Schlagwort-Archive: SF

Lyon Sprague de Camp – Ein Yankee bei Aristoteles. Klassische SF-Erzählungen

Classic SF: Mit der Flinte im Jurassic Park

Lyon Sprague de Camp war einer der witzigsten und vielseitigsten Autoren der Genres Science Fiction, Fantasy und Phantastik. Dieser Erzählband bietet den ersten Teil seiner besten Stories: „sieben Kostproben seines schnurrigen und bissigen Humors“, wie der Heyne Verlag formuliert. Die anderen Stories finden sich in dem Erzählband „Neu-Arkadien“ (Heyne Buch Nr. 3728).

Hier gibt es beispielsweise die vielfach abgedruckte Story über Saurierjagd, in der ein paar schießwütige Yankees ein Zeitparadox erzeugen, das ihnen zum Verhängnis wird.
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Lyon Sprague de Camp – Das Orakel der Fremden. SF-Roman

Revolution auf der Welt der Bienenköniginnen

Auf der Suche nach einem verschollenen Raumschiff landet eine Wissenschaftlergruppe auf einem erdähnlichen Planeten, auf dem sich humanoide Spezies entwickelt haben, die in kleinen, bienenstaatähnlichen Gemeinschaften leben. Eine Königin herrscht über ihre Untertanen, hauptsächlich ungeschlechtliche Arbeiterinnen und Kriegerinnen. Die männlichen Nachkommen werden meist schon im zarten Säuglingsalter massakriert; nur ein paar Drohnenmännchen werden aufgezogen, damit sie die Königin befruchten.

Die irdischen Wissenschaftler machen sich in einheimischer Begleitung auf, um das geheimnisvolle Orakel zu besuchen, weil sie vermuten, dass dort vielleicht Spuren der verschollenen Expedition zu entdecken seien. Und sie entdecken noch etwas anderes: In Not geraten und von Mordbrennern verfolgt, die es auf die modernen Waffen der Terraner abgesehen haben, ist es einer der einheimischen Arbeiterinnen nicht möglich, ihre strengen Diätvorschriften einzuhalten. Sie ist gezwungen, von der Fleischnahrung der Drohnen zu kosten. Und da geschieht plötzlich etwas, das die soziale Ordnung ihrer primitiven Gesellschaft zerbrechen lässt. (Verlagsinfo)
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Richard Stone – Die Satanskunst

Politischer Cyberthriller

London im Juni 1997. Ein Demagoge namens Edmund Bording schickt sich an, die britische Regierung zu stürzen. Er zettelt einen Volksaufstand an, was einfach ist, denn Energie und Nahrungsmittel sind rationiert. Mithilfe des jungen Staatssekretärs Tom Híllard versorgt er die Massen mit der richtigen, aufpeitschen Propaganda. Doch Hillard war nicht immer so – er wurde zu Bordings willenlosem Werkzeug und glühendem Anhänger gemacht. Hillards Frau Marianne wundert sich über die Wandlung seines gesamten Charakters: Er hat sie und seine Kinder für ein Flittchen verlassen, quasi über Nacht. Sie beginnt nachzuforschen, wie es dazu kommen konnte. Prompt gerät sie in Gefahr.

Derek Sutherland, ebenfalls ein Staatssekretär, trifft sich heimlich mit Chief Detective Inspector Bill Finch von Scotland Yard. Er hegt den Verdacht, dass die Führung von Staatsschutz und Polizei nicht mehr auf Seiten der Regierung steht und mit einem ausländischen Geheimdienst zusammenarbeitet. Aber mit welchem? Als Finch einer Verschwörung in höchsten Kreisen auf die Spur kommt, erfährt er mehr Dinge, als ihm lieb ist: Totale Manipulation und Überwachung sind nicht nur möglich, sondern seit Jahren verbrecherische Praxis…
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Theodore Sturgeon – Der Gott des Mikrokosmos. SF-Erzählungen

Classic SF: Frankenstein und Plappermäuler

Der Erzählband enthält acht Stories vom besten Story-Autor der vierziger und fünfziger Jahre, Theodore Sturgeon. Und weil „Sturgeon“ auf deutsch „Stör“ bedeutet, hieß der Originaltitel „Caviar“. Die Titelgeschichte aus dem Jahr 1941 ist bereits klassischer Teil des SF-Kanons.

Der Autor
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John Christopher – Tripods 1: Dreibeinige Monster auf Erdkurs (Lesung)

Klassiker der Jugendbuch-SF

England etwa hundert Jahre nach 1967. Große Städte gibt es nicht mehr, die Menschen leben in einfachen Verhältnissen wie im Mittelalter. Sie dienen den dreibeinigen Herrschern mit einer fanatischen Begeisterung, die mit der „Weihe“ zum 14. Lebensjahr beginnt.

Der 13-jährige Will beobachtet, dass sich sein Freund Jack nach diesem Ritus eigenartig verändert hat. Als ein „Wanderer“ in sein Dorf kommt und von den letzten, frei denkenden Menschen in den Weißen Bergen (= Alpen) erzählt, flieht Will vor seiner eigenen Weihe. Er findet zwei Gefährten und macht sich auf den weiten und gefahrenreichen Weg in die Weiße Berge. Werden ihn die dreibeinigen Herrscher aufhalten?

Der Autor

John Christopher, Jahrgang 1922, schreibt seit 1949 Romane, die weltweit übersetzt und verfilmt wurden. 1976 erhielt er den Deutschen Literaturpreis für „Die Wächter“ („The Guardians“). „The Tripods“ wurde u. a. ausgezeichnet mit dem NEBULA-Award und dem Preis der Zeitung |The Guardian|. Kultstatus erlangten die „Tripods“ nicht zuletzt durch die BBC-Fernsehserie in den frühen 80er Jahren. Eine Kinoneuverfilmung unter der Regie von Gregor Jordan ist in Planung.

1) Dreibeinige Monster auf Erdkurs
2) Das Geheimnis der dreibeinigen Monster
3) Der Untergang der dreibeinigen Monster

Der Komponist

Ken Freeman begann seine musikalische Karriere im Alter von 16 Jahren. In den 1960er Jahren lernte er so viel über Elektronik, dass er kurz darauf seinen eigenen Synthesizer entwarf. 1976 arbeitete er mit dem Produzenten Jeff Wayne an einer Adaption von H.G. Wells‘ [„Krieg der Welten“. 1475 Danach komponierte er fürs Fernsehen. Seine Musik für einen BMW-Werbespot erregte die Aufmerksamkeit des TV-Produzenten Richard Bates, der Freeman als Komponisten für die neu geplante TV-Serie „The Tripods“ (s. o.) engagierte. Mehr Info: http://www.topnote.co.uk (ohne Gewähr).

Die Tonbearbeitung erfolgte durch Patrick Ehrlich vom studio__wort, Berlin. Bearbeitung und Regie lagen in den Händen von Dirk Kauffels.

Der Sprecher

Torsten Michaelis, Jahrgang 1961, spielt Theater (u. a. am Deutschen Theater und am Carrousel-Theater in Berlin), arbeitet als Synchronsprecher und -regisseur (u. a. an „CSI Miami“) und dreht Fernseh- und Kinofilme (u. a. 2004 „NVA“ von Leander Haußmann). Bekannt wurde er vor allem als deutsche Stimme von Wesley Snipes.

Durch seine Palette an verschiedenen Klangfarben setzt man ihn für die unterschiedlichsten Synchronrollen ein. Seit seinem 7. Lebensjahr leiht er den Film- und Fernsehfiguren seine Stimme, u. a. in „Das 5. Element“, „Leaving Las Vegas“, „Species“, „Charmed“, „Jackie Brown“, „Armee der Finsternis“, „The Stand“, „Star Trek“, „True Lies“, „Nip Tuck“ und natürlich „Blade“ (mit Wesley Snipes). Nebenbei ist Michaelis als Hörbuch-Interpret tätig.

Handlung

Jahre nach der Eroberung der Erde durch die dreibeinigen Herrscher trifft sich Will Parker, 13, wieder mal mit seinem besten Freund Jack. Es ist ein sonniger Samstag im Mai. In den Ruinen am Stadtrand will er ihm die seltene Armbanduhr, die Will seinem Vater entwendet hat, zeigen. Klar, dass der fiese Vetter Henry sie nicht sehen darf, denn er würde Will garantiert verpfeifen. Will läuft weg, stürzt und schon ist das Malheur passiert: Henry sieht die kostbare Uhr und nimmt sie an sich. In einem harten Fight kann der hinzugekommene Jack die beiden Streithähne auseinanderbringen und die Uhr zurückerobern. Er schickt den jüngeren Henry weg und hilft Will beim Zurückgeben der Uhr. Alles geht gut. Will fragt sich, ob er in einer Woche immer noch einen so guten Freund in Jack haben wird. Denn dann findet die Weihe statt.

Die alte Zeit

Jack hat sich darüber auch schon Gedanken gemacht. Er könnte durch die Weihe ein Wanderer werden, denn bei diesen schlug die Weihe fehl. Die Kappe, die einem die dreibeinigen Herrscher aufsetzen, soll ja schützen. Aber vor was? Nur bei jedem Zwanzigsten versagt sie, und dann wird aus dem Geweihten ein Wanderer, natürlich ohne Kappe. Wanderer seien melancholisch, vielleicht sogar geistesgestört, heißt es. Was war das wohl für eine Zeit vor den dreibeinigen Herrscher, als die Menschen so wunderbare Dinge wie die Uhr von Wills Vater erschaffen konnten? Mittlerweile wird es das Schwarze Zeitalter genannt. Aber warum? Einmal hat Jack an der Meeresküste das Wrack eines Schiffes gesehen, das viel größer war als ganz Alton, Jacks und Wills Dorf. Jene Menschen müssen also großartige Dinge geschaffen haben. Warum sind sie dann den Tripods unterlegen?

Die Weihe

Es ist Juni, der Heumond, in Alton. Heute findet Jacks Weihe statt. Jack, Will, der Geistliche und andere warten auf das Erscheinen des dreibeinigen Herrschers. In einem Jahr werden auch Will und Henry an dieser Stelle warten. Und da kommt er auch, riesig hoch, einen langen Schatten werfend. Auch Sir Geoffrey, der alte Graf von Alton, verbeugt sich. Ein langer metallener Tentakel ergreift Jack und hebt ihn ins Innere der Kugel, die über den drei langen Beinen sitzt. Stunden später wird Jack zurückgebracht, auf seinem kahlrasierten Schädel sitzt das Metallgeflecht der Kappe, welche er bis zu seinem Tod tragen wird. Als Will zwei Tage später Jack alleine sprechen kann, antwortet dieser ruhig und monoton, es sei alles Unsinn gewesen, was er über die alte Zeit gesagt habe. Will ist enttäuscht.

Ozzy Mandy

Eines Tages taucht im Dorf ein besonderer Wanderer auf. Er nennt sich Ozzy Mandy und König des Reiches, singt an den Wegkreuzungen und erringt dadurch Wills besonderes Interesse. Obwohl sein Vater dies gar nicht gern sieht, gelingt es Will drei Tage später, Ozzy in den Ruinen zu treffen. Ozzy hat viele Antworten auf Wills Fragen und schließlich verrät er ihm sogar, dass er gar kein Wanderer sei, sondern ein FREIER MENSCH. Wahnsinn, denkt Will. Ozzy erzählt, dass die Tripoden wahrscheinlich von einer anderen Welt kommen und die Menschen in einem großen Krieg mit vielen Toten unterworfen haben. Und die Unterwerfung setzten sie jetzt immer noch mit Hilfe der Kappen fort. Diese programmieren ihre Untertanen zu Gehorsam und Zufriedenheit. In den Weißen Bergen im Süden jedoch leben FREIE MENSCHEN, wie Ozzy einer ist. Sein Auftrag bestünde darin, Ungeweihte wie Will zu finden und in die Weißen Berge zu schicken. Er gibt ihm einen Kompass und eine Landkarte.

Aufbruch

Zwei Wochen vergehen nach Ozzys Verschwinden. Will brennt darauf abzuhauen, doch nachdem Henrys Mutter gestorben ist, wird er in seinen Haushalt aufgenommen, so dass sich Will sehr vor ihm in Acht nehmen muss. In einer Vollmondnacht riskiert er den Aufbruch und holt seine Vorräte. Da überrascht ihn Henry. Es kommt zu einem Kampf, nach dessen Ende sich Will gezwungen sieht, Henry mitzunehmen, will er nicht sofort gejagt werden.

Schon bald zeigt sich, wie richtig Wills Entscheidung war, Henry mitzunehmen. Alleine läge er schon längst mit gebrochenem Fuß irgendwo im Regen und würde sich eine Lungenentzündung holen. Zusammen schaffen sie es jedoch bis an die Südküste. Im Hafen von Romney rettet Kapitän Curtis die Jungs davor, von Kapitän Rowley schanghait zu werden, und nimmt sie auf seinem Schiff mit. Bei der Überfahrt in das Land jenseits des Meeres tauchen jedoch sechs riesige Tripoden auf, die mit ihren Metallbeinen enorme Wellen erzeugen und das kleine Schiff fast zum Kentern bringen. Doch sie lassen es unbehelligt, denn die beiden Ausreißer sind gut versteckt.

Jenseits des Meeres

An der Küste des anderen Landes – Namen wie „Frankreich“ sind schon längst vergessen – ermahnt sie Kapitän Curtis, Menschen aus dem Weg zu gehen. Allerdings kommen sie nicht weit. Schon hat sie ein treuer Untertan der Tripoden am Schlafittchen und steckt sie zusammen in den Keller der nächsten Kneipe. In der Nacht kommt ein Junge in Wills Alter an ihre Tür und entriegelt sie. Er hat sie beobachtet durch das seltsame Gestell, das er auf der Nase trägt und als „Brille“ bezeichnet. Er ist sehr scharfsinnig, kann sogar ein wenig Englisch sprechen. Und das Allerbeste: Wenn sie ihn mitnehmen, lässt er sie frei. Das lassen sie sich nicht zweimal sagen, denn wie Kapitän Curtis sie ermahnte, sollen sie Erwachsene meiden, denn die seien alle von den Tripoden gesteuert.

Zusammen machen sich Will und Henry mit ihrem neuen Freund Bienpaul nachts in die Felder davon, nicht ohne ein paar Vorräte eingesackt zu haben, versteht sich. Aufregende Abenteuer erwarten sie, unbekannte Menschen und viele seltsame Anblicke. Doch werden die Tripoden sie wirklich bis zu den Weißen Bergen gelangen lassen?

Mein Eindruck

Klingt das nicht ein wenig nach der Story von „Stand by me“? Nein, nicht ganz. Es gibt am Ende der Reise keine Leiche zu finden, geschweige denn sie zu verteidigen. Und es gilt auch keine eigenen Ängste und Unzulänglichkeiten „with a little help from my friends“ zu überwinden – na ja, schon ein bisschen, denn das ist ja der Sinn des Abenteuers. Aber das Hauptthema der Geschichte ist der Ausbruch aus dem geistigen Gefängnis, in das die dreibeinigen Herrscher, die Tripoden, die Menschheit gezwungen haben. Und der zweite Schritt besteht im Eintritt in die Zone der FREIEN MENSCHEN, was die endgültige Befreiung aus dem genannten Geistesgefängnis bedeuten würde.

Der Preis der Freiheit

Nachdem sich die drei Gefährten zusammengefunden und -gerauft haben, stellt ihnen die neue Gesellschaft, die sie im ehemaligen Frankreich vorfinden, eine gewaltige Falle. Es kommt also darauf an, sie rechtzeitig zu erkennen und ihr zu entgehen. Leichter gesagt als getan. Die Freiheit durch einfaches Abhauen zu erlangen, wäre ja viel zu einfach und auch jenseits aller Wahrscheinlichkeit in einem Land, das von den Tripoden und ihren bekappten Untertanen beherrscht wird. Nein, es gilt die Freiheit zu erkämpfen, damit sie überhaupt etwas von Wert ist.

Die Fallen

Die erste Falle besteht in Dankbarkeit. Will ist der Gräfin de la tour rouge dankbar dafür, dass sie ihn vor dem Tod durch Krankheit bewahrt hat. Sie versorgt ihn und seine Freunde. Die zweite Falle besteht in der Liebe. Will verliebt sich in die gräfliche Tochter Heloise, die ihn während seines Fiebers gepflegt hat. Die dritte Falle besteht in der Selbsttäuschung, andere Menschen – wie die liebe Heloise – verfügten über die gleiche Willensfreiheit wie Will selbst. In einer einprägsamen Szene begeht Will einen großen Tabubruch, indem er Heloises Kappe enthüllt.

Die vierte Falle besteht in dem Angebotsköder, in die Ränge der Adligen aufgenommen und so der Gräfin und Heloise gleichgestellt zu werden. Will braucht lediglich in die Adoption einzuwilligen und die Weihe anzunehmen. Doch diese Abkürzung zu immerwährender Gesundheit und der Liebe an Heloises Seite, wenn nicht sogar Reichtum, ist keine Wahlmöglichkeit, die Will, der Bauerntrampel, annehmen möchte.

Die fünfte Falle besteht im Verrat der eigenen Gefährten, wie könnte es auch anders sein. Nach ein paar Tagen der Flucht aus der Obhut der französischen Adligen wundern sich die drei Gefährten, warum die Tripoden in der Lage sind, ihnen zu folgen. Die tun dies zwar mit gehörigem Abstand, aber dennoch so beharrlich und zielsicher, dass es verdächtig erscheint. Ganz besonders dann, wenn sich die Gefährten sorgfältig verstecken. Der Verdacht fällt auf denjenigen unter ihnen, der als letzter zu ihnen stieß: Will. Und richtig: Er hat ihnen etwas Wichtiges verschwiegen.

Die sechste Falle ist natürlich der rein körperliche Widerstand, den die Tripoden den Flüchtigen entgegensetzen. Dagegen helfen nur Handgranaten und ein gutes Versteck. Doch auch danach darf man sich nicht zu früh freuen …

Die neue Welt

Wills Welt ist auf die wirtschaftliche Ebene des Mittelalters zurückgefallen. Nur Artefakte wie die väterliche Armbanduhr erinnern noch an vergangene Zeiten, in der die Technik herrschte. Es gibt eine von Pferden über alte Schienen gezogene Bahn – das Maximum an Technik. Die Zeit, aus der die alte Technik stammt, ist nicht von ungefähr genau unsere Zeit bzw. die Zeit um 1967, also vor 41 Jahren.

Der Autor warnt indirekt vor einem Rückfall auf ein niedrigeres Kulturniveau. Mal angenommen, nicht die Außerirdischen hätten die Menschheit vernichtet, sondern diese sich in einem Atomkrieg selbst. Das Ergebnis käme dem, was die Jungs vorfinden, ziemlich nahe. Die Warnung dürfte ziemlich klar sein, ist aber für einen SF-Leser nichts Besonderes. In der SF finden sich solche [Menetekel]http://de.wikipedia.org/wiki/Menetekel allenthalben.

Das gesellschaftliche Niveau ist der mittelalterlichen Kultur angemessen: In dem vormaligen Frankreich herrscht ein König von Tripods Gnaden, und mit ihm seine Adligen, denen das Land als Treuhändern gehört. Das ist Feudalismus in Reinkultur. Kein Wunder, dass es auch Ritterturniere gibt, auf denen Festköniginnen gekrönt werden.

Die vergangene Welt

Die drei Gefährten gelangen in das verwüstete und verfallende Paris. So etwas hat Will noch nie gesehen, noch nicht mal für möglich gehalten: eine einzige Stadt, die sich von Horizont zu Horizont erstreckt. Keine Menschen leben hier in den Ruinen, wie sie es noch in John Wyndhams Klassiker [„Die Triffids“ 4281 tun konnten, sozusagen als Jäger und Sammler. Nein, hier lebt nur das Wild – und dessen tierische Jäger. Es ist eine Szenerie wie aus [„I am Legend“,]http://www.powermetal.de/video/review-1376.html dem neuen SF-Schocker mit Will Smith. Nur mit dem Unterschied, dass es hier nicht einmal mehr Mutanten gibt. Die Tripoden haben schon dafür gesorgt. Will & Co. müssen vor den Raubtieren abhauen. Ein deutliches Zeichen dafür, dass der Menschen nicht mehr Herr der Welt ist.

Die Welt der Zukunft

Noch verstecken sich die Freien Menschen in den tiefen Tunnels, die ihre Ahnen in die Schweizer Berge gebuddelt und gebohrt haben. Dorthin können ihnen offenbar die Tripoden nicht folgen, und so bieten die Tunnels guten Schutz gegen die Unterdrücker. Aber so schön ein freier Ausblick auf den Genfer See auch sein mag, so unfrei ist doch der Rest der Welt. Es ist offensichtlich eine Aufgabe der Freien Menschen, den Rest der Menschheit aus seiner mehr oder weniger freiwilligen Versklavung zu befreien. Doch wer soll der neue Moses und Widerstandskämpfer sein? Dreimal darf man raten, welche Pläne der Autor mit Will Parker hat.

Das Booklet

… umfasst die oben angeführten Informationen über Sprecher, Komponist und Autor sowie die Credits. Zusätzlich findet sich noch eine Notiz über die Beweggründe, die John Christopher veranlassten, „The Tripods“ zu schreiben. Er war davor ein Autor von Erwachsenenromanen gewesen, wurde aber von seinem Verleger nach einem „vernünftigen Jugendbuch mit Science-Fiction-Thematik“ gefragt. Er überlegte sich, was an SF denn noch interessant sein könnte und entwarf eine Invasion, die zu einem neuen Mittelalter führen würde. Mit Letzterem kannte er sich aus, und zum Thema Invasionen brauchte man bloß H. G. Wells‘ Roman „Krieg der Welten“ von 1898 lesen. Gerade die Kombination von futuristischen Herrschern in einem mittelalterlichen, monarchistisch geprägten Europa zeichnet die Tripod-Bücher aus, denn so sind sie für jeden Leser verständlich.

Die Inszenierung

Bei dieser Version des Textes handelt es sich um eine inszenierte Lesung mit Geräuschen und Musik. Ich stelle die einzelnen Komponenten vor und beurteile sie.

Der Sprecher

Torsten Michaelis ist zwar kein Stimmkünstler wie Rufus Beck – das kann ja auch nicht jeder sein. Aber es gelingt ihm, bestimmte Figuren durch deren Sprechweise zu charakterisieren. So redet der „geweihte“ Jack ruhig und monoton statt wie zuvor lebhaft und abwechslungsreich. Ozzy, der freie Wanderer, ist ein kuriose Figur, denn er spricht viel in rhythmischen Versen und zitiert salbungsvoll aus der Bibel. Das klingt gestelzt und soll auch unnatürlich und gewöhnlich wirken.

Der Junge, der sich Bienpaul nennt, spricht stets mit einem französelnden Akzent, so dass sich der Unterschied zu Will und Henry immer wieder ergibt. Ein weiterer Kontrast entsteht durch Wills Begegnung mit der süßen Heloise. Ihre Stimme ist ein wenig höher intoniert als die der Jungen, und häufig flüstert sie mit Will über vertrauliche Dinge.

Geräusche

Die Geräuschkulisse beschränkt sich auf das Notwendigste, aber das ist immerhin mehr als gar keine. Im Wald hören wir die Vöglein zwitschern, besonders häufig in idyllischen Szenen. Wie beim Auszug der Hobbits aus dem Auenland trappeln die Pferde der Verfolger ähnlich unheilverkündend. An der Küste kreischen die Möwen, versteht sich. Die Pferdebahn macht sich durch ein Rollgeräusch bemerkbar.

Bei ihren Abenteuern in den Pariser Metro-Tunneln testen die Freunde ein paar Handgranaten – bäng! Und dieses Geräusch wiederholt sich, als sie diese Waffe tatsächlich gegen die angreifenden Tripoden einsetzen müssen – bäng, bäng! Eine bemerkenswerte Abwechslung bildet das Turnier der Gräfin. Hier hören wir eine Fanfare (der Musik) und einen Trommelwirbel.

Die Geräusche überdecken niemals den Vortrag, und nur ab und zu werden sie zwecks erhöhter Wirkung – etwa beim Turnier – mit der Musik kombiniert. Der Vortrag bleibt also stets klar verständlich.

Musik

Ken Freemans Musik beschränkt sich nicht nur auf eingängige dynamische oder atmosphärische Kompositionen, sondern trägt auch eine Menge Sounds bei, die nur unterschwellig auf das Gehör des Zuhörers wirken. Sie steuern die Emotionen subtiler, etwa indem sie eine bedrohliche Stimmung durch einen tiefen Basston erzeugen. Hin und wieder ist auch eine Fanfare zu vernehmen oder eine Art Geheul.

Sicherlich hat sich der Leser schon gefragt, ob denn die Tripoden einen Laut von sich geben, so wie die marsianischen Eroberer in der Musicalversion von H. G. Wells‘ Roman „Krieg der Welten“. Diese kreischen ein unheimliches „uu-lah!“, als es mit ihnen zu Ende geht, vernichtet von irdischen Mikroben. Doch derartige Eloquenz ist Christophers Tripoden völlig fremd. Sie schweigen die ganze Zeit. Das macht es dem Komponisten zur Aufgabe, sie wenigstens mit Sounds zu einer akustischen Präsenz zu zwingen.

Am Schluss ist dem Hörbuch noch ein „Bonustrack“ beigefügt, der Freemans Kunst noch einmal belegen soll. Sei’s drum. Seine Musik fand ich zwar aufgrund ihrer elektronischen Erzeugung ganz passend zu den Tripoden, aber umgehauen hat mich nichts davon. Und das, obwohl ich Elektrobands wie die Art-Rocker Emerson, Lake & Palmer oder Yes mag. Wenigstens ist Freeman nicht so kitschig-süßlich wie der „Blade Runner“-Soundtrack von Vangelis.

Unterm Strich

Aufgrund meiner Inhaltsangabe dürfte sich jetzt so mancher Leser wundern, wie denn der Titel „Dreibeinige Monster auf Erdkurs“ dazu passt, dass die Tripoden auf der Erde bereits die Herrschaft übernommen haben. Das frage ich mich allerdings auch und kann nur darauf verweisen, dass es sich um eine ganze Serie handelt, die in den drei Hörbüchern nur in einem schmalen Ausschnitt präsentiert wird.

Das Alter und Geschlecht der Hauptfiguren liefert einen deutlichen Hinweis, dass diese Bücher für dreizehnjährige Jungs gedacht sind. Als diese Bücher geschrieben wurden, sahen sich die Autoren noch nicht veranlasst, für beide Geschlechter zu schreiben – Jungsbücher waren eben für Jungs, und für Mädchen gab was anderes, aber ohne Monster. Basta! Das niedrige Lesealter verbot es dem Autor offenbar, ein schrecklicheres Szenario zu entwerfen, das ich für weitaus wahrscheinlicher halten würde.

Was der relativ abwechslungsreichen Geschichte Wills noch fehlt, ist eine Vorgeschichte. Wir erfahren nicht, auf welche Weise es den Tripoden gelang, die Menschen zu besiegen, geschweige denn, warum diese Metalldinger überhaupt zur Erde gelangen wollten. Denn es ist wohl kaum der Lebensraum, den sie hier finden und den sie vielleicht auf ihrer Heimatwelt verloren haben könnten. Metallmonster brauchen keinen Lebensraum, da sie künstliche Maschinen sind. Wer steuert diese Dinger und was fangen sie mit der Erde und den Menschen an? Viele Fragen, die einer Antwort harren. Diesbezüglich lässt uns das Abenteuer etwas unzufrieden zurück.

Das Hörbuch ist als inszenierte Lesung relativ aufwendig gestaltet. Hinsichtlich Sprecher, Geräuschen und Musik hat sich der Verlag Mühe gegeben. Auch das Booklet ist informativ gestaltet. Darüber kann man also nicht meckern.

Hinweis

Eine Auswahl an weiterführenden Internetadressen findet sich im Booklet (alle ohne Gewähr)

http://www.tripods.de
http://www.diedreibeinigenherrscher.de
http://www.bbc.co.uk/cult/classic/tripods
http://www.sf-radio.net/tripods
http://www.moviefans.de/a-z/t/tripods/index.html
http://www.arena-verlag.de
http://www.patmos.de

Originaltitel: Tripods 1, 1967
Aus dem Englischen übersetzt von Wolfgang Schaller, neu bearbeitet und aktualisiert von Sabine Rahn
270 Minuten auf 4 CDs

http://www.patmos.de|
Siehe ergänzend dazu die [Rezension 3727 von Dr. Bianca Altvater zur Hörbuch-Trilogie.

Dieter Wessels (Hg.) – Classic Science Fiction Stories. Fremdsprachentexte

Die Klassik der SF dauerte nur 30 Jahre

In der englischen Originalsprache enthält dieser Auswahlband Erzählungen von Isaac Asimov, E.F. Russell, Philip K. Dick, Robert A. Heinlein, John Wyndham, Harlan Ellison, John Wyndham, Alfred bester, J.G. Ballard und Harry Harrison – allesamt Autoren der ersten Liga, aber es sind keine weiblichen Vertreter darunter und auch keine Nicht-Angelsachsen.

Das Besondere an dieser Ausgabe ist die Kurzcharakteristik zum jeweiligen Autor und – das ist rar – eine Interpretationshilfe zur jeweiligen Erzählung. Mittelgute Englischkenntnisse sind für die Lektüre natürlich Bedingung, aber viele neue Vokabeln werden in Fußnoten erklärt.

Hier findet man unter anderem:

1) Die Story von dem Roboter, der für den Mond gebaut wurde und nun auf einem irdischen Schrottplatz landet – mit unerwarteten Folgen;
2) Die Story von dem Roboter, der sich für einen Menschen hält, aber in Wahrheit ein Infiltrant der Aliens ist;
3) Die Story von dem Flottenkommandanten, den ein kleines Mädchen zum Weinen bringt;
4) Die Story von der übervölkerten Welt, auf der zwei Glückspilze noch eine unbelegte Besenkammer finden; und weitere.
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Jack Vance – Das Gesicht (Dämonenprinzen 4)

Rundum gelungener Abenteuerroman: Die Jagd auf den wütenden Darsh

Auf seinem Rachezug durch den Kosmos ist Kirth Jersen an der vierten Station angelangt. Der Name seines Opfers: Husse Bugold, ein Dämonenprinz, der als einer von fünf Aliens an der Auslöschung von Gersens Familie beteiligt war. Sein Deckname: Lens Larque. Wie immer gibt es einen Haken an der Sache, und der Gegner schläft nicht…
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George R. Stewart – Leben ohne Ende (Meisterwerke der Science Fiction)

Klassiker des Katastrophenromans

Eine rätselhafte Viruspest greift um sich wie ein Steppenbrand und rafft weltweit die Menschen dahin. Die Ordnung bricht zusammen, es gibt keine Regierungen, keine Kommunikation, keine Infrastruktur mehr. Nur ein Prozent der Weltbevölkerung überlebt die verheerende Seuche. Die Zivilisation wird ausgelöscht. Die Übriggebliebenen müssen neue Wege des menschlichen Zusammenlebens suchen… (Verlagsinfo)
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Curt Siodmak – Hausers Gedächtnis

Im Kalten Krieg: Risiken der Gedächtnisübertragung

Der amerikanische Neuro-Biochemiker Prof. Patrick Cory wird von der CIA gebeten, den Gedächtnisinhalt des deutschen Physikers Karl Hellmuth Hauser zu retten, bevor der von den Russen angeschossene Patient stirbt. Die einzige Methode dafür ist Corys Spezialität: die Übertragung von RNS, die der DNA verwandt ist. Doch bevor er sich die aus Hausers Gehirn gewonnene RNS selbst injizieren kann, kommt ihm sein jüdischer Assistent Hillel Mondoro zuvor. Dieser beginnt, sich auf beängstigende Weise zu verändern …
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Isaac Asimov – Die nackte Sonne (Foundation-Zyklus 5)

Spannende Ermittlung: Als Detektiv unter heißer Sonne

Detective Elijah Baley traut seinen Ohren nicht, als er von seinem neuen Auftrag erfährt: Er soll die Geborgenheit seiner „Stahlhöhle“ New York verlassen und nach Solaria fliegen, einer dünn besiedelten Welt der Spacer. Er wurde angefordert, um einen rätselhaften Mord aufzuklären, der absolut jeder Logik entbehrt.

Auf Solaria bekommt Elijah Angstzustände, sobald er sich unter freiem Himmel sieht, aber sein Partner, den er aus einer früheren Ermittlung kennt, beruhigt ihn: Robot Daneel Olivaw. Doch auch noch auf den zweiten Blick sieht R. Olivaw wie ein Spacer bzw. wie ein Mensch aus. Und das hat alles seinen guten Grund, wie sich herausstellt…

Dies ist der zweite Weltraumkrimi Asimovs, nachdem er mit „The Caves of Steel“ (Die Stahlhöhlen, ungekürzt 1988) einen ziemlichen Erfolg verzeichnen konnte. Und dies ist der Startpunkt für die zahlreichen Roboter-Romane Asimovs, die er schließlich mit den Motiven aus dem Foundation-Zyklus zu seiner eigenen Geschichte der Zukunft vereinigte.
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Cory Doctorow – Upload

Ein Spinner zwischen Komset und Furzmobil

In naher Zukunft gibt es neben den Nationalstaaten noch eine weitere Art von Staaten: virtuelle Netzwerke, die über das Internet verbunden sind. Diese „Stämme“ haben sich nach den Zeitzonen der Erde organisiert. Und sie bekämpfen sich nicht weniger erbittert als ihre Vorbilder in der realen Welt. Nur mit völlig anderen Mitteln. (abgewandelte Verlagsinfo)
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Frank Herbert – Das Dosadi-Experiment (Caleban 2)

Mehr Gerichtsdrama als Actionthriller

Mit dem Roman „The Whipping Star“ (dt. als „Der letzte Caleban“ bei |Heyne|) schrieb Frank Herbert (1920-86) den ersten Band der Caleban-Dilogie. „Das Dosadi-Experiment“ ist die direkte Fortsetzung zu „Der letzte Caleban“, mit den gleichen Hauptfiguren, den intelligenten Sonnen (Calebans) und dem menschlichen Agenten Jorj X.McKie.

Beide Bücher sind sowohl Agententhriller als auch Untersuchungen über das Phänomen fremdartiger Intelligenzformen und Herberts Aussagen dazu. Sie mögen interessante Analysen sein, doch als Thriller funktionieren nicht, denn die Handlungsstruktur ist etwas zu komplex. Wenn Herbert hier die Null-A-Serie van Vogts nachahmen wollte, so ging der Versuch daneben.

„Das Dosadi-Experiment“ ist zwar nicht gerade ein Flop, aber weit von der Qualität der meisten Wüstenplanet-Romane entfernt.

„The Dosadi Experiment“ wurde für einen Locus Award als bester SF-Roman des Jahres 1978 nominiert, verlor aber gegen Frederik Pohls weitaus besseren Roman „Gateway“.

Der Autor

Frank Herbert (1920-1986) wuchs im Nordwesten der USA auf, arbeitete als Reporter und Wahlkampfhelfer, bevor und während er ab 1952 seine ersten SF-Stories veröffentlichte, denen 1956 der erste Roman „Dragon in the Sea“ folgte. 1963 -1965 wurden seine Stories um den Wüstenplaneten Arrakis in „Astounding“ publiziert, doch um seinen daraus aufgebauten Roman „Der Wüstenplanet“ unterzubringen, musste Herbert erst 20 Ablehnungen kassieren, bevor es ihm 1965 gelang, den Verlag Chilton Book Co. zu gewinnen, der mehr für seine Autoreparaturratgeber bekannt war.

Die DUNE-Saga umfasste schließlich sechs Romane aus Frank Herberts Schreibfabrik, von denen die ersten drei verfilmt worden sind. Herbert schrieb neben 20 anderen SF-Romanen auch einen interessanten Non-SF-Roman namens „Soul Catcher“, der noch nicht übersetzt worden ist.

Die Fortsetzung von „Der letzte Caleban“ trägt den Titel „Das Dosadi-Experiment“ (siehe meinen Bericht). Beiden Romanen ging 1964 die Story „The tactful saboteur“ voraus, die in dem Sammelband „Frank Herbert: Der Tod einer Stadt“ abgedruckt ist.

Handlung

Die Calebans haben der Gemeinschaft menschlicher Welten die Sprungtüren hinterlassen, die kreuz und quer durch die Galaxis führen. Inzwischen sind auch Aliens wie die froschartigen Gowachin und die Pan-Spechi in die Geistesgemeinschaft der besiedelten Welten aufgenommen worden und dürfen die Sprungtüren benutzen. taprisioten vermitteln verzögerungsfreie Gehirn-zu-Gehirn-Gespräche.

Unterstützt von einem Caleban führen die Gowachin auf dem Planeten Dosadi seit 20 Generationen unter dem Schutz eines (fast) undurchdringlichen tempokinetischen Energieschirms – der Gottes-Mauer“ – ein Experiment durch. Auf engstem Raum zusammengepfercht und inmitten einer giftigen Umwelt leben mehr als 300 Millionen Nachkommen verschleppter Menschen und Gowachin unter schlimmsten Bedingungen.

Das Experiment

Dieses Experiment sollte ursprünglich der Zuchtwahl dienen und so die jeweils rassisch wertvollsten Exemplare hervorbringen. Diese wiederum sollten der Führungsschicht der Gowachin, den „Puppenspielern“, Körper von höchster Qualität für den Körpertransfer liefern. So würden die Puppenspieler Unsterblichkeit erlangen. In diesem Universum sind Körper und Geist austauschbar geworden, und keine Identität ist, was sie zu sein scheint.

Doch nach so langer Zeit ist Dosadi zu einer sozialen Bombe geworden, vor der selbst ihre Schöpfer Angst haben. Sie wollen das Experiment stoppen und den Planeten vernichten, bevor die Geistesgemeinschaft davon erfährt, die solche Experimente als höchst illegal einstuft.

Der Saboteur

Jorj X.McKie ist einer der wenigen Menschen, die vielleicht noch etwas unternehmen können. Als Anwalt eines Gowachin namens Aritch – eines Strohmanns der „Puppenspieler“ – begibt er sich nach Dosadi und schließt sich schon bald der Widerstandsbewegung der Menschen an, die unter Führung der früheren Regierungsbeamtin Keila Jedrick gegen die Gowachin-Machthaber rebellieren.

Zwar ist McKie anfangs noch unbedarft wie ein Kind, doch er wird in kurzer Zeit zum Dosadi, brutal und illusionslos. In den Kämpfen gegen die Dosadi-Gowachin erfährt er als Jedricks Gefährte, was hinter dem Experiment steckt. Und er hat nur noch 60 Stunden Zeit, eine Lösung zu finden und die ganze Bombe zu entschärfen.

Mit Jedrick vereinigt er sich zunächst körperlich, dann auch geistig, der Austausch der Bewusstseine klappt reibungslos. Zusammen teleportieren sie vom Planeten, nachdem sich der Anführer der Dosadi-Gowachin, Broey, gestellt hat. Während sich Jedrick, eine wertvolle Zeugin, versteckt, steht McKie vor Gericht.

Es ist ein Gericht nach Gowachin-Recht, und der Ausgang ist daher immer tödlich – doch für wen? Mit mehreren Winkelzügen gelingt es ihm, den Fall zu gewinnen. Leider bringen seine Gegner seine Geliebte Jedrick um, doch was bedeutet schon ein Körper? Ihr Geist lebt in McKie weiter. Und alle Dosadi-Bewohner werden auf die ahnungs- und wehrlose Galaxis losgelassen…

Meine Meinung

Überbevölkerung war eines der Schreckgespenster der 70er Jahre, nachdem der |Club of Rome| seine schrecklichen Prognosen abgegeben hatte. Auch John Brunner schrieb 1968 mit „Stand on Zanzibar“ eine dystopische Horrorvision von den Folgen dieser Entwicklung. Doch nur Herbert verknüpft das Thema mit seinem alten Standard der rassischen Zuchtwahl, den er schon in „Der Wüstenplanet“ benutzt hatte (der Held, Paul Atreides, ist das Produkt der Zuchtwahl eines Frauenordens).

Während es ihm in „Dune“ gelungen war, fremde Intelligenz – die Fremen, die Mentaten, Bene Tleilax usw. – interessant darzustellen, führt Herbert hier die Gowachin und anderen Aliens nur oberflächlich vor, anhand weniger Exponenten: Aritch, die Puppenspieler, die Calebans usw.

Die Dosadis werden vor allem durch Jedrick verkörpert, eine taffe Kriegerin, die auch strategische Fähigkeiten besitzt. Leider ist die psychologische Porträtierung zugunsten eines raschen Handlungstempos kurz gehalten. Dem Leser ist daher herzlich egal, wer nun wen umbringt oder auch nicht.

Nach der langen Exposition, die in McKies Einweisung und sein Verhör Aritchs besteht, folgt der Hauptteil auf Dosadi, der abrupt abgebrochen wird. Am interessantesten ist der letzte Teil: die lange Gerichtsszene steht einem „Court Drama“, wie es Hollywood im Dutzend produziert, in nichts nach, was Tricks, böse Überraschungen und Spannung anbelangt.

Originaltitel: The Dosadi Experiment, 1977
Taschenbuch: 285 Seiten
Aus dem US-Englischen übertragen von Walter Brumm
ISBN-13: 978-3453306196

www.heyne.de

Der Autor vergibt: (3.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Isaac Asimov – Die Stahlhöhlen (Foundation-Zyklus 4)

Dynamisches Ermittlerduo: Mit dem Robot in die Unterwelt

3000 Jahre in der Zukunft. Während die „Spacer“ genannten Weltraumsiedler auf ihren dünnbesiedelten Welten leben, die ihre Vorfahren kolonisiert haben, vegetieren die Menschen der alten Erde, zu Millionen zusammengepfercht, in überkuppelten Metropolen: den Stahlhöhlen.

In der Spacer-Kolonie außerhalb New Yorks wird unter rätselhaften Umständen ein Spacer ermordet. Politische Repressalien drohen, und der Polizei-Commissioner Enderby betraut seinen besten Mann Elijah Baley mit der Aufklärung des Mordes. Doch zum ersten Mal in seinem Leben soll Baley mit einem Ermittler der Spacer zusammenarbeiten, ausgerechnet mit einem Roboter: R. Daneel Olivaw. Doch warum zum Kuckuck sieht Olivaw genauso aus wie ein Mensch? Wird er sich auch wie einer verhalten? Und was, wenn nicht?
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Buzz Aldrin / John Barnes – Begegnung mit Tiber

Mit Buzz Aldrin wagte sich wieder einmal ein Fachmann der bemannten Raumfahrt an einen SF-Roman – das kann ein Vor- oder ein Nachteil sein. Aldrin betrat nach Neil Armstrong als zweiter Mensch den Mond. Nach dieser Apollo-11-Mission promovierte er über Astronautik und gilt auch als Experte für Raumfahrtpolitik. Bereits auf den ersten Seiten merkt der Leser, dass hier jedes einzelne Detail, jeder Handgriff im Umgang mit einem Raumfahrzeug bekannt und belegbar ist. Man kann sich beruhigt zurücklehnen und genießen, wenn man ein Technikfan ist. Andere Leser dürfte eher anöden, wenn sich der Experte seitenlang über eine Unzahl von Raumfahrzeugen und Flugmanöver auslässt.

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Stephen Baxter – Die letzte Flut

Langsame Apokalypse

Die nahe Zukunft: Der Meeresspiegel steigt rasant an. Städte werden überflutet, Millionen von Menschen sind auf der Flucht. Was ist die Ursache für diese verheerende Flut? Der Klimawandel? Oder ein anderes, bisher unbekanntes Phänomen? Als die Wissenschaftlerin Thandie Jones eine sensationelle Entdeckung macht, beginnt ein gnadenloser Wettlauf mit der Zeit. Denn die Flut bedroht das Überleben der ganzen menschlichen Zivilisation… (Verlagsinfo)

Hintergrund der Geschichte ist, dass sich im Tiefengestein der Erde große Wasserkavernen befinden. Diese Kavernen brechen auf und überfluten die Kontinente. In den ersten Jahren steigt der Meeresspiegel um wenige Zentimeter pro Jahr, dann um mehrere Meter pro Jahr, schließlich um hunderte Meter pro Jahr. Über einen Zeitraum von 50 Jahren beschreibt der Roman die Flucht der Menschen vor der nicht aufzuhaltenden Flut. Die einen fliehen in höhere Gebiete, die anderen versuchen ihr Glück auf Flößen und die dritten bauen Archen, um zu überleben. (Wikipedia.de)
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John Birmingham – Der Effekt

Spannend: Die Amis sind weg – was machen wir jetzt?

Am 14. März 2003 verschwinden die Vereinigten Staaten von Amerika – aber wohin? Auch Teile der angrenzenden Länder werden von einer Energiewolke erfasst, die jedes Leben vernichtet. Wer oder was könnte diesen unglaublichen Effekt ausgelöst haben, fragen sich die überlebenden Amerikaner, die eigentlich gerade in den Irak einmarschieren wollten. Dieser wiederum erklärt zusammen mit dem Iran den USA den Krieg. Für die übrig gebliebenen Amis geht es nun ums nackte Überleben. Wer dachte, mit dem Verschwinden der Amis erfülle sich sein Wunschtraum, sollte einmal etwas über die möglichen Folgen lesen.
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Kate Wilhelm (Hrsg.) – Liebe ist der Plan, der Plan ist Tod (NEBULA Award Stories 9)

Der Innenraum der Science Fiction: Schlachtfelder der Zukunft

Dieser Auswahlband enthält drei preisgekrönte Nebula-Stories aus dem Jahr 1973 sowie sechs für den Preis nominierte Erzählungen von bekannten AutorInnen wie Harlan Ellison, Norman Spinrad, Gene Wolfe, James Tiptree jr. (= Alice Sheldon), Carol Emshwiller, Ben Bova, Vonda McIntyre, George R.R. Martin und Edward Bryant.
Kate Wilhelm (Hrsg.) – Liebe ist der Plan, der Plan ist Tod (NEBULA Award Stories 9) weiterlesen

Robert Rankin – Warten auf Oho (Hörbuch)

Detektivparodie, Verschwörungsfantasie und metaphysische Komödie

Gott ist tot, und seine Frau Eartha ist sauer. Gott hat nämlich vor seinem Ableben die Erde seinem Sohn Colin vererbt, obwohl er sie ihr geschenkt hatte. Damit nicht genug, trachten nun Dämonen im Auftrag eines „Ministeriums für glückliche Zufälle“ (lies: Hölle) nach der Herrschaft über eben jene nichts ahnende Erde.

Moment, ein wenig Ahnung gibt es hinieden doch: ein Dieb und ein Privatschnüffler kommen der übelriechenden Sache aus ganz unterschiedlichen Richtungen auf die Spur. Doch nach dem zu urteilen, wie sie sich anstellen, ist das Schicksal Terras mehr als ungewiss…

„Warten auf Oho“ bezieht sich im Titel – sowohl des Originals wie auch in der Übersetzung – auf Samuel Becketts Theaterstück „Warten auf Godot“. Allerdings ist Rankins Roman wesentlich lustiger, unterhaltsamer und wortreicher.
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Stanley G. Weinbaum – Die besten Stories von Stanley G. Weinbaum


Umfassende Best-of-Sammlung

Stanley G. Weinbaum wurde nur 35 Jahre alt (1900-1935), hat aber in nur ca. 18 Monaten in der Science Fiction neue Maßstäbe gesetzt. Als erster baute er ab 1934 in seine Erzählungen eine einfühlsame Schilderung fremder Lebewesen in ihrer natürlichen Umwelt ein. Seine erste Kurzgeschichte „A Martian Odyssey“ war eine Sensation und wurde 1968 von seinen SF-Kollegen auf den zweiten Platz ihrer Liste der besten Stories aller Zeiten gesetzt. Weinbaum war einer der ersten Autoren überhaupt, der sich ernsthaft mit Exobiologie und fremdartigen Ökologien beschäftigte.
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Stanley G. Weinbaum – Mars-Odyssee. SF-Erzählungen

Evolution auf Speed, die Über-Frau und andere Schrecken

Stanley G. Weinbaum hat in nur ca. 18 Monaten in der Science Fiction neue Maßstäbe gesetzt. Als erster baute er ab 1934 in seine Erzählungen eine einfühlsame Schilderung fremder Lebewesen in ihrer natürlichen Umwelt ein. Er war einer der ersten Autoren überhaupt, der sich ernsthaft mit Exobiologie und fremdartigen Ökologien beschäftigte. (aus der Verlagsinfo)
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