Fünf Freunde verfolgen den Wilderer (Folge 74)

_Besetzung_

Erzähler – Lutz Mackensy
Julian – Ivo Möller
Dick – Jannik Endemann
Anne – Theresa Underberg
George – Alexandra Garcia
Tante Fanny – Ursula Sieg
Cora – Heidi Berndt
Charles: Gernot Endemann
Jo – Mia Diekow
Brendan – Tobias Schmidt
Russel – Christian Senger
Lenny – Patrick Bach
Jason Carter: Douglas Welbat
Lady Wollington – Sabine Schmidt-Kirchner
Imelda Meade – Elga Schütz
Laura – Stephanie Kirchberger

_Story_

Anlässlich der Hochzeit ihrer alten Bekannten Cora reisen die fünf Freunde nach Nottingham, um den Feierlichkeiten beizuwohnen und auch Jo wiederzutreffen. Allerdings werden die Hochzeitsvorbereitungen von einigen Vorfällen im Revier von Charles Hamilton, dem ortsansässigen Förster und Coras zukünftigem Mann, überschattet. Gleich mehrere grausam getötete Tiere werden binnen kürzester Zeit entdeckt und legen die Vermutung nahe, dass das Gebiet von Wilderern heimgesucht wird. Während Charles‘ Kollegen bereits Überschichten zur Hege des Waldes schieben, und auch der Förster selber der Verzweiflung nahe ist, schreitet auch noch die Forstbehörde ein und droht, das Revier an jemand anderen zu vergeben. An eine glückliche Feier ist da kaum noch zu denken.

Die fünf Freunde jedoch sind fest entschlossen, der Sache auf die Spur zu kommen und die Wilderer aufzuspüren. Allerdings ist Schnüffelei in der ländlichen Umgebung Nottinghams absolut nicht gerne gesehen. Lady Wollington, der Bauer Jason Carter und die merkwürdige Imelda Meade stellen sich den Jugendlichen immer wieder in den Weg, machen sich somit aber auch prompt verdächtig. Umso schwieriger ist es jedoch für die Junior-Detektive, aus der wachsenden Zahl Verdächtiger den tatsächlichen Missetäter herauszufiltern – und dies, noch bevor Hamilton endgültig seinen Posten verliert.

_Persönlicher Eindruck_

Während die Umbenennung der drei Detektive aus Rocky Beach einen erneuten qualitativen Einbruch ihrer Hörspiel-Serie bewirkte und TKKG nach der sprachlichen Neuorientierung seit geraumer Zeit ein eher ambivalentes Gesamtbild ergibt, sind die „Fünf Freunde“ ihrer charmanten Ausstrahlung all die Zeit über stets treu geblieben. Man könnte dies jetzt auch negativ auslegen und von einer mangelnden Weiterentwicklung reden, was angesichts der teils naiven Charaktere auch phasenweise angebracht wäre, jedoch ist die konsequente Stiltreue wohl letzten Endes doch der Auslöser dafür, dass die „Fünf Freunde“ als einzige Serie des einstigen Triumvirats bis heute von schärferer Kritik verschont blieb.

Dieser Umstand soll sich auch im Anschluss an die neueste Hörspielveröffentlichung der britischen Schnüffelnasen nicht ändern, wenngleich die Story inhaltlich – zumindest im Rahmen der Serie – recht hart ist. Die Beschreibung der Tiermorde, gleichzeitig aber auch der zwischenmenschliche Umgang sind fast schon ungewöhnlich heftig, wobei man dies natürlich jederzeit im Kontext der bisherigen Erscheinungen verstehen muss. Doch der Action-Teil, wenn man ihn denn so nennen darf, ist in „Fünf Freunde verfolgen den Wilderer“ doch vergleichsweise groß.

Des Weiteren ist die nunmehr schon 74. Episode der Reihe eine ziemlich spannende. Die Frage um Charles‘ Zukunft als Förster will erörtert werden, aber auch die Suche nach dem Wilderer ist etwas verzwickter und leitet die Hörer selber zum munteren Miträtseln an. Mehrere Wendungen stellen die Handlung ständig auf den Kopf, und als schließlich das Ergebnis präsentiert wird, dürfte so mancher Laiendetektiv vor den heimischen Boxen doch ein wenig überrascht über die Auflösung sein. Genau so stellt man sich einen guten, lebendigen Jugend-Krimi vor.

Die Sprecher lassen unterdessen auch nichts anbrennen, wenngleich die fünf Hauptdarsteller bei ihrer Ankunft in Nottingham schon ein wenig Süßholz raspeln und der Humor nicht jedermanns Geschmack sein dürfte. Es stellt sich jedenfalls heraus, dass die gesamte Besetzung ambitioniert bei der Sache ist, und das kommt dem Hörspiel sowie auch der guten Atmosphäre der Story merklich zugute.

Insgesamt hinterlässt „Fünf Freunde verfolgen den Wilderer“ einen richtig anständigen Eindruck und überzeugt mit spannungsvoller Story, charmanten Figuren und teils auch fein eingewobener Action. Oder anders gesagt: Episode 74 bringt alle Voraussetzungen mit, welche die Serie nach all den Jahren weiterhin zur festen Konstanten im deutschen Hörspiel-Universum machen!

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Michele Giuttari – Das Monster von Florenz. Anatomie einer Ermittlung

Der leitende Untersuchungsbeamte rekapituliert die 30 Jahre währenden Ermittlungen im Fall des „Monsters von Florenz“, das 16 Menschen ermordete, und schildert die zahlreichen Fehler und Manipulationen, die eine Bestrafung des oder der Schuldigen behinderten … – Überaus (und manchmal allzu) detailliert zeichnet der Verfasser die von ihm geleiteten Ermittlungen nach. „Das Monster von Florenz“ ist nicht nur Giuttaris Bericht, sondern auch sein Versuch, bittere berufliche und persönliche Erfahrungen aufzuarbeiten.
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Stoker, Bram / Halver, Konrad – Dracula – Jagd der Vampire (Europa-Originale 48)

_Besetzung_

Sprecher – Hans Paetsch
Dracula – Charles Renier
Wirtin – Katharina Brauren
Jonathan Harker – Michael Poelchau
Postillon – Rudolf Fenner
1. Vampirbraut – Heike Kintzel
2. Vampirbraut – Hella v. d. Osten-Sacken
3. Vampirbraut – Ingeborg Kallweit
Professor van Helsing – Werner Hinz
Mina Murray – Reinhilt Schneider
Lucy Westenraa – Herma Koehn

_Story_

Jonathan Harker reist eines Tages auf Einladung des Grafen Dracula nach Transsilvanien und quartiert sich für einige Tage in dessen Schloss ein. Doch bereits die Begleitumstände seiner Reise nach Siebenbürgen geben ihm zu denken; allerlei seltsame Ereignisse säumen seinen Weg, und auch der Herr des Schlosses scheint ein seltsamer, wenn auch interessanter Eigenbrötler zu sein. Erst während seines Aufenthalts lernt er Dracula und dessen wahre Herkunft jedoch von der richtigen Seite kennen und entkommt so gerade noch mit dem Leben, bevor der Blutsauger und seine Vampirbräute sein Blut anzapfen können.

Zurück in England, findet Harker aber weiterhin keinen Frieden. Der Vampirfürst ist ihm gefolgt und macht sich an der unschuldigen Mina Murray zu schaffen. Als er schließlich auch noch Jonathans Verlobte Lucy in seine Gemächer entführt, bleibt Harker keine Wahl. Er muss erneut nach Transsilvanien reisen und sich ein weiteres Mal Dracula stellen.

_Persönlicher Eindruck_

Bram Stokers Legende hat im vergangenen Jahrhundert eine ganze Reihe prominenter Regisseure dazu veranlasst, eine cineastische Adaption der Story um den berüchtigten Vampir zu arrangieren. Auch im Hörspiel-Bereich ist die Welt des Grafen Dracula in der Vergangenheit häufig besucht worden, unter anderem 2007 im umfassenden [Paket 3489 in der Bearbeitung von Marc Gruppe, welches |Titania Medien| in ihrer „Gruselkabinett“-Reihe veröffentlicht haben, im Jahr zuvor in der Hörspielumsetzung von Oliver Rohrbeck und seiner |LauscherLounge|, und 2004 veröffentlichte |Der Hörverlag| eine Fassung von Sven Stricker.

Auch bei |Europa| wurde das Thema dereinst aufgegriffen und von Konrad Halver für ein weiteres Klassiker-Hörspiel verwendet. Unter dem Titel „Jagd der Vampire“ ließen allerhand bekannte Sprecher die Geschichte um den Blutsauger neu aufleben, vermochten es aber leider nicht, die Atmosphäre des Originals in irgendeiner Form heraufzubeschwören. Ganz im Gegenteil: Das völlig gleichgültig inszenierte Hörspiel ist ein mittelschweres Desaster …

Dennoch hat man sich im Hause |Europa| nicht davon abbringen lassen, das rund dreiviertelstündige Szenenspiel in die fünfte Staffel der „Europa-Originale“ zu packen. Doch auch in der Reproduktion des Stoffes steckt verständlicherweise nicht mehr Potenzial als im Erstwerk aus dem Jahre 1970. Das Problem des Hörspiels ist dabei ganz schnell auf den Punkt gebracht: Es fehlt an spürbaren Ambitionen. Leute wie Michael Poelchau als Jonathan Harker hat man selten so lustlos bei der Arbeit erlebt. Die Art und Weise, wie sie Emotionen wiedergeben, Tragik vermitteln und Schicksalsschläge reflektieren, ist geradezu lächerlich dröge, was der eigentlich erwarteten Dramaturgie natürlich alsbald zum Hindernis wird. Die Szenen im Schloss entbehren jeglicher Spannung, und auch wenn offenbar wird, dass Dracula es langfristig doch auf das Blut seines Gastes abgesehen hat, ist in den betreffenden Szenen von einer sich steigernden Dynamik nichts zu spüren. Mit der Flucht Jonathans hätte die Story womöglich ein halbwegs versöhnliches Ende finden können, jedoch ist dies natürlich aus historischen Gründen nicht möglich.

Trotzdem wirkt der zwischenzeitliche Cut der Story, also die Rückkehr nach England, in etwa wie ein kompletter Stimmungsabfall, der quasi eine neue, unabhängige Sekundärhandlung einleitet. Und genau hier wirkt die Hörspiel-Inszenierung dann auch nicht mehr glaubwürdig, weil sie nicht imstande ist, die Zusammenhänge adäquat aufzuarbeiten und transparent zu machen. Alles verharrt als Stückwerk und entwickelt sich in keiner Weise mehr zur Gruselerzählung, die man sich an dieser Stelle gewünscht hätte.

Möglicherweise muss man an dieser Stelle auch sagen, dass eine umfassende Handlung, wie sie dem Original nun mal zugrunde liegt, sicherlich auch einer etwas opulenteren Form untergeordnet werden muss, um sich entsprechend entfalten zu können. Dies ist aber im Rahmen des zeitlich ziemlich knapp bemessenen Hörspiels absolut nicht gewährleistet. Stattdessen werden nur die wesentlichsten Fragmente der Story einbezogen und aneinandergereiht, dies jedoch weder fließend noch mitreißend und erst recht nicht innerhalb eines dichten, atmosphärischen Rahmens. Würde Hans Paetsch seine Sprecherrolle nicht trotz allem so fabelhaft bewältigen, wäre ein Komplettverriss dieses richtig schwachen Hörspiels absolut berechtigt. Aber auch unter Berücksichtigung dieses kaum gewichtigen Qualitätsmerkmals ist diese Geschichte in der |Europa|-Umsetzung von Konrad Halver alles andere als ein Genuss, mitunter sogar der stimmungsmäßige Tiefpunkt aller fünf Staffeln.

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Hegen, Hannes (Hrsg.) / Dräger, Lothar (Text) / Hegenbarth, Edith (Zeichnungen) – Digedags und der Goldschatz, Die (Amerikaserie, Band 11)

Unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen erschienen im „Mosaik“ Monat für Monat die Abenteuer des zwergenhaften Trios bestehend aus den mutmaßlichen Brüdern Dig, Dag und Digedag – kurz: „Die Digedags“. Allerdings nur im Osten der Republik, denn im Westen waren (und sind) die drei umtriebigen Wichte – und Vorväter der etwas bekannteren „Abrafaxe“ – weitgehend unbekannt. Nach der Wiedervereinigung wurde es still um die Digedags, bis 2005 alle bisher erschienenen Geschichten vom wiederauferstandenen Verlag Junge Welt noch einmal als Sammelbände zu je vier Heften komplett neu aufgelegt wurden.

_Die Digedags_

Die drei tauchen in verschiedenen Menschheitsepochen auf und erleben dort ihre Abenteuer bzw. begleiten Persönlichkeiten dieser Ära mit Fleiß, Wissen und Witz. Die stets jugendlich wirkenden Digedags altern nicht und ihr markantes Äußeres bleibt weitgehend unverändert – sämtliche leichten Variationen in ihrem Aussehen sind wohl eher der Weiterentwicklung Edith Hegenbarths als Zeichnerin zuzuschreiben. Die Texte legte ihnen Lothar Dräger in den Mund, das heißt: Nein, nicht direkt. Bei den Digedags herrscht nämlich weitgehend Sprechblasenfreiheit. An die Untertitelung der Panels hat man sich aber schnell gewöhnt und sie schätzen gelernt.

_Die Amerikaserie_

Die Amerikaserie, welche 1979 erstveröffentlicht wurde, ist eine der größten und umfasst 60 Einzelhefte (von 152 bis 211). Diese schafften es, ursprünglich zusammengefasst in insgesamt zehn Sammelbände, bis zur stolzen achten Auflage. Diese erschien noch 1989, kurz vor dem Mauerfall. Die Geschichte der Amerikaserie beginnt in New Orleans 1860, bevor der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, und sie endet in New York vier Jahre später. Bis dahin haben sich die Digedags quer durch den nordamerikanischen Kontinent gewuselt und im Kampf gegen die Sklaverei allerhand erlebt.

_Band 11: Die Digedags und der Goldschatz (Mosaik 192 bis 195)_

Eben noch Gefangene ihrer eigenen Goldmine, gelingt den Digedags und der entführten Jenny Joker die Flucht aus den Klauen von Prediger Coffins und gleichwohl von der Insel des vergessenen Indianer-Volkes. Es scheint, als hätte der Erzgauner die Partie gewonnen. Zwar sind sie mit Hilfe ihres alten Freundes Rote Wolke in Sicherheit, doch die Mine können sie offensichtlich abschreiben. Die Insel ist nicht zuletzt dank Coffins‘ in Buffalo Springs angeheuerten Gunmen (vgl. „Die Digedags und die Dampforgel“) nunmehr eine uneinnehmbare Festung – ganz so, wie Colonel Springfield es unter anderen Umständen schon einmal prophezeit hatte. Nur dass die olle Jefferson, Abe Gunstick und er selbst nicht damit gerechnet hatten, vom falschen Reverend dermaßen ausgebootet zu werden. Sein Selbstbau-Katapult steht nun in Coffins‘ Diensten.

Rote Wolke versteht es, die niedergeschlagenen Digedags aufzurichten, die mit dem Gold ja ihren Beitrag zur Unterstützung der Sklavenbefreiung leisten wollten. Das erkennt der Häuptling als überaus edles und unterstützenswertes Ziel an, sodass er mit einem gut gehüteten Geheimnis herausrückt bzw. seine Story von damals (vgl. „Die Digedags in den Rocky Mountains“) erweitert: Er kennt die Stelle im See, wo das alte Indianer-Volk der Insel den Göttern in Form von Goldgötzen opferte. Mit vereinten Kräften und unter Anleitung der technisch beschlagenen Wichte werden ein Kriegsfloß und eine Taucherglocke gebaut. Das Kriegsfloß dient dazu, die neuen, renitenten Inselbewohner in Schach zu halten – speziell des Colonels Katapult. Mit der Taucherglocke bergen die Digedags allerhand goldene Kunstgegenstände vom Seegrund, was bei den Gegnern nicht unbemerkt bleibt. Die Situation eskaliert und Coffins begeht in seiner Wut einen fatalen Fehler.

_Eindrücke_

Nur zwei Kapitel der Neuausgabe von 2005 finden sich in der Urfassung des Sammelbandes (damals – bis 1989 – Band 7) wieder, nämlich die letzten zwei. Die vorangegangenen vier sind seit der geänderten Fassung in „Die Digedags und die Dampforgel“ umgemodelt worden. Dieses Kuddelmuddel, welches Kenner der alten Version Fragezeichen aufs Gesicht zaubert, ist der Reduzierung der Kapitelzahl zuzuschreiben. Statt früher sechs, sind es neuerdings nur noch vier. Das erweitert die komplette Anzahl Sammelbände der Amerikaserie von früher zehn auf heute 15. Der aufmerksame Leser und Rechenkünstler stellt fest, dass dieser neue Band mit der Nummer elf daher jetzt zwei andere Kapitel beinhalten muss, die vorher nicht drin waren. Das ist korrekt. Und zwar wanderten die ersten beiden von „Die Digedags in Panama“ (alte Ausgabe) hinein, was thematisch nicht so recht ins Bild passen will und einmal mehr einen sehr zerrissenen Eindruck der Neuauflage hinterlässt.

Inhaltlich bemerkenswert an diesem Band ist, dass zum ersten und einzigen Mal innerhalb der Amerikaserie jemand zu Tode kommt. Coffins segnet das Zeitliche mit einem großen Knall. Moralisch gesehen, ist dagegen nichts einzuwenden, dennoch stellt es einen kleinen Tabubruch dar, wenn sonst selbst Schusswaffengebrauch, diverse Zug- sowie Schiffsunglücke oder ganze Büffel-Stampedes bei den Digedgas immer für die Beteiligten glimpflich und ohne Schramme ausgehen. Da leuchtet Coffins‘ von Habgier motiviertes Ableben als deutliches Fanal besonders hell. Apropos Coffins: In diesem Band gibt es ein Wiedersehen mit seinen alten Piraten-Kumpanen Doc und Jack. Der alte Abe Gunstick entschwindet aus der Story, Mrs. Jefferson und der Colonel sind jedoch nicht abzuschütteln. Natürlich sind die beiden Duos auf den Goldschatz scharf und warten nur auf die Gelegenheit, seiner habhaft zu werden. Das sorgt weiterhin für Spannung und teils wilde Verfolgungsjagden.

_Fazit_

Ein rasanter Band, in dem viel passiert. Der Schnitt von Rocky Mountains auf San Francisco ist recht harsch, das war in der alten Version eleganter gelöst: Am Ende des Rocky-Mountains-Zyklus war auch das Buch zu Ende; so kam man für Frisco und Panama frisch rein. Dagegen wirkt der neu aufgelegte Band thematisch zusammengewürfelt, was leider für fast die gesamte Neuauflage gilt. Da aber die überaus lesenswerte Comic-Serie deutscher Fertigung nur komplett wirklich Sinn macht, ist die Aufteilung eigentlich wurscht – sieht man von den happigen 12,95 € pro Sammelband einmal ab. Und jetzt sind’s deren immerhin 15 Stück.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die Digedags und der Goldschatz“ – Amerikaserie, Band 11
Enthält die Mosaik-Hefte 182 bis 195
© 1980 und (Neuauflage) 2005 – Buchverlag Junge Welt, Berlin
Herausgeber: Hannes Hegen
Text: Lothar Dräger
Figurinen: Edith Hegenbarth
ISBN: 3-7302-1883-2 (neu)

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Williams, Tad – Drachenbeinthron, Der (Osten Ard: Das Geheimnis der großen Schwerter 1)

_Das Mondkalb und seine Abenteuer_

Simon ist Küchenjunge auf dem Hochhorst des Königs in Osten Ard. Er träumt lieber von großen Abenteuern und möchte eher im Hochhorst herumstreunen als wie alle anderen allerhand Dienste und Arbeiten zu verrichten. Weil Simon ein Tagträumer ist und ihm deshalb ständig Missgeschicke unterlaufen, wird er von allen nur Mondkalb genannt.

Durch einen glücklichen Zufall und sein gutes Verhältnis zu Doktor Morgenes wird er von diesem als Lehrling aufgenommen, und Simons größter Wunsch scheint zum Greifen nah: Nun wird er endlich in die Geheimnisse der Magie eingeweiht werden. Doch der Unterricht bei Doktor Morgenes sieht letztendlich anders aus, als Simon es sich vorgestellt hat. Statt in der Kunst der Magie unterwiesen zu werden, muss er sich mit anstrengenden Dingen wie Lesen und Schreiben herumschlagen, was ihm überhaupt keinen Spaß macht.

Währenddessen stirbt der König Johan Presbyter und ernennt zuvor Elias, seinen ältesten Sohn, als seinen Nachfolger. Josua, dessen jüngerer Bruder, versucht, auf seinen großen Bruder Elias einzureden, da dieser neuerdings seinen Rat beim Priester Pryrates einholt und Josua ihm nicht über den Weg traut. Elias, der seinen Bruder sowieso hasst, beschuldigt Josua, ihm den Thron entreißen zu wollen, und kurz darauf verschwindet Josua ohne jede Spur …

Als Simon mal wieder auf Erkundungstour ist, findet er eine offene Falltür, und so neugierig, wie er nun einmal ist, steigt er durch sie in einen unteren Lagerraum. Dort entdeckt er ein Verlies, in dem Prinz Josua von Pryrates gefangen gehalten wird, wie er erschreckt feststellen muss. Schnell rennt er zu Doktor Morgenes, um ihm von seinem Fund zu berichten, und die beiden starten eine Rettungsaktion, die zwar gelingt, aber Pryrates und seinen Anhängern nicht verborgen bleibt. Doktor Morgenes zeigt Prinz Josua einen geheimen Gang, durch den er fliehen und nach Naglimund gelangen kann. Als die Anhänger von König Elias und Pryrates dann vor Dr. Morgenes‘ Tür stehen, verhilft dieser auch Simon zur Flucht und muss dabei sein Leben lassen.

Simon beschließt verzweifelt, Prinz Josua zu folgen und ebenfalls nach Naglimund zu reisen. Auf dem Weg dorthin wird er Zeuge eines grausamen Rituals, in dem ein verzaubertes Schwert erschaffen wird. Traumatisiert von diesem Spektakel, versucht er weiter, nach Naglimund zu gelangen, und erfährt nach und nach, in welch großer Gefahr ganz Osten Ard sich befindet …

Die Geschichte beginnt sehr gemächlich. Anfangs passiert nicht besonders viel, jedenfalls nichts Bedeutsames. Man erhält einen Einblick in Simons Leben auf dem Hochhorst und es wird uns lebhaft präsentiert, welch ein Tollpatsch er ist und dass er seinem Spitznamen ‚Mondkalb‘ daher alle Ehre macht. Dennoch wird die Lektüre zunächst noch nicht langweilig. Obwohl über eine lange Zeit eigentlich kaum etwas passiert, verfolgt man die vermeintlichen ‚Abenteuer‘ von Simon gespannt und lernt den Handlungsträger nach und nach besser kennen.

Ein jäher Wechsel von Simons friedlichem Leben auf dem Hochhorst in ein gefährliches Abenteuer ereignet sich dann, als das zweite Buch beginnt. Simon flieht allein vom Hochhorst und muss auf seiner Reise mit Tränen, Hunger und anderen Unbequemlichkeiten der Wildnis kämpfen, die ihn beinahe in den Wahnsinn und in den Tod treiben.

Während des Verlaufs der Geschichte kann man beinahe dabei zusehen, wie sich Simon verändert. Anfangs, auf dem Hochhorst, ist er ein Junge, der lieber vor sich hinträumt und einfach tollpatschig ist. Er entzieht sich sämtlicher Arbeiten und ist dann froh, als er bei Dr. Morgenes als Lehrling aufgenommen wird, weil er hofft, von ihm die Gesetze der Magie gelehrt zu bekommen. Trotzig, tollpatschig, verträumt, neugierig und faul – genau das ist Simon.

Doch dann, als er auf Reisen geht, durchläuft er eine erkennbare Veränderung. Er träumt nicht mehr so viel und wird zunehmend erwachsener und verantwortungsvoller. Die Wildnis und seine anfängliche Hilflosigkeit härten seinen Körper wie seinen Charakter ab. Die Entwicklung von Simon wird also wirklich sehr gut rübergebracht und zeugt von Tiefe und Wiedererkennungswert.

Doch Simon ist nicht der einzige Charakter in „Der Drachenbeinthron“, der gründlich ausgearbeitet wurde. Alle Personen, die eine größere Rolle spielen, haben ihre Eigenarten und eigenständige, einzigartige Wesenszüge. Vor allem die Gestaltung von Binabik dem Troll oder Josua hat mir wirklich ausnehmend gut gefallen. Solche starken Charaktere, zudem in solch großer Zahl, findet man nicht in jedem Fantasybuch. Man erfährt dadurch nicht nur die Gefühle oder Beweggründe Verbündeter oder jene der Feinde, sondern bekommt auch einen guten Überblick über die Handlungsentwicklung und innere Logik.

Tad Williams Schreibstil ist sehr emotional gehalten und passt sich der jeweiligen Stimmung ausgezeichnet an. Wenn er von Simons Träumereien schreibt, ist die Schreibweise entsprechend lyrisch, wenn er von Gefahren schreibt, ist der Stil sehr gehetzt. Das führt dazu, dass man einfach richtig gut in die Geschichte eintauchen kann. Zusätzlich arbeitet Williams mit zahlreichen atmosphärischen Metaphern.

Ein Nachteil, den das Buch leider bei allem Vorteilhaften auch aufzuweisen hat, sind seine Längen. Es ist mehr als 900 Seiten stark und zudem nur der Auftakt einer mehrbändigen Serie, und da kann man sich schon denken, dass die Abenteuer sich nicht gerade atemlos aneinander reihen. Ab der Mitte des Buches, wenn Simon schon lange Zeit auf der Reise nach Naglimund ist, stellt sich immer wieder Langeweile ein, weil es irgendwann einfach keine Freude mehr bereitet, wenn man ständig belanglose Gespräche oder lange Reisebeschreibungen lesen muss. Und nicht nur auf Simons Reise ist das der Fall – leider geschieht dergleichen ab der Mitte des Wälzers immer wieder. Zwischendurch passiert natürlich immer wieder etwas Interessantes oder Abenteuerliches, dann geschieht aber lange Zeit nichts Bedeutsames und der Leser muss sich mit langweiligen, belanglosen Gesprächen und unwichtigen Handlungseinsprengseln herumschlagen, was bei noch knapp 500 Seiten ziemlich ermüdend werden kann.

Ein weiterer Punkt, der nicht gerade zum ungestörten Lesefluss beiträgt, sind die vielen ungewohnten Namen, Bezeichnungen und Sprachen. An die Namen gewöhnt man sich irgendwann, doch oft werden Wörter oder ganze Sätze in einer anderen Sprache gesprochen. Zwar gibt es ein Glossar, das aber ziemlich unübersichtlich gestaltet ist, und außerdem ist es auch noch lästig und störend, wenn man alle paar Minuten nach hinten blättern und suchen muss, weil man etwas übersetzen oder nachschlagen will. Da das irgendwann wirklich stört, neigt man dazu, das Nachschlagen einfach sein zu lassen und einfach weiterzulesen. Zum Glück kann man sich oft denken, was bestimmte Wörter oder Sätze heißen könnten.

_Fazit:_ „Der Drachenbeinthron“ hinterlässt einen ambivalenten Gesamteindruck. Charakterentwurf und Schreibstil haben mir wirklich sehr gut gefallen, andererseits weist das Buch zahlreiche langatmige und für den Leser uninteressante Passagen auf, und das nervige Umblättern, um Informationen nachzuschlagen, stört doch sehr, vor allem, weil das Glossar alles andere als übersichtlich gestaltet ist.

_Robert Paul „Tad“ Williams_ wurde am 14. März 1957 in San José, Kalifornien, geboren. Seine Eltern waren nicht sehr reich, förderten ihren Sohn aber, so gut es ging. Tad entschied sich, nicht zur Schule zu gehen, um für sich selbst zu sorgen. Er nahm unterschiedliche Gelegenheitsjobs an, wie das Eintreiben von Schulden oder Arbeit auf dem Bau. In seiner Freizeit spielte er in einer kleinen Rockband namens |Idiot|. Tad moderierte eine Talkshow und war als Schauspieler tätig. Seine bekanntesten Werke sind die Zyklen von |Osten Ard|, |Shadowmarch| und |Otherland|.

|Die Saga von Osten Ard – Das Geheimnis der großen Schwerter:|

1. Band: Der Drachenbeinthron
2. Band: Der Abschiedsstein
3. Band: Die Nornenkönigin
4. Band: Der Engelsturm
[„Der brennende Mann“ 2734
[„Der brennende Mann“ 2341 (Hörbuch)

|Originaltitel: The Dragonbone Chair
Deutsch von Verena C. Harksen
948 Seiten mit farbigen Illustrationen, Lizensausgabe|
http://www.tadwilliams.de/

|Mehr von Tad Williams auf Buchwurm.info:|

Otherland: [„Fantasy als Flucht und Fluch – Der ultimative Logout“]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=20
[„Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten“ 603 (Hörspiel)
[„Otherland 2: Fluß aus blauem Feuer“ 1208 (Hörspiel)
[„Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas“ 1739 (Hörspiel)
[„Otherland 4: Meer des silbernen Lichts“ 1988 (Hörspiel)
[„Otherland 5: Der glücklichste tote Junge der Welt“ 4196 (Hörbuch)
[„Shadowmarch: Die Grenze“ 2076
[„Der Blumenkrieg“ 539
[„Die Insel des Magiers“ 1541
[„Die Stimme der Finsternis“ 1400

|Anmerkung: Die gesamte Fantasy-Bibliothek mit 10 Bänden (satte 4’500 Seiten) gibt es bei [Weltbild]http://www.weltbild.de/artikel.php?PUBLICAID=2f4ad2e713cdc250fbcff5fd2a9aec39&artikelnummer=264802&mode=art für sparsame 29,50 €uro.

Bei Fischer sind die vier Bände der Saga Ende 2003 auch im [Sammelschuber]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3596161509/powermetalde-21 erschienen.|

Whedon, Joss / Jeanty, Georges – Buffy: Die Rückkehr der Jägerin (Staffel 8, Teil 1)

Buffy ist zurück. Die Vampirjägerin, die mit sieben Staffeln (1997-2003) zu den langlebigsten und erfolgreichsten Fernsehserien der letzten Jahre gehört, feiert ihre Rückkehr. Allerdings nicht als TV-Serie, sondern im Comic-Format. „Die Rückkehr der Jägerin“ aus dem |Dark House| ist dabei nicht nur ein Marketing-Gag, denn der Comic kommt als achte Staffel daher, konzipiert von |Buffy|-Erfinder Joss Whedon persönlich. Die deutsche Übersetzung stammt von |Panini| und enthält als Sammelband die ersten fünf Episoden – von geplanten 30.

Elf Jahre ist es her, dass die Pilotfolge von „Buffy – Im Bann der Dämomen“ ihr Debüt im amerikanischen Fernsehen feierte. Der Erfolg war zunächst mehr als ungewiss, denn die noch recht unbekannte Hauptdarstellerin Sarah Michelle Gellar (jetzt Sarah Michelle Prinze) und ihre noch weniger bekannten Kollegen waren nicht unbedingt Publikumsmagneten. Die Serie musste also durch die Qualität überzeugen, und das tat sie – nach einem eher bescheidenen Beginn hinsichtlich der gewünschten Quoten – dann schließlich auch. Sie brach Konventionen und vermischte die Motive einer Teenie-Serie mit Horror und Komik. Einzelfolgen wie „Hush“, in der fast die ganze Zeit geschwiegen wird, oder die Musical-Folge „Once More With Feeling“, in der ein Dämon die Hauptdarsteller zum Singen bringt, haben Referenzen gesetzt.

Der Weg zum Erfolg und einer noch immer großen Fangemeinde war aber recht steinig. Die Serie lehnte sich nämlich an einen gleichnamigen Kinofilm aus dem Jahr 1992 an, der im Kino floppte. Drehbuchautor Joss Whedon verließ wegen Unstimmigkeiten vorzeitig das Set, da er seine Ideen nicht richtig umgesetzt fand. Mit der Serie, die er fünf Jahre später begann, wollte Whedon noch einmal von vorne beginnen und – dieses Mal auch auf dem Regiestuhl – in die gewünschte Richtung lenken. Der Erfolg sollte ihm Recht geben.

_Inhalt_

Buffy ist ein junges Mädchen, das sich mit der Schule und den Jungs herumärgern muss. Doch das sind nicht ihre einzigen Sorgen, denn als Auserwählte ist sie ebenfalls dazu bestimmt, gegen das Böse zu kämpfen. Die Fernsehserie spielt in Sunnydale, das direkt über dem Höllenschlund liegt und demnach genügend Bösewichte in Form von Vampiren und Dämonen bereithält.

Zum Glück ist Buffy jedoch nicht auf sich allein gestellt. Ihr zur Seite steht Giles, der belesene Bibliothekar der Schule und zugleich Ausbilder und Wächter der Jägerin. Zu Buffys Freunden zählen der etwas chaotische Xander und die schüchterne Musterschülerin Willow, die sich allmählich zu einer magiekundigen Hexe entwickelt. Im Laufe der sieben Staffeln kommen neue Verbündete hinzu, etwa Buffys kleine Schwester Dawn oder Andrew.

Am Ende müssen sie alle zusammenhalten, um das Urböse ein für allemal zu vernichten. Ihr Plan geht auf, Sunnydale wird jedoch zerstört. Buffy ist zudem keine Auserwählte mehr, denn überall auf der Welt erfahren junge Mädchen außergewöhnliche Kräfte. Die Gruppe sieht sich also neuen Aufgaben gegenüber, verteilt sich in kleinen Teams und lässt sich an verschiedenen Orten nieder, um neue Mädchen auszubilden, die den Kampf aufnehmen. Genau an diese Stelle beginnt der Comic.

Buffy ist mit einigen Jägerinnen auf einem routinemäßigen Einsatz. Die Monster sind schnell besiegt, doch nach dem Kampf finden die Mädchen in dem Unterschlupf ihrer besiegten Gegner einige Leichen. Die Menschen können noch nicht lange tot sein. Eigenartig ist allerdings, dass sie ein mystisches Abzeichen auf der Brust eingebrannt haben: einen Stern, der über einer liegenden Sichel steht. Buffy ist dieses Symbol unbekannt, und obwohl sich dahinter nichts mehr als ein unbedeutendes Branding verbergen kann, geht die Vampirjägerin auf Nummer Sicher, fertigt einen digitalen Abdruck an und schickt ihn zu Xander, der in einer bestens ausgestatteten Kommandozentrale die Koordination übernommen hat – ja, auch Buffy und ihre Freunde haben sich auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Vorbei sind die Zeiten, in denen Buffy auf die Bibliothek von Giles zurückgreifen musste. Von der Naivität der früheren „Scooby-Gang“, wie sich die Freunde zu College und Highschool-Zeiten nannten, ist ebenfalls nicht mehr viel zu spüren. Vielmehr wirkt die neue Truppe wie eine militärisch geführte Einheit, die sich per Funk und Handy verständigt. Der Pflock wird zwar immer noch als Waffe gegen Vampire eingesetzt, zur Grundausrüstung gehören jedoch jetzt auch Kampfstäbe oder Harpunen – je nachdem, welchem Monster man gegenübersteht.

Über die fünf enthaltenen Episoden in diesem ersten Band ist ein Hauptstrang noch nicht zu erahnen. Vielmehr werden Spuren für spätere Folgen gelegt, bisher unbeantwortete Fragen beantwortet und die Wandlung der Charaktere beschrieben. Willow etwa hat ihre Zauberkraft wieder unter Kontrolle und ist mächtiger denn je. Dawn, Buffys kleine Schwester, muss mit den Auswirkungen ihrer ersten Liebesbeziehung klarkommen: Ihr Freund entpuppte sich nämlich als Gefräßiger (im englischen deutlich eleganter als Thricewise bezeichnet), der Dawn in einen Riesen verwandelt hat. Und Andrew, der sich in Staffel sieben vom liebenswerten Bösewicht zum liebenswerten Helden gewandelt hat, versucht die Moral der neuen Jägerinnen durch mehr oder weniger sinnvolle Methoden zu heben. Auch die böse Seite schläft nicht und schickt neben neuen Schurken auch altbekannte Vertreter wie Amy oder Warren ins Rennen. Wer genau hinschaut und zwischen den Zeilen liest, wird aber erahnen können, dass auch in Staffel acht etwas Großes wieder seinen Lauf nimmt.

_Bewertung_

Der |Buffy|-Comic „Die Rückkehr der Jägerin“ muss zwei Arten von Konsumenten zufriedenstellen, die nicht unbedingt die gleichen Erwartungen an einen |Buffy|-Comic hegen. Das sind zum einen die Fans, die sich Buffy auf DVD gekauft haben und jede Folge bis ins Detail auseinandernehmen, im Internet mit anderen Fans diskutieren und sich im besten Fall noch auf Conventions treffen. Sie wollen, dass die Geschichte um die liebgewonnenen Charaktere nahtlos an die siebte Staffel anschließt und keine Brüche in der Erzählung oder der Erzählweise auftauchen. Zum anderen sind da die Comicleser, die Buffy im Fernsehen gesehen und gemocht haben und sich nun darüber freuen, dass eine Umsetzung erschienen ist, denen es aber eher um den Comic als um Buffy geht. Natürlich gibt es auch Buffy-Fans, die schon immer viele Comics gelesen haben, das dürfte aber die Ausnahme sein.

Um es vorwegzunehmen: „Die Rückkehr der Jägerin“ kann keine der beiden Seiten völlig zufrieden stellen, versucht sich aber an einem Mittelweg, der nicht als fauler Kompromiss daherkommt, sondern die Vorzüge der Buffy-Serie mit den Möglichkeiten des Comicformats geschickt verbindet. Dafür müssen allerdings Abstriche gemacht werden. Die Handlung knüpft nämlich nicht direkt an die letzte TV-Staffel an, sondern lässt eine zeitlich größere Lücke, die unter anderem zum Spannungsaufbau genutzt wird. Der Leser erfährt nur häppchenweise, wie es der „Scooby-Gang“ seit der Zerstörung von Sunnydale ergangen ist.

Allerdings wird nicht nur eine Lücke gelassen, sondern die Umstellung auf ein anderes Format auch genutzt, um aus der Teenie-Serie einen Erwachsenencomic zu machen: Buffy präsentiert sich so rau wie nie zuvor, zudem sind die Beziehungs- und Teenagerprobleme neuen Konfliktpunkten gewichen. Dazu kommt, dass technische Neuerungen Einzug gehalten haben und eine große Rolle im Kampf gegen das Böse spielen. Aus der ehemals kleinen Schüler- bzw. Studentengruppe ist eine militärische Einheit entstanden. Wer sich an die vierte Staffel erinnert, in der die Initiative eine große Rolle gespielt hat, wird einige Parallelen erkennen. Das erscheint zunächst eigenartig, denn gerade diese Staffel gilt unter den Fans nicht als Buffy-Höhepunkt. Dennoch, die Neuausrichtung in Comicgestalt ist sinnvoll und gut in Szene gesetzt. Ob es unbedingt notwendig gewesen wäre, so stark in eine militärische Richtung zu gehen, muss jeder selbst entscheiden. Fans der Serie werden sich aber trotz der neuen Ausrichtung mit dem Comic anfreunden können, denn der |Buffy|-Witz und -Charme sind beibehalten worden.

Auch die ’normalen‘ Comic-Leser müssen Abstriche machen und sich klar darüber sein, dass „Die Rückkehr der Jägerin“ nicht für sich alleine steht, sondern nur in Kombination mit der Serie funktioniert. Die vielen Verweise und Charaktere, vor allem der zahlreichen Nebenfiguren, die plötzlich auftauchen und nicht eingeführt werden, sind nur von genauen Kennern der Serie zu verstehen. Die DVDs sollte man also zumindest zu Hause haben, sonst bereitet der Comic nicht viel Freude. Allerdings sind auch unabhängig von diesem Hintergrund die Folgen aufgrund zahlreicher Szenenwechsel und einer vollgepackten Erzählung sehr komplex ausgefallen und verlangen vom Leser einiges ab.

„Die Rückkehr der Jägerin“ geht einen schwierigen, aber mutigen Weg. Anstatt das Erfolgskonzept der TV-Serie zu kopieren, schlägt der |Buffy|-Comic eine neue Richtung ein, präsentiert sich deutlich erwachsener. Worauf die achte Staffel zusteuert, ist bisher nur zu erahnen. Doch dieser erste Sammelband zeigt bereits, dass Joss Whedon ein ehrgeiziges Konzept gestartet hat, hinter dem mehr steht als nur eine lieblose Fortführung der alten Geschichte. Denn Whedon nutzt hervorragend die Möglichkeiten des Mediums Comic aus, um |Buffy| ein neues Gewand zu verpassen. Der Comic ist actionreich, lustig und optisch gut umgesetzt. Wer sich auf die neue Buffy einlässt und nicht der alten Serie hinterhertrauert, bekommt ein ausgezeichnetes Produkt geboten. Und das auch in der deutschen Ausgabe von |Panini|, die mit einer guten Übersetzung zu überzeugen weiß und zudem als hübscher und stabiler Sammelband daherkommt.

http://www.paninicomics.de/?s=Buffy

Shocker, Dan – Grauen, Das (Larry Brent, Band 1)

_Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus_

Einige wirklich seltsame Vorgänge in der Gegend um den Kanton Maurs (Frankreich) beschäftigten Kommissar Pierre Sarget, den Leiter der örtlichen Polizei. Immer wieder erreichen ihn Berichte über angebliche Vampire, welche in der Nacht die Bewohner anfallen, beißen und ihnen das Blut abzapfen. Doch Sarget will diesen Geschichten nicht so wirklich Glauben schenken, selbst als immer mehr Betroffene über Mattigkeit und seltsame Verletzungen am Hals klagen.

Dann gibt es den ersten Toten mit eindeutigen Wunden, und der Kommissar muss seine Zweifel neu überdenken. Er bittet in seiner Verzweiflung um Unterstützung aus Paris. Was er nicht ahnt, ist, dass bereits ein gewisser Henry Parker in Maurs weilt. Parker alias X-RAY-18 ist Geheimagent einer Organisation, die sich die Psychoanalytische Spezialabteilung (PSA) nennt, und wurde nach Frankreich gesandt, um den rätselhaften Attacken auf den Grund zu gehen.

In dem Biologen Simon Canol glaubt er einen potenziellen Verdächtigen ausgemacht zu haben und beobachtet regelmäßig dessen nächtliches Treiben. Eine weitere Spur führt zu dem Anwesen des ominösen Archäologen Professor Bonnard. Bevor der PSA-Agent jedoch tiefer in die Geschichte einsteigen kann, wird er das Opfer einiger riesiger Fledermäuse.

Doch Parker ist nicht der einzige Agent in dem französischen Städtchen. Larry Brent, ein FBI-Agent auf Urlaub, hat sich ebenfalls in Maurs eingefunden und entdeckt eines Nachts die Leiche von X-RAY-18 auf der Landstraße. Aufgrund der seltsamen Umstände und auch einiger Ungereimtheiten – der Tote trägt z. B. einen außergewöhnlichen Ring mit der Gravur „Im Dienste der Menschheit“ am Finger, der sich urplötzlich auflöst – führt Brent die Nachforschungen weiter.

Dabei geraten ihm Canol und Bonnard ebenfalls ins Fadenkreuz. In den Gewölben unter Bonnards Anwesen macht er schließlich eine unglaubliche Entdeckung und wird mit den wissenschaftlichen Abgründen eines tödlichen Experiments konfrontiert …

_Das ist er also_ – der allererste „Larry Brent“ und der erste deutsche Horror-Heftroman überhaupt! Und unser späterer PSA-Agent steht hier noch ganz im Dienste des klassischen FBI. Erst auf den letzten Zeilen dieser Geschichte wird Larry aufgrund seiner bemerkenswerten Fähigkeiten von der Geheimorganisation abgeworben. Aufgrund dieser Umstände macht es richtig Laune, dem guten Brent bei seiner Spurensuche beizuwohnen, wie er versucht, hinter die Identität des verstorbenen Henry Parker alias X-RAY-18 zu kommen und die Hinweise zur PSA entschlüsselt.

Dazu kommt, dass die Ereignisse in Maurs dermaßen umfangreich und durchstrukturiert sind, dass man sich ernsthaft fragt, wie Dan Shocker es geschafft hat, so viel Handlung auf so wenige Seiten geschaufelt zu bekommen. Aber diesen Kunstgriff vollführt er in seinen späteren Werken schließlich noch einige Male.

Ein weiterer Aspekt ist die Shocker-typische pseudowissenschaftliche Auflösung dieses Grusel-Krimis. Dan Shocker alias Jürgen Grasmück (1940 – 2007) verzichtet auf schwarzmagischen Hokuspokus, sondern präsentiert ein wirklich nett durchdachtes und gleichzeitig innovatives Motiv: Zwei durchgeknallte Wissenschaftler züchten eine sehr spezielle Art Fledermäuse, um mit deren Hilfe eine Mumie mit Blut zu versorgen und so diese vertrocknete Leiche zu neuem Leben zu erwecken. Huh, da können sich die Herren, die jegliche Gruselei permanent mit lieblosem und unkreativem schwarzmagischen Schnickschnack abhaken, mal ein dickes Scheibchen von abschneiden.

Larrys Premiere in einer wirklich ganz außergewöhnlichen Vampirgeschichte ist und bleibt jedenfalls ein ungebrochener Meilenstein der damals so genannten ‚Groschenromane‘ …

_Die Angst erwacht im Todesschloss_

Englische Spukschlösser sind weltweit bekannt und beliebt, und solch ein schauriges Gemäuer scheint die Behausung des Duke of Huntingdon zu sein. Allerdings sorgt der dortige Spuk nicht nur für den wohligen Schauer, sondern ihm fallen auch mehrere Menschenleben zum Opfer. Zehn Besucher des Schlosses haben bereits den Tod gefunden, doch die örtliche Polizei konnte in den zahlreichen alten Räumen keine Spur des unheimlichen Mörders finden.

Der Duke und seine beiden Töchter wissen augenscheinlich mehr über die schrecklichen Ereignisse, doch sie schweigen beharrlich. Als eines Nachts Harry Banning – der Verlobte der Nichte des Dukes Ellen Shalling – vom Geist des längst verstorbenen Edward of Huntingdon ermordet wird und die junge Frau selbst spurlos verschwindet, kommen einige Dinge ins Rollen.

Larry Brent ist mittlerweile durch die harte Schule der PSA-Ausbildung gegangen und sieht sich plötzlich mit einer lebensgefährlichen Situation konfrontiert. Man will aus ihm das Geheimnis seines neuen Arbeitgebers herauspressen. Dazu sind den unbekannten Hintermännern alle Mittel recht, von Folter bis zum eiskalten Mord. Larry kann in letzter Minute sein Leben retten und muss überrascht feststellen, dass er damit seine finale und entscheidende Abschlussprüfung bestanden hat. Er bekommt seinen neuen Titel, X-RAY-3, erhält seine PSA-Ausrüstung und ein eigenes Büro in der PSA-Zentrale unter dem Lokal „Tavern on the Green“. Gleichzeitig lernt auch seinen späteren Busenfreund und Kampfgefährten Iwan Kunaritschew kennen.

X-RAY-3 wird umgehend auf seinen ersten Fall angesetzt: die seltsamen Ereignisse in dem englischen Todesschloss. Scotland Yard hat mittlerweile ein Amulett der verschwundenen Ellen Shalling gefunden, welches einen eindeutigen Hinweis darauf gibt, dass die entscheidende Lösung in dem geheimnisumwitterten Gemäuer zu finden sein muss.

Larry macht sich sofort auf den Weg nach England, um dort gleich mit einem Anschlag auf sein Leben konfrontiert zu werden. Sein Einsatz ist anscheinend nicht unbemerkt geblieben. Als der frischgebackene PSA-Agent endlich durch die Gänge des Spukschlosses schleicht und dabei Stück für Stück das Rätsel um die Geistererscheinungen und die Morde aufdeckt, haben die gewissenlosen Dunkelmänner bereits seinen Tod beschlossen – und sie sind dem Eindringling immer einen Schritt voraus …

_Als Konsequenz seiner Bekanntschaft mit der PSA_ nach den Ereignissen in Frankreich bekommt Larry nun den letzten Schliff zum PSA-Agenten und tritt als X-RAY-3 seinen Dienst an. Sein erster wirklicher Fall ist eine klassische Gruselmär – eine unheimliche Geisterjagd in einem düsteren englischen Spukschloss. Großartige Atmosphäre und die gelungenen typischen Gruselelemente, eingebettet in eine passende Umgebung, bieten dem Leser alles, was eine gute Spukgeschichte ausmacht. Da haben wir ein nebelgeschwängertes Moor, den ruhelosen mordenden Geist eines adligen Urahnen, beklemmende staubige Gemächer, angefüllt mit alten Ritterrüstungen, Gemälden, Geheimgängen und seltsamen Geräuschen.

In dieser Szenerie bettet sich eine verzwickte Kriminalgeschichte mit einigen wirklich bösen Buben, wie man sie stellenweise vom guten alten Edgar Wallace kennt. Der arme Larry wird wirklich bis zur Schmerzgrenze in Mitleidenschaft gezogen, während er verzweifelt versucht, seine unsichtbaren Gegner zu fassen zu bekommen. Hinter jeder Mauernische scheint der Nächste zu stecken, der dem Agenten ans Leben will. Zum Glück tritt auch sein neuer Freund Iwan Kunaritschew auf den Plan, um seinen Kampfgenossen tatkräftig zu unterstützen.

Insgesamt liegt also wieder mal ein absolutes Highlight der gesamten Serie vor, an dem einfach alles stimmt …

_Der Beginn einer großen Ära_ des deutschen Heftromans wird hier in einem Band zusammengefasst und eingeläutet: die beiden ersten Abenteuer mit dem legendären PSA-Agenten Larry Brent alias X-RAY-3. Angefangen bei seiner Funktion als gewöhnlicher FBI-Agent über seinen zufälligen Erstkontakt mit der Psychoanalytischen Spezialabteilung und seine anschließende Ausbildung zum Spezialagenten bis hin zu seinem allerersten Fall als X-RAY-3.

Jeder, der damals vor nun bald 40 Jahren nicht das Glück hatte, diesen Startschuss im damaligen „Silber-Krimi“ mitzuerleben, dem wird mit diesem schönen Band die Möglichkeit geboten, die Anfänge dieser faszinierenden Serie nachzuholen. Verpackt in zwei wirklich klassische Themen – eine dennoch recht untypische Vampirgeschichte und eine schaurige Geisterjagd in einem Spukschloss -, erweckt Dan Shocker den deutschen Grusel-Groschenroman zum Leben.

In einer ansprechenden Aufmachung mit dem Originalbild des ersten Brent-Romans von Lonati bietet der |BLITZ|-Verlag allen Fans den idealen Einstieg in diese Serie. Der Zeichner Pat Hachfeld hat den beiden Geschichten seinen ganz eigenen Stempel aufgedrückt – seine düsteren Illustrationen mit einer angreifenden Fledermaus sowie einem Enthaupteten projizieren die absolut passende Stimmung auf den Betrachter. Am Ende jeder Geschichte werden die jeweiligen Protagonisten in ihrer Entwicklung zusammengefasst, so dass man abschließend über das Gelesene nachsinnen kann. Ein netter Bonus!

|DAS GRAUEN ist erwacht …|

http://www.blitz-verlag.de/

Dorothy Dunnett – Spiel der Skorpione (Das Haus Niccolò 3)

Das Haus Niccolò 1: „Niccolòs Aufstieg“
Das Haus Niccolò 2: „Frühling des Widders“

Nicholas‘ triumphale Rückkehr aus der Levante hat einen kräftigen Dämpfer erhalten, kaum dass er venezianischen Boden betreten hat: Seine Frau Marian de Charetty ist tot. Und entgegen der Vermutung seiner Umwelt hat ihn dieser Verlust tief getroffen. In einem Zustand der Ziellosigkeit und Niedergeschlagenheit trifft er auf Charlotte von Zypern, die unbedingt seine Söldnertruppe unter Vertrag nehmen will. Bereits in Venedig hat er ihren Gesandten zurückgewiesen, ebenso wie den ihres Bruders und Gegners Jakob. Doch Charlotte lässt nicht locker und schickt ihm eine ihrer Hofdamen auf den Hals, die Kurtisane Primaflora. Nicholas „flieht“ zu Astorre in den Krieg um Neapel – nur um sich nach der Entscheidungsschlacht in einer völlig fremden Umgebung wiederzufinden …

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Hoffman, Mary – Stravaganza – Stadt der Masken (Band 1)

_Traumreise in ein schillerndes Bellezza_

Lucien ist schwer krank. Er hat einen Gehirntumor und liegt deshalb im Krankenhaus. Da er durch die Chemotherapie sehr geschwächt ist und ihn das Sprechen zu sehr anstrengt, bringt ihm sein Vater eines Tages ein altes Notizbuch mit, damit er alles, was er gerne sagen möchte, hineinschreiben kann.

Als er vor Erschöpfung mit dem Buch in den Armen einschläft, wacht er plötzlich in einer anderen, wunderschönen Welt auf, die Venedig sehr ähnelt. Und nicht nur das: Er fühlt sich topfit, und die Haare, die er bei seiner Chemotherapie verloren hat, sind wieder da.

Lucien ist in „Bellezza“ gelandet, einer schillernden Wasserstadt im 16. Jahrhundert unserer Parallelwirklichkeit. Doch schon bald erfährt er, dass er gar nicht hier sein dürfte: Es ist ein bellezzanischer Feiertag, an dem es jedem Nicht-Bellezzaner untersagt ist, die Stadt zu betreten. Wer sich nicht an diese Regelung hält, dem droht sogar der Tod. Doch es ist noch jemand illegal in der Stadt – Arianna, ein junges Mädchen, das sich in der Stadt versteckt und als Junge verkleidet hat, um Mandolier zu werden.

Durch Luciens Auftauchen gerät Ariannas Plan durcheinander. Sie fühlt sich verpflichtet, ihm zu helfen, da er offensichtlich nicht aus Bellezza ist, und gibt ihm ihre Jungenkleider, was ihr eigenes Vorhaben zunichte macht. Zusammen mit ihm geht sie zu der Auswahl der Mandolier, wo die Duchessa, die Herrscherin von Bellezza, die neuen Mandolier auswählt. Ihr Blick fällt auf Lucien und sie erwählt ihn tatsächlich. Er wird von Arianna fort und auf ein neues Zimmer geführt.

Es dauert nicht lange, bis Rodolfo, Ratsherr und Geliebter der Duchessa, nach Lucien schicken lässt. Er hat Lucien durch einen Zauberspiegel beobachtet und erklärt ihm, dass dieser ein Stravagante sei – was heißt, dass Lucien mithilfe seines Notizbuches zwischen seiner Welt und Bellezza hin- und herreisen kann. Rodolfo ist ebenfalls ein Stravagante und hat das Notizbuch, das es Lucien ermöglicht, nach Bellezza zu kommen, in Luciens Welt versteckt, damit bald Hilfe nach Bellezza kommt, denn der Stadt droht Gefahr. Der Botschafter von Remora versucht Bellezza, die einzig freie Stadt in Talia, in einen Städtebund zu drängen, der von der mächtigen Familie di Chimici beherrscht wird, die nicht einmal vor Mord zurückscheut, um zu erreichen, was sie will.

Schon bald werden die Spitzel des Botschafters auf Lucien aufmerksam und merken, dass er nicht aus Talia kommt. Sie wollen um jeden Preis an das Notizbuch gelangen. Die Besuche in Bellezza werden für Lucien immer gefährlicher, denn ohne das Notizbuch kann er nicht wieder in seine Welt zurückkehren …

Hoffmans Geschichte ist zwar nicht gerade eine besondere Leseerfahrung, hat jedoch das gewisse Etwas, das eine Geschichte zu etwas Eigenständigem macht. Obwohl es heutzutage in der Fantasy nichts Neues mehr ist, wenn ein Junge oder ein Mädchen aus der normalen Welt in eine Traumwelt oder eine Parallelwelt reist, war das Buch nicht zu sehr nach dem typischen Muster gestrickt, das man gemäß der Inhaltsangabe vielleicht erahnen könnte.

Es geht um den krebskranken Lucien, der mithilfe eines Notizbuches in die Parallelwelt Talia gelangt. Anfangs geht es noch nicht so sehr zur Sache, denn etwa bis zur Mitte des Buches geht es hauptsächlich darum, wie Lucien die neue Welt mit seiner neu gewonnenen Freundin Arianna entdeckt. Er lernt Bellezza besser kennen und merkt, dass die Stadt, bis auf einige Kleinigkeiten, Venedig ziemlich ähnlich ist. Obwohl er in seiner Welt todkrank und geschwächt im Bett liegt, fühlt er sich in Talia pudelwohl und hat sogar die Haare, die er bei der Chemotherapie verloren hat, zurück.

Nur langsam und anfangs mehr im Hintergrund bahnt sich das Unglück über Bellezza an. Doch nicht nur in Bellezza droht Gefahr. In Luciens Welt muss er bald erfahren, dass sein Gehirntumor wächst und dies natürlich kein gutes Zeichen für ihn und seine Eltern ist.

In „Stadt der Masken“ geht es eher zweitrangig um vordergründige Spannung, weil die meiste Zeit über nichts Aufregendes passiert. Auch wenn dies mal etwas anderes ist als in den üblichen Fantasybüchern, in denen sich die Abenteuer und die Spannung nur so aufreihen, war die Lektüre stellenweise doch wenig fesselnd. Es ist interessant, einiges über Bellezza zu erfahren, doch ein wirklicher Spannungsbogen hat mir schon ziemlich gefehlt.

Bei Talia handelt es sich eigentlich um ein perfektes Abbild unseres italienischen Mittelmeerraumes im 16. Jahrhundert. Bellezza ist dabei ein klares Ebenbild von Venedig, das sich aber dadurch unterscheidet, dass alles noch viel prachtvoller und reichlich mit Silber statt des sonst verbreiteten Blattgoldes ausgekleidet ist. Alle Frauen über 16, die nicht verheiratet sind, tragen Masken – auf Befehl der Duchessa. Ebenfalls durch eine Regelung der Duchessa dürfen ausschließlich junge, gut aussehende Männer Mandolier werden, was Arianna gehörig gegen den Strich geht.

Der Schreibstil von Mary Hoffman passt sich gut der Geschichte an. Es handelt sich hier eher um ein Jugendbuch, was heißt, dass die Sprache, die Mary Hoffman benutzt, nicht allzu schwer zu verstehen und recht flüssig zu lesen ist. Sie schreibt sehr detailreich und beschreibt alles genau, wenn auch nicht zu genau, damit der Leser noch genug eigene Fantasie einbringen kann. Mary Hoffman hat in „Stravaganza – Stadt der Masken“ nicht nur aus verschiedenen Sichten erzählt, sondern auch abwechselnd aus Luciens Welt und Bellezza. Dafür hat der Verlag einen Schrifttypenwechsel verwendet, sodass man die Erzählungen aus Luciens Welt und aus Bellezza gut auseinanderhalten kann.

Ich kann nicht behaupten, dass man die Charaktere großartig an verschiedenen Sprachstilen wiedererkennen könnte, aber bei einem Stravaganten, der ebenfalls von England aus nach Bellezza gekommen ist, der allerdings noch zu der Zeit der Hexenverbrennungen dort lebte und nun nicht mehr zurück in seine Welt gelangen kann, gibt sie sich große Mühe, ihn in altertümelnder Weise reden zu lassen.

Was ich allerdings am gelungensten finde, ist, dass das Ende nicht so kommt, wie man es erwartet hätte. Ich möchte auf keinen Fall zu viel verraten, allerdings habe ich mich über das Finale wirklich gewundert, und das zeigt, dass es auch mal eine nette Abwechslung ist, wenn ein Jugendbuch nicht zwangsläufig in einem Happy-End mündet.

_Fazit:_ Auch wenn „Stadt der Masken“ an manchen Stellen ein wenig die Spannungselemente gefehlt haben, habe ich es gerne gelesen. Der Schreibstil ist sehr passend und leicht verständlich, die Geschichte verwendet zwar ein typisches Gerüst, ist aber trotzdem etwas Eigenständiges und weist auch viele eigene Ideen der Autorin auf.

_Mary Hoffman_ wurde 1945 in England geboren und lebt heute zusammen mit ihrem Mann zusammen in West Oxfordshire. In England ist sie eine sehr bekannte und erfolgreiche Jugendbuchautorin, die bereits 80 Werke herausgebracht hat. Sie ist überdies eine begeisterte Italien-Liebhaberin und verbringt ihre Freizeit so oft wie möglich dort. Ihre Liebe zu Italien führte auch dazu, dass sie sich für die |Stravaganza|-Trilogie von Italien, insbesondere von Venedig im 16. Jahrhundert, inspirieren ließ.

Die |Stravaganza|-Trilogie:

1. Band: Stravaganza – Stadt der Masken
2. Band: Stravaganza – Stadt der Sterne
3. Band: Stravaganza – Stadt der Blumen

http://www.arena-verlag.de
http://www.maryhoffman.co.uk
http://www.stravaganza.co.uk

Scholten, Daniel – falsche Tote, Die

Mit seinem Debütroman „Der zweite Tod“ hat Daniel Scholten sprunghaft die Bestsellerlisten erobert, das Buch verkaufte sich wie geschnitten Brot. Nun legt Scholten mit seinem zweiten Krimi „Die falsche Tote“ nach (der kurioserweise zeitlich vor dem ersten Krimi spielt) und möchte sicherlich an seinen früheren Erfolg anknüpfen, allerdings scheint er beim zweiten Anlauf wohl in den Startlöchern steckengeblieben zu sein …

_Wo ist Josefin?_

Josefin Rosenfeldt ist die Tochter des schwedischen Justizkanzlers, doch nun liegt sie tot vor ihrer Wohnung – ein Sturz daraus hat sie das Leben gekostet. Kommissar Cederström und sein Team rücken zu den Ermittlungen an und versuchen, die Sensation vor der Presse geheimzuhalten. Doch als der Justizkanzler die Tote identifizieren soll, stellt sich heraus, dass es sich bei der Leiche gar nicht um seine Tochter handelt, sondern um ein dunkelhaariges Mädchen, das Josefin lediglich ähnlich sieht.

Die Unbekannte hatte in Josefins Wohnung gelebt, doch wo steckt die echte Josefin? Seit sie verfrüht aus ihrem Frankreichurlaub zurückgekehrt ist, verliert sich ihre Spur, und auch ihr Bruder ist zeitweise verschwunden. So steht die Reichspolizei vor vielen Rätseln: Hat sich das Mädchen selbst auf die Straße gestürzt oder war es doch Mord? Und galt der Anschlag ihr oder doch Josefin?

Die Polizei tappt lange Zeit im Dunkeln. Der erste Anhaltspunkt sind kleine mysteriöse Briefchen, die sich offenbar zwei Liebende geschrieben haben. Doch wer sind Hesperia und Aisakos? Mysteriös sind allerdings nicht nur die Briefe, sondern auch die vielen Geldabhebungen, die von Josefins Konto innerhalb kürzester Zeit abgehen, obwohl Josefin höchst sparsam ist und stets nur kleinste Beträge abgeholt hat. Doch nun hat sie ihr gesamtes Konto geräumt und den Dispokredit vollkommen ausgeschöpft. Wofür braucht sie das Geld?

Während ihr Vater Kjell Cederström und seine Kollegen ihren Nachforschungen nachgehen, begibt sich Kjells Tochter Linda mit pochendem Herzen zu einem Zeichenkurs, an dem sie aufgrund ihres großen Talents und trotz ihres jungen Alters teilnehmen darf. Doch ihr Einstieg dort fällt schwer, denn der Dozent ist schwierig und sie hat zunächst eine Blockade und bekommt kein vernünftiges Bild aufs Papier. Da hilft es ihr sehr, dass sie schnell Freundschaft zu Amelie schließt, die ebenfalls an besagtem Zeichenkurs teilnimmt. Aber dann verschwindet Amelie spurlos und Linda begibt sich selbst auf Spurensuche. Hat Amelies Verschwinden etwas mit Josefin zu tun? Denn bei beiden Mädchen hängt das gleiche Poster in der Wohnung.

_Zerfasertes_

Zunächst beginnt „Die falsche Tote“ mit einem Prolog, in welchem wir Josefin auf ihrem Urlaub in Frankreich begegnen, wo sie sich mit ihrem Liebhaber an einer unheimlichen Stelle trifft und darüber nachdenkt, was es mit dem dunkelhaarigen Mädchen auf sich hat, doch in der nächsten Szene beschreibt Daniel Scholten bereits ihren Tod durch den Sturz aus der Wohnung. Der Prolog steht somit in keinerlei Zusammenhang mit dem weiteren Verlauf des Buches, was sich leider auch nie ändern wird, denn ihre französische Urlaubsliebe wird nie wieder thematisiert und auch die Ereignisse in Frankreich spielen später keine Rolle mehr. Doch das ist nur der erste Punkt, der störend auffällt.

Anschließend widmet sich Daniel Scholten den Ermittlungen der Polizei, die lange Zeit auf der Stelle treten. Lediglich die geheimnisvollen Briefe sind ein Anhaltspunkt, doch deren Ursprung und deren Sinn bleiben im Dunkeln. Als dann der Justizkanzler allerdings eröffnet, dass es sich bei der Toten gar nicht um seine Tochter handelt, nimmt das Buch vermeintlich Tempo auf, denn nun steht die Polizei vor der Aufgabe, die Unbekannte zu identifizieren, was sich natürlich als sehr schwierig erweist. Handelt es sich bei der Toten überhaupt um eine Schwedin? Und wie konnte sie sich in Josefins Wohnung und in ihr Leben einschleichen? Die Polizei und auch der Leser wissen es nicht.

Cederström und seine Kollegen ermitteln an vielen Enden, doch keines passt so richtig zum nächsten. Einige Zufälle spielen der Polizei in die Hand und führen sie mal in die eine, mal in die andere Richtung, doch nie ist klar, welche jetzt eine vielversprechende Spur ist und welche nicht. Der Leser tappt somit noch mehr im Dunkeln als Cederström und man verliert sich in einer wirren Handlung, der man gar nicht so recht folgen kann. Eine Spur führt die Polizei nach Deutschland zu einer geheimen Organisation, die dort am Werke ist. Aber auch hier ist unklar, was die Organisation überhaupt treibt und was dies mit dem Todesfall in Schweden zu tun hat.

Da scheint es wiederum vielversprechend, als Lindas neue Freundin Amelie verschwindet und man in ihrer Wohnung das gleiche Poster findet, das der Polizei auch bei Josefin schon Rätsel aufgegeben hat. Handelt es sich dabei um das Poster einer geheimen Schwesternschaft? Doch was hat es mit dem Poster und der Schwesternschaft auf sich? Wir wissen es nicht und erfahren es auch erst spät.

Störend fällt auf, dass zu viele Zufälle im Spiel sind, welche die Polizei voranbringen. Da tritt Linda Cederström auf, die weitschweifig beschrieben wird und sich mit Mühe und Not zu ihrem Kunstkurs schleppt, aber eigentlich hat das nichts mit dem Fall zu tun. Als sich schließlich eine Verbindung zwischen der verschwundenen Amelie und der ebenfalls untergetauchten Josefin auftut, fand ich das sehr verschroben.

_Personelle Schwächen_

Ein weiteres Manko des Buches ist die Vielzahl an auftauchenden Figuren. Einmal ermitteln verschiedene Beamte in der Reichspolizei am Fall „Josefin“, da sind neben Kjell auch noch Henning, Barbro und Sofi, die wir allerdings gar nicht näher kennenlernen. Von Barbro wusste ich bis zum Schluss nichts, von Henning erfährt man nur, dass er unglücklich verheiratet war, von Sofi weiß man, dass sie während der Handlungszeit befördert wurde und sehr ehrgeizig ist, und bei Kjell konnte man sich im Laufe der Zeit zusammenreimen, dass Linda seine Tochter sein muss. Doch familiäre Hintergründe, Hobbys, Eigenarten oder Sonstiges, das den Figuren etwas Format hätte geben können, fehlen völlig im vorliegenden Krimi.

Darüber hinaus werden zahllose Personen interviewt, es tauchen praktisch in jedem Kapitel neue Personen auf, die größtenteils überhaupt keine Rolle spielen und oft genug auch zu einer falschen Spur gehören. Ich kann mich daher an den Großteil der Namen schon jetzt nicht mehr erinnern, weil die Personen nur auftauchten, um ein paar Seiten später wieder in der Versenkung zu verschwinden.

Der rote Faden fehlt dem Buch daher völlig, ebenso wie eine Charakterzeichnung, die praktisch nicht stattfindet. Ich habe selten ein Buch gelesen, in welchem die handelnden Figuren so wenig Raum erhalten und so wenig Profil gewonnen haben. Ich hatte das Gefühl, dass Daniel Scholten ziemlich lieblos seine Ideen zu Papier gebracht und sich nicht darum geschert hat, seine Leser an die Hand zu nehmen, um sie durch das Gewirr an Ideen zu geleiten.

Hinzu kommen zahllose unnötige Handlungsstränge, die sich im Nichts verlaufen. Da forscht die Polizei beispielsweise nach, welche Personen das Buch ausgeliehen haben, in welchem sich die Sprüche finden, die in den geheimnisvollen Briefen stehen, welche sich Hesperia und Aisakos geschrieben haben. Dabei macht die Polizei mitunter erstaunliche Entdeckungen, die leider ebenfalls null mit dem eigentlichen Kriminalfall zu tun haben.

_Ärgernisse_

So liest man sich lustlos durch das Buch, verliert zwischendurch den Überblick und auch den Anschluss. Zwischendurch musste ich immer wieder zurückblättern, um zu erfahren, wie die Polizei eigentlich zu der jetzigen Spur gekommen ist und wie alles im Zusammenhang steht. Daher verpufft auch Scholtens Auflösung am Ende völlig; es gibt kein Aha-Erlebnis, sondern nur Erleichterung, dass die Lektürequal endlich ein Ende hat.

Insgesamt bleibt daher ein enttäuschender Eindruck zurück. Daniel Scholten mag sich viel vorgenommen haben für sein Buch, doch leider fanden hier zu viele Ideen Eingang, sodass man völlig den Überblick verliert. Damit einher geht natürlich, dass auch keine Spannung aufgebaut wird, weil es ja keinen roten Faden gibt, an dem man sich durch das Buch hätte hangeln können. Die fehlende Charakterzeichnung tut ihr Übriges und fügt sich irgendwie auch wieder stimmig in das Konzept ein, denn hier fehlt es einfach an allen Ecken und Enden, sodass die Frage bleibt, ob das Buch überhaupt lektoriert wurde. Denn dabei hätte spätestens auffallen müssen, dass „Die falsche Tote“ handwerklich sehr viel vermissen lässt. Wenn Daniel Scholten irgendwann einmal einen Henning Mankell beerben möchte, muss er doch noch viel lernen …

http://www.goldmann-verlag.de
http://www.danielscholten.com/

Stegemann, Ulrike (Hg.) – Elfenschrift 16: Winterzeiten

_Inhalt:_

Thema: Winterzeiten

Interviews mit Carola Kickers und Conny Wolf

Textbeiträge von Uwe Voehl, Linda Koeberl, Chris Schlicht, Christine Ibrahim, Helmut Marischka, Cora Gäbel, Tom Cohel, Erik Schreiber und Rena Larf

Grafiken/Illustrationen von Tina Müllner, Michael Stegemann, Conny Wolf, Manuela P. Forst, Chris Schlicht und Christel Scheja

Weihnachts-Ecke, weitere Infos, Ausschreibungstipps und mehr …

_Eindrücke:_

Das Dezember- sprich Weihnachtsheft der „Elfenschrift“ kommt wirklich wieder mal klein, aber fein daher. Ulrike Stegemann, die Herausgeberin, und Rena Larf verfassten das Vorwort und einige Dankesworte an jene, die sich für „Elfenschrift“ engagieren, und verlosen – wohl als zusätzliches Dankeschön – ein Jahresabo des phantastischen Literaturheftchens.

Als erster Beitrag folgt die Vorstellung des neuen Hörbuches von Carola Kickers „Welten ohne Engel“, und Ulrike Stegemann fordert Carola Kickers auf, ein wenig über das neue Hörbuch zu verraten.

Um Engel geht es auch in dem Artikel „Zeit der Engel“, in dem Ulrike Stegemann das erste Treffen mit der Künstlerin Conny Wolf – zwei Jahre zuvor auf der Frankfurter Buchmesse – erwähnt und nun für diese Ausgabe der „Elfenschrift“ ein Interview mit der Künstlerin führt: Allem voran über „Opus“, den kleinen Botschafter für Liebe und Glück, der neuen Comic-Engels-Figur, die Conny Wolf auf einem langen Flug nach Australien kreierte.

Für den Storybereich steuerte Uwe Voehl eine recht überschaubare, wenig überraschende Geschichte bei, Linda Koeberl hingegen erinnert auf knappen eineinhalb Seiten nachhaltig daran, wie glücklich man sich schätzen kann, wenn man einen Menschen gefunden hat, der einen aufrichtig liebt. Chris Schlicht, die ich bisher nur zeichnerisch kannte, steuerte auch eine Geschichte bei. In „Winterkinder“ geht es um die Geburt eines besonderes Rattenmädchens, und Helmuth Marischka erzählt von einem wirklich makaberen Treffen. Aber das sind natürlich nicht die einzigen Shorties in dieser Ausgabe. Wie immer macht es hier die Mixtur.

In der Weihnachts-Ecke geht es unter anderem um Buch-Tipps und Titel, die man auch gut rund ums Jahr lesen kann, wie [„Die Krone von Lytar“ 3920 von Carl A. de Witt und „Wo Drachen sind“ von James A. Owen.

Natürlich gibt es auch wieder „News & Infos“, „Ausschreibungen“ und mehr …

Fazit: Ein kleines, feines und informatives Literaturheftchen, das gerne seitenstärker erscheinen könnte!

|ELFENSCHRIFT
Ausgabe 16
Dezember 2007
Herausgeber: Ulrike Stegemann
A 5, Phantastisches Literaturheftchen, ISSN 1613-3293, 40 Seiten
Titelillustration von Tina Müllner
Innenillustrationen von Tina Müllner, Michael Stegemann, Conny Wolf, Manuela P. Forst, Chris Schlicht, Christel Scheja
http://www.elfenschrift.de |

Martina André – Das Rätsel der Templer

Die Tempelritter hatten in der Zeit ihrer Epoche (1118 – 1312) erheblichen Einfluss auf die Königreiche in Europa. Der Orden der Templer vereinte das Rittertum mit der Gemeinschaft der Mönche. Die ursprüngliche Aufgabe des Ordens war es, die Handelswege in das gelobte Land für die Pilger und Händler zu sichern. Der Einfluss der Templer stieg, sie verliehen gegen Zinsen ihr Geld, nicht wenig profitierten davon auch die Adeligen, und selbst Königshäuser gehörten zu den Kunden dieser „Priesterschaft“.

Um ihre Finanzen zu organisieren und das Geld an jeder Stelle zentral zu verwalten, erschufen die Templer das so genannte Kreditwesen, das wir zum großen Teil auch noch in unserer Zeit, Jahrhunderte später wiederfinden. Selbst die Buchführung war in dieser Zeit mehr als fortschrittlich.

Martina André – Das Rätsel der Templer weiterlesen

Link, Kelly – Elbenhandtasche, Die

Die Lobeshymnen im Klappentext zu Kelly Links Debüt „Die Elbenhandtasche“ sind geradezu überschwänglich. Jonathan Lethem erklärt die Autorin kurzerhand zur |“besten Kurzgeschichten-Autorin der Welt“| und auch Neil Gaiman lässt sich von der Euphorie um Kelly Links Fantasy-Kurzgeschichten anstecken: |“Kelly Link setzt ein Wort hinter das andere und erschafft damit wahre Magie – witzig, bewegend, zärtlich, unerschrocken, gefährlich.“| Grund genug, mal einen genaueren Blick in „Die Elbenhandtasche“ (schon der Titel klingt so schön herrlich skurril) zu werfen.

Das Buch enthält neun Kurzgeschichten, die sich allesamt der Urban Fantasy zuordnen lassen. Was auf den ersten Blick nach ganz normalen Protagonisten und einem ganz alltäglichen Handlungsablauf aussieht, entwickelt stets ganz ungeahnte fantastische Züge. So erzählt in der ersten Geschichte die junge Genevieve die Geschichte ihrer Großmutter, die eine eigenartige Handtasche besessen hat, die nun verschwunden ist. In dieser Handtasche ist schon so mancher Mensch verschwunden, um Jahrzehnte später keinen Tag älter wieder daraus aufzutauchen.

Nicht minder fantastisch ist „Hortlak“, die Geschichte eines 24-Stunden-Supermarktes am Rande einer Schlucht, in dem jede Nacht Zombies ein- und ausgehen. Faszinierend ist auch „Steintiere“, die Geschichte einer ganz normalen Familie, die in ein verwunschenes Haus einzieht und deren Alltag sich dadurch unmerklich und unheimlich zu verändern beginnt. Sehr schön liest sich auch „Die große Scheidung“, eine Geschichte, in der es vollkommen normal ist, dass Menschen Tote heiraten, was natürlich selten zu einer leichten Ehe führt.

Kelly Link beweist mit ihren Kurzgeschichten einen enormen Erfindungsreichtum. Sie versteht sich darauf, ihre Geschichten bis in den letzten Winkel lebensnah erscheinen zu lassen, mag der Plot sich auch noch so abstrus entwickeln. Mit einer bewundernswerten Leichtigkeit erzählt sie von den sonderbarsten Verwicklungen, und wenn man die merkwürdigen Handlungsverläufe mit eigenen Worten wiedergeben wollte, so könnte das nur reichlich unmöglich und verschroben klingen. Link schafft es aber, ihre Geschichten so selbstverständlich und normal erscheinen zu lassen, dass man staunt, wie verrückt sie dabei eigentlich sind.

Nicht selten kranken Kurzgeschichten daran, dass sie nicht ausreichend Tiefe entwickeln, den Leser nicht weit genug in ihren Bann ziehen können und dieser nach Ende der Geschichte seltsam unberührt zurückbleibt. Kelly Link hat damit in den meisten Fällen wenig Probleme. Sie scheint den Leser einzulullen, zieht ihn tief in ihre Geschichten hinein und spinnt ihn ein, in einen Kokon irrsinniger und fantastischer Ideen.

Die Art und Weise, wie sie beispielsweise in der Geschichte „Eingelullt“ die Erzählebenen ineinander verschachtelt, ist schon sehr raffiniert eingefädelt. Sie schafft es, sich auch dabei nicht zu verzetteln und den Leser auf halber Strecke zu verlieren. Man kann ihr auch auf den fantastischsten Pfaden meist noch sehr gut folgen, denn allen Geschichten liegt neben einem Hang zum Absurden und Fantastischen auch einer zum ganz Normalen und Alltäglichen zugrunde.

Dabei bewegt Kelly Link sich stets souverän durch die unterschiedlichen literarischen Gattungen. Mal geht es in Richtung Märchen oder Fabel, mal in Richtung Krimi, mal garniert sie ihre Geschichten mit einer Prise Horror, mal mit einem wunderbar ironischen Unterton. Kelly Link schafft einen gelungenen Genremix und präsentiert eine unterhaltsame Vielfalt an Kurzgeschichten, die allesamt vor allem eines gemeinsam haben: Sie sind viel zu schnell zu Ende. Man möchte ihre Protagonisten am liebsten noch länger begleiten, sehen, was aus ihnen wird und wie sie sich weiterentwickeln.

Lediglich die nur zehnseitige Geschichte „Die Kanone“ kann nicht so ganz überzeugen. Im Stil eines Interviews gehalten, hat sie zwar auch einen gelungenen Moment, wenn quasi eine Geschichte innerhalb der Geschichte erzählt wird, ansonsten bleibt sie hinter den übrigen Erzählungen aber um einiges zurück.

Unterm Strich bleibt aber ein durchaus positiver Eindruck zurück. Ich tue mich sonst oft etwas schwer mit Kurzgeschichten, aber Kelly Link hat es geschafft, das Eis meiner sonstigen Kurzgeschichtenzurückhaltung zu brechen. Sie beweist einen enormen Erfindungsreichtum, fährt herrlich absurde und fantastische Ideen auf und verbindet das Ganze zu einer Vielfalt an unterhaltsamen und farbenprächtigen Kurzgeschichten. Man taucht jedes Mal tief in die Geschichte ein und würde die meisten Protagonisten am Ende gerne noch weiter begleiten. Man darf nach diesem Debüt auf jeden Fall gespannt darauf sein, was Kelly Link in Zukunft noch abliefert. Wenn sie sich ihren Erfindungsreichtum bewahrt, dann steht uns gewiss noch so manche großartige Geschichte ins Haus.

http://www.heyne.de

Dübell, Richard – Tochter des Bischofs, Die

[„Der Tuchhändler“ 2750
[„Der Jahrtausendkaiser“ 3003
[„Eine Messe für die Medici“ 3288
[„Die schwarzen Wasser von San Marco“ 3323
[„Das Spiel des Alchimisten“ 3380

Wir befinden uns im Aquitanien des 12. Jahrhunderts. Raymond le Railleur ist ein Vagant, ein Sänger. Und leider mag er auch gerne spöttische Versduelle zum Besten geben, die ihm nicht so gut bekommen. Aufgrund seines letzten, sehr unglücklich verlaufenen Auftrittes befindet er sich nun auf den Weg nach Poitiers, um den mächtigen Bischof Jean Bellesmains aufzusuchen.

Er erhofft sich von ihm die Chance, zu spielen und eine Empfehlung für den Hof des jungen König Henri Plantagenet zu bekommen, um seinem Beruf weiter nachgehen zu können. Doch der Bischof hat von seinem Ruf und auch von seiner letzten Pleite bereits gehört, und um dessen Empfehlung zu bekommen, muss Raymond einen Auftrag erfüllen. Der Assistent des Bischofs, Firmin, ist verschwunden; sollte Raymond ihn zurückbringen, wäre seine Zukunft gerettet. Widerwillig nimmt der Sänger den Auftrag an.

Glücklicherweise folgt der zweite Arbeitgeber auf der Stelle. Der ehrgeizige Ritter Robert Ambitien möchte, dass Raymond für ihn ein Fest ausrichtet, bei dem auch der Bischof eingeladen werden soll. Dankbar, einen Grund zu haben, um in der Gegend zu bleiben und Firmins Spur aufzunehmen, begibt sich Raymond auf Roberts Anwesen und verliebt sich prompt in dessen Frau Suzanne, die nicht nur wunderschön ist, sondern auch über ein scharfes Zünglein – vor allem gegenüber dem Klerus – verfügt.

Raymond, als Sänger natürlich verpflichtet, die Hausherrin anzubeten, schwankt nun zwischen zwei Aufträgen und seinen stetig wachsenden Gefühlen. Zu allem Übel findet er heraus, dass Firmin nicht nur verschwunden, sondern sogar ein Mörder ist. Als er selbst als Mörder gesucht wird, wird eines ganz deutlich: Dieser Auftrag hat es mächtig in sich, und seine Liebesgefühle sind nicht gerade förderlich für seine Situation …

„Die Tochter des Bischofs“ ist nun der fünfte Roman von Richard Dübell, den ich genießen durfte. Zwar stand mir diesmal nicht der Kaufmann Peter Bernward zur Seite, aber Raymond le Railleur ist mir auch ein wenig ans Herz gewachsen. Insgesamt ist der Roman meiner Meinung nach nicht so gelungen wie die Bernward-Romane, aber eine Lektüre wert ist er allemal – unterhaltsam, spannend, flüssig lesbar. Der Plot steuert gradlinig auf den Höhepunkt zu, nur eine Überraschung erwartet den Leser, und das natürlich am Ende der Erzählung.

Sprachlich fasziniert der Autor immer wieder mit pointierten Sätzen, zielgerichteten Beschreibungen und gut gesetzten Metaphern und Vergleichen. Das unterhält und verleitet zum Weiterlesen. Oft habe ich einen Satz ein zweites Mal gelesen – nicht, weil ich den Sinn nicht verstanden hätte, sondern weil der Satz einfach schön und harmonisch klingt. Das weiß zu gefallen!

Die Dialoge sind zum einen sehr spritzig, weil Raymond einen sehr sarkastischen, aber treffenden Humor besitzt, der ihm natürlich bei den Spottversen sehr zugute kommt. Zum anderen dienen die Dialoge aber natürlich auch dem Voranschreiten der Handlung, und auch hier beweist der Autor sein handwerkliches Geschick.

Nur die Charaktere sind mir etwas zu blass geraten. Ich kann noch nicht mal sagen, dass mir etwas an ihnen direkt fehlen würde, aber ich konnte mich bei weitem nicht so intensiv in sie hineinversetzen wie bei den anderen Romanen des Autors. Der bereits erwähnte Humor von Raymond ist die einzige Ausnahme, ansonsten verlaufen sich mir die Figuren doch zu sehr ins Klischee: der mächtige, grollende Bischof, der geifernde Pastor, die wunderschöne und kluge Rittersfrau, die natürlich nicht von ihrem Mann geliebt wird, sondern von dem Held der Geschichte. Ja, klar, Liebe gehört dazu, aber irgendwie hat man das in dieser Form doch schon allzu oft gelesen.

Raymonds Spurensuche kann der Leser gut folgen, durch dessen Gedanken auch gut mitziehen. Das Buch ist zwar in der dritten Erzählperspektive geschrieben, aber eindeutig aus Sicht des Sängers; es gibt auch keinen Moment, der den Leser von Raymonds Seite weichen lässt, dadurch wirkt alles fortlaufend und geradeaus geführt. So entdecken der Sänger und der Leser Stück für Stück das Geheimnis des verschwunden Mönches, und dadurch kommt entsprechende Spannung auf. Man will halt nicht nur wissen, wie Raymond Firmin schnappt, sondern auch, was der Bischof mit seinem abtrünnig gewordenen Untertan anstellt. Und nebenbei kann man dann ja auch noch erfahren, was nun mit den Gefühlen zwischen Suzanne und unserem Held sein wird. Happy End oder gebrochenes Herz auf Lebensende?

Insgesamt lässt sich sagen, dass mir „Die Tochter des Bischofs“ ganz gut, aber eben nicht herausragend gefallen hat. Ich habe das Buch gelesen, werde es aber kein zweites Mal zur Hand nehmen. Es ist zwar eher eines der mäßigeren dieses Autors, dafür aber immer noch deutlich besser gelungen als die vergleichbare Masse auf dem Buchmarkt.

Homepage des Autors: http://www.duebell.de
http://www.bastei-luebbe.de/
http://www.ehrenwirth.de

Feldhoff, Robert / Borsch, Frank / Effenberger, S. A. / Hagitte, Chr. / Bertling, S. / Sieper, M. – mediale Schildwache, Die (Perry Rhodan – Sternenozean, Folge 18)

_Jackpot: Perry schleppt ein Mädel ab_

|Lübbe Audio| vertont die Abenteuer des Kadetten Kantiran und des Sternenadminstrators Perry Rhodan, die in der Unterserie „Sternenozean“ im Perry-Rhodan-Universum spielen. Bislang sind achtzehn Hörspiele veröffentlicht, doch will Lübbe offenbar vierzig Hörspiele produzieren. Dies ist die dritte Staffel.

Folge 18, Fortsetzung von Folge 16: Der Planet Baikhal Cain muss in aller Eile evakuiert werden: Der Großangriff der Kybb-Cranar steht unmittelbar bevor. Während sich die Bionischen Kreuzer der Motana dem unausweichlichen Kampf stellen, beginnt Perry Rhodan mit einer Suche im ewigen Eis: Dort verbirgt sich die geheimnisvolle Mediale Schildwache … (Verlagsinfo)

_Die Reihe_

„Perry Rhodan“ ist die größte SF-Heftchen- und Roman-Reihe der Welt. Eine Vielzahl von Autoren schreiben seit Jahrzehnten für die Reihe, und koordiniert wird dieser Aufwand vom |Pabel|-Verlag in Rastatt. Auch Andreas Eschbach fühlte sich geehrt, einen oder zwei Bände beitragen zu dürfen.

Es gab vor der aktuellen |Lübbe-Audio|-Reihe schon Vertonungen der PR-Silberbände, doch nicht in der stilvollen Inszenierung des |STIL|-Tonstudios. Die Vorlage für das vorliegende Abenteuerhörspiel lieferten die Romane „Der Bionische Kreuzer“ von Robert Feldhoff und „Zuflucht der Motana“ von Frank Borsch.

Die 1. Staffel:

1) [Der Sternenbastard 3030
2) [Die Mascantin 3031
3) [Der Hyperschock 3035
4) [Planet der Mythen 3058
5) [Havarie auf Hayok 3263
6) [Das Blut der Veronis 4468

Die 2. Staffel:

7) [Der Gesang der Motana 3627
8) [Sonderkommando Kantiran 3639
9) [Tau Carama 3656
10) [Überfahrt nach Curhafe 3664
11) [Entscheidung in Vhalaum 3682
12) [Die Femesängerin 3699

Die 3. Staffel:

13) [Der Flug der Epha-Motana 4589
14) [Terraner als Faustpfand 4592
15) [Die Sekte erwacht 4595
16) [Der Todbringer 4609
17) [Kampf um den Speicher 4633
18) Die mediale Schildwache

_Die Inszenierung_

Erzähler: Christian Schult (Richard Belzer in „Law & Order: New York“)
Perry Rhodan: Volker Lechtenbrink (Schauspieler, Sänger, Synchronsprecher: Kris Kristofferson, Burt Reynolds als ‚Logan‘)
Atlan: Volker Brandt (Stimme von Michael Douglas)
Zephyda: Claudia Urbschat-Mingues (Stimme von Angelina Jolie, Maria Bello)
Mediale Schildwache: Yara Blümel-Meyers
Echopage: Peter Schiff (Louis de Funès, Stimme von ‚HAL 9000‘)
Hekhet: Andreas Bisowski
Nerine: Katrein Frenzel
Epassar: André Sander

Volker Lechtenbrink wurde 1944 in Cranz/Ostpreußen geboren. Bereits als Achtjähriger sprach er im Kinderfunk und stand zwei Jahre später auch schon auf der Bühne. 1959 wurde er durch den Antikriegsfilm „Die Brücke“ (Regie: Bernhard Wicki) bundesweit bekannt. Er besuchte die Schauspielschule in Hamburg und ist heute in zahlreichen TV-Serien zu sehen. Darüber hinaus ist er am Theater tätig, geht auf Tourneen oder wirkt als Intendant. (Verlagsinfo)

Die Hörspieladaption stammt von S. A. Effenberger. Regie, Musik, Ton und Programmierung lagen in den Händen von Christian Hagitte und Simon Bertling vom Ton-Studio |STIL|. „Die Musik wurde exklusiv für die Perry-Rhodan-Hörspiele komponiert und vom Berliner Filmorchester unter der Leitung von Christian Hagitte live eingespielt. Die elektronischen Klänge und Effekte wurden speziell für die Hörspiele vom |STIL|-Team durch den Einsatz von Computertechnik generiert“, heißt es im Booklet. Executive Producer der Reihe ist Marc Sieper.

Am Schluss erklingt der Song „The World is Growing Loud“ von der Band |Covenant|. Der Originaltitel stammt von Eskil Simonsson und Joakim Montelius, zwei Schweden, die über info@covenant.se zu erreichen sind.

_Vorgeschichte_

Perry Rhodan und sein arkonidischer Freund Atlan sind auf einem Minenplaneten der bösartigen Kybb Cranar in deren Gefangenschaft geraten. Die igelförmigen Aliens verpassten ihnen metallene Halsringe, die mit einem Giftstachel bewehrt sind: die Krynn Varid. Bei Widerstand kann das Gift per Fernsteuerung injiziert werden. Nur aufgrund ihrer persönlichen Zellaktivatoren können die beiden Gefährten das Gift neutralisieren, doch jedes Mal kostet es sie mehr Kraft.

Sie schaffen es zu den einheimischen Motana, wo sich Atlan in die adlige Wegweiserin Zephyda verliebt. Sie führt sie zur Planetaren Majestät, die sie willkommen heißt. Doch als die Kybb Cranar auch die Residenz der Majestät angreifen, gelingt Rhodan, Atlan und Zephyda nur mit knapper Not die Flucht, als ein Nomade namens Rorkhete sie in seinem Schweber mitnimmt.

Das Quartett flieht, bis sie schließlich vor acht Wesen stoppen müssen, die vor ihnen über dem Boden schweben. Rorkhet bezeichnet sie als „Orakel“, und sie wollen helfen. Die Wesen teleportieren die vier auf eine andere Welt, wo sie erst einmal mitten im Ozean landen. Es dauert eine ganze Weile, die riesigen Wellen zu verlassen und zum Strand der Vulkaninsel Ore zu finden. Perry und Rorkhete sind zwar verletzt und erschöpft, können aber das unbekannte Land erkunden.

Unterdessen gelangen Atlan und seine Freundin Zephyda woanders an den Strand. Eine Gruppe Motanakrieger, angeführt von der Amazone Halkorate, nimmt sie in ihre Mitte und teilt Atlan mit, sie seien auf der Welt Ash-ir-tumo gelandet, auf der Insel Ore, und sie werde sie nun nach Oreshme bringen, wo ihre Lokale Majestät über sie richten werde. Atlan bittet um schnelle Behandlung der Wunden, die Zephyda erlitten hat. Die Heilerin Phylatoke nimmt sich Zephydas an und bringt sie in ihre Hütte, die auf einem 20 Meter hoch über die Ebene emporragenden Plateau liegt.

Nachdem Atlan auch Perry und Rorkhete gefunden hat, beschließen die Gefährten, mit einem Schiff über den Ozean zu dem Kontinent Curhafe segeln zu wollen. Vom dort gelegenen Raumhafen aus wollen sie zurück in den Weltraum, um die anstehenden Angelegenheiten zu regeln. Er überredet die Motana, mit ihm zusammen ein zehn Meter langes Boot zu bauen, das in einer geschützten Montagehalle entstehen soll.

Zehn Tage später ist Zephyda wieder auf den Beinen, wenn auch noch etwas wackelig. Da spürt sie in ihrem Geist, dass eine Riesenwelle auf die Insel zurollt, noch bevor sie sie sehen kann. Sie warnt die Motana, die sich sehr über diese Frau wundern. Denn um die anrollende Tau Carama spüren zu können, muss man eine Irtumo-Lauscherin sein, eine wie Intake, die Lokale Majestät. Der Alarm, den Zephyda ausgelöst hat, rettet eine Menge Leben. Dennoch donnert der Tsunami über das Land und droht sogar die Inselstadt Oreshme unter sich zu begraben …

Zephyda segelt mit den beiden Fremden und ein paar Freunden zu jenem Kontinent Curhafe, auf dem sich die Hauptfestung der Kybb Cranar erhebt. Die Kybb Cranar haben die Welt Ash Irthumo und das Volk der Motana unterjocht. Während sich Zephyda unter die verfemten Motana mischt und dort ihre Telekinesekräfte schult, versuchen Perry und Atlan, die Festung der Kybb Cranar von innen heraus zu knacken. Das haut nicht ganz hin und die Kybb-Cranar unterziehen Perry der Elektrofolter …

Nach dem Sieg der Motana über die Kybb Cranar ist es ihnen möglich, ein Raumschiff flottzumachen und mit vereinten Geisteskräften in den Weltraum zu bringen. Schließlich verfügen sie nun nicht nur über eine, sondern gleich zwei Epha Motana. Diese sind in der Lage, ein Schiff ohne Treibstoff anzutreiben und so die allgegenwärtige Hyperraum-Impedanz zu überwinden, die sonst das schnelle Springen von Stern zu Stern unmöglich machen würde. Doch zunächst einmal finden sie einen alten Bionischen Kreuzer der Motana, tief unter dem Meer …

_Handlung_

Perry Rhodan sucht in den arktischen Gefilden Baikhal Cains den Zugang zu der Station der Medialen Schildwache. Die Mediale Schildwache wird dringend benötigt, um weitere Motana zu Schutzherren zu weihen. Dann können die Motana das ihnen von den Kybb Cranar entrissene Sternenreich Yamondi zurückerobern. Immer wieder erscheint Perry das Traumbild einer schönen jungen Frau, die haucht, sie heiße Lyrissea. Doch wo ist der Ursprung dieser Visionen? Als er auf eine Felswand stößt, die sich als illusionäre Projektion erweist, stürzt er dahinter ins Bodenlose …

Unterdessen sind vom Planeten mit Hilfe der 61 Bionischen Kreuzer, die Zephyda, die Epha Motana, aktiviert hat, rund 70.000 gefangene Motana befreit und evakuiert worden. Die Bastion der Kybb Cranar wurde geschleift, nun soll auch ihr heiliger Berg gesprengt werden, Schauplatz zahlreicher Verbrechen an den Motana. Jede Stunde erwarten die Motana unter Zephyda und ihrem arkonidischen Berater Atlan den Gegenangriff der Kybb Cranar. Der Berg birst in einer gigantischen Explosion und fällt in sich zusammen, überschattet von einer Pilzwolke.

Die Erschütterungen lassen Perry Rhodan in seinem unterirdischen Verlies aus seiner Benommenheit erwachen. Zum Glück ist er unverletzt, allerdings hat er keinen Funkkontakt mehr. Er gelangt durch Kammern aus transparentem Material in die kugelförmige Kammer, wo die Mediale Schildwache bereits auf ihn wartet. Sie stellt ihm mit strenger Miene eine Reihe von bohrenden Fragen …

In der Kreisbahn über dem Planeten entdecken die Abtaster von Zephydas Bionischem Kreuzer die sich nähernde Raumflotte der Kybb Cranar. Es handelt sich um die bekannten würfelförmigen Fahrzeuge, doch dahinter befinden sich sechseckige Objekte: die Kybb Draken. Sofort stimmen die Epha Motana der Motana-Flotte den Angriffschoral an und die Todbringer machen sich bereit, ihre tödliche Energie auf die Kybb Cranar abzufeuern.

Die Erfolge sind größer als erwartet, doch dann krümmt sich Zephyda vor Schmerzen. Die Dinge laufen auf schreckliche Weise schief …

_Mein Eindruck_

Endlich erfolgt die krönende Raumschlacht! „Star Wars“-Freunde dürfen sich hier an Action und Dramatik erfreuen. Natürlich müssen sie sich die Bilder selbst vorstellen. Außerdem finden keine Energiestrahlengefechte statt, da die Todbringer auf beiden Seiten nur mit geistiger Energie feuern. Die Igelwesen verlieren 177 Schiffe.

Doch diesmal haben die Kybb Cranar irgendeine Geheimwaffe dabei, die den Motana auf Psi-Ebene schwere Verluste zufügt. Tja, dass sich das Schlachtenglück wendet, war wohl zu erwarten. Das kommt davon, wenn man nur auf Gewalt setzt. Die Natur dieser Geheimwaffe wird nicht näher erklärt – es hätte uns auch gewundert. Vielmehr stehen die Kybb Cranar auf einer Stufe mit den frühen Entwürfen für die Klingonen: primitiv, brutal, skrupellos, auf Vernichtung getrimmt. Klarer Fall, dass wir ihnen den Sieg nicht gönnen.

Während die Schlacht auf Messers Schneide steht, kommt daher Perry Rhodans Mission im Untergrund von Baikhal Cain eine möglicherweise entscheidende Bedeutung zu. Er findet die Mediale Schildwache, doch sie stellt ihm wichtige Fragen nach seiner Moral, seinem Standpunkt und seiner Loyalität. Allerdings dürfte Nicht-PR-Fans der Begriff „Kosmokraten“ nicht geläufig sein. Wieder mal tauchen also irgendwelche mysteriösen Superwesen auf, denn „kosmos“ bedeutet auf Altgriechisch so viel wie „Weltordnung/Universum“ und „kratein“ „herrschen“ (Aristokratie ist daher die „Herrschaft der Besten“ und Demokratie die „Herrschaft des Volkes“).

Perry hat Schwein: Er hat den Jackpot gewonnen und darf das Mädel abschleppen! Mit einem Bagger – schon wieder ein phallisches Symbol – bohrt er sich durch die Eisdecke und gelangt in Reichweite eines rettenden Motana-Kreuzers. Aber ist das Mädel ihm dafür dankbar? Nicht unbedingt. Sie nennt sich Lyressea – die Sprecherin haucht diesen Namen immer wieder auf sehr erotisch-mystische Weise – und fühlt sich befreit. Ihrem Befreier dankt sie trotzdem nicht. Aber die Motana-Chöre jubilieren.

_Unterm Strich_

Insgesamt bildet „Die Mediale Schildwache“ einen befriedigenden Abschluss des Motana-Erzählstrangs in der dritten Staffel. Die Hörspielserie „Perry Rhodan: Sternenozean“ wird offenkundig von Profis produziert, von mancher bekannten Hollywoodstimme gesprochen und liefert einen soliden Gegenwert für den Preis von rund acht Euronen.

Jugendliche beiderlei Geschlechts zwischen 14 und 17 Jahren dürften sich rasch mit den Helden identifizieren, und das ist eine der besten Voraussetzungen, ein treues Publikum aufzubauen. Auch Zephyda ist eine solche Identifikationsfigur, und ich hoffe, dass sie möglichst lange Teil des Serienpersonals bleibt.

Was die Qualität des Inhalts angeht, so darf man wohl kaum tiefschürfende und daher langweilige Monologe erwarten. Vielmehr sind kämpferische Action und romantische Exotik angesagt – das ist genau die Mischung, die auch „Star Wars“ so erfolgreich gemacht hat.

|74 Minuten auf 1 CD|
http://www.perryrhodan.org
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name
http://www.perry-rhodan-game.com
[Ausführlicher Überblick über diesen Zyklus der Heftromanserie]http://www.perrypedia.proc.org/Der__Sternenozean__%28Zyklus%29

Caveney, Philip – Sebastian Dark – Der falsche König

Um Geld für sich und seine Mutter zu verdienen, will Sebastian Dark in die Fußstapfen seines Vaters treten, der ein begnadeter Narr war. Nur hat Sebastian von seinem Vater diese Kunst leider nicht geerbt – niemand lacht über seine Witze. Trotzdem macht er sich zusammen mit dem sprechenden Büffelop Max hoffnungsvoll auf den Weg nach Keladon, wo er Hofnarr am Königshof von König Septimus werden will.

Auf dem Weg dorthin trifft er auf Cornelius, der zwar sehr klein ist, aber sehr gut kämpfen kann. Da dieser ebenfalls nach Keladon will, um dort in die Armee des Königs einzutreten, reisen sie zu dritt weiter. Auf dem Weg durch die Prärie werden sie Zeugen, wie eine Kutsche von einer Horde wilder Briganten überfallen wird. Ohne lange zu überlegen, greifen die beiden ein und jagen die Räuber in die Flucht. Erst als sie einen Blick in die Kutsche werfen, wird ihnen klar, wen sie da gerettet haben: Prinzessin Kerin von Keladon, die Nichte von König Septimus!

Obwohl Kerin anfangs sehr zickig reagiert, erklären sich Cornelius und Sebastian bereit, sie zurück nach Keladon zu bringen. In Keladon angekommen, wird die freudige Nachricht sofort König Septimus überbracht, der sehr erleichtert zu sein scheint, seine Nichte heil wiederzubekommen. Doch obwohl König Septimus Kerins Rettern gegenüber so zuvorkommend ist, traut Sebastian ihm nicht, und bald schon wird sein Verdacht, dass der König die Prinzessin eigentlich aus dem Weg schaffen will, bestätigt …

Obwohl Philip Caveney mit „Sebastian Dark – Der falsche König“ die Jugend-Fantasy sicherlich nicht neu erfindet, ist die Story doch interessant und weiß von Anfang an zu fesseln. Die Geschichte ist nicht besonders anspruchsvoll, sodass man während der Lektüre auch als jüngerer Leser nicht allzu viel nachdenken muss und sich entspannen kann.

Die Charaktere sind nicht besonders tiefgründig ausgearbeitet, aber trotzdem kann man mit dem Protagonisten wunderbar mitfiebern, und auch die restlichen Charaktere wirken sympathisch. Obwohl Prinzessin Kerin anfangs wie eine verzogene Göre beschrieben wird, ändert sich das immer mehr, je weiter die Lektüre voranschreitet und sich die Prinzessin mit ihren Gefährten anfreundet. Sehr gut hat mir auch der Charakter des sprechenden Büffelops gefallen (erklärt, was genau ein Büffelop ist, wird in dem Buch nicht, aber ich schätze mal, dass es irgendeine Art Fabelbüffel oder Minotaurus ist). Er redet am laufenden Band, und die Dialoge zwischen ihm und Sebastian haben mich häufiger zum Lachen gebracht. Der einzige Charakter, der mir nicht allzu gut gefallen hat, war König Septimus. Zwar wird erklärt, weshalb er böse ist und Prinzessin Kerin aus dem Weg schaffen will, aber einige Charakterzüge sind dann doch irgendwie unpassend. Außerdem wird der König an einigen Stellen ins Lächerliche gezogen, was mir für einen Bösewicht auch nicht gerade zugesagt hat.

Wie schon erwähnt, hat das Buch einige sehr amüsante und witzige Stellen vorzuweisen, vor allem wenn sich Sebastian und Max unterhalten. Die beiden mögen sich zwar, streiten und diskutieren aber beständig miteinander. Eine sehr lustige Unterhaltung, an der aber Cornelius auch beteiligt ist, spielt sich beispielsweise ab, als es um die Frage geht, was für eine Form die Welt hat. Dabei kamen Theorien auf wie: Die Welt ist ein großes Schild, das von einem mächtigen Krieger gehalten wird, der auf einem Teppich durch das All fliegt. Irgendwann wird er keine Lust mehr haben, den Schild zu halten, und wird ihn wegwerfen, was das Ende der Welt bedeuten wird. Eine andere Theorie ist, dass die Welt ein großer Ring ist, der durch die Nase eines riesigen Büffelops führt. Solche amüsanten Stellen finden sich des Öfteren.

Der Schreibstil weist keine Besonderheiten auf, so wie man es von den meisten Jugendbüchern eben gewohnt ist. Er ist nicht sehr kompliziert gehalten und die Schrift ist auch relativ groß, sodass das Buch sehr flüssig und schnell lesbar ist. Wie schon bei dem Büffelop, gibt es zu unbekannten Daseinsformen allerdings kaum Erklärungen, was aber nicht wirklich der Rede wert ist. Wie bei dem Büffelop kann man sich eigentlich sehr gut vorstellen, worum es sich dabei handelt. Philip Caveney lässt, was derlei angeht, Freiraum für die eigene Fantasie.

Was sich kritisieren lässt, ist, dass „Der falsche König“ einfach ein wenig kurz geraten ist und man aus der Geschichte ein wenig mehr hätte machen können. Wäre das Buch ein wenig länger gewesen und gäbe es mehr Umwege und Abenteuer zu bestehen, wäre der Gesamteindruck ein besserer gewesen. So hatte man eher das Gefühl, dass den Protagonisten nie irgendein Stein in den Weg gelegt wird und sie alles mit Links erreichen.

_Fazit:_ Auch wenn das Buch jetzt nicht zu den Besten seiner Art gehört, hat es mir doch überraschend gut gefallen. Es ist sehr humorvoll und interessant geraten. Lustig finde ich auch die Idee mit dem Spiel im Schutzumschlag. Außerdem kann man das Spielfeld noch als Karte verwenden, um sich in der Gegend, in der sich die Protagonisten gerade befinden, zu orientieren.

_Der Autor_ dieses Buches ist Philip Caveney. Er wurde 1951 in Nord-Wales geboren und lebt heute mit seiner Frau und seiner Tochter in Manchester. In seiner Kindheit reiste er viel herum, und das nicht nur in Großbritannien und Nordirland, sondern auch Malaysia und Singapur. Er schreib zahlreiche, erfolgreiche Romane für Erwachsene, „Sebastian Dark – Der falsche König“ ist sein erstes Jugendbuch und Fortsetzungen sind in Planung.

|Originaltitel: Sebastian Darke – Prince of Fools
Originalverlag: Random House UK
Aus dem Englischen von Mareike Weber
Ab 10 Jahren
Gebundenes Buch, 352 Seiten|
http://www.randomhouse.de/specialskids/caveney__sebastiandark/

Wyss, Johann David – Schweizer Familie Robinson, Die (Europa-Originale 44)

_Besetzung_

Vater – Joachim Rake
Mutter – Marianne Kehlau
Fritz – Andreas von der Meden
Papagei – Charles Brauer
Rawley – Rainer Brönnecke
Bremman – Wolfgang Geerden
Leutnant – Hans Daniel
Wache – Arnulf Doehring

Regie: Heikedine Körting

_Story_

Das schweizerische Personenschiff ’Dolores’ kentert während der Überfahrt nach Australien auf einem Riff. Kurz vor dem Untergang können sich der Kapitän und seine Mannschaft noch in die Boote retten. Lediglich die Familie Robinson bleibt hilflos zurück, schafft es aber dennoch, sich schwimmend an das nächste Ufer zu retten.

Dort wartet das Quintett lange Jahre auf ein weiteres Schiff, welches die Robinsons wieder zurück in die Heimat bringen könnte. Doch außer einem Piratenmaster, dessen Besatzung zwei der Kinder für einige Wochen verschleppt, bleibt die verborgene Insel unentdeckt. Die Familie findet sich langsam mit ihrem Schicksal ab und lernt, die natürlichen Begebenheiten zu nutzen und aktiv landwirtschaftlichen Anbau zu betreiben, um das Überleben zu sichern. Nach zehn langen Jahren reift schließlich der Gedanke, man habe unverhofft eine neue Heimat gefunden, ohne dies vorab wahrgenommen zu haben. Aber ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt naht endlich ein britisches Schiff …

_Inhalt_

Es ist unverkennbar: Die Geschichte, welche wiederum auf einem Roman von J. D. Wyss aus der Jahrhundertwende um 1800 basiert, ist unheimlich nahe an das Schicksal von [Robinson Crusoe 2160 angelehnt, so dass die Parallelen im Titel der eher unbekannten Story sicher nicht von ungefähr kommen. Allerdings ist die Erzählung, zumindest im Hörspiel, bei weitem nicht so bewegend strukturiert wie der Klassiker von Daniel Defoe, wenngleich ein anständiger Unterhaltungswert sicher nicht abzustreiten ist. Doch ganz zu überzeugen vermag der 44. Part der „Europa-Originale“ letztendlich doch nicht.

Problematisch ist in diesem Zusammenhang schon der Beginn; der Untergang des Schiffes entbehrt jeglicher Dramatik, die Tragödie will folglich nicht so recht zur Geltung kommen. Alles scheint selbstverständlich und quasi vorherbestimmt, die leichtfertige, eigenständige Rettung, das sofortige Bestehen auf der Insel, ja selbst die unkonventionellen Anbaumethoden, die für eine eidgenössische Familie sicherlich nicht standesgemäß sein dürften. Ein wenig unglaubwürdig ist auch der Kontakt mit den Piraten; die wahre Boshaftigkeit des Kapitäns wird völlig untergraben, das Hin und Her bzw. die Diskussionen zwischen Familie und Besatzung des Piratenschiffs strecken den Plot, nehmen ihm aber nur noch mehr Spannung, da hier, wie auch in vielen anderen Abschnitten, der Ernst der Sache zugunsten einer verharmlosten Darstellung der Ereignisse zurückgestellt wird.

Auf der anderen Seite erledigen die Sprecher, zumeist alte, etablierte Hasen, einen recht guten Job, wenngleich es seltsam anmutet, dass die Kinder der Robinsons auch nach zehn Jahren Inselleben nicht in den Stimmbruch gekommen sind. Aber die Ambitionen stimmen, die Atmosphäre geht in Ordnung und auch die Story wird adäquat transferiert. Dass diese indes nicht die Grundlage für eine begeisternde Abenteuer-Erzählung bietet, kann schließlich nicht auf Kosten der respektabel umgesetzten Produktion gehen.

Insgesamt fällt „Die Schweizer Familie Robinson“ damit unter die Kategorie mäßiger Durchschnitt, was den Inhalt betrifft, bezüglich der Bearbeitung hingegen ist der Gesamteindruck nichtsdestotrotz ein ordentlicher. Neugierig auf die nicht ganz so bekannte literarische Vorlage macht das Hörspiel jedoch nicht; dafür fehlt es an Tiefgründigkeit und Detailreichtum, vor allem aber an erkennbarem Potenzial. Wer also einen Abklatsch der „Robinson Crusoe“-Legende befürchtet, liegt grundsätzlich nicht ganz falsch – allerdings mit dem Unterschied, dass Defoes Meisterwerk dem Nachfolgewerk von Wyss meilenweit überlegen ist.

http://www.natuerlichvoneuropa.de

Canavan, Trudi – Priester (Das Zeitalter der Fünf 1)

Auraya lebt bei ihrer Familie in einem kleinen Dorf in Nordithania, als sie einen Konflikt mit den kriegerischen Dunwegern gewaltfrei löst. Dadurch werden die fünf Weißen Götter auf das magisch begabte Mädchen aufmerksam und erwählen sie zu ihrer fünften Stellvertreterin.

Damit wird Auraya in den Bund der Weißen aufgenommen und unterrichtet. Lediglich die Trennung von ihrer Familie und dem Traumweber Leiard schmerzen sie. Die junge Frau lernt schnell und darf schon bald verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen. Dazu gehört es, Bündnisse mit anderen Ländern zu schmieden und Kontakt zu den menschenscheuen Völkern des Wassers und der Lüfte aufzunehmen.

Während sie mit den fliegenden Siyee schon bald eine enge Freundschaft verbindet, bleiben die im Meer lebenden Wesen den „Landgehern“ gegenüber weiterhin skeptisch und feindselig. Die neuen Bündnisse der Weißen werden schon bald auf eine harte Probe gestellt, als sich die Schwarzen Magier aus dem Süden daranmachen, eine gewaltige Armee auf die Beine zu stellen, um Nordithania zu unterwerfen und den Bund der Weißen zu zerstören. Die Pentadrianer sind nämlich der Ansicht, den einzig wahren Göttern zu dienen, und schrecken auch nicht vor kaltblütigem Mord zurück, um ihre Ziele zu erreichen.

Dessen ungeachtet muss Auraya sich auch persönlichen Konflikten stellen, denn sie ist in heimlicher Liebe zu ihrem früheren Lehrer und Mentor, dem Traumweber Leiard entbrannt. Doch der Bund der Weißen verachtet die Traumweber wegen ihrer Gottlosigkeit und die Traumweber wiederum meiden die Weißen und ihre Zirkler, da sie diese für den Tod ihres Ordensgründers Mirar verantwortlich machen.

Und dann überrollen die Schatten des grauenhaften Krieges Aurayas inneren Zwist und sie muss erstmalig beweisen, was sie gelernt hat, und sich gegen einen übermächtigen Gegner behaupten …

_Meine Meinung:_

Trudi Canavans neue Fantasy-Trilogie beginnt bereits sehr episch, und geschickt versteht es die australische Autorin, das Interesse an der kleinen Welt Ithania zu wecken. Das kulturelle Leben und die Topographie wurden sehr liebevoll und detailliert entwickelt und dargestellt, so dass man mit den Charakteren schnell warm wird. Ein Übriges tut die flotte und schnörkellose Schreibe Canavans. Die ersten Seiten sind rasch gelesen und man ist immer wieder gespannt darauf, wie es weitergeht und welche neuen Aufgaben auf Auraya warten. Man hat zunächst wirklich nicht den Eindruck, dass die gut 800 Seiten zu viel sein könnten. Im Gegenteil, der Stoff dieses Epos ist so umfangreich angelegt, dass die nächsten beiden Teile ihre Existenzberechtigung unbedingt gerechtfertigt haben. Dabei setzt die Schriftstellerin keineswegs auf Action und Massenschlachten am laufenden Band. Vielmehr geht es um Interessenkonflikte, Diplomatie, Freundschaft und Religion. Selbstverständlich fehlen auch Liebe und Leidenschaft nicht, und insbesondere das Volk der Siyee wird von Canavan sehr intensiv beschrieben.

Hier liegt bedauerlicherweise auch der Knackpunkt des Buches, denn sowohl die Heldin Auraya als auch das kleine Volk der fliegenden Siyee werden von der Autorin so strahlend hell und harmonisch geschildert, dass sich nach einigen hundert Seiten die Langeweile einstellt. Auraya ist über jeden Verdacht erhaben, und selbst ihre verbotene Liebe zu Leiard wird schlussendlich gebilligt. Auraya ist für einen modernen Fantasy-Roman einfach zu glatt gebürstet. Sie ist der Liebling der Götter, der sogar mit der Gabe des Fliegens gesegnet wurde, und im Prinzip gelingt ihr alles ohne große Probleme und Anstrengung. Der groß angekündigte Krieg, auf den das Buch gut 400 Seiten lang hinarbeitet, wird relativ zügig und unspektakulär in einer einzigen Schlacht über die Bühne gebracht, und wer die klassische Helden-Fantasy kennt, weiß auch, wer maßgeblich daran beteiligt sein wird. Dabei mangelt es Canavan sicherlich nicht an interessanten und vielschichtigen Charakteren und Völkern. Allein die wilde Magierin Emerahl und der von den Erinnerungen des Traumweber-Gründers Mirar geplagte Leiard sind es bislang wert, in den kommenden Büchern ausführlicher behandelt zu werden. Die vielversprechenden Übergriffe der Schwarzen Magier mit den todbringenden Worns (riesige, schwarze, wolfsartige Raubtiere) werden später kaum weiterverfolgt und kommen erst wieder am Ende zur Sprache.

Abgerundet wird das Buch durch ein Glossar, in dem Pflanzen, Tiere, Fahrzeuge, Kleidung, Speisen, Getränke und Krankheiten kurz erläutert werden. Hinzu kommt eine Karte von Ithania, welche die Orientierung während des Lesens ungemein erleichtert. Die äußere Gestaltung des Bandes wirkt ebenfalls sehr edel und widerstandsfähig.

_Fazit:_

Trudi Canavan schuf mit dem |Zeitalter der Fünf| eine faszinierende und sehr vielschichtige Welt. Leider verliert die Protagonistin des Buches im Laufe der Handlung viel von ihrem Biss und ihrer Glaubhaftigkeit, dafür geraten einige andere interessante Charaktere und Szenerien ins Hintertreffen. Das Buch strebt unaufhaltsam einem bombastischen Finale entgegen, welches dann schließlich viel zu schnell und unspektakulär daherkommt. 100 bis 200 Seiten weniger wären der Dramaturgie sicherlich zuträglicher gewesen. Was in diesem Einstiegsband bleibt, ist eine gute Fantasy-Geschichte, die zu lesen trotz der erwähnten Mängel Freude bereitet.

|Originaltitel: Priestess of the White (Age of the Five 1)
Originalverlag: Orbit / [Blanvalet]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/344224479X/powermetalde-21
Aus dem Englischen von Michaela Link
Ab 12 Jahren
Taschenbuch, 832 Seiten, 12,5 x 18,3 cm|
[Verlagsspezial zur Trilogie]http://www.randomhouse.de/specialskids/zeitalter/
http://www.trudicanavan.com
http://www.cbj-verlag.de

_Trudi Canavan auf |Buchwurm.info|:_

[„Priester“ 4275 (Das Zeitalter der Fünf 1)
[„Magier“ 4456 ((Das Zeitalter der Fünf 2)
[„Götter“ 4621 (Das Zeitalter der Fünf 3)
[„Die Rebellin“ 3041 (Die Gilde der Schwarzen Magier 1)
[„Die Novizin“ 2989 (Die Gilde der Schwarzen Magier 2)
[„Die Meisterin“ 3065 (Die Gilde der Schwarzen Magier 3)

_Florian Hilleberg_

Westerfeld, Scott – Ugly – Verlier nicht dein Gesicht

Band 1: „Ugly – Verlier nicht dein Gesicht“ (April 2007)
Band 2: „Pretty – Erkenne dein Gesicht“ (September 2007)
Band 3: „Special – Zeig dein wahres Gesicht“ (Mai 2008)
Band 4: „Extras“ (noch kein dt. Titel, Originalausgabe Oktober 2007)

Die Pubertät ist keine einfache Phase. Es verändert sich nicht nur der Körper an und für sich, sondern auch das Selbstbild. Man findet sich zu hässlich, zu dick, zu dünn … Die Palette der pubertären Selbstvorwürfe ist endlos. Der amerikanische Autor Scott Westerfeld hat eine Jugendbuchserie geschrieben, die genau diese Problematik aufgreift. Allerdings benutzt er an keiner Stelle den Begriff „Pubertät“. Stattdessen hat er eine Science-Fiction-Welt erschaffen, die den radikalen Weg wählt: Zum sechzehnten Geburtstag sorgt eine obligatorische, rundumerneuernde Schönheitsoperation dafür, dass sämtliche Probleme mit dem eigenen Aussehen von einem Tag auf den anderen verschwinden.

Doch bevor es so weit kommt, leben die Menschen in dieser Welt als Uglies, also „Hässliche“, in einem separaten Stadtteil. Erst nach der Operation, die sie an den geltenden Schönheitsstandard angleichen soll, dürfen die jungen Menschen in New Pretty Town leben, wo die ganze Zeit nur gefeiert und getrunken wird. Tally Youngblood steht kurz vor ihrem langersehnten sechzehnten Geburtstag, doch die Zeit bis dahin möchte nicht so recht vergehen. Ihr bester Freund Peris wurde bereits operiert und lebt nun auf der anderen Seite des Flusses, bei den Schönen.

Tally langweilt sich, doch eines Tages trifft sie Shay, die es, genau wie Tally, liebt, nachts verbotenerweise durch die Gegend zu streifen. Gemeinsam verlassen sie immer öfter die Stadt und fliegen auf ihren Hubbrettern in die Wildnis, vor der man Tally immer gewarnt hat. Dort gibt es nichts außer ein paar Industrieruinen der Rusties, wie man die heutige Menschheit in Tallys Welt nennt. Das dachte Tally jedenfalls, denn Shay erzählt ihr von Menschen, genauer gesagt von Uglies, die in dieser Wildnis versteckt leben, weil sie sich bewusst gegen eine Schönheitsoperation entschieden haben.

Tally kann das gar nicht glauben, doch kurz bevor Shay und Tally operiert werden sollen, ist Shay verschwunden. Sie hat nur einen Zettel mit einer chiffrierten Wegbeschreibung dagelassen, der ihr zum Verhängnis wird. Die Specials – das Ordnungskommando der Stadt, eine eiskalte Elitetruppe – wollen, dass Tally Shay folgt und die Specials damit zu den Abtrünnigen führt. Tally möchte ihre Freundin nicht verraten, aber man stellt ihr ein Ultimatum: Entweder folgt sie Shays Anweisungen oder sie wird für immer eine Ugly bleiben. Tally muss sich entscheiden …

Westerfelds Idee, dass in weiter Zukunft nur noch die schönen als „richtige“ Menschen gelten, ist nicht neu, sondern häufiger Stoff für Science-Fiction-Bücher. Konsequent setzt er diese Idee auf einer jugendfreundlichen Ebene um, geht dabei aber leider nicht besonders in die Tiefe. Alles wirkt ein bisschen steril, obwohl gut erdacht und sauber konstruiert. Die Idee mit den Schönheitsoperationen und wie dieses Ereignis die Uglies beeinflusst, ist sehr interessant, doch manchmal fühlt man sich als erwachsener Leser ein bisschen unterfordert. Es wäre schön gewesen, wenn der Autor die Abgründe dieser Welt noch etwas deutlicher dargestellt hätte, denn letztendlich bekommt man nur einen sehr oberflächlichen Einblick in New Pretty Town oder Smoke, die Stadt der Ausreißer.

An der Geschichte selbst gibt es allerdings nichts zu meckern. Sie ist fesselnd erzählt und aufgebaut. Obwohl manchmal etwas unscharf umrissen, sind die Schauplätze interessant, und neben einer gehörigen Portion Abenteuer bieten auch die zwischenmenschlichen Beziehungen Spannendes. Routiniert webt Westerfeld Krisen und Konflikte ein, die immer wieder für Aufhänger sorgen. Neben einer Dreiecksgeschichte ist es vor allem Tallys Status als Spionin der Specials, der immer wieder für Gewissenskonflikte und Probleme sorgt.

Überhaupt ist Tally eine wunderbar ausgearbeitete Hauptperson. Sie erzählt aus der dritten Person, ist sehr zugänglich und lässt den Leser an ihrem Gefühlsleben und ihrer Gedankenwelt teilhaben. Obwohl das Buch in einer anderen Zeit spielt, können sich Jugendliche sicherlich mit Tally identifizieren, da ihre Probleme trotz ihres anderen Lebensstils den heutigen doch sehr ähnlich sind, allein schon ihre Klagen über ihr Ugly-Aussehen oder eben das Hin- und Hergerissensein zwischen Verrat, Freundschaft und Liebe. Diese Themen sind jugendbuchtypisch und werden angenehm kitschfrei und authentisch aufbereitet.

„Ugly – Verlier nicht dein Gesicht“ von Scott Westerfeld ist ein sauberer Auftakt seiner Serie um Tally Youngblood. An der einen oder anderen Stelle ist die Welt, die er entworfen hat, vielleicht ein wenig zu seicht geraten, aber die abenteuerliche Handlung in Verbindung mit der sympathischen und schicksalsgebeutelten Heldin sorgt für gute Unterhaltung, die allerdings stark auf Jugendliche zugeschnitten ist und nicht, wie derzeit andere phantastische Bücher für junge Leser, auch Erwachsene wirklich anspricht.

|Übersetzt von Gabriele Haefs
Empfohlen ab 12 Jahren
432 Seiten Klappenbroschur|
http://www.carlsen.de
[Verlagsspezial zur Serie]http://www.carlsen.de/web/jugendbuch/ugly__pretty__special
http://scottwesterfeld.com/

|Siehe ergänzend dazu auch unsere [Rezension 3307 zu Westerfelds Science-Fiction-Epos „Weltensturm“.

Anmerkung: Die „Trilogie“ ist mittlerweile zur Quadrologie geworden. Eine deutsche Veröffentlichung des vierten Bandes „Extras“ ist noch nicht angekündigt.|

James Powlik – Tod aus der Tiefe

In der Tiefsee mutiert eine Lebensform heran, die jegliches Leben grässlich beenden kann. Mutige Wissenschaftler warnen, doch feige Politiker und gierige Geschäftsleute sorgen dafür, dass sich der Unterwasser-Schrecken pandemisch ausbreiten kann … – Katastrophen-Thriller der Mittelklasse; sämtliche Klischees werden abgearbeitet, in Sachen Originalität bleibt das Garn steril: Lesefutter auch für schläfrige Augen.
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