Moning, Karen Marie – Im Bann des Vampirs

MacKayla Lane ist eine typische Southern Belle, eine Südstaatenschönheit, und mehr als stolz darauf. Sie hat lange blonde Haare, perfekt manikürte Nägel und trägt jede Menge Pink. Wir lernen sie kennen, als sie gerade am elterlichen Pool liegt, sich die Sonne auf den Pelz scheinen lässt und ihrer Gute-Laune-Playlist auf dem |iPod| lauscht. Die Idylle wird allerdings jäh gestört, als sie einen Anruf aus Irland erhält: Ihre Schwester Alina, die dort ein Auslandssemester absolvierte, wurde brutal ermordet aufgefunden.

Bald ist Mac überzeugt, dass die irische Polizei ihr Handwerk nicht versteht, denn nach nur einigen Wochen werden die Ermittlungen ergebnislos eingestellt und der Fall landet auf einem Aktenstapel. Mac will sich damit keineswegs zufriedengeben und entschließt sich daher, selbst nach Dublin zu fliegen und die Polizei anzutreiben. Doch dann findet sie auf ihrer Mailbox eine Nachricht von Alina, die diese kurz vor ihrem Tod hinterlassen hat, und alles wird plötzlich reichlich mysteriös.

Einmal in Dublin angekommen, stellt sich bald heraus, dass es viel mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als sich Mac in ihrer Schulweisheit bisher träumen ließ. Alina hatte ihr in ihrer Nachricht aufgetragen, das Sinsar Dubh zu finden, und als Mac endlich herausfindet, worum es sich dabei handelt, findet sie sich schon in einer Welt voller dunkler Wesen wieder. Ihre Aufgabe ist es nun, Alinas Mörder zu finden und gleichzeitig Alinas letzten Wunsch zu erfüllen, indem sie jenes ominöse Sinsar Dubh aufspürt.

Immerhin steht ihr bald Jericho Barrons zur Seite, ein Buchhändler von fragwürdigem Lebenswandel. Barrons hüllt sich in Schweigen, was seine Person angeht, und verfolgt offensichtlich seine eigene Agenda (auch er ist auf der Suche nach dem Sinsar Dubh). Trotzdem rettet er Mac in schöner Regelmäßigkeit das Leben, schließlich ist sie wertvoll für ihn. Wie sich herausstellt, ist sie eine Sidhe-Seherin, die die Anwesenheit von Feenwesen und -objekten erkennen kann. Um das Sinsar Dubh zu finden, ist sie daher unerlässlich.

Karen Marie Moning hat sich als Autorin von sexlastigen Liebesschmonzetten einen Namen gemacht, in denen gut gebaute Highlander in Liebesdingen unerfahrene Amerikanerinnen vernaschen. Mit dieser Masche hat sie sich eine durchaus umfangreiche Fangemeinde (und, wie auf ihrer Webseite zu sehen, einen Porsche) erschrieben. „Im Bann des Vampirs“ ist der Auftakt zu einer neuen Serie, die auf insgesamt fünf Bände angelegt ist. Als Leser sollte man also darauf gefasst sein, dass man sich am Ende des Romans mit mehr Fragen als Antworten konfrontiert sieht. Außerdem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass der Titel des Romans unglücklich gewählt ist. Es geht hier um Feen und um Magie. Es kommt zwar ein Vampir vor (dessen Echtheit allerdings bis zum Ende weder bestätigt noch widerlegt ist), doch ganz sicher befindet sich niemand in dessen Bann. Also Punktabzug für den irreführenden Titel.

Moning erzählt aus der Perspektive von Mac und verknüpft damit Fantasy mit |Chick Lit| und einem Schuss Erotik. Ihr Universum ist von Feenwesen, den Sidhe, bevölkert, die ursprünglich in einer anderen Realität lebten, aber nun in Scharen in die menschliche Welt zurückkehren. Die bösen Sidhe, die Unseelie, greifen dabei auch gern mal Menschen an und haben es so zum Beispiel geschafft, ganze Stadtteile von Dublin auszulöschen. Trotzdem sind sich die Menschen der Gefahr nicht bewusst, und so ist es an Eingeweihten wie Mac und Barrons, die Invasion aufzuhalten.

Moning wird nicht müde zu erwähnen, dass die Idee zu „Im Bann des Vampirs“ komplett ausformuliert in ihren Gedanken auftauchte und sie diese nur noch aufschreiben musste. „Diese Welt ist so vollständig, so plastisch und detailliert, dass ich denke, sie müsste irgendwo existieren“, hat Moning in einem Interview gesagt. Das ist natürlich zumindest teilweise Koketterie. Natürlich existiert diese Welt irgendwo irgendwie, schließlich zieht Moning ihre Inspiration aus der gälischen Mythologie und spickt sie dann mit eigenen Ideen. Die Gottwesen der irischen Tuatha Dé Danaan werden bei ihr zu einem bunten Völkchen von Monstern, die Menschen auf die ein oder andere Weise um die Ecke bringen können. Schillerndstes Beispiel ist wohl das Tod-durch-Sex-Wesen (ja, das heißt wirklich so), das auf Menschen so anziehend wirkt, dass sie so lange Sex mit ihm haben, bis sie daran zugrunde gehen. Na ja, wenigstens sterben sie glücklich …

Natürlich trifft auch Mac auf ein derartiges Wesen, was dazu führt, dass sie sich in einem gut besuchten Museum die Kleider vom Leib reißt, um sich selbst zu befriedigen. Moning wird nachgesagt, gute Sexszenen zu schreiben. Die Szenen in „Im Bann des Vampirs“ mögen sexy sein. Erotisch sind sie jedoch nicht, dazu kommen sie zu plakativ und aufdringlich daher. Hier wird auf den billigen Effekt gesetzt, und es ist die sprichwörtliche schnelle Befriedigung, die Moning ihrem Leser hier bietet.

Überhaupt Mac. Als Ich-Erzählerin sieht der Leser zwangsläufig die Welt durch ihre Augen. Umso wichtiger ist es, dass sie dreidimensional, unterhaltsam und überzeugend ist. Stattdessen kommt Mac als verzogene, provinzielle Zicke daher, deren Tiraden weite Teile des Romans einnehmen. Sie ist so von sich und ihrer Lebensweise eingenommen, dass es ihr unmöglich ist, sich einer fremden Kultur zu öffnen. Und so beginnen Sätze ständig mit „bei uns im Süden“, wenn sie mal wieder einen Iren zu unhöflich, grob, laut oder anderweitig unverständlich findet. Wenn Mac nicht gerade vor schwabbeligen Sidhe-Monstern flieht, erheitert sie den Leser mit Schönheitstipps à la: „Die Haut von innen stets mit Flüssigkeit zu versorgen, ist viel wichtiger als eine gute Feuchtigkeitscreme.“ Und als Barrons eine Anspielung auf ihre Kleiderwahl macht, kontert sie mit: „Ich trage nicht nur Pink. Ich besitze auch pfirsich- und lavendelfarbene Sachen.“ Will man so einer Person wirklich fast vierhundert Seiten lang Gesellschaft leisten müssen?

Einzig Barrons vermag den Leser zu fesseln, und das einfach nur, weil er absolut nichts von sich preisgibt. Er ist immer zur rechten Zeit am rechten Ort, doch wie oft Mac ihn auch ausfragt, nie erzählt er mehr über sich. Mac tut offensichtlich gut daran, ihm nicht komplett zu vertrauen, denn er scheint selbst einige dunkle Geheimnisse zu hüten, doch andererseits ist er sich nicht zu schade, auch mal den Helden in schillernder Rüstung zu geben. Dazu sieht er gut aus, hat einen viel besseren Geschmack als Mac (schwarz, natürlich), begegnet Macs naivem Gemüt mit beißendem Zynismus und er besitzt einen Buchladen. Was wünscht man sich als Frau mehr?

In einem Interview zu ihrer neuen Romanserie sagte Moning, sie sei geschockt gewesen zu sehen, wie viel Thanatos sich in ihrem Eros fand. Im Gegensatz zu ihrer Highlander-Serie soll „Im Bann des Vampirs“ also dunkel und gefahrvoll sein. Hier gibt es Monster in dunklen Ecke, brutale Morde und Protagonisten, deren Loyalitäten nicht ganz geklärt sind. Und doch kann Moning von ihrer normalen Kost scheinbar nicht lassen. Bei ihrem neuen Roman handelt es sich um Plüsch-Horror, in dem die frohgemute Heldin hauptsächlich darüber nachdenkt, welches Top sie zur Monsterjagd anziehen soll. Wem das zu zu zuckrig ist, der sollte sich lieber in die Hände von Laurell K. Hamilton begeben. Hamilton weiß zumindest, wie man taffe Heldinnen schreibt.

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Hohlbein, Wolfgang – Buch der tausend Tode (Der Hexer von Salem 5)

[„Die Spur des Hexers“ 4081 (Der Hexer von Salem 1)
[„Der Seelenfresser“ 4141 (Der Hexer von Salem 2)
[„Engel des Bösen“ 4206 (Der Hexer von Salem 3)
[„Der achtarmige Tod“ 4353 (Der Hexer von Salem 4)

Es geht weiter, die Hälfte ist geschafft. Mit „Buch der tausend Tode“ liegt der mittlerweile fünfte Sammelband der „Hexer von Salem“-Reihe aus der Feder von Wolfgang Hohlbein vor, neu lektoriert und nachbearbeitet. Was höchstens ein akribischer Sammler bemerkt, der die älteren Buchausgaben oder sogar die Heftromane zum Vergleich heranzieht, sind die leichten Veränderungen, die diese – finale, endgültige oder wie auch immer zu bezeichnende – Fassung erfahren hat. Alle anderen Leser werden dankenswerterweise in einem der Vorworte in diesem Sammelband darauf hingewiesen.

Zum Verständnis und Lesefluss nicht notwendig sind die Anekdoten über die Entstehungsgeschichte des Hexers, in diesem Fall einmal mehr von Frank Rehberg, aber sehr aufschlussreich und unterhaltsam. So gibt er etwa in diesem Band Einblicke in die Arbeit um die Neuausgabe, die sich nah an den Originalmanuskripten zu halten versuchte, um die später eingefügten Änderungen nicht einfach zu übernehmen. In vielen Fällen sei dies jedoch nicht möglich gewesen, so Rehberg, durch das damalige, sehr anfällige Speichermedium Diskette. Viele der Disketten seien im Laufe der Zeit nicht mehr lesbar gewesen, das Originalmanuskript für immer dahin. Dennoch, spätere Änderungen seien, soweit dies möglich war, noch einmal unter die Lupe genommen, abgesegnet oder revidiert worden. Das erkläre die Tatsache, dass einige Episoden in „Buch der tausend Tode“ und den übrigen Neuausgaben sogar um einige Zeilen kürzer ausgefallen seien, da Hohlbein die später von Lektoren oder Redakteuren hinzugefügten Passagen zum Teil wieder gestrichen habe.

Wie weit man diesem, für den normalen Leser im Grunde kaum noch nachvollziehbaren Entwicklungsprozess einzelner Hexer-Abenteuer auch folgen möchte, der Blick hinter die Kulissen bietet zumindest einen guten Einstieg in die insgesamt neun Einzelepisoden, die sich in diesem Sammelband finden. Und auflockern können die Vorworte allemal, da auch der fünfte Sammelband mit über 730 Seiten wieder ein dicker Wälzer geworden ist. Eines der darin enthaltenen Kapitel stellt dabei „Necron – Legende des Bösen“ dar und lässt die Auseinandersetzung zwischen dem Hexer und seinem Erzrivalen auf einen vorläufigen Höhepunkt zusammenlaufen.

_Inhalt_

Es hat lange gedauert, doch Robert Craven hat es endlich geschafft, die legendäre Drachenburg zu finden: jenen Ort, an dem sich sein Rivale Necron verschanzt haben soll. Sein Ziel so nah vor Augen, gerät der Hexer jedoch in eine Falle. Das Schutzschild, das die Burg vor feindlichen Eindringlingen bewahren soll, gaukelt Craven eine unheilvolle Vision vor und raubt ihm kurzzeitig die Orientierung. Glücklicherweise können ihn seine Begleiter Shadow und der Indianer Sitting Bull retten – Letzterer ist im Übrigen eine weitere Person, die real existiert hat und der Hexer-Serie trotz der starken Fiktionalität einen realistischen Bezug verschafft.

Endlich wieder bei klarem Verstand, steht Craven nun so kurz davor, Necron endlich gegenüberzutreten. Der Schutzschild mutet jedoch unüberwindbar an. Eher zufällig findet der Hexer dann aber doch noch eine Möglichkeit, in das Anwesen einzudringen. Denn die Templer, die durch eine Täuschung in Craven einen Feind sehen und eine kurzfristige Allianz mit Necron eingehen, können problemlos in die Burg gelangen: über eine unsichtbare Brücke, die nur hält, sofern man an sie glaubt. Einer der Templer verliert diesen Glauben, stürzt in den Abgrund und zeigt Craven, der diesen Sturz mitverfolgt, wie die Drachenburg zu erreichen ist.

Obwohl es dem Hexer zusammen mit Shadow und Sitting Bull gelingt, bis in den Innenhof vorzudringen, scheitert die Stürmung ein weiteres Mal. Die kleine Gruppe wird von Necron bereits erwartet, der sie, wie auch die Templer, die nicht so recht wissen, auf welcher Seite sie nun stehen, mit mächtigen Zaubern in den Wahnsinn treibt. Die Templer, die nunmehr Craven wie auch Necron als Feind gegenüberstehen, werden kurzerhand vernichtet. Craven, geschwächt und ausgelaugt, wird hingegen verschont und als Gefangener in die Burg gebracht. Anstatt den Hexer zu töten, hat Necron jedoch einen perfideren Plan ausgeheckt. Er will seinen Rivalen auf seine Seite ziehen und ihn dazu bewegen, den Großen Alten zu dienen. Zusammen wären sie mächtiger als jeder Feind, der sich ihnen in den Weg stellen würde. Craven hat kaum eine Wahl zwischen der Option zu sterben oder sich seinen Feinden unterzuordnen, doch mit einer letzten verzweifelten Aktion setzt er alles auf eine Karte und riskiert dabei nicht nur sein eigenes Leben.

Nach einer großen Schlacht kehrt in den folgenden Episoden wieder etwas mehr Ruhe ein. Das Böse findet jedoch immer einen Weg und versucht mit neuen Mitteln, den Hexer zu vernichten. Besondern hervor stechen dabei die Folgen „Der Koloss von New York“, in dem mit Herman Melville, dem Autor von [„Moby Dick“, 1144 eine weitere reale Person einen kurzen Gastauftritt erhält.

Noch einen Schritt weiter geht die letzte Geschichte in diesem Sammelband. „Das Hirn von London“ wartet mit einer Hommage an Sir Arthur Conan Doyle auf, denn Craven wird in Ereignisse verwickelt, die direkten Bezug auf den heute als Klassiker zu bezeichnenden Krimi [„Der Hund der Baskervilles“ 1896 nehmen.

_Bewertung_

Auch der Sammelband „Buch der tausend Tode“ wartet wieder mit einigen Höhepunkten, aber auch einigen schwächeren Einzelfolgen auf. Wer Wert legt auf die Vollständigkeit der gesamten Reihe – und darauf ist diese Neuauflage ja ausgerichtet -, wird sich darum eh weniger scheren. Alle anderen dürften bereits vorher abgesprungen sein, denn der Zenit der Serie ist bereits überschritten. Obwohl kurze Gastauftritte zeitgenössischer Persönlichkeiten immer wieder überraschen und zum Schmunzeln anregen, eben weil sich der Hexer nicht ganz so ernst nimmt, wirkt die Handlung mittlerweile arg konstruiert und mehr und mehr konfus. Da jede einzelne Kurzgeschichte in einen großen Zyklus eingebettet ist, leidet zwangsläufig die Übersicht darunter. Zentrale Folgen wie das titelgebende „Buch der tausend Tode“, in dem sich Craven und Necron endlich gegenüberstehen, räumen zwar bei Freund und Feind kräftig auf, die Neuordnung der Verhältnisse geht aber nicht tief genug. Die vielen Verweise auf frühere Geschichten oder auf früher eingeführte Charaktere bringen die alte Komplexität zurück. Die immer häufigeren Zeitsprünge tun ihr Übriges, dass man als Leser schon einmal den Faden verliert.

An der literarischen Qualität hat sich natürlich nichts geändert. Man merkt dem Hexer stets an, dass die Vorlage eine Heftroman-Reihe gewesen ist, daran ändert auch die Überarbeitung nichts. Dies sollte aber nicht als grundlegende Kritik verstanden werden, denn das Ziel des Sammelbandes ergibt sich bereits aus dessen Namen. Hier geht es nicht um neue Hexer-Abenteuer, sondern um die alten im neuen Gewand, und dies ist wie bei allen vier vorherigen Bänden auch mit diesem fünften hervorragend gelungen. Dazu trägt neben den leicht revidierten Texten und den interessanten Vorwörtern auch die einheitliche Buchgestaltung bei. Beginnend in einem blauen Farbton, hat sich jeder Teil im Vergleich zum vorigen farblich leicht verändert (dieser Band ist bräunlich-rot), was im Bücherregal schon jetzt, trotz der Paperback-Ausgabe, einen hübschen Gesamteindruck ergibt.

Man kann den Hexer lieben oder hassen, die Sammelausgabe ist für echte Fans eine wahre Fundgrube. Darauf zielt diese Ausgabe ab, und damit kann sie eindeutig punkten.

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Heitz, Markus – Kinder des Judas

|Serbien, 17. Jahrhundert|

Jitka ist noch ein Kind als ihr die Mutter von einem türkischen Elitekrieger, einem Janitscharen, genommen wird. Ein Großbauer nimmt das Mädchen, welches eine unglaubliche Auffassungsgabe besitzt, in seine Obhut, bis sein Vater Karol eines Tages unvermittelt vor der Tür steht. Er nimmt Jitka mit sich in seine Mühle, in der schon lange kein Korn mehr gemahlen wird. Stattdessen hat sich Karol eine umfangreiche Bibliothek sowie ein Laboratorium in dem Gebäude geschaffen. Der charismatische Mann ist ein Forscher, der seine Tochter schnell an seinem Wissen teilhaben lässt, und Jitka ist äußerst wissbegierig.

Bald schon erkennt sie, wonach Karol forscht. Er untersucht das Wesen der Vampire und Untoten. Auch Jitka ist von diesem Thema fasziniert und bald schon legt sie ihren alten Namen ab und wird fortan nur noch Scylla genannt. Über die Jahre hinweg erlangt Scylla ein enormes Wissen und wird darüber hinaus von ihrem Vater im Kampf, vorrangig mit dem Dolch, unterrichtet. Eines Abends belauscht Scylla unerlaubt eine Zusammenkunft mehrerer Adliger in der Scheune neben der Mühle. Ihr Vater, Karol, ist der Gastgeber, und so erfährt Scylla viel früher als beabsichtigt von der geheimnisumwitterten |Cognatio|, einem Bund von Wissenschaftlern, die zum Wohle der Menschen forschen. Insgesamt gibt es zwölf Mitglieder, an deren Spitze der Ischariot steht, denn die Cognatio ist der festen Überzeugung, von Judas Ischariot abzustammen, den sie nicht als Verräter an Jesus ansehen, sondern als den eigentlichen Begründer des Christentums, denn ohne Judas wäre Jesus nicht in der Lage gewesen, die Bürde des Todes für die Menschheit auf sich zu nehmen und wieder aufzuerstehen.

Jedes Mitglied der Cognatio muss im Laufe seines Lebens einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin ausbilden. Diese müssen umfangreiche Tests bestehen, bevor sie aufgenommen werden. Karol hat aber viele Gegner in der Cognatio, und so wird Scylla zunächst ausgestoßen. Doch Scylla besitzt weitaus mehr Wissen als die restlichen Eleven und Elevinnen und wäre ein unschätzbares Mitglied. Aber die Cognatio ist der unumstößlichen Meinung, Karol könnte seine Tochter nicht ausreichend lenken. So übernimmt seine beste Freundin in der Cognatio, Baronin Lydia Metunova, die Fürsorge für die junge Frau.

Diese hat aber innerlich bereits mit der Cognatio gebrochen. Schließlich kommt es sogar zu Katastrophe, denn die Bewohner der umliegenden Dörfer sind der Ansicht, dass Karol und seine Tochter selber Blutsauger sind, auch wenn sie diese zu bekämpfen vorgeben. Und sie haben Recht, denn die Mitglieder der Cognatio sind Kinder des Judas. Mächtige Vampire, die ihren Blutdurst zwar zügeln können, aber wenn er durchbricht, gibt es fürchterliche Massaker. Karol kommt im Kampf mit den Dörflern um, und auch Scylla stirbt. Doch während ihr Vater seine untote Existenz aushaucht, stirbt Scylla als Mensch und wird als Vampirin, als Tochter des Judas, wiedergeboren. Rastlos lebt sie fortan in der Welt der Menschen und trinkt ungezügelt Menschenblut, vermählt sich mit reichen Geschäftsmännern und kommt zu einem nicht unbeträchtlichen Vermögen. Bis sie die Bekanntschaft mit ihrem Halbbruder Marek macht, der ebenfalls ein Judaskind ist und seine Schwester zurück in den Reigen der Cogantio führt. Doch Marek hat seine eigenen Pläne, für deren Ausführung er auch über Leichen gehen würde. Insbesondere über die Leiche von Scyllas großer Liebe Viktor, dem Vampirforscher aus Deutschland …

|Leipzig, 2007|

Als Theresia Sarkowitz lebt Scylla immer noch unter den Menschen. Hat aber dem Blut der Menschen abgeschworen, auf welches die Judaskinder nicht angewiesen sind, und arbeitet als Sterbebegleiterin in einem Krankenhaus, während sie nachts gefährliche Käfigkämpfe im Untergrund führt. Eines Abends holt sie ihre Vergangenheit wieder ein, als Marek erneut die Partnerschaft seiner Schwester einfordert. Da weiß Scylla, dass sie erst ihren Bruder endgültig vernichten muss, um Frieden zu finden …

_Meinung:_

|“Der zweibändige Ausflug in das Genre Dunkle Spannung wird nicht der letzte sein. Es gibt noch einiges zu erzählen. Und viele andere Wesen, die sowohl im Dunkel als auch im Licht lauern.“| So hieß es am Ende von „Sanctum“, dem zweiten Band des großen Werwolf-Zweiteilers aus der Feder von Markus Heitz. Nun ist es so weit und der Leser hält mit „Kinder des Judas“ wieder einen Horror-Action-Thriller der Superlative in Händen.

Dieses Mal nimmt sich Heitz |der| klassischen Gruselfiguren an: der Vampire. Der Klappentext gibt dabei nur die Spitze des Eisberges preis. Der Plot und zugleich der Reiz des gesamten Buches liegen in der zweiten Handlungsebene. Denn wie schon in „Ritus“ und „Sanctum“, hat Heitz auch dieses Buch in zwei Storylines aufgegliedert, die sich in unregelmäßigen Abständen ablösen. Der Großteil der Geschichte spielt zwischen den Jahren 1670 und 1732, und hier wird der Löwenanteil der Handlung in Serbien bestritten. Im Laufe der Geschichte treten die Geschehnisse der Gegenwart immer mehr in den Hintergrund, um am Ende wieder mit Macht in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken und den Leser mit einem dramatischen Finale zu bannen.

Wie schon in seinen Werwolf-Thrillern, hat Heitz auch hier für seinen historischen Part auf reale Ereignisse zurückgegriffen. Im Mittelpunkt stehen der osteuropäische Vampirglaube und diverse Exhumierungen, bei denen die unterschiedlichsten Arten der blutsaugenden Untoten gefunden wurden. In „Kinder des Judas“ sind Vampire nicht gleich Vampire, und abgesehen von den Judaskindern greift der Verfasser auf ‚reale‘ Mythen zurück. In seinem Roman wimmelt es von Upiren, Tenjacs (Aufhockern), Muronys, Nachzehrern und vielen anderen Untoten mehr.

Leider ist aber nicht alles Gold, was glänzt: Heitz‘ Protagonisten wirken leider häufig sehr distanziert und gefühllos. Scylla ist eine wunderschöne Frau, die nicht nur hochintelligent ist, sondern darüber hinaus auch eine perfekte Kämpferin – eine Charakterisierung wie aus einem Trivial-Roman. Dabei agiert sie teilweise so spröde und humorlos, dass sie geradezu depressiv wirkt. Gerade die Passagen in der Gegenwart, die von Scylla alias Theresia Sarkowitz aus der Ich-Perspektive geschildert werden, sind gefärbt von einer dunklen Melancholie. Bisweilen sind Scyllas Gedankengänge zu melodramatisch, so als ob sie das gesamte Leid der Menschheit auf sich nehmen müsste. Ihrer Figur fehlen der Schuss Ironie und eine Portion Humor, um wirklich überzeugen zu können. Umso authentischer und liebenswerter wirkt dagegen Viktor, der erst im Jahr 1731 in das Leben der Vampirin tritt und erstmals auf Seite 400 erwähnt wird. Eigentlich will der junge Deutsche nur in den Osten Europas, um die Erinnerungen an seine gestorbene Geliebte zu verwinden und Pelze zu erwerben, als ihm die Geschichten von den lebenden Toten zu Ohren kommen. Von da an ist er dem Bann der Blutsauger erlegen und forscht an der Seite einer Sippe von Zingaros (Zigeunern) nach den Vampiren. Nachdem er Scylla kennen und lieben gelernt hat, gerät er schneller, als ihm lieb ist, in das Visier der Judaskinder.

Viktor ist eindeutig der Sympathieträger in der zweiten Hälfte des Buches und dient, aufgrund seiner Liebenswürdigkeit und Schwächen, eher als Identifikationsfigur als Scylla selbst.
Seine Reisen mit den Zingaros durch Serbien gehören zu den spannendsten Abschnitten des Buches und hätten ruhig noch ausführlicher sein dürfen. Rückblickend betrachtet, hat die Zeitlinie in der Gegenwart auch eher gestört, lief sie doch nur auf das entscheidende Duell zwischen Scylla und Marek beziehungsweise den Kindern des Judas und den restlichen Vampiren hinaus. Dafür geht der Autor mit den Fakten der Vergangenheit sehr souverän um und entwickelt eine überaus interessante Storyline, die man mit sehr viel Freude lesen kann.

Die äußere Gestaltung des Buches ist ähnlich gehalten wie bei „Ritus“ und „Sanctum“, wirkt allerdings nicht ganz so edel. Dennoch hebt sich das Buch im Regal deutlich von anderen Publikationen sehr schön ab.

_Fazit:_

Markus Heitz‘ Ausflug in die Welt der Vampire ist nicht ganz so fesselnd und dramatisch wie sein Werwolf-Zweiteiler, aber immer noch ein literarisches Erlebnis, das einige Stunden Einsamkeit durchaus kurzweilig zu gestalten vermag. Die einseitige Charakterisierung der Heldin macht die Lektüre bisweilen jedoch ein wenig zäh. Auch die Handlungsebene in der Gegenwart wirkt gelegentlich zu konstruiert; die Geschichte hätte als rein historischer Gruselroman viel besser funktioniert. Gerade die Fakten und Recherchen des Autors kommen dem Buch zugute, und die Exhumierungen und Hinrichtungen der Untoten sind nichts für schwache Gemüter. Ein Buch, welches trotz seiner Mängel jedem Vampir-Interessierten wärmstens empfohlen sei.

|702 Seiten|
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|Markus Heitz auf Buchwurm.info:|

[Interview mit Markus Heitz]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=56
[„Schatten über Ulldart“ 381 (Die Dunkle Zeit 1)
[„Trügerischer Friede“ 1732 (Ulldart – Zeit des Neuen 1)
[„05:58“ 1056 (Shadowrun)
[„Die Zwerge“ 2823
[„Die Zwerge“ 2941 (Hörbuch)
[„Die Rache der Zwerge“ 1958
[„Der Krieg der Zwerge“ 3074
[„Die dritte Expedition“ 2098
[„Ritus“ 2351 (Buch)
[„Ritus“ 3245 (Hörbuch)
[„Sanctum“ 2875 (Buch)
[„Sanctum“ 4143 (Hörbuch)
[„Die Mächte des Feuers“ 2997

_Florian Hilleberg_

Willingham, Bill / Buckingham, Mark – Fables 4 – Die letzte Festung

Willinghams „Fables“ geht bei |Panini| in die vierte Runde. Der bisher seitenschwächste Band enthält eineinhalb Geschichten, nämlich „Die letzte Festung“ und die ersten drei Kapitel von „Aufmarsch der Holzsoldaten“. Inhaltlich wird an die vorangehenden Bände angeknüpft. Der „Fables“-Kosmos wird solider, und man spürt, dass Bill Willingham sich warm geschrieben hat.

In „Die letzte Festung“ gewährt er dem Leser endlich einen Blick in die Vergangenheit, als ein furchtbarer Krieg die Fabelwesen aus ihrer Heimat vertrieb. Blue Boy erzählt Snow White vom Kampf um die letzte Festung, den er als der letzte Überlebende hautnah miterlebt hat, bevor sich die Portale schlossen.

In „Aufmarsch der Holzsoldaten“ wird an diese Erzählung von Blue Boy angeknüpft. Seine Freundin Rotkäppchen (Red Riding Hood) taucht plötzlich in Fabletown auf. Sie galt bislang als verschollen und behauptet, dem Feind durch eine List entkommen zu sein. Und das, obwohl alle Portal seit über zweihundert Jahren verschlossen sind. Bigby Wolf traut ihren Worten nicht und macht sich auf, um die Wahrheit herauszufinden. Neben dieser neuen Entwicklung gibt es natürlich auch noch diverse Altlasten, die offen herumliegen. Prince Charming will Bürgermeister von Fabletown werden, und Snow White ist schwanger.

„Fables 4“ vereint zwei Erzählbausteine miteinander. Zum einen wird Hintergrundmaterial geliefert, das bislang fehlte und den Fables-Kosmos angenehm verdichtet. Zum anderen werden mehrere richtig gute Cliffhänger aufgebaut: Intrige, Politik und Soap. Nicht unbefriedigt, aber doch extrem nervös bleibt der Leser nach der letzten Seite zurück. Vielleicht sollte man mal über ein Verbot von extrem gutem Storytelling und offenen Handlungssträngen nachdenken …

http://www.paninicomics.de

_Die „Fables“ bei |Buchwurm.info|:_
[„Fables 1 – Legenden im Exil“ 3175
[„Fables 2 – Farm der Tiere“ 3506
[„Fables 3 – Märchenhafte Liebschaften“ 4062

John Scalzi – Geisterbrigaden

Die Kopie des Bewusstseins eines verräterischen Wissenschaftlers wird einem Menschenklon aufgeprägt. Der junge Mann wird außerdem als Soldat ausgebildet, denn ein Krieg mit bösen Aliens droht. Mitten im Kampfgetümmel droht der Verräter die Hirnherrschaft zu übernehmen … – Turbulentes SF-Spektakel mit politisch unkorrektem Unterton, das zwar nur Bekanntes präsentiert, aber trotzdem kurzweilig und ohne Anspruch auf literarischen ‚Wert‘ zu unterhalten vermag. John Scalzi – Geisterbrigaden weiterlesen

R. A. Salvatore – Drizzt – Der dritte Sohn (Die Saga vom Dunkelelf 1)

„Drizzt“ ist die Hörspielumsetzung der legendären Dunkelelf-Saga des Fantasy-Autors R. A. Salvatore (geb. 1959 in Massachusetts): Der Dunkelelf Drizzt wird als der dritte Sohn des Hauses Do’Urden geboren. Damit muss er als Opfer der Spinnengöttin dienen. Doch kurz vor der Niederkunft tötet Dinin Do’Urden, der Zweitgeborene, seinen Bruder, um Erstgeborener zu werden. Das rettet Drizzt das Leben, der als männlicher Drow (Dunkelelf) allerdings schwer unter seinen Schwestern zu leiden hat, die allesamt Hohepriesterinnen der Spinnengöttin und damit höhergestellt sind.

R. A. Salvatore – Drizzt – Der dritte Sohn (Die Saga vom Dunkelelf 1) weiterlesen

Edwards, Blake / Rohrbeck, Oliver – Richard Diamond, Privatdetektiv: Fall 1 & 2

_Inhalt_

|Fall 1:|

Der verängstigte Edward Wilkins erbittet Schutz in einem angeblichen Mordkomplott. Er sucht das Büro von Privatdetektiv Richard Diamond auf und berichtet ihm von einigen Vorfällen auf dem Rummelplatz, nach denen er sich verfolgt fühlt. Wilkins kann jedoch kein Bares anbieten, so dass Diamond gezwungen ist, den Job anzulehnen. Kurze Zeit später taucht eine unkenntliche Leiche auf, wobei es sich allem Anschein nach um die Überreste des Hilfesuchenden handelt. Erst jetzt wird Diamond bewusst, wie fahrlässig er kurz zuvor gehandelt hat.

|Fall 2:|

Entnervt berichtet Richard Diamond seiner Freundin Helen Asher von einem Crash auf dem Dienstweg. Sein Autor erlitt schweren Schaden, er hingegen kam glimpflich aus der Sache hinaus. Zur gleichen Zeit wurde der Spedition Huxley eine Barsumme von 600.000 Dollar gestohlen. Lediglich das Fluchtauto konnte als Beweismittel in die diesbezüglichen Ermittlungen aufgenommen werden. Und eben dieses raste vor wenigen Stunden in den Wagen von Privatdetektiv Diamond …

_Persönlicher Eindruck_

Die Person des Privatdetektivs Richard Diamond ist hierzulande noch nicht etabliert, avancierte in den Vereinigten Staaten indes längst zur Ikone im Segment des Radiohörspiels. Kurze, knappe Storylines im Setting einer 50er-Jahre-Kriminalhandlung bzw. mit leichten Reminiszenzen an das Film-Noir-Genre bilden die Grundlage zu den leicht überschaubaren Fällen des Titelhelden, sind jedoch gleichermaßen das vornehmliche Qualitätsmerkmal dieses auditiven Krimi-Entertainments. Wobei: Spannung ist zumindest den ersten beiden Abenteuern des personifizierten Anti-Helden noch ein wenig fremd.

Im ersten Fall bietet sich beispielsweise eine sehr gradlinige, dementsprechend aber auch wendungsarme Story, deren teils übermäßig klare Anspielungen die Brisanz des Plots recht schnell entschärfen. Man spürt von Anfang an, an welchen Eckpunkten der Story etwas faul ist und welche Figuren sich hinter den vermeintlich kriminellen Elementen verbergen, so dass die Spannungskurve bis zum wenig spektakulären Finale einen ziemlich flachen Bogen beschreitet. Andererseits etabliert sich hier bereits dieses unwiderstehliche Flair der Serie, einmal in der knisternden Affäre zwischen Helen und Richard, und darüber hinaus in den lockeren, berechnend klischeehaften Sprüchen aus dem Munde des Privatdetektivs. Er ist ein Nörgler und Eigenbrötler, wie er Buche steht, arrogant, frech, stellenweise aber auch nihilistisch und abweisend, in sich aber gerade deswegen die perfekte Besetzung für die Titelrolle in dieser Reihe. Für ihren ersten, insgesamt nur wenig beeindruckenden Fall kann die Hauptfigur ja schließlich nichts.

Besserung verspricht der irrwitzige, bizarre zweite Fall, in dem sich die Zufälle parallel zu den Überraschungen innerhalb der Handlung mehren und die Geschichte infolge dessen eine flottere, allerdings auch leicht komplexere Entwicklung nimmt. Dabei übernimmt Regisseur Oliver Rohrbeck die charakterbezogenen Eigenheiten quasi als roten Faden und verknüpft einige zentrale Elemente (so wie beispielsweise das dezent sexistische, bereits jetzt obligatorische Telefonat zwischen Richard und Helen) auch mit dem neuen Leitthema. Außerdem arbeitet sich Diamonds Persönlichkeit hier noch präziser heraus, so etwa im Kontakt mit der netten Dame, die den Unfall initiiert hat und ihn kurze Zeit später beinahe umlegt. Derlei Zwischenfälle zeugen natürlich auch von einem ganz speziellen Humor (hier sei wieder der Querverweis zum Film Noir erlaubt), welcher den grundsätzlich nicht ganz so lebendigen Geschichten inhaltlich etwas mehr Nährboden verschafft und auch über manch platte Idee hinwegtröstet. Obschon: Die Serie bzw. hier die ersten beiden Fälle leben in erster Linie vom Zusammenspiel der Figuren, während die Kriminalgeschichten hierzu teilweise nur den Aufhänger mimen. In ihrer Kombination erweisen sich beide Aspekte jedoch als stimmiges Grundkonzept, dessen Symbiose einerseits den fantastischen atmosphärischen Rahmen bestimmt, andererseits aber auch für bestes, authentisches 50ies-Entertainment sorgt. Da die Chillout-Sounds und überhaupt die Effekte sehr gut eingeflochten und zudem auch die Sprecherrollen stark besetzt sind, geht letztendlich sogar ein Lob an den Serienauftakt klar.

Als unabhängige Adaption des frechen, klassischen Krimis dieser Zeit funktioniert das Ganze jedenfalls aller Kritik zum Trotz fabelhaft, und darum geht’s im Prinzip ja nur. Prädikat: Durchaus empfehlenswert.

lauscher news


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Vaughan, Brian K. / Henrichon, Niko – Löwen von Bagdad, Die

Was ist eigentlich ein Symbol? Schwierige Frage. Wahrscheinlich könnte man ein ganzes Zwei-Zimmer-Appartement mit Büchern zu diesem Thema füllen. Das ginge jedoch für eine Comic-Rezension zu weit. Nehmen wir für den Augenblick einfach an, dass ein Symbol ein Zeichen mit einer Bedeutung ist. Die Bedeutung und das Zeichen müssen einer bestimmten, nicht zu kleinen Gruppe von Menschen bekannt sein, damit von einem Symbol gesprochen werden kann. Außerdem darf ein Symbol nicht zweideutig sein. Jedem Zeichen kommt somit nur eine Bedeutung zu, nicht mehr und nicht weniger.

Die Graphic Novel „Die Löwen von Bagdad“ trägt bereits im Titel zwei Symbole, nämlich den Löwen und Bagdad. Erinnerungen an Disney’s „König der Löwen“ werden wach, nicht ohne Grund. Mit dem Löwen verbindet man im Allgemeinen den König der Tiere. Im Disney-Film wurde dieses Symbol aufgegriffen und neu bearbeitet, es knüpft jedoch an ältere Vorbilder an. In der Fabel ist der Löwe der Stolze, der Ehrenhafte und der Kühne, ein Vorbild und eine Leitfigur. Den Löwen als literarische Figur denken wir uns generell als etwas Majestätisches. Das zweite Symbol ist Bagdad. Gemeint ist nicht die wirkliche Stadt, sondern vielmehr das, was das Wort Bagdad in den Köpfen der Leser bedeutet. Die wirkliche Stadt kommt in diesem Comic natürlich nicht vor, das ist gar nicht möglich, sondern bloß ihre literarische Abbildung, eine Interpretation, wenn man so will. Ob Bagdad schon ein Symbol ist, bleibt im Gegensatz zum Löwen ungewiss. Sicher ist, dass viele Leser beim Namen dieser Stadt an den Irak und an Saddam Hussein, an Öl und Panzer, an Wüste und an Moscheen denken werden. Und vielleicht auch an den Golfkrieg. Sollte jemand andere Assoziationen hegen, wird er schon bei flüchtigem Durchblättern in die richtige Richtung gestoßen.

Die Hauptfiguren der Geschichte sind die vier Löwen Zill, Noor, Safa und Ali. Sie leben im Zoo von Bagdad, als amerikanische Flugzeuge die Stadt angreifen. Es ist das Jahr 2003, der jüngste Golfkrieg ist in vollem Gange. Prophetisch schreit ein Vogel: „Der Himmel stürzt ein! Der Himmel stürzt ein!“ Was nach „Asterix“ klingt, ist hier ernst gemeint. Kurz darauf bersten die Wände des Geheges und die Tiere kommen frei. Für die vier Löwen beginnt ein zielloser Fußmarsch durch die zerstörte Stadt.

Zurück zu den Symbolen. Comic-Autor Brian K. Vaughan weiß, was Symbole bedeuten und wie sie funktionieren. Einen wichtigen Hinweis darauf liefert er mit den Worten der Riesenschildkröte, die den Löwen auf ihrer Reise begegnet: „Alles hat einen Namen. Damit macht man klar, dass einem irgendwelcher Kram gehört.“ Und: „Es sind nur Symbole. Menschen sagen nie, was sie meinen.“ Um es kurz zu machen: Symbole sind ein wichtiges Instrument der Macht. Sie dienen dazu, Macht darzustellen und Menschen zu lenken. Wer das nicht glaubt, sollte sich einmal Gedanken darüber machen, warum zum Beispiel den Astronauten von Apollo 11 das Aufstellen der US-Flagge auf dem Mond so verdammt wichtig war.

Symbole, Macht – in „Die Löwen von Bagdad“ geht es zweifelsohne um Politik. Es soll keine kurzweilige Tiergeschichte sein, sondern ein Kommentar zur US-Politik im Nahen Osten, vermittelt durch Tiere. Comic-Kenner dürften das erwartet haben, denn Brian K. Vaughans wichtigste Serien „Ex Machina“ und „Y – The Last Man“ besitzen schließlich auch eine elementare politische Dimension.

Wie sieht nun der politische Kommentar aus, den Vaughan in „Die Löwen von Bagdad“ versteckt? Man kann versuchen, das an den beiden Löwinnen Safa und Noor greifbar zu machen. Safa ist die alte Löwin, einäugig, gezeichnet von der Außenwelt. Sie zieht das Gefängnis des Zoos der Alternative in Freiheit vor. Man könnte sagen, sie symbolisiert jenen Teil der irakischen Bevölkerung, der sich mit der Diktatur arrangiert hatte und keine Veränderung wollte. Noor ist Safas Antagonistin. Sie will die Freiheit und plant schon vor dem schicksalhaften Luftangriff, irgendwie aus dem Zoo zu entkommen. Sie könnte ein Symbol für den Teil der Iraker sein, die sich wehren und die Diktatur abschaffen wollten. Freiheit ist also das Stichwort. Zum Symbol der Freiheit wird der Horizont, den die Löwen im Gehege wegen der Mauern nicht sehen können. Der Junglöwe Ali weiß nicht einmal, was ein Horizont ist, weil er in Gefangenschaft geboren wurde.

Als die Zoo-Mauern dann unerwartet von den US-Fliegern eingerissen werden, steht Noor der neu gewonnenen Freiheit skeptisch gegenüber. „Freiheit kann einem nicht geschenkt werden, man muss sie verdienen.“ Angewendet auf die US-Politik im Irak könnte man Vaughans Kommentar in „Die Löwen von Bagdad“ so verstehen: Die irakische Bevölkerung hätte sich besser selbst von der Diktatur Saddam Husseins befreien sollen als amerikanische Hilfe aufgedrückt zu bekommen. Die Löwen wurden schließlich nicht gefragt, ob amerikanische Bomben ihr Gehege einreißen sollen. Die Folgen sind Rat- und Ziellosigkeit und das seltsame Gefühl, dass irgendetwas nicht richtig ist. Am Ende erblicken die Löwen den Horizont, aber die Gefühle dabei bleiben zwiespältig.

Natürlich schreibt Vaughan nicht für ein irakisches, sondern für ein amerikanisches Publikum. Er versucht zu vermitteln, wie das Eingreifen der USA im Irak wahrgenommen wird, und zu erklären, warum sich nicht der Großteil der Iraker ausgelassen über die Befreiung durch die Amerikaner freut. „Die Löwen von Bagdad“ ist eine Arbeit für mehr Verständnis und eine Darstellung der Ambivalenz politischer Entscheidungen. Vaughan ist vorsichtig, versucht Pathos möglichst zu vermeiden und bringt den Irakern in Gestalt der Löwen sehr viel Respekt entgegen. Ob man seine Ansichten teilt, bleibt natürlich Sache des persönlichen Standpunktes. Raffiniert gemacht bleibt der Comic „Die Löwen von Bagdad“ allemal.

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Meyer, Stephenie – Bis(s) zum Morgengrauen (Bella und Edward 1)

Im zarten Alter von siebzehn Jahren ändert Bella ihr Leben drastisch. Nicht, dass ihr viele Alternativen blieben: Ihre Mutter hat gerade einen Baseballprofi geheiratet und will mit ihm durch die Staaten ziehen. Da ist für Bella kaum Platz, und so entschließt sie sich, zu ihrem Vater in das verschlafene Forks zu ziehen, das sie bisher nur aus diversen Schulferienbesuchen kannte.

Der Umzug nach Forks ist in Bellas Augen keineswegs eine Verbesserung. Eigentlich kommt sie nämlich aus dem sonnigen Phoenix, und so fällt es ihr zunächst schwer, sich an das verregnete Forks zu gewöhnen. Auch die Beziehung zu ihrem Vater gestaltet sich zuerst schwierig – Charlie ist ein Einzelgänger aus Gewohnheit und muss sich daher erst an seine neue Rolle als Vater gewöhnen. Und dann ist da natürlich noch die Tatsache, dass sie an der Highschool die „Neue“ sein wird, was ihr eine berechtigte Gänsehaut über den Rücken jagt.

Letztendlich wird es dann aber gar nicht so schlimm, wie Bella befürchtet hat. Im Gegensatz zu Phoenix ist sie in Forks bald der Mittelpunkt des Interesses. Ihr ganzer Jahrgang scheint erpicht darauf, mit ihr befreundet sein. Die Jungs laufen ihr – fast sprichwörtlich mit sabbernder Zunge – scharenweise hinterher und auch die Mädchen nehmen sie sofort in ihre Clique auf. Nur ihr Banknachbar in Bio verwehrt sich Bellas Charme. Edward scheint eine sofortige Abneigung gegen sie zu verspüren und ihr ständig aus dem Weg zu gehen.

Bella ist konsterniert und gekränkt, kann sie sich doch nicht vorstellen, dem mysteriösen und schweigsamen Edward einen Anlass gegeben zu haben, sie nicht zu mögen. Und dass er schließlich sogar seine Biostunden zu schwänzen scheint, nur um ihr nicht begegnen zu müssen, erscheint ihr dann doch ein wenig drastisch.

Bella und Edward haben also nicht den besten Start. Und doch kommen sie sich näher, als Edward ihr bei einem Auffahrunfall das Leben rettet. Diesmal ist Bella nicht gekränkt, aber doch immer noch konsterniert, kann sie sich doch nicht des Eindrucks erwehren, dass Edward den auf sie zurollenden Wagen mit reiner Muskelkraft gestoppt hat – ohne einen Kratzer abzubekommen. Als sie dann noch bei einem Ausflug ins nahegelegene Indianerreservat erfährt, dass Edwards Familie der Zutritt verwehrt ist, weil sie Bluttrinker sind, ist ihr Interesse dann doch geweckt. Könnte Edward tatsächlich ein Vampir sein oder bildet sie sich da nur etwas ein?

Der Leser wird die Antwort schnell erraten: Natürlich ist Edward ein Untoter und natürlich hat er sich nicht von Bella ferngehalten, weil er sie nicht leiden kann. Er will Bella, und Bella ist sich schon lange darüber im Klaren, dass sie Edward will, doch die kleine Nebensache mit dem Vampirismus verkompliziert die Sache ein wenig.

Die Betonung liegt hier auf „ein wenig“, denn Stephenie Meyer lässt nie einen Zweifel daran, dass sie mit „Bis(s) zum Morgengrauen“ einen Liebesroman geschrieben hat. Sie hält sich nicht mit einem B-Plot auf, und auch Nebenfiguren sind hauptsächlich Staffage. Bei ihr geht es um Bella und Edward: Bella, wie sie im Geheimen Edward hinterherschmachtet. Edward, wie er unverschämt gut aussieht und einfach alles kann. Bella, deren Körper elektrische Stromstöße durchfahren, als Edward sie zufällig berührt. Edward, der ihr ganz romantisch auf einer Sommerwiese seine Liebe gesteht. Bella, die immer wieder in Gefahr gerät und von Edward gerettet werden muss. Und am Schluss geht doch alles irgendwie gut aus.

Meyers Liebesgeschichte ist buchstäblich wie aus dem Bilderbuch. Die Handlung ist schablonenhaft und bietet kaum überraschende Wendungen. Auch Meyers eher durchschnittliches erzählerisches Talent kann darüber nicht hinwegtrösten. Sie ergeht sich in endlosen Wiederholungen, bis dem Leser Edwards überirdische Schönheit und Bellas absolut unrealistische Tolpatschigkeit zu den Ohren herauskommen. Sie wird es nicht müde, Edwards Alabasterhaut zu beschreiben, seinen gottgleichen Körper und seine changierenden Augen, sodass auch die letzte Leserin begreift, dass sie hier den perfekten Mann vor Augen hat. Gleichzeitig ist Bella tapsig (sie fällt ständig auf die Nase), aber schön – die typische Damsel in Distress, die sich vom mutigen Helden aus potenziellen Gefahrensituationen retten lassen muss (will). Sie bietet damit eine mehr als geeignete Projektionsfläche für jugendliche Mädchenherzen.

Als Vampirroman kann „Biss zum Morgengrauen“ kaum überzeugen. Da findet sich nichts, was man nicht schon mal irgendwo anders gelesen oder gesehen hätte. Edward ist genauso empfindsam und „menschelnd“ wie Anne Rices Louis, ohne jedoch dessen Weltschmerz und Leid an seiner Existenz zu teilen. Die Liebesgeschichte hat das Überlebensgroße von Joss Whedons Buffy und Angel, ohne die potenzielle Gefahr, eine Bestie zu entfesseln. Meyers Vampire sind seltsam blutarm. Edwards Familie ernährt sich von Tieren, während sie sich gleichzeitig Mühe gibt, vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein (Edwards „Vater“ ist ein angesehener Chirurg). Edward ist zwar stark und kann einem Menschen gefährlich werden, doch wie Bella kann man diese Tatsache als Leser nicht so recht glauben. Er ist einfach zu gut, um wirklich böse zu sein.

Doch schließlich ist „Biss zum Morgengrauen“ ja nicht in erster Linie ein Vampir-, sondern ein Liebesroman, und in dieser Hinsicht fährt Meyer definitiv alle Geschütze auf. Wer also einmal so richtig dahinschmelzen will in einer Geschichte, die ein bisschen verbotene Gefahr verspricht, ohne je wirklich gefährlich zu werden, der wird „Bis(s) zum Morgengrauen“ vermutlich in zwei Tagen verschlungen haben und sich sofort den nächsten Band vornehmen. Schließlich hat Stephenie Meyer bisher drei erfolgreiche Schmöker veröffentlicht, die sich um Bella und Edward drehen – eine Verfilmung ist in Arbeit.

Interessanterweise beschreibt Meyer anhand der Vampire, was eine glückliche Familie ausmacht. Während Bella sich zwischen ihrer Mutter und deren neuen Mann wie das fünfte Rad am Wagen vorkommt und daraufhin zu ihrem Vater flieht, den sie auch kaum kennt, bietet Edwards Vampirfamilie Geborgenheit und ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das sie so offensichtlich noch nicht kennengelernt hat. Beim traditionellen „Freundin der Familie vorstellen“ fühlt sich Bella sofort wie zu Hause, wohl auch, weil Edwards „Eltern“ sie sofort annehmen und akzeptieren – etwas, das ihr bei ihren leiblichen Eltern schmerzlich zu fehlen scheint. In diesen Szenen gelingt es Meyer auch, überzeugende Nebencharaktere zu schildern. Während Bellas menschliche Schulfreunde nämlich alle austauschbar und nicht mehr als Rauschen im Hintergrund der Handlung sind, ist Edwards Vampirfamilie offensichtlich wirklich aus Fleisch und Blut – Charaktere, die man greifen kann, die Gefühle haben, genauso wie Vorlieben und Abneigungen.

„Bis(s) zum Morgengrauen“ begründet das wohl neue Genre der Feelgood-Vampir-Schmonzette. Das heißt, man darf auf der einen Seite weder große Charaktertiefe noch anspruchsvolle Prosa erwarten. Und auch einige Logikprobleme sollte man in Kauf nehmen können (das größte davon ist wohl die Frage, warum ein Vampir freiwillig zur Highschool gehen würde). Dafür bekommt man dann aber eine Story, die sich durchaus flott wegliest und genau in die Richtung geht, die der Leser erwartet. Manchmal ist es schließlich auch ganz nett zu sehen, wie die Protagonisten sich kriegen, anstatt frühzeitig dahinzuscheiden (à la „Romeo und Julia“ oder „Sturmhöhe“). Die jugendliche (oder junggebliebene) Leserin darf sich gern in der Rolle der Bella sehen, die von Edward erobert wird und mit ihm die Freuden der ersten großen Lieben durchlebt. Und das macht wahrscheinlich auch den großen Erfolg des Romans aus.

http://www.bella-und-edward.de
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Pratchett, Terry / Jean, Vadim – Schweinsgalopp. Das illustrierte Buch zum großen Film

Die finsteren Revisoren der Wirklichkeit wollen den Glauben der Menschheit vernichten und heuern einen Assassinen namens Kaffeetrinken an, damit dieser den Inbegriff des Glaubens, den Schneevater, beseitigt, der am Silvesterabend den Bewohnern der Scheibenwelt Geschenke bringt.

Doch wenn der Glaube an den Schneevater erlischt, wird am nächsten Morgen die Sonne nicht mehr aufgehen, und so schlüpft der TOD kurzerhand in das rote Gewand und verteilt mit seinem Gehilfen Alfred die Geschenke. Neben dem Schneevater ist TOD nämlich der Einzige, der an mehreren Orten zugleich sein kann. Doch um die Scheibenwelt zu retten, muss man das Übel an der Wurzel packen. So macht sich TODs Enkelin Susanne auf, um Kaffeetrinken zu stellen …

„Schweinsgalopp“ ist der erste Roman der Scheibenwelt, der kürzlich sehr aufwendig fürs Fernsehen verfilmt und in Deutschland als zweiteiliger TV-Film auf PRO 7 am ersten Weihnachtstag ausgestrahlt wurde. Mit diesem Bildband präsentiert der |Manhattan|-Verlag nun das optimale Begleitbuch zu diesem Ereignis. Reich bebildert mit Fotos aus dem dreistündigen Film und vielen Skizzen, ist der Band ein echter Augenschmaus.

Der Text hingegen ist lediglich die letzte Drehbuchfassung des Romans und daher wohl nur für echte Pratchett-Fans interessant oder jene, die von dem Film schlichtweg begeistert waren. Leider ist auf dem Schutzumschlag der deutschen Ausgabe kein Hinweis darauf zu lesen, dass nicht die komplette Geschichte erzählt wird. Für all jene also, die einfach das vollständige Abenteuer in gedruckter Form nachlesen wollen, ist die Taschenbuchausgabe des Romans empfehlenswerter und vor allem preisgünstiger. Dennoch macht es sehr viel Spaß, den Film anhand der Bilder und der Dialoge noch einmal Revue passieren zu lassen, und die Illustrationen sind von erstaunlich hoher Qualität. Darüber hinaus gibt es ein ausführliches Vorwort von Terry Pratchett selbst sowie von Drehbuchautor und Regisseur Vadim Jean.

Die Geschichte von „Schweinsgalopp“ ist recht originell und vor allem gespickt mit viel schwarzem Humor. Der TOD als Weihnachtsmann macht dabei eine urkomische und mehr als gute Figur und die Gags zünden selbst als rohe Drehbuch-Version glänzend. Ein Manko sind allerdings, wie schon im Film, die häufigen Szenenwechsel, die gerade das Lesen anstrengend gestalten. Auch für Nicht-Pratchett-Kenner ist das Buch aber verständlich und man hat sehr viel Freude an den skurrilen Ideen des Autors und seiner Scheibenwelt.

Die Aufmachung ist dem Verlag bestens gelungen. „Schweinsgalopp“ ist ein großformatiger Bildband, dessen Illustrationen auf dem edlen Hochglanzpapier bestens zur Geltung kommen. Und obwohl der Preis für ein derartiges Buch angemessen ist, dürften wohl nur echte Pratchett-Fans dafür so tief in die Tasche greifen.

Fazit: Ein liebevoll aufgemachter Bildband zum zweiteiligen Fernsehfilm mit vielen Farbfotos und einer Menge kunstvoller Skizzen der agierenden Personen. Leider gibt es als Text nur die letzte Drehbuchfassung, was nicht unbedingt für jedermann interessant ist. Hinzu kommt der stolze Preis, der allerdings für einen derart prunkvollen Band durchaus angemessen ist. Nichtsdestotrotz ist „Schweinsgalopp“ eine hervorragende und sehr humorvolle Parodie mit viel schwarzem Humor.

http://www.manhattan-verlag.de

_Florian Hilleberg_

Caspers, Ralph / Westland, Daniel – Scheiße sagt man nicht! Die 100 (un)beliebtesten Elternregeln

Scheiße sagt man nicht. Und wenn man schielt, bleiben die Augen so stehen. Und mit vollem Magen darf man nicht schwimmen gehen.

Alle Kinder haben solche Sprüche schon von ihren Eltern gehört. Ralph Caspers, Moderator von „Wissen macht Ah!“ und Mitarbeiter bei der „Sendung mit der Maus“, hat 100 mehr oder weniger bekannte Elternregeln auf ihren Wahrheitsgehalt untersucht und sich dabei Rat aus der Wissenschaft geholt. Je nach Ergebnis hat er sie in seinem Buch „Scheiße sagt man nicht! Die 100 (un)beliebtesten Elternregeln“ in „Stimmt“, „Stimmt nicht“ und „Stimmt nicht ganz“ eingeteilt.

Caspers präsentiert seine Erkenntnisse in dem populärwissenschaftlichen bis populären Tonfall, wie er in seiner Sendung vorherrscht, und dazwischen ist er immer mal wieder für einen Kalauer gut. Seine lockere und leicht verständliche Sprache ist auf die jugendlichen Leser gerichtet, denen ganz offenkundig seine Sympathie gilt, auch wenn er ihnen manchmal das Ergebnis zumuten muss: Tja, da haben die Eltern wohl oder übel Recht. Insofern greift hier auch der Effekt der „Sendung mit der Maus“: Man erklärt für die deklarierte Zielgruppe der Kinder besonders einfach, und die Erwachsenen sind insgeheim erleichtert: „Jetzt verstehen wir es auch endlich.“

So erfahren wir von Caspers, dass man Essensreste wirklich nicht die Toilette hinunterspülen sollte, weil sich auch in zivilisierten Ländern mit funktionierendem Wasser-/Abwassersystem massenhaft Ratten in der Kanalisation tummeln, die nur auf solche Fütterungen warten. Andererseits ist laut Autor das Herunterschlucken eines Kaugummis oder einer kleinen Menge Zahnpasta ungefährlich.

Bei einigen hinterfragten Erziehungssprüchen bringt Caspers nichts Neues. Dass man bei Rot wirklich nicht über die Straße gehen sollte, andererseits aber der altbekannte Satz „Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ keine ethnologische Tatsachenbehauptung ist (und von Eltern auch nie so gemeint ist), dürfte jedem klar sein. Dennoch fördert das Büchlein auch bei vermeintlich eindeutigen Fällen noch einige interessante Hintergründe zutage. Vermutlich glaubt niemand, der auch nur das Alter der Schulpflicht erreicht hat, dass man durch das brave Leeressen seines Tellers schönes Wetter am folgenden Tag hervorrufen könnte. Aber wer hat gewusst, das dieser Spruch auf den zutreffenden plattdeutschen Satz zurückgeht: Iss deinen Teller leer, „dann gifft dat morgen godes wedder“, d. h. wieder Gutes oder Frisches – und nicht die aufgewärmten Reste von heute. Darüber, wie bereitwillig Erziehungsberechtigte diesen Spruch missverstanden haben, kann man nur spekulieren …

„Scheiße sagt man nicht!“ liefert also Eltern wie Kindern einiges an Munition zum Diskutieren. Jetzt kommt es nur darauf an, wer es als Erster liest und vor dem anderen geheimhalten kann. Illustriert ist das Taschenbuch mit teilweise echt witzigen Karikaturen Eva von Platens.

http://www.scheissesagtmannicht.de
http://www.rororo.de

Bray, Libba – Circes Rückkehr (Der geheime Zirkel 2)

_Circe ist zurück_

Nach dem tragischen Tod ihrer Freundin Pippa wird Gemma von Gewissensbissen und Schreckensvisionen geplagt, da sie sich die Schuld an ihrem Tod gibt. Auch die Tatsache, dass sie die Magie im Magischen Reich befreit hat und sich daran nun gute wie auch böse Wesen frei bedienen können, lastet ihr auf dem Herzen. Von Kartik erhält sie den Auftrag, einen mysteriösen Tempel zu finden, um dort die Magie erneut zu binden, bevor Circe ihr zuvorkommt. Doch niemand kann Gemma sagen, wo sie den Tempel im Magischen Reich finden kann, und dass sie während den Weihnachtsferien in London bei ihrer Familie ist, macht ihr Vorhaben auch nicht gerade einfacher.

Obwohl Gemma große Bedenken dabei hat, in das Magische Reich zurückzukehren, versucht sie während der Weihnachtsferien zusammen mit ihren Freundinnen Ann und Felicity, den Tempel im Magischen Reich zu finden. Dort stoßen die drei auf eine große Überraschung: Ihre tote Freundin Pippa hält sich noch im Magischen Reich auf und freut sich riesig über den Besuch der drei. Auch wenn sich Gemma ebenfalls freut, ihre Freundin wiederzusehen, ist sie misstrauisch: Von ihrer Mutter weiß sie, dass Tote normalerweise ins Totenreich übergehen müssen, weil sie ansonsten zu bösen Kreaturen werden.

Zusammen mit Pippa und einem Schiff der Medusa, das wegen eines Zauberbanns nicht lügen kann, machen sich Gemma, Felicity und Ann auf den Weg und suchen nach dem Tempel. Doch auch in der normalen Welt kommen die Mädchen nicht zur Ruhe: Sie vermuten, dass die neue Lehrerin auf Spence, Miss McChennmine, Circe ist. Bei ihren Nachforschungen und ihrer Suche nach dem Tempel bekommen sie Hilfe von ihrer ehemaligen Lehrerin Miss Moore und einem Mädchen namens Nell, das durch Circes Schuld geisteskrank geworden ist. Erst zu spät merken sie, dass sie mit ihrer Vermutung, Miss McChennmine sei Circe, völlig in die falsche Richtung arbeiten …

_Kritik_

Nachdem [„Gemmas Visionen“ 4101 nur den Anfang von Gemmas Geschichte darstellt, geht es nun in „Circes Rückkehr“ weiter. Eine der vier Freundinnen musste schon bei der ersten Begegnung mit Circes Kreaturen sterben, und seitdem die Magie im Magischen Reich freigesetzt wurde, ist das Chaos dort perfekt. Doch nicht nur im Magischen Reich geht bei Circe alles drunter und drüber, denn auch in ihrem privaten Leben gibt es Dinge, mit denen sie sich herumschlagen muss. So ist ihr Vater beispielsweise von Laudanum abhängig, und zum ersten Mal scheint ein junger Mann an ihr Interesse zu zeigen.

Auch in „Circes Rückkehr“ geht es wieder um wesentlich mehr als nur um einen üblichen Fantasyroman. Die englische Gesellschaft wurde in dem Roman sehr gut getroffen und wirkt sehr authentisch, sodass man sich problemlos in die Geschichte einfühlen kann. Oberflächlich scheint die Londoner Gesellschaft wieder einmal allzu perfekt zu sein, doch letztendlich hat jeder mit seinen eigenen Problemen und ihrer Geheimhaltung zu kämpfen. Auch die Gefühlswelt von Gemma, Felicity und Ann wird hier wieder sehr gut rübergebracht. Man erfährt vor allem mehr über Felicity, die oberflächlich gesehen eine sehr temperamentvolle, freche und ein bisschen egoistische junge Dame zu sein scheint. Es kommen einige ihrer Geheimnisse ans Licht, mit denen sie immer noch stark zu kämpfen hat und die sie zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Auch über die schüchterne Ann erfährt man mehr. Um die Ferien mit Felicity verbringen zu können und nicht alleine in der Spence-Akademie zurückbleiben zu müssen, denken sie und Felicity sich eine Geschichte aus, die es ihr ermöglicht, in die höhere Gesellschaft aufzusteigen und dort akzeptiert zu werden. Angeblich hat man herausgefunden, dass sie die verlorene Nichte eines russischen Adligen sei und dass sie eine hervorragende Opernausbildung hinter sich habe. Diese Lüge ermöglicht es Ann, endlich mal ein bisschen aus sich herauszukommen, selbstbewusster zu werden und auch endlich ihrem heimlichen Schwarm, Gemmas Bruder, näherzukommen, der es hauptsächlich auf wohlhabende Mädchen abgesehen hat. Gemma, die immer noch von Gewissensbissen wegen Pippas Tod geplagt wird, lernt den attraktiven Simon Middleton kennen, der sofort Interesse an ihr zeigt. Dadurch gerät ihre Gefühlswelt stark ins Schwanken, da sie sich ebenfalls zu Simon hingezogen fühlt, aber auch Kartik nicht vergessen kann. Dazu kommt, dass ihr Vater von Laudanum abhängig geworden ist und weder sie noch ihr Bruder es vermögen, ihn davon zu befreien.

Die Charaktere sind wirklich äußerst gut gestaltet und sehr tiefgründig geraten, sodass sie entsprechend authentisch wirken. Man kann sich vor allem mit der Hauptperson Gemma sehr gut identifizieren und auch Felicity und Ann wirken sympathisch, trotz ihrer Fehler. Die Charaktere der drei sind so verschieden und eigen, dass sie einfach interessant wirken und man sie sofort in sein Herz schließt. Ann ist alles andere als selbstbewusst und sehr ängstlich. Felicity dagegen ist das genaue Gegenteil. Sie ist mutig, selbstbewusst und frech. Gemma ist eine Mischung der beiden Extreme, weshalb sie sich gut als Hauptperson eignet, mit der sich wohl die meisten Leser am besten identifizieren können.

Die Geschichte war schon im ersten Band eher düster, was sich in „Circes Rückkehr“ noch steigert. Gemma wird von immer mehr und immer heftigeren Schreckensvisionen heimgesucht, die meist von einer blutrünstigen Pippa oder drei geisterhaften Mädchen in weißen Nachthemden handeln. Die Geschichte von Gemma wird immer spannender und im Allgemeinen immer ernster und düsterer. Gemma merkt, dass die Angelegenheit langsam kein Spiel mehr ist und immer mehr von ihr und ihrem Handeln abhängt.

Was auch in „Circes Rückkehr“ wieder besonders gut gefiel, ist der gut durchgeplante Verlauf der Geschichte. Das macht sich vor allem bemerkbar, wenn Gemma mit der geisteskranken Nell redet, die ebenfalls in den Orden des aufgehenden Mondes eingeweiht ist. Nell erzählt ihr wirres Zeug, mit dem Gemma erst überhaupt nichts anfangen kann. Erst nach und nach wird klar, was Nells Worte bedeuten, und auch erst dann ergeben diese einen Sinn. Libba Bray verwebt ihre Hinweise und Wendungen in der Geschichte so gut, dass man zu keiner Zeit die Story vorhersehen kann und nie im Voraus erkennt, wie es weitergeht oder das Buch enden könnte.

Auch diesmal arbeitet Libba Bray wieder mit einem Gedicht, nämlich mit „Das verlorene Paradies“ von John Milton. Wer bei der Lektüre gut aufpasst und nicht nur oberflächlich liest, sondern sich auch mit der Story beschäftigt, der wird erkennen, dass auch diesmal wieder ein Zusammenhang zwischen dem Text von John Milton und der Geschichte besteht.

Obwohl das Wichtige in „Circes Rückkehr“ meist im Detail geschieht, hat man jedoch nie Probleme, der Handlung zu folgen und man überliest auch kaum irgendein wichtiges Detail, als ahnte man gleich, dass es für die weitere Handlung wichtig sein könnte. Libba Bray hat einen sehr leichten und unterhaltsamen Stil, der flüssig zu lesen ist und ihre Leser sofort in den Bann des Buches schlägt. Die ganze Erzählung ist in der Gegenwarts- und Ich-Form geschrieben, aus der Sicht von Gemma, was ich sehr passend finde. Alles in allem ist der Schreibstil sehr gelungen und konnte mich so sehr fesseln, dass ich die Lektüre kaum unterbrechen konnte.

_Fazit:_ Auch der zweite Band von „Der geheime Zirkel“ überzeugt voll und ganz. Die Geschichte ist interessant, zu keiner Zeit vorhersehbar und besitzt, wie auch die Charaktere, sehr viel Tiefgang.

_Libba Bray_ wuchs in Texas auf. Vorerst war sie die Autorin einiger Theaterstücke und Kurzgeschichten. Mit [„Der geheime Zirkel – Gemmas Visionen“ 4101 lieferte sie ihren ersten Roman ab, der es auf Anhieb in die Bestseller-Liste der |New York Times| schaffte. Auch die Fortsetzung, „Circes Rückkehr“, ist in den USA von Erfolg gekrönt. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Brooklyn, New York.

Die [Lesung]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3423712724/powermetalde-21 zum Buch erscheint wieder bei |JUMBO Neue Medien / GoyaLiT|.

http://www.libba-bray.de/
http://www.dtv.de

Meißner, Tobias O. – Brücke der brennenden Blumen (Im Zeichen des Mammuts 4)

Band 1: [„Die dunkle Quelle“ 1938
Band 2: [„Die letzten Worte des Wolfs“ 2418
Band 3: [„Das vergessene Zepter“ 3447

_Wenn die Eisenbahn …_

doch so pünktlich wäre wie Tobias O. Meißner, dann hätten die Lokführer von Seiten der Kundschaft vielleicht ein bisschen mehr Rückendeckung angesichts ihrer Streikvorhaben gehabt. Wieder ist nämlich kaum ein Jahr vergangen und wieder, wie versprochen, liefert der deutsche Underground-Fantast ein neues Abenteuer des Mammuts, das trotz dieser kurzen Zeit ausgereift, originell und spannend daherkommt.

_Das Mammut hat zu kämpfen …_

und zwar nicht zu knapp. Naenn, das hübsche Schmetterlingsmädchen, liegt schwanger im Warchaimer Hauptquartier, Helfer Cajinn ist vollkommen mit ihrer Pflege ausgelastet, da Rodraeg mit einem Herzschuss in seiner Kammer liegt, eher tot als lebendig, weil ihm Hellas, ehemaliger Mitstreiter, diesen tödlichen Pfeil verpasste und seither die Gemeinschaft verließ. Übrig geblieben sind der ungestüme Klippenwäldler Bestar und der Lichtmagier Eljazokad, der seine komplette Magie allerdings während des letzten Mammut-Abenteuers verloren hat. Bestar ist zwar ein furchteinflößender Krieger, aber ein Führer ist er nicht, weshalb es an Eljazokad bleibt, diese Rolle zu übernehmen, als ein neuer Auftrag für das Mammut hereinschneit.

Alle Kaninchen sind aus dem Thostwald verschwunden, heißt es dort; das Mammut möge sich also in den Thost begeben, um sich dort an Forker Munsen zu wenden, der sich in diesem Wald vorzüglich auskennt und den Mammutstreitern sicherlich weiterhelfen können wird. Eljazokad und Bestar hoffen darauf, dass Rodraeg genesen wird, um sie auf diesem Auftrag zu begleiten, aber sein Zustand ändert sich nicht. „Er befindet sich auf der Brücke der brennenden Blumen“, behaupten die geheimnisvollen Dreimagier, „auf einer Schwelle zwischen dem Land der Lebenden und der Toten.“ Um Rodraeg zu heilen, muss er von dieser Brücke wieder ins Reich der Lebenden geführt werden. Aber weder Eljazokad noch Bestar noch Naenn wissen, wie sie das anstellen sollen, und deswegen bleibt den ersten beiden nichts anderes übrig, als sich alleine um das Rätsel der verschwundenen Kaninchen zu kümmern.

Wie auch schon die ersten drei Aufträge klingt dieser harmloser, als er ist. Das bemerken die beiden Streiter schon, als sie im Thost ankommen: Forker Munsen, der ihnen eigentlich hätte weiterhelfen sollen, hat sich nämlich umgebracht. Einzig ein Tagebuch kann Bestar und Eljazokad knappe Auskunft darüber geben, was den Waldläufer in den Tod getrieben haben mag. Munsen erwähnt darin einen gewissen Tellures, der ihm „eine neue Perspektive“ versprochen hat, dafür viel von Munsen verlangte und ihm am Ende statt der versprochenen neuen Perspektive nur nach dem Leben trachtete. In der Ortschaft können die beiden Mammutstreiter nicht herausfinden, was diese rätselhafte Tagebucheinträge bedeuten mögen, deswegen marschieren sie selbst in den Wald, um dort eine Waldläuferin zu finden, der sich Munsen vielleicht anvertraut hat. Sie finden diese Waldläuferin, aber nicht nur das, sie erfahren, wonach Forker Munsen und sein Widersacher Tellures suchten und müssen dabei ihr verstörendstes Abenteuer erleben, in dem das grausame Geheimnis um die verschwundenen Kaninchen und das Rätsel um die Brücke der brennenden Blumen nur Spitzen eines weltenzermalmenden Eisbergs sind.

_Kein Grund in Sicht._

Was mit der „dunklen Quelle“ als unterhaltsames und recht originelles Fantasy-Spektakel begonnen hat, bekommt mit jedem weiteren Band mehr Fahrt und Tiefe, und auch dieser vierte Band macht da keine Ausnahme. Wiederum sind die Ereignisse eng mit den vorherigen Büchern verknüpft, und wer versuchen sollte, mit späteren Bänden einzusteigen, wird keine Chance haben, die Story verfolgen zu können. Es wimmelt nur so von Querverweisen zu vorherigen Ereignissen und Namen; der Vergewaltiger Ryot Melron (Band 1) spielt hier ebenso eine wichtige Rolle wie der tragische Wolf Dasco (Band 2) und der Schlüssel zu der Höhle der Riesen (Band 3). Auch erfährt der Leser endlich, was es mit dem Stadtschiff von Tengan auf sich hat, die Träume, die Eljazokad zum Mammut getrieben haben, werden ergründet und viele Namen, die irgendwo in den vorherigen Bänden aufgetaucht sind, bekommen endlich ein Gesicht.

Wer jetzt vermutet, dass „Die Brücke der brennenden Blumen“ eine hochkomplexe Story ist, der hat Recht. Wer aber weiterhin annimmt, dass einem der vierte Teil der Mammut-Saga Kopfschmerzen bereitet, könnte nicht weiter daneben liegen. Wie schon in den vorherigen Bänden lässt Meißner die Story wunderbar leichtfüßig voranmarschieren, die Details und Informationen sind stets so eingewoben, dass sie den Storyfluss nicht stören, sondern vom Leser fast schon unbewusst aufgenommen werden. Na gut, das klappt nicht immer. Manchmal bekommen es Bestar und Eljazokad mit Rätseln und Gedichten zu tun, die vor Namen und Ereignissen nur so wimmeln, Namen und Ereignisse, die irgendwann im Laufe der Geschichte noch wichtig werden, die sich aber kein Mensch auf Gottes weiter Erde je merken könnte.

Das ist aber nicht weiter schlimm, da man von den Enthüllungen und Ereignissen dieses vierten Mammut-Abenteuers derartig mitgezogen wird, dass man es schon sehr bald aufgibt, selbst irgendwelche Rätsel ergründen zu wollen. Was wie ein mysteriöses Waldabenteuer beginnt, wird zu einem surrealen, traumartigen Trip, der eher etwas mit einer Vision gemein hat als mit einem Fantasy-Abenteuer. „Die Brücke der brennenden Blumen“ ist damit die konsequente Fortführung des dritten Bandes, denn die Mammutstreiter hatten schon in der Höhle der Riesen bizarre, visionsartige Abenteuer zu bestehen, diesmal allerdings nimmt das Fantastische ganz andere Dimensionen an.

Die Spannung bleibt dabei nicht auf der Strecke, im Gegenteil; es gibt da ganz einschneidende Faktoren, die bewältigt werden wollen. Wenn es denn etwas zu meckern gibt, an der „Brücke der brennenden Blumen“, dann, dass sich die Ereignisse am Ende des Buches zu überstürzen scheinen und man den Eindruck bekommen könnte, nicht die Figuren, sondern der Autor möchte die Story zu einem Ende treiben. Auch prasseln hier erneut arg viele Informationen auf den Leser ein, die im Rausch der Ereignisse kaum zu verarbeiten sind – wirklichen Abbruch an der hohen Qualität des vierten Mammutabenteuers tut das freilich nicht.

_Ein weiteres Lebensjahr Erfahrung für das Mammut._

Es wächst und reift und ist wiederum nicht mit dem Mammut zu vergleichen, das man aus den vorherigen Abenteuern kennt. Ich kann mich nur wiederholen: „Im Zeichen des Mammuts“ ist ein straff gezeichnetes Geschichtengeflecht, das nicht das Geringste mit den gewohnten Endlosreihen zu tun hat, mit denen der Fantasy-Leser derzeit überschüttet wird. Hier gibt es keine Information zu viel; wer sich epische Breite wünscht, soll einen weiten Bogen um diesen Zyklus machen, aber wer eine wirklich abwechslungsreiche und originelle Fantasy-Saga lesen möchte, kommt an „Im Zeichen des Mammuts“ nicht vorbei.

Tobias O. Meißner hat hier etwas Respektables geschaffen und mit jedem Band, den ich lese, wächst mein Respekt für das Projekt und seine Umsetzung. Noch drei Bände folgen und ich kann es schon jetzt kaum erwarten, bis das nächste Mammut-Abenteuer in meinem Briefkasten landet! So muss originelle Fantasy geschrieben sein!

http://www.piper-verlag.de/

Feldhoff, Robert / Borsch, Frank / Effenberger, S. A. / Hagitte, Chr. / Bertling, S. / Sieper, M. – Todbringer, Der (Perry Rhodan – Sternenozean 16)

_Die Angst des Kanoniers vor dem Abzug_

|Lübbe Audio| vertont die Abenteuer des Kadetten Kantiran und des Sternenadminstrators Perry Rhodan, die in der Unterserie „Sternenozean“ im Perry-Rhodan-Universum spielen. Bislang sind achtzehn Hörspiele veröffentlicht, doch will Lübbe offenbar vierzig Hörspiele produzieren. Dies ist die dritte Staffel.

Folge 16 bildet die Fortsetzung von Folge 13: Zu den größten Mythen der menschenähnlichen Motana gehören die geheimnisvollen Todbringer. Als Perry Rhodan an Bord eines Bionischen Kreuzers in riskanter Mission zum Planeten Baikhal Cain aufbricht, wird der Mythos auf einmal lebendig: Ein Todbringer ist an Bord … (Verlagsinfo)

_Die Reihe_

„Perry Rhodan“ ist die größte SF-Heftchen- und Roman-Reihe der Welt. Eine Vielzahl von Autoren schreiben seit Jahrzehnten für die Reihe, und koordiniert wird dieser Aufwand vom |Pabel|-Verlag in Rastatt. Auch Andreas Eschbach fühlte sich geehrt, einen oder zwei Bände beitragen zu dürfen.

Es gab vor der aktuellen |Lübbe-Audio|-Reihe schon Vertonungen der PR-Silberbände, doch nicht in der stilvollen Inszenierung des |STIL|-Tonstudios. Die Vorlage für das vorliegende Abenteuerhörspiel lieferten die Romane „Der Bionische Kreuzer“ von Robert Feldhoff und „Zuflucht der Motana“ von Frank Borsch.

Die 1. Staffel:

1) [Der Sternenbastard 3030
2) [Die Mascantin 3031
3) [Der Hyperschock 3035
4) [Planet der Mythen 3058
5) [Havarie auf Hayok 3263
6) [Das Blut der Veronis 4468

Die 2. Staffel:

7) [Der Gesang der Motana 3627
8) [Sonderkommando Kantiran 3639
9) [Tau Carama 3656
10) [Überfahrt nach Curhafe 3664
11) [Entscheidung in Vhalaum 3682
12) [Die Femesängerin 3699

Die 3. Staffel:

13) [Der Flug der Epha-Motana 4589
14) [Terraner als Faustpfand 4592
15) [Die Sekte erwacht 4595
16) Der Todbringer
17) Kampf um den Speicher
18) Die mediale Schildwache

_Die Inszenierung_

Erzähler: Christian Schult (Richard Belzer in „Law & Order: New York“)
Perry Rhodan: Volker Lechtenbrink (Schauspieler, Sänger, Synchronsprecher: Kris Kristofferson, Burt Reynolds als ‚Logan‘)
Atlan: Volker Brandt (Stimme von Michael Douglas)
Zephyda: Claudia Urbschat-Mingues (Stimme von Angelina Jolie, Maria Bello)
Rorkhete: Charles Rettinghaus (Stimme von Jean-Claude van Damme & Robert Downey jr.)
Echopage: Peter Schiff (Louis de Funès, Stimme von ‚HAL 9000‘)
Hekhet: Andreas Bisowski
Nerine: Katrein Frenzel
Selboo: Simon Jäger (Stimme von: Josh Hartnett, James Duvall, Balthazar Getty, River Phoenix)
Sowie Johannes Hubert und Raimund Widra.

Volker Lechtenbrink wurde 1944 in Cranz/Ostpreußen geboren. Bereits als Achtjähriger sprach er im Kinderfunk und stand zwei Jahre später auch schon auf der Bühne. 1959 wurde er durch den Antikriegsfilm „Die Brücke“ (Regie: Bernhard Wicki) bundesweit bekannt. Er besuchte die Schauspielschule in Hamburg und ist heute in zahlreichen TV-Serien zu sehen. Darüber hinaus ist er am Theater tätig, geht auf Tourneen oder wirkt als Intendant. (Verlagsinfo)

Die Hörspieladaption stammt von S. A. Effenberger. Regie, Musik, Ton und Programmierung lagen in den Händen von Christian Hagitte und Simon Bertling vom Ton-Studio |STIL|. „Die Musik wurde exklusiv für die Perry-Rhodan-Hörspiele komponiert und vom Berliner Filmorchester unter der Leitung von Christian Hagitte live eingespielt. Die elektronischen Klänge und Effekte wurden speziell für die Hörspiele vom |STIL|-Team durch den Einsatz von Computertechnik generiert“, heißt es im Booklet. Executive Producer der Reihe ist Marc Sieper.

Am Schluss erklingt der Song „The World is Growing Loud“ von der Band |Covenant|. Der Originaltitel stammt von Eskil Simonsson und Joakim Montelius, zwei Schweden, die über info@covenant.se zu erreichen sind.

_Vorgeschichte_

Perry Rhodan und sein arkonidischer Freund Atlan sind auf einem Minenplaneten der bösartigen Kybb Cranar in deren Gefangenschaft geraten. Die igelförmigen Aliens verpassten ihnen metallene Halsringe, die mit einem Giftstachel bewehrt sind: die Krynn Varid. Bei Widerstand kann das Gift per Fernsteuerung injiziert werden. Nur aufgrund ihrer persönlichen Zellaktivatoren können die beiden Gefährten das Gift neutralisieren, doch jedes Mal kostet es sie mehr Kraft.

Sie schaffen es zu den einheimischen Motana, wo sich Atlan in die adlige Wegweiserin Zephyda verliebt. Sie führt sie zur Planetaren Majestät, die sie willkommen heißt. Doch als die Kybb Cranar auch die Residenz der Majestät angreifen, gelingt Rhodan, Atlan und Zephyda nur mit knapper Not die Flucht, als ein Nomade namens Rorkhete sie in seinem Schweber mitnimmt.

Das Quartett flieht, bis sie schließlich vor acht Wesen stoppen müssen, die vor ihnen über dem Boden schweben. Rorkhet bezeichnet sie als „Orakel“, und sie wollen helfen. Die Wesen teleportieren die vier auf eine andere Welt, wo sie erst einmal mitten im Ozean landen. Es dauert eine ganze Weile, die riesigen Wellen zu verlassen und zum Strand der Vulkaninsel Ore zu finden. Perry und Rorkhete sind zwar verletzt und erschöpft, können aber das unbekannte Land erkunden.

Unterdessen gelangen Atlan und seine Freundin Zephyda woanders an den Strand. Eine Gruppe Motanakrieger, angeführt von der Amazone Halkorate, nimmt sie in ihre Mitte und teilt Atlan mit, sie seien auf der Welt Ash-ir-tumo gelandet, auf der Insel Ore, und sie werde sie nun nach Oreshme bringen, wo ihre Lokale Majestät über sie richten werde. Atlan bittet um schnelle Behandlung der Wunden, die Zephyda erlitten hat. Die Heilerin Phylatoke nimmt sich Zephydas an und bringt sie in ihre Hütte, die auf einem 20 Meter hoch über die Ebene emporragenden Plateau liegt.

Nachdem Atlan auch Perry und Rorkhete gefunden hat, beschließen die Gefährten, mit einem Schiff über den Ozean zu dem Kontinent Curhafe segeln zu wollen. Vom dort gelegenen Raumhafen aus wollen sie zurück in den Weltraum, um die anstehenden Angelegenheiten zu regeln. Er überredet die Motana, mit ihm zusammen ein zehn Meter langes Boot zu bauen, das in einer geschützten Montagehalle entstehen soll.

Zehn Tage später ist Zephyda wieder auf den Beinen, wenn auch noch etwas wackelig. Da spürt sie in ihrem Geist, dass eine Riesenwelle auf die Insel zurollt, noch bevor sie sie sehen kann. Sie warnt die Motana, die sich sehr über diese Frau wundern. Denn um die anrollende Tau Carama spüren zu können, muss man eine Irtumo-Lauscherin sein, eine wie Intake, die Lokale Majestät. Der Alarm, den Zephyda ausgelöst hat, rettet eine Menge Leben. Dennoch donnert der Tsunami über das Land und droht sogar die Inselstadt Oreshme unter sich zu begraben …

Zephyda segelt mit den beiden Fremden und ein paar Freunden zu jenem Kontinent Curhafe, auf dem sich die Hauptfestung der Kybb Cranar erhebt. Die Kybb Cranar haben die Welt Ash Irthumo und das Volk der Motana unterjocht. Während sich Zephyda unter die verfemten Motana mischt und dort ihre Telekinesekräfte schult, versuchen Perry und Atlan, die Festung der Kybb Cranar von innen heraus zu knacken. Das haut nicht ganz hin und die Kybb-Cranar unterziehen Perry der Elektrofolter …

Nach dem Sieg der Motana über die Kybb Cranar ist es ihnen möglich, ein Raumschiff flottzumachen und mit vereinten Geisteskräften in den Weltraum zu bringen. Schließlich verfügen sie nun nicht nur über eine, sondern gleich zwei Epha Motana. Diese sind in der Lage, ein Schiff ohne Treibstoff anzutreiben und so die allgegenwärtige Hyperraum-Impedanz zu überwinden, die sonst das schnelle Springen von Stern zu Stern unmöglich machen würde. Doch zunächst einmal finden sie einen alten Bionischen Kreuzer der Motana, tief unter dem Meer …

_Handlung_

Zephyda hat das alte Motana-Raumschiff auf den Namen „Schwert“ getauft. Der biotronische Bordrechner nennt sich Echopage und begrüßt unter den Anwesenden auf der Kommandobrücke zwei Epha Motana, 14 „Quellen“ und einen Todbringer. Die Epha Motana Zephyda ist entsetzt. Erstens weiß sie zwar, dass so ein Todbringer mit Gedankenkraft töten kann, aber nicht, wer unter ihren Unterstützern dieser Todbringer ist. Und der Rechner will es ihr nicht sagen. Der Todbringer werde im Einsatzfall als Kanonier arbeiten. Zephyda wendet ein, die „Schwert“ verfüge über keine Kanonen. Das ist dem Rechner einerlei.

Sie müssen das Risiko auf sich nehmen, denn die Zeit drängt. Ein Lichtsprung durch den Hyperraum bringt sie nach Baikhal Cain, um von dieser Basis den Motana-Raum zurückzuerobern: den Sternenozean Yamondi. Diesen haben die Kybb Cranar erobert und unterjocht, nun entdecken die Kybb Cranar die „Schwert“ auch deshalb, weil der Kreuzer schnell in die Atmosphäre des Planeten eintaucht und in die nördliche Einöde fliegt. Dort will Perry Rhodan den Roboter Loto Keraete aus dem ewigen Eis bergen, um wertvolle Informationen über die Welten von Yamondi zu erhalten. Zudem ist Keraete der Botschafter einer Superintelligenz und weiß vielleicht einiges über die größeren Zusammenhänge im Kosmos, beispielsweise über die Herkunft der Hyperraum-Impedanz.

Kaum sind die Motana an der Fundstelle gelandet, wo Keraete im Eis liegt, wird ihr Schiff von Abtastsignalen der Kybb Cranar getroffen. Man hat sie also entdeckt. Doch es dauert noch eine Weile, bis zwei Aufklärer auftauchen. Einen kann Rorkhete mit seinem Energiestrahler vom Himmel holen, der andere dreht ab. Die Bergungsarbeiten werden fortgesetzt. Der Todbringer – es ist Selboo – vertraut sich erst Atlan und dann Echopage an. Beide bestärken den Mann, der vor sich selbst Angst hat, darin, sich in sein Schicksal zu fügen. Selboo setzt sich in den Sessel des Kanoniers an Bord des Kreuzers, ohne Zephyda oder sonst jemandem Bescheid zu geben.

Eine Flotte von zwölf Angriffsgleitern der Kybb Cranar ist im Anflug. Sie erleben eine böse Überraschung …

_Mein Eindruck_

Eine der großen verwirrenden Bezeichnungen ist die Sache mit der „Hyperimpedanz“. Dieses von Superwesen künstlich erzeugte Phänomen verhindert den Einsatz oder die Anwendung bestimmter Technologien, mit denen sich Science-Fiction-Autoren bislang das Leben leicht gemacht haben. Sie erfanden bestimmte Überlichtantriebe oder gleich den Hyperraum, der Dimensionssprünge erlaubt, ohne dabei das Einsteinsche Theorem von der Unüberwindbarkeit der Barriere der Lichtgeschwindigkeit zu verletzen. (Man erinnere sich: Die Lichtgeschwindigkeit ist das kleine, nicht ganz unbedeutende c in der epochalen Formel E = mc².)

Diese Hyperimpedanz ist der Grund, warum überhaupt nur die Motana in der Lage sein sollen, Raumschiffe mit telekinetischer Geisteskraft zu steuern. Allerdings scheinen sie durchaus auch den „Hyperraum“ nutzen zu dürfen. Merkwürdig ist dann aber schon ein wenig, warum auch die Kybb Cranar zur Raumfahrt in der Lage sind. Doch es gibt eine Erklärung in Episode 13: Die Igelwesen haben Motana versklavt und dazu gezwungen, ihre Raumschiffe anzutreiben und zu steuern. Voilà!

Ebenso beliebt wie Wunderdinge wie Hyperraum und Hyperimpedanz sind auch Superwesen. Solche X-Faktoren, die überall und unerklärbar herumpfuschen dürfen, können es praktisch nur mit dem Einfallsreichtum des jeweiligen Autors aufnehmen – und sind nicht selten mit diesem identisch. Diesmal ist der im Eis verschollene Roboter Loto Keraete von einem dieser Superwesen abgesandt. Klar, dass seine Infos ebenfalls super sein und so schnell wie möglich geborgen werden müssen.

|Der Todbringer|

Recht lustig ist die psychologisch motivierte Handlungskette um den so genannten Todbringer. Dieser arme Motana hat Angst vor sich selbst, denn die Überlieferung seines Volkes verketzert die Todbringer als Monstren, die der Gewalt huldigen. Nun, angesichts des drohenden Angriffs der Feinde ist es genau diese Gewalt, die im Moment ganz nützlich wäre. Schließlich verfügt die „Schwert“ zwar über einen martialischen Namen, aber weder über Waffen noch über Personal, um diese zu bedienen – bis auf den Todbringer.

Nach ein wenig psychologischer Massage durch den Bordcomputer (!) und durch Atlan (Perry ist ja auf dem Boden) überwindet der Todbringer dann doch seinen inneren Schweinehund und setzt sich an ein Instrumentenbord, von dem aus er eine Waffenart bedienen soll, die er gar nicht sehen kann. Diesmal übernimmt die Waffe die Hauptarbeit für ihn, er liefert quasi bloß das, was auch jeder Computer tun könnte: zielen. Doch zusätzlich kann er noch das, was nur Motanas draufhaben: Telekinese.

Wir haben es also weder mit pazifistischen Botschaften zu tun noch mit Friedenskämpfern à la Winnetou und Old Shatterhand. Vielmehr sind im Freiheitskampf einige gewaltsame Mittel recht, die sonst hienieden schnell zum Weltuntergang führen würden. Offenbar ist gegen die eine oder andere Raumschlacht ab und zu nichts einzuwenden. Das kann dem Actionfreund nur recht sein. Die Action folgt allerdings erst in Episode 18, „Die Mediale Schildwache“.

|Die Umsetzung|

Im Rahmen einer guten Radiostunde erlebt der Hörer hier ein mal mehr, mal weniger actiongeladenes Drama, das es in puncto Produktionsqualität mit einer Star-Wars-Episode aufnehmen kann. Die SF-Handlung, kombiniert mit Fantasyelementen – immer wieder sind Psikräfte am Werk -, weiß für flotte Unterhaltung zu sorgen. Die Guten kämpfen gegen die eindeutig als böse und fremdartig gekennzeichneten Bösen, die igelförmigen Kybb Cranar. Ob sie den Sieg erringen, bleibt abzuwarten. Vorerst wirken Perry und Atlan wie Aragorn und Legolas und müssen die kostbare Zephyda in Sicherheit bringen. Sie spielt inzwischen eine wichtige Rolle. Leider kommt ihre Liebe zu Atlan überhaupt nicht zum Ausdruck.

Natürlich bieten die beiden Gutmenschen Atlan und Rhodan ihre Hilfe an – das ist bereits ein Standardspruch in diesen Hörspielen und so vorhersehbar wie Feuerwerk an Silvester. Aber es gibt noch einen zweiten Standardspruch Rhodans, und der besteht darin, Rorkhete, der sich zu einem verlässlichen Gefährten entwickelt, in allen seinen Vorschlägen kritiklos und ohne zu zögern zuzustimmen. Dadurch erscheint der Sternenadministrator eher wie ein rückgratloses Weichei statt als Herrscher mit eigenem Willen. Ich würde mir von ihm mehr Eigenständigkeit wünschen.

Nur ein Pedant würde daran herummäkeln, dass Perry und Atlan auf allen Welten, auf die sie geraten, keine Probleme mit dem Sauerstoffgehalt der Luft, den Mikroben oder gar der Schwerkraft der Welt haben. Daran ist zu merken, dass alle Planeten im Grunde nur alternative Versionen der Erde sind. Und wenn die Motana mitten im Wald in Baumhäusern leben, so erinnert uns dies entweder an Robin Hood oder an die gute alte Mittelerde. So gesehen, wirken die fremden Welten der Motana, sei es Baikhal Cain oder Ash Irtumo, fast schon wieder heimelig.

|Die Inszenierung|

So fangen Sternenopern an: mit einer schmissigen Titelmelodie und raunenden Stimmen, die Schicksalhaftes verkünden. Ein Erzähler wie Christian Schult hat eine recht hohe Autorität und wir glauben ihm seine Geschichte nur allzu gern, wenn er von der Flucht Perrys und Atlans erzählt. Atlan klingt wie Michael Douglas. Ihm und Volker Lechtenbrink als Perry Rhodan mit der Stimme von Kris Kristofferson nehme ich die Actionhelden ab.

Die Geräusche können in Sachen Professionalität absolut mit Kinoproduktionen mithalten. Eine große Bandbreite an Sounds charakterisiert die verschiedenen fremdartigen Wesen und Maschinen, welche die Helden auf seinen Streifzügen antreffen. Da sausen die Gleiter, da zischen die Strahler.

Die größte akustische Leinwand bemalen jedoch die tausend elektronisch erzeugten Sounds, die der ganzen Handlung erst das kosmische Science-Fiction-Feeling verleihen. Ohne sie könnte es sich ebenso gut um Fantasy auf einem fernen Planeten handeln, wie sie z. B. Jack Vance fabriziert hätte.

Insgesamt ist die Musik und die Geräuschkulisse eine ganze Menge Aufwand für eine simple Sternenoper, aber es lohnt sich: Das Hörspiel klingt höchst professionell produziert. Ich könnte Gegenbeispiele nennen, in denen die Musikbegleitung in die Hose ging, aber sie stammen alle nicht von |STIL|.

Am Schluss erklingt der Song „The World is Growing Loud“ von der Band |Covenant|. Der Abschlusssong klingt nach internationaler Wertarbeit. Über einem stetigen Bass-Beat erheben sich atmosphärische Harmonien und ein englischsprachiger Gesang. Der Text ist ziemlich belanglos und auch nirgends abgedruckt. Am Schluss wendet sich das Stück komplett einem Beat zu, der mit doppelter Geschwindigkeit daherkommt, sich aber leider zu nichts weiterentwickelt, sondern lediglich leiser wird.

|Das Booklet …|

… umfasst neben den oben genannten Credits auch eine Bildergalerie. Die ist dem neuen [Perry-Rhodan-PC-Game]http://www.perry-rhodan-game.com entnommen und umfasst sieben Bilder, darunter eine doppelseitige Abbildung.

_Unterm Strich_

Insgesamt bildet „Der Todbringer“ eine befriedigende Fortsetzung zu Episode 13 der Hörspielserie „Perry Rhodan: Sternenozean“. Es gibt zwar Action, doch diese ist lediglich auf den Schluss begrenzt. Immerhin bietet die Episode ein gewisse Spannung, wenn Perry vor den Kybb Cranar seinen Fund in Sicherheit bringen muss. Der Einsatz des Todbringers ist unvermeidlich, so unwahrscheinlich er auch bis dahin erscheinen muss. Die Serie wird offenkundig von Profis produziert, von mancher bekannten Hollywoodstimme gesprochen und liefert einen soliden Gegenwert für den Preis von rund acht Euronen.

Jugendliche beiderlei Geschlechts zwischen 14 und 17 Jahren dürften sich rasch mit den Helden identifizieren und das ist eine der besten Voraussetzungen, ein treues Publikum aufzubauen. Auch Zephyda ist eine solche Identifikationsfigur, und ich hoffe, dass sie möglichst lange Teil des Serienpersonals bleibt.

Was die Qualität des Inhalts angeht, so darf man wohl kaum tiefschürfende und daher langweilige Monologe erwarten. Vielmehr sind kämpferische Action und romantische Exotik angesagt – das ist genau die Mischung, die auch „Star Wars“ so erfolgreich gemacht hat. Fortsetzung folgt in Episode 18.

|66 Minuten auf 1 CD|
http://www.perryrhodan.org
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name
http://www.perry-rhodan-game.com
[Ausführlicher Überblick über diesen Zyklus der Heftromanserie]http://www.perrypedia.proc.org/Der__Sternenozean__%28Zyklus%29

Siemen, Sven (Redaktion) – Multi-Mania 17

Mikis Wesensbitter verfasste im Namen der MULTIMANIA-Mannschaft wieder einmal das Vorwort der Ausgabe, spricht von windgepeitschtem Mee, turmhohen Wellen, Glühweindüften und dem Streik der Lokführer – und warnt die Leser – mit seinem für ihn bezeichnenden Humor – u. a. davor, |was| er in dem Vorwort von sich gegeben hat.

Auf Seite vier findet der Leser dann wieder Einblicke in das Leben bzw. die Neigungen und Abneigungen des MULTIMANIA-Teams – mit einem Augenzwinkern. Immer wieder witzig.

Los geht es mit NEWS: MOVIE & DVD, in denen Olaf Brinkmann Neues über „South Park“, „Der Wixxer“, „Blade Runner“, „Rambo 1-3“ und mehr zum Besten gibt In der KOLUMNE: SPLATTER CLASSICS berichtet er dann über den Film „Das Grauen aus der Tiefe“, feinstem Tierhorror, der mit schön trashigen Fischwesen aufwartet.

Mikis Wesenbitter erfreut dann wieder mit Gedanken zu und rund um Melanie und leitet so gewohnt humorig seine KOLUMNE: IM SCHATTEN DES GRAUENS ein, in der es dieses Mal um den Film „Vier Minuten“ geht, der laut Mikis „großes Kino“ sein soll. Warum das so ist und worum es in dem Streifen geht, lesen Sie selbst in dieser Ausgabe nach!

In KINO findet sich die Titelstory „Aliens vs. Predator 2“ mit dem Fazit von Sebastian Hirschmann, dass mit dem Film Ende Dezember kein Mainstream-Machwerk in die Kinos kam, sondern definitiv nur etwas für Menschen mit starken Nerven ist. Björn Helbig stellt „I am Legend“ vor. Vampire sind nicht totzukriegen! Das beweist dieser Film mit Will Smith, der Robert Neville, den letzten Mensch, darstellt, der nicht von einer Seuche befallen wurde, die den Rest der Menschheit zu lebenden Toten werden ließ. Robert jagt am Tag Vampire, verschanzt sich nachts in seinem Haus, das er zu einer Festung ausgebaut hat, und wird zum Dreh- und Angelpunkt in einem verbitterten Kampf zwischen lebenden und toten Vampiren. Darüber hinaus weist Björn Helbig auf das neuste Werk von Hans Weingartner hin, „Free Rainer“, das für ihn vorne, hinten und in der Mitte nicht funktioniert. Doch das sind nicht alle Filme, die in dieser Rubrik Erwähnung finden, sondern auch noch „Tödliche Versprechen“ und „Ex Drummer“.

DVD startet mit „Hatchet“, einer gelungenen Hommage an die Blütezeit des Slasher-Genres – also ein absoluter Pflichttitel für Horror-Freaks, berichtet von „The Hamiltons“, einem genreübergreifenden Independent-Horrorfilm, und stellt „The saddest Music in the World“ vor, einen visuellen Hochgenuss über einen „Wettbewerb um den traurigsten Song der Welt“. Desweiteren finden „Taxidermia“, „Wholetrain“, „Valley of Flowers“ und „Botches – Voll verkackt“ Erwähnung. Es folgen zwölf(!) Seiten REVIEWS: DVD.

In NEWS: SERIEN bringt Robert Vogel dem Leser Wissenswertes über „Stargate-Atlantis“, „Doctor Who“, Hogfather“, „Warehouse 13“, „Star Trek New Voyages“ und “ Ripper“ näher.

LITERATUR beleuchtet die „Panini Games“-Romane, gefolgt von zwei Seiten REVIEWS: LITERATUR, und schließt mit einem einseitigen Artikel von Markus Mirschel über „Jim Kollins“, Autor der „Daimonikum-Trilogie“.

Olaf Brinkmann plaudert in MUSIK über die Band „Subway to Sally“ und deren neues Album „Bastard“.

Aber das ist natürlich noch lange nicht alles. Es gibt wie gehabt Verlosungen, Poster im Mittelteil, Informationen in den Rubriken NEWS: GAMES, GAME, NEWS: HÖRSPIELE plus einen Bericht über die Hörspiel-Mystery-Serie „Gabriel Burns“, die Krimi-Serie „Point Whitmark“ und das Fantasy-Epos „Abseits der Wege“ – alle drei stammen aus der Feder von Volker Sassenberg (Ex-Keyboarder von „Kingdom“), mit dem Oliver „Zappo“ Stichweh ein Interview führte. Es folgen vier Seiten REVIEWS: HÖRSPIELE, Artikel über die „Spiel 2007“, die „Ringcon 2007“ und Wissenswertes in ANIME & MANGA, TECHNIK und, und, und …

Wie immer beeindruckt die MULTIMANIA mit Informationsvielfalt in ansehnlichem und übersichtlichem Design!

|Devil Inc Presseverlag Saarbrücken
DIN-A4, Magazin für Serien, Kino, DVD, Anime, Comic, Games, Technik, Hörspiele, Rollenspiele, 84 Seiten, 2,90 €
News, Reviews und umfangreiche Infos zu allen Produkten der Medienwelt
URL des Verlags http://www.multi-mania.net/ |

Nicholson, William – Jango (Der Orden der edlen Krieger II)

Der Orden der edlen Krieger I: [„Sucher“ 3817

Sucher, Morgenstern und der Wildling haben den ersten Teil ihrer Ausbildung zum Edlen Krieger beendet. Eigentlich sollten sie stolz sein. Doch sowohl Morgenstern als auch der Wildling haben mit Problemen zu kämpfen. Der Einzige, der in seinem Element zu sein scheint, ist Sucher. Als er eine besonders schwere Prüfung besteht, werden ihm Kräfte verliehen, die selbst die geballte Macht aller Nomana zusammengenommen weit übersteigen.

Während der Wildling von den Zinnen des Nom springt, um der Strafe für eine Regelverletzung zu entgehen, und der Rat darum ringt, was er mit Sucher und seiner unermesslichen Macht anfangen soll, schickt einer der Noma Sucher insgeheim auf eine gefährliche Reise: Sucher soll die Savanter finden, den geheimnisvollen Feind, der das Verlorene Kind bedroht. Zusammen mit Morgenstern, die den Wildling wiederfinden will, verlässt Sucher den Nom …

Unterdessen muss sich Sören Similin, der frühere Sekretär des Königs von Radiosa, der nach dem Umsturz die Macht über die Stadt an sich gerissen hat, mit einem riesigen Heer berittener Krieger herumschlagen, deren selbstherrlicher und rücksichtsloser Feldherr Amrot Jahan fest entschlossen ist, die ganze Welt zu unterwerfen. Mit List und Tücke kann Similin Jahan zu einem Heerzug gegen die Nomana überreden und hofft dabei, dass bei einer Schlacht zwischen Jahans Truppen und den Nomana beide vernichtet werden und er als lachender Dritter übrig bleibt. Doch er hat seine Rechnung ohne den verrückten, kleinen Wissenschaftler Evor Ortus und sein geladenes Wasser gemacht …

_Die gelungene Charakterzeichnung_, die William Nicholson im ersten Band des Zyklus aufgebaut hat, hat auch in der Fortsetzung nichts von ihrer Kraft verloren.

Die Entwicklung der drei Protagonisten, selbst Morgensterns plötzlich erwachende Liebe zum Wildling, sind auf eine Weise beschrieben, dass sie zu keiner Zeit unglaubwürdig oder gekünstelt wirken, und keiner der drei trägt durch die Entwicklung seines Charakters Brüche davon. Zudem wirken die Gedanken und Gefühle der drei sehr lebendig und nachvollziehbar und bieten eine Menge Identifikationspotential.

Aber nicht nur die Darstellung der drei jugendlichen Helden, auch die Ausarbeitung ihrer Gegner hat mir gut gefallen:

Sören Similin ist noch immer der eitle und hochmütige Mann, der sich für etwas Besseres hält. Und tatsächlich ist er ja auch durchaus gewitzt, was sich in seinem Empfang für den Jahan deutlich zeigt. Und wie jeder hochmütige und mächtige Mann beginnt er, sich gegen die Stimme in seinem Kopf, der er bisher gedient hat, aufzulehnen, seine eigenen Pläne zu schmieden, denen er aber offenbar nicht ganz traut, denn als die Situation sich zuspitzt, wird er zunehmend nervöser, ängstlicher, hibbeliger. Und empfänglich für die Rache derer, die er in seinem Hochmut abfällig behandelt hat.

Der Jahan ist schlicht und einfach ein grober Klotz, stur, stolz und ein wenig bauernschlau. Was er denn mit der Welt anfangen sollte, wenn er sie vollständig erobert hat, daran hat er offenbar noch keinen einzigen Gedanken verschwendet. Im Grunde geht es ihm nur darum, dass alle ihm gehorchen und ihm ihre Ehrerbietung erweisen müssen. Wer es wagt, ihm Widerstand zu leisten, wird einfach in den Boden gestampft.

So treffend die Darstellung der einzelnen Figuren bis hin zum kleinen, aber gerissenen Professor und seiner genial boshaften Rache auch ist, der eigentliche Feind ist immer noch ein vager Schemen. Im Laufe der Geschichte wird angedeutet, dass es sich um ehemalige Nomana handelt. Aber selbst als Sucher einigen von ihnen gegenübersteht, werden sie lediglich als sehr alte Männer und Frauen beschrieben, die tatsächlich über Fähigkeiten der Nomana verfügen. Noch hat keiner von ihnen eine Vergangenheit, nur ein einziger Name fällt, und warum die Suche der Savanter nach ewiger Jugend so gefährlich für das Verlorene Kind sein sollte, ist ebenfalls noch nicht klar.

Das zeigt deutlich, dass das Auftauchen von Jahans Kriegerhorden, sein intrigantes Gerangel mit Similin und die Schlacht gegen die Nomana lediglich den Rahmen für die eigentliche Geschichte bilden. Das ist keineswegs abwertend gemeint. Die mehr oder weniger tumben Versuche von Jahans Söhnen, das Waldmädchen Echo für sich zu gewinnen, brachten eine Spur Humor in die Handlung, und es war sehr interessant, Jahans Reaktionen auf den fortwährenden Trotz des Waldmädchens Echo zu beobachten sowie die ständigen Versuche Jahans und Similins, den jeweils anderen zu benutzen und dann übers Ohr zu hauen.

_Mit anderen Worten_: Während der Autor vordergründig eine unterhaltsame und gegen Ende auch spannende Geschichte über Intrigen und Krieg erzählt, läuft der eigentliche rote Faden fast unbewegt nebenher. Tatsächlich zeigt der Handlungsstrang um Sucher weit weniger äußere Bewegung als der um Jahan und Similin, dafür weit mehr innere Unsicherheit. Suchers Gedanken spiegeln all die Geheimnisse und Fragen wider, welche der Autor bisher unbeantwortet gelassen hat und welche die Neugier des Lesers und damit auch die Grundspannung des Buches in den nächsten Band transportieren. Wer also wissen will, wer dieser freundliche alte Mann mit den guten Ratschlägen und dem Namen Jango wirklich ist, oder was genau es mit den Renegaten in der Landwolke auf sich hat, der wird wohl den dritten Band lesen müssen. Das dürfte aber nach dem, was die ersten beiden Bände geboten haben, kaum Überwindung kosten. Bisher war die Trilogie zwar keine allzu anspruchsvolle, aber durchaus eine angenehme Lektüre.

_William Nicholson_ ist Brite und arbeitete nach seinem Anglistikstudium zunächst für die BBC. Inzwischen ist er Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur. Aus seiner Feder stammen „Die Gesellschaft der Anderen“ sowie im Jugendbuchbereich die |Aramanth|-Trilogie. Er schrieb die Drehbücher für „Nell“ und „Der Marsch“ sowie für „Gladiator“, mit dem er für den Oscar nominiert wurde. Der dritte Teil der Trilogie |Der Orden der edlen Krieger| soll unter dem Titel „Noman“ im Oktober dieses Jahres auf Deutsch erscheinen.

[Verlagsspezial über William Nicholson 3817
http://www.dtvjunior.de
http://www.williamnicholson.co.uk

Apple, Sam – Schlepping durch die Alpen

Ein österreichischer Wanderhirte, der, unterwegs auf saftigen Almwiesen und österreichischen Landstraßen, jiddische Volkslieder trällert – das klingt nicht gerade nach dem Stoff, aus dem Autorenträume geschnitzt werden (von Leserträumen mal ganz zu schweigen). Doch was auf den ersten Blick eher abschreckend anmutet, macht schon beim Blick auf den kuriosen Buchtitel „Schlepping durch die Alpen“ samt Pfeife schmauchendem Schaf auf dem Titelbild zumindest ein bisschen neugierig. Vielleicht sind österreichisches Wanderhirtentum und jiddisches Volksliedgut ja doch nicht so öde, wie man meinen mag …

Was der New Yorker Autor Sam Apple dann vor dem Leser ausbreitet, ist nicht nur gar nicht öde, sondern geradezu unterhaltsam – und das sage ich nicht nur weil ich ein heimliches Faible für Schafe hege. Sam Apple hat mit „Schlepping durch die Alpen“ ein Reisebuch der etwas anderen Art abgeliefert.

Alles beginnt mit einer folgenreichen Begegnung in New York, wo Sam Apple den österreichischen Wanderhirten Hans Breuer trifft. Hans Breuer ist nicht nur aufgrund der Tatsache, dass er der letzte Wanderhirte Österreichs ist, eine Art lebendes Kuriosum. Es ist vor allem seine Liebe zu jiddischen Volksliedern, die ihn auszeichnet. Das fasziniert den Juden Sam Apple, und so beschließt er, Hans in Österreich zu besuchen, ihn auf seinen Reisen zu begleiten und über ihn zu schreiben.

Er will nicht nur Hans näher kennenlernen, es geht ihm auch um einen anderen Aspekt Österreichs. Sam reist zwei Jahre nach dem furiosen Wahlerfolg der FPÖ nach Wien und will herausfinden, wie es um den Antisemitismus in Österreich bestellt ist. Ist Österreich immer noch voller Nazis? Oder ist das vielleicht nur ein dummes Vorurteil? Mit journalistischem Eifer macht Sam Apple sich auf seine ganz eigene Art auf die Suche nach Antworten.

Und so macht Sam sich, ausgestattet mit Diktaphon, 50 Paar Tageslinsen und schicken Designerboots auf in ein alpines Abenteuer. Dass er für die Tücken des alpinen Wanderhirtentums nicht wirklich gut gerüstet ist, muss er schon bald einsehen. Doch all das betrachtet der Autor mit einem sympathischen Augenzwinkern. Er bekennt sich dazu, ein Hypochonder zu sein und offenbart dem Leser auf liebenswürdige Art seine Neurosen. Das steuert eine wunderbar leichtfüßige, selbstironische und sehr unterhaltsame Note zur Geschichte bei, und so sorgt Sam Apple allein schon durch seine liebenswürdig schonungslose Ehrlichkeit gegenüber seiner eigene Person für einen nicht zu leugnenden Unterhaltungswert.

Sam Apples Reisebericht ist ein sehr persönlicher, denn letztendlich erfährt er nicht nur etwas über jiddische Volkslieder und österreichische Geschichte, sondern lernt am Ende auch eine ganze Menge über sich selbst. Und so wird aus einem eigentlich journalistischen Reisebericht schon fast so etwas wie ein Entwicklungsroman. Die Qualitäten von „Schlepping durch die Alpen“ liegen eben auch teilweise in der etwas romanhaften Erzählweise des Buches. Das mag zum einen an dem sympathischen, selbstironischen Erzählstil von Sam Apple liegen, zum anderen liegt es auch daran, dass die Lebensgeschichte von Hans Breuer anmutet, als wäre sie einem Roman entsprungen.

Hans Breuer ist Halbjude, dessen Eltern sich dem Kommunismus verbunden fühlen. Linkes Gedankengut hat er schon in die Wiege gelegt bekommen, und entsprechend farbenprächtig und radikal sehen seine Jugendjahre in den 60ern aus. Hans hat jahrelang in einer Kommune gelebt, bevor er sein Außenseitertum als Wanderhirte manifestierte. Immer wieder streut Sam Apple Episoden aus Hans‘ Leben in die Erzählung ein, und obwohl Hans auch am Ende immer noch eine eigenartige und schwer greifbare Figur bleibt, wird doch vieles klarer.

Doch Hans Breuer und sein Leben als Wanderhirte sind eben nur der eine Teil des Buches. Im anderen Teil schildert Sam Apple seine Begegnungen mit den verschiedensten Menschen in Österreich. Er trifft viele Juden und befragt sie nach ihrem Leben in Österreich. Er sucht im Alltag und auf der Straße nach Anzeichen für Antisemitismus. Er trifft unter anderem ein jüdisches Mitglied der FPÖ und einen nackten Museumswärter, aber er trifft auch jede Menge ganz normaler Österreicher. Und so skizziert Sam Apple nach und nach ein Bild vom heutigen Österreich und seinem Verhältnis zur eigenen Geschichte. Er schlägt viele kritische und nachdenklich stimmende Töne an, findet dafür aber auch immer wieder einen Ausgleich, indem er amüsante Episoden schildert.

Apple beweist ein Talent als feinfühliger Beobachter und gibt den Figuren, die im Zentrum seiner Betrachtungen stehen, Raum, um auf den Leser zu wirken. Dabei vergisst er keinesfalls die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Person und den eigenen Ansichten, und das ist etwas, das ihn durchaus sympathisch macht. Wenn ein Jude sich mit gegenwärtigem Antisemitismus insbesondere im deutschsprachigen Raum auseinandersetzt, dann schwingt für gewöhnlich meist der erhobene Zeigefinger mit. Auch Sam Apple kann natürlich aus seiner Haut als Jude nicht heraus, und das soll er ja auch gar nicht, aber auch für ihn wird die Reise durch Österreich eine Auseinandersetzung mit den eigenen Vorurteilen.

Und so ist „Schlepping durch die Alpen“ wunderbar ausgewogene Kost. Einerseits österreichische Geschichtsbewältigung, andererseits eine Geschichte über einen liebenswürdigen, komischen Kauz, der mit 625 Schafen im Schlepptau durch die Alpen tingelt, und ganz nebenbei eben auch ein wunderbar ehrliches und selbstironisches Reisetagebuch.

Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass es sowohl über jiddische Volkslieder als auch über das Wanderhirtentum in Österreich niemals ein unterhaltsameres Buch gegeben hat als dieses. Sam Apple hat mit „Schlepping durch die Alpen“ einen herrlich lesenswerten Reisebericht vorgelegt, an dem nicht nur Schafsliebhaber ihre Freude haben dürften: humorvoll und selbstironisch, aber auch kritisch und nachdenklich stimmend.

http://www.atrium-verlag.com/

Brennan, Herbie – Elfenlord, Der (Faerie Wars 4)

Band 1: [„Das Elfenportal“ 313
Band 2: [„Der Purpurkaiser“ 1249
Band 3: [„Der Elfenpakt“ 2959

Henry hat die Entscheidung, in seine Welt zurückzukehren, inzwischen mehrfach bereut. Umso erfreuter ist er, als bei einem seiner Besuche in Mr. Fogartys Haus plötzlich Pyrgus und Nymph vor der Tür stehen. Allerdings nur, bis er erfährt, was die beiden in seine Welt geführt hat: Im Elfenreich ist eine gefährliche Krankheit ausgebrochen, die den Bewohnern sozusagen ihre Lebenszeit stielt. Sie bekommen Fieberschübe und sind danach um Jahre gealtert. Die Seuche breitet sich immer mehr aus und hat bereits die ersten Todesopfer gefordert. Auch Mr. Fogarty ist erkrankt, und er will Henry sehen.

Sofort bricht Henry ins Elfenreich auf. Doch Mr. Fogartys Worte tragen eher zu Henrys Verwirrung bei als irgendetwas zu erklären. Und das wird noch schlimmer, als Henry sich plötzlich in irgendeiner gottverlassenen Wüste wiederfindet …

_Stand im dritten Band der |Fairy Wars|_ eher Pyrgus im Vordergrund der Handlung, ist es diesmal wieder Henry, der sich mit den unmöglichsten Situationen herumschlagen muss. Nicht nur, dass er keine Ahnung hat, wie und warum er auf einmal in einer Wüste gelandet ist. Die Ereignisse überrollen ihn wieder mal völlig, und Antworten erhält er natürlich auch nicht. Immerhin aber sorgt all das dafür, dass er sich seinen Gefühlen für Holly Blue stellt.

Natürlich hätte Henry zu nichts davon Gelegenheit gehabt ohne den kleinen blauen Nomadenjungen Lorquin. Zum einen ist der zumindest zum Teil dafür verantwortlich, dass Henry kaum weiß, wo ihm der Kopf steht, andererseits aber hat er Henrys Leben gerettet, und das in mehr als einer Hinsicht. Der Kleine ist in mancher Hinsicht erwachsener als Henry, auf der anderen Seite aber immer noch unschuldig wie ein Kind, von unkompliziertem Wesen und treu bis zur Anhänglichkeit.

Außer Lorquin gibt es noch ein paar weitere neue Figuren, die aber keine allzu große Rolle spielen. Im Übrigen hat der Leser es mehr oder weniger mit altbekannten Charakteren zu tun, von denen diesmal vor allem die bemalte Dame im Vordergrund steht sowie Brimstone und Chulkhill, die beiden Nachtelfen, die bereits im ersten Band die Handlung aufgemischt haben. Chulkhill ist noch immer genauso schräg und schrill wie früher, und Brimstone genauso hinterhältig und berechnend. Das Geplänkel der beiden trug auch diesmal nicht unerheblich zum allgemeinen Lesevergnügen des Buches bei.

_Zusätzlich zum hohen Erzähltempo und dem turbulenten Handlungsverlauf_, dem Henry unterworfen ist, entwickelte der kunterbunte Hintergrund ein ganz eigenes Flair. Herbie Brennan hat sich ungeniert so ziemlich überall bedient. Ein wenig germanische Mythologie, ein bisschen christliche Mythologie, dazu eine Prise Naturreligionsgemisch aus Afrika und Australien, gewürzt mit einem Hauch Atlantis und etwas Einsiedlermönchsmystik … Das ergab eine höchst kuriose Mischung, die sich erstaunlicherweise nahtlos zu einer stimmigen und runden Geschichte hat zusammenfügen lassen und die Wirkung eines bunten Feuerwerks entfaltet.

Natürlich kann man sich fragen, ob es tatsächlich notwendig war, die ganze Sache auf so umständliche und verworrene Weise anzugehen. Spätestens bei dem Gespräch zwischen Mr. Fogarty und Henry in der Nomadenstadt – beziehungsweise im Gespräch Holly Blues mit den Wüstenmönchen – hätte man den beiden einfach sagen können, worum es geht, und sie hätten die Sache wohl zielstrebig erledigt. Aber das hätte den alten Göttern und natürlich auch dem Leser weit weniger Spaß gemacht, der auf diese Weise das gesamte Buch über herumknobeln konnte, was das Ganze eigentlich sollte. Und wo hätte man sonst auch die vielen kleinen Nettigkeiten und trockenen Sprüche unterbringen sollen, die all die chaotischen Wendungen mit sich brachten?

_Kurz und gut_, „Der Elfenlord“ ist ein würdiger Abschluss der |Fairy Wars|. Und diesmal kann man wohl davon ausgehen, dass es tatsächlich der letzte Band des Zyklus ist. Nicht nur, weil die Entwicklung des Inhalts darauf hindeutet, auch der Schluss ist diesmal weit eher als Ende für einen Zyklus geeignet, als es das Ende des dritten Bandes war. Vor allem aber findet sich eine entsprechende Information auf der Homepage des Autors.

Und wer jetzt dem Charme und dem Esprit dieses witzigen und spannenden Zyklus hinterhertrauert, der kann sich trösten mit der Aussicht auf ein neues Buch von Herbie Brennan mit dem Titel „The Shadow Project“.

_Herbie Brennan_ lebt und arbeitet in Irland, und das sehr fleißig. Er hat Unmengen von Büchern geschrieben, von Historik über Psychologie und Esoterik bis Fantasy, von Romanen über Kurzgeschichten bis zu Software, für Erwachsene ebenso wie für Kinder und Jugendliche. Außerdem arbeitet er fürs Radio. Außer den |Fairy Wars| sind auf Deutsch drei Kinderbücher von ihm erschienen: „Elfenquatsch“, „Zartok aus dem All“ und „Die Wirklich Wahren Fantastische-Geschichten“.

http://www.herbiebrennan.com
http://www.faeriewars.com
http://www.dtv.de

Arto Paasilinna – Adams Pech, die Welt zu retten

Energiekrise, hinfort mit dir

Die Energiekrise ist in aller Munde, die Umweltverschmutzung und Klimaerwärmung spätestens seit den IPCC-Berichten ebenfalls, und genau dies will sich der Erfinder Aatami Rymättylä zunutze machen. Für ihn herrscht Saure-Gurken-Zeit. Seine Akku-AG läuft schlecht, die Aufträge und Reparaturen bleiben aus, da wirtschaftliche Flaute herrscht und niemand ihn beschäftigen will. Der Gerichtsvollzieher ist daher ein guter Bekannter Rymättyläs, aber vor allem seine Exfrauen und -freundinnen stehen permanent auf der Matte, da Aatami Rymättylä die Alimente für seine inzwischen sieben Kinder nicht zahlen kann. Doch eines Tages schafft er den Durchbruch, er erfindet einen leichten Akku auf organischer Basis, der viel leichter und handlicher ist als die herkömmlichen Bleiakkus, aber vor allem speichert sein neuer Akku viel mehr Energie. So trifft es Rymättylä nicht allzu schwer, als bei einer Explosion seine gesamte Werkstatt abbrennt und er selbst wegen vermeintlichen Versicherungsbetrugs im Gefängnis landet. Er hätte ohnehin nicht gewusst, wo er hätte unterkommen sollen, außerdem hat er im Gefängnis genügend Zeit, um seine Berechnungen für den neuen Akku zu verfeinern und zu überdenken.

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Trudi Canavan – Magier (Das Zeitalter der Fünf 2)

Das Zeitalter der Fünf

Band 1: GezeitenZauber – Die Bestimmung“
Band : „Magier“
Band 4: „Götter“ (März)

Die Weißen haben die Pentadrianer und deren schwarz gekleidete Priester vorerst zurückgeschlagen, doch der Preis war hoch. Der vorsichtige Juran ist überhaupt nicht erbaut von der Idee, Auraya erneut nach Si zu schicken, er fürchtet einen erneuten Angriff.

Bald zeigt sich jedoch, dass die Pentadrianer ihre Taktik geändert haben. Anstatt Nordithania mit einem Heer anzugreifen, tauchen überall in den nördlichen Ländern des Kontinents Gesandtschaften der schwarzen Priester mit Friedensangeboten und Handelsersuchen auf. Der neue Anführer der Pentadrianer will Nordithania bekehren, anstatt es zu erobern. Ein erster Schritt ist der Kontakt zu den Elai, den Prinzessin Imi hergestellt hat, allerdings zunächst eher unfreiwillig …

Auraya ist derweil doch nach Si gereist, denn auch dort wurden Pentadrianer gesichtet. Ein weit größeres Problem als die schwarzen Priester stellt allerdings eine schwere Seuche dar. Ein Glück für die Siyee, dass sich ein Traumweber in ihrem Land aufhält: Leiard …

Tatsächlich hat sich dieser zweite Band des Zyklus im Vergleich zum ersten ein gutes Stück aufgerafft.

Auraya ist zwar noch immer mitfühlend, klug und überaus tüchtig. In dieser Folge zeigt sich aber auch zum ersten Mal, dass sie Charakter hat. Sie benutzt ihren Kopf nicht nur, um den Göttern zu dienen, sondern auch den Geschöpfen um sie herum. Sie hat den Mut, die Ungereimtheiten, auf die sie stößt, ihren Göttern unter die Nase zu reiben und aus ihrem inneren Konflikt als Sieger hervorzugehen.

Leiards Geheimnis hat sich inzwischen auf interessante Weise geklärt, und ich muss sagen, das, was dabei herausgekommen ist, ist mir letzten Endes wesentlich sympathischer als die seltsame Mischung zwischen Leiard und Mirar. Leiards Gequäle ist ebenso weggefallen wie Mirars arrogante Kaltschnäutzigkeit, was beides ein Gewinn ist. Wilar hat sich zur Identifikationsfigur gemausert.

Neben den Siyee wurde diesmal auch den Elai wesentlich mehr Aufmerksamkeit zuteil. Diese Aufmerksamkeit konzentriert sich zunächst natürlich auf Imi. Die neugierige, leichtsinnige und sture kleine Prinzessin ist ausgerissen, um ihrem Vater ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk zu besorgen. Was natürlich unweigerlich schiefgehen musste. Imi ist klug genug einzusehen, dass sie einen schweren Fehler gemacht hat. Aber sie ist auch in der Lage, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Natürlich mit einer nicht unerheblichen Portion Glück.

Wobei das mit dem Glück relativ ist. Denn Trudi Canavan hat in diesem Band eine Kurve genommen, die im ersten Band bereits angedeutet war: Die Pentadrianer sind keineswegs nur grausame Ungeheuer mit machthungrigen Welteroberungsplänen, ihre Herrschaft ist kein System grausamer Unterdrückung und Ausbeutung. Tatsächlich wird mit jedem Fortschritt im Handlungsstrang der schwarzen Priester deutlicher, wie ähnlich sie ihren weißen Gegenstücken sind.

Imenja ist die Zweite Stimme, was Dyaras Stellung bei den Weißen entspricht. Sie ist letztlich für Imis Rettung verantwortlich, und ihre Bemühungen um ein Bündnis mit den Elai sind vergleichbar mit Aurayas Bemühungen bei den Siyee. Dabei ist es durchaus nicht so, dass Imenja sich nur deshalb so um Imi bemüht, weil sie eine Prinzessin ist, denn das wusste sie zum Zeitpunkt von Imis Rettung noch gar nicht. Und sie versucht auch zu keiner Zeit, die Elai übers Ohr zu hauen. Imenja vertritt die Interessen ihrer Götter und ihres Volkes, aber sie ist fair dabei. Und sie hat Humor.

Auch in vielen Äußerlichkeiten zeigt sich die Ähnlichkeit zwischen den rivalisierenden Gruppen. Nicht nur, dass beide Seiten jeweils fünf Göttern huldigen. Beide begrüßen ihresgleichen durch eine Geste, die das Zeichen ihrer Götter nachahmt, die Zirkler durch einen Kreis, und die Pentadrianer – wer hätte es gedacht – durch einen fünfzackigen Stern. Die Weißen können in Gedanken miteinander Kontakt aufnehmen, weil sie magische Ringe tragen, die aus dem Holz besonderer Bäume gefertigt werden. Diese Bäume werden zuvor entsprechend magisch beeinflusst. Dasselbe gibt es bei den Pentadrianern, allerdings handelt es sich da um den Anhänger in Form eines Sterns, der ein Stück magisch beeinflusste, schwarze Koralle enthält.
Es ist, als hätte jemand die eine Seite auf die andere hinübergespiegelt, wobei nicht klar ist, welche Seite zuerst da war.

Dieser Aspekt führt zum dritten Handlungsstrang. Emerahl, die sich nach der Schlacht um Leiard gekümmert hat, hat sich nach dessen Erholung wieder auf den Weg gemacht. Sie will herausfinden, wer von Unsterblichen aus der Vergangenheit die Verfolgung durch die Zirkler überlebt hat. Dabei stößt sie auf einen Mann, der eine ungewöhnliche Lehre verkündet: Es gebe einen Schöpfer, der die gesamte Welt geschaffen hat, selbst die Götter, und damit über ihnen stünde. Und zwei der Unsterblichen, die sie schließlich findet, erzählen ihr von einer geheimnisvollen Schriftrolle, die vom Krieg der Götter berichten soll. Emerahl beschließt, diese Schriftrolle zu suchen. Denn vielleicht enthüllt sie das Geheimnis, wie man sich auch noch der verbliebenen Götter entledigen kann …?

Kurz gesagt: Obwohl sich vordergründig nicht viel tut – keine Schlachten, keine gefährlichen Abenteuer oder magischen Bedrohungen -, ist die Geschichte in diesem Band um einiges komplexer und auch komplizierter geworden. Auraya steht durch ihre jüngste Entscheidung zwischen den Göttern und den Traumwebern, ohne die jeweiligen Bindungen ganz zu kappen. Die Elai sind zwar mit den Siyee gut befreundet, nun aber gleichzeitig die Verbündeten der Pentadrianer, die in der Schlacht um Nordithania viele Siyee getötet haben und dort deshalb kaum willkommen sind. Und der Konflikt zwischen Zirklern und Pentadrianern scheint unüberwindbar, obwohl beide Kulte nahezu identisch sind, sodass man sich fragen könnte, warum sie nicht einfach alle gemeinsam allen zehn Göttern huldigen.

Der Dreh- und Angelpunkt des Ganzen dürfte die Geschichte des Krieges der Götter sein und letztlich nicht nur eine Menge Antworten, sondern durchaus auch einige Überraschungen bereit halten. Ich gebe ehrlich zu, dass ich auf den dritten und letzten Band wirklich gespannt bin.

Trudy Canavan stammt aus Australien, wo sie nach einem Studium am Melbourne College of Decoration als Designerin, Illustratorin und Kartenzeichnerin für verschiedene Verlage tätig war, ehe sie zu schreiben begann. 1999 gewann sie mit ihrer Kurzgeschichte „Whispers of the Mist Children“ den Aurealis Award for Best Fantasy Short Story. 2001 erschien dann ihr erster Roman, der erste Band der Trilogie Die Gilde der Schwarzen Magier. „Götter“, der dritte Band des Zyklus Das Zeitalter der Fünf, erscheint im März dieses Jahres. Die Autorin arbeitet derweil an „The Magician’s Apprentice“, einem Prequel zur Magiertrilogie. Auch ein dreibändiges Sequel ist in Arbeit.

Broschiert 800 Seiten
Originaltitel: Last of the Wilds
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3-570-30433-4

http://www.trudicanavan.com/
http://www.randomhouse.de/cbt/

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