat“
Band 2: „Die fernen Lande“

Die Mein sind besiegt, doch Aliver hat den Kampf gegen die Besatzer mit seinem Leben bezahlt. Nun sitzt Corinn auf dem Thron, und es scheint sich kaum etwas verändert zu haben, zumindest nicht zum Besseren. Das Volk, das inzwischen von seiner Abhängigkeit vom Nebel geheilt ist, murrt, und mehr als das. Corinn bleibt das nicht verborgen.

Mena ist derweil damit beschäftigt, die Nebenwirkungen des magischen Wutausbruchs der Santoth zu beseitigen. Eine ganze Reihe von Ungeheuern hat sie bereits erschlagen, doch das letzte der magisch veränderten Geschöpfe, das auf ihrer Liste steht, scheint irgendwie anders zu sein als die bisherigen …

Kelis, Alivers Jugendfreund, wird plötzlich mit der Tatsache konfrontiert, dass Aliver vor seinem Tod ein Kind gezeugt hat: Eine Tochter, die nun von den Santoth gerufen wird, und ausgerechnet Kelis wird als ihr Beschützer erwählt!

Dariel wiederum ist mit Aufbauarbeit beschäftigt. Bis Corinn ihn zusammen mit einem Vertreter der Gilde auf eine diplomatische Mission nach Westen schickt. Doch die Gilde hat nicht vergessen, dass Dariel einst ihre schwimmenden Plattformen in die Luft gejagt hat …

Dariels Reise in die Anderen Lande erweitert die Handlung um ein gutes Stück. Zum einen natürlich um eine andere Kultur. Die Auldek sind ein Volk von Kriegern, und das Töten scheint ihr einziger Lebensinhalt zu sein. Für alle anderen Tätigkeiten haben sie Sklaven. Gleichzeitig sind diese todesmutigen Kämpfer erstaunlich ängstlich: Sie fürchten sich sowohl vor dem Meer als auch vor dem Landesinneren ihres eigenen Kontinents. Nahezu das gesamte Volk der Auldek scheint sich an einem schmalen Küstenstreifen zusammenzudrängen.

Zum anderen bedeutet ein neuer Ort auch neue Charaktere: Der wichtigste ist Mór, die einst als Quotenkind in die Anderen Lande kam. Die junge Frau ist eine Anführerin des Untergrunds, misstrauisch, zornig und voller Hass auf die Familie Akaran, denen sie die Schuld an ihrer Lage gibt. Ein weiterer ist Devoth, der mächtigste der Auldek, ein Mann, der im einen Augenblick voller Begeisterung das Gemetzel bei einer Art Gladiatorenkampf beobachten und im nächsten mit einer Schar zahmer Kolibris spielen kann.

Vor allem aber stellt diese Reise eine Menge Zusammenhänge her. So erfährt der Leser endlich, was mit den Quotenkindern geschieht und was genau es mit den Numrek auf sich hat, mit denen Corinn sich verbündet hat, um Hanish Mein zu stürzen. Außerdem offenbart sie das wahre Ausmaß der Machenschaften der Gilde.

Allein die Bedrohungen durch Gilde und Auldek, die der Autor in diesem Teil der Geschichte aufbaut, drehen gehörig an der Spannungsschraube. Aber damit ist es nicht getan. Auch in Acacia tut sich einiges, was sich im Laufe der Handlung immer mehr zur Gefahr entwickelt. Dabei wirken die einzelnen Bestandteile der Entwicklung gar nicht mal so schlimm. Das Volk ist unzufrieden und plant einen Aufstand; die Gilde hat als Ersatz für den Nebel eine neue Droge entwickelt, die mit Wein vermischt unters Volk gebracht werden soll, deren Langzeitfolgen aber noch völlig unbekannt sind; das Klima hat sich verändert, sodass große Teile der Provinz Talay unter jahrelanger Dürre leiden. Das sind zwar ernste Schwierigkeiten, mit denen man aber durchaus fertig werden könnte. Die zunehmende Spannung wird weniger durch diese Einzelheiten als solche bewirkt als viel mehr dadurch, wie Corinn darauf reagiert. Denn Corinn ist nicht wirklich stark, obwohl sie ihre Unsicherheit nach außen perfekt verbirgt. Sie ist im ersten Band mehrmals verraten worden, deshalb traut sie kaum jemandem, aber auch ihr Misstrauen kann sie nicht gegen erneuten Verrat schützen. Corinn nimmt immer öfter Zuflucht zur Magie, die sie aus dem Buch von Elenet erlernt hat. Doch die Magie ist ein zweischneidiges Schwert in mehr als einer Hinsicht.

Der Handlungsteil, der in Acacia spielt, zeigt deshalb besonders gut, wie geschickt der Autor das Wechselspiel zwischen seinen Figuren und den äußeren Umständen gestaltet hat. Alles ergibt sich aus sich selbst, vollkommen fließend, ohne Hänger, logische Knicke oder ähnliches Geholper. Selbst die Verbindung der Geschehnisse von einem Kontinent zum andern ist glatt wie Seide geraten. Und natürlich hat der Autor sein Buch nicht beendet ohne ein paar vage Andeutungen, die noch einiges an Enthüllungen versprechen. Einziger Wermutstropfen: Ein paar grobe Schnitzer im Lektorat.

Damit ist „Die fernen Lande“ ein würdiger Nachfolger des bereits sehr gelungenen ersten Bandes der Acacia-Trilogie. Natürliche, glaubwürdige und interessante Charaktere verbunden mit einer spannenden, vielschichtigen und kaum vorhersehbaren Handlung füllen locker die knapp achthundert Seiten, sodass der Leser eine detaillierte Ausarbeitung des Hintergrundes überhaupt nicht vermisst. Ich bin jetzt schon gespannt auf den letzten Band. Wenn er genauso gut wird wie der Erste, nehme ich auch gerne eine weitere Wartezeit von drei Jahren in Kauf.

David Anthony Durham wurde 1969 in New York geboren, war aber viel in Europa unterwegs. Unter anderem hat er mehrere Jahre in Schottland verbracht. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller hat er an verschiedenen Universitäten gelehrt. Zu seinen Werken gehören außer einigen Kurzgeschichten die Romane „Gabriel’s Story“ und „Walk through Darkness“, sowie der Historienroman „Pride of Karthage“ über den zweiten punischen Krieg, von denen bisher jedoch keines ins Deutsche übersetzt wurde. Der dritte Band des Acacia-Zyklus trägt den Titel „The Sacred Band“, und ist derzeit noch in Arbeit.

Paperback, 782 Seiten
Originaltitel: Acacia 2: The Other Lands
Aus dem Amerikanischen von Tim Straetmann
ISBN-13: 978-3442267804

http://www.davidanthonydurham.com/index.html
http://www.randomhouse.de/blanvalet/index.jsp

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Ulrike Schweikert – Das Antlitz der Ehre

Nach „Die Dirne und der Bischof“ folgt nun der zweite Teil um die Geschichte der Elisabeth, die Tochter, dem Bankert des Fürstbischofs Johnann II von Brunn zu Würzburg.

_Inhalt_

Würzburg 1430: Nach dem Mordanschlag auf Elisabeth, ihrer Amnesie und der Zeit, die sie als Dirne in einem „Frauenhaus“ ihren Körper verkaufte, ist die junge Frau eine förmlich andere geworden. Ihr gesamtes Weltbild, gerade die der sozialen Stellung einer Frau ist deutlich ins Wanken gekommen. Elisabeth, die nun Entbehrungen, Hunger und das Gefühl, ausgeliefert zu sein kennt, zeigt nun viel mehr Verständnis für die Frauen, die sie bisher keines Blickes gewürdigt hat.

Jeglichen Hang zu Luxusgütern, schönen Kleidern und ein sorgenfreies Leben, das sie als des Bischofs Tochter kennen- und auch lieben gelernt hat, sieht sie nun aus einer ganz anderen Perspektive. Doch die Zeit als „Dirne“ hat auch noch andere Spuren hinterlassen. Spuren, die ihr Innerstes selbst berühren und sie nicht zur Ruhe kommen lassen.

Ihren Verlobten Albrecht von Wertheim hat sich Elisabeth noch nicht anvertraut. Er würde dies nicht nachvollziehen können und würde sich wahrscheinlich voller Ekel von ihr distanzieren. Es scheint, als hätte sich die ganze Welt gegen sie verschworen, denn auch ihr Vater verliert an Macht und Einfluss.

Fürstbischoff Johnann II. von Brunn wird abgesetzt und muss seinen Sitz, die Marienburg, und sein Amt aufgeben. Die Stadt Würzburg hatte genug von dem verschwenderischen Lebensstil seines Kirchenfürsten und handelte dementsprechend konsequent. Zu hoch waren die Schuldenlast und die Anzahl der Verpfändungen, sodass auch das Bistum in der Kritik stand.

Doch der Schein trügt, denn nun entbrennt ein gnadenloser Kampf um die Macht in der Region und Elisabeth wird ein wichtiger Spielball zwischen den Kontrahenten. Neben den Kirchen- den Landes- und noch viel wichtiger, den persönlichen Interessen steht sie zwischen ihrem Verlobten Albrecht, etwaigen Nachfolgern und ihrem eigenen Vater. Von seinem Exil auf Burg Zabelstein aus, plant der ehemals mächtige und noch immer sehr einflussreiche Bischof seine nächsten Schritte. Und das Schicksal seiner eigenen Tochter in seiner Hand, kann für seine politischen Ränkeschmiede von hohem Wert sein …

_Kritik_

„Das Antlitz der Ehre“ von Ulrike Schweikert ist ebenfalls im Verlag blanvalet erschienen.
Die Autorin, die enorm viel Wertt auf gute Recherchearbeit legt, gerade in einem historischen Roman, ist hier wieder einmal betont zu loben. Fakten und Fiktion um den lebens- und wahrscheinlich sehr weltlichen und liebeshungrigen Bischoff Johann II. von Brunn, erzählt sie hier geschickt und mit viel Präzision, was die politischen Konflikte angeht. Und genau diese politischen Intrigen sind der größte Schwachpunkt in diesem Roman.

„Das Antlitz der Ehre“ ist bei Weitem leider nicht so spannend wie bei „Die Dirne und der Bischof“, in der Elisabeth die Hauptrolle spielte und in der die Autorin eine facettenreiche und vielseitige Welt beschrieb. Allein die Konzeption der Charaktere wird hier nur eindimensional und farblos geschildert. Johann II. von Brunn hebt sich aber hier deutlich von den anderen ab. Eigentlich geht es hier nur um Politik, um Einfluss und Macht, sodass Elisabeth und selbst ihr Verlobter nichts anderes sind, als wichtige, aber durchaus austauschbare Figuren auf einem Schachbrett.

„Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt“, ein Credo, das für Johann II. von Brunn längst schon zum Lebensmotto und -inhalt geworden ist. Elisabeth transformiert allerdings zu einer Randfigur in diesem Politikum, sicherlich ist sie sich im Grunde selbst treu geblieben, aber der Macht der einflussreichen Fürsten kann sie nichts entgegensetzen und von Durchsetzen reden wir an dieser Stelle erst gar nicht.

Der Leser wird schon nach wenigen Seiten feststellen, dass der Band viel schwächer ist, als der erste. Die Richtung dieser Geschichte ist schnell erkannt und in den vielen Dialogen geht es immer nur um die Macht in der Stadt Würzburg. Vom gesellschaftlichen und sozialen Leben einer Frau im Mittelalter bekommt man geradezu nichts mit. Konflikte hin oder her – Spannung sieht anders aus, die sucht man hier leider vergebens. Auch sollte man nicht zu „Das Antlitz der Ehre“ greifen, ohne den ersten Band „Die Dirne und der Bischof“ gelesen zu haben. Die Charaktere sind komplex, zudem natürlich noch die gewissen Abhängigkeiten hier eine große Rolle spielen, und ohne eine gewisse Vorkenntnis bleibt sonst vieles unbeantwortet auf der Strecke.

Zu loben allerdings ist die bildliche und gute Sprache der Autorin, die einfach und plastisch erzählt, auch wenn sie sich hier manchmal richtiggehend verrennt. Im Epilog und im Kapitel: Dichtung und Wahrheit – erklärt die Autorin die historischen Hintergründe, sodass diese mit der Kombination des Glossars und einer abschließenden Danksagung ein professionelles Ende findet.

_Fazit_

Historische Romane sollen unterhalten, sicherlich kann auch Politik unterhaltsam erzählt werden, doch leider verliert Frau Ulrike Schweikert mit der Figur ihrer Elisabeth ihre spannende Präsenz in dem Titel.

Die junge Frau wirkt hilflos, deplatziert und ist einfach eine Statistin, in einem perfiden Spiel um die politische Macht in Würzburg. „Das Antlitz der Ehre“ hätte ein eigenständiger Roman werden sollen, ohne eine Protagonistin, die hier überflüssig ist, denn die Persönlichkeit des Bischofs, glaubt man der Autorin und den historischen Fakten, gibt genug Potenzial für ein spannendes politisches Drama.

Dass Ulrike Schweikert eine sehr gute Autorin ist, die zweifelsfrei ihre Heldinnen spannende Abenteuer und Dramen bestehen lässt, steht außer Frage. Auch wenn dieser Roman der schwächste war, den ich bis dato gelesen habe, freue ich mich auf einen weiteren historischen Roman von ihr, den ich dann bestimmt gerne wieder lesen werde.

Die Erben der Nacht:

01 – „Nosferas“
02 – „Lycana“
03 – „Pyras“
04 – „Dracas“

Hardcover: 480 Seiten
ISBN-13: 978-3764503178
www.randomhouse.de/blanvalet

Stephen M. Irwin – Der Sog

In seiner australischen Heimatstadt entdeckt der hellsichtige Nick eine mörderische, im Wald hausende Hexe; während er dieser das Handwerk legen will, wartet sie darauf, dass Nick in ihren Bannkreis gerät … – Inhaltlich und formal gelungener Horror im Stephen-King-Stil: Durchschnittsmenschen werden mit einem sehr realen Grauen konfrontiert. Die Geschichte fesselt, doch Debüt-Autor Irwin geriet an einen Lektor, der ihm zu viele Längen durchgehen ließ. Stephen M. Irwin – Der Sog weiterlesen

Brent Weeks – Jenseits der Schatten (Schatten-Trilogie 3)

Die Schatten-Trilogie:

Band 1: „Der Weg in die Schatten“
Band 2: „Am Rande der Schatten“
Band 3: „Jenseits der Schatten“

Mit „Jenseits der Schatten“, dem letzten Teil der Nachtengel-Trilogie, schließt der amerikanische Autor Brent Weeks seine Saga um den Assassinen Kylar Stern ab.

Als Schüler von Durzo Blint erreichte der noch sehr junge Kylar ein erschreckendes Talent für das Töten seiner Opfer. Und dadurch entwickelte sich ein fast schon legendärer Ruf als |Nachtengel von Cenaria|. Die Invasoren aus Khalidor konnte er retten, den brutalen und grausamen Gottkönig töten, der seine Heimat tyrannisch seinem Willen unterworfen hat.

Doch der Sieg verlangte ihn einen hohen Preis. Seinen rechten Arm hat er verloren, seine Frau Elene ist verschollen und noch dazu ist er durch die Magischen Ringe an Vi, eine ebenfalls tödliche Attentäterin, gebunden. Auch der „Wolf“ in der mystischen Schattenwelt ist alles andere als offen gegenüber dem Blutengel und jetzigen Nachtengel.

Cenaria wird regiert von einer Königin – Terah Graesin – und Logan, dem eigentlichen König Cenarias, und nun sieht sich der militärische Oberbefehlshaber aufgrund weiterer Bedrohungen durch Invasoren genötigt, schnell zu handeln. Doch in ihm sträubt sich alles dagegen, die Königin zu stürzen, um sein rechtmäßiger Erbe anzutreten.

Kylars Plan ist die einzige Chance, um vielleicht den ganzen Kontinent und die angrenzenden Länder zu retten, zumal ein khalidorischer Magier das Ziel verfolgt, die personifizierte Göttin Khali zu beschwören. Ein Alptraum, der darauf abzielt, sich selbst als Gottkönig über alle zu erheben.

Um das Land zu retten, muss Kylar seine Freundschaft zu Logan aufs Spiel setzen und sich töten lassen, aber als Unsterblicher muss er dafür einen Preis zahlen, dessen er sich zu spät bewusst wird …

Kritik

Der dritte und abschließende Roman der Schatten-Trilogie unterscheidet sich enorm von den beiden Vorgänger-Romanen. Auch wenn nun alle Geheimnisse und Fragen gelüftet werden, wird es im Laufe der Handlung, die durch und durch mit Magie versetzt ist, sehr unruhig und manchmal schwer nachvollziehbar.

Der Autor Brent Weeks übertreibt es mit seiner unglaublichen Vielzahl von Charakteren, die den sowieso schon unübersichtlichen Kontinent bevölkern. Auch hier kann man schnell den roten Faden verlieren, denn die eine oder andere Prophezeiung wirkt absolut überdreht und unangemessen.

In „Jenseits der Schatten“ konzentriert sich die Handlung meist auf Kylar und auf Logan. Mit Vi und Elene, die beide um die Liebe des Attentäters buhlen, gibt es zwar eine Nebenhandlung, doch auch hier steht sie parallel zu der des Nachfolgers des Gottkönigs Dorian, der versucht, Khalidor zu schützen, und auch so manches Urteil fällt, von dem er früher zutiefst glaubte, es wäre Unrecht.

Totgeglaubte leben länger! Ein Sprichwort, das sich hier auch gleich manifestiert, denn Durzo Blint, der Meister und Ziehvater Kylars, lebt. Nach ein paar Jahrhunderten der Kämpfe und der politischen Verwicklungen und Leben, die er führen musste, ist er „müde“ geworden und möchte an der Seite von Momo K. und seiner Tochter „alt“ werden. Doch wie auch bei Kylar, kann er sich seinem Schicksal nicht entziehen.

Ein großer Kritikpunkt sind die magischen Elemente. Hier wird munter verzaubert, verflucht, beschworen, verhext, und auch so manches übernatürliche Wesen und einige doch recht muntere Untote versammeln sich zu einem Showdown, der zwar explosiv verläuft, aber deutlich über die Grenzen der beiden ersten Romane hinausgeht.

Auch wenn es sich hier um das Genre Fantasy handelt, wird die Handlung dann leider allzu phantastisch. Doch es gibt auch Momentaufnahmen, die fabelhaft und wirklich großartig erzählt werden. Gerade die Freundschaft zwischen Kylar und Logan – dieser Bruch ist eine der einfühlsamsten und dramatischsten Szenen, die ich je gelesen habe.

Und wenn wir gerade von Dramatik sprechen: Kylars Unsterblichkeit ist mehr Fluch als Segen, und sein Opfer wird den Leser manches Mal schlucken lassen oder gar zu Tränen rühren. Solche Sensibilität hätte ich dem Autor Brent Weeks nicht zugetraut, erzählt er doch die Geschichte eines Berufsmörders, auch wenn dieser eigentlich ein recht guter Kerl ist.

Erfrischende Momente präsentiert uns Vi, ebenfalls eine tragische, geläuterte Figur mit ebenfalls mächtigem, magischem Potenzial. Hinter Klostermauern, und dann noch bei der Unterrichtung von Zaubern, ist ihr nicht wirklich wohl. Sie sehnt sich nach Kylar, in den sie sich auch ohne die magisch bindenden Ringe verliebt hat. Als Elene später noch im gleichen Kloster einquartiert wird, ist das Liebeschaos perfekt.

Dramatisch und vor allem actionreich geht es zu, wenn sich auf dem Schlachtfeld die verschiedenen Staaten mit ihren Armeen einfinden. Hier haben alle Beteiligten ein Wörtchen mitzureden, und neben viel Zauber wird natürlich auch mit konventionellen Waffen gekämpft.

„Jenseits der Schatten“ von Brent Weeks lebt von einer konzentrierten und schweren Tragik. Kylar und Durzo, nein, eigentlich jeder der Charaktere muss Opfer bringen, manche schweren Herzens. Andere hingegen verschreiben sich einer Sache, die größer und wichtiger ist als sie selbst.

Das ist genau der Mittelpunkt und die Botschaft der Geschichte, die Brent Weeks hervorragend vermittelt. Manchmal zwischen den Zeilen, manchmal kann man nur interpretieren oder Vermutungen anstellen. Doch hier dreht sich am Ende alles um Liebe, Vertrauen und darum, dass das eigene Schicksal, gemessen an den vielen anderen Leben, ein Staubkorn im Wind sein kann, der Flügelschlag eines Schmetterlings, der einen Orkan auslösen kann.

Fazit

Trotz der übertriebenen magischen Momente in „Jenseits der Schatten“ ist der vorliegende Roman absolut zu empfehlen.

Die ganze Schatten-Trilogie, wie sie untertitelt ist, übertrifft die Erwartungen und reiht sich als Perle in die Reihe aktueller Fantasyromane ein.

Brent Weeks erschuf mit Kylar und Durzo Charaktere, die man gerne wiedersehen möchte und an deren Schicksal man aktiv teilnimmt. Hier wird getötet, geopfert, geliebt, es werden Fehler begangen und großartige Ziele verfolgt. Und wenn eine Saga Helden hervorbringt, die menschlicher nicht sein können, dann ist dies genau hier passiert.

„Jenseits der Schatten“ ist der Abschluss einer bald legendären Trilogie und hoffentlich nur der Auftakt zu weiteren Abenteuern mit den gleichen oder auch anderen Charakteren dieser Fantasywelt.

Tauchen Sie „Jenseits der Schatten“ ein, es wird Sie in eine Tiefe reißen, aus der Sie gar nicht mehr entkommen wollen.

Taschenbuch: 699 Seiten
Originaltitel: Beyond the Shadows (Night Angel 3)
Übersetzung: Hans Link
ISBN-13: 978-3442266302

www.brentweeks.com
www.randomhouse.de/blanvalet

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Larke, Glenda – Wissende, Die (Die Inseln des Ruhms 1)

Die Inseln des Ruhms:

Band 1: „Die Wissende“
Band 2: „Gilfeather“ (noch ohne dt. Titel)
Band 3: „The Tainted“ (noch ohne dt. Titel)

Glut ist ein Mischling und als solcher auf den Ruhmesinseln unerwünscht. Allein die Tatsache, dass sie für die Wahrer arbeitet, sorgt dafür, dass sie zumindest geduldet wird. Als sie jedoch den Auftrag erhält, eine junge Frau aufzuspüren, die ausgerissen ist, gerät ihre Weltsicht schon bald ins Wanken …

Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive erzählt, daher ist Glut die einzige Hauptperson:

Glut ist zäh, abgebrüht und auch nicht dumm. Deshalb ist ihr durchaus bewusst, dass die Wahrer, allen voran ihr unmittelbarer Vorgesetzter Dasrick, sie benutzen. Sie hofft jedoch, für ihre Arbeit irgendwann die Bürgerrechte zu erhalten, die ihr erlauben würden, irgendwo sesshaft zu werden. Dafür ist sie bereit, nahezu alles zu tun. Zumindest, bis sie Flamme trifft …

Flamme ist eine junge Cirkasin mit der Fähigkeit, Silb-Magie zu wirken, was für eine Cirkasin eher ungewöhnlich ist. Vor allem aber beeindruckt sie Glut durch ihre innere Stärke und ihren Mut sowie ihre ausgeprägte Integrität. Zum ersten Mal empfindet Glut so etwas wie Freundschaft für eine andere Person.

Thor Reyder scheint seinerseits einen Narren an Glut gefressen zu haben. Der meist so ernst wirkende Mann hat durchaus Humor, vor allem aber zeichnet er sich durch eine schier übermenschliche Selbstbeherrschung aus. Binnen kürzester Zeit macht er Glut einen Heiratsantrag, hilft ihr mehrfach aus der Patsche. Dennoch wirkt er manchmal seltsam zugeknöpft, als ob er nicht die ganze Wahrheit sagte.

Dasrick dagegen ist ein absolut unsympathischer Zeitgenosse. Trotz der wertvollen Dienste, die Glut ihm leistet, demütigt er sie immer wieder. Dabei ist er von ihr genauso abhängig wie sie von ihm, denn Dasrick ist ehrgeizig. Und für seinen Ehrgeiz ist er bereit, noch viel weiter zu gehen, als Glut es für die Erlangung der Bürgerrechte jemals täte, nur ist er dabei bei Weitem nicht so ehrlich wie sie, sondern beschönigt sein Tun mit dem Mäntelchen ehrbarer Motive.

Der Bösewicht zu guter Letzt ist ein Dunkelmagier, der offenbar vorhat, die Herrschaft über die gesamten Ruhmesinseln zu übernehmen. Wer er tatsächlich ist und was ihn dazu treibt, wurde bisher nur angedeutet. Offensichtlich jedoch ist er ein Sadist, der es genießt, andere zu quälen, und der seine Helfershelfer rücksichtslos ausnutzt und dann fallen lässt.

Dafür, dass die Nebenfiguren lediglich aus Gluts Sicht beschrieben sind, ist die Charakterzeichnung recht ordentlich geraten. Tatsächlich geht jede der Figuren – mit Ausnahme des Bösewichts – über reine Nachvollziehbarkeit hinaus. Selbst der Antagonist wirkt irgendwie getrieben und dadurch eigenständiger als der reine Typus des machthungrigen Bösewichts, obwohl die Informationen zu seiner Person bisher noch recht dürftig sind.

Die Welt, in die Glenda Larke ihre Geschichte eingebettet hat, wirkt ein wenig wie eine Zwiebel. Die gesamte Handlung spielt an einem Ort, der sich Gorthen-Nehrung nennt. Gorthen-Nehrung ist sozusagen Niemandsland, hierher werden alle vertrieben, die auf den übrigen Inseln unerwünscht sind, vor allem Mischlinge, Verbrecher und Kranke. Im Grunde ist die Nehrung nicht mehr als eine schmale, langgestreckte Sandbank, die an einem einzigen, niedrigen Felsen angeschwemmt wurde.

Um diese Nehrung herum befinden sich noch eine Menge anderer, jeweils autonomer Inseln und Inselchen. Alle zusammen nennen sie sich die Ruhmesinseln. Außerhalb dieser Ruhmesinseln gibt es noch in einiger Entfernung ein Land namens Kell. Aus diesem Land stammt der Ethnologe, der im Rahmen seiner Forschungen Glut nach ihren Erlebnissen befragt. Diese Rahmenhandlung spielt fünfzig Jahre später als Gluts Erzählung.

Besonders interessant fand ich den Entwurf der Magie: Es gibt drei unterschiedliche Arten, die jeweils unterschiedliche Fähigkeiten beinhalten, wobei die Weißbegabung etwas aus der Reihe fällt, denn sie kann nichts bewirken, sondern lediglich andere Magie erkennen. Da die Weißbegabten allerdings gegen die Magie anderer immun sind, bedeutet das unterm Strich, dass die einzelnen Formen der Magie sich einigermaßen ebenbürtig sind. Dadurch werden sowohl ein übertrieben übermächtiger Bösewicht als auch ebenso übertriebene Überhelden vermieden.

Aus diesen magischen und politischen Details hat die Autorin ihren Plot aufgebaut:
Da ist Glut mit ihrer Weißbegabung, die auf der Suche nach einer jungen Frau ist; dann Flamme, mit ihrer Silb-Magie einen jungen Mann heilt, der von einem Dunkelmagier angegriffen wurde; Thor Reyden, der nahezu über alles Bescheid zu wissen scheint; und plötzlich taucht auch noch Dasrick auf mit einem ganzen Schiff voller Wahrer. Dieses Aufgebot scheint für die Suche nach einer Frau etwas übertrieben, und überhaupt, warum hat Dasrick überhaupt Glut hergeschickt, wenn er jetzt selber auftaucht?

Erst allmählich stellt sich heraus, dass hier eine ganze Menge nicht so ist, wie es scheint, von der Hälfte aller Personen über ihre wahren Absichten bis hin zu ihren Mitteln. Und bald ist Glut nicht mehr allein damit beschäftigt, die Ausreißerin zu suchen. Stattdessen ist sie zwischen diverse Fronten geraten und muss sich nicht nur gegen einen Feind behaupten, der ihr ans Leder will, sondern auch noch gegen andere, nicht weniger skrupellose …

Zwar könnte ich nicht sagen, dass ich mir beim Lesen vor Aufregung die Fingernägel abgekaut hätte. Tatsächlich muss ich sogar gestehen, dass ich, als Glut zum wiederholten Mal von den Schergen des Dunkelmagiers eingefangen wird, etwas genervt war. Immerhin aber waren die verschiedenen Ausbrüche und Fluchtversuche unterschiedlich genug, um zumindest etwas Abwechslung zu bieten. Das Faszinierende an diesem Buch war daher weniger steigende Spannung als vielmehr die allmähliche Auflösung von Rätseln und Geheimnissen, wobei die Identität der Ausreißerin recht schnell klar war. Mit am besten gefallen hat mir der Entwurf der Ghemfe, einer fremdartigen Rasse, die offenbar aus dem Meer stammt. In diesem Zusammenhang blieben die meisten Geheimnisse erhalten, was vielversprechende Aussichten für den zweiten Band bedeutet. Auch der Ortswechsel auf eine andere Insel bietet jede Menge neues Potential, und die neue Personenkonstellation am Ende des ersten Bandes sowieso. So ist „Die Wissende“ ein nicht unbedingt spannender, aber abwechslungsreicher Auftakt zu einem Zyklus mit der Aussicht auf Steigerung.

Glenda Larke stammt aus Australien und wollte schon als Kind Schriftstellerin werden. Zunächst kam jedoch eine Heirat und ein Lehrerberuf dazwischen. Bei einem längeren Aufenthalt in Wien kehrte die Lust am Schreiben zurück, seither hat die Autorin den Einzelroman „Havenstar“ sowie die Trilogien The Mirage Makers und The Isles of Glory geschrieben. „Die Wissende“ ist der erste Band der Trilogie Die Inseln des Ruhmes und das erste ihrer Bücher, das ins Deutsche übersetzt wurde. Die Autorin schreibt derzeit an ihrer neuen Trilogie Watergivers, die bisher bis Band zwei gediehen ist.

Taschenbuch: 479 Seiten
Originaltitel: The Isles of Glory 1 – The Aware
Deutsch von Susanne Gerold
ISBN-13: 978-3-442-26760-6

www.glendalarke.com
www.randomhouse.de/blanvalet

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Weeks, Brent – Am Rande der Schatten (Schatten-Trilogie 2)

Band 1: „Der Weg in die Schatten“
Band 2: „Am Rande der Schatten“

Azoth ist unter seinem neuen Namen Kylar zum besten Blutjungen Cenarias aufgestiegen. Doch Elene zuliebe hat er seinen Beruf aufgegeben und versucht nun, mit ihr und Momma Ks Tochter Uly zusammen, sich im Nachbarland Waedryn ein neues Leben als Kräuterhändler aufzubauen. Es dauert allerdings nicht lange, da holt ihn sein altes Leben wieder ein, in Gestalt seines alten Freundes Jarl …

War im ersten Band Durzo Blint derjenige, der zerrissen und gequält gewirkt hat, so hat diesen Part jetzt Kylar übernommen. Er ist hin- und hergerissen zwischen seinem alten Leben und seiner Liebe zu Elene, die jegliche Gewalt ablehnt.

Elene ist auf Grund der religiösen Erziehung durch ihre Zieheltern in mancher Hinsicht ziemlich naiv. Sie ist so sehr davon überzeugt, dass Gewalt nur neue Gewalt hervorbringt, dass sie für Kylars Tun keinerlei Verständnis aufbringt.

Mit den größten Schwierigkeiten aber hat Logan zu kämpfen. Mit seinem Sprung ins Loch am Ende des ersten Bandes hat er sich selbst in eine gefährliche Sackgasse manövriert. Der Kampf ums Überleben an diesem Ort öffnet ihm in vielerlei Hinsicht die Augen …

Und dann ist da noch Vi, Hu Gibbets Lehrling. Die junge Frau ist ein seelisches Wrack, das niemandem vertraut und deren einziger Ehrgeiz darin besteht, ihr eigener Herr zu sein. Ein ziemlich ehrgeiziges Ziel, wenn der Gottkönig von Khalidor persönlich ein Auge auf jemanden geworfen hat.

Die übrigen Neuzugänge in der Charakterriege sind nicht ganz so detailliert ausgefallen wie Vi, ingesamt jedoch ist die Darstellung durchaus zufrieden stellend. Logans Entwicklung und auch Kylars Kampf mit sich selbst sind sehr gut gelungen, und Vi, die im ersten Band nur eine kleine Nebenrolle spielte, entwickelt sich zu einer interessanten Person und einem echten Gewinn für das Buch.

Auch in Bezug auf den Entwurf der Welt hat Brent Weeks einiges ausgebaut. Zum ersten Mal taucht so etwas wie eine Gottheit auf, eine äußerst ungemütliche obendrein, sodass der Leser sich unwillkürlich die Frage stellt, ob der Name Khali womöglich mehr als Zufall ist. Und die Vir werden zum ersten Mal und ganz beiläufig als die anderen bezeichnet, als wären sie eigenständige Wesen.

Am stärksten jedoch hat sich das Handlungsfeld ausgeweitet. Nicht nur, dass sich diesmal ein ganzer Handlungsstrang mit Vi beschäftigt. Der Strang um die drei fremden Magier Dorian, Solon und Feir wurde aufgedröselt, weil die drei sich trennen. Curoch, das am Ende des ersten Bandes in die Hände eines unwissenden Khalidori gefallen war, stellt einen eigenen Strang, die Magierinnen aus der Chantry stellen einen und weitere Magier aus dem Süden stellen einen. Viele davon sind nur sehr dünn und kurz, aber alles ist sehr geschickt miteinander verknüpft, bis am Ende des Buches eine völlig veränderte Situation vorliegt, mit einigen Parteien mehr, die sich nun am Kochen diverser Süppchen beteiligen.

Wie bereits im ersten Band ist auch hier die Handlung mit einigen Grausamkeiten gewürzt – eine der härtesten Szenen ist die Strafaktion des Gottkönigs gleich zu Anfang des Buches, aber auch die Darstellung der Erschaffung eines Ferali war starker Tobak – sowie mit einer Menge Action, wenn Kylar wieder einmal seine gesamten Fähigkeiten voll ausschöpft. Die exzessive Gewalt der khalidorischen Kultur gibt dem Buch stellenweise fast etwas philosophisches, zumindest in der kurzen Szene, in der der Gottkönig mit Jenine über das Böse diskutiert.
Zur Spannung hat dieser Aspekt allerdings nicht viel beigetragen. Auch ohne ihn wäre das Buch ein echter Pageturner Dank solcher Szenen wie zum Beispiel der dramatischen Rettungsaktion unter der Burg von Cenaria. Der fiese Cliffhanger am Ende des Buches und die ausgesprochen überraschende Entdeckung Kylars auf der letzten Seite tun ein Übriges.

Um es kurz zu machen, der zweite Band ist in jeder Hinsicht genauso gelungen wie der erste. Er ist spannend, temporeich und verwickelt, sodass es niemals langweilig wird, und trotzdem haben die Hauptprotagonisten noch genügend Raum für Tiefe und Entwicklung. Die diversen Andeutungen im Zusammenhang mit dem Aspekt der Magie lassen auf mehr hoffen und der Schluss des Buches macht unsagbar neugierig auf die Fortsetzung. Da komme nicht einmal ich umhin, wegen der grausameren Szenen ein Auge zuzudrücken.

Brent Weeks wollte schon als Junge Schriftsteller werden und hat sich deshalb nach dem College nicht mit dem Erlernen eines anderen Berufes aufgehalten, sondern gleich mit dem Schreiben begonnen. Bis jemand bereit war, ihm etwas dafür zu bezahlen, hielt er sich als Barkeeper über Wasser. „Der Weg in die Schatten“ ist seine erste Veröffentlichung und der Auftakt zur Schatten-Trilogie, deren dritter Band unter dem Titel „Jenseits der Schatten“ im November 2010 in die Buchläden kommt. Der Autor schreibt derweil an seiner nächsten Serie, deren erster Band unter dem Titel „The Black Prism“ im August diesen Jahres auf Englisch erschien.

Taschenbuch: 704 Seiten
Originaltitel: Night Angel 02. Shadow’s Edge
Übersetzt von Hans Link
ISBN-13: 978-3442266296

www.brentweeks.com
www.randomhouse.de/blanvalet

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Margie Orford – Todestanz

Inhalt

Dr. Clare Hart geht einem schwierigen Beruf nach: Sie sucht vermisste Kinder. Häufig genug findet sie sie, und fast immer sind sie bereits tot. Ihr Job hinterlässt seine Spuren, aufhören kann sie indes nicht: Südafrika ist ein hartes Pflaster, und nachdem sie weiß, was tagtäglich geschieht, kann sie die Augen vor dem Elend nicht mehr verschließen.

Ein anderer, der das Elend kennt, ist Riedwaan Faizal, Polizist und Ermittler in einer Eliteeinheit, die sich dem Kampf gegen die Bandenkriminalität verschrieben hat. Diesem Kampf ist seine Ehe zum Opfer gefallen – seine Frau hat sich von ihm scheiden lassen, und als sie ihm eines Tages verweigerte, seine Tochter Yasmin zu sehen, hat er das Mädchen aus Verzweiflung entführt. Wie dumm das tatsächlich war, stellt sich heraus, als Yasmin eines Abends nach dem Ballettunterricht spurlos verschwindet: Niemand glaubt daran, dass Riedwaan seine Tochter nicht irgendwo versteckt hat, um ihren bevorstehenden Umzug mit der Mutter nach Kanada zu verhindern.

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Daniel Abraham – Frühling der Vergeltung (Die magischen Städte 4)

Die magischen Städte:

Band 1: Das Drachenschwert“
Band 2: Winter des Verrats“
Band 3: Herbst der Kriege“
Band 4: „Frühling der Vergeltung“

Fünfzehn Jahre sind seit den Ereignissen in „Herbst der Kriege“ vergangen. Die Städte der Khai, die den Überfall der Galten überlebt haben, stehen vor dem Zusammenbruch, denn seit fünfzehn Jahren wurden im Reich nur eine Handvoll Kinder geboren, Kinder, deren Mütter aus anderen Ländern stammen. Otah, inzwischen Kaiser, sieht nur eine Möglichkeit, den Niedergang seines Volkes zu verhindern: Heiraten zwischen seinem Volk und den verfeindeten Galten, die auf Seiten der Männer dasselbe Problem haben. Der Plan stößt auf wenig Gegenliebe, und das nicht nur in Galtland.

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Brent Weeks – Am Rande der Schatten (Schatten-Trilogie 2)

Letztes Jahr erschien im Blanvalet-Verlag das Erstlingswerk von Brent Weeks – „Der Weg in die Schatten“ – und entführte den Leser in eine faszinierende neue Region der phantastischen Literatur. Der Auftaktband der Schatten-Trilogie war mehr als überzeugend, und mit dem Erscheinen des zweiten Teiles ist der Autor durch die Erwartungshaltung des Lesers gefordert, die ohnehin schon dichte Atmosphäre und den Spannungsbogen weiter auszubauen.

Inhalt

Kylar Stern – oder Azoth, wie er früher, in einem ganz anderen Leben hieß – sieht sich gezwungen, sein Leben und das seiner kleinen Familie zu überdenken. Nach der Invasion durch den brutalen und kalten Gottkaiser befindet sich Kylars frühere Heimat in den Händen der Invasoren, die mit Willkür und Opferungen, die eher sorgsam organisierten Hinrichtungen gleichen, das Volk einschüchtern. Kylar und seine alte Liebe, das ehemalige Puppenmädchen Elene und die Tochter seines ehemaligen Meisters, der auch für Kylar so etwas wie eine Vaterfigur gewesen ist, fliehen aus der Stadt. Elene, die um Kylars Vergangenheit und seine Tätigkeit als gedungener Mörder, als „Blutjunge“ weiß, möchte, dass ihr Liebster nicht mehr zu seinem Schwert „Vergeltung“ greift und dem Töten abschwört.

Angekommen in seiner neuen Umgebung, wird Kylar aber nicht glücklich. Auch wenn er mit Elene ein Herzensziel erreicht hat, überkommt ihn eine stetige innere Unruhe. Kylar wurde zum Töten ausgebildet, von einem Meister, dessen tödliches Talent einmalig war, und doch war Durzo Blint kein schlechter Mensch, und vieles, was seinen Meister innerlich bewegte, versteht Kylar erst jetzt. Doch Kylar musste seinen Meister in einem Zweikampf töten, und nun, auf sich allein gestellt, kann er sich nicht wirklich mit jemanden austauschen. Elene würde ihn ohnehin nicht verstehen, denn seinen Wunsch zu töten und seine erworbenen Fähigkeiten zu trainieren, kann er nicht ausleben, und so wird Kylar zunehmend gereizter.

Nach einer Zwiesprache mit sich selbst öffnet er dann doch seine Kiste, in der seine Blutjungenkleidung und seine Waffen schlummern, und geht nachts auf die Jagd. Verbrecher, Diebe und Räuber werden zu Zielen Kylars – auch wenn er sie anfangs nur erschreckt, ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis sein Schwert „Vergeltung“ wieder Blut fließen lassen wird.

Inzwischen wird das Blutmädchen Vi vom Gottkaiser beauftragt, seinen alten Freund Jarl zu ermorden, der inzwischen das Oberhaupt der organisierten Kriminalität geworden ist. Gefangen zwischen den Optionen des Versagens, der Loyalität zu Jarl und dem Zorn des Gottkaisers, ist Vi der Verzweiflung nahe, doch wie unter einem Zwang weiß sie auch, was ihre nächsten Schritte sein werden.

Kylar, der ja vermutet, dass sein Freund und nun König Logan Gyre den Tod gefunden hat, täuscht sich indessen. Logan Gyre lebt, ist aber in dem dunkelsten Gefängnis der Stadt gelandet, das auch als „Das Arschloch der Hölle“ bekannt und berüchtigt ist. Hier haben nur jene Menschen eine Chance zu überleben, die skrupellos sind gegenüber ihrem eigenen Gewissen und jeder Ethik. Im Loch kann man nur überleben, wenn man bereit ist, seine Menschlichkeit abzulegen, wobei Mord hier noch eher eine Bagatelle darstellt.

Als Kylar von seinem alten Freund Jarl um Hilfe gebeten wird, den Gottkaiser umzubringen, um für die Rebellion gegen die Besatzer ein Zeichen zu setzen, muss er sich entscheiden, ob er seiner Familie und dem Versprechen, das er Elena gab, treu bleibt oder aber seine Bestimmung und sein Schicksal herausfordern soll.

Kritik

„Am Rande der Schatten“ von Brent Weeks wird den Leser erneut begeistern. Kylar ist erwachsen geworden; er ist ein Blutjunge, er ist der Nachtengel und damit eine Legende. Sein Talent ist tödlich, doch noch bewahrt er seine Menschlichkeit und sein Mitgefühl für andere. Zwischen Verantwortung und Bestimmung wird Kylar hin- und hergerissen. Fast zu spät entdeckt er, dass sein Schicksal nicht immer in seinen Händen liegt und dass Verantwortung ein sehr scharfes zweischneidiges Schwert sein kann.

Die Handlung baut sich auf, indem die Protagonisten immer wieder in persönliche Konflikte getrieben und so gelenkt werden, dass ihre Entscheidungen die der anderen bis aufs Äußerste beeinflussen. Hier geht es nicht um eindimensionale Beweggründe. Die Grenzen zwischen Freund und Feind, zwischen Verantwortung und Bestimmung sind fließend und oft genug müssen sich Kylar und auch Logan eingestehen, dass man gezwungen wird, sich nicht nur am Rande der Schatten zu bewegen, sondern auch tief in sie einzutauchen.

Dass Kylar wieder zum Schwert greift, ist natürlich schon der Tatsache geschuldet, dass es sich hier um eine Trilogie handelt, also absolut vorhersehbar, doch Kylars Dilemma mit seiner Familie und dem Drang, die Konfrontation mit dem Bösen zu suchen, zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung. Spannend bleibt die ganze Thematik auf jeden Fall, und auch für Action wird gesorgt, wenn auch ein bisschen weniger als im ersten Teil. Deutlich zugenommen hat hier die Einbeziehung der magischen Elemente, und das finde ich diesmal, gemessen an den übrigen Szenarien, überproportioniert.

Kylar wirkt im zweiten Teil deutlich überfordert. Dadurch, dass er immer versucht, allem und jedem gerecht zu werden, vergisst er sich selbst und handelt fast zu spät für sich und andere. Der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich primär mit Logan, der gezwungen ist, mit dem Bösen zu paktieren, denn im „Loch“ gibt es keine Zivilisation, hier herrscht Primitivität und keine Moral, und erst recht kennt man hier kein Gewissen. Um zu überleben, muss er sich mit Mördern und Vergewaltigern verbünden, die unverzeihliche Verbrechen verübt haben. Logan verändert ich zwangsläufig und wird niemals mehr die gleiche Person sein.

Das Blutmädchen Vi ist der verlorenste Charakter in diesem zweiten Band. Weder weiß sie, was sie möchte, noch kann sie einschätzen, welche Folgen ihre Handlungen haben werden. Zwischen Gefühl und Verstand verloren, fühlt sie sich isoliert und unverstanden. Noch schlimmer wird es für sie, als sie den Auftrag bekommt, Jarl zu töten, ihren alten Freund, und als sie später Kylar kennenlernt, ist sie fasziniert von seinen Fähigkeiten und seinem Charakter.

In ihrem Leben gab es nicht viel Licht. Sie selbst kannte nur die undurchdringliche Dunkelheit, lebte eher jenseits der Schatten und bewegt sich nun langsam an die verheißungsvolle lichte Oberfläche, die so vielversprechend ist, so menschlich sein kann, dabei aber auch so verletzend. Doch sie ist bereit, für ihre Menschlichkeit zu kämpfen und notfalls auch alles zu opfern. Hier kann der Leser wirklich gespannt sein, denn ähnlich wie bei Kylar trägt sie eine Unmenge an Potenzial in sich und im dritten Teil der Serie kann sie zur Schlüsselfigur werden.

„Am Rande der Schatten“ besteht aus drei Handlungssträngen, die an die drei Protagonisten gekoppelt sind. Zum letzten Drittel des Buches hin verfolgen diese drei ein gemeinsames Ziel, nur der Weg dahin ist ein jeweils eigenständiger.

Interessant zu betrachten ist die Wirkung der Invasoren auf die Bevölkerung. „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ trifft in diesem Falle zu, denn auch die Gilde der Kriminellen ist wenig angetan von der brutalen totalitären Herrschaft und rebelliert offen zusammen mit Bürgern und dem Adel, was in einer „Blutnacht“ eskaliert.

Fazit

„Am Rande der Schatten“ von Brent Weeks setzt die Schatten-Trilogie gelungen fort und überzeugt durch die facettenreichen und vielschichtigen Charaktere. Mit viel Spannung und Action bietet auch dieser Roman ein überaus hohes Lesevergnügen, das den Leser packen und nicht mehr loslassen wird.

Als Negativkritik gibt es nur wenig anzumerken: Die magischen Komponenten sind gerade in der Mitte der Geschichte meiner Meinung nach übermäßig präsent im Vergleich zu den menschlichen Wesenszügen der Charaktere.

Auf der Bühne präsentieren sich Dramatik und Tragik, Liebe und Tod, und selbst in kleineren Nebenschauplätzen zeigt sich das Talent des Autors und somit ein Roman, der mit seinen Figuren hundertfünfzigprozentig zu überzeugen weiß. Phantastisches Lesevergnügen ist hier garantiert, und Brent Weeks hat damit Zauberhaftes für die Leserschaft geleistet.

Der Autor

Brent Weeks wollte schon als Junge Schriftsteller werden und hat sich deshalb nach dem Collage nicht mit dem Erlernen eines anderen Berufes aufgehalten, sondern gleich mit dem Schreiben begonnen. Bis jemand bereit war, ihm etwas dafür zu bezahlen, hielt er sich als Barkeeper über Wasser. „Der Weg in die Schatten“ war seine erste Veröffentlichung und der Auftakt zur |Nachtengel|-Trilogie, gefolgt von „Am Rande der Schatten“. Band drei, „Jenseits der Schatten“, ist für den November 2010 angekündigt. Der Autor schreibt derweil an seiner nächsten Serie, deren erster Band unter dem Titel „The Black Prism“ im August dieses Jahres auf Englisch erschien.

Originaltitel: Night Angel 02. Shadow’s Edge
Übersetzung: Hans Link
704 Seiten, Klappenbroschur
ISBN-13: 978-3442266296

www.brentweeks.com
www.randomhouse.de/blanvalet

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)